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SMZ Liebenau Info Dez_2006

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<strong>SMZ</strong><br />

INFO<br />

350 JAHRE POLITIK DER GESUNDHEIT<br />

Sozialmedizinisches<br />

Zentrum<br />

: THEMEN<br />

* Gastbeiträge von Univ.Prof.Dr. Willibald J. Stronegger<br />

und Martin Rümmele *<br />

* Kaputt Sparen – der falsche Weg! *<br />

* 50 Jahre Nürnberger Ärzteprozess *<br />

* Schweden – eine Orientierungshilfe für Österreich? *<br />

* Tipps bei Erkältungskrankheiten *<br />

S M Z I N F O D E Z E M B E R 2 0 0 6<br />

<strong>Liebenau</strong>


INHALT<br />

EDITORIAL 01<br />

1656 – <strong>2006</strong>: 350 JAHRE POLITIK DER GESUNDHEIT 02<br />

KAPUTT SPAREN – DER FALSCHE WEG! 05<br />

PRIVATISIERUNGEN – ÖSTERREICH: KARUSSELL KOMMT IN BEWEGUNG 06<br />

50 JAHRE NÜRNBERGER ÄRZTEPROZESS 07<br />

VERNICHTEN UND HEILEN 11<br />

SCHWEDEN – EINE ORIENTIERUNGSHILFE FÜR ÖSTERREICH? 12<br />

AUS DEM HAUSARZTALLTAG – ARGUMENTE ZUR IMPFKONTROVERSE 14<br />

WELLNESS UND SPIRITUALITÄT – EIN GEGENSATZ? 16<br />

WENN DU NICHT MEHR WEITER WEISST 17<br />

AUSDRUCKSVOLLE IMPRESSIONEN IN TON 18<br />

TIPPS BEI ERKÄLTUNGSKRANKHEITEN 19<br />

AUFGESCHNAPPT 20<br />

ANGEBOTE DES <strong>SMZ</strong> LIEBENAU 21<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBERiN<br />

<strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

<strong>Liebenau</strong>er Hauptstraße 102-104 a, 8041 Graz T (0316) 471766-13 F (0316) 462340-19 E smz@smz.at<br />

VEREINSREGISTER ZVR: 433702025 REDAKTION Dr. Rainer Possert<br />

MITARBEITERINNEN DIESER AUSGABE Dr. Gustav Mittelbach, Mag. a Sonja Pichler, Dr. Rainer Possert,<br />

Heilwig Possert – Lachnit MSc, Martin Rümmele, Univ. Prof. Dr. Willibald J. Stronegger<br />

FOTOS Dr. Rainer Possert, <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

LAYOUT + SATZ CUBA, graz www.cubaliebtdich.at DRUCK Dorrong, Graz AUFLAGE 1.300 Stk.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong>


EDITORIAL<br />

Eingangs möchte ich mich bei meinem Kollegen Univ. Prof.<br />

Willibald Stronegger, vom Institut für Sozialmedizin, für seinen<br />

Vortrag im <strong>SMZ</strong> und den Artikel zur Geschichte der Gesundheitspolitik<br />

bedanken und meiner Hoffnung Ausdruck<br />

verleihen, dass grundsätzliche Fragestellungen in der Diskussion<br />

über Gesundheit in den Vordergrund rücken.<br />

In diesem Zusammenhang möchte ich zudem an den österreich-amerikanischen<br />

Denker Ivan Illich erinnern, der mit seinem<br />

1975 erschienen Buch „Die Enteignung der Gesundheit<br />

– Medical Nemesis“ einer der geistigen Väter der „Kritischen Medizin“ der 70er Jahre<br />

war. Er schreibt z.B: „Ein professionelles, auf die Person des Arztes abgestelltes<br />

Gesundheitssystem, das sich über gewisse Grenzen hinaus entwickelt hat, macht aus<br />

drei Gründen die Menschen krank: Es produziert zwangsläufig klinische Schäden, die<br />

schwerwiegender sind als sein potentieller Nutzen; es kann die politischen Verhältnisse,<br />

die die Gesellschaft krank machen, nur begünstigen – auch wenn es sie zu verschleiern<br />

sucht. Und es nimmt dem Einzelnen die Fähigkeit, selbst zu gesunden und seine<br />

Umwelt zu gestalten. Die heutigen Medizinsysteme haben die Grenzen dessen, was<br />

erträglich ist, bereits überschritten.“<br />

Der Anlass für unsere Artikel zum Nürnberger Ärzteprozess war der fünfzigste Jahrestag<br />

des Prozessbeginnes. Diesem Anlass wurde jedoch durch Äußerungen des mittlerweile<br />

seines Postens enthobenen Universitätsrates der Universität Wien, des bis 2002<br />

in Graz tätigen Neurochirurgen, Univ.Prof. Pendl beklemmende Aktualität verliehen.<br />

Ein in Wien tätiger Primarius in der Zeitung „Der Standard“ vom 17.11.06: „...alles verlief<br />

ganz normal, bis er mir im Mikroskop ein Blutgefäss einstellte und mich fragte um<br />

welches Gefäß es sich dabei wohl handelte. Ich antwortete, dies sei vermutlich die vena<br />

basalis Rosenthal...darauf folgte eine mehrstündige Suada (= „Wortschwall“, Anm.<br />

d.Verf.) bezüglich aller Rosenthals, Freimaurer, Juden etc. in der Medizin – bis zum<br />

Ende der Operation.....Seine Ansichten mussten bereits Anfang der 80-er Jahre allen<br />

bekannt sein. Trotzdem wurde er wenig später als Ordinarius nach Graz berufen und<br />

erhielt dort das Große Goldene Ehrenzeichen“.<br />

Es liegt mir fern, Chirurgen Pendl in Zusammenhang mit den Verbrechen von SS-<br />

Ärzten in den Konzentrationslagern zu bringen, er mag auch ein „Rechter“ bleiben, wie<br />

er sich in einem Zeitungsinterview selbst bezeichnete. Jedoch hätte er sich selbst einen<br />

besseren Dienst erwiesen, hätte er am Jahrestag des Nürnberger Ärzteprozesses<br />

geschwiegen.<br />

Rainer Possert<br />

MitarbeiterInnen<br />

des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> und<br />

der Sozialen Dienste / SMP<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong><br />

01


1656 – <strong>2006</strong>: 350 JAHRE<br />

POLITIK DER GESUNDHEIT<br />

IST DAS STREBEN NACH GESUNDHEIT DER VORHERR-<br />

SCHENDE PATHOGENE FAKTOR GEWORDEN?<br />

Ivan Illich schrieb 1999 – gut zwei Jahre vor seinem Tod – in Bezug auf seine spektakuläre<br />

Medizinanalyse „Die Nemesis der Medizin“ von 1974: „Heute würde ich meine<br />

Argumentation wie folgt einleiten: „Das Streben nach Gesundheit ist der vorherrschende<br />

pathogene Faktor geworden.“ Nehmen wir diesen gravierenden Einwand eines geübten<br />

Kritikers einmal ernst und fragen uns: Liegt in der westlichen Gesellschaft ein bereits<br />

„pathogenes“ Streben nach Gesundheit vor, das für den Einzelnen zunehmend zu einer<br />

„Pflicht zur Gesundheit“ zu werden droht?<br />

Die Konkordanz von Gesundheit und „Leistung“<br />

ist keine neue Erscheinung unserer<br />

Zeit, bereits die Anfänge der Politik der<br />

Bevölkerungsgesundheit bzw. der Public-<br />

Health-Bewegung vor etwa 350 Jahren<br />

folgten dieser Idee als Leitmotiv und etablierten<br />

in der Folge einen neuen Begriff von<br />

Gesundheit.<br />

Die Geburt der Bio-Politik: „faire vivre“<br />

Der die Neuzeit charakterisierende rationalistische<br />

Geist richtete sich im Bereich<br />

des Lebens zuerst auf den „Bestand“ des<br />

Lebendigen, die Bevölkerung, und versucht,<br />

diese ihrer Macht zu unterwerfen.<br />

Zur gleichen Zeit, in der der englische Philosoph<br />

Thomas Hobbes (1588-1679) mit dem<br />

neuen Denken die Gesellschaft analysiert,<br />

suchen andere nach den „Laws of Mortality“,<br />

d.i. den „Gesetzen der Bevölkerung“,<br />

die die beobachteten Regelmäßigkeiten der<br />

Geburten oder Sterblichkeiten beschreiben,<br />

und berechnet der Engländer John Graunt<br />

(1620-1674) im Jahre 1662 die erste Sterbetafel<br />

- nach neueren Forschungen wahrscheinlich<br />

inspiriert von seinem Freund William<br />

Petty (1623-1687), dem Merkantilisten<br />

und Schüler Hobbes.<br />

Die neuzeitliche Vernunft erfasste im 17.<br />

Jh. die europäischen Staaten und löste eine<br />

Modernisierung der Großstaaten zu absolutistischen<br />

Militär-, Wirtschafts- und Verwaltungsstaaten<br />

aus. Die Staatsauffassungen<br />

Machiavellis wurden im Absolutismus, in<br />

welchem der Monarch die unumschränkte<br />

Gewalt ausübte, politisch wirksam. „Der<br />

Fürst trat als Großunternehmer auf, der sein<br />

Land mit kapitalistischen Methoden bewirtschaftete.“<br />

(Vocelka, S. 281). Es entstand<br />

die wirtschaftspolitische Lehre des sogenannten<br />

Merkantilismus „als Teil eines<br />

politischen und organisatorischen Planes,<br />

dessen höchstes Ziel es war, das soziale<br />

und wirtschaftliche Leben in den Dienst der<br />

Machtpolitik des Staates zu stellen.“ (Lesky/<br />

Rosen S. 97).<br />

Ein besonderes Interesse der Merkantilisten<br />

galt der Steuerung der biologischen Reproduktion<br />

(Fortpflanzung) im Sinne einer Mehrung<br />

der gesunden kräftigen Bevölkerung,<br />

was sie durch Vorschriften gegen die Verehelichung<br />

ungesunder, liederlicher oder mit<br />

Erbkrankheiten behafteter Personen sowie<br />

mit Ehe-Anreizen („Brautkassen“) für arme<br />

aber gesunde Mädchen erreichen wollten.<br />

„Heiratsverbote für das Militär und das Gesinde<br />

stellten Hindernisse dar, im Jahre<br />

1765 schaffte man daher einige Heiratskonsense<br />

ab...“ (Vocelka, S. 296).<br />

Disziplinierung und Regulierung<br />

Bei den Reformmaßnahmen des 18. Jh.<br />

zeigt sich, dass „eine Verstärkung der<br />

Kontroll-, Regulierungs- und Disziplinierungsmechanismen<br />

im Vordergrund steht.“<br />

(Vacelka, S. 284). Diese Entwicklungen<br />

werden in der Forschung unter dem Begriff<br />

der „Sozialdisziplinierung“ beschrieben.<br />

Mit der „Populationistik“ des 18. Jahrhunderts<br />

taucht hingegen etwas auf, „das eine<br />

andere, diesmal nicht disziplinäre Machttechnik<br />

ist.“ „Die neue Technologie, die sich<br />

installiert, richtet sich an die Vielzahl der<br />

Menschen, aber nicht insoweit sie sich in<br />

Körpern bündelt, sondern im Gegenteil als<br />

eine, die eine Gesamtmasse bildet, die von<br />

allen Vorgängen berührt wird, die dem Leben<br />

eigen sind – Vorgänge wie die Geburt,<br />

der Tod, die Produktion, die Krankheit etc.“<br />

(Foucault).<br />

02 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong>


Was hier erstmals in Erscheinung tritt ist der<br />

Begriff der „Bevölkerung“ im eigentlichen<br />

Sinn und eine ihr zugeordnete neue Machttechnik,<br />

von Foucault „Bio-Politik“ genannt,<br />

deren Gegenstand die Bevölkerung<br />

ist. Ziel der neuen Technologie, in deren<br />

Zusammenhang Foucault auch von „Regulierung“<br />

spricht, ist es, „das Leben zu vermehren<br />

(seine Dauer zu verlängern, seine<br />

Möglichkeiten zu vervielfältigen, seine Unfälle<br />

abzuwenden oder auch seine Defizite<br />

auszugleichen)“, kurz: „leben zu machen“.<br />

I. Epoche (ca. 1650-1860): Der Bestand des<br />

Lebendigen als Objekt der Bio-Politik<br />

In einer ersten Epoche, etwa von der Mitte<br />

des 17. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts,<br />

richtet sich die Bio-Politik auf den „Bestand<br />

des Lebendigen“, d.h. die Bevölkerung und<br />

ihre Prozesse werden das Objekt gezielter<br />

staatlicher Planung. In einer ersten Phase<br />

– bis etwa zur Französischen Revolution -<br />

ist das Subjekt der Bio-Macht der Staat, der<br />

erstmals Steuerungsmaßnahmen auf Bevölkerungsebene<br />

als seine vorrangige Aufgabe<br />

begreift. „Der erste Gegenstand, nach dem<br />

sowohl die Politik wie Finanzen und auch<br />

das Militär alle ihre Maßregeln einrichten<br />

müssen, ist die Population...“, wie es Joseph<br />

II. im Jahre 1765 programmatisch formulierte.<br />

Es entstehen zur „effizienteren“ Ausübung<br />

der neuen administrativen Aufgaben<br />

- unter dem Titel „Polizeiwissenschaften“<br />

zusammengefasst – neue Verwaltungstechniken,<br />

die als Vorläufer heutiger Management-Lehren<br />

gelten können.<br />

In einer zweiten Phase dieser ersten Epoche,<br />

die in den vorrevolutionären Jahren<br />

einsetzt, fordert in einem Emanzipationsund<br />

Individualisierungsprozess der Bürger<br />

zunehmend sein „Recht auf gesunde Existenzbedingungen“<br />

auch im persönlichen<br />

Interesse – der Einzelne wird nun zum Subjekt<br />

der neuen Macht. Die Maßnahmen der<br />

„Medizinischen Polizei“ waren zwar auf die<br />

Bevölkerung gerichtet, basierten aber nach<br />

wie vor auf traditionellen medizinischen Vorstellungen<br />

über Entstehung und Prävention<br />

von Krankheiten, und lagen damit im wesentlichen<br />

auf der Ebene des Verhaltens.<br />

II. Epoche (ca. 1860-heute):<br />

Der Körper als Objekt der Bio-Politik<br />

II.A. Kollektiv-Phase: ca. 1860-1946<br />

Bis zur Revolution von 1848 war das Objekt<br />

der Bio-Macht die Gesundheit der Bevölkerung<br />

und das, was ihr zugrunde liegt, das<br />

Verhalten (Disziplin) der Untertanen oder<br />

Bürger. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

beginnt ein Prozess wirksam zu werden,<br />

der den Herrschaftsbereich der Bio-Macht<br />

auf ein neues Feld des Lebendigen ausdehnt:<br />

den menschlichen Körper. Die Ideen<br />

kristallisieren sich in der von zeitgenössischen<br />

Wirtschaftstheorien (Malthus etc.)<br />

inspirierten Entwicklungslehre Darwins: die<br />

„Zeitlichkeit des Biologischen“ tritt ins Bewusstsein.<br />

Die Veränderlichkeit der Arten<br />

bedeutet, dass die Eigenschaften und die<br />

„Qualität“ (und damit die Gesundheit) des<br />

Körpers und der ganzen Spezies veränderbar<br />

sind – nicht nur ein wenig, sondern in<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong><br />

03


Fortsetzung<br />

350 Jahre<br />

Politik der Gesundheit<br />

weiten Schranken, steigerbar wie auch einer<br />

(vermeintlichen) „Degenerationsgefahr“<br />

unterliegend.<br />

In dieser zweiten bio-politischen Epoche<br />

ab der Mitte des 19. Jahrhunderts erweitert<br />

sich also der Bereich der Bio-Macht auf<br />

die menschliche Spezies. Der Schwerpunkt<br />

verlagert sich von der Bevölkerung auf den<br />

Körper. Handelte es sich bisher um eine<br />

„Säuberung“ der Sitten und Lebensbedingungen,<br />

so soll nun der individuelle Körper<br />

wie der Volkskörper („Rasse“) gesünder<br />

und „reiner“ werden - bis zur Idee der „Reinigung“<br />

des Genoms mittels gentechnologischer<br />

Verfahren und „prädiktiver Medizin“<br />

im 21. Jahrhundert. Wiederum wird in einer<br />

ersten Phase, die etwa bis zur Mitte des 20.<br />

Jahrhunderts dauerte, die Bio-Macht zuerst<br />

vom Staat beansprucht: Staats-Eugenik und<br />

Staats-Euthanasie werden ihre deutlichsten<br />

Ausformungen. Die Ökonomisierung der<br />

Gesundheit wird im Nationalsozialismus<br />

auf die Spitze getrieben: Der Präsident des<br />

Reichsgesundheitsamts, Dr. Hans Reiter<br />

(1881-1969), ordnet 1942 in „État et Santé“<br />

die Aufgaben des Arztes in die Staatsaufgaben<br />

ein: „So wie der Ökonom und der<br />

Kaufmann für die Ökonomie der materiellen<br />

Werte verantwortlich sind, so ist der Arzt für<br />

die Ökonomie der menschlichen Werte verantwortlich<br />

... Es ist unerlässlich, dass der<br />

Arzt an der rationalisierten menschlichen<br />

Ökonomie mitarbeitet und im Standard der<br />

Volksgesundheit die Bedingung des ökonomischen<br />

Ertrags erblickt... wir nähern uns<br />

immer mehr einer logischen Synthese der<br />

Biologie und der Ökonomie an.“<br />

II.B. Individual-Phase: 1946 - heute<br />

Nach dem zweiten Weltkrieg beginnt die<br />

zweite Phase (der zweiten Epoche) wiederum<br />

mit einer Individualisierung des Anspruchs<br />

auf die Bio-Macht. Der einzelne<br />

Bürger fordert das Recht auf Verfügung über<br />

seinen Körper (bzw. jenen seiner Familie),<br />

bis hin zu den deutlichsten Ausformungen<br />

in den Forderungen nach einer Art „Privat-<br />

Eugenik“ (Präimplantationsdiagnostik etc.)<br />

und „Privat-Euthanasie“ (vgl. Sterbehilfe-<br />

Kontroverse).<br />

Bereits die neue WHO-Definition der Gesundheit<br />

von 1946 stellt das persönliche<br />

gesundheitliche Befinden in den Vordergrund.<br />

Es beginnt eine Epoche, welche die<br />

Gesundheit wieder zunehmend als „Lebensqualität“<br />

und als persönliches Menschenrecht<br />

begreift, ähnlich den Forderungen R.<br />

Virchows. Neu ist jedoch, dass nun diese<br />

Forderung das Recht auf einen „gesunden<br />

Körper“ einschließt und betont, d.h. die Verfügung<br />

über den eigenen Körper, nicht nur<br />

das Recht auf „gesunde Existenzbedingungen“<br />

und Verhaltensweisen. Insbesondere<br />

das bisher staatlich beanspruchte Recht<br />

der Eugenik über die Fortpflanzungsprozesse<br />

und das staatliche Recht der Euthanasie<br />

über die Vernichtung „lebensunwerten“ Lebens<br />

werden seit 1945 zunehmend zu Ansprüchen<br />

des Einzelnen. Der Bürger stellt<br />

die Forderung nach Verfügung über den<br />

Körper als privates Recht, z.B. als Recht auf<br />

Präimplantationsdiagnostik, oder als Recht<br />

auf „Privat-Euthanasie“, wenn er sein Leben<br />

(z.B. als alter oder kranker Mensch) als<br />

nicht mehr lebenswert empfindet.<br />

Willibald J. Stronegger<br />

Univ. Prof. Dr. Willibald J. Stronegger vom Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie<br />

an der Medizinischen Universität Graz hielt am 09. Oktober <strong>2006</strong> einen Vortrag im<br />

<strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> zum Thema des Gastbeitrages.<br />

Unterlagen zur Veranstaltung finden Sie auf www.smz.at oder können unter<br />

Tel.: 0316/ 47 17 66 13, bzw. E-mail: smz@smz.at angefordert werden.<br />

04<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong>


KAPUTT SPAREN –<br />

DER FALSCHE WEG!<br />

„Neue Ansätze in der steirischen Gesundheitspolitik“ war das Thema der <strong>SMZ</strong><br />

Veranstaltung am 11. September <strong>2006</strong>, in der Hofrat DI Harald Gaugg, Geschäftsführer<br />

der Gesundheitsplattform Steiermark die wichtigsten Diskussionspunkte<br />

vorstellte.<br />

„Alle Institutionen, die der Mensch braucht,<br />

um gesund zu werden, müssen optimal vernetzt<br />

werden. Erst dann kann von einem<br />

patientenorientierten Gesundheitssystem<br />

gesprochen werden“, ist Harald Gaugg<br />

überzeugt, „es müssten dafür erst neue Ansätze<br />

gefunden werden!“ Er stellt klar, dass<br />

die so genannte „Reparaturmedizin“ ausgedient<br />

habe, jedoch das Bewusstsein in der<br />

Bevölkerung für mehr Gesundheitsvorsorge<br />

und Gesundheitsverhalten (u. a. gesündere<br />

Ernährung, Bewegung) noch stärker gefördert<br />

werden müsse.<br />

„Gesundheitsförderung betrifft alle Bereiche<br />

des Alltags, Arbeitsleben und der Politik“ betont<br />

der Geschäftsführer der Gesundheitsplattform<br />

Steiermark und führt als Beispiel<br />

die Arbeitslosigkeit älterer DienstnehmerInnen<br />

an: Arbeits- und Perspektivenlosigkeit,<br />

Frust und Hoffnungslosigkeit machen auf<br />

Dauer krank. Deshalb sei auch die Arbeitsmarktpolitik<br />

gefordert und müsse unter dem<br />

Gesichtpunkt der Gesundheitspolitik betrachtet<br />

werden.<br />

Was ist die Gesundheitsplattform?<br />

Als Organ des Landesfonds sind ihre Mitglieder<br />

das Land Steiermark, die Sozialversicherung,<br />

VertreterInnen öffentlicher<br />

Krankenanstalten, VertreterInnen privater<br />

Fondskrankenanstalten, PatientInnen- und<br />

Pflegeombudschaft, Städte- und Gemeindbund,<br />

der Bund, sowie nicht in der Regierung<br />

vertretene Landtagsparteien (diese<br />

allerdings ohne Stimmrecht).<br />

Ziel der Gesundheitsplattform<br />

ist die gemeinsame Planung, Steuerung<br />

und Finanzierung der Gesundheitspolitik in<br />

Form von Reformpoolprojekten.<br />

Dabei gibt es derzeit drei große Schwerpunktthemen:<br />

1.) Disease Management Projekte:<br />

Herz.Leben, Diabetes, Dialyse/Transplantationsmedizin,<br />

Palliativversorung.<br />

2.) Die Entlassungs- bzw. Aufnahme-Organisation:<br />

Entlassungskoordination Graz,<br />

Präoperative Befunderstellung, Hauskrankenbehandlung,<br />

Teleulcus, Aufnahmeprozedere,<br />

Lehrgang „Schnittstellenmanagment“.<br />

3.) Organisations-Strukturveränderungen:<br />

Dazu gehören die Entwicklung von Gesundheitszentren<br />

oder die ambulante Facharztversorgung.<br />

Harald Gaugg spricht sich für eine große<br />

Qualitätsoffensive aus, denn so ist er überzeugt:<br />

„Strukturveränderungen ergeben<br />

sich nur durch Qualitätsvorgaben“. „Gute<br />

Medizin“ zeichne sich erst dadurch aus,<br />

dass Menschen gar nicht in die Situation<br />

kommen, krank zu werden. Das heißt: Angebote<br />

der Gesundheitsförderung verstärkt<br />

zu unterstützen und Menschen, in ihrem<br />

Bemühen, gesund zu leben, massiv zu fördern.<br />

Die Kostenfrage<br />

Da das Gesundheitswesen einen großen<br />

Wirtschaftsfaktor darstellt, müsste vor allem<br />

eine Qualitätsoffensive gestartet und das<br />

Zusammenarbeiten aller im Gesundheitswesen<br />

tätigen Personen gefördert werden.<br />

Gaugg spricht sich klar gegen ein „Kaputt<br />

Sparen“ aus: „dies ist eindeutig der falsche<br />

Weg!“<br />

Sonja Pichler<br />

<strong>Info</strong>rmationen zur Veranstaltung „Neue Ansätze in der steirischen Gesundheitspolitik“<br />

mit Hofrat DI Harald Gaugg erhalten Sie im <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>: Tel.: 0316/ 47 17 66 13,<br />

E-mail: smz@smz.at oder unter www.smz.at<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong><br />

05


PRIVATISIERUNGEN<br />

ÖSTERREICH: KARUSSELL KOMMT IN BEWEGUNG<br />

Das Stadtspital Klosterneuburg wird künftig<br />

von den privaten Firmen HCC Krankenanstalten<br />

AG (Christian Köck, Hans-Peter<br />

Haselsteiner, Raiffeisen) und Humanomed<br />

(Uniqa, Wr. Städtische, Merkurversicherung)<br />

gemanagt; am Areal des Wiener AKH<br />

könnte ein Privatspital für betuchte, internationale<br />

Patienten entstehen; der Wiener<br />

Krankenverbund will alte Spitalsimmobilien<br />

verkaufen und mit privaten Partnern<br />

ein Großkrankenhaus im Norden der Stadt<br />

bauen; und in den Sozialversicherungen<br />

wird nach dem Teilverkauf des Reha-Zentrums<br />

Bad Gleichenberg an die HCC und<br />

die Humanomed-Beteiligung Hospitals über<br />

(Teil)Privatisierungen weiterer Einrichtungen<br />

geredet.<br />

Das sind nur die Highlights der vergangenen<br />

Wochen bei der zunehmenden Privatisierung<br />

von Gesundheitseinrichtungen. Daneben<br />

gibt es eine ganze Handvoll kleinerer<br />

Privat-Public-Partnership-Projekte. Und alle<br />

verlaufen - mit Ausnahme der Debatte über<br />

das AKH-Privatspital – recht unspektakulär<br />

und von der Öffentlichkeit weitgehend<br />

unbemerkt. Selbst das erstmalige private<br />

Management eines öffentlichen Krankenhauses<br />

in Klosterneuburg wurde offenbar<br />

akzeptiert. Möglicherweise auch deshalb,<br />

weil von allen Beteiligten wenig Aufhebens<br />

darum gemacht worden ist.<br />

Der Grund ist klar: Private Interessenten<br />

am Spitals- und Rehabereich wollen das<br />

zarte aufkeimende Pflänzchen nicht durch<br />

Diskussionen über mögliche Folgen der Privatisierung<br />

abwürgen und den öffentlichen<br />

Partnern bleibt zunehmend keine andere<br />

Wahl, als sich private Partner zu suchen. Zu<br />

teuer wird der Betrieb der eigenen Gesundheitseinrichtungen<br />

und zu knapp sind die<br />

Kommunen bei Kasse.<br />

Das Karussell dreht sich also bereits. Wenn<br />

auch noch langsam. In der Zwischenzeit<br />

nutzen die privaten Unternehmen die Zeit,<br />

um international Erfahrungen zu sammeln<br />

und Geschäfte zu machen. So hat die HCC<br />

etwa eine öffentliche Frauen- und Geburtsklinik<br />

in Budapest übernommen sowie die<br />

drei Krankenhäuser im tschechischen Bezirk<br />

Karlsbad. Zwar könnten diese Häuser<br />

auch künftig einmal österreichischen Patienten<br />

offen stehen, sagt Köck – allerdings<br />

erst nach einer weitreichenden, noch Jahre<br />

dauernden Modernisierung. Der Baukonzern<br />

Strabag von Köcks HCC-Partner Hans-<br />

Peter Haselsteiner baut wiederum in einem<br />

PPP-Projekt mit der Deutschen Bank und<br />

der Fortis Bank Brussels S.A. für das Universitätsklinikum<br />

Essen ein Protonentherapiezentrum.<br />

Die privaten Partner werden<br />

die 300 Millionen Euro teure Einrichtung<br />

auch betreiben.<br />

Ein ähnliches Projekt soll übrigens auch in<br />

Wiener Neustadt errichtet werden. Strabag<br />

einerseits sowie die Vamed aber auch der<br />

Raiffeisen-Konzern andererseits liefern sich<br />

derzeit einen Kampf um den Auftrag für den<br />

Bau und Betrieb des Krebsforschungs- und<br />

Therapiezentrums MedAustron. Ob sich<br />

das Projekt mangels dafür in Frage kommender<br />

Patienten rechnen wird, ist in Expertenkreisen<br />

äußerst umstritten. Es ist zu<br />

befürchten, dass zur Auslastung auch Patienten<br />

hingeschickt und behandelt werden,<br />

die es nicht unbedingt brauchen. Angebot<br />

schafft Nachfrage. Nicht das erste Mal im<br />

Gesundheitswesen. Sicher aber auf Kosten<br />

der Allgemeinheit.<br />

Martin Rümmele<br />

Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors.<br />

Quelle: Newsletter www.krankegeschaefte.at, Trends, News und Hintergründe zu<br />

Reformen, Liberalisierung und Entwicklungen im Gesundheitswesen. Oktober <strong>2006</strong>.<br />

Buchtipp: Martin Rümmele: Kranke Geschäfte mit unserer Gesundheit. Symptome, Diagnosen<br />

und Nebenwirkungen der Gesundheitsreformen. NP Buchverlag (Residenzverlag) 2005.<br />

06 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong>


50 JAHRE NÜRNBERGER<br />

ÄRZTEPROZESS<br />

Am 9. <strong>Dez</strong>ember 1946 begann der Nürnberger Ärzteprozess, der am 20. August<br />

des darauf folgenden Jahres beendet wurde. Von den insgesamt 23 angeklagten<br />

Personen- darunter 20 Ärzte, wurden fünf freigesprochen, sieben zum Tode verurteilt,<br />

die restlichen erhielten Gefängnisstrafen von 10 Jahren bis lebenslänglich.<br />

Beispielhaft für die Verbrechen von Ärzten im Dritten Reiche wurden in diesem<br />

Prozess Menschenversuche in Konzentrationslagern, die Ermordung von Häftlingen<br />

für die Anlage einer Skelettsammlung und Euthanasieverbrechen verhandelt.<br />

Mit dem Internisten Prof. Dr. Wilhelm Beiglböck (1905–1962) saß ein Österreicher auf der Anklagebank des<br />

Nürnberger Ärzteprozesses. Ihm wurde die Mitwirkung an Menschen-versuchen zur Trinkbarmachung von Meerwasser<br />

im KZ Dachau vorgeworfen. Das Gericht verurteilte ihn zu 15 Jahren Haft. 1951 setzte er bereits wieder<br />

seine Karriere an der Universität Freiburg fort, die schließlich mit dem Posten des Chefarztes der internen Abteilung<br />

des Krankenhauses Buxtehude endete.<br />

Der Arzt und Psychoanalytiker Alexander<br />

Mitscherlich, Mitbegründer der psychosmatischen<br />

Medizin und Leiter des Sigmund-<br />

Freud-Institutes in Frankfurt, gab 1948 und<br />

in einer Neuauflage 1960 das Buch „Medizin<br />

ohne Menschlichkeit – Dokumente<br />

des Nürnberger Ärzteprozesses“ 1 heraus.<br />

Ich erinnere mich noch, wie mir im vierten<br />

Semester meines Medizinstudiums beim<br />

Lesen des Buches angesichts der begangenen<br />

Grausamkeiten speiübel wurde und<br />

ich mir nicht erklären konnte, wie Ärzte zu<br />

solchen Handlungen fähig waren.<br />

So wie mir erging es einigen anderen KollegInnen,<br />

und wir begannen als „kritische<br />

Mediziner“ jenes Medizinsystem zu hinterfragen,<br />

das in der Lage war, eine Geisteshaltung<br />

hervorzubringen, die Menschenversuche<br />

grausamster Natur ermöglichte und<br />

es zuließ, dass Nazi-Ärzte weiter beschäftigt<br />

wurden und sogar an den Universitäten im<br />

Nachkriegsösterreich unterrichten konnten.<br />

Nicht nur Prof. Dr. Hans Bertha, einer der<br />

Hauptverantwortlichen der NS-Euthanasie<br />

in Österreich (»T4«-Gutachter und Steinhof-Anstaltsleiter<br />

1944/45), sondern auch<br />

der Kindereuthanasiearzt Heinrich Gross,<br />

entgingen nicht nur der gerichtlichen Verurteilung,<br />

sondern machten sogar weiter Karriere.<br />

Bertha wurde 1954 außerordentlicher<br />

Professor in Graz und hatte von 1960 bis zu<br />

seinem Unfalltod 1963 die Leitung der psychiatrisch-neurologischen<br />

Klinik am LKH<br />

Graz inne 2 .<br />

Mit Entsetzen mussten wir feststellen, dass<br />

Ergebnisse von Menschenversuchen mit<br />

Todesfolgen ohne Kommentar Eingang in<br />

Lehrbücher der Physiologie gefunden hatten<br />

(Unterdruckversuche, Erfrieren), viel später<br />

wurde z. B. auch offenkundig, dass die „wissenschaftlichen“<br />

Ergebnisse der Massenmorde<br />

japanischer Ärzte an chinesischen<br />

Kriegsgefangenen und an der chinesischen<br />

Bevölkerung während des zweiten Weltkrieges<br />

in die amerikanische Forschung zur biologischen<br />

Kriegsführung eingingen. Viele<br />

der Mörder wurden ähnlich wie in Deutschland<br />

und Österreich nicht zur Verantwortung<br />

gezogen und konnten ihre medizinischen<br />

Tätigkeiten weiter ausführen.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong><br />

07


Fortsetzung<br />

50 Jahre Nürnberger Ärzteprozess<br />

Die in der medizinischen Ausbildung praktizierte<br />

Haltung des „objektiven Blicks“ auf<br />

den Menschen, die „naturwissenschaftlich“<br />

begründete Abstraktion vom Patienten, so<br />

als ob der Arzt nicht zur gleichen Gattung<br />

gehörte, die „Blickdiagnose“ der „Arbeitunfähigkeit“<br />

und per „Fingerzeig ins Gas“, die<br />

„Selektion“ der Behinderten und psychisch<br />

Kranken, die Haltung, Menschen wie Insekten<br />

unter der Lupe zu betrachten, erweckte<br />

unsere Zweifel an der Humanität der Medizin<br />

und veranlasste uns zur Beschäftigung<br />

mit der Psychologie, der Psychoanalyse,<br />

der Soziologie und dem gesellschaftlichen<br />

Kontext, in dem die Medizin eingebettet ist.<br />

Leider hat diese Beschäftigung der „Kritischen<br />

Mediziner“ mit der Geschichte wenig<br />

Spuren an den Universitäten hinterlassen.<br />

Laut einer in Berlin 2001 durchgeführten<br />

Umfrage 3 – in Österreich werden sich die<br />

Daten kaum unterscheiden - weiß kaum ein<br />

Medizinstudent, dass sich die Ärzteschaft<br />

weit mehr als die Durchschnittsbevölkerung<br />

nationalsozialistisch organisiert hatte. Der<br />

Eindruck der StudentInnen, die medizinischen<br />

Verbrechen im Nationalsozialismus<br />

seien nur von einigen wenigen gewissenlosen<br />

Ärzten begangen worden, die sich von<br />

der NS-Ideologie verführen hatten lassen,<br />

ist schlichtweg falsch:<br />

Hitlers Machtergreifung wurde von vielen<br />

freudig begrüßt: 45% aller Ärzte traten nach<br />

1933 in die NSDAP ein. Im gleichen Jahr<br />

gingen die beiden größten ärztlichen Standesorganisationen<br />

- der Hartmannbund und<br />

der Deutsche Ärztevereinsbund - mit dem<br />

Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebund<br />

(NSDÄB) ein Bündnis ein. „Viele deutsche<br />

Ärzte haben sich im Ersten Weltkrieg<br />

bereits an das energische Durchgreifen<br />

und die Missachtung der Patientenrechte<br />

gewöhnt. Schon lange vor der Machtergreifung<br />

1933 haben sich Ärzte den späteren<br />

nationalsozialistischen Herrschern bereitwillig,<br />

ja begeistert angedient“, schreibt der<br />

Arzt und Medizinhistoriker Till Bastian in seinem<br />

Buch „Furchtbare Ärzte.“ 4<br />

Der Jahrestag des Nürnberger Ärzteprozesses<br />

könnte jedoch wieder den Blick auf die<br />

nach wie vor völlig unerforschte Geschichte<br />

der SS-ärztlichen Akademie in Graz richten:<br />

Bekannt ist lediglich, dass diese in Berlin als<br />

Ausbildungsstätte der SS gegründet und im<br />

Herbst 1940 nach Graz verlegt wurde, wo<br />

sie im Gebäude der Landes-Taubstummenanstalt,<br />

Rosenberggürtel 12, untergebracht<br />

wurde und dort bis kurz vor Kriegsende bestand.<br />

Zumindest zwanzig Studenten der SS-Akademie<br />

in Graz besuchten die Vorlesungen<br />

an der Medizinischen Fakultät in Graz und<br />

legten dort auch ihre Prüfungen ab. Darüber<br />

hinaus übten einige SSler ihre Tätigkeit<br />

als Dozenten an der Medizinischen Fakultät<br />

- im Bereich der Internen Medizin und der<br />

Medizingeschichte - aus. Wissenschaftliche<br />

Arbeiten mussten von jedem SSler vor<br />

Drucklegung dem SS-Reichsarzt und der<br />

Polizei zur Prüfung auf „SS-mässige und<br />

sanitätsdienstliche Gegebenheiten“ vorgelegt<br />

werden 5 .<br />

Noch heute erinnert am Wallfahrtsort der<br />

SS-ler – dem Kärnter Ullrichsberg, eine<br />

Gedenktafel an die Absolventen der Grazer<br />

SS-Akademie 6 – an „Ärzte“, die in Konzentrationslagern<br />

ihren mörderischen Dienst<br />

verrichteten. Die Tätigkeit dieser „normalen“<br />

von der SS-Akademie ausgebildeten Ärzte,<br />

bestand in der Selektion von Arbeitsunfähigen<br />

zur Ermordung, im Überwachen von<br />

Misshandlungen, Folter und Hinrichtungen,<br />

in der Kontrolle des Herausbrechens der<br />

Goldzähne und im Ermorden durch „Abspritzen“<br />

von tödlichen Substanzen in die<br />

Blutgefässe, später direkt ins Herz.<br />

Im Nürnberger Prozess selbst untersuchte<br />

man andere Verbrechen im Einzelnen: So<br />

führte man z.B. im Auftrag der deutschen<br />

Luftwaffe Unterdruckversuche an 150 bis<br />

200 Häftlingen im KZ Dachau, bei denen der<br />

Absprung aus einem Flugzeug aus 21.000<br />

m Höhe simuliert wurde. 70 bis 80 Häftlinge<br />

kamen dabei ums Leben.<br />

08 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong>


In Unterkühlungsversuchen tauchte man<br />

Häftlinge in Eiswasser, um die körperlichen<br />

Reaktionen bis zu ihrem Tod zu messen.<br />

Angeklagter Romberg dazu: „Nein, als<br />

glatten Mord konnte ich die Versuche nicht<br />

ansehen, denn ich war ja von den zuständigen<br />

höchsten Vorgesetzten zu diesen Versuchen<br />

beauftragt“. Sinti und Roma mussten<br />

Meerwasser trinken, andere Häftlinge<br />

wurden mit Fleckfieber und Gelbsucht infiziert,<br />

polnischen Frauen wurden Wunden<br />

zugefügt und diese absichtlich infiziert, um<br />

Sulfonamide (noch heute gebräuchliche Antibiotika)<br />

zu testen und die Wirksamkeit von<br />

Lost und Phosgen – alles Giftgase, die sich<br />

noch heute in Militärarsenalen befinden,<br />

ausprobiert. Im August 1943 ermordete die<br />

SS im KZ Natzweiler-Struthof (Elsass) 86<br />

jüdische Frauen und Männer, die zuvor von<br />

zwei Anthropologen auf Grund ihrer Körpermerkmale<br />

ausgesucht worden waren, um<br />

deren Skelette einer Ausstellung des Anatomischen<br />

Institutes der Reichsuniversität<br />

Strassburg hinzuzufügen.<br />

Nach der Verurteilung der angeklagten Verbrecher<br />

wurde auch der „Nürnberger Kodex“<br />

festgesetzt, der noch heute seine Gültigkeit<br />

in Bezug auf „zulässige medizinische Versuche“<br />

hat.<br />

1. Die freiwillige Zustimmung der Versuchsperson ist unbedingt erforderlich - das heißt:<br />

Die betreffende Person muss im juristischen Sinne fähig sein, ihre Einwilligung dazu<br />

zu geben;<br />

- sie muss in der Lage sein , unbeeinflusst durch Gewalt, Betrug, List, Druck, Vortäuschung<br />

oder irgendeine andere Form der Überredung oder des Zwanges, von ihrem<br />

Urteilsvermögen Gebrauch zu machen;<br />

- sie muss das betreffende Kapitel in seinen Einzelheiten hinreichend kennen und verstehen,<br />

um eine verständige und informierte Entscheidung treffen zu können.<br />

- Diese letzte Bedingung macht es notwendig, dass der Versuchsperson vor der Einholung<br />

ihrer Zustimmung, das Wesen, die Länge und der Zweck des Versuches klargemacht<br />

werden; sowie die Methode und die Mittel, welche angewendet werden sollen,<br />

alle Unannehmlichkeiten und Gefahren, die mit Fug zu erwarten sind, sowie mögliche<br />

Folgen für die Gesundheit oder ihre Person, welche sich aus der Teilnahme ergeben<br />

mögen.<br />

- Die Pflicht und Verantwortlichkeit, den Wert der Zustimmung festzustellen, obliegt<br />

jedem, der den Versuch anordnet, leitet oder ihn durchführt. Dies ist eine persönliche<br />

Pflicht und Verantwortlichkeit, die nicht straflos an andere weitergegeben werden kann.<br />

2. Der Versuch muss so gestaltet sein, dass fruchtbare Ergebnisse für das Wohl der<br />

Gesellschaft zu erwarten sind, welche nicht durch andere Forschungsmittel oder Methoden<br />

zu erlangen sind. Er darf seiner Natur nach nicht willkürlich oder überflüssig sein.<br />

3. Der Versuch ist so zu planen und auf Ergebnissen von Tierversuchen und naturkundlichem<br />

Wissen über die Krankheit oder das Forschungsproblem aufzubauen, dass<br />

die zu erwartenden Ergebnisse die Durchführung des Versuchs rechtfertigen werden.<br />

4. Der Versuch ist so auszuführen, dass alles unnötige körperliche und seelische Leiden<br />

sowie Schädigungen vermieden werden.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong><br />

09


Fortsetzung<br />

50 Jahre Nürnberger Ärzteprozess<br />

5. Kein Versuch darf durchgeführt werden, wenn von vornherein mit Fug angenommen<br />

werden kann, dass er zum Tod oder einem dauernden Schaden führen wird, höchstens<br />

jene Versuche ausgenommen, bei welchen der Versuchsleiter gleichzeitig als Versuchsperson<br />

dient.<br />

6. Die Gefährdung darf niemals über jene Grenzen hinausgehen, die durch die humanitäre<br />

Bedeutung des zu lösenden Problems vorgegeben sind.<br />

7. Es ist für ausreichende Vorbereitung und geeignete Vorrichtungen Sorge zu tragen,<br />

um die Versuchsperson auch vor der geringsten Möglichkeit von Verletzung, bleibendem<br />

Schaden oder Tod zu schützen.<br />

8. Der Versuch darf nur von wissenschaftlich qualifizierten Personen durchgeführt werden.<br />

Größte Geschicklichkeit und Vorsicht sind auf allen Stufen des Versuchs von denjenigen<br />

zu verlangen, die den Versuch leiten oder durchführen.<br />

9. Während des Versuches muss der Versuchsperson freigestellt bleiben, den Versuch<br />

zu beenden, wenn sie körperlich oder psychisch einen Punkt erreicht hat, an dem ihr<br />

eine Fortsetzung unmöglich erscheint.<br />

10. Im Verlauf des Versuchs muss der Versuchsleiter jederzeit darauf vorbereitet sein,<br />

den Versuch abzubrechen, wenn er auf Grund des von ihm verlangten guten Glaubens,<br />

seiner besonderen Erfahrung und seines sorgfältigen Urteils vermuten muss,<br />

dass eine Fortsetzung des Versuches eine Verletzung, eine bleibende Schädigung<br />

oder den Tod der Versuchsperson zur Folge haben könnte.<br />

Rainer Possert<br />

FOOTNOTES<br />

1<br />

Alexander Mitscherlich; Fred Mielke: Medizin ohne Menschlichkeit: Dokumente des Nürnberger<br />

Ärzteprozesses, 1. Aufl., Heidelberg: Fischer 1960<br />

2<br />

http://www.clio-graz.net/wider/euthansie1200.htm<br />

http://www.nadir.org/nadir/periodika/tatblatt/82med.htm<br />

3<br />

http://www.thieme.de/viamedici/zeitschrift/heft0502/3_topartikel.html<br />

4<br />

Till Bastian: Furchtbare Ärzte. Medizinische Verbrechen im dritten Reich. C.H.Beck; 3. Aufl. (<strong>Dez</strong>. 2001)<br />

5<br />

Bastian Homann: Forscher und ihre Experimente in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten,<br />

Universität Bremen 2002,<br />

6<br />

http://www.u-berg.at/texte/foto07.htm<br />

L I N K S U N D L I T E R A T U R<br />

• Till Bastian: Furchtbare Ärzte. Medizinische Verbrechen im dritten Reich. C.H.Beck;<br />

3. Aufl. (<strong>Dez</strong>. 2001)<br />

• Bastian Homann: Forscher und ihre Experimente in den Konzentrationslagern der<br />

Nationalsozialisten, Universität Bremen 2002,<br />

• Alexander Mitscherlich; Fred Mielke: Medizin ohne Menschlichkeit: Dokumente des<br />

Nürnberger Ärzteprozesses, 1. Aufl., Heidelberg: Fischer 1960<br />

• Alexander Mitscherlich: Krankheit als Konflikt. Suhrkamp 1995.<br />

• Alexander Mitscherlich: Die Unfähigkeit zu trauern. Piper Verlag 2004.<br />

• Robert Jay Lifton: Ärzte im Dritten Reich. Ullstein Verlag 1998.<br />

• www.wikipedia.org<br />

• http://www.u-berg.at/texte/foto07.htm<br />

• http://www.thieme.de/viamedici/zeitschrift/heft0502/3_topartikel.html<br />

• http://www.clio-graz.net/wider/euthansie1200.htm<br />

• http://www.nadir.org/nadir/periodika/tatblatt/82med.htm<br />

10 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong>


VERNICHTEN UND HEILEN<br />

DER NÜRNBERGER ÄRZTEKODEX ALS FOLGE DES<br />

NÜRNBERGER ÄRZTEPROZESSES – 60 JAHRE DANACH<br />

Bedenklicherweise wurde in den letzten Jahren<br />

im Zusammenhang mit einer Reihe von<br />

Forschungsskandalen, aber auch bei den<br />

Revisionen des Nürnberger Codex durch<br />

Deklarationen des Weltärztebundes (World<br />

Medical Association) in Helsinki 1964,Tokio<br />

1975, Venedig 1985, Hongkong 1989<br />

und der laufenden Bioethik-Debatte immer<br />

wieder versucht, das Prinzip des „informed<br />

consent“ aufzuweichen und die Verantwortung<br />

immer mehr den Ethikkommissionen<br />

zu übertragen.<br />

Der Prüfstein aller Debatten ist die Frage:<br />

Wie mit einwilligungsunfähigen Personen<br />

umgehen? Darf z.B. ein Vormund Forschungen<br />

zustimmen, die der betreffenden<br />

Person keinen Nutzen bringen, sehr wohl<br />

aber anderen “zukünftigen Patienten der<br />

Gesellschaft“ wie es in der internationalen<br />

Bioethik-Konvention gefordert wird?<br />

Mit Orientierung auf diese kollektiv-ethische<br />

Norm würde die historische Errungenschaft<br />

und das Vermächtnis von Nürnberg 1946/47<br />

- der „informed consent“, aufgegeben werden,<br />

nämlich dahingehend, dass sich in der<br />

ärztlichen Forschung zwei unabhängige und<br />

freie Personen im Dialog gegenüberstehen.<br />

Eine humane Medizin sollte immer dem<br />

Wohl und der Würde konkreter Menschen<br />

verpflichtet sein und darf diese nicht den Interessen<br />

„kommender Generationen“, „der<br />

Menschheit“ oder kommerzieller Organisationen<br />

opfern.<br />

Zur Klarstellung dieser Position hat die<br />

Nürnberger Regionalgruppe der IPPNW<br />

(Internationale Ärzte für die Verhütung des<br />

Atomkriegs/Ärzte in sozialer Verantwortung)<br />

zum 50. Jahrestag den Nürnberger Codex<br />

1997 formuliert:<br />

„Im Gedenken an die Opfer gewissenloser<br />

Menschenversuche, des Massenmordes an<br />

psychisch kranken und behinderten Menschen<br />

und anderer Verbrechen gegen die<br />

Menschlichkeit, eingedenk der Ambivalenz<br />

des medizinischen Fortschritts und seiner<br />

möglichen Gefahren für die Menschlichkeit<br />

und getragen von dem Wunsch, Kranke und<br />

Heilkundige vor der Bedrohung durch kommerzielle<br />

und andere fremdnützige Interessen<br />

zu schützen“.<br />

Die 10 Punkte des Nürnberger Codex 1997<br />

versuchen das Patientenrecht auf Zustimmung<br />

in neue Arbeitsfelder moderner Medizin<br />

einzubauen:<br />

in die Fortpflanzungsmedizin und Pränataldiagnostik,<br />

die Gentherapie, die Transplantationsmedizin,<br />

die Sterbebegleitung und<br />

Sterbehilfe.<br />

Abschließend fordert dieser Codex, die Solidargemeinschaft<br />

so zu gestalten, dass die<br />

Versorgung der sozial Benachteiligten gerade<br />

in Krisenzeiten sicherzustellen, dass<br />

internationale Hilfe für die Opfer von Armut,<br />

Krieg, Vertreibung und Folter auszubauen<br />

und der Ausbeutung von Menschen im Namen<br />

der Medizin Einhalt zu gebieten sei.<br />

Dem ist aus meiner Sicht nichts mehr hinzuzufügen.<br />

Gustav Mittelbach<br />

N A C H T R A G<br />

1. Dieser Artikel beruht in wesentlichen Teilen auf dem Beitrag von Michael Wunder: der Nürnberger<br />

Kodex und seine Folgen- aus dem Sammelband : Vernichten und Heilen - Der Nürnberger<br />

Ärzteprozess und seine Folgen, Hrsg.: Angelika Ebbinghaus und Klaus Dörner, Aufbau<br />

Taschenbuch Verlag 2002<br />

2. Der Nürnberger Kodex 1997 der IPPNW-Sektion kann über die Redaktion zugeschickt werden.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong><br />

11


SCHWEDEN<br />

EINE ORIENTIERUNGSHILFE FÜR ÖSTERREICH?<br />

– EIN REISEBERICHT<br />

Schweden hat ein hohes soziales Niveau und dennoch hervorragende Wirtschaftsdaten.<br />

Ein besser ausgebauter Sozialstaat und ein höheres Wirtschaftswachstum als in Österreich<br />

– wie funktioniert das?<br />

Ein Blick in den Norden lohnt sich: Auch in<br />

Schweden wurde in diesem Herbst gewählt<br />

und eine langjährige Regierung abgewählt.<br />

Das Farbenspiel war dabei genau umgekehrt<br />

wie bei uns: Die Sozialdemokratie verlor<br />

knapp und wurde durch eine Mitte-Rechts-<br />

Koalition abgelöst. Dennoch scheint durch<br />

den Regierungswechsel für den vielzitierten<br />

schwedischen Sozialstaat nicht wirklich eine<br />

Gefahr zu bestehen. Gerade weil er erfolgreich<br />

seine sozialen Errungenschaften und<br />

bei den Wirtschaftsdaten einen Spitzenplatz<br />

in Europa halten kann, ist dieses Modell im<br />

Wesentlichen unumstritten.<br />

Drei wesentliche Unterschiede fallen im<br />

Vergleich mit Österreich auf:<br />

1. Schweden hat die höchste<br />

Steuerquote der Welt.<br />

Die hohe Steuerquote wird von der Bevölkerung<br />

akzeptiert, weil über die enormen<br />

Staatsausgaben für Kinderbetreuung, Ausbildung,<br />

Forschung, Arbeitsmarktpolitik, Gesundheitswesen,<br />

Pensionsauszahlungen<br />

etc. jede/r SteuerzahlerIn wieder genügend<br />

zurückbekommt. Die meisten Sozialleistungen<br />

kommen nicht nur den Bedürftigen,<br />

sondern allen zu Gute und sollen den einzelnen<br />

Menschen optimal fördern – jeden,<br />

der seinen Wohnsitz in Schweden haben,<br />

ungeachtet der Staatsbürgerschaft, des Alters<br />

oder Geschlechts.<br />

Nicht die Familie als solches wird gefördert,<br />

sondern jedes einzelne Kind, und das eher<br />

durch Sach- als durch Geldleistungen. So<br />

hat jedes Kleinkind ab dem 14. Lebensmonat<br />

einen gesetzlichen Anspruch auf eine<br />

qualitätsvolle Betreuung. Die Ausbildung<br />

ist einschließlich des Universitätsbesuchs<br />

selbstverständlich kostenlos, die Gesamtschule<br />

(bis zum 16. Lebensjahr) ist eine<br />

Ganztagsschule (wie fast überall in Europa).<br />

Dieses Bildungssystem erreicht,<br />

dass immerhin 98% der SchülerInnen eine<br />

Gymnasiumsschule absolvieren. Von jeder<br />

Ebene des Ausbildungssystems gibt es die<br />

Möglichkeit, sich höher zu qualifizieren – auf<br />

Staatskosten.<br />

Beispiel gefällig? Alle Schweden haben die<br />

Möglichkeit eines einmaligen Berufswechsels,<br />

um einem drohenden „Burn-Out“-Problem<br />

zuvorzukommen. Hierbei werden nicht<br />

nur die Ausbildungskosten, sondern auch<br />

die Lebenskosten während der zweiten<br />

Ausbildung übernommen!<br />

Zweites Beispiel: In Schweden wurde vor ein<br />

paar Jahren ein Pensionsmodell beschlossen,<br />

das aus mehreren Säulen besteht. Aus<br />

der ersten Säule erhält jeder, der in Schweden<br />

lebt - unabhängig von Erwerbstätigkeit<br />

und Staatsbürgerschaft – eine Art Grundsicherung<br />

für alle (10.000 € netto jährlich).<br />

Die anderen Säulen des Pensionsmodells<br />

sind erwerbs-. und leistungsabhängig und<br />

erhöhen die Pension. Diese kann übrigens<br />

erst ab dem 65. Lebensjahr bezogen werden,<br />

das Pensionsantrittsalter ist für Männer<br />

und Frauen gleich.<br />

2. Es gibt mehr Menschen im<br />

Arbeitsprozess = mehr SteuerzahlerInnen<br />

Erklärtes Ziel der schwedischen Regierung<br />

ist es, die Frauen im Arbeitsmarkt zu halten.<br />

Um dies zu erreichen, wird in eine qualitätsvolle<br />

Kinderbetreuung investiert. Schweden<br />

hat die höchsten Frauenerwerbsquote in<br />

der EU und dennoch eine der höchsten<br />

europäischen Geburtenraten. Der Beruf der<br />

Hausfrau ist praktisch ausgestorben, Frauenerwerbsarbeit<br />

ist eine gesellschaftliche<br />

Selbstverständlichkeit. Wie weit die Unter-<br />

12<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong>


stützung der arbeitenden Eltern geht, zeigt<br />

der Anspruch auf 120 (!) Tage Pflegeurlaub<br />

im Jahr. Teilzeitarbeit ist verbreiteter als bei<br />

uns – sowohl bei Männern, als auch Frauen.<br />

Je nach familiären Bedürfnissen kann<br />

das Ausmaß der Teilzeitarbeit verändert<br />

werden. Die hohe Erwerbsquote gemeinsam<br />

mit dem späten Pensionsantrittsalter<br />

führt zu einem hohen Steuereinkommen,<br />

das wiederum die hohen Sozialleistungen<br />

finanzieren kann.<br />

3. Der Wirtschaftstandort Schweden<br />

boomt trotz der hohen Steuerlasten für<br />

Betriebe. Das Land hat mit seinen starken<br />

Gewerkschaften (Schweden hat den<br />

höchsten Organisationsgrad der Welt!)<br />

ein relativ hohes Lohnniveau und gute<br />

Arbeitsschutzbedingungen. Für viele internationale<br />

Firmen sind die gut ausgebildeten<br />

ArbeitnehmerInnen und die hohen<br />

Forschungsausgaben des Staates<br />

wichtiger als das hohe Niveau der Löhne<br />

und Steuern.<br />

Die wirtschaftliche Krise der frühen 90er<br />

Jahre konnte durch maßvolle und sozial<br />

verträgliche Einschnitte in das Sozialsystem,<br />

sowie durch große Investitionen in<br />

eine aktive Arbeitsmarktspolitik und in den<br />

Bildungsbereich gemeistert werden. Die<br />

Arbeitslosenzahl sank von 10 % auf ein<br />

niedrigeres Niveau, das allerdings immer<br />

noch über dem Österreichs liegt. Innerhalb<br />

weniger Jahren erreichte Schweden wieder<br />

einen Spitzenplatz in den Wirtschaftsdaten<br />

der EU. Sowohl das Wirtschaftswachstum,<br />

als auch die Entwicklung der Löhne liegen<br />

seit 2001 über dem Niveau Österreichs, zugleich<br />

ist das Budgetdefizit geringer.<br />

Stabiler Sozialstaat<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden,<br />

dass Schweden seine Krisen in der Vergangenheit<br />

gemeistert hat, ohne die Kernpunkte<br />

des schwedischen Sozialstaats aufzugeben.<br />

Immer noch ist Schweden das Land,<br />

in dem der Unterschied zwischen arm und<br />

reich weltweit am geringsten ist. Das soziale<br />

Netz ist noch immer ausreichend eng<br />

geknüpft und die Staatsfinanzen sind trotzdem<br />

ausgeglichen. Daher sind auch von der<br />

neuen Regierungskonstellation trotz einiger<br />

sozialpolitischer Einschnitte keine substanziellen<br />

Änderungen zu erwarten.<br />

Heilwig Possert-Lachnit<br />

Heilwig Possert-Lachnit, MSc organisierte im Juni <strong>2006</strong> eine Studienreise nach<br />

Schweden zum Thema „Der Sozialstaat im Elchtest“.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong><br />

13


AUS DEM HAUSARZTALLTAG<br />

ARGUMENTE ZUR IMPFKONTROVERSE:<br />

„NUR IMPFEN SCHÜTZT!“ ODER „IMPFEN SCHADET“<br />

Als kritischer, naturwissenschaftlich orientierter<br />

Arzt, der die sozialen Grundlagen<br />

von Gesundheit ernst nimmt, könnte ich die<br />

fast fundamentalistisch/religiös geführten<br />

Attacken gegen Impfungen als Randphänomen<br />

unserer offenen Gesellschaft zur<br />

Kenntnis nehmen - vor allem angesichts<br />

der Tatsache, dass im Jahr 2005 offensichtlich<br />

70.000 Impfungen steirischen Kindern<br />

von Kinderärzten und Allgemeinmedizinerinnen<br />

verabreicht wurden, die Kinder-<br />

Durchimpfungsrate bei den Basis-Totimpfstoffen<br />

(DiphTetKeuchh.Polio,HepB) bei<br />

90% und bei den Lebendimpfstoffen (Masern-Mumps-Röteln)<br />

bei 85% liegt und 87%<br />

der Österreicher einen Schutz gegen FSME<br />

haben.<br />

Offensichtlich gibt es genug Vertrauen uns<br />

Ärzten gegenüber, die wir Impfungen empfehlen.<br />

Doch die Auseinandersetzungen werden offener<br />

und härter geführt: Einerseits veranstaltet<br />

die Ärztekammer Diskussionen gemeinsam<br />

mit impfkritischen Homöopathen, andererseits<br />

wird ein Außenseiter wie Dr. Johannes Loibner,<br />

der mit falschen Argumenten kämpft, mit<br />

einem bedingten Berufsverbot belegt.<br />

Zunächst sollte es leicht fallen, ein längst überholtes<br />

Wissenschaftsverständnis aus dem<br />

19. Jahrhundert zu widerlegen, das (so nach<br />

impfkritik.de) den 23.3.1883 als den „Tag des<br />

Untergangs der ärztlichen Kunst“ bezeichnet,<br />

an dem Robert Koch vor der Berliner physiologischen<br />

Gesellschaft die Entdeckung des<br />

Tuberkulose-Erregers vorstellte – oder wenn<br />

die Loibner-inspirierte AEGIS-Österreich auf<br />

ihrer Homepage behauptet: „jedoch ist die<br />

Gefahr, dass Ihr Kind durch die Impfung einen<br />

Schaden davonträgt, um ein Mehrfaches<br />

größer, als die Möglichkeit, an den Folgen der<br />

Krankheit zu erkranken, gegen die geimpft<br />

werden soll..“! Damit würde ja ein Großteil der<br />

Österreicher zu masochistischen Dummköpfen<br />

erklärt.<br />

Das Impfthema ist jedoch viel komplexer:<br />

1. Es müssen eine Vielzahl epidemiologischer<br />

Daten verstanden, Zahlen und Statistiken erklärt<br />

werden.<br />

2. ungewollte Großexperimente zeigen auch<br />

die Wirkung von Impfungen:<br />

In den 70ern fiel in z.B. in Japan die Durchimpfungsrate<br />

von Keuchhusten von 80 auf 10%.<br />

Resultat: waren 1974 zwei Todesfälle durch<br />

Keuchhusten zu verzeichnen, gab es 1979<br />

bereits 13.000 Krankheitsfällen und 41 Tote!<br />

Auch in der ehem. Sowjetunion sank in Folge<br />

eines Zusammenbruchs des Impfsystems<br />

in den achtziger Jahren die Diphtheriedurchimpfungsrate<br />

bei Kindern auf 50-60%. Bereits<br />

zwischen 1990 und 1998 gab es 157.000<br />

Diphtherieerkrankungen mit 5000 Todesfällen.<br />

Nach einer massiven Forcierung der Impfungen<br />

(allein 70 Millionen Erwachsene wurden<br />

zusätzlich geimpft) reduzierten sich die Krankheitsfälle<br />

wieder drastisch.<br />

2. Die Zahl der Infektionskrankheiten gegen die<br />

geimpft wird, ist bei uns massiv zurückgegangen,<br />

sodass kaum mehr Masern oder Mumps<br />

bekannt sind und sich Kinderlähmungsopfer<br />

nur noch unter Senioren finden. Natürlich ist<br />

es schwierig, für Massenimpfungen zu werben,<br />

wenn die Erkrankten immer weniger werden<br />

(vor der FSME-Impfung erkrankten über<br />

700, derzeit unter 60 Österreicher/Jahr).<br />

3. Gab es von 1960 bis 80 noch langlebige<br />

gleichbleibende Impfpläne, ändern sich die<br />

Aktuellen von Jahr zu Jahr. Das verunsichert<br />

und ängstigt eine bestimmte Gruppe von Menschen.<br />

Mit Ängsten umzugehen, zählt nicht<br />

immer zu ärztlichen Stärken.<br />

4. Impfen hat zwei Ziele: Einerseits den einzelnen<br />

Menschen zu schützen - dies entspricht<br />

der klassischen ärztlichen Arbeit und der<br />

Arzt-Patientenbeziehung, andererseits geht<br />

es aber auch um den Bevölkerungsschutz,<br />

um Aufgaben der „Sanitätspolizei“. Da kann<br />

eine skeptische Haltung durchaus angebracht<br />

sein (den gesunden „Volkskörper“ wollte man<br />

schon einmal gewaltsam herbeizüchten).<br />

Diese schwierige Doppelrolle bezüglich des<br />

Impfens in jeder Impfberatung klarzumachen,<br />

kann durchaus überfordern.<br />

14<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong>


5. Letztlich gehen auch wir Ärzte immer wieder<br />

nachlässig mit unseren Aufgaben beim<br />

Impfen um, was das Vertrauen der Patienten<br />

beeinträchtigen kann - oder sind die folgenden<br />

Impfvoraussetzungen immer gelebte österreichische<br />

Praxis?<br />

Wegen des Eingriffs an Gesunden ist bei Impfungen<br />

eine besondere Sorgfaltspflicht erforderlich:<br />

V o r einer körperlichen Untersuchung ist im<br />

Patienten-Gespräch zu erfragen:<br />

• welche Krankheiten haben Sie in den<br />

letzten 4 Wochen gehabt, welche<br />

Medikamente eingenommen?<br />

• Wie haben sie bisherige Impfungen vertragen<br />

• leiden Sie an Allergien<br />

• Sind Sie derzeit schwanger?<br />

N a c h der Untersuchung ist eine Aufklärung<br />

zu führen über<br />

• Verlauf und Komplikation der zu<br />

verhütenden Krankheiten<br />

• Mögliche Reaktion nach Impfungen<br />

(+seltene Komplikationen, bleibende<br />

Schäden)<br />

• Häufigkeit der Impfversager<br />

• Erreichbarkeit des Impfarztes<br />

• Eintritt/Dauer des Impfschutzes<br />

• Erforderliche Wiederholungen<br />

Der Arzt ist verpflichtet, das Einverständnis<br />

des Impflings einzuholen und den gesamten<br />

Vorgang zu dokumentieren.<br />

Es besteht, wie bei jeder Arzneimittel-Nebenwirkung,<br />

eine Meldepflicht durch den Arzt bei<br />

größeren Impfproblemen und Schadenersatzpflicht<br />

bei mangelnder Aufklärung, mangelnder<br />

Produkthaftung oder mangelnder Zulassung<br />

durch die Behörden.<br />

Nach Prof. Werner Zenz trat in den letzten 13<br />

Jahren an der Grazer Kinderklinik kein einziger<br />

ernster Impfschaden auf. In Österreich wurden<br />

zwischen 1990 und 2003 378 Impfschäden<br />

anerkannt, davon 343 wegen fehlerhafter<br />

BCG-Impfung, die in Österreich nicht mehr<br />

durchgeführt wird, 18 Personen bekommen<br />

derzeit Geldleistungen aus Schadensfällen.<br />

6. Im Interesse der Wahlfreiheit und der Konsumentenfreundlichkeit<br />

sollten Impfstoffe nicht<br />

nur als Kombinationspräparate, sondern auch<br />

als Einzelchargen erhältlich sein- um dies einzufordern,<br />

scheinen kritische Konsumenteninitiativen<br />

in Österreich jedoch zu schwach zu sein.<br />

Aber: die modernen Sechsfach-Impfstoffe,<br />

einschließlich der Masern-Mumps-Rötelnund<br />

Pneumokokken-Impfung (=10 Impfungen)<br />

enthalten in Summe nur noch 54 bis 57 immunogene<br />

Proteine und sind daher wesentlich<br />

verträglicher für das Immunsystem als<br />

die klassische Vierfach-Impfung DTPertP und<br />

MMR (= 7 Impfungen) des Jahres 1980 . Diese<br />

Kombination enthielt zusammen über 3000<br />

immunogene Proteine (was vorwiegend auf<br />

den alten Ganzkeim-Impfstoff gegen Keuchhusten<br />

zurückzuführen ist, der nicht mehr verwendet<br />

wird).<br />

7. Naturwissenschaflich-kritische <strong>Info</strong>rmationen<br />

zu einzelnen Impfungen findet man im<br />

deutschen arznei-telegramm, jedoch nicht in<br />

österreichischen Ärztemedien!<br />

Zur Pneumokokkenimpfung lässt sich z.B. sagen,<br />

dass der jetzige Impfstoff nach randomisierten<br />

und kontrollierten Studien in den USA<br />

wirkt und zu einer deutlichen Senkung der Erkrankungen<br />

auch bei nichtgeimpften Älteren<br />

führt. Seine sieben ausgewählten Sero-Untertypen<br />

sind in Europa jedoch nicht so häufig<br />

und es gibt dazu auch keine europäischen<br />

Studien. Die Pneumokokken-Mittelohrentzündung<br />

wird durch diese Impfung höchstwahrscheinlich<br />

nicht zurückgedrängt, es scheinen<br />

dafür andere Keime (Staphylokokken) einzuspringen.<br />

8. E i n Grundmissverständnis zwischen Impfbefürwortern<br />

und Impfgegnern verdient aber<br />

größere Aufmerksamkeit: Während die einen<br />

am Primat des Krankheitserregers als alleinige<br />

Krankheitsursache festhalten, den guten<br />

alten Virchow (1848 Zellularpathologe und<br />

Sozialrevolutionär) vergessen und seine Definition<br />

von der sozialen Medizin noch immer<br />

nicht verstehen - dass soziale Benachteiligung<br />

auch Krankheiten verursacht, negieren die anderen<br />

die Grundlagen der modernen Mikrobiologie<br />

und Epidemiologie, predigen einen eher<br />

altmodisch verbrämten Ganzheitsbegriff vom<br />

Menschen und übersehen völlig, dass ihnen<br />

die moderne psychosomatische Forschung,<br />

das bio-psychosoziale Paradigma der Medizinuniversität<br />

schon längst recht gibt.<br />

9. Immer überzeugend sind persönliche Beispiele:<br />

Ich gehe selbst zu den empfohlenen<br />

Impfungen und lasse sie auch bei Angehörigen<br />

mit chronischen Erkrankungen (wie z.B.<br />

Epilepsie) durchführen.<br />

Gustav Mittelbach<br />

I N F O S Z U M I M P F E N<br />

www.impfwissen.at www.gruenes-kreuz.org www.bmgf.gv.at<br />

www.kinder-impfen.at www.gesunde-kinder.at www.bacteriaworld.at<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong><br />

15


WELLNESS UND SPIRITUALITÄT<br />

– EIN GEGENSATZ?<br />

LIEBENAUER HERBSTGESPRÄCHE ZUM THEMA:<br />

„SPIRITUALITÄT? WELLNESS? HEIL?“ ODER<br />

„G´SUND SEIN WOLLEN ALLE“<br />

Was haben Glaube und Religion mit Fitness und Gesundheit zu tun? Sind kranke<br />

Menschen „Menschen zweiter Klasse“? Und: Warum überleben bestimmte Menschen<br />

Ausnahmesituationen, Krisen und Notsituationen besser als andere?<br />

Diese Fragen standen im Mittelpunkt der heurigen <strong>Liebenau</strong>er Herbstgespräche<br />

„Spiritualität? Wellness? Heil?“ oder „G´sund sein wollen alle“ - veranstaltet von den<br />

drei römisch-katholischen Pfarren und der Evangelischen Gemeinde im Bezirk, sowie<br />

dem <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>.<br />

Fitness boomt, die Werbung verspricht „ewige<br />

Jugend“. Wer über die nötigen finanziellen<br />

Mittel verfügt, besucht Wohlfühloasen,<br />

damit werden nicht nur gute Geschäfte gemacht.<br />

Welchen Stellenwert nimmt dabei<br />

aber die Religion ein?<br />

Theologin Mag. a Gisela Ploteny definiert<br />

Glaube als „Quelle des Wohlbefindens“ und<br />

versteht Krankheit und Leid als Teil davon.<br />

„Das entspricht nicht dem Idealbild der jungen<br />

dynamischen Gesellschaft, denn wer<br />

leidet, senkt seinen Marktwert“, stellt sie<br />

fest und weist darauf hin, dass sich die<br />

christliche Religion immer auch an den Mitmenschen<br />

orientiert- ganz im Gegensatz zu<br />

den vielfältigen Wellness Angeboten, die ja<br />

das Ego in den Mittelpunkt rücken.<br />

Das geistige, seelische und körperliche<br />

Wohlbefinden der Menschen stellt Altenfachbetreuerin<br />

Helena Taubenschuss in<br />

den Mittelpunkt ihrer täglichen Arbeit. Vitalität,<br />

Schönheit und Lebensmut seien keine<br />

Fragen des Alters, weiß sie und stärkt die<br />

Ressourcen der Betreuten. „Ich muss mich<br />

selber wohl fühlen, wenn ich der Betreuung<br />

alter Menschen gerecht werden will“, fügt<br />

sie überzeugt hinzu.<br />

Dr. Rainer Possert, Arzt für Allgemeinmedizin<br />

im <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>, beschreibt die<br />

Schwierigkeiten einer theoretischen Definition<br />

von Krankheit und Gesundheit: „Die<br />

Medizin habe den Paradigmenwechsel von<br />

Pathogenese zu Salutogenese 1 noch nicht<br />

vollzogen“.<br />

Er berichtet von Studien, die anhand gestorbener<br />

und überlebender KZ Häftlinge festgestellt<br />

haben, dass innere Überzeugung,<br />

Glaube und die Zugehörigkeit zu einer sozialen<br />

Gruppe wesentlich dazu beitragen,<br />

Krankheiten und Krisen zu bewältigen.<br />

In der anschließenden Diskussion meint<br />

Helena Taubenschuss, dass durch die<br />

Pflege des Körpers auch die Seele genährt<br />

werde. Gisela Ploteny erzählt, dass schon<br />

die Bibel „Wellness Tempel“ kenne und in<br />

der christlichen Theologie der Körper immer<br />

mehr aufgewertet werde.<br />

Rainer Possert weist darauf hin, dass wir<br />

in einer Zeit leben, in der ein „Zwang zum<br />

gesunden Leben, im Interesse der Arbeitsfähigkeit“,<br />

vorherrsche.<br />

Mit dem Publikum einig waren die DiskutantInnen,<br />

dass Krankheit Teil des Lebens sei<br />

und der Glaube eine innere Kraft freisetze,<br />

diese zu überwinden. Wellness als „sich<br />

wohl fühlen“ definiert, gehöre zum Mensch-<br />

Sein, sei kein Gegensatz zur Spiritualität,<br />

sondern könne diese auch ergänzen.<br />

Sonja Pichler<br />

FOOTNOTES<br />

1<br />

Im Gegensatz zur Pathogenese, wo das Krankheitssymptom (z.B. Kopfschmerzen) beschrieben wird, wird in<br />

der Salutogenese der Gesundheitsaspekt betont.<br />

16<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong>


WENN DU NICHT<br />

MEHR WEITER WEISST<br />

Psychische Erkrankungen sind weltweit im Vormarsch und offen darüber zu sprechen,<br />

ist nach wie vor fast unmöglich.<br />

Anders bei den MitarbeiterInnen von pro humanis: Mehr als 300 ehrenamtliche<br />

SozialbegleiterInnen kümmern sich in der Steiermark um psychisch beeinträchtigte<br />

Frauen und Männer aller Altersgruppen und unterstützen die Betroffenen bei<br />

ihrer Alltagsbewältigung.<br />

Burnout, Depressionen, Ängste, massiver<br />

Leistungsdruck im Berufsleben oder Alkoholmissbrauch<br />

führen oft zu Antriebslosigkeit,<br />

Selbstzweifel und damit verbundener<br />

sozialer Isolation. pro humanis hat es sich<br />

zur Aufgabe gemacht, Menschen mit psychischen<br />

Erkrankungen zu unterstützen und<br />

ihnen den Anschluss an die Gesellschaft<br />

wieder zu ermöglichen.<br />

„Wir begegnen uns auf partnerschaftlicher<br />

Ebene“ erzählt Karin Paul, ehrenamtliche<br />

Sozialbegleiterin seit einem Jahr. „Wir treffen<br />

uns ein bis zwei Stunden in der Woche,<br />

gehen spazieren und reden miteinander. Ich<br />

höre zu und bin da“. Sozialbegleiter Wolfgang<br />

Gollinger fügt hinzu: „Wir spielen z.B.<br />

einmal in der Woche Tennis. Das ist eine<br />

Aktivität, die uns beiden Spaß macht“. Ob<br />

gemeinsame Freizeitgestaltung oder Unterstützung<br />

bei Behördengängen, Wohnungsübersiedelungen,<br />

ÄrztInnenbesuchen, die<br />

KlientInnen werden mit ihren Problemen,<br />

Sorgen, Wünschen und Bedürfnissen ernst<br />

genommen, so unrealistisch sie auch scheinen<br />

mögen. „Wir konzentrieren uns immer<br />

auf die gesunden Anteile und trainieren<br />

viele Fähigkeiten. Unser Motto ist Hilfe zur<br />

Selbsthilfe“ erklärt Karin Paul. Die Selbstständigkeit<br />

der KlientInnen werde gefördert,<br />

die Isolation aufgehoben, Angehörige entlastet<br />

und somit längerfristig die Lebensqualität<br />

verbessert. Eine Begleitung dauert<br />

im Durchschnitt ein bis vier Jahre, sie ist<br />

kostenlos und kann über ÄrztInnen, PsychotherapeutInnen<br />

oder direkt bei pro humanis<br />

angefordert werden.<br />

Was tun SozialbegleiterInnen, damit sie<br />

selbst nicht „ausbrennen“?<br />

„Es gibt eine verpflichtende Ausbildung,<br />

die auch berufsbegleitend besucht werden<br />

kann, regelmäßige Supervision und Fortbildungen.<br />

Die hauptamtlichen MitarbeiterInnen<br />

von pro humanis unterstützen uns<br />

sehr“, so Wolfgang Gollinger.<br />

Neue Aufgaben für Männer<br />

Rund 85% der SozialbegleiterInnen sind<br />

weiblich. Um Männer in der nachberuflichen<br />

Lebensphase für die Sozialbegleitung zu<br />

gewinnen, wurde das Projekt „next task –<br />

Sozialbegleiter 60 plus“ ins Leben gerufen.<br />

„Männer, die kurz vor oder nach der Pension<br />

stehen, sollen eine neue, sinnvolle Aufgabe<br />

bekommen. Wir versuchen die Lebenserfahrung<br />

dieser Männer zu nützen,“ erklärt Wolfgang<br />

Gollinger. Durch diese sinnstiftende<br />

Tätigkeit in der Pension werden Männer für<br />

psychische Probleme im Alter sensibilisiert,<br />

gleichzeitig wird auch eine Verbesserung<br />

des Gesundheitsbewusstseins gefördert.<br />

Das Lukrieren männlicher Sozialbegleiter<br />

für psychisch beeinträchtigte Männer<br />

erweist sich häufig als schwierig, ist doch<br />

das Sprechen über Probleme, Ängste und<br />

Sorgen nach wie vor eher „Frauensache“.<br />

Da die Nachfrage das Angebot bei weitem<br />

übersteigt, ist ein Projekt wie „next task“<br />

dringend notwendig.<br />

Sonja Pichler<br />

W E I T E R E I N F O R M A T I O N E N<br />

pro humanis<br />

Conrad von Hötzendorfstraße 23, 8010 Graz<br />

Tel.: 0316/ 82 77 07, e-Mail: office@prohumanis.at, www.prohumanis.at<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong><br />

17


AUSDRUCKSVOLLE<br />

IMPRESSIONEN IN TON<br />

KERAMIKWORKSHOP FÜR SUBSTITUTIONSPATIENTINNEN<br />

Neben der ärztlichen Betreuung spielt die psychosoziale Begleitung von PatientInnen<br />

in der Substitutionsbehandlung eine wesentliche Rolle. Der jährlich stattfindende Keramikworkshop<br />

ist ein gut besuchtes Angebot des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> und bildet neben den Beratungsmöglichkeiten<br />

mit der Sozialarbeiterin und den monatlich stattfindenden Gruppentreffen<br />

eine zusätzliche Unterstützung zur sozialen Stabilisierung der Betroffenen.<br />

„Die Ergebnisse sind beeindruckend,“<br />

strahlt Kreativtherapeutin und Kursleiterin<br />

Ilonka Benedek, „die TeilnehmerInnen haben<br />

Gebrauchskeramik wie Vasen, Aschenbecher,<br />

Wandschmuck, Kerzenhalter oder<br />

Schmuckdosen hergestellt“. Ilonka Benedek<br />

spricht von einer sehr intensiven und<br />

konzentrierten Teilnahme und freut sich,<br />

dass die TeilnehmerInnen ihren Erfahrungen,<br />

Sorgen und Wünschen gestalterisch<br />

Ausdruck verliehen haben. Bei einigen TeilnehmerInnen<br />

stellt sie auch künstlerische<br />

Fortschritte fest. In insgesamt fünf Einheiten<br />

ist nach einem anfangs distanzierten<br />

Umgang ein herzliches, wertschätzendes<br />

Klima entstanden. „Die TeilnehmerInnen<br />

wurden mit ihrer eigenen Unsicherheit konfrontiert.<br />

Durch das Tun entstand Nähe und<br />

Ängste, etwas Neues auszuprobieren, wurden<br />

abgebaut“.<br />

Aufgrund der regen Nachfrage wird auch<br />

nächstes Jahr wieder ein Keramikworkshop<br />

stattfinden. Vorkenntnisse für die Teilnahme<br />

sind keine notwendig, mitzubringen sind lediglich<br />

Zeit und Neugierde am Experimentieren<br />

mit Ton.<br />

Sonja Pichler<br />

18<br />

<strong>Info</strong>rmationen zum nächsten Keramikworkshop erhalten sie unter der Telefonnummer<br />

0316/ 412 81 61 oder Mobil: 0664/ 34 38 381<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong>


TIPPS BEI<br />

ERKÄLTUNGSKRANKHEITEN<br />

Schnupfen, Husten, Halsweh plagen uns alle Jahre wieder, manchmal sind die<br />

Krankheitssymptome in wenigen Tagen vorüber, oft dauert es an die zwei Wochen,<br />

bis man wieder „auf dem Damm“ ist.<br />

Die Ursache dafür sind Viren, von denen es hunderte in der Luft gibt und die<br />

schließlich in der Wechselwirkung mit dem individuellen Immunsystem den<br />

Krankheitsverlauf bestimmen.<br />

Was können wir zur Vorbeugung tun?<br />

1. Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO): Auf gesunde vitaminreiche Kost<br />

achten, d.h. fünf Portionen Obst oder Gemüse<br />

pro Tag. Wenn Sie dies nicht schaffen, ist<br />

gegen die Einnahme von Vitaminpräparaten<br />

nichts einzuwenden.<br />

2. Sorgen Sie für ausreichend Luftfeuchtigkeit<br />

in Wohn und Arbeitsräumen, auch Schulklassen!<br />

Trockene Schleimhäute sind anfälliger für<br />

Bakterien und Viren. Empfehlenswert sind<br />

Luftbefeuchter mit Dampfentwicklung – Ultraschallvernebler<br />

können bei mangelndem Service<br />

zu Bakterienschleudern werden. Rauchen<br />

in der Wohnung zwecks Schonung der Nichtrauchenden<br />

MitbewohnerInnen vermeiden, da<br />

hochgradige Feinstaubbelastung.<br />

Nur kurz lüften, damit keine trockene und feinstaubhaltige<br />

Luft reinkommt und zuviel feuchte<br />

Luft rausgeht. Luftreiniger leisten gute Dienste,<br />

sie filtern nicht nur Pollen, sondern auch<br />

Feinstaub.<br />

3. In der Naturheilkunde wird dem regelmäßigen<br />

Trinken von Holunderblüten-Tee<br />

Abwehr steigernde Wirkung nachgesagt.<br />

Teure Echinaceapräparate (Roter Sonnenhut)<br />

bringen nichts – was mittlerweile wissenschaftlich<br />

klar dokumentiert ist.<br />

4. Jogger, Walker, Wanderer, etc. schwören<br />

auf die Verbesserung ihrer Abwehrkräfte mittels<br />

sportlicher Betätigung und betonen immer<br />

wieder, dass sie seit der Ausübung ihrer Sportarten<br />

auch in der kalten Jahreszeit weniger<br />

anfällig gegen Erkältungen sind.<br />

HEILUNG<br />

Rechnen Sie mit einer Krankheitsdauer von<br />

ein bis zwei Wochen. Körperliche Schonung<br />

ist angesagt, wer Fieber hat, geht auf jeden<br />

Fall in den Krankenstand, hütet das Bett und<br />

kuriert sich aus, auch wenn der Druck der Firmenleitung<br />

stark ist!<br />

Hausmittel der Wahl: Holunder und Lindenblütentee,<br />

Hustenteemischungen, Nasentropfen,<br />

Schwitzkuren, Infludo-Tropfen, Meta -Virulent<br />

Tropfen.<br />

Bei starkem Halsweh, Husten, Mattigkeit und<br />

Krankheitsgefühl auf jeden Fall zur Abklärung<br />

zum Arzt!<br />

REZEPTE<br />

Schleimhautschützend:<br />

Eibischtee: nur zum Gurgeln! Die Wurzeln des<br />

Eibisch können zur innerlichen Einnahme einige<br />

Stunden kalt angesetzt werden. Für Kinder<br />

gibt es Eibischsirup als Sirup in der Apotheke.<br />

Malvenblüten- und Blätter: als Tee zum Gurgeln.<br />

Spitzwegerich: als Sirup<br />

Isländisch Moos: als Tee<br />

Hustenreizstillend:<br />

Sonnentaukraut<br />

Thymian: als Tee, Öl oder Sirup.<br />

Efeublätter: sind in Prospan-Hustentropfen<br />

enthalten<br />

Schleimlösend:<br />

Schlüsselblumenblüten: als Tee, Tinktur oder<br />

Extrakt.<br />

Anis: als Tinktur<br />

schwarzer Rettich: Kappe abschneiden, Knolle<br />

aushöhlen und mit Kandiszucker füllen, den<br />

Saft löffelweise zu sich nehmen.<br />

Schweißtreibende Pflanzen wirken fiebersenkend,<br />

es wird ihnen eine immunstimulierende<br />

Wirkung zugeschrieben, wie z. B. dem<br />

Holunderblütentee:<br />

2 Teelöffel (3-4g) mit ¼ Liter kochendem Wasser<br />

übergießen, 5 Minuten ziehen lassen,<br />

mehrmals täglich ein bis zwei Tassen trinken.<br />

Wer will kann den Tee mit Honig süßen.<br />

Lindenblütentee:<br />

1 Teelöffel (2g) mit ¼ Liter kochendem Wasser<br />

übergießen, 5-10 Minuten ziehen lassen, ein<br />

bis zwei Tassen am besten nachmittags trinken.<br />

Rainer Possert<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong><br />

19


AUFGESCHNAPPT<br />

Aktuell für Sie zusammengefasst von Gustav Mittelbach<br />

Vom einsamen Kind zum kranken Erwachsenen<br />

1037 Personen wurden von Geburt an bis zu ihrem 26.Lebensjahr wissenschaftlich<br />

beobachte: Es ging dabei um den Faktor „soziale Isolation“, der am Ende der Studie<br />

mit dem Herzkreislauf-Risiko in Beziehung gesetzt wurde. Personen, die als Kinder<br />

sozial isoliert gewesen waren, hatten ein um 37% höheres Risiko einen schlechten<br />

Gesundheitszustand aufzuweisen, als nicht isolierte - wobei dieses Ergebnis nicht<br />

durch andere Faktoren , wie Adipositas oder niedrigen sozioökonomischen Status<br />

erklärt werden konnte.<br />

(Arch. Pediatr Adolesc Med <strong>2006</strong>; 160: 805-811)<br />

WHO fordert neue Feinstaubgrenzwerte<br />

Die WHO verlangt in den jetzt veröffentlichten ersten WHO-Richtlinien zur Luftqualität<br />

von der Europäischen Union deutlich niedrigere Grenzwerte für Feinstaub, Ozon<br />

und Schwefeldioxyd.<br />

Die in der EU geplante Senkung des Jahresgrenzwerts für Feinstaub der Partikelgröße<br />

PM10 (bis 10 Mikrometer) von derzeit 40 auf 33 Mikrogramm, sollte weiter<br />

auf 20 gesenkt werden. Für die kleinsten Partikel PM 2,5, für die es derzeit keine<br />

Grenzwerte gibt, fordert die WHO einen Jahresmittelwert von 10 Mikrogramm. Städte<br />

mit ungünstigen meteorologischen Verhältnissen sollen, so das EU-Parlament,<br />

mit Ausnahmeregelungen und Übergangsbestimmungen ausgestattet werden.<br />

(Ärztezeitung 20 – 25.10.<strong>2006</strong>)<br />

Rückstände von Pestiziden auf Obst und Gemüse<br />

Weltweit werden über 800 verschiedene Pflanzenschutzmittel – über 500 Millionen<br />

Tonnen- produziert. Die EU-Lebensmittelüberwachungsbehörden kontrollieren nur<br />

150 Arten. Die für den Menschen toxische Schwellendosis liegt um den Faktor 3<br />

über den in der Landwirtschaft maximal erlaubten Pestizidmengen, es kommt immer<br />

wieder zu Überschreitungen. Problematisch sind vor allem Pestizid-Cocktails zur<br />

Bekämpfung von Schädlingsresistenzen. Höchstgrenzen beziehen sich immer nur<br />

auf eine Substanz, mehrere Pestizide unter dem Limit werden nicht beanstandet.<br />

In GB, Niederlanden und den USA werden jetzt Gruppenhöchstmengen festgelegt.<br />

Verschiedentlich wird gefordert, jeder Einzelstoff sollte maximal 0,01mg/kg und die<br />

Summe von Wirkstoffen höchstens 0,03 mg/kg ausmachen. Diese Werte gelten<br />

bereits für Babynahrung und den Öko-Anbau. Im internationalen Durchschnitt sind<br />

etwa 20-30 % der konventionell produzierten pflanzlichen Lebensmittel mehrfach<br />

pestizidbelastet, biologisch angebaute dagegen nur in 2%.<br />

(Arzneimittel-,Therapie-Kritik, Medizin und Umwelt Jg 38, <strong>2006</strong>, Heft 3 , 294-295.<br />

20 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2006</strong>


ANGEBOTE DES <strong>SMZ</strong> LIEBENAU<br />

ALLGEMEIN-MEDIZINISCHE PRAXISGEMEINSCHAFT<br />

Dr. Gustav Mittelbach, Dr. Rainer Possert (alle Kassen)<br />

Hausbesuche, Gesundenuntersuchungen, ärztliche Psychotherapie und Beratung,<br />

Behandlung von Suchterkrankungen, Akupunktur, Sozial-, Arbeits- und Umweltmedizin<br />

Terminvereinbarung unter 46 23 40<br />

SOZIALE DIENSTE / SOZIALMEDIZINISCHER<br />

PFLEGEDIENST IN KOOPERATION MIT DEM <strong>SMZ</strong><br />

Hilfestellung für kranke, alte und pflegebedürftige Menschen in deren gewohntem<br />

Umfeld durch diplomierte Gesundheits- und Krankenschwestern, Alten- Pflege- und<br />

Heimhelferinnen. TEL 47 17 66 / e-mail: el.liebenau@smp-hkp.at<br />

PHYSIOTHERAPIE<br />

Akutschmerzbehandlung, Bewegungstherapie, Entspannungstechniken, Heilgymnastik<br />

durch eine diplomierte Physiotherapeutin. Therapieschwerpunkte: Neurologie und<br />

Orthopädie. Hausbesuche im Bezirk möglich. Tel. Anmeldung unter 46 23 40-15<br />

FAMILIENBERATUNG & RECHTSBERATUNG<br />

Anonyme und kostenlose Beratung durch Ärzte, PsychotherapeutInnen, SozialarbeiterInnen<br />

und JuristInnen. Donnerstag von 19 – 21 Uhr, Anm. unter 46 23 40<br />

PSYCHOTHERAPIE<br />

Gestalt- und Familientherapie, NLP, Systemische Therapie, Einzel- und Gruppentherapie<br />

sowie Kinderpsychotherapie. Teilkostenersatz durch die Krankenkassen. Anmeldung<br />

unter 46 23 40<br />

SOZIALE ARBEIT<br />

Beratung in sozialrechtlichen Fragen, Hilfen bei Kontakten zu Behörden, Hilfestellung<br />

bei Wohnungsproblemen, Arbeitslosigkeit,... Telefonische Kontaktaufnahme unter<br />

42 81 61 oder 0664/34 38 381 / e-mail: lind@smz.at<br />

GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

Sozialmedizinische und gesundheitsförderliche Veranstaltungen; Durchführung von<br />

Projekten im Bereich Gesundheitsförderung. Kooperationen im Bezirk und mit anderen<br />

Organisationen. Kontakt unter 47 17 66-13 / e-mail: pichler@smz.at<br />

SEXUALBERATUNG<br />

<strong>Info</strong>rmation, Beratung, Psychotherapie zu folgenden Bereichen: Beziehungskonflikte,<br />

Sexualprobleme, Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Homosexualität,<br />

Verhütungsfragen, Sexualaufklärung, Schwangerschaftskonflikten usw. Anmeldung<br />

(auch anonym) unter 46 23 40<br />

MEDIATION<br />

Hilfe bei familiären Auseinandersetzungen, Scheidung und Trennung; Entschärfung<br />

von Konflikten; Klärung von Streitpunkten; Unterstützung bei der Entwicklung eigener<br />

Lösungen. Auskunft und Anmeldung unter 28 45 85 bzw. 0699/11 22 80 11<br />

LOGOPÄDIE<br />

Beratung und Vorbeugung sowie Therapie von Auffälligkeiten und Störungen der<br />

Stimme, des Sprechens und der Sprache. Terminvereinbarung unter 46 23 40<br />

WIP – WALKEN IM PARK<br />

Nordic Walking Gruppe jeden Dienstag von 15 bis 16. Uhr, Treffpunkt im Hof des <strong>SMZ</strong>.<br />

<strong>Info</strong>rmation unter 47 17 66 -13<br />

21


Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern ein fröhliches<br />

Weihnachtsfest und viel Gesundheit im neuen Jahr!<br />

P.b.b. Zulassungsnummer: GZ 02Z034445M; Verlagspostamt 8041 Graz

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