78_Ausgabe Dezember 2009
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Pechbrennerei in der Schlesischen Oberlausitz –<br />
Befährt man die Straße zwischen Rothenburg<br />
und Krauschwitz, so stößt man<br />
inmitten der Niederschlesischen Heide<br />
auf ein Ortsschild mit dem Namen Pechern.<br />
Dieser Name weist auf ein Handwerk<br />
hin, das diesem Ort und seinen<br />
Menschen in der Vergangenheit ein Zubrot<br />
brachte – die Pechbrennerei. Pech<br />
und Teer waren und sind gefragte Produkte.<br />
Für die Pechbrennerei war der<br />
riesige Waldbestand der niederschlesischen<br />
Heide der beste Standort.<br />
Pech war der Vorläufer für die Bezeichnung<br />
Teer. Im 17. Jahrhundert wurden<br />
beide Bezeichnungen gleichwertig gebraucht,<br />
sowohl für das dickflüssige Pech<br />
als auch für den dünnflüssigeren Teer.<br />
Das Schwarzpech wurde allgemein als<br />
Fasspech, Schiffspech und Schusterpech<br />
benutzt. Es diente auch als Zusatz bei<br />
der Herstellung von Siegellack, und in<br />
Gestalt der Pechfackel nutzte man es zu<br />
Beleuchtungszwecken. Für die Fuhrleute<br />
war es als Wagenschmiere ein ständiger<br />
Begleiter. Als Nebenprodukt der Pechbrennerei<br />
fiel Holzkohle an, die von den<br />
örtlichen Schmieden dringend gebraucht<br />
wurde. Die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten<br />
erklären auch die Bedeutung<br />
des Gewerbes der Pechbrennerei<br />
zur damaligen Zeit. Die Teerschwelerei<br />
erfolgte in Erdgruben, die Pecherzeugung<br />
in Pechöfen. So unterschied sich<br />
die Pecherzeugung in der typischen<br />
Pechofensiedlung, wie Pechern eine war,<br />
von der sorbischtypischen Teerschwelerei.<br />
Görlitz kaufte bereits 1458 vier Schock<br />
Pech von Pechern zu Verteidigungszwecken<br />
von Pechern. Erstmals wurde der<br />
Name Pechern urkundlich 1427 und der<br />
Familienname Pechmann um 1400 erwähnt.<br />
Pech und Teer wurden entweder durch<br />
Verkochen von Baumharz oder durch<br />
trockene Destillation kienreichen Holzes<br />
erzeugt. In späterer Zeit waren die überirdischen<br />
Teeröfen gegenüber den Erdgruben<br />
ein technischer Fortschritt. Ein<br />
solcher Teerofen verbrauchte jährlich<br />
etwa 150 Klafter Holz. Anfangs wurde<br />
die Pechbrennerei im Familienbetrieb,<br />
später in Genossenschaften betrieben.<br />
Alljährlich musste das Teergeld oder der<br />
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