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SMZ Liebenau Info Dez_2006

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PRIVATISIERUNGEN<br />

ÖSTERREICH: KARUSSELL KOMMT IN BEWEGUNG<br />

Das Stadtspital Klosterneuburg wird künftig<br />

von den privaten Firmen HCC Krankenanstalten<br />

AG (Christian Köck, Hans-Peter<br />

Haselsteiner, Raiffeisen) und Humanomed<br />

(Uniqa, Wr. Städtische, Merkurversicherung)<br />

gemanagt; am Areal des Wiener AKH<br />

könnte ein Privatspital für betuchte, internationale<br />

Patienten entstehen; der Wiener<br />

Krankenverbund will alte Spitalsimmobilien<br />

verkaufen und mit privaten Partnern<br />

ein Großkrankenhaus im Norden der Stadt<br />

bauen; und in den Sozialversicherungen<br />

wird nach dem Teilverkauf des Reha-Zentrums<br />

Bad Gleichenberg an die HCC und<br />

die Humanomed-Beteiligung Hospitals über<br />

(Teil)Privatisierungen weiterer Einrichtungen<br />

geredet.<br />

Das sind nur die Highlights der vergangenen<br />

Wochen bei der zunehmenden Privatisierung<br />

von Gesundheitseinrichtungen. Daneben<br />

gibt es eine ganze Handvoll kleinerer<br />

Privat-Public-Partnership-Projekte. Und alle<br />

verlaufen - mit Ausnahme der Debatte über<br />

das AKH-Privatspital – recht unspektakulär<br />

und von der Öffentlichkeit weitgehend<br />

unbemerkt. Selbst das erstmalige private<br />

Management eines öffentlichen Krankenhauses<br />

in Klosterneuburg wurde offenbar<br />

akzeptiert. Möglicherweise auch deshalb,<br />

weil von allen Beteiligten wenig Aufhebens<br />

darum gemacht worden ist.<br />

Der Grund ist klar: Private Interessenten<br />

am Spitals- und Rehabereich wollen das<br />

zarte aufkeimende Pflänzchen nicht durch<br />

Diskussionen über mögliche Folgen der Privatisierung<br />

abwürgen und den öffentlichen<br />

Partnern bleibt zunehmend keine andere<br />

Wahl, als sich private Partner zu suchen. Zu<br />

teuer wird der Betrieb der eigenen Gesundheitseinrichtungen<br />

und zu knapp sind die<br />

Kommunen bei Kasse.<br />

Das Karussell dreht sich also bereits. Wenn<br />

auch noch langsam. In der Zwischenzeit<br />

nutzen die privaten Unternehmen die Zeit,<br />

um international Erfahrungen zu sammeln<br />

und Geschäfte zu machen. So hat die HCC<br />

etwa eine öffentliche Frauen- und Geburtsklinik<br />

in Budapest übernommen sowie die<br />

drei Krankenhäuser im tschechischen Bezirk<br />

Karlsbad. Zwar könnten diese Häuser<br />

auch künftig einmal österreichischen Patienten<br />

offen stehen, sagt Köck – allerdings<br />

erst nach einer weitreichenden, noch Jahre<br />

dauernden Modernisierung. Der Baukonzern<br />

Strabag von Köcks HCC-Partner Hans-<br />

Peter Haselsteiner baut wiederum in einem<br />

PPP-Projekt mit der Deutschen Bank und<br />

der Fortis Bank Brussels S.A. für das Universitätsklinikum<br />

Essen ein Protonentherapiezentrum.<br />

Die privaten Partner werden<br />

die 300 Millionen Euro teure Einrichtung<br />

auch betreiben.<br />

Ein ähnliches Projekt soll übrigens auch in<br />

Wiener Neustadt errichtet werden. Strabag<br />

einerseits sowie die Vamed aber auch der<br />

Raiffeisen-Konzern andererseits liefern sich<br />

derzeit einen Kampf um den Auftrag für den<br />

Bau und Betrieb des Krebsforschungs- und<br />

Therapiezentrums MedAustron. Ob sich<br />

das Projekt mangels dafür in Frage kommender<br />

Patienten rechnen wird, ist in Expertenkreisen<br />

äußerst umstritten. Es ist zu<br />

befürchten, dass zur Auslastung auch Patienten<br />

hingeschickt und behandelt werden,<br />

die es nicht unbedingt brauchen. Angebot<br />

schafft Nachfrage. Nicht das erste Mal im<br />

Gesundheitswesen. Sicher aber auf Kosten<br />

der Allgemeinheit.<br />

Martin Rümmele<br />

Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors.<br />

Quelle: Newsletter www.krankegeschaefte.at, Trends, News und Hintergründe zu<br />

Reformen, Liberalisierung und Entwicklungen im Gesundheitswesen. Oktober <strong>2006</strong>.<br />

Buchtipp: Martin Rümmele: Kranke Geschäfte mit unserer Gesundheit. Symptome, Diagnosen<br />

und Nebenwirkungen der Gesundheitsreformen. NP Buchverlag (Residenzverlag) 2005.<br />

06 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong>

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