Unsere Lunge
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EINE UNABHÄNGIGE KAMPAGNE VON MEDIAPLANET<br />
NICHT VERPASSEN:<br />
Leben mit Allergien<br />
Tipps zur Linderung<br />
der Symptome<br />
Seite 06 – 07<br />
Auf den Kölner Dom trotz COPD<br />
Josef Brandl im Interview<br />
Seite 10 – 11<br />
<strong>Unsere</strong> <strong>Lunge</strong><br />
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />
<strong>Lunge</strong>nkrebs-Screening<br />
Experten über die<br />
Chancen und Risiken<br />
Seite 14 – 15<br />
Meine Wegbeglei terin, die Mukoviszidose,<br />
hat mich das Leben gelehrt. Sie hat mir<br />
gezeigt, wie kostbar unsere Zeit<br />
auf dieser Erde ist.<br />
Ein Einblick in die Gedankenwelt von Denise Yahrling.<br />
Asthma – COPD – <strong>Lunge</strong>nkrebs<br />
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VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT<br />
IN DIESER AUSGABE MÄRZ 2023<br />
Gulaim Steinrötter<br />
Ich bin dankbar<br />
für das Asthmaspray,<br />
das es<br />
meinem Sohn und<br />
mir als Mutter<br />
ermöglicht, sein<br />
(Kinder-)Asthma<br />
unter Kontrolle zu<br />
halten.<br />
Personalisierte Medizin<br />
lässt wieder durchatmen<br />
Neue Behandlungsmethoden bei Asthma, COPD und <strong>Lunge</strong>nkrebs<br />
erhöhen die Lebensqualität zunehmend.<br />
IN DIESER AUSGABE<br />
11<br />
Alpha-1-Antitrypsin-Mangel<br />
Jens Wittling im Interview über die<br />
Herausforderung der Diagnostik.<br />
12<br />
Asthma bronchiale<br />
Der DAAB e. V. über die Kriterien für ein<br />
kontrollier tes, ein teilweise kontrolliertes<br />
und ein unkontrolliertes Asthma.<br />
Industry Development Managerin Health: Gulaim<br />
Steinrötter, Geschäftsführung: Richard Båge (CEO),<br />
Philipp Colaço (Managing Director), Alexandra Lassas<br />
(Content and Production Manager), Henriette Schröder<br />
(Sales Director), Grafik & Illustration: Lea Hartmann<br />
artstudiolh, Cover: Privat,<br />
Mediaplanet-Kontakt: de.redaktion@mediaplanet.com<br />
Alle Artikel, die mit “In Zusammenarbeit mit“<br />
gekennzeichnet sind, sind keine neutrale Redaktion der<br />
Mediaplanet Verlag Deutschland GmbH.<br />
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die<br />
gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich,<br />
weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche<br />
Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle<br />
Geschlechter.<br />
facebook.com/MediaplanetStories<br />
@Mediaplanet_germany<br />
Prof. Dr.<br />
Klaus F. Rabe<br />
Ärztlicher Direktor<br />
der <strong>Lunge</strong>nClinic<br />
Grosshansdorf,<br />
Chefarzt Pneumologie,<br />
Direktor des<br />
Standorts Airway<br />
Research Center<br />
North (ARCN) des<br />
Deutschen Zentrums<br />
für <strong>Lunge</strong>nforschung<br />
(DZL)<br />
Text<br />
Prof. Dr.<br />
Klaus F. Rabe<br />
Atmen ist das Natürlichste im<br />
Leben. 12 bis 14 Mal pro Minute<br />
atmen wir, also rund 20.000-<br />
Mal am Tag. Und doch gibt es<br />
immer mehr Menschen, denen die natürlichste<br />
Sache im Leben schwerfällt.<br />
Ich weiß, wovon ich rede. Die Diagnose<br />
„Spastische Bronchitis“ führte mich bereits<br />
als Kind zum Pneumologen. Damals<br />
wurden noch Lebertran und Kalciumtabletten<br />
verschrieben, aus heutiger Sicht<br />
eine zweifelhafte Behandlungsmethode.<br />
Zumal sich Jahre später herausstellte,<br />
dass ich in Wirklichkeit unter Asthma litt.<br />
Salbutamol war dann das Medikament<br />
für alle, und auch das ist aus heutiger<br />
Sicht zu hinterfragen. Meine Krankheit,<br />
so lästig sie auch war, weckte mein Interesse<br />
für die Medizin und für das Organ<br />
<strong>Lunge</strong>, das mich heute, nach 40 Berufsjahren,<br />
noch immer fasziniert.<br />
Als Ärztlicher Direktor der <strong>Lunge</strong>nClinic<br />
Grosshansdorf, die im Jahr 1900 als Genesungsheim<br />
für Frauen, die an Tuberkulose<br />
erkrankt sind, eröffnet wurde, kenne ich<br />
die vielfältigen Erkrankungen der <strong>Lunge</strong><br />
mit all ihren Facetten und die Entwicklungen<br />
bei deren Behandlung. Als<br />
Standortleiter des ARCN im Deutschen<br />
Zentrum für <strong>Lunge</strong>nforschung (DZL)<br />
sehe ich anhand der vielen Studien, an<br />
denen wir in der <strong>Lunge</strong>nClinic beteiligt<br />
sind, wie die Medizin ständig mehr über<br />
diese Erkrankungen lernt. Auch wenn<br />
wir Asthma, COPD und <strong>Lunge</strong>nkrebs oft<br />
nicht heilen können, so können wir sie<br />
inzwischen besser kontrollieren und den<br />
Patient:innen bei verbesserter Lebensqualität<br />
noch gute Lebensjahre bescheren.<br />
Die Zukunft zu denken, das ist mehr<br />
als herausfordernd. So untersuchen wir<br />
z. B. in der HANSE-Studie, inwiefern<br />
eine <strong>Lunge</strong>nkrebs-Früherkennung mittels<br />
Niedrig-Dosis-CT bei Menschen<br />
im Alter zwischen 55 und 79 Jahren,<br />
die früher geraucht haben oder immer<br />
noch rauchen, sinnvoll ist. In der Telementor-Studie<br />
wird geprüft, ob digitale<br />
Kontrolle von Gesundheitsdaten via App<br />
bei COPD-Patient:innen eine Verschlechterung<br />
der Erkrankung rechtzeitig verhindern<br />
kann.<br />
Atmen ist das Natürlichste<br />
im Leben. Und doch gibt<br />
es immer mehr Menschen,<br />
denen die natürlichste Sache<br />
im Leben schwerfällt.<br />
Die <strong>Lunge</strong>nClinic ist eine von 29 Forschungseinrichtungen,<br />
die im Verbund<br />
des DZL gemeinsam zu Erkrankungen der<br />
<strong>Lunge</strong> forschen. Unser Wissen wird somit<br />
ständig größer, und davon profitieren<br />
Sie, liebe Leser:innen. Ich will Ihnen<br />
mit meinen Ausführungen Mut machen,<br />
denn viele <strong>Lunge</strong>nerkrankungen sind<br />
dank aktuellem Erkenntnisstand so zu<br />
behandeln, dass sie ein verlängertes<br />
Leben mit verbesserter Lebensqualität<br />
ermöglichen. Die folgenden Beiträge in<br />
dieser Publikation haben auch genau<br />
das zum Ziel: <strong>Lunge</strong>nerkrankten durch<br />
Erfahrungsberichte und Tipps von Expert:innen<br />
das Leben zu erleichtern.<br />
Ihnen eine gute Lektüre!<br />
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# 150323 Rev. 01
4<br />
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Das Raumklima bei<br />
Atemwegserkrankungen<br />
Gereizte Augen, eine triefende Nase und<br />
Kopfschmerzen: Sobald die wärmere<br />
Jahreszeit beginnt, sind das die typischen<br />
Symptome für eine Pollenallergie. Die<br />
klimatischen Veränderungen führen dazu,<br />
dass die Heuschnupfensaison immer<br />
länger andauert und gar früher beginnt. Je<br />
nach Region und Pollenart startet diese im<br />
März und kann sogar bis in den November<br />
andauern.<br />
Text Charlie Schröder<br />
Pollenfreie Zone in den eigenen vier Wänden<br />
durch Luftreiniger<br />
Die lästigen Beschwerden einer Pollenallergie<br />
sollten zumindest im eigenen zu Hause<br />
verhindert werden, damit man durchatmen und vor<br />
allem durchschlafen kann. Es gibt einige Wege, wie Betroffene<br />
das Eindringen der Pollen in die eigenen vier<br />
Wände eindämmen können: Regelmäßiges Duschen und<br />
Haarewaschen – besonders vor dem Schlafengehen –<br />
zum Beispiel. Außerdem sollten Anziehsachen, die draußen<br />
getragen wurden, nicht im Schlafzimmer liegen<br />
bleiben, weil diese noch Pollen an sich haben können.<br />
Zudem können Luftreiniger in vielen Fällen eine gute<br />
Lösung sein, da Pollen auch durch Fenster- und Türspalten<br />
in die Räume hineingeweht werden. Ohne<br />
Luftreinigung würden sich eine Vielzahl an Allergenen<br />
in der Raumluft sammeln. Durch Luftreiniger<br />
können so nicht nur Pollen gefiltert werden, sondern<br />
auch Hausstaub oder gar Tierhaare. Allerdings können<br />
Luftreiniger nur Pollen, Staubpartikel und Co. erwischen,<br />
die in der Luft schweben. Jene, die gegebenenfalls<br />
doch auf der Bettwäsche, der Sofadecke oder<br />
dem Fußboden zum Liegen gekommen sind, können<br />
nicht gefiltert werden und bleiben weiterhin im Raum.<br />
Demnach können sich die Allergie-Beschwerden daheim<br />
durch einen Luftreiniger verbessern, werden aber<br />
höchstwahrscheinlich nicht vollständig verschwinden.<br />
Raumklima bei weiteren Atemwegserkrankungen<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK_1126189856<br />
Es gibt noch weitere Atemwegserkrankungen, auf die das Raumklima einen Einfluss hat. Die Erkrankung<br />
muss nicht so schwerwiegend wie COPD oder Asthma sein, selbst eine bloße Erkältung mit Husten kann durch das<br />
richtige Klima beeinflusst werden. Generell lässt sich sagen:<br />
• Lüften – auch im tiefsten und kältesten Winter muss ausreichend gelüftet werden. Hierbei wird nicht das<br />
Fenster in die Kippstellung gesetzt, sondern es wird vollends aufgerissen. Noch besser ist es, wenn Durchzug<br />
geschaffen werden kann; täglich zwei bis drei Mal. Dieses Lüften garantiert einen vollständigen Luftaustausch<br />
und schützt zugleich vor Schimmel. Die Dauer sollte ungefähr fünf bis zehn Minuten betragen.<br />
• Temperatur – zu warme Luft schadet den Atemwegen. Pauschal kann die Temperatur auf 21 Grad, eventuell<br />
auch 22 Grad eingestellt werden, wobei das Schlafzimmer eine empfohlene Temperatur von maximal 18 Grad<br />
hat.<br />
• Luftfeuchtigkeit – sie sollte immer zwischen 40 und 60 Prozent liegen, eine Luftfeuchte von circa 50 Prozent<br />
ist ideal. Denn dann bindet die Luft Staub, trocknet die Atemwege nicht aus und erhitzt sich recht gut.<br />
• Chemische Reize – vielleicht kennt das der eine oder andere von der letzten Erkältung. Die Duftstecker oder<br />
Lufterfrischer reizen während der Atemwegserkrankung besonders, obwohl sie sonst nicht auffallen. Wer an<br />
Atemwegserkrankungen leidet, der sollte schauen, ob die künstlichen Erfrischer nicht gegen andere Methoden<br />
ausgetauscht werden können.<br />
POLLEN<br />
Etwa 15 Prozent der<br />
Bevölkerung leiden unter<br />
der Pollenallergie. Ausgelöst<br />
werden die allergischen<br />
Beschwerden hauptsächlich<br />
durch Pollen von Bäumen,<br />
Sträuchern, Gräsern und<br />
Kräutern.<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK_1190136373<br />
HAUSSTAUB-<br />
MILBEN<br />
Am wohlsten fühlen sich<br />
die kleinen Tierchen<br />
überall dort, wo es warm<br />
und feucht ist: vor allem<br />
im Schlafbereich. Bis zu<br />
10.000 Milben pro Gramm<br />
Hausstaub leben in Kopfkissen,<br />
Bettdecke und<br />
Matratze.<br />
TIERHAARE<br />
Der Körper reagiert nicht<br />
nur auf die Tierhaare selbst,<br />
sondern auf Proteine, auf<br />
Hautschuppen oder auf<br />
Reste von Schweiß, Talg,<br />
Speichel, Kot oder Urin, die an<br />
den Haaren haften.<br />
SCHIMMEL<br />
Wenn der Schimmel<br />
erst einmal in den Wänden<br />
sitzt, können einige<br />
Schimmelpilze bis zu<br />
20 Millionen Sporen pro<br />
Minute bilden. Diese sind<br />
es auch, die allergische<br />
Reaktionen hervorrufen.
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6<br />
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Wie man sein Leben meistert,<br />
wenn der Körper Allergien liebt<br />
Text Romina<br />
Ein Niesen hier, ein tränendes und gerötetes Auge<br />
da, vor allem in den Frühjahrsmonaten – danke,<br />
Heuschnupfen! Allergien und Intoleranzen beeinträchtigen<br />
den Alltag und die Gesundheit,<br />
und auch ich versuche, damit mein Leben zu gestalten.<br />
Ich bin Romina, 25, Erzieherin in einer Jugendhilfe<br />
und wohne im Fichtelgebirge in Bayern. Die Gegend ist<br />
vor allem für ihre reichhaltige Flora bekannt, und diese<br />
löst bei mir Allergien aus. Wurde der Schnupfen, das<br />
Niesen und die tränenden Augen von meiner Mama<br />
anfangs als Erkältung abgetan, fanden wir bald heraus,<br />
dass es sich um einen Heuschnupfen handelt, der mich<br />
fortan von Februar bis Herbst begleiten sollte. Je älter<br />
ich wurde, umso mehr Allergien reihten sich ein.<br />
Auch der Allergietest schlug bei vielen Indikatoren an.<br />
Mit der Pollenallergie sind auch Kreuzallergien verbunden,<br />
die Lebensmittel betreffen und nun auch meine<br />
Auswahl einschränken. Da hier keine Antiallergika helfen,<br />
entschied ich mich für eine fünfjährige Hyposensibilisierung.<br />
Doch auch diese konnte meine Diagnose im<br />
Jahr 2020 – Asthma bronchiale – leider nicht mehr entgegenwirken.<br />
Nach so vielen Tests und dem Ausprobieren<br />
von tausend Dingen, die man von anderen Allergikern<br />
oder aus dem Internet oder Ratschlägen von Ärzten aufnimmt,<br />
war diese Entwicklung ziemlich frustrierend.<br />
Gerne hätte ich früher gewusst, was helfen kann oder<br />
Geld- und Zeitverschwendung ist. Aus diesem Grund rief<br />
ich 2021 meinen Blog „mein-intolerantes-Leben.de“ ins<br />
Leben, um anderen Betroffenen von meiner Erfahrung<br />
zu berichten und bei dem ein oder anderen Problem<br />
Unterstützung und Tipps zu geben.<br />
TIPP 1<br />
Sauberkeit. Regelmäßige Reinigung wie Staubsaugen,<br />
Putzen und Waschen ist bei einer Allergie unerlässlich.<br />
TIPP 2<br />
Kleidung bitte nicht draußen trocknen und diese auch<br />
fern vom Schlafzimmer halten, damit sich dort keine Partikel<br />
befinden, die den Schlaf stören.<br />
TIPP 3<br />
Besonders in den Sommermonaten, wenn die Temperaturen<br />
und der Pollenflug auf dem Höchststand sind,<br />
neigen wir dazu zu lüften. Für Allergiker ein großer<br />
Fehler, denn nicht nur frische Luft, sondern auch Pollen<br />
finden ihren Weg in die Wohnung. Hierfür habe ich einen<br />
Luftreiniger, der die Anzahl der Allergene in der Luft<br />
verringert. Und lüften sollte man vorzugsweise nachts<br />
oder bei Regen, denn dann ist die Konzentration der<br />
Pollen zumindest etwas niedriger.<br />
TIPP 4<br />
Da nächtliche Allergieanfälle schlimm sind, habe ich<br />
eine wichtige Regel, die für mich die Nächte ertragbar<br />
macht: Direkt vor dem Schlafengehen duschen und die<br />
Haare waschen. Damit werden die Pollen abgespült und<br />
gleichzeitig auch die Atemwege gereinigt.<br />
TIPP 5<br />
Der Wechsel des Outfits vor dem Betreten des Schlafzimmers<br />
ist genauso wichtig.<br />
Insekten- und Lebensmittelallergie<br />
An pollenintensiven Tagen musste ich dann aber auch<br />
nach dem Mund-Nasen-Schutz greifen, um eine Verbesserung<br />
zu bekommen. Die Maske filtert die Pollen<br />
und mein Sommer lief mit weniger Symptomen ab.<br />
Eine weitere Problematik im Sommer ist der Besuch<br />
von Insekten. Mit einer Insektengiftallergie ist nicht zu<br />
spaßen und sie endet meistens nach einem Stich mit<br />
dem Besuch im Krankenhaus.<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK_2094007717<br />
FOTOS: PRIVAT<br />
Worauf sollte man also achten, wenn einem die Pollenallergie<br />
die Freude am Draußen sein und dem<br />
Sommer nimmt? Oder man sich gemütlich ins Bett kuscheln<br />
will, aber eine Hausstaub- und Milbenallergie dies<br />
nicht zulässt? Zunächst einmal schlechte Nachrichten:<br />
Sowohl Hausstaub als auch Pollen sind überall. Jedoch<br />
gibt es auch gute Nachrichten: Die Dosis macht das Gift.<br />
Alle drei Stoffe setzen sich besonders gern an Textilien<br />
fest. Dies kann nicht nur das Bett sein, sondern auch der<br />
Teppich und die Gardinen, aber auch in Kleidung und<br />
Haaren setzen sich Pollen und Co. gerne fest.<br />
Allergien und Asthma<br />
können ein Leben ganz<br />
schön verändern.<br />
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3<br />
Fakten zur<br />
Nasenspülung<br />
in der Pollensaison:<br />
• Die befeuchtende und reinigende Wirkung einer schonenden<br />
Nasenspülung lindert die Symptome des allergischen<br />
Schnupfens. Häufiger am Tag angewandt,<br />
befreit die Nasenspülung von Pollen und anderen Allergenen,<br />
so dass diese sich auf der Nasenschleimhaut<br />
erst gar nicht entfalten können.<br />
• Auch in Zusammenhang mit Corona ist eine Nasenspülung<br />
sinnvoll. Zwar schützt sie nicht vollends vor<br />
einer Infektion, aber sie verflüssigt das festsitzende<br />
Nasensekret, so dass die Flimmerhärchen das Sekret<br />
zusammen mit den Krankheitserregern besser abtransportieren<br />
können und die Virenlast sinken kann.<br />
• Gerade für Allergiker ist es empfehlenswert ein Produkt<br />
ohne Konservierungsstoffe zu verwenden, um so<br />
anderen Allergenauslösern aus dem Weg zu gehen.
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 7<br />
So auch für mich, und seitdem habe ich immer ein Notfallset<br />
dabei, was ich nach meinem Krankenhausaufenthalt<br />
bekam. Pollen weisen im Körper ähnliche Eiweiße<br />
auf wie Nüsse, so verwechselt der Körper diese und eine<br />
Kreuzreaktion wird ausgelöst. So kam ich zu meiner<br />
Nussallerige, die ich bei dem Verzehr eines Gebäcks<br />
spürte. Doch wie kann man solche Zwischenanfälle vermeiden?<br />
Zunächst beginnt dies beim Einkauf: Zutatenliste<br />
lesen! Nicht jedes Lebensmittel hat Bestandteile,<br />
die logisch sind. Lieber zweimal nachschauen, E-<br />
Nummern genau nachschlagen oder bei Unsicherheit<br />
direkt die Finger davonlassen. Ähnliches gilt für das<br />
Essen im Restaurant und in Lokalen. Lieber einmal<br />
mehr nachfragen, da gerade bei der Nutzung von Fertigprodukten<br />
oft Dinge verarbeitet sind, auf die man als<br />
Allergiker reagiert.<br />
Mit der Zeit findet<br />
man jedoch Strategien<br />
und Rituale, die<br />
einem guttun und<br />
die Symptome<br />
nachhaltig lindern<br />
beziehungsweise in<br />
Schach halten.<br />
Und im sichersten Fall: einfach etwas anderes essen.<br />
Doch oft gibt es auch in den Speisekarten schon eine<br />
Liste mit den aufgeführten Allergenen. Am besten<br />
bereitet man seine Speisen jedoch selbst zu. Man<br />
kann über die Zutaten bestimmen, unverträgliche Produkte<br />
austauschen (z. B. können statt Haselnüsse<br />
Mandeln verwendet werden) und ist vor unangenehmen<br />
Überraschungen bewahrt. Außerdem verzichtet man auf<br />
Chemie und Fertigprodukte.<br />
Das Leid mit der Luft<br />
Nicht nur Allergiker haben Probleme mit der Luft,<br />
auch Menschen, die an Asthma leiden. Bei einigen Betroffenen<br />
ist Asthma das Resultat eines Etagenwechsels<br />
der Allergien, bei anderen ist die Erkrankung angeboren<br />
oder auf sonstigem Wege entstanden. Die chronische<br />
Atemwegserkrankung mit Luftnot kann den Alltag besonders<br />
in der Anfangszeit deutlich einschränken. Dies<br />
war auch bei mir so. Die stete Angst vor einem neuen<br />
Anfall stresste mich, was zu mehr Anfällen führte. Mit<br />
einigen Strategien und Techniken habe ich jedoch gelernt,<br />
entspannt mit meiner Erkrankung umzugehen und<br />
die Symptome deutlich zu lindern.<br />
• Das Notfallmedikament, meist ein Inhalator, der<br />
mit einem Gas gefüllt ist, das die verkrampfte<br />
Atemmuskulatur entspannt, sollte immer am<br />
Körper getragen werden! Während eines Anfalls<br />
sollte man keine Minute damit vergeuden, das<br />
Spray erst suchen zu müssen. Da es im Alltag<br />
jedoch oft stressig zugeht und man diese Art<br />
von Dingen gerne mal vergisst mitzunehmen,<br />
habe ich jeweils einen Inhalator zusätzlich an<br />
den Orten gelagert, an denen ich oft bin, wie z. B.<br />
meinem Arbeitsplatz, im Haus meiner Eltern oder in<br />
meiner Sporttasche.<br />
• Regelmäßige Bewegung bzw. Ausdauersport ist<br />
für Asthmatiker so wichtig wie auch unangenehm.<br />
Für mich war dies am Anfang der Horror.<br />
Ich wusste, dass ich bei der kleinsten Steigung<br />
in Atemnot ausbrechen würde, und im Allgemeinen<br />
war es auf der Couch ja auch viel schöner.<br />
Doch genau das war das Problem. Meine körperliche<br />
Ausdauer war minimal, was die Symptome des Asthmas<br />
jedoch noch verschlimmerte. Bis zur Marathonläuferin<br />
ist es zwar noch ein weiter Weg, aber beim<br />
Wandern halte ich mittlerweile schon ein gutes Tempo.<br />
Und mein Asthma halte ich damit gut im Griff.<br />
Allergien und Asthma können ein Leben ganz schön<br />
verändern. Mit der Zeit findet man jedoch Strategien<br />
und Rituale, die einem guttun und die Symptome<br />
nachhaltig lindern bzw. in Schach halten. Man gewinnt<br />
Sicherheit im Umgang mit diesen Symptomen. Wenn<br />
nicht, bieten sich immer noch die Polregionen an.<br />
Weitere Tipps von Romina im Umgang mit Allergien<br />
und Asthma auf www.mein-intolerantes-leben.de<br />
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Einatmen, ausatmen!<br />
Tipps zum richtigen Atmen und wie sich die Übungen auf die Gesundheit auswirken –<br />
nicht nur für Asthma- und COPD-Patient:innen empfohlen.<br />
Text Sabine Materlik<br />
Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen<br />
fällt das Atmen, das für viele eine<br />
Selbstverständlichkeit ist, oft schwer. Die<br />
Hintergründe hierfür sind je nach Erkrankung vielfältig.<br />
Ein typisches Problem ist dabei häufig ein eher<br />
krampfhaftes Einatmen sowie eine allgemein zu hoch<br />
sitzende Atmung, die zu wenig in den Bauch geht.<br />
Aus der Symptomatik heraus erscheint es schwer<br />
vermittelbar, dass das Atmen auch und im Grunde<br />
besser von alleine geschieht. Um die Atmung wieder<br />
leichter werden zu lassen, bedarf es unter anderem<br />
zunächst einer größeren Beweglichkeit des Brustkorbes<br />
und einer verbesserten Elastizität des Gewebes. So<br />
kann mehr Weichheit im Brustkorb und mehr Weite in<br />
der Atemerfahrung entstehen. Neben den klassischen<br />
Übungen wie „Kutschersitz“ und „Lippenbremse“, die<br />
den meisten Patient:innen bekannt sind, sollte der<br />
Fokus generell auf einer Verlängerung der Ausatmung<br />
und der damit ermöglichten vertieften Einatmung liegen.<br />
Diese Übungen unterstützen neben der ganzheitlichen Atmung auch die Entspannung<br />
und Ruhe und sind gleichzeitig ein Achtsamkeitstraining.<br />
Viel Freude beim Üben!<br />
1<br />
Versuchen Sie folgende Übungen so langsam wie<br />
möglich:<br />
Im Sitzen spüren Sie Ihre Füße am Boden und geben<br />
mit einem Fuß langsam Druck in den Boden, danach<br />
lösen Sie den Druck wieder. Anschließend vergleichen<br />
Sie Ihre beiden Beine/Füße sowie deren Verbindung<br />
zum Boden und Rumpf. Nun üben Sie das Gleiche mit<br />
dem anderen Fuß und vergleichen wieder. Spüren Sie<br />
schon den Atem in Ihrem Bauch?<br />
Sabine Materlik<br />
Vorsitzende, ATEM –<br />
Der Berufsverband<br />
e. V.<br />
Hand auf den Bauch: Tönen Sie ein „sch“ mehrmals<br />
hintereinander, kurz oder lang. Dadurch spüren<br />
und trainieren Sie Ihren größten Atemmuskel, das<br />
Zwerchfell. Auch nach dieser Übung sollten Sie die<br />
Wirkung nachträglich in Ruhe erspüren.<br />
2<br />
Kutschersitz: Im Kutschersitz werden beide<br />
Füße hüftbreit auf den Boden gestellt, wobei die<br />
Fußspitzen nach außen zeigen. Der Oberkörper<br />
wird im Becken nach vorn gebeugt, die Wirbelsäule<br />
bleibt gerade und die Arme sind auf die<br />
Oberschenkel gestützt.<br />
Lippenbremse: Die Lippenbremse ist eine Ausatembremse<br />
für Menschen mit Atemproblemen.<br />
Sie entsteht, wenn Sie die Lippen locker aufeinanderlegen<br />
und die Luft langsam ausströmen<br />
lassen.<br />
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3<br />
Atemzeit:<br />
Spüren Sie beim Einatmen achtsam,<br />
wie die Luft in die Naseneingänge<br />
strömt, das Ausatmen darf sich seinen Weg<br />
durch Ihre locker geschlossenen Lippen<br />
suchen. Warten Sie mit geschlossenem Mund,<br />
bis der nächste Einatem wieder seinen Weg<br />
durch die Nase findet, und empfangen Sie<br />
den kommenden Atem mit Genuss.<br />
Studio lh<br />
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Fotos: © BBM Dominik Ketz<br />
Durchatmen und entspannen<br />
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angrenzenden Wäldern und gemütliche Unterkünfte laden zum Entspannen<br />
ein. Das kleine Städtchen mit der hübschen Fußgängerzone wird flankiert von<br />
kleinen, inhabergeführten Geschäften und Lokalen, die zum Bummeln und<br />
Shoppen einladen. Der Kurpark und die Altstadt sind in den Sommer monaten<br />
Schauplatz ganz unterschiedlicher Open-Air-Veranstaltungen. Diverse<br />
Gesundheits- und Sportangebote halten den Kreislauf sanft in Schwung und<br />
ein großes Wander- und Radwegenetz durchzieht die Region rund um Bad<br />
Bevensen. Bei einer Radtour lässt sich die liebliche Heidelandschaft entlang<br />
von Wäldern, urigen Bauerndörfern und Flussläufen gut erkunden.<br />
Termine, Beratung und Buchung<br />
bei der Tourist-Information unter<br />
Telefon +49 5821 976830.<br />
www.bad-bevensen.de<br />
Eintauchen in die Welt der Jod-Sole-Therme<br />
Die Jod-Sole-Therme Bad Bevensen ist eines der modernsten<br />
Heilbäder Norddeutschlands. Feiner Jod-Sole-Nebel verwöhnt<br />
die <strong>Lunge</strong>n, und das 32 Grad warme, von der Sole gespeiste<br />
Wasser lädt zum geruhsamen Schwimmen in den großen<br />
Außen- und Innenbecken ein. Entspannung garantiert auch<br />
der große Saunabereich und exzellente Therapeuten verwöhnen<br />
die Gäste mit wohltuenden Anwendungen und sanften<br />
Massagen.<br />
Unterkünfte zum Wohlfühlen<br />
Viele Unterkünfte liegen in direkter Nähe<br />
des Kurparks und des Waldes, so können<br />
Ausflüge, Wanderungen oder Radtouren<br />
direkt ab der Haustür starten. In den<br />
sogenannten THERMEplus-Unterkünften<br />
profitieren Gäste pro Übernachtung und<br />
Tag vom freien Eintritt in die Jod-Sole-<br />
Therme und die Saunalandschaft.
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 9<br />
Asthmakontrolle<br />
Die Asthmakontrolle ist ein wichtiger<br />
Baustein der Asthmabehandlung.<br />
Die Diagnose Asthma bronchiale ist für<br />
viele Menschen zunächst beunruhigend.<br />
Aber: Heute ist es für die meisten Kinder<br />
und Erwachsenen mit Asthma möglich,<br />
ein ganz normales Leben (mit Aktivitäten<br />
und Sport, sogar Leistungssport) zu führen,<br />
wenn die Erkrankung gut kontrolliert<br />
ist und einen stabilen Verlauf zeigt.<br />
Text Deutscher Allergie- und Asthmabund e. V.<br />
Asthma kann durch eine kontinuierliche Therapie<br />
in Zusammenarbeit mit der behandelnden<br />
Ärztin/ dem Arzt und durch ein gezieltes<br />
Selbstmanagement gut beherrscht werden. Die<br />
behandelnden Ärzte überprüfen im Idealfall regelmäßig,<br />
ob der Patient ein kontrolliertes, ein teilweise kontrolliertes<br />
oder ein unkontrolliertes Asthma aufweist.<br />
Bei Kindern und Jugendlichen ist das Asthma gut<br />
kontrolliert, wenn innerhalb der letzten vier Wochen<br />
• tagsüber keine Asthmasymptome<br />
• kein nächtliches Erwachen durch das Asthma<br />
• kein Gebrauch der Bedarfsmedikation<br />
• keine Einschränkung in der kindlichen Aktivität<br />
durch das Asthma<br />
beobachtet wurden.<br />
Bei Erwachsenen ist das Asthma gut kontrolliert, wenn<br />
innerhalb der letzten vier Wochen<br />
• tagsüber nicht häufiger als zwei Mal pro Woche Symptome<br />
• kein nächtliches Erwachen durch das Asthma<br />
• die Bedarfsmedikation nicht häufiger als zwei Mal<br />
pro Woche gebraucht wurde, ausgenommen zur<br />
Anwendung vor sportlicher Aktivität bei Belastungsasthma<br />
• keine Aktivitätseinschränkung durch das Asthma<br />
beobachtet wurden.<br />
Außerdem soll eine normale <strong>Lunge</strong>nfunktion bestehen<br />
und keine Verschlechterung des Asthmas vorliegen.<br />
Das Asthma ist teilweise unkontrolliert, wenn ein bis<br />
zwei Kriterien der oben genannten Punkte nicht erfüllt<br />
sind, eine Atemwegsverengung vorliegt und es mindestens<br />
einmal pro Jahr zu einer Verschlechterung gekommen<br />
ist.<br />
Das Asthma ist unkontrolliert, wenn drei bis vier Kriterien<br />
der oben genannten Punkte nicht erfüllt sind, eine<br />
Atemwegsverengung vorliegt und eine Verschlechterung<br />
in der aktuellen Woche besteht.<br />
Symptome wie die Zunahme von Atemnot, Husten, pfeifenden<br />
Atemgeräuschen, Brustenge und der Abfall der<br />
<strong>Lunge</strong>nfunktionswerte zeigen immer eine Verschlechterung<br />
der Erkrankung hin zu einem nur teilweise oder gar<br />
unkontrollierten Asthma an. Die Asthmawirkstoffe und<br />
deren Dosierungen können im Verlauf der Erkrankung<br />
variieren, da sie an den Erkrankungszustand des Patienten<br />
angepasst werden müssen. So kann sich beispielsweise<br />
– zeitlich begrenzt – die Medikation ändern, wenn<br />
beim Asthmapatienten eine akute Erkältung vorliegt.<br />
Das Ziel der medikamentösen Behandlung besteht darin,<br />
die Beschwerden so gering wie möglich zu halten, also im<br />
Idealfall ein gut kontrolliertes Asthma mit der geringstmöglichen<br />
Medikamentenmenge zu erreichen.<br />
Weitere Informationen finden Sie unter www.daab.de<br />
FOTO: DEUTSCHER ALLERGIE- UND ASTHMABUND E. V.<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit dem<br />
Bundesverband der Pneumologen, Schlafund<br />
Beatmungsmediziner e. V. entstanden.<br />
PATIENT:INNEN<br />
MIT ASTHMA<br />
KÖNNEN<br />
AUFATMEN!<br />
Text Michaela Wilde<br />
Asthmatiker kennen das nur zu gut: ständige<br />
Atemprobleme, Zwangspausen wegen akuter<br />
Atemnot, Asthmaanfälle und in jeder Tasche<br />
ein Notfallspray – aber eine finale Besserung tritt<br />
nicht wirklich ein. Ihnen kann geholfen werden!<br />
Der Bundesverband der Pneumologen, Schlafund<br />
Beatmungsmediziner e. V. (BdP) setzt sich<br />
mit seiner Kampagne asa – aktionsforum<br />
schweres asthma für Menschen ein, die an<br />
unkontrolliertem schwerem Asthma leiden.<br />
Das Expertenteam rund um asa will Betroffene<br />
informieren und für eine erfolgversprechende<br />
moderne Therapieform beim Pneumologen<br />
motivieren, da es heute neue hochwirksame<br />
Alternativen zur Behandlung von Asthma gibt.<br />
Im Vorfeld ist dazu allerdings eine genaue Diagnostik<br />
beim <strong>Lunge</strong>nspezialisten erforderlich.<br />
Sprechen Sie Ihren Hausarzt beziehungsweise<br />
Pneumologen an!<br />
Mehr Informationen unter<br />
www.asa-asthma.de<br />
ANZEIGE<br />
PULMONALE HYPERTONIE E. V.<br />
GEMEINNÜTZIGER SELBSTHILFEVEREIN<br />
<strong>Lunge</strong>nhochdruck<br />
Pulmonale Hypertonie?<br />
Die pulmonale Hypertonie (PH) ist eine seltene, tückische<br />
Krankheit, bei der die <strong>Lunge</strong> und das Herz betroffen sind.<br />
Die Blutgefäße der <strong>Lunge</strong> sind stark verengt, wodurch der<br />
Blutdruck in den <strong>Lunge</strong>ngefäßen zwischen rechter und<br />
linker Herzkammer ansteigt. Dies führt zu einer Durchblutungsstörung<br />
der <strong>Lunge</strong>, zu einer verschlechterten Sauerstoffaufnahme<br />
und zu einer zunehmenden Überlastung der<br />
rechten Herzkammer bis hin zum Herzversagen.Menschen<br />
mit dieser Krankheit sind chronisch kurzatmig und körperlich<br />
wenig belastbar. Während noch bis vor wenigen Jahren<br />
eine Transplantation der <strong>Lunge</strong> oder von Herz und <strong>Lunge</strong> als<br />
nahezu einzige Therapieoption betrachtet wurde, lässt sich<br />
heute durch einige andere, wirkungsvolle Therapieoptionen<br />
die Lebensqualität von PH-Patienten verbessern. Eine<br />
Heilung der Krankheit ist allerdings bis heute nicht möglich.<br />
Die Ursachen von <strong>Lunge</strong>nhochdruck sind nur unzureichend<br />
bekannt.<br />
Der gemeinnützige Selbsthilfeverein pulmonale hypertonie<br />
e. v. (ph e.v.) hat einen Informationsdienst zum Krankheitsbild<br />
<strong>Lunge</strong>nhochdruck für Betroffene, Angehörige und Interessierte<br />
eingerichtet. Er gibt Informationen über Symptome<br />
und Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie weiter und<br />
vermittelt Kontakte zu spezialisierten Ärzten und Kliniken.<br />
Der Verein gibt Rat und Hilfe bei Fragen zur sozialen Versorgung,<br />
Schule, Ausbildung und Beruf.<br />
Am 31. März 2001 wurde durch den Selbsthilfeverein pulmonale<br />
hypertonie e.v. die René Baumgart-Stiftung gegründet.<br />
Durch die Förderung der klinischen Forschung im Krankheitsbild<br />
pulmonale Hypertonie möchte die Stiftung dazu<br />
beitragen, die Ursachen von <strong>Lunge</strong>nhochdruck zu ergründen<br />
und neue Kenntnisse über die Krankheit zu erlangen.<br />
Der pulmonale hypertonie e. v. veranstaltet bundesweite<br />
Patiententreffen mit Angehörigen. Auch die Homepage des<br />
Vereins (www.phev.de) bietet viele Informationen und Service-Angebote.Der<br />
Verein ist bundesweit tätig und pflegt<br />
internationale Kontakte zu PH-Organisationen. Landesverbände<br />
bestehen in fast allen Bundesländern oder sind entsprechend<br />
koordiniert.<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.phev.de und www.rene-baumgart-stiftung.de<br />
Selbstbetroffene<br />
helfen Ihnen weiter!<br />
Selbsthilfeverein pulmonale hypertonie e.v. • Rheinaustr. 94 • 76287 Rheinstetten<br />
Tel.: +49 (0)7242 9534 141 • E-Mail: info@phev.de • Internet: www.phev.de
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Mit COPD<br />
auf den Kölner Dom<br />
Im Jahr 2004 erhielt der damals 54-jährige Josef Brandl die<br />
Diagnose COPD im Stadium 3. Wie es ihm trotz der Krankheit gelingt,<br />
ein aktives Leben zu führen, eine Selbsthilfegruppe zu leiten, und wie er<br />
es im Jahr 2015 sogar schaffte, den Kölner Dom zu besteigen, verrät er<br />
im Interview.<br />
Text Miriam Rauh<br />
Sie waren ursprünglich wegen etwas<br />
anderem beim Arzt, als Sie die Diagnose<br />
COPD erhielten. Hatten Sie bereits<br />
Symptome bemerkt?<br />
Heute weiß ich, dass ich die Krankheit schon<br />
länger hatte. Ich habe mit Glaswolle und mit<br />
Asbest gearbeitet. Wir schnitten die Asbestblöcke<br />
ohne Mundschutz, auch lackiert haben wir ohne<br />
Masken, außerdem habe ich geraucht. Ab etwa<br />
Ende der 90er-Jahre bekam ich Atemnot, aber es<br />
dauerte, bis ich realisierte, was ich habe und dass<br />
ich das Beste daraus machen muss.<br />
Wie ging es weiter?<br />
Ich bekam ein CT und wurde zur Entnahme einer<br />
Gewebeprobe aus der <strong>Lunge</strong> an eine Klinik in<br />
Leverkusen überwiesen. Es ging mir aber zu der<br />
Zeit so schlecht, dass zunächst nicht operiert<br />
werden konnte, ich bekam dann erst mal eine<br />
Atemschulung und <strong>Lunge</strong>nsport. Zwei Jahre später<br />
kam ich zur Reha nach Borkum, im Anschluss<br />
daran bekam ich einen Erwerbsminderungsbescheid.<br />
Dass ich nicht mehr arbeiten sollte, war<br />
ein Schock für mich. Ich war 37 Jahre im Betrieb,<br />
auch fühlte ich mich nach der Reha auf Borkum<br />
zunächst viel besser. Aber die Krankenkasse hat<br />
nicht mit sich reden lassen – zum Glück, wie<br />
ich rückblickend sagen muss, denn nach einem<br />
halben Jahr waren die Beschwerden zurück.<br />
Welche Behandlungen erhielten Sie und<br />
welche Erfahrungen haben Sie damit<br />
gemacht?<br />
Durch die Atemschule und die <strong>Lunge</strong>nsportgruppe<br />
habe ich die reflektorische Atemtherapie<br />
kennengelernt, die zwar schmerzhaft ist, aber<br />
sehr gut hilft. Meine Ärzte überredeten mich<br />
auch, zu einer Selbsthilfegruppe zu gehen. Dort<br />
bin ich seit 2010 regelmäßig, mittlerweile bin<br />
ich sogar Vorsitzender. 2011 bekam ich Ventile<br />
in die <strong>Lunge</strong> eingesetzt; schon nach einigen Monaten<br />
spürte ich, dass es mir deutlich besser geht.<br />
Natürlich sind es nicht nur die Ventile, auch die<br />
Atemschulung und der <strong>Lunge</strong>nsport sind sehr<br />
wichtig, zudem spielen Medikamente, Freunde<br />
und Familie eine Rolle. Aber die Ventile haben<br />
sehr viel gebracht, zwischen 2011 und 2020 hat<br />
sich die COPD bei mir nicht verschlechtert.<br />
Dann kam die Besteigung des Kölner Doms<br />
im Jahr 2015. Damit haben Sie bundesweit für<br />
Aufmerksamkeit gesorgt. Wie kam es dazu?<br />
Als ich 2014 auf Borkum war, sprach ich mit den<br />
Therapeuten, ob wir dafür trainieren können,<br />
dass ich den Leuchtturm besteige. Das war schon<br />
immer ein Traum von mir und kurz vor der Abreise<br />
habe ich es tatsächlich geschafft. Da sagte<br />
ich zu meinem Hausarzt: “Als kölsche Jung muss<br />
ich jetzt auf den Dom.“ Er rief Unternehmen<br />
an, von denen wir Sauerstoff, Medikamente etc.<br />
bekommen haben. Die Firmen haben mich unterstützt<br />
und es wurde ein Riesenevent. Mir war<br />
vorher gar nicht klar, was alles dazugehört – der<br />
Dompropst muss angefragt werden, die Feuerwehr<br />
muss vor Ort sein, es wurde auch gefilmt …<br />
Meine ganze Familie war da, meine Therapeutinnen<br />
kamen, meine Ärzte – und dann ging es<br />
in einer Stunde hoch auf den Dom. Das war ein<br />
wirklich wunderschöner Tag, und bis heute kommen<br />
Anfragen von anderen COPD-Betroffenen,<br />
die etwas Ähnliches machen möchten.<br />
Ich lebe das, was<br />
der Körper mir<br />
erlaubt. Trotz der<br />
Krankheit Dinge für<br />
andere Menschen<br />
zu tun, gibt mir<br />
Kraft.<br />
Wussten Sie?<br />
Atemtherapiegeräte können vom<br />
behandelnden Arzt als medizinische<br />
Hilfsmittel auf Rezept verordnet<br />
werden.<br />
Anz_OxyC_97_371_WELT-03.indd 1 28.02.2023 12:22:00
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 11<br />
FOTO: BOZICA BABIC<br />
Viele verstehen<br />
nicht, wenn<br />
ich sage, dass<br />
ich trotz der<br />
Krankheit<br />
die beste Zeit<br />
meines Lebens<br />
habe.<br />
Seit 2017 leiten Sie die Selbsthilfegruppe Atmen e. V.<br />
unter dem Motto „Lebenslust trotz(t) Atemnot“ –<br />
worum geht es Ihnen?<br />
Wir unternehmen viel zusammen, machen Ausflüge,<br />
auch zum Karneval gehen wir. Begleitpersonen sorgen<br />
dafür, dass unsere Mitglieder bei Bedarf geschoben werden<br />
können. Mal rauszukommen, das tut allen gut.<br />
Dann veranstalten wir in Leverkusen unsere COPD-Tage<br />
mit Betroffenen, Ärzten und Herstellern für medizinische<br />
Geräte; in diesem Jahr am 6. Mai zum ersten Mal<br />
wieder nach der Corona-Pause.<br />
Wie gelingt es Ihnen, mit der Erkrankung gut zu<br />
leben?<br />
Ich lebe das, was der Körper mir erlaubt; ich bin<br />
der Boss und mein Körper legt gegebenenfalls sein<br />
Veto ein. Wenn ich etwas zu tun habe, blühe ich auf.<br />
Das ist meine Art, mit der Erkrankung umzugehen.<br />
Viele verstehen nicht, wenn ich sage, dass ich trotz<br />
der Krankheit die beste Zeit meines Lebens habe.<br />
Ich traue mich vieles, was ich mich vorher nicht getraut<br />
hätte. Und trotz der Krankheit Dinge für andere Menschen<br />
zu tun, gibt mir Kraft. Wenn jemand aus der<br />
Gruppe zu mir sagt “Ach Jupp, das war so schön“ –<br />
was will man mehr?<br />
Weitere Informationen finden Sie unter<br />
www.shg-atmen.de<br />
Nicht verpassen:<br />
Der Leverkusener COPD-Tag findet am<br />
06. Mai 2023 statt. Betroffene, Angehörige<br />
und Interessierte sind herzlich<br />
willkommen. Der Eintritt ist frei.<br />
Studio lh<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Pulmonx GmbH entstanden.<br />
Ein Ventil gegen die Atemnot bei COPD<br />
Patienten mit chronisch obstruktiven <strong>Lunge</strong>nerkrankungen (COPD) kommen im Verlauf ihrer Erkrankung an einen Punkt, an dem optimierte medikamentöse Therapie und<br />
Physiotherapie nicht mehr ausreichen. Atemnot tritt bereits bei geringer Belastung und Alltagsaktivitäten auf. Ursache ist häufig eine Überblähung der <strong>Lunge</strong> – Luft wird im<br />
erkrankten Teil der <strong>Lunge</strong> eingeschlossen wie in einem Ballon. Im Interview erklärt Dr. Stephan Eisenmann die Funktionsweise der minimal-invasiven Behandlungsoption mithilfe<br />
des Zephyr®-Ventils bei schwerer COPD/Emphysem.<br />
Für welche Patienten sind Ventile bei COPD geeignet?<br />
Es gibt verschiedene Formen der COPD. Emphysem-Patienten mit Atemnot,<br />
einer Überblähung, kaum Schleim und wenigen Infekten sind oft für<br />
Ventile geeignet. Rauchstopp ist ein Muss. Bei Atemnot und Engegefühl in<br />
der Brust sollte auch der Pneumologe aufgesucht werden.<br />
Wie wirken sie bei Patienten mit Atemnot und einer <strong>Lunge</strong>nüberblähung?<br />
Ventile sind Luftblocker, die das Einströmen der Luft in den erkrankten<br />
<strong>Lunge</strong>nbereich verhindern. Luft und Schleim können entweichen. Dies<br />
führt in kurzer Zeit zu einer Entlüftung des Bereichs und die gesünderen<br />
<strong>Lunge</strong>nanteile können wieder besser arbeiten. Die Ventile werden endoskopisch<br />
ohne Schnitt so platziert, dass sie nicht verrutschen und die Atemwege<br />
nicht beeinträchtigen. Sie lassen sich leicht wieder entfernen.<br />
Welche Erfahrungen haben Sie mit Zephyr®-Ventilen gemacht?<br />
Das Wissen, welche Patienten von der Therapie profitieren, ist über die<br />
Jahre stetig gewachsen und die Entscheidungskriterien sind klar definiert.<br />
Bei geeigneten Patienten können Funktion und Lebensqualität durch die<br />
Ventile innerhalb kurzer Zeit deutlich verbessert werden. Patienten, die<br />
aktiv und motiviert sind, können von diesen Verbesserungen über Jahre<br />
profitieren und gegebenenfalls länger leben. Die Ergebnisse sind durch<br />
Studien sehr gut belegt, internationale Leitlinien empfehlen die Therapie<br />
und sie ist Teil des deutschen Disease Management Programms (DMP)<br />
COPD.<br />
Wie können Patienten prüfen, ob die Ventile für sie in Frage kommen?<br />
Patienten können sich von ihrem Hausarzt / Pneumologen an eine spezialisierte<br />
Klinik überweisen lassen. Erfahrene Kliniken in der Nähe findet man<br />
z. B. über Selbsthilfegruppen oder im Internet unter bit.ly/copd-de. In der<br />
Klinik werden alle notwendigen Tests durchgeführt und den Patienten die<br />
minimal-invasive Behandlung mit Ventilen oder andere geeignete Therapien<br />
angeboten.<br />
Weitere Informationen<br />
finden Sie unter<br />
www.copdhilfe.de<br />
Dr. Stephan<br />
Eisenmann<br />
Leiter Abteilung<br />
Pneumologie, Universitätsklinik<br />
und<br />
Poliklinik für Innere<br />
Medizin I, Universitätsklinikum<br />
Halle (Saale)<br />
KOMPLIKATIONEN BEI DER BEHANDLUNG MIT DEM ZEPHYR ENDOBRONCHIALVENTIL KÖNNEN U. A. SEIN: PNEUMOTHORAX, VERSCHLECHTERUNG DER COPD-SYMPTOME, HÄMOPTYSE, PNEUMONIE, DYSPNOE UND IN SELTENEN FÄLLEN TOD. WICHTIGE SICHERHEITS-<br />
INFORMATIONEN FINDEN SIE UNTER: WWW.COPDHILFE.DE/SICHERHEITSINFORMATIONEN © 2023 PULMONX CORPORATION ODER VERBUNDENE UNTERNEHMEN. ALLE RECHTE VORBEHALTEN. ALLE WARENZEICHEN SIND EIGENTUM IHRER JEWEILIGEN INHABER.<br />
EMEA-DE-1795-V1 MARCH 2023
12<br />
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />
Verwechslungsgefahr: COPD<br />
oder Alpha-1-Antitrypsin-Mangel?<br />
Die Diagnose von seltenen (<strong>Lunge</strong>n-)Erkrankungen stellt selbst Fachärzte vor Herausforderungen – wie auch der<br />
leidenschaftliche Reiter Jens Wittling erfahren musste: Vor acht Jahren wurde er von zwei <strong>Lunge</strong>närzten als<br />
Asthma- und COPD-Patient therapiert. Erst der dritte Facharzt veranlasste eine Blutuntersuchung und stellte fest,<br />
dass ihm ein bestimmter Blutwert fehlt. Wie es dazu gekommen ist und wie er heute mit Alpha-1-Antitrypsin-Mangel,<br />
einem Defizit an einem wichtigen Schutzeiweiß, lebt, erfahren Sie im Interview.<br />
Text Charlie Schröder<br />
Wann sind Sie das erste Mal mit Atemnot<br />
in Berührung gekommen?<br />
Vor etwa acht Jahren ist mir aufgefallen,<br />
dass es mir immer schwerer<br />
fiel, die drei Stockwerke in meine<br />
Wohnung hochzukommen. Und dann<br />
ging ich zum Arzt. Der Hausarzt verschrieb mir Ni-trospray<br />
und überwies mich zum Kardiologen, weil wir das Herz in<br />
Verdacht hatten. Der hatte keine Befunde und hat mir daraufhin<br />
empfohlen, einen <strong>Lunge</strong>nspezialisten aufzusuchen.<br />
FOTO: PRIVAT<br />
Marion Wilkens<br />
Vorsitzende der Gesellschaft für Alpha-1-<br />
Antitrypsin-Mangel Erkrankte e. V.<br />
WAS IST ALPHA-1?<br />
Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (AAT) ist eine Stoffwechselerkrankung,<br />
deren Ursache in einem<br />
genetischen Defekt liegt. Weltweit zählt der AAT-<br />
Mangel, auch Alpha-1 genannt, zu den häufigsten<br />
Erbkrankheiten. Man vermutet, dass allein in<br />
Deutschland bis zu 20.000 Menschen an einem<br />
schweren AAT-Mangel erkrankt sind. Doch die<br />
Dunkelziffer ist hoch, gerade mal ca. zehn Prozent<br />
werden diagnostiziert.<br />
Welche Tests haben die <strong>Lunge</strong>nfachärzte bei Ihnen<br />
durchgeführt? Und mit welchem Ergebnis?<br />
Die ersten beiden <strong>Lunge</strong>närzte haben einen <strong>Lunge</strong>nfunktionstest<br />
gemacht und meine <strong>Lunge</strong> geröntgt. Da stellte sich<br />
der Verdacht auf COPD und Asthma heraus.<br />
Wie sah die anschließende Therapie aus?<br />
Ich habe Medikamente verschrieben bekommen, die keine<br />
Wirkung zeigten. Bei einem Routinetermin in der Gemeinschaftspraxis<br />
meiner <strong>Lunge</strong>närzte bestand ich auf die<br />
Behandlung durch den dritten Kollegen, der dann die<br />
Diagnose Alpha-1-Antitrypsin-Mangel stellte.<br />
Wie kam es dazu?<br />
Der dritte <strong>Lunge</strong>narzt hat eine Blutuntersuchung veranlasst,<br />
und da fiel ihm auf, dass mir ein bestimmter Blutwert<br />
fehlt, was auf die seltene Stoffwechselerkrankung deutete.<br />
Was waren Ihre ersten Gedanken in diesem Augenblick?<br />
Hatten Sie zuvor etwas von der Krankheit<br />
gehört?<br />
Ich hatte bis dahin noch nie etwas davon gehört. Ich weiß<br />
auch nicht, von wem ich das geerbt habe. Da ich aber PiZZ<br />
(Das Gen des Betroffenen kann entweder normal sein (M)<br />
oder Mutationen (die häufigsten sind S oder Z) aufweisen.<br />
Die meisten Personen mit Alpha-1-Antitrypsin-Mangel<br />
haben die Z-Mutation sowohl vom Vater als auch von der<br />
Mutter geerbt; man spricht vom PiZZ-Typ.) bin, sehr wahrscheinlich<br />
von beiden Elternteilen.<br />
Wie sehen Ihre Therapie und Ihr Alltag heute aus?<br />
Ich nutze regelmäßig zwei verschiedene Sprays und ein<br />
Bedarfsspray, das ich aber versuche so wenig wie möglich<br />
zu nehmen. Im Alltag muss ich meine Kräfte einteilen.<br />
Wenn ich mich zu sehr belaste – physisch wie auch psychisch<br />
–, bekomme ich Luftnot. Ich habe schon zweimal<br />
versucht, einen Antrag auf EM-Rente (Anm. der Redaktion:<br />
Der FEV-Wert beurteilt die <strong>Lunge</strong>nfunktion) zu stellen; beide<br />
wurden abgelehnt. Da geht es mir laut Rentenversicherung<br />
mit einem FEV-Wert von 48 % wohl noch zu gut. Das<br />
kann ich nicht verstehen.<br />
Sie sind leidenschaftlicher Reiter. Wie lässt sich das mit<br />
der Krankheit verbinden?<br />
Wenn man sich seine Kräfte einteilt, ist das Reiten kein Problem.<br />
Auch der Hund ist eine sehr gute Therapie.<br />
Haben Sie Tipps und Ratschläge für andere Betroffene?<br />
Regelmäßig die Arztbesuche wahrnehmen, Bewegung,<br />
versuchen, einen GDB zu bekommen. Ich habe nach einer<br />
Widerspruchsklage einen GDB von 50 bekommen. Und<br />
natürlich versuchen, mit der Krankheit zu leben.<br />
Alpha-1 macht sich bemerkbar durch Atemnot,<br />
starken Husten und/oder auffällige Leberwerte.<br />
Die Ursache liegt in der Fehlbildung (Mutation)<br />
bei der Herstellung des AATs in der Leber. Das<br />
veränderte Eiweißmolekül kann nicht mehr ungehindert<br />
in die Blutbahn abfließen. Es ist somit zu<br />
viel AAT in der Leber, was langfristig zu einem<br />
Umbau der Leber führen kann, und zu wenig im<br />
Blut. Der Mangel im Blut sorgt für eine ungenügende<br />
Schutzfunktion in der <strong>Lunge</strong>, womit es zu<br />
einer Schädigung kommen kann. Die Symptome<br />
der daraus entstehenden chronischen <strong>Lunge</strong>nerkrankung<br />
gleichen denen der COPD (Chronic<br />
Obstructive Pulmonary Disease) oder anderen<br />
häufigen <strong>Lunge</strong>nerkrankungen. Bis zur richtigen<br />
Diagnose vergehen oft sechs bis acht Jahre, dabei<br />
ist der Test auf den Alpha-1-Mangel einfach.<br />
Die Patientenorganisation Alpha1 Deutschland e. V.<br />
setzt sich seit 22 Jahren für eine frühe Diagnose,<br />
eine individuelle, bestmögliche Therapie<br />
sowie für ein selbstbestimmtes Leben mit der<br />
Erkrankung ein.<br />
www.alpha1-deutschland.org<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Grifols entstanden.<br />
Detektive aufgepasst:<br />
Einer Erkrankung mit Verwechslungsgefahr auf der Spur<br />
FOTO: GRIFOLS<br />
Der Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (AATM) ist<br />
eine genetische Störung, die sich gerne als<br />
Chamäleon hinter einer COPD (chronisch<br />
obstruktiven <strong>Lunge</strong>nerkrankung) versteckt. 1<br />
Eine Veränderung im Erbgut, ein Gendefekt, kann die<br />
Ursache für die Entwicklung einer schweren COPD<br />
sein. Die Symptome eines Alpha-1-Antitrypsin-Mangels<br />
ähneln denen einer COPD, die Ursache ist aber angeboren.<br />
Man spricht hier auch von einer genetischen<br />
COPD, insbesondere wenn Menschen mit Atemnot bei<br />
Belastung, Husten und Auswurf nie oder nur wenig<br />
geraucht haben. 2,3<br />
Die Experten empfehlen, dass jede/r COPD PatientIn<br />
Europaweit zählt der AATM zu einer der häufigsten einmal im Leben auf AATM getestet werden sollte. Das<br />
vererbbaren Erkrankungen, die mit einer schweren Gleiche gilt auch für PatientInnen, die an einem Asthma<br />
leiden, das schwer therapierbar ist. 6 Eine frühe und<br />
<strong>Lunge</strong>nerkrankung einhergehen können. Schätzungen<br />
gehen davon aus, dass in Deutschland bis zu 20.000 korrekte Diagnose ermöglicht eine gezielte Therapie,<br />
Menschen von einem schweren AATM 4 betroffen sind. die nicht umkehrbare und schwerwiegende <strong>Lunge</strong>nschäden<br />
mit ausgeprägtem Verlust der <strong>Lunge</strong>nfunktion<br />
Entdeckt und bestätigt wurden allerdings bisher nur ca.<br />
2.500 Fälle. 4,5 verzögern kann. 7,8,9<br />
Suchen, Testen, Therapieren. Sprechen Sie bitte mit<br />
Ihrem Arzt. Eine frühzeitige Diagnose ist äußerst wichtig,<br />
da der Abbau des <strong>Lunge</strong>ngewebes bei Vorliegen eines<br />
Alpha-1-Antitrypsin-Mangels fortschreitend verlaufen kann.<br />
Bei Verdacht auf AATM wird die Konzentration von<br />
Alpha-1-Antitrypsin im Blutserum bestimmt. 6 Ein Test zur<br />
Bestätigung der Diagnose kann von Ihrem Arzt kostenlos<br />
angefordert werden, da weitere Tests auf genetischer<br />
Ebene durchgeführt werden müssen. Der AlphaID® ist<br />
einfach und kann per Wangenabstrich gezielt die Fehlbildungen<br />
im verantwortlichen Gen „detektieren“.<br />
Leiden Sie unter einer diagnostizierten COPD, haben aber<br />
den Verdacht, dass bei Ihnen ein Alpha-1-Antitrypsin-<br />
Mangel vorliegen könnte? Oder haben Sie Beschwerden,<br />
die Sie nicht einordnen können, wie z. B. Atemnot, Kurzatmigkeit,<br />
Husten, Auswurf? Wenn Sie unsicher sind, ob<br />
Sie sich auf Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (Alpha-1) testen<br />
lassen sollten, kann Ihnen ein Online-Selbsttest helfen.<br />
Sie erfahren hier, ob für Sie ein Risiko besteht.<br />
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erfahren, ob für Sie<br />
ein Risiko besteht.<br />
www.pro-alpha.de<br />
DE-UBD-2300006 // Quellenangaben: 1 Sandhaus Ra et al., The diagnosis and management of alpha-1 antitrypsin deficiency in the adult. Journal of Chronic Obstructive Pulmonary Disease. 2016; 3: 668-82. 2 Stoller JK et al. Cleve Clin J<br />
Med. 1994; 61(6): 461–7. 3 Biedermann A. und Köhnlein T. Dtsch Arztebl. 2006; 103(26): A1828–32. 4 Blanco et al., Alpha-1 antitrypsin Pi*Z gene frequency and Pi*ZZ genotype numbers worldwide: an update. International Journal of COPD.<br />
2017 5 Schroth S et al. Alpha-1-Antitrypsin-Mangel: Diagnose und Therapie der pulmonalen Erkrankung. Pneumologie. 2009; 63: 335–345 6 Greulich, T. et al.: Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (AATM) – Ein Expertenstatement. Positionspapier der<br />
DGP, 03.06.2020 7 The Alpha-1-Antitrypsin Deficiency Registry Study Group. Am J Respir Crit Care Med. 1998; 158: 49–59. 8 Lieberman J. Chest. 2000; 118: 1480–5. 9 Stockley RA et al. Resp Res. 2010; 11: 136
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Das Leben mit meiner Begleiterin,<br />
der Mukoviszidose<br />
FOTO: FLORIAN SCHULZ<br />
Text Denise Yahrling<br />
Mukoviszidose. Ein Wort, das für<br />
mich vieles beinhaltet. So lautet<br />
der Name der genetischen Stoffwechselerkrankung<br />
und der Wegbegleiterin,<br />
mit der ich von Geburt<br />
an lebe.<br />
Die Diagnose erhielten meine Eltern, als ich zwei Jahre<br />
alt war – zu einer Zeit, in der man noch nicht viel über<br />
die Krankheit wusste. Fest stand damals, dass man<br />
mit dieser Krankheit nicht sonderlich alt, ja womöglich<br />
nicht mal das Erwachsenenalter erreichen würde.<br />
Mit der Diagnose haben sich dunkle Wolken vor der bis<br />
dahin rosig erscheinenden Zukunft meiner Familie zugezogen,<br />
aber sie haben die Hoffnung nie losgelassen.<br />
Mit Mitte 20 schrieb ich mein erstes Buch, „Das Leben<br />
passiert für dich“, mit dem ich anderen Betroffenen Mut<br />
machen und mich selbst ein Stück weit heilen durfte.<br />
Und ich schreibe bis heute beinah jeden Tag – mittlerweile<br />
an meinem dritten Buch. Mein vermutlich größter<br />
Helfer auf dem Weg bis hierher ist der bewusste Blick in<br />
die eigene Innenwelt. Jeder Mensch hat sein Päckchen<br />
zu tragen – aber dieser Blick nach innen, diese Verbindung<br />
zum “Selbst“, der eigenen Essenz zu kultivieren,<br />
zeigt uns, dass nichts und niemand uns wirklich etwas<br />
wegnehmen kann. Denn es gibt einen Teil in uns, der unkaputtbar<br />
ist. Der stille Beobachter, der immer frei ist.<br />
Diese manchmal tückische, aber auch weise Wegbegleiterin<br />
hat mich Tränen und Schmerz gekostet. Aber sie<br />
hat mich auch das Leben gelehrt. Sie hat mich gelehrt,<br />
das Lachen zu schätzen sowie die Momente der Freude<br />
und der Gesundheit. Sie hat mir gezeigt, wie kostbar<br />
unsere Zeit auf dieser Erde ist.<br />
Dank einer Neuerung in der medizinischen Forschung<br />
vor zweieinhalb Jahren bin ich heute gesundheitlich so<br />
stabil wie noch nie. Es hat sich mir, gefühlt, ein zweites<br />
Leben eröffnet. Und ich freue mich unendlich darauf,<br />
die nächsten Seiten dieses wahrhaft magischen Lebens<br />
zu füllen.<br />
Wenn ich die Jahre vor meinem inneren Auge vorbeiziehen<br />
lasse, sehe ich glückliche Zeiten. Eine mehr oder<br />
weniger „normale“ Kindheit trotz täglicher Therapiemaßnahmen,<br />
Antibiotikakuren, zahlloser Medikamente<br />
und Physiotherapie. Aber ich sehe auch ein Kind, das<br />
spürt, dass etwas mit ihm nicht in Ordnung ist. Ich sehe<br />
ein Teenager, der seine Gefühle nicht so recht zu greifen<br />
kriegt, sich fehl am Platze fühlt und sich im Strudel des<br />
Lebens verliert. Ich sehe eine junge Frau, die irgendwann<br />
realisiert, was es bedeuten kann, mit dieser Wegbegleiterin<br />
zu leben. Sie fühlt sich manchmal so, als<br />
würde ihr das Leben einen Streich spielen. Sie soll hart<br />
daran arbeiten, dass sie gesund bleibt, soll alles richtig<br />
machen, aber der Blick in die Zukunft bleibt verschleiert<br />
und ungewiss. Obwohl sich die gesundheitliche Versorgung<br />
und die durchschnittliche Lebenserwartung<br />
über die Zeit stark bessern, spürt sie den Wettlauf mit<br />
der Zeit.<br />
Mit Anfang 20, nach einer depressiven Episode, begann<br />
ich zum ersten Mal, meiner eigenen inneren Stimme<br />
zu lauschen. Sie flüsterte mir zu, dass ich mit meinem<br />
Rucksack losziehen solle. Das Reisen half mir, mein Leben<br />
und die Welt aus einer neuen Perspektive zu betrachten.<br />
Auch das Schreiben half mir, meine Gefühle<br />
und Gedanken zu kanalisieren und mich mitzuteilen.<br />
Mein vermutlich<br />
größter Helfer auf<br />
dem Weg ist der<br />
bewusste Blick in die<br />
eigene Innenwelt.<br />
Einschneidende Erfahrungen, wie medizinische Eingriffe<br />
und gesundheitliche Rückschläge, haben mir gezeigt,<br />
dass das Leben nicht immer in unserer Hand ist.<br />
Dass wir aber unsere Perspektive auf diese Erfahrungen<br />
in der Hand tragen. Und es ist wahr, was man sagt: An<br />
den gebrochenen Stellen ist man hinterher oft stärker.<br />
Ich durfte dank meiner Wegbegleiterin Resilienz lernen.<br />
Und ich erfahre immer wieder, wozu das gut ist.<br />
Ich bin vielleicht nicht angstbefreit, aber vertrauensvoll<br />
dem Leben gegenüber, dass alles immer genau so<br />
kommt, wie es soll, und wir immer etwas daraus lernen<br />
dürfen.<br />
Als Schreibmentorin begleitet Denise Menschen<br />
dabei, den Traum vom eigenen Buch zu realisieren,<br />
und ist selbst leidenschaftliche Autorin.<br />
Mit ihrer Arbeit, ihren Worten und ihrem Sein<br />
möchte sie dazu beitragen, dass mehr Menschlichkeit,<br />
Offenheit und Tiefe in der Welt gelebt<br />
wird. Mehr Informationen unter<br />
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Screening auf <strong>Lunge</strong>nkrebs<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK_1841111164<br />
Knapp<br />
60.000<br />
Menschen<br />
erkranken jährlich an<br />
<strong>Lunge</strong>nkrebs<br />
34.700<br />
betroffene Männer und<br />
25.000<br />
betroffene Frauen<br />
in 2019<br />
Rauchen und<br />
Passivrauchen<br />
sind die häufigsten Ursachen für<br />
<strong>Lunge</strong>nkrebs. Rund 85 Prozent<br />
aller Betroffenen sind bzw. waren<br />
Raucher*innen<br />
Die Anzahl der<br />
Packungsjahre<br />
ist entscheidend für das <strong>Lunge</strong>nkrebsrisiko<br />
und ergibt sich aus der Zahl der pro Tag<br />
gerauchten Zigarettenpackungen (20 Stk./<br />
Packung) multipliziert mit den Raucherjahren:<br />
Pro Tag gerauchte Zigarettenpackungen ×<br />
Anzahl Raucherjahre = Packungsjahre<br />
Text Prof. Dr. Torsten Bauer und Dr. Torsten Gerriet Blum<br />
Weiterhin erkranken jährlich in Deutschland<br />
knapp 60.000 Menschen an <strong>Lunge</strong>nkrebs. Damit<br />
ist <strong>Lunge</strong>nkrebs bei Männern nach Prostatakrebs<br />
die zweithäufigste Krebsneuerkrankung,<br />
bei Frauen nach Brust- und Dickdarmkrebs<br />
die zweithäufigste. Trotz vieler bahnbrechender<br />
Neuerungen bei der Diagnostik und Therapie<br />
in den letzten zehn Jahren ist der <strong>Lunge</strong>nkrebs<br />
die Tumorart mit den meisten Todesfällen pro<br />
Jahr – 44.881 Tote im Jahr 2019 in Deutschland.<br />
<strong>Lunge</strong>nkrebs wird nämlich in mehr als der Hälfte<br />
der Fälle in einem fortgeschrittenen Stadium<br />
diagnostiziert, das nicht mehr heilbar ist.<br />
<strong>Lunge</strong>nkrebs bei Risikogruppen frühzeitig<br />
erkennen<br />
Große kontrollierte Studien konnten hingegen<br />
zeigen, dass ein Screening mittels Niedrigdosis-<br />
Computertomographie (CT) in Risikopersonen<br />
<strong>Lunge</strong>nkrebs in früheren, potenziell heilbaren<br />
Stadien entdeckt und damit die Sterblichkeit<br />
durch <strong>Lunge</strong>nkrebs signifikant senkt.<br />
<strong>Lunge</strong>nkrebs-Screeningprogramme mit jährlicher<br />
Niedrigdosis CT in Australien, Europa und<br />
Amerika werden derzeit nur in Bevölkerungsgruppen<br />
mit einem hohen Risiko für <strong>Lunge</strong>nkrebs<br />
durchgeführt. Ein hohes <strong>Lunge</strong>nkrebsrisiko<br />
wird hierbei in der Regel durch ein höheres<br />
Alter von minimal 50-55 Jahren und maximal<br />
75-80 Jahren sowie gleichzeitig einen starken<br />
Tabakkonsum von 20 bis 30 Packungsjahren in<br />
aktiven bzw. ehemaligen Rauchern definiert. Ein<br />
Packungsjahr bemisst die Zahl der konsumierten<br />
Zigaretten, also eine Packung Zigaretten täglich<br />
über ein Jahr ergeben ein Packungsjahr. Mit<br />
diesen beiden Risikokriterien Alter und Tabak-<br />
konsum können über die Hälfte aller Fälle von<br />
<strong>Lunge</strong>nkrebs frühzeitig durch Screening entdeckt<br />
werden. Leider werden damit aber nicht<br />
<strong>Lunge</strong>nkrebsfälle bei Personen erfasst, die nie<br />
oder nur wenig geraucht haben. Denn würden<br />
wir alle Personen ab einem bestimmten Alter unabhängig<br />
vom Tabakkonsum in ein CT-basiertes<br />
<strong>Lunge</strong>nkrebs-Screeningprogramm einschließen,<br />
überwiegen Risiken und Kosten dessen Nutzen.<br />
<strong>Lunge</strong>nkrebs-<br />
Screening rettet<br />
Menschenleben!<br />
Chancen und Risiken des <strong>Lunge</strong>nkrebs-<br />
Screenings<br />
Die größte europäische <strong>Lunge</strong>nkrebs-Screeningstudie<br />
NELSON mit 13.195 Risikopersonen, die<br />
ein Screening mit Niedrigdosis CT gegen kein<br />
Screening als Kontrolle verglich, konnte in der<br />
Screeninggruppe eine signifikante Verringerung<br />
der <strong>Lunge</strong>nkrebssterblichkeit um 33 % bei Frauen<br />
und 24 % bei Männern zeigen. Ein vergleichbarer<br />
Effekt konnte bereits zuvor in der US-amerikanischen<br />
Studie NSLT mit über 53.000 Teilnehmern<br />
demonstriert werden. Beide Studien wiesen<br />
ursächlich in den CT-Screeninggruppen einen<br />
Stadienshift hin zu den frühen, operablen Stadien<br />
auf.<br />
Dr. Torsten<br />
Gerriet Blum<br />
Oberarzt der Klinik<br />
für Pneumologie,<br />
<strong>Lunge</strong>nklinik<br />
Heckeshorn, Helios<br />
Klinikum Emil von<br />
Behring<br />
Prof. Dr.<br />
Torsten Bauer<br />
Präsident der Deutschen<br />
Gesellschaft<br />
für Pneumologie<br />
und Beatmungsmedizin<br />
e.V. und Chefarzt<br />
der <strong>Lunge</strong>nklinik<br />
Heckeshorn,<br />
Helios Klinikum Emil<br />
von Behring<br />
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Mehrere Studien konnten belegen, dass Raucherentwöhnung<br />
in einem Screeningprogramm deutlich erfolgreicher<br />
als außerhalb ist. Darüber hinaus schlussfolgerten<br />
gesundheitsökonomische Studien für mehrere<br />
Länder, so auch für Deutschland, aus ihren Modellen<br />
eine Kosteneffektivität von CT-basierten <strong>Lunge</strong>nkrebs-<br />
Screeningprogrammen.<br />
Falsch-positive Befunde stellen hingegen ein ernst zu<br />
nehmendes Risiko dar. Hierunter werden CT-Befunde<br />
verstanden, die radiologisch zunächst als verdächtig auf<br />
ein <strong>Lunge</strong>nkarzinom befunden, nach weiterer Abklärung<br />
aber als gutartig eingestuft werden, insbesondere<br />
wenn die Abklärung mit vermeidbaren invasiven Eingriffen<br />
einhergeht.<br />
Ein weiteres Risiko stellen Überdiagnosen dar. Hierunter<br />
versteht man, dass ein <strong>Lunge</strong>nkrebs mittels CT entdeckt<br />
wird, der bei der betreffenden Person zu Lebzeiten zu keinerlei<br />
Symptomen oder Komplikationen geführt hätte,<br />
nun aber unnötige, belastende Behandlungen nach sich<br />
ziehen kann. Moderne strukturierte Niedrigdosis-CT-<br />
<strong>Lunge</strong>nkrebs-Screeningprogramme reduzieren beide<br />
Risiken auf ein normales Maß durch eine sorgfältige<br />
Auswahl der Risikopersonen sowie strikte Algorithmen<br />
zur Abklärung von verdächtigen CT-Befunden.<br />
Das Risiko für strahlungsbedingte Folgeschäden ist auch<br />
bei dem Einsatz der Niedrigdosis-CT-Technik in Personen<br />
mit dem o.g. Risikoprofil gegeben, wird aber durch<br />
das höhere <strong>Lunge</strong>nkrebsrisiko gerechtfertigt. Ebenso<br />
eine psychische Belastung von Screeningteilnehmern,<br />
die aber innerhalb von Studien in der Regel tolerabel war<br />
und sonst durch psychologische Unterstützung gelindert<br />
werden konnte.<br />
<strong>Lunge</strong>nkrebs-Screening mittels Niedrigdosis-CT rettet<br />
Menschenleben und ist unter Beachtung der genannten<br />
Risiken im Rahmen eines strukturierten, qualitätsgesicherten<br />
Programms wirksam, sicher und kosteneffektiv<br />
– dies ist wissenschaftlich unstrittig. Der Beginn eines<br />
solchen Programms sollte daher nicht verzögert werden.<br />
Ein Ausblick: Deutschland im internationalen Vergleich<br />
Einerseits laufen bereits weltweit in einigen Ländern<br />
nationale <strong>Lunge</strong>nkrebs-Screeningprogramme, beispielsweise<br />
in der EU seit mehr als zwei Jahren erfolgreich in<br />
Kroatien und neu in Polen und der Tschechischen Republik.<br />
Andererseits hat die Mehrzahl der europäischen<br />
Länder noch kein eigenes nationales Programm.<br />
Moderne<br />
strukturierte<br />
Niedrigdosis-CT-<br />
<strong>Lunge</strong>nkrebs-<br />
Screeningprogramme<br />
reduzieren das Risiko<br />
falsch-positiver<br />
Befunde oder von<br />
Überdiagnosen.<br />
In Deutschland sind aktuell Gesetzgeber und Kostenträger<br />
in Zusammenarbeit mit den medizinischen Fachgesellschaften<br />
dabei, ein entsprechendes strukturiertes<br />
und gleichzeitig qualitätsgesichertes Programm aufzubauen.<br />
Hierzu ist trotz der gebotenen Zeit eine sorgfältige<br />
Planung notwendig.<br />
Das <strong>Lunge</strong>nkarzinom<br />
ist nach<br />
Prostatakrebs bei Männern<br />
und Brustkrebs bei Frauen die<br />
zweithäufigste Krebsart.<br />
TNM<br />
Die Größe des Tumors (T1 – T4)<br />
Die Zahl und die Lage befallener<br />
Lymphknoten (N0 – N3)<br />
Das Vorhandensein (M1) oder das<br />
Fehlen (M0) von Metastasen<br />
<strong>Lunge</strong>nkrebs unterscheidet<br />
man in nicht kleinzellige<br />
und kleinzellige<br />
<strong>Lunge</strong>nkarzinome.<br />
INFORMATIONEN IN DEN ROSA BLÄSCHEN: HTTPS://WWW.<br />
KREBSHILFE.DE/INFORMIEREN/UEBER-KREBS/KREBSARTEN/<br />
LUNGENKREBS/#C26726<br />
T<br />
N<br />
M<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Asklepios Kliniken GmbH & Co. KGaA entstanden.<br />
<strong>Lunge</strong>nkrebs im Fokus<br />
Das interdisziplinäre Expertenteam des zertifizierten <strong>Lunge</strong>nzentrums in Gauting im Interview über Fortschritte in der Früherkennung<br />
und Behandlung von <strong>Lunge</strong>nkrebs.<br />
Welche Möglichkeiten zur Früherkennung<br />
von <strong>Lunge</strong>nkrebs gibt es?<br />
Dr. Gesierich: <strong>Lunge</strong>nkrebs verursacht im Frühstadium<br />
meistens keine Symptome und wird<br />
daher oft zu spät erkannt. Zur Früherkennung<br />
ist radiologische Diagnostik erforderlich. Große<br />
Studien in den USA und Europa haben gezeigt,<br />
dass regelmäßige Computertomographien in<br />
Niedrig-Dosis-Technik bei Risikopersonen Frühstadien<br />
erfassen und die Sterblichkeit an <strong>Lunge</strong>nkrebs<br />
verringern können. Ein entsprechendes<br />
Früherkennungsprogramm wird momentan in<br />
Deutschland in Zusammenarbeit von medizinischen<br />
Fachgesellschaften und Institutionen des<br />
Gesundheitssystems etabliert.<br />
Was lässt sich mit Hilfe der Bronchoskopie<br />
erkennen?<br />
Dr. Gesierich: Ergeben sich in der Computertomographie<br />
tumorverdächtige Befunde, ist<br />
meistens eine <strong>Lunge</strong>nspiegelung der nächste<br />
Schritt. Wir können Tumore in den großen<br />
Atemwegen direkt sichtbar machen und mit<br />
ultradünnen Geräten und Biopsie-Sonden tief in<br />
die <strong>Lunge</strong>n hineinfahren und peripher gelegene<br />
Herde erreichen.<br />
Mit Ultraschallbronchoskopen können wir außerdem<br />
die Lymphknoten punktieren, die an der<br />
<strong>Lunge</strong>nwurzel und um die Luftröhre den großen<br />
Atemwegen anliegen. Die Methode erlaubt so,<br />
einen Tumornachweis zu führen und gleichzeitig<br />
die Tumorausdehnung in den Organen des<br />
Brustkorbs zu erfassen.<br />
W<br />
elche Fortschritte hat die Medizin in<br />
der Behandlung von <strong>Lunge</strong>nkrebs<br />
erreicht?<br />
Prof. Dr. Reinmuth: Fortschritte sehen wir sowohl<br />
bei der Chemotherapie, der zielgerichteten<br />
Therapie als auch bei der Immuntherapie.<br />
Ziel ist es, nicht einfach allen Patienten eine<br />
Standardtherapie zu bieten, sondern sowohl<br />
den Tumor als auch die Patienten so gut wie<br />
möglich kennenzulernen. Entscheidend ist die<br />
frühe, umfassende Untersuchung des Tumors.<br />
Jeder Tumor weist ein eigenes genetisches Profil<br />
auf und auf dieser Grundlage können wir dann<br />
eine Therapie maßschneidern – mit oralen Medikamenten,<br />
Chemotherapie oder eine Immuntherapie.<br />
Gibt es aktuelle oder künftige Therapien, die<br />
aus Ihrer Sicht besonders vielversprechend<br />
sind?<br />
Prof. Dr. Reinmuth: Als besonders viel versprechend<br />
sehe ich die Weiterentwicklung der systemischen<br />
Therapie wie zielgerichtete Therapie als<br />
auch Immuntherapien. Hier gibt es zahlreiche neue<br />
Therapieansätze, die aber unbedingt zunächst in<br />
klinischen Studien untersucht werden müssen.<br />
Gerade die Immuntherapie erlaubt die Möglichkeit,<br />
eine langfristige Therapiekontrolle zu erreichen<br />
und das vor allem bei Patienten, bei denen keine<br />
zielgerichtete Therapie möglich ist. Daher werden<br />
derzeit zahlreiche Maßnahmen entwickelt, um diesen<br />
Therapieansatz zu verbessern und mit anderen<br />
wie der zielgerichteten Therapie, zu kombinieren.<br />
W<br />
ann ist ein chirurgischer Eingriff zur<br />
Entfernung von Tumoren in der <strong>Lunge</strong><br />
sinnvoll?<br />
Prof. Dr. Hatz: Ein chirurgischer Eingriff ist immer<br />
dann sinnvoll, wenn der Tumor primär operabel<br />
ist, d.h. dass der Tumor komplett entfernt werden<br />
kann. Man unterscheidet zwischen „offenen“ und<br />
„minimal-invasiven“ Operationsverfahren an der<br />
<strong>Lunge</strong>. Ist der Tumor eher klein und ohne lokalen<br />
Befall der Lymphknoten der <strong>Lunge</strong>, wird minimal-invasiv<br />
operiert. Hierbei kommt meistens die<br />
Videothorakoskopie (VATS) zum Einsatz. Auch<br />
der Roboter wird als Operationstechnik eingesetzt.<br />
Das „offene“ Operationsverfahren kommt bei allen<br />
anderen lokal begrenzten <strong>Lunge</strong>ntumoren zur<br />
Anwendung.<br />
Wie profitiert der Patient von einem ganzheitlichen<br />
und individuellen Ansatz in der<br />
Behandlung?<br />
Prof. Dr. Hatz: Die Behandlung des <strong>Lunge</strong>nkrebses<br />
hat auf Grund des enormen Erkenntnisgewinns und<br />
schnellen Fortschritts in den angewandten Therapiekonzepten<br />
in den letzten 10-15 Jahren stark an Komplexität<br />
gewonnen. Die Pneumoonkologie hat in den etablierten<br />
<strong>Lunge</strong>nkrebszentren zu einem noch differenzierteren<br />
und explizit individuellen Ansatz in<br />
der Behandlung geführt. Hierbei wird auch der ganzheitliche<br />
Ansatz in den Mittelpunkt gerückt: die<br />
zertifizierten <strong>Lunge</strong>nkrebszentren sind nicht nur<br />
der Behandlung, sondern auch der Nachsorge und<br />
jahrelangen Begleitung des Patienten mit seinen<br />
psychischen und sozialen Problemen verpflichtet.<br />
Dr. W. Gesierich<br />
Ärztlicher Direktor<br />
und Chefarzt der<br />
Klinik für Pneumologie<br />
Prof. Dr.<br />
N. Reinmuth<br />
Chefarzt Thorakale<br />
Onkologie<br />
Prof. Dr. R. Hatz<br />
Chefarzt Thoraxchirurgie<br />
Asklepios <strong>Lunge</strong>nklinik Gauting Robert-Koch-Allee 2 82131 Gauting Tel.: 089 – 85791 – 0 gauting@asklepios.com www.asklepios.com/gauting
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schweres asthma<br />
Eine Initiative von <strong>Lunge</strong>närzten<br />
für mehr Lebensfreude bei Asthma<br />
BdP