SMZ Liebenau Info Jul_2009

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SCHWERPUNKT: STADTTEILARBEIT GRÜNANGER UND SCHÖNAUSIEDLUNG FORTSETZUNG schreiben sogar während ihrer Inhaftierung Briefe, in denen sie die Polizisten bitten, sie während und nach der Haft zu unterstützen, da sie keine anderen vertrauenswürdigen Bezugspersonen hätten. Eine solche Unterstützung durch die Polizei sei aber nur bedingt möglich, etwa im Rahmen von Haftbesuchen. Ein Problem konnte gleich vor Ort angegangen werden: Die Direktorin der VS- Schönau, Mag. Kaltenböck-Luef, vereinbarte mit Herrn Engel vom Jugendamt, sich zum Thema Schönaupark auszutauschen und nach Möglichkeiten zu suchen, wie die Stadt Konfl ikten im Park entgegenwirken könne. Fazit: Die durchgeführte stadtsoziologische Analyse kann dabei helfen, die Treffsicherheit von gesundheitsfördernden Maßnahmen zu erhöhen. Es können nun Sprengel ausgewählt bzw. „Probleme“ angegangen werden, die im Rahmen der Sozialraumanalyse hervortraten. Zum Abschluss soll den folgenden studentischen „AkteurInnen“ gedankt werden: Dario Engel, Andreas Kolbábek, Birgit Neumann-Rieser, Michaela Nopp, Markus Sammer, Mara Sophia Verlic, Agnes Windhaber und Carina Winkelmayer. Inge Zelinka-Roitner 06 SMZ INFO JULI 2009
SCHWERPUNKT: STADTTEILARBEIT INSZENIERUNG VON SOLIDARITÄT IM GEMEINWESEN ALS SOZIALE RESSOURCE IN DER KRISE? von Prof. Dr. Günter Rausch, Freiburg „Es gelte, Menschen zu befähigen, dass sie die "Erzählfäden ihres Lebens" (Herriger) in die eigenen Hände nehmen und so auch dazu beitragen, dass ihre Wohn- und Lebensräume der Entfaltung ihrer Bedürfnisse und Interessen entsprechen.“ So begann der letzte Abschnitt des ersten Teils meines Aufsatzes in der letzten Ausgabe. Gemeinwesenarbeit sei letztlich auch eine gute Prävention und Bewältigungsstrategie für vielfältige Problemlagen. Letztlich ginge es aber auch um die Inszenierung von Solidarität und Gemeinschaft, mithin also die Entwicklung des Gemeinwesens. Krise des Individualismus in der Weltwirtschaft Bei kritischer Betrachtung drängt sich freilich die Frage auf, ob eine solche Orientierung in der aktuellen wirtschaftspolitischen Lage überhaupt realistisch ist oder ob nicht ganz andere Überlebensstrategien angesagt seien. Tatsächlich sind es schon jetzt, angesichts der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, wieder die einkommensschwächeren und bildungsärmeren Bevölkerungsschichten, die als erstes den rauen Wind der globalen Krise zu spüren bekommen. Aber es sind auch jene Schichten betroffen, die noch vor gar nicht langer Zeit glaubten, durch klassische Tugenden wie Fleiß, Korrektheit und Flexibilität den Bedingungen der modernen Marktwirtschaft stets gewachsen zu sein. Betriebsschließungen, Kurzarbeit oder andere Interventionen zur Regulierung des Marktes treffen inzwischen immer weitere Bevölkerungsschichten oder verunsichern sie zumindest. Zumal Alltag heute ohnedies dadurch gekennzeichnet ist, dass Werte, Normen und Handlungsorientierungen nicht mehr auf der Grundlage traditioneller Erfahrungen, im Vertrauen darauf, dass es wieder gut gehen wird, übertragen werden können. Die Menschen sehen sich zunehmend auf sich alleine gestellt. Der Konkurrenzkampf fi ndet in der Ellenbogengesellschaft nicht nur am Arbeitsplatz statt. Er greift auch in die Freizeit und Privatsphäre ein. Es liegt auf der Hand, dass gerade Menschen, deren kulturelle, soziale und ökonomische Ausstattung unterdurchschnittlich ist, in diesem alltäglichen Wettbewerb leiden. Sie müssen sich besonders anstrengen, um nicht immer wieder die Erfahrungen des Versagens und Verlierens machen zu müssen. Verbunden ist dies nicht nur mit psychischen Verletzungen und Kränkungen. Häufi g gehen diese Belastungen auch nachhaltig auf Kosten der Gesundheit. Stärkung sozialer Netzwerke als Gegenmaßnahme Der bekannte Psychiater Horst Eberhard Richter hat sich schon vor Jahren mit diesen gesellschaftlichen Entwicklungen kritisch auseinandergesetzt. Er verweist darauf, dass der Prozess der Individualisierung zu einem Rivalitätssystem führe, in dem die egoistische, kämpferische Vereinzelung gefördert werde. Der einzelne müsse alle Kräfte für den Kampf in einem Wirtschaftssystem bündeln, um nicht abgehängt zu werden und durch die Maschen der neuen Netzwerke zu fallen (vgl. Richter H.E., in Publik-Forum vom 8. 3. 96, Heft 5:7). SMZ INFO JULI 2009 07
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