07.03.2023 Aufrufe

158_StadtBILD_September_2016

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Portikus im Stadtpark<br />

im Stadtpark<br />

gen wurde getafelt. Für die Honoratioren<br />

gab es 150 Gedecke im Rathause. Festessen<br />

und Bälle waren in sechs weiteren<br />

Sälen. „Abends“ so berichtete Neumann,<br />

„veranstalteten die Schüler der höheren<br />

Klassen des Gym- nasiums einen Aufzug<br />

mit Fackeln zu dem prachtvoll erleuchteten<br />

Tempel, sie brachten dem Könige ein<br />

Hoch und sangen, die Fackeln vor dem<br />

Tempel auf einen Haufen werfend, das<br />

Lied ,Gaudeamus igıtur`.“ Die frischgebackenen<br />

preußischen Untertanen fanden<br />

den Ehrentempel für ihren neuen Landesherrn<br />

so ausnehmend schön, daß sie ihn<br />

ein Jahr darauf am Geburtstage Friedrich<br />

Wilhelms III., also am 3. August 1816, vor<br />

dem Webertore bei den Stadtscheunen<br />

aufstellen ließen. Allerdings nagten Wind<br />

und Wetter respektlos an dem vaterländischen<br />

Provisorium. Rundum entstand<br />

der Stadtpark, säumten Lindenalleen die<br />

früheren Feldwege zu den Viehweiden:<br />

Lindenweg, Schützenweg, Promenade.<br />

Stadtbaurat Weinhold entwarf einen<br />

schlichteren, aber größeren Neubau. (Das<br />

Entwurfsblatt ist heute im Graphischen<br />

Kabinett der Städtischen Kunstsammlungen<br />

zu besichtigen.) Das mittlerweile vergammelte<br />

Schmuckstück von 1815 verschwand,<br />

und man darf wohl mit Recht<br />

annehmen, daß es die preußischen Vorväter<br />

mindestens noch als Brennholz nutzten.<br />

1844 war der neue Portikus fertig,<br />

wie sein Vorgänger aus - Holz, also nicht<br />

für die Ewigkeit gedacht, denn neue Huldigungen<br />

konnten möglicherweise neue<br />

Tempelkosten verursachen. In dieser<br />

Form blieb der Portikus ein rundes Jahrhundert<br />

lang stehen, was für die Widerstandsfähigkeit<br />

einheimischer Hölzer und<br />

Farbanstriche spricht. Das schmucklose,<br />

klassisch schlichte und leuchtend helle<br />

Tor bot einen angenehmen Kontrast zum<br />

dunklen Grün der alten Bäume ringsum.<br />

Es stand quer über der Straße, wo die<br />

Schützenstraße in die Promenade einmündete,<br />

doch fuhr man „im Gegensatz<br />

zum Berliner Vorbild“ - nicht hindurch. Für<br />

hochrangige Gäste der Stadt, die im Ständehaus<br />

residierten, blieb es eine festliche<br />

Kulisse, etwa für Kaiser Wilhelm I. für Zar<br />

Nikolaus ll. von Rußland, für König Albert<br />

von Sachsen oder für Kaiser Wilhelm II..<br />

Weit vertrauter war der Portikus den Gör-<br />

anzeige<br />

Geschichte<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!