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SMZ Liebenau Info Jul_2009

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<strong>SMZ</strong><br />

INFO<br />

GEMEINSCHAFT SCHAFFT LEBENSQUALITÄT!<br />

Sozialmedizinisches<br />

Zentrum<br />

: THEMEN<br />

* Schwerpunkt : Stadtteilarbeit *<br />

* <strong>SMZ</strong> Jahresbericht *<br />

S M Z I N F O J U L I 2 0 0 9<br />

<strong>Liebenau</strong>


INHALT<br />

EDITORIAL 01<br />

WELCHE SOZIALEN LEBENSLAGEN<br />

GEFÄHRDEN LEBEN UND GESUNDHEIT IN ÖSTERREICH? 02<br />

SCHWERPUNKT: STADTTEILARBEIT<br />

GRÜNANGER UND SCHÖNAUSIEDLUNG –<br />

DORF IN DER STADT ODER GLASSCHERBENVIERTEL? 04<br />

INSZENIERUNG VON SOLIDARITÄT IM GEMEINWESEN<br />

ALS SOZIALE RESSOURCE IN DER KRISE? 07<br />

MEHR ALS NUR BEWEGUNG! 10<br />

AUF A G’SUNDES VIERTEL! – FEST FÜR ALLE AM GRÜNANGER! 12<br />

EIN RAUM – VIELE MÖGLICHKEITEN 15<br />

HANS WEISS MIT „KORRUPTE MEDIZIN“ IM <strong>SMZ</strong> LIEBENAU 15<br />

<strong>SMZ</strong> AKTUELL !<br />

DAS SOZIALMEDIZINISCHE ZENTRUM (<strong>SMZ</strong>) LIEBENAU IM JAHR 2008 16<br />

DIE FORDERUNG VON REGRESS IN DER SOZIALHILFE WURDE MIT<br />

1. NOVEMBER 2008 ABGESCHAFFT 22<br />

AUFGESCHNAPPT 24<br />

ANGEBOTE DES <strong>SMZ</strong> LIEBENAU 25<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER<br />

<strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

<strong>Liebenau</strong>er Hauptstraße 102-104 a, 8041 Graz T (0316) 471766-13 F (0316) 462340-19<br />

Email smz@smz.at Homepage www.smz.at VEREINSREGISTER ZVR: 433702025<br />

REDAKTION Dr. Rainer Possert, Mag. a Dr. in Inge Zelinka-Roitner, Mag. a Barbara Gruber<br />

MITARBEITERiNNEN DIESER AUSGABE Das Team des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>, Prof. Dr. Günter Rausch<br />

FOTOS © Rainer Possert (S.3, S.6, S.9, S.21, S.23, S.24,), © Stefan Possert (S.17, S.18, S.19),<br />

© alle anderen (wenn nicht anders angegeben): <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

LAYOUT + SATZ CUBA, graz www.cubaliebtdich.at DRUCK Dorrong, Graz AUFLAGE 1.700 Stk.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong>


EDITORIAL<br />

ARM UND REICH<br />

Der Armutsbericht aus dem Jahre 2007/08<br />

beschreibt eindringlich, wie Hunderttausende<br />

ihr Leben zubringen müssen, der neue<br />

noch zu schreibende Armutsbericht <strong>2009</strong>/10<br />

wird den alten übertreffen. Die Spaltung der<br />

Gesellschaft in Arm und Reich wird immer<br />

deutlicher, für die dazwischen liegenden<br />

„Mittelschichten“ werden die ökonomischen<br />

Voraussetzungen nicht besser werden, der<br />

Gesundheitszustand der Bevölkerung mit<br />

niederen Einkommen wird sich zwangsläufi<br />

g weiter verschlechtern...<br />

Univ. Prof. Johan Mackenbach von der Medizinischen<br />

Fakultät Rotterdam kommt in einer<br />

2006 europaweit durchgeführten Studie<br />

zu dem Schluss, dass die Ungleichheit bei<br />

der Sterberate auf Grund der sozialen Unterschiede<br />

in den letzten Jahrzehnten angestiegen<br />

ist. 1<br />

Univ. Prof. Wolfgang Freidl, Vorstand des<br />

Instituts für Sozialmedizin in Graz: „Wer ein<br />

geringes Einkommen und geringe Bildung<br />

hat, stirbt durchschnittlich früher als Menschen<br />

mit höherem Einkommen und höherer<br />

Bildung“ 2 .<br />

Der Forscher Richard Wilkinson hat in seinem<br />

Werk „Kranke Gesellschaften“ nachgewiesen,<br />

dass Gesundheit und Lebenserwartung<br />

einer Bevölkerung umso besser<br />

sind, je geringer die soziale Ungleichheit ist<br />

und dass gut funktionierende Gemeinschaften<br />

und solidarische Netzwerke Gesundheit<br />

erhalten können.<br />

Diesen Ansatz der Gesundheitsförderung<br />

- solidarische Netzwerke fördern - setzen<br />

wir heuer am Grünanger und in Jakomini<br />

fort und können dabei auf nunmehr zwanzig<br />

Jahre Erfahrung zurückgreifen.<br />

Der Verdienst, das Konzept der Vernetzung<br />

und Kooperation im <strong>SMZ</strong> in einem wichtigen<br />

Bereich zum Scheitern gebracht zu haben,<br />

kommt dem SMP (Sozialmedizinscher<br />

Pfl egedienst) zu. Am 18. Mai hat der SMP<br />

die bestehende Kooperationsvereinbarung<br />

sowie den Untermietvertrag im <strong>SMZ</strong> aufgekündigt<br />

und wird die Räumlichkeiten im<br />

<strong>SMZ</strong> verlassen.<br />

Zu einem späteren Zeitpunkt werden wir<br />

ausführlich berichten.<br />

Rainer Possert<br />

Fußnoten: 1 Korso, Juni <strong>2009</strong><br />

2<br />

ebd.<br />

MitarbeiterInnen des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

und der Sozialen Dienste / SMP<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong><br />

01


Welche sozialen Lebenslagen<br />

gefährden Leben und Gesundheit<br />

in Österreich?<br />

Ernüchternde Erkenntnisse aus dem Sozialbericht 07/08 des Sozialministeriums<br />

Gerade jetzt, in Zeiten der Finanzkrise, sollten<br />

wir uns vor Augen führen, wer von den<br />

bisher sozial ausgegrenzten und gefährdeten<br />

Menschen jetzt noch mehr unter die Räder<br />

kommen könnte.<br />

Ein Griff zu dem wenig beachteten Papier<br />

des Sozialministers, das heuer veröffentlicht<br />

wurde, kann dabei Hilfe leisten. Und gerade<br />

deshalb müssten auch Gesundheitsförderungsprojekte<br />

folgende Fakten berücksichtigen:<br />

Der Bericht ist 288 Seiten lang, Zahlen, Tabellen<br />

und nüchterne Begriffe dominieren<br />

auf den ersten Blick. Beim näheren Lesen<br />

schimmert immer deutlicher die Lebensrealität<br />

100.000er Menschen und deren soziale<br />

Risiken und Ausgrenzungen durch - eine<br />

Situation, die mit dem Begriff „Armut“ nur<br />

sehr oberfl ächlich und missverständlich umschrieben<br />

wird.<br />

Lakonisch hält der Bericht fest: „Armutsgefährdung<br />

ist ein Anzeichen sozialer Spaltung<br />

und verweist auf Lücken in der durch<br />

Arbeitsmarkt, Familie und Sozialstaat gewährleisteten<br />

fi nanziellen Absicherung…“<br />

Fast abstrakt - die so genannte „Armutsgefährdungsgrenze“:<br />

€ 893.- im Monat für<br />

einen Einpersonenhaushalt, mit einer 2.Person<br />

- plus € 447.-, mit einem Kind - plus €<br />

268.-. 12,6 % der ÖsterreicherInnen fallen<br />

unter diese Grenze.<br />

Das größte - nämlich ein 5fach höheres Risiko<br />

- haben allein lebende Frauen und<br />

Ein-Eltern-Haushalte. 250.000 Kinder sind<br />

gefährdet, 90.000 Kinder leben in manifester<br />

Armut.<br />

Arbeitslosigkeit verdreifacht das Armutsrisiko.<br />

Frauen in Pension, Familien mit mehr<br />

als drei Kindern ohne weitergehende Schulbildung<br />

und MigrantInnen haben ein doppelt<br />

so hohes Risiko.<br />

Wie wichtig staatliche Transferleistungen<br />

sind (meist Versicherungsleistungen<br />

wie Ausgleichszulage, Pfl egegeld, Familienbeihilfe,<br />

Sozialhilfe, Wohnbeihilfe, Kinderbetreuungsgeld<br />

...) kommt dadurch zum<br />

Ausdruck, dass ohne sie die Armutsgefährdung<br />

doppelt so hoch wäre, fast ein Viertel<br />

der ÖsterreicherInnen dürfte dann betroffen<br />

sein.<br />

Welche realen und konkreten Lebensumstände,<br />

die wir alle beobachten könn(t)en,<br />

haben jetzt für die körperliche und psychosoziale<br />

Gesundheit große Bedeutung?<br />

Eigentlich sollten sich alle ÖsterreicherInnen<br />

folgendes leisten können:<br />

• Die Wohnung warm halten<br />

• Regelmäßige Zahlungen begleichen<br />

• Notwendige Arzt-/Zahnarztbesuche<br />

• Unerwartete Ausgaben (Reparaturen<br />

etc.) fi nanzieren<br />

• Neue Kleidung kaufen<br />

• Jeden zweiten Tag Fisch-Gefl ügel-Fleisch<br />

essen<br />

• Freunde und Verwandte zum Essen einladen<br />

können<br />

5% der ÖsterreicherInnen, das sind rund<br />

400.000 Personen, schaffen es nicht mehr,<br />

mindestens zwei dieser Aufwendungen zu<br />

fi nanzieren.<br />

WOHNEN<br />

Neben Arbeitsplatzsicherung, Einkommen,<br />

Bildung und Kinderbetreuung ist Wohnen<br />

ein Grundbedürfnis der Menschen, Wohnqualität<br />

spielt daher eine große Rolle:<br />

• Gibt es ein WC in der Wohnung?<br />

• Ist sie feucht u/o schimmlig?<br />

• Ist sie besonders dunkel?<br />

• Gibt es eine Waschküche oder eigene<br />

Waschmaschine?<br />

02 <strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong>


Im Schnitt sind 3% der Menschen in Österreich<br />

in zwei oder mehr dieser Punkte<br />

benachteiligt, aber 12% der in prekären Armutsverhältnissen<br />

Lebenden und<br />

31% der manifest Armen leiden unter Überbelag<br />

der Wohnung (gegenüber 6% der<br />

Nichtarmen)<br />

17% der ÖsterreicherInnen haben einen<br />

unzumutbaren hohen Wohnungsaufwand<br />

(mehr als 25% des Einkommens werden für<br />

Wohn- und Betriebskosten ausgegeben).<br />

Gefährdung der KINDER<br />

Jedes 10. Kind muss Einschränkungen in<br />

der Ernährung in Kauf nehmen. Jeweils<br />

5% bekommen keine neuen Kleider und<br />

wohnen in schlecht beheizten Wohnungen.<br />

Jeweils 12% leben in überbelegten Wohnungen<br />

und können mit der Familie keinen<br />

gemeinsamen Urlaub machen. Armut in der<br />

Kindheit, so lehren die Grazer Sozialmediziner,<br />

ist ein wesentlicher Faktor, als Erwachsener<br />

körperlich oder psychiatrisch krank zu<br />

werden.<br />

SOZIALE ISOLATION<br />

Viele reagieren auf ihre Lebenssituation mit<br />

sozialem Rückzug und Resignation: 15%<br />

der Menschen in akuten Armutslagen haben<br />

nicht einmal e i n e n telefonischen<br />

Kontakt pro Woche. Soziale Unterstüt-<br />

zung in Notfällen (im familiären + nachbarlichen<br />

Netz) fehlt bei 20% der unter „Armut“<br />

Leidenden.<br />

Der Bericht legt hier großen Wert auf die<br />

Stärkung sozialer Kompetenzen („empowerment“),<br />

die vor allem Schul- und Bildungsförderung,<br />

psychologische Beratung,<br />

Selbsthilfeinitiativen und politisches Engagement<br />

umfassen.<br />

CHRONISCHE KRANKHEIT<br />

37% der manifest Armen sind chronisch<br />

krank (diese Umstände schränken einerseits<br />

Erwerbsmöglichkeiten ein und verursachen<br />

höhere Kosten).Der Anteil an Personen mit<br />

Gesundheitsproblemen ist unter den Armen<br />

in unserer Bevölkerung 4x so hoch!<br />

Starkes Übergewicht steht in deutlichem<br />

Zusammenhang mit sozialen Benachteiligungen.<br />

Das Risiko dafür ist in der untersten Einkommensgruppe<br />

der Frauen doppelt so hoch<br />

wie in der höchsten. Besonders betroffen<br />

sind auch Personen ohne weiterführende<br />

Bildung und MigrantInnen.<br />

LEBENSERWARTUNG<br />

Männer mit Hochschulabschluss leben 6<br />

Jahre länger, Frauen knapp 3 Jahre länger<br />

als Menschen mit Pfl ichtschulabschluss.<br />

Gustav Mittelbach<br />

Zum genaueren Nachlesen unter www.bmsk.gv.at oder http://www.bmsk.gv.at/cms/site/<br />

attachments/8/0/6/CH0025/CMS1232965764488/sozialbericht_2007-2008.pdf<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong><br />

03


SCHWERPUNKT: STADTTEILARBEIT<br />

GRÜNANGER UND SCHÖNAUSIEDLUNG<br />

- DORF IN DER STADT ODER<br />

GLASSCHERBENVIERTEL?<br />

„WEDER NOCH“, SO DAS ERGEBNIS EINER STADTSOZIOLOGISCHEN<br />

ANALYSE IM RAHMEN DES STADTTEILPROJEKTES "STA.GES"<br />

Das <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> lud am Montag, den<br />

23. März <strong>2009</strong> zu einer stadtsoziologischen<br />

Analyse zweier "Quartiere" in<br />

Graz. StudentInnen der Soziologie an<br />

der Karl-Franzens-Universität Graz hatten<br />

sich unter der Leitung von Dr. Sabine<br />

Haring und Dr. Inge Zelinka-Roitner ein<br />

Semester lang intensiv mit dem "Grünanger"<br />

und dem "Schönauviertel" beschäftigt.<br />

Die Vorgabe lautete, sowohl<br />

Ressourcen als auch Defizite dieser Grazer<br />

Wohngebiete durch verschiedene<br />

Methoden sichtbar zu machen.<br />

Die StudentInnen führten zunächst mehrere<br />

Begehungen des Projektgebietes zu<br />

verschiedenen Tageszeiten durch, erhoben<br />

wichtige statistische Daten über das<br />

Projektgebiet (z.B. Altersstruktur, Wohnund<br />

Familiensituation, Bildung, Nationalitäten,<br />

Wahlverhalten etc.) und ermittelten<br />

im Rahmen zweier qualitativer Interviews<br />

die subjektiven Sichtweisen der<br />

ExpertInnen vor Ort.<br />

Ausgewählte Ergebnisse:<br />

Die Graphik veranschaulicht, dass im Projektgebiet<br />

deutlich weniger Wohnungen<br />

im Privatbesitz sind (37,5%) als im Grazer<br />

Durchschnitt (78,1%).<br />

Anhand der unteren Graphik ist ersichtlich,<br />

dass Personen mit Pfl ichtschulabschluss<br />

im Projektgebiet deutlich überrepräsentiert<br />

sind.<br />

Auch der Anteil alleinerziehender Mütter<br />

im Projektgebiet ist recht aussagekräftig:<br />

37,2% stehen hier 25,7% im Grazer Durchschnitt<br />

gegenüber. Des Weiteren ist das Projektgebiet<br />

durch eine extrem niedrige Wahlbeteiligung<br />

gekennzeichnet: Einer Wahlbeteiligung<br />

von 57,8% im Projektgebiet steht<br />

eine Wahlbeteiligung von 72,7% im Grazer<br />

Durchschnitt und eine Wahlbeteiligung von<br />

78,8% im österreichweiten Durchschnitt gegenüber.<br />

04 <strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong>


Aus den Experteninterviews ging hervor,<br />

dass in den Projektgebieten vor allem ein<br />

Mangel an gestalteten öffentlichen Plätzen<br />

besteht, die als „Stadtteiltreffpunkte“ dienen<br />

könnten und eine Identifi kation mit dem<br />

Wohngebiet erleichtern würden. Auch gibt<br />

es in den beiden Projektgebieten nur wenige<br />

Lokale, Cafes etc. Die Experten schlugen<br />

vor, Treffpunkte ohne Konsumzwang zu<br />

schaffen.<br />

Grünraum sorgt für mehr Lebensqualität<br />

Kooperationsvereinbarung von<br />

<strong>SMZ</strong> und WIKI<br />

Durch eine Kooperationsvereinbarung mit<br />

WIKI konnten für die Präsentation der Erbegnisse<br />

erstmals die Räumlichkeiten des Jugendtreffs<br />

am Grünanger genützt werden.<br />

Die Diskussion verlief spannend und die<br />

aufgelockerte, optisch von Jugendkultur geprägte<br />

Atmosphäre in den neuen Räumlichkeiten<br />

schien die Bereitschaft zur verbalen<br />

Auseinandersetzung deutlich zu stimulieren.<br />

Freiräume und Schulsozialarbeit für Jugendliche<br />

gewünscht<br />

In der Diskussion wurde angemerkt, dass<br />

man bei Erhebungen nicht nur nach der<br />

Staatsbügerschaft fragen, sondern die Erstsprache<br />

berücksichtigen sollte. Die Erfahrung<br />

in der VS Schönau habe z.B. gezeigt,<br />

dass in den 4. Klassen ca. 1/3 der Kinder<br />

nicht Deutsch als Erstsprache haben. In<br />

den ersten Klassen sind es schon ca. 70%<br />

der Kinder.<br />

Die beiden Wohngebiete verfügen aber<br />

auch über zahlreiche Ressourcen, die eine<br />

Abstempelung als „Glasscherbenviertel“<br />

keineswegs rechtfertigen würden. Im Projektgebiet<br />

liegen zwei Jugendtreffpunkte,<br />

ein Bezirkssportplatz, zwei sehr schön gestaltete<br />

Spielplätze und auch einige Nahversorger.<br />

Vor allem das Vorhandensein von viel Grünraum<br />

und das Naherholungsgebiet an der<br />

Mur machen die beiden Projektgebiete sehr<br />

lebenswert.<br />

Fotos: Nopp, Windhaber, Winkelmayer<br />

Von den Diskussionsteilnehmerinnen wurde<br />

gewünscht, Freiräume für Jugendliche<br />

bereitzustellen, die betreut und kontrolliert<br />

werden. Es wurde auch der Ruf nach<br />

Schulsozialarbeit laut, das Problem der<br />

Finanzierung blieb jedoch im Raum stehen.<br />

Weitere Schwerpunkte, die genannt wurden,<br />

waren Präventionsprojekte für 6-10jährige<br />

und Untersützungssangebote für Alleinerzieherinnen.<br />

Wichtig wäre auch, überparteiliche<br />

und konfessionsübergreifende<br />

Begegnungszentren für ältere Menschen<br />

zu schaffen.<br />

Von Seiten der Exekutive wurde berichtet,<br />

dass man zum Teil die Rolle des aktiven<br />

Zuhörers übernommen habe. Jugendliche<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong><br />

05


SCHWERPUNKT: STADTTEILARBEIT<br />

GRÜNANGER UND SCHÖNAUSIEDLUNG<br />

FORTSETZUNG<br />

schreiben sogar während ihrer Inhaftierung<br />

Briefe, in denen sie die Polizisten bitten, sie<br />

während und nach der Haft zu unterstützen,<br />

da sie keine anderen vertrauenswürdigen<br />

Bezugspersonen hätten. Eine solche Unterstützung<br />

durch die Polizei sei aber nur<br />

bedingt möglich, etwa im Rahmen von Haftbesuchen.<br />

Ein Problem konnte gleich vor Ort angegangen<br />

werden: Die Direktorin der VS-<br />

Schönau, Mag. Kaltenböck-Luef, vereinbarte<br />

mit Herrn Engel vom Jugendamt, sich<br />

zum Thema Schönaupark auszutauschen<br />

und nach Möglichkeiten zu suchen, wie die<br />

Stadt Konfl ikten im Park entgegenwirken<br />

könne.<br />

Fazit:<br />

Die durchgeführte stadtsoziologische Analyse<br />

kann dabei helfen, die Treffsicherheit<br />

von gesundheitsfördernden Maßnahmen zu<br />

erhöhen. Es können nun Sprengel ausgewählt<br />

bzw. „Probleme“ angegangen werden,<br />

die im Rahmen der Sozialraumanalyse hervortraten.<br />

Zum Abschluss soll den folgenden<br />

studentischen „AkteurInnen“ gedankt werden:<br />

Dario Engel, Andreas Kolbábek, Birgit<br />

Neumann-Rieser, Michaela Nopp, Markus<br />

Sammer, Mara Sophia Verlic, Agnes Windhaber<br />

und Carina Winkelmayer.<br />

Inge Zelinka-Roitner<br />

06 <strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong>


SCHWERPUNKT: STADTTEILARBEIT<br />

INSZENIERUNG VON<br />

SOLIDARITÄT IM<br />

GEMEINWESEN ALS SOZIALE<br />

RESSOURCE IN DER KRISE?<br />

von Prof. Dr. Günter Rausch, Freiburg<br />

„Es gelte, Menschen zu befähigen, dass sie<br />

die "Erzählfäden ihres Lebens" (Herriger)<br />

in die eigenen Hände nehmen und so auch<br />

dazu beitragen, dass ihre Wohn- und Lebensräume<br />

der Entfaltung ihrer Bedürfnisse<br />

und Interessen entsprechen.“<br />

So begann der letzte Abschnitt des ersten<br />

Teils meines Aufsatzes in der letzten Ausgabe.<br />

Gemeinwesenarbeit sei letztlich auch<br />

eine gute Prävention und Bewältigungsstrategie<br />

für vielfältige Problemlagen. Letztlich<br />

ginge es aber auch um die Inszenierung<br />

von Solidarität und Gemeinschaft, mithin<br />

also die Entwicklung des Gemeinwesens.<br />

Krise des Individualismus in der Weltwirtschaft<br />

Bei kritischer Betrachtung drängt sich freilich<br />

die Frage auf, ob eine solche Orientierung<br />

in der aktuellen wirtschaftspolitischen<br />

Lage überhaupt realistisch ist oder ob nicht<br />

ganz andere Überlebensstrategien angesagt<br />

seien. Tatsächlich sind es schon jetzt,<br />

angesichts der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise,<br />

wieder die einkommensschwächeren<br />

und bildungsärmeren Bevölkerungsschichten,<br />

die als erstes den rauen Wind<br />

der globalen Krise zu spüren bekommen.<br />

Aber es sind auch jene Schichten betroffen,<br />

die noch vor gar nicht langer Zeit glaubten,<br />

durch klassische Tugenden wie Fleiß, Korrektheit<br />

und Flexibilität den Bedingungen<br />

der modernen Marktwirtschaft stets gewachsen<br />

zu sein.<br />

Betriebsschließungen, Kurzarbeit oder andere<br />

Interventionen zur Regulierung des<br />

Marktes treffen inzwischen immer weitere<br />

Bevölkerungsschichten oder verunsichern<br />

sie zumindest. Zumal Alltag heute ohnedies<br />

dadurch gekennzeichnet ist, dass Werte,<br />

Normen und Handlungsorientierungen<br />

nicht mehr auf der Grundlage traditioneller<br />

Erfahrungen, im Vertrauen darauf, dass es<br />

wieder gut gehen wird, übertragen werden<br />

können.<br />

Die Menschen sehen sich zunehmend auf<br />

sich alleine gestellt. Der Konkurrenzkampf<br />

fi ndet in der Ellenbogengesellschaft nicht<br />

nur am Arbeitsplatz statt. Er greift auch in<br />

die Freizeit und Privatsphäre ein.<br />

Es liegt auf der Hand, dass gerade Menschen,<br />

deren kulturelle, soziale und ökonomische<br />

Ausstattung unterdurchschnittlich<br />

ist, in diesem alltäglichen Wettbewerb leiden.<br />

Sie müssen sich besonders anstrengen,<br />

um nicht immer wieder die Erfahrungen<br />

des Versagens und Verlierens machen<br />

zu müssen. Verbunden ist dies nicht nur mit<br />

psychischen Verletzungen und Kränkungen.<br />

Häufi g gehen diese Belastungen auch<br />

nachhaltig auf Kosten der Gesundheit.<br />

Stärkung sozialer Netzwerke als Gegenmaßnahme<br />

Der bekannte Psychiater Horst Eberhard<br />

Richter hat sich schon vor Jahren mit diesen<br />

gesellschaftlichen Entwicklungen kritisch<br />

auseinandergesetzt. Er verweist darauf,<br />

dass der Prozess der Individualisierung<br />

zu einem Rivalitätssystem führe, in dem die<br />

egoistische, kämpferische Vereinzelung gefördert<br />

werde.<br />

Der einzelne müsse alle Kräfte für den<br />

Kampf in einem Wirtschaftssystem bündeln,<br />

um nicht abgehängt zu werden und durch<br />

die Maschen der neuen Netzwerke zu fallen<br />

(vgl. Richter H.E., in Publik-Forum vom 8. 3.<br />

96, Heft 5:7).<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong><br />

07


SCHWERPUNKT: STADTTEILARBEIT<br />

Inszenierung von Solidarität im Gemeinwesen ...<br />

FORTSETZUNG<br />

Welche Hilfen bietet vor diesem Hindergrund<br />

das moderne Sozial- und Gesundheitssystem?<br />

Erschiene da eine weitere<br />

Verstärkung ausschließlich auf individuelle<br />

Personen gerichteter Hilfen da nicht so, als<br />

wolle man einen Feuerherd mit Öl bekämpfen?<br />

Inzwischen werden durchaus immer<br />

häufi ger Ansätze der Gemeinwesenarbeit<br />

auch in solchen Arbeitsfeldern diskutiert, die<br />

sich lange Zeit davor abgrenzten. Neben<br />

den bekannten Beiträgen aus dem Kontext<br />

von "Community Care" gibt es aktuell auch<br />

in Bezug auf die stationäre Altenhilfe sehr<br />

spannende Ansätze.<br />

Gemeinschaft wirkt gesundheitsfördernd<br />

Ende April <strong>2009</strong> forderten in Deutschland<br />

in einem Memorandum an die Bundesregierung<br />

sechs große Sozialorganisationen<br />

eine neue Kultur des Zusammenlebens.<br />

Angesichts des demographischen Wandels<br />

gelte es, solche Strukturen zu schaffen, die<br />

ein selbstbestimmtes Wohnen und Leben<br />

älter werdender Menschen in ihrem vertrauten<br />

Wohnumfeld möglichst dauerhaft<br />

gewährleisten.<br />

Angesagt seien alltagsnahe Wohn- und<br />

Assistenzmodelle, die ein Zusammenwirken<br />

von Bewohnern, Familienangehörigen,<br />

Nachbarn, Ehrenamtlichen und sozialen<br />

Diensten ermöglichen. Das Quartier und die<br />

vertrauten Lebensräume, in denen die Menschen<br />

schon bisher lebten, seien von besonderer<br />

Bedeutung zur Entwicklung tragfähiger<br />

Netzwerke in einem differenzierten<br />

Hilfeverbund. Neu ins Zentrum gerät das<br />

Quartier. Im Vergleich zu herkömmlichen<br />

Wohn- und Betreuungsformen, so zeigten<br />

die durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchungen,<br />

böten die Quartierslösungen<br />

viele Vorteile: "Ausgeprägtes soziales Miteinander<br />

und intensivere Kommunikation,<br />

Stärkung der eigenen Fähigkeiten und Ressourcen,<br />

bessere Gesundheitsentwicklung<br />

mit geringerem Hilfebedarf, Förderung und<br />

stärkere Inanspruchnahme von Nachbarschaftshilfen,<br />

Entwicklung von persönlichen<br />

Netzen, positive Integration aller im Quartier<br />

lebenden Personen, messbare Einsparungen<br />

für Bürger und insbesondere für die<br />

öffentlichen Kostenträger." 1<br />

Das sind gewichtige Argumente angesichts<br />

der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

und in Anbetracht der immensen Herausforderungen,<br />

die der demographische Wandel<br />

an unsere Gesellschaften stellt. Die Autoren<br />

hatten schon in früheren Veröffentlichungen,<br />

die von der Bertelsmann-Stiftung<br />

gefördert wurden, darauf aufmerksam gemacht,<br />

dass diese Prozesse keineswegs<br />

im Selbstlauf gelingen könnten. Sie fordern<br />

auch eine hinreichende Ausstattung mit<br />

Gemeinwesenarbeiterinnen, die für die Inszenierung<br />

und Moderation dieser Prozesse<br />

unabdingbar seien. 2<br />

Tatsächlich kann die Gemeinwesenarbeit<br />

auf eine lange Tradition in der "Gemeinschaftshilfe”<br />

verweisen, die wie im letzten<br />

Beitrag ausgeführt bis ins 19. Jahrhundert<br />

zurückgeht. Sie beteiligt sich stets an der Initiierung<br />

und Förderung von Nachbarschaften,<br />

Milieus und Gemeinschaften und strebt<br />

selbstorganisierte, bzw. auf selbständiges<br />

Handeln angelegte Alltagsstrukturen an, die<br />

auf der Basis gegenseitiger Unterstützung<br />

wirken. Es gilt gerade in der aktuellen Lage,<br />

das Spannungsfeld zwischen Gemeinschaft<br />

und Gesellschaft, zwischen Eigennutz und<br />

Gemeinsinn, sowie zwischen Eigenverantwortlichkeit<br />

und solidarischer Verbundenheit<br />

neu zu fassen. Die Kultur des eigensinnigen<br />

Vorteilnehmens, die Sucht nach<br />

individueller Bereicherung und persönlicher<br />

Machtentfaltung hat die Weltwirtschaft in die<br />

größte Krise seit Jahrzehnten gestürzt.<br />

08 <strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong>


Inszenierung von Solidarität wieder gefragt<br />

Leider ist das einstmals von dem Arzt Horst-<br />

Eberhard Richter apostrophierte "Lernziel<br />

Solidarität" (1974) zunehmend verschüttet<br />

worden. Deshalb braucht es heute oftmals<br />

die gezielte Inszenierung, bzw. Anregung<br />

und aktiven Unterstützung durch professionelle<br />

Fachkräfte. Der Förderung solidarischer<br />

Beziehungen der Menschen untereinander,<br />

der Nutzung sowie des Aus- und<br />

Umbaus von infrastrukturellen Einrichtungen<br />

und nicht zuletzt der Koordination und<br />

Kooperation von Gruppen und Institutionen<br />

im Quartier gilt hierbei das besondere Augenmerk<br />

der Gemeinwesenarbeit. Gemeinwesenarbeit<br />

baut insbesondere auf das<br />

solidarische Handeln der Menschen. Sie<br />

unterstützt die Wahrnehmung kollektiver<br />

Betroffenheiten und gemeinsamer Interessen.<br />

Der oftmals deprimierenden Annahme<br />

individuellen Versagens oder selbstverschuldeter<br />

Randständigkeit wird gezielt die<br />

Begegnung mit Menschen, die Vergleichbares<br />

erfahren haben oder ähnliche Ziele<br />

verfolgen, entgegengestellt. Im wechselseitigen<br />

Austausch der jeweiligen Wahrnehmungen,<br />

Geschichten und Ideen bilden sich<br />

die Grundlagen gemeinsamen Handelns.<br />

Solidarität ist ein bedeutsames “soziales Kapital”<br />

für die Bewältigung von Alltagsproblemen,<br />

nicht zuletzt aber auch zur tendenziellen<br />

Minderung der Belastungen wirtschaftlicher<br />

und politischer Verwerfungen. Sie löst<br />

zwar nicht ohne weiteres gesellschaftliche<br />

Probleme, sie könnte aber durchaus auch<br />

visionäre Hinweise auf ein alternatives<br />

Handlungsmodell für kleinere wie für ganz<br />

große Gemeinschaften geben.<br />

Günter Rausch<br />

Prof. Dr. Günter Rausch ist Leiter des Mastersudiengangs Sozialmanagement an der<br />

Evangelischen Hochschule Freiburg und seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte beinhalten<br />

unter anderem Gemeinwesenarbeit, Sozialraumorientierung, Quartiersmanagement,<br />

Sozialplanung, Netzwerkarbeit und kommunale Sozialpolitik.<br />

1 (http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-BCE3C518-7808EC16/bst/hs.xsl/nachrichten_95037.htm).<br />

2 (vgl. Netzwerk: Soziales neu gestalten (Hrsg.), Zukunft Quartier - Lebensräume zum Älterwerden, Band 3, <strong>2009</strong>)<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong><br />

09


SCHWERPUNKT: STADTTEILARBEIT<br />

MEHR ALS NUR<br />

BEWEGUNG!<br />

Klar, Bewegung ist wichtig und gesund,<br />

aber man kann ihn ja fast schon nicht mehr<br />

hören, diesen Appell der Medizin und der<br />

Gesundheitsindustrie.<br />

„Machen Sie mehr Bewegung!“ ist in allen<br />

Zeitschriften zu lesen und damit entlässt<br />

der Arzt und die Therapeutin ihre ein wenig<br />

schuldbewussten und oft ratlosen PatientInnen.<br />

Aber was tun, wenn man Übergewicht hat,<br />

untrainiert oder kurzatmig ist, Bluthochdruck<br />

hat, schon älter ist und das Gleichgewicht<br />

nicht mehr gut ist oder man ernsthafte Gelenks-<br />

und Wirbelsäulenschäden hat?<br />

Genau an diese Gruppen richtet sich unser<br />

neues Angebot. 2 x wöchentlich wird<br />

in einem Park und an der Mur entlang eine<br />

Stunde gewalkt. Kostenlos und ohne Anmeldung,<br />

ein ganzjähriges ständiges Angebot.<br />

Eine Physiotherapeutin leitet die Gruppe,<br />

fügt kleine mobilisierende Übungsseinheiten<br />

ein, ein Arzt überwacht mögliche Kreislaufund<br />

Konditionsprobleme. Dennoch sind die<br />

Gruppen bunt gemischt: jung und alt, sportlich<br />

und auch ganz langsam, denn es macht<br />

einfach Spaß und das ist das Wichtigste.<br />

Walken in der Gruppe fördert die Kommunikation,<br />

Kontakte entstehen, Freundschaften<br />

werden geschlossen, zwei Fixpunkte<br />

im Wochenablauf geben Struktur. Sogar<br />

selbstständige Kleingruppen gibt es bereits,<br />

die miteinander am Wochenende noch zusätzlich<br />

walken.<br />

„Ich hab gar nicht gewusst, wie schön <strong>Liebenau</strong><br />

ist“ und „Ich freu mich schon die ganze<br />

Woche aufs Walken“- das hören wir immer<br />

wieder und das bestätigt uns:<br />

In der Walkinggruppe des <strong>SMZ</strong> geht es eindeutig<br />

um mehr als nur um Bewegung!<br />

Heilwig Possert-Lachnit, MSc,<br />

Physiotherapeutin im <strong>SMZ</strong><br />

10 <strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong>


WALKEN AN DER MUR<br />

Wann: jeden Montag von 16.00 – 17.00<br />

Treffpunkt und Start:<br />

Grünanger, Andersengasse 34: ehemaliger Hort,<br />

gegenüber Kindergarten, hinter dem Schlecker-Gebäude<br />

Bus Nr.34, Haltestelle Andersengasse<br />

Wo:<br />

entlang den Murauen<br />

Anmeldung:<br />

nicht notwendig, einfach kommen<br />

Walkingstöcke:<br />

zum Ausprobieren vorhanden<br />

<strong>Info</strong>rmation: 46 23 40 15<br />

WALKEN IM PARK<br />

Wann: jeden Donnerstag von 17.00 – 18.00<br />

Treffpunkt und Start: im Hof des <strong>SMZ</strong>: <strong>Liebenau</strong>er Hauptstrasse 104<br />

Wo:<br />

im Park der HIB <strong>Liebenau</strong><br />

Anmeldung:<br />

nicht notwendig, einfach kommen<br />

Walkingstöcke:<br />

zum Ausprobieren vorhanden<br />

<strong>Info</strong>rmation: 46 23 40 15<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong><br />

11


SCHWERPUNKT: STADTTEILARBEIT<br />

AUF A<br />

G’SUNDES VIERTEL!<br />

FEST FÜR ALLE AM GRÜNANGER!<br />

Unter diesem Motto feierte das <strong>SMZ</strong> am<br />

Freitag, den 19. Juni gemeinsam mit den<br />

Menschen, die rund um den Grünanger<br />

leben. Man braucht zwar nicht unbedingt<br />

einen Grund, um an einem so strahlenden<br />

und heißen Sommertag ein Fest zu feiern;<br />

wir können jedoch gleich mehrere Gründe<br />

dafür liefern:<br />

• Unser Gesundheitsförderungsprojekt<br />

„sta.ges – Stadtteil-Gesundheit für Alle!“<br />

sollte den Menschen im Projektgebiet bekannt<br />

gemacht werden<br />

• Die Menschen sollten an der Projektentwicklung<br />

beteiligt werden<br />

• Unsere <strong>SMZ</strong>-Außenstelle am Grünanger,<br />

Andersengasse 34, sollte offi ziell eröffnet<br />

und präsentiert werden<br />

Unter „Gesundheitsförderung“ verstehen<br />

wir nicht nur die klassischen Angebote wie<br />

Ernährungsberatung, Bewegungsangebote<br />

und Vorsorgeuntersuchungen, sondern vor<br />

allem ein „mehr“ an Lebensqualität. Und unter<br />

diesem Blickwinkel wurden auch unsere<br />

Stationen beim Fest präsentiert: Gesundheit<br />

ist Lebensqualität, so das Plakat am<br />

Eingang. Außerdem gab es Stationen zu<br />

Wohnqualität mit Fotos vom Projektgebiet,<br />

welche vor allem die Ressource Grünraum<br />

gut darstellten.<br />

Unter dem Titel „Lebensfreude“ vermittelten<br />

die „Original Union Band“ und die Musiktherapeutin<br />

Marlita Brandner, wie Musik das<br />

allgemeine Wohlbefi nden stimulieren kann.<br />

„Gemeinschaft“, ebenfalls eine Station,<br />

konnte besonders gut erlebt werden, als ein<br />

serbischer Ringtanz einstudiert wurde: Große<br />

und Kleine, Alte und Junge reichten sich<br />

die Hände und genossen die Bewegung zur<br />

Musik unter den schattigen Bäumen des<br />

Gartens in der Andersengasse.<br />

12 <strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong>


Die Station „Bewegung“ bediente sich der<br />

Bildersprache und zeigte auf eindrucksvolle<br />

Weise, wie gut das Angebot „Walken an<br />

der Mur“ angelaufen ist. (siehe Seite 10).<br />

Die Station „Kreativität“ befand sich in den<br />

Räumlichkeiten, die <strong>SMZ</strong> und Jugendamt<br />

nun gemeinsam nützen, und wurde von der<br />

Kreativtherapeutin Ilonka Benedek betreut.<br />

Vor allem Kinder und Jugendliche nützten<br />

das Angebot, unter fachlicher Anleitung<br />

selbst aktiv kreativ zu werden. Die Räumlichkeiten<br />

wurden gleichzeitig als Ausstellungszentrum<br />

für die eindrucksvollen Werke<br />

des Kreativworkshops genützt.<br />

Außerdem fand in den Räumlichkeiten ein<br />

Tauschfl ohmarkt statt, bei dem vor allem die<br />

jüngsten FestteilnehmerInnen voll auf ihre<br />

Kosten kamen und kleine Schätze mit nach<br />

Hause nahmen.<br />

Unser Kooperationspartner WIKI half bei<br />

den Festvorbereitungen, feierte mit uns<br />

und veranstaltete ein Billardturnier. VIVID<br />

– die Fachstelle für Suchtprävention war<br />

mit innovativen Angeboten vertreten: ein<br />

Sonnenschirm voller Glückwünsche regte<br />

dazu an, selbst Glückwünsche zu verfassen<br />

und die anderer mitzunehmen. Bei den<br />

Geschicklichkeitsspielen mit Rauschbrille<br />

zeigten sich vor allem die jüngsten Teilnehmer<br />

begeistert. Sie konnten auch Häuser<br />

aus Kartonschachteln bauen und wurden<br />

dabei gefi lmt. Die Filme waren direkt beim<br />

Fest über Laptop abrufbar. Ebenfalls gemeinschaftsfördernd<br />

war die Umhängekette<br />

aus allen abgepausten Händen, die VIVID<br />

gemeinsam mit den TeilnehmerInnen beim<br />

Fest entstehen ließ.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong><br />

13


SCHWERPUNKT: STADTTEILARBEIT<br />

AUF A G’SUNDES VIERTEL!<br />

FORTSETZUNG<br />

Zum Thema Ernährung boten wir ein kostenloses,<br />

gesundes Buffet an, das von Interspar<br />

Murpark, Steirerland-Gemüse und<br />

Hierzer-Gemüse gesponsert wurde. Äpfel,<br />

Brote, Aufstriche und Rohkost fanden in der<br />

Hitze des Sommernachmittags ebenso reißenden<br />

Absatz wie kühlendes Wasser. Was<br />

uns besonders freut: Der gemeinschaftliche<br />

Charakter des Festes war deutlich sichtbar.<br />

Menschen aller Altersstufen und verschiedenster<br />

Herkunft redeten, aßen und feierten<br />

miteinander!<br />

Inge Zelinka-Roitner<br />

Unser Fest war bewusst für die BewohnerInnen<br />

rund um den Grünanger angelegt.<br />

Wir freuen uns aber, dass auch Stadträtin<br />

Elke Kahr und GR Heinz Baumann bis zum<br />

Schluss mit uns feierten. Die Leiterin des<br />

Jugendamts Graz Südost, Edith Sandner-<br />

Koller, genoss mit ihren MitarbeiterInnen<br />

ebenfalls die sehr entspannte Atmosphäre<br />

und freute sich über die künftige Kooperation<br />

mit dem <strong>SMZ</strong> in den Räumlichkeiten Andersengasse<br />

34. Die Außenstelle des <strong>SMZ</strong><br />

wird dort zu folgenden Zeiten besetzt sein:<br />

VORLÄUFIGES NUTZUNGSKONZEPT <strong>SMZ</strong> LIEBENAU<br />

Raum Andersengasse 34<br />

MONTAG: 16:00 Uhr – 17:00 Uhr: Walkinggruppe<br />

(Treffpunkt 16:00 Uhr Andersengasse 34)<br />

DONNERSTAG:<br />

11:00 Uhr – 13:00 Uhr: Gesundheitsförderung<br />

13:00-14:00: Beratung<br />

14:00-15:30: Treff am Grünanger für alle<br />

18:00-19:00: Beratung<br />

TEL: 0699/180 84 375<br />

14 <strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong>


SCHWERPUNKT: STADTTEILARBEIT<br />

EIN RAUM – VIELE MÖGLICHKEITEN<br />

Viele kennen den ehemaligen Hort in der<br />

Andersengasse am Grünanger in <strong>Liebenau</strong>.<br />

Diese Räumlichkeiten konnten nun<br />

einer neuen Bestimmung übergeben<br />

werden.<br />

v.l.n.r.: Mag. Esther Edelbauer,<br />

Johannes Roiser, Mag. Petra Steiner<br />

Am 26.2.<strong>2009</strong> wurde der Jugendtreff Grünanger<br />

von WIKI offi ziell eröffnet und bietet<br />

somit den Jugendlichen in diesem Gebiet<br />

eine winterfeste Anlaufstelle neben dem seit<br />

vielen Jahren bestehenden Container. Für<br />

die Jugendlichen dieses Gebiets steht der<br />

Jugendtreff Montag bis Donnerstag in der<br />

Zeit von 12:00-17:00 Uhr und in den Ferien<br />

Montag bis Donnerstag von 10:00-15:00<br />

Uhr offen (www.wiki.at)<br />

Doch nicht nur das:<br />

Durch die Vernetzung mit den KollegInnen<br />

vom Verein WIKI kann der Raum nun auch<br />

durch das <strong>SMZ</strong> genutzt werden. Im Rahmen<br />

des Gesundheitsförderungsprojektes<br />

sta.ges (Stadtteilarbeit im Schönauviertel<br />

und Grünanger), konnten somit weitere<br />

Räumlichkeiten gefunden werden, wodurch<br />

man direkt vor Ort und näher bei den BewohnerInnen<br />

tätig sein kann.<br />

Wir freuen uns über die gute Zusammenarbeit<br />

mit WIKI und hoffen, dass sie den BewohnerInnen<br />

zugute kommen wird.<br />

Die ersten Angebote in Zuge von sta.ges<br />

wie der Kreativworkshop und eine Walkinggruppe<br />

(WAM – Walken an der Mur) haben<br />

bereits in der Andersengasse begonnen,<br />

weitere werden folgen. Alle interessierten<br />

Personen können sich gerne persönlich auf<br />

www.smz.at oder 0316/47 17 66-13 informieren.<br />

Heike Gremsl<br />

HANS WEISS MIT<br />

„KORRUPTE MEDIZIN“ IM <strong>SMZ</strong> LIEBENAU<br />

Hans Weiss präsentierte am 2. März im<br />

dichtgedrängten Veranstaltungsraum des<br />

<strong>SMZ</strong> sein Buch „Korrupte Medizin“. Er fesselte<br />

die ZuschauerInnen mit Berichten über<br />

seine Insider-Recherchen in der Pharma-<br />

Industrie: Als Pharma-Referent und –consultant<br />

kam er u. a. zu <strong>Info</strong>rmationen, wie<br />

sogenannte zweitklassige Medikamente<br />

(unklarer Nutzen,.) mit großem Marketingaufwand<br />

den Pharmafi rmen hohe Gewinne<br />

bringen.<br />

Empörung löste bei den BesucherInnen vor<br />

allem die Verfl echtungen vieler ÄrztInnen mit<br />

der Pharmaindustrie aus, die Hans Weiss<br />

unter anderem durch fi ngierte Angebote an<br />

führende MedizinerInnen aufdeckte.<br />

Nähere <strong>Info</strong>rmationen zu den Inhalten dieser<br />

Veranstaltung fi nden Sie auf unserer<br />

Website http://www.smz.at/index.php/article/articleview/55/1/21/<br />

Barbara Gruber<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong><br />

15


<strong>SMZ</strong> JAHRESBERICHT<br />

DAS SOZIALMEDIZINISCHE ZENTRUM<br />

(<strong>SMZ</strong>) LIEBENAU IM JAHR 2008<br />

Bereich: GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

REGIONALE GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

Sta.ges – Stadtteil-Gesundheit für alle<br />

Dies ist das Motto eines dreijährigen Gesundheitsförderungsprojektes,<br />

das das<br />

<strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> in den Stadtteilen Grünanger<br />

und Schönausiedlung durchführt (fi nanziert<br />

durch den Fonds Gesundes Österreich und<br />

das Land Steiermark, Ressort Gesundheit).<br />

In den ersten Projektmonaten (Beginn November)<br />

gelang es, ExpertInnen und MultiplikatorInnen<br />

aus den Projektgebieten zu<br />

einer erfolgreichen Auftaktveranstaltung zu<br />

versammeln und daraus eine regelmäßige<br />

„Stadtteil-Plattform“ entstehen zu lassen.<br />

Gesundheitsplattform <strong>Liebenau</strong><br />

Die Gesundheitsplattform ist ein regelmäßiges<br />

Treffen engagierter <strong>Liebenau</strong>erInnen zu<br />

bezirksbezogenen gesundheitsrelevanten<br />

Anliegen.<br />

Über die Gesundheitsplattform liegt ein Evaluationsbericht<br />

vor, der die Arbeit der letzten<br />

zehn Jahre zusammenfasst. Es zeigte sich,<br />

dass im Laufe der Jahre in <strong>Liebenau</strong> zahlreiche<br />

Bürgerinitiativen entstanden, die sich im<br />

Rahmen der Plattform zusammenschlossen<br />

und für ihre Anliegen öffentlich eintraten.<br />

2008 wurde die Zielgruppe der Plattform<br />

in Richtung Jakomini erweitert (siehe auch<br />

Stadtteilprojekt sta.ges). Die Schwerpunkte<br />

der Plattformtreffen im Jahr 2008 waren<br />

weiterhin die Umsetzung des Leitbildes<br />

"Gesundes <strong>Liebenau</strong>" sowie die Errichtung<br />

einer gemeindenahen Anlaufstelle am<br />

Grünanger. (Kommunikationszentrum am<br />

Grünanger). An einer Umsetzung soll <strong>2009</strong><br />

weiter gearbeitet werden.<br />

Round Table Grünanger<br />

Die fünf Round-Table-Grünanger-Gespräche<br />

stellten die Vernetzung und den Austausch<br />

aller im Bereich Grünanger Tätigen<br />

(<strong>SMZ</strong>, Sozialamt, Wohnungsamt, Pfarren,<br />

Caritas, WIKI..) sicher.<br />

Im Jahr 2008 konnte das 10-jährige Bestehen<br />

des Round Table gefeiert werden – Fotos<br />

des Grünangers einst und jetzt sollen im<br />

Jahr <strong>2009</strong> in einer Ausstellung am Grünanger<br />

präsentiert werden.<br />

Gesundheitsförderung für SeniorInnen<br />

Im Rahmen der Seniorenarbeit fanden zwei<br />

Treffen statt, an denen 60 Senioren teilnahmen.<br />

Die SozialarbeiterInnen und eine Vertreterin<br />

der Hauskrankenpfl ege des SMP<br />

informierten über die Angebote bezüglich<br />

Hauskrankenpfl ege, 24-Stundenbetreuung,<br />

ärztliche Versorgung und fi nanzielle Fragen<br />

etc. Aufgrund der Nachfrage nach alltagsnahen<br />

Themen wurde eine sehr erfolgreiche<br />

Veranstaltung zum Thema Pfl ege „Ich<br />

schaff´ es nicht mehr alleine – <strong>Info</strong>rmationen<br />

rund um die Pflege“ durchgeführt,<br />

die von 53 Personen besucht wurde.<br />

Walken im Park – WIP<br />

Walken im Park ist ein Bewegungsangebot,<br />

das durch ärztliche und physiotherapeutische<br />

Begleitung besonders für Menschen<br />

mit gesundheitlichen Risikofaktoren geeignet<br />

ist. Bei diesem wöchentlichen, kostenlosen<br />

Angebot hat sich eine relativ fi xe Gruppe<br />

von 8 - 15 Bewegungswilligen etabliert. Ein<br />

besonderer Erfolg 2008 war die Entstehung<br />

eines zweiten wöchentlichen Treffens, bei<br />

dem die TeilnehmerInnen selbstorganisiert<br />

gemeinsam walken.<br />

Yoga im <strong>SMZ</strong><br />

Das Angebot Yoga im <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> wurde<br />

im Jahr 2008 zweimal zu je 16 Einheiten<br />

durchgeführt, es nahmen insgesamt 22<br />

Personen daran teil. Die Vermittlung von<br />

Entspannungstechniken und die körperliche<br />

Mobilisierung wird vor allem für KlientInnen<br />

und PatientInnen, aber auch für interessierte<br />

<strong>Liebenau</strong>erInnen angeboten.<br />

Tabakentwöhnung im <strong>SMZ</strong><br />

2008 wurden erstmals drei Tabakentwöhnungskurse<br />

über eine Dauer von jeweils<br />

sechs Wochen im <strong>SMZ</strong> angeboten. Die Kurse<br />

folgen den Richtlinien des Landes Steiermark<br />

für Tabakentwöhnung und werden in<br />

Kooperation mit VIVID und der GKK Steiermark<br />

durchgeführt.<br />

16 <strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong>


GESUNDHEITSFÖRDERUNG IN SCHULEN<br />

Sturz und Fall – Selbstbewusstsein,<br />

Selbstverteidigung und Unfallprävention<br />

für Mädchen<br />

Sturz und Fall ist ein Projekt für Mädchen<br />

von 10 – 15, das im Rahmen des Turnunterrichts<br />

durchgeführt wird. Die Freude am<br />

Kennenlernen von Selbstverteidigungstechniken,<br />

die Verbesserung der Beweglichkeit<br />

und Koordination, aber vor allem auch die<br />

Steigerung des Selbstbewusstseins stehen<br />

im Mittelpunkt dieses Projekt. Im Jahr 2008<br />

nahmen eine Klasse der IBHS Engelsdorf<br />

sowie insgesamt drei Schulklassen an der<br />

NMS Dr. Renner teil.<br />

Gemeinsam statt einsam – Verständnis<br />

zwischen den Generationen wecken<br />

SchülerInnen des BG/BORG HIB <strong>Liebenau</strong><br />

besuchen in ihrer Freizeit SeniorInnen aus<br />

dem Bezirk. Die Besuche ermöglichen Einblick<br />

in andere Lebensenwürfe und vermitteln<br />

soziale Kompetenz.<br />

PATIENTiNNENBEZOGENE<br />

KOOPERATION UND VERNETZUNG<br />

Interne Fallkonferenzen<br />

Die monatlich stattfi ndenden Fallkonferenzen<br />

sind ein Kernpunkt der interdisziplinären<br />

Zusammenarbeit im <strong>SMZ</strong>, in dem neben<br />

der Besprechung schwieriger Betreuungssituationen<br />

die Vernetzung und Fortbildung<br />

sichergestellt wird.<br />

Abschlussgespräche nach Todesfall<br />

Die Gespräche sind als Abschluss einer oft<br />

Jahre dauernden Betreuungsarbeit eine<br />

wichtige Möglichkeit zur Burn-Out-Prophylaxe<br />

und Refl exion<br />

Helferkonferenzen und<br />

gemeinsame Hausbesuche…<br />

…werden einberufen, wenn die Versorgung<br />

eines Patienten/Klienten optimiert werden<br />

soll und die intensive Kooperation verschiedener<br />

Professionen (vor Ort, mit Angehörigen,..)<br />

notwendig ist.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong><br />

17


<strong>SMZ</strong> JAHRESBERICHT<br />

Das Sozialmedizinische Zentrum (<strong>SMZ</strong>) <strong>Liebenau</strong> im Jahr 2008<br />

Fortsetzung<br />

VERANSTALTUNGSREIHE FORUM<br />

FÜR SOZIALMEDIZINISCHE PRAXIS<br />

Im Rahmen des „Forums für Sozialmedizinisches<br />

Praxis“ fi nden Vorträge und Diskussionen<br />

zu aktuellen gesundheitswissenschaftlichen<br />

und gesundheitspolitischen<br />

Fragen statt.<br />

Themen 2008 waren:<br />

• „Up and Down“<br />

Seelische Gesundheit im Spannungsfeld<br />

Arzt – Betroffene – Angehörige<br />

Podiumsdiskussion von <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

und pro humanis<br />

• Sozialbetreuungsberufe neu -Aufgabenbereich,<br />

Abgrenzung, Ausbildung<br />

Vortrag und Fragerunde, Mag. Alexander<br />

Gratzer, AK Steiermark<br />

• "Bildungsmängel gefährden Ihre Gesundheit<br />

- Vortrag und Diskussion mit Mag.<br />

Otto Rath, ISOP"<br />

• "Ärzteopposition und Gesundheitspolitik<br />

– Vortrag von Prof. Dr. Wulf Dietrich, Vorsitzender<br />

des deutschen Vereins demokratischer<br />

Ärztinnen und Ärzte (vdää)"<br />

• Round Table zur Wahl '„Patient“ Gesundheitssystem<br />

- Die Politik als Retter?'<br />

• Sexualität im Alter?<br />

Vortrag und Diskussion mit Mag. Christine<br />

Jessner<br />

Bei den sechs Terminen konnten wir heuer<br />

über 250 TeilnehmerInnen begrüßen<br />

– besonders erfreulich war, dass durch die<br />

intensive Öffentlichkeitsarbeit viele neue<br />

BesucherInnen das Angebot des <strong>SMZ</strong> nutzten.<br />

GESUNDHEITSBILDUNG/<br />

ÖFENTLICHKEITSARBEIT<br />

Zeitschrift <strong>SMZ</strong>-<strong>Info</strong><br />

Unsere Zeitschrift <strong>SMZ</strong>-<strong>Info</strong> berichtet über<br />

gesundheitspolitische und medizinkritische<br />

Themen und soll Interessierten einen Einblick<br />

in die Arbeit des <strong>SMZ</strong> ermöglichen. Im<br />

Jahr 2008 waren die Inhalte der vier Ausgaben<br />

des <strong>SMZ</strong>-<strong>Info</strong>s breit gestreut, um einerseits<br />

ExpertInnen aus dem Gesundheitsbereich,<br />

andererseits aber auch die NutzerInnen<br />

des <strong>SMZ</strong> thematisch zu erreichen.<br />

18 <strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong>


Inhalte waren unter anderem:<br />

• Veranstaltungsberichte und Aktuelles aus<br />

dem <strong>SMZ</strong><br />

• Gemeinderatswahl in Graz: Interview der<br />

Spitzenkandidaten<br />

• Schwerpunkt Tabak und Tabakprävention<br />

• Allgemeinmedizin in Bulgarien<br />

• <strong>Info</strong>rmationen rund um die Pfl ege,<br />

24-Stundenpfl ege etc.<br />

• Sozialbetreuungsberufe neu<br />

• Psychische Gesundheit<br />

• Aufsuchende Seniorenarbeit im <strong>SMZ</strong><br />

• Erweiterung der Stadtteilarbeit im <strong>SMZ</strong><br />

(Projekt sta.ges, Projekt Weingarten,<br />

Freiburg)<br />

• Radverkehr in <strong>Liebenau</strong><br />

• 10 Jahre Round Table Grünanger<br />

• Korrpute Medizin<br />

• Bildungsmängel und deren Folgen im<br />

Gesundheitswesen<br />

Das <strong>Info</strong>rmationsportal www.smz.at<br />

Unsere Website www.smz.at hat sich als<br />

<strong>Info</strong>rmationsdrehscheibe der Angebote des<br />

<strong>SMZ</strong> etabliert, die Zahl der aufgerufenen<br />

Dokumente und <strong>Info</strong>rmationen stieg im Vergleich<br />

zum Vorjahr um 20 %.<br />

Allgemeine Öffentlichkeitsarbeit<br />

Der Schwerpunkt unserer Öffentlichkeitsarbeit<br />

verlagerte sich im Jahr 2008 darauf,<br />

neue Zielgruppen zu erreichen. Die Resonanz<br />

auf das Projekt sta.ges im Bezirk Jakomini<br />

und eine Vielzahl neuer BesucherInnen<br />

beim Forum für sozialmedizinische<br />

Praxis bestätigen den Erfolg.<br />

Exkursion ins<br />

Gesundheitszentrum Maribor<br />

Im Juni 2008 veranstaltete das <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

gemeinsam mit dem Verband demokratischer<br />

Ärztinnen und Ärzte (vdää) aus<br />

Deutschland eine Exkursion in das Gesundheitszentrum<br />

Maribor (Slowenien), das als<br />

Zentrum der lokalen Gesundheitsvorsorge<br />

und -versorgung beispielgebend ist.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong><br />

19


<strong>SMZ</strong> JAHRESBERICHT<br />

Das Sozialmedizinische Zentrum (<strong>SMZ</strong>) <strong>Liebenau</strong> im Jahr 2008<br />

Fortsetzung<br />

Bereich: BERATUNG<br />

Beratungsstelle Graz-Süd<br />

Seit mehr als 20 Jahren gibt es im <strong>SMZ</strong> das<br />

Angebot der kostenlosen Beratung zu verschiedenen<br />

Fragestellungen und Problemlagen.<br />

Wir bieten:<br />

• Ärztliche Beratung<br />

• Psychotherapeutische Beratung<br />

• Rechtsberatung<br />

• Sozialarbeiterische Beratung<br />

• Suchtberatung<br />

• Sexualberatung<br />

Im Jahr 2008 fanden rund 1580 Beratungen<br />

statt, zusätzlich konnten rund 30 Personen<br />

im Rahmen der Sexualberatung kurz- und<br />

langfristig therapeutisch begleitet werden.<br />

Bereich: SOZIALARBEIT/NACHBE-<br />

TREUUNG PSYCHISCH KRANKER/<br />

SUCHTBERATUNG- UND THERAPIE<br />

Im diesem Bereich fi ndet neben der zielgruppenorientierten<br />

Gemeinwesenarbeit<br />

vor allem Einzelfallarbeit statt. Ziel der Beratungen,<br />

Betreuungen und Begleitungen ist<br />

es, Menschen zu unterstützen, Probleme im<br />

Leben und Zusammenleben zu bewältigen.<br />

Projektziele wie z. B. die Verringerung stationärer<br />

Aufenthalte konnten durch intensive<br />

Betreuung (Hausbesuche, nachgehende<br />

Sozialarbeit, etc.) realisiert werden. Dadurch<br />

werden die Personen in ihrer persönlichen<br />

Lebenswelt erreicht und bei konkreten Anliegen<br />

unterstützt.<br />

120 Opiatabhängige waren 2008 in Substitutionsbehandlung<br />

und psychosozialer<br />

Betreuung. 36 Frauen und 74 Männer wurden<br />

zum Teil auch sehr lange und intensiv<br />

betreut, die zwei jüngsten PatientInnen waren<br />

18, der älteste 60 Jahre alt.<br />

Darüber hinaus wurden 52 Personen mit<br />

allgemeinen Suchtproblemen sowie 8<br />

Angehörige dieser Zielgruppe beraten bzw.<br />

nahmen das Angebot der psychosozialen<br />

Begleitung an.<br />

14 Frauen und 16 Männer mit psychischen<br />

Problemlagen und/oder mit psychiatrischen<br />

Erkrankungen wurden 2008 von unseren<br />

SozialarbeiterInnen betreut- Manche davon<br />

werden bereits seit Jahren begleitet.<br />

In der Gruppe der SeniorInnen bzw. Menschen<br />

mit gerontopsychiatrischen Problemlagen<br />

nahmen 12 Frauen und 6 Männer<br />

psychosoziale Betreuung in Anspruch.<br />

Zudem kamen 21 Angehörige zur Beratung.<br />

Weiters wurden im Jahr 2008 14 Menschen<br />

mit sozialen Problemen oder <strong>Info</strong>rmationsbedarf<br />

zu sozialrechtlichen Fragen<br />

beraten.<br />

Kreativworkshop "Feuer, Wasser, Erde,<br />

Luft - Malen mit den 4 Elementen" für<br />

Menschen in Substitutionsbehandlung<br />

Ziel des Kreativworkshops war es, alternative<br />

Handlungsmuster und kreative Ausdrucksmöglichkeiten<br />

von Menschen mit<br />

Suchtproblemen zu fördern. Diese Ziele<br />

wurden voll erreicht - eine Vernissage und<br />

die Ausstellung der im Workshop entstandenen<br />

Stücke im Auschlössl trug außerdem<br />

dazu bei, das Selbstbewusstsein der TeilnehmerInnen<br />

zu stärken.<br />

Yoga für Menschen mit psychischen Problemen<br />

und SuchtpatientInnen<br />

Die Vermittlung von Entspannungstechniken<br />

und körperliche Mobilisierung standen<br />

im Mittelpunkt des Projekts - PatientInnen<br />

und KlientInnen nahmen das Angebot unserer<br />

ehemaligen Sozialarbeiterin (und Yogalehrerin)<br />

sehr gerne in Anspruch, der Nachfolgekurs<br />

läuft bereits.<br />

Gruppe für Angehörige von SubstitutionspatientInnen<br />

In den 9 Angehörigentreffen tauschten<br />

durchschnittlich 3 Angehörige unter Anleitung<br />

der Ärzte und SozialarbeiterInnen des<br />

<strong>SMZ</strong> <strong>Info</strong>rmationen und Erfahrungen aus<br />

und suchten nach Unterstützungs- und Lösungsstrategien.<br />

20 <strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong>


Bereich: PRAXISGEMEINSCHAFT<br />

MITTELBACH/POSSERT<br />

Auch 2008 ist die ärztliche Praxisgemeinschaft<br />

mit täglich 100 bis 140 PatientInnen-<br />

Kontakten und bis zu doppelt so vielen telefonischen<br />

(organisatorischen und medizinischen)<br />

Interventionen die Drehscheibe des<br />

Sozialmedizinischen Zentrums.<br />

Diese Arbeit ist nur mit einem engagierten<br />

Assistentinnenteam und seit 2000 auch als<br />

Lehrpraxis mit Jungärztinnen und –ärzten<br />

zu bewältigen.<br />

Anfang des Jahres 08 erfolgte ein Umbau<br />

des Parterrebereichs, der 14 Tage lang<br />

bei unseren PatientInnen viel Geduld erforderte.<br />

Es hat sich aber ausgezahlt: Wir<br />

bekamen dafür von allen Seiten viel Lob:<br />

Ein besserer Organisationsablauf und eine<br />

sichere und geschütztere Gesprächs- und<br />

Untersuchungssituation bei der Anmeldung<br />

in den Kojen und im Labor kommt allen –<br />

den PatientInnen und den Mitarbeiterinnen<br />

– zugute .<br />

Bereich: PHYSIOTHERAPIE<br />

DIPL.PT POSSERT-LACHNIT<br />

Die physiotherapeutischen Behandlungen<br />

im <strong>SMZ</strong> erfolgen in 2 Systemen:<br />

Es gibt im Rahmen der Praxisgemeinschaft<br />

Dr. Mittelbach/ Dr.Possert die Möglichkeit,<br />

physiotherapeutische Beratung und Behandlung<br />

auf Krankenschein zu erhalten.<br />

Dies ist eine wichtige Ergänzung zur medikamentösen<br />

Therapie, die dadurch in manchen<br />

Fällen sogar ersetzt werden kann, in<br />

jedem Fall aber die Patienten zur Selbsthilfe<br />

anleitet.<br />

Aber auch von anderen Ärzten bzw. Krankenhäusern<br />

und Ambulanzen können PatientInnen<br />

zugewiesen werden: die Physiotherapiepraxis<br />

H. Possert-Lachnit, MSc hat<br />

einen neurologisch-orthopädischen Schwerpunkt<br />

und bietet auch, falls notwendig, (z.B.:<br />

bei SchlaganfallpatientInnen) Hausbesuche<br />

an.<br />

Wohnortnahe physiotherapeutische Behandlungen<br />

und eine enge, kontinuierliche<br />

Zusammenarbeit mit den zuweisenden Ärzten<br />

und der Pfl ege sind ein unverzichtbarer<br />

Bestandteil einer qualitätvollen, nachhaltigen<br />

Allgemeinmedizin, das zeigt die Erfahrung<br />

der letzten 25 Jahre.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong><br />

21


<strong>SMZ</strong> AKTUELL !<br />

DIE FORDERUNG VON<br />

REGRESS IN DER<br />

SOZIALHILFE WURDE MIT<br />

1. NOVEMBER 2008 ABGESCHAFFT<br />

ANGEHÖRIGE MÜSSEN KEINE ZUZAHLUNGEN MEHR FÜR PFLEGE<br />

BZW. OFFENE SOZIALHILFELEISTUNGEN TÄTIGEN.<br />

Der Steiermärkische Landtag hat die Abschaffung<br />

des Regresses in der stationären<br />

und ambulanten Pfl ege sowie in der offenen<br />

Sozialhilfe (laufende und einmalige Sozialhilfeleistungen)<br />

beschlossen. Die Rückersatzpfl<br />

icht für Angehörige in der Pfl ege ist<br />

somit gefallen. Die genauen Richtlinien der<br />

Ersatzpfl icht sind jedoch schwer herauszufi<br />

nden, wie wir in unseren Recherchen zu<br />

diesem Artikel feststellen mussten.<br />

Als Sozialarbeiterinnen im <strong>SMZ</strong> treten KlientInnen<br />

immer wieder mit pfl egerechtlichen<br />

Anliegen und Fragen zur Sozialhilfe an uns<br />

heran, wobei die Abschaffung des Regresses<br />

in letzter Zeit ein häufi ges Thema war.<br />

Deshalb haben wir versucht, Recherchen<br />

über die Neuerung der gesetzlichen Richtlinien<br />

durchzuführen.<br />

Wir müssen leider festhalten, dass es sehr<br />

schwer ist, in dieser Angelegenheit eine allgemein<br />

gültige Auskunft zu erlangen.<br />

Das Sozialhilfegesetz ist öffentlich zugänglich,<br />

für Laien aber häufi g nicht eindeutig zu<br />

verstehen. Es berücksichtigt nicht alle Anliegen<br />

und hinterlässt offene Fragen.<br />

Wir haben uns deshalb an das Sozialamt<br />

der Stadt Graz gewandt, weiters an die Sozialservicestelle<br />

des Landes, an das Pfl egetelefon<br />

und an das Sozialreferat.<br />

Folgende <strong>Info</strong>rmationen haben wir bekommen,<br />

einige Fragen konnten nicht geklärt<br />

werden, weil alle Detailfragen, die über die<br />

allgemeinen <strong>Info</strong>rmationen hinausgehen,<br />

individuell zu klären sind.<br />

Zuständig für Auskünfte im Einzelfall sind<br />

die jeweiligen Bezirkshauptmannschaften<br />

oder das Sozialamt Graz. Weitere <strong>Info</strong>rmationen<br />

gibt es auch bei der Sozialservicestelle<br />

des Landes (Tel. 0800/201010).<br />

Allgemein kann gesagt werden, dass es seit<br />

1. November 2008 in der Sozialhilfe keinen<br />

Rückgriff auf Ersatzpfl ichtige mehr gibt.<br />

Unterhaltsverpfl ichtete Angehörige, Kinder,<br />

Eltern oder Ehegatten und Erben müssen<br />

nicht mehr aus dem laufenden Einkommen<br />

für Pfl ege und Hilfsleistungen ihrer Angehörigen<br />

dazuzahlen.<br />

Nun wird nur noch das Einkommen und Vermögen<br />

der pfl egebedürftigen Person selbst<br />

herangezogen. Die zu pfl egende Person hat<br />

während der Zeit der Inanspruchnahme der<br />

Hilfeleistung 80 % ihres Einkommens und<br />

80 % des Pfl egegeldes für die Pfl egeleistung<br />

einzubringen.<br />

20 % (von Pfl egestufe 3 berechnet) von Einkommen<br />

und Pfl egegeld steht der betroffenen<br />

Person als Taschengeld zur Verfügung.<br />

Für Menschen, die bisher die gesamten<br />

Heimkosten selbst bezahlt haben, bleibt alles<br />

gleich.<br />

Für Personen, die stationär gepfl egt werden,<br />

gibt es jedoch einen Vermögensfreibetrag<br />

von 7000 Euro, auf welchen nicht<br />

zugegriffen wird. Dieser Freibetrag soll als<br />

fi nanzielle Grundabsicherung für den Zeitpunkt<br />

nach der stationären Unterkunft bzw.<br />

auch für Beerdigungskosten, etc. erhalten<br />

bleiben.<br />

22 <strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong>


Auch in Bezug auf die offene Sozialhilfe (Bezieher<br />

von einmaligen oder laufenden Sozialhilfeleistungen)<br />

gilt dieselbe Regelung.<br />

Es gibt keine Regressforderung unterhaltspfl<br />

ichtiger Angehöriger oder Erben mehr.<br />

Nach Beendigung der Leistung ist auch der<br />

Betroffene grundsätzlich zu keiner Rückzahlung<br />

aus dem laufenden Einkommen<br />

mehr verpfl ichtet. Das laufende Einkommen<br />

der früher hilfsbedürftigen Person wird vom<br />

Sozialhilfeträger nach Beendigung der Leistung<br />

nur mehr dann eingehoben, wenn es<br />

sich nicht um einen überdurchschnittlich hohen<br />

Verdienst handelt.<br />

Das heißt: wenn jemand Sozialhilfe bezogen<br />

hat und zu einem späteren Zeitpunkt<br />

wieder in den Arbeitsprozess einsteigt,<br />

bleibt ihm sein Einkommen erhalten und<br />

er ist zu keiner Rückzahlung verpflichtet.<br />

Kommt der/die Betroffene in den kommenden<br />

3 Jahren nach Bezug jedoch zu unerwartetem<br />

Vermögen (beispielsweise ein<br />

großes Erbe oder ein Lottogewinn) wird dieses<br />

unerwartete Geld sehr wohl als Ersatzpfl<br />

icht für die Leistung herangezogen. Auch<br />

diesbezüglich ist im speziellen Fall Auskunft<br />

bei der Bezirkshauptmannschaft zu erfragen,<br />

inwiefern welche Einkommensquellen<br />

herangezogen werden können.<br />

Weiterhin zu Rückzahlungen verpflichtet<br />

sind nach wie vor sogenannte Dritte und<br />

Geschenknehmer, wie nach bisherigen<br />

Bestimmungen. Offene Forderungen oder<br />

Ansprüche des Hilfsbedürftigen gegenüber<br />

Dritten gehen im Ausmaß der Hilfsleistung<br />

auf den Sozialhilfeträger über.<br />

Alles was verschenkt wird, oder bis zu 3<br />

Jahren vor der Hilfeleistung verschenkt oder<br />

an Dritte übertragen wurde, kann der Sozialhilfeträger<br />

weiterhin zur Ersatzpfl icht heranziehen.<br />

Die 3 Jahresfrist kann sich auch<br />

verlängern und es kann weiter zurückgegriffen<br />

werden, wenn die Schenkung bereits<br />

mit dem Wissen erfolgt ist, dass die Person<br />

zu einem späteren Zeitpunkt voraussichtlich<br />

Sozialhilfeleistung beziehen wird (wenn<br />

beispielsweise schon eine schwere Erkrankung<br />

vorlag). Ersatzansprüche dürfen den<br />

Lebensbedarf des Ersatzpfl ichtigen und den<br />

Lebensbedarf dessen unterhaltsberechtigte<br />

Angehörige jedoch grundsätzlich nicht gefährden.<br />

Zu beachten ist allgemein, dass diese Bestimmung<br />

erst seit 1. November 2008 in<br />

Kraft getreten ist. Alle Forderungen, die<br />

bis dahin entstanden sind, müssen bezahlt<br />

werden.<br />

Konkrete Auskunft in speziellen Fällen kann<br />

bei den zuständigen Bezirkshauptmannschaften<br />

erfragt werden. Auch wir helfen Ihnen<br />

gerne, Ihre Anliegen zu klären.<br />

Petra Steiner und Heike Gremsl<br />

Quellen: Sozialserver Land Steiermark, Steirisches<br />

Sozialhilfegesetz (SHG), Sozialservicestelle des Landes<br />

Steiermark, Pfl egetelefon<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong><br />

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<strong>SMZ</strong> AKTUELL !<br />

AUFGESCHNAPPTvon Gustav Mittelbach<br />

Ein Scharlatan als Gesundheitsexperte<br />

So leitet der „Arzneimittelbrief“ einen Artikel<br />

über Hademar Bankhofer ein, in dem u. a.<br />

dessen Ablösung als „Gesundheitsexperte“<br />

der ARD im August 08 kommentiert wird.<br />

Gerd Antes, Leiter des deutschen Cochrane-Zentrums,<br />

schreibt in der Süddeutschen<br />

Zeitung: „Bereits 2004 haben wir vom Deutschen<br />

Cochrane-Zentrum in einer mail<br />

massive Zweifel an der Seriosität seiner<br />

Empfehlungen geäußert, 2006 wiederholten<br />

wir sie in einem ausführlichen Brief. Es<br />

bleibt der Verdacht, dass Schleichwerbung<br />

als Vorwand genutzt wurde, um davon abzulenken,<br />

wie die ARD (und natürlich auch<br />

der ORF, so der Verfasser des Artikels) über<br />

viele Jahre jemanden ohne Medizinstudium,<br />

ohne medizinische Berufspraxis und mit einer<br />

seltsamen Professur (vom österreichischen<br />

Wissenschaftsministerium) einem<br />

Millionenpublikum zumutet…“<br />

Der Arzneimittelbrief (Okt.08): „Wenn aber<br />

Wirksamkeiten von Naturprodukten gepriesen<br />

werden, die in seriösen Studien nie gezeigt<br />

wurden (z. B. Stutenmilch, dunkle Kirschen,<br />

Nopalkaktustee) ist allein das schon<br />

gefährlicher Betrug, weil Zuschauer und<br />

Patienten von wirklich wirksamen medikamentösen<br />

Maßnahmen abgelenkt werden.<br />

Aber auch für Arzneimittel mit gefährlichen<br />

Nebenwirkungen wurde unauffällig geworben.<br />

In einer Sendung zur Raucherentwöhnung<br />

wurde z. B. das verschreibungspfl ich-<br />

tige Medikament Vareniclin positiv erwähnt,<br />

ohne auf die gefährlichen unerwünschten<br />

Arzneimittel-Nebenwirkungen (UAW) hinzuweisen.“<br />

Das war eindeutig verbotene Werbung für<br />

ein rezeptpfl ichtiges Medikament. An anderer<br />

Stelle wurde Etoricoxib herausgestellt,<br />

das bekanntlich wegen eines fehlenden Zusatznutzens<br />

und bedenklicher UAW in den<br />

USA nicht zugelassen wurde… Man muss<br />

dem Scharlatan, der zum angesehenen<br />

„Gesundheitsexperten“ mit Interessenskonfl<br />

ikten wurde, natürlich massive Vorwürfe<br />

machen. Eigentlich ist diese Art von Desinformation<br />

aber auch von Laien relativ leicht<br />

zu erkennen (gute Pillen-schlechte Pillen<br />

06, Heft 6). Umso erstaunlicher ist es, dass<br />

er so lange in einem öffentlich-rechtlichen<br />

Sender auftreten konnte…<br />

Diese Vorgänge sollten in einem Beitrag<br />

des Rundfunk Berlin-Brandenburg für das<br />

ARD-Magazin KONTRASTE aufgearbeitet<br />

werden. An dem Beitrag hatte die Arzneimittelkommission<br />

der deutschen Ärzteschaft<br />

sehr aktiv mitgewirkt und die fehlende Qualitätskontrolle<br />

durch die verantwortlichen<br />

Redakteure bzw. die durch keine wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen gestützten<br />

Gesundheitstipps kritisiert. Der entsprechende<br />

Beitrag wurde allerdings nicht gesendet.<br />

Sachliche an den Interessen der<br />

Verbraucher bzw. Patienten orientierte Kritik<br />

war offensichtlich nicht erwünscht“<br />

24 <strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong>


ANGEBOTE DES <strong>SMZ</strong> LIEBENAU<br />

ALLGEMEIN-MEDIZINISCHE PRAXISGEMEINSCHAFT<br />

Dr. Gustav Mittelbach, Dr. Rainer Possert (alle Kassen)<br />

Hausbesuche, Gesundenuntersuchungen, ärztliche Psychotherapie und Beratung,<br />

Behandlung von Suchterkrankungen, Akupunktur, Sozial-, Arbeits- und Umweltmedizin<br />

Terminvereinbarung unter 46 23 40<br />

SOZIALE DIENSTE / SOZIALMEDIZINISCHER<br />

PFLEGEDIENST IN KOOPERATION MIT DEM <strong>SMZ</strong><br />

Hilfestellung für kranke, alte und pfl egebedürftige Menschen in deren gewohntem<br />

Umfeld durch diplomierte Gesundheits- und Krankenschwestern, Alten- Pfl ege- und<br />

Heimhelferinnen. TEL 47 17 66 / e-mail: el.liebenau@smp-hkp.at<br />

PHYSIOTHERAPIE<br />

Akutschmerzbehandlung, Bewegungstherapie, Entspannungstechniken, Heilgymnastik<br />

durch eine diplomierte Physiotherapeutin. Therapieschwerpunkte: Neurologie und<br />

Orthopädie. Hausbesuche im Bezirk möglich. Tel. Anmeldung unter 46 23 40-15<br />

FAMILIENBERATUNG & RECHTSBERATUNG<br />

Anonyme und kostenlose Beratung durch Ärzte, PsychotherapeutInnen, SozialarbeiterInnen<br />

und JuristInnen. Donnerstag von 19 – 21 Uhr, Anm. unter 46 23 40<br />

PSYCHOTHERAPIE<br />

Gestalt- und Familientherapie, NLP, Systemische Therapie, Einzel- und Gruppentherapie<br />

sowie Kinderpsychotherapie. Teilkostenersatz durch die Krankenkassen. Anmeldung<br />

unter 46 23 40<br />

SOZIALE ARBEIT<br />

Beratung in sozialrechtlichen Fragen, Hilfen bei Kontakten zu Behörden, Hilfestellung<br />

bei Wohnungsproblemen, Arbeitslosigkeit,... Telefonische Kontaktaufnahme unter<br />

42 81 61 oder 0664/34 38 381 / e-mail: gremsl@smz.at / steiner@smz.at<br />

GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

Sozialmedizinische und gesundheitsförderliche Veranstaltungen; Durchführung von<br />

Projekten im Bereich Gesundheitsförderung. Kooperationen im Bezirk und mit anderen<br />

Organisationen. Kontakt unter 47 17 66-13 / e-mail: smz@smz.at<br />

SEXUALBERATUNG<br />

<strong>Info</strong>rmation, Beratung, Psychotherapie zu folgenden Bereichen: Beziehungskonfl ikte,<br />

Sexualprobleme, Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Homosexualität, Verhütungsfragen,<br />

Sexualaufklärung, Schwangerschaftskonfl ikten usw. Anmeldung (auch<br />

anonym) unter 46 23 40<br />

WALKEN IM PARK – WIP<br />

Nordic Walking Gruppe jeden Donnerstag von 17 bis 18 Uhr, Treffpunkt im Hof des<br />

<strong>SMZ</strong>. Stöcke zum Probieren können ausgeborgt werden! <strong>Info</strong>rmation unter 47 17 66 -13<br />

AUSSENSTELLE GRÜNANGER<br />

Ab <strong>Jul</strong>i <strong>2009</strong> sind wir auch am Grünanger, Andersengasse 34, für Sie erreichbar.<br />

<strong>Info</strong>rmationen: 0699/180 843 75<br />

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P.b.b. Zulassungsnummer: GZ 02Z034445M; Verlagspostamt 8041 Graz

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