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SMZ Liebenau Info Dez_2008

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<strong>SMZ</strong><br />

INFO<br />

FOKUS STADTTEIL<br />

Sozialmedizinisches<br />

Zentrum<br />

: THEMEN<br />

* Stadtteil *<br />

* Korrupte Medizin *<br />

* 10 Jahre Roundtable Grünanger *<br />

S M Z I N F O D E Z E M B E R 2 0 0 8<br />

<strong>Liebenau</strong>


INHALT<br />

DAS <strong>SMZ</strong>–TEAM STELLT SICH VOR 01<br />

STADTTEIL<br />

„STA.GES“ – STADTTEIL GESUNDHEIT FÜR ALLE! 02<br />

GEMEINWESENARBEIT – IM KONTEXT VON WOHNEN,<br />

LEBENSQUALITÄT UND GESUNDHEIT 04<br />

NEUES FÜR DEN RADVERKEHR IN LIEBENAU 08<br />

ROUNDTABLE GRÜNANGER<br />

10 JAHRE ROUND TABLE GRÜNANGER 10<br />

KORRUPTE MEDIZIN<br />

GEWINNE MACHEN – MIT UND OHNE KORRUPTION 14<br />

KORRUPTE MEDIZIN – ÄRZTE ALS KOMPLIZEN DER KONZERNE 16<br />

OFFENER BRIEF AN EU-PRÄSIDENT BARROSO 17<br />

<strong>SMZ</strong> AKTUELL !<br />

SEXUALITÄT IM ALTER ? 18<br />

VERTRETUNGSBEFUGNIS:<br />

MEIN VATER KANN NICHTS MEHR ALLEINE ENTSCHEIDEN! 20<br />

BILDUNGSMÄNGEL GEFÄHRDEN IHRE GESUNDHEIT 21<br />

RAUCHFREI IN 6 WOCHEN 22<br />

BUCHBESPRECHUNG: KEIN KERNKRAFTWERK IN ZWENTENDORF –<br />

30 JAHRE DANACH 23<br />

KREATIVWORKSHOP „FARBTON" 24<br />

ANGEBOTE DES <strong>SMZ</strong> LIEBENAU 25<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER<br />

<strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

<strong>Liebenau</strong>er Hauptstraße 102-104 a, 8041 Graz T (0316) 471766-13 F (0316) 462340-19<br />

Email smz@smz.at Homepage www.smz.at VEREINSREGISTER ZVR: 433702025<br />

REDAKTION Dr. Rainer Possert, Mag. a Dr. in Inge Zelinka-Roitner, Mag. a Barbara Gruber<br />

MITARBEITERiNNEN DIESER AUSGABE Das Team des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>, Prof. Dr. Günter Rausch,<br />

Ernest Kaltenegger, Ingrid Heuberger, Karin Katholnig, Ilonka Benedek<br />

FOTOS <strong>SMZ</strong> (S.2, S.3, S.5, S.7, S.9 außer re unten, S.19) Günter Rausch (S.4), argus (S. 9 re unten),<br />

Ingrid Heuberger (S.11), Rainer Possert (S.13), pixelio.de (S.15), Ilonka Benedek (S.24)<br />

LAYOUT + SATZ CUBA, graz www.cubaliebtdich.at DRUCK Dorrong, Graz AUFLAGE 1.400 Stk.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong>


DAS <strong>SMZ</strong>–TEAM STELLT SICH VOR<br />

Es ist wieder so weit: Turnusarztwechsel!<br />

Darf ich mich vorstellen, ich bin die Neue:<br />

Mein Name ist Ulrike Rattinger, ich bin 26<br />

Jahre alt, aufgewachsen im Raum Judenburg<br />

und seit Oktober Turnusärztin im<br />

<strong>SMZ</strong>.<br />

Nach ausführlicher Einschulung stelle ich<br />

mich mit Begeisterung den vielfältigen Herausforderungen<br />

eines allgemeinmedizinischen<br />

Turnusarztes, versuche Gelerntes<br />

anzuwenden und Neues zu lernen.<br />

Seit 7 Jahren bin ich hier in Graz, habe Medizin<br />

und Sport studiert und mich mit diversen<br />

Jobs auf diesen, meinen ersten ärztlichen,<br />

vorbereitet:<br />

Jahre lang habe ich als Fahrradbote Ortskenntnisse<br />

erworben, die mich gut zu meinen<br />

Hausbesuchen und zurück fi nden lassen,<br />

Erste Hilfe habe ich als Sanitäter beim<br />

Roten Kreuz gelernt, praktische Erfahrung<br />

konnte ich bei zahlreichen Ärzten im In- und<br />

Ausland (Vietnam + Deutschland) sammeln.<br />

Wenn ich nicht im <strong>SMZ</strong> bin, bin ich meistens<br />

in Bewegung und das als Mitglied des einzigen<br />

Damenradvereins in Österreich (Mountainbike<br />

+ Rennrad).<br />

Ich lese auch gerne oder nutze das umfangreiche<br />

Kino- und Kulturangebot in Graz.<br />

Am 1. November <strong>2008</strong> ist das Team des<br />

<strong>SMZ</strong>, mit mir, Petra Steiner gewachsen!<br />

Ich bin in Bruck/Mur geboren und im Mürztal<br />

aufgewachsen, wo ich auch meine Pfl ichtschule<br />

absolviert habe. Nach der Matura an<br />

der Handelsakademie Mürzzuschlag maturiert<br />

habe, entschloss ich mich, „Soziale<br />

Arbeit“ zu studieren und habe nach 4 Jahren<br />

Studium an der Fachhochschule Feldkirchen<br />

mein Diplom als Magistra (FH) für<br />

sozialwissenschaftliche Berufe erlangt.<br />

In diversen Praktiken habe ich bereits<br />

während meiner Ausbildung zahlreiche Erfahrungen<br />

in der sozialarbeiterischen und<br />

psychosozialen Beratung und Betreuung,<br />

der Jugend- und Drogenarbeit sowie der<br />

Kinder- und Familienintensivbetreuung erworben.<br />

Nach Abschluss meines Studiums<br />

bin ich in die Steiermark zurückgekehrt und<br />

habe in einer Langzeittherapieeinrichtung<br />

für akut suchtabhängige, junge Erwachsene<br />

mit Anpassungs- und/oder Persönlichkeitsstörungen<br />

gearbeitet.<br />

Danach habe ich 4 Monate in Uganda im<br />

Namen der HIV – und Aidshilfe in den Slums<br />

von Kampala mit Betroffenen gearbeitet.<br />

Wieder zurück in der Heimat begann ich<br />

meine berufl iche Laufbahn als Sozialarbeiterin<br />

im <strong>SMZ</strong> und freue mich nun auf diese<br />

Aufgabe!<br />

MitarbeiterInnen des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

und der Sozialen Dienste / SMP<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong><br />

01


STADTTEIL<br />

„sta.ges“ –<br />

STADTTEIL<br />

GESUNDHEIT<br />

für alle!<br />

Mit Gesundheitsförderung „hausieren“ gehen – das hat sich in<br />

den letzten Jahren im <strong>SMZ</strong> bestens bewährt. Nicht die Menschen<br />

müssen zu uns, sondern wir zu ihnen kommen!<br />

Nach diesem Motto haben wir nun ein neues Stadtteilprojekt an<br />

der Schnittstelle zweier Grazer Bezirke initiiert: sta.ges – Stadtteil-<br />

Gesundheit für alle!<br />

Das Projekt dauert vorerst drei Jahre und wird vom Fonds<br />

Gesundes Österreich (FGÖ) und dem Land Steiermark (Ressort<br />

Gesundheit) gefördert.<br />

Das Projektgebiet umfasst die Gegend „rund um den Grünanger“<br />

in <strong>Liebenau</strong> und die „Schönausiedlung“ in Jakomini.<br />

02 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong>


Was möchten wir mit dem<br />

Projekt erreichen?<br />

Wir wollen die Menschen in den beiden Projektgebieten<br />

fragen, welche Bedürfnisse,<br />

welche Wünsche und welche Sorgen sie<br />

haben. Wir suchen also die Menschen in<br />

ihrem Wohngebiet auf und sammeln Ideen,<br />

Beschwerden, Erzählungen.<br />

Uns interessiert, ob die BewohnerInnen sich<br />

mit ihrem Stadtteil identifi zieren, wie es um<br />

die Sicherheit im Stadtteil bestellt ist, welche<br />

Veranstaltungen es gibt und ob sie diese<br />

besuchen, welche nachbarschaftlichen<br />

und freundschaftlichen Kontakte im Stadtteil<br />

bestehen, wie die Infrastruktur aussieht,<br />

ob es Nahversorger gibt und wie hoch die<br />

Wohnzufriedenheit in den beiden Gebieten<br />

ist. Gesundheitliche Probleme sollen natürlich<br />

ebenfalls zur Sprache kommen, genauso<br />

wie Vorschläge für Verbesserungen im<br />

Wohngebiet.<br />

Ausgehend von diesen Anregungen werden<br />

wir verschiedene Aktivitäten durchführen,<br />

die helfen, nachbarschaftliche Kontakte zu<br />

knüpfen und Leute kennenzulernen.<br />

Wenn man das Gefühl hat, sich an jemanden<br />

wenden zu können, wenn man Unterstützung<br />

braucht, fühlt man sich auch gesünder<br />

und hilft eher mit, sein Wohnumfeld<br />

mit zu gestalten und zu verändern. Kennt<br />

man z.B. seine Nachbarn und überwindet<br />

die Isolation, fällt es viel leichter, eine<br />

„gesunde“ Freizeitgestaltung in Angriff zu<br />

nehmen: etwa Bewegungsangebote wie<br />

Walken an der Mur, Supermarktführungen,<br />

Kochtreffs, Erzählcafes, etc.<br />

Auch Gesundheitstage vor Ort können dazu<br />

dienen, die Erreichbarkeit eines „gesunden<br />

Angebots“ für alle Menschen im Stadtteil zu<br />

erhöhen.<br />

Als Treffpunkte sollen uns bereits bestehende<br />

Kommunikationszentren wie Kaffeehäuser,<br />

Parks, Schulen, Pfarrzentren dienen<br />

– also einfach Plätze, an denen wir Jung<br />

und Alt erreichen können.<br />

Wer macht mit?<br />

Prinzipiell ist es uns wichtig, alle Menschen<br />

in den Gebieten rund um den Grünanger<br />

und die Schönausiedlung anzusprechen.<br />

Wir brauchen dazu Begeisterte und noch<br />

zu Begeisternde, die uns ihre Wünsche offenbaren,<br />

ihre Ideen liefern und ihre Sorgen<br />

mitteilen. Wir brauchen auch ein unterstützendes<br />

Netzwerk von Professionalisten, engagierten<br />

BürgerInnen, MultiplikatorInnen<br />

sowie Bezirks- und StadtpolitikerInnen.<br />

Ihre Mitarbeit ist erwünscht!<br />

Inge Zelinka-Roitner<br />

Wenn Sie nähere <strong>Info</strong>rmationen erhalten, Anregungen liefern oder einfach mitarbeiten<br />

wollen, kontaktieren Sie bitte:<br />

Dr. Inge Zelinka-Roitner / Mag. Barbara Gruber<br />

Gesundheitsförderung im <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

<strong>Liebenau</strong>er Hauptstraße 104a, A- 8041 Graz<br />

Tel.: 0316 47 17 66 – 13 e-mail: smz@smz.at http://www.smz.at<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong><br />

03


STADTTEIL<br />

GEMEINWESENARBEIT<br />

IM KONTEXT VON WOHNEN,<br />

LEBENSQUALITÄT UND<br />

GESUNDHEIT<br />

Am 24. Oktober <strong>2008</strong> referierte Prof. Rausch<br />

im Rahmen einer Veranstaltung der Grünen<br />

Akademie in Graz über Gemeinwesenarbeit.<br />

Rausch, der als Sozialarbeiter 15<br />

Jahre lang Gemeinwesenarbeit durchführte<br />

und leitete, berichtete über das „Forum<br />

Weingarten 2000“, ein Stadtteilprojekt in<br />

Freiburg. Das ehemalige architektonische<br />

Vorzeigemodell einer Hochhaussiedlung im<br />

Stadtteil Weingarten hatte sich im Laufe der<br />

Jahre zu einer Problemsiedlung entwickelt<br />

und es bestand dringender Handlungsbedarf<br />

in den Bereichen Bürgeraktivierung,<br />

Netzwerkarbeit und Empowerment. Um den<br />

Problemen zu begegnen wurde der Verein<br />

„Weingarten 2000“ gegründet und es wurden<br />

hauptamtlich Verantwortliche mit unkündbaren<br />

Stellen als Gemeinwesenarbeiter<br />

eingestellt. Rausch schilderte die mühevolle<br />

Arbeit, bei einem Ausschnitt von 840<br />

Wohnungen „Klinken putzen“ zu gehen, anzuläuten<br />

und den Menschen zu sagen „Guten<br />

Tag, wie geht es Ihnen? Mit interessiert,<br />

was sie denken und was sie hier verändern<br />

wollen!“.<br />

Dieses „Von Tür zu Tür gehen“ nannte<br />

Rausch auch als wichtigen ersten Schritt<br />

jeder Gemeinwesenarbeit. Danach müsse<br />

man Gleichgesinnte fi nden, diese vernetzen<br />

und ganz klar betonen, dass es noch keine<br />

Lösungsvorschläge gäbe, sondern die<br />

Menschen selbst ihre Ideen und ihr Engagement<br />

einbringen müssten, um etwas zu<br />

verändern.<br />

Prof. Rausch hat für das <strong>SMZ</strong> folgenden<br />

Artikel verfasst, der sich mit der Bedeutung<br />

von Gemeinwesenarbeit für die Gesundheit<br />

und Lebensqualität der Menschen auseinandersetzt.<br />

Prof. Dr. Günter Rausch ist Leiter des Masterstudiengangs Sozialmanagement an der<br />

Evangelischen Hochschule Freiburg und seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte<br />

beinhalten unter anderem Gemeinwesenarbeit, Sozialraumorientierung, Quartiersmanagement,<br />

Sozialplanung, Netzwerkarbeit und kommunale Sozialpolitik.<br />

04 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong>


Kampf gegen den Pauperismus<br />

Armut und Ausgrenzung begleiten die<br />

Menschheit schon eine ganze Weile. In<br />

unterschiedlichen Epochen und Gesellschaftsformationen<br />

gab es unterschiedliche<br />

Hilfeformen. Mit der Industrialisierung<br />

entstanden völlig neue soziale Probleme<br />

so dass es auch ein neues Herangehen im<br />

Kampf gegen die Massenarmut ("Pauperismus")<br />

mit all ihren elenden Auswüchsen und<br />

Symptomen bedurfte. Ende des 19. Jahrhunderts<br />

verbreitete sich in den anglo-amerikanischen<br />

Ländern sehr rasch ein neues<br />

Denk- und Handlungsmodell. In Chicago ergriffen<br />

Jane Addams und andere Mitstreiterinnen<br />

die Initiative und setzten die so eben<br />

entstandene „Settlementbewegung“ vor Ort<br />

um. Hunderttausende Einwanderer lebten<br />

in ärmlichen Verhältnissen, insbesondere<br />

unter skandalösen hygienischen Bedingungen.<br />

Elend und Krankheiten prägten das<br />

Alltagsbild. Sie begannen unmittelbar im<br />

Stadtteil, dort wo die armen Leute wohnten,<br />

in unmittelbarer Nachbarschaft so genannte<br />

"Settlements" zu gründen. Heute würden wir<br />

vielleicht "Stadtteil- und Familienzentren"<br />

dazu sagen. Addams und ihre Kolleginnen<br />

begannen zunächst mit der unmittelbaren<br />

Hilfeleistung und Beratung. Das ging von<br />

der einfachen "Armenspeisung" über Kleiderkammern<br />

bis zu Näh- und Kochkursen.<br />

Aber sie "erkannten bald, daß ihre Aktivitäten<br />

erst dann eine dauernde Veränderung<br />

und Verbesserung des Lebens im Wohnge-<br />

biet bedeuten konnten, wenn sie sich in der<br />

kommunalen Politik fortsetzten. Die ‘settlement<br />

workers’ mischten sich ein, beteiligten<br />

sich an der lokalen Selbstverwaltung und ermunterten<br />

andere Bewohner zu politischem<br />

Handeln." (Wendt W.R., 1990: 151)<br />

Politische Verantwortung übernehmen<br />

Bekannt ist, dass sich Jane Addams anbot,<br />

persönlich auch politische Verantwortung<br />

zu übernehmen. Sie übernahm gewissermaßen<br />

das Amt einer "Bürgermeisterin für<br />

Hygiene, Gesundheit und Entsorgung" von<br />

Chicago. Denn schnell war klar geworden,<br />

dass es wenig nutzte, die Menschen belehren<br />

zu wollen, wie sie sich besser verhalten<br />

sollten, um ihre Gesundheit zu fördern,<br />

wenn weder sauberes Wasser noch eine<br />

vernünftiges Entsorgung der Abwässer und<br />

des Mülls gewährleistet waren. Genauso<br />

aber setzten diese frühen Gemeinwesenarbeiterinnen<br />

schon in ihrer Zeit das Prinzip<br />

der Aktivierung zur Selbstorganisation um.<br />

Sie stellten Räume und beraterische Unterstützung<br />

zur Verfügung, forderten die Menschen<br />

aber auf, für die eigenen Interessen<br />

und Bedürfnisse selber aktiv zu werden.<br />

(vgl. Staub-Bernasconi, 1995) Dieser Denkund<br />

Handlungsansatz, der von Addams et<br />

al. vor rund 120 Jahren mitentwickelt wurde,<br />

fi rmiert bei uns längst unter der Bezeichnung<br />

"Gemeinwesenarbeit".<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong><br />

05


STADTTEIL<br />

GEMEINWESENARBEIT (FORTSETZUNG)<br />

"MENSCHLICHE WOHNUNG IST UNS<br />

IM VOLLSTEN SINNE EINE ERFÜLLUNG<br />

VON WÜNSCHEN, DIE WEIT ÜBER<br />

WETTERSCHUTZ HINAUSGEHEN. SIE<br />

IST DIE ERFÜLLUNG EINER SUCHE<br />

NACH GLÜCK UND SEELISCHEM<br />

GLEICHGEWICHT.<br />

(Neutra R., 1956, zitiert nach Arlt M., 1991: 130)"<br />

Nicht von ungefähr nimmt von Anfang an<br />

der Bereich des Wohnens eine zentrale<br />

Bedeutung ein. Die seinerzeitigen Wohnverhältnisse<br />

bewertete Friedrich Engels “als<br />

Brutstätten der Seuchen, infamste Höhlen<br />

und Löcher, die für ein Schwein zu schlecht”<br />

seien (Engels F., 1974: 80). Der berühmte<br />

Milieuzeichner Zille prägte das Wort: "Man<br />

kann einen Menschen nicht nur mit einer<br />

Axt, sondern auch mit einer Wohnung erschlagen".<br />

Und heute? Wohnen ist und bleibt eine der<br />

wesentlichen Grundformen menschlichen<br />

Seins. Der Mensch wohnt nicht einfach so<br />

nebenbei. Jeder kennt das berühmte Axiom,<br />

man könne nicht nicht-kommunizieren. Nicht<br />

minder müssen wir erkennen: Wir können<br />

nicht nicht-wohnen: Wohnen gehört ganz<br />

elementar zum Wesen des Menschen. Die<br />

Wohnung ist der Ort, der uns Geborgenheit<br />

vermittelt, vor Wind und Wetter schützt.<br />

Die Beschaffenheit, die Lage und die Ausstattung<br />

der Wohnung, aber auch die Nachbarschaft,<br />

die Infrastruktur, die Verkehrslage,<br />

das Wohnumfeld und die Möglichkeiten<br />

der Teilhabe fördern, beeinträchtigen oder<br />

verhindern die körperliche Entwicklung, die<br />

Gesundheit, die Erholung, das Lebensgefühl,<br />

die menschliche Interaktion und Kommunikation,<br />

die Beziehungen zur Natur, die<br />

Wahrnehmungs- und Mitteilungsfähigkeit,<br />

die Kreativität und die Entfaltungsmöglichkeiten<br />

des Menschen.<br />

Lebensraum beeinflusst<br />

Lebensentwürfe<br />

Der Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich<br />

machte auf den Zusammenhang der<br />

Disposition von Menschen und ihrer räumlichen<br />

Umwelt aufmerksam: "Unsere Städte<br />

und unsere Wohnungen sind Produkte der<br />

Phantasie wie der Phantasielosigkeit, der<br />

Großzügigkeit wie des engen Eigensinns.<br />

Da sie aber aus harter Materie bestehen, wirken<br />

sie auch wie Prägestöcke; wir müssen<br />

uns ihnen anpassen. Und das ändert zum<br />

Teil unser Verhalten, unser Wesen. Es geht<br />

um einen im Wortsinn fatalen, einen schicksalsbildenden<br />

Zirkel: Menschen schaffen<br />

sich in den Städten einen Lebensraum,<br />

aber auch ein Ausdrucksfeld mit Tausenden<br />

von Facetten, doch rückläufi g schafft diese<br />

Stadtgestalt am sozialen Charakter der Bewohner<br />

mit.“ (Mitscherlich A., 1965: 9)<br />

Es besteht auch ein nachweisbarer enger<br />

Zusammenhang zwischen der Gestaltbarkeit<br />

von Umwelten wie Wohnung, Wohnhaus,<br />

Siedlung einerseits und Lebensläufen,<br />

Lebensformen und Lebensentwürfen<br />

anderseits. “Tragende Lebensgefühle wie<br />

Wohlbefi nden oder Ohnmacht sind abhängig<br />

von den Möglichkeiten, an der Gestaltung<br />

von Umwelt verantwortlich und entscheidend<br />

mitzuwirken”<br />

(Belschner W. u. Koch J., 1989: V)<br />

06 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong>


Erstaunlicherweise bleiben dennoch in den<br />

meisten humanwissenschaftlichen Diskursen<br />

diese Fragen des Wohnens bestenfalls<br />

rudimentär. Was wissen wir wirklich von<br />

den konkreten Wohnverhältnissen der Menschen,<br />

die uns um Rat und Unterstützung<br />

bitten? Kennen wir ihre Wohnung? Wissen<br />

wir, wie viel Wohnräume in welcher Qualität<br />

zur Verfügung stehen? Haben wir genaue<br />

Kenntnisse von der Nachbarschaft und den<br />

übrigen sozialen Kontakten im Wohnumfeld?<br />

Wie ist die Umweltbelastung und welche<br />

Möglichkeiten der Freizeitgestaltung,<br />

Bildung und Erholung gibt es im Nahraum?<br />

Wissen wir auch etwas über die fi nanziellen<br />

Belastungen des Wohnens dieser Menschen?<br />

Wie bewerten sie ihre Wohnsituation<br />

und wie wohl fühlen sie sich an dem<br />

Ort, an dem sie in der Regel die meiste Zeit<br />

ihres Lebens verbringen?<br />

Gemeinwesenarbeit muss Menschen<br />

in ihren Wohnräumen „aufspüren“<br />

Gemeinwesenarbeit fragt nach diesen Zusammenhängen<br />

und begibt sich vor Ort in<br />

den konkreten Alltagszusammenhang dieser<br />

Menschen. Der/die BeraterIn muss sich<br />

nicht nur ein eigenes Bild machen können,<br />

er/sie müssen es riechen, schmecken und<br />

fühlen können, wie es sich wohl "wohnt".<br />

Von hier ausgehend kann diese Wohnwelt<br />

der Menschen erschlossen werden. Gerade<br />

die narrativen Methoden, insbesondere<br />

der aktivierenden Befragung eignen sich im<br />

besonderen Maße, um Anteil am Leben der<br />

Menschen zu nehmen und sie in konkreten<br />

Empowermentprozessen zu begleiten. Ziel<br />

muss es sein, aus Betroffenen Beteiligte zu<br />

machen. Es gilt, Menschen zu befähigen,<br />

dass sie die "Erzählfäden ihre Lebens" (Herriger)<br />

in die eigenen Hände nehmen und so<br />

auch dazu beitragen, dass ihre Wohn- und<br />

Lebensräume der Entfaltung ihrer Bedürfnisse<br />

und Interessen entsprechen. Solchermaßen<br />

verstandene Gemeinwesenarbeit ist<br />

nicht nur die beste Prävention und Bewältigungsstrategie<br />

für vielfältige Problemlagen,<br />

sie fördert zugleich auch die Inszenierung<br />

von Solidarität und Gemeinschaft, mithin<br />

also die Entwicklung des Gemeinwesens.<br />

(vgl. Rausch, 1998)<br />

Günter Rausch<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong><br />

07


STADTTEIL<br />

NEUES FÜR DEN<br />

RADVERKEHR IN<br />

LIEBENAU<br />

Auch wenn derzeit die Temperaturen nicht<br />

unbedingt aufs Rad locken, ist es schon<br />

zu sehen: Auch in <strong>Liebenau</strong> gibt es bereits<br />

erste kleine Hinweise für einen Ausbau des<br />

Radverkehrs – wie etwa die beiden Radstreifen<br />

entlang des Sternäckerweges.<br />

Und es sollen noch mehr werden:<br />

Am Mittwoch, den 19.11.08, stellte auf Einladung<br />

der Grünen in <strong>Liebenau</strong> die Vizebürgermeisterin<br />

und Verkehrsstadträtin Lisa<br />

Rücker im Gasthaus Jägerwirt die Grazer<br />

Ausbaupläne in Sachen Radverkehr vor.<br />

• Ein großes und neues Vorhaben wird mit<br />

Frühjahr 2009 angegangen: ein durchgehendes<br />

Radwegesystem wird beschildert,<br />

markiert und mit Nummern versehen. Es<br />

garantiert so die Möglichkeit von Radverbindungen<br />

auf verkehrsarmen Wegen<br />

durch die ganze Stadt. Und dies wird<br />

nicht nur für Insider wie bisher benützbar<br />

sein, sondern auch auf Grund der Markierungen<br />

für jedermann/ frau leicht zu<br />

erkennen sein. In <strong>Liebenau</strong> soll neben<br />

dem bewährten Murradweg auch für den<br />

östlichen Radverkehr eine neue Achse<br />

über die Messendorferstraße bis Raaba<br />

gelegt werden.<br />

• Konkret wird auch der Umbau eines Radwegabschnittes<br />

des westlichen Banngrabenweges,<br />

der derzeit auf Grund<br />

der Enge für den Radverkehr gesperrt<br />

ist. Hier wird ab Frühjahr 2009 erweitert,<br />

der gesamte Radweg soll beleuchtet werden.<br />

• Hinter dem Bezirksamt wird entlang des<br />

Petersbaches zwischen Raiffeisenstraße<br />

und der <strong>Liebenau</strong>er Hauptstraße ein<br />

Rad- und Fußweg errichtet werden.<br />

• Verbessert soll auch die Zufahrt zum<br />

Murpark vom Sternäckerweg her werden.<br />

Hier gibt’s die Möglichkeit eines Abschneiders<br />

zum Radweganfang vor dem<br />

Murpark, um den Kreisverkehr zu umgehen.<br />

• Adaptierung des Neufeldweges als verkehrsarme<br />

Ausweichstrecke zur <strong>Liebenau</strong>er<br />

Hauptstraße.<br />

Ein Blick in eine entferntere Zukunft bringt<br />

aber noch weitere Radweg-Projekte:<br />

• Auf der Oberfl äche des Südgürtels, der<br />

ja zum Teil als überdachte Unterfl urtrasse<br />

geführt wird, wird es für Fuß- und Radverkehr<br />

eine völlig neue Wegführung geben.<br />

• Auch das geplante Mur-Staukraftwerk in<br />

Gössendorf soll als Nebenprodukt einen<br />

Radweg für <strong>Liebenau</strong> rechts der Mur zwischen<br />

der Puntigamerbrücke und der Autobahnbrücke<br />

ergeben. Der Kraftwerksbau<br />

ist jedoch ein riesiges Umbauvorhaben,<br />

das das Gesicht des gesamten<br />

Murabschnittes und vor allem der Murfelderstraße<br />

ändern wird, er ist derzeit aber<br />

noch im Projektstadium.<br />

• Geplant ist auch eine Bedarfshaltestelle<br />

für die S-Bahn im Bereich Murpark. Bei<br />

den Umbauarbeiten, die für dieses Vorhaben<br />

notwendig sind, soll auch gleichzeitig<br />

ein Radweg entlang der Bahn errichtet<br />

werden.<br />

• Bei einer geplanten größeren Siedlung<br />

im Bereich der Stangelmühlstraße soll<br />

schon von vornherein ein durchgängiger<br />

Radweg errichtet werden.<br />

08 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong>


Was kommt nicht?<br />

Keine Änderung wird es für RadfahrerInnen<br />

auf Grund der engen, baulichen Gegebenheiten<br />

im Bereich <strong>Liebenau</strong>er Hauptstraße<br />

zwischen der Casalgasse und Puntigamerstraße<br />

geben. Dort fahren auf Grund<br />

des dichten Verkehrsaufkommens und des<br />

Schwerverkehrs häufi g RadlerInnen auf<br />

dem Gehsteig. So wird es auch bleiben, das<br />

ist die schlechte Nachricht.<br />

Die gute Nachricht: es gibt so etwas wie eine<br />

stille Toleranz bei den lokalen Polizeistreifen,<br />

die um diese gefährliche Situation wissen.<br />

Dies berichtet die bei der Sitzung ebenfalls<br />

anwesende Bezirksvorsteherin Ingrid<br />

Heuberger. Ein Freibrief zum Radfahren am<br />

Gehsteig sei das jedoch nicht, grundsätzlich<br />

bleibt es auch weiterhin verboten.<br />

Es wird sich also auch in <strong>Liebenau</strong> einiges<br />

für den Radverkehr ändern. Dies wird auch<br />

nötig sein, um den Radanteil auf ein vertretbares<br />

Niveau anzuheben. Derzeit dümpelt<br />

der Radanteil der Stadt bei 14% herum, sogar<br />

Salzburg hat Graz bereits überholt.<br />

Wie weit die Pläne von Verkehrsstadträtin<br />

Lisa Rücker, die beim Jägerwirt vorgestellt<br />

wurden, dafür ausreichend sind, wird sich in<br />

den nächsten Jahren herausstellen.<br />

Ein sichtbares Zeichen für eine Einstellungsänderung<br />

seitens der Stadt in Richtung<br />

Radverkehrsförderung gab es jedoch<br />

bereits:<br />

In der Nacht von Montag auf Dienstag,<br />

den 25. 11. fi el der erste Schnee in Graz.<br />

Und erstmals waren in der Früh nicht nur<br />

die Straßen geräumt und gestreut, sondern<br />

auch der Radweg am Banngrabenweg. Die<br />

vielen RadfahrerInnen, die diesen Radweg<br />

als West-Ostachse benützen, waren positiv<br />

überrascht: normalerweise mussten sie tagelang<br />

auf die Streuung und Räumung des<br />

Radweges warten. Wieder ein paar Autos<br />

weniger auf den Straßen!<br />

Heilwig Possert-Lachnit,<br />

Physiotherapeutin im <strong>SMZ</strong> und<br />

Alltagsradlerin im Bezirk <strong>Liebenau</strong><br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong><br />

09


ROUNDTABLE GRÜNANGER<br />

10 JAHRE<br />

ROUND TABLE<br />

GRÜNANGER<br />

10 JAHRE ZUR UNTERSTÜTZUNG<br />

DER BEWOHNERINNEN<br />

Das Wohngebiet Grünanger, eine aus alten<br />

Holzhütten bestehende Siedlung, die während<br />

des 2. Weltkrieges als Lager errichtet<br />

wurde, sollte vor ca. 10 Jahren auf Geheiß<br />

des damals zuständigen Stadtrates der FPÖ<br />

und mit Zustimmung der Stadtregierung<br />

abgerissen werden. Kurz vorher wurden<br />

Schausteller und Roma aus der Siedlung<br />

Eichbachgasse 900 vertrieben, indem die<br />

Zufahrt verbarrikadiert und eine Kompostierungsanlage<br />

der Stadt Graz errichtet wurde.<br />

Die zum Teil mittellosen Bewohnerinnen des<br />

Grünangers hatten also das Schlimmste –<br />

eine Umsiedlung und Zerstörung ihres bisherigen<br />

Wohnraumes – zu befürchten. Die<br />

Abrissbescheide für die Wohnungen waren<br />

bereits ausgestellt.<br />

Eine vom <strong>SMZ</strong> begonnene Unterschriftenaktion<br />

unter Mitwirkung zahlreicher BewohnerInnen<br />

und vor allem auch der katholischen<br />

und evangelischen Pfarren hatte Erfolg, da<br />

die zuständigen Politiker mit weiteren Solidaritätsaktionen<br />

und Protesten rechnen<br />

mussten.<br />

In einem Antwortschreiben an den damaligen<br />

Bürgermeister Alfred Stingl, der zum<br />

Ausdruck brachte, dass er den Abriss der<br />

Hütten nicht ablehnt, hieß es:<br />

„Wir wissen, dass viele der derzeitigen<br />

Grünanger BewohnerInnen nicht einfach<br />

„woanders eingliederbar“ sind. Auf Grund ihrer<br />

Persönlichkeiten, ihrer sozialen Verwurzelung<br />

und ihrer fi nanziellen Verhältnisse<br />

ist es kaum vorstellbar, dass sie in irgendwelchen<br />

Gemeindewohnungen problemlos<br />

leben können. ... Wir sind uns leider sicher,<br />

dass selbst bei vorhandenen Alternativen<br />

für die Mehrheit der BewohnerInnen, die<br />

ohnehin am Rande ihrer sozialen Belastbarkeit<br />

und Integrationsfähigkeit leben, jede<br />

Veränderung eine neuerliche Entwurzelung<br />

und eine schwere, möglicherweise nicht<br />

tragbare Belastung bedeutet“.<br />

Aus dem Kreis der AktivistInnen für die Erhaltung<br />

des Wohngebietes entstand der<br />

„Round-Table Grünanger“, der sich die Unterstützung<br />

der Bewohnerinnen, vor allem in<br />

Bezug auf die Erhaltung und Verbesserung<br />

des Wohnraums zum Ziel setzte. Die Ärzte<br />

und SozialarbeiterInnen des <strong>SMZ</strong> organisierten<br />

die regelmäßigen Treffen, zu denen<br />

VertreterInnen der katholischen und evangelischen<br />

Pfarren, des Team-on der Caritas,<br />

Beamte des Sozial- und Wohnungsamtes<br />

sowie Ernest Kaltenegger, seit 1998 Wohnungsstadtrat,<br />

hinzukamen.<br />

Mit den Ergebnissen der Gemeinderatswahl<br />

1998 (Wohnungsstadtrat Kaltenegger/KPÖ)<br />

waren die Abrisspläne vom Tisch, Wohnungen<br />

wurden weiter saniert, neue Sozialwohnungen<br />

errichtet und ein Forschungsprojekt<br />

der Soziologin des <strong>SMZ</strong> – Mag. Saskia Dyk<br />

– begründete die Notwendigkeit des Erhalts<br />

des Grünangers auf sozialwissenschaftlicher<br />

Grundlage:<br />

10 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong>


„Im Allgemeinen wird die Wohnqualität am<br />

Grünanger durch die Bewohnerinnen als<br />

sehr hoch eingeschätzt, vor allem bedingt<br />

durch die ausreichende Infrastruktur, die Innenstadtnähe<br />

und das Vorhandensein von<br />

Grünraum, z.B. Gärten rund um die Baracken.<br />

Deutlich wurde vor allem die soziale<br />

Funktion der Gärten, die einerseits Privatsphäre<br />

bzw. Gelegenheit zum Zurückziehen<br />

gewährleisten, andererseits auch genügend<br />

Raum zur Kommunikation bieten.<br />

Von vielen Bewohnern werden schwerwiegende<br />

Mängel an der Bausubstanz beschrieben,<br />

die sich gesundheitsschädigend<br />

(Kälte/ Schimmel) auswirken können. Weiters<br />

wird von vielen die mangelnde Behördentransparenz<br />

in Bezug auf Sanierungsarbeiten<br />

oder Wohnungsvergabe erwähnt.<br />

Positive Erwähnung fi ndet jedoch der unbürokratische<br />

Zugang zu den MitarbeiterInnen<br />

des Wohnungsamtes bzw. zum Stadtrat für<br />

Wohnungsangelegenheiten - ihm wird auch<br />

eine gewisse Bürgernähe attestiert“.<br />

Seit der Bestand des Grünangers gesichert<br />

ist, liegt ein wesentliches Ziel der Arbeit<br />

des Round-Table Grünanger in der Sanierung<br />

der Bausubstanz, einer koordinierten<br />

Neubesiedlung der neuen Häuser, der allgemeinen<br />

Verbesserung der Wohn- und<br />

Lebensqualität, sowie die Herstellung von<br />

tragfähigen sozialen Strukturen zwischen<br />

Bewohnern, Helfersystemen und umliegenden<br />

Siedlungen. Erreicht werden soll auch<br />

die Einbettung bzw. Integration des Grünangers<br />

in den Bezirk.<br />

Sowohl die BewohnerInnen als auch SozialbetreuerInnen<br />

bemerken einen Rückgang<br />

von Konfl ikten und heben ein allgemeines<br />

Klima der Toleranz, sowie ausgeprägte soziale<br />

Netzwerke am Grünanger positiv hervor.<br />

Im Sommer 2007 kam es im Rahmen der<br />

Gesundheitsplattform <strong>Liebenau</strong> und der<br />

Vorstellung des „Leitbildes gesundes <strong>Liebenau</strong>“<br />

zu einem wichtigen Beschluss, der von<br />

allen Parteien im Bezirk Zustimmung erhielt<br />

und in den Zielen des „Leitbildes gesundes<br />

<strong>Liebenau</strong>“ festgeschrieben wurde:<br />

Die Eigenheiten und die Nischenfunktion<br />

des Grünanger-Gebietes sollen erhalten<br />

werden,<br />

• Förderung von sich gegenseitig unterstützenden<br />

Gemeinschaften, z.B durch<br />

Nachbarschaftshilfe ,<br />

• Errichtung eines „Billigladens“ für Menschen<br />

mit niedrigem Einkommen,<br />

• Schaffung von Wohnumgebungen, die<br />

ausreichende und leicht erreichbare Erholungsfl<br />

ächen und Treffpunkte bieten,<br />

um die soziale Isolation zu durchdringen<br />

• der Gefahr der Zersiedelung und Reduzierung<br />

von Grünräumen so weit wie<br />

möglich entgegen wirken.<br />

Der Bestand des Grünangers als schönes<br />

Wohngebiet für Menschen mit niedrigen Einkommen<br />

ist somit auch in Zukunft gesichert!<br />

Rainer Possert<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong><br />

11


ROUNDTABLE GRÜNANGER<br />

10 JAHRE<br />

ROUND TABLE<br />

GRÜNANGER<br />

10 JAHRE ZUR UNTERSTÜTZUNG<br />

DER BEWOHNERINNEN<br />

FORTSETZUNG<br />

Es war eine sehr schlechte Nachricht, die ich vor zirka 10 Jahren als damaliger Grazer Wohnungsstadtrat<br />

erhielt: Die Grünangersiedlung sollte abgerissen werden, um Platz für neue<br />

Wohnsilos zu schaffen. Damit wäre ein besonderes Wohnangebot der Stadt für Menschen<br />

mit etwas anderen Bedürfnissen wohl für immer verschwunden. Bei 8:1 im Stadtsenat für<br />

einen Abriss, standen die Karten denkbar schlecht. Erst die Proteste der BewohnerInnen<br />

selbst, kräftig unterstützt vom <strong>SMZ</strong> und anderen sozial Engagierten bis hin zur evangelischen<br />

und katholischen Pfarre, konnten den Umschwung herbeiführen. Schließlich willigten<br />

alle Rathausparteien in den Erhalt der Holzhäuser ein. Damit wurde respektiert, dass<br />

es keine genormten Wohnbedürfnisse gibt. Eine Stadt wie Graz sollte sich deshalb auch<br />

stets ein breiteres Angebot leisten.<br />

Ernest Kaltenegger<br />

Der Grünanger, eine andere Welt in unserer<br />

Alltagswelt, eine anderes Dasein, neben<br />

Hektik und Geschäftswelt, ein Zuhause zwischen<br />

Wohlstand und Armut. Mit all dem assoziiere<br />

ich den Grünanger. Ich meine, dass<br />

sich Menschen im Grünanger zusammenfi<br />

nden, um sich in der Gemeinschaft „neben<br />

dem Geschehen des Alltäglichen“ wohl zu<br />

fühlen.<br />

Ich erinnere mich noch sehr gut an mein<br />

Gespräch vor zehn Jahren mit dem damaligen<br />

Bürgermeister Alfred Stingl, wo ich meine<br />

Bitte zum Erhalt der bestehenden „Baracken“<br />

für Sozialwohnungen am Grünanger<br />

vortrug. Herr BGM Stingl bestand damals<br />

darauf, dass der Grünanger völlig abgesiedelt<br />

und abgetragen wird, um danach neue<br />

Wohnsiedlungen zu bauen!<br />

Der Bürgermeister meinte damals, die Menschen<br />

vom Grünanger werden in Wohnsiedlungen<br />

untergebracht, wo sie sich an die<br />

„Normgesellschaft“ anpassen müssen! Ich<br />

fragte ihn, wie das gehen sollte, wenn man<br />

so gewachsene Strukturen, wie sie eben im<br />

Grünanger vorherrschen, plötzlich versucht<br />

auszuradieren. Wo die Menschen Hasen<br />

und Hühner halten, wo sich Sammler und<br />

Kranke gegenseitig helfen und wo innerhalb<br />

einer großen Gruppe von anders leben wollenden<br />

Menschen eine eigene „heile Welt“<br />

entstand, die diesen Leuten ein Zuhause<br />

gibt und sie wieder „normal sein“ lässt?<br />

Dann kamen viele andere gute Menschen,<br />

die das Vorhaben der Stadt ebenso wie ich<br />

anzweifelten und dies mit starker Initiative<br />

doch noch verhindern konnten. Allen voran<br />

war dies das <strong>SMZ</strong> und auch Frau Schwester<br />

Novak aus der Evangelischen Tochtergemeinde.<br />

Aber auch der stets tolerante<br />

Betreuer Otmar Pfeifer war mit mir sehr<br />

oft vor Ort und er führte mich in diese „Anderswelt“<br />

hinein, wo man sehen und lernen<br />

kann, dass jeder Mensch in seiner Individualität<br />

einfach zu akzeptieren ist. Und damit<br />

ist der Grünanger eben eine eigene kleine<br />

Welt mit großer Daseinsberechtigung. Und<br />

das wertet unseren Bezirk <strong>Liebenau</strong> um ein<br />

Vielfaches auf!<br />

So sehe ich als Mensch und auch als Bezirksvorsteherin<br />

den Grünanger.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Ingrid Heuberger,<br />

Bezirksvorsteherin <strong>Liebenau</strong><br />

12 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong>


Schon lange erleben wir einen rapiden Sozialabbau<br />

zu Ungunsten der Menschen, insbesondere<br />

jenen Menschen gegenüber, die<br />

unverschuldet in die Arbeitslosigkeit gelangt<br />

sind.<br />

Arbeitslosigkeit, Armut und soziale Not werden<br />

nicht mehr als gesellschaftliche Probleme<br />

begriffen, sondern vor allem als „selbstverschuldet“<br />

bestimmt.<br />

Diese Situation führt zu einer allgemeinen<br />

Verunsicherung in weiten Kreisen der Gesellschaft<br />

und bei vielen direkt Betroffenen<br />

zu Isolation, Resignation, Angst und Wut.<br />

Um dieser negativen Entwicklung entgegenzuwirken,<br />

sah sich vor mittlerweile 10<br />

Jahren das <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> - unter Dr. Rainer<br />

Possert und Dr. Gustav Mittelbach gefordert,<br />

„eine Plattform, den sog genannten<br />

„Round Table Grünanger“ zu gründen, der<br />

sich sich mit den benachteiligten Bevölkerungsgruppen<br />

im Wohngebiet Grünanger<br />

befasst.<br />

Der „Round Table“ ist unter anderem auch<br />

dazu da, betroffenen Menschen in unserer<br />

Gesellschaft wirksam Unterstützungsleistungen<br />

gewähren zu können, Probleme<br />

auszusprechen und wahrzunehmen.<br />

Bei regelmäßigen Treffen, in Kooperation<br />

mit Jugendamt, Sozialamt, Caritas usw.,<br />

aber auch mit Menschen und Gruppen, die<br />

im Bereich Sozialpolitik aktiv sind, versuchen<br />

wir <strong>Info</strong>rmationen auszutauschen und<br />

gemeinsame Strategien zu erarbeiten.<br />

Und genau diese gute Arbeit muss und soll<br />

auch für die Zukunft erhalten und in jedem<br />

Fall, von jedem Einzelnen aus Politik und<br />

Gesellschaft weiterhin so gut wie nur möglich<br />

unterstützt werden.<br />

In diesem Sinne möchte ich meine große<br />

Wertschätzung zum Ausdruck bringen – Ihr<br />

habt bisher Großartiges geleistet!<br />

„Ein Tag, den die Seele damit verbringt,<br />

den Tod der Rechte des Armen zu beklagen<br />

und den Verlust der Gerechtigkeit zu<br />

beweinen, ist wertvoller als ein Leben, das<br />

ein Mensch damit zubringt, seine Begierden<br />

und Wünsche zu befriedigen.“ Khalil Gibran<br />

Karin Katholnig,<br />

Bezirksvorsteherin-Stellv. <strong>Liebenau</strong><br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong><br />

13


KORRUPTE MEDIZIN<br />

KORRUPTE MEDIZIN<br />

GEWINNE MACHEN -<br />

MIT UND OHNE KORRUPTION<br />

Würden Sie jemandem noch vertrauen, der<br />

wegen betrügerischen oder illegalen Marketingmethoden,<br />

wegen Verheimlichung<br />

und Verharmlosung von Nebenwirkungen<br />

seiner Produkte oder wegen irreführender<br />

oder verbotener Werbung in vielen Ländern<br />

der Welt mehrfach zu Strafzahlungen von<br />

dutzenden oder hunderten Millionen Dollar<br />

oder Euro verurteilt wurde ?<br />

Eine Einzelperson, ein kleines Unternehmen<br />

wäre – selbstverständlich – zum Untergang<br />

verurteilt.<br />

Die 10 Pharma-Konzerne, die Hans Weiss<br />

in seinem Buch porträtiert (siehe auch S. 16)<br />

(Astra-Zeneca, Bayer, Bristol-Myers-Squibb,<br />

GlaxoSmithKline, Lilly, MSD, Novartis, Pfi -<br />

zer, Roche, Sanofi -Aventis) wurden zahlreicher<br />

„rechtswidriger und unethischer<br />

Praktiken“ gerichtlich für schuldig gefunden,<br />

zahlten Strafzahlungen und machen einfach<br />

weiter – viele Prozesse laufen noch.<br />

Wie schaut nun aber die tägliche Praxis der<br />

Gewinnmaximierung aus, die ich in meiner<br />

Praxis erlebe, was kann ich als einzelner<br />

(Arzt oder KonsumentIn) tun, wer unterstützt<br />

mich, verschiedene Praktiken zu<br />

durchschauen, um mit kritischer Haltung<br />

gute Qualität zu bekommen?<br />

Pseudoinnovatorische Medikamente<br />

Hat ein Medikament noch ein gültiges Patent,<br />

läuft es für die Firma gut, keiner darf<br />

die Substanz nachbauen, die Monopolpreise<br />

bleiben hoch.<br />

Nach Ablauf des Patents bringen viele Generica-Firmen<br />

die Substanz auf den Markt,<br />

die Preise sinken (z.B. das Antidepressivum<br />

Seropram und das idente Genericum Citalopram<br />

haben jetzt fast dieselben Kassenpreise<br />

17,05 und 15,40 für die 30-Stück-Packung.)<br />

Jetzt „erfi ndet“ die Ursprungsfi rma<br />

mit einem chemischen Trick ein „neues“<br />

Medikament: Es enthält chemisch dieselbe<br />

Substanz, aber nicht mehr aus einem Gemisch<br />

von links- und rechtsdrehender spiegelbildlicher<br />

Form, sondern nur noch z.B.<br />

die Rechtsdrehende. Es ist noch immer dieselbe<br />

chemische Substanz, heißt aber nun<br />

Escitalopram: ein „neues“ Medikament, ein<br />

neues Patent mit höherem Preis (21.35 € für<br />

30 Stück) ist erfunden und welches Wunder<br />

(fast) alle verordnenden Psychiater, die vorher<br />

Seropram verschrieben, verschreiben<br />

jetzt Escitalopram (=Cipralex)!<br />

Ein weiteres Beispiel: Die Hauptsubstanz<br />

der Magenschutzmedikamente (sog. Protonenpumpenhemmer)<br />

ist Omeprazol (14<br />

Stück zu 40 mg: 12,35€), die Pseudoneuheit<br />

(als teures Nachahmungspräparat) heißt<br />

Nexium (= Esomeprazol), kostet 20,10€ und<br />

wird eifrig verschrieben, obwohl nach Studien<br />

keinerlei Wirkunterschiede bestehen, die<br />

Arztbriefe von Ambulanzen und Fachärzten<br />

sind voll davon.<br />

„Block-busters“ – die internationalen<br />

Renner unter den Medikamenten:<br />

Cholesterinsenker sind weltweit die am<br />

meisten verschriebenen Medikamente –<br />

nach BMJ wurden seit 2002 allein von einem<br />

neuen Kombinationspräparat (Simvastatin<br />

+ Ezetimib) 3,4 Milliarden Euro umgesetzt!<br />

Laut Lancet, BMJ, etc. gibt es bis jetzt keinen<br />

Hinweis darauf, dass die Fettsenker in<br />

der Primärprävention (=bei gesunden Menschen<br />

ohne Herzerkrankungen oder Diabetes)<br />

einen Vorteil bringen, obwohl sie seit 20<br />

Jahren am Markt sind.<br />

Dreiviertel der Menschen, die diese Medikamente<br />

schlucken, nehmen sie aber wegen<br />

dieser vermuteten/behaupteten Primärprävention.<br />

14 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong>


„off label“-Verordnung = Verordnung für<br />

Zwecke, für die Medikamente gar nicht<br />

zugelassen sind<br />

In „Korrupte Medizin“ wird das am Beispiel<br />

Zyprexa beschrieben, das nur für Schizophrenie-Therapie<br />

zugelassen ist, weil dafür<br />

Studien vorliegen. Es sollte laut Werbung<br />

aber auch bei schweren Depressionen,<br />

Persönlichkeitsstörungen oder Demenz<br />

verschrieben werden können.<br />

Das gilt auch für eine Reihe anderer Medikamente.<br />

Den verschreibenden Ärzten sollte<br />

zumindest klar sein, dass diese Verordnungen<br />

nicht nur für Patienten riskant sein<br />

könnten, sondern auch für sie selbst, weil<br />

sie sich bei negativen Folgen direkt strafbar<br />

machen können.<br />

Was könnte uns (kritische Konsumenten<br />

und kritische Ärzte) in Zukunft helfen,<br />

Manipulationen nicht hilflos ausgeliefert<br />

zu sein?<br />

• die Lektüre von unabhängiger Pharma-<br />

<strong>Info</strong>rmation (z.B das „arzneitelegramm“)<br />

• das Studium der „confl icts of interest“, in<br />

denen jeder Wissenschaftler seine geschäftlichen<br />

Verbindungen zur Pharmaindustrie<br />

deklarieren muss – englische<br />

Medizin-Journalisten haben <strong>2008</strong> eine<br />

Liste von 100 internationalen Experten<br />

zusammengestellt, die in den letzten 5<br />

Jahren kein Geld von der Pharmaindustrie<br />

bekommen haben und für unabhängige<br />

<strong>Info</strong>rmationen zur Verfügung stehen<br />

(www.healthnewsreview.org/independentexperts.php)<br />

• Aufforderungen an die Med-Uni-Graz,<br />

die für die Ausbildung zukünftiger Ärzte<br />

verantwortlich ist, dafür zu sorgen, dass<br />

endlich unabhängige Pharma-<strong>Info</strong>rmationen<br />

und Behandlungsleitlinien nach wissenschaftlichen<br />

und nicht kommerziellen<br />

Interessen stattfi ndet.<br />

• Verpfl ichtende Veröffentlichung auch von<br />

Studien, die ein (für den Auftraggeber)<br />

negatives Ergebnis haben: seit 9/08 sind<br />

in den USA alle Forscher verpfl ichtet, alle<br />

Studien – zu Beginn und dann deren Ergebnisse<br />

– zu veröffentlichen, und zwar<br />

auf einer staatlichen Liste (http://clinicaltrials.gov),<br />

um eine Unterdrückung zu<br />

verhindern. Bei Antidepressiva z.B wurde<br />

ein Drittel der Studien mit negativem Inhalt<br />

nicht veröffentlicht<br />

(NEnglJMed <strong>2008</strong>-358;252-60 BMJ 336:165-224)<br />

• Verschärfung der Einkaufpolitik der Krankenkassen:<br />

keine pseudoinnovativen<br />

Medikamente zulassen – nicht eine Fülle<br />

von Mitteln für dieselbe Wirkung zur<br />

Verfügung stellen, um dann die Ärzte in<br />

Briefen zu drangsalieren, sie hätten sich<br />

unbotmäßiger Weise für die teurere Variante<br />

entschieden!<br />

• Reduktion der Medikamente gemeinsam<br />

mit Arzt und Patient auf das notwendige<br />

Minimum: nach dem <strong>Info</strong> der steirische<br />

GKK erhalten 13% der 60-70jährigen und<br />

29% der über 90-Jährigen mehr als 13<br />

verschiedene Wirkstoffe !<br />

Gustav Mittelbach<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong><br />

15


KORRUPTE MEDIZIN<br />

KORRUPTE MEDIZIN<br />

ÄRZTE ALS KOMPLIZEN DER KONZERNE<br />

VON HANS WEISS<br />

Hans Weiss, Korrupte Medizin – Ärzte als Komplizen der Konzerne,<br />

© Verlag Kiepenheuer&Witsch<br />

Dieses Buch ist allen LeserInnen, die schon<br />

immer an der Ethik der Pharmaindustrie<br />

zweifelten, deshalb zu empfehlen, weil allein<br />

nur der Blick auf das Marketingmanagement<br />

dieser Industrie deren schlimmste<br />

Befürchtungen übertreffen wird.<br />

Jenen LeserInnen, die immer noch glauben,<br />

dass viele Spitzen der medizinischen<br />

Forschung über jeden Zweifel der Korrumpierbarkeit<br />

erhaben sind, werden durch das<br />

Buch eines Besseren belehrt. Zumal man<br />

annehmen kann, dass die Recherchen und<br />

Behauptungen von Hans Weiss juridisch<br />

sattelfest sind, denn weder der Autor, noch<br />

der Verlag könnten es sich leisten, Schadenersatzklagen<br />

der Pharmariesen zu bezahlen.<br />

Selbst als einem, der dem Medizinisch-<br />

Industriellen-Komplex kritisch gegenüber<br />

steht, blieb gewissermaßen der Mund offen:<br />

als ich lesen musste, dass z.B. die Kassen<br />

für die Jahreskosten des (ohnehin umstrittenen)<br />

Medikaments Zyprexa 4580 Euro bezahlten,<br />

während der Preis für den Wirkstoff<br />

ca. 8,50 Euro, also 0,19 Prozent (im Jahr!!)<br />

betrug.<br />

Was andere Medikamente wirklich (Wirkstoffanteil)<br />

kosten : Adalat: 1,4%, Aspirin<br />

0,1%, Nexium 2,3%, Viagra 0,15%, Sortis<br />

1,9% ...<br />

Auch zeichnen sich die Honorare, welche<br />

die Industrie den so genannten „SpitzenmedizinerInnen“<br />

für Beratungen bezahlt, paradiesisch,<br />

beinahe unglaublich aus:<br />

Von 300 bis 3000 Dollar pro Stunde!!! ist da<br />

die Rede, an Moderationshonoraren werden<br />

zwischen 2100 bis 3726 Dollar bezahlt.<br />

Oder: Dass die Firmen Novartis, Bayer,<br />

GlaxoSmithKline und andere Firmen wegen<br />

rechtswidriger und unethischer Praktiken<br />

vor Gericht standen oder Schadenersatz<br />

bezahlten.<br />

„Betrug im großen Stil, Anklage wegen Korruption<br />

und Bildung einer kriminellen Vereinigung,<br />

betrügerische Preismanipulationen,<br />

Verheimlichung von Nebenwirkungsrisiken,<br />

Verdacht auf Bestechung und Beihilfe zur<br />

Steuerhinterziehung, ..... 45 Seiten sind allein<br />

diesem Kapitel gewidmet.<br />

Eine Frage lässt jedoch Hans Weiss zum<br />

Teil unbeantwortet: Da die Überprüfung der<br />

Wirksamkeit von Medikamenten den europäischen<br />

und nationalen Zulassungsbehörden<br />

und das Ausverhandeln des Medikamentenpreises<br />

den Spitzen der Sozialversicherungen<br />

obliegen und so Versicherungsbeiträge<br />

in Milliardenhöhe in Richtung Pharmakonzerne<br />

verschoben werden, sollte die<br />

Frage nach der Korruption und Komplizenschaft<br />

nicht nur ÄrztInnen gestellt werden.<br />

Rainer Possert<br />

16 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong>


Gemeinsamer offener Brief an EU-Präsident Barroso<br />

bezüglich des „Arzneimittel-Paketes<br />

José Manuel Barroso<br />

Präsident der Europäischen<br />

Kommission<br />

200. Rue de la Loi<br />

B - 1049 Brüssel<br />

Belgien<br />

20.11.<strong>2008</strong><br />

Betrifft:<br />

Freigabe des „Arzneimittel-Paketes“ zur weiteren Diskussion durch die<br />

EU-Kommissare und im Folgenden durch das Europäische Parlament<br />

Sehr geehrter Präsident Barroso,<br />

in den nächsten Tagen werden Sie über die Freigabe des sogenannten „Arzneimittel-<br />

Paketes“ zur weiteren Diskussion durch die EU-Kommissare entscheiden, dass unter<br />

anderem eine Änderung der Richtlinien zu Arzneimitteln im Bereich Werbung vorsieht.<br />

Die unterzeichnenden Organisationen sind über die geplanten Änderungen sehr besorgt. So<br />

wird beabsichtigt, die Rolle der Pharmaindustrie bei der Bereitstellung von<br />

VerbraucherInneninformation zu stärken. In der Einbindung von Akteuren, die ein<br />

kommerzielles Interesse am Absatz ihrer Produkte haben, sehen wir einen eklatanten<br />

Interessenkonflikt. Diese Bedenken wurden auch von einer überwältigenden Zahl von<br />

Organisationen und MitarbeiterInnen aus dem Gesundheitswesen, Versicherern,<br />

PatientInnengruppen, VerbraucherInnenorganisationen und zivilgesellschaftlichen Gruppen<br />

aus ganz Europa während der letzten öffentlichen EU-Konsultation eingebracht. Doch<br />

spiegeln sich diese Bedenken bisher in keiner Weise in den vorgesehenen Änderungen<br />

wider.<br />

In Deutschland hat sich ein breites Bündnis für eine industrieunabhängige<br />

PatientInneninformation ausgesprochen: Von der Arzneimittelkommission der Deutschen<br />

Ärzteschaft 1 über PatientInnen- und Verbraucherschutzorganisationen bis zur<br />

Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände 2 sowie vielen zivilgesellschaftlichen<br />

Gruppen. Sie sind damit auf einer Linie mit den Forderungen der deutschen<br />

Bundesregierung. Alle sehen durch die Ausweitung der Rechte der Pharmaindustrie im<br />

Bereich PatientInneninformation, die Gesundheit der Bevölkerung unmittelbar gefährdet.<br />

Denn:<br />

<br />

Erfahrungen aus den USA und Neuseeland zeigen, dass vor allem neue und teure<br />

(patentgeschützte) Arzneimittel beworben werden. Die Folge ist das Ansteigen der<br />

Ausgaben im Gesundheitsbereich, ohne dass erkennbar ist, dass sich dadurch<br />

gleichzeitig die Gesundheit der Bevölkerung verbessert.<br />

Schon heute nutzen Pharmafirmen gesetzliche Regelungslücken und mangelnde<br />

Überwachung durch die Behörden, um irreführende Gesundheitsinformationen und<br />

indirekte Produktwerbung auch für rezeptpflichtige Arzneimittel z.B. über das Internet<br />

zu verbreiten. 3<br />

1 Deutscher Schon Ärztetag jetzt <strong>2008</strong>, weist http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=0.2.20.5711.6202.6249<br />

die <strong>Info</strong>rmationsstrategie der Pharmaindustrie gegenüber<br />

2 Deutscher VerbraucherInnen Apothekertag <strong>2008</strong>, und Resolution ÄrztInnen für werbefreie zahlreiche Patienteninformation:<br />

Mängel auf. Dazu gehören unter<br />

http://www.abda.de/fileadmin/downloads/<strong>2008</strong>_PMs/Resolution_fuer_werbefreie_Patienteninformationen.pdf<br />

anderem vielfältige Formen der Desinformation, die Unterdrückung bzw. die<br />

Manipulation negativer Studienergebnisse etc.. 4<br />

Aus diesen Gründen ist mit der Einbringung des geplanten Gesetzespaketes und der darin<br />

vorgesehenen Rolle für die pharmazeutische Industrie keine objektive und<br />

interessenunabhängige <strong>Info</strong>rmation zu erwarten, auf die sich VerbraucherInnen aus Gründen<br />

des Gesundheitsschutzes aber unbedingt verlassen können müssen.<br />

Die EU-Kommission ist nach Artikel 152 des EU-Vertrages dazu verpflichtet, den<br />

gesundheitlichen Schutz ihrer Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten. Daher ist der<br />

öffentlichen Gesundheit in allen (Gesetzes)entscheidungen oberste Priorität einzuräumen.<br />

Insofern halten wir es für äußerst zweifelhaft, dass die Verantwortung für den genannten<br />

Richtlinienvorschlag beim Direktorat Industrie und Unternehmen liegt und nicht beim<br />

Direktorat Gesundheit und Verbraucherschutz angesiedelt ist. Gesundheitsinteressen muss<br />

gegenüber Vermarktungsinteresse unbedingt Vorrang eingeräumt werden.<br />

Dass es im Vorfeld bereits innerhalb der EU-Kommission erhebliche Uneinigkeit gegeben<br />

hat, die zu einer Streichung des Tagesordnungspunktes von der Agenda des Treffens der<br />

EU-Kommissare am 16.10.<strong>2008</strong> geführt hat, ist ein Indikator dafür, dass weiterhin ein<br />

erheblicher Diskussionsbedarf besteht. Diese Debatte sollte öffentlich und mit größter<br />

Transparenz durchgeführt werden.<br />

Die unterzeichnenden Organisationen fordern Sie daher auf, den geäußerten Bedenken im<br />

Sinne des Schutzes der EU-BürgerInnen Rechnung zu tragen und die Annahme des<br />

„Arzneimittel-Paketes“ abzulehnen.<br />

Mit hochachtungsvollen Grüßen<br />

Die UnterzeichnerInnen (siehe unten)<br />

Finden Sie anbei die gemeinsame Stellungnahme: PatientInnen nicht im Regen stehen<br />

lassen – für eine industrieunabhängige Patienteninformation“ (in deutscher und in englischer<br />

Sprache). Diese wird neben den InitiatorInnen von mittlerweile 25 deutschen Organisationen<br />

unterstützt. 5<br />

Dieser Brief wird ebenfalls verschickt an<br />

- alle EU-Kommissare<br />

- die Ständigen VertreterInnen der Mitgliedsstaaten<br />

- Presse<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong><br />

3 Beispiele siehe: Gemeinsame Stellungnahme der BUKO Pharma-Kampagne, Ärzteorganisation IPPNW,<br />

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, BundesArbeitsgemeinschaft der PatientInnenstellen und -<br />

initiativen: „PatientInnen nicht im Regen stehen lassen – für eine industrieunabhängige Patienteninformation“,<br />

17


<strong>SMZ</strong> AKTUELL !<br />

SEXUALITÄT IM<br />

ALTER ?<br />

Was bedeutet eigentlich „alt“? Und ab wann wird<br />

man von der Gesellschaft gleichsam von Außen betrachtet<br />

und sitzt im „Käfig der Alten“?<br />

Diese Themen hängen zwar nicht unmittelbar mit<br />

Sexualität zusammen, sie verweisen jedoch darauf,<br />

dass auch emotionale und sexuelle Bedürfnisse nur<br />

im Kontext gesellschaftlicher Definitionen und Zuschreibungen<br />

gelebt werden können.<br />

Tabuthema Alterssexualität<br />

Eine dieser Zuschreibungen erfolgt durch<br />

die Tabuisierung der „Alterssexualität“. Der<br />

alte Körper wird in der Werbung nur selten<br />

gezeigt, Kinofi lme porträtieren bei romantischen<br />

Szenen meist jugendliche Gestalten,<br />

und Alter wird immer im Zusammenhang<br />

mit Problemen genannt. Man redet ständig<br />

von der „Überalterung“, etwas ist „veraltet“,<br />

alte Menschen werden dement, senil, pfl e-<br />

gebedürftig. Der „lebendige, lustvolle alte<br />

Mensch“, so Gustav Mittelbach (<strong>SMZ</strong>) wird<br />

von der Öffentlichkeit nicht thematisiert.<br />

Sexualität wird mit Jugendlichkeit, Vitalität,<br />

Schönheit in Verbindung gebracht, aber<br />

sicher nicht mit Pfl ege. Umso spannender<br />

daher die Auseinandersetzung mit einer<br />

Thematik, die viele Tabubereiche berührt:<br />

die Sexualität alter Menschen in Betreuungseinrichtungen.<br />

Mag. Christine Jessner widmete sich dieser<br />

Materie in ihrer Diplomarbeit und referierte<br />

darüber am Montag, den 24. November im<br />

<strong>SMZ</strong>. Die humorvolle und kompetente Moderation<br />

der Veranstaltung übernahm die<br />

Sexualtherapeutin des <strong>SMZ</strong>, Dr. Ulrike Körbitz.<br />

Sowohl Pfl egende als auch Pfl egepersonen<br />

sollten quasi asexuelle Wesen sein,<br />

keine erotischen Bedürfnisse zeigen, keine<br />

Scham, keinen Ekel und keine Lust empfi n-<br />

den. Viele Pfl egepersonen fühlen sich von<br />

sexuellen Bedürfnissen, Aussagen oder<br />

Handlungen der Gepfl egten überfordert und<br />

wissen nicht, wie sie darauf reagieren können<br />

oder sollen.<br />

Der Pfl egeberuf als intimster Beruf gehe<br />

weit über eine Dienstleistung hinaus (so<br />

Erich Grond) und müsse daher auch mehr<br />

Wertschätzung erfahren. In den Teambesprechungen<br />

des Pfl egepersonals werde<br />

meist über allgemeine Dinge wie Dienstpläne<br />

gesprochen; sensible und intime<br />

Themen hätten in diesem Rahmen keinen<br />

Platz. Jessner fordert daher bereits in der<br />

Pfl egeausbildung mehr theoretisches Hintergrundwissen<br />

über Sexualität im Alter und<br />

auch vermehrt Einzelsupervisionen für Pfl e-<br />

gekräfte.<br />

Sexualität oder Zärtlichkeit?<br />

Frau Jessner und ihre Kollegin, Mag. Horkava,<br />

untersuchten in ihrer Diplomarbeit zwei<br />

öffentliche und zwei private Institutionen in<br />

Graz. Einige Ergebnisse:<br />

Das Ausleben sexueller Bedürfnisse in<br />

Institutionen wird durch drei Faktoren erschwert:<br />

Erstens sind 80-90% der Bewohner Frauen,<br />

zweitens leben die wenigen Männer sehr<br />

zurückgezogen und nehmen an den Aktivitäten<br />

in der Institution kaum teil. Drittens,<br />

und besonders schwerwiegend, sind die<br />

Zimmer selten versperrbar, worunter das Intimleben<br />

natürlich leidet. „Vor allem Frauen<br />

18 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong>


haben im Gegensatz zu Männern nicht die<br />

Möglichkeit, ein Bordell zu besuchen, da es<br />

für sie diesbezüglich kein Angebot gibt“, so<br />

ein Diskussionsbeitrag.<br />

Allerdings ergaben die empirischen Untersuchungen<br />

von Frau Jessner und ihrer Kollegin,<br />

dass sich viele Frauen der Generation<br />

über 70 eher „Seelenverwandte“ als Sexualpartner<br />

wünschen. Sie suchen Geborgenheit,<br />

Zärtlichkeit und Körperkontakt und<br />

betonen dabei auch die zentrale Bedeutung<br />

der Pfl egepersonen. Manche Frauen<br />

empfi nden es auch als Ausdruck einer neu<br />

gewonnenen Unabhängigkeit, nicht mehr<br />

jemandem sexuell verpfl ichtet zu sein. Vor<br />

allem in den beiden privaten Institutionen,<br />

in denen sich Frauen aus höheren Gesellschaftsschichten<br />

befi nden, wurde Sexualität<br />

nicht wirklich thematisiert; dies lässt auch<br />

Rückschlüsse auf biographische Aspekte<br />

wie Erziehung und Sozialisation zu.<br />

In den interessanten und zahlreichen Diskussionsbeiträgen<br />

wurde unter anderem<br />

das Nahverhältnis von Sexualität, Liebe,<br />

Pfl ege und Abhängigkeit angesprochen. Ein<br />

Altenpfl eger, der gerade die Ausbildung zum<br />

Sexualassistenten absolviert, meinte: „Es<br />

gibt genügend alte Menschen mit Behinderung,<br />

die sich nach Zärtlichkeit sehnen. Die<br />

Pfl ege darf jedoch nicht für die Sexualität<br />

verantwortlich sein!“.<br />

Holland: Prostitution auf Krankenschein<br />

Rainer Possert (<strong>SMZ</strong>) interessierte sich<br />

dafür, ob das Ausleben von homosexueller<br />

und heterosexueller Sexualität im Altersheim<br />

überhaupt möglich sei. Die Referentin<br />

verwies in diesem Zusammenhang auf die<br />

mangelnde Privatsphäre in solchen Institutionen.<br />

Vorschläge aus dem Publikum bezogen<br />

sich einerseits auf das holländische<br />

Modell, wonach Menschen, deren Auslebung<br />

von Sexualität durch verschiedene<br />

Faktoren erschwert wird, „Prostituierte auf<br />

Krankenschein“ erhalten. Die Einrichtung<br />

spezieller Räume in Institutionen, in denen<br />

auch körperliche Intimitäten möglich wären,<br />

sei allerdings mit Vorsicht zu genießen: die<br />

Schwelle, so einen Raum aufzusuchen und<br />

dabei möglicherweise beobachtet zu werden,<br />

sei sehr hoch.<br />

Von Seiten des Pfl egepersonals wurde abschließend<br />

die Forderung erhoben: „Man<br />

sollte lieber Sex in Einrichtungen sponsern,<br />

statt Unsummen für die Verschreibung von<br />

Pillen und Antidepressiva auszugeben!“.<br />

Inge Zelinka-Roitner<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong><br />

19


<strong>SMZ</strong> AKTUELL !<br />

VERTRETUNGSBEFUGNIS:<br />

MEIN VATER KANN<br />

NICHTS MEHR ALLEINE<br />

ENTSCHEIDEN!<br />

„Wie kann ich rechtlich abgesichert für meinen<br />

Vater, der auf Grund seiner fortgeschrittenen<br />

Demenzerkrankung selbst keine Entscheidungen<br />

mehr treffen kann, Dinge des<br />

Alltags regeln, auch wenn dieser vorher keine<br />

Wünsche fi xiert hat?“ Diese oder ähnlich<br />

lautende Fragen stellen sich Angehörige<br />

häufi g, wenn ein naher Verwandter erkrankt<br />

und in Folge seine alltäglichen Angelegenheiten<br />

nicht mehr korrekt durchführen kann.<br />

Hier wird eine Möglichkeit vorgestellt, die<br />

sich Vertretungsbefugnis nennt.<br />

Vertretungsbefugnis<br />

Seit kurzem ist die Beantragung einer Vertretungsbefugnis<br />

möglich, die in einer Notariatskanzlei<br />

kostenpfl ichtig festgelegt werden<br />

kann. Die ausgestellte Bestätigung wird<br />

als Nachweis für die Rechtmäßigkeit der<br />

Vertretung verwendet und kann bei den Behörden<br />

vorgelegt werden.<br />

Geltungsbereiche<br />

Eine Vertretungsbefugnis berechtigt eine<br />

bestimmte Person für den nahen Angehörigen<br />

Entscheidungen in den Bereichen<br />

• Alltagsgeschäfte (Rechnungen einzahlen,<br />

Einkäufe tätigen…)<br />

• Pfl ege (wer eventuell notwendige Pfl ege<br />

übernimmt)<br />

• Anträge für Unterstützungen und Beihilfen<br />

(zum Beispiel Pfl egegeldantrag, Gebührenbefreiungen<br />

beantragen)<br />

• Versicherungen zu fällen<br />

Nahe Verwandte<br />

Die Möglichkeit, nahe Angehörigen zu vertreten,<br />

haben nach Nachweis Eltern, EhepartnerInnen<br />

bzw. LebensgefährtInnen (seit<br />

mind. 3 Jahren im selben Haushalt) und<br />

volljährige Kinder.<br />

Um eine Vertretungsbefugnis zu bekommen,<br />

muss ein medizinisches Zeugnis vorliegen,<br />

in dem der Verlust der Einsichts- und<br />

Urteilsfähigkeit des zu vertretenden Verwandten<br />

festgestellt wurde.<br />

Eintragung und Einspruch<br />

Eine kostenpfl ichtige Eintragung erfolgt im<br />

„Österreichischen Zentralen Vertretungsverzeichnis“.<br />

Zweifelnde oder misstrauische Verwandte<br />

können jedoch auch Einwand beim Pfl egschaftsgericht<br />

oder bei einem Notar erheben.<br />

Heike Gremsl<br />

Gerne bieten die Sozialarbeiterinnen DSA Heike Gremsl und Mag. (FH) Petra Steiner im<br />

<strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> Beratung zu diesem Thema an oder können Sie bei rechtlich komplexeren<br />

Fragestellungen zu einer Rechtsberatung vermitteln.<br />

Kontakt unter 0316/42 8161 oder 0664/3438381<br />

20 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong>


BILDUNGSMÄNGEL<br />

GEFÄHRDEN IHRE<br />

GESUNDHEIT<br />

„Jetzt bin ich sensibler für dieses Thema<br />

geworden“, erklärte ein Arzt einige Wochen<br />

nach dem Vortrag „Bildungsmängel gefährden<br />

Ihre Gesundheit“, den Mag. Otto Rath<br />

im <strong>SMZ</strong> hielt. „Ich hab bei einem Patientengespräch<br />

erklärt, dass die Patientin die Tabletten<br />

so nehmen muss, wie beim letzten<br />

Mal. Als ich ihren fragenden Blick sah, hab<br />

ich mir gedacht: vielleicht hat sie damals<br />

schon den Beipacktext nicht verstanden<br />

und habe es ihr nochmals erklärt.“<br />

Beipacktexte:<br />

für 5 – 10 % unverständlich<br />

So selbstverständlich Gesundheitsinformationen<br />

für viele (besonders ÄrztInnen und<br />

ApothekerInnen) sind, so unverständlich<br />

sind diese <strong>Info</strong>rmationen für einen Teil der<br />

PatientInnen. „Menschen mit geringer Bildung<br />

haben oft gesundheitliche Probleme<br />

bzw. Probleme mit dem Gesundheitssystem“<br />

schildert Mag. Rath die Erfahrungen,<br />

die bei Basisbildungsangeboten des Vereins<br />

ISOP gemacht wurden. „Über die Zahl<br />

der Menschen, die unzureichend gebildet<br />

sind, gibt es leider nur Schätzungen“, bedauert<br />

Rath.<br />

Laut PISA-Studie können rund 20 % der<br />

SchülerInnen nicht ausreichend lesen, laut<br />

IALS (International Adult Literacy Survey)<br />

sind 5 – 10 % der Erwachsenen nicht in der<br />

Lage, einfachste <strong>Info</strong>rmationen wie z.B. die<br />

maximale Einnahmedauer aus Beipackzettel<br />

herauszufi ltern.<br />

Gesundheitskompetenz halbiert<br />

die Sterblichkeit<br />

Auch <strong>Info</strong>rmationen der Gesundheitsförderung<br />

kommen nur selten bei denen an, die<br />

sie dringend brauchen würden: Menschen<br />

mit mangelnder Bildung, die u. a. durch unsichere<br />

oder fehlende Beschäftigungsverhältnisse,<br />

schlechtere Lebensbedingungen<br />

aufgrund niedriger Einkommen, usw. statistisch<br />

gefährdeter sind, krank zu werden.<br />

Viel diskutiert wird in diesem Zusammenhang<br />

der Begriff der „Health Literacy“,<br />

der so genannten Gesundheitskompetenz,<br />

also jene Fähigkeit, <strong>Info</strong>rmationen zu fi nden<br />

und zu gebrauchen auf eine Art und Weise,<br />

die Gesundheit bewahrt und fördert (angelehnt<br />

an die Defi nition der WHO).<br />

Untersuchungen ergaben beispielsweise,<br />

dass die Sterblichkeit bei älteren Patienten<br />

mit geringer Gesundheitskompetenz fast<br />

doppelt so hoch ist wie bei Personen mit höherer<br />

Bildung. Außerdem führt eine bessere<br />

„Health Literacy“ bei verschiedenen Erkrankungen<br />

zu verstärkter Annahme von Präventionsangeboten<br />

und teilweise sogar zur<br />

Verbesserung des Gesundheitszustands<br />

der Betroffenen. 1<br />

Bildungsreform<br />

als Gesundheitsreform<br />

„Eine Bildungsreform wäre die beste Gesundheitsreform“,<br />

so treffend fasste Univ.<br />

Prof. Horst Noack, Teilnehmer an diesem<br />

Vortrag, mögliche Maßnahmen zusammen.<br />

Auch Mag. Otto Rath wie darauf hin, dass<br />

Ansätze auf individueller Ebene, wie die<br />

Stärkung der betroffenen Menschen, wichtig<br />

sind. Doch ohne Änderungen auf der Ebene<br />

des Gesundheitssystems – die Abstimmung<br />

der Angebote auf ihre NutzerInnen, vor allem<br />

ohne gesamtgesellschaftliche Veränderungen<br />

– sind diese Maßnahmen vollkommen<br />

unzureichend.<br />

Barbara Gruber<br />

1<br />

Bernard Braun, http://www.forum-gesundheitspolitik.de/artikel/artikel.pl?artikel= 0850, Stand 26.11.<strong>2008</strong> fasst Untersuchungen<br />

im Journal of General Internal Medicine, 21, Heft 8/ 2006 zusammen<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong><br />

21


<strong>SMZ</strong> AKTUELL !<br />

RAUCHFREI IN<br />

6 WOCHEN<br />

Eine erste Rückschau auf das seit <strong>2008</strong><br />

neu im <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> durchgeführte Angebot<br />

der Tabakentwöhnung zeigt, dass<br />

das Bewusstsein in Bezug auf das Rauchen<br />

gestiegen ist und viele Menschen<br />

die Unterstützung, bei ihrem Vorhaben<br />

Nichtraucher oder Nichtraucherin zu<br />

werden, annehmen wollen.<br />

Kursangebot in <strong>Liebenau</strong><br />

Seit Mai <strong>2008</strong> profi tieren Raucherinnen und<br />

Raucher von einem neuen Angebot im <strong>SMZ</strong><br />

<strong>Liebenau</strong>, das im Zuge der Tabakpräventionsstrategie<br />

des Landes in Kooperation mit<br />

VIVID durchgeführt wurde.<br />

Diplomsozialarbeiterin Heike Gremsl bietet<br />

nach der Ausbildung zur Tabakentwöhnungsexpertin<br />

die Kurse „Rauchfrei in 6<br />

Wochen“ in <strong>Liebenau</strong> als Unterstützung für<br />

starke RaucherInnen an, die ihre Abhängigkeit<br />

vom Nikotin beenden wollen.<br />

Vorteile durch das<br />

Ausdämpfen der Zigarette<br />

Es spricht viel dafür, das Rauchen aufzugeben,<br />

so der gemeinsame Tenor der TeilnehmerInnen<br />

der bisher vier im Jahr <strong>2008</strong><br />

angebotenen Tabakentwöhnungskurse.<br />

Ausschlaggebend für die Anmeldung zum<br />

Kurs „Rauchfrei in 6 Wochen“ ist aber häufi<br />

g die Sorge um die eigene Gesundheit und<br />

der Wunsch diese zu erhalten. Als weitere<br />

Vorteile eines Rauchstops werden ein verbesserter<br />

Geruchs- und Geschmackssinn,<br />

mehr Freiheit und Unabhängigkeit vom<br />

„Glimmstängel“ und nicht zu vergessen, die<br />

fi nanziellen Einsparungen von meist mehr<br />

als 1.000,- Euro (!!) pro Jahr genannt.<br />

Jede Woche ein Treffen<br />

Durch den wöchentlichen Kontakt mit der<br />

Kursleiterin und den anderen aufhörwilligen<br />

TeilnehmerInnen werden nicht nur die<br />

Motivation gestärkt, <strong>Info</strong>rmationen zum Gebrauch<br />

von Nikotinersatzpräparaten und<br />

bisher auf dem Markt befi ndlichen Medikamenten<br />

gegeben, Verhaltensweisen in Bezug<br />

auf das Rauchen besprochen, Alternativen<br />

dazu erarbeitet, sondern auch Entspannungsmöglichkeiten<br />

vorgestellt.<br />

Weitere Angebote<br />

Auch im Jahr 2009 besteht wieder für alle<br />

RaucherInnen die Chance mit Unterstützung<br />

durch das Angebot des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

und der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse,<br />

Ex-Raucher und Ex-Raucherin zu<br />

werden.<br />

Heike Gremsl<br />

Für nähere <strong>Info</strong>rmationen und Anmeldungen zum nächsten Kurs im <strong>SMZ</strong>, der am 15. Jänner<br />

2009 startet, nehmen Sie bitte Kontakt mit Diplomsozialarbeiterin Heike Gremsl unter<br />

0316/428161 bzw. 0664/3438381 auf, oder Sie holen sich weitere <strong>Info</strong>rmationen über die<br />

Helpline zur Rauchentwöhnung der STGKK unter 0316/ 8035 - 1919 in der Zeit von Montag<br />

bis Freitag 10-12 Uhr und Dienstag 14-16 Uhr.<br />

22 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong>


<strong>SMZ</strong> AKTUELL !<br />

BUCHBESPRECHUNG:<br />

KEIN KERNKRAFTWERK<br />

IN ZWENTENDORF<br />

– 30 JAHRE DANACH<br />

Als ich vor zwei Jahren von Sigrid Schönfelder,<br />

eine der Herausgeberinnen des Buches,<br />

darauf angesprochen wurde, einen Beitrag<br />

zu schreiben, habe ich mich zwar darüber<br />

gefreut, dass ich zu den Autoren gehören<br />

sollte, konnte mir jedoch überhaupt nichts<br />

unter dem Endergebnis vorstellen, da ich<br />

selbst genug Mühe hatte, mich an Details<br />

dieser Zeiten zu erinnern.<br />

Entstanden ist ein überaus interessantes<br />

Werk mit Beiträgen von 50 AutorInnen und<br />

an die 100 Fotos auf 326 Seiten. Die unterschiedlichen<br />

politischen Einschätzungen<br />

und persönlichen Sichtweisen haben mir<br />

jetzt, dreißig Jahre danach, einen besseren<br />

Überblick über die Anti-AKW-Bewegung<br />

verschafft, als ich ihn jemals hatte und mir<br />

vieles, das ich vergessen hatte, wieder in<br />

Erinnerung gerufen.<br />

„Um die Fehler der Vergangenheit nicht<br />

wiederholen zu müssen, sind Erinnern und<br />

Überliefern wichtig. Die Kultur und Pfl ege<br />

des Nichtvergessens ermöglicht einen klareren<br />

Blick in die Zukunft“, schreibt z. B.<br />

Friedrich Witzany in seinem Beitrag.<br />

Oder Mathilde Halla: “Wenn ich gefragt<br />

werde, ob sich mein persönlicher Einsatz<br />

gelohnt hat, kann ich mit gutem Gewissen<br />

sagen, dass ich im Rahmen meiner Möglichkeiten<br />

dazu beigetragen habe, den Widerstand<br />

gegen den atomaren Wahnsinn zu<br />

stärken. Wir sitzen nach wie vor auf einem<br />

atomaren Pulverfass und es werden noch<br />

viele andere Menschen kommen müssen,<br />

um dagegen zu kämpfen.“<br />

Peter Kreisky: „ Anton Benya drohte Bruno<br />

und Hannes Androsch mit einer Spaltung<br />

der SPÖ. Die „Sozialisten gegen AKW“ sowie<br />

die überparteilichen „Gewerkschafter<br />

gegen AKW“ hatten keinen leichten Stand<br />

... Immerhin gab es auf Veranlassung meines<br />

Vaters öffentliche Pro- und Kontra-Experten-Hearings.“<br />

Beatrix Neundlinger von den „Schmetterlingen“:<br />

„ Alle, die dabei waren, konnten diesen<br />

Stolz erleben, dass es möglich ist, als große<br />

Bewegung gegen politische Entscheidungen<br />

aufzustehen. Und die Erfahrung lehrte:<br />

gemeinsam sind wir stark. Das machte Mut<br />

– auch bei anderen Themen. Es war ein<br />

ganz wichtiger Schritt!“<br />

Gerade jetzt, da AKW-Betreiber mit fadenscheinigen<br />

Argumenten des Klimaschutzes<br />

nicht nur die alten Schrottanlagen so lange<br />

wie möglich betreiben, sondern auch neue<br />

AKWs errichten wollen, ist es für die jüngere<br />

Generation von Nutzen, sich die Argumentationslinien<br />

der Befürworter und Gegner<br />

anzueignen und vor allem auch den historischen<br />

Kontext anzusehen.<br />

An den Pro- und Kontra-Argumenten hat sich<br />

nichts Wesentliches geändert, außer dass<br />

inzwischen Tschernobyl mit tausenden von<br />

Toten „passiert“ ist. Und für die damaligen<br />

AktivistInnen ist dieses Buch allein schon<br />

deshalb lesenswert, weil ein Segment der<br />

persönlichen (politischen) Geschichte in die<br />

Gegenwart geholt werden kann. Ein Buch,<br />

das unbedingt in die Bibliothek gehört.<br />

Großer Dank gebührt den HerausgeberInnen<br />

und MitarbeiterInnen, die sich die Mühe<br />

gemacht haben, die Beiträge zusammenzutragen,<br />

auszuwählen und zu lektorieren:<br />

Heimo Halbrainer, Elke Murlasits, Sigrid<br />

Schönfelder, Maria Froihofer, Eva Taxbacher,<br />

Karl Wimmler.<br />

Rainer Possert<br />

BUCHTIPP: „Kein Kernkraftwerk in Zwentendorf – 30 Jahre danach“, Bibliothek der Provinz<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong><br />

23


<strong>SMZ</strong> AKTUELL !<br />

KREATIVWORKSHOP<br />

„FARBTON"<br />

Kreativität bringt uns mit unseren Potentialen<br />

in Kontakt und erweitert unsere Ausdrucksmöglichkeit.<br />

Die Lebensfreude kann gesteigert werden<br />

– dies wirkt sich nicht nur positiv auf die<br />

Psyche aus, auch die körperliche Gesundheit<br />

kann davon profi tieren und Selbstheilungskräfte<br />

können aktiviert werden.<br />

Eine neue Gruppe traf sich heuer zum "Farbton"<br />

Kreativworkshop im <strong>SMZ</strong> und – wie das<br />

Motto vermuten lässt – traten die TeilnehmerInnen<br />

mit Ton und Farben (Acrylfarben,<br />

Naturmaterialien auf Leinwänden, Papier,<br />

Spachtelmasse, Glasurfarben) in direktem<br />

Kontakt.<br />

Die Herangehensweisen waren unterschiedlich,<br />

so wie der Beziehungsaufbau<br />

innerhalb der TeilnehmerInnen, die eine<br />

vorsichtig, die andere furchtlos und geübt,<br />

die nächste ruhig und besonnen, ... und ich<br />

konnte/durfte dort und da unterstützend beistehen.<br />

Die TeilnehmerInnen schätzten den<br />

spielerisch-experimentelle Zugang, die meditativen<br />

Einstimmungen durch Musik und<br />

Texte sowie die wertfreie Atmosphäre, wo<br />

sie Neues ausprobieren und manchmal alte<br />

Aussagen wie „Ich bin nicht kreativ!" revidieren<br />

konnten.<br />

Bilder bekamen Bedeutungen, die Feuerbilder<br />

standen symbolhaft für das "Loslassen"<br />

z.B. von Altem. Stimmungsbilder entstanden<br />

und spiegelten die Wünsche, Gedanken<br />

und Umbruchpläne (berufl ich wie privat)<br />

der TeilnehmerInnen wider – oder es konnte<br />

einfach die Faszination für das Farbenspiel<br />

entdeckt werden.<br />

Ilonka Benedek<br />

Ilonka Benedek bietet schon seit einigen Jahren Workshops für PatientInnen und KlientInnen<br />

des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> sowie für andere Interessierte an.<br />

24 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong>


ANGEBOTE DES <strong>SMZ</strong> LIEBENAU<br />

ALLGEMEIN-MEDIZINISCHE PRAXISGEMEINSCHAFT<br />

Dr. Gustav Mittelbach, Dr. Rainer Possert (alle Kassen)<br />

Hausbesuche, Gesundenuntersuchungen, ärztliche Psychotherapie und Beratung,<br />

Behandlung von Suchterkrankungen, Akupunktur, Sozial-, Arbeits- und Umweltmedizin<br />

Terminvereinbarung unter 46 23 40<br />

SOZIALE DIENSTE / SOZIALMEDIZINISCHER<br />

PFLEGEDIENST IN KOOPERATION MIT DEM <strong>SMZ</strong><br />

Hilfestellung für kranke, alte und pfl egebedürftige Menschen in deren gewohntem<br />

Umfeld durch diplomierte Gesundheits- und Krankenschwestern, Alten- Pfl ege- und<br />

Heimhelferinnen. TEL 47 17 66 / e-mail: el.liebenau@smp-hkp.at<br />

PHYSIOTHERAPIE<br />

Akutschmerzbehandlung, Bewegungstherapie, Entspannungstechniken, Heilgymnastik<br />

durch eine diplomierte Physiotherapeutin. Therapieschwerpunkte: Neurologie und<br />

Orthopädie. Hausbesuche im Bezirk möglich. Tel. Anmeldung unter 46 23 40-15<br />

FAMILIENBERATUNG & RECHTSBERATUNG<br />

Anonyme und kostenlose Beratung durch Ärzte, PsychotherapeutInnen, SozialarbeiterInnen<br />

und JuristInnen. Donnerstag von 19 – 21 Uhr, Anm. unter 46 23 40<br />

PSYCHOTHERAPIE<br />

Gestalt- und Familientherapie, NLP, Systemische Therapie, Einzel- und Gruppentherapie<br />

sowie Kinderpsychotherapie. Teilkostenersatz durch die Krankenkassen. Anmeldung<br />

unter 46 23 40<br />

SOZIALE ARBEIT<br />

Beratung in sozialrechtlichen Fragen, Hilfen bei Kontakten zu Behörden, Hilfestellung<br />

bei Wohnungsproblemen, Arbeitslosigkeit,... Telefonische Kontaktaufnahme unter<br />

42 81 61 oder 0664/34 38 381 / e-mail: gremsl@smz.at / steiner@smz.at<br />

GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

Sozialmedizinische und gesundheitsförderliche Veranstaltungen; Durchführung von<br />

Projekten im Bereich Gesundheitsförderung. Kooperationen im Bezirk und mit anderen<br />

Organisationen. Kontakt unter 47 17 66-13 / e-mail: smz@smz.at<br />

SEXUALBERATUNG<br />

<strong>Info</strong>rmation, Beratung, Psychotherapie zu folgenden Bereichen: Beziehungskonfl ikte,<br />

Sexualprobleme, Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Homosexualität, Verhütungsfragen,<br />

Sexualaufklärung, Schwangerschaftskonfl ikten usw. Anmeldung (auch<br />

anonym) unter 46 23 40<br />

MEDIATION<br />

Hilfe bei familiären Auseinandersetzungen, Scheidung und Trennung; Entschärfung<br />

von Konfl ikten; Klärung von Streitpunkten; Unterstützung bei der Entwicklung eigener<br />

Lösungen. Auskunft und Anmeldung unter 0699/11 22 80 11<br />

WALKEN IM PARK – WIP<br />

Nordic Walking Gruppe jeden Donnerstag von 17 bis 18 Uhr, Treffpunkt im Hof des<br />

<strong>SMZ</strong>. Stöcke zum Probieren können ausgeborgt werden! <strong>Info</strong>rmation unter 47 17 66 -13<br />

25


P.b.b. Zulassungsnummer: GZ 02Z034445M; Verlagspostamt 8041 Graz

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