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Wertschätzung für ZFA

Ausgabe 4/2023

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ZBW<br />

ZAHNÄRZTEBLATT BADEN-WÜRTTEMBERG<br />

4/2023<br />

Titelthema<br />

Eine Ausbildung bietet<br />

Perspektive und Integration<br />

Fortbildung<br />

Kariesmanagement<br />

bei Erwachsenen<br />

FÜR<br />

Diese Ausgabe enthält das neue


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BZK Freiburg<br />

Tel. 0761 4506-343<br />

BZK Karlsruhe<br />

Tel. 0621 38000-227<br />

BZK Stuttgart<br />

Tel. 0711 7877-236<br />

BZK Tübingen<br />

Tel. 07071 911-230


ZBW_04/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

3_EDITORIAL<br />

Foto: vmf/Tanja M. Marotzke<br />

Foto: AdobeStock/Alex Mit<br />

TITELTHEMA<br />

„Wie viel verdient <strong>Wertschätzung</strong>?“, titelte die dzw im Februar<br />

dieses Jahres anlässlich der <strong>ZFA</strong>-Protestaktionen in Berlin. Und<br />

auch das Redaktionsteam des Zahnärzteblatts Baden-Württemberg<br />

stellte sich diese Frage bei der Erarbeitung der Titelthemenstrecke<br />

zum aktuellen Heft. Parallel zur Auseinandersetzung<br />

mit dem Thema <strong>Wertschätzung</strong> gegenüber den <strong>ZFA</strong> befassten<br />

wir uns zudem mit dem Fachkräftemangel. Dabei ging<br />

es uns vorrangig darum, Hintergründe herauszuarbeiten, Ursachen<br />

zu lokalisieren und Lösungsansätze zu bieten. Stehen der<br />

Fachkräftemangel und mangelnde <strong>Wertschätzung</strong> in einem<br />

kausalen Zusammenhang? Unseres Erachtens nach liegen sie<br />

zumindest nah beieinander. Ähnlich scheint dies auch die<br />

CDU/CSU-Fraktion des Bundestags zu sehen, die angesichts<br />

der gestiegenen Verbraucherpreise nun einen Zuschuss von<br />

mindestens 500 Euro <strong>für</strong> Mitarbeiter*innen im Gesundheitswesens<br />

forderte. In ihrem Antrag 20/5809 fordern sie diese Einmalzahlung<br />

<strong>für</strong> Beschäftigte im stationären und ambulanten<br />

Bereich, die bei der Zahlung des Coronabonus nicht berücksichtigt<br />

wurden. Es wäre eine schöne Geste, doch genügt sie?<br />

Der Beruf der <strong>ZFA</strong> ist ein wirklich schöner Beruf: vielseitig,<br />

verantwortungsbewusst, innovativ, mit guten Aufstiegsmöglichkeiten<br />

und zukunftssicher. Allerdings ist das Gehalt eine<br />

wichtige Stellschraube in diesem Gefüge und nahezu alle<br />

<strong>ZFA</strong>, die in diesem Heft zu Wort kommen, bemängelten ihre<br />

Entlohnung. Die aktuell hohe Inflation macht es ihnen zudem<br />

nicht leichter.<br />

Natürlich verweist die Zahnärzteschaft als Auftraggeber der<br />

<strong>ZFA</strong> in diesem Zusammenhang ebenfalls auf die gestiegenen<br />

Energie- und Materialkosten und die seit 1988 ausgebliebene<br />

Punktwertanpassung in der privaten Gebührenordnung<br />

(GOZ) – übrigens Titelthema unserer kommenden Ausgabe.<br />

Doch liegt die Heil bringende Lösung tatsächlich in der Novellierung<br />

der GOZ?<br />

Wir haben das Thema von verschiedenen Seiten beleuchtet, abgebildet,<br />

welche Ansätze die Kammer hier bereits ausgearbeitet<br />

und umgesetzt hat und wie innovativ eine Praxis in Öhringen<br />

das Thema <strong>für</strong> sich gelöst hat. Bedauerlich fanden wir die Er-<br />

gebnisse unserer Recherchen hinsichtlich der Anerkennung<br />

fremdländischer Abschlüsse und auch die fehlenden Möglichkeiten<br />

<strong>für</strong> Quereinsteiger*innen. Wir freuen uns auf Ihre Reaktion<br />

und dabei vor allem auf weitere innovative Ansätze.<br />

FORTBILDUNG<br />

Prof. Dr. Falk Schwendicke, Direktor der Abteilung Orale<br />

Diagnostik, Digitale Zahnheilkunde und Versorgungsforschung<br />

an der Charité in Berlin, bildet ab Seite 34 entscheidende<br />

Fragen hinsichtlich des Kariesmanagements bei Erwachsenen<br />

ab. Lange Zeit, so sein Ansatz, wurde Karies vor<br />

allem als Kinderkrankheit wahrgenommen. Dies geschah<br />

unter anderem deshalb, weil Karies bereits früh bei der großen<br />

Mehrzahl der Kinder auftrat und durch die hohe Zahl<br />

an bereits vorhandenen Füllungen junge Erwachsene in epidemiologischen<br />

Erhebungen keine signifikante Karieszunahme<br />

mehr verzeichnen konnten. Schließlich waren ja<br />

schon fast alle relevanten Flächen gefüllt, da sie bereits früher<br />

durch Karies befallen waren. Mittlerweile jedoch beweisen<br />

Kohortenstudien, dass die relative Karieszunahme pro<br />

vorhandener ungefüllter Zahnfläche bis ins Erwachsenenalter<br />

relativ stabil ist. Karies ist daher genauso als Erkrankung<br />

von Erwachsenen zu betrachten, wie von Kindern – und vor<br />

allem auch von Senioren.<br />

Neue Ansätze gab es auch der diesjährigen Winter-Akademie<br />

des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrums Stuttgart<br />

(ZFZ): Erstmals wurde die Veranstaltung in hybrider Form<br />

ausgerichtet. Sie startete Ende Januar 2023 sowohl in Präsenz<br />

am neuen Austragungsort Kornwestheim als auch im<br />

Livestream, und wurde im Februar an zwei weiteren Terminen<br />

als Livestream weitergeführt. Thema der Veranstaltungsreihe<br />

war ein „Update zahnärztliche Chirurgie im Praxisalltag“.<br />

Insgesamt gab es sieben praxisorientierte Vorträge<br />

sowie eine abschließende Livediskussion, die bis Ende<br />

März zusätzlich im On-Demand-Bereich des ZFZ abgerufen<br />

werden konnte (S. 38 f.).<br />

Cornelia Schwarz<br />

»<br />

Ohne Sie läuft nichts in der Praxis –<br />

Sie sind unverzichtbar.«<br />

Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK),<br />

anlässlich der Protestaktion der <strong>ZFA</strong> in Berlin


4_INHALT<br />

ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

INHALT<br />

TITELTHEMA<br />

LEITARTIKEL<br />

09_Fachkräftesicherung – eine der<br />

zentralen Aufgaben<br />

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut<br />

18_Eine Ausbildung<br />

bietet Perspektive und<br />

Integration<br />

Zahnarztpraxis in<br />

Öhringen geht<br />

besonderen Weg im<br />

Azubi-Recruiting<br />

TITELTHEMA<br />

10_Berufspolitische Strategien<br />

Diskussionsrunde zum <strong>ZFA</strong>-Ausbildungsberuf<br />

20_Azubis gesucht?<br />

Azubi-Recruiting – Unterstützung über das IZZ BW<br />

21_Zwischen Wunsch und Wirklichkeit<br />

Berufsanerkennungsverfahren benötigen (zu) viel Zeit<br />

22_Gemeinsam Potenziale erschließen<br />

Fachkräfteallianz Baden-Württemberg<br />

12_<strong>ZFA</strong> Backstage Bosse – demnächst<br />

auf Sendung!<br />

Imagefilm <strong>für</strong> das Berufsbild<br />

14_Vergütungsempfehlungen angepasst<br />

Seit 1. Januar 2023<br />

BERUFSPOLITIK<br />

23_Attraktive Vergünstigungen<br />

<strong>für</strong> <strong>ZFA</strong>-Azubis<br />

AzubiCard Baden-Württemberg<br />

24_Ehrenamt mit Mehrwert <strong>für</strong> die Kolleg*innen<br />

Die Vorstandsreferent*innen der KZV BW stellen sich vor<br />

15_ „Tag <strong>für</strong> Tag sehr<br />

viel Freude“<br />

Weiterbildungsstipendium<br />

16_„Auch das ist <strong>Wertschätzung</strong>“<br />

Das ZBW-Interview mit zwei <strong>ZFA</strong>s zur aktuellen<br />

Situation<br />

26_Flagge zeigen auf großer Bühne<br />

LK Gesundheit: Krisenbewältigung im zahnärztlichen Bereich


ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

5_INHALT<br />

BERUFSPOLITIK<br />

SOZIALES ENGAGEMENT<br />

28_ „Gute Versorgung muss im<br />

Vordergrund stehen“<br />

Gesundheitspolitiker Ullmann<br />

MdB (FDP) im Interview zu MVZ<br />

30_„CIRS dent – Jeder Zahn zählt!“<br />

Berichts- und Lernsystem jetzt auch <strong>für</strong> angestellte<br />

Zahnärzt*innen<br />

32_„Ein Labor <strong>für</strong> den Bürokratieabbau“<br />

Masterplan <strong>für</strong> die Transformation der Verwaltung<br />

FORTBILDUNG<br />

44_Arbeit im Container<br />

Hilfseinsatz auf Chios/Griechenland<br />

47_Zahnärzte und Patienten sammeln 66.000 Euro<br />

„Freie Zahnärzte im Altkreis Aalen“<br />

KULTUR<br />

34_Kariesmanagement bei Erwachsenen<br />

Die richtigen Entscheidungen<br />

51_SHIFT. KI und eine zukünftige Gemeinschaft<br />

Kunstmuseum Stuttgart<br />

INFORMATION UND SERVICES<br />

38_Update zahnärztliche Chirurgie<br />

ZFZ Winter-Akademie<br />

03_Editorial<br />

48_Praxis<br />

50_Leserforum<br />

52_Namen und Nachrichten<br />

54_Personalia<br />

58_ Amtliche Mitteilungen<br />

59_ Zu guter Letzt/<br />

Impressum<br />

Besuchen Sie auch die ZBW-Website. Neben der<br />

Online-Ausgabe des ZBW gibt es zusätzliche Informationen<br />

sowie ein ZBW-Archiv.<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

InformationszentrumZahnundMundgesundheit<br />

izz_bw<br />

40_Zukunftsorientierte Fortbildung<br />

21. Ulmer Herbstsymposium<br />

42_Zahnheilkunde bei multimorbiden Menschen<br />

Forum Rottweil: Mouth & More<br />

izzbadenwuerttemberg<br />

Für den Druck des Zahnärzteblatts Baden-Württemberg<br />

(ZBW) wurden ausschließlich Materialien aus<br />

FSC-zertifizierten Wäldern und/oder Recyclingmaterial<br />

aus kontrollierten Quellen verwendet.


6 _PERSPEKTIVEN<br />

ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

MANGELWARE FACHKRÄFTE<br />

Angemessene Gehälter, mehr Anerkennung und <strong>Wertschätzung</strong> sowie eine gesicherte Finanzierung der ambulanten<br />

zahnärztlichen Regelversorgung – so lauteten die Forderungen der protestierenden <strong>ZFA</strong> in Berlin. Unterstützung<br />

erhielten die <strong>ZFA</strong> dabei unter anderen von der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), der Kassenzahnärztlichen<br />

Bun desvereinigung (KZBV) sowie deren Vertretungen in den Bundesländern und weiteren Verbänden.<br />

Foto: vmf/Tanja M. Marotzke


ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

PERSPEKTIVEN_7


Kursprogramm<br />

Mai – Juli 2023<br />

Jetzt online<br />

anmelden unter<br />

fortbildung.kzvbw.de<br />

KFO-Abrechnung GOZ/GOÄ<br />

Nicole Evers, Glückstadt<br />

• 9 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKT10207<br />

• <strong>für</strong> das Praxisteam<br />

• € 295.-<br />

12.5.2023<br />

ONLINE: Ernährungstherapie in der<br />

Zahnarztpraxis<br />

Prof. Dr. Johan Peter Wölber, Freiburg<br />

• 5 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKT31106<br />

• <strong>für</strong> das Praxisteam<br />

• € 175.-<br />

12.5.2023<br />

KFO-Laborabrechnung (BEL/BEB)<br />

Nicole Evers, Glückstadt<br />

• 9 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKT10208<br />

• <strong>für</strong> das Praxisteam<br />

• € 295.-<br />

13.5.2023<br />

Implantatgestützter Zahnersatz<br />

- <strong>für</strong> fitte Senioren geplant und von<br />

gebrechlichen Senioren getragen<br />

Prof. Dr. Thorsten Mundt, Greifswald<br />

• 2 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKZ30314<br />

• <strong>für</strong> Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />

• € 75.-<br />

23.6.2023<br />

Clever und Smart mit der neuen PAR - ein Update<br />

Andrea Räuber, Mannheim<br />

• 7 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKT20110<br />

• <strong>für</strong> das Praxisteam<br />

• € 345.-<br />

28.6.2023<br />

Das ABC der Abrechnung<br />

- 5 Tage Intensiv-Seminar zur richtigen<br />

Honorarabrechnung <strong>für</strong> Einsteiger<br />

Manuela Hackenberg, Mannheim<br />

• 40 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKT19912<br />

• <strong>für</strong> das Praxisteam<br />

• € 1.375.-<br />

03.- 07.07.2023<br />

Adhäsive Zahnmedizin von A-Z<br />

- rundherum an einem Tag<br />

Prof. Dr. Roland Frankenberger, Marburg<br />

• 9 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKZ31016<br />

• <strong>für</strong> Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />

• € 325.-<br />

15.7.2023<br />

Keramikveneers - praktischer Arbeitskurs<br />

Prof. Dr. Jürgen Manhart, München<br />

• 15 Fortbildungspunkte<br />

• Kurs-Nr.: 23FKZ30917<br />

• <strong>für</strong> Zahnärztinnen / Zahnärzte<br />

• € 595.-<br />

21./22.07.2023<br />

FFZ Fortbildungsforum<br />

Zahnärzte<br />

Merzhauser Straße 114-116<br />

79100 Freiburg<br />

Fon: 0761 4506-160/-161<br />

Fax: 0761 4506-460<br />

Mail: info@ffz-fortbildung.de<br />

Web: www.ffz-fortbildung.de


ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

9_LEITARTIKEL<br />

FACHKRÄFTESICHERUNG –<br />

EINE DER ZENTRALEN AUFGABEN<br />

Der Fachkräftemangel ist derzeit quer durch alle Branchen und Berufe<br />

spürbar. Aufgrund des demografischen Wandels wird die Fachkräfteknappheit<br />

voraussichtlich anhalten. Dies ist vor allem eine Herausforderung<br />

<strong>für</strong> die Unternehmen, aber auch <strong>für</strong> die Wirtschafts-, Arbeits-,<br />

Sozial- und Bildungspolitik.<br />

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut<br />

Ministerin <strong>für</strong> Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg<br />

Fachkräftesicherung gehört zu den zentralen<br />

Zukunftsaufgaben in unserem<br />

Land. Sie ist von großer Bedeutung <strong>für</strong><br />

die Leistungs- und Innovationsfähigkeit<br />

unserer Unternehmen und damit<br />

<strong>für</strong> unseren Wohlstand, <strong>für</strong> das Erreichen<br />

der Klimaziele, die Stabilität der<br />

sozialen Sicherungssysteme sowie <strong>für</strong><br />

die Qualität und Verfügbarkeit von<br />

Dienstleistungen.<br />

Nachdem seit den 1950er-Jahren die<br />

Zahl der Erwerbstätigen in Baden-<br />

Württemberg nahezu stetig gestiegen<br />

ist – von 3,1 Millionen Erwerbstätigen<br />

in 1950 auf 5,8 Millionen im Jahr<br />

2021 – wird in Kürze der Höchstwert<br />

der Erwerbstätigenzahl erreicht sein.<br />

Demografiebedingt wird danach die<br />

Zahl der Erwerbstätigen bestenfalls stagnieren<br />

oder gar sinken.<br />

In einer Reihe von Branchen und Berufsbereichen<br />

wird die Fachkräftenachfrage<br />

jedoch langfristig weiter steigen.<br />

Dies gilt <strong>für</strong> Berufe mit Bezug zur Energiewende<br />

ebenso wie <strong>für</strong> IT-Berufe, <strong>für</strong><br />

Erzieherinnen und Erzieher sowie die<br />

<strong>für</strong> Zukunftstechnologien relevanten<br />

Experten. In besonderem Maße gilt das<br />

auch <strong>für</strong> die Fachkräfte des Gesundheitswesens.<br />

Zwischen 2012 und 2020<br />

ist die Zahl der im Gesundheitswesen in<br />

Baden-Württemberg tätigen Personen<br />

gemessen in Vollzeitäquivalenten von<br />

506.848 auf 571.378 gestiegen (+12,7<br />

Prozent). Zu erwarten ist, dass der Wettbewerb<br />

um Fachkräfte weiter zunehmen<br />

wird.<br />

POTENZIALE ERSCHLIESSEN<br />

Das ist natürlich eine große Herausforderung<br />

<strong>für</strong> die Arbeitgeber. Um Mitarbeitende<br />

zu gewinnen und an sich zu<br />

binden, wissen sie, dass sie – anders als<br />

zu Zeiten hoher Arbeitslosigkeit – intensiv<br />

um Fachkräfte werben und sich<br />

und ihre jeweilige Branche als attraktive<br />

Arbeitgeber positionieren müssen.<br />

Auch Politik und Verwaltung sind gefordert,<br />

die Fachkräftepotenziale von<br />

am Arbeitsmarkt unterrepräsentierten<br />

Gruppen noch besser zu erschließen.<br />

Ich denke dabei an Menschen mit<br />

gesundheitlichen Handicaps oder mit<br />

unterbrochenen Bildungsbiografien.<br />

Ebenso ist der Gesetzgeber gefordert,<br />

Regulierungslasten zu senken, die viele<br />

Fachkräfte in den Unternehmen binden.<br />

Der Übergang von der Schule in<br />

den Beruf muss noch intensiver begleitet<br />

werden, damit im Idealfall alle<br />

Schulabgängerinnen und -abgänger ihr<br />

Berufs leben mit einer beruflichen oder<br />

akademischen Ausbildung beginnen.<br />

Gleichzeitig ist die berufliche Weiterbildung<br />

wichtig, damit die Beschäftigten<br />

im Betrieb und die Arbeitssuchenden<br />

auf dem Arbeitsmarkt die von den Unternehmen<br />

nachfragten Kenntnisse<br />

und Fähigkeiten mitbringen bzw. erwerben<br />

können.<br />

Weitere Fortschritte sind zudem bei der<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />

notwendig. So hat sich zwar das pädagogische<br />

Personal in Kindertageseinrichtungen<br />

in Baden-Württemberg von<br />

46.201 Personen im Jahr 2007 auf<br />

101.949 im Jahr 2022 mehr als verdoppelt.<br />

Da aber die Nachfrage nach Plätzen<br />

in Kindertageseinrichtungen ebenfalls<br />

stark gestiegen ist, bleibt eine deutliche<br />

Personallücke bestehen.<br />

GUTE ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

All dies zeigt, Fachkräftesicherung ist<br />

eine komplexe Aufgabe, die einen langen<br />

Atem erfordert und von keinem Akteur<br />

allein bewältigt werden kann. Es<br />

braucht eine gemeinsame Kraftanstrengung<br />

über einen sehr langen Zeitraum.<br />

Deshalb vernetzten wir in der Fachkräfteallianz<br />

Baden-Württemberg alle relevanten<br />

Akteure, um die verschiedenen<br />

Perspektiven einzubinden und gemeinsam<br />

voranzukommen. Dazu gehört<br />

auch, die Chancen und positiven Aspekte<br />

der gegenwärtig herausfordernden<br />

Situation zu würdigen. Mittlerweile nähert<br />

sich der Arbeitsmarkt in Baden-<br />

Württemberg der Vollbeschäftigung an.<br />

Dies hat positive Effekte <strong>für</strong> Menschen<br />

mit Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt.<br />

Diese haben dann bessere Chancen auf<br />

eine Teilhabe am Erwerbsleben. In<br />

Zeiten von Fach- und Arbeitskräfteknappheit<br />

müssen naturgemäß die Bedürfnisse<br />

der Arbeitnehmerinnen und<br />

Arbeitnehmer stärker in den Fokus genommen<br />

werden, was weitere Verbesserungen<br />

bei den Arbeitsbedingungen<br />

und der Arbeitszufriedenheit erwarten<br />

lässt. Schließlich kann Fachkräfteknappheit<br />

ein starker Impuls <strong>für</strong> die<br />

Unternehmen sein, in die Produktivität<br />

ihrer Arbeitsplätze zu investieren, etwa<br />

unter Nutzung von Künstlicher Intelligenz<br />

oder von innovativen Technologien<br />

im weiteren Sinne.<br />

Angesichts der voraussichtlich anhaltenden<br />

Fachkräfteknappheit sollten<br />

alle Hebel der Fachkräftesicherung genutzt<br />

werden. Dazu gehört auch, verstärkt<br />

um internationale Fachkräfte zu<br />

werben und sie hier im Land willkommen<br />

zu heißen. Nach Lösungen zu suchen,<br />

Transparenz über gelungene Praxisbeispiele<br />

herzustellen und, wo immer<br />

möglich und nötig, gemeinsam zu agieren,<br />

dazu sind alle maßgeblichen Akteure<br />

im Land aufgerufen. Hierzu zählt<br />

auch die Landeszahnärzte kammer,<br />

die wichtige Aufgaben im Bereich der<br />

Fachkräftesicherung wahrnimmt. Gehen<br />

wir die Zukunftsaufgabe Fachkräftesicherung<br />

gemeinsam und mit großem<br />

Engagement an.


10_TITELTHEMA<br />

ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Diskussionsrunde zum <strong>ZFA</strong>-Ausbildungsberuf<br />

BERUFSPOLITISCHE STRATEGIEN<br />

Für Arbeitsmarktexperten ist es schon fast zur jährlichen Routine geworden, vor dem<br />

Defizit an Fachpersonal in der deutschen Wirtschaft zu warnen. Besonders stark<br />

sind die Gesundheitsberufe vom Fachkräftemangel betroffen. Auch <strong>für</strong> Zahnarztpraxen<br />

ist der Fachkräftemangel mittlerweile eine große Herausforderung. Einige Praxen<br />

mussten mangels Fachkräften bereits ihre Sprechzeiten verkürzen und ohne Hilfe am Stuhl<br />

behandeln. In einem der World Café Foren des Landeskongresses Gesundheit Baden-<br />

Württemberg diskutierte eine Expertenrunde das Thema „Berufspolitische Strategien zur<br />

Reduzierung des Fachkräftemangels im Bereich <strong>ZFA</strong>“.<br />

Chefredakteurin Cornelia Schwarz hat<br />

die Gelegenheit genutzt und sich mit<br />

Thorsten Beck, stellvertretender Geschäftsführer<br />

der Landeszahnärztekammer<br />

Baden-Württemberg (LZK)<br />

und zudem verantwortlich <strong>für</strong> die Abteilung<br />

der zahnmedizinischen Mitarbeiter*innen,<br />

über die Thematik unterhalten.<br />

Gehen die Verantwortlichen alle<br />

möglichen Wege? Ließen sich neue Strategien<br />

herausarbeiten?<br />

Jedes Frühjahr veröffentlichte das Bundesbildungsministerium<br />

den Berufsbildungsbericht,<br />

der die Entwicklung des<br />

Ausbildungsmarktes im Vorjahr zusammenfasst.<br />

Hier ist zu erkennen, dass die<br />

Anzahl der neu abgeschlossenen dualen<br />

Ausbildungsverträge über alle Berufe<br />

hinweg gesunken ist. Wie kann diese<br />

Entwicklung interpretiert werden?<br />

Wir stellen fest, dass der demografische<br />

Wandel auf dem Ausbildungsmarkt angekommen<br />

ist. Die Gesamtzahl der<br />

Schulabgänger lag beispielsweise im<br />

Jahr 2009 noch bundesweit bei 929.500,<br />

im Jahr 2018 waren es noch 812.200.<br />

Darüber hinaus war ein langfristiger<br />

Trend zu höheren Schulabschlüssen zu<br />

verzeichnen. Die Zahl der sinkenden<br />

Schulabgänger hat sich bisher auf dem<br />

Ausbildungsmarkt über alle Berufe hinweg<br />

noch nicht gravierend bemerkbar<br />

gemacht, da vor allem Menschen mit<br />

Fluchthintergrund insbesondere in den<br />

handwerklichen Ausbildungsberufen<br />

verstärkt aufgenommen wurden. Dieser<br />

dämpfende Effekt auf das Problem<br />

der sinkenden Schulabgängerzahlen<br />

schwächt sich nun jedoch auch noch erkennbar<br />

ab, da die Zahl junger Menschen<br />

mit Fluchthintergrund, die eine<br />

duale Ausbildung durchlaufen, in der<br />

letzten Zeit leicht abgenommen hat.<br />

Lösungsansätze. Viele gute Möglichkeiten dem Fachkräftemangel zu begegnen, formulierte Thorsten<br />

Beck im Interview mit Cornelia Schwarz.<br />

Blicken wir perspektivisch in die Zukunft,<br />

so stellen wir zudem fest, dass<br />

der Trend zu weniger Schulabgängern<br />

und gleichzeitig höheren Schulabschlüssen<br />

auch den <strong>ZFA</strong>-Ausbildungsberuf<br />

weiter treffen wird.<br />

Wo kein Personal, da auch keine Möglichkeit<br />

<strong>für</strong> neue Arbeitsverhältnisse,<br />

oder wie sehen Sie die aktuelle Situation,<br />

Herr Beck, wie lässt sich konstruktiv<br />

an die Thematik herantreten?<br />

Wir gehen nahezu alle Wege, die sich<br />

uns bieten. Wir sind auf den Social-Media-Plattformen<br />

Instagram und Facebook<br />

vertreten und seit Neuestem über<br />

das IZZ auch auf TikTok. Wir setzen<br />

Ausbildungsbotschafterinnen ein und<br />

arbeiten mit den Agenturen <strong>für</strong> Arbeit,<br />

den Berufsinformationszentren und<br />

auch mit den entsprechenden Schulen<br />

in Baden-Württemberg. Außerdem können<br />

sich potenzielle <strong>ZFA</strong> mit einem virtuellen<br />

Rundgang über die Ausbildung<br />

informieren und natürlich auch über<br />

YouTube. Darüber hinaus produzieren<br />

wir derzeit einen neuen <strong>ZFA</strong>-Imagefilm,<br />

um auch über dieses Medium die Zielgruppe<br />

zu erreichen und <strong>für</strong> den Beruf<br />

zu werben. Ich bin der Ansicht, alle Verantwortlichen<br />

tun, was sie können.<br />

Der klassische Kanon des Recruitings<br />

scheint allerdings keine <strong>ZFA</strong> mehr hinter<br />

dem Ofen hervorzulocken. Das Arsenal<br />

aus Social Media, der Agentur <strong>für</strong><br />

Arbeit, Stellenanzeigen in der Zeitung,<br />

Foto: G. Billischek/IZZ


ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

11_TITELTHEMA<br />

Job-Portalen und konventioneller Personalvermittlung<br />

hält nicht mehr, was<br />

es früher versprochen hat. Es scheint,<br />

als müsse ein neuer Ansatz her, um sich<br />

von Mitbewerbern abzuheben. Welche<br />

Wege geht die Zahnärzteschaft im<br />

Land?<br />

Hier würde ich gerne auf die Initiative<br />

der Kammer „Finden – Ausbilden –<br />

Binden“ eingehen. Hierbei geht es uns<br />

vor allem darum, den Ausbildungsberuf<br />

und das Berufsbild der <strong>ZFA</strong> als einen<br />

qualifizierten und verantwortungsvollen<br />

Gesundheitsberuf mit hervorragenden<br />

Aufstiegschancen und abwechslungsreichem<br />

Tätigkeitsbereich<br />

darzustellen, der Teamgeist erfordert<br />

und sich bestens mit der Familie vereinbaren<br />

lässt.<br />

Die demografische Entwicklung erfordert<br />

neue Strategien von den<br />

Zahnärztinnen und Zahnärzten in<br />

Baden-Württemberg, um geeignete<br />

Zahnmedizinische Mitarbeiter*innen<br />

zu „finden“, „auszubilden“ und<br />

zu „binden“. Im Rahmen seiner Sitzungen<br />

beschäftigt sich der Ausschuss<br />

<strong>für</strong> Zahnmedizinische Mitarbeiter*innen<br />

regelmäßig mit dieser<br />

Thematik und stellt dem LZK-Vorstand<br />

Aufgaben, Handlungsfelder<br />

und Aktivitäten vor, um das Berufsbild<br />

der <strong>ZFA</strong> attraktiv darzustellen<br />

und somit gezielt <strong>für</strong> qualifizierte<br />

Mitarbeiter*innen zu werben. Ein<br />

wichtiger Baustein in diesem Zusammenhang<br />

war beispielsweise, dass die<br />

<strong>ZFA</strong>-Ausbildungsverordnung nach<br />

nunmehr 20 Jahren novelliert wurde<br />

und zum 1. August 2022 in Kraft getreten<br />

ist. Nun gilt es, die neue Ausbildung<br />

mit Leben zu füllen und die<br />

Attraktivität der Ausbildung verstärkt<br />

herauszustellen, um so gezielt<br />

<strong>für</strong> eine <strong>ZFA</strong>-Ausbildung zu werben.<br />

Aktuellen Zahlen zufolge gibt es fünf<br />

Prozent aktiv suchendes Fachpersonal,<br />

wohingegen 70 Prozent, also die deutlich<br />

größere Gruppe der Fachkräfte,<br />

aktuell zwar in Anstellung sind, allerdings<br />

in dieser latent unzufrieden. Mit<br />

welchen Strategien kann dieser Unzufriedenheit<br />

des Fachpersonals begegnet<br />

werden? Welche Ansätze könnten<br />

Arbeitgeber verfolgen?<br />

Es gilt ganz deutlich, die Arbeitszufriedenheit<br />

zu steigern. Das ist generell ein<br />

wichtiges Ziel bei der Personalarbeit.<br />

» Blicken wir perspektivisch in die<br />

Zukunft, so stellen wir zudem fest,<br />

dass der Trend zu weniger Schulabgängern<br />

und gleichzeitig höheren<br />

Schulabschlüssen auch den<br />

<strong>ZFA</strong>-Ausbildungsberuf treffen wird.«<br />

Thorsten Beck<br />

Doch es wird immer schwerer, die Lücke<br />

zwischen Soll und Ist zu füllen. Allerdings<br />

darf man auch nicht außer<br />

Acht lassen, dass der Anspruch der<br />

Mitarbeitenden immer mehr zunimmt.<br />

Hier müssen wir auch wieder auf ein<br />

normales Maß kommen. Hinsichtlich<br />

der Vergütung ist die Kammer bereits<br />

einen deutlichen Schritt gegangen, indem<br />

die Vertreterversammlung Ende<br />

letzten Jahres die Vergütungsempfehlungen<br />

<strong>für</strong> <strong>ZFA</strong>-Auszubildende und<br />

Zahnmedizinische Fachangestellte angepasst<br />

hat.<br />

Allerdings scheinen es, den Umfragen<br />

zufolge, weniger monetäre Aspekte zu<br />

sein als oftmals fehlende <strong>Wertschätzung</strong>,<br />

mangelnder Teamzusammenhalt<br />

oder ausbleibende Weiterentwicklungsmöglichkeiten.<br />

Welche Möglichkeiten<br />

bietet Social Recruiting?<br />

Natürlich muss ein Arbeitgeber nicht<br />

zum Eventmanager rekrutiert werden,<br />

dennoch lässt sich meines Erachtens<br />

mit einigen Parametern <strong>für</strong> ein gutes<br />

Betriebsklima sorgen. So könnten neben<br />

gemeinsamen Ausflügen beispielsweise<br />

die Gebühren <strong>für</strong> den Kindergartenplatz<br />

oder das Ticket <strong>für</strong> den öffentlichen<br />

Nahverkehr übernommen werden.<br />

Auch ein regelmäßiges Angebot<br />

an bezahlten Fortbildungsmöglichkeiten<br />

ist Ausdruck von <strong>Wertschätzung</strong>.<br />

Für Azubis haben wir darüber hinaus<br />

die AzubiCard Baden-Württemberg<br />

eingeführt, die viele exklusive Angebote<br />

beinhaltet und ab September dieses<br />

Jahres allen Auszubildenden zur Verfügung<br />

gestellt wird.<br />

Laut Erhebungen des Instituts der<br />

Deutschen Wirtschaft in Köln (IW) sind<br />

schon heute zwei von drei Arbeitsplätzen,<br />

die eine entsprechende Berufsausbildung<br />

oder ein Studium voraussetzen,<br />

schwer oder gar nicht zu besetzen. Welche<br />

Lösungsansätze geht die Zahnärzteschaft<br />

an?<br />

Wir sind Partner der Fachkräfteallianz<br />

in Baden-Württemberg und versuchen<br />

auch auf diesem Weg, Menschen<br />

im Arbeitsmarkt zu halten, den Fachkräftemangel<br />

im Land zu verringern<br />

und mit einer gelebten Willkommenskultur<br />

internationale Fachkräfte <strong>für</strong><br />

Baden-Württemberg zu gewinnen.<br />

Darüber hinaus engagieren wir uns<br />

innerhalb des Landesverbands der<br />

freien Berufe (LFB) in dem neu gegründeten<br />

Arbeitskreis Ausbildung,<br />

dem wir vorsitzen. Dieser Arbeitskreis<br />

soll dem Erfahrungsaustausch dienen,<br />

mittel- und langfristig aber gegebenenfalls<br />

auch Schnittmengen aufzeigen<br />

und eine stärkere Kooperation<br />

im Azubi-Marketing ermöglichen.<br />

Insbesondere wollen wir damit auch<br />

eine stärkere Rückkopplung mit den<br />

jeweiligen Verantwortlichen aus den<br />

Mitgliedsorganisationen erreichen<br />

und zudem die Formulierung und Positionierung<br />

von politischen Forderungen<br />

der freien Berufe in diesem<br />

Themengebiet gemeinsam fokussieren.<br />

Erwähnenswert ist zudem das Weiterbildungsstipendium<br />

<strong>für</strong> ausgelernte<br />

<strong>ZFA</strong>, das insbesondere Qualifizierungsmöglichkeiten<br />

<strong>für</strong> neue Technologien,<br />

besondere Arbeitstechniken,<br />

berufliche Aufstiegsfortbildungen<br />

(fachkundliche Nachweise, ZMF,<br />

ZMP, ZMV, DH) und auch die persönliche<br />

Entwicklung der <strong>ZFA</strong> unterstützt.<br />

Hier machen wir klar deutlich,<br />

dass der <strong>ZFA</strong>-Beruf keine Einbahnstraße<br />

ist, sondern vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten<br />

bietet. Zudem<br />

rücken die Themen Wiedereinstieg<br />

und Teilzeit-Ausbildung verstärkt<br />

in den Fokus, um auch diese<br />

Möglichkeiten ergänzend zu bespielen.<br />

Das Gespräch führte Cornelia Schwarz


12_TITELTHEMA<br />

ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

<strong>ZFA</strong>-Topmodels. Julia Parraco, Alev Gelgec, Rosita Smith, Aleksander Tusznicki und Lea Oettinger haben das Casting <strong>für</strong> den <strong>ZFA</strong>-Imagefilm gewonnen.<br />

Fotos: Andrea Mader/LZK<br />

Imagefilm <strong>für</strong> das Berufsbild<br />

<strong>ZFA</strong> BACKSTAGE BOSSE –<br />

DEMNÄCHST AUF SENDUNG!<br />

<strong>ZFA</strong> – Ziemlich Fette Ausbildung – so lautete der Titel des ersten Imagefilms <strong>für</strong> das<br />

Berufsbild der Zahnmedizinischen Fachangestellten, den die Landeszahnärztekammer<br />

in Kooperation mit der Filmakademie Ludwigsburg 2019 realisierte. 2022 war es<br />

an der Zeit, einen neuen Imagefilm <strong>für</strong> das Berufsbild zu produzieren. Erneut ist die<br />

Landeszahnärztekammer auf die Filmakademie Ludwigsburg zugegangen, um die<br />

erfolgreiche Zusammenarbeit fortzusetzen. Bei einem Vor-Ort-Termin in Ludwigsburg<br />

präsentierten sich drei Teams – und das eindeutige Votum fiel auf das Cherry Tales<br />

Filmatelier in Heilbronn um Dennis Scherr. Ende November 2022 ging unser Casting-Aufruf viral.<br />

Am 24. Januar 2023 war Drehtag … am Stuttgarter Hafen! <br />

Andrea Mader<br />

Hygiene. „Wir arbeiten immer in Handschuhen – und hinterlassen keine Spuren.“<br />

Labor. „Wir bestellen Materialien<br />

und fertigen den besten Stoff ab.“


ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

13_TITELTHEMA<br />

Bewerbung. Julia (l.) hat sich als Model <strong>für</strong><br />

den Dreh beworben, weil sie „etwas Neues<br />

ausprobieren wollte, zu dem man nicht jeden<br />

Tag die Chance bekommt“. Lea (r.) war „mehr<br />

als happy“, als die Zusage kam. „Dass es<br />

die Chance in unserem Beruf gibt, finde ich<br />

einfach mega.“<br />

Abbildung: Cherry Tales Filmatelier<br />

Kompetenz. „Wir sind bis an die Zähne mit Wissen bewaffnet.“<br />

Instrumentenaufbereitung. „Wir bewahren unsere Instrumente sicher auf.“<br />

Team. Maske und Kostüm am Set lagen in den<br />

Händen von Thea Haupt (r.).<br />

Absprache. Regisseur Dennis Scherr (l.) bespricht sich mit Ives Lambert<br />

(Mitte) von der Filmakademie Ludwigsburg und seinem Kameramann<br />

Chris McKissick (r.).<br />

Fingerfertig. „Unsere Finger sind<br />

geschickt.“<br />

INFO<br />

INSTAGRAM<br />

<strong>ZFA</strong> – Ziemlich Fette Ausbildung – so<br />

heißt auch der offizielle Instagram-<br />

Account der Landeszahnärztekammer<br />

<strong>für</strong> <strong>ZFA</strong>-Azubis, interessierte Schüler*<br />

innen und <strong>ZFA</strong>, benannt nach dem<br />

Titel des ersten <strong>ZFA</strong>-Imagefilms. Auf<br />

unserem Instagram-Kanal gibt‘s alle<br />

wichtigen Infos zum Ausbildungsberuf,<br />

aber auch andere Kuriositäten,<br />

witzige Fotos und spannende Videos.<br />

Und bald auch den neuen Imagefilm.<br />

Einfach mal vorbei schauen:<br />

@zfa_ziemlichfetteausbildung


14_TITELTHEMA<br />

ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Seit 1. Januar 2023<br />

VERGÜTUNGSEMPFEHLUNGEN<br />

ANGEPASST<br />

Einer Studie von „Jobscout“ zufolge fühlen sich 64 Prozent der Arbeitnehmerinnen und<br />

Arbeitnehmer durch Gehaltserhöhungen motiviert und 63 Prozent durch <strong>Wertschätzung</strong><br />

und Anerkennung. „Natürlich spielt das Gehalt eine gewisse Rolle, den Beruf weiterhin<br />

attraktiv zu machen.“ Das sagt eine ausgebildete Zahnmedizinische Fachangestellte,<br />

die sich aktuell im Rahmen des Weiterbildungsstipendiums zur Zahnmedizinischen<br />

Prophylaxeassistentin fortbildet. In Baden-Württemberg orientieren sich die Gehälter<br />

der Zahnmedizinischen Fachangestellten nicht an ausgehandelten Tarifverträgen. Im<br />

Kammerbereich der Landeszahnärztekammer gelten Vergütungsempfehlungen – und die<br />

sind zum 1. Januar 2023 angepasst worden.<br />

Die Vertreterversammlung der Landeszahnärztekammer<br />

hat die Anpassung<br />

der „Vergütungsempfehlungen <strong>für</strong> in<br />

Baden-Württemberg beschäftigte <strong>ZFA</strong>-<br />

Auszubildende und Zahnmedizinische<br />

Fachangestellte“ am 3. Dezember 2022<br />

beschlossen. Die angepassten Vergütungsempfehlungen<br />

gelten seit 1. Januar<br />

2023.<br />

FORTBILDUNG LOHNT SICH<br />

Es gibt vier Tätigkeitsgruppen, die sich<br />

am Aus- und Fortbildungsstand orientieren:<br />

Zur Tätigkeitsgruppe I gehören<br />

Zahnmedizinische Fachangestellte<br />

nach erfolgreich abgeschlossener Berufsausbildung,<br />

zur Tätigkeitsgruppe<br />

II Zahnmedizinische Fachangestellte<br />

mit anerkannten Fortbildungsnachweisen<br />

von mindestens 100 Stunden<br />

(Kursteile I und II a oder Kursteile I<br />

und II b oder Kursteile I und II c oder<br />

Kursteil III), zu Tätigkeitsgruppe III<br />

gehören zu Zahnmedizinischen Prophylaxeassistentinnen<br />

(ZMP), Zahnmedizinischen<br />

Fachassistentinnen<br />

(ZMF) oder Zahnmedizinischen Verwaltungsassistentinnen<br />

(ZMV) fortgebildete<br />

<strong>ZFA</strong> und in der Tätigkeitsgruppe<br />

IV finden sich Dentalhygienikerinnen<br />

(DH) und Dentale Fachwirte. Je<br />

höher der Fortbildungsstand, desto höher<br />

der empfohlene Gehaltsrahmen.<br />

Die Vergütungsempfehlungen sollen<br />

gleichermaßen als Orientierung <strong>für</strong> Praxisinhaberinnen<br />

und Praxisinhaber als<br />

auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

dienen. Bei einer frisch ausgelernten<br />

<strong>ZFA</strong> wird ein Einstiegsgehalt zwischen<br />

2300 und 2700 Euro pro Monat empfohlen,<br />

während <strong>für</strong> eine DH ein Monatsgehalt<br />

bis zu 3900 Euro zugeordnet<br />

wird. Die Empfehlungen zur monatlichen<br />

Vergütung beziehen sich auf eine<br />

40-Stunden-Woche.<br />

ANGEMESSENE VERGÜTUNG<br />

Nach der Rechtsprechung wird eine Vergütung<br />

als „angemessen“ erachtet, wenn<br />

diese <strong>für</strong> den Lebensunterhalt der Auszubildenden<br />

eine fühlbare Unterstützung<br />

bildet und zugleich eine Mindestentlohnung<br />

<strong>für</strong> die bestimmbare Leistung<br />

einer Auszubildenden darstellt.<br />

Als angemessene Ausbildungsvergütung<br />

wird von der Landeszahnärztekammer<br />

eine Ausbildungsvergütung von 1000<br />

Euro im 1. Ausbildungsjahr betrachtet.<br />

Im 2. Ausbildungsjahr wird eine Vergütung<br />

von 1050 Euro empfohlen und im<br />

3. Ausbildungsjahr von 1100 Euro. Die<br />

Ausbildungsvergütungen der Landeszahnärztekammer<br />

Baden-Württemberg<br />

liegen damit höher als die zwischen der<br />

Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der<br />

Arbeitsbedingungen <strong>für</strong> Zahnmedizinische<br />

Fachangestellte/Zahnarzthelfer/innen<br />

(AAZ) und dem Verband medizinischer<br />

Fachberufe e. V. ausgehandelten<br />

Vergütungen.<br />

Andrea Mader<br />

INFO<br />

Dr. Bernd Stoll<br />

Referent <strong>für</strong> Zahnmedizinische<br />

Mitarbeiter/innen der LZK BW<br />

Die Vergütungsempfehlungen<br />

<strong>für</strong> in Baden-<br />

Württemberg beschäftigte<br />

<strong>ZFA</strong>-Auszubildende<br />

und Zahnmedizinische Fachangestellte<br />

finden sich hier: https://lzk-bw.de/<br />

fileadmin/user_upload/2.Praxisteam/10.Ausbildung/10.Berufsbild/<br />

Verg%C3%BCtungsempfehlung.pdf<br />

„Adäquate Ausbildungsvergütungen<br />

und Gehaltsempfehlungen <strong>für</strong> <strong>ZFA</strong><br />

und fortgebildete <strong>ZFA</strong> sind mir ein besonderes<br />

Anliegen. Die Vergütungen<br />

in anderen Bundesländern und bei<br />

den MFA dienen dabei als Anhaltspunkt.<br />

Die Ausbildungsvergütungen<br />

sind ein wichtiger Faktor bei der Ausbildungsplatzsuche.<br />

Die Gehaltsempfehlungen<br />

sind nach Tätigkeitsgruppen<br />

gestaffelt, d. h. Fortbildung nach<br />

unserer Aufstiegsfortbildung zahlt<br />

sich aus! Wir müssen sie regelmäßig<br />

anpassen, um weiterhin als attraktiver<br />

Arbeitgeber bestehen zu können. Damit<br />

setzen wir auch ein Zeichen der<br />

<strong>Wertschätzung</strong> gegenüber unseren<br />

Mitarbeiterinnen.“


ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

15_TITELTHEMA<br />

Weiterbildungsstipendium<br />

„TAG FÜR TAG SEHR VIEL FREUDE“<br />

„Es ist mir eine Freude, etwas dazu beizutragen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken<br />

und das Stipendium attraktiver zu machen“, hat mir Jessica Goldfuß mit der Übermittlung<br />

ihrer Antworten auf meine Fragen geschrieben. Die ausgebildete <strong>ZFA</strong> aus Brackenheim hat<br />

sich bei der Landeszahnärztekammer um das Weiterbildungsstipendium beworben und hat<br />

mit der Förderung gerade erfolgreich ihre Fortbildung zur Zahnmedizinischen Prophylaxeassistentin<br />

absolviert. Mit ihrer Begeisterung und Motivation ist sie eine tolle Botschafterin<br />

<strong>für</strong> den Beruf der Zahnmedizinischen Fachangestellten. Lesen Sie, warum ihr der Beruf so<br />

große Freude bereitet.<br />

Toller Beruf. „Es macht mir Tag <strong>für</strong> Tag sehr<br />

viel Freude, die Patienten in der Prophylaxe<br />

zu unterstützen und zu motivieren“, sagt Stipendiatin<br />

Jessica Goldfuß.<br />

ZBW: Wie haben Sie von unserem Weiterbildungsstipendium<br />

und der Möglichkeit<br />

einer Förderung erfahren?<br />

Jessica Goldfuß: Ich habe 2020 kurz<br />

vor Ausbildungsende in der Berufsschule<br />

vom Stipendium erfahren und habe<br />

es direkt als Möglichkeit <strong>für</strong> meine persönliche<br />

und fachliche Weiterentwicklung<br />

angenommen. Also habe ich mich<br />

zum nächstmöglichen Zeitpunkt beworben<br />

und war sehr glücklich über die<br />

Zusage.<br />

Welchen Schulabschluss haben Sie?<br />

Warum haben Sie den Ausbildungsberuf<br />

der <strong>ZFA</strong> ergriffen? Was hat Sie an dem<br />

Beruf gereizt?<br />

Ich habe eine Berufsfachschulreife und<br />

im Anschluss die Ausbildung zur <strong>ZFA</strong><br />

Foto: Privat<br />

absolviert. Aktuell befinde ich mich in<br />

Fortbildung zur ZMP, die Anfang März<br />

endet. Ich konnte den Beruf durch ein<br />

Praktikum in früherer Schulzeit kennenlernen<br />

und wusste schon mit 14,<br />

dass mich der Beruf der <strong>ZFA</strong> sehr interessiert.<br />

Toll an unserem Beruf ist, dass<br />

man im Team agiert und täglich mit<br />

den verschiedensten Patientengruppen<br />

zusammenarbeitet. Jeder Mensch ist individuell,<br />

das heißt man stellt sich immer<br />

individuell auf einen Menschen ein<br />

und hilft und unterstützt ihn in verschiedenste<br />

Richtungen, ob vorbeugend<br />

oder therapeutisch. Es macht mir Tag<br />

<strong>für</strong> Tag sehr viel Freude, die Patienten<br />

aktiv in der Prophylaxe größtenteils eigenständig<br />

zu unterstützen und zu motivieren,<br />

und somit etwas <strong>für</strong> sich und<br />

ihre Zahngesundheit zu tun. Der Beruf<br />

ist gerade wegen der eigenständigen,<br />

vielseitigen Arbeit und der Aufstiegsmöglichkeit<br />

sehr attraktiv, sodass ich<br />

hoffe, dass auch immer mehr Männer<br />

den Weg des <strong>ZFA</strong> einschlagen werden.<br />

Wo haben Sie Ihre Ausbildung gemacht<br />

und sind Sie immer noch in derselben<br />

Praxis tätig?<br />

Meine Ausbildung habe ich von 2017<br />

bis 2020 im Landkreis Heilbronn absolviert<br />

und bin mittlerweile in der Zahnarztpraxis<br />

Thomas Behrens in Nordheim<br />

tätig.<br />

Im Rahmen des Weiterbildungsstipendiums<br />

können verschiedene Bereiche<br />

gefördert werden. Was wird bei Ihnen<br />

gefördert? Und wie hoch ist Ihre Förderung?<br />

Das Stipendium hat es mir ermöglicht,<br />

in die Materie der Prophylaxe einzutauchen,<br />

von den Anfängerkursen bis hin<br />

zur Zahnmedizinischen Prophylaxeassistentin.<br />

Das Budget der Förderung<br />

deckt seither den größten Teil meiner<br />

Fortbildungen ab. Die Förderung kann<br />

aktuell bis zu 8700 Euro insgesamt betragen.<br />

Das Stipendium motiviert und<br />

treibt dazu an, sich stetig weiterzuentwickeln.<br />

Was sind <strong>für</strong> Sie Aspekte, damit Sie lange<br />

und zufrieden in Ihrem Beruf arbeiten?<br />

Was ist Ihnen persönlich wichtig im<br />

Beruf? Was möchten Sie in Ihrem Beruf<br />

erreichen?<br />

Natürlich spielt das Gehalt eine gewisse<br />

Rolle, den Beruf weiterhin attraktiv zu<br />

machen, aber auch das Kollegium und<br />

der Arbeitgeber sind ausschlaggebende<br />

Aspekte, sich langfristig <strong>für</strong> oder gegen<br />

den Beruf zu entscheiden. Ich wünsche<br />

mir, dass meine Arbeit wertgeschätzt<br />

und dankend angenommen wird, um<br />

hoffentlich lange in diesem Beruf tätig<br />

zu sein. Außerdem möchte ich nie auslernen<br />

und alles an Wissen, welches ich<br />

aufgreifen kann, umsetzen.<br />

Wie gestaltet sich Ihre Kommunikation<br />

mit der Kammer? Fühlen Sie sich gut<br />

unterstützt und beraten? Kennen Sie<br />

das Magazin Praxisteam aktuell, das<br />

dem Zahnärzteblatt beiliegt?<br />

Alles, was seither wegen des Stipendiums<br />

über die Kammer geregelt wurde,<br />

lief sehr reibungslos und immer super<br />

freundlich ab. Es gab kaum Fragen<br />

oder Komplikationen, da im Voraus<br />

super aufgeklärt wird und sie sich <strong>für</strong><br />

jedes Anliegen Zeit nehmen. Das ZBW<br />

kannte ich schon aus der Praxis, dort<br />

wird es immer zum Lesen <strong>für</strong> jeden<br />

ausgelegt.<br />

Die Fragen stellte Andrea Mader


16_TITELTHEMA<br />

ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Das ZBW-Interview mit zwei <strong>ZFA</strong> zur aktuellen Situation<br />

„AUCH DAS IST WERTSCHÄTZUNG“<br />

Der Fachkräftemangel im Bereich <strong>ZFA</strong> ist ein bekanntes und derzeit auch viel<br />

diskutiertes Problem. Im Zusammenhang mit einer immer älter werdenden Bevölkerung<br />

und einem damit verbundenen Anstieg an Parodontitiserkrankungen bedeutet dies<br />

unter anderem eine immense Belastung <strong>für</strong> die Versorgung. Doch woran liegt es,<br />

dass der eigentlich attraktive Beruf mit verschiedenen Aufstiegsfortbildungsmöglichkeiten<br />

und einer enormen Flexibilität hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf immer seltener von jungen Menschen gewählt wird? Wie hat sich<br />

der Beruf im Laufe der Jahre entwickelt? Das ZBW hat bei zwei <strong>ZFA</strong> nachgefragt.<br />

» Allerdings belastet mich der<br />

Personalnotstand schon sehr, da die<br />

zusätzliche Arbeit öfters zu Unruhe und<br />

Disbalance im Team führt.«<br />

Brigitte Ebner<br />

Brigitte Ebner. Seit 41 Jahren ist die zweifache Mutter als<br />

<strong>ZFA</strong> tätig. „Eine gute Entscheidung“, wie sie mit Blick auf ihr<br />

Arbeitsleben sagt. Während all der Jahre hat sie nie die<br />

Praxis gewechselt.<br />

Frau Ebner, was waren vor 41 Jahren<br />

die Gründe, warum Sie den Beruf der<br />

Zahnarzthelferin ergriffen haben?<br />

Brigitte Ebner: Ursprünglich wollte<br />

ich MFA werden, da ich die Helferinnen<br />

unserer Hausarztpraxis bereits seit<br />

Kindertagen bewundert habe. Leider<br />

hat das nicht geklappt. Als dann in unserer<br />

Schule über einen Aushang Ausbildungsstellen<br />

in einer Zahnarztpraxis<br />

angeboten wurden, war dies der Beginn<br />

meiner beruflichen Laufbahn.<br />

Eine Entscheidung, die ich nie bereut<br />

habe. Im Gegenteil. Ich glaube, es war<br />

sogar die bessere Entscheidung,<br />

denn der Beruf der<br />

<strong>ZFA</strong> ist weitaus vielseitiger<br />

und man kann eigenständiger<br />

arbeiten.<br />

Und wie verhielt es sich bei<br />

Ihnen, Frau Zinser? Hatten<br />

Sie zunächst auch andere<br />

Berufswünsche?<br />

Chantal Zinser: Ich wollte<br />

eigentlich Polizistin werden.<br />

Leider habe ich die Prüfung<br />

wegen drei Punkten nicht<br />

bestanden. Daraufhin habe ich verschiedene<br />

Praktika gemacht. Allerdings<br />

war zunächst keine Zahnarztpraxis<br />

darunter, denn eigentlich habe ich<br />

Angst vor Ärzten. Schließlich war es<br />

dann aber der Aspekt, dass es so viele<br />

Angebote im <strong>ZFA</strong>-Bereich gab, weshalb<br />

ich mich dann doch intensiver damit<br />

befasste. Nach drei Praktika habe ich<br />

mich final zur Ausbildung entschlossen,<br />

weil einfach alles gepasst hat.<br />

Wenn Sie, Frau Ebner, auf Ihre langjährige<br />

Berufserfahrung zurückblicken, inwieweit<br />

hat sich der Beruf verändert?<br />

Brigitte Ebner: Es hat sich unheimlich<br />

viel geändert. Sowohl in der Art<br />

und Weise der Behandlung, als auch<br />

in der Administration und vor allem<br />

in der Hygiene. Früher gab es keine<br />

Prävention. Da wurde Karies behandelt<br />

und Zähne gezogen. Totalprothesen<br />

waren die Regel, Implantate gab<br />

es keine. Heute arbeiten wir mit einer<br />

maschinellen Wurzelkanalaufbereitung,<br />

elektronischer Längenmessung,<br />

digitalem Röntgen. Alles ist genauer,<br />

viel effizienter und die Aufbereitung<br />

validiert. Allerdings ist man dadurch<br />

auch abhängig von den entsprechenden<br />

Maschinen. Wenn das Gerät nicht<br />

läuft, herrscht Praxisstillstand. Zudem<br />

ist der Erwerb recht kostenintensiv.<br />

Die heutige Qualitätssicherung<br />

und deren Dokumentation sind zeitaufwendiger.<br />

Sprich, es muss in der<br />

gleichen Zeit mehr Arbeit erledigt<br />

werden. Die ersten Jahre als <strong>ZFA</strong> habe<br />

ich ohne Handschuhe gearbeitet –<br />

heute wäre das undenkbar.<br />

Frau Zinser, ist dies ein Zustand, den<br />

Sie aus Ihrem Arbeitsalltag auch kennen?<br />

Fühlen Sie sich hin und wieder<br />

unter Druck oder gar gestresst?


ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

17_TITELTHEMA<br />

» Das Gehalt <strong>für</strong> eine ausgelernte <strong>ZFA</strong><br />

muss angemessen sein. Auch das ist meines<br />

Erachtens <strong>Wertschätzung</strong>. Eine <strong>ZFA</strong><br />

muss in der Lage sein, sich alleine, ohne<br />

Unterstützung, finanzieren zu können.«<br />

Chantal Zinser<br />

Chantal Zinser: Ja, wenn ich ehrlich<br />

bin, schon. Man ist beschäftigt mit<br />

der Bestückung des DAC oder des<br />

Thermos, soll gleichzeitig das Zimmer<br />

von der letzten Behandlung aufräumen<br />

und der nächste Patient wird<br />

bereits gesetzt, obwohl das Zimmer<br />

noch nicht richtig vorbereitet ist.<br />

Oftmals kommt man kaum hinterher,<br />

aber die Erwartungshaltung und<br />

der Druck sind da.<br />

Gibt es hier keine Lösungsansätze,<br />

beispielsweise, indem man mehr Zeit<br />

pro Patient*in einplant?<br />

Brigitte Ebner: Das könnte man<br />

schon machen, aber dies würde wiederum<br />

mehr Personal bedeuten. Die<br />

Aufgaben werden ja nicht weniger,<br />

wir bräuchten einfach mehr Zeit beziehungsweise<br />

weitere Hände. Beides<br />

ist jedoch nicht da.<br />

Wie zufrieden sind Sie denn aktuell in<br />

Ihrem Arbeitsumfeld?<br />

Brigitte Ebner: Ich bin zufrieden,<br />

sonst wäre ich nicht seit 41 Jahren in<br />

der gleichen Praxis tätig. Auch die<br />

Flexibilität, mit der der Beruf wirbt,<br />

konnte ich <strong>für</strong> mich und meinen Lebensentwurf<br />

nutzen: Ich habe eine<br />

Zeit lang pausiert und meine beiden<br />

Söhne großgezogen, und als es wieder<br />

möglich war, bin ich sukzessive<br />

in den Beruf zurückgegangen. Arbeit<br />

und Familie konnte ich immer gut<br />

miteinander verbinden. Allerdings<br />

belastet mich der Personalnotstand<br />

schon, da die zusätzliche Arbeit öfters<br />

zu Unruhe und Disbalance im<br />

Team führt.<br />

Wenn Sie sich aktuell unter Ihren<br />

Kolleginnen umhören, wie<br />

ist dort die Stimmung?<br />

Brigitte Ebner: Wenn ich etwas<br />

höre, dann nur, wenn jemand<br />

den Beruf aufgibt. Die meisten<br />

gehen in die Industrie. Wenn<br />

eine <strong>ZFA</strong> Single ist oder alleinstehend,<br />

kann sie sich nur sehr<br />

schwer alleine finanziell über Wasser<br />

halten. Auch ich hätte ohne den finanziellen<br />

Background meines Mannes<br />

sehr sparsam leben müssen.<br />

Chantal Zinser: In meinem Umfeld<br />

geht es meistens um mangelnde Unterstützung<br />

innerhalb des Teams. <strong>ZFA</strong> in<br />

Ausbildung werden oftmals <strong>für</strong> die Arbeiten<br />

herangezogen, auf die der Rest<br />

des Teams wenig Lust hat. Sich dagegen<br />

zu wehren, trauen sie sich nicht –<br />

ich bin sehr froh, dass das bei mir anders<br />

ist. Wir haben ein super Team und<br />

einen großen Zusammenhalt.<br />

Worin liegt Ihres Erachtens der aktuelle<br />

Fachkräftemangel begründet?<br />

Brigitte Ebner: Mit an der Bezahlung<br />

und der Akademisierung. Das ist <strong>für</strong><br />

mich ganz klar. Wenn man sich alleine<br />

nicht finanzieren kann, hat man<br />

keine Chance und muss einen anderen<br />

Beruf wählen.<br />

Natürlich ist es auch nicht immer einfach,<br />

wenn man nicht spontan freinehmen<br />

oder in den Urlaub fahren<br />

kann, wenn man will. Man muss immer<br />

nach einer Vertretung fragen, in<br />

anderen Berufen ist das einfacher.<br />

Auch Homeoffice fällt in unserem Beruf<br />

flach.<br />

Chantal Zinser. Noch in der Ausbildung, wird die 20-Jährige<br />

im Herbst dieses Jahres ihre Abschlussprüfung ablegen.<br />

Das Überangebot an offenen Stellen war es, was sie auf den<br />

Beruf aufmerksam machte.<br />

Chantal Zinser: Das Gehalt <strong>für</strong> eine<br />

ausgelernte <strong>ZFA</strong> muss angemessen<br />

sein. Auch das ist meines Erachtens<br />

<strong>Wertschätzung</strong>. Eine <strong>ZFA</strong> muss in der<br />

Lage sein, sich alleine, ohne Unterstützung<br />

finanzieren zu können. In<br />

meinem persönlichen Fall würde ich<br />

mir flexiblere Arbeitszeiten wünschen.<br />

Ich würde gerne morgens einmal<br />

früher anfangen, eventuell eine<br />

kürzere Mittagspause machen, um<br />

abends früher gehen zu können. Diese<br />

Möglichkeit haben wir leider nicht.<br />

Brigitte Ebner: Mir wären regelmäßige<br />

Praxisbesprechungen wichtig, an<br />

denen das gesamte Team teilnimmt,<br />

damit alle auf dem gleichen Kenntnisund<br />

Wissenstand sind. Dabei könnten<br />

wir auch besprechen, was wir als Team<br />

gemeinsam verbessern könnten. Und<br />

natürlich eine Kraft mehr. Das würde<br />

unsere Situation generell doch sehr<br />

entspannen.<br />

Das Gespräch führte Cornelia Schwarz<br />

Fotos: G. Billischek/IZZ<br />

Chantal Zinser: Auch ich bin sehr<br />

zufrieden. Einzig der stetige Kampf<br />

mit der Zeit ist schwer und belastet.<br />

Was macht die ideale Praxis <strong>für</strong> Sie aus<br />

und woran machen Sie eine persönliche<br />

<strong>Wertschätzung</strong> fest?


18_TITELTHEMA<br />

ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Zahnarztpraxis in Öhringen geht besonderen Weg im Azubi-Recruiting<br />

EINE AUSBILDUNG BIETET<br />

PERSPEKTIVE UND INTEGRATION<br />

Auf den Fachkräftemangel kann man auf viele Arten reagieren. Man kann sich<br />

darüber aufregen, ihn bedauern, ihn ignorieren – aber auch aktiv etwas dagegen tun:<br />

Diesen Weg hat Dr. Imogen Wilde, Zahnärztin in Öhringen, gewählt. In ihrer Praxis<br />

bildet sie Geflüchtete aus. Einer davon ist bereits seit bald drei Jahren als fertiger<br />

<strong>ZFA</strong> in der Praxis tätig. Zwei weitere befinden sich aktuell noch in der Ausbildung.<br />

Einen Weg, den die Zahnärztin immer wieder gehen würde, auch wenn er persönliches<br />

Engagement erfordert.<br />

Abed Lashkari ist 30 Jahre alt und seit<br />

bald acht Jahren in Deutschland. 2015<br />

verließ er sein Heimatland Afghanistan.<br />

Dort hat er Jura studiert und nebenbei<br />

in der Zahnarztpraxis seines Onkels als<br />

Zahntechniker gearbeitet. Hier in<br />

Deutschland wurde nicht einmal sein<br />

Abitur anerkannt. Eine Bleibeperspektive<br />

hatte er als Geflüchteter aus Afghanistan<br />

nicht, weshalb er damals auch<br />

keinen Deutschkurs angeboten bekam.<br />

Die Sprache lernte er dennoch. Zunächst<br />

auf Eigeninitiative, indem er sich<br />

deutsche Lehrbücher besorgte und<br />

den Internetzugang bezahlte, um mit<br />

Freunden im Flüchtlingsheim zu<br />

lernen. Über den Freundeskreis Asyl<br />

Öhringen wurde diese Gruppe Geflüchteter<br />

von Anfang an aktiv unterstützt.<br />

Fernab der offiziellen vhs-Deutschkurse<br />

erhielten sie Nachhilfe, bekamen Einblicke<br />

in die deutschen Gepflogenheiten<br />

und wurden beim Ausfüllen von Formularen<br />

begleitet. Dabei kreuzten sich<br />

die Wege von Abed Lashkari und Dr.<br />

Imogen Wilde.<br />

Integriert. Abed Lashkari (l.). arbeitet bereits seit drei Jahren als <strong>ZFA</strong> in der Praxis von Dr. Imogen<br />

Wilde (r.). Sowohl vom Praxisteam als auch von der Patientenschaft wird der gebürtige Afghane sehr<br />

geschätzt. „Das Sprachproblem verflüchtigt sich zudem, wenn ein*e zweite*r Azubi dazukommt,<br />

der*die aus demselben Land stammt wie der*die erste“, weiß Dr. Wilde.<br />

Fotos: C. Schwarz/IZZ<br />

ENGAGEMENT<br />

Seit 2015 ist Dr. Imogen Wilde in der Geflüchtetenhilfe<br />

aktiv und lernt dabei die<br />

Menschen kennen, die hier im Land ankommen.<br />

Als die Ersten aus der Flüchtlingswelle<br />

2015/2016 schließlich so weit<br />

waren und das B2-Sprachniveau erreicht<br />

hatten, bot Dr. Wilde zweien von ihnen<br />

eine Ausbildungsstelle in ihrer Praxis an.<br />

Ein Angebot, von dem Abed Lashkari<br />

gerne Gebrauch machte. Zum einen verfügte<br />

er bereits über grundlegende<br />

zahnmedizinische Kenntnisse und hatte<br />

sich bereits in Afghanistan überlegt,<br />

statt Jura doch lieber Zahnmedizin zu<br />

studieren: Zum anderen baumelte das<br />

Damoklesschwert der Abschiebung<br />

stets gefährlich über ihm. Als Azubi<br />

hingegen wäre sein sicherer Status <strong>für</strong><br />

die Dauer der Ausbildung gewährleistet<br />

und bei erfolgreichem Abschluss<br />

würde er sich um zwei weitere Jahre verlängern.<br />

Der Weg bis zum Abschluss<br />

war nicht leicht. Sowohl die stetige Sorge<br />

um die verbliebene Familie im Heimatland<br />

als auch die eigene wacklige<br />

Situation in Deutschland machten<br />

Abed Lashkari zu schaffen. Dass es ihm<br />

dennoch gelang, die Ausbildung erfolgreich<br />

abzuschließen, lag mitunter auch<br />

am Engagement, das Dr. Imogen Wilde,<br />

ihr Kollege Holger Gerlach und mit ihnen<br />

das gesamte Praxisteam bewiesen<br />

haben. Braucht es vielleicht ein ganzes<br />

Dorf, um ein Kind großzuziehen, so war<br />

es in diesem Fall ein Praxisteam, das einem<br />

Geflüchteten eine Perspektive gegeben<br />

hat.<br />

BESTÄTIGUNG<br />

Bestätigt durch den Erfolg, ging Dr. Imogen<br />

Wilde diesen Weg erneut und bot<br />

auch Saied Saiedi, ebenfalls Asylbewerber<br />

aus Afghanistan, die Möglichkeit zur<br />

Ausbildung in ihrer Zahnarztpraxis an.<br />

Er war im Heimatland als Konditor tätig<br />

und hatte sich in Deutschland bereits in<br />

der Metalltechnik versucht. Leider musste<br />

der heute 29-Jährige diese Ausbildung<br />

wieder abbrechen, weil ihm die da<strong>für</strong><br />

notwendigen Deutschkenntnisse gefehlt


ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

19_TITELTHEMA<br />

haben. Daraufhin jobbte er als Hilfsarbeiter.<br />

Für ihn persönlich sicher keine zufriedenstellende<br />

Tätigkeit, aber es brachte<br />

ihm das Einkommen, mit dem er die<br />

Familie zu Hause unterstützen und sich<br />

ein Leben in Deutschland aufbauen<br />

konnte. Bis zum Zeitpunkt, in dem der<br />

Abschiebebescheid ins Haus flatterte,<br />

denn bis Anfang August 2021 galt Afghanistan<br />

als sicheres Herkunftsland im Sinne<br />

des deutschen Asylrechts. Bestärkt<br />

durch Abed Lashkari, mit dem Saied<br />

Saiedi bereits im Flüchtlingsheim zusammen<br />

Deutsch lernte, absolvierte er<br />

ein Praktikum in der Zahnarztpraxis Dr.<br />

Wilde, um zu sehen, ob ihm die Arbeit<br />

dort liegt und Spaß macht. Heute befindet<br />

er sich in seinem dritten Ausbildungsjahr.<br />

Seine anfängliche Angst hat er überwunden.<br />

„Ich war sicher, dass mein<br />

Deutsch nicht ausreichen würde“, erklärt<br />

er die damaligen Gründe. Aber<br />

hier unterstützten ihn Dr. Wilde und<br />

ZA Gerlach. „Manchmal erkläre ich zwischen<br />

zwei Patienten wie eine Wurzelspitzenresektion<br />

funktioniert“, berichtet<br />

Dr. Imogen Wilde. Mit ihrer Auszubildenden<br />

aus Gambia, Tida Sonko,<br />

spricht Dr. Wilde oftmals auch Englisch,<br />

damit die Verständigung klappt.<br />

Erforderlich ist es auch, dass sich sie<br />

und ihr Kollege Holger Gerlach regelmäßig<br />

nach Feierabend oder auch mal<br />

am Wochenende mit ihren Azubis zusammensetzen,<br />

Fachbegriffe erklären<br />

oder Abrechnungsdetails. Ohne diese<br />

Unterstützung wären die Noten in der<br />

Berufsschule vermutlich nicht so gut,<br />

wie sie es aktuell sind. Aber da<strong>für</strong> hat<br />

die Praxis mit Saied Saiedi und Tida<br />

ASYLERSTANTRÄGE 2022<br />

Sonko aus Gambia zwei Azubis,<br />

die gerne und verlässlich zur Arbeit<br />

kommen, sich dort wertgeschätzt<br />

fühlen und große Stücke<br />

auf ihre Vorgesetzten halten und<br />

das auch zurückspiegeln.<br />

ZA Holger Gerlach war am Anfang<br />

skeptisch, als Praxisinhaberin<br />

Dr. Wilde sich <strong>für</strong> die Ausbildung<br />

von Abed Lashkari entschieden<br />

hatte. Eine Empfindung, die<br />

recht schnell einer großen <strong>Wertschätzung</strong><br />

gewichen ist. Heute<br />

findet ZA Gerlach nur lobende<br />

Worte <strong>für</strong> das Engagement und<br />

die Wissbegierde der Mitarbeitenden<br />

mit Migrationshintergrund.<br />

„Aus Abed wäre ein sauguter<br />

Zahnarzt geworden“, ist er sich<br />

sicher und berichtet, dass es im<br />

praktischen Arbeiten nie Erklärungsbedarf<br />

gab, die Azubis „Zusammenhänge<br />

immer verstehen<br />

wollten“. Die Nachhilfe benötigten<br />

sie vielmehr in Abrechnungsund<br />

Fachkundefragen. „Und hier<br />

haben oft auch Muttersprachler<br />

enorme Schwierigkeiten“, schmunzelt<br />

der Zahnarzt.<br />

SCHWIERIGKEITEN<br />

Einzig das Gehalt macht beiden Afghanen<br />

zu schaffen. Es reicht kaum aus, um<br />

alleine hier in Deutschland zu leben.<br />

Hinzu kommt, dass hinter nahezu allen<br />

Geflüchteten eine mehrköpfige Familie<br />

in der Heimat steht, die auf das Geld<br />

aus Europa wartet, darauf setzt. Ein<br />

großer Druck <strong>für</strong> die Geflüchteten, die<br />

auch hier in Deutschland <strong>für</strong> ihre Frauen<br />

und Kinder verantwortlich sind.<br />

32,6% Syrien, Arab. Republik 16,7% Afghanistan<br />

19,1% sonstige<br />

1,3% Rus. Förderation<br />

1,8% Eritrea<br />

11,0% Türkei<br />

7,0% Irak<br />

3,7% Georgien<br />

2,9% Iran<br />

2,1% Ungeklärt<br />

1,8% Somalia<br />

Statistik. Das Bundesamt <strong>für</strong> Migration und Flüchtlinge (BAMF) gibt jedes Jahr seine Statistiken<br />

heraus. Diese geben nicht nur Auskunft über die Herkunftsländer der Geflüchteten,<br />

sondern auch über deren Altersstruktur: Nach den unter Vierjährigen waren die Geflüchteten<br />

zwischen 18 bis unter 25 Jahren, die zweitgrößte Gruppe.<br />

<strong>Wertschätzung</strong>. ZA Holger Gerlach (l.) schätzt <strong>ZFA</strong>-Azubi<br />

Saied Saiedi (r.) sehr und freut sich, ihm bei Abrechnungs- oder<br />

Fachkundefragen mit seinem Wissen weiterhelfen zu können.<br />

Abed Lashkari erhält mittlerweile zwar<br />

ein volles Gehalt, da er bereits seit drei<br />

Jahren als <strong>ZFA</strong> arbeitet, doch am Ende<br />

des Monats hat der zweifache Vater meistens<br />

finanzielle Engpässe. „Geld ist nicht<br />

alles und ich schätze die schöne Stimmung<br />

in unserer Praxis sehr, aber es belastet<br />

dennoch“, gesteht er offen. Er<br />

hofft, dass er sich im Laufe der Jahre<br />

durch die möglichen Fortbildungen ein<br />

höheres Gehalt erarbeiten kann oder es<br />

sich doch noch ergibt, dass er Zahnmedizin<br />

studieren kann.<br />

Saied Saiedi muss aktuell noch mit dem<br />

Lehrlingsgehalt klarkommen. Seit diesem<br />

Jahr, so berichtet er, reicht es nicht<br />

mehr, da die Lebenshaltungskosten so<br />

enorm gestiegen sind. Neben seiner Ausbildung<br />

arbeitet er deshalb am Wochenende<br />

noch in einem Hotel und hat damit<br />

eine Sieben-Tage-Woche, gänzlich ohne<br />

freie Tage zur Erholung.<br />

Beide kennen aber auch Monate, in denen<br />

sie sich am Ende Geld leihen mussten,<br />

weil es finanziell ganz eng wurde.<br />

Dann unterstützten Freunde oder aber<br />

auch Dr. Imogen Wilde.<br />

Dass es <strong>für</strong> Geflüchtete nicht einfach ist,<br />

eine Ausbildung hier in Deutschland zu<br />

absolvieren, ist nachvollziehbar. Die<br />

Sprache ist ein Grund da<strong>für</strong>, mögliche<br />

Traumata ein weiterer. Dass es dennoch<br />

gehen kann, beweist die Praxis Dr. Imogen<br />

Wilde. Allerdings braucht es da<strong>für</strong><br />

ein Wollen, ein Einsetzen und vor allem<br />

gegenseitiges Verständnis.<br />

<br />

Cornelia Schwarz


20_TITELTHEMA<br />

ZBW_4/2023<br />

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Azubi-Recruiting – Unterstützung über das IZZ BW<br />

AZUBIS GESUCHT?<br />

Das Informationszentrum Zahn- und Mundgesundheit Baden-Württemberg (IZZ BW)<br />

ist die Presse- und Öffentlichkeitsstelle beider Körperschaften im Land. In dieser Funktion<br />

bewirbt das IZZ auch den Ausbildungsberuf. Hier<strong>für</strong> wurden verschiedene Printmedien<br />

entwickelt, die jeder Zahnarztpraxis in Baden-Württemberg kostenfrei zur Nutzung<br />

zur Verfügung gestellt werden. Zudem gibt es einen virtuellen Rundgang durch<br />

die drei Ausbildungsjahre, einen Podcast mit zwei <strong>ZFA</strong> in Ausbildung und<br />

YouTube-Videos zur Aufstiegsfortbildung. Neben der Präsenz auf rund 50<br />

Ausbildungsmessen in ganz Baden-Württemberg, der Werbung über<br />

Anzeigen und redaktionellen Beiträgen in unterschiedlichen Zeitungen,<br />

weitet sich auch die Werbung auf den Plattformen der sozialen Medien wie<br />

Instagram, TikTok, Facebook, LinkedIn und Twitter immer weiter aus.<br />

werden und damit im persönlichen Azubi-Recruiting.<br />

eingesetzt werden.<br />

Angebote. Die Flyer und Postkarten sind nur zwei von mehreren Unterstützungsangeboten, die<br />

das IZZ der Zahnärzteschaft <strong>für</strong> das Bewerben neuer Azubis macht.<br />

Foto: Adobe Stock/ Shopping King Louie; IZZ<br />

NEUE MEDIEN<br />

Der Podcast, in dem zwei <strong>ZFA</strong> in Ausbildung<br />

über ihre Erfahrungen sprechen und<br />

damit sämtliche Informationen auf lockere<br />

Weise transportieren, ist über alle Plattformen<br />

abspielbar und kann auch auf der<br />

praxiseigenen Homepage eingebunden<br />

werden. Auch der virtuelle Rundgang und<br />

die YouTube-Filme können verlinkt und<br />

somit praxisintern genutzt werden. Auf<br />

den Social-Media-Plattformen, hauptsächlich<br />

Instagram, Facebook und Tik-<br />

Tok, steht der Ausbildungsberuf regelmäßig<br />

im Mittelpunkt von Posts und Stories.<br />

Gerne können diese neutralen Posts <strong>für</strong><br />

die individuelle Praxis geteilt und somit<br />

auch genutzt werden. Dieses Angebot wird<br />

stetig ausgebaut und erweitert.<br />

Schon seit vielen Jahren ist das IZZ BW<br />

mit <strong>ZFA</strong>-Ausbildungsbotschafter*innen<br />

auf den Ausbildungsmessen im<br />

Land vertreten. Dabei wird der Azubi-<br />

Stand sowohl auf Messen im ländlichen<br />

Raum, als auch in größeren Städten<br />

aufgebaut. Er ist auf kleineren Messen<br />

ebenso präsent, wie auf größeren und<br />

versucht in persönlichen Gesprächen<br />

vom <strong>ZFA</strong>-Ausbildungsberuf zu begeistern<br />

und vor allem zu überzeugen.<br />

PRÄSENZ<br />

An diesem Stand hält das IZZ stets Listen<br />

zur Weitergabe bereit, die mit Praxisadresse<br />

und Ansprechpartner*in konkret<br />

über offene Ausbildungsstellen in der jeweiligen<br />

Region informieren. Ein digitales<br />

Angebot am Stand rundet die Präsenz<br />

ab: Dabei können die potentiellen Azubis<br />

mit einem virtuellen Rundgang die Stationen<br />

„erleben“, die während der drei<br />

Ausbildungsjahre erlernt werden, mit<br />

Hilfe eines Podcasts, die Erlebnisse zweier<br />

<strong>ZFA</strong> anhören und dank eines Phantomkopfs<br />

ihre Fingerfertigkeit unter Beweis<br />

stellen. Damit der Besuch am <strong>ZFA</strong>-<br />

Stand in Erinnerung bleibt, entwickelte<br />

das IZZ Postkarten mit markanten Sprüchen,<br />

die sich großer Beliebtheit erfreuen,<br />

mitgenommen werden können und<br />

am Abend nochmals an die Erlebnisse<br />

auf der Messe erinnern.<br />

PRAXISBEZUG<br />

Alle Materialien, wie beispielsweise eben<br />

jene Postkarten, aber auch die Flyer zur<br />

Ausbildung und zu den Fortbildungsmöglichkeiten<br />

können kostenfrei beim<br />

IZZ bestellt und in der Praxis ausgelegt<br />

BEWUSSTSEIN<br />

Bereits seit 2021 erhalten alle Schulen<br />

in Baden-Württemberg, die über entsprechende<br />

Abschlussklassen verfügen,<br />

sowie die Berufsinformationszentren<br />

im Land, ein Infopaket mit verschiedenen<br />

Materialien zum <strong>ZFA</strong>-Ausbildungsberuf.<br />

Auf diese Weise ist gewährleistet,<br />

dass der Beruf auch an diesen Stellen im<br />

Bewusstsein ist und bleibt.<br />

ZUKUNFT<br />

In diesem Jahr wird sich das IZZ außerdem<br />

noch intensiver mit dem Thema<br />

Teilzeitausbildung und Wiedereinstieg<br />

beschäftigen. Hier<strong>für</strong> ist eine Werbekampagne<br />

geplant, die über verschiedene<br />

Plattformen laufen wird und hoffentlich<br />

eine hohe Resonanz erfährt.<br />

Cornelia Schwarz


ZBW_4/2023<br />

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21_TITELTHEMA<br />

Berufsanerkennungsverfahren benötigen (zu) viel Zeit<br />

ZWISCHEN WUNSCH UND<br />

WIRKLICHKEIT<br />

Ein Jahr nach dem Beginn des Krieges gegen die Ukraine geht die Bundesagentur <strong>für</strong> Arbeit<br />

von einer deutlichen Entlastung <strong>für</strong> den deutschen Arbeitsmarkt durch Geflüchtete<br />

aus dem Land aus. Schon jetzt seien seit Beginn des Krieges rund 65.000 Ukrainer*innen<br />

mehr sozialversicherungspflichtig beschäftigt als vor Beginn der Kämpfe, berichtet der<br />

Spiegel im Februar dieses Jahres. Auch in Baden-Württemberg wurde über verschiedene<br />

ukrainische Portale Werbung <strong>für</strong> den <strong>ZFA</strong>-Ausbildungsberuf gemacht.<br />

Optimierung. Deutschland braucht 400.000 zusätzliche Fachkräfte. Nur mit ihnen ließe sich der<br />

demografisch bedingte Rückgang des Arbeitskräfteangebots auf ein <strong>für</strong> die Wirtschaft verträgliches<br />

Maß begrenzen. Da<strong>für</strong> müssen Anerkennungsverfahren optimiert werden.<br />

Wer seine bereits erfolgte Ausbildung<br />

im Heimatland anerkennen lassen<br />

möchte, kann dies über die zentrale Stelle<br />

zur Überprüfung der Gleichwertigkeit<br />

ausländischer Berufsqualifikationen<br />

mit dem deutschen Referenzberuf<br />

der*des Zahnmedizinischen Fachangestellten<br />

bei der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe<br />

tun. Allein der Satz liest<br />

sich holprig und scheinbar ist es das<br />

Prozedere dazu auch.<br />

WUNSCH<br />

Nachfragen bei der Zahnärztekammer<br />

Westfalen-Lippe ergaben, dass 2022 bundesweit<br />

elf Anträge gestellt wurden. Yulia<br />

Ljashuk, Jahrgang 1996, geboren in Netischyn/Ukraine,<br />

ist eine der Antragsstellerinnen.<br />

Sie ist seit Sommer 2022 in<br />

Deutschland und bemüht sich seither<br />

um die Anerkennung ihrer Ausbildung.<br />

Yulia Ljashuk arbeitete seit ihrem erfolgreichen<br />

Abschluss als Arzthelferin<br />

Abbildung: Adobe Stock_ JulsIst<br />

im Jahre 2015 in einer Zahnarztpraxis<br />

in Riwne, einer Großstadt im Nordwesten<br />

der Ukraine. Dort war sie sowohl in<br />

der Behandlungsassistenz tätig als auch<br />

bei implantologischen Einsätzen. Sie<br />

führte selbstständig Professionelle<br />

Zahnreinigungen und Zahnbleachings<br />

durch und war zudem in der Praxisverwaltung<br />

im Einsatz. Insgesamt hat sie<br />

dabei mehr als sechs Jahre Berufserfahrung<br />

gesammelt.<br />

Über die Posts des Informationszentrums<br />

Zahn- und Mundgesundheit Baden-<br />

Württemberg (IZZ) auf dem Portal<br />

„Ukrainer in Karlsruhe“ wurde Yulia<br />

Ljashuk auf die Möglichkeit aufmerksam,<br />

auch hier in Deutschland in ihrer<br />

Profession zu arbeiten. Obwohl sie sich<br />

aufgrund von Sprachbarrieren im Vorfeld<br />

Sorgen machte, nahm sie Kontakt<br />

zum IZZ auf und sprach dort mit Nadiia<br />

Patzig, selbst Ukrainerin und im<br />

IZZ <strong>für</strong> das Azubimarketing verantwortlich.<br />

Über die Stellenbörsen der<br />

Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />

(KZV BW) und der Landeszahnärztekammer<br />

Baden-Württemberg (LZK<br />

BW) konnte das IZZ schließlich Kontakt<br />

zu einer Zahnärztin in Karlsruhe<br />

aufnehmen und die beiden miteinander<br />

verbinden. Es folgten Bewerbungsgespräche<br />

und Probearbeitstage. Am Ende<br />

waren sich die Praxisinhaberin und Yulia<br />

Ljashuk einig, gerne zusammenarbeiten<br />

zu wollen.<br />

WIRKLICHKEIT<br />

Das Berufsanerkennungsverfahren<br />

wurde zeitgleich, im September 2022,<br />

gestartet. Im Rahmen dieses Berufsanerkennungsverfahrens<br />

forderte die<br />

Zahnärztekammer Westfalen-Lippe neben<br />

allen notwendigen Unterlagen zusätzlich<br />

die ukrainische Ausbildungsordnung<br />

der Hochschule an, was aufgrund<br />

des Bürokratieaufwands und des<br />

Kriegs in der Ukraine einige Zeit in Anspruch<br />

nahm. Das Dokument umfasst<br />

über 100 Seiten und musste zudem auf<br />

Kosten von Yulia Ljashuk ins Deutsche<br />

übersetzt werden. Kostenpunkt rund<br />

700 Euro.<br />

Bis heute – sechs Monate später – wartet<br />

Yulia Ljashuk noch immer auf die Anerkennung.<br />

Zwar arbeitet sie bereits in<br />

der Praxis mit, kann aber aufgrund der<br />

fehlenden Anerkennung keinen vollen<br />

Einsatz zeigen und das Praxisteam<br />

nicht vollwertig unterstützen. Wunsch<br />

und Wirklichkeit stehen sich in diesem<br />

Fall diametral gegenüber. Die dringend<br />

benötigte Unterstützung im Arbeitsalltag<br />

wäre gefunden, beide Parteien wünschen<br />

sich die Zusammenarbeit – einzig<br />

die Bürokratie, in diesem Fall sogar die<br />

eigene Selbstverwaltung, verzögert deren<br />

Umsetzung.<br />

<br />

Cornelia Schwarz


22_TITELTHEMA<br />

ZBW_4/2023<br />

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Fachkräfteallianz Baden-Württemberg<br />

GEMEINSAM POTENZIALE<br />

ERSCHLIEßEN<br />

Ob Dienstleistungsunternehmen, Handwerk oder medizinischer Beruf: Der Fachkräftemangel<br />

wird immer deutlicher spürbar. Um ihm wirksam zu begegnen, hat das Ministerium<br />

<strong>für</strong> Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg die Fachkräfteallianz Baden-<br />

Württemberg gegründet. Gemeinsam sollen Lösungen erarbeitet werden, wie junge Menschen<br />

sowie Menschen mit Behinderung oder mit Migrationshintergrund durch bessere<br />

Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt ankommen und gehalten werden. Davon profitieren<br />

natürlich auch Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber. Die Zahnärzteschaft beteiligt sich als<br />

Mitglied im Landesverband der Freien Berufe Baden-Württemberg aktiv an diesem Prozess.<br />

Der Arbeitsmarkt steht unter Druck.<br />

Beschleuniger sind der demografische<br />

Wandel sowie der immer stärkere, auch<br />

länderübergreifende Wettbewerb um<br />

Fachkräfte. Hinzu kommt – unter dem<br />

Stichwort „Digitalisierung und New<br />

Work“ – ein tiefgreifender Strukturwandel<br />

der Arbeitswelt.<br />

FACHKRÄFTEALLIANZ BW<br />

Angesichts der ständig wachsenden Bedrohung,<br />

von der nahezu alle Branchen<br />

betroffen sind, hat das Wirtschaftsministerium<br />

bereits 2011 die Fachkräfteallianz<br />

Baden-Württemberg mit mehr als 40<br />

Partnerinnen und Partnern gegründet,<br />

um berufliche Entwicklungsmöglichkeiten<br />

im Strukturwandel zu verbessern. Der<br />

Landesverband der Freien Berufe (LFB)<br />

ist, neben Wirtschaftsorganisationen, Gewerkschaften,<br />

Ministerien, Verbänden<br />

und weiteren Einrichtungen, ebenfalls<br />

Partner. Dr. Torsten Tomppert, Präsident<br />

der Landeszahnärztekammer Baden-<br />

Württemberg, begleitet als Mitglied des<br />

Vorstands des LFB das Thema im LFB-Arbeitskreis<br />

Ausbildung. Vorsitzender dieses<br />

Arbeitskreises – und damit aktiv im<br />

Geschehen – ist Thorsten Beck, stellvertretender<br />

Geschäftsführer der LZK BW.<br />

NEUE ZIELGRUPPEN<br />

Die Fachkräfteallianz hat sich zum Ziel<br />

gesetzt, vorhandene Potenziale gemeinsam<br />

besser zu erschließen, um den<br />

Fachkräftemangel zu verringern und<br />

die Folgen des demografischen Wandels<br />

abzufedern. Dazu werden Maßnahmen<br />

entwickelt, um möglichst viele Menschen<br />

im Arbeitsmarkt zu halten oder<br />

neu da<strong>für</strong> zu gewinnen. Beispielsweise<br />

könnten internationale Fachkräfte<br />

durch eine gelebte Willkommenskultur<br />

<strong>für</strong> Baden-Württemberg gewonnen werden.<br />

Ein besonderer Fokus liegt jedoch<br />

auf jungen Menschen in der Phase der<br />

Berufsorientierung sowie auf Menschen<br />

mit besonderen Herausforderungen auf<br />

dem Arbeitsmarkt. Die Mitglieder des<br />

LFB setzen sich im LFB-Arbeitskreis<br />

Ausbildung <strong>für</strong> eine Stärkung der beruflichen<br />

Aus- und Weiterbildung ein.<br />

Im zahnärztlichen Bereich könnten beispielsweise<br />

bei der Suche nach Zahnmedizinischen<br />

Fachangestellten vermehrt<br />

Ältere, Menschen mit Behinderungen<br />

oder mit Migrationshintergrund adressiert<br />

werden.<br />

EXPERTISE VON DER BASIS<br />

Um wirksame Lösungen zu entwickeln,<br />

ist es wichtig, auch die Expertinnen und<br />

Experten der Basis mit ihren wertvollen<br />

Erfahrungen einzubeziehen. Zu diesem<br />

Zweck fand 2020 der „Fachkräfteallianz<br />

Baden-Württemberg Vernetzungskongress<br />

mit BarCamp“ statt. Über 200 Expertinnen<br />

und Experten brachten sich<br />

in verschiedenen Workshop-Formaten<br />

kreativ und kompetent ein und wurden<br />

von Arbeits- und Wirtschaftsministerin<br />

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut <strong>für</strong> ihr<br />

Engagement gelobt und aufgefordert,<br />

weiterhin alle denkbaren Fachkräftepotenziale<br />

zu erschließen. Die Ergebnisse<br />

dieser und anderer Veranstaltungen tragen<br />

die Regionalen Fachkräfteallianzen<br />

in die Fläche. Alle Partner können sich<br />

im Rahmen ihrer Kompetenzen mit eigenen<br />

Aktivitäten einbringen und so<br />

zum großen Ziel beitragen: der Sicherung<br />

des Fachkräfteangebots.<br />

ZUKUNFT MITGESTALTEN<br />

Das Thema Fachkräftegewinnung wird<br />

konsequent und zielgerichtet weiterverfolgt.<br />

Im Februar 2022 unterzeichneten<br />

die Partner eine „Vereinbarung der Fachkräfteallianz<br />

BW“. Auch der LFB nimmt<br />

mit seinem Arbeitskreis Ausbildung aktiv<br />

am Prozess teil, aktuell beispielsweise<br />

zum Thema „Umsetzungskonzept Berufliche<br />

Orientierung“. Die Zahnärzteschaft<br />

brachte ihre Vorschläge und Anliegen<br />

über den LFB auch in einem interdisziplinären<br />

Kongress zur Neugestaltung<br />

des Übergangs von der Schule in<br />

den Beruf ein. Dieser fand Ende Februar<br />

2023 in Stuttgart statt. Diskutiert wurden<br />

Schnittstellen sowie Fragen der beruflichen<br />

Orientierung. Weitere Themen<br />

waren Überlegungen zur Einbindung<br />

der Eltern, zum Klimaschutz sowie die<br />

kultursensible berufliche Orientierung<br />

<strong>für</strong> Neuzugewanderte. Kerstin Sigle<br />

INFO<br />

Fachkräfteallianz BW<br />

http://bit.ly/3YywFOt<br />

Vereinbarung der Fachkräfteallianz BW<br />

http://bit.ly/3l0zHNJ<br />

Kongress zur Neugestaltung<br />

Übergang Schule-Beruf 2023<br />

http://bit.ly/3l04eLK


ZBW_4/2023<br />

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23_TITELTHEMA<br />

AzubiCard Baden-Württemberg<br />

ATTRAKTIVE VERGÜNSTIGUNGEN<br />

FÜR <strong>ZFA</strong>-AZUBIS<br />

Zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres im September erhalten alle <strong>ZFA</strong>-Auszubildenden<br />

im Land die AzubiCard Baden-Württemberg. Sie können damit ihren Status nachweisen<br />

und profitieren bei bestimmten Anbietern von Verbilligungen und Vorteilen. Die Landeszahnärztekammer<br />

Baden-Württemberg verfolgt mit diesem neuen Service mehrere<br />

Ziele: Sie ermöglicht den Azubis attraktive Vorteile und unterstützt die Ausbildungsbetriebe<br />

mit einer kostenlosen Dienstleistung. Nicht zuletzt verhilft die AzubiCard<br />

Baden-Württemberg der beruflichen Ausbildung zu mehr Sichtbarkeit und Ansehen in<br />

der Gesellschaft. Eine Win-win-Situation.<br />

Abbildung: Ministerium <strong>für</strong> Wirtschaft,<br />

Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg<br />

Einheitlich. Bisher nur als Muster, ab September<br />

mit dem Logo der LZK BW: die AzubiCardBW.<br />

Die zahnmedizinischen Berufe bieten<br />

Sicherheit und gute berufliche Perspektiven.<br />

Dennoch bleiben viele <strong>ZFA</strong>-Ausbildungsstellen<br />

unbesetzt. Auch wenn<br />

2022 die Zahl der neu abgeschlossenen<br />

Ausbildungsverträge im Land leicht gestiegen<br />

ist, bleibt die Bekämpfung des<br />

Fachkräftemangels ein wichtiges Thema<br />

<strong>für</strong> die LZK BW.<br />

GEMEINSAMER IMPULS<br />

Um mehr Menschen <strong>für</strong> die zahnärztlichen<br />

Ausbildungsberufe zu gewinnen,<br />

tagt regelmäßig der LZK-Ausschuss<br />

Zahnmedizinische Mitarbeiter/innen<br />

und erarbeitet Strategien und Empfehlungen.<br />

Beispiele hier<strong>für</strong> sind der Boys‘<br />

Day (in diesem Jahr am 27. April) und die<br />

Strategie „Finden – Ausbilden – Binden“.<br />

Zudem bringt sich die LZK BW aktiv im<br />

Landesverband der Freien Berufe (LFB)<br />

ein. In diesem Rahmen begleitete die<br />

Kammer auch die Einführung der Azubi-<br />

CardBW im Herbst 2021. Zuvor hatte das<br />

Ministerium <strong>für</strong> Wirtschaft, Arbeit und<br />

Tourismus Baden-Württemberg gemeinsam<br />

mit dem LFB und mehreren Kammern<br />

(u. a. IHK und Handwerkskammer)<br />

die AzubiCardBW erarbeitet und an<br />

die Bedürfnisse im Land angepasst. Damit<br />

verbunden ist die Erwartung, dass<br />

der gemeinsame Impuls von Wirtschaft<br />

und Land zur Gewinnung<br />

von Fachkräftenachwuchs<br />

in Baden-Württemberg beiträgt.<br />

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin<br />

<strong>für</strong> Wirtschaft, Arbeit und<br />

Tourismus Baden-Württemberg, ist<br />

vom Erfolg überzeugt: „Die AzubiCard<br />

öffnet Auszubildenden die Tür zu vielen<br />

Vergünstigungen und Angeboten von<br />

Betrieben und Einrichtungen.“<br />

KARTE MIT VIELEN VORTEILEN<br />

Während Studium und Ausbildung sind<br />

die meisten Menschen auf finanzielle<br />

Hilfen angewiesen. Hier bietet die Azubi-<br />

CardBW einen Vorteil, den bisher nur<br />

Schüler und Studierende hatten: Die Inhaberinnen<br />

und Inhaber können mit ihr<br />

nachweisen, dass sie sich in der Ausbildung<br />

befinden. Viele Kinos, Theater, Museen<br />

oder Freizeiteinrichtungen gewähren<br />

mit diesem Nachweis ermäßigten<br />

Eintritt. Aber auch Gastronomie, Einzelhandel,<br />

Banken und Versicherungen<br />

sind oft bereit, ihre Preise bei Vorlage des<br />

Nachweises zu reduzieren. Damit haben<br />

<strong>ZFA</strong>-Azubis künftig einen finanziellen<br />

Mehrwert. So könnte die AzubiCardBW<br />

auch die Teilhabe an kulturellen Angeboten<br />

ermöglichen, die mit der reinen<br />

Azubi-Vergütung kaum bezahlbar sind.<br />

Die AzubiCardBW kann bundesweit bei<br />

den teilnehmenden Unternehmen eingesetzt<br />

werden. Einen Überblick über alle<br />

Vorteile und Unternehmen bietet die Internetseite<br />

des Wirtschaftsministeriums<br />

(siehe Infokasten). Ein QR-Code auf der<br />

Vorderseite der Karte verlinkt auf diese<br />

Seite, sodass sich die Azubis auch unterwegs<br />

immer schnell informieren können.<br />

Die Internetseite der AzubiCardBW bietet<br />

außerdem eine Umkreissuche, die alle<br />

Anbieter vor Ort anzeigt. Ein zweiter QR-<br />

Code auf der Rückseite der Karte verlinkt<br />

zum Internetauftritt der Anbieterkammer,<br />

der LZK BW. Hier finden <strong>ZFA</strong>-Azubis<br />

alle relevanten Informationen, welche<br />

die Kammer <strong>für</strong> sie bereithält.<br />

Die landesweit einheitliche Karte wird<br />

zum Ausbildungsbeginn im September<br />

2023 an alle <strong>ZFA</strong>-Azubis im Land ausgegeben.<br />

Weder die Auszubildenden noch<br />

ihre Ausbildungsbetriebe müssen da<strong>für</strong><br />

aktiv werden. Die LZK BW übernimmt<br />

den Auftrag zu Produktion und Versand.<br />

WIN-WIN FÜR ALLE<br />

Die Azubicard BW bietet Vorteile <strong>für</strong> alle<br />

Beteiligten. Durch die QR-Verlinkung<br />

auf die Kammerseite rücken die Auszubildenden<br />

näher an die Kammer heran<br />

und haben direkten Zugriff auf das<br />

Kammerangebot. Das Angebot an Vergünstigungen<br />

wird ständig erweitert.<br />

Denn mit nur wenigen Klicks können<br />

interessierte Unternehmen ihre Vergünstigungen<br />

selbst auf der Webseite<br />

einstellen. Damit werden sie <strong>für</strong> tausende<br />

Azubis bundesweit sichtbar und profitieren<br />

vom Werbeeffekt. Zugleich wird<br />

mit der AzubiCardBW die Sichtbarkeit<br />

der dualen Ausbildung im Land erhöht,<br />

was hoffentlich auch langfristig zu stabilen<br />

<strong>ZFA</strong>-Ausbildungszahlen beiträgt.<br />

Kerstin Sigle<br />

INFO<br />

https://www.azubicard.de/<br />

baden-wuerttemberg/


24_BERUFSPOLITIK<br />

ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Die Vorstandsreferent*innen der KZV BW stellen sich vor<br />

EHRENAMT MIT MEHRWERT<br />

FÜR DIE KOLLEG*INNEN<br />

Im Mittelpunkt stehen die starke Interessenvertretung, die Profession und die<br />

Kollegialität der Zahnärzteschaft im Land: Die ehrenamtlichen Vorstandsreferent*innen<br />

der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KZV BW) beraten<br />

den hauptamtlichen Vorstand und befassen sich mit den zentralen Themenfeldern<br />

und den maßgeblichen Entwicklungen des zahnärztlichen Berufstandes. Die<br />

Referent*innen sind zu Beginn der neuen Legislaturperiode vom Vorstand benannt<br />

worden – im ZBW stellen sie sich mit ihren Themen und Aufgabenstellungen vor.<br />

Dr. Georg Bach<br />

Vorstandsreferent <strong>für</strong><br />

Gutachterwesen<br />

Beim Gutachterwesen leben wir ja eine<br />

echte Vertragspartnerschaft mit den<br />

Krankenkassen, die erfreulicherweise<br />

dem körperschaftlichen Gutachterwesen<br />

in der Regel den Vorzug geben, obschon<br />

ihnen der Gesetzgeber durchaus<br />

andere Optionen aufgetan hat. Ziel<br />

muss es deshalb sein, diese ureigene<br />

zahnärztliche Profession in unseren<br />

Händen zu halten und hierbei auf maximal<br />

mögliche Kollegialität zu setzen.<br />

Vorstandsreferent <strong>für</strong><br />

Abrechnungswesen<br />

Unser BEMA, der einheitliche Bewertungsmaßstab<br />

<strong>für</strong> zahnärztliche Leistungen,<br />

ist ja nicht nur Basis <strong>für</strong> die Abrechnung<br />

in den Zahnarztpraxen, sondern<br />

auch Grundlage <strong>für</strong> das zahnärztliche<br />

Honorar. Durch die Einbindung<br />

des GKV-Spitzenverbands in den Bewertungsausschuss,<br />

der das Regelwerk<br />

BEMA festlegt, sind naturgemäß Limitationen<br />

„eingebaut“. Unsere Philosophie<br />

als KZV Baden-Württemberg ist es,<br />

innerhalb des stringenten und limitierenden<br />

Systems die Freiheitsgrade, die<br />

vorhanden sind bzw. sich auftun, maximal<br />

zu nutzen und zu erhalten.<br />

Dr. Florentine Carow-Lippenberger<br />

Vorstandsreferentin <strong>für</strong><br />

Frauen und Angestellte<br />

Unser Berufsstand verändert sich:<br />

Mittlerweile studieren mehr Frauen<br />

als Männer an den Fakultäten mit<br />

dem Wunsch, Zahnärztin zu werden.<br />

Die jungen Zahnärztinnen geben auch<br />

dem traditionellen Berufsbild eine<br />

neue Ausrichtung: Arbeiten als Angestellte<br />

oder in früher kaum denkbaren,<br />

neuen Kooperationsformen sind an<br />

der Tagesordnung. Es wird deutlich:<br />

Angestellte und Frauen haben oftmals<br />

andere Bedürfnisse und Ansprüche an<br />

die Berufsausübung, zum Beispiel<br />

auch im Hinblick auf die Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf. Ich freue<br />

mich, dass die KZV BW diese Entwicklung<br />

begleitet und Angestellte und<br />

Frauen besonders unterstützt. Als Vorstandsreferentin<br />

<strong>für</strong> Frauen und Angestellte<br />

begleite ich die Veränderungen<br />

im Berufsstand gerne.<br />

Dr. Hendrik Putze<br />

Vorstandsreferent <strong>für</strong><br />

Digitales<br />

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen<br />

birgt Potenziale <strong>für</strong> eine effektivere<br />

und kostengünstigere Versorgung<br />

<strong>für</strong> alle Beteiligten. Allerdings haben<br />

wir in den Zahnarztpraxen bislang keinen<br />

Nutzen aus der Entwicklung der<br />

letzten Jahre ziehen können, sondern<br />

sehen uns im Gegenteil mit einem<br />

maßgeblichen Mehraufwand durch<br />

unausgereifte Technik und Bürokratie<br />

sowie zusätzlichen Kosten konfrontiert.<br />

Dies muss sich ändern! Die Digitalisierung<br />

muss nicht nur <strong>für</strong> Krankenkassen,<br />

sondern auch <strong>für</strong> uns Anwender<br />

Vorteile bringen. Anwendungen<br />

müssen – trotz Datenschutz – einfach<br />

und praktikabel sowohl <strong>für</strong> Ärztinnen<br />

und Ärzte als auch Patientinnen und<br />

Patienten sein.<br />

Als Digitalreferent möchte ich den<br />

Vorstand hierbei unterstützen und informieren,<br />

um nur Entwicklungen zu<br />

fördern, die wirklich einen Mehrwert<br />

<strong>für</strong> die Praxen und die Versicherten<br />

bringen.


ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

25_BERUFSPOLITIK<br />

Dr. Hans Hugo Wilms<br />

Vorstandsreferent <strong>für</strong><br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Nach vielen Jahren in der Standespolitik,<br />

davon einige Zeit als Vorstandsreferent<br />

<strong>für</strong> Öffentlichkeitsarbeit, möchte<br />

ich gerne diesen Aufgabenbereich in<br />

den nächsten ein bis zwei Jahren an eine<br />

neue Kollegin oder einen neuen Kollegen<br />

weitergeben.<br />

Um angesichts der vielfältigen, fordernden<br />

und spannenden Themen in der<br />

Öffentlichkeitsarbeit Kontinuität und<br />

einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten,<br />

ist es mir ein Anliegen, dass<br />

die künftige Referentin oder der künftige<br />

Referent sehr gut eingearbeitet wird.<br />

Denn eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit<br />

ist ein wichtiger Baustein <strong>für</strong><br />

eine starke Interessenvertretung des Berufsstands.<br />

Dr. Anke Bleicher<br />

Vorstandsreferentin <strong>für</strong><br />

Qualitätsprüfung und -beurteilung<br />

Einerseits erleichtere ich die Kommunikation<br />

zwischen Vorstand, Qualitätsgremium<br />

und dem Referat Qualität<br />

bzw. der Gesonderten Stelle. Andererseits<br />

vertrete ich die Qualitätsprüfung<br />

auch gegenüber der Zahnärzteschaft<br />

und stehe der Gesonderten Stelle bei<br />

zahnmedizinischen Fragen bei. Die<br />

Qualitätsprüfung repräsentiert eine<br />

noch junge Thematik. Naturgemäß bestehen<br />

deshalb noch Vorbehalte bei der<br />

Kollegenschaft. Mein persönlicher Auftrag<br />

besteht darin, diese abzubauen und<br />

das Thema positiv zu kommunizieren.<br />

Dabei ist mir ein freundlicher kollegialer<br />

Umgang ein großes Anliegen.<br />

Dr. Uwe Rieger<br />

Vorstandsreferent <strong>für</strong><br />

das Prüfwesen<br />

Prüfwesen der KZV BW – kollegial und<br />

engagiert! So könnte das Motto <strong>für</strong> die<br />

nächsten sechs Jahre lauten. Das hat<br />

viel mit individuellem Umgang mit<br />

dem Einzelfall und wenig mit Weichspülen<br />

zu tun, denn Kollegialität ist gefordert,<br />

nicht nur gegenüber den zu<br />

Prüfenden, sondern auch gegenüber der<br />

Gesamtkollegenschaft.<br />

Wir setzen auf umfassende Informations-<br />

und Beratungsmöglichkeiten.<br />

Dazu gehört die Neugestaltung der<br />

Homepage mit Anforderungsmöglichkeit<br />

<strong>für</strong> die eigene Statistik.<br />

Es gilt nach wie vor der Grundsatz „Beratung<br />

vor Prüfung“.<br />

Dr. Philipp Hasse<br />

Vorstandsreferent <strong>für</strong><br />

Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung<br />

Die Aufgabe des Referenten <strong>für</strong> QM<br />

und QS liegt in der Beratung und Unterstützung<br />

der Kolleg*innen und des<br />

Vorstands der KZV BW bei der Umsetzung<br />

des Qualitätsmanagements. Dabei<br />

muss der praktische Nutzen des<br />

QMs immer im Vordergrund stehen.<br />

Eine der größten Herausforderungen<br />

wird der Umgang mit zukünftigen Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />

sein. Uns<br />

mit unserem Fachwissen zum Thema<br />

Qualität konstruktiv und selbstbewusst<br />

einzubringen, liegt im Interesse der<br />

Zahnärzteschaft.<br />

Dr. Uwe Lückgen<br />

Vorstandsreferent <strong>für</strong><br />

Vertrag<br />

Die jährlichen Vertragsverhandlungen<br />

mit den Krankenkassen <strong>für</strong> eine angemessene<br />

Honorierung der Behandlung<br />

durch Vertragszahnärztinnen und<br />

-zahnärzte ist eine der Kernaufgaben<br />

der KZV.<br />

Gute Vertragsabschlüsse gewährleisten<br />

eine moderne und innovative Zahnmedizin<br />

zum Wohle unserer Patientinnen<br />

und Patienten und stellen unsere Praxen<br />

auf ein solides wirtschaftliches<br />

Fundament.<br />

Als Vertragsreferent kann ich als niedergelassener<br />

Zahnarzt aus Praxissicht<br />

bei der Vorbereitung und strategischen<br />

Ausrichtung der Verhandlungen konstruktiv<br />

mitgestalten und meine Vorschläge<br />

einbringen.<br />

INFO<br />

Dr. Patricia Miersch<br />

Vorstandsreferentin <strong>für</strong><br />

Kieferorthopädie<br />

Die Kieferorthopädie ist Prophylaxe,<br />

Funktion und Ästhetik und damit ein<br />

integraler Bestandteil der Zahnmedizin.<br />

Auch unter den immer regressiveren Bedingungen<br />

der Politik sind wir bereit<br />

und kompetent <strong>für</strong> die Zukunft, um<br />

fortschrittliche und nachhaltige Lösungen<br />

zu realisieren.<br />

Guido Reiter<br />

Die Vorstandsreferentin oder der<br />

Vorstandsreferent <strong>für</strong> den Bereich<br />

Fortbildung ist durch den Vorstand<br />

der KZV BW noch nicht benannt<br />

worden. Sobald diese Information<br />

vorliegt, berichten wir darüber im<br />

ZBW.


26_BERUFSPOLITIK<br />

ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

LK Gesundheit: Krisenbewältigung im zahnärztlichen Bereich<br />

FLAGGE ZEIGEN<br />

AUF GROSSER BÜHNE<br />

Nicht weniger als eine Revolution hatte Gesundheitsminister Lauterbach mit Blick auf<br />

die anstehende Reform der Krankenhausfinanzierung angekündigt. Naturgemäß<br />

stand daher die Krankenhauspolitik im Mittelpunkt des diesjährigen Landeskongress<br />

Gesundheit, der am 3. Februar 2023 auf der Messe Stuttgart stattfand. Gleichwohl<br />

wurde auch dort deutlich, wie wichtig der ambulante Sektor <strong>für</strong> ein starkes und<br />

leistungsfähiges Gesundheitswesen ist – auch dank des Einsatzes des zahnärztlichen<br />

Berufsstands. Dessen Beiträge zur Krisenfestigkeit des Gesundheitswesens konnten<br />

so auch auf dem Kongress prominent platziert werden.<br />

Vernetzung. Der Landeskongress Gesundheit vernetzt als zentraler Fachkongress im Südwesten<br />

hunderte Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft und Gesundheitswesen.<br />

Der Landeskongress Gesundheit ist<br />

seit Jahren eine Institution in der gesundheitspolitischen<br />

Fachwelt. Als<br />

zentraler Fachkongress im Südwesten<br />

vernetzt er hunderte Vertreter*innen<br />

aus Politik, Wirtschaft und Gesundheitswesen.<br />

Dieses Jahr fand er unter<br />

dem Titel „Das Gesundheitssystem im<br />

Krisenmodus? Baustellen und Lösungsansätze“<br />

statt.<br />

KRISENFEST<br />

Als Schirmherr des Kongresses richtete<br />

Landessozialminister Manne Lucha<br />

aufgrund der zeitgleich tagenden Enquete-Kommission<br />

„Krisenfeste Gesellschaft“<br />

des Landtages per Videobotschaft<br />

das Wort an die Teilnehmenden.<br />

2023 werde <strong>für</strong> die Gesundheitsversorgung<br />

ein wichtiges und zugleich spannendes<br />

Jahr, so der Minister. Angesichts<br />

veränderter Versorgungsbedarfe und<br />

bestehender Herausforderungen, etwa<br />

durch den Personalmangel, gelte es,<br />

derzeitige Versorgungsstrukturen zu<br />

überdenken und neue, beispielsweise telemedizinische<br />

Verfahren zu stärken.<br />

Zu den gesundheitspolitischen Zielen,<br />

die die Landesregierung verfolge, die<br />

aber auch auf der Agenda der Gesundheitsministerkonferenz,<br />

deren Vorsitz<br />

das Land Baden-Württemberg 2023 innehat,<br />

stehen, gehöre etwa die Stärkung<br />

der Gesundheitskompetenz. Eine leichtere<br />

Lenkung und Navigation im Gesundheitswesen<br />

spiele <strong>für</strong> die Versicherten<br />

im Alltag eine große Rolle. Ziel müsse<br />

es sein, sichere und verständliche Gesundheitsinformationen<br />

auch mit Hilfe<br />

digitaler Mittel zu verbreiten und allen<br />

Bevölkerungsgruppen Zugang zu ermöglichen.<br />

Foto: Landesmesse Stuttgart GmbH<br />

KRANKENHAUSREFORM<br />

Überdies sei das Gesundheitswesen zu<br />

stark ökonomischen Anreizen unterworfen,<br />

was sowohl im stationären Sektor<br />

als auch in Bezug auf den Anstieg von investorengeführten<br />

MVZ zu beobachten<br />

sei. Lucha bekräftigte, dass Bund und<br />

Länder damit befasst seien, konkrete Regelungen<br />

zur Begrenzung von iMVZ zu<br />

erarbeiten. Die Empfehlungen der Krankenhaus-Kommission<br />

begrüßte der Minister<br />

im Grundsatz, wobei ein gemeinsames<br />

Vorgehen von Bund und Ländern<br />

wichtig sei. Mit dieser Ansage lag der Ball<br />

im Feld von Prof. Dr. Tom Bschor. Der<br />

Leiter und Koordinator der Regierungskommission<br />

<strong>für</strong> eine moderne und bedarfsgerechte<br />

Krankenhausversorgung<br />

des Bundesministeriums <strong>für</strong> Gesundheit<br />

stellte als Keynotespeaker deren Reformvorschläge<br />

vor. Nachdem die Probleme<br />

der derzeitigen Systematik der Krankenhausfinanzierung<br />

immer deutlicher zutage<br />

treten und der Reformdruck offensichtlich<br />

ist, konnte Prof. Bschor trotz<br />

erheblichem Diskussionsbedarf in der<br />

Sache auf sichtbare Zustimmung im<br />

Saal setzen. Eine Eingangsfrage, die alle<br />

Kongress-Teilnehmenden per Smartphone<br />

spontan beantworten sollten, lautete:<br />

„Gehen die Reformansätze von Minister<br />

Lauterbach in die richtige Richtung“.<br />

Beinahe die Hälfte aller Anwesenden<br />

(49,3 Prozent) bejahte dies grundsätzlich,<br />

während knapp ein Drittel (32,9<br />

Prozent) mit „nein“ antwortete und die<br />

Übrigen sich noch unentschlossen zeigten.<br />

EMPFEHLUNGEN<br />

Zu den Grundgedanken der dargestellten<br />

Reformvorschläge gehörte, dass die<br />

Medizin nicht mehr der Ökonomie,


ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

27_BERUFSPOLITIK<br />

sondern der Notwendigkeit folgen solle.<br />

Personalengpässe bei steigenden Patientenzahlen<br />

erschwerten die Versorgung.<br />

Gleichzeitig gebe es in vielen Bereichen<br />

eine Überversorgung – die stationäre<br />

Fallzahl und auch die Krankenhausdichte<br />

in Deutschland sei sehr<br />

hoch. Die Schere von Über- und Unterversorgung<br />

gelte es zusammenzubringen,<br />

so Prof. Bschor.<br />

Derzeit agierten die Kliniken unter hohem<br />

Kostendruck. Es gelte, vorhandene<br />

Mittel gut zu nutzen und Fehlanreize,<br />

etwa durch die Überbetonung der Fallpauschalen,<br />

zu verhindern. So solle mit<br />

einem Vorhaltebudget anstelle der rein<br />

fallbezogenen Finanzierung der wirtschaftliche<br />

Druck und die Erbringung<br />

medizinisch nicht notwendiger Leistungen<br />

verringert werden. Gleichzeitig<br />

schlägt die Kommission angesichts bislang<br />

unzureichender Strukturvorgaben<br />

vor, die Kliniken künftig in drei Level<br />

(Grundversorgung, Regel- und Schwerpunktversorgung,<br />

Maximalversorgung)<br />

einzuordnen und klar definierte Leistungsgruppen<br />

einzuführen, um Ressourcen<br />

zu sparen, eine bessere Spezialisierung<br />

zu ermöglichen und die Behandlungsqualität<br />

zu erhöhen.<br />

WORLD CAFÉ FOREN<br />

Ein Kernbestandteil des Landeskongress<br />

ist traditionell der persönliche<br />

Austausch der Akteur*innen. Im World-<br />

Café-Format wurden aktuelle Fragen in<br />

sieben thematischen Foren diskutiert.<br />

Die Zahnärzteschaft, vertreten durch<br />

KZV BW und LZK BW, brachte sich mit<br />

einem eigenen Forum unter dem Motto<br />

„Krisenbewältigung im zahnärztlichen<br />

Bereich“ ein und stellte anhand verschiedener<br />

Aspekte dar, welche Antworten<br />

der Berufsstand auf die derzeitigen<br />

Herausforderungen biete. Dr. Torsten<br />

Tomppert, Vorstandsvorsitzender der<br />

KZV BW, Präsident der LZK BW und<br />

Koordinator des zahnärztlichen Forums,<br />

erklärte: „Die Stärke der ambulanten<br />

zahnärztlichen Versorgung in<br />

Baden-Württemberg ist Ausdruck des<br />

vielfältigen Engagements unserer Kolleginnen<br />

und Kollegen. Als Berufsstand<br />

zeigen wir Flagge, damit die zahnärztliche<br />

Perspektive bei wichtigen politischen<br />

Weichenstellungen nicht übersehen<br />

wird.“<br />

PATIENTEN-COMPLIANCE<br />

Anknüpfend an die einleitenden Worte<br />

von Sozialminister Lucha stand das<br />

Thema „Gesundheitskompetenz“ auch<br />

im zahnärztlichen Forum als ein<br />

Schwerpunkt fest. Dr. Konrad Bühler<br />

und Dr. Georg Bach erläuterten <strong>für</strong> den<br />

Austausch. „Die Stärke der ambulanten zahnärztlichen Versorgung in Baden-Württemberg ist Ausdruck<br />

des vielfältigen Engagements unserer Kolleginnen und Kollegen“, so Dr. Torsten Tomppert, Vorstandsvorsitzender<br />

der KZV BW und Präsident der LZK BW.<br />

Verwaltungsrat der Zahnmedizinischen<br />

Patientenberatungsstelle, welche Funktion<br />

diese <strong>für</strong> eine Stärkung der Gesundheitskompetenz<br />

und Patienten-<br />

Compliance einnimmt und wie das Beratungsangebot<br />

regelmäßig auf die Bedürfnisse<br />

der Versicherten abgestimmt<br />

und weiterentwickelt werde. Im Mittelpunkt<br />

stehe das Leitbild des informierten<br />

Patienten und einer gut erreichbaren,<br />

kostenfreien, kompetenten, qualitätsgesicherten<br />

und neutralen Beratung.<br />

In fast 4000 Beratungsfällen im<br />

Jahr ermöglicht die Zahnmedizinische<br />

Patientenberatung Lösungen durch<br />

Wissensvermittlung und dient als Lotsenstelle<br />

<strong>für</strong> weitere Ansprechpersonen.<br />

FACHKRÄFTESICHERUNG<br />

Thorsten Beck, stellvertretender Geschäftsführer<br />

der Landeszahnärztekammer,<br />

stellte im Gespräch mit Tischgastgeberin<br />

Cornelia Schwarz, Leiterin<br />

des IZZ BW, vor, welche Strategien zur<br />

Reduzierung des Fachkräftemangels im<br />

Bereich der zahnmedizinischen Fachangestellten<br />

verfolgt würden. Längst gebe<br />

es zahlreiche Initiativen auch seitens<br />

der LZK BW, um mit kreativen Ansätzen<br />

<strong>für</strong> den <strong>ZFA</strong>-Beruf zu werben und<br />

die Ausbildungsquoten zu erhöhen. Die<br />

Bindung von Personal durch eine Steigerung<br />

der Arbeitszufriedenheit und<br />

Mitarbeitermotivation sei ein zentrales<br />

Ziel, bei dem es nicht allein um finanzielle<br />

Aspekte gehe – auch die Möglichkeiten<br />

zur Weiterbildung sowie zur Vereinbarkeit<br />

von Familie, Beruf und Privatleben<br />

müssten hier in den Blick genommen<br />

werden.<br />

PROPHYLAXE<br />

Ein wesentlicher Baustein ist nicht zuletzt<br />

die zahnärztliche Prophylaxe, die<br />

bereits in den ersten Lebensjahren eine<br />

wichtige Rolle spielt. In diesem Sinne<br />

erläuterten Dr. Doreen Pfau (Regionale<br />

Arbeitsgemeinschaft Zahngesundheit<br />

Pforzheim und Enzkreis) und Carolin<br />

Möller-Scheib (Geschäftsführerin der<br />

LAGZ BW), wie die Gruppenprophylaxe<br />

in Kitas und Schulen als wirkungsvoller<br />

Beitrag zu einem krisenfesten<br />

Gesundheitssystem bereits die Kleinsten<br />

in den Blick nimmt und früh auf<br />

die Vermittlung zentraler Kenntnisse<br />

und Fähigkeiten zur Gesunderhaltung<br />

der Zähne setzt. Der Erfolg dieses Einsatzes<br />

sei deutlich sichtbar, betonte Dr.<br />

Tomppert in seinem Resümee vor allen<br />

Kongressteilnehmer*innen. So habe<br />

Baden-Württemberg den bundesweit<br />

besten Zahnstatus, über 80 Prozent der<br />

Zwölfjährigen seien kariesfrei.<br />

AUSBLICK<br />

Dass nach drei Jahren pandemiebedingter<br />

Pause wieder in Präsenz getagt<br />

werden konnte und die persönliche<br />

Vernetzung der Teilnehmenden möglich<br />

war, wurden von allen Beteiligten<br />

positiv hervorgehoben. Mit Blick auf<br />

die anstehenden Entscheidungen in<br />

der Gesundheitspolitik sei dieser Austausch<br />

von zentraler Bedeutung, um<br />

widerstreitende Interessen zusammenführen<br />

und gemeinsam <strong>für</strong> bestmögliche<br />

Lösungen sorgen zu können. Dass<br />

auch die ambulante zahnärztliche Versorgung<br />

als Teil eines starken, krisenfesten<br />

Gesundheitswesens eine wichtige<br />

Rolle spielt, wurde durch den Einsatz<br />

der anwesenden Vertreter*innen<br />

der Zahnärzteschaft und die vielfältigen<br />

Perspektiven, die im zahnärztlichen<br />

Forum aufgezeigt wurden, deutlich<br />

sichtbar.<br />

Dr. Holger Simon-Denoix<br />

Foto: J. Dusche


28_BERUFSPOLITIK<br />

ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Gesundheitspolitiker Ullmann MdB (FDP) im Interview zu MVZ<br />

„GUTE VERSORGUNG MUSS IM<br />

VORDERGRUND STEHEN“<br />

Es bewegt sich viel in Sachen MVZ. Nachdem von zahnärztlicher Seite die Forderungen<br />

nach einer Regulierung von MVZ immer wieder vorgetragen wurden, mehren sich<br />

entsprechende Stimmen. Das Thema hat es aus der „Fachnische“ heraus in die überregionale<br />

Presse geschafft. Auch die Gesundheitsministerkonferenz hat den Bund im<br />

vergangenen Jahr aufgefordert, Maßnahmen zur MVZ-Regulierung zu ergreifen. Nun<br />

hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) einen Entwurf angekündigt. Wir<br />

haben dazu mit Prof. Dr. Andrew Ullmann MdB, gesundheitspolitischer Sprecher der<br />

FDP-Bundestagsfraktion, gesprochen.<br />

sundheitswesen dürfen primär den<br />

Zweck haben, Gewinne zu maximieren.<br />

Ich denke, dass der Bereich sehr heikel<br />

ist und wir uns keinen Gefallen tun,<br />

wenn wir polemisieren oder Heuschreck-Gespenster<br />

an die Wand malen.<br />

Wir müssen gerade im Bereich der<br />

MVZs sachlich vorangehen. Wir müssen<br />

beachten, dass es seitens der Patientinnen<br />

und Patienten den Wunsch gibt,<br />

auch mehrere ärztliche Fachbereiche in<br />

einem Gebäude zu haben, dazu gerne<br />

auch noch die Physiotherapie und das<br />

Sanitätshaus. Seitens der Ärzteschaft<br />

gibt es immer mehr den Wunsch, Risiken<br />

aufzuteilen oder in einem Angestelltenverhältnis<br />

zu arbeiten. Zudem<br />

denke ich, dass wir auch zwischen den<br />

Investitionsformen unterscheiden sollten.<br />

Das Bundesgesundheitsministerium arbeitet<br />

an einem Gesetz zur Regulierung<br />

von investorengetragenen Medizinischen<br />

Versorgungszentren (kurz: iMVZ).<br />

Was ist konkret vorgesehen?<br />

Wir sind noch in der Phase der Evaluierung<br />

der Möglichkeiten. Es gibt allerdings<br />

schon interessante Papiere. Bspw.<br />

gab es einen guten Vorstoß von der<br />

Bundesärztekammer.<br />

Versorgung. „Staatsmedizin ist ja nicht umsonst ein Schimpfwort und von keinem<br />

vernünftigen Menschen gewollt“, Prof. Dr. Andrew Ullmann MdB (FDP).<br />

Foto: Andrew Ullmann<br />

Die Liberalen stehen bekanntlich <strong>für</strong><br />

weniger staatliche Regulierung. Wie gehen<br />

Sie in dieser Frage mit dem Spannungsverhältnis<br />

von unternehmerischer<br />

Freiheit einerseits und dem Verhindern<br />

von Fehlentwicklungen in der medizinischen<br />

Versorgungslandschaft andererseits<br />

um?<br />

ZBW: Herr Prof. Ullmann, Minister Lauterbach<br />

sagte in einem Interview: „Es<br />

gibt den fatalen Trend, dass Investoren<br />

medizinische Versorgungszentren mit<br />

unterschiedlichen Facharztpraxen aufkaufen,<br />

um sie anschließend mit maximalem<br />

Gewinn zu betreiben“. Er wolle<br />

den Einstieg von „Heuschrecken in Arztpraxen“<br />

unterbinden. Teilen Sie seine<br />

Einschätzung?<br />

Prof. Dr. Andrew Ullmann: Wir alle<br />

sind der Meinung, dass die gute Versorgung<br />

im Vordergrund stehen muss. Weder<br />

ein MVZ noch ein Krankenhaus<br />

noch sonst eine Einrichtung im Ge-<br />

Wir Liberalen stehen nicht einfach <strong>für</strong><br />

ein “Weniger” bei staatlicher Regulation.<br />

Das wäre kein Argument, weil es rein<br />

quantitativ ist. Wir gehen aber davon<br />

aus, dass weniger staatliche Einschränkung<br />

zumeist zu besserer Qualität führt.<br />

Oft ist gerade der Staat nicht dazu geeignet,<br />

die besten Regeln zu finden.<br />

Staatsmedizin ist ja nicht umsonst ein<br />

Schimpfwort und von keinem vernünftigen<br />

Menschen gewollt. Allerdings ist<br />

Gesundheit keine Ware im klassischen<br />

Sinne und das Gesundheitssystem kann<br />

nicht einfach wie jeder andere Markt gehandhabt<br />

werden. Dennoch sehe ich<br />

Möglichkeiten, wie sich unternehmeri-


ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

sche Freiheit und gute medizinische<br />

Versorgung zusammenbringen lassen.<br />

Einfach gesagt: Jeder Gesundheitsdienstleister<br />

hat das Interesse, dass seine<br />

Patienten zufrieden sind und wiederkommen.<br />

Und kein Gesundheitsunternehmer<br />

hat etwas davon, wenn das<br />

knappe Personal unzufrieden ist und<br />

sich einen neuen Job sucht.<br />

29_BERUFSPOLITIK<br />

» Wir haben die Zukunftskoalition nicht<br />

<strong>für</strong> das GKV-FinStG aufs Spiel gesetzt. Da<strong>für</strong><br />

sind wir insgesamt in einer zu kritischen Lage<br />

und unsere Nation braucht diese Koalition.«<br />

Prof. Dr. Andrew Ullmann<br />

Gibt es unterschiedliche Ansichten der<br />

Koalitionspartner, die noch verhandelt<br />

werden? Wo sind dabei die Streitpunkte<br />

innerhalb der Ampel? Worüber wird<br />

noch verhandelt?<br />

Darüber kann und will ich an dieser<br />

Stelle nichts sagen. Lediglich, dass wir<br />

in der internen Diskussion sind.<br />

iMZV leisten im Regelfall keinen relevanten<br />

Beitrag zur Versorgung im ländlichen<br />

Raum, sie werden von niedergelassenen<br />

Zahnärzt*innen sogar als Konkurrenz<br />

wahrgenommen. Im Koalitionsvertrag<br />

haben SPD, Grüne und FDP<br />

festgehalten, dass „Alle Menschen in<br />

Deutschland gut versorgt und gepflegt<br />

werden (sollen) – in der Stadt und auf<br />

dem Land“. Wie wollen Sie einer drohenden<br />

(zahn-)medizinischen Unterversorgung<br />

gerade in ländlichen Gebieten zuvorkommen?<br />

Das ist ein Punkt, über den wir dringend<br />

in der Koalition sprechen müssen.<br />

Wir meinen das, was im Koalitionsvertrag<br />

steht, vollkommen ernst und wir<br />

werden uns darum kümmern, dass wir<br />

einen Weg finden, der auch die zahnmedizinische<br />

Versorgung im ländlichen<br />

Gebiet sicherstellt.<br />

Be<strong>für</strong>worter von iMVZ argumentieren,<br />

dass Ärzt*innen in iMVZ ihrer Tätigkeit<br />

nachgehen könnten und sich dabei<br />

nicht um Verwaltungsaufgaben kümmern<br />

müssten. Tatsächlich ist Bürokratie<br />

ein häufig genanntes Niederlassungshemmnis.<br />

Was plant die Ampel,<br />

um zahnärztliche Praxen dahingehend<br />

zu entlasten und niederlassungsbereite<br />

Zahnärzt*innen zu unterstützen?<br />

Das Problem ist sowohl in der Humanund<br />

in der Zahnmedizin bekannt. Doch<br />

auch hierzu kann ich noch nichts Konkretes<br />

sagen, hier muss das BMG erste<br />

Entwürfe liefern. Politisch müssen alle<br />

Ebenen (Kommunal-, Landes- und Bundespolitik)<br />

zusammenarbeiten, wenn<br />

die Infrastruktur in den ländlichen Regionen<br />

funktionieren soll. Denn durch<br />

Kitas, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten<br />

gewinnt die ländliche Region an Attraktivität<br />

sich dort niederzulassen. Modelle<br />

zur verpflichtenden Niederlassung<br />

wie in Bayern, die mit der Studienplatzvergabe<br />

einhergehen, sehe ich nach wie<br />

vor eher kritisch.<br />

Die Budgetierung im Rahmen des GKV-<br />

Finanzstabilisierungsgesetzes belastet<br />

die Praxen neben der Konkurrenz durch<br />

MVZ und dem Personalmangel zusätzlich.<br />

Was waren <strong>für</strong> die FDP die sachlichen<br />

Gründe, die strikte Budgetierung<br />

zahnärztlicher Leistungen im GKV-<br />

FinStG mitzutragen?<br />

Wir haben die Zukunftskoalition nicht<br />

<strong>für</strong> das GKV-FinStG aufs Spiel gesetzt.<br />

Da<strong>für</strong> sind wir insgesamt in einer zu kritischen<br />

Lage und unsere Nation braucht<br />

diese Koalition. Faktisch konnten und<br />

wollten wir nicht dagegen stimmen,<br />

dass alle Leistungserbringer einen Teil<br />

<strong>für</strong> eine Zeitlang beitragen müssen, damit<br />

nicht die Allgemeinheit in einer<br />

schweren Situation über die Maße belastet<br />

wird. Es ist leider so, dass uns das oft<br />

ausgelegt wird, als wären wir <strong>für</strong> einen<br />

Sparkurs bei jenen, die Leistungen erbringen.<br />

Das Gegenteil ist der Fall. Deswegen<br />

war unsere Bedingung, dass wir<br />

eine große Reform anschließen müssen,<br />

um die GKV auf solide Füße zu stellen.<br />

Wie sind Sie bisher mit der gesundheitspolitischen<br />

Performance der Regierung<br />

zufrieden?<br />

Es geht immerhin voran. Viel wird ohne<br />

Frage davon abhängen, ob es das BMG<br />

schafft, die Megareformen zur Krankenhausstruktur,<br />

Ambulantisierung,<br />

Digitalisierung und zur Pflege auf den<br />

Weg zu bringen.<br />

Welche weiteren gesundheitspolitischen<br />

Projekte wollen Sie in dieser Legislatur<br />

gerne umgesetzt sehen?<br />

Cannabis-Legalisierung, Krankenhausstrukturreform,<br />

GKV-Finanzierung,<br />

Pflegereform und dann müssen wir auch<br />

die Arzneimittelversorgung in den Griff<br />

bekommen und natürlich Strukturen<br />

schaffen, welche die gesundheitliche Versorgung<br />

auch in unterversorgten ländlichen<br />

Bereichen sicherstellt. Wesentliches<br />

Anliegen ist uns auch das weitere Vorantreiben<br />

der digitalen Transformation im<br />

Gesundheitswesen. Wir brauchen funktionierende<br />

digitale Lösungen, um unsere<br />

Versorgung zukunftsfähig und nachhaltig<br />

zu gestalten. Dazu gehört auch<br />

ein neues Zeitalter der Datennutzung<br />

zur Prävention, Diagnostik und Therapieplanung.<br />

Unsere Aufgabe bei all diesen<br />

Herausforderungen ist es, die entsprechenden<br />

Rahmenbedingungen herzustellen<br />

und Reformen anzustoßen.<br />

Das Gespräch führte Alexander Messmer<br />

ZUR PERSON<br />

Prof. Dr. Andrew Ullmann, geboren<br />

1963 in Los Angeles, verbrachte seine<br />

Kindheit in Los Angeles bis er 1972 mit<br />

seiner Familie zurück nach Deutschland<br />

zog. Er studierte an der Ruhr-Universität<br />

Bochum Humanmedizin und<br />

schloss das Studium 1987 mit dem<br />

medizinischen Staatsexamen ab. Seit<br />

1995 war er an der Universitätsklinik<br />

Mainz tätig. An der Harvard Medical<br />

School wurde er von 1996 bis 1998<br />

zum Infektiologen ausgebildet. Er habilitierte<br />

sich 2008 in der Universitätsmedizin<br />

Mainz und folgte 2012 einem<br />

Ruf zum Universitätsprofessor an die<br />

Universitätsklinik Würzburg. 2003 trat<br />

er der FDP bei. Seit 2013 ist er Mitglied<br />

im Landesfachausschuss Wissenschaft<br />

und Kultur sowie im Landesfachausschuss<br />

Gesundheit in Bayern<br />

und im Bundesfachausschuss Gesundheit<br />

der FDP. Von 2013 bis 2015<br />

war er stellvertretender Vorsitzender<br />

der FDP Würzburg-Stadt und ist seit<br />

2015 ihr Vorsitzender. Er ist Sektionssprecher<br />

der Infektiologie beim BDI<br />

(Berufsverband Deutscher Internisten)<br />

und Beisitzer in der Arbeitsgemeinschaft<br />

Infektionen in der Hämatologie<br />

und Onkologie der DGHO. Seit 2015<br />

ist er zudem Vertrauensdozent der<br />

Friedrich-Naumann-Stiftung <strong>für</strong> die<br />

Freiheit.


30_BERUFSPOLITIK<br />

ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Berichts- und Lernsystem jetzt auch <strong>für</strong> angestellte Zahnärzt*innen<br />

„CIRS DENT –<br />

JEDER ZAHN ZÄHLT!“<br />

Das CIRS in „CIRS dent” steht <strong>für</strong> Critical Incident Reporting System. Dahinter verbirgt<br />

sich das gemeinsame Berichts- und Lernsystem von KZBV und BZÄK. Seit 2016<br />

wird es von vielen Zahnärzt*innen im praxisinternen Qualitätsmanagement genutzt, um<br />

kritische Ereignisse aus dem zahnärztlichen Praxisalltag in einem zahnärztlichen Forum<br />

anonym und sanktionsfrei zu teilen. Auf diese Weise kann aus den Erfahrungen anderer<br />

gelernt und aktiv ein Beitrag zur Verbesserung der Patientensicherheit geleistet werden.<br />

Seit Kurzem können sich auch angestellte Zahnärzt*innen <strong>für</strong> die Teilnahme registrieren.<br />

ANONYMER AUSTAUSCH<br />

Das Online-Forum „CIRS dent“ bietet in<br />

einem anonymen und sanktionsfreien<br />

Rahmen die Möglichkeit des Austausches<br />

zu unerwünschten Ereignissen in<br />

der Zahnarztpraxis. Seit „CIRS dent“ an<br />

den Start gegangen ist, haben sich bundesweit<br />

ca. 6.500 Zahnärzt*innen angemeldet.<br />

Das Feedback seitens der Praxen<br />

war bislang ausnahmslos positiv. Das<br />

System läuft reibungslos, die Anonymität<br />

der Berichte ist gewährleistet. Um den<br />

Nutzen <strong>für</strong> den fachlichen Austausch unter<br />

den Zahnärzt*innen und in Folge <strong>für</strong><br />

die Verbesserung der Patientensicherheit<br />

zu vergrößern, ist es wichtig, dass möglichst<br />

viel Zahnärzt*innen bei „CIRS<br />

dent“ mitmachen. Aus diesem Grund haben<br />

nun auch angestellte Zahnärzt*innen<br />

die Möglichkeit, sich zu registrieren.<br />

Wie die Registrierung erfolgt, erläutert<br />

der beistehende Infokasten.<br />

DAS SOLLTE NICHT PASSIEREN<br />

„CIRS dent“ trägt dem Umstand Rechnung,<br />

dass es auch im bestmöglich organisierten<br />

Praxisalltag zu Situationen<br />

kommen kann, die man lieber hätte vermeiden<br />

wollen. Bei der Eintragung der<br />

fraglichen Situationen in die Online-<br />

Plattform geht es dabei nicht um Klärung<br />

der Schuldfrage, sondern vielmehr<br />

darum, wie Fehler entstanden sind und<br />

vor allem, wie sie hätten verhindert werden<br />

können und welche Erfahrungen<br />

und Lösungsansätze andere Praxen in<br />

ähnlichen Situationen gemacht haben.<br />

Ein kritisches Ereignis ist dabei das, was<br />

ein*e Zahnärzt*in als berichtende Person<br />

als kritisches Ereignis empfindet. Hierunter<br />

kann alles zusammengefasst werden,<br />

bei dem man denkt: „Das war eine<br />

vermeidbare Bedrohung <strong>für</strong> das Wohlergehen<br />

der/des Patient*in und sollte nicht<br />

passieren.“ Die Bandbreite umfasst dabei<br />

administrative Vorfälle, zahnmedizinische<br />

Fehleinschätzungen, Abstimmungsund<br />

Kommunikationsprobleme in der<br />

Praxis, Verständigungsprobleme mit den<br />

Patient*innen oder auch Fehler auf Seiten<br />

der beteiligten Patient*innen. Kritische<br />

Ereignisse können u. a. auftreten<br />

• in der Praxisadministration<br />

• bei der Führung der Patient*innendokumentation<br />

• mit zahnmedizinischer Ausrüstung<br />

• bei der körperlichen Untersuchung<br />

oder der Interpretation der Befunde<br />

• bei der entsprechenden Diagnosestellung<br />

• bei der Durchführung von Behandlungsmaßnahmen<br />

• bei der Überweisung von Patient*innen<br />

an Fach(zahn)ärzt*innen<br />

• bei der Verschreibung und der Gabe<br />

von Medikamenten<br />

Es gilt, dass kein Patientenschaden entstanden<br />

sein muss, um ein kritisches Ereignis<br />

als solches zu empfinden. Kein kritisches<br />

Ereignis ist zu unwichtig oder zu<br />

schwerwiegend, um nicht gemeldet werden<br />

zu können.<br />

VORBILD LUFTFAHRT<br />

Für das Berichts- und Lernsystem<br />

„CIRS dent“ standen Fehlerberichtssysteme<br />

Pate, die zunächst im Bereich<br />

der Luftfahrt und in anderen großen<br />

Industriezweigen eingesetzt wurden,<br />

in denen vermeintlich kleine Fehler<br />

große Auswirkungen haben können.<br />

Dabei werden die Berichte von denjenigen<br />

beigetragen, die direkt in den Prozess<br />

involviert sind. Alle Systeme folgen<br />

dem gleichen Grundgedanken:<br />

Man muss nicht jeden Fehler selbst gemacht<br />

haben, um aus ihm zu lernen.<br />

Besonderes Augenmerk liegt dabei auf<br />

den verursachenden Bedingungen von<br />

kritischen Ereignissen. Jenny Dusche<br />

INFO<br />

Wie kann ich mich registrieren?<br />

Ihren persönlichen Registrierungsschlüssel<br />

können Sie bei Ihrer jeweiligen<br />

Bezirksdirektion der KZV BW anfordern.<br />

Dieser wird Ihnen mit einem<br />

gesonderten Schreiben einschließlich<br />

weiterer Information zur Anmeldung<br />

und Nutzung von „CIRS dent“ zugestellt.<br />

Ansprechpersonen:<br />

BD Freiburg: Birgit Paulat,<br />

Tel. 0761 4506-315 oder<br />

E-Mail an: birgit.paulat@kzvbw.de<br />

BD Karlsruhe: Silvana Gehrke,<br />

Tel. 0621 38000-140 oder<br />

E-Mail an: silvana.gehrke@kzvbw.de<br />

BD Stuttgart: Sylvia Klein und Rajes<br />

Kidnapillai, Tel. 0711 7877-164<br />

oder E-Mail: sylvia.klein@kzvbw.de<br />

oder rajes.kidnapillai@kzvbw.de<br />

BD Tübingen: Jutta Schneck und<br />

Margret Schneider, Tel. 07071 911-0<br />

oder E-Mail an: rezeption@kzvbw.de<br />

Weitere Informationen<br />

Informationen finden<br />

Sie zudem online unter<br />

https://www.cirsdentjzz.de/<br />

oder auf der<br />

Seite der KZBV unter https://www.<br />

kzbv.de/cirs-dent-jeder-zahnzaehlt.960.de.html.


• Alle Berichte zu kritischen Ereignissen anonymisiert<br />

einsehbar<br />

• Gezielte Suche nach einzelnen Berichten möglich<br />

Anonym berichten<br />

• Sichere, vollständig anonyme Berichtsfunktion<br />

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• Verschlüsselte Datenübertragung und -speicherung<br />

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32_BERUFSPOLITIK<br />

ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Masterplan <strong>für</strong> die Transformation der Verwaltung<br />

„EIN LABOR FÜR<br />

DEN BÜROKRATIEABBAU“<br />

Die Landesregierung von Baden-Württemberg hat der „Bürokratie-Hydra“ den Kampf<br />

angesagt: Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) stellte<br />

die „Version 1.0“ des „Masterplans <strong>für</strong> die Transformation der Verwaltung“ vor. Er<br />

besteht aus einer Vision und 21 Projekten, genannt „Transformationspiloten“. Im Kern<br />

geht es darum, die Arbeitsweise der Verwaltung gründlich zu transformieren sowie<br />

die Arbeitsprozesse „experimentierfreudiger und effizienter“ zu gestalten.<br />

Die Opposition kritisierte deutlich, einen Masterplan und Ankündigungen zum Bürokratieabbau<br />

könne man nicht erkennen.<br />

Experimentierfreudiger. Ministerpräsident Winfried Kretschmann wünscht sich, dass unnötige<br />

Bürokratie erst gar nicht entsteht und die Verwaltung „experimentierfreudiger und effizienter“<br />

gestaltet wird.<br />

Foto: Lena Lux<br />

Andreas Schwarz MdL<br />

Vorsitzender der Fraktion Bündnis 90/Die<br />

Grünen im Landtag von Baden-Württemberg<br />

„Die hohe Bürokratielast betrifft alle<br />

gesellschaftlichen Bereiche stark, so<br />

auch das Gesundheitswesen. Mir ist<br />

eine gute Versorgung der Bevölkerung<br />

wichtig. Deshalb müssen wir Prozesse<br />

durch mehr Digitalisierung vereinfachen und Hürden<br />

jenseits gesetzlicher Regelungen abbauen. Bei uns ist das<br />

Thema mit dem Masterplan nun Chefsache.“<br />

Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg<br />

Der Ministerpräsident gibt zum Masterplan<br />

<strong>für</strong> den Bürokratieabbau die<br />

Marschroute vor: „Bürokratieabbau<br />

muss an vielen Stellen ansetzen. Mit<br />

unserem Masterplan <strong>für</strong> die Transformation<br />

der Verwaltung gehen wir jetzt<br />

einen Schritt weiter und transformieren<br />

grundlegend die Arbeitsweise der<br />

Verwaltung“, sagte Winfried Kretschmann.<br />

Martialisch sagte der Regierungschef:<br />

„Bislang wurde der Bürokratie-Hydra<br />

ein Kopf abgeschlagen,<br />

<strong>für</strong> den stets zwei neue nachgewachsen<br />

sind. Jetzt wollen wir mit dem Masterplan<br />

die Hydra selbst verwandeln.“ Die<br />

Verwaltung müsse sich so verändern,<br />

„dass unnötige Bürokratie gar nicht<br />

erst entsteht“, sie müsse „experimentierfreudiger<br />

und effizienter werden“.<br />

Ziel ist laut Kretschmann, dass die Verwaltung<br />

konsequent <strong>für</strong> die Bürger<br />

und <strong>für</strong> die Unternehmen arbeite.<br />

MARKIGE WORTE<br />

Bei all den markigen Worten: Was ist<br />

nun konkret zu erwarten von diesem<br />

Masterplan? Nur bloße Visionen oder<br />

auch handfeste Verbesserungen, die die<br />

Bürger und Unternehmen hinsichtlich<br />

von deutlich weniger Bürokratie weiterbringen?<br />

Staatsminister Dr. Florian<br />

Stegmann versprach „ein Labor <strong>für</strong><br />

den Bürokratieabbau“, also „kein starres<br />

Papier“, sondern ein „agiles Projekt“.<br />

Die „Version 1.0“ des Masterplans<br />

bestehe aus einer Vision in Verbindung<br />

mit 21 sogenannten Transformationspiloten.<br />

Diese Transformationspiloten<br />

seien „kurze, dreimonatige Projekte,<br />

die konkret eines oder mehrere Ziele<br />

der Vision verfolgen“. Erweise sich ein<br />

Ansatz als erfolgreich, werde er <strong>für</strong> die<br />

gesamte Landesverwaltung empfohlen


ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

33_BERUFSPOLITIK<br />

und als großes Transformationsprojekt<br />

ausgerollt.<br />

STATEMENTS<br />

Das ZBW hat sich zum Bürokratieabbau<br />

im Landtag von Baden-Württemberg<br />

umgehört – die Fraktionsvorsitzenden<br />

von Bündnis 90/Die Grünen,<br />

SPD und FDP/DVP haben geantwortet.<br />

„Bei uns ist das Thema mit dem Masterplan<br />

nun Chefsache“, sagte Andreas<br />

Schwarz, der Vorsitzende der Fraktion<br />

von Bündnis 90/Die Grünen. Die Bürokratielast<br />

betreffe auch das Gesundheitswesen<br />

stark, wobei man die „Prozesse<br />

durch mehr Digitalisierung vereinfachen“<br />

müsse. SPD-Fraktionsvorsitzender<br />

Andreas Stoch betonte, er<br />

könne keinen Masterplan der Landesregierung<br />

<strong>für</strong> den Bürokratieabbau erkennen.<br />

Bei den Transformationspiloten<br />

wundere er sich, „dass sie sich nicht<br />

längst in der Praxis bewährt haben“. Dr.<br />

Hans-Ulrich Rülke, Vorsitzender der<br />

FDP/DVP-Fraktion, quittierte den Masterplan<br />

mit der Bemerkung, die Landesregierung<br />

sei „nicht über Ankündigungen<br />

zum Bürokratieabbau hinausgekommen“<br />

(siehe O-Töne).<br />

FEDERFÜHREND<br />

Wie die Landesregierung betont, seien<br />

in der ersten Phase des Masterplans „zunächst<br />

keine Haushaltsmittel vorgesehen“.<br />

Umgesetzt werden die Vision und<br />

die weiteren Entwicklungen federführend<br />

von der „Koordinationsstelle Verwaltungsmodernisierung“<br />

im Staatsministerium.<br />

„Unsichere Rahmenbedingungen<br />

und die steigende Komplexität<br />

von Problemlagen erfordern flexibles<br />

und effizientes Handeln von der Verwaltung.<br />

Nur eine moderne und anpassungsfähige<br />

Verwaltung kann die Chancen<br />

des digitalen Zeitalters nutzen“,<br />

sagte Ministerpräsident Kretschmann.<br />

Dagegen sagte Oppositionsführer Andreas<br />

Stoch, der Regierungschef sei bei<br />

diesem Thema wenig glaubwürdig:<br />

„Schließlich hat er das Bürokratiemonster<br />

selbst mit erschaffen!“ Für<br />

Stoch sei der Masterplan ein „Stuhlkreis<br />

von Staatsminister Stegmann“.<br />

Prof. Dr. Erik Schweickert, Abgeordneter<br />

und Sprecher <strong>für</strong> Handwerk und<br />

Mittelstand der FDP/DVP-Fraktion, bekräftigte:<br />

„Wer meint, mit einem teamübergreifenden<br />

Chatprogramm oder einer<br />

Muster-Stellenausschreibung die<br />

Probleme zu lösen, hat den Ernst der<br />

Lage nicht verstanden.“<br />

EIGENVERANTWORTUNG<br />

Eine „echte Beschleunigung“ <strong>für</strong> den<br />

Bürokratieabbau forderte CDU-Frak-<br />

Foto: unsplash.cm/AlexanderGrey<br />

Transformation. Mit der „Version 1.0“ hat die Landesregierung von Baden-<br />

Württemberg den „Masterplan <strong>für</strong> die Transformation der Verwaltung“ vorgestellt.<br />

Ziel ist es, die Arbeitsweise der Verwaltung grundlegend zu transformieren.<br />

tionsvorsitzender Manuel Hagel im<br />

Staatsanzeiger und zugleich ein „neues<br />

Mindset <strong>für</strong> mehr Eigenverantwortung“.<br />

Aus der Sicht von Hagel müsse<br />

der Bürokratieabbau in einem großen<br />

Andreas Stoch MdL<br />

Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag von<br />

Baden-Württemberg<br />

„Einen Masterplan <strong>für</strong> die Transformation<br />

der Verwaltung bzw. zum<br />

Bürokratieabbau kann ich bei dieser<br />

Landesregierung nicht erkennen. Und<br />

bei ihren ‚Transformationspiloten‘ wundert<br />

man sich, dass sie sich nicht längst in der Praxis bewährt<br />

haben. Die Digitalisierung muss entlasten und nicht<br />

belasten. Sie muss gewollt sein und die Technik muss<br />

stimmen. Aber wenn bei uns nach drei Jahren Pandemie<br />

die Infektionsmeldungen immer noch per Fax gesendet<br />

werden müssen, ist meine Hoffnung nicht sehr ausgeprägt.“<br />

Foto: Schielenberg<br />

Foto: FDP<br />

Zukunftskonvent mit den Beteiligten<br />

bearbeitet werden. Diesen Konvent<br />

möchte Ministerpräsident Kretschmann<br />

aber momentan partout nicht.<br />

<br />

Guido Reiter<br />

Dr. Hans-Ulrich Rülke MdL<br />

Vorsitzender der FDP/DVP-Fraktion im Landtag<br />

von Baden-Württemberg<br />

„Das Bürokratiemonster frisst vielen<br />

Zahnärztinnen und Zahnärzten<br />

wichtige Zeit, die sie viel besser ihren<br />

Patientinnen und Patienten widmen<br />

könnten. Wer Bürokratie abbaut, sorgt auch<br />

<strong>für</strong> attraktivere Rahmenbedingungen in der Zahnmedizin.<br />

Digitale Lösungen sind wichtig, müssen aber gut handhabbar<br />

<strong>für</strong> die Zahnarztpraxen sein. Die Landesregierung<br />

ist aber bisher nicht über Ankündigungen zum Bürokratieabbau<br />

hinausgekommen. Da<strong>für</strong> hat sie den Normenkontrollrat<br />

als wichtigen Impulsgeber abgeschafft.“


34_FORTBILDUNG<br />

ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Die richtigen Entscheidungen<br />

KARIESMANAGEMENT<br />

BEI ERWACHSENEN<br />

Lange Zeit wurde Karies vor allem als Kinderkrankheit wahrgenommen,<br />

unter anderem weil Karies bereits früh bei der großen<br />

Mehrzahl der Kinder auftrat und durch die hohe Zahl an<br />

bereits vorhandenen Füllungen junge Erwachsene in<br />

epidemiologischen Erhebungen keine signifikante Karieszunahme<br />

mehr verzeichnen konnten – waren doch<br />

schon fast alle relevanten Flächen gefüllt, also früher<br />

durch Karies befallen! Mittlerweile beweisen<br />

Kohortenstudien, dass die relative Karieszunahme<br />

pro vorhandener ungefüllter Zahnfläche bis<br />

ins Erwachsenenalter relativ stabil ist (Broadbent,<br />

Foster Page et al. 2013). Karies ist<br />

genauso eine Erkrankung von Erwachsenen<br />

wie von Kindern (und Senioren!).<br />

Foto: AdobeStock/Alex Mit<br />

In einem Konsensusprozess haben die European Organisation<br />

for Caries Research (ORCA), die European Federation<br />

of Conservative Dentistry (EFCD) und die Deutsche Gesellschaft<br />

<strong>für</strong> Zahnerhaltung (DGZ) Empfehlungen zum Kariesmanagement<br />

bei Erwachsenen, Kindern und Senioren abgegeben.<br />

Hierbei wurde zunächst die vorhandene Evidenz gesichtet<br />

und dann Empfehlungen mittels eines sogenannten<br />

Delphi-Prozesses durch Delegierte der Fachgesellschaften<br />

konsentiert (Zustimmung von 0 bis 10). Die Ergebnisse wurden<br />

international in den Zeitschriften Caries Research und<br />

Clinical Oral Investigations publiziert. Im vorliegenden Beitrag<br />

wird auf das Kariesmanagement bei Erwachsenen abgestellt.<br />

KARIES BEI ERWACHSENEN<br />

Bei Erwachsenen sind die Approximal- und Sekundärkaries die<br />

häufigsten Kariesformen, unter anderem aus diesen Gründen:<br />

• Okklusale Läsionen werden in vielen Gesundheitssystemen<br />

heute durch Fissurenversiegelungen verhindert oder<br />

die Okklusalflächen wurden (z. B. bei Hochrisikoindividuen<br />

ohne Versiegelung) bereits im Kindesalter restauriert.<br />

Erwachsene weisen demnach wenig neue okklusale Karies<br />

auf.<br />

• Bei Senioren ist Wurzelkaries die häufigste Kariesform –<br />

insbesondere jüngere Erwachsene weisen jedoch selten<br />

freiliegende Wurzeloberflächen auf. Ohne freiliegende<br />

Wurzeloberflächen kann sich keine Wurzelkaries entwickeln.<br />

• Auf den Approximalflächen bleibender Zähne entwickelt<br />

sich Karies gewöhnlich nur langsam. Bei den meisten Patienten<br />

vergehen nach dem Zahndurchbruch daher Jahre<br />

oder Jahrzehnte, bis approximale Karies auftritt. Einzig<br />

bei der mesialen Fläche des ersten bleibenden Molaren<br />

kann bereits durch den Kontakt mit dem Milchmolar früher<br />

Karies entstehen.<br />

• „Sekundärkaries“ oder auch „Karies, die neben einer<br />

Restauration auftritt“ (Caries adjacent to restorations)<br />

setzt per definitionem das Vorhandensein einer Restauration<br />

voraus. Durch die geringe Karieslast in Kindern<br />

werden Restaurationen heute zunehmend nur noch in<br />

Erwachsenen aufgefunden – und demnach auch Sekundärkaries.<br />

Die Konsensusempfehlungen zum Kariesmanagement bei<br />

Erwachsenen beziehen sich daher auf Approximal- und Sekundärkaries.<br />

APPROXIMALE LÄSIONEN<br />

Für den Therapieentscheid sollte zunächst die Läsionsaktivität<br />

bestimmt werden. Gerade approximal ist dies jedoch<br />

enorm herausfordernd, da klassische Parameter wie Läsionsfarbe<br />

oder Oberflächentextur nicht zur Verfügung stehen.<br />

Hilfsweise kann der Gingivazustand (Gingivablutung) oder<br />

das Vorhandensein approximaler Plaque als ein Hinweis auf<br />

eine aktive Läsion eingesetzt werden. Ebenso kann durch<br />

wiederholtes Bissflügelröntgen auf ein Voranschreiten (oder<br />

eine Arretierung) der Läsion geschlossen werden – allerdings<br />

nur, wenn die Röntgenbilder möglichst standardisiert (Tubusangulation<br />

etc.) aufgenommen werden.<br />

Für aktive Läsionen ist der zweite zentrale Entscheidungspunkt<br />

der Oberflächenstatus (Kavitation ja/nein), unter anderem<br />

weil kavitierte Läsionen eine Biofilmentfernung nahezu<br />

unmöglich machen und die Diffusion von Säuren und<br />

Zuckern in die Hartsubstanz deutlich schneller erfolgt als<br />

bei nichtkavitierten Läsionen. Der Oberflächenstatus wird<br />

approximal häufig aus der röntgenologischen Läsionstiefe<br />

abgeleitet. Ein Oberflächeneinbruch ist eher unwahrschein­


ZBW_4/2023<br />

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35_FORTBILDUNG<br />

lich, wenn die Läsion röntgenologisch auf den Schmelz beschränkt<br />

ist. Eine solche Läsion kann ohne invasive/restaurative<br />

Maßnahmen erfolgreich behandelt (arretiert) werden.<br />

Bei einer Läsion, die deutlich in das Dentin eindringt, ist<br />

hingegen eine Kavitation wahrscheinlich. Eine solche Läsion<br />

benötigt demnach regelmäßig eine restaurative Therapie,<br />

um die Reinigungsfähigkeit, Funktionalität und Strukturintegrität<br />

des Zahnes wiederherzustellen. Bei Läsionen um<br />

die Schmelz-Dentin-Grenze herum bzw. in das äußere Drittel<br />

des Dentins besteht Unsicherheit: Hier sollte zurückhaltend<br />

vorgegangen und, wenn möglich, auf eine Restauration<br />

verzichtet und die betroffene Fläche regelmäßig nachuntersucht<br />

werden.<br />

Für die verschieden tiefen Läsionen stehen Zahnärzten diverse<br />

Therapiestrategien zur Verfügung:<br />

• Non-invasive Strategien, z. B. Fluoridapplikation, Biofilm-<br />

und Ernährungskontrolle, kein entfernen von Zahnhartgewebe.<br />

• Mikro-invasive Strategien, Kariesversiegelung oder -infiltration,<br />

entfernen weniger Mikrometer Zahnhartsubstanz,<br />

in der Regel während eines Ätzschritts.<br />

• Invasive Strategien entfernen eine größere Menge Zahnhartgewebe<br />

mittels Handexkavatoren oder rotierenden<br />

Instrumenten; anschließend wird eine Restauration platziert.<br />

Die Literatur zur non-invasiven Therapie approximaler Karies<br />

ist dürftig; während Fluoridierung, Biofilmentfernung<br />

und Ernährungslenkung zur Kariesprävention teils sehr<br />

gut untersucht sind, stehen zum Thema Kariesmanagement<br />

nur sehr wenige Studien zur Verfügung (Splieth,<br />

Kanzow et al. 2020). Generell gilt, dass in den meisten Individuen<br />

frühe approximale Karies nur langsam voranschreitet,<br />

wenn sie non-invasiv behandelt wird. Es dauert im<br />

Durchschnitt mehrere Jahre, bis eine solche Läsion röntgenologisch<br />

beispielsweise von einer Schmelz- in eine Dentinläsion<br />

vorangeschritten ist. Allerdings beeinflussen einige<br />

Faktoren die Wirksamkeit non-invasiver Therapien: So lassen<br />

sich gerade Läsionen, die bereits an die Schmelzzementgrenze<br />

oder in das Dentin ragen, weniger gut arretieren<br />

als reine Schmelzkaries. Ebenso sind Läsionen in Hochrisikoindividuen<br />

schwieriger zu stoppen als jene in Patienten<br />

mit niedrigem Kariesrisiko. Allgemein stellen non-invasive<br />

Behandlungsmaßnahmen einen Basisansatz zur Therapie<br />

früher Karies dar und unterstützen zudem die<br />

Modifikation des Kariesrisikos des Patienten zur Verhinderung<br />

zukünftiger Karies.<br />

Für mikro-invasive Behandlungen liegen eine Reihe randomisiert<br />

kontrollierter Studien vor. Diese belegen eindeutig<br />

die Wirksamkeit beider Behandlungsmaßnahmen im Vergleich<br />

mit einer reinen non-invasiven Therapie. Gerade <strong>für</strong><br />

initiale Dentinläsionen (begrenzt auf das äußere Drittel<br />

des Dentins) sind mikro-invasive zusätzlich zu non-invasiven<br />

Maßnahmen empfehlenswert; Gleiches gilt <strong>für</strong> Hochrisikoindividuen.<br />

Invasive Behandlungsmaßnahmen approximaler Läsionen –<br />

vor allem verschiedene Füllungsmaterialien – wurden in den<br />

1a<br />

1b<br />

1c<br />

1d 1e 1f<br />

Fotos: Prof. Dr. Schwendicke<br />

Kariesinfiltration. Behandlung einer frühen kariösen Läsion durch Kariesinfiltration. (a) Auf dem Bissflügelbild können diverse approximale kariöse<br />

Läsionen identifiziert werden. (b, c) Mittels der dentalXrai Pro Software (dentalXrai GmbH, Berlin) können diese (in rot) gestützt durch Künstliche<br />

Intelligenz hervorgehoben und dokumentiert werden (offene Dreiecke im Zahnschema: Schmelzkaries; ausgefüllte Dreiecke: Dentinkaries; gelb:<br />

Zahnstein). (d-f) Die Läsion an 44 distal wurde anschließend mittels Kariesinfiltration (Icon, DMG, Hamburg) behandelt. Zunächst wurde mit Salzsäure<br />

gemäß Herstellerangaben geätzt (d), dann infiltriert (e). Nach Abschluss der Therapie wurden mit einem glatten Metallstreifen etwaige Überschüsse<br />

entfernt (die belegte Metallfläche wurde nicht genutzt) (f) und mit Gummikelchen poliert. Die verbleibenden Läsionen wurden in weiteren<br />

Sitzungen behandelt; ebenso erfolgte eine professionelle Zahnreinigung und weitergehende Maßnahmen zur Reduktion des Kariesrisikos.


36_FORTBILDUNG<br />

ZBW_4/2023<br />

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Die Vorstandsreferent*innen der KZV BW stellen sich vor<br />

Stärke der<br />

Empfehlung<br />

Ebene<br />

Empfehlung<br />

(Qualität der<br />

EHRENAMT MIT MEHRWERT<br />

Evidenz)<br />

FÜR DIE KOLLEG*INNEN<br />

Prävention und<br />

Behandlung auf<br />

Patientenniveau<br />

Das Management approximaler Läsionen sollte innerhalb eines präventiv<br />

ausgerichteten Gesamtkonzeptes (Ernährungsberatung, Motivation<br />

zur Mundhygiene) erfolgen. Das Management des Kariesrisikos eines<br />

Patienten unterstützt auch das Management spezifischer approximaler<br />

Läsionen und hilft bei der Prävention neuer Läsionen auf nicht betroffenen<br />

Zahnoberflächen.<br />

schwach 10<br />

Zustimmung<br />

von 0-10<br />

Non- und<br />

mikroinvasive<br />

Interventionen<br />

Für nicht kavitierte Läsionen:<br />

a. Non-invasive Maßnahmen (z. B. Interdentalreinigung, topische Fluoridapplikation)<br />

können angewandt werden, um approximale Läsionen zu<br />

arretieren. Dies kann bei Patienten mit geringem Kariesrisiko oder bei<br />

Läsionen, die röntgenologisch auf den Schmelz beschränkt sind, ausreichend<br />

sein, um eine erfolgreiche Arretierung der Läsion zu bewirken.<br />

b. Bei Hochrisikopatienten oder bei Läsionen, die sich röntgenologisch<br />

bis ins Dentin erstrecken, sollten zusätzlich mikro-invasive Strategien<br />

(Versiegelung, Kariesinfiltration) erwogen werden.<br />

schwach 10<br />

moderat 10<br />

c. Die Entscheidung zwischen approximaler Versiegelung und Kariesinfiltration<br />

sollte von individuellen Erwägungen geleitet werden, einschließlich<br />

Anwendbarkeit, klinischer Erfahrung und Kosten.<br />

moderat 10<br />

Invasive<br />

Interventionen<br />

Bei kavitierten Läsionen ist häufig eine Restauration indiziert. Für die<br />

Restauration approximaler Läsionen erlauben adhäsive Techniken eine<br />

minimalinvasive, substanzschonende Präparation; zudem sind adhäsive<br />

Materialien in der Regel zahnfarben und damit in vielen Fällen bereits das<br />

Material der Wahl. Amalgame weisen jedoch ein geringeres Sekundärkariesrisiko<br />

auf; zudem ist die Füllungslegung <strong>für</strong> Amalgame weniger<br />

techniksensitiv. Daher können sie in komplexeren Szenarien sinnvoll<br />

eingesetzt werden, wobei entsprechende Richtlinien (Phase-Down; keine<br />

Amalgamanwendung in Deutschland <strong>für</strong> Patienten mit Amalgamallergie<br />

und Niereninsuffizienz; bei Individuen


ZBW_4/2023<br />

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37_FORTBILDUNG<br />

Ebene<br />

Empfehlung<br />

Stärke der<br />

Empfehlung<br />

(Qualität der<br />

Evidenz)<br />

Zustimmung<br />

von 0-10<br />

Prävention und<br />

Behandlung auf<br />

Patientenniveau<br />

Durch das Management des gesamten Kariesrisikos eines Patienten<br />

wird auch das Risiko <strong>für</strong> das Auftreten von Sekundärkaries reduziert.<br />

schwach 10<br />

Detektion von<br />

Sekundärkaries<br />

Detektionsmethoden <strong>für</strong> Sekundärkaries sollten auf das Kariesrisiko<br />

des Patienten zugeschnitten sein. Insbesondere bei Patienten mit<br />

geringem Risiko sollte eine falsch-positive Erkennung und eine nachfolgende<br />

Überbehandlung vermieden werden. Dies kann durch eine<br />

Kombination von Bissflügelaufnahme und visuell-taktiler Beurteilung/<br />

Bestätigung beim Screening auf Sekundärkaries erreicht werden.<br />

schwach 10<br />

Therapie von<br />

Sekundärkaries<br />

Bei der Behandlung detektierter Sekundärkaries sollten minimalinvasive<br />

Ansätze (Reparatur-/Ergänzungsfüllung, Re-Politur etc) erwogen werden.<br />

schwach 10<br />

Sekundärkaries. Konsensusempfehlungen der European Organisation for Caries Research (ORCA), der European Federation of Conservative Dentistry und der<br />

Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Zahnerhaltung (EFCD/DGZ) zum Management von Sekundärkaries (übersetzt aus Schwendicke, Splieth et al. 2020) (Tabelle 2).<br />

die mit bestehenden Restaurationen assoziiert sind oder<br />

echte sekundäre Läsionen bedeuten, die Folge größerer<br />

Restaurationsranddefekte sind. Sekundärkaries tritt häufiger<br />

bei Hochrisikopatienten, bei subgingivalen Restaurationen<br />

und im Seitenzahnbereich auf (Askar, Krois et al.<br />

2020).<br />

Das Sekundärkariesrisiko verschiedener Restaurationsmaterialien<br />

ist nur bedingt untersucht. Amalgame weisen ein geringeres<br />

Risiko als Komposite auf; bei den diversen Amalgamalternativen<br />

(Komposite, Glasionomere, Kompomere)<br />

scheint es nur wenig nachgewiesene Unterschiede zu geben<br />

(<strong>für</strong> Glasionomere wird die Fluoridfreisetzung im Randbereich<br />

der Restauration als möglicherweise vorteilhaft diskutiert).<br />

Generell scheinen Patienten- und Anwenderfaktoren<br />

entscheidender <strong>für</strong> das Sekundärkariesrisiko zu sein.<br />

Die frühzeitige Detektion von Sekundärkaries erlaubt oftmals<br />

eine wenig invasive Behandlung, z. B. unter Einsatz von<br />

Reparaturen, Polituren oder Rekonturierungen. Diese sind,<br />

wenn möglich, einer vollständigen Restaurationsentfernung<br />

und Erneuerung vorzuziehen. Allerdings gibt es nur wenige<br />

Studien zur Diagnostik von Sekundärkaries. Als mögliche<br />

Diagnostikmethoden kommen visuelle, taktile, radiografische,<br />

Laserfluoreszenz- und quantitative lichtinduzierte Fluoreszenzuntersuchungen<br />

in Frage. Von diesen Ansätzen können<br />

momentan nur die visuelle, röntgenologische und Laserfluoreszenz-Diagnostik<br />

empfohlen werden. Dabei scheint es<br />

zudem ratsam, verschiedene Methoden miteinander zu kombinieren<br />

und so eine höhere diagnostische Sicherheit zu erlangen.<br />

Die Empfehlungen zur Behandlung von Sekundärkaries<br />

sind in Tabelle 2 zusammengefasst.<br />

SCHLUSSFOLGERUNGEN<br />

Das Management von Karies ist <strong>für</strong> die meisten von uns tägliche<br />

Routine. Bei Erwachsenen werden häufig vor allem approximale<br />

und Sekundärkaries therapiert. Die Entscheidung<br />

<strong>für</strong> oder gegen spezielle Behandlungsmethoden richtet<br />

sich dabei unter anderem nach der Läsionsaktivität und<br />

dem Oberflächenstatus. Für approximale Läsionen ist zudem<br />

die röntgenologische Läsionstiefe relevant. Wenn möglich,<br />

sollten non- und mikro-invasive Therapien eingesetzt<br />

werden; invasive Therapien sind weitgehend kavitierten Läsionen<br />

vorbehalten. Zahnärzte sollten die hier dargestellten<br />

Empfehlungen bei ihrer täglichen Entscheidungsfindung<br />

berücksichtigen und sie je nach den Wünschen der Patienten,<br />

den individuellen klinischen Bedürfnissen und ihrer Erfahrung<br />

und Expertise anwenden.<br />

Prof. Dr. Falk Schwendicke,<br />

Charité - Universitätsmedizin Berlin<br />

Das Literaturverzeichnis kann beim IZZ bestellt werden unter<br />

Tel: 0711/222966-14 oder E-Mail: info@zahnarzteblatt.de.<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

0711 222966-14<br />

info@zahnaerzteblatt.de<br />

Prof. Dr. Falk Schwendicke<br />

Direktor Abteilung Orale Diagnostik,<br />

Digitale Zahnheilkunde und<br />

Versorgungsforschung<br />

Charité – Universitätsmedizin Berlin


38_FORTBILDUNG<br />

ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

ZFZ Winter-Akademie<br />

UPDATE ZAHNÄRZTLICHE<br />

CHIRURGIE<br />

Bei der Winter-Akademie des Zahnmedizinischen Fortbildungszentrums Stuttgart (ZFZ)<br />

gab es in diesem Jahr einige Neuerungen: Die Veranstaltung wurde erstmals in hybrider<br />

Form ausgerichtet. Sie startete Ende Januar 2023 sowohl in Präsenz am neuen Austragungsort<br />

Kornwestheim als auch im Live-Stream, und wurde im Februar an zwei<br />

weiteren Terminen als Live-Stream weitergeführt. Thema der Veranstaltungsreihe: „Update<br />

zahnärztliche Chirurgie im Praxisalltag“. Insgesamt gab es sieben praxisorientierte<br />

Vorträge sowie eine abschließende Live-Diskussion, die bis Ende März zusätzlich im<br />

On-Demand-Bereich des ZFZ abgerufen werden konnten.<br />

Auftakt. ZFZ-Leiterin PD Dr. Yvonne Wagner (r.) und Dr. Eberhard Montigel (l.), Vorsitzender des<br />

ZFZ-Verwaltungsrats, starteten zusammen mit Prof. Dr. Matthias Pelka (2. v. l.), Prof. Dr. Dr.<br />

Matthias Schneider und Prof. Dr. Dr. Monika Daubländer die Winter-Akademie 2023 in Kornwestheim.<br />

Die diesjährige ZFZ Winter-Akademie<br />

stellte unter Beweis, dass sich die<br />

zahnärztliche Fortbildung in einer<br />

Kombination aus Präsenzveranstaltung<br />

und digitalen Elementen wie Live-Stream<br />

und Video-On-Demand<br />

einer immer größeren Beliebtheit erfreut.<br />

Die Erfahrungen aus den vergangenen<br />

Coronajahren zeigten, dass<br />

eine zeitlich unabhängig durchführbare<br />

Fortbildung nachgefragt wird,<br />

die in der kalten Jahreszeit zudem<br />

kein Infektionsrisiko birgt. Wer sich<br />

kollegial austauschen wollte, fand<br />

sich zur Auftaktveranstaltung in der<br />

Kultur- und Kongresszentrum Kornwestheim<br />

ein, wo es zusätzlich eine<br />

Dentalausstellung gab.<br />

ZFZ-Leiterin, PD Dr. Yvonne Wagner,<br />

hatte in diesem Jahr ein interessantes<br />

Programm aus sieben Vorträgen rund<br />

um das Motto „Update zahnärztliche<br />

Chirurgie im Praxisalltag“ zusammengestellt,<br />

das viele umsetzbare<br />

Tipps <strong>für</strong> die tägliche Arbeit in der<br />

Praxis anbot.<br />

PATIENTENAUFKLÄRUNG<br />

Über die rechtlichen Aspekte und die<br />

Bedeutung der Patientenaufklärung<br />

sprach Prof. Dr. Matthias Pelka aus<br />

Erlangen. Da jegliches zahnärztliches<br />

Handeln in der Mundhöhle im juristischen<br />

Sinne eine Körperverletzung<br />

darstellt, ist es wichtig, sich vor der Behandlung<br />

die Einwilligung der Patientin<br />

oder des Patienten einzuholen.<br />

Ohne eine schriftlich dokumentierte<br />

Einwilligung kann man den Eingriff<br />

nur schwer nachweisen. Prof. Dr.<br />

Foto: ZFZ<br />

Pelka zeigte anhand verschiedener<br />

Fallbeispiele, welche erheblichen Folgen<br />

mit gesundheitlich dauerhaften<br />

Beeinträchtigungen bereits kleine,<br />

fast unbedeutende Eingriffe haben<br />

können. Er empfahl, die Patientin<br />

oder den Patienten mindestens 24<br />

Stunden vor einer Behandlung aufzuklären.<br />

Die mündliche Aufklärung<br />

sollte auch die Behandlungsrisiken<br />

sowie -alternativen umfassen und<br />

schriftlich dokumentiert werden. Unterschriebene<br />

Aufklärungsbögen sind<br />

hervorragende Dokumentationen, die<br />

im Streitfall sehr wertvoll sein können.<br />

LOKALANÄSTHESIE<br />

Prof. Dr. Dr. Monika Daubländer aus<br />

Mainz lieferte ein Update in Sachen<br />

Schmerzausschaltung bei Zahnbehandlungen.<br />

Insbesondere das Lokalanästhetikum,<br />

Vasokonstriktor<br />

und Technik standen dabei im Vordergrund.<br />

Sie sollten entsprechend<br />

den Bedürfnissen der Patientinnen<br />

und Patienten und der geplanten Behandlung<br />

differenziert ausgewählt<br />

und eingesetzt werden. Die Zahl alter<br />

und multimorbider Patientinnen<br />

und Patienten, die zahnärztlich behandelt<br />

werden, nimmt aufgrund der<br />

demografischen Veränderungen der<br />

Bevölkerung kontinuierlich zu. Doch<br />

Alter bedeutet nicht automatisch ein<br />

erhöhtes Behandlungsrisiko. Erst die<br />

Art und vor allem die Anzahl der Erkrankungen<br />

und die damit verbundenen<br />

Medikamente machen die Behandlung<br />

riskant. Hier ist die differenzierte<br />

Auswahl des Lokalanästhetikums<br />

sehr wichtig. Besondere Vorsicht<br />

ist bei Patientinnen und Patien-


ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

39_FORTBILDUNG<br />

ten mit kardiovaskulären oder endokrinologischen<br />

Erkrankungen, mit<br />

Erkrankungen des zentralen Nervensystems<br />

sowie mit Lungenerkrankungen<br />

geboten.<br />

ZAHNENTFERNUNG<br />

Über den häufigsten Eingriff am Menschen<br />

– die Zahnentfernung – referierte<br />

Prof. Dr. Dr. Matthias Schneider aus<br />

Dresden. Im Jahr 2022 wurden über<br />

die GKV 8,4 Millionen Extraktionen<br />

und 3,7 Millionen Osteotomien abgerechnet,<br />

trotzdem zählt die Zahnentfernung<br />

nicht zu den zehn häufigsten<br />

Leistungen, die in der Praxis durchgeführt<br />

werden. Sie gehören dennoch<br />

zur profunden Basisarbeit in der<br />

Zahnarztpraxis. Die schnelle und erfolgreiche<br />

Zahnentfernung ist ein wesentliches<br />

Kriterium, ob die Zahnärztin<br />

bzw. der Zahnarzt von ihren Patientinnen<br />

oder Patienten <strong>für</strong> gut oder<br />

schlecht befunden werden. In den<br />

meisten Fällen verheilt die Extraktionswunde<br />

fast immer in wenigen Tagen.<br />

Die betroffenen Patientinnen<br />

und Patienten sind meist nur unerheblich<br />

und kurzzeitig beeinträchtigt.<br />

Neben einer sauberen operativen<br />

Technik sind laut Prof. Dr. Dr. Schneider<br />

zusätzlich solide fachliche Kenntnisse<br />

zum Wundmanagement erforderlich,<br />

um schwere und langwierige<br />

Komplikationen zu vermeiden. Er<br />

stellte außerdem bekannte und aktuelle<br />

Aspekte zum Erhalt des Alveolarknochens,<br />

zur Wund- und Alveolenversorgung,<br />

zum akuten und chronischen<br />

Schmerz sowie zur Vermeidung<br />

und Therapie von Nachblutungen<br />

und Wundheilungsstörungen vor.<br />

Hier ging er besonders auf die Problematik<br />

oraler Antikoagulanzien ein.<br />

Moderation. Die ZFZ-Direktorin PD Dr. Yvonne Wagner führte bei der<br />

Winter-Akademie durchs Programm und freute sich, dass am Ende über 660<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei waren.<br />

ORALCHIRURGISCHE NOTFÄLLE<br />

Im zahnärztlichen Notfalldienst<br />

werden Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />

immer wieder mit oralchirurgischen<br />

Notfällen konfrontiert.<br />

Prof. Dr. Andreas Filippi aus Basel<br />

informierte über die Erstversorgung<br />

solcher Notfälle, insbesondere über<br />

den Umgang mit Abszessen, Nachblutungen,<br />

Wundinfektionen und<br />

Avulsionen. Anhand von Patienten-<br />

Fallbeispielen lieferte Prof. Dr.<br />

Filippi zahlreiche Tipps zur Problemlösung<br />

im Notfalldienst. Bei Abszessen<br />

wird in praktisch allen Fällen<br />

eine Inzision und Drainage<br />

durchgeführt. Die Inzision stellt dabei<br />

keine Therapie dar, sondern behandelt<br />

nur die Symptomatik. Die<br />

ursächliche Therapie muss später erfolgen.<br />

Bei Patientinnen oder Patienten<br />

mit Blutungen kann die Blutung<br />

oftmals mithilfe eines Aufbisstupfers<br />

gestoppt werden, der unter Kontrolle<br />

mindestens 15 Minuten im<br />

Mund behalten wird. Hört die Blutung<br />

nicht auf, sollte an eine Klinik<br />

überwiesen werden. Prof. Filippi<br />

empfahl außerdem die Anschaffung<br />

von Zahnrettungsboxen, die bei Patientinnen<br />

und Patienten mit Zahnunfällen<br />

zum Einsatz kommen und<br />

ausgeschlagene Zähne retten können<br />

– sofern die Zähne so schnell wie<br />

möglich dort eingelegt und bei Zimmertemperatur<br />

gelagert werden.<br />

ZAHNEXTRAKTIONEN<br />

Dr. Ali-Reza Ketabi aus Stuttgart referierte<br />

in seinem Vortrag über Zahnextraktionen<br />

im Spannungsfeld zwischen<br />

Generalist und Spezialist. Im<br />

Falle einer anstehenden Zahnextraktion<br />

prüft Dr. Ketabi im Vorfeld die<br />

Knochenstruktur, Anatomie der<br />

Wurzel, Parodontalspalt sowie Frakturen<br />

des betroffenen Zahnes, um<br />

den Schwierigkeitsgrad der Behandlung<br />

abzuschätzen und mögliche<br />

Probleme vermeiden zu können. Dr.<br />

Ketabi ist es wichtig, eine Linie zu<br />

ziehen zwischen der Behandlung, die<br />

er als Generalist selbst noch durchführen<br />

kann, und der Überweisung<br />

an einen Spezialisten. Diese Entscheidung<br />

muss immer individuell<br />

und in Anbetracht der verfügbaren<br />

Ausstattung und Materialien in der<br />

Zahnarztpraxis getroffen werden. Dr.<br />

Ketabi zeigte anhand von Fallbeispielen,<br />

welche Behandlungsentscheidungen<br />

er in seiner Praxis getroffen<br />

hat.<br />

NACHBLUTUNGEN<br />

In der Zahnarztpraxis können postinterventionelle<br />

Nachblutungen ein<br />

ernstzunehmendes Problem darstellen.<br />

Prof. Dr. Dr. Peer Kämmerer aus<br />

Mainz stellte daher Patientinnen und<br />

Patienten unter medikamentöser<br />

Blutgerinnung in den Fokus seines<br />

Vortrags. In Deutschland wird schätzungsweise<br />

eine Million Menschen<br />

mit antikoagulierenden Medikamenten/Thrombozytenaggregationshemmern<br />

(zur Verhinderung von Blutgerinnseln)<br />

behandelt. Ein Absetzen,<br />

eine Veränderung oder eine Reduktion<br />

der Antikoagulanzien im Falle einer<br />

Operation erhöht das Risiko<br />

thrombembolischer Ereignisse. Außerdem<br />

sind letale Blutungsereignisse<br />

nach zahnärztlich-chirurgischen Eingriffen<br />

unter oraler Antikoagulation/<br />

Thrombozytenaggregationshemmung<br />

ebenso möglich. Prof. Dr. Dr.<br />

Kämmerer gab bei seinem Vortrag<br />

zahlreiche Empfehlungen <strong>für</strong> den Umgang<br />

mit dieser Patientengruppe.<br />

IMPLANTATPROTHETIK<br />

Prof. Dr. Stefanie Kappel aus Heidelberg<br />

lieferte zum Abschluss der Winter-Akademie<br />

ein Update zur Implantatprothetik<br />

– von straight forward<br />

bis komplex. Sie gab dabei einen Überblick<br />

über aktuelle Konzepte und Materialien<br />

bei der Implantatversorgung<br />

und zeigte Möglichkeiten, Limitationen<br />

und Risiken von implantatgetragenem<br />

Zahnersatz auf.<br />

Bei der abschließenden großen Live-<br />

Diskussion hatten die Teilnehmenden<br />

nochmal die Gelegenheit, ihre Fragen<br />

an die Referentinnen und Referenten<br />

zu richten. <br />

Claudia Richter<br />

Foto: C. Richter


40_FORTBILDUNG<br />

ZBW_4/2023<br />

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21. Ulmer Herbstsymposium<br />

ZUKUNFTSORIENTIERTE<br />

FORTBILDUNG<br />

Ende November letzten Jahres lud das Zentrum <strong>für</strong> Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde des<br />

Universitätsklinikums Ulm zusammen mit der Bezirkszahnärztekammer Tübingen zum Ulmer<br />

Herbstsymposium ein. Der Einladung folgten zahlreiche Kolleginnen und Kollegen, darunter<br />

viele junge Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner. Das Symposium war ausgebucht und<br />

auch ältere Semester nutzten die Gelegenheit, um sich mit ehemaligen Studienkolleginnen<br />

und -kollegen zu treffen. Prof. Dr. Dr. Alexander Schramm und Prof. Dr. Bernd Haller führten<br />

durch das Programm.<br />

Implantatmaterialien. Prof. Dr. Heike Rudolph gab einen Überblick über geeignete Werkstoffe<br />

<strong>für</strong> Implantat-Versorgungen.<br />

WERKSTOFFE FÜR IMPLANTATE<br />

Oberärztin Dr. Heike Rudolph, Poliklinik<br />

<strong>für</strong> Zahnärztliche Prothetik, eröffnete<br />

das Symposium mit ihrem ersten<br />

Vortrag als frischgebackene apl. Professorin.<br />

„Welche Werkstoffe sind <strong>für</strong> Implantat-Versorgungen<br />

besonders geeignet?“<br />

Vor allem <strong>für</strong> verblendete Zirkoniumdioxid-Restaurationen<br />

auf keramischen<br />

Implantaten werden hohe Chipping-Raten<br />

beschrieben. Dabei haben<br />

vor allem Brücken einen negativen Einfluss<br />

auf dieses Resultat. Wenige Komplikationen<br />

wurden hingegen, so Prof.<br />

Rudolph, bei Verwendung von monolithischem<br />

Lithiumdisilikat festgestellt.<br />

Die Überlebensraten seien insgesamt<br />

gut und liegen unabhängig vom keramischen<br />

Material bei ca. 97 Prozent. Im<br />

Gegensatz dazu liege die Überlebensrate<br />

von kunststoffbasierten Einzelkronen<br />

nach drei Jahren nur bei 36 Prozent.<br />

Im Anschluss ging sie der Frage nach,<br />

ob einteilige keramische Implantate<br />

Fotos: Dr. Steybe<br />

mit reduzierter Abutmenthöhe ohne<br />

ein erhöhtes Retentionsverlustrisiko<br />

<strong>für</strong> die Restaurationen eingesetzt werden<br />

können. Für die in vitro untersuchten<br />

Abutment-Höhen zeige sich kein<br />

statistisch signifikanter Unterschied<br />

bei den benötigten Abzugskräften, die<br />

Retention war auch bei vier Millimeter<br />

Höhe im Vergleich zu fünf Millimeter<br />

Höhe ausreichend.<br />

Im Bereich der provisorischen Befestigung<br />

wurden eugenolfreie und eugenolhaltige<br />

Zinkoxidzemente untersucht sowie<br />

komposit-basierte provisorische Zemente.<br />

Abzugskräfte von bis zu zwei<br />

Megapascal und mehr fanden sich nach<br />

einem Tag Wasserlagerung. Nach einer<br />

Woche Wasserlagerung zeigten manche<br />

Materialien reduzierte, andere hingegen<br />

erhöhte Abzugskräfte. Die eugenolfreien<br />

und damit weniger ölhaltigen Materialien<br />

zeigten eine bessere mikromechanische<br />

Interaktion. Darüber hinaus<br />

ging Prof. Rudolph der Frage nach, welcher<br />

definitive Zement bei implantatgetragenen<br />

Kronen am besten geeignet ist.<br />

Kunststoffmodifizierte Glasionomerzemente<br />

zeigten sich in der In-vitro-Versuchsreihe<br />

den klassischen Glasionomerzementen<br />

und beide den selbstadhäsiven<br />

Kunststoffzementen überlegen.<br />

Die Abzugskräfte beginnen laut Prof.<br />

Rudolph in der Regel dort, wo die der<br />

provisorischen Materialien enden und<br />

steigen materialabhängig auf bis zu 15<br />

Megapascal. Es zeigte sich wiederum<br />

kein signifikanter Einfluss der Abutmenthöhe<br />

(vier und fünf Millimeter).<br />

Eine Vorkonditionierung durch ein geeignetes<br />

Strahlmittel und die Verwendung<br />

eines Keramik-Primers <strong>für</strong> Kunststoffzemente<br />

ist zu empfehlen.<br />

Was die Interaktion am Weichgewebe-<br />

Implantat-Abutment-Interface betrifft,<br />

konnte Prof. Rudolph feststellen, dass<br />

in einem Nachuntersuchungszeitraum<br />

von bis zu fünf Jahren bislang kein Hinweis<br />

auf einen Materialeinfluss zu erkennen<br />

war. Es seien weder technische<br />

noch biologische Komplikationen oder<br />

Misserfolge aufgetreten.<br />

INTRAORALSCANS<br />

Den zweiten Vortrag hielt Oberärztin<br />

Dr. Juliana Fink, Klinik <strong>für</strong> Zahn-, Kiefer-<br />

und plastische Gesichtschirurgie,<br />

zum Thema „Die Anwendung des Intraoralscans<br />

in der dentalen Implantologie“.<br />

Das Ziel in der zahnärztlichen<br />

Implantologie ist es, durch Planung<br />

und Umsetzung digitaler 3-D-Techniken<br />

klinische Ergebnisse vorhersagbarer,<br />

präziser und sicherer zu gestalten.<br />

Im Jahr 2018 arbeiteten ca. 15 Prozent<br />

der niedergelassenen Praxen mit Intraoralscannern,<br />

und die Tendenz ist steigend.<br />

Dentallabore sind dem digitalen<br />

Workflow gegenüber wesentlich aufgeschlossener.


ZBW_4/2023<br />

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41_FORTBILDUNG<br />

Dr. Fink erklärte das Vorgehen mit<br />

dem Intraoralscanner. Danach betrachtete<br />

sie die Vor- und Nachteile des<br />

Scannens: Vorteile des Scannens seien<br />

die direkte Anzeige am Bildschirm, die<br />

Vermeidung von möglichen Ungenauigkeiten,<br />

der digitale Versand und kein<br />

bzw. ein geringerer Würgereiz. Demgegenüber<br />

ständen folgende Nachteile:<br />

Das Verfahren ist kostenintensiv, eine<br />

Schulung des Personals ist notwendig,<br />

wobei hier eine steile Lernkurve zu beobachten<br />

sei, und das Verfahren hat<br />

Grenzen bei Indikationen wie zahnlosem<br />

Kiefer, Blutungen, Speichelfluss<br />

und beweglicher Schleimhaut.<br />

Laut Dr. Fink könne man digitale Situationsabformungen<br />

<strong>für</strong> die Planung<br />

der Implantate verwenden und die Implantate<br />

intraoral mithilfe von Scan-<br />

Abutments abformen. Anhand eines<br />

Falles zeigte sie den Arbeitsablauf, wie<br />

ein DVT mit einem Oberflächenscan<br />

gematcht wird. Mit diesen Daten werden<br />

die Implantat-Positionen geplant<br />

und in eine Bohrschablone überführt.<br />

Die damit gesetzten Implantate weichen<br />

im Apexbereich nach eigenen klinischen<br />

Untersuchungen von der Planung<br />

maximal um 1,5 Millimeter ab.<br />

Der Mittelwert liegt bei 0,36 Millimeter.<br />

Die Lage der Implantate kann<br />

ebenfalls strahlungsfrei mit dem Intraoralscanner<br />

überprüft werden.<br />

EINZELZAHNLÜCKE<br />

Nach einer Kaffeepause referierte Prof.<br />

Dr. Bernd Lapatki, Ärztlicher Direktor,<br />

Klinik <strong>für</strong> Kieferorthopädie und Orthodontie,<br />

über das Thema „Der orthodontische<br />

Lückenschluss nach Verlust<br />

oder Aplasie einzelner Zähne“. Ein Verlust<br />

einzelner bleibender Zähne könne<br />

entweder durch Karies, Hypomineralisation,<br />

Pulpitis oder Parodontitis, Aplasie<br />

oder dentales Trauma bedingt<br />

sein. Für die Therapie von Einzelzahnlücken<br />

kommen primär der orthodontische<br />

Lückenschluss oder eine prothetische<br />

Lösung – je nach Lokalisation<br />

entweder mittels implantatgestützter<br />

Krone oder einflügeliger Adhäsivbrücke<br />

– infrage. Die kieferorthopädischen<br />

und prothetischen Alternativen zeichnen<br />

sich durch eine hervorragende<br />

Langzeitstabilität und sehr gute Ästhetik<br />

aus. Die Tatsache, dass gesunde natürliche<br />

Zähne künstlichem Zahnersatz<br />

grundsätzlich überlegen sind,<br />

spreche laut Prof. Lapatki bei Erfüllung<br />

bestimmter Voraussetzungen <strong>für</strong><br />

einen orthodontischen Lückenschluss.<br />

Die Zeiten, in denen der orthodontische<br />

Lückenschluss mit Kompromissergebnissen<br />

verbunden war, gehören<br />

seit Einführung skelettal verankerter<br />

Multibracket-Apparaturen der Vergangenheit<br />

an. Diese ermöglichen den Lückenschluss<br />

im Seitenzahnbereich rein<br />

von distal ohne unerwünschte Kollateralbewegungen<br />

der Frontzähne. Außerdem<br />

erlauben sie auch eine Beschränkung<br />

der Apparatur auf kleinere<br />

dentale Segmente oder sogar einzelne<br />

Zähne, was die Akzeptanz<br />

<strong>für</strong> eine<br />

orthodontische<br />

Lösung deutlich<br />

erhöhen kann.<br />

Das Vorhandensein<br />

von Weisheitszähnen<br />

spielt bei<br />

der Entscheidung<br />

zugunsten einer<br />

kieferorthopädischen<br />

Lösung eine<br />

wichtige Rolle. Impaktierte<br />

8er brechen<br />

nach Mesialisation<br />

der Seitenzahnreihe<br />

zumeist<br />

im Alter von 18 bis<br />

30 Jahren durch<br />

und können somit<br />

die Kau- und Abstützungsfunktion<br />

der mesialisierten 7er übernehmen.<br />

Auch aus diesem Grund sollte die Entscheidung<br />

zur Extraktion beschwerdefreier<br />

asymptomatischer Weisheitszähne<br />

nur auf Basis einer gründlichen individuellen<br />

Abwägung der Vorteile,<br />

Risiken und Perspektiven erfolgen.<br />

ENDODONTIE<br />

Dr. Sebastian Schnaidt, Abteilung <strong>für</strong><br />

Zahnerhaltungskunde und Parodontologie,<br />

sprach in seinem Vortrag<br />

„Entscheidend ist, was man rausholt“<br />

über die Infektionskontrolle in der<br />

Endodontie. Um das Thema einzuleiten,<br />

erläuterte er die Rahmenbedingungen<br />

einer solchen Behandlung<br />

und stellte dabei Maßnahmen vor, die<br />

zu einer Qualitätssteigerung beitragen<br />

wie beispielsweise Vergrößerungshilfen.<br />

Außerdem ging er auf den benötigten<br />

Zeitaufwand und eine angemessene<br />

Vergütung ein. Im Weiteren<br />

zeigte er die Vorteile einer präendodontischen<br />

Restauration auf, wie beispielsweise<br />

die Abdichtung gegen Bakterien<br />

und Spüllösungen oder die Verwendung<br />

von Kofferdam und Endometrie<br />

mit festen Referenzpunkten.<br />

Darüber hinaus stellte Dr. Schnaidt<br />

das Auffinden von Kanaleingängen in<br />

den Mittelpunkt und erklärte das<br />

praktische Vorgehen anhand klinischer<br />

Bilder aus seiner Fallsammlung.<br />

Hierbei verdeutlichte er, wie wichtig<br />

das Erkennen von Farbübergängen<br />

und anderen Hinweisen wie weißlichen<br />

Dentin-Einpressungen sei.<br />

Ein kurzer Exkurs in das Verfahren<br />

der Guided Endodontics führte ihn<br />

anschließend zum Herstellen eines geradlinigen<br />

Zugangs, der koronalen Erweiterung<br />

und eines Gleitpfades mit<br />

Herbstsymposium. Vertiefung von Fachwissen und Austausch unter Kolleginnen<br />

und Kollegen <strong>für</strong> eine bessere Patientenversorgung.<br />

Handinstrumenten. Die mechanische<br />

Aufbereitung stellte Dr. Schnaidt als<br />

entscheidende Voraussetzung <strong>für</strong> eine<br />

effektive Desinfektion des Wurzelkanalsystems<br />

vor und betonte wiederholt<br />

die Bedeutung des Leitsatzes<br />

„Spülen und Rekapitulieren“, um<br />

Verblockungen von infiziertem<br />

Dentin zu verhindern. Zum Abschluss<br />

ging Dr. Schnaidt näher auf die schallaktivierte<br />

Spülung des Wurzelkanalsystems<br />

ein und empfahl dabei Eddy<br />

(VDW), um die Infektionskontrolle<br />

effektiver zu gestalten. Eine Aufbereitungsgröße<br />

der Wurzelkanäle von<br />

mindestens ISO 35 sei dabei Voraussetzung.<br />

FAZIT<br />

Am Ende der Vorträge blieb noch Zeit<br />

<strong>für</strong> persönliche Gespräche mit den<br />

Referentinnen und Referenten. Es<br />

wurden Fälle diskutiert und Ratschläge<br />

gegeben. Der direkte Kontakt<br />

zwischen den universitären Kollegen<br />

und den niedergelassenen Kolleginnen<br />

und Kollegen rundete den Vormittag<br />

ab. Der Besuch des Ulmer<br />

Herbstsymposiums bietet ehemaligen<br />

Ulmer Studierenden eine großartige<br />

Gelegenheit, sich mit anderen Ehemaligen<br />

zu treffen.<br />

<br />

Dr. Markus Steybe


42_FORTBILDUNG<br />

ZBW_4/2023<br />

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Forum Rottweil: Mouth & More<br />

ZAHNHEILKUNDE BEI<br />

MULTIMORBIDEN MENSCHEN<br />

Die zahnärztliche Versorgung von älteren und hochbetagten Menschen war Thema der Fortbildung<br />

Ende Februar beim Forum Rottweil. Prof. Dr. Dr. Frauke Müller, Universitätszahnklinik Genf,<br />

referierte darüber. Vor 20 Jahren wurde sie auf den zweiten Lehrstuhl <strong>für</strong> Alterszahnmedizin<br />

in Europa berufen und begeisterte die Zuhörerinnen und Zuhörer durch ihre Expertise,<br />

ihr spürbares Engagement und ihre Empathie <strong>für</strong> dieses spezielle Teilgebiet der Zahnmedizin.<br />

Herausforderungen. Prof. Dr. Dr. Frauke<br />

Müller erklärte, was bei der prothetischen<br />

Versorgung von alten und multimorbiden<br />

Menschen zu berücksichtigen ist.<br />

In den vergangenen Jahrzehnten hat die<br />

Kariesprophylaxe in der Zahnheilkunde<br />

einen breiten Raum eingenommen. Das<br />

ist auch berechtigt, denn die Erfolge waren<br />

und sind beeindruckend. Viele junge<br />

Menschen kommen heute kariesfrei ins<br />

Erwachsenenalter. Gleichzeitig steigt jedoch<br />

der Bedarf an Zahnersatz im höheren<br />

Lebensalter, wodurch sich die Alterskurve<br />

verschiebt. Mittlerweile tritt bei 30<br />

Prozent der Menschen Zahnlosigkeit erst<br />

in der Altersgruppe der 75- bis 100-Jährigen<br />

auf.<br />

Die zahnärztliche Behandlung im höheren<br />

und höchsten Lebensalter stellt vielfältige<br />

Herausforderungen dar, da neben<br />

den physiologischen Alterserscheinungen<br />

auch Fragilität, Morbidität sowie<br />

neurologische und psychologische Aspekte<br />

zu berücksichtigen sind. Verminderte<br />

Sehkraft, eingeschränkte manuelle<br />

Geschicklichkeit sowie das Nachlassen<br />

von Geruchs- und Tastsinn erschweren<br />

den Patientinnen und Patienten die<br />

Handhabung und Pflege von neuem<br />

Zahnersatz, auch die Eingewöhnung ist<br />

Foto: Dr. Schugg<br />

im Alter schwieriger. Daher sind die Anforderungen<br />

an Zahnersatz klar definiert:<br />

einfach zu handhaben, stabil und hygienefähig.<br />

Mit Eintritt von Pflegebedürftigkeit und<br />

Multimorbidität treten zusätzliche Risikofaktoren<br />

auf, <strong>für</strong> die spezielle Präventions-<br />

und Behandlungskonzepte notwendig<br />

sind. Prof. Müller verwies auf den „Seattle<br />

Pathway of Care“, mit dessen<br />

„Mundgesundheitsplan“ eine sukzessive<br />

Anpassung an fortschreitenden funktionellen<br />

Abbau und chronische Erkrankungen<br />

möglich wird.<br />

PNEUMONIEN<br />

Erschreckende Zahlen präsentierte Prof.<br />

Müller in ihrem Vortrag: Einer von zehn<br />

Todesfällen aufgrund von Pneumonien<br />

bei Pflegebedürftigen ließe sich durch<br />

gute Mundhygiene vermeiden. Bei Pflegekräften<br />

sei wenig bekannt, dass Prothesen<br />

über Nacht nicht im Mund, sondern<br />

trocken außerhalb gelagert werden sollten.<br />

Bei nächtlichem Tragen besteht laut<br />

Prof. Müller ein um 50 Prozent erhöhtes<br />

Risiko <strong>für</strong> Pneumonien.<br />

Ein weiteres Problem bei ungefähr einem<br />

Drittel alter und sehr alter Menschen ist<br />

Mundtrockenheit. Durch bakterielle Besiedelung<br />

entsteht in rasantem Tempo<br />

Wurzelkaries und in der Folge häufig eine<br />

Fraktur von Kronen. Die Referentin hatte<br />

einige kleine Tipps und Tricks mitgebracht,<br />

wie zum Beispiel „chewy tubes“,<br />

die im Internet erhältlich sind. Weniger<br />

angenehm ist jedoch nach Meinung von<br />

Prof. Müller künstlicher Speichel.<br />

Mit zunehmender Demenz steigen die<br />

Herausforderungen nicht nur <strong>für</strong> Pflegekräfte<br />

und Angehörige, sondern auch <strong>für</strong><br />

zahnärztliche Betreuerinnen und Betreuer.<br />

Prof. Müller riet von Implantatversorgungen<br />

bei Demenzkranken ab und betonte,<br />

dass die zahnärztliche Betreuung<br />

in der Praxis des Hauszahnarztes erfolgen<br />

sollte und nicht zu Hause oder im Heim.<br />

Sie forderte Krankenkassen und Politik<br />

auf, <strong>für</strong> entsprechende Transportkonzepte<br />

und -möglichkeiten zu sorgen. Da sehr<br />

alte Menschen heutzutage noch oft einen<br />

beachtlichen Zahnbestand haben, wies<br />

sie darauf hin, dass bei zehn oder mehr<br />

vorhandenen Zähnen und gleichzeitig<br />

Taschentiefen über vier Millimeter ein<br />

3,9-fach erhöhtes Risiko bestehe, an einer<br />

Pneumonie zu versterben.<br />

SCHMERZEN<br />

Erstaunlich scheint die Erkenntnis, dass<br />

die Schmerzschwelle bei dementen Personen<br />

unverändert ist. Mangels adäquater<br />

Ausdrucksmöglichkeit ist es <strong>für</strong> die Umgebung<br />

schwierig, Schmerzen bei Demenzkranken<br />

zu erkennen. Daher sei die<br />

Schmerztherapie in der Palliativmedizin<br />

häufig unzureichend. Umso wichtiger sei<br />

es, dass die Zahnärztin bzw. der Zahnarzt<br />

bei der klinischen Inspektion Druckstellen<br />

erkennt und diese beseitigt, auch wenn<br />

die Patientin bzw. der Patient keine Beschwerden<br />

oder Schmerzen angibt.<br />

Ein wichtiges Prinzip der gesamten prothetischen<br />

Versorgung im höheren Lebensalter<br />

sollte nach Prof. Müller eine<br />

stufenweise Rückbaustrategie sein. In jeder<br />

Stufe komme der Hygienefähigkeit<br />

größte Bedeutung zu, um der beschriebenen<br />

Gefahr von Pneumonien zu begegnen.<br />

Kleine Details wie die flächige Gestaltung<br />

der Interdentalräume und die<br />

Schaffung möglichst glatter Prothesenoberflächen<br />

seien hilfreich.<br />

Der Fortbildungstag machte nachdenklich.<br />

Allen Zuhörerinnen und Zuhörern,<br />

den älteren wie den jüngeren, wurde bewusst:<br />

Niemand kann der Perspektive Alter<br />

entkommen. Im Vortrag von Prof.<br />

Müller kam immer wieder zum Ausdruck,<br />

welche Freude und Befriedigung<br />

die zahnärztliche Behandlung von alten<br />

Menschen gibt. Dankbarkeit als besondere<br />

Form eines Honorars. <br />

Dr. Reinhard Schugg


Landeszahnärztekammer BW | Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />

Akademie<br />

Fortbildungsangebot<br />

April 2023 - Juli 2023<br />

Zahnärzte/-innen<br />

Kurs Nr. 7154 | 18 Punkte<br />

Hybrid | Einzelkurs | Gutachterliche Entscheidungsfindung bei<br />

Verfahren im Auftrag von KZV und Krankenkassen<br />

Referent/-in: Dr. Gudrun Börsig, Dr. Jochen Klemke, M.A.,<br />

Dr. Manfred Lieken, M.A.<br />

Datum: 21.-22.04.2023<br />

Kursgebühr: 800 €<br />

Kurs Nr. 9453 | 10 Punkte<br />

Einzelkurs | Plastisch-ästhetische Parodontalchirurgie –<br />

Deckung freiliegender Wurzeloberflächen<br />

Referentin: Prof. Dr. Petra Ratka-Krüger<br />

Datum: 22.04.2023<br />

Kursgebühr: 550 €<br />

Kurs Nr. 9397 | 16 Punkte<br />

Teilweise online | Einzelkurs | Arbeitstechniken der modernen<br />

Endodontie<br />

Referent: Prof. Dr. Gilberto Debelian, Prof. Dr. Thomas Wrbas<br />

Datum: 28.04.2023 (online) - 29.04.2023 (Präsenz)<br />

Kursgebühr: 850 €<br />

Kurs Nr. 9407 | 5 Punkte<br />

Einzelkurs | Hybrid | Erfolgreich behandeln, auch mit (zu)<br />

wenig Personal – wie führe ich meine Praxis in Zeiten des<br />

Fachkräftemangels?<br />

Referent: Dr. Oliver Schäfer<br />

Datum: 28.04.2023<br />

Kursgebühr: 290 €<br />

Kurs Nr. 9467 | 18 Punkte<br />

Einzelkurs | Minimal-invasive Frontzahnästhetik mit Veneers &<br />

Co. – ein Arbeitskonzept <strong>für</strong> Zahnarztpraxis und Labor<br />

Referent: Prof. Dr. Sven Rinke, M.Sc., M.Sc.<br />

Datum: 14.-15.07.2023<br />

Kursgebühr: 800 € (Zahnärzte/-innen), 550 € (Zahntechniker/-<br />

innen)<br />

Seminartag 1: Teamtag <strong>für</strong> Zahnärzte/-innen und Labor<br />

Seminartag 2: Zahnmedizinische Behandlung <strong>für</strong> Zahnärzte/-<br />

innen<br />

Kurs Nr. 9433 | 6 Punkte<br />

Online | Online – Mundgesunde Ernährung von A bis Z<br />

Referent: Prof. Dr. Johan Wölber<br />

Datum: 05.05.2023<br />

Kursgebühr: 240 €<br />

Curriculum Funktionelle und Restaurative<br />

Rehabilitation<br />

Referententeam: PD Dr. Daniel Hellmann, u.a.<br />

Datum: 12.05.2023-25.11.2023 | 8 Module<br />

Kursgebühr: 4.470 €<br />

Team | <strong>ZFA</strong><br />

Kurs Nr. 9423 | 8 Punkte<br />

Einzelkurs | Update Abrechnung<br />

Referentin: Alexandra Pedersen<br />

Datum: 12.05.2023<br />

Kursgebühr: 260 €<br />

Kurs Nr. 9481<br />

Einzelkurs | Die Rezeption - das Herz der Praxis!<br />

Referentin: Brigitte Kühn, ZMV<br />

Datum: 23.06.2023<br />

Kursgebühr: 180 €<br />

Unser komplettes Programm mit vielen<br />

weiteren Kursangeboten finden Sie auch auf:<br />

www.za-karlsruhe.de<br />

Wir freuen uns auf Sie!<br />

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Kurs Nr. 9482<br />

Einzelkurs | Willkommen am Telefon – der erste Eindruck zählt<br />

Referentin: Brigitte Kühn, ZMV<br />

Datum: 24.06.2023<br />

Kursgebühr: 180 €<br />

Akademie <strong>für</strong> Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe | Lorenzstraße 7 | 76135 Karlsruhe | Fon +49 721 9181-200 | Fax + 49 721 9181-222 | fortbildung@za-karlsruhe.de


44_SOZIALES ENGAGEMENT<br />

ZBW_4/2023<br />

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Hilfseinsatz auf Chios/Griechenland<br />

ARBEIT IM CONTAINER<br />

Es ist eine große Gunst, mit und durch seine Profession anderen helfen zu können.<br />

Zahnärzte*innen tun das nahezu täglich und mitunter wird dies, sowohl von Behandlerseite<br />

als auch von der Patientenschaft, als profan hingenommen. Doch wie verhält es sich<br />

fernab des praxiseigenen Behandlungsstuhls? Wie ist es, wenn plötzlich traumatisierte<br />

Menschen Hilfe benötigen? Wie schwer ist es, die eigene Komfortzone zu verlassen und<br />

sich auf eine ungewisse Situation einzulassen? Zahnarzt Dr. Hans Hugo Wilms aus Murg<br />

hat es getan und ehrenamtlich im Flüchtlingslager Vial auf Chios/Griechenland im<br />

Container Geflüchtete aus Somalia, Palästina Sierra Leone und anderen Ländern behandelt.<br />

Herr Dr. Wilms, wie kamen Sie dazu,<br />

statt Sonne und Meer zu genießen, zwei<br />

Wochen auf Chios Zähne zu ziehen und<br />

Füllungen zu legen?<br />

Im Sommer letztes Jahr habe ich in der<br />

zm einen Beitrag darüber gelesen. Da ich<br />

einen solchen Einsatz immer schon mal<br />

vorhatte, begann ich mich näher damit<br />

zu befassen. Mir hat Chios insofern zugesagt,<br />

weil es <strong>für</strong> mich der erste Hilfseinsatz<br />

war und Griechenland nicht so<br />

weit entfernt ist. Zudem war die gesamte<br />

Abwicklung von Anfang an unkompliziert<br />

und sehr flexibel. Es hat alles gepasst<br />

und im Oktober war alles fix. Die<br />

NGO Dental-EMT hat das sehr gut und<br />

professionell vorbereitet und durchgeführt.<br />

Lässt sich der Einsatz mit den Worten<br />

„Hilfe mit einfachen Mitteln“ betiteln?<br />

Im Gegenteil. Ich war vor Ort absolut<br />

überrascht. Die Zahnstation, in der<br />

meine Kollegin Maria Nanou und ich<br />

behandelt haben, war in einem Container<br />

untergebracht. Dort war neben einem<br />

zahnärztlichen Behandlungsstuhl<br />

eine mobile Einheit mit rotem und grünem<br />

Winkelstück, dementsprechend<br />

konnte man hoch- und niedrigtourig<br />

arbeiten. Es gab außerdem ein Ultraschallhandstück<br />

und eine mobile Absaugung.<br />

Die Voraussetzungen <strong>für</strong> eine<br />

Behandlung waren wirklich sehr gut.<br />

Zudem waren wir ungestört und hatten<br />

gutes Licht. Die zweite Überraschung<br />

war die Fülle an Material. Es hat wirklich<br />

an nichts gefehlt. Ich dachte im<br />

Vorfeld, ich würde eher rudimentär arbeiten,<br />

mit ein paar wenigen Mitteln,<br />

die vor Ort zur Verfügung stehen. Aber<br />

das Gegenteil war der Fall. Eine maschinelle<br />

Aufbereitung <strong>für</strong> endodonti-<br />

Gut ausgestattet. Sowohl die zahnmedizinische Ausrüstung als auch die Verbrauchsmaterialien waren zeitgemäß<br />

und in ausreichender Menge vorhanden.<br />

sche Eingriffe und chirurgisches Besteck<br />

waren ebenfalls vorhanden, eben<br />

alles, was es braucht, um professionell<br />

zu arbeiten. Übrigens auch Schutzausrüstung<br />

und Hygienemittel. Alles finanziert<br />

auf privater Spendenbasis und<br />

von Dental Depots in Deutschland.<br />

Wie verhielt es sich mit der Verständigung?<br />

Wir hatten einen Dolmetscher, der von<br />

der NGO Salvamento Marítimo Humanitario<br />

(SMH) angestellt war und<br />

uns unterstützte. Das war auch notwendig,<br />

denn wir benötigten zur Verständigung<br />

mit den Patienten die jeweilige<br />

Muttersprache. Die Menschen<br />

wollten zum Großteil ihre Zähne behalten<br />

und haben nicht alles einfach<br />

über sich ergehen lassen. Das fand ich<br />

gut und auch bemerkenswert. Aber das<br />

bedeutete auch, dass wir bei jeder Behandlung<br />

Zeit benötigten, alles genau<br />

zu erklären, manchmal auch mehrere<br />

Male.<br />

Worauf lag das Hauptaugenmerk bei<br />

den Behandlungen?<br />

Auf Schmerzbeseitigung und Zahnerhaltung.<br />

Größere chirurgische Eingriffe<br />

konnten und wollten wir nicht vornehmen.<br />

Am offenen Knochen zu behandeln<br />

wäre in dieser Umgebung nicht<br />

verantwortbar gewesen. Das Hauptaugenmerk<br />

lag darin, Zähne zu erhalten<br />

und endodontische Maßnahmen<br />

durchzuführen, wenn eine Füllung<br />

nicht mehr möglich war.<br />

Fotos: Privat


ZBW_4/2023<br />

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45_SOZIALES ENGAGEMENT<br />

» Dabei geht es einzig und allein<br />

um politische Ränkespiele (...)<br />

In letzter Konsequenz sollte es<br />

doch aber um die Flüchtlinge, um<br />

die Menschen gehen.«<br />

Dr. Hans Hugo Wilms<br />

Teamarbeit. Gute Stimmung beim zahnärztlichen Team auf Chios.<br />

Dr. Hans Hugo Wilms mit seiner Kollegin Maria Nanou.<br />

Mussten Sie auch mal eine Behandlung<br />

ablehnen?<br />

Ja, in der Tat. Ein Patient aus Somalia<br />

hatte sehr starke Verfärbungen. Das<br />

liegt am hohen Fluoridgehalt des somalischen<br />

Trinkwassers. Nun kam er<br />

nach Europa, sah die weißen Zähne der<br />

anderen und wollte das natürlich auch.<br />

Er meinte, er habe da etwas von Bleaching<br />

gehört. Unserer Absage setzte er<br />

den Vorschlag entgegen, wir könnten ja<br />

Veneers aufkleben. Aber auch dieses<br />

Nein hat er akzeptiert. Überhaupt habe<br />

ich die ganze Zeit über mit keinerlei Aggressionen<br />

umgehen müssen.<br />

Welche Erkenntnisse gewinnt man?<br />

Dass die Schmerztoleranz von Somaliern<br />

und Jemeniten weit höher ist als<br />

jene von Westafrikanern und Palästinensern,<br />

die sehr empfindlich sind. Ich<br />

denke, das liegt an den Traumata, die<br />

diese Menschen mit sich tragen müs-<br />

Zahnarztpraxis. In diesem Container werden die<br />

Geflüchteten behandelt. Der Wartebereich befindet<br />

sich davor.<br />

sen. Das war sehr auffällig. Wir haben<br />

wirklich jeden Einstich vorbetäubt, aber<br />

bei einem Patienten war nicht mal das<br />

möglich. Er wollte die Behandlung und<br />

wir haben es mehrfach versucht, aber<br />

scheiterten letztendlich an seiner Angst.<br />

Außerdem war die Zahngesundheit bei<br />

den zu behandelnden Frauen durchweg<br />

schlechter als bei den Männern. Eine Erklärung<br />

hier<strong>für</strong> habe ich nicht. Aber ich<br />

erinnere mich an eine Patientin, bei der<br />

vom ersten Prämolaren bis zum Weisheitszahn<br />

nur noch Wurzelreste vorhanden<br />

waren. Natürlich wollte die<br />

Frau keinen Zahn verlieren und bat<br />

mich, Füllungen zu legen. Leider konnte<br />

ich ihr diesen Wunsch nicht erfüllen.<br />

Mit Hilfe des Dolmetschers konnten<br />

wir sie überzeugen und haben alle fünf<br />

Zähne entfernt. Leider sah die andere<br />

Seite genauso aus.<br />

Und welche Erkenntnisse erschüttern?<br />

Das Umfeld, in dem sich alles abspielt.<br />

Was mit den Menschen geschieht und<br />

wer alles an der Flüchtlingsproblematik<br />

verdient. Letzten Endes muss man<br />

es akzeptieren, aber es lässt mich bis<br />

heute oft nachdenklich zurück.<br />

Ähnlich verhält es sich mit den Zuständigkeiten.<br />

Die NGO Dental-EMT<br />

zeichnet <strong>für</strong> die Organisation und den<br />

Großteil der Ausstattung vor Ort verantwortlich.<br />

Eine solche Einrichtung<br />

hatten sie auch auf Lesbos. Eines Tages<br />

kamen Verantwortliche der griechischen<br />

Regierung und übernahmen<br />

über die griechische Zahnärztekammer<br />

die Leitung des Containers – inklusive<br />

der Behandlungseinheit, sämtlicher<br />

Mobiliare und Gerätschaften<br />

sowie aller Materialien. Dental-EMT<br />

durfte nichts davon abholen. Das soll<br />

in Chios nun auch geschehen. Dabei<br />

geht es einzig und allein um politische<br />

Ränkespiele. In Griechenland stehen<br />

Parlamentswahlen an und so versucht<br />

eine Partei, der anderen das Leben zu<br />

erschweren. In letzter Konsequenz<br />

sollte es doch aber um die Flüchtlinge,<br />

um die Menschen gehen. Ähnliche Erfahrungen<br />

mussten auch andere<br />

NGOs vor Ort machen, die zum Beispiel<br />

Frauen und Kinder unterrichteten.<br />

Ihr finales Fazit: Was lief gut – was lief<br />

schlecht?<br />

Die Organisation über Dental-EMT<br />

war sehr gut und auch die Strukturen<br />

vor Ort unterstützten unsere Arbeit<br />

umfassend. Alle Menschen waren hilfsbereit<br />

und wir hatten zu keinem Zeitpunkt<br />

Sicherheitsbedenken. Das Anstrengendste<br />

war die Sprache, das Hin<br />

und Her zwischen Englisch, Deutsch<br />

und den jeweiligen Muttersprachen.<br />

Zudem die vorgeschriebenen Arbeitszeiten:<br />

Wir arbeiteten täglich ab 16<br />

Uhr, meistens bis in die Nacht hinein<br />

bis 22 Uhr. Früher beginnen war nicht<br />

möglich, weil die griechischen Behörden,<br />

die in den umliegenden Containern<br />

arbeiteten, keine herumlaufenden<br />

Patienten wünschten. Also mussten<br />

wir warten, bis die griechischen Beamten<br />

mit ihrer Arbeit fertig waren.<br />

Werden weitere Hilfseinsätze folgen?<br />

Wenn, dann denke ich über einen Einsatz<br />

in Afrika nach. Dort erwartet<br />

mich sicher eine ganz andere Klientel<br />

und auch die instrumentellen und materialtechnischen<br />

Voraussetzungen<br />

werden gänzlich andere sein, aber das<br />

sind die Herausforderungen, die einen<br />

solchen Einsatz auch ausmachen und<br />

uns wieder einmal auf das Wesentliche<br />

besinnen lassen.<br />

Das Gespräch führte Cornelia Schwarz


PRÄSENZ<br />

PRÄSENZ<br />

SCHIEDSSYMPOSIUM<br />

ABSCHIEDSSYMPOSIUM<br />

UNIVERSITÄTSKLINIKUM FREIBURG<br />

Klinik <strong>für</strong> Zahnerhaltungskunde und Parodontologie<br />

UNIVERSITÄTSKLINIKUM FREIBURG<br />

Klinik <strong>für</strong> Zahnerhaltungskunde und Parodontologie<br />

Prof. Dr. Elmar Hellwig<br />

Prof. Dr. Elmar Hellwig<br />

Samstag, 30. September 2023 | 10 – 17 Uhr<br />

„Rückblicke und Ausblicke in der Zahnerhaltung“<br />

Rückblicke: Alle Habilitanden von Prof. Hellwig<br />

Vorträge:<br />

Prof. Dr. Rainer Seemann, Bern:<br />

„Digitale Zahnmedizin der Zukunft“<br />

Prof. Dr. Adrian Lussi, Bern:<br />

„Prävention von Karies und Erosionen – Was Neues hinterm Horizont?“<br />

Prof. Matthias Hannig, Homburg:<br />

„Speicheldiagnostik – Was bringt die Zukunft?“<br />

Prof. Dr. Bernd Haller, Ulm:<br />

„30 Jahre Direkte Seitenzahnrestauration mit Komposit:<br />

Tops, Flops, Perspektiven“<br />

Prof. Dr. Reinhard Hickel, München:<br />

„Ein arbeitsreiches Leben, aber gelacht haben wir auch…“<br />

Prof. Dr. Elmar Hellwig:<br />

„Mein Weg zum Hochschullehrer“<br />

Samstag, 30. September 2023 | 10 – 17 Uhr<br />

kblicke und Ausblicke in der Zahnerhaltung“<br />

licke: Alle Habilitanden von Prof. Hellwig<br />

äge:<br />

r. Rainer Seemann, Bern:<br />

igitale Zahnmedizin der Zukunft“<br />

r. Adrian Lussi, Bern:<br />

rävention von Karies und Erosionen – Was Neues hinterm Horizont?“<br />

atthias Hannig, Homburg:<br />

peicheldiagnostik – Was bringt die Zukunft?“<br />

r. Bernd Haller, Ulm:<br />

0 Jahre Direkte Seitenzahnrestauration mit Komposit:<br />

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Mit freundlicher Unterstützung der „Gold-Sponsoren“:<br />

ColgateGaba • DentsplySirona • Intensiv • IvoclarVivadent • Wrigley Oral Healthcare Program<br />

Dr. Elmar Hellwig:<br />

ANMELDUNG UND WEITERE INFORMATIONEN UNTER: WWW.IFG-FORTBILDUNG.DE<br />

215


ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

47_SOZIALES ENGAGEMENT<br />

Altgoldaktion des Vereins „Freie Zahnärzte im Altkreis Aalen“<br />

ZAHNÄRZTE UND PATIENT*INNEN<br />

SAMMELN 66.000 EURO<br />

Mitglieder des Vereins „Freie Zahnärzte im Altkreis Aalen“ haben in den vergangenen<br />

zwei Jahren wieder Altgold von ihren Patient*innen gesammelt und den Gegenwert von<br />

rund 31.500 Euro an mehrere wohltätige Organisationen übergeben.<br />

Foto: Schwäbische Post<br />

Spendenübergabe. An zwölf Organisationen hat der Verein Freier Zahnärzte Spenden übergeben.<br />

„Seit 15 Jahren machen wir solche Sammelaktionen<br />

<strong>für</strong> einen wohltätigen<br />

Zweck und viele unserer Patienten machen<br />

da gerne mit“, berichtete Dr. Jörg<br />

Klemen, Vorsitzender des Vereins. Eine<br />

Scheideanstalt trennt Gold und andere<br />

Metalle kostenfrei und das Material werde<br />

dann verkauft. Zehn Praxen im Altkreis<br />

hätten sich in den vergangenen zwei<br />

Jahren an der Aktion beteiligt, rund<br />

66.000 Euro seien zusammengekommen,<br />

ergänzte er. Symbolische Schecks im Gesamtwert<br />

von 31.500 Euro wurden bei<br />

einer Zusammenkunft im Römerhotel<br />

„Adler“ in Treppach an zwölf Organisationen<br />

übergeben. „Den Rest heben wir<br />

auf, denn wir wollen im kommenden<br />

Jahr wieder Organisationen wie Sie bedenken“,<br />

ergänzte Klemen schmunzelnd.<br />

ORGANISATIONEN<br />

Der Aalener Tafel-Kocherladen, die Ellwanger<br />

Tafel, der Kinderhospizdienst<br />

Ostalb und Heidenheim, die Malteser,<br />

die Freunde der Kinderklinik und die<br />

Klinikclowns am Ostalb-Klinikum, das<br />

St. Anna Hospiz Ellwangen und das<br />

Maja-Fischer-Hospiz in Ebnat, das Segeltaxi,<br />

der Förderkreis Kleine Hände,<br />

die Schutzgemeinschaft Deutscher<br />

Wald/Kreisverband Ostalb und der Verein<br />

Härtsfeld-Museumsbahn erhielten<br />

jeweils 2500 Euro, das Fifty-Fifty-Taxi<br />

4000 Euro.<br />

ENGAGEMENT<br />

Die Vertreter der Organisationen stellten<br />

sich und die Arbeit der Bedachten<br />

kurz vor. Alle sind mehr oder weniger<br />

auf Spenden angewiesen, und sie bedankten<br />

sich <strong>für</strong> die Summen. „Wir<br />

haben gehört, dass wir die Richtigen<br />

herausgesucht haben, Ihre Arbeit und<br />

Ihr Engagement sind beeindruckend“,<br />

sagte Dr. Christian Rathgeber, einer<br />

der Zahnärzte und Organisatoren.<br />

Man werde die Aktion fortführen, solange<br />

es noch Zahngold gibt, ergänzte<br />

Dr. Klemen.<br />

Schwäbische Post, Aalen<br />

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48_PRAXIS<br />

ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Der GOZ-Ausschuss der LZK BW informiert<br />

ZIELLEISTUNGSPRINZIP IN<br />

NEUERER RECHTSPRECHUNG<br />

Das sogenannte Zielleistungsprinzip ist in der Amtlichen Gebührenordnung <strong>für</strong><br />

Zahnärzte im § 4 geregelt. Oftmals gibt es noch Unsicherheiten, wie damit bei der<br />

Liquidation umgegangen werden soll. Der Artikel soll hier eine Hilfestellung vor dem<br />

Hintergrund aktueller Rechtsprechung bieten.<br />

Nach § 4 Absatz 1 GOZ sind Gebühren<br />

Vergütungen <strong>für</strong> die im Gebührenverzeichnis<br />

genannten zahnärztlichen<br />

Leistungen. Nach § 4 Absatz 2 Sätze 1<br />

bis 4 GOZ kann der Zahnarzt Gebühren<br />

nur <strong>für</strong> selbständige zahnärztliche<br />

Leistungen berechnen, die er selbst erbracht<br />

hat oder die unter seiner Aufsicht<br />

nach fachlicher Weisung erbracht<br />

wurden (eigene Leistungen).<br />

GRUNDLAGEN<br />

Bei der Gebührenberechnung stellt sich<br />

die Frage, welche Behandlungsmaßnahme<br />

eine eigene Gebühr auslöst, die auf<br />

der Rechnung aufgeführt werden darf<br />

und welche Maßnahmen dagegen bereits<br />

mit den anderen ebenfalls zur Berechnung<br />

gelangenden Gebühren abgegolten<br />

sind. Hier<strong>für</strong> kann nur die in der<br />

Gebührenordnung selbst verankerte<br />

Definition des Begriffes „selbstständige<br />

Leistung“ maßgeblich sein:<br />

Selbstständig im Sinne der Gebührenordnung<br />

sind alle diejenigen Leistungen,<br />

die nicht als Bestandteil und nicht<br />

als besondere Ausführung einer anderen<br />

ebenfalls berechneten Leistung<br />

nach dem Gebührenverzeichnis anzusehen<br />

sind.<br />

Für eine Leistung, die Bestandteil oder<br />

eine besondere Ausführung einer anderen<br />

Leistung nach dem Gebührenverzeichnis<br />

ist, kann der Zahnarzt eine Gebühr<br />

nicht berechnen, wenn er <strong>für</strong> die<br />

andere Leistung eine Gebühr berechnet.<br />

Dies gilt auch <strong>für</strong> die methodisch notwendigen<br />

operativen Einzelschritte zur<br />

Erbringung der im Gebührenverzeichnis<br />

aufgeführten operativen Leistungen.<br />

Eine Leistung ist methodisch notwendiger<br />

Bestandteil einer anderen<br />

Leistung, wenn sie inhaltlich von der<br />

Leistungsbeschreibung der anderen<br />

Leistung (Zielleistung) umfasst und<br />

auch in deren Bewertung berücksichtigt<br />

worden ist.<br />

SELBSTSTÄNDIGE LEISTUNG<br />

Mit dem Kriterium der Selbstständigkeit<br />

<strong>für</strong> die Liquidation zahnärztlicher<br />

Leistungen verfolgt der Verordnungsgeber<br />

das Ziel, Doppelberechnungen oder<br />

Mehrfachberechnungen aus sich eventuell<br />

überschneidenden Leistungsinhalten<br />

auszuschließen.<br />

Im aktuellen Urteil vom 10.1.2023 des<br />

Bayrischen Verwaltungsgerichtshofes<br />

(Az. 24 B 22.1769) wurde in einem Beihilfeprozess<br />

zur Entscheidung die<br />

Foto: Pixabay/Hassan<br />

GOZ-Nr. 3290 zu Recht als nicht beihilfefähig<br />

angesehen, denn neben der<br />

Nachbehandlungsmaßnahme (GOZ-<br />

Nr. 3300) kann die Kontrolle nach chirurgischem<br />

Eingriff (GOZ-Nr. 3290)<br />

nicht <strong>für</strong> dasselbe OP-Gebiet und dieselbe<br />

Wunde in derselben Nachbehandlungssitzung<br />

berechnet werden, weil die<br />

Kontrolle notwendiges Durchgangsstadium<br />

und damit Bestandteil der Nachbehandlung<br />

ist. Weiter heißt es: Um<br />

festzustellen, ob die Notwendigkeit einer<br />

Nachbehandlung oder Wundrevision<br />

gegeben ist, ist immer erst eine Sichtkontrolle<br />

erforderlich.<br />

KONSEQUENZEN AUS DEM URTEIL<br />

Danach ergeben sich zwei Möglichkeiten:<br />

Entweder bleibt es bei der alleinigen<br />

Sichtkontrolle, wenn sich aus ihr<br />

kein weiterer Behandlungsbedarf ergibt.<br />

Diese ist dann als selbstständige<br />

Leistung nach GOZ-Nummer 3290 abrechenbar.<br />

Oder es erfolgt aufgrund der<br />

Feststellungen aus der Sichtkontrolle<br />

ein Nachbehandlungsbedarf. Dann ist<br />

die Sichtkontrolle notwendiges Durchgangsstadium<br />

zu einer Nachbehandlung<br />

und deshalb in diesem Zusammenhang<br />

keine selbstständige Leistung.<br />

Vielmehr wird die Kontrolle dann von<br />

der umfänglicheren Leistung der Nachbehandlung<br />

oder der noch umfänglicheren<br />

Wundrevision überdeckt.<br />

Bekanntlich behaupten Kostenerstatter<br />

immer wieder, einzelne Gebührenpositionen<br />

der GOZ seien nebeneinander<br />

nicht berechenbar, da die eine Leistung<br />

Bestandteil einer anderen sei und daher<br />

<strong>für</strong> diese Leistung eine Gebühr nicht berechnet<br />

werden könne. Informieren Sie<br />

sich daher über aktuelle Entwicklungen<br />

in GOZInform unter www.lzk-bw.de<br />

oder in den Gebührensprechstunden<br />

Ihrer zuständigen Bezirkszahnärztekammer.<br />

Autorenteam des<br />

GOZ-Ausschusses der LZK BW


ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

49_PRAXIS<br />

Optimale Vorbereitung!<br />

DVT-STRAHLENSCHUTZ-<br />

BEGEHUNGEN AB 2023<br />

Foto: Prof. Dr. Schulze<br />

Das Land Baden-Württemberg hat in<br />

seinem risikoorientierten Strahlenschutz-Aufsichtsprogramm<br />

festgelegt,<br />

dass Zahnarztpraxen, die eine DVT-<br />

Röntgeneinrichtung betreiben, ab 2023<br />

gemäß Strahlenschutzrecht durch das<br />

zuständige Regierungspräsidium begangen<br />

werden. Die LZK BW konnte<br />

ihre fachliche Expertise bei den Inhalten<br />

der DVT-Strahlenschutz-Begehungen<br />

im Sinne der Zahnärzteschaft einbringen.<br />

Zum Jahresende 2022 informierte<br />

die LZK BW in vier Webinaren die Betreiberin<br />

oder den Betreiber einer DVT-<br />

Röntgeneinrichtung über die wichtigsten<br />

Aspekte und Schwerpunkte der<br />

„DVT-Strahlenschutz-Begehungen“.<br />

Der folgende Beitrag fasst das aktuell<br />

Unterstützungspaket der LZK BW zusammen,<br />

um den Zahnarztpraxen eine<br />

optimale Vorbereitung zu ermöglichen.<br />

RECHT<br />

Die strahlenschutzrechtliche Aufsicht<br />

basiert auf dem Strahlenschutzgesetz<br />

(StrlSchG) in Verbindung mit der<br />

Strahlenschutzverordnung (StrlSchV).<br />

WER?<br />

Die DVT-Strahlenschutz-Begehung<br />

führt das jeweils zuständige Regierungspräsidium<br />

(Freiburg, Karlsruhe,<br />

Stuttgart und Tübingen) durch.<br />

WO?<br />

Die Strahlenschutz-Begehung findet in<br />

Zahnarztpraxen mit einer DVT-Röntgeneinrichtung<br />

statt.<br />

INTERVALL<br />

Das Aufsichtsprogramm sieht vor,<br />

Zahnarztpraxen mit DVT-Röntgeneinrichtungen<br />

in einem Intervall von<br />

sechs Jahren einer Vor-Ort-Überprüfung<br />

zu unterziehen.<br />

ABLAUF<br />

Die DVT-Strahlenschutz-Begehung<br />

wird mit der Praxisinhaberin bzw.<br />

dem Praxisinhaber im Vorfeld telefonisch<br />

bzw. per E-Mail abgestimmt<br />

und schriftlich angekündigt (anlassunabhängige<br />

Begehung). In diesem<br />

Zuge erhält die Praxis auch Vorab-Informationen<br />

über den Ablauf, die<br />

Zeitdauer und bereitzuhaltende Unterlagen<br />

<strong>für</strong> die DVT-Strahlenschutz-<br />

Begehung durch das zuständige Regierungspräsidium.<br />

Zum vereinbarten<br />

Termin erfolgt die Vor-Ort-Überprüfung<br />

durch das zuständige Regierungspräsidium.<br />

Am Ende der Begehung<br />

findet ein Abschlussgespräch<br />

statt. In diesem werden die evtl. vorgefundenen<br />

Mängel besprochen und<br />

gegebenenfalls Maßnahmen festgelegt,<br />

die sofort zu ergreifen sind. Im<br />

Nachgang erhält die Praxis ein<br />

Schreiben des Regierungspräsidiums,<br />

in dem die aufgefallenen Mängel<br />

und Abweichungen aufgeführt<br />

werden und die bzw. der Strahlenschutzverantwortliche<br />

aufgefordert<br />

wird, diese zu beseitigen. In einem separaten<br />

Schreiben erhält die Praxis<br />

den Gebührenbescheid durch das zuständige<br />

Regierungspräsidium.<br />

PRAXIS-HANDBUCH<br />

Sie werden in Ihrer Vorbereitung<br />

durch die neue „Checkliste <strong>für</strong> die<br />

DVT-Strahlenschutz-Begehung<br />

(StrlSchG, Regierungspräsidien)“ im<br />

PRAXIS-Handbuch der LZK BW optimal<br />

unterstützt. Die Checkliste beinhaltet<br />

neben Grundlageninformationen<br />

die wichtigsten Aspekte und<br />

Schwerpunkte der DVT-Strahlenschutz-Begehung<br />

in Zahnarztpraxen.<br />

Die Checkliste finden Sie auf der<br />

Homepage der LZK BW in der Online-<br />

Version des PRAXIS-Handbuchs unter<br />

https://lzk-bw.de wie folgt:<br />

„ZAHNÄRZTE“ >>> unter der Rubrik<br />

„Praxisführung“ auf das „PRA-<br />

XIS-Handbuch“ >>> in der rechten<br />

Sidebar auf „PRAXIS-Handbuch<br />

(Online-Version)“ >>> Schaltfläche<br />

„5. Praxisbegehung - Was nun?“ >>><br />

in der Rubrik „5.1.6 DVT-Strahlenschutz-Begehung<br />

(Checkliste, Leitfaden<br />

und Muster-Formulare)“. Ein aktueller<br />

Fragen- und Antwortkatalog<br />

(FAQ) rund um das DVT-Begehungsthema<br />

ergänzt die Unterstützung<br />

über das PRAXIS-Handbuch der LZK<br />

BW.<br />

BERATUNG<br />

Für eine weitergehende fachliche Beratung<br />

stehen Ihnen die zuständigen<br />

Zahnärztlichen Röntgenstellen in den<br />

Bezirkszahnärztekammern und die Abteilung<br />

Praxisführung der LZK BW zur<br />

Verfügung.<br />

<br />

Ihre LZK-Geschäftsstelle


S-1.indd 1 30.01.2023 11:28:09<br />

50_LESERFORUM<br />

ZBW_4/2022<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

ZBW<br />

ZAHNÄRZTEBLATT BADEN-WÜRTTEMBERG<br />

ANGEBOTE FÜR<br />

DEN PRAXISALLTAG<br />

2-3/2023<br />

Titelthema<br />

EU-Medizinprodukteverordnung<br />

(EU-MDR)<br />

Fortbildung<br />

Zahnfleischerkrankungen<br />

bei Schwangeren<br />

ZBW-AUSGABE 2-3/2023, S. 9<br />

35 JAHRE PUNKTWERT GOZ<br />

Auch zum 35. Geburtstag des GOZ-<br />

Punktwertes wird das Thema nicht<br />

schöner oder neuer durch gebetsmühlenartiges<br />

Wiederholen der seit Jahren<br />

bekannten Tatsachen. Verwunderlich<br />

ist allerdings die Abstimmung der<br />

einzelnen Abteilungen der LZK BW.<br />

Nur vier Seiten nach Ihrem Leitartikel<br />

empfiehlt die KZBV konkrete Vorschläge<br />

zum Bürokratieabbau in den<br />

Praxen der Politik zu unterbreiten. Sie<br />

empfehlen ... man darf nicht müde<br />

werden, dem Privatpatienten den Irrglauben<br />

zu nehmen ... Hier wird die<br />

Bürokratie nur weiter in die Praxen<br />

getragen und auf die Zahnärzte verlagert.<br />

Auch das sog. Flyerangebot zum<br />

„Basistarif“ ist nur ein laues Lüftchen<br />

an unnützer Information, die den<br />

Praxisalltag nicht leichter macht.<br />

Wenn schon konsequente Aufklärung,<br />

dann bitte auch der Politik endlich<br />

klar machen, dass der Basistarif<br />

(i. d. R. 2,0-fach) weit unter GKV-Sozialtarif<br />

liegt und eine, wie auch immer<br />

gelagerte, medizinische Leistung<br />

einfach nicht zu erbringen ist. Insbesondere,<br />

da viele Patienten von ihren<br />

Versicherungen über die Möglichkeiten<br />

des Basistarifes im Unklaren gelassen<br />

werden und erst nach Rechnungsstellung<br />

mit Reklamation kommen.<br />

KZV und BZKen sollten sich ein<br />

Beispiel an der GOT nehmen. Hier<br />

geht es anscheinend, die allgmeinen<br />

Praxiskosten in die Kalkulation einzubeziehen.<br />

So werden wir wahrscheinlich<br />

auch den 40. Geburtstag<br />

des GOZ-Punktwertes „feiern“ bzw.<br />

zu beklagen haben. Wann handelt die<br />

Standesvertretung der Zahnärzte endlich<br />

konsequent und empfiehlt mal<br />

den Boykott der GOZ.<br />

Sicherlich erinnern Sie sich noch an<br />

die 90er-Jahre, hier haben wir versucht,<br />

Herrn Seehofer ein Bein zu stellen<br />

mit dem „Korb“ in Bayern und BW.<br />

Hat leider nicht funktioniert, da es<br />

falsch angegangen wurde. Die damals<br />

angedachte Unterstützung durch<br />

Kammern und KZV blieb nämlich leider<br />

aus. Sei‘s drum. Wenn nur so das<br />

wirtschaftliche Überleben der Praxen<br />

gewährleistet werden kann, na dann<br />

gute Nacht.<br />

ZA Michael May, Freiburg<br />

Anzeige


ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

51_KULTUR<br />

Kunstmuseum Stuttgart<br />

SHIFT. KI UND EINE<br />

ZUKÜNFTIGE GEMEINSCHAFT<br />

Foto: Achim Kukulies/ VG Bild-Kunst, Bonn 2023<br />

SocialSim. Das Video SocialSim (2020) von Hito Steyerl besteht aus computeranimierten und<br />

gefilmten Szenen. Der Titel verweist auf Simulationsmodelle zur Berechnung menschlicher Handlungen<br />

oder zur Voraussage von Naturkatastrophen.<br />

Bis 21. Mai präsentiert das<br />

Kunstmuseum Stuttgart die<br />

Ausstellung „SHIFT. KI und<br />

eine zukünftige Gemeinschaft“.<br />

Das Ausstellungsprojekt zeigt<br />

acht künstlerische Positionen,<br />

die sich dem Dialog zwischen<br />

Kunst und Wissenschaft auf<br />

dem Gebiet der Künstlichen<br />

Intelligenz (KI) widmen.<br />

Künstliche Intelligenz prägt zunehmend<br />

unseren Alltag und verändert unser Leben.<br />

Als eine Schlüsseltechnologie des<br />

digitalen Wandels nimmt sie nicht nur<br />

Einfluss auf soziale, politische und wirtschaftliche<br />

Zusammenhänge, sondern<br />

stellt Grundkonstanten der Conditio<br />

humana und darauf gründende Menschenbilder<br />

infrage. Längst übernehmen<br />

von Algorithmen gesteuerte Maschinen<br />

neben mechanischen Tätigkeiten auch<br />

solche, die intellektuelle und strategische<br />

Funktionen erfordern. Mag die Begeisterung<br />

<strong>für</strong> die Potenziale von KI <strong>für</strong><br />

eine zukünftige Gemeinschaft auch<br />

groß sein, deutlich vernehmbar sind die<br />

Stimmen, die vor den Risiken der neuen<br />

Technologie warnen. Der Begriff „Shift“<br />

(engl. verschieben, Übergang, Wechsel)<br />

unterstreicht die These der Ausstellung,<br />

dass diese Digitaltechnologie nachhaltig<br />

die Idee einer Gemeinschaft verändert,<br />

in der Mensch, Natur und Technik in einem<br />

kooperativen Verhältnis stehen.<br />

ETHISCHE VERANTWORTUNG<br />

Gezeigt werden acht künstlerische Positionen.<br />

Die Werke machen die komplexen<br />

Zusammenhänge von KI begreifbar.<br />

Sie basieren auf Untersuchungen zu realer<br />

und künstlicher Körperlichkeit, digitaler<br />

Überwachung, biologischer Intelligenz<br />

und hybriden Lebensformen,<br />

gesellschaftlichen Machtverhältnissen,<br />

Sprachtechnologie, NFTs und Unsterblichkeit.<br />

Dabei stellen die Künstler*innen<br />

immer auch die Frage nach einer<br />

ethischen Verantwortung im Umgang<br />

mit KI.<br />

Sowohl die Ausstellung als auch das<br />

„Studio 11. Raum <strong>für</strong> Kunstvermittlung“<br />

bieten die Möglichkeit, sich<br />

grundlegend mit KI auseinanderzusetzen.<br />

Das umfangreiche Begleitprogramm<br />

wurde zusammen mit dem<br />

Stuttgarter Zentrum <strong>für</strong> Simulationswissenschaft<br />

(SC SimTech) und dem<br />

Cyber Valley Stuttgart/Tübingen gestaltet.<br />

Kunstmuseum Stuttgart/IZZ<br />

INFO<br />

SHIFT. KI und eine zukünftige<br />

Gemeinschaft<br />

bis 21. Mai 2023<br />

Öffnungszeiten<br />

Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr<br />

Freitag 10 bis 20 Uhr<br />

Eintritt<br />

11 Euro, ermäßigt 8 Euro<br />

Informationen<br />

Kunstmuseum Stuttgart,<br />

Telefon: 0711 21619600<br />

www.kunstmuseum-stuttgart.de


52_NAMEN UND NACHRICHTEN<br />

ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

Neues Projekt des Dental-EMT e. V.<br />

MOBILE ZAHNSTATION FÜR<br />

GEFLÜCHTETE<br />

Mit ihrer Zahnstation im Flüchtlingslager<br />

Vial auf Chios/Griechenland setzt sich<br />

das Dental-Emergency-Team e. V.<br />

(Dental-EMT) bereits aktiv und nachhaltig<br />

<strong>für</strong> Geflüchtete ein. Nun geht der<br />

Verein unter Vorsitz von Zahnarzt Dr.<br />

Alexander Schafigh einen Schritt weiter<br />

und unterstützt mit einem Zahnmobil<br />

Flüchtlinge aus der Ukraine. Ein Jahr<br />

Umbauzeit benötigte die Verwandlung<br />

des ehemaligen Rettungswagens in eine<br />

mobile Zahnarztpraxis. Ein Zahnarztstuhl<br />

musste fachmännisch eingebaut,<br />

Leitungen <strong>für</strong> Strom, Wasser und<br />

Druckluft verlegt sowie ein Kühlschrank<br />

und Sterilisator gefunden werden. Dank<br />

der großzügigen Spende des HDZ steht<br />

zudem eine mobile Einheit zur Verfügung,<br />

die bei Bedarf Behandlungen vor<br />

Ort ermöglicht. Mitte März ging der erste<br />

Einsatz los. Erster Halt ist ein sicherer<br />

Standplatz in Krakau, von wo aus<br />

behandelt wird. Was derzeit noch fehlt,<br />

sind neben materieller und finanzieller<br />

Unterstützung, Zahnärzt*innen und<br />

Assistenzpersonal, die bereit wären, das<br />

Projekt mindestens eine Woche tatkräftig<br />

und ehrenamtlich vor Ort zu unterstützen.<br />

Interessenten sind willkommen:<br />

www.dr-schafigh.com. cos<br />

Fotos: Dental-EMT<br />

Hochschulen<br />

BERUFSANERKENNUNG FÜR<br />

PFLEGEKRÄFTE AUS UKRAINE<br />

Die ersten aus der Ukraine geflüchteten<br />

Pflegekräfte haben am Universitätsklinikum<br />

Schleswig-Holstein<br />

ihre Berufsanerkennung erhalten.<br />

Nach erfolgreichen Prüfungen nahmen<br />

sie ihre Urkunden in Kiel entgegen.<br />

Sie zählten bundesweit zu<br />

den ersten Ukrainerinnen, denen<br />

dies an einem deutschen Universitätsklinikum<br />

gelang. „Wir freuen uns,<br />

ihnen eine hervorragende Perspektive<br />

bieten zu können – und dies<br />

nicht nur beruflich, sondern auch<br />

im privaten Lebensumfeld“, sagte<br />

Klinik-Vorstandschef Jens Scholz<br />

unter Hinweis auf Russlands Krieg<br />

gegen die Ukraine. Seit 2017 bietet<br />

die KSH-Akademie in<br />

Zusammenarbeit<br />

mit dem Klinikum<br />

Pflegekräften<br />

aus dem Ausland<br />

Vorbereitungskurse<br />

auf die sogenannte<br />

Kenntnisprüfung<br />

an,<br />

um ihre berufliche<br />

Qualifikation<br />

anerkennen zu lassen.<br />

UKSH<br />

Foto: UKSH<br />

5 MILLIONEN DOWNLOADS<br />

Die App der Techniker Krankenkasse (TK) hat die Marke<br />

von fünf Millionen Downloads geknackt. Seit dem Start<br />

im März 2017 hat sie sich als wichtiger Kanal <strong>für</strong><br />

Versicherte etabliert. Pro Monat laden derzeit rund<br />

100.000 Nutzer*innen die App auf ihr Smartphone.<br />

Besonders beliebte Funktionen sind die Ersatzbescheinigung<br />

<strong>für</strong> die Versichertenkarte, wenn sie beim<br />

Arztbesuch vergessen wurde und die schnelle<br />

Erstattung von Kosten <strong>für</strong> Arzneimittel, Impfungen<br />

oder Zahnersatz. TK<br />

Abbildung: Adobe Stock/Oleg<br />

Foto: TK<br />

HIRNSTAMMZELLEN ÜBER INTERFERON GESTEUERT<br />

Interferon reguliert offenbar die Aktivität und Selbsterneuerung der<br />

Hirnstammzellen während der gesamten Lebenspanne: In jungen<br />

Gehirnen steigert, im weniger aktiven alternden Gehirn dagegen<br />

drosselt es die Produktion von Nerven-Vorläuferzellen. Das berichtet<br />

eine Arbeitsgruppe des Deutschen Krebsforschungszentrums<br />

(DKFZ) und der Universität Heidelberg. aerzteblatt.de<br />

Foto: ADobe Stock/DCP


ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

53_NAMEN UND NACHRICHTEN<br />

Zertifizierung von Medizinprodukten<br />

FRIST VERLÄNGERT<br />

Arzneimittelwerbung<br />

GENDERN IM PFLICHTTEXT<br />

Um mögliche Engpässe bei der Versorgung mit<br />

Medizinprodukten zu verhindern, verlängert die EU<br />

Übergangsfristen <strong>für</strong> die Zertifizierung. Einem<br />

entsprechenden Vorschlag der EU-Kommission<br />

stimmte der Rat der EU-Staaten Anfang März zu.<br />

Hintergrund ist die Medizinprodukteverordnung, die<br />

seit Mai 2021 in der EU gilt, jedoch eine Übergangszeit<br />

bis Mai 2024 vorsieht. Demnach gelten <strong>für</strong><br />

Medizinprodukte neue Sicherheitsvorschriften.<br />

Konkret ist nun vorgesehen, dass die Übergangsfrist<br />

<strong>für</strong> sogenannte Hochrisiko-Produkte wie Implantate<br />

bis Dezember 2027 verlängert wird. Für Produkte mit<br />

mittlerem oder geringem Risiko wie Spritzen ist eine<br />

Verlängerung bis Dezember 2028 vorgesehen.<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> die verlängerte Frist ist, dass die<br />

Produkte bereits vor dem 26. Mai 2021 eine Bescheinigung<br />

erhalten haben oder <strong>für</strong> regelkonform erklärt<br />

wurden. Das Europaparlament hat den geänderten<br />

Regeln bereits zugestimmt. Bevor die neuen Regeln in<br />

Kraft treten können, müssen Parlament und EU-Staaten<br />

sie noch einmal formell annehmen. dpa<br />

Jahrzehntelang hat der im Heilmittelwerbegesetz<br />

festgeschriebene<br />

Pflichttext „... und fragen Sie<br />

Ihren Arzt oder Apotheker“<br />

mit dem generischen<br />

Maskulinum alle Ärzti*nnen<br />

und Apotheker*innen<br />

ausgeschlossen. Das soll sich<br />

nun ändern. Das Bundesministerium<br />

<strong>für</strong> Gesundheit (BMG)<br />

hat den Verbänden einen Referentenentwurf<br />

eines Gesetzes zur<br />

Bekämpfung von Lieferengpässen bei patentfreien<br />

Arzneimitteln und zur Verbesserung der Versorgung<br />

mit Kinderarzneimitteln vorgelegt. Der Entwurf sieht<br />

unter anderem folgende Änderung des Pflichttextes<br />

vor: „In § 4 Absatz 3 Satz 1 des Heilmittelwerbegesetzes<br />

[…] werden die Wörter ‚und fragen Sie Ihren Arzt<br />

oder Apotheker‘ durch die Wörter ‚und fragen Sie Ihre<br />

Ärztin oder Ihren Arzt oder fragen Sie in Ihrer<br />

Apotheke‘ ersetzt.“ IZZ<br />

Foto: Pixabay/Pexels<br />

MEHR FRAUEN IN FÜHRUNGSPOSITIONEN<br />

Grafik: pixabay<br />

Der Anteil der Frauen in Führungspositionen ist im Gesundheitswesen<br />

deutlich höher als insgesamt in Deutschland, berichtet das Ärzteblatt. Dies<br />

zeigten Daten, die das Statistische Bundesamt in Wiesbaden veröffentlichte.<br />

Demnach besetzen Frauen im Gesundheits- und Sozialwesen zu 61 Prozent<br />

Führungspositionen. In dem Bereich arbeiten zu 77 Prozent Frauen. Im<br />

Bereich Erziehung und Unterricht waren 67 Prozent der Führungspositionen<br />

von Frauen besetzt – dort arbeiten zu 71 Prozent Frauen. IZZ<br />

Klimatischer Jahresrückblick<br />

KLIMAWANDEL SPÜRBAR<br />

So sonnig und so warm wie noch kein Jahr<br />

zuvor – so beschreibt der Bericht zum klimatischen<br />

Jahresrückblick der Landesanstalt <strong>für</strong><br />

Umwelt das Jahr 2022 in Baden-Württemberg.<br />

Er zeigt, dass klimatische Veränderungen<br />

im Land immer deutlicher spürbar werden.<br />

Mit einer Jahresmitteltemperatur von<br />

10,6 Grad Celsius war 2022 das wärmste<br />

Jahr in Baden-Württemberg seit Beginn der<br />

Wetteraufzeichnungen in 1881. Und mit seinen<br />

knapp 22 Tagen mit Temperaturen von<br />

über 30 Grad Celsius gehört es zu den heißesten<br />

Jahren nach 2015 (25 heiße Tage)<br />

und 2003 (27 heiße Tage). Bis auf April und<br />

September sind alle Monate des Jahres 2022<br />

deutlich zu warm gewesen. Gleichzeitig war<br />

das Jahr 2022 ein sehr trockenes Jahr. Bis auf<br />

April, September und Oktober fiel in allen<br />

Monaten weniger Niederschlag als im langjährigen<br />

Mittel. Landesregierung BW<br />

Die städtische Hitzeinsel<br />

Umland<br />

Vorstadt<br />

Stadt<br />

Gebäude absorbieren<br />

Sonnenlicht und geben<br />

die Energie als Wärme ab<br />

Quelle:<br />

Deutscher<br />

Wetterdienst,<br />

Helmholtz-Klima-Initiative<br />

Glasfassaden<br />

reflektieren<br />

Sonnenlicht<br />

in die Umgebung<br />

auf versiegelten<br />

Flächen verdunstet<br />

weniger Wasser =<br />

weniger Abkühlung<br />

Bebauung reduziert die<br />

Luftzirkulation und damit<br />

den Luftaustausch<br />

zusätzliche Wärme<br />

durch Abgase,<br />

Klimaanlagen<br />

und Industrie<br />

In Städten kann es bis zu 10 °C<br />

wärmer sein als im Umland.<br />

015510<br />

Globus


58_AMTLICHE MITTEILUNGEN<br />

ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

WEITERBILDUNGSSTÄTTE<br />

Nach § 35 des Heilberufe-Kammergesetzes<br />

i. V. m. §§ 9 und 11 der<br />

Weiterbildungsordnung wurde folgendes<br />

Kammermitglied zur Weiterbildung<br />

ermächtigt:<br />

Oralchirurgie<br />

Dr. Stefan Steckeler<br />

Kurze Straße 7<br />

89522 Heidenheim<br />

Die anerkennungsfähige Weiterbildungszeit<br />

beträgt gem. § 24 Abs. 1 und Abs.<br />

3 der Weiterbildungsordnung 3 Jahre.<br />

Dr. Philip Stockmann<br />

Hauptstraße 88<br />

77652 Offenburg<br />

Die anerkennungsfähige Weiterbildungszeit<br />

beträgt gem. § 24 Abs. 1<br />

und Abs. 4 der Weiterbildungs ordnung<br />

2 Jahre.<br />

Kieferorthopädie<br />

Dr. Johanna Kutz<br />

Gartenstraße 88<br />

88212 Ravensburg<br />

Die anerkennungsfähige Weiterbildungszeit<br />

beträgt gem. § 21 der Weiterbildungsordnung<br />

2 Jahre.<br />

SOMMER-ABSCHLUSSPRÜFUNG<br />

FÜR <strong>ZFA</strong><br />

Die schriftliche Abschlussprüfung <strong>für</strong><br />

Zahnmedizinische Fachangestellte wird<br />

landeseinheitlich durchgeführt und<br />

findet <strong>für</strong> alle Kammerbereiche an<br />

folgenden Terminen statt:<br />

Donnerstag, 04. Mai 2023<br />

8.30 – 9.30 Uhr:<br />

Wirtschafts- und Sozialkunde<br />

10.00 – 11.45 Uhr:<br />

Teil 1 (Behandlungsassistenz,<br />

Abrechnungswesen; schwerpunktmäßig<br />

Lernfelder 1 – 8)<br />

Freitag, 05. Mai 2023<br />

8.30 – 10.45 Uhr:<br />

Teil 2 (Behandlungsassistenz,<br />

Abrechnungswesen, Praxisorganisation<br />

und –verwaltung; schwerpunktmäßig<br />

Lernfelder 9 – 13)<br />

11.15 – 11.45 Uhr:<br />

Röntgenklausur (Erwerb Kenntnisse<br />

Strahlenschutz)<br />

Montag, 8. Mai 2023<br />

8.30 – 9.30 Uhr:<br />

Gemeinschaftskunde<br />

10.00 – 12.00 Uhr:<br />

Deutsch<br />

Die Termine der mündlichen Abschlussprüfung<br />

werden von den einzelnen<br />

Bezirkszahnärztekammern durch<br />

Kammerrundschreiben mitgeteilt.<br />

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ZBW_4/2023<br />

www.zahnaerzteblatt.de<br />

59_ZU GUTER LETZT<br />

Karikatur: Markus Grolik<br />

IMPRESSUM<br />

IMPRESSUM<br />

_Herausgeber:<br />

Dr. Torsten Tomppert, Präsident der<br />

Landeszahnärztekammer Baden-<br />

Württemberg (LZK BW),<br />

Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart,<br />

und Vorsitzender des Vorstands der<br />

Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />

Baden-Württemberg (KZV BW),<br />

Albstadtweg 9, 70567 Stuttgart,<br />

<strong>für</strong> das Informationszentrum<br />

Zahn- und Mundgesundheit Baden-<br />

Württemberg<br />

Eine Einrichtung der KZV BW und<br />

LZK BW<br />

_Redaktion:<br />

Cornelia Schwarz (cos) (ChR, verantw.)<br />

E-Mail: cornelia.schwarz@izzbw.de<br />

Telefon: 0711/222 966-10<br />

Gabriele Billischek (bi),<br />

E-Mail: gabriele.billischek@izzbw.de<br />

Telefon: 0711/222 966-14<br />

Andrea Mader (am),<br />

Landeszahnärztekammer Baden-<br />

Württemberg<br />

Telefon: 0711/228 45-29<br />

E-Mail: mader@lzk-bw.de<br />

Dr. Holger Simon-Denoix (hsd),<br />

Kassenzahnärztliche Vereinigung<br />

Baden-Württemberg<br />

Telefon: 0711/78 77-229<br />

E-Mail: holger.simon-denoix@kzvbw.de<br />

_Anschrift der Redaktion:<br />

Informationszentrum Zahn- und<br />

Mundgesundheit Baden-Württemberg<br />

Heßbrühlstr. 7, 70565 Stuttgart<br />

Telefon: 0711/222 966-14<br />

Telefax: 0711/222 966-21<br />

E-Mail: info@zahnaerzteblatt.de<br />

_Redaktionsassistenz:<br />

Gabriele Billischek<br />

_Layout:<br />

Armin Fischer, Gabriele Billischek<br />

_Autoren*innen dieser Ausgabe:<br />

Jenny Dusche, Dr. Nicole Hoffmeister-<br />

Kraut, Andrea Mader, Alexander<br />

Messmer, Guido Reiter, Claudia Richter,<br />

Dr. Reinhard Schugg, Cornelia Schwarz,<br />

Prof. Dr. Falk Schwendicke, Kerstin Sigle,<br />

Dr. Holger Simon-Denoix, Dr. Markus<br />

Steybe<br />

_Titelseite:<br />

Foto: Jan Potente<br />

_Rubrik Titelthema:<br />

Abbildungen: Adobe Stock: Maksim,<br />

PureSolution; Armin Fischer<br />

_Verantwortlich <strong>für</strong> Amtliche Mitteilungen<br />

der Kassenzahnärztlichen Vereinigung<br />

Baden-Württemberg (KZV BW):<br />

Dr. Torsten Tomppert, Vorsitzender des<br />

Vorstands der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung Baden-Württemberg<br />

(KZV BW), KdöR<br />

_Verantwortlich <strong>für</strong> Amtliche<br />

Mitteilungen der Landeszahnärztekammer<br />

Baden-Württemberg<br />

(LZK BW):<br />

Dr. Torsten Tomppert, Präsident<br />

der Landeszahnärztekammer Baden-<br />

Württemberg (LZK BW), KdöR<br />

_Hinweise:<br />

Die Redaktion behält sich vor,<br />

Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen.<br />

Ein Anspruch auf Veröffentlichung<br />

besteht nicht. Bei Einsendungen an<br />

die Redaktion wird der vollen oder<br />

auszugsweisen Veröffentlichung<br />

zugestimmt.Unaufgefordert<br />

eingegangene Fortbildungsmanuskripte<br />

können nicht veröffentlicht<br />

werden, da die Redaktion nur mit<br />

wissenschaftlichen Autoren vereinbarte<br />

Fort bildungsbeiträge veröffentlicht.<br />

Alle Rechte an dem Druckerzeugnis,<br />

insbesondere Titel-, Namens- und<br />

Nutzungsrechte etc., stehen<br />

ausschließlich den Herausgebern zu.<br />

Mit Annahme des Manuskripts zur<br />

Publikation erwerben die Herausgeber<br />

das aus schließliche Nutzungsrecht,<br />

das die Erstellung von Fort- und<br />

Sonderdrucken, auch <strong>für</strong> Auftraggeber<br />

aus der Industrie, das Einstellen des<br />

ZBW ins Internet, die Übersetzung in<br />

andere Sprachen, die Erteilung von<br />

Abdruckgenehmigungen <strong>für</strong> Teile,<br />

Abbildungen oder die gesamte Arbeit<br />

an andere Verlage sowie Nachdrucke<br />

in Medien der Herausgeber, die<br />

fotomechanische sowie elektronische<br />

Vervielfältigung und die Wiederverwendung<br />

von Abbildungen umfasst.<br />

Dabei ist die Quelle anzugeben.<br />

Änderungen und Hinzufügungen<br />

zu Originalpublikationen bedürfen<br />

der Zustimmung des Autors und der<br />

Herausgeber.<br />

Bei Änderungen der Lieferanschrift<br />

(Umzug, Privatadresse) wenden Sie sich<br />

bitte an die Mitgliederverwaltung Ihrer<br />

zuständigen Bezirkszahnärztekammer<br />

_Bezugspreis:<br />

Jahresabonnement inkl. MwSt. € 60,-<br />

Einzelverkaufspreis inkl. MwSt. € 7,50<br />

Bestellungen werden von der W.<br />

Kohlhammer Druckerei GmbH +<br />

Co. KG entgegengenommen. Die<br />

Kündigungsfrist <strong>für</strong> Abonnements<br />

beträgt 6 Wochen zum Ende des<br />

Bezugszeitraumes. Für die Mitglieder<br />

der Landeszahnärztekammer Baden-<br />

Württemberg ist der Bezugspreis mit<br />

dem Mitgliedsbeitrag abgegolten.<br />

_Druck:<br />

W. Kohlhammer Druckerei GmbH + Co. KG<br />

Augsburger Straße 722, 70329 Stuttgart<br />

Stefan Leicht, Tel. 0711 3272-232<br />

E-Mail: stefan.leicht@kohlhammerdruck.de<br />

www.kohlhammerdruck.de<br />

ISSN: 0340-3017


Garden<br />

Futures<br />

D e s i gn in g<br />

with Nature<br />

25.03.2023 –<br />

03.10.2023<br />

#VDMGardenFutures<br />

#vitradesignmuseum<br />

www.design-museum.de

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