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Angebote für den Praxisalltag

Ausgabe 2-3/2023

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ZBW<br />

ZAHNÄRZTEBLATT BADEN-WÜRTTEMBERG<br />

2-3/2023<br />

Titelthema<br />

EU-Medizinprodukteverordnung<br />

(EU-MDR)<br />

Fortbildung<br />

Zahnfleischerkrankungen<br />

bei Schwangeren<br />

ANGEBOTE FÜR<br />

DEN PRAXISALLTAG


Mit freundlicher Unterstützung von


ZBW_02-03/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

3_EDITORIAL<br />

Foto: AdobeStock_96318402<br />

Foto: Prof. Dr. Korsch<br />

TITELTHEMA<br />

Die Zahnmedizin ist, wie jeder medizinische Beruf, ständigen<br />

Veränderungen, Verbesserungen und Innovationen unterworfen.<br />

Nun ja, in manchen Bereichen ist die deutsche Zahnmedizin<br />

auch dem Stillstand ausgesetzt, so beispielsweise hinsichtlich<br />

der Stagnation beim GOZ-Punktwert. Dr. Jan Wilz, GOZ-<br />

Referent der Kammer, hat sich im Leitartikel mit dem Thema<br />

auseinandergesetzt, die Situation auf <strong>den</strong> Punkt gebracht<br />

und entsprechend unseres Titelthemas, Anregungen <strong>für</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>Praxisalltag</strong> formuliert.<br />

Auch PD Dr. Dirk Schulze, Röntgenreferent der LZK, gibt<br />

im Interview mit Andrea Mader ab Seite 10 Ratschläge und<br />

Hinweise im Hinblick auf bevorstehende Begehungen. Zudem<br />

erhält die ZBW-Leserschaft Informationen über die Resonanz<br />

auf die <strong>Angebote</strong> der Webinare zum Thema und welche<br />

Möglichkeiten es gibt, noch offene Fragen beantwortet<br />

zu bekommen.<br />

Im Schnitt mit sechs Stun<strong>den</strong> pro Woche sind Zahnärzte*<br />

innen damit beschäftigt, die an sie und ihre Praxis gestellten<br />

Bürokratieansprüche in <strong>den</strong> Griff zu bekommen. So zumindest<br />

geht es aus <strong>den</strong> Ergebnissen der Online-Umfrage der<br />

Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) hervor, die<br />

unter dem Titel „Gemeinsam Bürokratie abbauen!“ veröffentlicht<br />

wurde. Dabei betonte der KZBV-Vorstand erneut,<br />

worunter der Großteil der Zahnärzteschaft auch hier im<br />

Land ächzt: „Die Bürokratielast einer Zahnarztpraxis hat ein<br />

unerträgliches Maß erreicht, ohne erkennbaren Nutzen zu<br />

stiften.“ Auf Grundlage der Ergebnisse dieser Umfrage sollen<br />

nun konkrete Vorschläge zum Bürokratieabbau erarbeitet<br />

wer<strong>den</strong>. Sobald diese vorliegen, wer<strong>den</strong> wir selbstverständlich<br />

darüber berichten.<br />

Damit Sie in Ihrem <strong>Praxisalltag</strong> nicht auch noch wertvolle<br />

Zeit in das Erstellen von Flyern oder Podcasts zur Patienteninformation<br />

oder das Recruiting von ZFAs stecken müssen,<br />

haben wir Ihnen zudem einen Überblick erstellt, welche Materialien<br />

Sie kostenfrei über die Körperschaften und die gemein-<br />

same Presse- und Öffentlichkeitsstelle, das Informationszentrum<br />

Zahn- und Mundgesundheit (IZZ), beziehen können (S.<br />

16 f.).<br />

FORTBILDUNG<br />

Entsprechend unserem aktuellen Titelthema, Ihnen mit und<br />

durch unsere Berichte Unterstützung <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Praxisalltag</strong> zu<br />

geben, fin<strong>den</strong> Sie in diesem Heft gleich drei Fortbildungsbeiträge.<br />

Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger und Dr. Anne Kruse aus der Klinik<br />

<strong>für</strong> Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Universitätsklinikums<br />

Freiburg machen in ihrem Beitrag über<br />

„Zahnfleischerkrankungen bei Schwangeren“ deutlich, dass<br />

der Zustand des Parodonts weitaus stärker von der Allgemeingesundheit<br />

abhängt, als dies über viele Jahrzehnte angenommen<br />

wurde. Im Beitrag wer<strong>den</strong> die häufigsten Erkrankungen<br />

am Parodont ebenso erläutert wie die passen<strong>den</strong> Therapieoptionen<br />

(S. 30 ff.).<br />

Ab Seite 34 berichten Prof. Dr. Michael Korsch und Dr. Abdel-<br />

Karim Mamar von der kammereigenen Akademie <strong>für</strong> Zahnärztliche<br />

Fortbildung Karlsruhe anhand eines Fallberichts<br />

über die Sofortimplantation mit Sofortversorgung unter Verwendung<br />

von autologem Dentin.<br />

Den Abschluss unserer aktuellen Fortbildungstrilogie bildet der<br />

Bericht von Prof. Dr. Elmar Hellwig, Ärztlicher Direktor an der<br />

Klinik <strong>für</strong> Zahnerhaltungskunde und Parodontologie am Department<br />

<strong>für</strong> Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Albert-<br />

Ludwigs-Universität Freiburg. Er berichtet über das traditionelle<br />

Herbstmeeting im Freiburger Fortbildungszentrum (FFZ), das<br />

als Hybrid-Veranstaltung angeboten wurde. Neben drei Vorträgen,<br />

die sich in erster Linie mit dem Thema Implantat und Periimplantitis<br />

beschäftigten, referierte Dr. Benedikt Luka aus Hannover<br />

zudem über die Kariesprävention bei Patienten*innen mit<br />

Tumorerkrankungen (S. 38f.).<br />

Cornelia Schwarz<br />

»


4_INHALT<br />

ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

INHALT<br />

LEITARTIKEL<br />

09_35 Jahre Punktwert GOZ<br />

Dr. Jan Wilz<br />

BERUFSPOLITIK<br />

18_Prävention ist unser Rettungsschirm<br />

Neujahrsempfang im Zahnärztehaus Freiburg<br />

TITELTHEMA<br />

19_„Wir wünschen uns Vertrauen von der Politik“<br />

Neujahrsempfang der BZK Stuttgart<br />

mit der Kammer im Vorfeld<br />

Behördliche Begehungen nach<br />

dem Strahlenschutzrecht<br />

20_Barrierefreier Zugang zu unserer Gesellschaft<br />

Kammer Konversation<br />

12_EU-Kommission schlägt Fristenverlängerung vor<br />

EU-Medizinprodukteverordnung (EU-MDR)<br />

14_Hohe wöchentliche Belastung der Praxen<br />

Online-Umfrage der KZBV zu Bürokratielasten<br />

24_Jung und engagiert in der Standespolitik<br />

Gemeinsame Nachwuchstagung im Bezirk Stuttgart<br />

16_<strong>Angebote</strong> der Körperschaften nutzen<br />

Praktische Hilfestellungen <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Praxisalltag</strong><br />

26_Von Revolutionen und Evolutionen<br />

Arbeitsplanung des Bundesgesundheitsministeriums 2023


ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

5_INHALT<br />

BERUFSPOLITIK<br />

KOMMUNIKATION<br />

28_Eine Frage der Finanzierung<br />

Reform der Unabhängigen Patientenberatung<br />

Deutschland<br />

41_Zahnärzteschaft präsent<br />

Landesparteitag der FDP in Fellbach<br />

FORTBILDUNG SOZIALES ENGAGEMENT<br />

30_Zahnfleischerkrankungen bei Schwangeren<br />

Risiken rechtzeitig erkennen<br />

42_Kieferorthopädin aus Bühl hilft Randgruppen<br />

Im Ausland und in Deutschland<br />

INFORMATION UND SERVICES<br />

34_Sofortimplantation mit Sofortversorgung<br />

unter Verwendung von autologem Dentin<br />

Fallbericht aus der Akademie<br />

<strong>für</strong> Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe<br />

03_Editorial<br />

44_Namen und<br />

Nachrichten<br />

45_Praxis<br />

46_Personalia<br />

54_ Amtliche Mitteilungen<br />

55_ Zu guter Letzt/<br />

Impressum<br />

Besuchen Sie auch die ZBW-Website. Neben der<br />

Online-Ausgabe des ZBW gibt es zusätzliche Informationen<br />

sowie ein ZBW-Archiv.<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

InformationszentrumZahnundMundgesundheit<br />

izz_bw<br />

izzba<strong>den</strong>wuerttemberg<br />

38_Zahnmedizin aktuell<br />

Traditionelles Herbst-Meeting im<br />

Fortbildungsforum Zahnärzte (FFZ)<br />

Für <strong>den</strong> Druck des Zahnärzteblatts Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

(ZBW) wur<strong>den</strong> ausschließlich Materialien aus<br />

FSC-zertifizierten Wäldern und/oder Recyclingmaterial<br />

aus kontrollierten Quellen verwendet.


6 _PERSPEKTIVEN<br />

ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

SCHWIMMEN IN WINTERLICHEN GEWÄSSERN WIRD ZUM TREND<br />

In Sachsen-Anhalt treffen sich Vereinsmitglieder der „Eisperlen“ regelmäßig zum Eisba<strong>den</strong>. Neben der Stärkung des<br />

Immunsystems fördert das Eisba<strong>den</strong> auch die Durchblutung und trägt dazu bei Muskeln und Gelenke zu stärken. Auch<br />

die mentale Widerstandsfähigkeit wird gestärkt und der Sprung ins eiskalte Nass kann helfen, Angstzustände und<br />

Depressionen zu überwin<strong>den</strong> und die Schlafqualität zu verbessern.<br />

Foto: Picture Alliance/Matthias Bein


ZBW_2-3/2023<br />

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PERSPEKTIVEN_7


Landeszahnärztekammer BW | Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />

Akademie<br />

Fortbildungsangebot<br />

März 2023 - Juni 2023<br />

Zahnärzte/-innen<br />

O-Bn<br />

Online ist genau das richtige Format <strong>für</strong> Sie? Dann profitieren Sie<br />

von folgendem Angebot: Buchen Sie die Kurse<br />

„Die Zunge - alles was man über sie wissen muss“<br />

„Speichel das Gute daran, ist das Gute darin“<br />

als Online-Kurs sowie mindestens einen der bei<strong>den</strong> On-Demand-<br />

Kurse von Prof. Filippi und erhalten Sie auf diese gewählten Kurse<br />

20 % Rabatt!<br />

Kurs Nr. 9430 | 8 Punkte<br />

Hybrid | Einzelkurs | Die Zunge – alles was man über sie<br />

wissen muss<br />

Referent: Prof. Dr. Andreas Filippi<br />

Datum: 17.03.2023<br />

Kursgebühr: 500 €<br />

Kurs Nr. 9431 | 8 Punkte<br />

Hybrid | Einzelkurs | Der Speichel – das Gute daran, ist das<br />

Gute darin<br />

Referent: Prof. Dr. Andreas Filippi<br />

Datum: 16.06.2023<br />

Kursgebühr: 500 €<br />

Kurs Nr. 9434 | 2 Punkte<br />

On-Demand | Apps, die jede Zahnärztin und jeder Zahnarzt<br />

kennen muss<br />

Referent: Prof. Dr. Andreas Filippi<br />

Datum: individuell verfügbar<br />

Kursgebühr: 90 €<br />

Kurs Nr. 9435 | 2 Punkte<br />

On-Demand | Halitosis - die professionelle Mundgeruch-<br />

Sprechstunde in der zahnärztlichen Praxis<br />

Referent: Prof. Dr. Andreas Filippi<br />

Datum: individuell verfügbar<br />

Kursgebühr: 90 €<br />

Curriculum Zahnärztliche Chirurgie <strong>für</strong><br />

Zahnärztinnen<br />

Referentin: Prof. Dr. Margrit-Ann Geibel<br />

Datum: 10.03.-16.09.2023 | 6 Module<br />

Kursgebühr: 3.670 €<br />

Curriculum Endodontie<br />

Referenten: Prof. Dr. Edgar Schäfer, u.a.<br />

Datum: 31.03.2023-18.11.2023 | 8 Module<br />

Kursgebühr: 4.500 €<br />

Curriculum Kinderzahnheilkunde<br />

Referentinnen: Dr. Tania Roloff, M.Sc., u. a.<br />

Datum: 31.03.2023-27.01.2024 | 7 Module<br />

Kursgebühr: 4.950 €<br />

ZFA<br />

Kurs Nr. 9379<br />

Einzelkurs | Röntgenkurs <strong>für</strong> Zahnmedizinische Fachangestellte<br />

Referent: Dr. Burkhard Maager<br />

Datum: 16.-18.03.2023<br />

Kursgebühr: 620 €<br />

Kurs Nr. 9420<br />

Einzelkurs | Die perfekte Assistenz in der zahnärztlichen<br />

Chirurgie<br />

Referentin: Tamara Strobl, PM<br />

Datum: 17.03.2023<br />

Kursgebühr: 320 €<br />

Kurs Nr. 9447 | 18 Punkte<br />

Einzelkurs | Chirurgisch-regenerative Parodontitistherapie<br />

Referent/-in: Prof. Dr. Christian Graetz | Dr. Sonja Sälzer<br />

Datum: 31.03.-01.04.2023<br />

Kursgebühr: 800 €<br />

Unser komplettes Programm mit vielen<br />

weiteren Kursangeboten fin<strong>den</strong> Sie auch auf:<br />

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Wir freuen uns auf Sie!<br />

Akademie <strong>für</strong> Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe | Lorenzstraße 7 | 76135 Karlsruhe | Fon +49 721 9181-200 | Fax + 49 721 9181-222 | fortbildung@za-karlsruhe.de


ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

9_LEITARTIKEL<br />

35 JAHRE PUNKTWERT GOZ<br />

Der GOZ-Punktwert hat Geburtstag! Gratulation zum 35. Wiegenfest!<br />

Er ist zum 1.1.1988 mit 11 Pfennigen zur Welt gekommen und lebt<br />

heute noch völlig unverändert mit 5,62421 Cent. Eigentlich un<strong>den</strong>kbar,<br />

dass die Vergütung eines freien Berufs über einen derart langen Zeitraum<br />

vom Gesetzgeber nicht <strong>den</strong> betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten<br />

und <strong>den</strong> Preisveränderungen angepasst wird! Doch bei der privaten<br />

Gebührenordnung <strong>für</strong> Zahnärzte ist das die traurige Realität! Und angesichts<br />

der kategorisch ablehnen<strong>den</strong> Antwort des BMG zur Anfrage aus dem<br />

Bundestag vom 8. Dezember 2022, ob und wann mit einer Punktwerterhöhung<br />

in der GOZ zu rechnen sei, wird das vorerst wohl so bleiben!<br />

Dr. Jan Wilz<br />

GOZ-Referent der Landeszahnärztekammer Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

Das Jahr 1988 … die Älteren unter uns können<br />

sich noch erinnern: François Mitterand<br />

wird Staatspräsi<strong>den</strong>t in Frankreich,<br />

die Russen ziehen aus Afghanistan ab. Was<br />

ist seit 1988 alles passiert? Ein Mauerfall,<br />

eine Wiedervereinigung und eine neue<br />

Währung, zehn Gesundheitsminister,<br />

sechs US-Präsi<strong>den</strong>ten und sogar drei Päpste<br />

haben wir seit 1988 erlebt. Geblieben ist<br />

lediglich der GOZ-Punktwert <strong>für</strong> die Bewertung<br />

privatzahnärztlicher Leistungen,<br />

der seit 1988 unverändert bei 11 Pfennig<br />

liegt.<br />

In § 15 Zahnheilkundegesetz ist geregelt,<br />

dass die Bundesregierung ermächtigt wird,<br />

die Entgelte <strong>für</strong> die zahnärztliche Tätigkeit<br />

in einer Gebührenordnung festzulegen.<br />

Dabei ist <strong>den</strong> berechtigten Interessen der<br />

Zahnärzte und der zur Zahlung der Entgelte<br />

Verpflichteten, also <strong>den</strong> Patienten,<br />

Rechnung zu tragen. Dieser dort vorgegebenen<br />

Verpflichtung zur Anpassung des<br />

Punktwerts ist der Gesetzgeber seit mehr<br />

als 35 Jahren nicht nachgekommen! Der<br />

GOZ-Punktwert liegt immer noch bei 11<br />

Pfennig!<br />

Da klingt es <strong>für</strong> die Zahnärzte wie Hohn,<br />

wenn der Gesetzgeber in der Begründung<br />

zur Novellierung der Gebührenordnung<br />

<strong>für</strong> Tierärzte (GOT) im November 2022<br />

anmerkt, dass eine GOT-Novelle mit einer<br />

deutlichen Anhebung und Angemessenheit<br />

der Gebühren dringend erforderlich<br />

wurde, um die Tierärzte an der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung der letzten Jahre teilhaben<br />

zu lassen. Eine Erhöhung der Leistungen<br />

<strong>für</strong> Tierärzte um ca. 12 Prozent, der<br />

tierärztlichen Beratungsleistungen sogar<br />

um ca. 30 Prozent wird vom Gesetzgeber<br />

mit einer Anpassung an <strong>den</strong> veterinärmedizinischen<br />

Erkenntnisstand begründet.<br />

Immerhin ist ihm eine einfache Zahnextraktion<br />

beim Tier mehr als doppelt so viel<br />

wert wie beim Menschen!<br />

Zahlen Sie noch die gleiche Miete, die gleichen<br />

Versicherungsbeiträge wie 1988? Die<br />

Kosten <strong>für</strong> Strom sind in dieser Zeit um<br />

117,3 Prozent gestiegen, <strong>für</strong> Nahrungsmittel<br />

um 50,6 Prozent, <strong>für</strong> Kraftstoff um<br />

119,7 Prozent, ja sogar das Gehalt eines<br />

Azubis zur ZFA im ersten Lehrjahr hat in<br />

dieser Zeit um rund 144 Prozent zugelegt.<br />

Der GOZ-Punktwert liegt immer noch bei<br />

11 Pfennig!<br />

Die kontinuierliche Anhebung des BEMA-<br />

Punktwerts im Zeitraum von 1991 bis<br />

2019 hat im Bereich Kons-Chirurgie, Kieferbruch<br />

und PAR dazu geführt, dass das<br />

Honorar um mehr als 56 Prozent, im Bereich<br />

Prothetik um mehr als 39 Prozent gestiegen<br />

ist. Durch die Nichtanhebung des<br />

GOZ-Punktwerts bei gleichzeitiger jährlicher<br />

Erhöhung des durchschnittlichen<br />

Punktwerts im BEMA hat sich eine erhebliche<br />

Verschiebung in der Vergütung von<br />

Leistungen ergeben, sodass viele Leistungen<br />

im BEMA deutlich besser honoriert<br />

sind, als beim 2,3-fachen Satz der GOZ.<br />

Mittlerweile sind mehr als 100 von 204<br />

GOZ-Leistungen im BEMA besser honoriert<br />

als bei der vergleichbaren GOZ-Leistung<br />

zum 2,3-fachen Satz.<br />

Durch die seit Jahren überfällige Punktwertanpassung<br />

in der GOZ ergibt sich sogar<br />

die groteske Situation, dass man bei<br />

über 40 Positionen mit dem PKV-Patienten<br />

eine Honorarvereinbarung nach § 2<br />

GOZ schließen muss, um ein GKV-Honorar<br />

zu erzielen. Ein Zustand, der Konfliktpotenzial<br />

enthält und <strong>den</strong> PKV-Patienten<br />

immer mehr nach<strong>den</strong>klich als Wettbewerbsnachteil<br />

zur Kenntnis nehmen. Man<br />

darf nicht müde wer<strong>den</strong>, dem Privatpatienten<br />

<strong>den</strong> Irrglauben zu nehmen, dass es<br />

sich beim 3,5-fachen Leistungsfaktor der<br />

GOZ um das 3,5-fache des Kassensatzes<br />

handelt. Genau davon geht der unbedarfte<br />

Privatversicherte nämlich aus.<br />

Der einzig verbleibende Ausweg, um bei<br />

dieser Punktwertüberalterung wirtschaftlich<br />

arbeiten zu können, besteht in einer<br />

Ausschöpfung der Steigerungsfaktoren bis<br />

zu 3,5 und bei zahlreichen Leistungen ausschließlich<br />

in der Vereinbarung von Steigerungsfaktoren<br />

über 3,5 in Form einer Honorarvereinbarung<br />

nach § 2 GOZ, die uns<br />

der Gesetzgeber ausdrücklich gestattet<br />

und die uns das Bundesverfassungsgericht<br />

bei der letzten GOZ-Klage im Jahre 2001<br />

(Beschluss vom 13. Februar 2001, Az. 1 BvR<br />

2311/00) sogar expressis verbis empfiehlt.<br />

Wussten Sie, dass der überwiegende Anteil<br />

der Krankenvollversicherungen übrigens<br />

keinerlei Einschränkungen bei der Erstattung<br />

von Steigerungssätzen über 3,5 hat?<br />

Lediglich die Beihilfe erstattet nur bis<br />

3,5-fach. Daher heißt die Beihilfe auch<br />

„Beihilfe“ und nicht „Ganzhilfe“.<br />

Der Vorstand der Landeszahnärztekammer<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg hat aus diesem<br />

Grund <strong>für</strong> das Jahr 2023 die Kampagne<br />

„35 Jahre Punktwert GOZ“ ins Leben gerufen,<br />

die <strong>den</strong> Kollegen die wirtschaftliche<br />

Erbringung von Privatleistungen unter<br />

Anhebung des Steigerungsfaktors auch<br />

unter Zuhilfenahme einer Honorarvereinbarung<br />

nach § 2 GOZ vor Augen führen<br />

wird. Nutzen Sie die Vortragsveranstaltungen<br />

und GOZ-Informationen, die Ihnen<br />

reichlich Argumente <strong>für</strong> das Patientengespräch<br />

und gebührenrechtliche Tipps zur<br />

angemessenen Honorierung Ihrer Leistungen<br />

liefern wer<strong>den</strong>! Nur so kann das wirtschaftliche<br />

Überleben und der Erfolg der<br />

Zahnarztpraxis <strong>für</strong> die Zukunft gewährleistet<br />

wer<strong>den</strong>.


10_TITELTHEMA<br />

ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Behördliche Begehungen nach dem Strahlenschutzrecht<br />

KONSTRUKTIVE<br />

GESPRÄCHE MIT DER<br />

KAMMER IM VORFELD<br />

Das Land Ba<strong>den</strong>-Württemberg hat in seinem Aufsichtsprogramm festgelegt, dass Zahnarztpraxen,<br />

die eine DVT-Röntgeneinrichtung betreiben, ab 2023 gemäß Strahlenschutzrecht<br />

durch das zuständige Regierungspräsidium begangen wer<strong>den</strong> können. Nun ist man geneigt<br />

zu fragen, wie viele behördliche Begehung man als Praxisinhaber*in noch über sich ergehen<br />

lassen muss. So langsam reicht es an Belastungen <strong>für</strong> die Zahnarztpraxen! Wir haben mit<br />

dem Röntgenreferenten der LZK BW, PD Dr. Dirk Schulze, über die neuen behördlichen<br />

Begehungen gesprochen und ihn gefragt, ob hier tatsächlich Handlungsbedarf besteht und<br />

mit welchen Maßnahmen die Kammer die Kollegenschaft unterstützt.<br />

betreiben, eine alle sechs Jahre wiederkehrende<br />

Begehung nach Strahlenschutzverordnung<br />

vor. Fachlich gesehen besteht sicherlich<br />

ein gewisser Handlungsbedarf<br />

z. B. bezüglich der technischen Durchführung,<br />

der dabei auftreten<strong>den</strong> Strahlenexposition<br />

und auch der Dokumentation.<br />

Die genannten Punkte sind aber auch<br />

schon zu großen Teilen Gegenstand der<br />

Prüfungen durch die Zahnärztliche Stelle<br />

und daher stellt sich <strong>für</strong> mich die Frage,<br />

inwiefern die Ergebnisse dieser Begehungen<br />

einen Benefit <strong>für</strong> die Betreiber und <strong>für</strong><br />

die Patienten darstellen. Auf der anderen<br />

Seite sollte aber auch hervorgehoben wer<strong>den</strong>,<br />

dass die Aufsichtsbehör<strong>den</strong> in Ba<strong>den</strong>-<br />

Württemberg im Vorfeld sehr konstruktive<br />

Gespräche mit allen Vertretern der<br />

Kammer und auch der Zahnärztlichen<br />

Stelle geführt haben.<br />

Was raten Sie Kolleginnen und Kollegen,<br />

die die Inbetriebnahme einer neuen DVT-<br />

Röntgeneinrichtung im kommen<strong>den</strong> Jahr<br />

planen?<br />

Die Kammer – Ihr Partner. Gemäß ihrem Motto ist die Kammer und insbesondere der Röntgenreferent<br />

nicht untätig geblieben und hat bereits im Vorfeld der Begehungen in Gesprächen mit<br />

<strong>den</strong> Behör<strong>den</strong> einige gangbare und pragmatische Lösungen <strong>für</strong> die Praxen erreichen können.<br />

ZBW: Wie stehen Sie zu <strong>den</strong> neuen Begehungen<br />

nach Strahlenschutzrecht?<br />

Lassen sich diese Begehungen sachlich<br />

und fachlich begrün<strong>den</strong>?<br />

Dr. Schulze: Eine sachliche Begründung<br />

besteht schon allein in der Forderung der<br />

EURATOM-Richtlinie (sogenannte<br />

„Grundnorm im Strahlenschutz“), wonach<br />

die Mitgliedsstaaten ein Aufsichtsprogramm<br />

etablieren müssen. Die von<br />

<strong>den</strong> Aufsichtsbehör<strong>den</strong> vorgenommene<br />

Kategorisierung entlang des Gefährdungspotenzials<br />

sieht nun <strong>für</strong> Zahnarztpraxen,<br />

die DVT-Röntgeneinrichtungen<br />

Foto: privat<br />

Sie sollten sich von einer „drohen<strong>den</strong>“<br />

Begehung nicht abschrecken lassen.<br />

Ganz im Gegenteil: Viele in der Vergangenheit<br />

offene oder auch ungeklärte<br />

Sachverhalte konnten <strong>für</strong> die Praxen vorteilhaft<br />

geklärt wer<strong>den</strong>. Sofern sich im<br />

Vorfeld einer Beschaffung oder Installation<br />

Unklarheiten aufdrängen, sollten<br />

die Kolleginnen und Kollegen sich bei der<br />

zuständigen Zahnärztlichen Stelle oder<br />

beim zuständigen Regierungspräsidium<br />

mel<strong>den</strong>. Gerade die Organisation des<br />

Strahlenschutzes in der Praxis ist je nach<br />

Konstellation ein neuralgischer Punkt.<br />

Probleme sollten daher transparent kommuniziert<br />

wer<strong>den</strong>, dann liegen die Lösungen<br />

schnell auf der Hand. Ich kann als<br />

Leiter der Zahnärztlichen Stelle nur ausdrücklich<br />

betonen, dass alle Sachbearbeiterinnen<br />

und Fachreferenten gern mit<br />

Rat und Tat zur Seite stehen und damit<br />

das eigentliche Anliegen der Qualitätssicherung<br />

mit Leben füllen.<br />

„Die Kammer – Ihr Partner“. Gemäß ihrem<br />

Motto sind die Kammer und insbesondere<br />

Sie als Röntgenreferent nicht<br />

untätig geblieben. Mit wem und welchen<br />

Behör<strong>den</strong> haben Sie im Vorfeld ge-


ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

11_TITELTHEMA<br />

sprochen und was genau konnten Sie<br />

erreichen?<br />

Konkrete Gespräche habe ich zunächst<br />

mit dem Regierungspräsidium Freiburg<br />

geführt, diese haben sich hauptsächlich<br />

um die Arbeitsabläufe beim Röntgen in<br />

Zahnarztpraxen gedreht. Im Herbst 2022<br />

wur<strong>den</strong> diese Inhalte dann in einem<br />

Workshop vertieft, dieser fand auf der gemeinsamen<br />

Fachdienstbesprechung des<br />

Umweltministeriums Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

und der Regierungspräsidien statt.<br />

Als Ergebnis dieses Workshops wurde mit<br />

Hilfe meiner fachlichen Beratung eine<br />

Checkliste <strong>für</strong> die anstehen<strong>den</strong> Begehungen<br />

erarbeitet. Natürlich haben sich bei<br />

dieser Gelegenheit auch <strong>für</strong> mich sehr aufschlussreiche<br />

Diskussionen und Einblicke<br />

in die Denk- und Arbeitsweisen von Behör<strong>den</strong><br />

ergeben. Einige Fragen haben<br />

mich durchaus überrascht, z. B. ob man<br />

unabsichtlich eine DVT-Untersuchung<br />

auslösen kann. Kontrovers diskutiert wurde<br />

andererseits das aus Sicht des UM erforderliche<br />

Vorliegen einer Arbeitsanweisung,<br />

was ich mit dem Verweis auf die inzwischen<br />

sehr ausführlichen Betriebshandbücher<br />

kategorisch abgelehnt habe.<br />

Natürlich war die Erstellung dieser Checkliste<br />

kein Wunschkonzert, jedoch ist erkennbar,<br />

dass die aus der Perspektive der<br />

Aufsichtsbehör<strong>den</strong> prioritären Aspekte<br />

deutlich hervortreten. Und an dieser Stelle<br />

sei daher noch einmal klar betont: Die<br />

innerbetriebliche Organisation des Strahlenschutzes<br />

steht absolut im Vordergrund.<br />

Als weitere Hilfestellung hat die Kammer<br />

mit Ihnen als Referent vier kostenlose Online-Webinare<br />

angeboten. Wie lautet Ihr<br />

Resümee der Online-Webinare?<br />

Straffe Organisation, gute Koordination<br />

und technische Durchführung durch die<br />

Abteilung Praxisführung der LZK, da<strong>für</strong><br />

gebührt <strong>den</strong> Verantwortlichen noch einmal<br />

ein herzlicher Dank. Zwischen dem<br />

Tag, an dem wir die Veranstaltungen geplant<br />

haben, und dem ersten Webinar lagen<br />

fünf Wochen, das kann nur gelingen,<br />

wenn alle an einem Strang ziehen.<br />

Begehung. Zahnarztpraxen, die eine DVT-Röntgeneinrichtung betreiben, können ab 2023<br />

durch das zuständige Regierungspräsidium begangen wer<strong>den</strong>.<br />

war enorm und viele Teilnehmer haben<br />

sich <strong>für</strong> die Informationsveranstaltung<br />

bedankt.<br />

Denken Sie, die Kollegenschaft ist jetzt<br />

optimal vorbereitet oder bedarf es weiterer<br />

Schulungsmaßnahmen im kommen<strong>den</strong><br />

Jahr?<br />

Da schlagen schon zwei Herzen in meiner<br />

Brust. Natürlich würde ich mir wünschen,<br />

dass mittels der Webinare schon ein Maximum<br />

an Informationen transportiert<br />

wer<strong>den</strong> konnte und <strong>für</strong> viele teilnehmende<br />

Praxen trifft dies bestimmt auch zu.<br />

Aber man muss das auch realistisch betrachten:<br />

Bildgebung ist nur ein kleiner<br />

Teil der zahnmedizinischen Berufsausübung,<br />

wenngleich wir ohne dieses diagnostische<br />

Tool kaum arbeiten könnten.<br />

Deshalb ergeben sich ja so häufig organisatorische<br />

Defizite, auch wenn ich immer<br />

wieder betone, dass man die erforderlichen<br />

Strukturen nur einmal richtig aufsetzen<br />

muss. Dies wird jedoch auch durch<br />

die vorherrschende Personalfluktuation<br />

erheblich beeinflusst, und daher <strong>den</strong>ke<br />

ich, dass es in etlichen Praxen einfach<br />

mehr Zeit, Schulung, Beratung und anderer<br />

Hilfestellungen bedarf, um diese Herausforderung<br />

zu meistern.<br />

Letztlich kann ich jedoch resümieren,<br />

dass die erfolgten Schulungen zu einer<br />

auch positiven Sensibilisierung geführt<br />

haben und dies einge<strong>den</strong>k des doch eher<br />

unangenehmen Hintergrunds.<br />

Welche Hilfsmittel wur<strong>den</strong> der Kollegenschaft<br />

seitens der Kammer noch zur Verfügung<br />

gestellt und wo sind diese abzurufen?<br />

Eine ausführliche Übersicht zu <strong>den</strong> von<br />

<strong>den</strong> Aufsichtsbehör<strong>den</strong> genannten<br />

Punkten findet sich im PRAXIS-Handbuch,<br />

dort wird auch auf diverse hilfreiche<br />

Formulare und Vorlagen verwiesen.<br />

In Abhängigkeit vom Kenntnisstand<br />

wer<strong>den</strong> diese Inhalte angepasst und entsprechend<br />

erweitert.<br />

Hervorzuheben ist auch die fachliche Beratung<br />

durch die Landeszahnärztekammer<br />

(Abteilung Praxisführung) und die<br />

Bezirkszahnärztekammern (Zahnärztliche<br />

Stellen). Wie wür<strong>den</strong> Sie deren Part<br />

beschreiben?<br />

Der Abteilung Praxisführung der LZK<br />

obliegen ja alle personenbezogenen Fragen,<br />

also wer braucht welche Nachweise<br />

(Fachkunde, Kenntnisse) und sind diese<br />

überhaupt aktuell. Das ist natürlich ein<br />

ganz wichtiger Punkt und der sollte ganz<br />

oben auf meiner persönlichen Liste zur<br />

Vorbereitung stehen (Unter uns: der<br />

steht auf allen Listen ganz oben). Bei allen<br />

gerätebezogenen Fragen wendet man<br />

sich an die Zahnärztlichen Stellen in <strong>den</strong><br />

Bezirkszahnärztekammern. Alle Sachbearbeiterinnen<br />

stehen in <strong>den</strong> Startlöchern,<br />

sind auf Fragen zu erforderlichen Unterlagen<br />

vorbereitet und wer<strong>den</strong> Ihnen gern<br />

weiterhelfen.<br />

Foto: Prof. Dr. Schulze<br />

Wie war die Resonanz und wie viele der betroffenen<br />

Praxen konnten Sie erreichen?<br />

Unter Berücksichtigung des o. g. Zeitfensters<br />

haben wir mit insgesamt 631 aktiven<br />

Teilnehmern eine tolle Resonanz<br />

erzielt und es konnte etwa die Hälfte aller<br />

betroffenen Praxen erreicht wer<strong>den</strong>.<br />

Es wur<strong>den</strong> natürlich viele Fragen gestellt,<br />

die meisten habe ich – sofern möglich –<br />

direkt live beantwortet. Das Feedback<br />

Erwägen Sie ein ähnliches Angebot wie<br />

die Hygiene-Beratung – eine DVT-Strahlenschutz-Beratung,<br />

die vor Ort bzw. online<br />

in <strong>den</strong> Praxen die Kolleginnen und<br />

Kollegen informiert und gezielt vorbereitet?<br />

Darüber wurde und wird diskutiert, eine<br />

Beratung vor Ort kann ich mir derzeit<br />

noch nicht vorstellen, online ist das sicherlich<br />

wesentlich leichter zu realisieren.<br />

Was passiert mit <strong>den</strong> Fragen der Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer aus <strong>den</strong> Online-Webinaren?<br />

Derzeit wer<strong>den</strong> die Fragen analysiert und<br />

gebündelt, danach werde ich alle verbliebenen<br />

Fragenkomplexe so präzise wie<br />

möglich beantworten und schließlich<br />

wer<strong>den</strong> diese dann als FAQ auf der LZK-<br />

Webseite veröffentlicht.<br />

Die Fragen stellte Andrea Mader


12_TITELTHEMA<br />

ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

EU-Medizinprodukteverordnung (EU-MDR)<br />

EU-KOMMISSION SCHLÄGT<br />

FRISTENVERLÄNGERUNG VOR<br />

Seit 2021 gilt der neue EU-Rechtsrahmen <strong>für</strong> Medizinprodukte. Nach <strong>den</strong> neuen<br />

Vorgaben sollten zunächst bis spätestens Mai 2024 alle auf dem Markt befindlichen<br />

Medizinprodukte rezertifiziert wer<strong>den</strong>. Auf Drängen aus dem Europäischen Parlament<br />

und von Seiten mehrerer EU-Mitgliedstaaten, einschließlich Deutschland, wur<strong>den</strong><br />

jetzt bei der turnusgemäß stattfin<strong>den</strong><strong>den</strong> Sitzung des Gesundheitsrats (EPSCO) am<br />

9. Dezember 2022 in Brüssel auch die Probleme bei der Implementierung der neuen<br />

EU-MDR diskutiert. In der Sitzung hat EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides eine<br />

Verschiebung der EU-MDR in Aussicht gestellt und einen entsprechen<strong>den</strong> Legislativvorschlag<br />

<strong>für</strong> Januar 2023 angekündigt, der nun von der Kommission vorgelegt wurde.<br />

LEGISLATIVVORSCHLAG<br />

In der EPSCO-Sitzung am 9. Dezember<br />

2022 hat EU-Gesundheitskommissarin<br />

Stella Kyriakides eine Verschiebung der<br />

EU-Medizinprodukteverordnung in<br />

Aussicht gestellt und einen entsprechen<strong>den</strong><br />

Legislativvorschlag <strong>für</strong> Januar<br />

2023 angekündigt. Die Gesundheitskommissarin<br />

gestand ein, dass der<br />

Übergang zu <strong>den</strong> neuen MDR-Vorschriften<br />

viel langsamer verlief als erwartet.<br />

Als Gründe verwies sie auf die<br />

COVID-19-Pandemie, die durch die russische<br />

Invasion in der Ukraine verursachte<br />

Rohstoffknappheit und die geringen<br />

Kapazitäten der Benannten Stellen.<br />

Bereits im Oktober 2022 hatten namhafte<br />

Gesundheits- und Industriepolitiker<br />

der CDU/CSU aus dem Europäischen<br />

Parlament und dem Deutschen<br />

Bundestag ein Schreiben an Bundesgesundheitsminister<br />

Prof. Dr. Karl Lauterbach<br />

gerichtet.<br />

Die Politiker kritisierten insbesondere<br />

die unzureichende Infrastruktur von<br />

und <strong>für</strong> Benannte Stellen, lange Wartezeiten<br />

und unklare, intransparente Antragsverfahren,<br />

die zu einer enormen<br />

Belastung <strong>für</strong> viele Herstellerfirmen<br />

führten und vor allem dazu, dass Produkte<br />

in zunehmende Maße nicht mehr<br />

zur Verfügung stehen. Problematisch<br />

seien auch die Notwendigkeit der Rezertifizierung<br />

und das Erfordernis zur<br />

Durchführung klinischer Prüfung,<br />

auch <strong>für</strong> langjährig bewährte Bestandsprodukte<br />

bei gleichzeitigen Kapazitätsengpässen.<br />

Dies ist besonders kritisch<br />

<strong>für</strong> sogenannte Nischenprodukte.<br />

Foto: AdobeStock_hkama<br />

ÜBERGANGSFRISTEN<br />

Bereits im Vorfeld des EPSCO-Rates<br />

hatte die EU-Kommission am 6. Dezember<br />

2022 ein umfangreiches Informationspapier<br />

veröffentlicht, in dem<br />

die Kommission erstmals die massiven<br />

Probleme bei der Rezertifizierung von<br />

Bestandsprodukten sowie die Schwierigkeiten<br />

mit <strong>den</strong> Benannten Stellen<br />

eingesteht.<br />

Als mögliche Lösungsvorschläge <strong>für</strong> bewährte<br />

Bestandsprodukte bringt die<br />

EU-Kommission dabei eine Verlängerung<br />

der Übergangsfrist in Artikel 120<br />

Absatz 3 der MDR mit gestaffelten Fristen<br />

je nach Risikoklasse des Produkts<br />

ins Gespräch.<br />

BZÄK-EUROPAFORUM<br />

„Die angekündigte Fristenverlängerung<br />

ist sehr erfreulich“, sagt LZK-Präsi<strong>den</strong>t<br />

Dr. Torsten Tomppert, „offensichtlich<br />

hat der wachsende politische Druck aus<br />

<strong>den</strong> EU-Mitgliedstaaten und dem EU-<br />

Parlament die EU-Kommission zum<br />

Einlenken bewogen.“<br />

Dr. Tomppert hatte die Kritik des Berufsstandes<br />

an der Umsetzung der EU-<br />

MDR zuletzt im Rahmen des BZÄK-Europaforums<br />

am 25. Oktober 2022 in<br />

Brüssel gegenüber dem südbadischen<br />

Europaabgeordneten der EVP-Fraktion,<br />

Dr. Andreas Schwab, adressiert. Bei Dr.<br />

Schwab sind die Kritikpunkte an der<br />

richtigen Adresse. Der Europaabgeordnete<br />

hat seinen Wahlkreis in Tuttlingen.<br />

Bekanntermaßen ist Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

mit rund 400 Unternehmen ein be-


ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

13_TITELTHEMA<br />

deutender Standort <strong>für</strong> Medizintechnik<br />

und Tuttlingen zählt zu seinem Zentrum.<br />

Aus diesem Grund haben auch<br />

die ba<strong>den</strong>-württembergische Wirtschaftsministerin<br />

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut<br />

und der ba<strong>den</strong>-württembergische<br />

Gesundheitsminister Manne Lucha<br />

wiederholt Erleichterungen bei der<br />

europäischen Medizinprodukteverordnung<br />

gefordert.<br />

BZÄK-Europaforum. Dr. Torsten Tomppert (l.) adressierte die Kritik des Berufsstandes<br />

an der Umsetzung der EU-MDR gegenüber dem südbadischen<br />

Europaabgeordneten der EVP-Fraktion, Dr. Andreas Schwab, beim Europaforum<br />

der BZÄK.<br />

Dr. Alfred Büttner<br />

Leiter Abteilung Europa der BZÄK<br />

AKTUELLE SITUATION<br />

Am 6. Januar 2023 hat die Europäische<br />

Kommission einen Vorschlag <strong>für</strong> eine erneute<br />

Verschiebung von Teilen der EU-<br />

MDR vorgelegt. Damit folgt die Kommission<br />

der Ankündigung von EU-Gesundheitskommissarin<br />

Stella Kyriakides.<br />

Die EU-Kommission schlägt konkret<br />

vor, dass <strong>für</strong> Medizinprodukte, <strong>für</strong> die<br />

vor dem 26. Mai 2021 eine Konformitätserklärung<br />

ausgestellt wurde, der<br />

Zeitraum <strong>für</strong> die Umstellung auf die<br />

neuen MDR-Vorschriften bei Produkten<br />

mit höherem Risiko, d. h. Klasse-III-Produkte<br />

und implantierbare Klasse-II-b-<br />

Produkte, vom 26. Mai 2024 bis zum<br />

31. Dezember 2027 und bei Produkten<br />

mit mittlerem und geringerem Risiko,<br />

d. h. Klasse-II-a- und Klasse-I-Produkte,<br />

bis zum 31. Dezember 2028 verlängert<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Darüber hinaus schlägt die EU-Kommission<br />

die Einführung einer Übergangsfrist<br />

bis zum 26. Mai 2026 <strong>für</strong> maßgefertigte<br />

implantierbare Produkte der Klasse-III<br />

vor, z. B. <strong>für</strong> patientenspezifische Implantate<br />

zur Knochenrekonstruktion.<br />

Diese Produkte fallen derzeit nicht unter<br />

die Übergangsbestimmungen der MDR.<br />

Die Hersteller von implantierbaren Sonderanfertigungen<br />

der Klasse III müssen<br />

zwar seit dem 26. Mai 2021 alle Anforderungen<br />

der Verordnung erfüllen, erhalten<br />

aber nun mehr Zeit, um ihr Qualitätsmanagementsystem<br />

von einer Benannten<br />

Stelle zertifizieren zu lassen.<br />

Schließlich soll das in der MDR festgelegte<br />

Verkaufsdatum gestrichen wer<strong>den</strong>.<br />

Durch die Abschaffung dieses<br />

Stichtags soll sichergestellt wer<strong>den</strong>,<br />

dass bewährte Medizinprodukte, die<br />

bereits auf dem Markt sind, <strong>den</strong> Gesundheitssystemen<br />

und <strong>den</strong> bedürftigen<br />

Patienten und Patientinnen weiterhin<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Aus (zahn-)ärztlicher Sicht ist erfreulich,<br />

dass die EU-Kommission nach langem<br />

Zögern die Be<strong>den</strong>ken der (Zahn-)Ärzteschaft,<br />

insbesondere von Council of European<br />

Dentists (CED) und BZÄK, sowie<br />

der Hersteller ernst genommen hat<br />

und mit der Verschiebung die Reißleine<br />

gezogen hat. Gleichwohl macht die EU-<br />

Kommission mit dem Vorschlag deutlich,<br />

dass sie nur <strong>den</strong> Zeitpunkt der Umsetzung<br />

verschieben, aber nicht am Inhalt<br />

der MDR rütteln möchte. Bei <strong>den</strong><br />

anstehen<strong>den</strong> Verhandlungen dürfte es<br />

kaum Spielraum <strong>für</strong> weitergehende Korrekturen<br />

an der MDR geben.<br />

Foto: privat<br />

Dr. Alfred Büttner/BZÄK<br />

Redaktionelle Bearbeitung Andrea Mader<br />

INFO<br />

BEWERTUNG<br />

Die beschriebenen Probleme mit<br />

der Umsetzung der EU-MDR hatten<br />

sich bereits kurz nach deren Inkrafttreten<br />

angedeutet. Bis heute<br />

konnten erst ca. 15 Prozent, teilweise<br />

langjährig im Markt befindlicher,<br />

Medizinprodukte, in das neue System<br />

überführt wer<strong>den</strong>. Und wenn<br />

man be<strong>den</strong>kt, dass Zertifizierungsprozesse<br />

rund 18 Monate in Anspruch<br />

nehmen können, stellt die<br />

Fristverlängerung eine ganz wichtige<br />

Maßnahme dar, um kurzfristig<br />

Versorgungsengpässe im gesamten<br />

medizinischen Bereich zu vermei<strong>den</strong>.<br />

Die Staffelung nach Risikoklassen<br />

ist ein sinnvoller Ansatz, um Bestandsprodukte<br />

mit einem geringen<br />

Gefährdungspotenzial unbürokratisch<br />

länger im Markt zu halten.<br />

Jüngst forderte der Council of European<br />

Dentitsts (CED), die Vertretung<br />

der europäischen Zahnärzteschaft in<br />

der EU, <strong>für</strong> Rezertifizierungen von<br />

Bestandsprodukten pragmatische<br />

Anforderungen an zu erhebende<br />

Studien, klinische Daten und Dokumentationsaufwand<br />

zu stellen.<br />

Hier ist dringend Augenmaß gefordert,<br />

<strong>den</strong>n es ist doch sehr zu bezweifeln,<br />

dass sichere bewährte Produkte<br />

durch hohe bürokratische Belastungen<br />

und hohe Zertifizierungskosten<br />

noch sicherer gemacht wer<strong>den</strong><br />

können.<br />

Vielmehr droht, dass dadurch Medizinprodukte<br />

kleinerer Unternehmen<br />

oder geringer Stückzahl vom Markt<br />

verschwin<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> – mit negativen<br />

Auswirkungen auf Praxen und<br />

die Patientenversorgung.<br />

Dr. Norbert Struß,<br />

LZK-Referent <strong>für</strong> Praxisführung


14_TITELTHEMA<br />

ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Resultate der Online-Umfrage der KZBV zu Bürokratielasten<br />

HOHE WÖCHENTLICHE<br />

BELASTUNG DER PRAXEN<br />

Die Zahnarztpraxen wer<strong>den</strong> mit einer hohen wöchentlichen Belastung durch <strong>den</strong> Bürokratieaufwand<br />

konfrontiert. Die Zahnärztinnen und Zahnärzte müssen pro Person<br />

im Schnitt sechs Stun<strong>den</strong> pro Woche <strong>für</strong> bürokratische Aufgaben aufwen<strong>den</strong>, bei <strong>den</strong><br />

Praxisteams sind es zwei Stun<strong>den</strong> und 30 Minuten wöchentlich. Dies geht aus<br />

der Online-Umfrage „Gemeinsam Bürokratie abbauen!“ hervor, die die Kassenzahnärztliche<br />

Bundesvereinigung (KZBV) veröffentlicht hat. Weitere Themen, die auf<br />

<strong>den</strong> Nägeln brennen: das Qualitätsmanagement, die Telematikinfrastruktur, die Kommunikation<br />

mit Krankenkassen und die Dokumentation.<br />

Hoch belastend. Laut Online-Umfrage der KZBV ist <strong>für</strong> die Praxen beispielsweise das Verfahren bei der Erstattung der einzelnen<br />

Komponenten der Telematikinfrastruktur (Durchschnitt 5,5, Median 6) hoch belastend.<br />

Foto: M. Stollberg<br />

„Die Bürokratielast einer Zahnarztpraxis<br />

hat ein unerträgliches Maß erreicht,<br />

ohne erkennbaren Nutzen zu stiften“,<br />

betonte der Vorstand der KZBV. Und<br />

weiter: „Große Anteile wertvoller Behandlungs-<br />

und Beratungszeit, die <strong>den</strong><br />

Versicherten und deren Versorgung zugutekommen<br />

sollten, wer<strong>den</strong> hierdurch<br />

gebun<strong>den</strong>.“ Um nun der Politik und<br />

dem Gesetzgeber einen detaillierten<br />

Maßnahmenkatalog mit Vorschlägen<br />

zur Reduzierung der Bürokratielast in<br />

<strong>den</strong> Praxen vorzulegen, hatte die KZBV<br />

im Oktober 2022 eine Online-Umfrage<br />

unter allen Vertragszahnärztinnen und<br />

-zahnärzten initiiert. Die Beantwortung<br />

des Fragenkatalogs nahm etwa zehn bis<br />

15 Minuten in Anspruch. Die Bögen<br />

wur<strong>den</strong> anonymisiert, im Rahmen der<br />

Auswertung sind 2347 vollständig beantwortete<br />

Fragebögen erfasst wor<strong>den</strong>.<br />

Die Befragung gliederte sich in vier Teile:<br />

allgemeine Praxisdaten, „Bürokratiebelastung<br />

in Ihrer Praxis“, Bürokratie-<br />

Belastung in ausgewählten Themenfeldern<br />

sowie einen Freitextantwortbereich<br />

und „Was Ihnen sonst noch wichtig<br />

wäre!“<br />

VERTEILUNG DES RÜCKLAUFS<br />

Die Vertragszahnärztinnen und Vertragszahnärzte,<br />

die an der Online-Umfrage<br />

teilgenommen haben, verteilen<br />

sich sehr unterschiedlich unter <strong>den</strong> Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigungen in<br />

Deutschland. Manche KZVen seien<br />

deutlich stärker im Rücklauf vertreten<br />

als es dem Anteil an allen Praxen entspreche,<br />

andere entsprechend weniger<br />

stark. „So stammen z. B. 37,5 Prozent<br />

der ausgefüllten Fragebögen aus <strong>den</strong><br />

neuen Bundesländern, während nur<br />

17,1 Prozent aller Praxen auf dieses Ge-


ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

15_TITELTHEMA<br />

biet entfallen“, hat die KZBV analysiert.<br />

Bezogen auf die Praxisformen weiche<br />

die Stichprobe weniger stark von <strong>den</strong><br />

Gesamtdaten ab: „Mit 89,0 Prozent sind<br />

die Einzelpraxen im Rücklauf etwas<br />

stärker vertreten als in der Gesamtheit<br />

aller Praxen mit 80,3 Prozent.“ Bei <strong>den</strong><br />

anderen Praxisformen – BAG und<br />

MVZ – sei der Anteil in der Stichprobe<br />

entsprechend „etwas niedriger“.<br />

BÜROKRATIEBELASTUNGEN<br />

Im zweiten Teil fragten die Meinungsforscher<br />

der Firma LamaPoll, Berlin, nach<br />

der „Einschätzung, wie sich die<br />

bürokratischen Belastungen innerhalb<br />

Ihrer Praxis auf die dort tätigen Personen<br />

nach ihrer Funktion aufteilen“. Insgesamt<br />

wer<strong>den</strong> die Zahnarztpraxen mit einer<br />

hohen wöchentlichen Belastung<br />

durch <strong>den</strong> Bürokratieaufwand konfrontiert.<br />

Die Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />

müssen pro Person im Schnitt sechs<br />

Stun<strong>den</strong> pro Woche für bürokratische<br />

Aufgaben aufwen<strong>den</strong>. Bei <strong>den</strong> Praxisteams<br />

sind es zwei Stun<strong>den</strong> und 30 Minuten<br />

wöchentlich. Der Aufwand der<br />

Praxismitarbeiterinnen und -mitarbeiter<br />

in einer Praxis sei zwar absolut höher,<br />

verteile sich aber auf mehr Personen. „Im<br />

Durchschnitt über alle Praxen und Personengruppen<br />

liegt der Bürokratieaufwand<br />

pro tätige Person bei 3 Stun<strong>den</strong><br />

und 36 Minuten pro Woche“, so die Demoskopen.<br />

Über alle in <strong>den</strong> Praxen<br />

Tätigen werde der zeitliche Aufwand für<br />

Bürokratie in <strong>den</strong> neuen Bundesländern<br />

mit drei Stun<strong>den</strong> und 45 Minuten pro<br />

Woche und Person geringfügig höher<br />

eingeschätzt als in <strong>den</strong> alten Bundesländern<br />

mit drei Stun<strong>den</strong> und 34 Minuten<br />

pro Woche und Person. Im Übrigen<br />

„liegen Einzelpraxen mit 3 Stun<strong>den</strong> und<br />

45 Minuten pro Person und Woche<br />

höher als BAG (3 Stun<strong>den</strong>) und MVZ<br />

(1 Stunde und 49 Minuten)“.<br />

Bürokratielasten. Für<br />

bürokratische Aufgaben<br />

wen<strong>den</strong> Zahnärztinnen<br />

und Zahnärzte laut<br />

Online-Umfrage im<br />

Schnitt sechs Stun<strong>den</strong> pro<br />

Woche auf, die Praxisteams<br />

zusätzlich nochmal<br />

zwei Stun<strong>den</strong> und<br />

30 Minuten.<br />

Im dritten Teil der Umfrage wur<strong>den</strong> die<br />

Zahnärztinnen und Zahnärzte um eine<br />

Einschätzung gebeten, „in welchen der<br />

nachfolgen<strong>den</strong> von der KZBV bereits als<br />

relevant ausgewählten Themenfeldern<br />

bzw. Bereichen aus Ihrer Sicht die<br />

bürokratischen Belastungen niedrig,<br />

mittel oder hoch sind“ – in einer Skala<br />

von 1 (niedrig) bis 7 (hoch). Das Ergebnis<br />

zu <strong>den</strong> vorgegebenen Themenbereichen:<br />

Die Belastungsintensität liege in der Regel<br />

auf dem Niveau des Zeitaufwands, „d.<br />

h. Aufgaben, die als sehr störend empfun<strong>den</strong><br />

wer<strong>den</strong>, erfordern in der Regel<br />

auch einen großen Zeitaufwand“. Hoch<br />

belastend wer<strong>den</strong> wahrgenommen: das<br />

einrichtungsinterne Qualitätsmanagement,<br />

die Erstattung der einzelnen Komponenten<br />

der Telematikinfrastruktur, die<br />

Schriftformerfordernis für Vereinbarungen<br />

mit <strong>den</strong> Patientinnen und Patienten<br />

und der zusätzliche Papierausdruck bei<br />

der Elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />

(eAU). Mit geringerer Belastung<br />

wirken papiergebun<strong>den</strong>e Verfahren<br />

beim Gutachterwesen, die Pflicht<br />

zum Nachweis von Fortbildungen alle<br />

fünf Jahre, Verfahren vor dem Zulassungsausschuss<br />

und die Pflicht zum<br />

Nachweis einer Berufshaftpflichtversicherung.<br />

Insgesamt wür<strong>den</strong> die alten<br />

und neuen Bundesländer und die einzelnen<br />

Praxisformen in ihrer Einschätzung<br />

durchschnittlich nicht sehr weit auseinander<br />

liegen. „Die bestehen<strong>den</strong> Unterschiede<br />

liegen in der Regel unterhalb von<br />

einem Punkt“, erläuterte die KZBV.<br />

FREITEXTANTWORTEN<br />

„Zeit und Nerven“, „viel zu kompliziert“,<br />

„viel Zeit in Anspruch genommen“,<br />

oft in Kombination mit <strong>den</strong> Themen<br />

Telematik, Krankenkassen, Digitalisierung,<br />

Dokumentation und QM: Einige<br />

Kritik kam zusammen in <strong>den</strong> Freitextantworten,<br />

allerdings sei deutlich<br />

gewor<strong>den</strong>, dass die von Zahnärztinnen<br />

und Zahnärzten kritisierten Themen<br />

„nicht pauschal“ abgelehnt wür<strong>den</strong>,<br />

sondern vor allem unnötiger Aufwand<br />

und unausgereifte Umsetzungen erkennen<br />

lassen, „mit <strong>den</strong>en die Praxen allein<br />

gelassen wer<strong>den</strong>“. Eine daraus entstehende<br />

Belastung sei vor allem eine zeitliche:<br />

„Die als überflüssig empfun<strong>den</strong>en<br />

Bürokratieaufwände sorgen für Frust,<br />

weil sie wertvolle Ressourcen bin<strong>den</strong><br />

und so die zahnärztliche Kerntätigkeit –<br />

die Behandlung der Patientinen und<br />

Patienten und die Zeit für die atientinen<br />

und Patienten – mehr und mehr zu<br />

kurz kommt.“<br />

KONKRETE VORSCHLÄGE<br />

Die Vertreterversammlung der KZBV,<br />

die im November 2022 in München tagte,<br />

hat <strong>den</strong> Vorstand beauftragt, auf<br />

Grundlage der Ergebnisse der Online-<br />

Umfrage konkrete Vorschläge zum Bürokratieabbau<br />

in Zahnarztpraxen zu<br />

unterbreiten. Politik und Gesetzgeber<br />

sollen diese in einem detaillierten Maßnahmenkatalog<br />

vorgelegt wer<strong>den</strong>.<br />

Guido Reiter<br />

INFO<br />

Zur vollständigen<br />

Auswertung der<br />

Online-Umfrage<br />

kommen Sie über<br />

diesen Link: https://<br />

bit.ly/3YSFKmF<br />

Foto: unsplash.com/AlexanderGrey


16_TITELTHEMA<br />

ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Praktische Hilfestellungen <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Praxisalltag</strong><br />

ANGEBOTE DER<br />

KÖRPERSCHAFTEN<br />

NUTZEN<br />

Neben ihren Kernaufgaben halten die Kassenzahnärztliche<br />

Vereinigung (KZV) und die Landeszahnärztekammer (LZK )<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg zahlreiche Erleichterungen <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Praxisalltag</strong> vor und helfen, Synergien<br />

zu nutzen. Und auch das Informationszentrum Zahn- und Mundgesundheit (IZZ) als Presseund<br />

Öffentlichkeitsstelle der Zahnärzteschaft in Ba<strong>den</strong>-Württemberg unterstützt mit seinen<br />

Infomaterialien nicht nur die Medienlandschaft, die Institutionen des Gesundheitswesens<br />

und die Bevölkerung, sondern natürlich auch die zahnmedizinische Kollegenschaft. Ein<br />

Überblick.<br />

KZV BW<br />

Unterstützung der KZV-Mitglieder bei<br />

allen die vertragszahnärztliche Berufsausübung<br />

betreffen<strong>den</strong> Fragen – dies ist<br />

der Anspruch, unter dem die KZV ihr<br />

Informations- und Serviceangebot stetig<br />

weiterentwickelt.<br />

Wichtige Informationen wer<strong>den</strong> <strong>den</strong><br />

Zahnarztpraxen durch die regelmäßig erscheinen<strong>den</strong><br />

Rundschreiben digital übermittelt<br />

und durch persönliche Beratungsangebote<br />

ergänzt. Auch das wöchentlich<br />

erscheinende Onlinemagazin „Gesundheitstelegramm“<br />

und die Zielgruppen-<br />

Newsletter „Zahn & Zukunft“ <strong>für</strong> angestellte<br />

Zahnärzte*innen sowie „Alles unter<br />

einen Hut“ zum Thema <strong>Praxisalltag</strong><br />

und Familie tragen dazu bei, dass nötiges<br />

Wissen sowie Wissenswertes stets zur Verfügung<br />

stehen. Das jährlich erscheinende<br />

Seminarangebot gibt einen Überblick<br />

über das Kursprogramm des Fortbildungsforums<br />

Zahnärzte (FFZ) der KZV.<br />

Im Bereich der vertragszahnärztlichen<br />

Abrechnung unterstützt die KZV die<br />

Praxen durch innovative digitale <strong>Angebote</strong>,<br />

beispielsweise die Abrechnungsleitlinien<br />

auf der Webseite, die umfangreiche<br />

Informationen zur Abrechnung<br />

der einzelnen Gebührenpositionen geben,<br />

die Gebühren-App sowie <strong>den</strong> Podcast<br />

„BEMA mit Biss“.<br />

Insbesondere <strong>für</strong> jüngere Zahnärzte*innen<br />

wurde gemeinsam mit der LZK der<br />

„Reiseführer“ als digitales Nachschlagewerk<br />

erstellt, der in gut 250 verlinkten<br />

Schlagworten geballtes Wissen rund<br />

um <strong>den</strong> zahnärztlichen Beruf bietet und<br />

stetig aktualisiert wird.<br />

Portfolio. Das Angebot <strong>für</strong> die Zahnärzteschaft ist umfangreich und will sowohl im <strong>Praxisalltag</strong>,<br />

wie auch bei der Beratung der Bevölkerung unterstützen.<br />

Damit auch die Patientenschaft zu<br />

zahnmedizinischen Fragen und aktuellen<br />

Entwicklungen stets gut informiert<br />

ist, können die Praxen Broschüren<br />

und sonstige Infomaterialien beziehen,<br />

die von der KZBV bereitgestellt<br />

wer<strong>den</strong>. Weitere Flyer, Plakate und Praxisaushänge<br />

stellt die KZV anlassbezogen<br />

zur Verfügung.<br />

LZK BW<br />

Speziell zur Erleichterung der Tätigkeit<br />

in eigener Praxis stellt die Kammer<br />

neben Beratungsangeboten und<br />

Schulungen auch Informationen,<br />

Materialien, Musterverträge und vieles<br />

mehr zur Verfügung. Geschah dies<br />

früher noch gedruckt, ist das Angebot<br />

mittlerweile vollständig und aktuell<br />

auf der Webseite der LZK abrufbar.<br />

Dort fin<strong>den</strong> sich alle Informationen<br />

zum <strong>Praxisalltag</strong>, zur Gesetzeslage,<br />

die LZK-Rahmenverträge, Fortund<br />

Weiterbildungen, die Zahnarztsuche,<br />

eine Stellenbörse und vieles<br />

mehr.<br />

Foto: C. Schwarz


ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

17_TITELTHEMA<br />

INFO<br />

Direkter Link zum<br />

Praxis-Handbuch.<br />

Als besonders hilfreich wird von<br />

zahnärztlicher Seite oft das PRAXIS-<br />

Handbuch gelobt, das mittlerweile<br />

auch von anderen Kammern ganz<br />

oder in Teilen genutzt wird. Mit seinen<br />

Checklisten, Formularsammlungen,<br />

Musterdokumenten und -verträgen<br />

ist das PRAXIS-Handbuch eine<br />

hilfreiche Entlastung im zahnärztlichen<br />

Alltag.<br />

Um immer auf dem Laufen<strong>den</strong> zu<br />

sein, kann der Newsletter Kammer<br />

Kompakt abonniert wer<strong>den</strong>, der wöchentlich<br />

Aktuelles und Informatives<br />

direkt in die Praxis liefert.<br />

2022 wurde zudem auf der Webseite<br />

der LZK-Bestellservice mit einem Angebot<br />

wechselnder Druckstücke eingerichtet.<br />

Die Palette reicht von Praxisaushängen<br />

(beispielsweise zu Coronaregelungen)<br />

über Schriftenreihen<br />

bis hin zu Flyern zur Aufstiegsfortbildung<br />

<strong>für</strong> ZFA, die einfach online angefordert<br />

wer<strong>den</strong> können.<br />

INFO<br />

Alle aktuellen Podcasts<br />

im Überblick.<br />

IZZ<br />

Das IZZ ist eine gemeinsame Einrichtung<br />

der KZV und der LZK, um die<br />

Zahnärzteschaft in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

mit einer Stimme nach außen<br />

sprechen zu lassen. In dieser Funktion<br />

erarbeitet das IZZ-Team in <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en<br />

zahnmedizinisch relevanten<br />

Bereichen unter anderem regelmäßig<br />

aktuelles und zeitgemäßes Infomaterial,<br />

das kostenfrei bezogen wer<strong>den</strong><br />

kann.<br />

Insgesamt produzierte das IZZ unter<br />

dem Titel „Auf <strong>den</strong> Zahn gefühlt“ im<br />

Jahr 2022 sechs Podcastfolgen. Im Dialog<br />

mit <strong>den</strong> Experten*innen, die allesamt<br />

in Ba<strong>den</strong>-Württemberg tätig<br />

sind, wur<strong>den</strong> die Themen Aligner, Implantate,<br />

Zahnärztlicher Kinderpass,<br />

Parodontologie, zahngesunde Ernährung<br />

und Ausbildungsberuf ZFA ausgearbeitet.<br />

Immer häufiger nutzen<br />

auch Zahnarztpraxen die Podcasts als<br />

Aufklärungsangebot <strong>für</strong> ihre Patienten*innen.<br />

Da die Podcasts auf allen<br />

gängigen Portalen abrufbar sind, genügt<br />

ein Link oder die direkte Verbindung<br />

zur Homepage des IZZ, um <strong>den</strong><br />

Podcast zu nutzen. Für 2023 sind<br />

sechs weitere Folgen geplant.<br />

Kaum ein Jahr, in dem so viele Fachkräfte<br />

fehlten, wie im Jahr 2022. Pflege,<br />

Handwerk, Logistik, Gastronomie –<br />

und natürlich auch in <strong>den</strong> Zahnarztpraxen<br />

wurde der Ruf nach Auszubil<strong>den</strong><strong>den</strong><br />

immer lauter. Auch das IZZ<br />

suchte im Namen der Zahnärzteschaft<br />

nach neuen Wegen oder versuchte,<br />

Bewährtes weiter auszubauen<br />

und zu ergänzen. Neben einem umfassen<strong>den</strong><br />

Flyerangebot sowohl zum Ausbildungsberuf<br />

wie auch zur Aufstiegsfortbildung<br />

entwickelte das IZZ <strong>den</strong><br />

virtuellen Rundgang durch die Zahnarztpraxis,<br />

der in der Akademie <strong>für</strong><br />

Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe<br />

aufgenommen wurde und mit eingearbeiteten<br />

Clips über die einzelnen<br />

Ausbildungsschritte Orientierung<br />

bietet.<br />

Neu erstellte YouTube-Kurzvideos<br />

run<strong>den</strong> <strong>den</strong> Einblicke in die einzelnen<br />

Aufstiegsfortbildungen der*des ZFA<br />

ab und ergänzen, gemeinsam mit dem<br />

Podcast zum Ausbildungsberuf, das<br />

Portfolio an Information.<br />

DER ZAHNÄRZTLICHE KINDERPASS<br />

Die Neuauflage des Zahnärztlichen<br />

Kinderpasses liegt mittlerweile ein<br />

Jahr zurück. Dennoch wird die aktuelle<br />

Auflage stetig in Zusammenarbeit<br />

mit PD Dr. Yvonne Wagner, Direktorin<br />

des kammereigenen Zahnmedizinischen<br />

Fortbildungszentrums Stuttgart<br />

(ZFZ), aktualisiert und ergänzt.<br />

Wurde die Finanzierung der Druckkosten<br />

der früheren Auflagen durch<br />

einen Sponsor aus der zahnmedizinischen<br />

Fachwelt getragen, tragen LZK<br />

und KZV die Druckkosten mittlerweile<br />

selbst und signalisieren damit deutlich<br />

ihren unabhängigen Stand. Ähnlich<br />

wie das Kinderuntersuchungsheft<br />

ist der Zahnärztliche Kinderpass nach<br />

dem Prinzip der Dokumentation der<br />

Zahngesundheitsbiografie gestaltet<br />

und konzipiert. Der Kinderpass hilft<br />

<strong>den</strong> behandeln<strong>den</strong> Teams dabei, die<br />

Kinder frühzeitig an eine regelmäßige<br />

Zahn- und Mundgesundheit zu gewöhnen<br />

und erinnert an wiederkehrende<br />

Termine und einzelne Entwicklungsschritte.<br />

Mittlerweile gibt es <strong>den</strong> Zahnärztlichen<br />

Kinderpass zudem in verschie<strong>den</strong>en<br />

Sprachen und er wird aktuell<br />

durch drei Ergänzungsblätter vervollständigt.<br />

Dabei wur<strong>den</strong> die Themen<br />

Mundgesundheit in der Schwangerschaft,<br />

Mundgesundheit im Kleinkind-<br />

und Vorschulalter und die<br />

Gruppenprophylaxe mit Kindern und<br />

Jugendlichen ausgearbeitet. Natürlich<br />

sind auch diese neben der deutschen<br />

Version in Arabisch, Englisch, Türkisch<br />

und Ukrainisch zu beziehen.<br />

Erfreulich in diesem Zusammenhang<br />

ist, dass immer häufiger gynäkologische<br />

und Kinderarztpraxen, Gesundheitsämter<br />

und auch Geburtsstationen<br />

einzelner Krankenhäuser <strong>den</strong><br />

Zahnärztlichen Kinderpass bestellen.<br />

Für die Praxis wurde ganz aktuell zudem<br />

ein Plakat erarbeitet, das über die<br />

Homepage des IZZ heruntergela<strong>den</strong><br />

wer<strong>den</strong> kann, um auf <strong>den</strong> Kinderpass<br />

aufmerksam zu machen.<br />

FLYERANGEBOT<br />

Insgesamt steht der Zahnärzteschaft<br />

ein umfassendes Flyermaterial zum<br />

kostenfreien Bezug und zur Nutzung<br />

in der Praxis zur Verfügung. Dabei<br />

geht es neben der Prophylaxe und der<br />

Zahn- und Mundgesundheit auch um<br />

Diabetes und Mundgesundheit, Zahngesundheit<br />

<strong>für</strong> Menschen mit Behinderung,<br />

Mundgesundheit bei Pflegebedarf<br />

und über Füllungen. Ein weiterer<br />

Flyer zum Basistarif ist in enger Zusammenarbeit<br />

zwischen IZZ und LZK<br />

ebenfalls ausgearbeitet wor<strong>den</strong> und<br />

steht in Kürze bereit.<br />

Weitere Goodies, die <strong>den</strong> <strong>Praxisalltag</strong><br />

erheitern wollen, sind die IZZ-Postkartenreihe<br />

mit zahnmedizinischen Sprüchen,<br />

das Wimmel- und Suchbild <strong>für</strong><br />

Kinder und kinderfreundliche Zahni-<br />

Postkarten zum Versand.<br />

SOCIAL MEDIA<br />

Neue Kanäle erfordern neue Formate,<br />

die die unterschiedlichsten Emotionen<br />

der User wecken sollten. Daher<br />

twittert das IZZ, spricht die jüngere<br />

Generation über Instagram und Tik-<br />

Tok an, pflegt Kontakte über LinkedIn<br />

und postet bei Facebook. Auch die<br />

Körperschaften fin<strong>den</strong> Sie auf Facebook<br />

und auf Instagram. Dabei wird<br />

der Kontakt zu <strong>den</strong> unterschiedlichen<br />

Zielgruppen sowie der Austausch auf<br />

verschie<strong>den</strong>en Ebenen gesucht. Synergien<br />

können durch ein Teilen der Contentbeiträge<br />

unkompliziert genutzt<br />

wer<strong>den</strong> und Informationen und Positionen<br />

der Zahnärzteschaft dadurch<br />

geballt nach außen getragen wer<strong>den</strong>.<br />

Cornelia Schwarz


18_BERUFSPOLITIK<br />

ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Neujahrsempfang im Zahnärztehaus Freiburg<br />

PRÄVENTION IST UNSER<br />

RETTUNGSSCHIRM<br />

Es ist eine schöne Tradition, dass zu Beginn eines neuen Jahres die <strong>den</strong>tale Familie und<br />

zudem besonders gela<strong>den</strong>e Gäste im Zahnärztehaus Freiburg zusammenkommen. Dabei<br />

gibt es meistens mehrere Höhepunkte und so war es auch in diesem Jahr: Der hochkarätige<br />

Festvortrag von Prof. Dr. Roland Frankenberger, Professor <strong>für</strong> Zahnerhaltung an<br />

der Philipps-Universität Marburg und <strong>den</strong> Universitätskliniken Gießen und Marburg,<br />

gab zahlreiche Impulse <strong>für</strong> das Auditorium und die Ehrungen bestätigten wieder einmal<br />

besondere Werte wie Beständigkeit, Verbun<strong>den</strong>heit und Zusammengehörigkeit.<br />

Erfolg. „16 Prozent weniger Endos, 33 Prozent<br />

weniger Extraktionen und 48 Prozent weniger<br />

Füllungen in Deutschland seit 1991“. Für Prof. Dr.<br />

Roland Frankenberger das erfolgreichste Fach der<br />

deutschen Medizin hinsichtlich Prävention.<br />

Unter dem Titel „Postpandemische<br />

Zahnmedizin“ nahm Prof. Dr. Roland<br />

Frankenberger das Auditorium nicht<br />

nur in die Zeit der Zahnmedizin nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg mit, sondern<br />

gab ihm zudem einen Einblick in seine<br />

Sichtweisen zur Zahnmedizin während<br />

der Pandemie. Er streifte sowohl das politische<br />

wie auch das universitätspolitsche<br />

Spektrum, sprach über die neue<br />

Approbationsordnung, die richtige Ernährung<br />

und darüber, was die Zahnärzteschaft<br />

wirklich systemrelevant mache.<br />

HISTORIE<br />

War der Zahnmedizinberuf in <strong>den</strong><br />

1950er-Jahren noch eher unspektakulär,<br />

machte die deutsche Zahnheilkunde vor<br />

allem unter der Ära Helmut Schmidt<br />

weltweit von sich re<strong>den</strong>, als der deutsche<br />

Dentalgoldverbrauch rund 50 Prozent<br />

des kompletten Weltumsatzes ausmachte.<br />

„Eine Situation, die <strong>den</strong> Zahnärzten<br />

bis heute zu schaffen macht“, so Prof.<br />

Foto: Schätzle/BZK Freiburg<br />

Frankenberger, <strong>den</strong>n ein Großteil der<br />

Bevölkerung assoziiere <strong>den</strong> Berufsstand<br />

seither vor allem mit „zu viel Geld“. Bekräftigt<br />

wurde diese Sichtweise durch<br />

Berichterstattungen, wie sie der Stern<br />

2018 abgab und in seiner Ausgabe 7 von<br />

<strong>den</strong> vermeintlich „teuren Tricks der<br />

Zahnärzte“ berichtete. Von da an – und<br />

das lag auch an <strong>den</strong> Bemühungen Prof.<br />

Frankenbergers, der <strong>den</strong> offenen Dialog<br />

mit <strong>den</strong> Medien suchte – fand ein Um<strong>den</strong>ken<br />

hinsichtlich des Bilds der deutschen<br />

Zahnmedizin statt. So ist der Gesamtzusammenhang<br />

zwischen der<br />

Zahnmedizin und anderen Krankheiten<br />

mittlerweile nicht nur wissenschaftlich<br />

anerkannt, sondern auch immer häufiger<br />

im Bewusstsein der Bevölkerung.<br />

PRÄVENTION<br />

Laut Prof. Frankenberger kam die deutsche<br />

Zahnärzteschaft nur deshalb so gut<br />

durch die Pandemie, „weil sie <strong>den</strong> Kopf<br />

nicht in <strong>den</strong> Sand gesteckt hat“. So betrachtet<br />

er vor allem die Prävention als<br />

Rettungsschirm <strong>für</strong> <strong>den</strong> Berufsstand.<br />

„Wir müssen uns als Oralmediziner definieren,<br />

Prävention betreiben und nicht<br />

stilles Opfer sein.“ So fordert er einerseits<br />

die Gleichberechtigung der Zahnmedizin,<br />

warnte aber andererseits auch<br />

davor, sie nicht überzubewerten und<br />

wichtiger zu machen, als sie ist.<br />

„Wir haben heute 16 Prozent weniger<br />

Endos, 33 Prozent weniger Extraktionen<br />

und 48 Prozent weniger Füllungen in<br />

Deutschland als 1991“, bilanzierte Prof.<br />

Frankenberger und betrachtet die Zahnmedizin<br />

hinsichtlich Prävention damit<br />

als erfolgreichstes Fach der deutschen<br />

Medizin.<br />

Und <strong>den</strong>noch sieht Prof. Frankenberger<br />

<strong>den</strong> Stellenwert der Zahnmedizin weit<br />

im hinteren Feld. Dies manifestiere sich<br />

vor allem an Werten wie der Anzahl der<br />

Professuren pro Standort oder der Verhältniszahl<br />

der Studieren<strong>den</strong> hinsichtlich<br />

der wissenschaftlichen Vollzeitstellen.<br />

„Wir machen mehr Lehre“, ist er<br />

überzeugt, weshalb er die neue Approbationsordnung<br />

als wichtigen Hebel betrachtet,<br />

<strong>den</strong> es anzusetzen gelte, um<br />

Freiräume <strong>für</strong> die Forschung zu schaffen.<br />

Zwar sei die Zahnmedizin aktuell in einer<br />

kritischen Phase, die durch die 30<br />

Jahre alten Porsche-Klischees beeinträchtigt<br />

werde, die bis in die Fakultäten<br />

hineinreichten, doch dem, so Prof. Frankenberger,<br />

gelte es drei Ansätze entgegenzuhalten:<br />

<strong>den</strong> Zusammenhalt des Berufsstands,<br />

die Prävention als Rettungsschirm<br />

zu betrachten und sich als Mediziner<br />

zu sehen.<br />

EHRUNGEN<br />

Abgerundet wur<strong>den</strong> die Begegnungen<br />

2023 durch die Ehrungen des Vorstands.<br />

Dr. Peter Riedel verlieh in seiner<br />

Funktion als Vorsitzender der Bezirkszahnärztekammer<br />

(BZK) Freiburg und<br />

Dr. Georg Bach als Vorsitzender der Bezirksgruppe<br />

Freiburg der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung (KZV) Ba<strong>den</strong>-<br />

Württemberg nicht nur die Verdienstmedaille<br />

der Landeszahnärztekammer<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg (siehe Beitrag auf<br />

Seite 46), sondern ehrte auch Jubilare,<br />

deren Approbation sich in diesem Jahr<br />

zum 50. Mal jährt (siehe Beitrag auf Seite<br />

47).<br />

Auch nach dem offiziellen Programm<br />

ergaben sich in der besonderen Atmosphäre<br />

des Freiburger Zahnärztehauses<br />

noch zahlreiche, ganz besondere Begegnungen.<br />

Begegnungen, die geprägt waren<br />

vom Miteinander unter Kollegen*innen,<br />

wertvollen Gesprächen und<br />

dem Austausch unter Gleichgesinnten.<br />

Cornelia Schwarz


ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

19_BERUFSPOLITIK<br />

Neujahrsempfang der BZK Stuttgart<br />

„WIR WÜNSCHEN UNS<br />

VERTRAUEN VON DER POLITIK“<br />

Der VV-Saal des Stuttgarter Zahnärztehauses war schon kurz vor Beginn des Neujahrsempfangs<br />

gut gefüllt. In kleinen Gruppen stan<strong>den</strong> die Gäste gut gelaunt mit ihren<br />

Sektgläsern um die Stehtische und unterhielten sich angeregt. Ohne Maske, ohne<br />

Mindestabstand. Es war deutlich zu spüren, wie sehr der persönliche Austausch und das<br />

direkte Gespräch vermisst wor<strong>den</strong> waren in <strong>den</strong> letzten zwei Jahren, in <strong>den</strong>en der<br />

Neujahrsempfang coronabedingt ausfallen musste. „Doch in <strong>den</strong> drei Jahren seit unserem<br />

letzten Empfang ist vieles passiert“, so BZK-Vorsitzender Dr. Eberhard Montigel in seiner<br />

Begrüßung. „Die Coronapandemie hat nicht nur uns, sondern viele Strukturen belastet<br />

und auf <strong>den</strong> Prüfstand gestellt.“<br />

Fotos: F. Kleinbach<br />

Begrüßung. BZK-Vorsitzender Dr. Eberhard Montigel freute sich, dass<br />

so viele der Einladung der BZK zum Neujahrsempfang gefolgt sind.<br />

Dank. Der Dank des Vorsitzen<strong>den</strong> galt seinen Vorstandskolleginnen und -kollegen und allen<br />

ehrenamtlich Tätigen: Prof. Dr. Dr. Benedicta Beck-Broichsitter, Dr. Florentine Carow-Lippenberger,<br />

Dr. Hendrik Putze, Dr. Edith Nadj-Papp und Dr. Daniela Wörz (erste Reihe v. l.).<br />

Zunächst resümierte Dr. Montigel die<br />

vergangenen drei „Corona-Jahre“, in <strong>den</strong>en<br />

die Zahnarztpraxen „trotz Behandlungsbeschränkungen,<br />

trotz Materiallieferkettenproblemen<br />

zu allen Zeiten<br />

und unter hohem persönlichen Einsatz<br />

die Versorgung der Patientinnen und<br />

Patienten sichergestellt haben – auch<br />

ohne Schutzschirm“.<br />

Aktuell sei der Berufsstand vor neue Herausforderungen<br />

gestellt, ebenso wie<br />

der gesamten Bevölkerung machen die<br />

steigen<strong>den</strong> Heiz- und Stromkosten sowie<br />

die galoppierende Inflation <strong>den</strong> Praxen<br />

erheblich zu schaffen. Vor diesem<br />

Hintergrund gefährdeten die von Gesundheitsminister<br />

Lauterbach initiierte<br />

Budgetierung und die Vergütungseinschränkung<br />

durch die Punktwertabsenkung<br />

massiv das hohe Niveau der Patientenversorgung,<br />

beklagte Dr. Montigel.<br />

Nur durch eine „adäquate Dynamisierung<br />

beider Gebührenordnungen“ könne<br />

die gute flächendeckende Versorgung<br />

aufrechterhalten bleiben, ist sich<br />

der BZK-Vorsitzende sicher. Zudem<br />

hätte der Berufsstand bewiesen, dass die<br />

Hygiene in <strong>den</strong> Praxen stimme, <strong>den</strong>n zu<br />

keiner Zeit seien Zahnarztpraxen Hotspots<br />

des Infektionsgeschehens gewesen.<br />

Für Dr. Montigel liegen die Gründe<br />

<strong>für</strong> diesen Erfolg klar auf der Hand:<br />

„Wir sind Freiberufler, keine Gewerbetreiben<strong>den</strong>,<br />

und wir haben immer das<br />

Gemeinwohl im Auge und das Wohl unserer<br />

Patientinnen und Patienten.“<br />

Dr. Montigel gab seiner Hoffnung Ausdruck,<br />

dass endlich auch die Politik dieses<br />

Engagement und diesen Einsatz zu schätzen<br />

wisse und dem Berufsstand endlich jenes<br />

Vertrauen entgegenbringe, das er verdient<br />

habe. „Überbor<strong>den</strong>de und kleinteilige<br />

externe Kontrollbürokratie wie zum Beispiel<br />

bei <strong>den</strong> Praxisbegehungen in unserem<br />

Bezirk und Eingriffe in die Selbstverwaltung<br />

führen zu großen Reibungsverlusten<br />

in der Versorgung der Patientinnen und<br />

Patienten“, bemängelte Dr. Montigel unter<br />

dem Applaus der Gäste.<br />

Mit dem Dank an die mehr als 200<br />

Zahnärztinnen und Zahnärzte, die im<br />

Kammerbereich des Bezirks Stuttgart<br />

ehrenamtlich aktiv sind und die Selbstverwaltung<br />

aufrechterhalten und reibungslos<br />

funktionieren lassen sowie<br />

dem Dank an seine Vorstandskolleginnen<br />

und -kollegen Edith Nadj-Papp,<br />

Florentine Carow-Lippenberger, Bernd<br />

Krämer und Hendrik Putze schloss der<br />

BZK-Vorsitzende seine Begrüßung und<br />

eröffnete das Büffet. „Auf viele gute Gespräche<br />

und einen schönen Abend!“<br />

Andrea Mader


20_BERUFSPOLITIK<br />

ZBW_2-3/2023<br />

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Kammer Konversation<br />

BARRIEREFREIER ZUGANG<br />

ZU UNSERER GESELLSCHAFT<br />

Die Landeszahnärztekammer Ba<strong>den</strong>-Württemberg und Special Olympics Ba<strong>den</strong>-<br />

Württemberg (SO BW) haben ihre zum 1. Januar 2018 abgeschlossene Kooperation um<br />

weitere fünf Jahre verlängert. An die Vertragsunterzeichnung durch die bei<strong>den</strong> Präsi<strong>den</strong>ten,<br />

Mathias Tröndle und Dr. Torsten Tomppert, schloss sich eine Kammer Konversation an,<br />

erweitert um Dr. Guido Elsäßer, LZK-Referent <strong>für</strong> Inklusive Zahnmedizin, und Florian<br />

Rauch, Referent des Gesundheitsprogramms von SO BW. Die Diskussion ging weit über<br />

die Inhalte der Kooperationsvereinbarung hinaus. Das Gesprächs-Quartett nahm<br />

Fragen einer Gesundheitsversorgung ohne Barrieren ebenso in <strong>den</strong> Fokus wie die Frage,<br />

wie eine inklusive Gesellschaft in der Zukunft aussehen wird.<br />

Kooperationsvereinbarung. LZK-Präsi<strong>den</strong>t<br />

Dr. Torsten Tomppert hat bereits 2017 <strong>den</strong><br />

ersten Kooperationsvertrag mit SO BW unterzeichnet.<br />

ZBW: Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit<br />

der letzten fünf Jahre? Warum<br />

stand eine Verlängerung außer<br />

Frage?<br />

Mathias Tröndle: Ich beurteile die Zusammenarbeit<br />

als rundum gut. Sie hat<br />

sich auf vielfältiger Ebene bewährt. Die<br />

Zahnärzte führen das Programm fachlich<br />

hervorragend durch und gehen<br />

auch menschlich einfühlsam mit unserer<br />

Klientel – Menschen mit geistiger<br />

Behinderung – um. Menschen mit Behinderung<br />

vernachlässigen vielfach ihre<br />

Zahngesundheit. Es ist <strong>für</strong> sie eine große<br />

Barriere, zum Zahnarzt zu gehen –<br />

hier konnten Sie helfen, Barrieren abzubauen.<br />

Dr. Tomppert: Die Zusammenarbeit<br />

hat sich sehr positiv entwickelt. Sie ist<br />

<strong>für</strong> uns auch wichtig, weil die Landeszahnärztekammer<br />

Schrittmacher im<br />

Bereich der Alterszahnheilkunde und<br />

der Inklusiven Zahnmedizin auf Bundesebene<br />

ist.<br />

Mathias Tröndle: Sie haben die Vorreiterrolle<br />

der LZK angesprochen. Das<br />

geht uns ähnlich, was <strong>den</strong> Sport betrifft.<br />

Ich <strong>den</strong>ke, es haben sich tatsächlich<br />

zwei Partner gefun<strong>den</strong>, die auf ihrem<br />

jeweiligen Gebiet – der sportlichen<br />

und der medizinischen Ebene – eine<br />

bundesweite Vorbild- und Vorreiterrolle<br />

einnehmen.<br />

Dr. Elsäßer: Die Partnerschaft ist eine<br />

absolute Win-win-Situation. Zum einen<br />

<strong>für</strong> die Athleten, die niederschwellig<br />

Zahnärzte kennenlernen können. Zum<br />

anderen haben Zahnärztinnen und<br />

Zahnärzte und zahnmedizinische Mitarbeiterinnen,<br />

auch der Arbeitsgemeinschaften,<br />

die Möglichkeit, mit erwachsenen<br />

Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen<br />

zwanglos und angstfrei<br />

in Kontakt zu treten, Erfahrungen zu<br />

sammeln und in ihre Gedankenwelt<br />

einzutreten.<br />

Mir gefällt auch sehr gut, dass Special<br />

Olympics mit Vereinen und Werkstätten<br />

kooperiert. Da wer<strong>den</strong> Ängste genommen.<br />

Florian Rauch: Die Förderung und Hilfe<br />

der LZK ist <strong>für</strong> uns eine finanzielle Lebensversicherung,<br />

die uns die sicherere<br />

Durchführung des Gesundheitsprogramms<br />

ermöglicht. Hinzu kommt,<br />

dass Dr. Elsäßer durch seine Doppelfunktion<br />

sowohl bei uns als Landeskoordinator<br />

als auch bei der LZK ein großer<br />

Türöffner ist. Wir können seine<br />

Netzwerke nutzen und das ermöglicht<br />

uns, Helfer zu fin<strong>den</strong>, unter anderem<br />

Doppelfunktion. Dr. Guido Elsäßer ist LZK-<br />

Referent <strong>für</strong> Inklusive Zahnmedizin und<br />

Landeskoordinator von SO BW <strong>für</strong> das<br />

Zahngesundheitsprogramm Special Smiles.


ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

21_BERUFSPOLITIK<br />

» Die Förderung und Hilfe durch die<br />

LZK ist <strong>für</strong> uns eine finanzielle Lebensversicherung,<br />

die uns die sicherere<br />

Durchführung des Gesundheitsprogramms<br />

ermöglicht.«<br />

Florian Rauch<br />

Fotos: A. Mader<br />

Erste Amtszeit. Mathias<br />

Tröndle ist seit 2020<br />

Präsi<strong>den</strong>t von<br />

Special Olympics Ba<strong>den</strong>-<br />

Württemberg.<br />

bei der Arbeitsgemeinschaft Karlsruhe,<br />

die ein wichtiger Partner <strong>für</strong> uns gewor<strong>den</strong><br />

ist.<br />

Was brauchen wir <strong>für</strong> eine Gesundheitsversorgung<br />

ohne Barrieren in Ba<strong>den</strong>-<br />

Württemberg?<br />

Dr. Elsäßer: Die Gesundheitsversorgung<br />

von Menschen mit Behinderung<br />

hat meiner Ansicht nach noch nicht<br />

<strong>den</strong> Stellenwert, <strong>den</strong> sie haben sollte<br />

und könnte. Es gibt Barrieren, die aber<br />

mit gutem Willen abgebaut wer<strong>den</strong><br />

können. Ich ziehe immer gerne <strong>den</strong> Vergleich<br />

mit der Pädagogik, die uns Jahre<br />

voraus ist. Gleiches gibt es in der Medizin<br />

nicht. Die Patienten müssen in unser<br />

System passen. Im zahnmedizinischen<br />

Bereich haben wir ein sehr starres<br />

Konzept. Wir wer<strong>den</strong> nach der Anzahl<br />

der Füllungen und nicht nach dem<br />

Zeitaufwand bezahlt. Das macht die Behandlung<br />

von Menschen mit Behinderung<br />

<strong>für</strong> uns Niedergelassene aus wirtschaftlicher<br />

Sicht nicht sehr interessant.<br />

Im Grunde genommen läuft die<br />

ärztliche Versorgung von Menschen mit<br />

Behinderung auf Kosten unseres ärztlichen<br />

Ethos. Die Strukturen in Deutschland<br />

sind so, dass das auf unserem Gutmenschsein<br />

ausgetragen wird. Das ist<br />

auf Dauer kein guter Zustand. Ein Sonderschullehrer<br />

verdient das gleiche wie<br />

ein Regelschullehrer, obwohl er nur<br />

fünf Kinder betreut.<br />

Mathias Tröndle: Aus unserer Sicht,<br />

und das schließt <strong>den</strong> Komplex Sport<br />

mit ein, mangelt es allerorts an Fachleuten.<br />

Außer im Bildungsbereich besteht<br />

kaum die Möglichkeit, Erfahrungen im<br />

Umgang mit Menschen mit kognitiven<br />

Einschränkungen zu sammeln. Ganz<br />

praktisch stellen sich <strong>für</strong> diese Menschen<br />

viele Fragen: Wie komme ich an<br />

einen Termin? Wo kann ich parken?<br />

Wie sieht es im Gebäude aus? Barrieren<br />

können unterschiedlich sein, ein Blinder<br />

hat andere Barrieren als ein Rollstuhlfahrer.<br />

Grundsätzlich stellt sich<br />

auch die Frage: Könnten <strong>den</strong>n nicht<br />

umgekehrt Fachärzte in die Einrichtungen<br />

kommen?<br />

Dr. Tomppert: Behandlung in Einrichtungen<br />

ist ein schwieriges Thema, aber<br />

es ist auf der Bundesebene angekommen.<br />

Die Bundesversammlung hat beschlossen,<br />

auf die Politik zuzugehen,<br />

um Kooperationsverträge auch mit Behinderteneinrichtungen<br />

zu ermöglichen.<br />

Bislang ist die Kooperation nur<br />

mit Altenpflegeeinrichtungen möglich.<br />

Dr. Elsäßer: Die Lobbyarbeit von SO ist<br />

hier<strong>für</strong> sehr wichtig. Nicht nur wir Leistungserbringer<br />

treten an die Politik heran,<br />

sondern auch andere Gruppierungen<br />

signalisieren der Politik, dass es hier<br />

dringende Bedarfe gibt. Das Beispiel<br />

unterstreicht auch, wie wichtig Netzwerke<br />

sind. Es muss ein Austausch<br />

stattfin<strong>den</strong> zwischen allen, die sich um<br />

Menschen mit Behinderung kümmern,<br />

um mit einer Stimme zu sprechen. Und<br />

letztlich das zu realisieren, was die Behindertenrechtskonvention<br />

von uns erwartet:<br />

Vollumfängliche Teilhabe an allen<br />

gesellschaftlichen Prozessen, am<br />

Sport, an Kultur, an Bildung, an Arbeit<br />

und nicht zuletzt an Gesundheitsangeboten.<br />

Coronabedingt fan<strong>den</strong> zwei Jahre kaum<br />

sportliche Wettbewerbe und auch kein<br />

Gesundheitsprogramm statt. Konnten<br />

Sie die Athletinnen und Athleten während<br />

der Pandemie trotzdem erreichen?<br />

Florian Rauch: Seit dem Ende der nationalen<br />

Winter-Spiele in Berchtesga<strong>den</strong><br />

2020 haben wir die Corona-Einschränkungen.<br />

Als Erstes haben wir <strong>den</strong> sogenannten<br />

„Gesun<strong>den</strong> Mittwoch“ ins Leben<br />

gerufen. Das sind kurze Videos<br />

über Gesundheitsthemen, die wir dann<br />

je<strong>den</strong> Mittwoch über Social Media ausgestrahlt<br />

haben. Zusätzlich haben wir<br />

Live-Vorträge mit Experten angeboten,<br />

zu <strong>den</strong>en man sich zuschalten und Fragen<br />

stellen konnte. Inzwischen fin<strong>den</strong><br />

sich die fast 70 Videos auf unserem eigenen<br />

YouTube-Kanal. Wir sind uns darüber<br />

im Klaren, dass keine Social-Media-<br />

Aktivität Präsenzveranstaltungen ersetzen<br />

kann. Zeitgleich hat Special Olympics<br />

Deutschland das kontaktlose Angebot<br />

entwickelt. Für Special Smiles bedeutet<br />

das rein theoretische Schulungen<br />

und Zahnputzübungen am Modell. Inzwischen<br />

gilt die strenge Regelung der<br />

AG Corona nur noch <strong>für</strong> Special Smiles<br />

und eine weitere Disziplin, Strong<br />

Minds.<br />

Mathias Tröndle: Corona hat uns auch<br />

sportlich schwer gebeutelt. Das Gemeinschaftserlebnis<br />

durch <strong>den</strong> Sport ist


22_BERUFSPOLITIK<br />

ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

sind wir bereits auf einem guten Weg.<br />

Wir wer<strong>den</strong> das ausbauen, ebenso wie<br />

das psychomotorische Bewegungsangebot,<br />

das sich an Menschen richtet, die<br />

noch weiter eingeschränkt sind.<br />

Dr. Elsäßer: Das ist genau das Konzept,<br />

das die Zahnärzteschaft vertritt. Menschen<br />

mit Behinderung sollen in einer<br />

ganz normalen Zahnarztpraxis vor Ort<br />

behandelt wer<strong>den</strong>. Und eine kleine<br />

Gruppe, <strong>für</strong> die das nicht geht, soll bei<br />

Spezialisten behandelt wer<strong>den</strong>.<br />

Das Gespräch führte Andrea Mader<br />

weggefallen. Die sportlichen Leistungen<br />

sind zurückgegangen. Auch <strong>für</strong> die<br />

Gesundheit hatte das Folgen. Die Menschen<br />

sind dicker gewor<strong>den</strong>. Wir haben<br />

einen Rückschritt gemacht, sowohl was<br />

die individuellen Fähigkeiten betrifft<br />

als auch sozial. Das alles hat uns gezeigt,<br />

dass wir digitale <strong>Angebote</strong> machen<br />

können, so viel wir wollen, die Präsenz<br />

ist fundamental.<br />

Dr. Tomppert: Ich möchte das in Verbindung<br />

bringen zum einen mit der<br />

Aufhebung der Maskenpflicht in Wohneinrichtungen<br />

<strong>für</strong> Menschen mit Behinderungen.<br />

Das hat das Land Ba<strong>den</strong>-<br />

Württemberg im Alleingang beschlossen.<br />

Zum Zweiten möchte ich vor dem<br />

Hintergrund unserer Erfahrungen in<br />

<strong>den</strong> regionalen Arbeitsgemeinschaften,<br />

wo wir festgestellt haben, dass die Zahngesundheit<br />

der Kinder und Jugendlichen<br />

massiv gelitten hat, die provokante<br />

Frage in <strong>den</strong> Raum stellen, ob der gesundheitliche<br />

Scha<strong>den</strong> <strong>für</strong> die Athleten<br />

nicht größer ist durch das lediglich kontaktlose<br />

Angebot? Ist es vertretbar, dass<br />

die Behandlungsbedürftigkeit durch<br />

die nicht erfolgten Kontrolluntersuchungen<br />

nicht festgestellt wird?<br />

Healthy Athletes. Florian<br />

Rauch ist Referent des<br />

Gesundheitsprogramms bei<br />

SO BW.<br />

Dr. Elsäßer: Die Maskenpflicht in<br />

Wohneinrichtungen ist vollkommener<br />

Quatsch. Sie geht von einem falschen<br />

Menschenbild aus. Geistige Behinderung<br />

heißt nicht, dass die Menschen anfälliger<br />

<strong>für</strong> Krankheiten sind, nur weil sie<br />

schlechter Kopfrechnen können. Es<br />

herrscht häufig noch die Denke, das sind<br />

arme Menschen, die muss man einsperren,<br />

um sie zu schützen. Es stellt sich tatsächlich<br />

die Frage, ob das medizinisch<br />

und auch ethisch begründet ist.<br />

Bezüglich der erneut kontaktlosen<br />

Durchführung von Special Smiles in<br />

Todtnau möchte ich, in meiner Funktion<br />

als Landeskoordinator von SO BW,<br />

zu be<strong>den</strong>ken geben, dass es unklug wäre,<br />

auf Landesebene einen eigenen Weg zu<br />

gehen und von <strong>den</strong> Vorgaben von SO<br />

Deutschland abzuweichen. Fachlich ist<br />

das kontaktlose Programm aktuell nicht<br />

mehr haltbar. Während der Pandemie<br />

hatte ich allerdings immer großen Respekt<br />

vor einem Spreader-Ereignis, <strong>für</strong><br />

das dann womöglich das Zahngesundheitsprogramm<br />

verantwortlich gemacht<br />

wird.<br />

Special Olympics richtet <strong>den</strong> Fokus vor<br />

allem auf fitte Athletinnen und Athleten.<br />

Für die Zukunft erscheint eine Erweiterung<br />

auf Menschen mit komplexen Behinderungen<br />

erstrebenswert.<br />

Mathias Tröndle: Im Grunde genommen<br />

sollte sich Special Olympics, zumindest<br />

in Teilen, selbst überflüssig<br />

machen. Ich erkläre gerne, wie ich das<br />

meine. Ziel der Inklusion ist es, die fitten<br />

Athleten in <strong>den</strong> normalen Sportbetrieb<br />

zu integrieren. Wir möchten die<br />

Sportvereine nicht nur sensibilisieren,<br />

sondern auch befähigen, mit Menschen<br />

mit Behinderung Sport zu treiben. Bis<br />

dahin ist es noch ein weiter Weg. Darüber<br />

hinaus gibt es natürlich Menschen,<br />

die aufgrund ihrer körperlichen und<br />

geistigen Fähigkeiten nicht in die Sportvereine<br />

integriert wer<strong>den</strong> können – <strong>für</strong><br />

die wer<strong>den</strong> wir nach wie vor da sein. Mit<br />

unserem wettbewerbsfreien Angebot<br />

INFO<br />

WINTERSPIELE SO BW &<br />

WORLD GAMES 2023<br />

Die Landes-Winterspiele fin<strong>den</strong> vom<br />

9. bis 11. März 2023 in der Bergwelt<br />

Todtnau statt. Das Zahngesundheitsprogramm<br />

Special Smiles muss<br />

erneut kontaktlos durchgeführt wer<strong>den</strong>.<br />

Vom 17. bis 25. Juni 2023 fin<strong>den</strong> die<br />

Special Olympics World Games in<br />

Berlin statt, und damit erstmals in<br />

Deutschland. Über 7.000 Sportlerinnen<br />

und Sportler mit geistiger Behinderung<br />

aus über 190 Nationen wer<strong>den</strong><br />

miteinander in 26 Sportarten antreten.<br />

Seit <strong>den</strong> Olympischen Spielen<br />

1972 in München hat es keine größere<br />

Sportveranstaltung in<br />

Deutschland gegeben. Um alle Delegationen<br />

in Deutschland unterzubringen,<br />

wurde das Host Town Programm<br />

ins Leben gerufen: Ein einzigartiges<br />

kommunales Inklusionsprojekt.<br />

216 kommunale Projekte wur<strong>den</strong><br />

ausgewählt, die Delegationen<br />

aus aller Welt, von sechs bis 400 Mitgliedern,<br />

in Deutschland zu empfangen.<br />

In Ba<strong>den</strong>-Württemberg gibt es<br />

18 Host Towns, von Tübingen über<br />

Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong> bis Künzelsau, die Athletinnen<br />

und Athleten aus <strong>den</strong> Färöer-Inseln,<br />

Bermuda, der Mongolei<br />

oder dem Iran beherbergen.<br />

„Host Towns sind <strong>für</strong> uns eine intelligente<br />

Sache, <strong>den</strong>n dort sind bereits<br />

Netzwerke entstan<strong>den</strong>, in die wir<br />

unsere Idee einer gleichberechtigten<br />

Teilhabe weitertragen können“, hebt<br />

Mathias Tröndle die Vorteile des<br />

Host Town Programms hervor.<br />

Möglicherweise fin<strong>den</strong> in einer der<br />

Host Towns die nächsten Landes-<br />

Sommerspiele statt. Die Bewerbung<br />

läuft noch.


SnowDent Existenzgründungs-Workshop | Ischgl | 14. bis 16.04.2023<br />

Für junge<br />

Zahnärztinnen<br />

und Zahnärzte<br />

Ischgl <strong>für</strong> 499 €<br />

Nach <strong>den</strong> Erfolgen in <strong>den</strong> vergangenen Jahren bieten Landeszahnärztekammer und Kassenzahnärztliche<br />

Vereinigung Ba<strong>den</strong>-Württemberg auch im Jahr 2023 <strong>den</strong> SnowDent-Existenzgründerworkshop in Ischgl an.<br />

Speziell <strong>für</strong> jüngere Kammermitglieder, die in einem Angestelltenverhältnis tätig sind, gerade ihre eigene<br />

Niederlassung planen oder sich erst kürzlich mit einer Praxisgründung selbstständig gemacht haben, wurde<br />

dieses Angebot entwickelt, um auf die verschie<strong>den</strong>en Herausforderungen in der Zahnarztpraxis vorzubereiten.<br />

So sieht unser Wochenende aus ...<br />

10.00 Abfahrt ab Stuttgart (Zahnärztehaus)<br />

15.00 Ankunft in Ischgl, Zimmerbezug<br />

17.30 Eröffnung und Seminar<br />

bis „Die zahnärztlichen Körperschaften<br />

18.45 Kammer und KZV – Ihre Partner“<br />

Thorsten Beck, Stuttgart<br />

Christian Zirkel, Mannheim<br />

19.30 Gemeinsames Abendessen, Come Together<br />

07.30 Frühstück<br />

08.30 Seminar „Der Weg in die Selbstständigkeit –<br />

bis Praxisübernahme und Neugründung“<br />

10.30 Dr. Andreas Geist, Tübingen<br />

11.00 Gemeinsames Ski-, Snowboardfahren<br />

und Winterwandern<br />

16.00 Come Together, Après Ski<br />

20.15 Gemeinsames Abendessen<br />

21.45 Bar / Kaminabend / Ischgl bei Nacht<br />

Reisepreis p.P.: 499 € im Doppelzimmer<br />

4*-Hotel mit zentraler Lage in Ischgl<br />

Hotel Antony, Johannesweg 5<br />

6561 Ischgl, Österreich<br />

www.antony-ischgl.com<br />

07.30 Frühstück<br />

08.30 Seminar „Praxisformen und Möglichkeiten<br />

bis der zahnärztlichen Berufsausübung“<br />

09.00 Heiko Eisele, Stuttgart<br />

09.00 Seminar „Lernen, anwen<strong>den</strong>, umsetzen –<br />

bis Die richtige Honorarabrechnung mit<br />

10.30 BEMA und GOZ“,<br />

Dr. Norbert Struß, Freiburg<br />

10.30 Räumung der Zimmer<br />

11.00 Gemeinsames Ski-, Snowboardfahren<br />

und Winterwandern<br />

15.00 Abfahrt ab Ischgl<br />

20.00 Ankunft in Stuttgart<br />

lzk-bw.de/zahnaerzte/<br />

workshopanmeldung-snow<strong>den</strong>t<br />

Bild: Adobe Stock / oneinchpunch


24_BERUFSPOLITIK<br />

ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Gemeinsame Nachwuchstagung im Bezirk Stuttgart<br />

JUNG UND ENGAGIERT IN DER<br />

STANDESPOLITIK<br />

Foto: C. Martin<br />

Mehrfach verschoben, fand am 11. und 12. November 2022 in Hohenstein die erste<br />

gemeinsame standespolitische Nachwuchstagung der BZK Stuttgart und der KZV BW<br />

BD Stuttgart statt. Fünfzehn jüngere Kolleginnen und Kollegen, die bisher noch in kein<br />

standespolitisches Gremium gewählt wur<strong>den</strong>, folgten der Einladung des Vorstands<br />

der BZK und der Bezirksgruppenvorsitzen<strong>den</strong> der KZV BW ins ländliche Hohenstein.<br />

Nach der Begrüßung durch <strong>den</strong> Vorsitzen<strong>den</strong><br />

der BZK Stuttgart, Dr. Eberhard<br />

Montigel, und die Bezirksgruppenvorsitzende<br />

der KZV BW, Dr. Gudrun Kaps-<br />

Richter, stellten sich alle Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer der Tagung vor.<br />

Vertreten waren selbstständige und angestellte<br />

Zahnärztinnen und Zahnärzte,<br />

die Fachrichtungen Kieferorthopädie<br />

und Oralchirurgie, Stadt und Land, also<br />

eine große Vielfalt im Spek trum der<br />

zahnärztlichen Berufsausübung.<br />

Schon die Vorstellungsrunde machte<br />

klar, dass ein großes Interesse an kollegialem<br />

Austausch einerseits und an einem<br />

Mitwirken in der Selbstverwaltung<br />

andererseits besteht. Am häufigsten<br />

wurde bereits hier der Mangel an qualifizierten<br />

und engagierten Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern thematisiert.<br />

Dr. Eberhard Montigel stellte <strong>den</strong> Aufbau<br />

der Landes- und Bezirkszahnärztekammer<br />

aus Sicht der zahnärztlichen<br />

Selbstverwaltung vor. Wichtige standespolitische<br />

Themen im Bereich der Kammer<br />

sind neben dem Fachkräftemangel<br />

vor allem die Nichtanpassung der GOZ.<br />

Das dreißigjährige Jubiläum der Zahnmedizinischen<br />

Patientenberatung Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

nahm er zum Anlass,<br />

auf die Bedeutung einer fachlich fundierten<br />

und neutralen Beratung hinzuweisen.<br />

Diese ist vor allem deshalb so erfolgreich,<br />

weil sich geschulte kompetente<br />

Zahnärztinnen und Zahnärzte <strong>für</strong> die<br />

Beratungen zur Verfügung stellen.<br />

Dr. Gudrun Kaps-Richter gab im Anschluss<br />

in souveräner Art einen Überblick<br />

über die KZV Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

und das standespolitische Engagement<br />

in dieser Körperschaft. Sie gab einen<br />

umfassen<strong>den</strong> Überblick und streifte<br />

auch aktuelle Themen. Insbesondere<br />

betonte sie die Wichtigkeit, sich als Freiberufler<br />

auf allen Ebenen mit einzubringen.<br />

Dr. Hendrik Putze, stellvertretender<br />

Vorsitzender der BZK Stuttgart und Referent<br />

<strong>für</strong> nachhaltige Praxisführung<br />

und Digitales, gab dann einen Überblick<br />

über Aktuelles zu <strong>den</strong> Themen Digitales<br />

und Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit<br />

ist ihm zwar eine Herzensangelegenheit,<br />

<strong>für</strong> die Jüngeren aber noch viel


ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

25_BERUFSPOLITIK<br />

essenzieller. Er warnte vor Greenwashing.<br />

Wichtiger und glaubwürdiger sei<br />

es, individuell und in jeder Praxis zu sehen,<br />

was umsetzbar und machbar ist<br />

und dies auch gegenüber <strong>den</strong> Patientinnen<br />

und Patienten so darzustellen. Viel<br />

diskutiert wur<strong>den</strong> auch seine Ausführungen<br />

und Tipps zum Thema Digitalisierung,<br />

insbesondere zum Datenschutz<br />

sowie zum aktuellen Sachstand<br />

Telematik.<br />

FACHLICHES HIGHLIGHT<br />

Ein fachliches Highlight war der Vortrag<br />

zum Thema Dentale Strukturstörungen<br />

– ein Update zu Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation,<br />

Dentalfluorose<br />

und Co. von PD Dr. Yvonne Wagner,<br />

Leiterin des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrums<br />

Stuttgart (ZFZ) und<br />

Fortbildungsreferentin der BZK Stuttgart.<br />

Der Vortrag kam sehr gut an, praxisnah<br />

und mit Handlungsempfehlungen,<br />

basierend auf aktuellen wissenschaftlichen<br />

Fakten. Die sich anschließende<br />

Diskussion ging über in ein gemeinsames<br />

Abendessen. Die Gespräche<br />

waren offenherzig, sehr kollegial und<br />

vertrauensvoll. Die Zeit nicht nur mit<br />

<strong>den</strong> „Alten“, sondern auch mit Christine<br />

Martin, Geschäftsführerin der BZK<br />

Stuttgart, Bettina Grund, Leiterin der<br />

Bezirksdirektion Stuttgart der KZV BW,<br />

und Dagmar Strinz, Assistentin der Geschäftsführung,<br />

verging wie im Flug.<br />

JUNG, WEIBLICH, SELBSTSTÄNDIG<br />

Nach einer kurzen Nacht warb Dr. Florentine<br />

Carow-Lippenberger, Vorstandsmitglied<br />

und Gutachterreferentin<br />

der BZK Stuttgart sowie Referentin<br />

der KZV BW <strong>für</strong> Frauen und Angestellte,<br />

am folgen<strong>den</strong> Tag mit dem Titel<br />

„Jung, weiblich, selbstständig und engagiert<br />

in der Selbstverwaltung“ <strong>für</strong> ein<br />

standespolitisches Engagement der<br />

Jüngeren. Vernetzung und Austausch<br />

mit Kolleginnen und Kollegen sei die<br />

Voraussetzung, gute Ideen zu entwickeln<br />

und etwas in der Selbstverwaltung<br />

zu bewegen. Des Weiteren stellte<br />

sie unter dem Motto „von Kollegen <strong>für</strong><br />

Kollegen“ das Gutachterwesen in Kammer<br />

und KZV vor. Sie ging auf die Unterschiede<br />

zwischen KZV-Gutachter<br />

und Privatgutachter ein. In bei<strong>den</strong> Bereichen<br />

bestehe <strong>für</strong> qualifizierte Jüngere<br />

die Möglichkeit, sich zu engagieren und<br />

sich als Gutachterin bzw. Gutachter bestellen<br />

zu lassen.<br />

Dr. Uwe Rieger, stellvertretender Vorsitzender<br />

der Bezirksgruppe und Referent<br />

Prüfwesen der KZV BW, stellte sowohl<br />

das Prüfwesen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

in seinen Strukturen und Instanzen vor<br />

als auch das Beratungsangebot der KZV<br />

BW in diesem Bereich. Wichtig sei, dass<br />

die Zahnarztpraxen die Systematik der<br />

Prüfungen verstehen und das Beratungsangebot<br />

seitens des Prüfreferenten<br />

nutzten. Kollegial und engagiert, so<br />

werde das Prüfwesen im Bereich der<br />

KZV BW gelebt. Grundsätzlich stehe<br />

Beratung vor Prüfung.<br />

Dr./Med Univ. Budapest Edith Nadj-<br />

Papp, Vorstandsmitglied und Referentin<br />

<strong>für</strong> Alters- und Behindertenzahnheilkunde,<br />

Jugendzahnpflege und Prophylaxe,<br />

stellte ihr standespolitisches<br />

Engagement als Kreisvereinigungsvorsitzende<br />

im Bezirk und auf Bundesebene<br />

vor. Besonders am Herzen liegen ihr<br />

die lebenslange Prävention sowie die<br />

Weiterentwicklung der oralen Medizin<br />

in Zusammenarbeit mit <strong>den</strong> übrigen<br />

Ärztinnen und Ärzten. Die Professionsentwicklung<br />

müsse auf eine Stärkung<br />

der oralen Medizin hinwirken.<br />

PROBLEM MITARBEITERFINDUNG<br />

Last but not least kam Dr. Bernd Krämer,<br />

Vorstandsmitglied der BZK Stuttgart<br />

und Referent <strong>für</strong> Zahnärztliche<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit<br />

dem Thema „Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter fin<strong>den</strong>, ausbil<strong>den</strong> und bin<strong>den</strong>“<br />

auf das in der Eingangsrunde am<br />

häufigsten thematisierte Problemfeld<br />

zu sprechen. Neben <strong>den</strong> umfangreichen<br />

Aktivitäten der Kammer auf allen Ebenen<br />

und auf allen Kanälen, die weiter<br />

ausgebaut wer<strong>den</strong> sollen, sei auch ein<br />

gutes Betriebsklima und ein respektvoller<br />

Umgang wichtig, um ein gutes Team<br />

nicht nur zu fin<strong>den</strong>, sondern auch zu<br />

bin<strong>den</strong>.<br />

Das Feedback der Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer am Schluss der Tagung<br />

war sehr positiv, gelobt wurde die offene<br />

und vertrauensvolle Atmosphäre<br />

und die Begegnung mit so vielen motivierten<br />

Kolleginnen und Kollegen.<br />

Spürbar war die Bereitschaft, sich zu engagieren<br />

und in Kammer und KZV <strong>für</strong><br />

die Zahnärzteschaft aktiv zu wer<strong>den</strong>.<br />

Dr. Eberhard Montigel<br />

INFO<br />

TEILNEHMERINNEN UND<br />

TEILNEHMER<br />

An der Nachwuchstagung von BZK<br />

Stuttgart und KZV BW BD Stuttgart<br />

in Hohenstein nahmen teil: Thomas<br />

Behrens, Dr. Christian Döring, Dr.<br />

Jessika Dreidoppel, Dr. Henrik<br />

Fleiner, Dr. Philipp Frank, Dr. Dominik<br />

Hauk, Dr. Marin Ikar, Dr. Johannes<br />

Kast, Dr. Thilo Munz, Dr. Maren<br />

Ohnmeiß, Dr. Julia Marcela Palm, Dr.<br />

Christian Philippi, Dr. Phi lipp Scherer,<br />

Sara Schwarzer und Dr. Julia<br />

Seelig.<br />

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„Man muss Glück teilen, um es<br />

zu multiplizieren.“<br />

Marie von Ebner-Eschenbach<br />

www.sos-kinderdoerfer.de


26_BERUFSPOLITIK<br />

ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Foto: Deutscher Bundestag/ Stephan Erfurt<br />

Arbeitsplanung des Bundesgesundheitsministeriums 2023<br />

VON REVOLUTIONEN UND<br />

EVOLUTIONEN<br />

Seit über einem Jahr steht Prof. Karl Lauterbach an der Spitze des Bundesgesundheitsministeriums<br />

(BMG). Seine Expertise brachte ihm in der Anfangsphase der Coronapandemie<br />

viel Sympathie, sodass die Welle seiner Popularität (erinnert sei an <strong>den</strong> Hashtag<br />

#WirWollenKarl) ihn schließlich mit ins Amt trug. Den hohen Erwartungen wurde der<br />

Minister in <strong>den</strong> Augen der meisten Beobachter*innen und Akteur*innen im Gesundheitswesen<br />

bislang jedoch nicht gerecht. Die Ende 2022 vorgestellte Arbeitsplanung des BMG<br />

gibt Ausblick auf die gesundheitspolitische Schwerpunktsetzung in diesem Jahr.<br />

START IN DER KRISE<br />

Für die neue Bundesregierung war der<br />

Start in die neue Legislatur durch die<br />

anhaltende Pandemie und <strong>den</strong> Krieg in<br />

der Ukraine turbulent. Zu Beginn von<br />

Lauterbachs Amtszeit scheiterte ein<br />

fraktionsübergreifender Gesetzesentwurf<br />

<strong>für</strong> eine allgemeine Impfpflicht.<br />

Auf die klammen GKV-Finanzen galt es<br />

schnell eine Lösung zu fin<strong>den</strong>. Vor der<br />

Sommerpause brachte Lauterbach mit<br />

seinem Entwurf zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetz<br />

(GKV-FinStG) insbesondere<br />

<strong>den</strong> ambulanten Sektor, der<br />

sich mit hohen Material- und Energiekosten<br />

und einer steigen<strong>den</strong> Inflation<br />

konfrontiert sieht, gegen sich auf (siehe<br />

ZBW-Ausgabe 11-12/2022). Für das<br />

Jahr 2023 sind der Arbeitsplanung des<br />

BMG zufolge große Strukturreformen<br />

geplant.<br />

KRANKENHAUSREFORM<br />

Bereits Ende 2022 legte Minister Lauterbach<br />

Eckpunkte <strong>für</strong> eine groß angelegte<br />

Klinikreform vor, welche er selbst<br />

als „Revolution“ bezeichnete. Zentrales<br />

Ziel ist die Überwindung des Fallpauschalen-Systems<br />

(DRG – Diagnosis Related<br />

Groups), „medizinische und nicht<br />

ökonomische Gründe“ sollen ausschlaggebend<br />

<strong>für</strong> Behandlungen sein.<br />

Gemäß <strong>den</strong> Empfehlungen der Regierungskommission<br />

sollen Kliniken<br />

künftig nach drei neuen Kriterien honoriert<br />

wer<strong>den</strong>: Zum einen sollen sie einen<br />

festen Betrag als Vorhaltekosten erhalten.<br />

So soll der wirtschaftliche Druck<br />

gemindert wer<strong>den</strong>. Zum anderen sollen<br />

Reformen. Bis Ende des Jahres 2022 brachten es Lauterbach und seine Beamt*innen auf 48 Rechtsverordnungen und zwölf Gesetze.


ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

27_BERUFSPOLITIK<br />

sie in verschie<strong>den</strong>e Versorgungsformen,<br />

in die Level Grundversorgung, Regelund<br />

Schwerpunktversorgung und Maximalversorgung<br />

unterteilt wer<strong>den</strong>. Für<br />

jedes Level soll es eine entsprechende<br />

Förderung geben. Krankenhäuser des<br />

Levels I wer<strong>den</strong> wiederum unterteilt in<br />

jene, die die Notfallversorgung sicherstellen,<br />

und jene, die integrierte ambulant/stationäre<br />

Versorgung anbieten.<br />

Letztere sollen sektorenübergreifend regional<br />

geplant wer<strong>den</strong> und vom DRG-<br />

System ausgenommen sein. Da<strong>für</strong> ist<br />

eine Tagespauschale als Vergütung vorgesehen.<br />

Behandlungen sollen nur noch<br />

dann abgerechnet wer<strong>den</strong> können,<br />

wenn das Krankenhaus einer entsprechen<strong>den</strong><br />

Leistungsgruppe zugeordnet<br />

wurde. Diese Leistungsgruppen sollen<br />

künftig noch genauer definiert wer<strong>den</strong>.<br />

Dann wür<strong>den</strong> „grobe Zuweisung von<br />

Fachabteilungen (wie ‚Innere Medizin‘)<br />

[…] durch genauer definierte Leistungsgruppen<br />

abgelöst (z. B. ‚Kardiologie‘)”.<br />

Schlechte Noten. In einer Umfrage des Ärztenachrichtendienstes Ende November<br />

verneinten 88 Prozent der Befragten die Frage: „Sind Sie optimistisch,<br />

dass Karl Lauterbach in seiner verbleiben<strong>den</strong> Amtszeit sinnvolle Reformen<br />

anstoßen wird?“.<br />

Foto: BMG/Thomas Ecke<br />

DIGITALISIERUNG<br />

Hinsichtlich der Digitalisierung ist<br />

eine ganze Reihe von gesetzgeberischen<br />

Maßnahmen geplant. Die Vorstellung<br />

einer Digitalisierungsstrategie<br />

<strong>für</strong> die Pflege und das Gesundheitswesen<br />

ist <strong>für</strong> das Frühjahr 2023 vorgesehen.<br />

Auf Initiative des Landes Ba<strong>den</strong>-<br />

Württemberg hatte der Bundesrat bereits<br />

Ende November in einem Entschließungsantrag<br />

<strong>den</strong> Druck auf das<br />

BMG erhöht und gefordert, das angekündigte<br />

Gesundheitsdatennutzungsgesetz<br />

zeitnah vorzulegen. Die Länderkammer<br />

fordert <strong>den</strong> Bund darin u. a.<br />

auf, die Telematikinfrastruktur zu einer<br />

Gesundheitsdateninfrastruktur<br />

dezentral auszubauen. Die Länder sehen<br />

die elektronische Patientenakte<br />

(ePA) als „Dreh- und Angelpunkt <strong>für</strong><br />

die Gesundheitsdatennutzung in der<br />

Gesundheitsversorgung“. Sie werben<br />

<strong>für</strong> eine Opt-out-Variante der ePA, das<br />

heißt, dass <strong>für</strong> alle Patient*innen, die<br />

nicht aktiv widersprochen haben, eine<br />

ePA angelegt wird. Die Gesundheitsdaten<br />

müssten interoperabel <strong>für</strong> die<br />

Forschung nutzbar sein. Das sieht der<br />

Vorschlag <strong>für</strong> eine Verordnung der EU-<br />

Kommission zum Europäischen Gesundheitsdatenraum<br />

auch vor (siehe<br />

ZBW 5-6/2022). Die Einlösung des E-<br />

Rezepts mittels Gesundheitskarte ist<br />

in Vorbereitung und soll Mitte des Jahres<br />

abgeschlossen sein.<br />

VERSORGUNG<br />

Laut Arbeitsplanung sind im „Versorgungsgesetz<br />

I“ Regelungen zu Gesundheitskiosken<br />

enthalten. Diese<br />

„neuen Beratungsangebote (sollen) <strong>für</strong><br />

Patient*innen in sozial benachteiligten<br />

Regionen aufgebaut wer<strong>den</strong>“, bundesweit<br />

könnten es dem BMG zufolge<br />

1000 Gesundheitskioske geben. Diese<br />

Anlaufstellen sollen von <strong>den</strong> Kommunen<br />

initiiert und mehrheitlich von <strong>den</strong><br />

gesetzlichen und <strong>den</strong> privaten Krankenversicherungen<br />

(und unter Beteiligung<br />

der Kommunen) finanziert wer<strong>den</strong>,<br />

so das BMG in einer Pressemitteilung.<br />

„Hauptaufgabe der Kioske ist es,<br />

<strong>den</strong> Zugang zur Versorgung der Patient*innen<br />

mit besonderem Unterstützungsbedarf<br />

zu verbessern und die<br />

Versorgung zu koordinieren.” Zu <strong>den</strong><br />

weiteren Aufgaben gehörten die Koordinierung<br />

und Vermittlung von Leistungen<br />

medizinischer Behandlung,<br />

Prävention und Gesundheitsförderung<br />

sowie die allgemeinen Beratungsund<br />

Unterstützungsleistungen zur<br />

medizinischen und sozialen Bedarfsermittlung.<br />

Hinzukommen würde auf<br />

ärztliche Veranlassung hin die Durchführung<br />

einfacher medizinischer Routineaufgaben,<br />

beispielsweise Blutdruck<br />

und Blutzucker messen, Verbandswechsel<br />

und subkutane Injektionen.<br />

CANNABIS-ABGABE<br />

Im Koalitionsvertrag ist „die kontrollierte<br />

Abgabe von Cannabis an Erwachsene<br />

zu Genusszwecken in lizenzierten<br />

Geschäften” vereinbart. Das BMG legte<br />

dazu Ende Oktober 2022 ein Eckpunktepapier<br />

vor. „Die Produktion, die Lieferung<br />

und der Vertrieb wer<strong>den</strong> innerhalb<br />

eines lizenzierten und staatlich kontrollierten<br />

Rahmens zugelassen”, so das<br />

BMG. Die neuen Regelungen sehen vor,<br />

dass Cannabis und Tetrahydrocannabinol<br />

nicht mehr als Betäubungsmittel<br />

eingestuft wer<strong>den</strong> sollen. Der Erwerb<br />

und der Besitz von bis zu 30 Gramm<br />

Genusscannabis zum privaten Konsum<br />

in der eigenen Häuslichkeit oder im öffentlichen<br />

Raum sollen straffrei sein.<br />

Im Rahmen von lizensierten Fachgeschäften<br />

würde der Verkauf an Menschen<br />

ab 18 Jahren erfolgen. Das „Cannabis-Gesetz“<br />

wurde bis Redaktionsschluss<br />

noch auf Konformität mit völker-<br />

und europarechtlichen Abkommen<br />

geprüft. Laut Koalitionsvertrag soll das<br />

Gesetz nach vier Jahren „auf gesellschaftliche<br />

Auswirkungen“ evaluiert<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

AUSBLICK<br />

In der Arbeitsplanung findet sich außerdem<br />

eine weitere GKV-Finanzreform<br />

(Empfehlungen wer<strong>den</strong> im Mai<br />

erwartet), ein Bürokratieentlastungsgesetz<br />

(Empfehlungen sollen im September<br />

vorliegen), die Weiterentwicklung<br />

des Pakts <strong>für</strong> <strong>den</strong> Öffentlichen<br />

Gesundheitsdienst und eine Reform<br />

der Notfallversorgung (u. a.). Zur Reform<br />

der Unabhängigen Patientenberatung<br />

Deutschland hat das Bundeskabinett<br />

noch vor Weihnachten einen<br />

Entwurf abgestimmt (Näheres dazu<br />

lesen Sie auf <strong>den</strong> Seiten 28 f.). Es bleibt<br />

abzuwarten, ob sich die Ankündigungen<br />

von „Minister Atemlos“ (tagesschau.de)<br />

am Ende als „Revolutionen“<br />

oder kleinschrittige „Evolutionen“<br />

entpuppen.<br />

Alexander Messmer


28_BERUFSPOLITIK<br />

ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Reform der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland<br />

EINE FRAGE DER FINANZIERUNG<br />

Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) soll in eine rechtsfähige Stiftung<br />

bürgerlichen Rechts umgewandelt wer<strong>den</strong>. Das sieht der Referentenentwurf<br />

des Bundesministeriums <strong>für</strong> Gesundheit (BMG) vor. Bei der Neuausrichtung ist es ein<br />

zentrales Anliegen, die UPD in eine „dauerhafte, staatsferne und unabhängige Struktur“<br />

zu überführen. Darauf haben sich SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag verständigt.<br />

Verbraucherschützer*innen kritisieren das Vorhaben und zweifeln an der Unabhängigkeit.<br />

Auch die Vertreterversammlung der KZV Ba<strong>den</strong>-Württemberg positionierte sich<br />

gegen <strong>den</strong> Gesetzesentwurf.<br />

Foto: UPD/Ausserhofer<br />

Eine Frage der Finanzierung. Die geplante Stiftung Unabhängige Patientenberatung Deutschland soll anteilig von <strong>den</strong> Gesetzlichen und Privaten<br />

Krankenkassen finanziert wer<strong>den</strong>. Verbraucherschützer*innen kritisieren die Pläne der Regierung.<br />

DEBATTE<br />

Eine Reform der Unabhängigen Patientenberatung<br />

Deutschland wurde schon<br />

in der letzten Legislaturperiode diskutiert.<br />

Die Fraktion der Grünen im Deutschen<br />

Bundestag stellte bereits im Dezember<br />

2020 in einem Antrag (Drucksache<br />

19/25382) die Forderung nach<br />

der Gründung einer Patientenstiftung.<br />

Sie kritisierten „die Ausschreibung und<br />

die mit Billigung der Großen Koalition<br />

und der Bundesregierung erfolgte Vergabe<br />

2015 an ein überwiegend als kommerzielles<br />

Callcenter tätiges Unternehmen”,<br />

das der „UPD schweren Scha<strong>den</strong><br />

zugefügt und viele Negativschlagzeilen<br />

erzeugt” habe. Patient*innen müssten<br />

sich darauf verlassen können, dass die<br />

Beratung unabhängig von wirtschaftlichen<br />

Interessen sei. Sozialdemokraten,<br />

Grüne und Liberale haben <strong>den</strong>n auch<br />

im Koalitionsvertrag festgehalten: „Die<br />

Unabhängige Patientenberatung (UPD)<br />

überführen wir in eine dauerhafte,<br />

staatsferne und unabhängige Struktur<br />

unter Beteiligung der maßgeblichen Patientenorganisationen.“<br />

FINANZIERUNG<br />

Nicht weiter ausgeführt wurde, was<br />

unter „staatsfern und unabhängig“ zu<br />

verstehen ist und insbesondere, wie<br />

sich die Finanzierung der Struktur der<br />

künftigen Patientenberatung gestaltet.<br />

In ihrem Antrag forderten die Grünen<br />

2020 noch „eine verlässliche und von<br />

<strong>den</strong> gesetzlichen Krankenkassen unabhängige<br />

Finanzierung der Patientenstiftung”.<br />

Im vorgelegten Referentenentwurf<br />

zur Reform der UPD des Bundesministeriums<br />

<strong>für</strong> Gesundheit ist<br />

nun jedoch eine von <strong>den</strong> Gesetzlichen<br />

und Privaten Krankenkassen getragene<br />

Finanzierung vorgesehen. Der Spitzenverband<br />

der Gesetzlichen Krankenkas-


ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

29_BERUFSPOLITIK<br />

sen (GKV-SV) und der Verband der Privaten<br />

Krankenversicherungen (PKV)<br />

lehnen dies einstimmig ab. „Die politisch<br />

gewollte ergänzende Beratung<br />

durch die UPD stellt […] eine gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe dar und ist<br />

folglich aus Steuermitteln zu finanzieren“,<br />

so der GKV-SV. Der PKV-Verband<br />

sieht in der Patientenberatung eine<br />

„versicherungsfremde Leistung“ und<br />

hat ein Rechtsgutachten zur geplanten<br />

Finanzierung in Auftrag gegeben. Dieses<br />

kommt zu dem Schluss, dass die<br />

Zwangsfinanzierung verfassungswidrig<br />

sei: „Die PKV ist aber nicht verantwortlich<br />

<strong>für</strong> die Finanzierung von Kosten,<br />

die durch Beratung ggf. auch zugunsten<br />

von gesetzlich Versicherten<br />

entstehen.” Die „Zwangsfinanzierung”<br />

greife unzulässig in die Berufsfreiheit<br />

der Versicherungsunternehmen ein.<br />

Gleichzeitig jedoch erklärte sich die<br />

PKV prinzipiell zur Fortsetzung ihres<br />

seit 2011 bestehen<strong>den</strong> freiwilligen<br />

UPD-Engagements bereit.<br />

Auch beim Bundesverband der Verbraucherzentralen<br />

stößt der Vorschlag<br />

auf Unverständnis, seien es doch die<br />

GKV- und PKV-Organisationen, die<br />

häufig Auslöser von Beschwer<strong>den</strong> und<br />

Beratungsanliegen von Patient*innen<br />

seien.<br />

(UN-)ABHÄNGIGKEIT?<br />

Dem Stiftungsrat sollen laut Referentenentwurf<br />

folgende Mitglieder angehören:<br />

• die oder der Beauftragte der Bundesregierung<br />

<strong>für</strong> die Belange der Patient*innen;<br />

• vier ehrenamtliche Vertreter*innen<br />

von Patientenorganisationen, die keine<br />

Vertreter*innen als Mitglieder in<br />

<strong>den</strong> Stiftungsvorstand entsen<strong>den</strong><br />

• zwei Mitglieder des Deutschen Bundestags;<br />

• je ein*e Vertreter*in des Bundesministeriums<br />

<strong>für</strong> Gesundheit und des<br />

Bundesministeriums <strong>für</strong> Umwelt, Naturschutz,<br />

nukleare Sicherheit und<br />

Verbraucherschutz und<br />

• je ein*e Vertreter*in des Spitzenverbandes<br />

Bund der Krankenkassen und<br />

des Verbandes der Privaten Krankenversicherung<br />

e. V.<br />

Die Verbraucherschützer*innen sehen<br />

die Unabhängigkeit der künftigen Stiftung<br />

nicht gewährleistet, wenn neben<br />

<strong>den</strong> vorgesehenen Vertreter*innen von<br />

Patientenorganisationen auch Vertreter*innen<br />

aus Politik und Krankenkassen<br />

im Stiftungsrat die Geschicke der<br />

Stiftung leiten. Die Vertreterversammlung<br />

der Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg (KZV BW)<br />

Haben Sie Fragen zur Zahnund<br />

Mundgesundheit?<br />

Rufen Sie uns gebührenfrei an.<br />

Je<strong>den</strong> Montag, Mittwoch und Freitag<br />

von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr.<br />

Hotline 0800 - 47 47 800 kostenfrei<br />

Allgemeine Patientenberatung<br />

Unsere Experten freuen sich<br />

auf Ihren Anruf!<br />

Zahnmedizinische Patientenberatungsstelle<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

Albstadtweg 9 | 70567 Stuttgart<br />

Tel. 0800 -14 24 340<br />

Individuelle Patientenberatung<br />

Mo.-Do. 08:00 -15:30 Uhr<br />

Freitag 08:00 -13:00 Uhr<br />

info@zpb-bw.de<br />

kostenfrei<br />

positionierte sich im November 2022<br />

gegen die UPD-Reform: „Die Zusammensetzung<br />

des Stiftungsrates ist das<br />

Gegenteil von ‚staatsfern’, die Finanzierung<br />

über die GKV (15 Mio. Euro)<br />

und PKV (1 Mio. Euro) sicherlich nicht<br />

als unabhängig zu bezeichnen.“<br />

Neutralität und Unabhängigkeit seien<br />

unabdingbar <strong>für</strong> eine effiziente und<br />

glaubhafte Patientenberatung, wie die<br />

jährlich zusammengeführten Erfahrungen<br />

und Ergebnisse in <strong>den</strong> von<br />

Kammern und KZVen getragenen<br />

zahnmedizinischen Patientenberatungsstellen<br />

in <strong>den</strong> Ländern und vor allem in<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg zeigten, so die<br />

Antragsteller*innen.<br />

HINTERGRUND<br />

Der Reformvorschlag wurde im Dezember<br />

vergangenen Jahres vom Bundeskabinett<br />

angenommen. Innerhalb<br />

des Übergangsjahres 2023 soll die<br />

Überführung der UPD in eine Stiftung<br />

erfolgen, das Gesetz also 2024<br />

greifen. Nachdem 2016 der kommerzielle<br />

Gesundheitsdienstleister Sanvartis<br />

<strong>den</strong> Zuschlag <strong>für</strong> die Beratung<br />

bekommen hatte, hatte der Bundesrechnungshof<br />

im Sommer 2020 unwirtschaftliche<br />

Mittelverwendungen<br />

angemahnt. Der Vertrag mit Sanvartis<br />

lief Ende 2022 aus. Mit der gesetzlichen<br />

Neuregelung wird eine Neuausschreibung<br />

hinfällig.<br />

Alexander Messmer<br />

In allen Fragen<br />

der Zahn- und<br />

Mundgesundheit<br />

Gut beraten. Die Zahnmedizinische Patientenberatungsstelle Ba<strong>den</strong>-<br />

Württemberg bietet Beratungen auch online an.<br />

INFO<br />

Abbildung: Zahnmedizinische Patientenberatungsstelle Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

Über die zahnmedizinische Patientenberatungsstelle<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

können sich die Patient*innen<br />

individuell und kostenfrei beraten<br />

lassen und eine neutrale und unabhängige<br />

Zweitmeinung (persönlich<br />

und online) einholen. Zusätzlich<br />

übernimmt sie eine Lotsenfunktion<br />

zu weiteren Ansprechpartner*innen,<br />

wenn Sachverhalte weiterer Klärung<br />

bedürfen. Als staatsferne und von<br />

<strong>den</strong> Selbstverwaltungsorganen eingerichtete<br />

Institution bewährt sich<br />

das Modell der regionalen Beratung<br />

bereits seit 30 Jahren. Zur Terminvereinbarung<br />

<strong>für</strong> eine individuelle<br />

Patientenberatung und zur Onlineberatung<br />

steht die Geschäftsstelle<br />

je<strong>den</strong> Montag bis Donnerstag von<br />

8:00 bis 15:30 Uhr und Freitag von<br />

8:00 bis 13:00 Uhr telefonisch und<br />

online zur Verfügung.<br />

Die Experten der Allgemeinen Patientenberatung<br />

zu allen Fragen der<br />

Zahn- und Mundgesundheit stehen<br />

<strong>den</strong> Patient*innen mit neuen Beratungszeiten<br />

zur Verfügung. Die Allgemeine<br />

Patientenberatung ist montags,<br />

mittwochs und freitags von 14<br />

bis 17 Uhr telefonisch erreichbar.<br />

Ein neu gestalteter Flyer macht auf die<br />

neuen Beratungszeiten aufmerksam.


30_FORTBILDUNG<br />

ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Der Zustand des Parodonts<br />

hängt viel stärker von der<br />

Allgemeingesundheit ab, als es<br />

über viele Jahrzehnte angenommen<br />

wurde. In der Schwangerschaft<br />

zeigt sich das Parodont<br />

besonders empfänglich <strong>für</strong><br />

gingivale Entzündung und<br />

Progression bestehender Parodontitis.<br />

Darum ist es umso<br />

wichtiger, dass Zahnärztinnen<br />

und Zahnärzte ihre Patientinnen<br />

gut durch die Zeit der<br />

Schwangerschaft begleiten.<br />

Die häufigsten Erkrankungen<br />

am Parodont und passende<br />

Therapieoptionen sowie<br />

der Einfluss auf <strong>den</strong><br />

Schwangerschaftsverlauf<br />

sollen im Folgen<strong>den</strong><br />

erläutert wer<strong>den</strong>.<br />

Foto: AdobeStock/cherryandbees<br />

Risiken rechtzeitig erkennen<br />

ZAHNFLEISCHERKRANKUNGEN<br />

BEI SCHWANGEREN<br />

PARODONTALE VERÄNDERUNGEN<br />

Während der Schwangerschaft kommt es zu deutlichen hormonellen<br />

Veränderungen, die vor allem dem Wachstum des<br />

ungeborenen Kindes und der Plazenta sowie der Aufrechterhaltung<br />

der Schwangerschaft dienen 1 . Der kontinuierliche<br />

Anstieg des Östrogen- und Progesteronspiegels zeigt sich<br />

dabei auch an der Gingiva, wo es zu einer erhöhten Entzündungsneigung<br />

kommt. Ursächlich da<strong>für</strong> sind hormonsensitive<br />

Rezeptoren der Gingiva 2 . Über diese kommt es während<br />

der Schwangerschaft zu einer erhöhten Fibroblastenproliferation<br />

3 , die folglich zu einer Größenzunahme des Gewebes<br />

führen kann und sich klinisch als Pseudotaschen darstellt.<br />

Das kann die Reinigung des Gingivarandes erschweren und<br />

die Entstehung einer Gingivitis begünstigen. Gleichzeitig<br />

führt der hormonelle Einfluss zu einer erhöhten Gefäßpermeabilität<br />

und –proliferation 4, 5 und verstärkt zusätzlich das<br />

Auftreten von Blutungen. Dadurch sind viele Patientinnen<br />

verunsichert und reinigen diese Bereiche womöglich weniger<br />

gründlich. Diese hormonell bedingte gingivale Entzündung<br />

wird auch als sogenannte Schwangerschaftsgingivitis bezeichnet<br />

und kann nach aktuellen Angaben bei 38 bis 93,75<br />

Prozent aller Schwangeren vorgefun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> 6–8 (siehe<br />

Abb.1). Anders als bei Nicht-Schwangeren scheint hier bereits<br />

eine geringe Menge an Plaque eine gingivale Entzündung<br />

auslösen zu können. Diese Entwicklung stellt sich<br />

meist entsprechend dem Anstieg des Hormonspiegels bis<br />

zum späten zweiten oder dritten Schwangerschaftsdrittel<br />

zunehmend dar 9, 10 . Darum erscheint eine besonders gründliche<br />

Mundhygiene, vor allem der Inter<strong>den</strong>talräume, ab dem<br />

Beginn der Schwangerschaft wichtig zu sein. Im Zuge des<br />

Hormonabfalls kommt es in aller Regel nach der Geburt zu<br />

einer vollständigen Remission dieser Veränderungen 11, 12 .<br />

Daher wird die Schwangerschaftsgingivitis als selbstlimitierend<br />

eingeordnet.<br />

SCHWANGERSCHAFTSTUMOR<br />

Ein weiteres Phänomen ist das Auftreten eines sogenannten<br />

Schwangerschaftstumors (auch: Epulis gravidarum oder<br />

pyogenes Granulom, siehe Abb. 2) 13 . Während die Ätiologie<br />

dieser gutartigen Gingivavergrößerung nicht eindeutig geklärt<br />

ist, ist auch hier mit einer Zunahme bis zum zweiten<br />

oder dritten Schwangerschaftsdrittel zu rechnen, wie auch<br />

mit einer vollständigen Remission nach Geburt 14 . Eine chirurgische<br />

Exzision ist nur angezeigt, falls das Granulom stark


ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

31_FORTBILDUNG<br />

1 2<br />

Foto: Dr. Kruse<br />

Foto: Dr. Kruse<br />

Schwangerschaftsgingivitis. Bei vielen Schwangeren zeigt sich die Entstehung<br />

einer Gingivitis.<br />

Epulis gravidarum. Diese gutartige Schleimhautwucherung<br />

bei Schwangeren ist in der Regel nicht behandlungsbedürftig<br />

und bildet sich vollständig nach Geburt zurück.<br />

stören sollte, wenn es beispielsweise die Kaufläche bedeckt<br />

und es daher häufig zu Blutungen kommt.<br />

Während die hormonell bedingten Veränderungen der Gingiva<br />

sich als selbstlimitierend darstellen und in aller Regel<br />

nicht mit einem Attachmentverlust einhergehen, ist bei einer<br />

unbehandelten Parodontitis häufig eine Progression<br />

oder selten auch Exazerbation der Erkrankung während der<br />

Schwangerschaft zu beobachten (siehe Abbildung 3) 15 . Als<br />

Erklärung wer<strong>den</strong> hier Veränderungen der Immunantwort<br />

auf Ebene der Th1/Th2-Lymphozyten, regulatorischen B-<br />

Zellen und neutrophilen Granulozyten herangezogen, die<br />

das Fortschreiten des Attachmentverlusts begünstigen können<br />

1, 16 .<br />

VERÄNDERTER SUBGINGIVALER BIOFILM<br />

Zudem kommt es bei Schwangeren zu einer Veränderung der<br />

Zusammensetzung des subgingivalen Biofilms. In Untersuchungen<br />

subgingivaler Proben fand man unter anderem eine<br />

Zunahme bekannter Parodontalpathogene wie Prevotella intermedia,<br />

Porphyromonas gingivalis 5, 6, 16, 17 , Tannerella forsythia<br />

und Aggregatibacter actinomycetemcomitans 7, 17, 18 . Für<br />

Porphyromonas gingivalis konnte zudem gezeigt wer<strong>den</strong>,<br />

dass dessen Vorhan<strong>den</strong>sein das Risiko <strong>für</strong> einen Attachmentverlust<br />

um das 14-Fache erhöht 8 . Insgesamt scheint sich das<br />

orale Mikrobiom auch bei parodontal Gesun<strong>den</strong> während der<br />

Schwangerschaft hin zu parodontitis-assoziierten Keimen zu<br />

verändern. Nach der Geburt wird jedoch wieder die Rückkehr<br />

zu gesundheits-assoziierten Keimen beobachtet 19 . Gründe da<strong>für</strong><br />

sind ebenfalls die veränderte Immunabwehr sowie Fähigkeiten<br />

einzelner Spezies, von der hormonellen Situation in<br />

ihrem Wachstum zu profitieren 16 .<br />

FRÜHGEBURTLICHKEIT UND INFERTILITÄT<br />

1996 wurde erstmalig über eine mögliche Assoziation der Parodontitis<br />

mit Frühgeburtlichkeit berichtet 20 . Seitdem konnten<br />

die Mehrzahl klinischer Studien <strong>den</strong> Verdacht bestätigen, dass<br />

das Risiko <strong>für</strong> eine Frühgeburt, Präeklampsie (ugs. Schwangerschaftsvergiftung)<br />

oder ein niedriges Geburtsgewicht durch<br />

das Vorliegen einer Parodontitis erhöht ist 21 . Der mögliche Pathomechanismus<br />

wird hier in einer Infektion der feto-plazentären<br />

Einheit durch orale Pathogene vermutet. Vor allem Fusobacterium<br />

nucleatum konnte in unterschiedlichsten Untersuchungen<br />

mit Totgeburten und anderen Komplikationen in<br />

Verbindung gebracht wer<strong>den</strong> 22, 23 . Zudem gibt es Hinweise darauf,<br />

dass es während der Schwangerschaft insbesondere bei Parodontitispatientinnen<br />

zu einer frühzeitigen Besiedelung der<br />

Plazenta mit oralen Keimen kommen könnte 24 . Da Schwangerschaftskomplikationen<br />

jedoch hochkomplexe Entwicklungen<br />

darstellen, muss davon ausgegangen wer<strong>den</strong>, dass deren Entstehung<br />

häufig multifaktoriell bedingt ist und die Parodontitis<br />

nicht der alleinige Auslöser ist. Weiterhin wird auch die Möglichkeit<br />

diskutiert, dass ein erhöhtes Level an Entzündungsbotenstoffen<br />

indirekt zur Auslösung einer Frühgeburt oder anderen<br />

Komplikationen beitragen könnte 25 . Indem die Parodontitis<br />

die allgemeine Entzündungslast erhöht, könnte sie dabei<br />

eine Rolle spielen.<br />

Die Antwort auf die Frage, ob eine Parodontitisbehandlung<br />

während der Schwangerschaft eine Frühgeburt verhindern<br />

kann, bleibt bisher uneindeutig. Die Mehrzahl der durchgeführten<br />

Studien weist jedoch darauf hin, dass lediglich Schwangere<br />

mit bereits deutlich erhöhtem Risiko <strong>für</strong> eine Frühgeburt<br />

von einer Parodontitistherapie profitieren 9, 26 . Ausgehend von<br />

der Annahme, dass die Plazenta bereits frühzeitig von Parodontalpathogenen<br />

besiedelt sein könnte, erscheint eine subgingivale<br />

antiinfektiöse Therapie im Verlauf der Schwangerschaft<br />

womöglich schlicht zu spät, um eine infektionsbedingte<br />

Komplikation zu verhindern 9 . Zusammenfassend lässt sich somit<br />

feststellen, dass eine mögliche Parodontitis bereits im Vorfeld<br />

einer Schwangerschaft behandelt wer<strong>den</strong> sollte.<br />

Der Einfluss der Parodontitis auf die Fertilität von Frauen<br />

und Männern wurde gegenüber der Frühgeburtlichkeit bisher<br />

deutlich weniger untersucht. Dabei spricht man von Infertilität,<br />

wenn es über 12 Monate hinweg <strong>für</strong> ein Paar nicht möglich<br />

ist, zu einer klinischen Schwangerschaft zu kommen. Da<br />

in westlichen Ländern 14,3 Prozent aller Paare betroffen sind,<br />

stellt dies ein nicht unerhebliches Problem dar 27 . Bei Frauen


32_FORTBILDUNG<br />

ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

3<br />

Foto: S. Fortmeier<br />

Parodontitis während der Schwangerschaft. Eine unbehandelte Parodontitis kann während der Schwangerschaft zu zusätzlichen Attachmentverlusten<br />

führen.<br />

konnten unter anderem Zusammenhänge zwischen Parodontitis<br />

und verschie<strong>den</strong>en Risikofaktoren <strong>für</strong> Infertilität wie Endometriose,<br />

Übergewicht, bakterieller Vaginose und dem polyzystischem<br />

Ovarsyndrom gefun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> 28 . Auch hier<br />

sind verschie<strong>den</strong>e Mechanismen <strong>den</strong>kbar, wobei eine erhöhte<br />

systemische Entzündungslast als Erklärung favorisiert wird.<br />

Bei Männern scheint die Parodontitis das Risiko männlicher<br />

Unfruchtbarkeit aufgrund negativer Auswirkungen auf die<br />

Spermienqualität und der Begünstigung erektiler Dysfunktion<br />

zu erhöhen 29, 30 .<br />

EINFLUSSFAKTOR LEBENSSTIL<br />

Grundsätzlich ist das Vorhan<strong>den</strong>sein von supra- und subgingivalem<br />

Biofilm die zwingende Voraussetzung <strong>für</strong> die<br />

Entstehung der häufigsten Formen von Gingivitis oder Parodontitis.<br />

Jedoch spielen lebensstilbedingte Einflüsse als zusätzliche<br />

Faktoren eine nicht unerhebliche Rolle. Eine breite<br />

Basis an Evi<strong>den</strong>z gibt es hier bezüglich des Einflusses von<br />

Diabetes mellitus 31 und Tabakkonsum 32 . Während Diabetes<br />

das Risiko <strong>für</strong> die Entstehung einer Parodontitis deutlich erhöht<br />

33 , konnte dies auch bei Schwangeren in Form eines<br />

Gestationsdiabetes bestätigt wer<strong>den</strong> 34 . Diese spezielle Form<br />

der Glukoseintoleranz während der Schwangerschaft ist zumeist<br />

bedingt durch eine ungünstige Ernährung, Übergewicht<br />

und Bewegungsmangel und kann zu schweren<br />

Schwangerschaftskomplikationen führen. Das Auftreten<br />

der Erkrankung liegt Zahlen zufolge weltweit bei 15 Prozent<br />

aller Schwangerschaften, mit steigender Ten<strong>den</strong>z, und stellt<br />

das Gesundheitssystem bereits jetzt vor eine große Herausforderung<br />

35 . Besonders hervorzuheben ist dabei auch, dass<br />

ein Gestationsdiabetes bereits das heranwachsende Kind im<br />

Mutterleib vorprägt und das Risiko <strong>für</strong> eine Diabeteserkrankung<br />

im Laufe des Lebens deutlich erhöht ist 36. Die Ernährung<br />

an sich kann jedoch auch ohne das Vorliegen einer Diabeteserkrankung<br />

<strong>den</strong> Zustand der Gingiva beeinflussen. In<br />

wissenschaftlichen Untersuchungen konnte gezeigt wer<strong>den</strong>,<br />

dass der hauptsächliche Verzehr von ballaststoffhaltigen unverarbeiteten<br />

Lebensmitteln wie Obst, Gemüse oder Hülsenfrüchten<br />

und der weitestgehende Verzicht auf zugesetzten<br />

Zucker und Fleisch zu einer deutlichen Entzündungsreduktion<br />

der Gingiva führt 37 . Diese Erkenntnisse untermauern<br />

die gelten<strong>den</strong> allgemeinen Ernährungsempfehlungen <strong>für</strong><br />

Schwangere, <strong>den</strong>en neben <strong>den</strong> genannten Punkten bezüglich<br />

der Ernährung zusätzlich regelmäßige körperliche Aktivität<br />

empfohlen wird 38 . Somit ist auch das zahnärztliche<br />

Team bei der Aufklärung über einen gesun<strong>den</strong> Lebensstil gefragt<br />

und sollte die Schwangere dahingehend ebenfalls unterstützen.<br />

Dies gilt auch <strong>für</strong> <strong>den</strong> Risikofaktor Tabakkonsum,<br />

der das Auftreten und die Progression einer Parodontitis<br />

maßgeblich beeinflussen kann 39 . Vorteilhaft ist es hier,<br />

dass die überwiegende Zahl der Frauen während einer<br />

Schwangerschaft auf das Rauchen verzichtet. Jedoch kann<br />

hier von zahnärztlicher Seite die Motivation durch Gespräche<br />

und Information gesteigert wer<strong>den</strong>, das Nichtrauchen<br />

auch nach der Geburt des Kindes beizubehalten.<br />

GINGIVITIS UND PARODONTITIS<br />

Eine parodontale Untersuchung durch die Erhebung eines<br />

parodontalen Screeningindex (PSI) vor geplanter Schwangerschaft<br />

oder spätestens im ersten Schwangerschaftsdrittel ist<br />

unbedingt empfehlenswert. Zudem sollte die Patientin über<br />

die erhöhte Empfänglichkeit <strong>für</strong> gingivale Entzündungen<br />

frühzeitig aufgeklärt wer<strong>den</strong>. Liegt lediglich eine Gingivitis<br />

vor, sollte die Schwangere innerhalb des ersten Schwangerschaftsdrittels<br />

durch eine professionelle Zahnreinigung (professionelle<br />

mechanische Plaquereduktion, PMPR) und Mundhygieneunterweisung<br />

unterstützt wer<strong>den</strong>, die supragingivale<br />

Plaquekontrolle möglichst gründlich und effizient durchzuführen.<br />

Dabei spielt die mechanische Plaqueentfernung mittels<br />

(elektrischer) Zahnbürste und Inter<strong>den</strong>talbürstchen eine<br />

entschei<strong>den</strong>de Rolle (siehe auch aktuelle S3-Leitlinie der<br />

DGParo: Häusliches mechanisches Biofilmmanagement in


ZBW_2-3/2023<br />

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33_FORTBILDUNG<br />

4<br />

1. Trimenon<br />

(9.-12. SSW)<br />

Gingivitis<br />

Diagnostik /PSI<br />

Mundhygieneinstruktion, PMPR<br />

Parodontitis<br />

Kontrolle des supragingivalen Biofilms<br />

und der Risikofaktoren (1.Therapiestufe)<br />

2. Trimenon<br />

(13.-25. SSW)<br />

Mundhygieneinstruktion<br />

PMPR<br />

stark<br />

einschränkendes<br />

pyogenes Granulom<br />

Chirurgische<br />

Therapie<br />

Anti-infektiöse Therapie<br />

(2. Therapiestufe)<br />

SCHMERZ<br />

THERAPIE<br />

Therapie akuter<br />

Zustände<br />

3. Trimenon<br />

(26.-36. SSW)<br />

nach der<br />

Geburt<br />

ggf. Kontrolle/ Befundevaluation<br />

Falls notwendig:<br />

chirurgische Parodontitistherapie (3. Therapiestufe)<br />

weitere zahnärztliche<br />

Behandlung<br />

Kontrolle/ Unterstützende Parodontitistherapie, (4. Therapiestufe)<br />

Abbildung: Dr. Kruse<br />

Parodontale Behandlung während der Schwangerschaft (nach Kruse et al. 2022) 41 .<br />

der Prävention und Therapie der Gingivitis 40 ). Falls die Patientin<br />

mehr Unterstützung benötigt oder eine besonders starke<br />

Ausprägung der Gingivitis vorliegt, können je nach individueller<br />

Umsetzung der häuslichen Mundhygiene auch weitere<br />

Termine zur Zahnreinigung und Kontrolle sinnvoll erscheinen.<br />

Hier wäre ggf. auch der Einsatz einer alkoholfreien medizinischen<br />

Mundspüllösung (z. B. Chlorhexidindigluconat<br />

0,1- bis 0,2-prozentig) zu erwägen 42 . Sollte der PSI-Code Hinweise<br />

auf das Vorliegen einer Parodontitis geben, so ist die<br />

Durchführung einer systematischen Parodontitistherapie<br />

auch während der Schwangerschaft angezeigt. Dabei sollte<br />

die antiinfektiöse Therapie (2. Therapiestufe) nach Möglichkeit<br />

während des zweiten Schwangerschaftsdrittels erfolgen<br />

(siehe Abbildung 4 Parodontale Behandlung während der<br />

Schwangerschaft). Therapiestufe 1 (Kontrolle des supragingivalen<br />

Biofilms) kann jedoch bereits zu Beginn der Schwangerschaft<br />

im ersten Drittel durchgeführt wer<strong>den</strong>. Chirurgische<br />

Eingriffe sind bis auf wenige Ausnahmen, beispielsweise zur<br />

Entfernung einer stark stören<strong>den</strong> Epulis gravidarum, besser<br />

auf die Zeit nach der Geburt zu verschieben. Patientinnen<br />

sollten nach erfolgreicher antiinfektiöser Therapie in eine<br />

konsequente unterstützende Parodontitistherapie eingebun<strong>den</strong><br />

wer<strong>den</strong>, um das Risiko weiterer Attachmentverluste auch<br />

<strong>für</strong> zukünftige Schwangerschaften zu senken.<br />

verlauf vorzubeugen. Darüber hinaus gilt es, die Patientinnen<br />

bei der Reduktion lebensstilbedingter Risikofaktoren zu unterstützen.<br />

Auch nach der Geburt ist es wichtig, die Patientinnen<br />

in eine regelmäßige Nachsorge einzubin<strong>den</strong>.<br />

Dr. Anne B. Kruse,<br />

Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger,<br />

Klinik <strong>für</strong> Zahnerhaltungskunde und Parodontologie,<br />

Universitätsklinikum Freiburg<br />

Das Literaturverzeichnis kann beim IZZ bestellt wer<strong>den</strong> unter<br />

Tel: 0711/222966-14 oder E-Mail: info@zahnarzteblatt.de.<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

0711 222966-14<br />

info@zahnaerzteblatt.de<br />

FAZIT<br />

Die besondere Zeit der Schwangerschaft sollte durch das<br />

zahnärztliche Team begleitet wer<strong>den</strong>. Neben der Unterstützung<br />

bei der mechanischen Plaquekontrolle spielt die frühzeitige<br />

Diagnostik auf das Vorliegen einer Parodontalerkrankung<br />

eine wichtige Rolle, um der Progression und <strong>den</strong> damit<br />

verbun<strong>den</strong>en negativen Auswirkungen auf die Gesundheit<br />

der Schwangeren und möglicherweise <strong>den</strong> Schwangerschafts-<br />

Dr. Anne Kruse<br />

Klinik <strong>für</strong> Zahnerhaltungskunde<br />

und Parodontologie,<br />

Universitätsklinikum Freiburg<br />

Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger<br />

Leiterin der Sektion Parodontologie,<br />

Klinik <strong>für</strong> Zahnerhaltungskunde<br />

und Parodontologie,<br />

Universitätsklinikum Freiburg


34_FORTBILDUNG<br />

ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Fallbericht aus der Akademie <strong>für</strong> Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe<br />

SOFORT-<br />

IMPLANTATION<br />

MIT SOFORT-<br />

VERSORGUNG<br />

UNTER<br />

VERWENDUNG<br />

VON AUTOLOGEM<br />

DENTIN<br />

Dieser Fallbericht schildert die Situation einer 31-jährigen<br />

Patientin nach Via falsa bei obliteriertem Wurzelkanal an<br />

Zahn 11. Die daraus resultierende Behandlungsbedürftigkeit<br />

konnte nicht mehr konservierend gelöst wer<strong>den</strong>. Im<br />

Rahmen der Therapie wurde der Zahn 11 entfernt, ein<br />

Sofortimplantat inseriert und die Augmentation mit autologem<br />

Dentin durchgeführt. Abschließend erfolgte eine<br />

provisorische Sofortversorgung.<br />

Abbildung: AdobeStock/Vlad Kochelaevskiy; IZZ<br />

Erste wissenschaftliche Erkenntnisse über <strong>den</strong> Einsatz von<br />

autologem Dentin gab es aus der <strong>den</strong>talen Traumatologie.<br />

Zähne, bei <strong>den</strong>en aufgrund eines Traumas eine Avulsion aufgetreten<br />

ist, wer<strong>den</strong> reimplantiert 1 . Als Erfolg wer<strong>den</strong> replantierte<br />

Zähne mit einer leichten Beweglichkeit, die der physiologischen<br />

Beweglichkeit entspricht, gewertet. Bei diesem Erhaltungsversuch<br />

kann es jedoch zu Komplikationen und<br />

Misserfolgen kommen. Zu diesen Komplikationen zählen Ankylosen<br />

und Resorptionen der Wurzel 2 . Mit dem Begriff Ankylose<br />

wird das Verwachsen von Zahnhartgewebe (Wurzelzement<br />

und Dentin) mit dem Alveolarfortsatz/Alveolarknochen<br />

unter Verlust der Parodontalfasern verstan<strong>den</strong>. Somit<br />

liegt ein direkter Kontakt zwischen Zahnhartgewebe und<br />

Knochen vor. Unter Resorption wird der Ersatz der Zahnwurzel<br />

durch Alveolarknochen verstan<strong>den</strong> 3 . Es wurde beobachtet,<br />

dass besonders an <strong>den</strong> Arealen der Wurzeloberfläche eine Ersatzresorption<br />

stattfindet, an <strong>den</strong>en das Desmodont bei der<br />

extra oralen Lagerung nekrotisch gewor<strong>den</strong> ist 2, 4 . Bei der Verwendung<br />

von Dentin in der Implantologie wird genau dieser<br />

Umbauprozess der Zahnwurzel angestrebt. In experimentellen<br />

Tierstudien und klinischen Untersuchungen stellte sich<br />

heraus, dass sich Dentin als Knochenersatzmaterial einsetzen<br />

lässt 5-11 . Die organische und anorganische Zusammensetzung<br />

des Dentins sowie die spezifischen osteogenetischen Proteine<br />

sind vergleichbar mit <strong>den</strong>en des Knochens 12 . In einer retrospektiven<br />

Studie wur<strong>den</strong> Fälle mit notwendiger lateraler Augmentation<br />

miteinander verglichen. In der einen Gruppe wurde<br />

als Augmentat Knochen (Schalentechnik nach Khoury) 13<br />

in der anderen autologes Dentin (Tooth-Shell-Technique)<br />

verwendet. Eine simultane Implantation erfolgte in bei<strong>den</strong><br />

Gruppen. Hinsichtlich der Komplikationsraten und der Resorption<br />

des Augmentats konnten keine signifikanten Unterschiede<br />

festgestellt wer<strong>den</strong> 14 .<br />

Im folgen<strong>den</strong> Fallbericht wird über das Vorgehen der Dentinaugmentation<br />

bei einer Sofortimplantation berichtet.<br />

ANAMNESE<br />

Eine 31-jährige Patientin stellte sich im April 2020 im Zentrum<br />

<strong>für</strong> Implantologie und Oralchirurgie in Heidelberg vor.<br />

Grund der Konsultation war die fehlende Erhaltungsfähigkeit<br />

des Zahnes 11 aufgrund einer Via falsa bei obliteriertem<br />

Wurzelkanal.


ZBW_2-3/2023<br />

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35_FORTBILDUNG<br />

Die Patientin beschrieb rezidivierende Beschwer<strong>den</strong> an dem<br />

Frontzahn 11. Bei dem konservativen Erhaltungsversuch<br />

durch <strong>den</strong> Hauszahnarzt konnte aufgrund des stark obliterierten<br />

Kanallumens die Wurzelkanalbehandlung nicht erfolgreich<br />

durchgeführt wer<strong>den</strong>. Die allgemeinmedizinische<br />

Anamnese war unauffällig.<br />

1<br />

ZAHNÄRZTLICHER UND KLINISCHER BEFUND<br />

Der allgemeinzahnmedizinische Befund zeigte am Zahn 11<br />

vestibulär eine Perforation. Der CO 2 -Sensibilitätstest am<br />

Zahn 11 war negativ und die Perkussion positiv. Des Weiteren<br />

waren die Weisheitszähne 38, 48 und 28 retiniert und verlagert.<br />

Zahn 18 befand sich in elongierter Position und Außenstand.<br />

Die restlichen Zähne im Ober- und Unterkiefer zeigten<br />

keine Auffälligkeiten.<br />

RÖNTGENOLOGISCHER BEFUND<br />

Das OPG (Abb. 1) zeigte die Trepanation von Zahn 11 auf.<br />

Die Zähne 48, 38 und 28 waren retiniert und verlagert. Im<br />

DVT war der Wurzelkanal regio Zahn 11 schwer darstellbar<br />

und eine apikale Aufhellung erkennbar. Das Knochenangebot<br />

in regio 11 war in der Höhe und Breite ausreichend (Abb. 2).<br />

Radiologische Erstuntersuchung. In der Panoramaschichtaufnahme<br />

ist die mineraldichte Verschattung an Zahn 11 sowie die retinierten<br />

und teilweise verlagerten Weisheitszähne zu erkennen.<br />

2<br />

DIAGNOSE<br />

• Nichterhaltungsfähiger Zahn 11<br />

• Nichterhaltungswürdige Zähne 18, 28, 38, 48<br />

THERAPIE<br />

In einem Aufklärungsgespräch wur<strong>den</strong> die Vor- und Nachteile<br />

der möglichen Therapieoptionen diskutiert. Aufgrund der<br />

vestibulären Perforation und des obliterierten Wurzelkanals<br />

war die Prognose <strong>für</strong> eine konservative Therapie des Zahnes 11<br />

ungünstig. Die Patientin entschied sich <strong>für</strong> eine Sofortimplantation<br />

mit Sofortversorgung. In diesem Zusammenhang<br />

wurde die Patientin ebenfalls über die Verwendung des Zahnes<br />

11 als Augmentat aufgeklärt. Ebenso wurde die Entfernung<br />

der Weisheitszähne 18, 28, 38, 48 empfohlen und über<br />

mögliche Risiken und Komplikationen aufgeklärt.<br />

Für die chirurgische Therapie wurde auf Basis der DVT-Aufnahme<br />

das Knochenangebot in regio 11 ermittelt. Dabei wur<strong>den</strong><br />

eine ausreichende Knochenbreite und Knochenhöhe im<br />

Oberkiefer festgestellt. Der Patientin wurde 30 Minuten präoperativ<br />

eine Einmalgabe von 2 g Amoxicillin (Alternative bei<br />

bekannter Penicillinallergie 600 mg Clindamycin) und 600<br />

mg Ibuprofen verordnet. Zuerst wur<strong>den</strong> die Weisheitszähne<br />

18, 28, 38 und 48 entfernt und die Wun<strong>den</strong> versorgt. Anschließend<br />

erfolgte die atraumatische Entfernung des Zahnes<br />

11 (Abb. 3a). Bei der Verwendung von autologen Zähnen <strong>für</strong><br />

augmentative Maßnahmen eignet sich nur das Dentin. Hier<strong>für</strong><br />

wurde die Zahnkrone mit dem Zahnschmelz von der<br />

Zahnwurzel getrennt. Anschließend wur<strong>den</strong> mit einer Hartmetallfräse<br />

Debris und die Parodontalfasern von der Zahnwurzel<br />

entfernt. Die gereinigte Zahnwurzel wurde partikuliert<br />

und chemisch <strong>für</strong> die Augmentation aufbereitet (Abb.<br />

3b). Simultan wurde ein Implantat Regio 11 (Astra EV, Ø<br />

4,2 x 13 mm, Densply Sirona, Germany) in <strong>den</strong> palatinalen<br />

Anteil der Alveole mit 35 Ncm primärstabil inseriert. Der<br />

Spaltraum zwischen bukkaler Alveolenwand und Implantat,<br />

die Jumping Distance, wurde mit dem aufbereiteten autologen<br />

Dentin aufgefüllt (Abb. 4a). Zur röntgenologischen Kontrolle<br />

wurde ein DVT in regio 11 angefertigt. Das Implantat<br />

ist an die palatinale Alveolenwand gelagert. Der vestibuläre<br />

Anteil der Alveole ist intakt und die mineraldichten Partikel<br />

des partikulierten Dentins sind gut erkennbar (Abb. 4b). Im<br />

Anschluss erfolgte die Übertragung der Implantatposition<br />

Röntgenologische Ausgangssituation im DVT bei Erstvorstellung. Der<br />

Zahn 11 zeigt die mit Füllungsmaterial gefüllte Trepanation. Darstellung<br />

von Zahn 11 in der Sagittalebene: Der stark obliterierte Wurzelkanal<br />

konnte trotz übersichtlicher Trepanation nicht aufgefun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>.<br />

Die apikale Aufhellung ist zu erkennen.<br />

3a<br />

3 b<br />

Knochenersatzmaterial. a) Der Zahn 11 mit vestibulärer Perforation<br />

(weißer Pfeil) und anhaftendem Desmodont. b) Um <strong>den</strong> Zahn 11 als<br />

autologes Knochenersatzmaterial zu verwen<strong>den</strong>, wurde die Zahnkrone/der<br />

Zahnschmelz entfernt. Die Zahnwurzel wurde mechanisch sowie<br />

chemisch aufbereitet und fein partikuliert.


36_FORTBILDUNG<br />

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4a<br />

4b<br />

Sofortimplantation. Klinische Situation nach atraumatischer Entfernung<br />

von Zahn 11 und Sofortimplantation. Das Implantat ist an <strong>den</strong><br />

palatinalen Anteil der Alveole angelagert. Der entstehende Spaltraum<br />

zur bukkalen Lamelle (Jumping Distance) wurde mit dem zuvor aufbereiteten<br />

und partikulierten Dentin aufgefüllt (4a). Postoperative<br />

DVT-Aufnahme von Regio 11 nach Implantation und Augmentation<br />

mit Dentinpartikeln in der Jumping Distance (4b).<br />

5<br />

Eingliederung der Sofortversorgung nach zwei Tagen. Aufgrund der<br />

Angulation ist die Prothetikschraube nur über die Vestibulärfläche zugänglich.<br />

<strong>für</strong> die Sofortversorgung. Zwei Tage später wurde die provisorische<br />

Krone mit individualisiertem Abutment eingegliedert.<br />

Hierbei wurde auf eine Nonokklusion geachtet (Abb. 5).<br />

NACHKONTROLLE<br />

Die Patientin stellte sich regelmäßig zu Nachkontrollen vor.<br />

Nach drei Monaten erfolgte die Implantatkontrolle sowie<br />

Messung der Implantatstabilität mittels der Resonanz-Frequenz-Analyse<br />

(Neoss ® Penguin RFA, Neoss, Goteborg, Swe<strong>den</strong>).<br />

Dabei wurde die provisorische Krone heruntergeschraubt<br />

und der sogenannte Implantatstabilitäts-Quotient<br />

(ISQ) mit einem Wert von jeweils 66 gemessen. Ab einem<br />

Wert von 65 gilt ein Implantat als belastungsfähig und ausreichend<br />

osseointegriert <strong>für</strong> die weitere prothetische Versorgung.<br />

Des Weiteren erfolgte eine Sondierung der Implantatschulter<br />

um eventuelle Knocheneinbrüche zu erkennen. Die<br />

Untersuchung konnte eine gute Osseointegration des Implantates<br />

in regio 11 objektivieren (Abb. 6a). Zudem wurde<br />

auf der DVT-Aufnahme eine stabile vestibuläre Lamelle in<br />

regio 11 ersichtlich. Die vestibuläre Alveole scheint nahezu<br />

keiner Resorption zu unterliegen. Vereinzelt sind Dentinpartikel<br />

erkennbar (Abb. 6b). Nach Abschluss der Verlaufskontrollen<br />

erfolgte die definitive Versorgung durch <strong>den</strong><br />

Hauszahnarzt (Abb. 7).<br />

EPIKRISE<br />

In dem dargestellten Patientenfall konnte der rechte bleibende<br />

mittlere Schneidezahn aufgrund einer Komplikation<br />

bei der konservativen Therapie nicht erhalten wer<strong>den</strong>. Die<br />

Therapie mittels Sofortimplantat und Sofortversorgung,<br />

um die bevorstehende Resorption der Extraktionsalveole<br />

nach Zahnentfernung als ein unvermeidliches Prozedere bei<br />

der Ausheilung 15 zu umgehen, war das Mittel der Wahl <strong>für</strong><br />

die Patientin. Neben dem Strukturerhalt von Hart- und<br />

Weichgewebe bedeutet eine unter <strong>den</strong> beschriebenen Kriterien<br />

durchgeführte Sofortimplantation eine deutliche Reduktion<br />

der Patientenmorbidität, der Behandlungszeit und<br />

der Kosten 16 . Jedoch kann es auch bei erfahrenen Behandlern<br />

zu Komplikationen kommen. Zu <strong>den</strong> häufigsten Komplikationen<br />

zählen: ungenügende Implantatpositionierung,<br />

Implantatverlust, unzureichende keratinisierte Mukosa,<br />

gingivale Rezessionen und unbefriedigende Ästhetik<br />

17 . Eine erfolgreiche Sofortimplantation erfordert somit<br />

eine genaue präoperative Analyse zur Beurteilung der lokalen<br />

anatomischen Risikofaktoren. Dabei wird neben <strong>den</strong><br />

klinischen Befun<strong>den</strong> auch eine dreidimensionale Bildgebung<br />

hinzugezogen 18 . Ebenso ist es wichtig, dass der Patient<br />

über das Verhalten nach der Implantation aufgeklärt wird.<br />

Wird eine Sofortversorgung eines Einzelimplantates angestrebt,<br />

ist eine okklusale Belastung des Implantats zu vermei<strong>den</strong>.<br />

Sofortimplantate sind anfällig <strong>für</strong> Makrobewegungen.<br />

Dementsprechend ist eine funktionelle Belastung beim<br />

Kauen in diesem Bereich zu vermei<strong>den</strong> 17 . Eine übermäßige<br />

Beanspruchung der Sofortimplantate könnte zum Implantatverlust<br />

durch Überbelastung führen 19 .<br />

Als Augmentat konnte das Dentin aus dem zuvor extrahierten<br />

Zahn 11 verwendet wer<strong>den</strong>. Die zuvor entfernten Weisheitszähne<br />

hätten ebenso als Ausgangsmaterial dienen können.<br />

Knochenersatzmaterialien wer<strong>den</strong> nach ihrem Ursprung<br />

unterschie<strong>den</strong>. Zu diesen zählen autogene, allogene,<br />

xenogene und synthetische Materialien. Bei autologem<br />

Dentin wurde dieselbe osteogenetische Potenz wie bei autologem<br />

Knochen nachgewiesen 20, 21 . Der Anteil anorganischer<br />

Substanzen im menschlichen Dentin beträgt ca.


ZBW_2-3/2023<br />

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37_FORTBILDUNG<br />

69 Prozent und der Anteil organischer Bestandteile ca. 17,5<br />

Prozent. Im Vergleich besteht der Alveolarknochen aus ungefähr<br />

62 Prozent anorganischen Komponenten und 25<br />

Prozent organischen Komponenten. Die organische Matrix<br />

aus Dentin und Knochen besteht hauptsächlich aus Kollagen<br />

Typ I (ungefähr 90 Prozent) und enthält viele nicht kollagene<br />

Strukturproteine wie Osteocalcin, Osteonektin,<br />

Phosphoprotein und Sialoprotein-I. Ebenso enthält Dentin<br />

wie Knochen osteogenetische Wachstumsfaktoren, dazu gehören<br />

knochenmorphogenetische Proteine (BMPs), transformierender<br />

Wachstumsfaktor-β (TGF-β) oder insulinähnlicher<br />

Wachstumsfaktor-2 (IGF-2) 22, 23 . In dem vorliegen<strong>den</strong><br />

Fall konnte Zahn 11 im genannten Beobachtungszeitraum<br />

erfolgreich durch ein Implantat unter Verwendung von autologem<br />

Dentin ersetzt wer<strong>den</strong>.<br />

Klinische Langzeitstudien, die die Komplikationsraten und<br />

die Resorption von autologem Dentin untersuchen, wer<strong>den</strong><br />

benötigt.<br />

6a<br />

6b<br />

FAZIT<br />

Die Verwendung von autologem Dentin in Kombination mit<br />

der Sofortimplantation ist ein mögliches Therapiekonzept<br />

<strong>für</strong> resorptionsstabile Augmentate.<br />

Prof. Dr. Michael Korsch, M.A. 1,2<br />

Dr. Abdel-Karim Mamar 1,2<br />

1 Zentrum <strong>für</strong> Implantologie und Oralchirurgie, Heidelberg<br />

2 Akademie <strong>für</strong> Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe, Karlsruhe<br />

Das Literaturverzeichnis kann beim IZZ bestellt wer<strong>den</strong> unter<br />

Tel: 0711/222966-14 oder E-Mail: info@zahnarzteblatt.de.<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

0711 222966-14<br />

info@zahnaerzteblatt.de<br />

Osseointegration. Klinische Situation 3 Monate postoperativ. Das Implantat<br />

regio 11 kann nach Prüfung des ISQ-Wertes definitiv versorgt<br />

wer<strong>den</strong>. Eine zusätzliche Ausformung des Emergenzprofils ist nicht<br />

zwingend nötig. Die bukkale Breite ist vollständig erhalten (6a). Die<br />

bukkale Lamelle zeigt keine Resorption und ist volumenstabil. Das<br />

Dentinpartikulat erscheint osseointegriert (6b).<br />

7<br />

Prof. Dr. Michael Korsch, M.A.<br />

Fachzahnarzt <strong>für</strong> Oralchirurgie,<br />

Akademie <strong>für</strong> Zahnärztliche<br />

Fortbildung Karlsruhe,<br />

Zentrum <strong>für</strong> Implantologie<br />

und Oralchirurgie<br />

Heidelberg<br />

Dr. Abdel-Karim Mamar<br />

Fachzahnarzt <strong>für</strong> Oralchirurgie,<br />

Akademie <strong>für</strong> Zahnärztliche<br />

Fortbildung Karlsruhe,<br />

Zentrum <strong>für</strong> Implantologie und<br />

Oralchirurgie<br />

Heidelberg<br />

Bilder: Prof. Dr. Korsch<br />

Kontrolle. 4 Monate nach Implantation mit definitiver prothetischer<br />

Versorgung durch <strong>den</strong> Hauszahnarzt.


38_FORTBILDUNG<br />

ZBW_2-3/2023<br />

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Traditionelles Herbst-Meeting im Fortbildungsforum Zahnärzte (FFZ)<br />

ZAHNMEDIZIN AKTUELL<br />

Am 19. November 2022 fand unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Elmar<br />

Hellwig das mittlerweile als traditionell zu bezeichnende Herbst-Meeting im Fortbildungsforum<br />

Zahnärzte (FFZ) in Freiburg statt. Neben drei Vorträgen, die sich in erster Linie mit<br />

dem Thema Implantat und Periimplantitis beschäftigten, referierte Dr. Benedikt Luka aus<br />

Hannover über die Kariesprävention bei Patientinnen und Patienten mit Tumorerkrankungen.<br />

robiell wirkt. Zudem kann präventiv<br />

eine Distanzschiene indiziert sein, welche<br />

die Schleimhäute vor Dosisüberhöhungen<br />

bei Bestrahlung schützt. Bei<br />

Mobilitätseinschränkungen des Kiefergelenks<br />

aufgrund einer Tumoroperation<br />

oder einer Bestrahlung können über<br />

eine Heilmittelverordnung eine manuelle<br />

Therapie, warme Packungen, manuelle<br />

Lymphdrainage und Logopädie in die<br />

Wege geleitet wer<strong>den</strong>. Aufgrund der<br />

Dysgeusie und der verringerten Speichelfließrate,<br />

aber auch bedingt durch<br />

die Dysbiose mit vermehrtem Auftreten<br />

von Laktobazillen, Streptococcusmutans-Stämmen<br />

und Candida sind die<br />

Kariesaktivität und das Kariesrisiko erheblich<br />

erhöht. Wichtig ist hier, <strong>für</strong> eine<br />

adäquate Flüssigkeitsaufnahme, wenn<br />

möglich, auf eine Stimulation des noch<br />

vorhan<strong>den</strong>en Speichelflusses (zum Beispiel<br />

über Kaugummis) und die Anwendung<br />

von hoch konzentrierten Fluoridpräparaten<br />

(Gele bzw. Zahnpasten mit<br />

erhöhtem Fluoridgehalt) zu achten. Dr.<br />

Luka, der sich seit Jahren in einer speziellen<br />

Sprechstunde um diese „Tumorpatienten“<br />

kümmert, stellte die Begleitsymptome<br />

der Tumortherapie sehr verständlich<br />

dar und ging in seinem Vortrag<br />

auf die wesentlichen Aspekte der<br />

praktischen Durchführbarkeit von Präventionsmaßnahmen<br />

ein.<br />

FFZ-Herbst-Meeting 2022. Prof. Dr. Elmar Hellwig, Dipl.-Volkswirt Christoph Besters, Prof. Dr. Petra<br />

Ratka-Krüger, Dr. Benedikt Luka und Dr. Hans Hugo Wilms (v. l.).<br />

KARIES UND KREBS<br />

In seiner ausgezeichneten Präsentation<br />

ging Dr. Luka zunächst auf die Inzi<strong>den</strong>z<br />

von Tumorerkrankungen ein und berichtete,<br />

dass diese Erkrankungen im<br />

Kopf-Hals-Bereich zwar weniger prävalent<br />

als zahlreiche andere Tumorerkrankungen<br />

seien, <strong>für</strong> die Zahnärztin und<br />

<strong>den</strong> Zahnarzt allerdings eine große Herausforderung<br />

darstellen wür<strong>den</strong>. Aufgrund<br />

der zahlreichen Nebenwirkungen,<br />

bedingt durch Medikamente und/<br />

oder Bestrahlung, ist bei diesen Patientinnen<br />

und Patienten mit einem massiv<br />

erhöhten Kariesrisiko zu rechnen, weil<br />

zumeist eine verminderte Speichelproduktion<br />

vorhan<strong>den</strong> ist. Daneben gilt es,<br />

häufige Nebenwirkungen der Krebstherapie<br />

(wie Mukositis, Dysgeusie, Candidiasis<br />

und eine Dysbiose, d. h. eine Veränderung<br />

des oralen Mikrobioms) zu<br />

beachten, um nur einige Begleiterscheinungen<br />

zu nennen. Bei Patientinnen<br />

und Patienten mit Mukositis ist die Anwendung<br />

von Benzydaminhydrochlorid<br />

(Tantum Verde) zu empfehlen, weil dieses<br />

Medikament entzündungshemmend,<br />

lokalanästhetisch und anti-mik-<br />

Foto: FFZ<br />

ZAHNERHALT ODER -ERSATZ<br />

Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger, Klinik <strong>für</strong><br />

Zahnerhaltungskunde und Parodontologie<br />

des Universitätsklinikums Freiburg,<br />

präsentierte einen Vortrag zum<br />

Thema „Eigene Zähne oder Implantat“.<br />

Nach Darstellung der aktuellen Zahlen<br />

und Fakten zur Parodontitis- und Periimplantitisprävalenz<br />

ging sie auf die<br />

Frage ein, ob man Zähne länger erhalten<br />

solle und ob die Ergebnisse nach einer<br />

Parodontitistherapie vorhersehbar sind.<br />

Zunächst einmal stellte sie heraus, dass<br />

es bei Patientinnen und Patienten mit<br />

einer Parodontitis auch mehr Periimplantitis<br />

gibt. Sie konnte zudem klar<br />

darstellen, dass eine nichtchirurgische<br />

Parodontitistherapie zu ausgezeichneten<br />

Erfolgen führe, wobei insbesondere<br />

durch die subgingivale Instrumentierung<br />

der Entzündungsindex deutlich<br />

verringert wer<strong>den</strong> könne. Allerdings ist<br />

eine Parodontitistherapie nur so gut wie<br />

die Nachsorge in der Unterstützen<strong>den</strong><br />

Parodontitistherapie (UPT). Das bedeutet,<br />

dass ein gutes Recall-System die Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> <strong>den</strong> Zahnerhalt, auch bei<br />

Parodontitispatientinnen und -patienten,<br />

ist. Anhand sehr interessanter Patientenfälle<br />

zeigte sie, dass der Zahnerhalt<br />

auch bei ungünstigen und schweren<br />

Verlaufsformen möglich ist, wobei neben<br />

der nichtchirurgischen Therapie<br />

eine adjunktive Antibiotikatherapie<br />

zum Erfolg beiträgt. Das Endergebnis<br />

ist bei derartigen Patientinnen und Patienten<br />

eine erfolgreich behandelte stabile<br />

Parodontitis. Während man früher<br />

häufig alle Zähne entfernte, die parodontal<br />

schwer erkrankt waren, würde<br />

man heute hauptsächlich eine Extraktion<br />

empfehlen, wenn ständig wiederkehrende<br />

Parodontalabszesse vorhan<strong>den</strong>


ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

39_FORTBILDUNG<br />

sind. Interessant wird es dann, wenn<br />

man die Erfolge in der Implantologie<br />

mit <strong>den</strong> Erfolgen der Parodontologie<br />

und dem Erhalt der Zähne vergleicht.<br />

Nach fünf bis zehn Jahren zeigen Patientinnen<br />

und Patienten mit einer Parodontitisvorgeschichte<br />

ein zweimal höheres<br />

Risiko <strong>für</strong> einen Implantatverlust<br />

und ein wesentlich höheres Risiko <strong>für</strong><br />

Periimplantitis. Zudem ist bei gut betreuten<br />

Patientinnen und Patienten im<br />

Recall ein Zahnverlust durch Entzündungsgeschehen<br />

geringer als der Implantatverlust.<br />

Andererseits ist bei adhärenten<br />

Patienten keine signifikant höhere<br />

Wahrscheinlichkeit <strong>für</strong> einen Implantatverlust<br />

im Vergleich zu gesun<strong>den</strong> Patientinnen<br />

und Patienten vorhan<strong>den</strong>.<br />

Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass<br />

auch bei Patientinnen und Patienten<br />

mit Implantat eine präventive Betreuung<br />

erforderlich ist, um Periimplantitis<br />

zu vermei<strong>den</strong>. Es gibt allerdings bisher<br />

noch keine Therapieempfehlung <strong>für</strong> Periimplantitis<br />

und deshalb stellt sich die<br />

Frage vor der Eingliederung von Implantaten:<br />

„Was wollen die Patienten?“<br />

„Und was wollen die Zahnärzte?“ Aus<br />

Sicht einer versierten Parodontologin<br />

mit langjähriger Berufserfahrung konnte<br />

Prof. Ratka-Krüger feststellen, dass<br />

zunächst immer der Erhalt der eigenen<br />

Zähne im Vordergrund stehen sollte<br />

und eine Implantattherapie bei Patientinnen<br />

und Patienten mit vorheriger Parodontitis<br />

immer mit einem erhöhten<br />

Risiko einer Periimplantitis einhergeht.<br />

EXPLANTATION<br />

Anschließend referierte Prof. Dr. Dr. Rainer<br />

Schmelzeisen, Klinik <strong>für</strong> Mund-, Kiefer-,<br />

Gesichtschirurgie Freiburg, zum<br />

Thema „Explantation – und dann?“. In<br />

seinem Vortrag mit zahlreichen klinischen<br />

Bildern und Videos konnte er <strong>den</strong><br />

Kolleginnen und Kollegen eindrucksvoll<br />

darstellen, wie wichtig eine gute Diagnostik,<br />

chirurgische Erfahrung und<br />

Nachsorge <strong>für</strong> Implantatpatientinnen<br />

und -patienten ist. So ging er auch auf<br />

das Thema „Sofortexplantation“ ein,<br />

welche bei bestimmten Indikationsstellungen<br />

(zum Beispiel Unterkieferimplantat<br />

mit Einbruch des Daches des<br />

Nervenkanals) erforderlich ist. Hier ist<br />

eine Explantation so schnell wie möglich<br />

erforderlich, um eine dauerhafte Schädigung<br />

des Nervus alveolaris inferior zu<br />

vermei<strong>den</strong>. Bei der präimplantologischen<br />

Diagnostik gilt es, die Knochenstruktur<br />

detailliert und exakt zu befun<strong>den</strong>.<br />

Dies auch, um zum Beispiel eine<br />

Implantation in einen vorhan<strong>den</strong>en<br />

Knochentumor zu vermei<strong>den</strong>. Explantationen<br />

fin<strong>den</strong> in fünf Prozent der Fälle in<br />

einem Zeitraum von zehn Jahren statt.<br />

Dabei sind die Gründe Periimplantitis,<br />

unklarer Schmerz, Fehlpositionierung<br />

und technische Komplikation. Hat eine<br />

Patientin oder ein Patient ein bis zwei<br />

Tage nach Implantation noch weiterhin<br />

Schmerzen, so ist die Indikation <strong>für</strong> eine<br />

Entfernung meistens gegeben, weil vermutlich<br />

eine Restentzündung vorhan<strong>den</strong><br />

ist. Auch Mikrobewegungen des Implantats<br />

können dazu führen, dass eine<br />

Explantation durchgeführt wer<strong>den</strong><br />

muss. Häufig stellt sich dann die Frage,<br />

ob eine erneute Implantation überhaupt<br />

möglich ist. Anhand zahlreicher Fallbeispiele<br />

konnte Prof. Schmelzeisen verdeutlichen,<br />

dass eine Zweitimplantation<br />

ohne eine Knochenaugmentation häufig<br />

nicht mehr funktioniert. Kommt es<br />

dann bei der Implantation zu Mikrorissen,<br />

erfolgt wieder eine Resorption mit<br />

Freilegung des Implantats, nachfolgender<br />

Periimplantitis und möglicherweise<br />

einer erneuten Forderung nach einer Explantation.<br />

Der Vortrag verdeutlichte<br />

eindrucksvoll, wie wichtig eine gute präimplantologische<br />

Diagnostik und eine<br />

anschließende periimplantologische<br />

Vorsorge ist, um einen Implantaterfolg<br />

zu garantieren. Aber selbst dann kann es<br />

auch durch nicht erklärbare Umstände<br />

zu einem Implantatverlust kommen, der<br />

dann nicht selten zu komplizierten Therapiemaßnahmen<br />

führt.<br />

PERIIMPLANTITIS – WAS TUN?<br />

In dem darauffolgen<strong>den</strong> Vortrag referierte<br />

Dr. Philipp Sahrmann, Universitäres<br />

Zentrum <strong>für</strong> Zahnmedizin Basel,<br />

zum Thema „Periimplantitis – was<br />

tun?“. Zunächst ging PD Dr. Sahrmann<br />

auf die unterschiedlichen Definitionen<br />

der Periimplantitis ein. Es handelt sich<br />

um eine plaqueassoziierte Erkrankung<br />

bzw. eine Entzündung der Mukosa oder<br />

aber auch um eine Progression mit Verlust<br />

des Stützknochens. Als Surrogatparameter<br />

nannte er „Bleeding on probing“,<br />

Austritt von Pus, progredienter<br />

Verlust des Knochens im Röntgenbild.<br />

In einer groß angelegten Studie konnte<br />

gezeigt wer<strong>den</strong>, dass Knochenregeneration<br />

mit Hilfe von Membranen nicht<br />

sehr gut funktioniert und schon nach<br />

zwei Jahren bei zwölf der 28 Implantatfälle<br />

eine Nachbehandlung erforderlich<br />

war. Andererseits konnte er anhand von<br />

Patientenfällen zeigen, dass bei einer<br />

Verbesserung der Mundhygiene, einem<br />

Rauchstopp und einer Therapie der<br />

Paro dontitis der umliegen<strong>den</strong> Zähne<br />

auch eine Periimplantitis positiv beeinflusst<br />

wer<strong>den</strong> kann. Insbesondere der<br />

Einsatz von PVP-Jodlösung beim Vorliegen<br />

einer Parodontitis und die anschließende<br />

manuelle Dekontamination von<br />

Implantatoberflächen scheinen sich positiv<br />

auszuwirken. Er ging noch einmal<br />

da rauf ein, dass ein Rauchstopp von der<br />

Patientin bzw. vom Patient einzufordern<br />

ist. Eine Periimplantitis ist eine Erkrankung,<br />

die schwer beherrschbar ist<br />

und <strong>für</strong> die es bis heute zwar unterschiedliche<br />

Therapiesysteme gibt, bei<br />

der allerdings kaum ein vorhersehbarer<br />

Erfolg zu konstatieren ist. Grundsätzlich<br />

sind die Hauptursachen nach wie<br />

vor allgemeine Risikofaktoren, die auch<br />

<strong>für</strong> eine Parodontitis maßgeblich sind.<br />

Schlechte Mundhygiene, Rauchen, systemische<br />

Erkrankungen und spezielle<br />

lokale Faktoren, die man teilweise nicht<br />

kennt. Leider ist in <strong>den</strong> meisten Fällen<br />

durch eine nichtchirurgische Therapie<br />

kein reproduzierbarer Langzeiterfolg<br />

der Periimplantitis zu erzielen. Es<br />

kommt zu einer kurzzeitigen Entzündungsreduktion,<br />

allerdings kann durch<br />

die entsprechen<strong>den</strong> Maßnahmen eine<br />

Herabsetzung der Entzündungsparameter<br />

und eine geringere Blutung erreicht<br />

wer<strong>den</strong>, die dann die Basis <strong>für</strong> ein operatives<br />

Vorgehen darstellt. Damit lässt<br />

sich das Risiko einer weiteren Entzündungsprogression<br />

erheblich verringern.<br />

Dr. Sahrmann stellte in diesem Zusammenhang<br />

klar, dass grundsätzlich die<br />

Plaque vor einer Professionellen Zahnreinigung<br />

anzufärben ist, und er zeigte<br />

kleine, spitze, schallaktive Zahnbürsten,<br />

mit <strong>den</strong>en man gerade in <strong>den</strong> Zahnzwischenräumen<br />

bei Implantaten eine sehr<br />

gute Plaqueentfernung erreicht. Frappierend<br />

waren Beispiele, bei <strong>den</strong>en<br />

Zahnseidereste zu einer erheblichen<br />

Entzündung rund um das Implantat<br />

führten. Letztlich muss auch eine Professionelle<br />

Zahnreinigung bei freiliegen<strong>den</strong><br />

Zahnoberflächen stattfin<strong>den</strong>, wobei<br />

dann allerdings hier bei falscher Vorgehensweise<br />

eine Verletzung der Titanoberflächen<br />

gegeben sein kann und es<br />

deshalb besser ist, mit einem Pulverstrahlgerät<br />

<strong>den</strong> Biofilm zu entfernen.<br />

Dr. Sahrmann ging dann noch auf die<br />

Frage ein, wann eine rekonstruktive chirurgische<br />

Maßnahme bzw. eine chirurgisch<br />

resektive Maßnahme einer Periimplantitis<br />

indiziert ist.<br />

MODERNES FORMAT<br />

Das Herbst-Meeting 2022 bot im Rahmen<br />

einer Hybrid-Veranstaltung eine<br />

praxisnahe und kurzweilige Fortbildung<br />

an, die wie in jedem Jahr von <strong>den</strong><br />

zahlreichen Fragen der Kolleginnen und<br />

Kollegen sowohl vor Ort als auch online<br />

begleitet war.<br />

Prof. Dr. Elmar Hellwig


Kursprogramm<br />

März – Juni 2023<br />

Jetzt online<br />

anmel<strong>den</strong> unter<br />

fortbildung.kzvbw.de<br />

Strukturierte Fortbildung IMPLANTOLOGIE,<br />

Teil 1-3<br />

Prof. Dr. Herbert Deppe, München<br />

Komplexe Restaurationen mit Komposit -<br />

von tief subgingival bis zur direkten Krone.<br />

Schwer, aber nicht unlösbar<br />

Prof. Dr. Diana Wolff, Heidelberg<br />

• 93 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKZ40401<br />

• <strong>für</strong> Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />

• € 3.800.-<br />

• 9 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKZ31008<br />

• <strong>für</strong> Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />

• € 375.-<br />

Teil 1:<br />

23.03.-25.03.2023<br />

Teil 2:<br />

28.06.-01.07.2023<br />

Teil 3:<br />

15.09.-16.09.2023<br />

25.3.2023<br />

Onkologische Patienten -<br />

interdisziplinäre Herausforderungen<br />

zwischen Kommunikation und Krise<br />

Dr. Urs Mücke, Hannover<br />

• 7 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKZ30409<br />

• <strong>für</strong> Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />

• € 325.-<br />

1.4.2023<br />

Finanzstrategie <strong>für</strong> Zahnärztinnen und<br />

Zahnärzte - wie Sie teure Fehler vermei<strong>den</strong><br />

und clever Vermögen aufbauen<br />

Dominik Schwiese, Karlsruhe<br />

• 4 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKZ20210<br />

• <strong>für</strong> Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />

• € 95.-<br />

3.5.2023<br />

Meetings und Besprechungen zielorientiert leiten<br />

Peter Edwin Brandt, Tübingen<br />

• 7 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKT10105<br />

• <strong>für</strong> das Praxisteam<br />

• € 285.-<br />

5.5.2023<br />

Intraoralscan und mehr - wie praxistauglich ist<br />

der digitale Workflow?<br />

Prof. Dr. Jahn-Frederik Güth, Frankfurt am Main<br />

• 7 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKZ31812<br />

• <strong>für</strong> Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />

• € 375.-<br />

13.5.2023<br />

Kieferorthopädische Retention -<br />

Stabilität versus Rezidiv<br />

Prof. Dr. Ingrid Rudzki, München<br />

• 16 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKZ30211<br />

• <strong>für</strong> Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />

• € 595.-<br />

12./13.05.2023<br />

Moderne zahnerhaltende Chirurgie -<br />

es müssen nicht immer Implantate sein<br />

Prof. Dr. Andreas Filippi, Basel<br />

• 8 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKZ30513<br />

• <strong>für</strong> Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />

• € 335.-<br />

17.6.2023<br />

FFZ Fortbildungsforum<br />

Zahnärzte<br />

Merzhauser Straße 114-116<br />

79100 Freiburg<br />

Fon: 0761 4506-160/-161<br />

Fax: 0761 4506-460<br />

Mail: info@ffz-fortbildung.de<br />

Web: www.ffz-fortbildung.de


ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

41_KOMMUNIKATION<br />

Landesparteitag der FDP in Fellbach<br />

ZAHNÄRZTESCHAFT PRÄSENT<br />

Nach zweijähriger coronabedingter Pause traf sich die FDP-Spitze, traditionell am 5. Januar,<br />

endlich wieder in Präsenz zu ihrem Landesparteitag in Fellbach (Rems-Murr-Kreis). Dabei<br />

gingen die Liberalen hart mit der ba<strong>den</strong>-württembergischen Regierung ins Gericht, warfen<br />

ihr gar Stillstand vor und legten einen Wechsel zur Ampel nahe. „Vielleicht wäre es auch<br />

der richtige Zeitpunkt <strong>für</strong> einen Generationenwechsel an der Spitze“, so FDP-Landeschef<br />

Michael Theurer. Eine große Mehrheit sprach sich außerdem <strong>für</strong> mehr Atomkraft aus.<br />

Dr. Torsten Tomppert (2. v. r.) gratulierte Jochen Haußmann MdL, Sprecher <strong>für</strong> Gesundheitspolitik<br />

zu seiner erfolgreichen Wahl zum Schatzmeister.<br />

Dr. Uwe Rieger, Dr. Eberhard Montigel (v. l.) und Dr. Hans Hugo<br />

Wilms (r.) im Dialog mit Dr. Hans-Ulrich Rülke, Vorsitzender der<br />

FDP-Landtagsfraktion.<br />

Auch dieses Mal war das Forum Zahnund<br />

Mundgesundheit im Vorraum des<br />

Saales Anlaufstelle <strong>für</strong> die Delegierten.<br />

Dabei wur<strong>den</strong> neben der aktuellen politischen<br />

Lage auch bereits getroffene politische<br />

Entscheidungen diskutiert. Die<br />

überbor<strong>den</strong>de Bürokratisierung war<br />

dieses Mal ebenso Thema wie das Gesetz<br />

zur finanziellen Stabilisierung der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung<br />

(GKV-FinStG), investorengeführte medizinische<br />

Versorgungszentren und der<br />

immer noch unveränderte GOZ-Punktwert.<br />

Im Forum pflegten neben Dr.<br />

Torsten Tomppert, Vorsitzender des<br />

Vorstands der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung Ba<strong>den</strong>-Württemberg (KZV<br />

BW) und Präsi<strong>den</strong>t der Landeszahnärztekammer<br />

(LZK) Ba<strong>den</strong>-Württemberg,<br />

Dr. Eberhard Montigel, Vorsitzender<br />

der Bezirkszahnärztekammer (BZK)<br />

Stuttgart, Dr. Hans Hugo Wilms, Vorstandsreferent<br />

der KZV BW <strong>für</strong> Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Dr. Uwe Rieger, Vorsitzender<br />

der Bezirksgruppe Stuttgart der<br />

KZV Ba<strong>den</strong>-Württemberg und Cornelia<br />

Schwarz, Leiterin des Informationszentrums<br />

Zahn- und Mundgesundheit<br />

(IZZ) Ba<strong>den</strong>-Württemberg, <strong>den</strong> Dialog<br />

mit der Politik. Cornelia Schwarz<br />

Michael Theurer MdB (M.) im Gespräch mit Vertretern<br />

der ba<strong>den</strong>-württembergischen Zahnärzteschaft.<br />

Nikolai Reith MdL (l.) und Dr. Torsten Tomppert im Austausch<br />

über die Enquete-Kommission „Krisenfeste Gesellschaft“.<br />

Vorgänger und Nachfolger im Amt des Schatzmeisters<br />

der FDP im Landtag: Jochen<br />

Haußmann MdL (3. v. l.) folgt Michael Link<br />

MdB (r.), mittlerweile Bundesschatzmeister.<br />

Dr. Torsten Tomppert tauschte sich mit Daniel<br />

Obst (r.), Richter am Arbeitsgericht, aus.<br />

Fotos: J. Potente


42_SOZIALES ENGAGEMENT<br />

ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Im Ausland und in Deutschland<br />

KIEFERORTHOPÄDIN AUS BÜHL<br />

HILFT RANDGRUPPEN<br />

Wellblechcontainer stehen hier dicht an dicht. Vereinzelt fin<strong>den</strong> sich dazwischen<br />

mit Planen abgedeckte Unterkünfte. In <strong>den</strong> Straßen spielen Kinder, teilweise ohne Schuhe.<br />

Schnüre sind zwischen <strong>den</strong> Zelten und Containern gespannt, auf <strong>den</strong>en Wäschestücke<br />

trocknen. Direkt hinter der Ansiedlung ist nichts mehr zu sehen. Mit Sicherheit ist dies kein<br />

Ort, <strong>den</strong> man sich <strong>für</strong> einen freiwilligen Aufenthalt auswählt, oder doch? Für Kieferorthopädin<br />

Dr. Kirsten Holst aus Bühl sind Unterkünfte wie diese bereits seit Jahren Etappen<br />

ihrer Mission.<br />

Sie behandelt auf dem Straßenstrich,<br />

im Bordell oder in <strong>den</strong> Flüchtlingscamps<br />

dieser Welt. Obdachlose gehören<br />

ebenso zu ihrer Patientenschaft wie<br />

Gefangene. Für Dr. Kirsten Holst spielt<br />

es keine Rolle, woher ihr Gegenüber<br />

kommt und was <strong>für</strong> eine Geschichte er<br />

oder sie hat. Entschei<strong>den</strong>d <strong>für</strong> sie ist<br />

vielmehr, ob sie all‘ die Utensilien bei<br />

sich hat, die eine effektive Hilfe möglich<br />

machen.<br />

HILFSMISSION<br />

Seit 2010 ist die Kieferorthopädin im<br />

Einsatz, um jenen zu helfen, die nicht<br />

auf der Sonnenseite der Gesellschaft<br />

stehen. Was mit einem Auslandsaufenthalt<br />

auf <strong>den</strong> Philippinen begann,<br />

entwickelte sich im Laufe der letzten<br />

zwölf Jahren zu einer Hilfsmission in<br />

Eigenregie.<br />

1994 eröffnete die Kieferorthopädin,<br />

die in Göttingen studiert hat, ihre eigene<br />

Praxis. Immer schon hatte sie dabei<br />

<strong>den</strong> Wunsch, ärmeren Menschen im<br />

Ausland durch ihre Profession zu helfen.<br />

Als Mutter von drei kleinen Kindern<br />

schob sie diesen Wunsch jedoch<br />

jahrelang zur Seite und musste anderen<br />

Belangen Priorität geben. Als der Nachwuchs<br />

jedoch alt genug war, wur<strong>den</strong> die<br />

Koffer gepackt und Dr. Kirsten Holst<br />

setzte ihren Wunsch in die Tat um.<br />

Der ersten Reise auf die Philippinen<br />

folgten weitere rund zehn Folgeaufenthalte<br />

in Südostasien. Dort zog sie<br />

hauptsächlich Zähne, erinnert sie sich<br />

an die Anfänge ihrer ehrenamtlichen<br />

Einsätze, <strong>den</strong>n eine weitere medizinische<br />

Nachbehandlung war damals bedauerlicherweise<br />

nicht gegeben.<br />

Urlaub machte die Kieferorthopädin<br />

in <strong>den</strong> Folgejahren keinen mehr, son-<br />

Flüchtlingscamp. Behandlungen zwischen Zelten aus Plastikplanen sind <strong>für</strong> die Kieferorthopädin<br />

nichts Ungewohntes. Sie lindert Schmerzen an allen Orten.<br />

dern verbrachte ihre arbeitsfreie Zeit<br />

nur noch in Ländern wie Myanmar, Nigeria,<br />

Uganda, Kenia, Haiti oder Kambodscha,<br />

um die Bevölkerung vor Ort<br />

zahnärztlich zu behandeln. Immer wieder<br />

beließ sie es nicht dabei, allein die<br />

Menschen in <strong>den</strong> Siedlungen zu unterstützen,<br />

sondern suchte bewusst und<br />

zielgerichtet die örtlichen Gefängnisse<br />

oder Bordelle auf.<br />

In <strong>den</strong> letzten Jahren reiste sie zudem<br />

in verschie<strong>den</strong>e Flüchtlingslager des<br />

Libanons oder nach Dohuk, Hauptstadt<br />

des Gouvernements Dahuk in<br />

der autonomen Region Kurdistan im<br />

Irak, wo seit 2014 rund 12.000 Jesi<strong>den</strong><br />

vor der Terrormiliz des IS Schutz suchen.<br />

ENTWICKLUNG<br />

Was machen solche Aufenthalte aus<br />

einem Menschen? Immer häufiger saß<br />

Dr. Kirsten Holst nach einem Einsatz<br />

im Flieger zurück nach Deutschland<br />

und spürte, wie ihre Ablehnung gegenüber<br />

der Wohlstandsgesellschaft, vor<br />

allem Europas, wuchs. „Es war mitunter<br />

schwierig, wenn ich einige Tage zuvor<br />

noch in <strong>den</strong> Elendsvierteln der<br />

Welt unterwegs war, Menschen behandelt<br />

hatte, die ums Überleben kämpften<br />

und hier in Deutschland Jugendliche<br />

in der Behandlung hatte, die sich<br />

beschwerten, weil eine rein optische<br />

Zahnstellungskorrektur nicht ihren<br />

Wunschvorstellungen entsprach.“ Immer<br />

häufiger stieß sich Dr. Holst an<br />

Fotos: Privat


ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

43_SOZIALES ENGAGEMENT<br />

solchen Momenten und spürte, dass<br />

sie sich aus ihrer aktuellen Situation<br />

befreien musste, um ihren Seelenfrie<strong>den</strong><br />

wieder zu erlangen.<br />

ENTSCHLUSS<br />

In ihrem Glauben fand die Kieferorthopädin<br />

schließlich die Antworten, nach<br />

<strong>den</strong>en sie suchte: „Im Dialog mit Gott<br />

entschloss ich mich, meine Praxis in Bühl<br />

frühzeitig aufzugeben und nur noch ehrenamtlich<br />

Menschen zu behandeln, die<br />

Hilfe dringend benötigten“. Die Resonanz<br />

seitens ihres Umfelds war dabei keinesfalls<br />

nur positiv. „Viele äußerten sich<br />

eher süffisant und sagten, es sei schön,<br />

dass ich mir das leisten könne“, schildert<br />

Dr. Holst die Reaktionen aus ihrer direkten<br />

Umgebung. Doch mitnichten konnte<br />

sich die alleinerziehende Mutter dieses<br />

neugewählte Leben aufgrund von gebildeten<br />

Rücklagen oder anderen Einkünften<br />

finanziell leisten. „Ich hatte allein<br />

meinen Wunsch, etwas zu tun und meinen<br />

Deal mit Gott.“ Und bis heute funktioniert<br />

diese Übereinkunft.<br />

2016 beschließt Dr. Holst Nägel mit<br />

Köpfen zu machen und bietet ihr Praxis<br />

zum Verkauf an. Diese wurde schneller<br />

verkauft als ursprünglich geplant, und<br />

somit stand dem Neuanfang 2017<br />

nichts mehr im Wege. Auch die Spen<strong>den</strong>,<br />

die seitdem <strong>den</strong> ehrenamtlichen<br />

Einsatz von Dr. Kirsten Holst tragen,<br />

bleiben seither nicht aus.<br />

WEITERE HILFE<br />

Allein die Reisen ins Ausland waren der<br />

Zahnärztin jedoch nicht genug. Zudem<br />

hatte sie aufgrund ihrer Praxisabgabe<br />

zusätzliche zeitliche Kapazität. Aus diesem<br />

Grund nahm sie Kontakt zur Offenburger<br />

Pflasterstube auf, einer Einrich-<br />

Empathie. Die Authentizität und das Mitgefühl Dr.<br />

Kirsten Holsts überträgt sich auf die von ihr behandelten<br />

Menschen.<br />

Obdachlosenhilfe. Bei Obdachlosigkeit geht die Empfindsamkeit <strong>für</strong> <strong>den</strong> eigenen<br />

Körper verloren. Als Krankheit gelten nur noch frische Wun<strong>den</strong>, hohes Fieber und<br />

starke Schmerzen. Dr. Kirsten Holst weiß um diese Entwicklung und begegnet <strong>den</strong><br />

Menschen würdevoll.<br />

tung <strong>für</strong> obdachlose Menschen, und<br />

kümmert sich seitdem auch um deren<br />

Gebisse. Über die Hilfsorganisation „Ein<br />

Herz <strong>für</strong> Kinder“ wurde ihr in dieser Zeit<br />

eine mobile Zahnarzteinheit vermittelt,<br />

die es ihr fortan ermöglicht, <strong>den</strong> Obdachlosen<br />

nicht nur Zähne zu ziehen,<br />

sondern auch Füllungen zu legen. Zudem<br />

erhält sie ehrenamtliche Unterstützung<br />

von einem Zahntechniker, der ihr<br />

kostenlos Gebisse anfertigt, damit die<br />

Obdachlosen wieder lächeln können.<br />

Über <strong>den</strong> Kontakt zu einer christlichen<br />

Organisation weitete sich ihre Hilfstätigkeit<br />

zusätzlich aus. Seitdem ist Dr.<br />

Holst auch auf dem Straßenstrich in<br />

Karlsruhe und <strong>den</strong> dortigen Bordellen<br />

unterwegs, um Prostituierte ehrenamtlich<br />

zahnmedizinisch zu betreuen. Natürlich<br />

wird sie auch bei diesen Einsätzen<br />

mit viel menschlichem Leid und<br />

<strong>den</strong> schwierigsten Biografien konfrontiert.<br />

Doch im Glauben verankert, findet<br />

sie Kraft, zu helfen.<br />

Eine Zufallsbegegnung erweitert <strong>den</strong><br />

Kreis derer, <strong>den</strong>en Holst durch ihr Tun<br />

Schmerzen nimmt, erneut: Die Leiterin<br />

des Bühler Frauengefängnisses sprach<br />

sie beiläufig auf ihre mitgeführte Behandlungseinheit<br />

an und fragte, ob sie<br />

verreisen wolle. Ins Gespräch bekommen,<br />

berichtete die Kieferorthopädin<br />

von ihren Einsätzen <strong>für</strong> Obdachlose<br />

und Prostituierte. Am Ende des Gesprächs<br />

war ein Termin zum Besuch im<br />

Gefängnis vereinbart und mittlerweile<br />

findet sich die Zahnärztin dort regelmäßig<br />

zu <strong>den</strong> Behandlungen ein. Auch <strong>für</strong><br />

diese erhält sie lediglich eine Aufwandsentschädigung.<br />

Alle ihre Einsätze sind<br />

spen<strong>den</strong>finanziert. Zu Beginn trug sie<br />

die Kosten ihrer Auslandseinsätze noch<br />

ausschließlich selbst, doch mittlerweile<br />

sind die Kosten vor allem <strong>für</strong> die mitgeführten<br />

Medikamente immens. Für einen<br />

14-tägigen Hilfseinsatz im Ausland<br />

wer<strong>den</strong> im Schnitt 2000 Schmerzpillen<br />

und 1400 antibiotische Tabletten<br />

benötigt. Bezog sie diese früher noch<br />

über das Medikamentenhilfswerk, lassen<br />

verschie<strong>den</strong>e Gesetze es heute nur<br />

noch zu, dass bestimmte Speditionen<br />

Medikamenten ins Ausland schaffen.<br />

Dies ist mit erheblichen Kosten verbun<strong>den</strong>.<br />

Zwar haben die Spen<strong>den</strong> bislang<br />

immer alle Projekte Holsts finanziert,<br />

<strong>den</strong>noch freut sie sich stets über neue<br />

Unterstützung – zumal die Arbeit und<br />

auch die Not nicht weniger wer<strong>den</strong>.<br />

ZIEL<br />

Viele Orte hat Dr. Holst in <strong>den</strong> letzten Jahren<br />

bereist und dabei zahlreichen Menschen<br />

das Leben ein wenig erleichtert.<br />

Auch zukünftig wird die 63-Jährige regelmäßig<br />

ihre Koffer und packen, um <strong>den</strong><br />

Ärmsten dieser Welt einige Schmerzen zu<br />

nehmen. Auf die Frage, welches eines der<br />

nächsten Ziele sein sollte, überlegt sie lange:<br />

Afghanistan würde sie reizen, <strong>den</strong>n die<br />

Menschen dort sind vom Rest der Welt<br />

nahezu verlassen wor<strong>den</strong>. Allerdings<br />

schreckt sie die aktuelle Lage und die dortige<br />

Gefahrensituation. Doch mit Sicherheit<br />

wird ihr Deal mit Gott sie auch bei<br />

diesem Einsatz nicht im Stich lassen.<br />

Cornelia Schwarz<br />

INFO<br />

Konkordat hilft – Gemeinde in der<br />

Konkordia<br />

Verwendungszweck: Zahnaerztliche<br />

Hilfseinsaetze<br />

IBAN: DE75 6602 0500 0008 7911 01<br />

BIC: BFS WDE 33 KRL


44_NAMEN UND NACHRICHTEN<br />

ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Norbert Metke und Dr. Johannes Fechner<br />

an, die sich nach zwei Amtsperio<strong>den</strong><br />

nicht mehr zur Wahl stellten.<br />

kvbw<br />

Foto: kvbw<br />

Dr. Doris Reinhardt, Dr. Karsten Braun<br />

KV BW<br />

NEUE VORSITZENDE GEWÄHLT<br />

Die Mitglieder der Vertreterversammlung<br />

der KVBW haben <strong>den</strong> Orthopä<strong>den</strong>,<br />

Unfallchirurgen und Medizinrechtler<br />

Dr. Karsten Braun aus Wertheim<br />

im Main-Tauber-Kreis zum neuen<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>den</strong> der KVBW<br />

gewählt. Seine Stellvertreterin wurde<br />

die Fachärztin <strong>für</strong> Allgemeinmedizin<br />

Dr. Doris Reinhardt aus Friesenheim<br />

im Ortenaukreis.<br />

Der neue Vorstandsvorsitzende forderte<br />

bessere Rahmenbedingungen <strong>für</strong> die<br />

ärztlichen und psychotherapeutischen<br />

Niedergelassenen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg.<br />

In seiner Bewerbungsrede kritisierte<br />

Dr. Braun die Abschaffung der<br />

Neupatientenregelung und plädierte<br />

da<strong>für</strong>, auch <strong>für</strong> die Niedergelassenen<br />

die finanziellen Unterstützungspakete,<br />

die es <strong>für</strong> die Krankenhäuser gibt, bereitzustellen.<br />

Er betonte, dass er <strong>den</strong><br />

ba<strong>den</strong>-württembergischen „Sonderweg“<br />

mit der Ausbudgetierung der<br />

Haus- und Kinderärzte und dem Ausbau<br />

der förderungswürdigen Leistungen<br />

weitergehen wolle. „Das Geld muss<br />

der Leistung folgen und deshalb brauchen<br />

wir perspektivisch ein anderes<br />

Honorarsystem, die Selektivverträge<br />

zeigen, wie es gehen könnte.“ Kritisch<br />

äußerte sich der neue KV-Chef zum<br />

eingeschlagenen Weg bei der Digitalisierung.<br />

Er forderte einen „vollständigen<br />

Neustart mit softwarebasierten<br />

Systemen statt Konnektoren“.<br />

Seine Stellvertreterin Dr. Doris Reinhardt<br />

betonte <strong>den</strong> Stellenwert der ambulanten<br />

Versorgung: „Wir sind <strong>für</strong><br />

unsere Patienten 24/7 da, deshalb fordern<br />

wir von Seiten der Politik mehr<br />

Verlässlichkeit und die stärkere Einbindung.<br />

Für alle Entscheidungen muss<br />

gelten: Nicht ohne uns.“<br />

Die bei<strong>den</strong> vertreten die Interessen der<br />

rund 23.500 niedergelassenen Ärztinnen<br />

und Ärzte sowie der Psychologischen<br />

Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten<br />

in Ba<strong>den</strong>-Württemberg.<br />

Sie treten die Nachfolge von Dr.<br />

Lea-Mittelstandspreis 2023<br />

SOZIALES ENGAGEMENT<br />

99 Prozent aller ba<strong>den</strong>-württembergischen<br />

Unternehmen zählen zum Mittelstand<br />

– und viele davon engagieren sich<br />

selbstverständlich <strong>für</strong> die Region, <strong>für</strong><br />

andere, <strong>für</strong> die Umwelt. Genau da<strong>für</strong> bedanken<br />

sich Caritas, Diakonie und das<br />

Ministerium <strong>für</strong> Wirtschaft, Arbeit und<br />

Tourismus in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

auch 2023 zum 17. Mal mit der begehrten<br />

Lea-Trophäe. Denn gemeinnütziges<br />

Engagement ist nicht nur nicht selbstverständlich.<br />

Es hält unsere Gesellschaft<br />

zusammen und bildet die Triebfeder<br />

<strong>für</strong> ein lebenswertes Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

von morgen.<br />

Der Preis steht unter der Schirmherrschaft<br />

von Dr. Nicole Hoffmeister-<br />

Kraut MdL, Ministerin <strong>für</strong> Wirtschaft,<br />

Arbeit und Tourismus Ba<strong>den</strong>-Württemberg,<br />

Bischof Dr. Gebhard Fürst, Diözese<br />

Rottenburg-Stuttgart, Erzbischof<br />

Stephan Burger, Erzdiözese Freiburg,<br />

sowie <strong>den</strong> Landesbischöfen Ernst-Wilhelm<br />

Gohl, Evangelische Landeskirche<br />

Württemberg, und Prof. Dr. Heike<br />

Springhart, Evangelische Landeskirche<br />

Ba<strong>den</strong>.<br />

Ab sofort können sich alle ba<strong>den</strong>-württembergischen<br />

Unternehmen mit maximal<br />

500 Vollbeschäftigten kostenlos bewerben.<br />

Voraussetzung ist eine Kooperation<br />

mit einer gemeinnützigen Organisation:<br />

z. B. einem Verein, einer Schule,<br />

einem Wohlfahrtsverband etc. Bewerbungsschluss<br />

ist der 31. März 2023.<br />

Weitere Informationen zum Wettbewerb<br />

und dem Bewerbungsverfahren<br />

fin<strong>den</strong> Sie unter www.lea-mittelstandspreis.de.<br />

Lea<br />

Deutsche Cleft Kinderhilfe<br />

20-JÄHRIGES JUBILÄUM<br />

Foto: cleft<br />

Bereits seit 2002 setzt sich der Freiburger<br />

Verein Deutsche Cleft Kinderhilfe<br />

e. V. sich da<strong>für</strong> ein, dass Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten<br />

(„Spaltkinder“)<br />

Zugang zu einer sicheren, qualifizierten<br />

und umfassen<strong>den</strong> Behandlung<br />

bekommen. Mehr als 70.000 Operationen<br />

in 17 Ländern weltweit sind die Erfolgsbilanz<br />

der zwanzigjährigen Vereinsgeschichte.<br />

Dahinter stehen tausende<br />

Kinder- und Familienschicksale, ein<br />

verlässliches Netz einheimischer Behandlungsteams<br />

– und die Unterstützung<br />

tausender Mitstreiter*innen.<br />

Jedes Jahr wer<strong>den</strong> weltweit etwa 250.000<br />

Kinder mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte<br />

geboren. Ohne Behandlung<br />

lei<strong>den</strong> „Spaltkinder“ ein Leben lang unter<br />

<strong>den</strong> Folgen der angeborenen Fehlbildung.<br />

Die betroffenen Kinder können<br />

nicht richtig essen und trinken, wegen<br />

ihrer unklaren Aussprache wer<strong>den</strong> sie<br />

stigmatisiert, wegen ihres Aussehens<br />

ausgegrenzt. Eine Operation <strong>für</strong> nur<br />

300 Euro gibt diesen Kindern eine Perspektive<br />

– und rettet manchmal sogar<br />

Leben. Weitere Informationen unter<br />

www.spaltkinder.org.<br />

cleft/IZZ<br />

Herbert-Lewin-Preis<br />

AUSSCHREIBUNG BEGONNEN<br />

Die Ausschreibung <strong>für</strong> <strong>den</strong> Herbert-Lewin-Preis<br />

2023 hat begonnen. Mit dem<br />

Forschungspreis wer<strong>den</strong> wissenschaftliche<br />

Arbeiten prämiert, die sich mit der<br />

Aufarbeitung der Geschichte von<br />

Ärzt*innen in der Zeit des Nationalsozialismus<br />

beschäftigen. Die nunmehr<br />

neunte Preisvergabe wird vom Bundesministerium<br />

<strong>für</strong> Gesundheit (BMG),<br />

der Bundesärztekammer (BÄK), der<br />

Kassenärztlichen Bundesvereinigung<br />

(KBV), der Bundeszahnärztekammer<br />

(BZÄK) und der Kassenzahnärztlichen<br />

Bundesvereinigung (KZBV) getragen.<br />

An der Ausschreibung teilnehmen können<br />

Ärzt*innen, Zahnärzt*innen sowie<br />

Psychotherapeut*innen als Einzelpersonen.<br />

Aber auch Kooperationen oder<br />

Gemeinschaften von Ärzt*innen, Zahnärzt*innen<br />

sowie Psychotherapeut*innen,<br />

Studierende der Zahn- oder Humanmedizin<br />

sowie Wissenschaftler an<br />

zahn- und humanmedizinischen Fakultäten<br />

oder medizinhistorischen Instituten<br />

können sich bewerben. Einsendeschluss<br />

ist der 16. Juni 2023.<br />

Weitere Informationen bei der Bundesärztekammer,<br />

E-Mail: HerbertLewin-<br />

Preis2023@baek.de.<br />

IZZ


ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

45_PRAXIS<br />

Foto: Fotolia/ibreakstock<br />

Alles Wichtige auf einen Blick!<br />

AMALGAMABSCHEIDER<br />

Im Auftrag des Ministeriums <strong>für</strong> Umwelt,<br />

Klima und Energiewirtschaft Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

(UMBW) führte die<br />

Gewerbeaufsicht im Jahr 2021 eine Fragebogenaktion<br />

zur „Überprüfung von<br />

Amalgamabscheidern“ in Zahnarztpraxen<br />

durch. In der Zwischenzeit liegen<br />

die guten Überprüfungsergebnisse vor,<br />

die die zahlreichen Anstrengungen der<br />

Zahnarztpraxen in Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

eindeutig bestätigen. Nichtsdestotrotz<br />

weist das UMBW auf die folgen<strong>den</strong><br />

Optimierungspunkte hin: Insbesondere<br />

bei Praxisübergaben sollte darauf<br />

geachtet wer<strong>den</strong>, dass die Unterlagen<br />

zum Amalgamabscheider und der<br />

Entsorgung der Amalgam-Abfälle der<br />

Nachfolgerin bzw. dem Nachfolger<br />

übergeben wer<strong>den</strong>. Bei der Neueröffnung<br />

von Praxen oder bei neu gekauften<br />

Behandlungseinheiten ist die Anzeige<br />

vor der ersten Inbetriebnahme der<br />

Abscheider bei der zuständigen Wasserbehörde<br />

zu beachten. Beim Versand der<br />

Amalgam-Abfälle über beispielsweise<br />

einen Paketdienst sind die Bestimmungen<br />

der AbfAEV einzuhalten.<br />

ALLGEMEINES<br />

An einem zahnärztlichen Behandlungsplatz,<br />

an dem Amalgam in der Abwasserfracht<br />

anfallen kann, ist ein Amalgamabscheider<br />

erforderlich. Der Abscheider<br />

kann einzeln in jeder Behandlungseinheit<br />

verbaut sein oder es gibt<br />

auch die Möglichkeit, das Abwasser der<br />

Behandlungseinheiten über einen zentralen<br />

„Sammel-Abscheider“ zu führen.<br />

SONDERFALL<br />

Fällt an einem oder mehreren Behandlungsplätzen<br />

kein Amalgam im Abwasser<br />

an (z. B. KFO-Praxis, Prophylaxe-Behandlungsraum),<br />

kann mit Zustimmung<br />

der zuständigen unteren Wasserbehörde<br />

im Stadt- oder Landkreis auf<br />

einen entsprechen<strong>den</strong> Amalgamabscheider<br />

verzichtet wer<strong>den</strong>.<br />

ZULASSUNG<br />

Der Amalgamabscheider muss bauartzugelassen<br />

sein (allgemeine bauaufsichtliche<br />

Zulassung durch das Deutsche Institut<br />

<strong>für</strong> Bautechnik (DIBt) in Berlin).<br />

ANZEIGE<br />

Bauartzugelassene Amalgamabscheider<br />

müssen von der Praxisinhaberin bzw.<br />

vom Praxisinhaber bei der zuständigen<br />

unteren Wasserbehörde im Stadt- oder<br />

Landkreis angezeigt wer<strong>den</strong> (z. B. Amt<br />

<strong>für</strong> Umweltschutz). Die Anzeige hat vor<br />

der ersten Inbetriebnahme und bei wesentlichen<br />

Änderungen (z. B. Abscheider-Austausch)<br />

zu erfolgen.<br />

ANFORDERUNGEN<br />

Amalgamabscheider müssen einen Abscheidewirkungsgrad<br />

von mindestens 95<br />

Prozent der Amalgamfracht aufweisen.<br />

Die Wartung an Amalgamabscheidern<br />

hat entsprechend der bauaufsichtlichen<br />

Zulassung und der Herstellerangaben<br />

(Gebrauchsanweisung) zu erfolgen (Dokumentation<br />

in Form eines Wartungsbuches).<br />

Vor Inbetriebnahme und in Abstän<strong>den</strong><br />

von nicht länger als 5 Jahren<br />

sind Amalgamabscheider durch eine<br />

hier<strong>für</strong> befähigte Person (z. B. vom Hersteller,<br />

Depot) auf ihren ordnungsgemäßen<br />

Zustand zu überprüfen (Dokumentation<br />

in einem Prüfbericht, der Prüfbericht<br />

wird dann im Wartungsbuch des<br />

Amalgamabscheiders abgelegt).<br />

ENTSORGUNG<br />

Das abgeschie<strong>den</strong>e Amalgam ist fachund<br />

sachgerecht gemäß Abfallrecht zu<br />

entsorgen und der Entsorgungsnachweis<br />

in Form eines Übernahmescheins<br />

ist mindestens drei Jahre lang aufzubewahren.<br />

PRAXIS-HANDBUCH<br />

Die <strong>für</strong> die Anzeige und <strong>den</strong> Betrieb eines<br />

Amalgamabscheiders erforderlichen<br />

Dokumente fin<strong>den</strong> Sie auf der Homepage<br />

der LZK BW in der Online-Version<br />

des PRAXIS-Handbuchs unter https://<br />

lzk-bw.de wie folgt: „ZAHNÄRZTE“ >>><br />

unter der Rubrik „Praxisführung“ auf<br />

das „PRAXIS-Handbuch“ >>> in der<br />

rechten Sidebar auf „PRAXIS-Handbuch<br />

(Online-Version)“ >>> Schaltfläche „3.1<br />

Qualitätssicherung: Anhang“ >>> „3.1.5<br />

Formulare“ >>> „3.1.5.6 Entsorgung“.<br />

Ihre LZK-Geschäftsstelle


46_PERSONALIA<br />

ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Ehrung besonders verdienter Persönlichkeiten<br />

ZEITENWENDE<br />

„Was wären die ‚Begegnungen‘ der südbadischen Zahnärzteschaft zu Beginn eines neuen<br />

Jahres ohne die Ehrungen verdienter Kolleginnen und Kollegen,“ fragte Dr. Georg Bach,<br />

Vorsitzender der Bezirksgruppe Freiburg der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV) Ba<strong>den</strong>-<br />

Württemberg im Anschluss an <strong>den</strong> Vortrag zum diesjährigen Neujahrsempfang (siehe Beitrag<br />

S. 18). Gemeinsam mit Dr. Peter Riedel, der in seiner Funktion als Vorsitzender der Bezirkszahnärztekammer<br />

(BZK) Freiburg agierte, ehrte er besonders verdiente Persönlichkeiten.<br />

Fotos: Schätzle_BZK Freiburg<br />

ZFA. Seine Bemühungen um <strong>den</strong> Ausbildungsberuf<br />

brachten Dr. Albert Mergelsberg (l.) diese besondere<br />

Anerkennung durch Dr. Peter Riedel (r.).<br />

Ehrenämter. Insgesamt 50 Einträge fand Dr. Georg<br />

Bach (l.) bei der Vorbereitung zur Ehrung von<br />

Dr. Hans Hugo Wilms (M.).<br />

Über vier Jahrzehnte. Dipl.-Volksw. Christoph<br />

Besters (M.) hat nahezu seine komplette Berufslaufbahn<br />

der Zahnärzteschaft gewidmet.<br />

Von einer Zeitenwende im Zahnärztehaus<br />

sprach Dr. Georg Bach mit Blick auf<br />

die zu Ehren<strong>den</strong>, <strong>den</strong>n „alle drei sind auf<br />

ihren jeweiligen Gebieten Titanen und<br />

haben Außergewöhnliches geleistet“. Ihr<br />

Weggang wird eine Lücke hinterlassen,<br />

die nur schwer zu schließen sein wird.<br />

DR. ALBERT MERGELSBERG<br />

Mit seinem besonderen Engagement hat<br />

Dr. Albert Mergelsberg bereits Anfang<br />

der 1980-er Jahre begonnen, als er sich<br />

<strong>für</strong> die Aufstiegsfortbildung der ZFA einbrachte.<br />

Dabei setzte er sich immer detaillierter<br />

mit <strong>den</strong> einzelnen Fortbildungskursen<br />

der BZK Freiburg auseinander,<br />

zuletzt mit dem der ZMV, wie Dr.<br />

Peter Riedel lobend anerkannte. In seiner<br />

Laudatio hob er vor allem Dr. Mergelsbergs<br />

Engagement hinsichtlich der Kooperation<br />

mit <strong>den</strong> Berufsschulen hervor,<br />

„was bis heute eine wertvolle Hilfe darstellt“.<br />

Unvergesslich bleibt auch Dr.<br />

Mergelsbergs erfolgreicher Einsatz beim<br />

Sozialministerium bezüglich der Mitarbeiteranerkennung<br />

im Bezug auf die<br />

Aufbereitung von Medizinprodukten.<br />

„Sein Ziel war es immer, eine selbstbewusste,<br />

freundliche, kompetente, flexible,<br />

engagierte und wertvolle Mitarbeiterin<br />

<strong>für</strong> unsere Praxen auszubil<strong>den</strong>“, wo<strong>für</strong><br />

Dr. Riedel dankte und seinem Kollegen<br />

die Verdienstmedaille der Landeszahnärztekammer<br />

verlieh.<br />

DR. HANS HUGO WILMS<br />

Auch Dr. Hans Hugo Wilms‘ standespolitische<br />

Tätigkeit begann in <strong>den</strong> 1980-er<br />

Jahren. Damals als Mitglied der KZV Freiburg.<br />

In all <strong>den</strong> Jahren seiner ehrenamtlichen<br />

Laufbahn kam er auf insgesamt 50<br />

Ehrenämter. „Ich <strong>den</strong>ke, es entspricht deiner<br />

unprätentiösen Beschei<strong>den</strong>heit, wenn<br />

wir auf eine Auflistung dieser Ämter verzichten“,<br />

so Dr. Bach in seiner Laudatio.<br />

Zuletzt war Dr. Wilms Vorsitzender der<br />

Bezirksgruppe Freiburg im Landesbeirat<br />

und im Finanzausschuss der KZV BW<br />

und „leitete die Geschicke der Körperschaft<br />

und des Zahnärztehauses maßgeblich<br />

und ungemein erfolgreich“. Als ehrlich,<br />

geradeaus, unbeeinflussbar und<br />

sachlich, beschrieb ihn Dr. Bach und lobte<br />

dabei vor allem sein Engagement hinsichtlich<br />

der Verteidigung der Freiberuflichkeit<br />

des Berufsstands und seiner unzähligen<br />

Kommentare im Zahnärzteblatt.<br />

Die Verdienstmedaille der Landeszahnärztekammer<br />

wurde Dr. Wilms bereits<br />

verliehen, <strong>den</strong>noch war es <strong>den</strong> Verantwortlichen<br />

in Südba<strong>den</strong> wichtig, erneut<br />

Danke zu sagen und <strong>den</strong> Geehrten mit<br />

einem Präsent auszuzeichnen.<br />

DIPL. VOLKSW. CHRISTOPH BESTERS<br />

Im März 1978 begann der frisch gebackene<br />

Volkswirt Christoph Besters als stellvertretender<br />

Geschäftsführer der KZV<br />

BW seine berufliche Laufbahn. Unermüdlich<br />

sei er dabei <strong>für</strong> die Zahnärzteschaft<br />

im Einsatz gewesen, wie Dr. Bach berichtete.<br />

Nach der Zwangsfusion der vier ehemaligen<br />

KZVen übernahm er mit großem<br />

Erfolg die Leitung der Geschicke der südbadischen<br />

Zahnärzteschaft. Dr. Riedel<br />

lobte die herausragen<strong>den</strong> Eigenschaften<br />

Besters und bedachte <strong>den</strong> Diplom-Volkswirt<br />

mit ehren<strong>den</strong> Attributen wie analytisch,<br />

fair, innovativ, respektvoll, weitsichtig<br />

und immer zuverlässig. Vor allem sein<br />

„unglaublicher persönlicher Einsatz über<br />

40 Jahre hat Geschichte geschrieben“, so<br />

Dr. Riedel. Da<strong>für</strong> und <strong>für</strong> sein stets offenes<br />

Ohr und die vielen guten Ratschläge<br />

wurde Christoph Besters mit der Verdienstmedaille<br />

der Landeszahnärztekammer<br />

ausgezeichnet. Cornelia Schwarz


ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

47_PERSONALIA<br />

Ehrung der Berufsjubilare der Bezirkszahnärztekammer (BZK) Freiburg<br />

EIN HALBES JAHRHUNDERT FÜR<br />

DIE ZAHNMEDIZIN<br />

Ein Berufsjubiläum ist immer ein besonderes Ereignis. Es bietet Anlass zum Innehalten<br />

und zum Zurückblicken. Wer Jahrzehnte seines Lebens damit verbracht hat, eine Praxis<br />

aufzubauen oder darin seine Berufsjahre erlebt hat, der hat allen Grund zu feiern. Im<br />

Rahmen des Neujahrsempfangs der südbadischen Zahnärzteschaft ist es lieb gewonnene<br />

Tradition, die 50-jährigen Berufsjubilare offiziell auszuzeichnen.<br />

Ehre, wem Ehre gebührt. Dr. Peter Riedel ehrte die Berufsjubilare in seiner Funktion als Vorsitzender der Bezirkszahnärztekammer (BZK) Freiburg und<br />

Dr. Georg Bach als Vorsitzender der Bezirksgruppe Freiburg der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV) Ba<strong>den</strong>-Württemberg: Dr. Thomas Bauch,<br />

Dr. Ingvo Broich, Dr. Annemarie und Dr. Lothar Grobelnik, Dr. Elisabeth und Dr. Jürgen Knorr, Dr. Johannes Kropff, Dr. Gernot Kuenz, Dr. Wilhelm August<br />

Mauthe, Dr. Christina Schmidt-Lippmann und ZA Hans-Joachim Stocks.<br />

In Abwesenheit: ZÄ Heidemarie Ahlskog, Dr. Hanno Augstein, Dr. Dr. Hans-Peter Didion, Dr. Klaus Dölle, Dr. Tilmann Eberle, Dr. Günther Ehmann,<br />

Dr. Georg Fröhlich, Dr. Hans-Peter Frank, ZÄ Isolde Frischmuth, Dr. Hans Gaiser, Dr. Helmold Grass, Dr. Antje-Barbara Greßhöner, Dr. Bernd Heitzmann,<br />

Dr. Volker Herrmann, ZA Rolf Hoffmann, Dr. Dr. Joachim Kissing, Dr. Jörg Krämer, Dr. Manfred Kübler, Dr. Hans-Jürgen Kühn, Dr. Gerhard Laubach,<br />

ZÄ Ulrike Lederer, Dr. Günter Lewark, Dr. Peter Maass, Dr. Michael Neubauer, Dr. Hans Dieter Prauße, ZA Hanshelmut Schmidt, Dr. Eckart Schultze,<br />

Dr. Rainer Sutterer, Dr. Wolfgang Wiegand, Dr. Aurel Willmann, Dr. Christa Zibell-Schwarz und Dr. Gernot Zibell.<br />

Anzeige<br />

Foto: Schätzle_BZK Freiburg<br />

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bei Ihrer zuständigen Bezirkszahnärztekammer<br />

ab:<br />

BZK Freiburg,<br />

Tel. 0761 4506-343<br />

BZK Karlsruhe,<br />

Tel. 0621 38000-227<br />

BZK Stuttgart,<br />

Tel. 0711 7877-236<br />

BZK Tübingen,<br />

Tel. 07071 911-230


54_AMTLICHE MITTEILUNGEN<br />

ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

WEITERBILDUNGSSTÄTTE<br />

Nach § 35 des Heilberufe-<br />

Kammergesetzes i. V. m.§§ 9 und 11<br />

der Weiterbildungsordnung wurde<br />

folgendes Kammermitglied zur Weiterbildung<br />

ermächtigt:<br />

Oralchirurgie<br />

Dr. Eckard Kanz<br />

Talstraße 21<br />

89584 Ehingen<br />

Die anerkennungsfähige Weiterbildungszeit<br />

beträgt gem. § 24 Abs. 1 und Abs.<br />

3 der Weiterbildungsordnung 3 Jahre.<br />

Dr. Sabine Johann<br />

Obere St. Leonhard-Straße 26<br />

88662 Überlingen<br />

Die anerkennungsfähige Weiterbildungszeit<br />

beträgt gem. § 24 Abs. 1<br />

und Abs. 4 der Weiterbildungsordnung<br />

2 Jahre.<br />

SATZUNG ZUR ÄNDERUNG DER<br />

AUFWANDSENTSCHÄDIGUNGS-<br />

ORDNUNG DER LANDESZAHN-<br />

ÄRZTEKAMMER BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG VOM 21.12.2022<br />

Die Vertreterversammlung der<br />

Landeszahnärztekammer Ba<strong>den</strong>-<br />

Württemberg hat am 03.12.2022 eine<br />

Satzung zur Änderung der Aufwandsentschädigungsordnung<br />

der Landeszahnärztekammer<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

beschlossen. Die Satzung kann<br />

auf der LZK-Webseite unter https://<br />

lzk-bw.de unter Downloads/Satzungsänderungen<br />

aufgerufen und eingesehen<br />

wer<strong>den</strong>. Hier der direkte Link:<br />

https://lzk-bw.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Satzungsänderungen/VV_12_2022/Satzungstext_Änderung_Aufwandsentschädigungsordnung.pdf<br />

Die Satzung kann zudem während der<br />

Öffnungszeiten in <strong>den</strong> Geschäftsstellen<br />

der Landeszahnärztekammer und <strong>den</strong><br />

Bezirkszahnärztekammern Freiburg,<br />

Karlsruhe, Stuttgart und Tübingen, bis<br />

zum 13.03.2023 eingesehen wer<strong>den</strong>.<br />

Die Satzung zur Änderung der Aufwandsentschädigungsordnung<br />

der Landeszahnärztekammer<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg nach<br />

Genehmigung mit Erlass des Ministeriums<br />

<strong>für</strong> Soziales, Gesundheit und Integration<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg vom 12.12.2022, Az.<br />

31-5415.3-005/0001 hiermit ausgefertigt<br />

und bekanntgemacht.<br />

Stuttgart, <strong>den</strong> 21.12.2022<br />

gez. Dr. Torsten Tomppert,<br />

Präsi<strong>den</strong>t der Landeszahnärztekammer<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

SATZUNG ZUR ÄNDERUNG DER<br />

GEBÜHRENORDNUNG DER<br />

LANDESZAHNÄRZTEKAMMER<br />

BADEN-WÜRTTEMBERG VOM<br />

21.12.2022<br />

Die Vertreterversammlung der<br />

Landeszahnärztekammer Ba<strong>den</strong>-<br />

Württemberg hat am 03.12.2022 eine<br />

Satzung zur Änderung der Aufwandsentschädigungsordnung<br />

der Landeszahnärztekammer<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

beschlossen. Die Satzung kann<br />

auf der LZK-Webseite unter https://<br />

lzk-bw.de unter Downloads/Satzungsänderungen<br />

aufgerufen und eingesehen<br />

wer<strong>den</strong>. Hier der direkte Link:<br />

https://lzk-bw.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Satzungsänderungen/VV_12_2022/Satzungstext_Änderung_Aufwandsentschädigungsordnung.pdf<br />

Die Satzung kann zudem während der<br />

Öffnungszeiten in <strong>den</strong> Geschäftsstellen<br />

der Landeszahnärztekammer und <strong>den</strong><br />

Bezirkszahnärztekammern Freiburg,<br />

Karlsruhe, Stuttgart und Tübingen, bis<br />

zum 13.03.2023 eingesehen wer<strong>den</strong>.<br />

Die Satzung zur Änderung der Gebührenordnung<br />

der Landeszahnärztekammer<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg nach Genehmigung<br />

mit Erlass des Ministeriums <strong>für</strong> Soziales,<br />

Gesundheit und Integration Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

vom 12.12.2022, Az.: 31-<br />

5415.3-005/0001 hiermit ausgefertigt<br />

und bekanntgemacht.<br />

Stuttgart, <strong>den</strong> 21.12.2022<br />

gez. Dr. Torsten Tomppert,<br />

Präsi<strong>den</strong>t der Landeszahnärztekammer<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg


ZBW_2-3/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

55_ZU GUTER LETZT<br />

Karikatur: Christian Möller, cloud-science.de<br />

IMPRESSUM<br />

IMPRESSUM<br />

_Herausgeber:<br />

Dr. Torsten Tomppert, Präsi<strong>den</strong>t der<br />

Landeszahnärztekammer Ba<strong>den</strong>-<br />

Württemberg (LZK BW),<br />

Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart,<br />

und Vorsitzender des Vorstands der<br />

Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg (KZV BW),<br />

Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart,<br />

<strong>für</strong> das Informationszentrum<br />

Zahn- und Mundgesundheit Ba<strong>den</strong>-<br />

Württemberg<br />

Eine Einrichtung der KZV BW und<br />

LZK BW<br />

_Redaktion:<br />

Cornelia Schwarz (cos) (ChR, verantw.)<br />

E-Mail: cornelia.schwarz@izzbw.de<br />

Telefon: 0711/222 966-10<br />

Gabriele Billischek (bi),<br />

E-Mail: gabriele.billischek@izzbw.de<br />

Telefon: 0711/222 966-14<br />

Andrea Mader (am),<br />

Landeszahnärztekammer Ba<strong>den</strong>-<br />

Württemberg<br />

Telefon: 0711/228 45-29<br />

E-Mail: mader@lzk-bw.de<br />

Dr. Holger Simon-Denoix (hsd),<br />

Kassenzahnärztliche Vereinigung<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

Telefon: 0711/78 77-229<br />

E-Mail: holger.simon-<strong>den</strong>oix@kzvbw.de<br />

_Anschrift der Redaktion:<br />

Informationszentrum Zahn- und<br />

Mundgesundheit Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

Heßbrühlstr. 7, 70565 Stuttgart<br />

Telefon: 0711/222 966-14<br />

Telefax: 0711/222 966-21<br />

E-Mail: info@zahnaerzteblatt.de<br />

_Redaktionsassistenz:<br />

Gabriele Billischek<br />

_Layout:<br />

Armin Fischer, Gabriele Billischek<br />

_Autoren*innen dieser Ausgabe:<br />

Dr. Alfred Büttner, Prof. Dr. Elmar<br />

Hellwig, Prof. Dr. Michael Korsch,<br />

Dr. Anne B. Kruse, Andrea Mader,<br />

Dr. Abdel-Karim Mamar, Alexander<br />

Messmer, Dr. Eberhard Montigel, Prof.<br />

Dr. Petra Ratka-Krüber, Guido Reiter,<br />

Cornelia Schwarz, Dr. Jan Wilz<br />

_Titelseite:<br />

Grafik: Adobe Stock/ntinai<br />

_Rubrik Titelthema:<br />

Abbildungen: Adobe Stock: DeepMeta,<br />

iiierlok_xolms; Armin Fischer<br />

_Verantwortlich <strong>für</strong> Amtliche<br />

Mitteilungen der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung Ba<strong>den</strong>-<br />

Württemberg (KZV BW):<br />

Dr. Torsten Tomppert,<br />

Vorsitzender des Vorstands der<br />

Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

(KZV BW), KdöR<br />

_Verantwortlich <strong>für</strong> Amtliche<br />

Mitteilungen der Landeszahnärztekammer<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

(LZK BW):<br />

Dr. Torsten Tomppert, Präsi<strong>den</strong>t<br />

der Landeszahnärztekammer Ba<strong>den</strong>-<br />

Württemberg (LZK BW), KdöR<br />

_Hinweise:<br />

Die Redaktion behält sich vor,<br />

Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen.<br />

Ein Anspruch auf Veröffentlichung<br />

besteht nicht. Bei Einsendungen an<br />

die Redaktion wird der vollen oder<br />

auszugsweisen Veröffentlichung<br />

zugestimmt.Unaufgefordert<br />

eingegangene Fortbildungsmanuskripte<br />

können nicht veröffentlicht<br />

wer<strong>den</strong>, da die Redaktion nur mit<br />

wissenschaftlichen Autoren vereinbarte<br />

Fort bildungsbeiträge veröffentlicht.<br />

Alle Rechte an dem Druckerzeugnis,<br />

insbesondere Titel-, Namens- und<br />

Nutzungsrechte etc., stehen<br />

ausschließlich <strong>den</strong> Herausgebern zu.<br />

Mit Annahme des Manuskripts zur<br />

Publikation erwerben die Herausgeber<br />

das aus schließliche Nutzungsrecht,<br />

das die Erstellung von Fort- und<br />

Sonderdrucken, auch <strong>für</strong> Auftraggeber<br />

aus der Industrie, das Einstellen des<br />

ZBW ins Internet, die Übersetzung in<br />

andere Sprachen, die Erteilung von<br />

Abdruckgenehmigungen <strong>für</strong> Teile,<br />

Abbildungen oder die gesamte Arbeit<br />

an andere Verlage sowie Nachdrucke<br />

in Medien der Herausgeber, die<br />

fotomechanische sowie elektronische<br />

Vervielfältigung und die Wiederverwendung<br />

von Abbildungen umfasst.<br />

Dabei ist die Quelle anzugeben.<br />

Änderungen und Hinzufügungen<br />

zu Originalpublikationen bedürfen<br />

der Zustimmung des Autors und der<br />

Herausgeber.<br />

Bei Änderungen der Lieferanschrift<br />

(Umzug, Privatadresse) wen<strong>den</strong> Sie sich<br />

bitte an die Mitgliederverwaltung Ihrer<br />

zuständigen Bezirkszahnärztekammer<br />

_Bezugspreis:<br />

Jahresabonnement inkl. MwSt. € 60,-<br />

Einzelverkaufspreis inkl. MwSt. € 7,50<br />

Bestellungen wer<strong>den</strong> von der W.<br />

Kohlhammer Druckerei GmbH +<br />

Co. KG entgegengenommen. Die<br />

Kündigungsfrist <strong>für</strong> Abonnements<br />

beträgt 6 Wochen zum Ende des<br />

Bezugszeitraumes. Für die Mitglieder<br />

der Landeszahnärztekammer Ba<strong>den</strong>-<br />

Württemberg ist der Bezugspreis mit<br />

dem Mitgliedsbeitrag abgegolten.<br />

_Druck:<br />

W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG<br />

Augsburger Straße 722, 70329 Stuttgart<br />

Stefan Leicht, Tel. 0711 3272-232<br />

E-Mail: stefan.leicht@kohlhammerdruck.de<br />

www.kohlhammerdruck.de<br />

ISSN: 0340-3017


10. DEZEMBER 2022 — 30. APRIL 2023<br />

Transformers<br />

MEISTERWERKE DER SAMMLUNG FRIEDER BURDA<br />

IM DIALOG MIT KÜNSTLICHEN WESEN<br />

LOUISA CLEMENT<br />

RYAN GANDER<br />

TIMUR SI-QIN<br />

JORDAN WOLFSON<br />

Louisa Clement, Repräsentantin, 2021 © Courtesy die Künstlerin und Cassina Projects, Mailand; Foto: Louisa Clement

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