Vorschau FOCUS MONEY 16/2023
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moneytitel<br />
KULTIVIERTES FLEISCH nähert sich der<br />
Marktreife in den USA. Europa hinkt hinterher,<br />
Italien will sogar ein Verbot aussprechen<br />
ERNÄHRUNG<br />
Aus dem Labor auf den Teller<br />
Fleisch aus dem Bioreaktor hat riesige Klima- und Umweltschutzvorteile gegenüber der Nutztierhaltung,<br />
vom Tierwohl ganz zu schweigen. Jetzt beginnen erste Schritte zur Kommerzialisierung<br />
von JULIA GROSS<br />
Jeden Donnerstag können sechs Kunden der Metzgerei<br />
Huber’s Butchery in Singapur eine besondere Mahlzeit<br />
zu sich nehmen: entweder Salat mit knusprig gebratenem<br />
Hähnchen oder gegrillte Hähnchenspieße auf Reis. Das<br />
klingt nicht besonders, ist aber einzigartig: Kein Huhn muss<br />
für diese Gerichte sein Leben lassen. Denn das Fleisch<br />
stammt aus der Produktion der US-Firma Good Meat, die es<br />
in Bioreaktoren aus Stammzellen herstellt. Die überschaubaren<br />
Portionen kosten umgerechnet 13 Euro. Trotzdem<br />
sind die Plätze jede Woche ausgebucht. Denn sogenanntes<br />
Kulturfleisch („Cultured Meat“) gibt es aktuell nur hier und<br />
sonst nirgendwo auf der Welt zu verspeisen.<br />
Das könnte sich allerdings schon bald ändern. Im März hat<br />
die amerikanische Zulassungsbehörde FDA grünes Licht für<br />
Good Meat in den USA gegeben, bereits das zweite Okay für<br />
zellbasiertes Fleisch nach dem Wettbewerber Upside im November<br />
2022. Beide Unternehmen müssen jetzt noch Inspektionen<br />
des US-Landwirtschaftsministeriums durchlaufen,<br />
was aber die kleinere Hürde ist. Danach, so viel steht bereits<br />
fest, soll man das Huhn von Good Meat im Restaurant des<br />
Washingtoner Starkochs José Andrés bestellen können – ein<br />
erster Schritt zur Erschließung des Megamarkts USA.<br />
Der Beginn der Kommerzialisierung von zellbasiertem<br />
Fleisch rückt damit in greifbare Nähe. Viele der rund 150<br />
26 Foto: Adobe Stock<br />
<strong>FOCUS</strong> <strong>MONEY</strong> <strong>16</strong>/<strong>2023</strong>