Angebote für den Praxisalltag
Ausgabe 2-3/2023
Ausgabe 2-3/2023
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ZBW<br />
ZAHNÄRZTEBLATT BADEN-WÜRTTEMBERG<br />
2-3/2023<br />
Titelthema<br />
EU-Medizinprodukteverordnung<br />
(EU-MDR)<br />
Fortbildung<br />
Zahnfleischerkrankungen<br />
bei Schwangeren<br />
ANGEBOTE FÜR<br />
DEN PRAXISALLTAG
Mit freundlicher Unterstützung von
ZBW_02-03/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
3_EDITORIAL<br />
Foto: AdobeStock_96318402<br />
Foto: Prof. Dr. Korsch<br />
TITELTHEMA<br />
Die Zahnmedizin ist, wie jeder medizinische Beruf, ständigen<br />
Veränderungen, Verbesserungen und Innovationen unterworfen.<br />
Nun ja, in manchen Bereichen ist die deutsche Zahnmedizin<br />
auch dem Stillstand ausgesetzt, so beispielsweise hinsichtlich<br />
der Stagnation beim GOZ-Punktwert. Dr. Jan Wilz, GOZ-<br />
Referent der Kammer, hat sich im Leitartikel mit dem Thema<br />
auseinandergesetzt, die Situation auf <strong>den</strong> Punkt gebracht<br />
und entsprechend unseres Titelthemas, Anregungen <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />
<strong>Praxisalltag</strong> formuliert.<br />
Auch PD Dr. Dirk Schulze, Röntgenreferent der LZK, gibt<br />
im Interview mit Andrea Mader ab Seite 10 Ratschläge und<br />
Hinweise im Hinblick auf bevorstehende Begehungen. Zudem<br />
erhält die ZBW-Leserschaft Informationen über die Resonanz<br />
auf die <strong>Angebote</strong> der Webinare zum Thema und welche<br />
Möglichkeiten es gibt, noch offene Fragen beantwortet<br />
zu bekommen.<br />
Im Schnitt mit sechs Stun<strong>den</strong> pro Woche sind Zahnärzte*<br />
innen damit beschäftigt, die an sie und ihre Praxis gestellten<br />
Bürokratieansprüche in <strong>den</strong> Griff zu bekommen. So zumindest<br />
geht es aus <strong>den</strong> Ergebnissen der Online-Umfrage der<br />
Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) hervor, die<br />
unter dem Titel „Gemeinsam Bürokratie abbauen!“ veröffentlicht<br />
wurde. Dabei betonte der KZBV-Vorstand erneut,<br />
worunter der Großteil der Zahnärzteschaft auch hier im<br />
Land ächzt: „Die Bürokratielast einer Zahnarztpraxis hat ein<br />
unerträgliches Maß erreicht, ohne erkennbaren Nutzen zu<br />
stiften.“ Auf Grundlage der Ergebnisse dieser Umfrage sollen<br />
nun konkrete Vorschläge zum Bürokratieabbau erarbeitet<br />
wer<strong>den</strong>. Sobald diese vorliegen, wer<strong>den</strong> wir selbstverständlich<br />
darüber berichten.<br />
Damit Sie in Ihrem <strong>Praxisalltag</strong> nicht auch noch wertvolle<br />
Zeit in das Erstellen von Flyern oder Podcasts zur Patienteninformation<br />
oder das Recruiting von ZFAs stecken müssen,<br />
haben wir Ihnen zudem einen Überblick erstellt, welche Materialien<br />
Sie kostenfrei über die Körperschaften und die gemein-<br />
same Presse- und Öffentlichkeitsstelle, das Informationszentrum<br />
Zahn- und Mundgesundheit (IZZ), beziehen können (S.<br />
16 f.).<br />
FORTBILDUNG<br />
Entsprechend unserem aktuellen Titelthema, Ihnen mit und<br />
durch unsere Berichte Unterstützung <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Praxisalltag</strong> zu<br />
geben, fin<strong>den</strong> Sie in diesem Heft gleich drei Fortbildungsbeiträge.<br />
Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger und Dr. Anne Kruse aus der Klinik<br />
<strong>für</strong> Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Universitätsklinikums<br />
Freiburg machen in ihrem Beitrag über<br />
„Zahnfleischerkrankungen bei Schwangeren“ deutlich, dass<br />
der Zustand des Parodonts weitaus stärker von der Allgemeingesundheit<br />
abhängt, als dies über viele Jahrzehnte angenommen<br />
wurde. Im Beitrag wer<strong>den</strong> die häufigsten Erkrankungen<br />
am Parodont ebenso erläutert wie die passen<strong>den</strong> Therapieoptionen<br />
(S. 30 ff.).<br />
Ab Seite 34 berichten Prof. Dr. Michael Korsch und Dr. Abdel-<br />
Karim Mamar von der kammereigenen Akademie <strong>für</strong> Zahnärztliche<br />
Fortbildung Karlsruhe anhand eines Fallberichts<br />
über die Sofortimplantation mit Sofortversorgung unter Verwendung<br />
von autologem Dentin.<br />
Den Abschluss unserer aktuellen Fortbildungstrilogie bildet der<br />
Bericht von Prof. Dr. Elmar Hellwig, Ärztlicher Direktor an der<br />
Klinik <strong>für</strong> Zahnerhaltungskunde und Parodontologie am Department<br />
<strong>für</strong> Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Albert-<br />
Ludwigs-Universität Freiburg. Er berichtet über das traditionelle<br />
Herbstmeeting im Freiburger Fortbildungszentrum (FFZ), das<br />
als Hybrid-Veranstaltung angeboten wurde. Neben drei Vorträgen,<br />
die sich in erster Linie mit dem Thema Implantat und Periimplantitis<br />
beschäftigten, referierte Dr. Benedikt Luka aus Hannover<br />
zudem über die Kariesprävention bei Patienten*innen mit<br />
Tumorerkrankungen (S. 38f.).<br />
Cornelia Schwarz<br />
»
4_INHALT<br />
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
INHALT<br />
LEITARTIKEL<br />
09_35 Jahre Punktwert GOZ<br />
Dr. Jan Wilz<br />
BERUFSPOLITIK<br />
18_Prävention ist unser Rettungsschirm<br />
Neujahrsempfang im Zahnärztehaus Freiburg<br />
TITELTHEMA<br />
19_„Wir wünschen uns Vertrauen von der Politik“<br />
Neujahrsempfang der BZK Stuttgart<br />
mit der Kammer im Vorfeld<br />
Behördliche Begehungen nach<br />
dem Strahlenschutzrecht<br />
20_Barrierefreier Zugang zu unserer Gesellschaft<br />
Kammer Konversation<br />
12_EU-Kommission schlägt Fristenverlängerung vor<br />
EU-Medizinprodukteverordnung (EU-MDR)<br />
14_Hohe wöchentliche Belastung der Praxen<br />
Online-Umfrage der KZBV zu Bürokratielasten<br />
24_Jung und engagiert in der Standespolitik<br />
Gemeinsame Nachwuchstagung im Bezirk Stuttgart<br />
16_<strong>Angebote</strong> der Körperschaften nutzen<br />
Praktische Hilfestellungen <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Praxisalltag</strong><br />
26_Von Revolutionen und Evolutionen<br />
Arbeitsplanung des Bundesgesundheitsministeriums 2023
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
5_INHALT<br />
BERUFSPOLITIK<br />
KOMMUNIKATION<br />
28_Eine Frage der Finanzierung<br />
Reform der Unabhängigen Patientenberatung<br />
Deutschland<br />
41_Zahnärzteschaft präsent<br />
Landesparteitag der FDP in Fellbach<br />
FORTBILDUNG SOZIALES ENGAGEMENT<br />
30_Zahnfleischerkrankungen bei Schwangeren<br />
Risiken rechtzeitig erkennen<br />
42_Kieferorthopädin aus Bühl hilft Randgruppen<br />
Im Ausland und in Deutschland<br />
INFORMATION UND SERVICES<br />
34_Sofortimplantation mit Sofortversorgung<br />
unter Verwendung von autologem Dentin<br />
Fallbericht aus der Akademie<br />
<strong>für</strong> Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe<br />
03_Editorial<br />
44_Namen und<br />
Nachrichten<br />
45_Praxis<br />
46_Personalia<br />
54_ Amtliche Mitteilungen<br />
55_ Zu guter Letzt/<br />
Impressum<br />
Besuchen Sie auch die ZBW-Website. Neben der<br />
Online-Ausgabe des ZBW gibt es zusätzliche Informationen<br />
sowie ein ZBW-Archiv.<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
InformationszentrumZahnundMundgesundheit<br />
izz_bw<br />
izzba<strong>den</strong>wuerttemberg<br />
38_Zahnmedizin aktuell<br />
Traditionelles Herbst-Meeting im<br />
Fortbildungsforum Zahnärzte (FFZ)<br />
Für <strong>den</strong> Druck des Zahnärzteblatts Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
(ZBW) wur<strong>den</strong> ausschließlich Materialien aus<br />
FSC-zertifizierten Wäldern und/oder Recyclingmaterial<br />
aus kontrollierten Quellen verwendet.
6 _PERSPEKTIVEN<br />
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
SCHWIMMEN IN WINTERLICHEN GEWÄSSERN WIRD ZUM TREND<br />
In Sachsen-Anhalt treffen sich Vereinsmitglieder der „Eisperlen“ regelmäßig zum Eisba<strong>den</strong>. Neben der Stärkung des<br />
Immunsystems fördert das Eisba<strong>den</strong> auch die Durchblutung und trägt dazu bei Muskeln und Gelenke zu stärken. Auch<br />
die mentale Widerstandsfähigkeit wird gestärkt und der Sprung ins eiskalte Nass kann helfen, Angstzustände und<br />
Depressionen zu überwin<strong>den</strong> und die Schlafqualität zu verbessern.<br />
Foto: Picture Alliance/Matthias Bein
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
PERSPEKTIVEN_7
Landeszahnärztekammer BW | Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />
Akademie<br />
Fortbildungsangebot<br />
März 2023 - Juni 2023<br />
Zahnärzte/-innen<br />
O-Bn<br />
Online ist genau das richtige Format <strong>für</strong> Sie? Dann profitieren Sie<br />
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„Die Zunge - alles was man über sie wissen muss“<br />
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Kurs Nr. 9430 | 8 Punkte<br />
Hybrid | Einzelkurs | Die Zunge – alles was man über sie<br />
wissen muss<br />
Referent: Prof. Dr. Andreas Filippi<br />
Datum: 17.03.2023<br />
Kursgebühr: 500 €<br />
Kurs Nr. 9431 | 8 Punkte<br />
Hybrid | Einzelkurs | Der Speichel – das Gute daran, ist das<br />
Gute darin<br />
Referent: Prof. Dr. Andreas Filippi<br />
Datum: 16.06.2023<br />
Kursgebühr: 500 €<br />
Kurs Nr. 9434 | 2 Punkte<br />
On-Demand | Apps, die jede Zahnärztin und jeder Zahnarzt<br />
kennen muss<br />
Referent: Prof. Dr. Andreas Filippi<br />
Datum: individuell verfügbar<br />
Kursgebühr: 90 €<br />
Kurs Nr. 9435 | 2 Punkte<br />
On-Demand | Halitosis - die professionelle Mundgeruch-<br />
Sprechstunde in der zahnärztlichen Praxis<br />
Referent: Prof. Dr. Andreas Filippi<br />
Datum: individuell verfügbar<br />
Kursgebühr: 90 €<br />
Curriculum Zahnärztliche Chirurgie <strong>für</strong><br />
Zahnärztinnen<br />
Referentin: Prof. Dr. Margrit-Ann Geibel<br />
Datum: 10.03.-16.09.2023 | 6 Module<br />
Kursgebühr: 3.670 €<br />
Curriculum Endodontie<br />
Referenten: Prof. Dr. Edgar Schäfer, u.a.<br />
Datum: 31.03.2023-18.11.2023 | 8 Module<br />
Kursgebühr: 4.500 €<br />
Curriculum Kinderzahnheilkunde<br />
Referentinnen: Dr. Tania Roloff, M.Sc., u. a.<br />
Datum: 31.03.2023-27.01.2024 | 7 Module<br />
Kursgebühr: 4.950 €<br />
ZFA<br />
Kurs Nr. 9379<br />
Einzelkurs | Röntgenkurs <strong>für</strong> Zahnmedizinische Fachangestellte<br />
Referent: Dr. Burkhard Maager<br />
Datum: 16.-18.03.2023<br />
Kursgebühr: 620 €<br />
Kurs Nr. 9420<br />
Einzelkurs | Die perfekte Assistenz in der zahnärztlichen<br />
Chirurgie<br />
Referentin: Tamara Strobl, PM<br />
Datum: 17.03.2023<br />
Kursgebühr: 320 €<br />
Kurs Nr. 9447 | 18 Punkte<br />
Einzelkurs | Chirurgisch-regenerative Parodontitistherapie<br />
Referent/-in: Prof. Dr. Christian Graetz | Dr. Sonja Sälzer<br />
Datum: 31.03.-01.04.2023<br />
Kursgebühr: 800 €<br />
Unser komplettes Programm mit vielen<br />
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ZBW_2-3/2023<br />
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9_LEITARTIKEL<br />
35 JAHRE PUNKTWERT GOZ<br />
Der GOZ-Punktwert hat Geburtstag! Gratulation zum 35. Wiegenfest!<br />
Er ist zum 1.1.1988 mit 11 Pfennigen zur Welt gekommen und lebt<br />
heute noch völlig unverändert mit 5,62421 Cent. Eigentlich un<strong>den</strong>kbar,<br />
dass die Vergütung eines freien Berufs über einen derart langen Zeitraum<br />
vom Gesetzgeber nicht <strong>den</strong> betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten<br />
und <strong>den</strong> Preisveränderungen angepasst wird! Doch bei der privaten<br />
Gebührenordnung <strong>für</strong> Zahnärzte ist das die traurige Realität! Und angesichts<br />
der kategorisch ablehnen<strong>den</strong> Antwort des BMG zur Anfrage aus dem<br />
Bundestag vom 8. Dezember 2022, ob und wann mit einer Punktwerterhöhung<br />
in der GOZ zu rechnen sei, wird das vorerst wohl so bleiben!<br />
Dr. Jan Wilz<br />
GOZ-Referent der Landeszahnärztekammer Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Das Jahr 1988 … die Älteren unter uns können<br />
sich noch erinnern: François Mitterand<br />
wird Staatspräsi<strong>den</strong>t in Frankreich,<br />
die Russen ziehen aus Afghanistan ab. Was<br />
ist seit 1988 alles passiert? Ein Mauerfall,<br />
eine Wiedervereinigung und eine neue<br />
Währung, zehn Gesundheitsminister,<br />
sechs US-Präsi<strong>den</strong>ten und sogar drei Päpste<br />
haben wir seit 1988 erlebt. Geblieben ist<br />
lediglich der GOZ-Punktwert <strong>für</strong> die Bewertung<br />
privatzahnärztlicher Leistungen,<br />
der seit 1988 unverändert bei 11 Pfennig<br />
liegt.<br />
In § 15 Zahnheilkundegesetz ist geregelt,<br />
dass die Bundesregierung ermächtigt wird,<br />
die Entgelte <strong>für</strong> die zahnärztliche Tätigkeit<br />
in einer Gebührenordnung festzulegen.<br />
Dabei ist <strong>den</strong> berechtigten Interessen der<br />
Zahnärzte und der zur Zahlung der Entgelte<br />
Verpflichteten, also <strong>den</strong> Patienten,<br />
Rechnung zu tragen. Dieser dort vorgegebenen<br />
Verpflichtung zur Anpassung des<br />
Punktwerts ist der Gesetzgeber seit mehr<br />
als 35 Jahren nicht nachgekommen! Der<br />
GOZ-Punktwert liegt immer noch bei 11<br />
Pfennig!<br />
Da klingt es <strong>für</strong> die Zahnärzte wie Hohn,<br />
wenn der Gesetzgeber in der Begründung<br />
zur Novellierung der Gebührenordnung<br />
<strong>für</strong> Tierärzte (GOT) im November 2022<br />
anmerkt, dass eine GOT-Novelle mit einer<br />
deutlichen Anhebung und Angemessenheit<br />
der Gebühren dringend erforderlich<br />
wurde, um die Tierärzte an der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung der letzten Jahre teilhaben<br />
zu lassen. Eine Erhöhung der Leistungen<br />
<strong>für</strong> Tierärzte um ca. 12 Prozent, der<br />
tierärztlichen Beratungsleistungen sogar<br />
um ca. 30 Prozent wird vom Gesetzgeber<br />
mit einer Anpassung an <strong>den</strong> veterinärmedizinischen<br />
Erkenntnisstand begründet.<br />
Immerhin ist ihm eine einfache Zahnextraktion<br />
beim Tier mehr als doppelt so viel<br />
wert wie beim Menschen!<br />
Zahlen Sie noch die gleiche Miete, die gleichen<br />
Versicherungsbeiträge wie 1988? Die<br />
Kosten <strong>für</strong> Strom sind in dieser Zeit um<br />
117,3 Prozent gestiegen, <strong>für</strong> Nahrungsmittel<br />
um 50,6 Prozent, <strong>für</strong> Kraftstoff um<br />
119,7 Prozent, ja sogar das Gehalt eines<br />
Azubis zur ZFA im ersten Lehrjahr hat in<br />
dieser Zeit um rund 144 Prozent zugelegt.<br />
Der GOZ-Punktwert liegt immer noch bei<br />
11 Pfennig!<br />
Die kontinuierliche Anhebung des BEMA-<br />
Punktwerts im Zeitraum von 1991 bis<br />
2019 hat im Bereich Kons-Chirurgie, Kieferbruch<br />
und PAR dazu geführt, dass das<br />
Honorar um mehr als 56 Prozent, im Bereich<br />
Prothetik um mehr als 39 Prozent gestiegen<br />
ist. Durch die Nichtanhebung des<br />
GOZ-Punktwerts bei gleichzeitiger jährlicher<br />
Erhöhung des durchschnittlichen<br />
Punktwerts im BEMA hat sich eine erhebliche<br />
Verschiebung in der Vergütung von<br />
Leistungen ergeben, sodass viele Leistungen<br />
im BEMA deutlich besser honoriert<br />
sind, als beim 2,3-fachen Satz der GOZ.<br />
Mittlerweile sind mehr als 100 von 204<br />
GOZ-Leistungen im BEMA besser honoriert<br />
als bei der vergleichbaren GOZ-Leistung<br />
zum 2,3-fachen Satz.<br />
Durch die seit Jahren überfällige Punktwertanpassung<br />
in der GOZ ergibt sich sogar<br />
die groteske Situation, dass man bei<br />
über 40 Positionen mit dem PKV-Patienten<br />
eine Honorarvereinbarung nach § 2<br />
GOZ schließen muss, um ein GKV-Honorar<br />
zu erzielen. Ein Zustand, der Konfliktpotenzial<br />
enthält und <strong>den</strong> PKV-Patienten<br />
immer mehr nach<strong>den</strong>klich als Wettbewerbsnachteil<br />
zur Kenntnis nehmen. Man<br />
darf nicht müde wer<strong>den</strong>, dem Privatpatienten<br />
<strong>den</strong> Irrglauben zu nehmen, dass es<br />
sich beim 3,5-fachen Leistungsfaktor der<br />
GOZ um das 3,5-fache des Kassensatzes<br />
handelt. Genau davon geht der unbedarfte<br />
Privatversicherte nämlich aus.<br />
Der einzig verbleibende Ausweg, um bei<br />
dieser Punktwertüberalterung wirtschaftlich<br />
arbeiten zu können, besteht in einer<br />
Ausschöpfung der Steigerungsfaktoren bis<br />
zu 3,5 und bei zahlreichen Leistungen ausschließlich<br />
in der Vereinbarung von Steigerungsfaktoren<br />
über 3,5 in Form einer Honorarvereinbarung<br />
nach § 2 GOZ, die uns<br />
der Gesetzgeber ausdrücklich gestattet<br />
und die uns das Bundesverfassungsgericht<br />
bei der letzten GOZ-Klage im Jahre 2001<br />
(Beschluss vom 13. Februar 2001, Az. 1 BvR<br />
2311/00) sogar expressis verbis empfiehlt.<br />
Wussten Sie, dass der überwiegende Anteil<br />
der Krankenvollversicherungen übrigens<br />
keinerlei Einschränkungen bei der Erstattung<br />
von Steigerungssätzen über 3,5 hat?<br />
Lediglich die Beihilfe erstattet nur bis<br />
3,5-fach. Daher heißt die Beihilfe auch<br />
„Beihilfe“ und nicht „Ganzhilfe“.<br />
Der Vorstand der Landeszahnärztekammer<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg hat aus diesem<br />
Grund <strong>für</strong> das Jahr 2023 die Kampagne<br />
„35 Jahre Punktwert GOZ“ ins Leben gerufen,<br />
die <strong>den</strong> Kollegen die wirtschaftliche<br />
Erbringung von Privatleistungen unter<br />
Anhebung des Steigerungsfaktors auch<br />
unter Zuhilfenahme einer Honorarvereinbarung<br />
nach § 2 GOZ vor Augen führen<br />
wird. Nutzen Sie die Vortragsveranstaltungen<br />
und GOZ-Informationen, die Ihnen<br />
reichlich Argumente <strong>für</strong> das Patientengespräch<br />
und gebührenrechtliche Tipps zur<br />
angemessenen Honorierung Ihrer Leistungen<br />
liefern wer<strong>den</strong>! Nur so kann das wirtschaftliche<br />
Überleben und der Erfolg der<br />
Zahnarztpraxis <strong>für</strong> die Zukunft gewährleistet<br />
wer<strong>den</strong>.
10_TITELTHEMA<br />
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Behördliche Begehungen nach dem Strahlenschutzrecht<br />
KONSTRUKTIVE<br />
GESPRÄCHE MIT DER<br />
KAMMER IM VORFELD<br />
Das Land Ba<strong>den</strong>-Württemberg hat in seinem Aufsichtsprogramm festgelegt, dass Zahnarztpraxen,<br />
die eine DVT-Röntgeneinrichtung betreiben, ab 2023 gemäß Strahlenschutzrecht<br />
durch das zuständige Regierungspräsidium begangen wer<strong>den</strong> können. Nun ist man geneigt<br />
zu fragen, wie viele behördliche Begehung man als Praxisinhaber*in noch über sich ergehen<br />
lassen muss. So langsam reicht es an Belastungen <strong>für</strong> die Zahnarztpraxen! Wir haben mit<br />
dem Röntgenreferenten der LZK BW, PD Dr. Dirk Schulze, über die neuen behördlichen<br />
Begehungen gesprochen und ihn gefragt, ob hier tatsächlich Handlungsbedarf besteht und<br />
mit welchen Maßnahmen die Kammer die Kollegenschaft unterstützt.<br />
betreiben, eine alle sechs Jahre wiederkehrende<br />
Begehung nach Strahlenschutzverordnung<br />
vor. Fachlich gesehen besteht sicherlich<br />
ein gewisser Handlungsbedarf<br />
z. B. bezüglich der technischen Durchführung,<br />
der dabei auftreten<strong>den</strong> Strahlenexposition<br />
und auch der Dokumentation.<br />
Die genannten Punkte sind aber auch<br />
schon zu großen Teilen Gegenstand der<br />
Prüfungen durch die Zahnärztliche Stelle<br />
und daher stellt sich <strong>für</strong> mich die Frage,<br />
inwiefern die Ergebnisse dieser Begehungen<br />
einen Benefit <strong>für</strong> die Betreiber und <strong>für</strong><br />
die Patienten darstellen. Auf der anderen<br />
Seite sollte aber auch hervorgehoben wer<strong>den</strong>,<br />
dass die Aufsichtsbehör<strong>den</strong> in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg im Vorfeld sehr konstruktive<br />
Gespräche mit allen Vertretern der<br />
Kammer und auch der Zahnärztlichen<br />
Stelle geführt haben.<br />
Was raten Sie Kolleginnen und Kollegen,<br />
die die Inbetriebnahme einer neuen DVT-<br />
Röntgeneinrichtung im kommen<strong>den</strong> Jahr<br />
planen?<br />
Die Kammer – Ihr Partner. Gemäß ihrem Motto ist die Kammer und insbesondere der Röntgenreferent<br />
nicht untätig geblieben und hat bereits im Vorfeld der Begehungen in Gesprächen mit<br />
<strong>den</strong> Behör<strong>den</strong> einige gangbare und pragmatische Lösungen <strong>für</strong> die Praxen erreichen können.<br />
ZBW: Wie stehen Sie zu <strong>den</strong> neuen Begehungen<br />
nach Strahlenschutzrecht?<br />
Lassen sich diese Begehungen sachlich<br />
und fachlich begrün<strong>den</strong>?<br />
Dr. Schulze: Eine sachliche Begründung<br />
besteht schon allein in der Forderung der<br />
EURATOM-Richtlinie (sogenannte<br />
„Grundnorm im Strahlenschutz“), wonach<br />
die Mitgliedsstaaten ein Aufsichtsprogramm<br />
etablieren müssen. Die von<br />
<strong>den</strong> Aufsichtsbehör<strong>den</strong> vorgenommene<br />
Kategorisierung entlang des Gefährdungspotenzials<br />
sieht nun <strong>für</strong> Zahnarztpraxen,<br />
die DVT-Röntgeneinrichtungen<br />
Foto: privat<br />
Sie sollten sich von einer „drohen<strong>den</strong>“<br />
Begehung nicht abschrecken lassen.<br />
Ganz im Gegenteil: Viele in der Vergangenheit<br />
offene oder auch ungeklärte<br />
Sachverhalte konnten <strong>für</strong> die Praxen vorteilhaft<br />
geklärt wer<strong>den</strong>. Sofern sich im<br />
Vorfeld einer Beschaffung oder Installation<br />
Unklarheiten aufdrängen, sollten<br />
die Kolleginnen und Kollegen sich bei der<br />
zuständigen Zahnärztlichen Stelle oder<br />
beim zuständigen Regierungspräsidium<br />
mel<strong>den</strong>. Gerade die Organisation des<br />
Strahlenschutzes in der Praxis ist je nach<br />
Konstellation ein neuralgischer Punkt.<br />
Probleme sollten daher transparent kommuniziert<br />
wer<strong>den</strong>, dann liegen die Lösungen<br />
schnell auf der Hand. Ich kann als<br />
Leiter der Zahnärztlichen Stelle nur ausdrücklich<br />
betonen, dass alle Sachbearbeiterinnen<br />
und Fachreferenten gern mit<br />
Rat und Tat zur Seite stehen und damit<br />
das eigentliche Anliegen der Qualitätssicherung<br />
mit Leben füllen.<br />
„Die Kammer – Ihr Partner“. Gemäß ihrem<br />
Motto sind die Kammer und insbesondere<br />
Sie als Röntgenreferent nicht<br />
untätig geblieben. Mit wem und welchen<br />
Behör<strong>den</strong> haben Sie im Vorfeld ge-
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
11_TITELTHEMA<br />
sprochen und was genau konnten Sie<br />
erreichen?<br />
Konkrete Gespräche habe ich zunächst<br />
mit dem Regierungspräsidium Freiburg<br />
geführt, diese haben sich hauptsächlich<br />
um die Arbeitsabläufe beim Röntgen in<br />
Zahnarztpraxen gedreht. Im Herbst 2022<br />
wur<strong>den</strong> diese Inhalte dann in einem<br />
Workshop vertieft, dieser fand auf der gemeinsamen<br />
Fachdienstbesprechung des<br />
Umweltministeriums Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
und der Regierungspräsidien statt.<br />
Als Ergebnis dieses Workshops wurde mit<br />
Hilfe meiner fachlichen Beratung eine<br />
Checkliste <strong>für</strong> die anstehen<strong>den</strong> Begehungen<br />
erarbeitet. Natürlich haben sich bei<br />
dieser Gelegenheit auch <strong>für</strong> mich sehr aufschlussreiche<br />
Diskussionen und Einblicke<br />
in die Denk- und Arbeitsweisen von Behör<strong>den</strong><br />
ergeben. Einige Fragen haben<br />
mich durchaus überrascht, z. B. ob man<br />
unabsichtlich eine DVT-Untersuchung<br />
auslösen kann. Kontrovers diskutiert wurde<br />
andererseits das aus Sicht des UM erforderliche<br />
Vorliegen einer Arbeitsanweisung,<br />
was ich mit dem Verweis auf die inzwischen<br />
sehr ausführlichen Betriebshandbücher<br />
kategorisch abgelehnt habe.<br />
Natürlich war die Erstellung dieser Checkliste<br />
kein Wunschkonzert, jedoch ist erkennbar,<br />
dass die aus der Perspektive der<br />
Aufsichtsbehör<strong>den</strong> prioritären Aspekte<br />
deutlich hervortreten. Und an dieser Stelle<br />
sei daher noch einmal klar betont: Die<br />
innerbetriebliche Organisation des Strahlenschutzes<br />
steht absolut im Vordergrund.<br />
Als weitere Hilfestellung hat die Kammer<br />
mit Ihnen als Referent vier kostenlose Online-Webinare<br />
angeboten. Wie lautet Ihr<br />
Resümee der Online-Webinare?<br />
Straffe Organisation, gute Koordination<br />
und technische Durchführung durch die<br />
Abteilung Praxisführung der LZK, da<strong>für</strong><br />
gebührt <strong>den</strong> Verantwortlichen noch einmal<br />
ein herzlicher Dank. Zwischen dem<br />
Tag, an dem wir die Veranstaltungen geplant<br />
haben, und dem ersten Webinar lagen<br />
fünf Wochen, das kann nur gelingen,<br />
wenn alle an einem Strang ziehen.<br />
Begehung. Zahnarztpraxen, die eine DVT-Röntgeneinrichtung betreiben, können ab 2023<br />
durch das zuständige Regierungspräsidium begangen wer<strong>den</strong>.<br />
war enorm und viele Teilnehmer haben<br />
sich <strong>für</strong> die Informationsveranstaltung<br />
bedankt.<br />
Denken Sie, die Kollegenschaft ist jetzt<br />
optimal vorbereitet oder bedarf es weiterer<br />
Schulungsmaßnahmen im kommen<strong>den</strong><br />
Jahr?<br />
Da schlagen schon zwei Herzen in meiner<br />
Brust. Natürlich würde ich mir wünschen,<br />
dass mittels der Webinare schon ein Maximum<br />
an Informationen transportiert<br />
wer<strong>den</strong> konnte und <strong>für</strong> viele teilnehmende<br />
Praxen trifft dies bestimmt auch zu.<br />
Aber man muss das auch realistisch betrachten:<br />
Bildgebung ist nur ein kleiner<br />
Teil der zahnmedizinischen Berufsausübung,<br />
wenngleich wir ohne dieses diagnostische<br />
Tool kaum arbeiten könnten.<br />
Deshalb ergeben sich ja so häufig organisatorische<br />
Defizite, auch wenn ich immer<br />
wieder betone, dass man die erforderlichen<br />
Strukturen nur einmal richtig aufsetzen<br />
muss. Dies wird jedoch auch durch<br />
die vorherrschende Personalfluktuation<br />
erheblich beeinflusst, und daher <strong>den</strong>ke<br />
ich, dass es in etlichen Praxen einfach<br />
mehr Zeit, Schulung, Beratung und anderer<br />
Hilfestellungen bedarf, um diese Herausforderung<br />
zu meistern.<br />
Letztlich kann ich jedoch resümieren,<br />
dass die erfolgten Schulungen zu einer<br />
auch positiven Sensibilisierung geführt<br />
haben und dies einge<strong>den</strong>k des doch eher<br />
unangenehmen Hintergrunds.<br />
Welche Hilfsmittel wur<strong>den</strong> der Kollegenschaft<br />
seitens der Kammer noch zur Verfügung<br />
gestellt und wo sind diese abzurufen?<br />
Eine ausführliche Übersicht zu <strong>den</strong> von<br />
<strong>den</strong> Aufsichtsbehör<strong>den</strong> genannten<br />
Punkten findet sich im PRAXIS-Handbuch,<br />
dort wird auch auf diverse hilfreiche<br />
Formulare und Vorlagen verwiesen.<br />
In Abhängigkeit vom Kenntnisstand<br />
wer<strong>den</strong> diese Inhalte angepasst und entsprechend<br />
erweitert.<br />
Hervorzuheben ist auch die fachliche Beratung<br />
durch die Landeszahnärztekammer<br />
(Abteilung Praxisführung) und die<br />
Bezirkszahnärztekammern (Zahnärztliche<br />
Stellen). Wie wür<strong>den</strong> Sie deren Part<br />
beschreiben?<br />
Der Abteilung Praxisführung der LZK<br />
obliegen ja alle personenbezogenen Fragen,<br />
also wer braucht welche Nachweise<br />
(Fachkunde, Kenntnisse) und sind diese<br />
überhaupt aktuell. Das ist natürlich ein<br />
ganz wichtiger Punkt und der sollte ganz<br />
oben auf meiner persönlichen Liste zur<br />
Vorbereitung stehen (Unter uns: der<br />
steht auf allen Listen ganz oben). Bei allen<br />
gerätebezogenen Fragen wendet man<br />
sich an die Zahnärztlichen Stellen in <strong>den</strong><br />
Bezirkszahnärztekammern. Alle Sachbearbeiterinnen<br />
stehen in <strong>den</strong> Startlöchern,<br />
sind auf Fragen zu erforderlichen Unterlagen<br />
vorbereitet und wer<strong>den</strong> Ihnen gern<br />
weiterhelfen.<br />
Foto: Prof. Dr. Schulze<br />
Wie war die Resonanz und wie viele der betroffenen<br />
Praxen konnten Sie erreichen?<br />
Unter Berücksichtigung des o. g. Zeitfensters<br />
haben wir mit insgesamt 631 aktiven<br />
Teilnehmern eine tolle Resonanz<br />
erzielt und es konnte etwa die Hälfte aller<br />
betroffenen Praxen erreicht wer<strong>den</strong>.<br />
Es wur<strong>den</strong> natürlich viele Fragen gestellt,<br />
die meisten habe ich – sofern möglich –<br />
direkt live beantwortet. Das Feedback<br />
Erwägen Sie ein ähnliches Angebot wie<br />
die Hygiene-Beratung – eine DVT-Strahlenschutz-Beratung,<br />
die vor Ort bzw. online<br />
in <strong>den</strong> Praxen die Kolleginnen und<br />
Kollegen informiert und gezielt vorbereitet?<br />
Darüber wurde und wird diskutiert, eine<br />
Beratung vor Ort kann ich mir derzeit<br />
noch nicht vorstellen, online ist das sicherlich<br />
wesentlich leichter zu realisieren.<br />
Was passiert mit <strong>den</strong> Fragen der Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer aus <strong>den</strong> Online-Webinaren?<br />
Derzeit wer<strong>den</strong> die Fragen analysiert und<br />
gebündelt, danach werde ich alle verbliebenen<br />
Fragenkomplexe so präzise wie<br />
möglich beantworten und schließlich<br />
wer<strong>den</strong> diese dann als FAQ auf der LZK-<br />
Webseite veröffentlicht.<br />
Die Fragen stellte Andrea Mader
12_TITELTHEMA<br />
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
EU-Medizinprodukteverordnung (EU-MDR)<br />
EU-KOMMISSION SCHLÄGT<br />
FRISTENVERLÄNGERUNG VOR<br />
Seit 2021 gilt der neue EU-Rechtsrahmen <strong>für</strong> Medizinprodukte. Nach <strong>den</strong> neuen<br />
Vorgaben sollten zunächst bis spätestens Mai 2024 alle auf dem Markt befindlichen<br />
Medizinprodukte rezertifiziert wer<strong>den</strong>. Auf Drängen aus dem Europäischen Parlament<br />
und von Seiten mehrerer EU-Mitgliedstaaten, einschließlich Deutschland, wur<strong>den</strong><br />
jetzt bei der turnusgemäß stattfin<strong>den</strong><strong>den</strong> Sitzung des Gesundheitsrats (EPSCO) am<br />
9. Dezember 2022 in Brüssel auch die Probleme bei der Implementierung der neuen<br />
EU-MDR diskutiert. In der Sitzung hat EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides eine<br />
Verschiebung der EU-MDR in Aussicht gestellt und einen entsprechen<strong>den</strong> Legislativvorschlag<br />
<strong>für</strong> Januar 2023 angekündigt, der nun von der Kommission vorgelegt wurde.<br />
LEGISLATIVVORSCHLAG<br />
In der EPSCO-Sitzung am 9. Dezember<br />
2022 hat EU-Gesundheitskommissarin<br />
Stella Kyriakides eine Verschiebung der<br />
EU-Medizinprodukteverordnung in<br />
Aussicht gestellt und einen entsprechen<strong>den</strong><br />
Legislativvorschlag <strong>für</strong> Januar<br />
2023 angekündigt. Die Gesundheitskommissarin<br />
gestand ein, dass der<br />
Übergang zu <strong>den</strong> neuen MDR-Vorschriften<br />
viel langsamer verlief als erwartet.<br />
Als Gründe verwies sie auf die<br />
COVID-19-Pandemie, die durch die russische<br />
Invasion in der Ukraine verursachte<br />
Rohstoffknappheit und die geringen<br />
Kapazitäten der Benannten Stellen.<br />
Bereits im Oktober 2022 hatten namhafte<br />
Gesundheits- und Industriepolitiker<br />
der CDU/CSU aus dem Europäischen<br />
Parlament und dem Deutschen<br />
Bundestag ein Schreiben an Bundesgesundheitsminister<br />
Prof. Dr. Karl Lauterbach<br />
gerichtet.<br />
Die Politiker kritisierten insbesondere<br />
die unzureichende Infrastruktur von<br />
und <strong>für</strong> Benannte Stellen, lange Wartezeiten<br />
und unklare, intransparente Antragsverfahren,<br />
die zu einer enormen<br />
Belastung <strong>für</strong> viele Herstellerfirmen<br />
führten und vor allem dazu, dass Produkte<br />
in zunehmende Maße nicht mehr<br />
zur Verfügung stehen. Problematisch<br />
seien auch die Notwendigkeit der Rezertifizierung<br />
und das Erfordernis zur<br />
Durchführung klinischer Prüfung,<br />
auch <strong>für</strong> langjährig bewährte Bestandsprodukte<br />
bei gleichzeitigen Kapazitätsengpässen.<br />
Dies ist besonders kritisch<br />
<strong>für</strong> sogenannte Nischenprodukte.<br />
Foto: AdobeStock_hkama<br />
ÜBERGANGSFRISTEN<br />
Bereits im Vorfeld des EPSCO-Rates<br />
hatte die EU-Kommission am 6. Dezember<br />
2022 ein umfangreiches Informationspapier<br />
veröffentlicht, in dem<br />
die Kommission erstmals die massiven<br />
Probleme bei der Rezertifizierung von<br />
Bestandsprodukten sowie die Schwierigkeiten<br />
mit <strong>den</strong> Benannten Stellen<br />
eingesteht.<br />
Als mögliche Lösungsvorschläge <strong>für</strong> bewährte<br />
Bestandsprodukte bringt die<br />
EU-Kommission dabei eine Verlängerung<br />
der Übergangsfrist in Artikel 120<br />
Absatz 3 der MDR mit gestaffelten Fristen<br />
je nach Risikoklasse des Produkts<br />
ins Gespräch.<br />
BZÄK-EUROPAFORUM<br />
„Die angekündigte Fristenverlängerung<br />
ist sehr erfreulich“, sagt LZK-Präsi<strong>den</strong>t<br />
Dr. Torsten Tomppert, „offensichtlich<br />
hat der wachsende politische Druck aus<br />
<strong>den</strong> EU-Mitgliedstaaten und dem EU-<br />
Parlament die EU-Kommission zum<br />
Einlenken bewogen.“<br />
Dr. Tomppert hatte die Kritik des Berufsstandes<br />
an der Umsetzung der EU-<br />
MDR zuletzt im Rahmen des BZÄK-Europaforums<br />
am 25. Oktober 2022 in<br />
Brüssel gegenüber dem südbadischen<br />
Europaabgeordneten der EVP-Fraktion,<br />
Dr. Andreas Schwab, adressiert. Bei Dr.<br />
Schwab sind die Kritikpunkte an der<br />
richtigen Adresse. Der Europaabgeordnete<br />
hat seinen Wahlkreis in Tuttlingen.<br />
Bekanntermaßen ist Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
mit rund 400 Unternehmen ein be-
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
13_TITELTHEMA<br />
deutender Standort <strong>für</strong> Medizintechnik<br />
und Tuttlingen zählt zu seinem Zentrum.<br />
Aus diesem Grund haben auch<br />
die ba<strong>den</strong>-württembergische Wirtschaftsministerin<br />
Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut<br />
und der ba<strong>den</strong>-württembergische<br />
Gesundheitsminister Manne Lucha<br />
wiederholt Erleichterungen bei der<br />
europäischen Medizinprodukteverordnung<br />
gefordert.<br />
BZÄK-Europaforum. Dr. Torsten Tomppert (l.) adressierte die Kritik des Berufsstandes<br />
an der Umsetzung der EU-MDR gegenüber dem südbadischen<br />
Europaabgeordneten der EVP-Fraktion, Dr. Andreas Schwab, beim Europaforum<br />
der BZÄK.<br />
Dr. Alfred Büttner<br />
Leiter Abteilung Europa der BZÄK<br />
AKTUELLE SITUATION<br />
Am 6. Januar 2023 hat die Europäische<br />
Kommission einen Vorschlag <strong>für</strong> eine erneute<br />
Verschiebung von Teilen der EU-<br />
MDR vorgelegt. Damit folgt die Kommission<br />
der Ankündigung von EU-Gesundheitskommissarin<br />
Stella Kyriakides.<br />
Die EU-Kommission schlägt konkret<br />
vor, dass <strong>für</strong> Medizinprodukte, <strong>für</strong> die<br />
vor dem 26. Mai 2021 eine Konformitätserklärung<br />
ausgestellt wurde, der<br />
Zeitraum <strong>für</strong> die Umstellung auf die<br />
neuen MDR-Vorschriften bei Produkten<br />
mit höherem Risiko, d. h. Klasse-III-Produkte<br />
und implantierbare Klasse-II-b-<br />
Produkte, vom 26. Mai 2024 bis zum<br />
31. Dezember 2027 und bei Produkten<br />
mit mittlerem und geringerem Risiko,<br />
d. h. Klasse-II-a- und Klasse-I-Produkte,<br />
bis zum 31. Dezember 2028 verlängert<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Darüber hinaus schlägt die EU-Kommission<br />
die Einführung einer Übergangsfrist<br />
bis zum 26. Mai 2026 <strong>für</strong> maßgefertigte<br />
implantierbare Produkte der Klasse-III<br />
vor, z. B. <strong>für</strong> patientenspezifische Implantate<br />
zur Knochenrekonstruktion.<br />
Diese Produkte fallen derzeit nicht unter<br />
die Übergangsbestimmungen der MDR.<br />
Die Hersteller von implantierbaren Sonderanfertigungen<br />
der Klasse III müssen<br />
zwar seit dem 26. Mai 2021 alle Anforderungen<br />
der Verordnung erfüllen, erhalten<br />
aber nun mehr Zeit, um ihr Qualitätsmanagementsystem<br />
von einer Benannten<br />
Stelle zertifizieren zu lassen.<br />
Schließlich soll das in der MDR festgelegte<br />
Verkaufsdatum gestrichen wer<strong>den</strong>.<br />
Durch die Abschaffung dieses<br />
Stichtags soll sichergestellt wer<strong>den</strong>,<br />
dass bewährte Medizinprodukte, die<br />
bereits auf dem Markt sind, <strong>den</strong> Gesundheitssystemen<br />
und <strong>den</strong> bedürftigen<br />
Patienten und Patientinnen weiterhin<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Aus (zahn-)ärztlicher Sicht ist erfreulich,<br />
dass die EU-Kommission nach langem<br />
Zögern die Be<strong>den</strong>ken der (Zahn-)Ärzteschaft,<br />
insbesondere von Council of European<br />
Dentists (CED) und BZÄK, sowie<br />
der Hersteller ernst genommen hat<br />
und mit der Verschiebung die Reißleine<br />
gezogen hat. Gleichwohl macht die EU-<br />
Kommission mit dem Vorschlag deutlich,<br />
dass sie nur <strong>den</strong> Zeitpunkt der Umsetzung<br />
verschieben, aber nicht am Inhalt<br />
der MDR rütteln möchte. Bei <strong>den</strong><br />
anstehen<strong>den</strong> Verhandlungen dürfte es<br />
kaum Spielraum <strong>für</strong> weitergehende Korrekturen<br />
an der MDR geben.<br />
Foto: privat<br />
Dr. Alfred Büttner/BZÄK<br />
Redaktionelle Bearbeitung Andrea Mader<br />
INFO<br />
BEWERTUNG<br />
Die beschriebenen Probleme mit<br />
der Umsetzung der EU-MDR hatten<br />
sich bereits kurz nach deren Inkrafttreten<br />
angedeutet. Bis heute<br />
konnten erst ca. 15 Prozent, teilweise<br />
langjährig im Markt befindlicher,<br />
Medizinprodukte, in das neue System<br />
überführt wer<strong>den</strong>. Und wenn<br />
man be<strong>den</strong>kt, dass Zertifizierungsprozesse<br />
rund 18 Monate in Anspruch<br />
nehmen können, stellt die<br />
Fristverlängerung eine ganz wichtige<br />
Maßnahme dar, um kurzfristig<br />
Versorgungsengpässe im gesamten<br />
medizinischen Bereich zu vermei<strong>den</strong>.<br />
Die Staffelung nach Risikoklassen<br />
ist ein sinnvoller Ansatz, um Bestandsprodukte<br />
mit einem geringen<br />
Gefährdungspotenzial unbürokratisch<br />
länger im Markt zu halten.<br />
Jüngst forderte der Council of European<br />
Dentitsts (CED), die Vertretung<br />
der europäischen Zahnärzteschaft in<br />
der EU, <strong>für</strong> Rezertifizierungen von<br />
Bestandsprodukten pragmatische<br />
Anforderungen an zu erhebende<br />
Studien, klinische Daten und Dokumentationsaufwand<br />
zu stellen.<br />
Hier ist dringend Augenmaß gefordert,<br />
<strong>den</strong>n es ist doch sehr zu bezweifeln,<br />
dass sichere bewährte Produkte<br />
durch hohe bürokratische Belastungen<br />
und hohe Zertifizierungskosten<br />
noch sicherer gemacht wer<strong>den</strong><br />
können.<br />
Vielmehr droht, dass dadurch Medizinprodukte<br />
kleinerer Unternehmen<br />
oder geringer Stückzahl vom Markt<br />
verschwin<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> – mit negativen<br />
Auswirkungen auf Praxen und<br />
die Patientenversorgung.<br />
Dr. Norbert Struß,<br />
LZK-Referent <strong>für</strong> Praxisführung
14_TITELTHEMA<br />
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Resultate der Online-Umfrage der KZBV zu Bürokratielasten<br />
HOHE WÖCHENTLICHE<br />
BELASTUNG DER PRAXEN<br />
Die Zahnarztpraxen wer<strong>den</strong> mit einer hohen wöchentlichen Belastung durch <strong>den</strong> Bürokratieaufwand<br />
konfrontiert. Die Zahnärztinnen und Zahnärzte müssen pro Person<br />
im Schnitt sechs Stun<strong>den</strong> pro Woche <strong>für</strong> bürokratische Aufgaben aufwen<strong>den</strong>, bei <strong>den</strong><br />
Praxisteams sind es zwei Stun<strong>den</strong> und 30 Minuten wöchentlich. Dies geht aus<br />
der Online-Umfrage „Gemeinsam Bürokratie abbauen!“ hervor, die die Kassenzahnärztliche<br />
Bundesvereinigung (KZBV) veröffentlicht hat. Weitere Themen, die auf<br />
<strong>den</strong> Nägeln brennen: das Qualitätsmanagement, die Telematikinfrastruktur, die Kommunikation<br />
mit Krankenkassen und die Dokumentation.<br />
Hoch belastend. Laut Online-Umfrage der KZBV ist <strong>für</strong> die Praxen beispielsweise das Verfahren bei der Erstattung der einzelnen<br />
Komponenten der Telematikinfrastruktur (Durchschnitt 5,5, Median 6) hoch belastend.<br />
Foto: M. Stollberg<br />
„Die Bürokratielast einer Zahnarztpraxis<br />
hat ein unerträgliches Maß erreicht,<br />
ohne erkennbaren Nutzen zu stiften“,<br />
betonte der Vorstand der KZBV. Und<br />
weiter: „Große Anteile wertvoller Behandlungs-<br />
und Beratungszeit, die <strong>den</strong><br />
Versicherten und deren Versorgung zugutekommen<br />
sollten, wer<strong>den</strong> hierdurch<br />
gebun<strong>den</strong>.“ Um nun der Politik und<br />
dem Gesetzgeber einen detaillierten<br />
Maßnahmenkatalog mit Vorschlägen<br />
zur Reduzierung der Bürokratielast in<br />
<strong>den</strong> Praxen vorzulegen, hatte die KZBV<br />
im Oktober 2022 eine Online-Umfrage<br />
unter allen Vertragszahnärztinnen und<br />
-zahnärzten initiiert. Die Beantwortung<br />
des Fragenkatalogs nahm etwa zehn bis<br />
15 Minuten in Anspruch. Die Bögen<br />
wur<strong>den</strong> anonymisiert, im Rahmen der<br />
Auswertung sind 2347 vollständig beantwortete<br />
Fragebögen erfasst wor<strong>den</strong>.<br />
Die Befragung gliederte sich in vier Teile:<br />
allgemeine Praxisdaten, „Bürokratiebelastung<br />
in Ihrer Praxis“, Bürokratie-<br />
Belastung in ausgewählten Themenfeldern<br />
sowie einen Freitextantwortbereich<br />
und „Was Ihnen sonst noch wichtig<br />
wäre!“<br />
VERTEILUNG DES RÜCKLAUFS<br />
Die Vertragszahnärztinnen und Vertragszahnärzte,<br />
die an der Online-Umfrage<br />
teilgenommen haben, verteilen<br />
sich sehr unterschiedlich unter <strong>den</strong> Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigungen in<br />
Deutschland. Manche KZVen seien<br />
deutlich stärker im Rücklauf vertreten<br />
als es dem Anteil an allen Praxen entspreche,<br />
andere entsprechend weniger<br />
stark. „So stammen z. B. 37,5 Prozent<br />
der ausgefüllten Fragebögen aus <strong>den</strong><br />
neuen Bundesländern, während nur<br />
17,1 Prozent aller Praxen auf dieses Ge-
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
15_TITELTHEMA<br />
biet entfallen“, hat die KZBV analysiert.<br />
Bezogen auf die Praxisformen weiche<br />
die Stichprobe weniger stark von <strong>den</strong><br />
Gesamtdaten ab: „Mit 89,0 Prozent sind<br />
die Einzelpraxen im Rücklauf etwas<br />
stärker vertreten als in der Gesamtheit<br />
aller Praxen mit 80,3 Prozent.“ Bei <strong>den</strong><br />
anderen Praxisformen – BAG und<br />
MVZ – sei der Anteil in der Stichprobe<br />
entsprechend „etwas niedriger“.<br />
BÜROKRATIEBELASTUNGEN<br />
Im zweiten Teil fragten die Meinungsforscher<br />
der Firma LamaPoll, Berlin, nach<br />
der „Einschätzung, wie sich die<br />
bürokratischen Belastungen innerhalb<br />
Ihrer Praxis auf die dort tätigen Personen<br />
nach ihrer Funktion aufteilen“. Insgesamt<br />
wer<strong>den</strong> die Zahnarztpraxen mit einer<br />
hohen wöchentlichen Belastung<br />
durch <strong>den</strong> Bürokratieaufwand konfrontiert.<br />
Die Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />
müssen pro Person im Schnitt sechs<br />
Stun<strong>den</strong> pro Woche für bürokratische<br />
Aufgaben aufwen<strong>den</strong>. Bei <strong>den</strong> Praxisteams<br />
sind es zwei Stun<strong>den</strong> und 30 Minuten<br />
wöchentlich. Der Aufwand der<br />
Praxismitarbeiterinnen und -mitarbeiter<br />
in einer Praxis sei zwar absolut höher,<br />
verteile sich aber auf mehr Personen. „Im<br />
Durchschnitt über alle Praxen und Personengruppen<br />
liegt der Bürokratieaufwand<br />
pro tätige Person bei 3 Stun<strong>den</strong><br />
und 36 Minuten pro Woche“, so die Demoskopen.<br />
Über alle in <strong>den</strong> Praxen<br />
Tätigen werde der zeitliche Aufwand für<br />
Bürokratie in <strong>den</strong> neuen Bundesländern<br />
mit drei Stun<strong>den</strong> und 45 Minuten pro<br />
Woche und Person geringfügig höher<br />
eingeschätzt als in <strong>den</strong> alten Bundesländern<br />
mit drei Stun<strong>den</strong> und 34 Minuten<br />
pro Woche und Person. Im Übrigen<br />
„liegen Einzelpraxen mit 3 Stun<strong>den</strong> und<br />
45 Minuten pro Person und Woche<br />
höher als BAG (3 Stun<strong>den</strong>) und MVZ<br />
(1 Stunde und 49 Minuten)“.<br />
Bürokratielasten. Für<br />
bürokratische Aufgaben<br />
wen<strong>den</strong> Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte laut<br />
Online-Umfrage im<br />
Schnitt sechs Stun<strong>den</strong> pro<br />
Woche auf, die Praxisteams<br />
zusätzlich nochmal<br />
zwei Stun<strong>den</strong> und<br />
30 Minuten.<br />
Im dritten Teil der Umfrage wur<strong>den</strong> die<br />
Zahnärztinnen und Zahnärzte um eine<br />
Einschätzung gebeten, „in welchen der<br />
nachfolgen<strong>den</strong> von der KZBV bereits als<br />
relevant ausgewählten Themenfeldern<br />
bzw. Bereichen aus Ihrer Sicht die<br />
bürokratischen Belastungen niedrig,<br />
mittel oder hoch sind“ – in einer Skala<br />
von 1 (niedrig) bis 7 (hoch). Das Ergebnis<br />
zu <strong>den</strong> vorgegebenen Themenbereichen:<br />
Die Belastungsintensität liege in der Regel<br />
auf dem Niveau des Zeitaufwands, „d.<br />
h. Aufgaben, die als sehr störend empfun<strong>den</strong><br />
wer<strong>den</strong>, erfordern in der Regel<br />
auch einen großen Zeitaufwand“. Hoch<br />
belastend wer<strong>den</strong> wahrgenommen: das<br />
einrichtungsinterne Qualitätsmanagement,<br />
die Erstattung der einzelnen Komponenten<br />
der Telematikinfrastruktur, die<br />
Schriftformerfordernis für Vereinbarungen<br />
mit <strong>den</strong> Patientinnen und Patienten<br />
und der zusätzliche Papierausdruck bei<br />
der Elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />
(eAU). Mit geringerer Belastung<br />
wirken papiergebun<strong>den</strong>e Verfahren<br />
beim Gutachterwesen, die Pflicht<br />
zum Nachweis von Fortbildungen alle<br />
fünf Jahre, Verfahren vor dem Zulassungsausschuss<br />
und die Pflicht zum<br />
Nachweis einer Berufshaftpflichtversicherung.<br />
Insgesamt wür<strong>den</strong> die alten<br />
und neuen Bundesländer und die einzelnen<br />
Praxisformen in ihrer Einschätzung<br />
durchschnittlich nicht sehr weit auseinander<br />
liegen. „Die bestehen<strong>den</strong> Unterschiede<br />
liegen in der Regel unterhalb von<br />
einem Punkt“, erläuterte die KZBV.<br />
FREITEXTANTWORTEN<br />
„Zeit und Nerven“, „viel zu kompliziert“,<br />
„viel Zeit in Anspruch genommen“,<br />
oft in Kombination mit <strong>den</strong> Themen<br />
Telematik, Krankenkassen, Digitalisierung,<br />
Dokumentation und QM: Einige<br />
Kritik kam zusammen in <strong>den</strong> Freitextantworten,<br />
allerdings sei deutlich<br />
gewor<strong>den</strong>, dass die von Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzten kritisierten Themen<br />
„nicht pauschal“ abgelehnt wür<strong>den</strong>,<br />
sondern vor allem unnötiger Aufwand<br />
und unausgereifte Umsetzungen erkennen<br />
lassen, „mit <strong>den</strong>en die Praxen allein<br />
gelassen wer<strong>den</strong>“. Eine daraus entstehende<br />
Belastung sei vor allem eine zeitliche:<br />
„Die als überflüssig empfun<strong>den</strong>en<br />
Bürokratieaufwände sorgen für Frust,<br />
weil sie wertvolle Ressourcen bin<strong>den</strong><br />
und so die zahnärztliche Kerntätigkeit –<br />
die Behandlung der Patientinen und<br />
Patienten und die Zeit für die atientinen<br />
und Patienten – mehr und mehr zu<br />
kurz kommt.“<br />
KONKRETE VORSCHLÄGE<br />
Die Vertreterversammlung der KZBV,<br />
die im November 2022 in München tagte,<br />
hat <strong>den</strong> Vorstand beauftragt, auf<br />
Grundlage der Ergebnisse der Online-<br />
Umfrage konkrete Vorschläge zum Bürokratieabbau<br />
in Zahnarztpraxen zu<br />
unterbreiten. Politik und Gesetzgeber<br />
sollen diese in einem detaillierten Maßnahmenkatalog<br />
vorgelegt wer<strong>den</strong>.<br />
Guido Reiter<br />
INFO<br />
Zur vollständigen<br />
Auswertung der<br />
Online-Umfrage<br />
kommen Sie über<br />
diesen Link: https://<br />
bit.ly/3YSFKmF<br />
Foto: unsplash.com/AlexanderGrey
16_TITELTHEMA<br />
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Praktische Hilfestellungen <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Praxisalltag</strong><br />
ANGEBOTE DER<br />
KÖRPERSCHAFTEN<br />
NUTZEN<br />
Neben ihren Kernaufgaben halten die Kassenzahnärztliche<br />
Vereinigung (KZV) und die Landeszahnärztekammer (LZK )<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg zahlreiche Erleichterungen <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Praxisalltag</strong> vor und helfen, Synergien<br />
zu nutzen. Und auch das Informationszentrum Zahn- und Mundgesundheit (IZZ) als Presseund<br />
Öffentlichkeitsstelle der Zahnärzteschaft in Ba<strong>den</strong>-Württemberg unterstützt mit seinen<br />
Infomaterialien nicht nur die Medienlandschaft, die Institutionen des Gesundheitswesens<br />
und die Bevölkerung, sondern natürlich auch die zahnmedizinische Kollegenschaft. Ein<br />
Überblick.<br />
KZV BW<br />
Unterstützung der KZV-Mitglieder bei<br />
allen die vertragszahnärztliche Berufsausübung<br />
betreffen<strong>den</strong> Fragen – dies ist<br />
der Anspruch, unter dem die KZV ihr<br />
Informations- und Serviceangebot stetig<br />
weiterentwickelt.<br />
Wichtige Informationen wer<strong>den</strong> <strong>den</strong><br />
Zahnarztpraxen durch die regelmäßig erscheinen<strong>den</strong><br />
Rundschreiben digital übermittelt<br />
und durch persönliche Beratungsangebote<br />
ergänzt. Auch das wöchentlich<br />
erscheinende Onlinemagazin „Gesundheitstelegramm“<br />
und die Zielgruppen-<br />
Newsletter „Zahn & Zukunft“ <strong>für</strong> angestellte<br />
Zahnärzte*innen sowie „Alles unter<br />
einen Hut“ zum Thema <strong>Praxisalltag</strong><br />
und Familie tragen dazu bei, dass nötiges<br />
Wissen sowie Wissenswertes stets zur Verfügung<br />
stehen. Das jährlich erscheinende<br />
Seminarangebot gibt einen Überblick<br />
über das Kursprogramm des Fortbildungsforums<br />
Zahnärzte (FFZ) der KZV.<br />
Im Bereich der vertragszahnärztlichen<br />
Abrechnung unterstützt die KZV die<br />
Praxen durch innovative digitale <strong>Angebote</strong>,<br />
beispielsweise die Abrechnungsleitlinien<br />
auf der Webseite, die umfangreiche<br />
Informationen zur Abrechnung<br />
der einzelnen Gebührenpositionen geben,<br />
die Gebühren-App sowie <strong>den</strong> Podcast<br />
„BEMA mit Biss“.<br />
Insbesondere <strong>für</strong> jüngere Zahnärzte*innen<br />
wurde gemeinsam mit der LZK der<br />
„Reiseführer“ als digitales Nachschlagewerk<br />
erstellt, der in gut 250 verlinkten<br />
Schlagworten geballtes Wissen rund<br />
um <strong>den</strong> zahnärztlichen Beruf bietet und<br />
stetig aktualisiert wird.<br />
Portfolio. Das Angebot <strong>für</strong> die Zahnärzteschaft ist umfangreich und will sowohl im <strong>Praxisalltag</strong>,<br />
wie auch bei der Beratung der Bevölkerung unterstützen.<br />
Damit auch die Patientenschaft zu<br />
zahnmedizinischen Fragen und aktuellen<br />
Entwicklungen stets gut informiert<br />
ist, können die Praxen Broschüren<br />
und sonstige Infomaterialien beziehen,<br />
die von der KZBV bereitgestellt<br />
wer<strong>den</strong>. Weitere Flyer, Plakate und Praxisaushänge<br />
stellt die KZV anlassbezogen<br />
zur Verfügung.<br />
LZK BW<br />
Speziell zur Erleichterung der Tätigkeit<br />
in eigener Praxis stellt die Kammer<br />
neben Beratungsangeboten und<br />
Schulungen auch Informationen,<br />
Materialien, Musterverträge und vieles<br />
mehr zur Verfügung. Geschah dies<br />
früher noch gedruckt, ist das Angebot<br />
mittlerweile vollständig und aktuell<br />
auf der Webseite der LZK abrufbar.<br />
Dort fin<strong>den</strong> sich alle Informationen<br />
zum <strong>Praxisalltag</strong>, zur Gesetzeslage,<br />
die LZK-Rahmenverträge, Fortund<br />
Weiterbildungen, die Zahnarztsuche,<br />
eine Stellenbörse und vieles<br />
mehr.<br />
Foto: C. Schwarz
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
17_TITELTHEMA<br />
INFO<br />
Direkter Link zum<br />
Praxis-Handbuch.<br />
Als besonders hilfreich wird von<br />
zahnärztlicher Seite oft das PRAXIS-<br />
Handbuch gelobt, das mittlerweile<br />
auch von anderen Kammern ganz<br />
oder in Teilen genutzt wird. Mit seinen<br />
Checklisten, Formularsammlungen,<br />
Musterdokumenten und -verträgen<br />
ist das PRAXIS-Handbuch eine<br />
hilfreiche Entlastung im zahnärztlichen<br />
Alltag.<br />
Um immer auf dem Laufen<strong>den</strong> zu<br />
sein, kann der Newsletter Kammer<br />
Kompakt abonniert wer<strong>den</strong>, der wöchentlich<br />
Aktuelles und Informatives<br />
direkt in die Praxis liefert.<br />
2022 wurde zudem auf der Webseite<br />
der LZK-Bestellservice mit einem Angebot<br />
wechselnder Druckstücke eingerichtet.<br />
Die Palette reicht von Praxisaushängen<br />
(beispielsweise zu Coronaregelungen)<br />
über Schriftenreihen<br />
bis hin zu Flyern zur Aufstiegsfortbildung<br />
<strong>für</strong> ZFA, die einfach online angefordert<br />
wer<strong>den</strong> können.<br />
INFO<br />
Alle aktuellen Podcasts<br />
im Überblick.<br />
IZZ<br />
Das IZZ ist eine gemeinsame Einrichtung<br />
der KZV und der LZK, um die<br />
Zahnärzteschaft in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
mit einer Stimme nach außen<br />
sprechen zu lassen. In dieser Funktion<br />
erarbeitet das IZZ-Team in <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en<br />
zahnmedizinisch relevanten<br />
Bereichen unter anderem regelmäßig<br />
aktuelles und zeitgemäßes Infomaterial,<br />
das kostenfrei bezogen wer<strong>den</strong><br />
kann.<br />
Insgesamt produzierte das IZZ unter<br />
dem Titel „Auf <strong>den</strong> Zahn gefühlt“ im<br />
Jahr 2022 sechs Podcastfolgen. Im Dialog<br />
mit <strong>den</strong> Experten*innen, die allesamt<br />
in Ba<strong>den</strong>-Württemberg tätig<br />
sind, wur<strong>den</strong> die Themen Aligner, Implantate,<br />
Zahnärztlicher Kinderpass,<br />
Parodontologie, zahngesunde Ernährung<br />
und Ausbildungsberuf ZFA ausgearbeitet.<br />
Immer häufiger nutzen<br />
auch Zahnarztpraxen die Podcasts als<br />
Aufklärungsangebot <strong>für</strong> ihre Patienten*innen.<br />
Da die Podcasts auf allen<br />
gängigen Portalen abrufbar sind, genügt<br />
ein Link oder die direkte Verbindung<br />
zur Homepage des IZZ, um <strong>den</strong><br />
Podcast zu nutzen. Für 2023 sind<br />
sechs weitere Folgen geplant.<br />
Kaum ein Jahr, in dem so viele Fachkräfte<br />
fehlten, wie im Jahr 2022. Pflege,<br />
Handwerk, Logistik, Gastronomie –<br />
und natürlich auch in <strong>den</strong> Zahnarztpraxen<br />
wurde der Ruf nach Auszubil<strong>den</strong><strong>den</strong><br />
immer lauter. Auch das IZZ<br />
suchte im Namen der Zahnärzteschaft<br />
nach neuen Wegen oder versuchte,<br />
Bewährtes weiter auszubauen<br />
und zu ergänzen. Neben einem umfassen<strong>den</strong><br />
Flyerangebot sowohl zum Ausbildungsberuf<br />
wie auch zur Aufstiegsfortbildung<br />
entwickelte das IZZ <strong>den</strong><br />
virtuellen Rundgang durch die Zahnarztpraxis,<br />
der in der Akademie <strong>für</strong><br />
Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe<br />
aufgenommen wurde und mit eingearbeiteten<br />
Clips über die einzelnen<br />
Ausbildungsschritte Orientierung<br />
bietet.<br />
Neu erstellte YouTube-Kurzvideos<br />
run<strong>den</strong> <strong>den</strong> Einblicke in die einzelnen<br />
Aufstiegsfortbildungen der*des ZFA<br />
ab und ergänzen, gemeinsam mit dem<br />
Podcast zum Ausbildungsberuf, das<br />
Portfolio an Information.<br />
DER ZAHNÄRZTLICHE KINDERPASS<br />
Die Neuauflage des Zahnärztlichen<br />
Kinderpasses liegt mittlerweile ein<br />
Jahr zurück. Dennoch wird die aktuelle<br />
Auflage stetig in Zusammenarbeit<br />
mit PD Dr. Yvonne Wagner, Direktorin<br />
des kammereigenen Zahnmedizinischen<br />
Fortbildungszentrums Stuttgart<br />
(ZFZ), aktualisiert und ergänzt.<br />
Wurde die Finanzierung der Druckkosten<br />
der früheren Auflagen durch<br />
einen Sponsor aus der zahnmedizinischen<br />
Fachwelt getragen, tragen LZK<br />
und KZV die Druckkosten mittlerweile<br />
selbst und signalisieren damit deutlich<br />
ihren unabhängigen Stand. Ähnlich<br />
wie das Kinderuntersuchungsheft<br />
ist der Zahnärztliche Kinderpass nach<br />
dem Prinzip der Dokumentation der<br />
Zahngesundheitsbiografie gestaltet<br />
und konzipiert. Der Kinderpass hilft<br />
<strong>den</strong> behandeln<strong>den</strong> Teams dabei, die<br />
Kinder frühzeitig an eine regelmäßige<br />
Zahn- und Mundgesundheit zu gewöhnen<br />
und erinnert an wiederkehrende<br />
Termine und einzelne Entwicklungsschritte.<br />
Mittlerweile gibt es <strong>den</strong> Zahnärztlichen<br />
Kinderpass zudem in verschie<strong>den</strong>en<br />
Sprachen und er wird aktuell<br />
durch drei Ergänzungsblätter vervollständigt.<br />
Dabei wur<strong>den</strong> die Themen<br />
Mundgesundheit in der Schwangerschaft,<br />
Mundgesundheit im Kleinkind-<br />
und Vorschulalter und die<br />
Gruppenprophylaxe mit Kindern und<br />
Jugendlichen ausgearbeitet. Natürlich<br />
sind auch diese neben der deutschen<br />
Version in Arabisch, Englisch, Türkisch<br />
und Ukrainisch zu beziehen.<br />
Erfreulich in diesem Zusammenhang<br />
ist, dass immer häufiger gynäkologische<br />
und Kinderarztpraxen, Gesundheitsämter<br />
und auch Geburtsstationen<br />
einzelner Krankenhäuser <strong>den</strong><br />
Zahnärztlichen Kinderpass bestellen.<br />
Für die Praxis wurde ganz aktuell zudem<br />
ein Plakat erarbeitet, das über die<br />
Homepage des IZZ heruntergela<strong>den</strong><br />
wer<strong>den</strong> kann, um auf <strong>den</strong> Kinderpass<br />
aufmerksam zu machen.<br />
FLYERANGEBOT<br />
Insgesamt steht der Zahnärzteschaft<br />
ein umfassendes Flyermaterial zum<br />
kostenfreien Bezug und zur Nutzung<br />
in der Praxis zur Verfügung. Dabei<br />
geht es neben der Prophylaxe und der<br />
Zahn- und Mundgesundheit auch um<br />
Diabetes und Mundgesundheit, Zahngesundheit<br />
<strong>für</strong> Menschen mit Behinderung,<br />
Mundgesundheit bei Pflegebedarf<br />
und über Füllungen. Ein weiterer<br />
Flyer zum Basistarif ist in enger Zusammenarbeit<br />
zwischen IZZ und LZK<br />
ebenfalls ausgearbeitet wor<strong>den</strong> und<br />
steht in Kürze bereit.<br />
Weitere Goodies, die <strong>den</strong> <strong>Praxisalltag</strong><br />
erheitern wollen, sind die IZZ-Postkartenreihe<br />
mit zahnmedizinischen Sprüchen,<br />
das Wimmel- und Suchbild <strong>für</strong><br />
Kinder und kinderfreundliche Zahni-<br />
Postkarten zum Versand.<br />
SOCIAL MEDIA<br />
Neue Kanäle erfordern neue Formate,<br />
die die unterschiedlichsten Emotionen<br />
der User wecken sollten. Daher<br />
twittert das IZZ, spricht die jüngere<br />
Generation über Instagram und Tik-<br />
Tok an, pflegt Kontakte über LinkedIn<br />
und postet bei Facebook. Auch die<br />
Körperschaften fin<strong>den</strong> Sie auf Facebook<br />
und auf Instagram. Dabei wird<br />
der Kontakt zu <strong>den</strong> unterschiedlichen<br />
Zielgruppen sowie der Austausch auf<br />
verschie<strong>den</strong>en Ebenen gesucht. Synergien<br />
können durch ein Teilen der Contentbeiträge<br />
unkompliziert genutzt<br />
wer<strong>den</strong> und Informationen und Positionen<br />
der Zahnärzteschaft dadurch<br />
geballt nach außen getragen wer<strong>den</strong>.<br />
Cornelia Schwarz
18_BERUFSPOLITIK<br />
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Neujahrsempfang im Zahnärztehaus Freiburg<br />
PRÄVENTION IST UNSER<br />
RETTUNGSSCHIRM<br />
Es ist eine schöne Tradition, dass zu Beginn eines neuen Jahres die <strong>den</strong>tale Familie und<br />
zudem besonders gela<strong>den</strong>e Gäste im Zahnärztehaus Freiburg zusammenkommen. Dabei<br />
gibt es meistens mehrere Höhepunkte und so war es auch in diesem Jahr: Der hochkarätige<br />
Festvortrag von Prof. Dr. Roland Frankenberger, Professor <strong>für</strong> Zahnerhaltung an<br />
der Philipps-Universität Marburg und <strong>den</strong> Universitätskliniken Gießen und Marburg,<br />
gab zahlreiche Impulse <strong>für</strong> das Auditorium und die Ehrungen bestätigten wieder einmal<br />
besondere Werte wie Beständigkeit, Verbun<strong>den</strong>heit und Zusammengehörigkeit.<br />
Erfolg. „16 Prozent weniger Endos, 33 Prozent<br />
weniger Extraktionen und 48 Prozent weniger<br />
Füllungen in Deutschland seit 1991“. Für Prof. Dr.<br />
Roland Frankenberger das erfolgreichste Fach der<br />
deutschen Medizin hinsichtlich Prävention.<br />
Unter dem Titel „Postpandemische<br />
Zahnmedizin“ nahm Prof. Dr. Roland<br />
Frankenberger das Auditorium nicht<br />
nur in die Zeit der Zahnmedizin nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg mit, sondern<br />
gab ihm zudem einen Einblick in seine<br />
Sichtweisen zur Zahnmedizin während<br />
der Pandemie. Er streifte sowohl das politische<br />
wie auch das universitätspolitsche<br />
Spektrum, sprach über die neue<br />
Approbationsordnung, die richtige Ernährung<br />
und darüber, was die Zahnärzteschaft<br />
wirklich systemrelevant mache.<br />
HISTORIE<br />
War der Zahnmedizinberuf in <strong>den</strong><br />
1950er-Jahren noch eher unspektakulär,<br />
machte die deutsche Zahnheilkunde vor<br />
allem unter der Ära Helmut Schmidt<br />
weltweit von sich re<strong>den</strong>, als der deutsche<br />
Dentalgoldverbrauch rund 50 Prozent<br />
des kompletten Weltumsatzes ausmachte.<br />
„Eine Situation, die <strong>den</strong> Zahnärzten<br />
bis heute zu schaffen macht“, so Prof.<br />
Foto: Schätzle/BZK Freiburg<br />
Frankenberger, <strong>den</strong>n ein Großteil der<br />
Bevölkerung assoziiere <strong>den</strong> Berufsstand<br />
seither vor allem mit „zu viel Geld“. Bekräftigt<br />
wurde diese Sichtweise durch<br />
Berichterstattungen, wie sie der Stern<br />
2018 abgab und in seiner Ausgabe 7 von<br />
<strong>den</strong> vermeintlich „teuren Tricks der<br />
Zahnärzte“ berichtete. Von da an – und<br />
das lag auch an <strong>den</strong> Bemühungen Prof.<br />
Frankenbergers, der <strong>den</strong> offenen Dialog<br />
mit <strong>den</strong> Medien suchte – fand ein Um<strong>den</strong>ken<br />
hinsichtlich des Bilds der deutschen<br />
Zahnmedizin statt. So ist der Gesamtzusammenhang<br />
zwischen der<br />
Zahnmedizin und anderen Krankheiten<br />
mittlerweile nicht nur wissenschaftlich<br />
anerkannt, sondern auch immer häufiger<br />
im Bewusstsein der Bevölkerung.<br />
PRÄVENTION<br />
Laut Prof. Frankenberger kam die deutsche<br />
Zahnärzteschaft nur deshalb so gut<br />
durch die Pandemie, „weil sie <strong>den</strong> Kopf<br />
nicht in <strong>den</strong> Sand gesteckt hat“. So betrachtet<br />
er vor allem die Prävention als<br />
Rettungsschirm <strong>für</strong> <strong>den</strong> Berufsstand.<br />
„Wir müssen uns als Oralmediziner definieren,<br />
Prävention betreiben und nicht<br />
stilles Opfer sein.“ So fordert er einerseits<br />
die Gleichberechtigung der Zahnmedizin,<br />
warnte aber andererseits auch<br />
davor, sie nicht überzubewerten und<br />
wichtiger zu machen, als sie ist.<br />
„Wir haben heute 16 Prozent weniger<br />
Endos, 33 Prozent weniger Extraktionen<br />
und 48 Prozent weniger Füllungen in<br />
Deutschland als 1991“, bilanzierte Prof.<br />
Frankenberger und betrachtet die Zahnmedizin<br />
hinsichtlich Prävention damit<br />
als erfolgreichstes Fach der deutschen<br />
Medizin.<br />
Und <strong>den</strong>noch sieht Prof. Frankenberger<br />
<strong>den</strong> Stellenwert der Zahnmedizin weit<br />
im hinteren Feld. Dies manifestiere sich<br />
vor allem an Werten wie der Anzahl der<br />
Professuren pro Standort oder der Verhältniszahl<br />
der Studieren<strong>den</strong> hinsichtlich<br />
der wissenschaftlichen Vollzeitstellen.<br />
„Wir machen mehr Lehre“, ist er<br />
überzeugt, weshalb er die neue Approbationsordnung<br />
als wichtigen Hebel betrachtet,<br />
<strong>den</strong> es anzusetzen gelte, um<br />
Freiräume <strong>für</strong> die Forschung zu schaffen.<br />
Zwar sei die Zahnmedizin aktuell in einer<br />
kritischen Phase, die durch die 30<br />
Jahre alten Porsche-Klischees beeinträchtigt<br />
werde, die bis in die Fakultäten<br />
hineinreichten, doch dem, so Prof. Frankenberger,<br />
gelte es drei Ansätze entgegenzuhalten:<br />
<strong>den</strong> Zusammenhalt des Berufsstands,<br />
die Prävention als Rettungsschirm<br />
zu betrachten und sich als Mediziner<br />
zu sehen.<br />
EHRUNGEN<br />
Abgerundet wur<strong>den</strong> die Begegnungen<br />
2023 durch die Ehrungen des Vorstands.<br />
Dr. Peter Riedel verlieh in seiner<br />
Funktion als Vorsitzender der Bezirkszahnärztekammer<br />
(BZK) Freiburg und<br />
Dr. Georg Bach als Vorsitzender der Bezirksgruppe<br />
Freiburg der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung (KZV) Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg nicht nur die Verdienstmedaille<br />
der Landeszahnärztekammer<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg (siehe Beitrag auf<br />
Seite 46), sondern ehrte auch Jubilare,<br />
deren Approbation sich in diesem Jahr<br />
zum 50. Mal jährt (siehe Beitrag auf Seite<br />
47).<br />
Auch nach dem offiziellen Programm<br />
ergaben sich in der besonderen Atmosphäre<br />
des Freiburger Zahnärztehauses<br />
noch zahlreiche, ganz besondere Begegnungen.<br />
Begegnungen, die geprägt waren<br />
vom Miteinander unter Kollegen*innen,<br />
wertvollen Gesprächen und<br />
dem Austausch unter Gleichgesinnten.<br />
Cornelia Schwarz
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
19_BERUFSPOLITIK<br />
Neujahrsempfang der BZK Stuttgart<br />
„WIR WÜNSCHEN UNS<br />
VERTRAUEN VON DER POLITIK“<br />
Der VV-Saal des Stuttgarter Zahnärztehauses war schon kurz vor Beginn des Neujahrsempfangs<br />
gut gefüllt. In kleinen Gruppen stan<strong>den</strong> die Gäste gut gelaunt mit ihren<br />
Sektgläsern um die Stehtische und unterhielten sich angeregt. Ohne Maske, ohne<br />
Mindestabstand. Es war deutlich zu spüren, wie sehr der persönliche Austausch und das<br />
direkte Gespräch vermisst wor<strong>den</strong> waren in <strong>den</strong> letzten zwei Jahren, in <strong>den</strong>en der<br />
Neujahrsempfang coronabedingt ausfallen musste. „Doch in <strong>den</strong> drei Jahren seit unserem<br />
letzten Empfang ist vieles passiert“, so BZK-Vorsitzender Dr. Eberhard Montigel in seiner<br />
Begrüßung. „Die Coronapandemie hat nicht nur uns, sondern viele Strukturen belastet<br />
und auf <strong>den</strong> Prüfstand gestellt.“<br />
Fotos: F. Kleinbach<br />
Begrüßung. BZK-Vorsitzender Dr. Eberhard Montigel freute sich, dass<br />
so viele der Einladung der BZK zum Neujahrsempfang gefolgt sind.<br />
Dank. Der Dank des Vorsitzen<strong>den</strong> galt seinen Vorstandskolleginnen und -kollegen und allen<br />
ehrenamtlich Tätigen: Prof. Dr. Dr. Benedicta Beck-Broichsitter, Dr. Florentine Carow-Lippenberger,<br />
Dr. Hendrik Putze, Dr. Edith Nadj-Papp und Dr. Daniela Wörz (erste Reihe v. l.).<br />
Zunächst resümierte Dr. Montigel die<br />
vergangenen drei „Corona-Jahre“, in <strong>den</strong>en<br />
die Zahnarztpraxen „trotz Behandlungsbeschränkungen,<br />
trotz Materiallieferkettenproblemen<br />
zu allen Zeiten<br />
und unter hohem persönlichen Einsatz<br />
die Versorgung der Patientinnen und<br />
Patienten sichergestellt haben – auch<br />
ohne Schutzschirm“.<br />
Aktuell sei der Berufsstand vor neue Herausforderungen<br />
gestellt, ebenso wie<br />
der gesamten Bevölkerung machen die<br />
steigen<strong>den</strong> Heiz- und Stromkosten sowie<br />
die galoppierende Inflation <strong>den</strong> Praxen<br />
erheblich zu schaffen. Vor diesem<br />
Hintergrund gefährdeten die von Gesundheitsminister<br />
Lauterbach initiierte<br />
Budgetierung und die Vergütungseinschränkung<br />
durch die Punktwertabsenkung<br />
massiv das hohe Niveau der Patientenversorgung,<br />
beklagte Dr. Montigel.<br />
Nur durch eine „adäquate Dynamisierung<br />
beider Gebührenordnungen“ könne<br />
die gute flächendeckende Versorgung<br />
aufrechterhalten bleiben, ist sich<br />
der BZK-Vorsitzende sicher. Zudem<br />
hätte der Berufsstand bewiesen, dass die<br />
Hygiene in <strong>den</strong> Praxen stimme, <strong>den</strong>n zu<br />
keiner Zeit seien Zahnarztpraxen Hotspots<br />
des Infektionsgeschehens gewesen.<br />
Für Dr. Montigel liegen die Gründe<br />
<strong>für</strong> diesen Erfolg klar auf der Hand:<br />
„Wir sind Freiberufler, keine Gewerbetreiben<strong>den</strong>,<br />
und wir haben immer das<br />
Gemeinwohl im Auge und das Wohl unserer<br />
Patientinnen und Patienten.“<br />
Dr. Montigel gab seiner Hoffnung Ausdruck,<br />
dass endlich auch die Politik dieses<br />
Engagement und diesen Einsatz zu schätzen<br />
wisse und dem Berufsstand endlich jenes<br />
Vertrauen entgegenbringe, das er verdient<br />
habe. „Überbor<strong>den</strong>de und kleinteilige<br />
externe Kontrollbürokratie wie zum Beispiel<br />
bei <strong>den</strong> Praxisbegehungen in unserem<br />
Bezirk und Eingriffe in die Selbstverwaltung<br />
führen zu großen Reibungsverlusten<br />
in der Versorgung der Patientinnen und<br />
Patienten“, bemängelte Dr. Montigel unter<br />
dem Applaus der Gäste.<br />
Mit dem Dank an die mehr als 200<br />
Zahnärztinnen und Zahnärzte, die im<br />
Kammerbereich des Bezirks Stuttgart<br />
ehrenamtlich aktiv sind und die Selbstverwaltung<br />
aufrechterhalten und reibungslos<br />
funktionieren lassen sowie<br />
dem Dank an seine Vorstandskolleginnen<br />
und -kollegen Edith Nadj-Papp,<br />
Florentine Carow-Lippenberger, Bernd<br />
Krämer und Hendrik Putze schloss der<br />
BZK-Vorsitzende seine Begrüßung und<br />
eröffnete das Büffet. „Auf viele gute Gespräche<br />
und einen schönen Abend!“<br />
Andrea Mader
20_BERUFSPOLITIK<br />
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Kammer Konversation<br />
BARRIEREFREIER ZUGANG<br />
ZU UNSERER GESELLSCHAFT<br />
Die Landeszahnärztekammer Ba<strong>den</strong>-Württemberg und Special Olympics Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg (SO BW) haben ihre zum 1. Januar 2018 abgeschlossene Kooperation um<br />
weitere fünf Jahre verlängert. An die Vertragsunterzeichnung durch die bei<strong>den</strong> Präsi<strong>den</strong>ten,<br />
Mathias Tröndle und Dr. Torsten Tomppert, schloss sich eine Kammer Konversation an,<br />
erweitert um Dr. Guido Elsäßer, LZK-Referent <strong>für</strong> Inklusive Zahnmedizin, und Florian<br />
Rauch, Referent des Gesundheitsprogramms von SO BW. Die Diskussion ging weit über<br />
die Inhalte der Kooperationsvereinbarung hinaus. Das Gesprächs-Quartett nahm<br />
Fragen einer Gesundheitsversorgung ohne Barrieren ebenso in <strong>den</strong> Fokus wie die Frage,<br />
wie eine inklusive Gesellschaft in der Zukunft aussehen wird.<br />
Kooperationsvereinbarung. LZK-Präsi<strong>den</strong>t<br />
Dr. Torsten Tomppert hat bereits 2017 <strong>den</strong><br />
ersten Kooperationsvertrag mit SO BW unterzeichnet.<br />
ZBW: Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit<br />
der letzten fünf Jahre? Warum<br />
stand eine Verlängerung außer<br />
Frage?<br />
Mathias Tröndle: Ich beurteile die Zusammenarbeit<br />
als rundum gut. Sie hat<br />
sich auf vielfältiger Ebene bewährt. Die<br />
Zahnärzte führen das Programm fachlich<br />
hervorragend durch und gehen<br />
auch menschlich einfühlsam mit unserer<br />
Klientel – Menschen mit geistiger<br />
Behinderung – um. Menschen mit Behinderung<br />
vernachlässigen vielfach ihre<br />
Zahngesundheit. Es ist <strong>für</strong> sie eine große<br />
Barriere, zum Zahnarzt zu gehen –<br />
hier konnten Sie helfen, Barrieren abzubauen.<br />
Dr. Tomppert: Die Zusammenarbeit<br />
hat sich sehr positiv entwickelt. Sie ist<br />
<strong>für</strong> uns auch wichtig, weil die Landeszahnärztekammer<br />
Schrittmacher im<br />
Bereich der Alterszahnheilkunde und<br />
der Inklusiven Zahnmedizin auf Bundesebene<br />
ist.<br />
Mathias Tröndle: Sie haben die Vorreiterrolle<br />
der LZK angesprochen. Das<br />
geht uns ähnlich, was <strong>den</strong> Sport betrifft.<br />
Ich <strong>den</strong>ke, es haben sich tatsächlich<br />
zwei Partner gefun<strong>den</strong>, die auf ihrem<br />
jeweiligen Gebiet – der sportlichen<br />
und der medizinischen Ebene – eine<br />
bundesweite Vorbild- und Vorreiterrolle<br />
einnehmen.<br />
Dr. Elsäßer: Die Partnerschaft ist eine<br />
absolute Win-win-Situation. Zum einen<br />
<strong>für</strong> die Athleten, die niederschwellig<br />
Zahnärzte kennenlernen können. Zum<br />
anderen haben Zahnärztinnen und<br />
Zahnärzte und zahnmedizinische Mitarbeiterinnen,<br />
auch der Arbeitsgemeinschaften,<br />
die Möglichkeit, mit erwachsenen<br />
Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen<br />
zwanglos und angstfrei<br />
in Kontakt zu treten, Erfahrungen zu<br />
sammeln und in ihre Gedankenwelt<br />
einzutreten.<br />
Mir gefällt auch sehr gut, dass Special<br />
Olympics mit Vereinen und Werkstätten<br />
kooperiert. Da wer<strong>den</strong> Ängste genommen.<br />
Florian Rauch: Die Förderung und Hilfe<br />
der LZK ist <strong>für</strong> uns eine finanzielle Lebensversicherung,<br />
die uns die sicherere<br />
Durchführung des Gesundheitsprogramms<br />
ermöglicht. Hinzu kommt,<br />
dass Dr. Elsäßer durch seine Doppelfunktion<br />
sowohl bei uns als Landeskoordinator<br />
als auch bei der LZK ein großer<br />
Türöffner ist. Wir können seine<br />
Netzwerke nutzen und das ermöglicht<br />
uns, Helfer zu fin<strong>den</strong>, unter anderem<br />
Doppelfunktion. Dr. Guido Elsäßer ist LZK-<br />
Referent <strong>für</strong> Inklusive Zahnmedizin und<br />
Landeskoordinator von SO BW <strong>für</strong> das<br />
Zahngesundheitsprogramm Special Smiles.
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
21_BERUFSPOLITIK<br />
» Die Förderung und Hilfe durch die<br />
LZK ist <strong>für</strong> uns eine finanzielle Lebensversicherung,<br />
die uns die sicherere<br />
Durchführung des Gesundheitsprogramms<br />
ermöglicht.«<br />
Florian Rauch<br />
Fotos: A. Mader<br />
Erste Amtszeit. Mathias<br />
Tröndle ist seit 2020<br />
Präsi<strong>den</strong>t von<br />
Special Olympics Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg.<br />
bei der Arbeitsgemeinschaft Karlsruhe,<br />
die ein wichtiger Partner <strong>für</strong> uns gewor<strong>den</strong><br />
ist.<br />
Was brauchen wir <strong>für</strong> eine Gesundheitsversorgung<br />
ohne Barrieren in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg?<br />
Dr. Elsäßer: Die Gesundheitsversorgung<br />
von Menschen mit Behinderung<br />
hat meiner Ansicht nach noch nicht<br />
<strong>den</strong> Stellenwert, <strong>den</strong> sie haben sollte<br />
und könnte. Es gibt Barrieren, die aber<br />
mit gutem Willen abgebaut wer<strong>den</strong><br />
können. Ich ziehe immer gerne <strong>den</strong> Vergleich<br />
mit der Pädagogik, die uns Jahre<br />
voraus ist. Gleiches gibt es in der Medizin<br />
nicht. Die Patienten müssen in unser<br />
System passen. Im zahnmedizinischen<br />
Bereich haben wir ein sehr starres<br />
Konzept. Wir wer<strong>den</strong> nach der Anzahl<br />
der Füllungen und nicht nach dem<br />
Zeitaufwand bezahlt. Das macht die Behandlung<br />
von Menschen mit Behinderung<br />
<strong>für</strong> uns Niedergelassene aus wirtschaftlicher<br />
Sicht nicht sehr interessant.<br />
Im Grunde genommen läuft die<br />
ärztliche Versorgung von Menschen mit<br />
Behinderung auf Kosten unseres ärztlichen<br />
Ethos. Die Strukturen in Deutschland<br />
sind so, dass das auf unserem Gutmenschsein<br />
ausgetragen wird. Das ist<br />
auf Dauer kein guter Zustand. Ein Sonderschullehrer<br />
verdient das gleiche wie<br />
ein Regelschullehrer, obwohl er nur<br />
fünf Kinder betreut.<br />
Mathias Tröndle: Aus unserer Sicht,<br />
und das schließt <strong>den</strong> Komplex Sport<br />
mit ein, mangelt es allerorts an Fachleuten.<br />
Außer im Bildungsbereich besteht<br />
kaum die Möglichkeit, Erfahrungen im<br />
Umgang mit Menschen mit kognitiven<br />
Einschränkungen zu sammeln. Ganz<br />
praktisch stellen sich <strong>für</strong> diese Menschen<br />
viele Fragen: Wie komme ich an<br />
einen Termin? Wo kann ich parken?<br />
Wie sieht es im Gebäude aus? Barrieren<br />
können unterschiedlich sein, ein Blinder<br />
hat andere Barrieren als ein Rollstuhlfahrer.<br />
Grundsätzlich stellt sich<br />
auch die Frage: Könnten <strong>den</strong>n nicht<br />
umgekehrt Fachärzte in die Einrichtungen<br />
kommen?<br />
Dr. Tomppert: Behandlung in Einrichtungen<br />
ist ein schwieriges Thema, aber<br />
es ist auf der Bundesebene angekommen.<br />
Die Bundesversammlung hat beschlossen,<br />
auf die Politik zuzugehen,<br />
um Kooperationsverträge auch mit Behinderteneinrichtungen<br />
zu ermöglichen.<br />
Bislang ist die Kooperation nur<br />
mit Altenpflegeeinrichtungen möglich.<br />
Dr. Elsäßer: Die Lobbyarbeit von SO ist<br />
hier<strong>für</strong> sehr wichtig. Nicht nur wir Leistungserbringer<br />
treten an die Politik heran,<br />
sondern auch andere Gruppierungen<br />
signalisieren der Politik, dass es hier<br />
dringende Bedarfe gibt. Das Beispiel<br />
unterstreicht auch, wie wichtig Netzwerke<br />
sind. Es muss ein Austausch<br />
stattfin<strong>den</strong> zwischen allen, die sich um<br />
Menschen mit Behinderung kümmern,<br />
um mit einer Stimme zu sprechen. Und<br />
letztlich das zu realisieren, was die Behindertenrechtskonvention<br />
von uns erwartet:<br />
Vollumfängliche Teilhabe an allen<br />
gesellschaftlichen Prozessen, am<br />
Sport, an Kultur, an Bildung, an Arbeit<br />
und nicht zuletzt an Gesundheitsangeboten.<br />
Coronabedingt fan<strong>den</strong> zwei Jahre kaum<br />
sportliche Wettbewerbe und auch kein<br />
Gesundheitsprogramm statt. Konnten<br />
Sie die Athletinnen und Athleten während<br />
der Pandemie trotzdem erreichen?<br />
Florian Rauch: Seit dem Ende der nationalen<br />
Winter-Spiele in Berchtesga<strong>den</strong><br />
2020 haben wir die Corona-Einschränkungen.<br />
Als Erstes haben wir <strong>den</strong> sogenannten<br />
„Gesun<strong>den</strong> Mittwoch“ ins Leben<br />
gerufen. Das sind kurze Videos<br />
über Gesundheitsthemen, die wir dann<br />
je<strong>den</strong> Mittwoch über Social Media ausgestrahlt<br />
haben. Zusätzlich haben wir<br />
Live-Vorträge mit Experten angeboten,<br />
zu <strong>den</strong>en man sich zuschalten und Fragen<br />
stellen konnte. Inzwischen fin<strong>den</strong><br />
sich die fast 70 Videos auf unserem eigenen<br />
YouTube-Kanal. Wir sind uns darüber<br />
im Klaren, dass keine Social-Media-<br />
Aktivität Präsenzveranstaltungen ersetzen<br />
kann. Zeitgleich hat Special Olympics<br />
Deutschland das kontaktlose Angebot<br />
entwickelt. Für Special Smiles bedeutet<br />
das rein theoretische Schulungen<br />
und Zahnputzübungen am Modell. Inzwischen<br />
gilt die strenge Regelung der<br />
AG Corona nur noch <strong>für</strong> Special Smiles<br />
und eine weitere Disziplin, Strong<br />
Minds.<br />
Mathias Tröndle: Corona hat uns auch<br />
sportlich schwer gebeutelt. Das Gemeinschaftserlebnis<br />
durch <strong>den</strong> Sport ist
22_BERUFSPOLITIK<br />
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
sind wir bereits auf einem guten Weg.<br />
Wir wer<strong>den</strong> das ausbauen, ebenso wie<br />
das psychomotorische Bewegungsangebot,<br />
das sich an Menschen richtet, die<br />
noch weiter eingeschränkt sind.<br />
Dr. Elsäßer: Das ist genau das Konzept,<br />
das die Zahnärzteschaft vertritt. Menschen<br />
mit Behinderung sollen in einer<br />
ganz normalen Zahnarztpraxis vor Ort<br />
behandelt wer<strong>den</strong>. Und eine kleine<br />
Gruppe, <strong>für</strong> die das nicht geht, soll bei<br />
Spezialisten behandelt wer<strong>den</strong>.<br />
Das Gespräch führte Andrea Mader<br />
weggefallen. Die sportlichen Leistungen<br />
sind zurückgegangen. Auch <strong>für</strong> die<br />
Gesundheit hatte das Folgen. Die Menschen<br />
sind dicker gewor<strong>den</strong>. Wir haben<br />
einen Rückschritt gemacht, sowohl was<br />
die individuellen Fähigkeiten betrifft<br />
als auch sozial. Das alles hat uns gezeigt,<br />
dass wir digitale <strong>Angebote</strong> machen<br />
können, so viel wir wollen, die Präsenz<br />
ist fundamental.<br />
Dr. Tomppert: Ich möchte das in Verbindung<br />
bringen zum einen mit der<br />
Aufhebung der Maskenpflicht in Wohneinrichtungen<br />
<strong>für</strong> Menschen mit Behinderungen.<br />
Das hat das Land Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg im Alleingang beschlossen.<br />
Zum Zweiten möchte ich vor dem<br />
Hintergrund unserer Erfahrungen in<br />
<strong>den</strong> regionalen Arbeitsgemeinschaften,<br />
wo wir festgestellt haben, dass die Zahngesundheit<br />
der Kinder und Jugendlichen<br />
massiv gelitten hat, die provokante<br />
Frage in <strong>den</strong> Raum stellen, ob der gesundheitliche<br />
Scha<strong>den</strong> <strong>für</strong> die Athleten<br />
nicht größer ist durch das lediglich kontaktlose<br />
Angebot? Ist es vertretbar, dass<br />
die Behandlungsbedürftigkeit durch<br />
die nicht erfolgten Kontrolluntersuchungen<br />
nicht festgestellt wird?<br />
Healthy Athletes. Florian<br />
Rauch ist Referent des<br />
Gesundheitsprogramms bei<br />
SO BW.<br />
Dr. Elsäßer: Die Maskenpflicht in<br />
Wohneinrichtungen ist vollkommener<br />
Quatsch. Sie geht von einem falschen<br />
Menschenbild aus. Geistige Behinderung<br />
heißt nicht, dass die Menschen anfälliger<br />
<strong>für</strong> Krankheiten sind, nur weil sie<br />
schlechter Kopfrechnen können. Es<br />
herrscht häufig noch die Denke, das sind<br />
arme Menschen, die muss man einsperren,<br />
um sie zu schützen. Es stellt sich tatsächlich<br />
die Frage, ob das medizinisch<br />
und auch ethisch begründet ist.<br />
Bezüglich der erneut kontaktlosen<br />
Durchführung von Special Smiles in<br />
Todtnau möchte ich, in meiner Funktion<br />
als Landeskoordinator von SO BW,<br />
zu be<strong>den</strong>ken geben, dass es unklug wäre,<br />
auf Landesebene einen eigenen Weg zu<br />
gehen und von <strong>den</strong> Vorgaben von SO<br />
Deutschland abzuweichen. Fachlich ist<br />
das kontaktlose Programm aktuell nicht<br />
mehr haltbar. Während der Pandemie<br />
hatte ich allerdings immer großen Respekt<br />
vor einem Spreader-Ereignis, <strong>für</strong><br />
das dann womöglich das Zahngesundheitsprogramm<br />
verantwortlich gemacht<br />
wird.<br />
Special Olympics richtet <strong>den</strong> Fokus vor<br />
allem auf fitte Athletinnen und Athleten.<br />
Für die Zukunft erscheint eine Erweiterung<br />
auf Menschen mit komplexen Behinderungen<br />
erstrebenswert.<br />
Mathias Tröndle: Im Grunde genommen<br />
sollte sich Special Olympics, zumindest<br />
in Teilen, selbst überflüssig<br />
machen. Ich erkläre gerne, wie ich das<br />
meine. Ziel der Inklusion ist es, die fitten<br />
Athleten in <strong>den</strong> normalen Sportbetrieb<br />
zu integrieren. Wir möchten die<br />
Sportvereine nicht nur sensibilisieren,<br />
sondern auch befähigen, mit Menschen<br />
mit Behinderung Sport zu treiben. Bis<br />
dahin ist es noch ein weiter Weg. Darüber<br />
hinaus gibt es natürlich Menschen,<br />
die aufgrund ihrer körperlichen und<br />
geistigen Fähigkeiten nicht in die Sportvereine<br />
integriert wer<strong>den</strong> können – <strong>für</strong><br />
die wer<strong>den</strong> wir nach wie vor da sein. Mit<br />
unserem wettbewerbsfreien Angebot<br />
INFO<br />
WINTERSPIELE SO BW &<br />
WORLD GAMES 2023<br />
Die Landes-Winterspiele fin<strong>den</strong> vom<br />
9. bis 11. März 2023 in der Bergwelt<br />
Todtnau statt. Das Zahngesundheitsprogramm<br />
Special Smiles muss<br />
erneut kontaktlos durchgeführt wer<strong>den</strong>.<br />
Vom 17. bis 25. Juni 2023 fin<strong>den</strong> die<br />
Special Olympics World Games in<br />
Berlin statt, und damit erstmals in<br />
Deutschland. Über 7.000 Sportlerinnen<br />
und Sportler mit geistiger Behinderung<br />
aus über 190 Nationen wer<strong>den</strong><br />
miteinander in 26 Sportarten antreten.<br />
Seit <strong>den</strong> Olympischen Spielen<br />
1972 in München hat es keine größere<br />
Sportveranstaltung in<br />
Deutschland gegeben. Um alle Delegationen<br />
in Deutschland unterzubringen,<br />
wurde das Host Town Programm<br />
ins Leben gerufen: Ein einzigartiges<br />
kommunales Inklusionsprojekt.<br />
216 kommunale Projekte wur<strong>den</strong><br />
ausgewählt, die Delegationen<br />
aus aller Welt, von sechs bis 400 Mitgliedern,<br />
in Deutschland zu empfangen.<br />
In Ba<strong>den</strong>-Württemberg gibt es<br />
18 Host Towns, von Tübingen über<br />
Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong> bis Künzelsau, die Athletinnen<br />
und Athleten aus <strong>den</strong> Färöer-Inseln,<br />
Bermuda, der Mongolei<br />
oder dem Iran beherbergen.<br />
„Host Towns sind <strong>für</strong> uns eine intelligente<br />
Sache, <strong>den</strong>n dort sind bereits<br />
Netzwerke entstan<strong>den</strong>, in die wir<br />
unsere Idee einer gleichberechtigten<br />
Teilhabe weitertragen können“, hebt<br />
Mathias Tröndle die Vorteile des<br />
Host Town Programms hervor.<br />
Möglicherweise fin<strong>den</strong> in einer der<br />
Host Towns die nächsten Landes-<br />
Sommerspiele statt. Die Bewerbung<br />
läuft noch.
SnowDent Existenzgründungs-Workshop | Ischgl | 14. bis 16.04.2023<br />
Für junge<br />
Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte<br />
Ischgl <strong>für</strong> 499 €<br />
Nach <strong>den</strong> Erfolgen in <strong>den</strong> vergangenen Jahren bieten Landeszahnärztekammer und Kassenzahnärztliche<br />
Vereinigung Ba<strong>den</strong>-Württemberg auch im Jahr 2023 <strong>den</strong> SnowDent-Existenzgründerworkshop in Ischgl an.<br />
Speziell <strong>für</strong> jüngere Kammermitglieder, die in einem Angestelltenverhältnis tätig sind, gerade ihre eigene<br />
Niederlassung planen oder sich erst kürzlich mit einer Praxisgründung selbstständig gemacht haben, wurde<br />
dieses Angebot entwickelt, um auf die verschie<strong>den</strong>en Herausforderungen in der Zahnarztpraxis vorzubereiten.<br />
So sieht unser Wochenende aus ...<br />
10.00 Abfahrt ab Stuttgart (Zahnärztehaus)<br />
15.00 Ankunft in Ischgl, Zimmerbezug<br />
17.30 Eröffnung und Seminar<br />
bis „Die zahnärztlichen Körperschaften<br />
18.45 Kammer und KZV – Ihre Partner“<br />
Thorsten Beck, Stuttgart<br />
Christian Zirkel, Mannheim<br />
19.30 Gemeinsames Abendessen, Come Together<br />
07.30 Frühstück<br />
08.30 Seminar „Der Weg in die Selbstständigkeit –<br />
bis Praxisübernahme und Neugründung“<br />
10.30 Dr. Andreas Geist, Tübingen<br />
11.00 Gemeinsames Ski-, Snowboardfahren<br />
und Winterwandern<br />
16.00 Come Together, Après Ski<br />
20.15 Gemeinsames Abendessen<br />
21.45 Bar / Kaminabend / Ischgl bei Nacht<br />
Reisepreis p.P.: 499 € im Doppelzimmer<br />
4*-Hotel mit zentraler Lage in Ischgl<br />
Hotel Antony, Johannesweg 5<br />
6561 Ischgl, Österreich<br />
www.antony-ischgl.com<br />
07.30 Frühstück<br />
08.30 Seminar „Praxisformen und Möglichkeiten<br />
bis der zahnärztlichen Berufsausübung“<br />
09.00 Heiko Eisele, Stuttgart<br />
09.00 Seminar „Lernen, anwen<strong>den</strong>, umsetzen –<br />
bis Die richtige Honorarabrechnung mit<br />
10.30 BEMA und GOZ“,<br />
Dr. Norbert Struß, Freiburg<br />
10.30 Räumung der Zimmer<br />
11.00 Gemeinsames Ski-, Snowboardfahren<br />
und Winterwandern<br />
15.00 Abfahrt ab Ischgl<br />
20.00 Ankunft in Stuttgart<br />
lzk-bw.de/zahnaerzte/<br />
workshopanmeldung-snow<strong>den</strong>t<br />
Bild: Adobe Stock / oneinchpunch
24_BERUFSPOLITIK<br />
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Gemeinsame Nachwuchstagung im Bezirk Stuttgart<br />
JUNG UND ENGAGIERT IN DER<br />
STANDESPOLITIK<br />
Foto: C. Martin<br />
Mehrfach verschoben, fand am 11. und 12. November 2022 in Hohenstein die erste<br />
gemeinsame standespolitische Nachwuchstagung der BZK Stuttgart und der KZV BW<br />
BD Stuttgart statt. Fünfzehn jüngere Kolleginnen und Kollegen, die bisher noch in kein<br />
standespolitisches Gremium gewählt wur<strong>den</strong>, folgten der Einladung des Vorstands<br />
der BZK und der Bezirksgruppenvorsitzen<strong>den</strong> der KZV BW ins ländliche Hohenstein.<br />
Nach der Begrüßung durch <strong>den</strong> Vorsitzen<strong>den</strong><br />
der BZK Stuttgart, Dr. Eberhard<br />
Montigel, und die Bezirksgruppenvorsitzende<br />
der KZV BW, Dr. Gudrun Kaps-<br />
Richter, stellten sich alle Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer der Tagung vor.<br />
Vertreten waren selbstständige und angestellte<br />
Zahnärztinnen und Zahnärzte,<br />
die Fachrichtungen Kieferorthopädie<br />
und Oralchirurgie, Stadt und Land, also<br />
eine große Vielfalt im Spek trum der<br />
zahnärztlichen Berufsausübung.<br />
Schon die Vorstellungsrunde machte<br />
klar, dass ein großes Interesse an kollegialem<br />
Austausch einerseits und an einem<br />
Mitwirken in der Selbstverwaltung<br />
andererseits besteht. Am häufigsten<br />
wurde bereits hier der Mangel an qualifizierten<br />
und engagierten Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern thematisiert.<br />
Dr. Eberhard Montigel stellte <strong>den</strong> Aufbau<br />
der Landes- und Bezirkszahnärztekammer<br />
aus Sicht der zahnärztlichen<br />
Selbstverwaltung vor. Wichtige standespolitische<br />
Themen im Bereich der Kammer<br />
sind neben dem Fachkräftemangel<br />
vor allem die Nichtanpassung der GOZ.<br />
Das dreißigjährige Jubiläum der Zahnmedizinischen<br />
Patientenberatung Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
nahm er zum Anlass,<br />
auf die Bedeutung einer fachlich fundierten<br />
und neutralen Beratung hinzuweisen.<br />
Diese ist vor allem deshalb so erfolgreich,<br />
weil sich geschulte kompetente<br />
Zahnärztinnen und Zahnärzte <strong>für</strong> die<br />
Beratungen zur Verfügung stellen.<br />
Dr. Gudrun Kaps-Richter gab im Anschluss<br />
in souveräner Art einen Überblick<br />
über die KZV Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
und das standespolitische Engagement<br />
in dieser Körperschaft. Sie gab einen<br />
umfassen<strong>den</strong> Überblick und streifte<br />
auch aktuelle Themen. Insbesondere<br />
betonte sie die Wichtigkeit, sich als Freiberufler<br />
auf allen Ebenen mit einzubringen.<br />
Dr. Hendrik Putze, stellvertretender<br />
Vorsitzender der BZK Stuttgart und Referent<br />
<strong>für</strong> nachhaltige Praxisführung<br />
und Digitales, gab dann einen Überblick<br />
über Aktuelles zu <strong>den</strong> Themen Digitales<br />
und Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit<br />
ist ihm zwar eine Herzensangelegenheit,<br />
<strong>für</strong> die Jüngeren aber noch viel
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
25_BERUFSPOLITIK<br />
essenzieller. Er warnte vor Greenwashing.<br />
Wichtiger und glaubwürdiger sei<br />
es, individuell und in jeder Praxis zu sehen,<br />
was umsetzbar und machbar ist<br />
und dies auch gegenüber <strong>den</strong> Patientinnen<br />
und Patienten so darzustellen. Viel<br />
diskutiert wur<strong>den</strong> auch seine Ausführungen<br />
und Tipps zum Thema Digitalisierung,<br />
insbesondere zum Datenschutz<br />
sowie zum aktuellen Sachstand<br />
Telematik.<br />
FACHLICHES HIGHLIGHT<br />
Ein fachliches Highlight war der Vortrag<br />
zum Thema Dentale Strukturstörungen<br />
– ein Update zu Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation,<br />
Dentalfluorose<br />
und Co. von PD Dr. Yvonne Wagner,<br />
Leiterin des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrums<br />
Stuttgart (ZFZ) und<br />
Fortbildungsreferentin der BZK Stuttgart.<br />
Der Vortrag kam sehr gut an, praxisnah<br />
und mit Handlungsempfehlungen,<br />
basierend auf aktuellen wissenschaftlichen<br />
Fakten. Die sich anschließende<br />
Diskussion ging über in ein gemeinsames<br />
Abendessen. Die Gespräche<br />
waren offenherzig, sehr kollegial und<br />
vertrauensvoll. Die Zeit nicht nur mit<br />
<strong>den</strong> „Alten“, sondern auch mit Christine<br />
Martin, Geschäftsführerin der BZK<br />
Stuttgart, Bettina Grund, Leiterin der<br />
Bezirksdirektion Stuttgart der KZV BW,<br />
und Dagmar Strinz, Assistentin der Geschäftsführung,<br />
verging wie im Flug.<br />
JUNG, WEIBLICH, SELBSTSTÄNDIG<br />
Nach einer kurzen Nacht warb Dr. Florentine<br />
Carow-Lippenberger, Vorstandsmitglied<br />
und Gutachterreferentin<br />
der BZK Stuttgart sowie Referentin<br />
der KZV BW <strong>für</strong> Frauen und Angestellte,<br />
am folgen<strong>den</strong> Tag mit dem Titel<br />
„Jung, weiblich, selbstständig und engagiert<br />
in der Selbstverwaltung“ <strong>für</strong> ein<br />
standespolitisches Engagement der<br />
Jüngeren. Vernetzung und Austausch<br />
mit Kolleginnen und Kollegen sei die<br />
Voraussetzung, gute Ideen zu entwickeln<br />
und etwas in der Selbstverwaltung<br />
zu bewegen. Des Weiteren stellte<br />
sie unter dem Motto „von Kollegen <strong>für</strong><br />
Kollegen“ das Gutachterwesen in Kammer<br />
und KZV vor. Sie ging auf die Unterschiede<br />
zwischen KZV-Gutachter<br />
und Privatgutachter ein. In bei<strong>den</strong> Bereichen<br />
bestehe <strong>für</strong> qualifizierte Jüngere<br />
die Möglichkeit, sich zu engagieren und<br />
sich als Gutachterin bzw. Gutachter bestellen<br />
zu lassen.<br />
Dr. Uwe Rieger, stellvertretender Vorsitzender<br />
der Bezirksgruppe und Referent<br />
Prüfwesen der KZV BW, stellte sowohl<br />
das Prüfwesen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
in seinen Strukturen und Instanzen vor<br />
als auch das Beratungsangebot der KZV<br />
BW in diesem Bereich. Wichtig sei, dass<br />
die Zahnarztpraxen die Systematik der<br />
Prüfungen verstehen und das Beratungsangebot<br />
seitens des Prüfreferenten<br />
nutzten. Kollegial und engagiert, so<br />
werde das Prüfwesen im Bereich der<br />
KZV BW gelebt. Grundsätzlich stehe<br />
Beratung vor Prüfung.<br />
Dr./Med Univ. Budapest Edith Nadj-<br />
Papp, Vorstandsmitglied und Referentin<br />
<strong>für</strong> Alters- und Behindertenzahnheilkunde,<br />
Jugendzahnpflege und Prophylaxe,<br />
stellte ihr standespolitisches<br />
Engagement als Kreisvereinigungsvorsitzende<br />
im Bezirk und auf Bundesebene<br />
vor. Besonders am Herzen liegen ihr<br />
die lebenslange Prävention sowie die<br />
Weiterentwicklung der oralen Medizin<br />
in Zusammenarbeit mit <strong>den</strong> übrigen<br />
Ärztinnen und Ärzten. Die Professionsentwicklung<br />
müsse auf eine Stärkung<br />
der oralen Medizin hinwirken.<br />
PROBLEM MITARBEITERFINDUNG<br />
Last but not least kam Dr. Bernd Krämer,<br />
Vorstandsmitglied der BZK Stuttgart<br />
und Referent <strong>für</strong> Zahnärztliche<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit<br />
dem Thema „Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter fin<strong>den</strong>, ausbil<strong>den</strong> und bin<strong>den</strong>“<br />
auf das in der Eingangsrunde am<br />
häufigsten thematisierte Problemfeld<br />
zu sprechen. Neben <strong>den</strong> umfangreichen<br />
Aktivitäten der Kammer auf allen Ebenen<br />
und auf allen Kanälen, die weiter<br />
ausgebaut wer<strong>den</strong> sollen, sei auch ein<br />
gutes Betriebsklima und ein respektvoller<br />
Umgang wichtig, um ein gutes Team<br />
nicht nur zu fin<strong>den</strong>, sondern auch zu<br />
bin<strong>den</strong>.<br />
Das Feedback der Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer am Schluss der Tagung<br />
war sehr positiv, gelobt wurde die offene<br />
und vertrauensvolle Atmosphäre<br />
und die Begegnung mit so vielen motivierten<br />
Kolleginnen und Kollegen.<br />
Spürbar war die Bereitschaft, sich zu engagieren<br />
und in Kammer und KZV <strong>für</strong><br />
die Zahnärzteschaft aktiv zu wer<strong>den</strong>.<br />
Dr. Eberhard Montigel<br />
INFO<br />
TEILNEHMERINNEN UND<br />
TEILNEHMER<br />
An der Nachwuchstagung von BZK<br />
Stuttgart und KZV BW BD Stuttgart<br />
in Hohenstein nahmen teil: Thomas<br />
Behrens, Dr. Christian Döring, Dr.<br />
Jessika Dreidoppel, Dr. Henrik<br />
Fleiner, Dr. Philipp Frank, Dr. Dominik<br />
Hauk, Dr. Marin Ikar, Dr. Johannes<br />
Kast, Dr. Thilo Munz, Dr. Maren<br />
Ohnmeiß, Dr. Julia Marcela Palm, Dr.<br />
Christian Philippi, Dr. Phi lipp Scherer,<br />
Sara Schwarzer und Dr. Julia<br />
Seelig.<br />
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„Man muss Glück teilen, um es<br />
zu multiplizieren.“<br />
Marie von Ebner-Eschenbach<br />
www.sos-kinderdoerfer.de
26_BERUFSPOLITIK<br />
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Foto: Deutscher Bundestag/ Stephan Erfurt<br />
Arbeitsplanung des Bundesgesundheitsministeriums 2023<br />
VON REVOLUTIONEN UND<br />
EVOLUTIONEN<br />
Seit über einem Jahr steht Prof. Karl Lauterbach an der Spitze des Bundesgesundheitsministeriums<br />
(BMG). Seine Expertise brachte ihm in der Anfangsphase der Coronapandemie<br />
viel Sympathie, sodass die Welle seiner Popularität (erinnert sei an <strong>den</strong> Hashtag<br />
#WirWollenKarl) ihn schließlich mit ins Amt trug. Den hohen Erwartungen wurde der<br />
Minister in <strong>den</strong> Augen der meisten Beobachter*innen und Akteur*innen im Gesundheitswesen<br />
bislang jedoch nicht gerecht. Die Ende 2022 vorgestellte Arbeitsplanung des BMG<br />
gibt Ausblick auf die gesundheitspolitische Schwerpunktsetzung in diesem Jahr.<br />
START IN DER KRISE<br />
Für die neue Bundesregierung war der<br />
Start in die neue Legislatur durch die<br />
anhaltende Pandemie und <strong>den</strong> Krieg in<br />
der Ukraine turbulent. Zu Beginn von<br />
Lauterbachs Amtszeit scheiterte ein<br />
fraktionsübergreifender Gesetzesentwurf<br />
<strong>für</strong> eine allgemeine Impfpflicht.<br />
Auf die klammen GKV-Finanzen galt es<br />
schnell eine Lösung zu fin<strong>den</strong>. Vor der<br />
Sommerpause brachte Lauterbach mit<br />
seinem Entwurf zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetz<br />
(GKV-FinStG) insbesondere<br />
<strong>den</strong> ambulanten Sektor, der<br />
sich mit hohen Material- und Energiekosten<br />
und einer steigen<strong>den</strong> Inflation<br />
konfrontiert sieht, gegen sich auf (siehe<br />
ZBW-Ausgabe 11-12/2022). Für das<br />
Jahr 2023 sind der Arbeitsplanung des<br />
BMG zufolge große Strukturreformen<br />
geplant.<br />
KRANKENHAUSREFORM<br />
Bereits Ende 2022 legte Minister Lauterbach<br />
Eckpunkte <strong>für</strong> eine groß angelegte<br />
Klinikreform vor, welche er selbst<br />
als „Revolution“ bezeichnete. Zentrales<br />
Ziel ist die Überwindung des Fallpauschalen-Systems<br />
(DRG – Diagnosis Related<br />
Groups), „medizinische und nicht<br />
ökonomische Gründe“ sollen ausschlaggebend<br />
<strong>für</strong> Behandlungen sein.<br />
Gemäß <strong>den</strong> Empfehlungen der Regierungskommission<br />
sollen Kliniken<br />
künftig nach drei neuen Kriterien honoriert<br />
wer<strong>den</strong>: Zum einen sollen sie einen<br />
festen Betrag als Vorhaltekosten erhalten.<br />
So soll der wirtschaftliche Druck<br />
gemindert wer<strong>den</strong>. Zum anderen sollen<br />
Reformen. Bis Ende des Jahres 2022 brachten es Lauterbach und seine Beamt*innen auf 48 Rechtsverordnungen und zwölf Gesetze.
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
27_BERUFSPOLITIK<br />
sie in verschie<strong>den</strong>e Versorgungsformen,<br />
in die Level Grundversorgung, Regelund<br />
Schwerpunktversorgung und Maximalversorgung<br />
unterteilt wer<strong>den</strong>. Für<br />
jedes Level soll es eine entsprechende<br />
Förderung geben. Krankenhäuser des<br />
Levels I wer<strong>den</strong> wiederum unterteilt in<br />
jene, die die Notfallversorgung sicherstellen,<br />
und jene, die integrierte ambulant/stationäre<br />
Versorgung anbieten.<br />
Letztere sollen sektorenübergreifend regional<br />
geplant wer<strong>den</strong> und vom DRG-<br />
System ausgenommen sein. Da<strong>für</strong> ist<br />
eine Tagespauschale als Vergütung vorgesehen.<br />
Behandlungen sollen nur noch<br />
dann abgerechnet wer<strong>den</strong> können,<br />
wenn das Krankenhaus einer entsprechen<strong>den</strong><br />
Leistungsgruppe zugeordnet<br />
wurde. Diese Leistungsgruppen sollen<br />
künftig noch genauer definiert wer<strong>den</strong>.<br />
Dann wür<strong>den</strong> „grobe Zuweisung von<br />
Fachabteilungen (wie ‚Innere Medizin‘)<br />
[…] durch genauer definierte Leistungsgruppen<br />
abgelöst (z. B. ‚Kardiologie‘)”.<br />
Schlechte Noten. In einer Umfrage des Ärztenachrichtendienstes Ende November<br />
verneinten 88 Prozent der Befragten die Frage: „Sind Sie optimistisch,<br />
dass Karl Lauterbach in seiner verbleiben<strong>den</strong> Amtszeit sinnvolle Reformen<br />
anstoßen wird?“.<br />
Foto: BMG/Thomas Ecke<br />
DIGITALISIERUNG<br />
Hinsichtlich der Digitalisierung ist<br />
eine ganze Reihe von gesetzgeberischen<br />
Maßnahmen geplant. Die Vorstellung<br />
einer Digitalisierungsstrategie<br />
<strong>für</strong> die Pflege und das Gesundheitswesen<br />
ist <strong>für</strong> das Frühjahr 2023 vorgesehen.<br />
Auf Initiative des Landes Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg hatte der Bundesrat bereits<br />
Ende November in einem Entschließungsantrag<br />
<strong>den</strong> Druck auf das<br />
BMG erhöht und gefordert, das angekündigte<br />
Gesundheitsdatennutzungsgesetz<br />
zeitnah vorzulegen. Die Länderkammer<br />
fordert <strong>den</strong> Bund darin u. a.<br />
auf, die Telematikinfrastruktur zu einer<br />
Gesundheitsdateninfrastruktur<br />
dezentral auszubauen. Die Länder sehen<br />
die elektronische Patientenakte<br />
(ePA) als „Dreh- und Angelpunkt <strong>für</strong><br />
die Gesundheitsdatennutzung in der<br />
Gesundheitsversorgung“. Sie werben<br />
<strong>für</strong> eine Opt-out-Variante der ePA, das<br />
heißt, dass <strong>für</strong> alle Patient*innen, die<br />
nicht aktiv widersprochen haben, eine<br />
ePA angelegt wird. Die Gesundheitsdaten<br />
müssten interoperabel <strong>für</strong> die<br />
Forschung nutzbar sein. Das sieht der<br />
Vorschlag <strong>für</strong> eine Verordnung der EU-<br />
Kommission zum Europäischen Gesundheitsdatenraum<br />
auch vor (siehe<br />
ZBW 5-6/2022). Die Einlösung des E-<br />
Rezepts mittels Gesundheitskarte ist<br />
in Vorbereitung und soll Mitte des Jahres<br />
abgeschlossen sein.<br />
VERSORGUNG<br />
Laut Arbeitsplanung sind im „Versorgungsgesetz<br />
I“ Regelungen zu Gesundheitskiosken<br />
enthalten. Diese<br />
„neuen Beratungsangebote (sollen) <strong>für</strong><br />
Patient*innen in sozial benachteiligten<br />
Regionen aufgebaut wer<strong>den</strong>“, bundesweit<br />
könnten es dem BMG zufolge<br />
1000 Gesundheitskioske geben. Diese<br />
Anlaufstellen sollen von <strong>den</strong> Kommunen<br />
initiiert und mehrheitlich von <strong>den</strong><br />
gesetzlichen und <strong>den</strong> privaten Krankenversicherungen<br />
(und unter Beteiligung<br />
der Kommunen) finanziert wer<strong>den</strong>,<br />
so das BMG in einer Pressemitteilung.<br />
„Hauptaufgabe der Kioske ist es,<br />
<strong>den</strong> Zugang zur Versorgung der Patient*innen<br />
mit besonderem Unterstützungsbedarf<br />
zu verbessern und die<br />
Versorgung zu koordinieren.” Zu <strong>den</strong><br />
weiteren Aufgaben gehörten die Koordinierung<br />
und Vermittlung von Leistungen<br />
medizinischer Behandlung,<br />
Prävention und Gesundheitsförderung<br />
sowie die allgemeinen Beratungsund<br />
Unterstützungsleistungen zur<br />
medizinischen und sozialen Bedarfsermittlung.<br />
Hinzukommen würde auf<br />
ärztliche Veranlassung hin die Durchführung<br />
einfacher medizinischer Routineaufgaben,<br />
beispielsweise Blutdruck<br />
und Blutzucker messen, Verbandswechsel<br />
und subkutane Injektionen.<br />
CANNABIS-ABGABE<br />
Im Koalitionsvertrag ist „die kontrollierte<br />
Abgabe von Cannabis an Erwachsene<br />
zu Genusszwecken in lizenzierten<br />
Geschäften” vereinbart. Das BMG legte<br />
dazu Ende Oktober 2022 ein Eckpunktepapier<br />
vor. „Die Produktion, die Lieferung<br />
und der Vertrieb wer<strong>den</strong> innerhalb<br />
eines lizenzierten und staatlich kontrollierten<br />
Rahmens zugelassen”, so das<br />
BMG. Die neuen Regelungen sehen vor,<br />
dass Cannabis und Tetrahydrocannabinol<br />
nicht mehr als Betäubungsmittel<br />
eingestuft wer<strong>den</strong> sollen. Der Erwerb<br />
und der Besitz von bis zu 30 Gramm<br />
Genusscannabis zum privaten Konsum<br />
in der eigenen Häuslichkeit oder im öffentlichen<br />
Raum sollen straffrei sein.<br />
Im Rahmen von lizensierten Fachgeschäften<br />
würde der Verkauf an Menschen<br />
ab 18 Jahren erfolgen. Das „Cannabis-Gesetz“<br />
wurde bis Redaktionsschluss<br />
noch auf Konformität mit völker-<br />
und europarechtlichen Abkommen<br />
geprüft. Laut Koalitionsvertrag soll das<br />
Gesetz nach vier Jahren „auf gesellschaftliche<br />
Auswirkungen“ evaluiert<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
AUSBLICK<br />
In der Arbeitsplanung findet sich außerdem<br />
eine weitere GKV-Finanzreform<br />
(Empfehlungen wer<strong>den</strong> im Mai<br />
erwartet), ein Bürokratieentlastungsgesetz<br />
(Empfehlungen sollen im September<br />
vorliegen), die Weiterentwicklung<br />
des Pakts <strong>für</strong> <strong>den</strong> Öffentlichen<br />
Gesundheitsdienst und eine Reform<br />
der Notfallversorgung (u. a.). Zur Reform<br />
der Unabhängigen Patientenberatung<br />
Deutschland hat das Bundeskabinett<br />
noch vor Weihnachten einen<br />
Entwurf abgestimmt (Näheres dazu<br />
lesen Sie auf <strong>den</strong> Seiten 28 f.). Es bleibt<br />
abzuwarten, ob sich die Ankündigungen<br />
von „Minister Atemlos“ (tagesschau.de)<br />
am Ende als „Revolutionen“<br />
oder kleinschrittige „Evolutionen“<br />
entpuppen.<br />
Alexander Messmer
28_BERUFSPOLITIK<br />
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Reform der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland<br />
EINE FRAGE DER FINANZIERUNG<br />
Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) soll in eine rechtsfähige Stiftung<br />
bürgerlichen Rechts umgewandelt wer<strong>den</strong>. Das sieht der Referentenentwurf<br />
des Bundesministeriums <strong>für</strong> Gesundheit (BMG) vor. Bei der Neuausrichtung ist es ein<br />
zentrales Anliegen, die UPD in eine „dauerhafte, staatsferne und unabhängige Struktur“<br />
zu überführen. Darauf haben sich SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag verständigt.<br />
Verbraucherschützer*innen kritisieren das Vorhaben und zweifeln an der Unabhängigkeit.<br />
Auch die Vertreterversammlung der KZV Ba<strong>den</strong>-Württemberg positionierte sich<br />
gegen <strong>den</strong> Gesetzesentwurf.<br />
Foto: UPD/Ausserhofer<br />
Eine Frage der Finanzierung. Die geplante Stiftung Unabhängige Patientenberatung Deutschland soll anteilig von <strong>den</strong> Gesetzlichen und Privaten<br />
Krankenkassen finanziert wer<strong>den</strong>. Verbraucherschützer*innen kritisieren die Pläne der Regierung.<br />
DEBATTE<br />
Eine Reform der Unabhängigen Patientenberatung<br />
Deutschland wurde schon<br />
in der letzten Legislaturperiode diskutiert.<br />
Die Fraktion der Grünen im Deutschen<br />
Bundestag stellte bereits im Dezember<br />
2020 in einem Antrag (Drucksache<br />
19/25382) die Forderung nach<br />
der Gründung einer Patientenstiftung.<br />
Sie kritisierten „die Ausschreibung und<br />
die mit Billigung der Großen Koalition<br />
und der Bundesregierung erfolgte Vergabe<br />
2015 an ein überwiegend als kommerzielles<br />
Callcenter tätiges Unternehmen”,<br />
das der „UPD schweren Scha<strong>den</strong><br />
zugefügt und viele Negativschlagzeilen<br />
erzeugt” habe. Patient*innen müssten<br />
sich darauf verlassen können, dass die<br />
Beratung unabhängig von wirtschaftlichen<br />
Interessen sei. Sozialdemokraten,<br />
Grüne und Liberale haben <strong>den</strong>n auch<br />
im Koalitionsvertrag festgehalten: „Die<br />
Unabhängige Patientenberatung (UPD)<br />
überführen wir in eine dauerhafte,<br />
staatsferne und unabhängige Struktur<br />
unter Beteiligung der maßgeblichen Patientenorganisationen.“<br />
FINANZIERUNG<br />
Nicht weiter ausgeführt wurde, was<br />
unter „staatsfern und unabhängig“ zu<br />
verstehen ist und insbesondere, wie<br />
sich die Finanzierung der Struktur der<br />
künftigen Patientenberatung gestaltet.<br />
In ihrem Antrag forderten die Grünen<br />
2020 noch „eine verlässliche und von<br />
<strong>den</strong> gesetzlichen Krankenkassen unabhängige<br />
Finanzierung der Patientenstiftung”.<br />
Im vorgelegten Referentenentwurf<br />
zur Reform der UPD des Bundesministeriums<br />
<strong>für</strong> Gesundheit ist<br />
nun jedoch eine von <strong>den</strong> Gesetzlichen<br />
und Privaten Krankenkassen getragene<br />
Finanzierung vorgesehen. Der Spitzenverband<br />
der Gesetzlichen Krankenkas-
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
29_BERUFSPOLITIK<br />
sen (GKV-SV) und der Verband der Privaten<br />
Krankenversicherungen (PKV)<br />
lehnen dies einstimmig ab. „Die politisch<br />
gewollte ergänzende Beratung<br />
durch die UPD stellt […] eine gesamtgesellschaftliche<br />
Aufgabe dar und ist<br />
folglich aus Steuermitteln zu finanzieren“,<br />
so der GKV-SV. Der PKV-Verband<br />
sieht in der Patientenberatung eine<br />
„versicherungsfremde Leistung“ und<br />
hat ein Rechtsgutachten zur geplanten<br />
Finanzierung in Auftrag gegeben. Dieses<br />
kommt zu dem Schluss, dass die<br />
Zwangsfinanzierung verfassungswidrig<br />
sei: „Die PKV ist aber nicht verantwortlich<br />
<strong>für</strong> die Finanzierung von Kosten,<br />
die durch Beratung ggf. auch zugunsten<br />
von gesetzlich Versicherten<br />
entstehen.” Die „Zwangsfinanzierung”<br />
greife unzulässig in die Berufsfreiheit<br />
der Versicherungsunternehmen ein.<br />
Gleichzeitig jedoch erklärte sich die<br />
PKV prinzipiell zur Fortsetzung ihres<br />
seit 2011 bestehen<strong>den</strong> freiwilligen<br />
UPD-Engagements bereit.<br />
Auch beim Bundesverband der Verbraucherzentralen<br />
stößt der Vorschlag<br />
auf Unverständnis, seien es doch die<br />
GKV- und PKV-Organisationen, die<br />
häufig Auslöser von Beschwer<strong>den</strong> und<br />
Beratungsanliegen von Patient*innen<br />
seien.<br />
(UN-)ABHÄNGIGKEIT?<br />
Dem Stiftungsrat sollen laut Referentenentwurf<br />
folgende Mitglieder angehören:<br />
• die oder der Beauftragte der Bundesregierung<br />
<strong>für</strong> die Belange der Patient*innen;<br />
• vier ehrenamtliche Vertreter*innen<br />
von Patientenorganisationen, die keine<br />
Vertreter*innen als Mitglieder in<br />
<strong>den</strong> Stiftungsvorstand entsen<strong>den</strong><br />
• zwei Mitglieder des Deutschen Bundestags;<br />
• je ein*e Vertreter*in des Bundesministeriums<br />
<strong>für</strong> Gesundheit und des<br />
Bundesministeriums <strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz,<br />
nukleare Sicherheit und<br />
Verbraucherschutz und<br />
• je ein*e Vertreter*in des Spitzenverbandes<br />
Bund der Krankenkassen und<br />
des Verbandes der Privaten Krankenversicherung<br />
e. V.<br />
Die Verbraucherschützer*innen sehen<br />
die Unabhängigkeit der künftigen Stiftung<br />
nicht gewährleistet, wenn neben<br />
<strong>den</strong> vorgesehenen Vertreter*innen von<br />
Patientenorganisationen auch Vertreter*innen<br />
aus Politik und Krankenkassen<br />
im Stiftungsrat die Geschicke der<br />
Stiftung leiten. Die Vertreterversammlung<br />
der Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg (KZV BW)<br />
Haben Sie Fragen zur Zahnund<br />
Mundgesundheit?<br />
Rufen Sie uns gebührenfrei an.<br />
Je<strong>den</strong> Montag, Mittwoch und Freitag<br />
von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr.<br />
Hotline 0800 - 47 47 800 kostenfrei<br />
Allgemeine Patientenberatung<br />
Unsere Experten freuen sich<br />
auf Ihren Anruf!<br />
Zahnmedizinische Patientenberatungsstelle<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Albstadtweg 9 | 70567 Stuttgart<br />
Tel. 0800 -14 24 340<br />
Individuelle Patientenberatung<br />
Mo.-Do. 08:00 -15:30 Uhr<br />
Freitag 08:00 -13:00 Uhr<br />
info@zpb-bw.de<br />
kostenfrei<br />
positionierte sich im November 2022<br />
gegen die UPD-Reform: „Die Zusammensetzung<br />
des Stiftungsrates ist das<br />
Gegenteil von ‚staatsfern’, die Finanzierung<br />
über die GKV (15 Mio. Euro)<br />
und PKV (1 Mio. Euro) sicherlich nicht<br />
als unabhängig zu bezeichnen.“<br />
Neutralität und Unabhängigkeit seien<br />
unabdingbar <strong>für</strong> eine effiziente und<br />
glaubhafte Patientenberatung, wie die<br />
jährlich zusammengeführten Erfahrungen<br />
und Ergebnisse in <strong>den</strong> von<br />
Kammern und KZVen getragenen<br />
zahnmedizinischen Patientenberatungsstellen<br />
in <strong>den</strong> Ländern und vor allem in<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg zeigten, so die<br />
Antragsteller*innen.<br />
HINTERGRUND<br />
Der Reformvorschlag wurde im Dezember<br />
vergangenen Jahres vom Bundeskabinett<br />
angenommen. Innerhalb<br />
des Übergangsjahres 2023 soll die<br />
Überführung der UPD in eine Stiftung<br />
erfolgen, das Gesetz also 2024<br />
greifen. Nachdem 2016 der kommerzielle<br />
Gesundheitsdienstleister Sanvartis<br />
<strong>den</strong> Zuschlag <strong>für</strong> die Beratung<br />
bekommen hatte, hatte der Bundesrechnungshof<br />
im Sommer 2020 unwirtschaftliche<br />
Mittelverwendungen<br />
angemahnt. Der Vertrag mit Sanvartis<br />
lief Ende 2022 aus. Mit der gesetzlichen<br />
Neuregelung wird eine Neuausschreibung<br />
hinfällig.<br />
Alexander Messmer<br />
In allen Fragen<br />
der Zahn- und<br />
Mundgesundheit<br />
Gut beraten. Die Zahnmedizinische Patientenberatungsstelle Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg bietet Beratungen auch online an.<br />
INFO<br />
Abbildung: Zahnmedizinische Patientenberatungsstelle Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Über die zahnmedizinische Patientenberatungsstelle<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
können sich die Patient*innen<br />
individuell und kostenfrei beraten<br />
lassen und eine neutrale und unabhängige<br />
Zweitmeinung (persönlich<br />
und online) einholen. Zusätzlich<br />
übernimmt sie eine Lotsenfunktion<br />
zu weiteren Ansprechpartner*innen,<br />
wenn Sachverhalte weiterer Klärung<br />
bedürfen. Als staatsferne und von<br />
<strong>den</strong> Selbstverwaltungsorganen eingerichtete<br />
Institution bewährt sich<br />
das Modell der regionalen Beratung<br />
bereits seit 30 Jahren. Zur Terminvereinbarung<br />
<strong>für</strong> eine individuelle<br />
Patientenberatung und zur Onlineberatung<br />
steht die Geschäftsstelle<br />
je<strong>den</strong> Montag bis Donnerstag von<br />
8:00 bis 15:30 Uhr und Freitag von<br />
8:00 bis 13:00 Uhr telefonisch und<br />
online zur Verfügung.<br />
Die Experten der Allgemeinen Patientenberatung<br />
zu allen Fragen der<br />
Zahn- und Mundgesundheit stehen<br />
<strong>den</strong> Patient*innen mit neuen Beratungszeiten<br />
zur Verfügung. Die Allgemeine<br />
Patientenberatung ist montags,<br />
mittwochs und freitags von 14<br />
bis 17 Uhr telefonisch erreichbar.<br />
Ein neu gestalteter Flyer macht auf die<br />
neuen Beratungszeiten aufmerksam.
30_FORTBILDUNG<br />
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Der Zustand des Parodonts<br />
hängt viel stärker von der<br />
Allgemeingesundheit ab, als es<br />
über viele Jahrzehnte angenommen<br />
wurde. In der Schwangerschaft<br />
zeigt sich das Parodont<br />
besonders empfänglich <strong>für</strong><br />
gingivale Entzündung und<br />
Progression bestehender Parodontitis.<br />
Darum ist es umso<br />
wichtiger, dass Zahnärztinnen<br />
und Zahnärzte ihre Patientinnen<br />
gut durch die Zeit der<br />
Schwangerschaft begleiten.<br />
Die häufigsten Erkrankungen<br />
am Parodont und passende<br />
Therapieoptionen sowie<br />
der Einfluss auf <strong>den</strong><br />
Schwangerschaftsverlauf<br />
sollen im Folgen<strong>den</strong><br />
erläutert wer<strong>den</strong>.<br />
Foto: AdobeStock/cherryandbees<br />
Risiken rechtzeitig erkennen<br />
ZAHNFLEISCHERKRANKUNGEN<br />
BEI SCHWANGEREN<br />
PARODONTALE VERÄNDERUNGEN<br />
Während der Schwangerschaft kommt es zu deutlichen hormonellen<br />
Veränderungen, die vor allem dem Wachstum des<br />
ungeborenen Kindes und der Plazenta sowie der Aufrechterhaltung<br />
der Schwangerschaft dienen 1 . Der kontinuierliche<br />
Anstieg des Östrogen- und Progesteronspiegels zeigt sich<br />
dabei auch an der Gingiva, wo es zu einer erhöhten Entzündungsneigung<br />
kommt. Ursächlich da<strong>für</strong> sind hormonsensitive<br />
Rezeptoren der Gingiva 2 . Über diese kommt es während<br />
der Schwangerschaft zu einer erhöhten Fibroblastenproliferation<br />
3 , die folglich zu einer Größenzunahme des Gewebes<br />
führen kann und sich klinisch als Pseudotaschen darstellt.<br />
Das kann die Reinigung des Gingivarandes erschweren und<br />
die Entstehung einer Gingivitis begünstigen. Gleichzeitig<br />
führt der hormonelle Einfluss zu einer erhöhten Gefäßpermeabilität<br />
und –proliferation 4, 5 und verstärkt zusätzlich das<br />
Auftreten von Blutungen. Dadurch sind viele Patientinnen<br />
verunsichert und reinigen diese Bereiche womöglich weniger<br />
gründlich. Diese hormonell bedingte gingivale Entzündung<br />
wird auch als sogenannte Schwangerschaftsgingivitis bezeichnet<br />
und kann nach aktuellen Angaben bei 38 bis 93,75<br />
Prozent aller Schwangeren vorgefun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> 6–8 (siehe<br />
Abb.1). Anders als bei Nicht-Schwangeren scheint hier bereits<br />
eine geringe Menge an Plaque eine gingivale Entzündung<br />
auslösen zu können. Diese Entwicklung stellt sich<br />
meist entsprechend dem Anstieg des Hormonspiegels bis<br />
zum späten zweiten oder dritten Schwangerschaftsdrittel<br />
zunehmend dar 9, 10 . Darum erscheint eine besonders gründliche<br />
Mundhygiene, vor allem der Inter<strong>den</strong>talräume, ab dem<br />
Beginn der Schwangerschaft wichtig zu sein. Im Zuge des<br />
Hormonabfalls kommt es in aller Regel nach der Geburt zu<br />
einer vollständigen Remission dieser Veränderungen 11, 12 .<br />
Daher wird die Schwangerschaftsgingivitis als selbstlimitierend<br />
eingeordnet.<br />
SCHWANGERSCHAFTSTUMOR<br />
Ein weiteres Phänomen ist das Auftreten eines sogenannten<br />
Schwangerschaftstumors (auch: Epulis gravidarum oder<br />
pyogenes Granulom, siehe Abb. 2) 13 . Während die Ätiologie<br />
dieser gutartigen Gingivavergrößerung nicht eindeutig geklärt<br />
ist, ist auch hier mit einer Zunahme bis zum zweiten<br />
oder dritten Schwangerschaftsdrittel zu rechnen, wie auch<br />
mit einer vollständigen Remission nach Geburt 14 . Eine chirurgische<br />
Exzision ist nur angezeigt, falls das Granulom stark
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
31_FORTBILDUNG<br />
1 2<br />
Foto: Dr. Kruse<br />
Foto: Dr. Kruse<br />
Schwangerschaftsgingivitis. Bei vielen Schwangeren zeigt sich die Entstehung<br />
einer Gingivitis.<br />
Epulis gravidarum. Diese gutartige Schleimhautwucherung<br />
bei Schwangeren ist in der Regel nicht behandlungsbedürftig<br />
und bildet sich vollständig nach Geburt zurück.<br />
stören sollte, wenn es beispielsweise die Kaufläche bedeckt<br />
und es daher häufig zu Blutungen kommt.<br />
Während die hormonell bedingten Veränderungen der Gingiva<br />
sich als selbstlimitierend darstellen und in aller Regel<br />
nicht mit einem Attachmentverlust einhergehen, ist bei einer<br />
unbehandelten Parodontitis häufig eine Progression<br />
oder selten auch Exazerbation der Erkrankung während der<br />
Schwangerschaft zu beobachten (siehe Abbildung 3) 15 . Als<br />
Erklärung wer<strong>den</strong> hier Veränderungen der Immunantwort<br />
auf Ebene der Th1/Th2-Lymphozyten, regulatorischen B-<br />
Zellen und neutrophilen Granulozyten herangezogen, die<br />
das Fortschreiten des Attachmentverlusts begünstigen können<br />
1, 16 .<br />
VERÄNDERTER SUBGINGIVALER BIOFILM<br />
Zudem kommt es bei Schwangeren zu einer Veränderung der<br />
Zusammensetzung des subgingivalen Biofilms. In Untersuchungen<br />
subgingivaler Proben fand man unter anderem eine<br />
Zunahme bekannter Parodontalpathogene wie Prevotella intermedia,<br />
Porphyromonas gingivalis 5, 6, 16, 17 , Tannerella forsythia<br />
und Aggregatibacter actinomycetemcomitans 7, 17, 18 . Für<br />
Porphyromonas gingivalis konnte zudem gezeigt wer<strong>den</strong>,<br />
dass dessen Vorhan<strong>den</strong>sein das Risiko <strong>für</strong> einen Attachmentverlust<br />
um das 14-Fache erhöht 8 . Insgesamt scheint sich das<br />
orale Mikrobiom auch bei parodontal Gesun<strong>den</strong> während der<br />
Schwangerschaft hin zu parodontitis-assoziierten Keimen zu<br />
verändern. Nach der Geburt wird jedoch wieder die Rückkehr<br />
zu gesundheits-assoziierten Keimen beobachtet 19 . Gründe da<strong>für</strong><br />
sind ebenfalls die veränderte Immunabwehr sowie Fähigkeiten<br />
einzelner Spezies, von der hormonellen Situation in<br />
ihrem Wachstum zu profitieren 16 .<br />
FRÜHGEBURTLICHKEIT UND INFERTILITÄT<br />
1996 wurde erstmalig über eine mögliche Assoziation der Parodontitis<br />
mit Frühgeburtlichkeit berichtet 20 . Seitdem konnten<br />
die Mehrzahl klinischer Studien <strong>den</strong> Verdacht bestätigen, dass<br />
das Risiko <strong>für</strong> eine Frühgeburt, Präeklampsie (ugs. Schwangerschaftsvergiftung)<br />
oder ein niedriges Geburtsgewicht durch<br />
das Vorliegen einer Parodontitis erhöht ist 21 . Der mögliche Pathomechanismus<br />
wird hier in einer Infektion der feto-plazentären<br />
Einheit durch orale Pathogene vermutet. Vor allem Fusobacterium<br />
nucleatum konnte in unterschiedlichsten Untersuchungen<br />
mit Totgeburten und anderen Komplikationen in<br />
Verbindung gebracht wer<strong>den</strong> 22, 23 . Zudem gibt es Hinweise darauf,<br />
dass es während der Schwangerschaft insbesondere bei Parodontitispatientinnen<br />
zu einer frühzeitigen Besiedelung der<br />
Plazenta mit oralen Keimen kommen könnte 24 . Da Schwangerschaftskomplikationen<br />
jedoch hochkomplexe Entwicklungen<br />
darstellen, muss davon ausgegangen wer<strong>den</strong>, dass deren Entstehung<br />
häufig multifaktoriell bedingt ist und die Parodontitis<br />
nicht der alleinige Auslöser ist. Weiterhin wird auch die Möglichkeit<br />
diskutiert, dass ein erhöhtes Level an Entzündungsbotenstoffen<br />
indirekt zur Auslösung einer Frühgeburt oder anderen<br />
Komplikationen beitragen könnte 25 . Indem die Parodontitis<br />
die allgemeine Entzündungslast erhöht, könnte sie dabei<br />
eine Rolle spielen.<br />
Die Antwort auf die Frage, ob eine Parodontitisbehandlung<br />
während der Schwangerschaft eine Frühgeburt verhindern<br />
kann, bleibt bisher uneindeutig. Die Mehrzahl der durchgeführten<br />
Studien weist jedoch darauf hin, dass lediglich Schwangere<br />
mit bereits deutlich erhöhtem Risiko <strong>für</strong> eine Frühgeburt<br />
von einer Parodontitistherapie profitieren 9, 26 . Ausgehend von<br />
der Annahme, dass die Plazenta bereits frühzeitig von Parodontalpathogenen<br />
besiedelt sein könnte, erscheint eine subgingivale<br />
antiinfektiöse Therapie im Verlauf der Schwangerschaft<br />
womöglich schlicht zu spät, um eine infektionsbedingte<br />
Komplikation zu verhindern 9 . Zusammenfassend lässt sich somit<br />
feststellen, dass eine mögliche Parodontitis bereits im Vorfeld<br />
einer Schwangerschaft behandelt wer<strong>den</strong> sollte.<br />
Der Einfluss der Parodontitis auf die Fertilität von Frauen<br />
und Männern wurde gegenüber der Frühgeburtlichkeit bisher<br />
deutlich weniger untersucht. Dabei spricht man von Infertilität,<br />
wenn es über 12 Monate hinweg <strong>für</strong> ein Paar nicht möglich<br />
ist, zu einer klinischen Schwangerschaft zu kommen. Da<br />
in westlichen Ländern 14,3 Prozent aller Paare betroffen sind,<br />
stellt dies ein nicht unerhebliches Problem dar 27 . Bei Frauen
32_FORTBILDUNG<br />
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
3<br />
Foto: S. Fortmeier<br />
Parodontitis während der Schwangerschaft. Eine unbehandelte Parodontitis kann während der Schwangerschaft zu zusätzlichen Attachmentverlusten<br />
führen.<br />
konnten unter anderem Zusammenhänge zwischen Parodontitis<br />
und verschie<strong>den</strong>en Risikofaktoren <strong>für</strong> Infertilität wie Endometriose,<br />
Übergewicht, bakterieller Vaginose und dem polyzystischem<br />
Ovarsyndrom gefun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> 28 . Auch hier<br />
sind verschie<strong>den</strong>e Mechanismen <strong>den</strong>kbar, wobei eine erhöhte<br />
systemische Entzündungslast als Erklärung favorisiert wird.<br />
Bei Männern scheint die Parodontitis das Risiko männlicher<br />
Unfruchtbarkeit aufgrund negativer Auswirkungen auf die<br />
Spermienqualität und der Begünstigung erektiler Dysfunktion<br />
zu erhöhen 29, 30 .<br />
EINFLUSSFAKTOR LEBENSSTIL<br />
Grundsätzlich ist das Vorhan<strong>den</strong>sein von supra- und subgingivalem<br />
Biofilm die zwingende Voraussetzung <strong>für</strong> die<br />
Entstehung der häufigsten Formen von Gingivitis oder Parodontitis.<br />
Jedoch spielen lebensstilbedingte Einflüsse als zusätzliche<br />
Faktoren eine nicht unerhebliche Rolle. Eine breite<br />
Basis an Evi<strong>den</strong>z gibt es hier bezüglich des Einflusses von<br />
Diabetes mellitus 31 und Tabakkonsum 32 . Während Diabetes<br />
das Risiko <strong>für</strong> die Entstehung einer Parodontitis deutlich erhöht<br />
33 , konnte dies auch bei Schwangeren in Form eines<br />
Gestationsdiabetes bestätigt wer<strong>den</strong> 34 . Diese spezielle Form<br />
der Glukoseintoleranz während der Schwangerschaft ist zumeist<br />
bedingt durch eine ungünstige Ernährung, Übergewicht<br />
und Bewegungsmangel und kann zu schweren<br />
Schwangerschaftskomplikationen führen. Das Auftreten<br />
der Erkrankung liegt Zahlen zufolge weltweit bei 15 Prozent<br />
aller Schwangerschaften, mit steigender Ten<strong>den</strong>z, und stellt<br />
das Gesundheitssystem bereits jetzt vor eine große Herausforderung<br />
35 . Besonders hervorzuheben ist dabei auch, dass<br />
ein Gestationsdiabetes bereits das heranwachsende Kind im<br />
Mutterleib vorprägt und das Risiko <strong>für</strong> eine Diabeteserkrankung<br />
im Laufe des Lebens deutlich erhöht ist 36. Die Ernährung<br />
an sich kann jedoch auch ohne das Vorliegen einer Diabeteserkrankung<br />
<strong>den</strong> Zustand der Gingiva beeinflussen. In<br />
wissenschaftlichen Untersuchungen konnte gezeigt wer<strong>den</strong>,<br />
dass der hauptsächliche Verzehr von ballaststoffhaltigen unverarbeiteten<br />
Lebensmitteln wie Obst, Gemüse oder Hülsenfrüchten<br />
und der weitestgehende Verzicht auf zugesetzten<br />
Zucker und Fleisch zu einer deutlichen Entzündungsreduktion<br />
der Gingiva führt 37 . Diese Erkenntnisse untermauern<br />
die gelten<strong>den</strong> allgemeinen Ernährungsempfehlungen <strong>für</strong><br />
Schwangere, <strong>den</strong>en neben <strong>den</strong> genannten Punkten bezüglich<br />
der Ernährung zusätzlich regelmäßige körperliche Aktivität<br />
empfohlen wird 38 . Somit ist auch das zahnärztliche<br />
Team bei der Aufklärung über einen gesun<strong>den</strong> Lebensstil gefragt<br />
und sollte die Schwangere dahingehend ebenfalls unterstützen.<br />
Dies gilt auch <strong>für</strong> <strong>den</strong> Risikofaktor Tabakkonsum,<br />
der das Auftreten und die Progression einer Parodontitis<br />
maßgeblich beeinflussen kann 39 . Vorteilhaft ist es hier,<br />
dass die überwiegende Zahl der Frauen während einer<br />
Schwangerschaft auf das Rauchen verzichtet. Jedoch kann<br />
hier von zahnärztlicher Seite die Motivation durch Gespräche<br />
und Information gesteigert wer<strong>den</strong>, das Nichtrauchen<br />
auch nach der Geburt des Kindes beizubehalten.<br />
GINGIVITIS UND PARODONTITIS<br />
Eine parodontale Untersuchung durch die Erhebung eines<br />
parodontalen Screeningindex (PSI) vor geplanter Schwangerschaft<br />
oder spätestens im ersten Schwangerschaftsdrittel ist<br />
unbedingt empfehlenswert. Zudem sollte die Patientin über<br />
die erhöhte Empfänglichkeit <strong>für</strong> gingivale Entzündungen<br />
frühzeitig aufgeklärt wer<strong>den</strong>. Liegt lediglich eine Gingivitis<br />
vor, sollte die Schwangere innerhalb des ersten Schwangerschaftsdrittels<br />
durch eine professionelle Zahnreinigung (professionelle<br />
mechanische Plaquereduktion, PMPR) und Mundhygieneunterweisung<br />
unterstützt wer<strong>den</strong>, die supragingivale<br />
Plaquekontrolle möglichst gründlich und effizient durchzuführen.<br />
Dabei spielt die mechanische Plaqueentfernung mittels<br />
(elektrischer) Zahnbürste und Inter<strong>den</strong>talbürstchen eine<br />
entschei<strong>den</strong>de Rolle (siehe auch aktuelle S3-Leitlinie der<br />
DGParo: Häusliches mechanisches Biofilmmanagement in
ZBW_2-3/2023<br />
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33_FORTBILDUNG<br />
4<br />
1. Trimenon<br />
(9.-12. SSW)<br />
Gingivitis<br />
Diagnostik /PSI<br />
Mundhygieneinstruktion, PMPR<br />
Parodontitis<br />
Kontrolle des supragingivalen Biofilms<br />
und der Risikofaktoren (1.Therapiestufe)<br />
2. Trimenon<br />
(13.-25. SSW)<br />
Mundhygieneinstruktion<br />
PMPR<br />
stark<br />
einschränkendes<br />
pyogenes Granulom<br />
Chirurgische<br />
Therapie<br />
Anti-infektiöse Therapie<br />
(2. Therapiestufe)<br />
SCHMERZ<br />
THERAPIE<br />
Therapie akuter<br />
Zustände<br />
3. Trimenon<br />
(26.-36. SSW)<br />
nach der<br />
Geburt<br />
ggf. Kontrolle/ Befundevaluation<br />
Falls notwendig:<br />
chirurgische Parodontitistherapie (3. Therapiestufe)<br />
weitere zahnärztliche<br />
Behandlung<br />
Kontrolle/ Unterstützende Parodontitistherapie, (4. Therapiestufe)<br />
Abbildung: Dr. Kruse<br />
Parodontale Behandlung während der Schwangerschaft (nach Kruse et al. 2022) 41 .<br />
der Prävention und Therapie der Gingivitis 40 ). Falls die Patientin<br />
mehr Unterstützung benötigt oder eine besonders starke<br />
Ausprägung der Gingivitis vorliegt, können je nach individueller<br />
Umsetzung der häuslichen Mundhygiene auch weitere<br />
Termine zur Zahnreinigung und Kontrolle sinnvoll erscheinen.<br />
Hier wäre ggf. auch der Einsatz einer alkoholfreien medizinischen<br />
Mundspüllösung (z. B. Chlorhexidindigluconat<br />
0,1- bis 0,2-prozentig) zu erwägen 42 . Sollte der PSI-Code Hinweise<br />
auf das Vorliegen einer Parodontitis geben, so ist die<br />
Durchführung einer systematischen Parodontitistherapie<br />
auch während der Schwangerschaft angezeigt. Dabei sollte<br />
die antiinfektiöse Therapie (2. Therapiestufe) nach Möglichkeit<br />
während des zweiten Schwangerschaftsdrittels erfolgen<br />
(siehe Abbildung 4 Parodontale Behandlung während der<br />
Schwangerschaft). Therapiestufe 1 (Kontrolle des supragingivalen<br />
Biofilms) kann jedoch bereits zu Beginn der Schwangerschaft<br />
im ersten Drittel durchgeführt wer<strong>den</strong>. Chirurgische<br />
Eingriffe sind bis auf wenige Ausnahmen, beispielsweise zur<br />
Entfernung einer stark stören<strong>den</strong> Epulis gravidarum, besser<br />
auf die Zeit nach der Geburt zu verschieben. Patientinnen<br />
sollten nach erfolgreicher antiinfektiöser Therapie in eine<br />
konsequente unterstützende Parodontitistherapie eingebun<strong>den</strong><br />
wer<strong>den</strong>, um das Risiko weiterer Attachmentverluste auch<br />
<strong>für</strong> zukünftige Schwangerschaften zu senken.<br />
verlauf vorzubeugen. Darüber hinaus gilt es, die Patientinnen<br />
bei der Reduktion lebensstilbedingter Risikofaktoren zu unterstützen.<br />
Auch nach der Geburt ist es wichtig, die Patientinnen<br />
in eine regelmäßige Nachsorge einzubin<strong>den</strong>.<br />
Dr. Anne B. Kruse,<br />
Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger,<br />
Klinik <strong>für</strong> Zahnerhaltungskunde und Parodontologie,<br />
Universitätsklinikum Freiburg<br />
Das Literaturverzeichnis kann beim IZZ bestellt wer<strong>den</strong> unter<br />
Tel: 0711/222966-14 oder E-Mail: info@zahnarzteblatt.de.<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
0711 222966-14<br />
info@zahnaerzteblatt.de<br />
FAZIT<br />
Die besondere Zeit der Schwangerschaft sollte durch das<br />
zahnärztliche Team begleitet wer<strong>den</strong>. Neben der Unterstützung<br />
bei der mechanischen Plaquekontrolle spielt die frühzeitige<br />
Diagnostik auf das Vorliegen einer Parodontalerkrankung<br />
eine wichtige Rolle, um der Progression und <strong>den</strong> damit<br />
verbun<strong>den</strong>en negativen Auswirkungen auf die Gesundheit<br />
der Schwangeren und möglicherweise <strong>den</strong> Schwangerschafts-<br />
Dr. Anne Kruse<br />
Klinik <strong>für</strong> Zahnerhaltungskunde<br />
und Parodontologie,<br />
Universitätsklinikum Freiburg<br />
Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger<br />
Leiterin der Sektion Parodontologie,<br />
Klinik <strong>für</strong> Zahnerhaltungskunde<br />
und Parodontologie,<br />
Universitätsklinikum Freiburg
34_FORTBILDUNG<br />
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Fallbericht aus der Akademie <strong>für</strong> Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe<br />
SOFORT-<br />
IMPLANTATION<br />
MIT SOFORT-<br />
VERSORGUNG<br />
UNTER<br />
VERWENDUNG<br />
VON AUTOLOGEM<br />
DENTIN<br />
Dieser Fallbericht schildert die Situation einer 31-jährigen<br />
Patientin nach Via falsa bei obliteriertem Wurzelkanal an<br />
Zahn 11. Die daraus resultierende Behandlungsbedürftigkeit<br />
konnte nicht mehr konservierend gelöst wer<strong>den</strong>. Im<br />
Rahmen der Therapie wurde der Zahn 11 entfernt, ein<br />
Sofortimplantat inseriert und die Augmentation mit autologem<br />
Dentin durchgeführt. Abschließend erfolgte eine<br />
provisorische Sofortversorgung.<br />
Abbildung: AdobeStock/Vlad Kochelaevskiy; IZZ<br />
Erste wissenschaftliche Erkenntnisse über <strong>den</strong> Einsatz von<br />
autologem Dentin gab es aus der <strong>den</strong>talen Traumatologie.<br />
Zähne, bei <strong>den</strong>en aufgrund eines Traumas eine Avulsion aufgetreten<br />
ist, wer<strong>den</strong> reimplantiert 1 . Als Erfolg wer<strong>den</strong> replantierte<br />
Zähne mit einer leichten Beweglichkeit, die der physiologischen<br />
Beweglichkeit entspricht, gewertet. Bei diesem Erhaltungsversuch<br />
kann es jedoch zu Komplikationen und<br />
Misserfolgen kommen. Zu diesen Komplikationen zählen Ankylosen<br />
und Resorptionen der Wurzel 2 . Mit dem Begriff Ankylose<br />
wird das Verwachsen von Zahnhartgewebe (Wurzelzement<br />
und Dentin) mit dem Alveolarfortsatz/Alveolarknochen<br />
unter Verlust der Parodontalfasern verstan<strong>den</strong>. Somit<br />
liegt ein direkter Kontakt zwischen Zahnhartgewebe und<br />
Knochen vor. Unter Resorption wird der Ersatz der Zahnwurzel<br />
durch Alveolarknochen verstan<strong>den</strong> 3 . Es wurde beobachtet,<br />
dass besonders an <strong>den</strong> Arealen der Wurzeloberfläche eine Ersatzresorption<br />
stattfindet, an <strong>den</strong>en das Desmodont bei der<br />
extra oralen Lagerung nekrotisch gewor<strong>den</strong> ist 2, 4 . Bei der Verwendung<br />
von Dentin in der Implantologie wird genau dieser<br />
Umbauprozess der Zahnwurzel angestrebt. In experimentellen<br />
Tierstudien und klinischen Untersuchungen stellte sich<br />
heraus, dass sich Dentin als Knochenersatzmaterial einsetzen<br />
lässt 5-11 . Die organische und anorganische Zusammensetzung<br />
des Dentins sowie die spezifischen osteogenetischen Proteine<br />
sind vergleichbar mit <strong>den</strong>en des Knochens 12 . In einer retrospektiven<br />
Studie wur<strong>den</strong> Fälle mit notwendiger lateraler Augmentation<br />
miteinander verglichen. In der einen Gruppe wurde<br />
als Augmentat Knochen (Schalentechnik nach Khoury) 13<br />
in der anderen autologes Dentin (Tooth-Shell-Technique)<br />
verwendet. Eine simultane Implantation erfolgte in bei<strong>den</strong><br />
Gruppen. Hinsichtlich der Komplikationsraten und der Resorption<br />
des Augmentats konnten keine signifikanten Unterschiede<br />
festgestellt wer<strong>den</strong> 14 .<br />
Im folgen<strong>den</strong> Fallbericht wird über das Vorgehen der Dentinaugmentation<br />
bei einer Sofortimplantation berichtet.<br />
ANAMNESE<br />
Eine 31-jährige Patientin stellte sich im April 2020 im Zentrum<br />
<strong>für</strong> Implantologie und Oralchirurgie in Heidelberg vor.<br />
Grund der Konsultation war die fehlende Erhaltungsfähigkeit<br />
des Zahnes 11 aufgrund einer Via falsa bei obliteriertem<br />
Wurzelkanal.
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
35_FORTBILDUNG<br />
Die Patientin beschrieb rezidivierende Beschwer<strong>den</strong> an dem<br />
Frontzahn 11. Bei dem konservativen Erhaltungsversuch<br />
durch <strong>den</strong> Hauszahnarzt konnte aufgrund des stark obliterierten<br />
Kanallumens die Wurzelkanalbehandlung nicht erfolgreich<br />
durchgeführt wer<strong>den</strong>. Die allgemeinmedizinische<br />
Anamnese war unauffällig.<br />
1<br />
ZAHNÄRZTLICHER UND KLINISCHER BEFUND<br />
Der allgemeinzahnmedizinische Befund zeigte am Zahn 11<br />
vestibulär eine Perforation. Der CO 2 -Sensibilitätstest am<br />
Zahn 11 war negativ und die Perkussion positiv. Des Weiteren<br />
waren die Weisheitszähne 38, 48 und 28 retiniert und verlagert.<br />
Zahn 18 befand sich in elongierter Position und Außenstand.<br />
Die restlichen Zähne im Ober- und Unterkiefer zeigten<br />
keine Auffälligkeiten.<br />
RÖNTGENOLOGISCHER BEFUND<br />
Das OPG (Abb. 1) zeigte die Trepanation von Zahn 11 auf.<br />
Die Zähne 48, 38 und 28 waren retiniert und verlagert. Im<br />
DVT war der Wurzelkanal regio Zahn 11 schwer darstellbar<br />
und eine apikale Aufhellung erkennbar. Das Knochenangebot<br />
in regio 11 war in der Höhe und Breite ausreichend (Abb. 2).<br />
Radiologische Erstuntersuchung. In der Panoramaschichtaufnahme<br />
ist die mineraldichte Verschattung an Zahn 11 sowie die retinierten<br />
und teilweise verlagerten Weisheitszähne zu erkennen.<br />
2<br />
DIAGNOSE<br />
• Nichterhaltungsfähiger Zahn 11<br />
• Nichterhaltungswürdige Zähne 18, 28, 38, 48<br />
THERAPIE<br />
In einem Aufklärungsgespräch wur<strong>den</strong> die Vor- und Nachteile<br />
der möglichen Therapieoptionen diskutiert. Aufgrund der<br />
vestibulären Perforation und des obliterierten Wurzelkanals<br />
war die Prognose <strong>für</strong> eine konservative Therapie des Zahnes 11<br />
ungünstig. Die Patientin entschied sich <strong>für</strong> eine Sofortimplantation<br />
mit Sofortversorgung. In diesem Zusammenhang<br />
wurde die Patientin ebenfalls über die Verwendung des Zahnes<br />
11 als Augmentat aufgeklärt. Ebenso wurde die Entfernung<br />
der Weisheitszähne 18, 28, 38, 48 empfohlen und über<br />
mögliche Risiken und Komplikationen aufgeklärt.<br />
Für die chirurgische Therapie wurde auf Basis der DVT-Aufnahme<br />
das Knochenangebot in regio 11 ermittelt. Dabei wur<strong>den</strong><br />
eine ausreichende Knochenbreite und Knochenhöhe im<br />
Oberkiefer festgestellt. Der Patientin wurde 30 Minuten präoperativ<br />
eine Einmalgabe von 2 g Amoxicillin (Alternative bei<br />
bekannter Penicillinallergie 600 mg Clindamycin) und 600<br />
mg Ibuprofen verordnet. Zuerst wur<strong>den</strong> die Weisheitszähne<br />
18, 28, 38 und 48 entfernt und die Wun<strong>den</strong> versorgt. Anschließend<br />
erfolgte die atraumatische Entfernung des Zahnes<br />
11 (Abb. 3a). Bei der Verwendung von autologen Zähnen <strong>für</strong><br />
augmentative Maßnahmen eignet sich nur das Dentin. Hier<strong>für</strong><br />
wurde die Zahnkrone mit dem Zahnschmelz von der<br />
Zahnwurzel getrennt. Anschließend wur<strong>den</strong> mit einer Hartmetallfräse<br />
Debris und die Parodontalfasern von der Zahnwurzel<br />
entfernt. Die gereinigte Zahnwurzel wurde partikuliert<br />
und chemisch <strong>für</strong> die Augmentation aufbereitet (Abb.<br />
3b). Simultan wurde ein Implantat Regio 11 (Astra EV, Ø<br />
4,2 x 13 mm, Densply Sirona, Germany) in <strong>den</strong> palatinalen<br />
Anteil der Alveole mit 35 Ncm primärstabil inseriert. Der<br />
Spaltraum zwischen bukkaler Alveolenwand und Implantat,<br />
die Jumping Distance, wurde mit dem aufbereiteten autologen<br />
Dentin aufgefüllt (Abb. 4a). Zur röntgenologischen Kontrolle<br />
wurde ein DVT in regio 11 angefertigt. Das Implantat<br />
ist an die palatinale Alveolenwand gelagert. Der vestibuläre<br />
Anteil der Alveole ist intakt und die mineraldichten Partikel<br />
des partikulierten Dentins sind gut erkennbar (Abb. 4b). Im<br />
Anschluss erfolgte die Übertragung der Implantatposition<br />
Röntgenologische Ausgangssituation im DVT bei Erstvorstellung. Der<br />
Zahn 11 zeigt die mit Füllungsmaterial gefüllte Trepanation. Darstellung<br />
von Zahn 11 in der Sagittalebene: Der stark obliterierte Wurzelkanal<br />
konnte trotz übersichtlicher Trepanation nicht aufgefun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>.<br />
Die apikale Aufhellung ist zu erkennen.<br />
3a<br />
3 b<br />
Knochenersatzmaterial. a) Der Zahn 11 mit vestibulärer Perforation<br />
(weißer Pfeil) und anhaftendem Desmodont. b) Um <strong>den</strong> Zahn 11 als<br />
autologes Knochenersatzmaterial zu verwen<strong>den</strong>, wurde die Zahnkrone/der<br />
Zahnschmelz entfernt. Die Zahnwurzel wurde mechanisch sowie<br />
chemisch aufbereitet und fein partikuliert.
36_FORTBILDUNG<br />
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
4a<br />
4b<br />
Sofortimplantation. Klinische Situation nach atraumatischer Entfernung<br />
von Zahn 11 und Sofortimplantation. Das Implantat ist an <strong>den</strong><br />
palatinalen Anteil der Alveole angelagert. Der entstehende Spaltraum<br />
zur bukkalen Lamelle (Jumping Distance) wurde mit dem zuvor aufbereiteten<br />
und partikulierten Dentin aufgefüllt (4a). Postoperative<br />
DVT-Aufnahme von Regio 11 nach Implantation und Augmentation<br />
mit Dentinpartikeln in der Jumping Distance (4b).<br />
5<br />
Eingliederung der Sofortversorgung nach zwei Tagen. Aufgrund der<br />
Angulation ist die Prothetikschraube nur über die Vestibulärfläche zugänglich.<br />
<strong>für</strong> die Sofortversorgung. Zwei Tage später wurde die provisorische<br />
Krone mit individualisiertem Abutment eingegliedert.<br />
Hierbei wurde auf eine Nonokklusion geachtet (Abb. 5).<br />
NACHKONTROLLE<br />
Die Patientin stellte sich regelmäßig zu Nachkontrollen vor.<br />
Nach drei Monaten erfolgte die Implantatkontrolle sowie<br />
Messung der Implantatstabilität mittels der Resonanz-Frequenz-Analyse<br />
(Neoss ® Penguin RFA, Neoss, Goteborg, Swe<strong>den</strong>).<br />
Dabei wurde die provisorische Krone heruntergeschraubt<br />
und der sogenannte Implantatstabilitäts-Quotient<br />
(ISQ) mit einem Wert von jeweils 66 gemessen. Ab einem<br />
Wert von 65 gilt ein Implantat als belastungsfähig und ausreichend<br />
osseointegriert <strong>für</strong> die weitere prothetische Versorgung.<br />
Des Weiteren erfolgte eine Sondierung der Implantatschulter<br />
um eventuelle Knocheneinbrüche zu erkennen. Die<br />
Untersuchung konnte eine gute Osseointegration des Implantates<br />
in regio 11 objektivieren (Abb. 6a). Zudem wurde<br />
auf der DVT-Aufnahme eine stabile vestibuläre Lamelle in<br />
regio 11 ersichtlich. Die vestibuläre Alveole scheint nahezu<br />
keiner Resorption zu unterliegen. Vereinzelt sind Dentinpartikel<br />
erkennbar (Abb. 6b). Nach Abschluss der Verlaufskontrollen<br />
erfolgte die definitive Versorgung durch <strong>den</strong><br />
Hauszahnarzt (Abb. 7).<br />
EPIKRISE<br />
In dem dargestellten Patientenfall konnte der rechte bleibende<br />
mittlere Schneidezahn aufgrund einer Komplikation<br />
bei der konservativen Therapie nicht erhalten wer<strong>den</strong>. Die<br />
Therapie mittels Sofortimplantat und Sofortversorgung,<br />
um die bevorstehende Resorption der Extraktionsalveole<br />
nach Zahnentfernung als ein unvermeidliches Prozedere bei<br />
der Ausheilung 15 zu umgehen, war das Mittel der Wahl <strong>für</strong><br />
die Patientin. Neben dem Strukturerhalt von Hart- und<br />
Weichgewebe bedeutet eine unter <strong>den</strong> beschriebenen Kriterien<br />
durchgeführte Sofortimplantation eine deutliche Reduktion<br />
der Patientenmorbidität, der Behandlungszeit und<br />
der Kosten 16 . Jedoch kann es auch bei erfahrenen Behandlern<br />
zu Komplikationen kommen. Zu <strong>den</strong> häufigsten Komplikationen<br />
zählen: ungenügende Implantatpositionierung,<br />
Implantatverlust, unzureichende keratinisierte Mukosa,<br />
gingivale Rezessionen und unbefriedigende Ästhetik<br />
17 . Eine erfolgreiche Sofortimplantation erfordert somit<br />
eine genaue präoperative Analyse zur Beurteilung der lokalen<br />
anatomischen Risikofaktoren. Dabei wird neben <strong>den</strong><br />
klinischen Befun<strong>den</strong> auch eine dreidimensionale Bildgebung<br />
hinzugezogen 18 . Ebenso ist es wichtig, dass der Patient<br />
über das Verhalten nach der Implantation aufgeklärt wird.<br />
Wird eine Sofortversorgung eines Einzelimplantates angestrebt,<br />
ist eine okklusale Belastung des Implantats zu vermei<strong>den</strong>.<br />
Sofortimplantate sind anfällig <strong>für</strong> Makrobewegungen.<br />
Dementsprechend ist eine funktionelle Belastung beim<br />
Kauen in diesem Bereich zu vermei<strong>den</strong> 17 . Eine übermäßige<br />
Beanspruchung der Sofortimplantate könnte zum Implantatverlust<br />
durch Überbelastung führen 19 .<br />
Als Augmentat konnte das Dentin aus dem zuvor extrahierten<br />
Zahn 11 verwendet wer<strong>den</strong>. Die zuvor entfernten Weisheitszähne<br />
hätten ebenso als Ausgangsmaterial dienen können.<br />
Knochenersatzmaterialien wer<strong>den</strong> nach ihrem Ursprung<br />
unterschie<strong>den</strong>. Zu diesen zählen autogene, allogene,<br />
xenogene und synthetische Materialien. Bei autologem<br />
Dentin wurde dieselbe osteogenetische Potenz wie bei autologem<br />
Knochen nachgewiesen 20, 21 . Der Anteil anorganischer<br />
Substanzen im menschlichen Dentin beträgt ca.
ZBW_2-3/2023<br />
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37_FORTBILDUNG<br />
69 Prozent und der Anteil organischer Bestandteile ca. 17,5<br />
Prozent. Im Vergleich besteht der Alveolarknochen aus ungefähr<br />
62 Prozent anorganischen Komponenten und 25<br />
Prozent organischen Komponenten. Die organische Matrix<br />
aus Dentin und Knochen besteht hauptsächlich aus Kollagen<br />
Typ I (ungefähr 90 Prozent) und enthält viele nicht kollagene<br />
Strukturproteine wie Osteocalcin, Osteonektin,<br />
Phosphoprotein und Sialoprotein-I. Ebenso enthält Dentin<br />
wie Knochen osteogenetische Wachstumsfaktoren, dazu gehören<br />
knochenmorphogenetische Proteine (BMPs), transformierender<br />
Wachstumsfaktor-β (TGF-β) oder insulinähnlicher<br />
Wachstumsfaktor-2 (IGF-2) 22, 23 . In dem vorliegen<strong>den</strong><br />
Fall konnte Zahn 11 im genannten Beobachtungszeitraum<br />
erfolgreich durch ein Implantat unter Verwendung von autologem<br />
Dentin ersetzt wer<strong>den</strong>.<br />
Klinische Langzeitstudien, die die Komplikationsraten und<br />
die Resorption von autologem Dentin untersuchen, wer<strong>den</strong><br />
benötigt.<br />
6a<br />
6b<br />
FAZIT<br />
Die Verwendung von autologem Dentin in Kombination mit<br />
der Sofortimplantation ist ein mögliches Therapiekonzept<br />
<strong>für</strong> resorptionsstabile Augmentate.<br />
Prof. Dr. Michael Korsch, M.A. 1,2<br />
Dr. Abdel-Karim Mamar 1,2<br />
1 Zentrum <strong>für</strong> Implantologie und Oralchirurgie, Heidelberg<br />
2 Akademie <strong>für</strong> Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe, Karlsruhe<br />
Das Literaturverzeichnis kann beim IZZ bestellt wer<strong>den</strong> unter<br />
Tel: 0711/222966-14 oder E-Mail: info@zahnarzteblatt.de.<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
0711 222966-14<br />
info@zahnaerzteblatt.de<br />
Osseointegration. Klinische Situation 3 Monate postoperativ. Das Implantat<br />
regio 11 kann nach Prüfung des ISQ-Wertes definitiv versorgt<br />
wer<strong>den</strong>. Eine zusätzliche Ausformung des Emergenzprofils ist nicht<br />
zwingend nötig. Die bukkale Breite ist vollständig erhalten (6a). Die<br />
bukkale Lamelle zeigt keine Resorption und ist volumenstabil. Das<br />
Dentinpartikulat erscheint osseointegriert (6b).<br />
7<br />
Prof. Dr. Michael Korsch, M.A.<br />
Fachzahnarzt <strong>für</strong> Oralchirurgie,<br />
Akademie <strong>für</strong> Zahnärztliche<br />
Fortbildung Karlsruhe,<br />
Zentrum <strong>für</strong> Implantologie<br />
und Oralchirurgie<br />
Heidelberg<br />
Dr. Abdel-Karim Mamar<br />
Fachzahnarzt <strong>für</strong> Oralchirurgie,<br />
Akademie <strong>für</strong> Zahnärztliche<br />
Fortbildung Karlsruhe,<br />
Zentrum <strong>für</strong> Implantologie und<br />
Oralchirurgie<br />
Heidelberg<br />
Bilder: Prof. Dr. Korsch<br />
Kontrolle. 4 Monate nach Implantation mit definitiver prothetischer<br />
Versorgung durch <strong>den</strong> Hauszahnarzt.
38_FORTBILDUNG<br />
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Traditionelles Herbst-Meeting im Fortbildungsforum Zahnärzte (FFZ)<br />
ZAHNMEDIZIN AKTUELL<br />
Am 19. November 2022 fand unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Elmar<br />
Hellwig das mittlerweile als traditionell zu bezeichnende Herbst-Meeting im Fortbildungsforum<br />
Zahnärzte (FFZ) in Freiburg statt. Neben drei Vorträgen, die sich in erster Linie mit<br />
dem Thema Implantat und Periimplantitis beschäftigten, referierte Dr. Benedikt Luka aus<br />
Hannover über die Kariesprävention bei Patientinnen und Patienten mit Tumorerkrankungen.<br />
robiell wirkt. Zudem kann präventiv<br />
eine Distanzschiene indiziert sein, welche<br />
die Schleimhäute vor Dosisüberhöhungen<br />
bei Bestrahlung schützt. Bei<br />
Mobilitätseinschränkungen des Kiefergelenks<br />
aufgrund einer Tumoroperation<br />
oder einer Bestrahlung können über<br />
eine Heilmittelverordnung eine manuelle<br />
Therapie, warme Packungen, manuelle<br />
Lymphdrainage und Logopädie in die<br />
Wege geleitet wer<strong>den</strong>. Aufgrund der<br />
Dysgeusie und der verringerten Speichelfließrate,<br />
aber auch bedingt durch<br />
die Dysbiose mit vermehrtem Auftreten<br />
von Laktobazillen, Streptococcusmutans-Stämmen<br />
und Candida sind die<br />
Kariesaktivität und das Kariesrisiko erheblich<br />
erhöht. Wichtig ist hier, <strong>für</strong> eine<br />
adäquate Flüssigkeitsaufnahme, wenn<br />
möglich, auf eine Stimulation des noch<br />
vorhan<strong>den</strong>en Speichelflusses (zum Beispiel<br />
über Kaugummis) und die Anwendung<br />
von hoch konzentrierten Fluoridpräparaten<br />
(Gele bzw. Zahnpasten mit<br />
erhöhtem Fluoridgehalt) zu achten. Dr.<br />
Luka, der sich seit Jahren in einer speziellen<br />
Sprechstunde um diese „Tumorpatienten“<br />
kümmert, stellte die Begleitsymptome<br />
der Tumortherapie sehr verständlich<br />
dar und ging in seinem Vortrag<br />
auf die wesentlichen Aspekte der<br />
praktischen Durchführbarkeit von Präventionsmaßnahmen<br />
ein.<br />
FFZ-Herbst-Meeting 2022. Prof. Dr. Elmar Hellwig, Dipl.-Volkswirt Christoph Besters, Prof. Dr. Petra<br />
Ratka-Krüger, Dr. Benedikt Luka und Dr. Hans Hugo Wilms (v. l.).<br />
KARIES UND KREBS<br />
In seiner ausgezeichneten Präsentation<br />
ging Dr. Luka zunächst auf die Inzi<strong>den</strong>z<br />
von Tumorerkrankungen ein und berichtete,<br />
dass diese Erkrankungen im<br />
Kopf-Hals-Bereich zwar weniger prävalent<br />
als zahlreiche andere Tumorerkrankungen<br />
seien, <strong>für</strong> die Zahnärztin und<br />
<strong>den</strong> Zahnarzt allerdings eine große Herausforderung<br />
darstellen wür<strong>den</strong>. Aufgrund<br />
der zahlreichen Nebenwirkungen,<br />
bedingt durch Medikamente und/<br />
oder Bestrahlung, ist bei diesen Patientinnen<br />
und Patienten mit einem massiv<br />
erhöhten Kariesrisiko zu rechnen, weil<br />
zumeist eine verminderte Speichelproduktion<br />
vorhan<strong>den</strong> ist. Daneben gilt es,<br />
häufige Nebenwirkungen der Krebstherapie<br />
(wie Mukositis, Dysgeusie, Candidiasis<br />
und eine Dysbiose, d. h. eine Veränderung<br />
des oralen Mikrobioms) zu<br />
beachten, um nur einige Begleiterscheinungen<br />
zu nennen. Bei Patientinnen<br />
und Patienten mit Mukositis ist die Anwendung<br />
von Benzydaminhydrochlorid<br />
(Tantum Verde) zu empfehlen, weil dieses<br />
Medikament entzündungshemmend,<br />
lokalanästhetisch und anti-mik-<br />
Foto: FFZ<br />
ZAHNERHALT ODER -ERSATZ<br />
Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger, Klinik <strong>für</strong><br />
Zahnerhaltungskunde und Parodontologie<br />
des Universitätsklinikums Freiburg,<br />
präsentierte einen Vortrag zum<br />
Thema „Eigene Zähne oder Implantat“.<br />
Nach Darstellung der aktuellen Zahlen<br />
und Fakten zur Parodontitis- und Periimplantitisprävalenz<br />
ging sie auf die<br />
Frage ein, ob man Zähne länger erhalten<br />
solle und ob die Ergebnisse nach einer<br />
Parodontitistherapie vorhersehbar sind.<br />
Zunächst einmal stellte sie heraus, dass<br />
es bei Patientinnen und Patienten mit<br />
einer Parodontitis auch mehr Periimplantitis<br />
gibt. Sie konnte zudem klar<br />
darstellen, dass eine nichtchirurgische<br />
Parodontitistherapie zu ausgezeichneten<br />
Erfolgen führe, wobei insbesondere<br />
durch die subgingivale Instrumentierung<br />
der Entzündungsindex deutlich<br />
verringert wer<strong>den</strong> könne. Allerdings ist<br />
eine Parodontitistherapie nur so gut wie<br />
die Nachsorge in der Unterstützen<strong>den</strong><br />
Parodontitistherapie (UPT). Das bedeutet,<br />
dass ein gutes Recall-System die Voraussetzung<br />
<strong>für</strong> <strong>den</strong> Zahnerhalt, auch bei<br />
Parodontitispatientinnen und -patienten,<br />
ist. Anhand sehr interessanter Patientenfälle<br />
zeigte sie, dass der Zahnerhalt<br />
auch bei ungünstigen und schweren<br />
Verlaufsformen möglich ist, wobei neben<br />
der nichtchirurgischen Therapie<br />
eine adjunktive Antibiotikatherapie<br />
zum Erfolg beiträgt. Das Endergebnis<br />
ist bei derartigen Patientinnen und Patienten<br />
eine erfolgreich behandelte stabile<br />
Parodontitis. Während man früher<br />
häufig alle Zähne entfernte, die parodontal<br />
schwer erkrankt waren, würde<br />
man heute hauptsächlich eine Extraktion<br />
empfehlen, wenn ständig wiederkehrende<br />
Parodontalabszesse vorhan<strong>den</strong>
ZBW_2-3/2023<br />
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39_FORTBILDUNG<br />
sind. Interessant wird es dann, wenn<br />
man die Erfolge in der Implantologie<br />
mit <strong>den</strong> Erfolgen der Parodontologie<br />
und dem Erhalt der Zähne vergleicht.<br />
Nach fünf bis zehn Jahren zeigen Patientinnen<br />
und Patienten mit einer Parodontitisvorgeschichte<br />
ein zweimal höheres<br />
Risiko <strong>für</strong> einen Implantatverlust<br />
und ein wesentlich höheres Risiko <strong>für</strong><br />
Periimplantitis. Zudem ist bei gut betreuten<br />
Patientinnen und Patienten im<br />
Recall ein Zahnverlust durch Entzündungsgeschehen<br />
geringer als der Implantatverlust.<br />
Andererseits ist bei adhärenten<br />
Patienten keine signifikant höhere<br />
Wahrscheinlichkeit <strong>für</strong> einen Implantatverlust<br />
im Vergleich zu gesun<strong>den</strong> Patientinnen<br />
und Patienten vorhan<strong>den</strong>.<br />
Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass<br />
auch bei Patientinnen und Patienten<br />
mit Implantat eine präventive Betreuung<br />
erforderlich ist, um Periimplantitis<br />
zu vermei<strong>den</strong>. Es gibt allerdings bisher<br />
noch keine Therapieempfehlung <strong>für</strong> Periimplantitis<br />
und deshalb stellt sich die<br />
Frage vor der Eingliederung von Implantaten:<br />
„Was wollen die Patienten?“<br />
„Und was wollen die Zahnärzte?“ Aus<br />
Sicht einer versierten Parodontologin<br />
mit langjähriger Berufserfahrung konnte<br />
Prof. Ratka-Krüger feststellen, dass<br />
zunächst immer der Erhalt der eigenen<br />
Zähne im Vordergrund stehen sollte<br />
und eine Implantattherapie bei Patientinnen<br />
und Patienten mit vorheriger Parodontitis<br />
immer mit einem erhöhten<br />
Risiko einer Periimplantitis einhergeht.<br />
EXPLANTATION<br />
Anschließend referierte Prof. Dr. Dr. Rainer<br />
Schmelzeisen, Klinik <strong>für</strong> Mund-, Kiefer-,<br />
Gesichtschirurgie Freiburg, zum<br />
Thema „Explantation – und dann?“. In<br />
seinem Vortrag mit zahlreichen klinischen<br />
Bildern und Videos konnte er <strong>den</strong><br />
Kolleginnen und Kollegen eindrucksvoll<br />
darstellen, wie wichtig eine gute Diagnostik,<br />
chirurgische Erfahrung und<br />
Nachsorge <strong>für</strong> Implantatpatientinnen<br />
und -patienten ist. So ging er auch auf<br />
das Thema „Sofortexplantation“ ein,<br />
welche bei bestimmten Indikationsstellungen<br />
(zum Beispiel Unterkieferimplantat<br />
mit Einbruch des Daches des<br />
Nervenkanals) erforderlich ist. Hier ist<br />
eine Explantation so schnell wie möglich<br />
erforderlich, um eine dauerhafte Schädigung<br />
des Nervus alveolaris inferior zu<br />
vermei<strong>den</strong>. Bei der präimplantologischen<br />
Diagnostik gilt es, die Knochenstruktur<br />
detailliert und exakt zu befun<strong>den</strong>.<br />
Dies auch, um zum Beispiel eine<br />
Implantation in einen vorhan<strong>den</strong>en<br />
Knochentumor zu vermei<strong>den</strong>. Explantationen<br />
fin<strong>den</strong> in fünf Prozent der Fälle in<br />
einem Zeitraum von zehn Jahren statt.<br />
Dabei sind die Gründe Periimplantitis,<br />
unklarer Schmerz, Fehlpositionierung<br />
und technische Komplikation. Hat eine<br />
Patientin oder ein Patient ein bis zwei<br />
Tage nach Implantation noch weiterhin<br />
Schmerzen, so ist die Indikation <strong>für</strong> eine<br />
Entfernung meistens gegeben, weil vermutlich<br />
eine Restentzündung vorhan<strong>den</strong><br />
ist. Auch Mikrobewegungen des Implantats<br />
können dazu führen, dass eine<br />
Explantation durchgeführt wer<strong>den</strong><br />
muss. Häufig stellt sich dann die Frage,<br />
ob eine erneute Implantation überhaupt<br />
möglich ist. Anhand zahlreicher Fallbeispiele<br />
konnte Prof. Schmelzeisen verdeutlichen,<br />
dass eine Zweitimplantation<br />
ohne eine Knochenaugmentation häufig<br />
nicht mehr funktioniert. Kommt es<br />
dann bei der Implantation zu Mikrorissen,<br />
erfolgt wieder eine Resorption mit<br />
Freilegung des Implantats, nachfolgender<br />
Periimplantitis und möglicherweise<br />
einer erneuten Forderung nach einer Explantation.<br />
Der Vortrag verdeutlichte<br />
eindrucksvoll, wie wichtig eine gute präimplantologische<br />
Diagnostik und eine<br />
anschließende periimplantologische<br />
Vorsorge ist, um einen Implantaterfolg<br />
zu garantieren. Aber selbst dann kann es<br />
auch durch nicht erklärbare Umstände<br />
zu einem Implantatverlust kommen, der<br />
dann nicht selten zu komplizierten Therapiemaßnahmen<br />
führt.<br />
PERIIMPLANTITIS – WAS TUN?<br />
In dem darauffolgen<strong>den</strong> Vortrag referierte<br />
Dr. Philipp Sahrmann, Universitäres<br />
Zentrum <strong>für</strong> Zahnmedizin Basel,<br />
zum Thema „Periimplantitis – was<br />
tun?“. Zunächst ging PD Dr. Sahrmann<br />
auf die unterschiedlichen Definitionen<br />
der Periimplantitis ein. Es handelt sich<br />
um eine plaqueassoziierte Erkrankung<br />
bzw. eine Entzündung der Mukosa oder<br />
aber auch um eine Progression mit Verlust<br />
des Stützknochens. Als Surrogatparameter<br />
nannte er „Bleeding on probing“,<br />
Austritt von Pus, progredienter<br />
Verlust des Knochens im Röntgenbild.<br />
In einer groß angelegten Studie konnte<br />
gezeigt wer<strong>den</strong>, dass Knochenregeneration<br />
mit Hilfe von Membranen nicht<br />
sehr gut funktioniert und schon nach<br />
zwei Jahren bei zwölf der 28 Implantatfälle<br />
eine Nachbehandlung erforderlich<br />
war. Andererseits konnte er anhand von<br />
Patientenfällen zeigen, dass bei einer<br />
Verbesserung der Mundhygiene, einem<br />
Rauchstopp und einer Therapie der<br />
Paro dontitis der umliegen<strong>den</strong> Zähne<br />
auch eine Periimplantitis positiv beeinflusst<br />
wer<strong>den</strong> kann. Insbesondere der<br />
Einsatz von PVP-Jodlösung beim Vorliegen<br />
einer Parodontitis und die anschließende<br />
manuelle Dekontamination von<br />
Implantatoberflächen scheinen sich positiv<br />
auszuwirken. Er ging noch einmal<br />
da rauf ein, dass ein Rauchstopp von der<br />
Patientin bzw. vom Patient einzufordern<br />
ist. Eine Periimplantitis ist eine Erkrankung,<br />
die schwer beherrschbar ist<br />
und <strong>für</strong> die es bis heute zwar unterschiedliche<br />
Therapiesysteme gibt, bei<br />
der allerdings kaum ein vorhersehbarer<br />
Erfolg zu konstatieren ist. Grundsätzlich<br />
sind die Hauptursachen nach wie<br />
vor allgemeine Risikofaktoren, die auch<br />
<strong>für</strong> eine Parodontitis maßgeblich sind.<br />
Schlechte Mundhygiene, Rauchen, systemische<br />
Erkrankungen und spezielle<br />
lokale Faktoren, die man teilweise nicht<br />
kennt. Leider ist in <strong>den</strong> meisten Fällen<br />
durch eine nichtchirurgische Therapie<br />
kein reproduzierbarer Langzeiterfolg<br />
der Periimplantitis zu erzielen. Es<br />
kommt zu einer kurzzeitigen Entzündungsreduktion,<br />
allerdings kann durch<br />
die entsprechen<strong>den</strong> Maßnahmen eine<br />
Herabsetzung der Entzündungsparameter<br />
und eine geringere Blutung erreicht<br />
wer<strong>den</strong>, die dann die Basis <strong>für</strong> ein operatives<br />
Vorgehen darstellt. Damit lässt<br />
sich das Risiko einer weiteren Entzündungsprogression<br />
erheblich verringern.<br />
Dr. Sahrmann stellte in diesem Zusammenhang<br />
klar, dass grundsätzlich die<br />
Plaque vor einer Professionellen Zahnreinigung<br />
anzufärben ist, und er zeigte<br />
kleine, spitze, schallaktive Zahnbürsten,<br />
mit <strong>den</strong>en man gerade in <strong>den</strong> Zahnzwischenräumen<br />
bei Implantaten eine sehr<br />
gute Plaqueentfernung erreicht. Frappierend<br />
waren Beispiele, bei <strong>den</strong>en<br />
Zahnseidereste zu einer erheblichen<br />
Entzündung rund um das Implantat<br />
führten. Letztlich muss auch eine Professionelle<br />
Zahnreinigung bei freiliegen<strong>den</strong><br />
Zahnoberflächen stattfin<strong>den</strong>, wobei<br />
dann allerdings hier bei falscher Vorgehensweise<br />
eine Verletzung der Titanoberflächen<br />
gegeben sein kann und es<br />
deshalb besser ist, mit einem Pulverstrahlgerät<br />
<strong>den</strong> Biofilm zu entfernen.<br />
Dr. Sahrmann ging dann noch auf die<br />
Frage ein, wann eine rekonstruktive chirurgische<br />
Maßnahme bzw. eine chirurgisch<br />
resektive Maßnahme einer Periimplantitis<br />
indiziert ist.<br />
MODERNES FORMAT<br />
Das Herbst-Meeting 2022 bot im Rahmen<br />
einer Hybrid-Veranstaltung eine<br />
praxisnahe und kurzweilige Fortbildung<br />
an, die wie in jedem Jahr von <strong>den</strong><br />
zahlreichen Fragen der Kolleginnen und<br />
Kollegen sowohl vor Ort als auch online<br />
begleitet war.<br />
Prof. Dr. Elmar Hellwig
Kursprogramm<br />
März – Juni 2023<br />
Jetzt online<br />
anmel<strong>den</strong> unter<br />
fortbildung.kzvbw.de<br />
Strukturierte Fortbildung IMPLANTOLOGIE,<br />
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Prof. Dr. Herbert Deppe, München<br />
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Prof. Dr. Diana Wolff, Heidelberg<br />
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Teil 1:<br />
23.03.-25.03.2023<br />
Teil 2:<br />
28.06.-01.07.2023<br />
Teil 3:<br />
15.09.-16.09.2023<br />
25.3.2023<br />
Onkologische Patienten -<br />
interdisziplinäre Herausforderungen<br />
zwischen Kommunikation und Krise<br />
Dr. Urs Mücke, Hannover<br />
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• Kurs-Nr.: 23FKZ30409<br />
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Finanzstrategie <strong>für</strong> Zahnärztinnen und<br />
Zahnärzte - wie Sie teure Fehler vermei<strong>den</strong><br />
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• Kurs-Nr.: 23FKZ20210<br />
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3.5.2023<br />
Meetings und Besprechungen zielorientiert leiten<br />
Peter Edwin Brandt, Tübingen<br />
• 7 Fortbildungspunkte<br />
• Kurs-Nr.: 23FKT10105<br />
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Intraoralscan und mehr - wie praxistauglich ist<br />
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Prof. Dr. Jahn-Frederik Güth, Frankfurt am Main<br />
• 7 Fortbildungspunkte<br />
• Kurs-Nr.: 23FKZ31812<br />
• <strong>für</strong> Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />
• € 375.-<br />
13.5.2023<br />
Kieferorthopädische Retention -<br />
Stabilität versus Rezidiv<br />
Prof. Dr. Ingrid Rudzki, München<br />
• 16 Fortbildungspunkte<br />
• Kurs-Nr.: 23FKZ30211<br />
• <strong>für</strong> Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />
• € 595.-<br />
12./13.05.2023<br />
Moderne zahnerhaltende Chirurgie -<br />
es müssen nicht immer Implantate sein<br />
Prof. Dr. Andreas Filippi, Basel<br />
• 8 Fortbildungspunkte<br />
• Kurs-Nr.: 23FKZ30513<br />
• <strong>für</strong> Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />
• € 335.-<br />
17.6.2023<br />
FFZ Fortbildungsforum<br />
Zahnärzte<br />
Merzhauser Straße 114-116<br />
79100 Freiburg<br />
Fon: 0761 4506-160/-161<br />
Fax: 0761 4506-460<br />
Mail: info@ffz-fortbildung.de<br />
Web: www.ffz-fortbildung.de
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
41_KOMMUNIKATION<br />
Landesparteitag der FDP in Fellbach<br />
ZAHNÄRZTESCHAFT PRÄSENT<br />
Nach zweijähriger coronabedingter Pause traf sich die FDP-Spitze, traditionell am 5. Januar,<br />
endlich wieder in Präsenz zu ihrem Landesparteitag in Fellbach (Rems-Murr-Kreis). Dabei<br />
gingen die Liberalen hart mit der ba<strong>den</strong>-württembergischen Regierung ins Gericht, warfen<br />
ihr gar Stillstand vor und legten einen Wechsel zur Ampel nahe. „Vielleicht wäre es auch<br />
der richtige Zeitpunkt <strong>für</strong> einen Generationenwechsel an der Spitze“, so FDP-Landeschef<br />
Michael Theurer. Eine große Mehrheit sprach sich außerdem <strong>für</strong> mehr Atomkraft aus.<br />
Dr. Torsten Tomppert (2. v. r.) gratulierte Jochen Haußmann MdL, Sprecher <strong>für</strong> Gesundheitspolitik<br />
zu seiner erfolgreichen Wahl zum Schatzmeister.<br />
Dr. Uwe Rieger, Dr. Eberhard Montigel (v. l.) und Dr. Hans Hugo<br />
Wilms (r.) im Dialog mit Dr. Hans-Ulrich Rülke, Vorsitzender der<br />
FDP-Landtagsfraktion.<br />
Auch dieses Mal war das Forum Zahnund<br />
Mundgesundheit im Vorraum des<br />
Saales Anlaufstelle <strong>für</strong> die Delegierten.<br />
Dabei wur<strong>den</strong> neben der aktuellen politischen<br />
Lage auch bereits getroffene politische<br />
Entscheidungen diskutiert. Die<br />
überbor<strong>den</strong>de Bürokratisierung war<br />
dieses Mal ebenso Thema wie das Gesetz<br />
zur finanziellen Stabilisierung der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung<br />
(GKV-FinStG), investorengeführte medizinische<br />
Versorgungszentren und der<br />
immer noch unveränderte GOZ-Punktwert.<br />
Im Forum pflegten neben Dr.<br />
Torsten Tomppert, Vorsitzender des<br />
Vorstands der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung Ba<strong>den</strong>-Württemberg (KZV<br />
BW) und Präsi<strong>den</strong>t der Landeszahnärztekammer<br />
(LZK) Ba<strong>den</strong>-Württemberg,<br />
Dr. Eberhard Montigel, Vorsitzender<br />
der Bezirkszahnärztekammer (BZK)<br />
Stuttgart, Dr. Hans Hugo Wilms, Vorstandsreferent<br />
der KZV BW <strong>für</strong> Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Dr. Uwe Rieger, Vorsitzender<br />
der Bezirksgruppe Stuttgart der<br />
KZV Ba<strong>den</strong>-Württemberg und Cornelia<br />
Schwarz, Leiterin des Informationszentrums<br />
Zahn- und Mundgesundheit<br />
(IZZ) Ba<strong>den</strong>-Württemberg, <strong>den</strong> Dialog<br />
mit der Politik. Cornelia Schwarz<br />
Michael Theurer MdB (M.) im Gespräch mit Vertretern<br />
der ba<strong>den</strong>-württembergischen Zahnärzteschaft.<br />
Nikolai Reith MdL (l.) und Dr. Torsten Tomppert im Austausch<br />
über die Enquete-Kommission „Krisenfeste Gesellschaft“.<br />
Vorgänger und Nachfolger im Amt des Schatzmeisters<br />
der FDP im Landtag: Jochen<br />
Haußmann MdL (3. v. l.) folgt Michael Link<br />
MdB (r.), mittlerweile Bundesschatzmeister.<br />
Dr. Torsten Tomppert tauschte sich mit Daniel<br />
Obst (r.), Richter am Arbeitsgericht, aus.<br />
Fotos: J. Potente
42_SOZIALES ENGAGEMENT<br />
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Im Ausland und in Deutschland<br />
KIEFERORTHOPÄDIN AUS BÜHL<br />
HILFT RANDGRUPPEN<br />
Wellblechcontainer stehen hier dicht an dicht. Vereinzelt fin<strong>den</strong> sich dazwischen<br />
mit Planen abgedeckte Unterkünfte. In <strong>den</strong> Straßen spielen Kinder, teilweise ohne Schuhe.<br />
Schnüre sind zwischen <strong>den</strong> Zelten und Containern gespannt, auf <strong>den</strong>en Wäschestücke<br />
trocknen. Direkt hinter der Ansiedlung ist nichts mehr zu sehen. Mit Sicherheit ist dies kein<br />
Ort, <strong>den</strong> man sich <strong>für</strong> einen freiwilligen Aufenthalt auswählt, oder doch? Für Kieferorthopädin<br />
Dr. Kirsten Holst aus Bühl sind Unterkünfte wie diese bereits seit Jahren Etappen<br />
ihrer Mission.<br />
Sie behandelt auf dem Straßenstrich,<br />
im Bordell oder in <strong>den</strong> Flüchtlingscamps<br />
dieser Welt. Obdachlose gehören<br />
ebenso zu ihrer Patientenschaft wie<br />
Gefangene. Für Dr. Kirsten Holst spielt<br />
es keine Rolle, woher ihr Gegenüber<br />
kommt und was <strong>für</strong> eine Geschichte er<br />
oder sie hat. Entschei<strong>den</strong>d <strong>für</strong> sie ist<br />
vielmehr, ob sie all‘ die Utensilien bei<br />
sich hat, die eine effektive Hilfe möglich<br />
machen.<br />
HILFSMISSION<br />
Seit 2010 ist die Kieferorthopädin im<br />
Einsatz, um jenen zu helfen, die nicht<br />
auf der Sonnenseite der Gesellschaft<br />
stehen. Was mit einem Auslandsaufenthalt<br />
auf <strong>den</strong> Philippinen begann,<br />
entwickelte sich im Laufe der letzten<br />
zwölf Jahren zu einer Hilfsmission in<br />
Eigenregie.<br />
1994 eröffnete die Kieferorthopädin,<br />
die in Göttingen studiert hat, ihre eigene<br />
Praxis. Immer schon hatte sie dabei<br />
<strong>den</strong> Wunsch, ärmeren Menschen im<br />
Ausland durch ihre Profession zu helfen.<br />
Als Mutter von drei kleinen Kindern<br />
schob sie diesen Wunsch jedoch<br />
jahrelang zur Seite und musste anderen<br />
Belangen Priorität geben. Als der Nachwuchs<br />
jedoch alt genug war, wur<strong>den</strong> die<br />
Koffer gepackt und Dr. Kirsten Holst<br />
setzte ihren Wunsch in die Tat um.<br />
Der ersten Reise auf die Philippinen<br />
folgten weitere rund zehn Folgeaufenthalte<br />
in Südostasien. Dort zog sie<br />
hauptsächlich Zähne, erinnert sie sich<br />
an die Anfänge ihrer ehrenamtlichen<br />
Einsätze, <strong>den</strong>n eine weitere medizinische<br />
Nachbehandlung war damals bedauerlicherweise<br />
nicht gegeben.<br />
Urlaub machte die Kieferorthopädin<br />
in <strong>den</strong> Folgejahren keinen mehr, son-<br />
Flüchtlingscamp. Behandlungen zwischen Zelten aus Plastikplanen sind <strong>für</strong> die Kieferorthopädin<br />
nichts Ungewohntes. Sie lindert Schmerzen an allen Orten.<br />
dern verbrachte ihre arbeitsfreie Zeit<br />
nur noch in Ländern wie Myanmar, Nigeria,<br />
Uganda, Kenia, Haiti oder Kambodscha,<br />
um die Bevölkerung vor Ort<br />
zahnärztlich zu behandeln. Immer wieder<br />
beließ sie es nicht dabei, allein die<br />
Menschen in <strong>den</strong> Siedlungen zu unterstützen,<br />
sondern suchte bewusst und<br />
zielgerichtet die örtlichen Gefängnisse<br />
oder Bordelle auf.<br />
In <strong>den</strong> letzten Jahren reiste sie zudem<br />
in verschie<strong>den</strong>e Flüchtlingslager des<br />
Libanons oder nach Dohuk, Hauptstadt<br />
des Gouvernements Dahuk in<br />
der autonomen Region Kurdistan im<br />
Irak, wo seit 2014 rund 12.000 Jesi<strong>den</strong><br />
vor der Terrormiliz des IS Schutz suchen.<br />
ENTWICKLUNG<br />
Was machen solche Aufenthalte aus<br />
einem Menschen? Immer häufiger saß<br />
Dr. Kirsten Holst nach einem Einsatz<br />
im Flieger zurück nach Deutschland<br />
und spürte, wie ihre Ablehnung gegenüber<br />
der Wohlstandsgesellschaft, vor<br />
allem Europas, wuchs. „Es war mitunter<br />
schwierig, wenn ich einige Tage zuvor<br />
noch in <strong>den</strong> Elendsvierteln der<br />
Welt unterwegs war, Menschen behandelt<br />
hatte, die ums Überleben kämpften<br />
und hier in Deutschland Jugendliche<br />
in der Behandlung hatte, die sich<br />
beschwerten, weil eine rein optische<br />
Zahnstellungskorrektur nicht ihren<br />
Wunschvorstellungen entsprach.“ Immer<br />
häufiger stieß sich Dr. Holst an<br />
Fotos: Privat
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
43_SOZIALES ENGAGEMENT<br />
solchen Momenten und spürte, dass<br />
sie sich aus ihrer aktuellen Situation<br />
befreien musste, um ihren Seelenfrie<strong>den</strong><br />
wieder zu erlangen.<br />
ENTSCHLUSS<br />
In ihrem Glauben fand die Kieferorthopädin<br />
schließlich die Antworten, nach<br />
<strong>den</strong>en sie suchte: „Im Dialog mit Gott<br />
entschloss ich mich, meine Praxis in Bühl<br />
frühzeitig aufzugeben und nur noch ehrenamtlich<br />
Menschen zu behandeln, die<br />
Hilfe dringend benötigten“. Die Resonanz<br />
seitens ihres Umfelds war dabei keinesfalls<br />
nur positiv. „Viele äußerten sich<br />
eher süffisant und sagten, es sei schön,<br />
dass ich mir das leisten könne“, schildert<br />
Dr. Holst die Reaktionen aus ihrer direkten<br />
Umgebung. Doch mitnichten konnte<br />
sich die alleinerziehende Mutter dieses<br />
neugewählte Leben aufgrund von gebildeten<br />
Rücklagen oder anderen Einkünften<br />
finanziell leisten. „Ich hatte allein<br />
meinen Wunsch, etwas zu tun und meinen<br />
Deal mit Gott.“ Und bis heute funktioniert<br />
diese Übereinkunft.<br />
2016 beschließt Dr. Holst Nägel mit<br />
Köpfen zu machen und bietet ihr Praxis<br />
zum Verkauf an. Diese wurde schneller<br />
verkauft als ursprünglich geplant, und<br />
somit stand dem Neuanfang 2017<br />
nichts mehr im Wege. Auch die Spen<strong>den</strong>,<br />
die seitdem <strong>den</strong> ehrenamtlichen<br />
Einsatz von Dr. Kirsten Holst tragen,<br />
bleiben seither nicht aus.<br />
WEITERE HILFE<br />
Allein die Reisen ins Ausland waren der<br />
Zahnärztin jedoch nicht genug. Zudem<br />
hatte sie aufgrund ihrer Praxisabgabe<br />
zusätzliche zeitliche Kapazität. Aus diesem<br />
Grund nahm sie Kontakt zur Offenburger<br />
Pflasterstube auf, einer Einrich-<br />
Empathie. Die Authentizität und das Mitgefühl Dr.<br />
Kirsten Holsts überträgt sich auf die von ihr behandelten<br />
Menschen.<br />
Obdachlosenhilfe. Bei Obdachlosigkeit geht die Empfindsamkeit <strong>für</strong> <strong>den</strong> eigenen<br />
Körper verloren. Als Krankheit gelten nur noch frische Wun<strong>den</strong>, hohes Fieber und<br />
starke Schmerzen. Dr. Kirsten Holst weiß um diese Entwicklung und begegnet <strong>den</strong><br />
Menschen würdevoll.<br />
tung <strong>für</strong> obdachlose Menschen, und<br />
kümmert sich seitdem auch um deren<br />
Gebisse. Über die Hilfsorganisation „Ein<br />
Herz <strong>für</strong> Kinder“ wurde ihr in dieser Zeit<br />
eine mobile Zahnarzteinheit vermittelt,<br />
die es ihr fortan ermöglicht, <strong>den</strong> Obdachlosen<br />
nicht nur Zähne zu ziehen,<br />
sondern auch Füllungen zu legen. Zudem<br />
erhält sie ehrenamtliche Unterstützung<br />
von einem Zahntechniker, der ihr<br />
kostenlos Gebisse anfertigt, damit die<br />
Obdachlosen wieder lächeln können.<br />
Über <strong>den</strong> Kontakt zu einer christlichen<br />
Organisation weitete sich ihre Hilfstätigkeit<br />
zusätzlich aus. Seitdem ist Dr.<br />
Holst auch auf dem Straßenstrich in<br />
Karlsruhe und <strong>den</strong> dortigen Bordellen<br />
unterwegs, um Prostituierte ehrenamtlich<br />
zahnmedizinisch zu betreuen. Natürlich<br />
wird sie auch bei diesen Einsätzen<br />
mit viel menschlichem Leid und<br />
<strong>den</strong> schwierigsten Biografien konfrontiert.<br />
Doch im Glauben verankert, findet<br />
sie Kraft, zu helfen.<br />
Eine Zufallsbegegnung erweitert <strong>den</strong><br />
Kreis derer, <strong>den</strong>en Holst durch ihr Tun<br />
Schmerzen nimmt, erneut: Die Leiterin<br />
des Bühler Frauengefängnisses sprach<br />
sie beiläufig auf ihre mitgeführte Behandlungseinheit<br />
an und fragte, ob sie<br />
verreisen wolle. Ins Gespräch bekommen,<br />
berichtete die Kieferorthopädin<br />
von ihren Einsätzen <strong>für</strong> Obdachlose<br />
und Prostituierte. Am Ende des Gesprächs<br />
war ein Termin zum Besuch im<br />
Gefängnis vereinbart und mittlerweile<br />
findet sich die Zahnärztin dort regelmäßig<br />
zu <strong>den</strong> Behandlungen ein. Auch <strong>für</strong><br />
diese erhält sie lediglich eine Aufwandsentschädigung.<br />
Alle ihre Einsätze sind<br />
spen<strong>den</strong>finanziert. Zu Beginn trug sie<br />
die Kosten ihrer Auslandseinsätze noch<br />
ausschließlich selbst, doch mittlerweile<br />
sind die Kosten vor allem <strong>für</strong> die mitgeführten<br />
Medikamente immens. Für einen<br />
14-tägigen Hilfseinsatz im Ausland<br />
wer<strong>den</strong> im Schnitt 2000 Schmerzpillen<br />
und 1400 antibiotische Tabletten<br />
benötigt. Bezog sie diese früher noch<br />
über das Medikamentenhilfswerk, lassen<br />
verschie<strong>den</strong>e Gesetze es heute nur<br />
noch zu, dass bestimmte Speditionen<br />
Medikamenten ins Ausland schaffen.<br />
Dies ist mit erheblichen Kosten verbun<strong>den</strong>.<br />
Zwar haben die Spen<strong>den</strong> bislang<br />
immer alle Projekte Holsts finanziert,<br />
<strong>den</strong>noch freut sie sich stets über neue<br />
Unterstützung – zumal die Arbeit und<br />
auch die Not nicht weniger wer<strong>den</strong>.<br />
ZIEL<br />
Viele Orte hat Dr. Holst in <strong>den</strong> letzten Jahren<br />
bereist und dabei zahlreichen Menschen<br />
das Leben ein wenig erleichtert.<br />
Auch zukünftig wird die 63-Jährige regelmäßig<br />
ihre Koffer und packen, um <strong>den</strong><br />
Ärmsten dieser Welt einige Schmerzen zu<br />
nehmen. Auf die Frage, welches eines der<br />
nächsten Ziele sein sollte, überlegt sie lange:<br />
Afghanistan würde sie reizen, <strong>den</strong>n die<br />
Menschen dort sind vom Rest der Welt<br />
nahezu verlassen wor<strong>den</strong>. Allerdings<br />
schreckt sie die aktuelle Lage und die dortige<br />
Gefahrensituation. Doch mit Sicherheit<br />
wird ihr Deal mit Gott sie auch bei<br />
diesem Einsatz nicht im Stich lassen.<br />
Cornelia Schwarz<br />
INFO<br />
Konkordat hilft – Gemeinde in der<br />
Konkordia<br />
Verwendungszweck: Zahnaerztliche<br />
Hilfseinsaetze<br />
IBAN: DE75 6602 0500 0008 7911 01<br />
BIC: BFS WDE 33 KRL
44_NAMEN UND NACHRICHTEN<br />
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Norbert Metke und Dr. Johannes Fechner<br />
an, die sich nach zwei Amtsperio<strong>den</strong><br />
nicht mehr zur Wahl stellten.<br />
kvbw<br />
Foto: kvbw<br />
Dr. Doris Reinhardt, Dr. Karsten Braun<br />
KV BW<br />
NEUE VORSITZENDE GEWÄHLT<br />
Die Mitglieder der Vertreterversammlung<br />
der KVBW haben <strong>den</strong> Orthopä<strong>den</strong>,<br />
Unfallchirurgen und Medizinrechtler<br />
Dr. Karsten Braun aus Wertheim<br />
im Main-Tauber-Kreis zum neuen<br />
Vorstandsvorsitzen<strong>den</strong> der KVBW<br />
gewählt. Seine Stellvertreterin wurde<br />
die Fachärztin <strong>für</strong> Allgemeinmedizin<br />
Dr. Doris Reinhardt aus Friesenheim<br />
im Ortenaukreis.<br />
Der neue Vorstandsvorsitzende forderte<br />
bessere Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die<br />
ärztlichen und psychotherapeutischen<br />
Niedergelassenen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg.<br />
In seiner Bewerbungsrede kritisierte<br />
Dr. Braun die Abschaffung der<br />
Neupatientenregelung und plädierte<br />
da<strong>für</strong>, auch <strong>für</strong> die Niedergelassenen<br />
die finanziellen Unterstützungspakete,<br />
die es <strong>für</strong> die Krankenhäuser gibt, bereitzustellen.<br />
Er betonte, dass er <strong>den</strong><br />
ba<strong>den</strong>-württembergischen „Sonderweg“<br />
mit der Ausbudgetierung der<br />
Haus- und Kinderärzte und dem Ausbau<br />
der förderungswürdigen Leistungen<br />
weitergehen wolle. „Das Geld muss<br />
der Leistung folgen und deshalb brauchen<br />
wir perspektivisch ein anderes<br />
Honorarsystem, die Selektivverträge<br />
zeigen, wie es gehen könnte.“ Kritisch<br />
äußerte sich der neue KV-Chef zum<br />
eingeschlagenen Weg bei der Digitalisierung.<br />
Er forderte einen „vollständigen<br />
Neustart mit softwarebasierten<br />
Systemen statt Konnektoren“.<br />
Seine Stellvertreterin Dr. Doris Reinhardt<br />
betonte <strong>den</strong> Stellenwert der ambulanten<br />
Versorgung: „Wir sind <strong>für</strong><br />
unsere Patienten 24/7 da, deshalb fordern<br />
wir von Seiten der Politik mehr<br />
Verlässlichkeit und die stärkere Einbindung.<br />
Für alle Entscheidungen muss<br />
gelten: Nicht ohne uns.“<br />
Die bei<strong>den</strong> vertreten die Interessen der<br />
rund 23.500 niedergelassenen Ärztinnen<br />
und Ärzte sowie der Psychologischen<br />
Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten<br />
in Ba<strong>den</strong>-Württemberg.<br />
Sie treten die Nachfolge von Dr.<br />
Lea-Mittelstandspreis 2023<br />
SOZIALES ENGAGEMENT<br />
99 Prozent aller ba<strong>den</strong>-württembergischen<br />
Unternehmen zählen zum Mittelstand<br />
– und viele davon engagieren sich<br />
selbstverständlich <strong>für</strong> die Region, <strong>für</strong><br />
andere, <strong>für</strong> die Umwelt. Genau da<strong>für</strong> bedanken<br />
sich Caritas, Diakonie und das<br />
Ministerium <strong>für</strong> Wirtschaft, Arbeit und<br />
Tourismus in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
auch 2023 zum 17. Mal mit der begehrten<br />
Lea-Trophäe. Denn gemeinnütziges<br />
Engagement ist nicht nur nicht selbstverständlich.<br />
Es hält unsere Gesellschaft<br />
zusammen und bildet die Triebfeder<br />
<strong>für</strong> ein lebenswertes Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
von morgen.<br />
Der Preis steht unter der Schirmherrschaft<br />
von Dr. Nicole Hoffmeister-<br />
Kraut MdL, Ministerin <strong>für</strong> Wirtschaft,<br />
Arbeit und Tourismus Ba<strong>den</strong>-Württemberg,<br />
Bischof Dr. Gebhard Fürst, Diözese<br />
Rottenburg-Stuttgart, Erzbischof<br />
Stephan Burger, Erzdiözese Freiburg,<br />
sowie <strong>den</strong> Landesbischöfen Ernst-Wilhelm<br />
Gohl, Evangelische Landeskirche<br />
Württemberg, und Prof. Dr. Heike<br />
Springhart, Evangelische Landeskirche<br />
Ba<strong>den</strong>.<br />
Ab sofort können sich alle ba<strong>den</strong>-württembergischen<br />
Unternehmen mit maximal<br />
500 Vollbeschäftigten kostenlos bewerben.<br />
Voraussetzung ist eine Kooperation<br />
mit einer gemeinnützigen Organisation:<br />
z. B. einem Verein, einer Schule,<br />
einem Wohlfahrtsverband etc. Bewerbungsschluss<br />
ist der 31. März 2023.<br />
Weitere Informationen zum Wettbewerb<br />
und dem Bewerbungsverfahren<br />
fin<strong>den</strong> Sie unter www.lea-mittelstandspreis.de.<br />
Lea<br />
Deutsche Cleft Kinderhilfe<br />
20-JÄHRIGES JUBILÄUM<br />
Foto: cleft<br />
Bereits seit 2002 setzt sich der Freiburger<br />
Verein Deutsche Cleft Kinderhilfe<br />
e. V. sich da<strong>für</strong> ein, dass Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten<br />
(„Spaltkinder“)<br />
Zugang zu einer sicheren, qualifizierten<br />
und umfassen<strong>den</strong> Behandlung<br />
bekommen. Mehr als 70.000 Operationen<br />
in 17 Ländern weltweit sind die Erfolgsbilanz<br />
der zwanzigjährigen Vereinsgeschichte.<br />
Dahinter stehen tausende<br />
Kinder- und Familienschicksale, ein<br />
verlässliches Netz einheimischer Behandlungsteams<br />
– und die Unterstützung<br />
tausender Mitstreiter*innen.<br />
Jedes Jahr wer<strong>den</strong> weltweit etwa 250.000<br />
Kinder mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte<br />
geboren. Ohne Behandlung<br />
lei<strong>den</strong> „Spaltkinder“ ein Leben lang unter<br />
<strong>den</strong> Folgen der angeborenen Fehlbildung.<br />
Die betroffenen Kinder können<br />
nicht richtig essen und trinken, wegen<br />
ihrer unklaren Aussprache wer<strong>den</strong> sie<br />
stigmatisiert, wegen ihres Aussehens<br />
ausgegrenzt. Eine Operation <strong>für</strong> nur<br />
300 Euro gibt diesen Kindern eine Perspektive<br />
– und rettet manchmal sogar<br />
Leben. Weitere Informationen unter<br />
www.spaltkinder.org.<br />
cleft/IZZ<br />
Herbert-Lewin-Preis<br />
AUSSCHREIBUNG BEGONNEN<br />
Die Ausschreibung <strong>für</strong> <strong>den</strong> Herbert-Lewin-Preis<br />
2023 hat begonnen. Mit dem<br />
Forschungspreis wer<strong>den</strong> wissenschaftliche<br />
Arbeiten prämiert, die sich mit der<br />
Aufarbeitung der Geschichte von<br />
Ärzt*innen in der Zeit des Nationalsozialismus<br />
beschäftigen. Die nunmehr<br />
neunte Preisvergabe wird vom Bundesministerium<br />
<strong>für</strong> Gesundheit (BMG),<br />
der Bundesärztekammer (BÄK), der<br />
Kassenärztlichen Bundesvereinigung<br />
(KBV), der Bundeszahnärztekammer<br />
(BZÄK) und der Kassenzahnärztlichen<br />
Bundesvereinigung (KZBV) getragen.<br />
An der Ausschreibung teilnehmen können<br />
Ärzt*innen, Zahnärzt*innen sowie<br />
Psychotherapeut*innen als Einzelpersonen.<br />
Aber auch Kooperationen oder<br />
Gemeinschaften von Ärzt*innen, Zahnärzt*innen<br />
sowie Psychotherapeut*innen,<br />
Studierende der Zahn- oder Humanmedizin<br />
sowie Wissenschaftler an<br />
zahn- und humanmedizinischen Fakultäten<br />
oder medizinhistorischen Instituten<br />
können sich bewerben. Einsendeschluss<br />
ist der 16. Juni 2023.<br />
Weitere Informationen bei der Bundesärztekammer,<br />
E-Mail: HerbertLewin-<br />
Preis2023@baek.de.<br />
IZZ
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
45_PRAXIS<br />
Foto: Fotolia/ibreakstock<br />
Alles Wichtige auf einen Blick!<br />
AMALGAMABSCHEIDER<br />
Im Auftrag des Ministeriums <strong>für</strong> Umwelt,<br />
Klima und Energiewirtschaft Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
(UMBW) führte die<br />
Gewerbeaufsicht im Jahr 2021 eine Fragebogenaktion<br />
zur „Überprüfung von<br />
Amalgamabscheidern“ in Zahnarztpraxen<br />
durch. In der Zwischenzeit liegen<br />
die guten Überprüfungsergebnisse vor,<br />
die die zahlreichen Anstrengungen der<br />
Zahnarztpraxen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
eindeutig bestätigen. Nichtsdestotrotz<br />
weist das UMBW auf die folgen<strong>den</strong><br />
Optimierungspunkte hin: Insbesondere<br />
bei Praxisübergaben sollte darauf<br />
geachtet wer<strong>den</strong>, dass die Unterlagen<br />
zum Amalgamabscheider und der<br />
Entsorgung der Amalgam-Abfälle der<br />
Nachfolgerin bzw. dem Nachfolger<br />
übergeben wer<strong>den</strong>. Bei der Neueröffnung<br />
von Praxen oder bei neu gekauften<br />
Behandlungseinheiten ist die Anzeige<br />
vor der ersten Inbetriebnahme der<br />
Abscheider bei der zuständigen Wasserbehörde<br />
zu beachten. Beim Versand der<br />
Amalgam-Abfälle über beispielsweise<br />
einen Paketdienst sind die Bestimmungen<br />
der AbfAEV einzuhalten.<br />
ALLGEMEINES<br />
An einem zahnärztlichen Behandlungsplatz,<br />
an dem Amalgam in der Abwasserfracht<br />
anfallen kann, ist ein Amalgamabscheider<br />
erforderlich. Der Abscheider<br />
kann einzeln in jeder Behandlungseinheit<br />
verbaut sein oder es gibt<br />
auch die Möglichkeit, das Abwasser der<br />
Behandlungseinheiten über einen zentralen<br />
„Sammel-Abscheider“ zu führen.<br />
SONDERFALL<br />
Fällt an einem oder mehreren Behandlungsplätzen<br />
kein Amalgam im Abwasser<br />
an (z. B. KFO-Praxis, Prophylaxe-Behandlungsraum),<br />
kann mit Zustimmung<br />
der zuständigen unteren Wasserbehörde<br />
im Stadt- oder Landkreis auf<br />
einen entsprechen<strong>den</strong> Amalgamabscheider<br />
verzichtet wer<strong>den</strong>.<br />
ZULASSUNG<br />
Der Amalgamabscheider muss bauartzugelassen<br />
sein (allgemeine bauaufsichtliche<br />
Zulassung durch das Deutsche Institut<br />
<strong>für</strong> Bautechnik (DIBt) in Berlin).<br />
ANZEIGE<br />
Bauartzugelassene Amalgamabscheider<br />
müssen von der Praxisinhaberin bzw.<br />
vom Praxisinhaber bei der zuständigen<br />
unteren Wasserbehörde im Stadt- oder<br />
Landkreis angezeigt wer<strong>den</strong> (z. B. Amt<br />
<strong>für</strong> Umweltschutz). Die Anzeige hat vor<br />
der ersten Inbetriebnahme und bei wesentlichen<br />
Änderungen (z. B. Abscheider-Austausch)<br />
zu erfolgen.<br />
ANFORDERUNGEN<br />
Amalgamabscheider müssen einen Abscheidewirkungsgrad<br />
von mindestens 95<br />
Prozent der Amalgamfracht aufweisen.<br />
Die Wartung an Amalgamabscheidern<br />
hat entsprechend der bauaufsichtlichen<br />
Zulassung und der Herstellerangaben<br />
(Gebrauchsanweisung) zu erfolgen (Dokumentation<br />
in Form eines Wartungsbuches).<br />
Vor Inbetriebnahme und in Abstän<strong>den</strong><br />
von nicht länger als 5 Jahren<br />
sind Amalgamabscheider durch eine<br />
hier<strong>für</strong> befähigte Person (z. B. vom Hersteller,<br />
Depot) auf ihren ordnungsgemäßen<br />
Zustand zu überprüfen (Dokumentation<br />
in einem Prüfbericht, der Prüfbericht<br />
wird dann im Wartungsbuch des<br />
Amalgamabscheiders abgelegt).<br />
ENTSORGUNG<br />
Das abgeschie<strong>den</strong>e Amalgam ist fachund<br />
sachgerecht gemäß Abfallrecht zu<br />
entsorgen und der Entsorgungsnachweis<br />
in Form eines Übernahmescheins<br />
ist mindestens drei Jahre lang aufzubewahren.<br />
PRAXIS-HANDBUCH<br />
Die <strong>für</strong> die Anzeige und <strong>den</strong> Betrieb eines<br />
Amalgamabscheiders erforderlichen<br />
Dokumente fin<strong>den</strong> Sie auf der Homepage<br />
der LZK BW in der Online-Version<br />
des PRAXIS-Handbuchs unter https://<br />
lzk-bw.de wie folgt: „ZAHNÄRZTE“ >>><br />
unter der Rubrik „Praxisführung“ auf<br />
das „PRAXIS-Handbuch“ >>> in der<br />
rechten Sidebar auf „PRAXIS-Handbuch<br />
(Online-Version)“ >>> Schaltfläche „3.1<br />
Qualitätssicherung: Anhang“ >>> „3.1.5<br />
Formulare“ >>> „3.1.5.6 Entsorgung“.<br />
Ihre LZK-Geschäftsstelle
46_PERSONALIA<br />
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
Ehrung besonders verdienter Persönlichkeiten<br />
ZEITENWENDE<br />
„Was wären die ‚Begegnungen‘ der südbadischen Zahnärzteschaft zu Beginn eines neuen<br />
Jahres ohne die Ehrungen verdienter Kolleginnen und Kollegen,“ fragte Dr. Georg Bach,<br />
Vorsitzender der Bezirksgruppe Freiburg der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV) Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg im Anschluss an <strong>den</strong> Vortrag zum diesjährigen Neujahrsempfang (siehe Beitrag<br />
S. 18). Gemeinsam mit Dr. Peter Riedel, der in seiner Funktion als Vorsitzender der Bezirkszahnärztekammer<br />
(BZK) Freiburg agierte, ehrte er besonders verdiente Persönlichkeiten.<br />
Fotos: Schätzle_BZK Freiburg<br />
ZFA. Seine Bemühungen um <strong>den</strong> Ausbildungsberuf<br />
brachten Dr. Albert Mergelsberg (l.) diese besondere<br />
Anerkennung durch Dr. Peter Riedel (r.).<br />
Ehrenämter. Insgesamt 50 Einträge fand Dr. Georg<br />
Bach (l.) bei der Vorbereitung zur Ehrung von<br />
Dr. Hans Hugo Wilms (M.).<br />
Über vier Jahrzehnte. Dipl.-Volksw. Christoph<br />
Besters (M.) hat nahezu seine komplette Berufslaufbahn<br />
der Zahnärzteschaft gewidmet.<br />
Von einer Zeitenwende im Zahnärztehaus<br />
sprach Dr. Georg Bach mit Blick auf<br />
die zu Ehren<strong>den</strong>, <strong>den</strong>n „alle drei sind auf<br />
ihren jeweiligen Gebieten Titanen und<br />
haben Außergewöhnliches geleistet“. Ihr<br />
Weggang wird eine Lücke hinterlassen,<br />
die nur schwer zu schließen sein wird.<br />
DR. ALBERT MERGELSBERG<br />
Mit seinem besonderen Engagement hat<br />
Dr. Albert Mergelsberg bereits Anfang<br />
der 1980-er Jahre begonnen, als er sich<br />
<strong>für</strong> die Aufstiegsfortbildung der ZFA einbrachte.<br />
Dabei setzte er sich immer detaillierter<br />
mit <strong>den</strong> einzelnen Fortbildungskursen<br />
der BZK Freiburg auseinander,<br />
zuletzt mit dem der ZMV, wie Dr.<br />
Peter Riedel lobend anerkannte. In seiner<br />
Laudatio hob er vor allem Dr. Mergelsbergs<br />
Engagement hinsichtlich der Kooperation<br />
mit <strong>den</strong> Berufsschulen hervor,<br />
„was bis heute eine wertvolle Hilfe darstellt“.<br />
Unvergesslich bleibt auch Dr.<br />
Mergelsbergs erfolgreicher Einsatz beim<br />
Sozialministerium bezüglich der Mitarbeiteranerkennung<br />
im Bezug auf die<br />
Aufbereitung von Medizinprodukten.<br />
„Sein Ziel war es immer, eine selbstbewusste,<br />
freundliche, kompetente, flexible,<br />
engagierte und wertvolle Mitarbeiterin<br />
<strong>für</strong> unsere Praxen auszubil<strong>den</strong>“, wo<strong>für</strong><br />
Dr. Riedel dankte und seinem Kollegen<br />
die Verdienstmedaille der Landeszahnärztekammer<br />
verlieh.<br />
DR. HANS HUGO WILMS<br />
Auch Dr. Hans Hugo Wilms‘ standespolitische<br />
Tätigkeit begann in <strong>den</strong> 1980-er<br />
Jahren. Damals als Mitglied der KZV Freiburg.<br />
In all <strong>den</strong> Jahren seiner ehrenamtlichen<br />
Laufbahn kam er auf insgesamt 50<br />
Ehrenämter. „Ich <strong>den</strong>ke, es entspricht deiner<br />
unprätentiösen Beschei<strong>den</strong>heit, wenn<br />
wir auf eine Auflistung dieser Ämter verzichten“,<br />
so Dr. Bach in seiner Laudatio.<br />
Zuletzt war Dr. Wilms Vorsitzender der<br />
Bezirksgruppe Freiburg im Landesbeirat<br />
und im Finanzausschuss der KZV BW<br />
und „leitete die Geschicke der Körperschaft<br />
und des Zahnärztehauses maßgeblich<br />
und ungemein erfolgreich“. Als ehrlich,<br />
geradeaus, unbeeinflussbar und<br />
sachlich, beschrieb ihn Dr. Bach und lobte<br />
dabei vor allem sein Engagement hinsichtlich<br />
der Verteidigung der Freiberuflichkeit<br />
des Berufsstands und seiner unzähligen<br />
Kommentare im Zahnärzteblatt.<br />
Die Verdienstmedaille der Landeszahnärztekammer<br />
wurde Dr. Wilms bereits<br />
verliehen, <strong>den</strong>noch war es <strong>den</strong> Verantwortlichen<br />
in Südba<strong>den</strong> wichtig, erneut<br />
Danke zu sagen und <strong>den</strong> Geehrten mit<br />
einem Präsent auszuzeichnen.<br />
DIPL. VOLKSW. CHRISTOPH BESTERS<br />
Im März 1978 begann der frisch gebackene<br />
Volkswirt Christoph Besters als stellvertretender<br />
Geschäftsführer der KZV<br />
BW seine berufliche Laufbahn. Unermüdlich<br />
sei er dabei <strong>für</strong> die Zahnärzteschaft<br />
im Einsatz gewesen, wie Dr. Bach berichtete.<br />
Nach der Zwangsfusion der vier ehemaligen<br />
KZVen übernahm er mit großem<br />
Erfolg die Leitung der Geschicke der südbadischen<br />
Zahnärzteschaft. Dr. Riedel<br />
lobte die herausragen<strong>den</strong> Eigenschaften<br />
Besters und bedachte <strong>den</strong> Diplom-Volkswirt<br />
mit ehren<strong>den</strong> Attributen wie analytisch,<br />
fair, innovativ, respektvoll, weitsichtig<br />
und immer zuverlässig. Vor allem sein<br />
„unglaublicher persönlicher Einsatz über<br />
40 Jahre hat Geschichte geschrieben“, so<br />
Dr. Riedel. Da<strong>für</strong> und <strong>für</strong> sein stets offenes<br />
Ohr und die vielen guten Ratschläge<br />
wurde Christoph Besters mit der Verdienstmedaille<br />
der Landeszahnärztekammer<br />
ausgezeichnet. Cornelia Schwarz
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
47_PERSONALIA<br />
Ehrung der Berufsjubilare der Bezirkszahnärztekammer (BZK) Freiburg<br />
EIN HALBES JAHRHUNDERT FÜR<br />
DIE ZAHNMEDIZIN<br />
Ein Berufsjubiläum ist immer ein besonderes Ereignis. Es bietet Anlass zum Innehalten<br />
und zum Zurückblicken. Wer Jahrzehnte seines Lebens damit verbracht hat, eine Praxis<br />
aufzubauen oder darin seine Berufsjahre erlebt hat, der hat allen Grund zu feiern. Im<br />
Rahmen des Neujahrsempfangs der südbadischen Zahnärzteschaft ist es lieb gewonnene<br />
Tradition, die 50-jährigen Berufsjubilare offiziell auszuzeichnen.<br />
Ehre, wem Ehre gebührt. Dr. Peter Riedel ehrte die Berufsjubilare in seiner Funktion als Vorsitzender der Bezirkszahnärztekammer (BZK) Freiburg und<br />
Dr. Georg Bach als Vorsitzender der Bezirksgruppe Freiburg der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV) Ba<strong>den</strong>-Württemberg: Dr. Thomas Bauch,<br />
Dr. Ingvo Broich, Dr. Annemarie und Dr. Lothar Grobelnik, Dr. Elisabeth und Dr. Jürgen Knorr, Dr. Johannes Kropff, Dr. Gernot Kuenz, Dr. Wilhelm August<br />
Mauthe, Dr. Christina Schmidt-Lippmann und ZA Hans-Joachim Stocks.<br />
In Abwesenheit: ZÄ Heidemarie Ahlskog, Dr. Hanno Augstein, Dr. Dr. Hans-Peter Didion, Dr. Klaus Dölle, Dr. Tilmann Eberle, Dr. Günther Ehmann,<br />
Dr. Georg Fröhlich, Dr. Hans-Peter Frank, ZÄ Isolde Frischmuth, Dr. Hans Gaiser, Dr. Helmold Grass, Dr. Antje-Barbara Greßhöner, Dr. Bernd Heitzmann,<br />
Dr. Volker Herrmann, ZA Rolf Hoffmann, Dr. Dr. Joachim Kissing, Dr. Jörg Krämer, Dr. Manfred Kübler, Dr. Hans-Jürgen Kühn, Dr. Gerhard Laubach,<br />
ZÄ Ulrike Lederer, Dr. Günter Lewark, Dr. Peter Maass, Dr. Michael Neubauer, Dr. Hans Dieter Prauße, ZA Hanshelmut Schmidt, Dr. Eckart Schultze,<br />
Dr. Rainer Sutterer, Dr. Wolfgang Wiegand, Dr. Aurel Willmann, Dr. Christa Zibell-Schwarz und Dr. Gernot Zibell.<br />
Anzeige<br />
Foto: Schätzle_BZK Freiburg<br />
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bei Ihrer zuständigen Bezirkszahnärztekammer<br />
ab:<br />
BZK Freiburg,<br />
Tel. 0761 4506-343<br />
BZK Karlsruhe,<br />
Tel. 0621 38000-227<br />
BZK Stuttgart,<br />
Tel. 0711 7877-236<br />
BZK Tübingen,<br />
Tel. 07071 911-230
54_AMTLICHE MITTEILUNGEN<br />
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
WEITERBILDUNGSSTÄTTE<br />
Nach § 35 des Heilberufe-<br />
Kammergesetzes i. V. m.§§ 9 und 11<br />
der Weiterbildungsordnung wurde<br />
folgendes Kammermitglied zur Weiterbildung<br />
ermächtigt:<br />
Oralchirurgie<br />
Dr. Eckard Kanz<br />
Talstraße 21<br />
89584 Ehingen<br />
Die anerkennungsfähige Weiterbildungszeit<br />
beträgt gem. § 24 Abs. 1 und Abs.<br />
3 der Weiterbildungsordnung 3 Jahre.<br />
Dr. Sabine Johann<br />
Obere St. Leonhard-Straße 26<br />
88662 Überlingen<br />
Die anerkennungsfähige Weiterbildungszeit<br />
beträgt gem. § 24 Abs. 1<br />
und Abs. 4 der Weiterbildungsordnung<br />
2 Jahre.<br />
SATZUNG ZUR ÄNDERUNG DER<br />
AUFWANDSENTSCHÄDIGUNGS-<br />
ORDNUNG DER LANDESZAHN-<br />
ÄRZTEKAMMER BADEN-<br />
WÜRTTEMBERG VOM 21.12.2022<br />
Die Vertreterversammlung der<br />
Landeszahnärztekammer Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg hat am 03.12.2022 eine<br />
Satzung zur Änderung der Aufwandsentschädigungsordnung<br />
der Landeszahnärztekammer<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
beschlossen. Die Satzung kann<br />
auf der LZK-Webseite unter https://<br />
lzk-bw.de unter Downloads/Satzungsänderungen<br />
aufgerufen und eingesehen<br />
wer<strong>den</strong>. Hier der direkte Link:<br />
https://lzk-bw.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Satzungsänderungen/VV_12_2022/Satzungstext_Änderung_Aufwandsentschädigungsordnung.pdf<br />
Die Satzung kann zudem während der<br />
Öffnungszeiten in <strong>den</strong> Geschäftsstellen<br />
der Landeszahnärztekammer und <strong>den</strong><br />
Bezirkszahnärztekammern Freiburg,<br />
Karlsruhe, Stuttgart und Tübingen, bis<br />
zum 13.03.2023 eingesehen wer<strong>den</strong>.<br />
Die Satzung zur Änderung der Aufwandsentschädigungsordnung<br />
der Landeszahnärztekammer<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg nach<br />
Genehmigung mit Erlass des Ministeriums<br />
<strong>für</strong> Soziales, Gesundheit und Integration<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg vom 12.12.2022, Az.<br />
31-5415.3-005/0001 hiermit ausgefertigt<br />
und bekanntgemacht.<br />
Stuttgart, <strong>den</strong> 21.12.2022<br />
gez. Dr. Torsten Tomppert,<br />
Präsi<strong>den</strong>t der Landeszahnärztekammer<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
SATZUNG ZUR ÄNDERUNG DER<br />
GEBÜHRENORDNUNG DER<br />
LANDESZAHNÄRZTEKAMMER<br />
BADEN-WÜRTTEMBERG VOM<br />
21.12.2022<br />
Die Vertreterversammlung der<br />
Landeszahnärztekammer Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg hat am 03.12.2022 eine<br />
Satzung zur Änderung der Aufwandsentschädigungsordnung<br />
der Landeszahnärztekammer<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
beschlossen. Die Satzung kann<br />
auf der LZK-Webseite unter https://<br />
lzk-bw.de unter Downloads/Satzungsänderungen<br />
aufgerufen und eingesehen<br />
wer<strong>den</strong>. Hier der direkte Link:<br />
https://lzk-bw.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Satzungsänderungen/VV_12_2022/Satzungstext_Änderung_Aufwandsentschädigungsordnung.pdf<br />
Die Satzung kann zudem während der<br />
Öffnungszeiten in <strong>den</strong> Geschäftsstellen<br />
der Landeszahnärztekammer und <strong>den</strong><br />
Bezirkszahnärztekammern Freiburg,<br />
Karlsruhe, Stuttgart und Tübingen, bis<br />
zum 13.03.2023 eingesehen wer<strong>den</strong>.<br />
Die Satzung zur Änderung der Gebührenordnung<br />
der Landeszahnärztekammer<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg nach Genehmigung<br />
mit Erlass des Ministeriums <strong>für</strong> Soziales,<br />
Gesundheit und Integration Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
vom 12.12.2022, Az.: 31-<br />
5415.3-005/0001 hiermit ausgefertigt<br />
und bekanntgemacht.<br />
Stuttgart, <strong>den</strong> 21.12.2022<br />
gez. Dr. Torsten Tomppert,<br />
Präsi<strong>den</strong>t der Landeszahnärztekammer<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg
ZBW_2-3/2023<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
55_ZU GUTER LETZT<br />
Karikatur: Christian Möller, cloud-science.de<br />
IMPRESSUM<br />
IMPRESSUM<br />
_Herausgeber:<br />
Dr. Torsten Tomppert, Präsi<strong>den</strong>t der<br />
Landeszahnärztekammer Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg (LZK BW),<br />
Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart,<br />
und Vorsitzender des Vorstands der<br />
Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg (KZV BW),<br />
Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart,<br />
<strong>für</strong> das Informationszentrum<br />
Zahn- und Mundgesundheit Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg<br />
Eine Einrichtung der KZV BW und<br />
LZK BW<br />
_Redaktion:<br />
Cornelia Schwarz (cos) (ChR, verantw.)<br />
E-Mail: cornelia.schwarz@izzbw.de<br />
Telefon: 0711/222 966-10<br />
Gabriele Billischek (bi),<br />
E-Mail: gabriele.billischek@izzbw.de<br />
Telefon: 0711/222 966-14<br />
Andrea Mader (am),<br />
Landeszahnärztekammer Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg<br />
Telefon: 0711/228 45-29<br />
E-Mail: mader@lzk-bw.de<br />
Dr. Holger Simon-Denoix (hsd),<br />
Kassenzahnärztliche Vereinigung<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Telefon: 0711/78 77-229<br />
E-Mail: holger.simon-<strong>den</strong>oix@kzvbw.de<br />
_Anschrift der Redaktion:<br />
Informationszentrum Zahn- und<br />
Mundgesundheit Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Heßbrühlstr. 7, 70565 Stuttgart<br />
Telefon: 0711/222 966-14<br />
Telefax: 0711/222 966-21<br />
E-Mail: info@zahnaerzteblatt.de<br />
_Redaktionsassistenz:<br />
Gabriele Billischek<br />
_Layout:<br />
Armin Fischer, Gabriele Billischek<br />
_Autoren*innen dieser Ausgabe:<br />
Dr. Alfred Büttner, Prof. Dr. Elmar<br />
Hellwig, Prof. Dr. Michael Korsch,<br />
Dr. Anne B. Kruse, Andrea Mader,<br />
Dr. Abdel-Karim Mamar, Alexander<br />
Messmer, Dr. Eberhard Montigel, Prof.<br />
Dr. Petra Ratka-Krüber, Guido Reiter,<br />
Cornelia Schwarz, Dr. Jan Wilz<br />
_Titelseite:<br />
Grafik: Adobe Stock/ntinai<br />
_Rubrik Titelthema:<br />
Abbildungen: Adobe Stock: DeepMeta,<br />
iiierlok_xolms; Armin Fischer<br />
_Verantwortlich <strong>für</strong> Amtliche<br />
Mitteilungen der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg (KZV BW):<br />
Dr. Torsten Tomppert,<br />
Vorsitzender des Vorstands der<br />
Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
(KZV BW), KdöR<br />
_Verantwortlich <strong>für</strong> Amtliche<br />
Mitteilungen der Landeszahnärztekammer<br />
Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
(LZK BW):<br />
Dr. Torsten Tomppert, Präsi<strong>den</strong>t<br />
der Landeszahnärztekammer Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg (LZK BW), KdöR<br />
_Hinweise:<br />
Die Redaktion behält sich vor,<br />
Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen.<br />
Ein Anspruch auf Veröffentlichung<br />
besteht nicht. Bei Einsendungen an<br />
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ISSN: 0340-3017
10. DEZEMBER 2022 — 30. APRIL 2023<br />
Transformers<br />
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IM DIALOG MIT KÜNSTLICHEN WESEN<br />
LOUISA CLEMENT<br />
RYAN GANDER<br />
TIMUR SI-QIN<br />
JORDAN WOLFSON<br />
Louisa Clement, Repräsentantin, 2021 © Courtesy die Künstlerin und Cassina Projects, Mailand; Foto: Louisa Clement