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Vorschau FOCUS MONEY 16/2023

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moneyeditorial<br />

EDITORIAL<br />

Bitte Einlagensicherung<br />

erhöhen!<br />

erst einmal die gute Nachricht: Vom jüngsten Bankenbeben waren bislang ausschließlich<br />

Banken aus den USA und der Schweiz betroffen, aber keine einzige Bank<br />

aus dem Euroland. Offenbar wurden in der Währungsunion mit den verschärften<br />

Anforderungen an das Eigenkapital die richtigen Lehren aus der Finanzkrise von<br />

2008 gezogen. Die Ansteckungsgefahr ist vorerst gebannt. Doch Hand aufs Herz:<br />

Die jüngsten Turbulenzen lassen manchen Anleger ins Schwitzen kommen. Die<br />

Bank-Runs, also der Ansturm der Kunden in Kalifornien und Zürich auf ihre Einlagen,<br />

hatten etwas Albtraumhaftes. Sparer stellen verstärkt die Frage: Was passiert,<br />

wenn die eigene Bank aus Liquiditätsgründen an den Rand der Belastbarkeit kommt?<br />

HANS-PETER SIEBENHAAR<br />

Mitglied der Chefredaktion<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong><br />

Den europäischen Anlegern werden pro Bank nur bis zu 100 000 Euro gesetzlich garantiert.<br />

Dieser Schutz kann beispielsweise seit 2015 für Einlagen, die aus einem<br />

Haus- oder Wohnungsverkauf kommen, auf bis zu eine halbe Million Euro erhöht<br />

werden. Er besteht aber nur für einen Zeitraum von bis zu einem halben Jahr nach<br />

der Einzahlung. Darüber hinaus gehören die meisten, aber nicht alle privaten Banken<br />

freiwilligen Einlagensicherungssystemen an. Zum Vergleich: In den USA beträgt<br />

die Höhe der gesetzlichen Einlagensicherung durch die Federal Deposit Insurance<br />

Corporation (FDIC) stolze 250 000 Dollar. Auch angesichts der hohen<br />

Inflation im Euroraum ist eine Erhöhung der gesetzlichen Einlagensicherung das<br />

Gebot der Stunde. Die Rückendeckung von Kanzler Scholz für die Deutsche Bank in<br />

den Tagen einer Ansteckungsgefahr durch die Silicon Valley Bank und Credit Suisse<br />

machte klar, dass die Bundesregierung den Marktführer im Notfall auffangen würde.<br />

Dieses „Whatever it takes“ des früheren EZB-Chefs Mario Draghi ist bereits eine<br />

Art erhöhte Einlagensicherung. Vor diesem Hintergrund ist es logisch, die staatliche<br />

Einlagensicherung deutlich zu erhöhen – am besten europaweit auf 250 000 Euro.<br />

Solang aber die gesetzliche Einlagensicherung weiter nur 100 000 Euro pro Kunde<br />

und Bank beträgt, heißt die Devise für Anleger: streuen, streuen, streuen. Sein<br />

Lesen Sie <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> bequem zu Hause<br />

gesamtes Vermögen nur bei einer Bank zu bunkern, kann gefährlich sein.<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

Jeder Sparer sollte zudem genau prüfen, welchem Geldinstitut mit welcher<br />

Bonität er sein Geld anvertraut. Der früher so sichere Hafen hen davon aus, dass die Leitzinserhöhungen der großen Noten-<br />

die Inflation sinkt inzwischen deutlich. Die Aktienmärkte ge-<br />

Schweiz mit der unter gegangenen Credit Suisse hat sehr eindrucksvoll<br />

gezeigt, wie wichtig Vorsicht und Sorgfalt bei der Geldanlage in Zinssenkungen erfolgen. Was heißt das für die Märkte und die Aktienbanken<br />

demnächst enden und vielleicht schon Ende <strong>2023</strong> erste<br />

kurse, nachdem zum Beispiel der Dax von seinem Rekordhoch nicht<br />

diesen unberechen baren Zeiten geworden sind.<br />

mehr weit entfernt notiert?<br />

Herzlich Ihr<br />

Aus aktuellem Anlass!<br />

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<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>16</strong>/<strong>2023</strong><br />

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3


moneyinhalt<br />

12. APRIL <strong>2023</strong> www.money.de<br />

moneykompakt<br />

6 Öl-Förderkürzung: Was der<br />

unerwartete Opec-Schritt bedeutet<br />

7 Das kaufe ich jetzt: Der Schweizer<br />

Hörgeräte-Profi Sonova klingt gut<br />

7 Chart der Woche: Bei welchen<br />

Staaten die Schulden explodieren<br />

7 Hit & Shit: Credit-Suisse-Goldbarren;<br />

Virgin-Orbit-Pleite<br />

8 Banken: Wie die Institute auf die<br />

Zinserhöhungen reagieren (müssen)<br />

9 Mikas Markt-Monitor: Welche<br />

Waren die Teuerung stark treiben<br />

9 Neue Anleger: Wie Homeoffice<br />

immer mehr Menschen für die<br />

Börse begeistert<br />

98 Andis Börsenbarometer: Wie<br />

Anleger die temporäre Dollar-<br />

Delle nutzen können<br />

moneytitel<br />

10 Diese Trends sind mega: Umwälzungen<br />

in Wirtschaft und Gesellschaft<br />

bieten Top-Anlagechancen<br />

12 Big Tech, Big Profit: Auch die<br />

Platzhirsche Apple, Alphabet und<br />

Microsoft wachsen noch<br />

kräftig<br />

10<br />

Wir machen Ihr Geld fit für morgen!<br />

Künstliche Intelligenz, Wasserstoff, Geothermie, Fleischersatz & Co. – bahnbrechende<br />

Trends katapultieren auch Ihr Depot in ganz neue Sphären!<br />

36<br />

„Der Abgesang auf<br />

Deutschland ist verfrüht“<br />

BJÖRN GLÜCK, TOP-FONDSMANAGER<br />

BEI LUPUS ALPHA<br />

<strong>16</strong> Künstliche Intelligenz: Welche<br />

kleineren AGs von der revolutionären<br />

Technologie profitieren<br />

20 Klima-Gewinner: Ausgewählte<br />

Firmen verdienen bestens an<br />

Umweltschutz und Nachhaltigkeit<br />

24 Wasserstoff: Ohne diesen<br />

Energieträger geht bald nicht<br />

mehr viel. Mitverdienen!<br />

26 Fleisch für morgen: Ersatz für Rind<br />

& Co. bietet Top-Möglichkeiten<br />

29 Geothermie: Wer besonders<br />

erfolgreich nach Erträgen bohrt<br />

32 Interview Hendrik Leber: Der<br />

Acatis-Geschäftsführer zu spannenden<br />

Zins- und Zukunftsinvestments<br />

moneymarkets<br />

36 Interview Björn Glück: Der<br />

erfolgreiche Lupus-alpha-Fondsmanager<br />

zu Wohlstand und<br />

Chancen in Deutschland<br />

4 Illustration: VectorStock<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>16</strong>/<strong>2023</strong>


58<br />

Top-Erträge plus gutes Gewissen<br />

Die Experten für nachhaltige Geldanlagen, sogenannte ESG-Investments,<br />

Silke Stremlau und Ralph Hientzsch erklären im <strong>FOCUS</strong><br />

<strong>MONEY</strong>-Gespräch die besonderen Chancen des Segments<br />

40 Wandelanleihen: Wie die<br />

Spezialpapiere hohe Zinsen und<br />

Zukunftschancen kombinieren<br />

43 Musterdepots: Alle Titel in allen<br />

Portfolios legen in der bärenstarken<br />

Börsenwoche zu – sehr selten!<br />

44 „Economist“-Analyse: Computerspiele<br />

können verfilmt werden<br />

und deren Entwickler verdienen<br />

daran prächtig mit<br />

48 Evotec: Die Biotech-Firma legt den<br />

Grundstein für die Gewinnwende<br />

50 Chartsignal: Die Aussichten von<br />

Brent-Öl nach dem Preissprung<br />

50 Wette der Woche: Traction<br />

Uranium mit strahlender Zukunft<br />

52 Bonuszertifikate: Eine spezielle<br />

Variante der cleveren Titel senkt<br />

die Risiken noch weiter<br />

54 Interview Franz Gasselsberger:<br />

Der CEO der Oberbank zu den<br />

Herausforderungen für die<br />

Branche und den Kapitalmärkten<br />

56 Tierische Gewinne: Welche<br />

Firmen im Milliardenmarkt Heimtierbedarf<br />

stark vertreten sind<br />

58 Interview Sustainable Finance:<br />

Die Nachhaltigkeits-Experten Silke<br />

Stremlau und Ralph Hientzsch zu<br />

den Chancen von ESG-Investments<br />

moneydigital<br />

60 Social Trends: Worauf Anleger<br />

jetzt achten müssen, neue<br />

Strategie beim Kultfonds und<br />

wertvolles ETF-Wissen<br />

61 Aktienanalyse: So sieht die Lage<br />

beim Datenbankspezialisten<br />

MongoDB genau aus<br />

dswanlegerschutz<br />

64 Wirecard: Geschädigte müssen<br />

sich jetzt zur Wehr setzen<br />

moneyservice<br />

66 Marktplatz: Alexander Koeni,<br />

Profi für hochklassige Flugreisen,<br />

verrät wertvolle Tipps für die Trips<br />

68 Motorradpolicen: Wo man sich<br />

als Biker am günstigsten absichert<br />

72 Beste Studenten-Kasse: Diese<br />

gesetzlichen Krankenversicherer<br />

eignen sich für Studierende bestens<br />

76 Von Anlegern empfohlen: Eine<br />

Studie von <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> und<br />

ServiceValue zeigt, welche Finanzdienstleister<br />

nachhaltig performen<br />

moneyanalyse<br />

81 Fonds<br />

82 Deutsche Aktien<br />

90 Internationale Aktien<br />

96 ETFs<br />

97 Zertifikate<br />

moneyrubriken<br />

3 Editorial<br />

80 Leserbriefe – Impressum<br />

98 Termine<br />

56<br />

Tierische Renditen<br />

Der Markt für Heimtierbedarf hat<br />

ein Volumen von vielen Milliarden<br />

Euro jährlich. Hier verraten wir,<br />

welche oft relativ unbekannten<br />

Unternehmen in diesem Sektor<br />

ordentlich absahnen und wie man<br />

am besten dort investiert<br />

44<br />

Wollen nur spielen<br />

Ein Beitrag des renommierten<br />

britischen Wirtschaftsmagazins<br />

„Economist“ erklärt, warum<br />

Spieleentwickler ein besseres<br />

Geschäftsmodell haben als die<br />

Filmindustrie und wie sich so<br />

Geschäftschancen ergeben<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>16</strong>/<strong>2023</strong><br />

Fotos: Consileon, Ch. Wyrwa/Hannoversche Kassen, L. Neko/Unsplash, Adobe Stock, F. Duhamel/Lucas Film, Lupus alpha Composing: <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> 5


moneytitel<br />

MEGATREND KI: Die<br />

Einsatzmöglichkeiten von<br />

KI sind vielfältig und<br />

gigantisch. Auch in der<br />

Bildbearbeitung wird KI<br />

zunehmend eingesetzt<br />

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />

Fantastische Chancen<br />

Der Megatrend künstliche Intelligenz (KI) nimmt weiter Fahrt auf. Zahlreiche Unternehmen haben sich<br />

positioniert. Auch kleinere Anbieter könnten hier groß rauskommen. Ein Überblick<br />

von MARTINA SIMON<br />

Hier spielt die Zukunftsmusik<br />

Zahlreiche Unternehmen bringen sich für den Megatrend künstliche Intelligenz (KI) in Stellung. Dabei sind nicht nur die Flaggschiffe<br />

wie Microsoft, Alphabet, Meta oder Nvidia für Investoren interessant. Vor allem kleineren Anbietern gehört die Zukunft:<br />

Quelle: Bloomberg; e = erwartet<br />

Unternehmen ISIN Marktkapitalisierung<br />

in Euro<br />

EQ in % KGV 23e KUV 23e Performance<br />

seit Jahresbeginn<br />

Umsatzwachstum<br />

(5 Jahre)<br />

aktueller Kurs Stoppkurs Kurspotenzial<br />

A10 Networks US0021211018 1,1 Mrd. 48,2 18,9 3,9 –9,14 % 37,69 % 13,93 € 11,85 € 52 % ■■■■■<br />

Perion Network IL0010958192 1,6 Mrd. 67,0 18,1 2,4 49,60 % 103,38 % 36,13 € 30,85 € 11 % ■■■■■<br />

Shutterstock US8256901005 2,4 Mrd. 50,8 17,8 3,0 35,92 % 137,68 % 66,52 € 56,50 € 26 % ■■■■■<br />

C3.ai US12468P1049 2,5 Mrd. 84,5 –54,7 10,0 131,45 % – 22,96 € 19,50 € 22 % ■■■■■<br />

Rambus US7509171069 4,4 Mrd. 77,0 25,1 7,9 19,55 % 14,52 % 40,57 € 34,50 € 39 % ■■■■■<br />

ExlService Holdings US3020811044 4,8 Mrd. 56,3 31,8 3,3 –12,30 % 107,38 % 148,50 € 122,80 € 30 % ■■■■■<br />

Super Micro Computer US86800U1043 5,1 Mrd. 44,3 9,9 0,8 24,52 % 70,56 % 96,50 € 82,00 € 67 % ■■■■■<br />

USU Software DE000A0BVU28 222,1 Mio. 53,2 20,2 1,6 3,68 % 264,79 % 21,15 € 17,95 € 51 % ■■■■■<br />

GFT Technologies DE0005800601 920,1 Mio. 35,0 17,9 1,1 2,95 % 46,91 % 34,95 € 29,70 € 100 % ■■■■■<br />

Cerence US1567271093 970,4 Mio. 54,1 – 3,7 41,66 % 42,55 % 24,61 € 20,90 € 60 % ■■■■■<br />

Risiko<br />

<strong>16</strong> Foto: Adobe Stock<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>16</strong>/<strong>2023</strong>


Fluch oder Segen? Am Megatrend künstliche Intelligenz (KI)<br />

scheiden sich derzeit die Geister. Während der Microsoft-<br />

Gründer, Philanthrop und frisch gebackene Großvater Bill<br />

Gates überzeugt ist: „KI ist das nächste große Ding – so revolutionär<br />

wie Mobiltelefone und das Internet“, hält Tesla-Gründer<br />

Elon Musk KI für gefährlicher als Atomwaffen. Gemeinsam mit<br />

Experten aus der KI-Branche forderte Musk deshalb eine sechsmonatige<br />

Pause in der KI-Entwicklung. Diese Zeit solle genutzt<br />

werden, um ein Regelwerk für die neue Technologie zu schaffen.<br />

„Leistungsfähige KI-Systeme sollten erst dann entwickelt werden,<br />

wenn wir sicher sind, dass ihre Auswirkungen positiv und<br />

ihre Risiken überschaubar sind“, so Musk.<br />

Auch wenn die rasante Entwicklung der KI bei vielen Menschen<br />

Ängste vor Kontrollverlust, unethischen Entscheidungen,<br />

Betrug, Arbeitslosigkeit, Diskriminierung oder dem<br />

Verlust der Privatsphäre schürt, ist die Entwicklung der KI<br />

noch lange nicht abgeschlossen. Im Gegenteil: Mit dem Hype<br />

um den ChatGPT (inzwischen in Version GPT-4) hat eine<br />

neue Ära begonnen, die wohl nicht mehr aufzuhalten ist.<br />

Große Zukunft. Das Potenzial ist gigantisch, sei es in der<br />

Wirtschaft („Internet der Dinge 2.0“) oder im privaten Alltag.<br />

Viele Unternehmen haben daher bereits die großen Chancen<br />

von KI erkannt (siehe Grafik rechts Mitte). Denn KI ermöglicht<br />

Effizienzsteigerungen, neue Geschäftsmodelle und schafft qualifizierte<br />

Arbeitsplätze. KI durchdringt immer mehr Lebensbereiche<br />

und hält mit Macht Einzug in nahezu alle Branchen. Ob<br />

autonomes Fahren, Chatbots im Callcenter, Diagnostik in der<br />

Medizin, Bildung, Klimawandel, Bildverarbeitung oder Prozessoptimierung<br />

und vorausschauende Datenanalyse in Unternehmen<br />

– KI wird in Zukunft die Grundlage für wichtige Entscheidungen<br />

und schnellen Geschäftserfolg sein.<br />

Auch für Investoren bietet sich hier die Chance, auf den Zug<br />

aufzuspringen. Im Rennen um KI stehen einige Gewinner von<br />

ChatGPT & Co. bereits fest. Es sind die Flaggschiffe wie Microsoft,<br />

Alphabet, Apple, Meta und Nvidia, die Milliarden in die<br />

Entwicklung stecken (s. Seite 12). Aber auch kleine und mittlere<br />

Unternehmen könnten zu den Profiteuren zählen.<br />

Neue Profiteure. Viele Unternehmen stehen in den Startlöchern<br />

und haben sich bereits positioniert (s. Seite <strong>16</strong> und18):<br />

IT-Dienstleister wie GFT Technologies, USU Software oder<br />

Rambus beraten ihre Kunden umfassend und liefern die passenden<br />

KI-Softwarelösungen, damit sie beispielsweise ihre<br />

Daten schneller analysieren und bewegen können. A10 Networks<br />

bietet moderne cloudbasierte Soft- und Hardwarelösungen<br />

an. Aber auch Spezialisten wie Super Micro und C3.ai<br />

haben eine große Zukunft vor sich. C3.ai implementiert<br />

schlüsselfertige KI-Anwendungen für Kunden und Super Micro<br />

gilt als einer der besten Anbieter von IT-Gesamtlösungen.<br />

Das Portfolio umfasst Speicher, Kühlsysteme, GPUs und hochmoderne<br />

Prozessoren – damit ist das Unternehmen führend<br />

im Bereich Green Computing. Cerence konzentriert sich auf<br />

die Entwicklung von Assistenzsystemen für Automobile. Der<br />

Fokus liegt dabei auf Sprachassistenten.<br />

Wer sein Investment breit streuen möchte, hat Alternativen:<br />

Der Wisdom Tree Artificial Intelligence ETF (A2N7KX) bildet<br />

beispielsweise den Nasdaq CTA Artificial Intelligence ab – und<br />

das Open-End-Partizipationszertifikat von Vontobel (VL3SJB)<br />

den Solactive Artificial Intelligence Performance Index.<br />

Mehr Umsatz<br />

Künstliche Intelligenz (KI) gewinnt weltweit an Bedeutung.<br />

Prognosen zufolge wird der Umsatz von<br />

heute 53,2 Milliarden USD bis 2025 auf 89,8 Milliarden<br />

USD steigen.<br />

Umatz mit KI-Anwendungen weltweit<br />

in Milliarden US-Dollar,<br />

ab <strong>2023</strong> Prognose<br />

3,2<br />

20<strong>16</strong><br />

4,8<br />

17<br />

Quelle: statista.de<br />

7,3<br />

18<br />

11,3<br />

19<br />

17,3<br />

20<br />

26,0<br />

21<br />

38,0<br />

22<br />

53,2<br />

23<br />

71,0<br />

Einschätzung von KI als Chance für Unternehmen<br />

Anteile in Prozent der befragten Unternehmen<br />

weit überwiegend als Risiko 1 1 weiß nicht/keine Angabe<br />

weit überwiegend<br />

eher als Risiko<br />

20<br />

18 als Chance<br />

kein Einfluss aufs<br />

Unternehmen<br />

13<br />

24<br />

47<br />

eher als Chance<br />

Steigerung der Arbeitsproduktivität durch KI<br />

Schätzung bis 2035 in Prozent<br />

Schweden 37<br />

USA 35<br />

Japan 34<br />

Österreich 30<br />

Deutschland 29<br />

Großbritannien 25<br />

Frankreich 20<br />

Spanien 11<br />

89,8<br />

2025<br />

KI eher positiv<br />

Mehr als zwei Drittel der Unternehmen sehen im<br />

Einsatz von künstlicher Intelligenz mehr Chancen<br />

als Risiken. In einigen Branchen spielt KI überhaupt<br />

keine Rolle – nur zehn Prozent sehen ein Risiko.<br />

Quelle: Bitkom<br />

Produktivität steigt<br />

Die meisten Länder gehen davon aus, dass KI die<br />

Produktivität steigern wird. Schweden erwartet bis<br />

2035 einen Anstieg um 37 Prozent, die USA um<br />

35 Prozent, Spanien um elf Prozent.<br />

Quellen: Statista.de, Accenture, Frontier Economics<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>16</strong>/<strong>2023</strong> 17


moneytitel<br />

KULTIVIERTES FLEISCH nähert sich der<br />

Marktreife in den USA. Europa hinkt hinterher,<br />

Italien will sogar ein Verbot aussprechen<br />

ERNÄHRUNG<br />

Aus dem Labor auf den Teller<br />

Fleisch aus dem Bioreaktor hat riesige Klima- und Umweltschutzvorteile gegenüber der Nutztierhaltung,<br />

vom Tierwohl ganz zu schweigen. Jetzt beginnen erste Schritte zur Kommerzialisierung<br />

von JULIA GROSS<br />

Jeden Donnerstag können sechs Kunden der Metzgerei<br />

Huber’s Butchery in Singapur eine besondere Mahlzeit<br />

zu sich nehmen: entweder Salat mit knusprig gebratenem<br />

Hähnchen oder gegrillte Hähnchenspieße auf Reis. Das<br />

klingt nicht besonders, ist aber einzigartig: Kein Huhn muss<br />

für diese Gerichte sein Leben lassen. Denn das Fleisch<br />

stammt aus der Produktion der US-Firma Good Meat, die es<br />

in Bioreaktoren aus Stammzellen herstellt. Die überschaubaren<br />

Portionen kosten umgerechnet 13 Euro. Trotzdem<br />

sind die Plätze jede Woche ausgebucht. Denn sogenanntes<br />

Kulturfleisch („Cultured Meat“) gibt es aktuell nur hier und<br />

sonst nirgendwo auf der Welt zu verspeisen.<br />

Das könnte sich allerdings schon bald ändern. Im März hat<br />

die amerikanische Zulassungsbehörde FDA grünes Licht für<br />

Good Meat in den USA gegeben, bereits das zweite Okay für<br />

zellbasiertes Fleisch nach dem Wettbewerber Upside im November<br />

2022. Beide Unternehmen müssen jetzt noch Inspektionen<br />

des US-Landwirtschaftsministeriums durchlaufen,<br />

was aber die kleinere Hürde ist. Danach, so viel steht bereits<br />

fest, soll man das Huhn von Good Meat im Restaurant des<br />

Washingtoner Starkochs José Andrés bestellen können – ein<br />

erster Schritt zur Erschließung des Megamarkts USA.<br />

Der Beginn der Kommerzialisierung von zellbasiertem<br />

Fleisch rückt damit in greifbare Nähe. Viele der rund 150<br />

26 Foto: Adobe Stock<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>16</strong>/<strong>2023</strong>


Start-ups, die weltweit an der Kultivierung von Fleisch und<br />

Fisch arbeiten, haben inzwischen gezeigt, dass sie wohlschmeckende<br />

und dem natürlichen Vorbild sehr nahekommende<br />

Produkte herstellen können. „Die Branche steht am<br />

Übergang von der Forschungs- zur Skalierungsphase“, sagt<br />

Ivo Rzegotta vom Good Food Institute Europe, einer Non-<br />

Profit-Organisation, die sich für innovative Alternativen zu<br />

tierischen Produkten einsetzt.<br />

Investieren in Produktion. Damit gerät die Branche auch<br />

ins Visier von Investoren. Zum einen ist klar, dass der Übergang<br />

zu größeren Produktionsmengen nicht mehr allein<br />

durch Venture Capital finanziert werden kann. Die Unternehmen<br />

brauchen mehr Geld – und könnten sich dies in absehbarer<br />

Zeit durch Börsengänge besorgen. Zum anderen stehen<br />

unweigerlich Investitionen in Herstellungsanlagen an, die –<br />

wenn sie dann stehen – mit weit größeren Volumina betrieben<br />

werden als bisher. Hier kommen die „Schaufelhersteller“ ins<br />

Spiel: Unternehmen, die Bioreaktoren und Verbrauchsmaterialien<br />

wie Kulturmedien, Filter, Zusatzstoffe oder auch Maschinen<br />

zur Lebensmittelverarbeitung vertreiben. Konzerne<br />

wie Sartorius, Merck, DSM, Thermo Fisher oder Danaher können<br />

langfristig mit neuen Einnahmequellen aus der Kulturfleischbranche<br />

rechnen.<br />

Mit dem größeren Produktionsmaßstab sollen auch die<br />

Kosten für „Clean Meat“ weiter sinken. 2013 servierte Pionier<br />

Mosa Meat aus den Niederlanden einen Burger, der noch mehr<br />

als 250 000 Euro gekostet hat. 2021 erklärte das israelische<br />

Start-up Future Meat Technologies, rund 110 Gramm Hühnerbrustfleisch<br />

mit Pflanzenbestandteilen für umgerechnet<br />

3,70 Euro herstellen zu können. Um konkurrenzfähig mit<br />

Fleisch aus Massentierhaltung zu werden, muss die Produktion<br />

jedoch noch billiger werden.<br />

Dem Nährmedium kommt dabei die wichtigste Bedeutung<br />

zu. Die Flüssigkeit enthält die nötigen Nährstoffe, damit sich<br />

tierische Stammzellen wie gewünscht vermehren können –<br />

und sie ist teuer. Je nach Zusammensetzung beträgt der Listenpreis<br />

zwischen 50 und 200 Euro pro Liter. Es liegt auf der<br />

Hand, dass sich solche Beträge in der Arzneimittelproduktion,<br />

wo die Wirkstoffdosis im Mikro- oder Milligrammbereich<br />

liegt, rechnen, bei der Herstellung von Fleisch im Tonnenmaßstab<br />

dagegen nicht. „Die Medien sind aktuell noch einer<br />

der größte Kostentreiber bei der Produktion von kultiviertem<br />

Fleisch“, bestätigt Ivo Rzegotta. Nicht nur, aber auch aus<br />

Kostengründen arbeiten alle Unternehmen daran, ohne fetales<br />

Kälberserum im Medium auszukommen. Die kostspielige<br />

Zutat wird aus dem Blut ungeborener Kälber gewonnen<br />

und ist schon allein deshalb für Firmen, deren zentrale Botschaft<br />

das Vermeiden der Tötung von Tieren ist, hoch problematisch.<br />

Fetales Kälberserum enthält Wachstumsfaktoren<br />

und Enzyme, die nicht leicht zu ersetzen sind. Good Meat und<br />

Upside haben inzwischen Produktionsprozesse entwickelt,<br />

die ohne tierische Bestandteile im Medium auskommen.<br />

Auch Bioreaktoren sind ein Flaschenhals. Gerade die flexibel<br />

einsetzbaren Single-Use-Produkte, ideal für Unternehmen,<br />

die nicht gleich in riesige Anlagen investieren wollen<br />

oder können, werden auch von der Pharmabranche stark<br />

nachgefragt. In den vergangenen drei Jahren kam es dabei aufgrund<br />

der Covid-Impfstoff-Produktion sogar zu Lieferengpässen.<br />

„Der Trend in der Industrie geht dahin, dass Bioreaktoren<br />

kleiner werden. Das Wachstum bei Single-Use-Produkten<br />

wird in den nächsten Jahren wesentlich größer sein als etwa<br />

bei großen Bioreaktoren“, erklärte Merck-Finanzvorstand<br />

Marcus Kuhnert im Interview gegenüber <strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong>.<br />

Kein Selbstläufer. Für Anleger sind die „Schaufelhersteller“<br />

eine Möglichkeit, indirekt, dafür aber mit reduziertem Risiko<br />

vom Wachstum der Zellfleischindustrie zu profitieren.<br />

Denn noch ist kein Produzent an der Börse gelistet. Die Aktienperformance<br />

von Veggie-Vorreitern wie Beyond Meat<br />

und Oatly zeigt auch, dass ein Investment in das Zukunftsthema<br />

nachhaltige Ernährung kein Selbstläufer ist, wobei<br />

Cultured-Meat-Firmen aufgrund der höheren Eintrittsbarrieren<br />

möglicherweise besser vor Wettbewerb geschützt sein<br />

werden als die Pflanzenspezialisten, denen selbst Discounter<br />

inzwischen das Geschäft abgraben.<br />

Riesiger Markt<br />

Die Boston Consulting Group schätzt, dass Kulturfleisch<br />

ab 2030 signifikante Marktanteile erringen<br />

wird. Zusammen mit pflanzlichem Fleischersatz könnte<br />

es 2035 elf Prozent der Fleischnachfrage decken.<br />

Fleischproduktion weltweit<br />

in Millionen Tonnen<br />

sonstiges Fleisch<br />

Rind<br />

300<br />

200<br />

Zuletzt weniger Investitionen<br />

Nachdem über Jahre stetig mehr Kapital in den Bereich<br />

„Alternative Proteine“ floss, gingen die Investitionen<br />

2022 zurück. Von den 2,9 Milliarden Dollar entfielen<br />

knapp 900 Millionen auf kultiviertes Fleisch.<br />

Investitionen weltweit<br />

in „Alternative Proteins“<br />

in Milliarden US-Dollar<br />

Schweinefleisch<br />

100<br />

1960<br />

Geflügel<br />

1970 1980 1990 2000 2010 2020<br />

0<br />

0,7<br />

2018<br />

1,1<br />

2019<br />

3,2<br />

2020<br />

5,1<br />

2021<br />

2,9<br />

2022<br />

Quelle: FAO<br />

Quelle: Pitchbook<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>16</strong>/<strong>2023</strong><br />

27


moneymarkets<br />

CHAMÄLEONS: unterschiedliche<br />

Färbung auch<br />

bei Wandlern – einmal mehr<br />

Anleihe, einmal mehr Aktie<br />

WANDELANLEIHEN<br />

Zins und Zukunftsfantasie<br />

Unternehmensbonds mit Aktienoption – nach den 2022er-Marktturbulenzen scheint sich ein<br />

günstiges Zeitfenster zum Einstieg bei Wandlern als typischer Langfrist-Anlage aufzutun<br />

von BERND JOHANN<br />

Wandelanleihen, kurz auch Wandler genannt, werden<br />

gern als Zwitter oder Chamäleons bezeichnet.<br />

Warum, bringt die Deutsche Börse auf den Punkt:<br />

„Wandelanleihen sind eine besondere Form der Unternehmensanleihen.<br />

Je nach Ausgestaltung können sie am Laufzeitende<br />

in Aktien umgewandelt werden.“ Letzteres zu einem<br />

bei Emission festgelegten Kurs und oftmals schon während<br />

der Laufzeit. Damit bieten diese Papiere wegen Rückzahlung<br />

zum Nominalwert zum einen die Sicherheit einer Anleihe.<br />

Dank Wandlungsrecht reagieren sie zudem auf Kursaufschwünge<br />

am Aktienmarkt, wenn auch abgeschwächt. „Aktienähnliche<br />

Erträge mit deutlich geringeren Schwankungen“,<br />

resümiert Marc-Alexander Knieß von Lupus Alpha.<br />

Welches Kriterium eher zum Tragen kommt, hängt von der<br />

Marktentwicklung ab. Hier liegt auch der Grund, warum<br />

Wandelanleihen gerade jetzt interessant werden. Denn in<br />

2022 drückten rasant steigende Zinsen die Anleihekurse,<br />

Wandler oder, im Englischen, Convertibles inklusive. Zusätzlich<br />

verlor die Aktien-Umtauschoption wegen schwacher<br />

Börsen massiv an Attraktivität. All das zeigt sich klar im Refinitiv<br />

Global Convertible Index als Spiegelbild des weltweiten<br />

Wandlermarkts: Er verlor seit November 2021 bis zu<br />

30 Prozent an Wert, der größte Verlust in mehr als 20 Jahren.<br />

Gute Zeit. Dies sollte eine schöne Chance bieten, sich eine<br />

interessante Anlage auf reduziertem Preislevel dauerhaft ins<br />

Depot zu legen. Denn die Zeit arbeitet allein schon mit Blick<br />

auf die Pari-Rückzahlung der heute in der Regel mit kräftigem<br />

Kursabschlag bedachten Titel für Wandler. Kommen die<br />

Börsen in Fahrt, würde zusätzlich noch die Aktienkomponente<br />

greifen. Beispiel: die vor gut zwei Monaten begebene<br />

Wandelanleihe von Rheinmetall, Kupon 2,25 Prozent, Laufzeit<br />

7. Februar 2030. Mit der Hausse der Aktie schoss sie be-<br />

40<br />

Fotos: Adobe Stock<br />

<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>16</strong>/<strong>2023</strong>

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