SMZ Liebenau Info Dez_2008
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ROUNDTABLE GRÜNANGER<br />
10 JAHRE<br />
ROUND TABLE<br />
GRÜNANGER<br />
10 JAHRE ZUR UNTERSTÜTZUNG<br />
DER BEWOHNERINNEN<br />
Das Wohngebiet Grünanger, eine aus alten<br />
Holzhütten bestehende Siedlung, die während<br />
des 2. Weltkrieges als Lager errichtet<br />
wurde, sollte vor ca. 10 Jahren auf Geheiß<br />
des damals zuständigen Stadtrates der FPÖ<br />
und mit Zustimmung der Stadtregierung<br />
abgerissen werden. Kurz vorher wurden<br />
Schausteller und Roma aus der Siedlung<br />
Eichbachgasse 900 vertrieben, indem die<br />
Zufahrt verbarrikadiert und eine Kompostierungsanlage<br />
der Stadt Graz errichtet wurde.<br />
Die zum Teil mittellosen Bewohnerinnen des<br />
Grünangers hatten also das Schlimmste –<br />
eine Umsiedlung und Zerstörung ihres bisherigen<br />
Wohnraumes – zu befürchten. Die<br />
Abrissbescheide für die Wohnungen waren<br />
bereits ausgestellt.<br />
Eine vom <strong>SMZ</strong> begonnene Unterschriftenaktion<br />
unter Mitwirkung zahlreicher BewohnerInnen<br />
und vor allem auch der katholischen<br />
und evangelischen Pfarren hatte Erfolg, da<br />
die zuständigen Politiker mit weiteren Solidaritätsaktionen<br />
und Protesten rechnen<br />
mussten.<br />
In einem Antwortschreiben an den damaligen<br />
Bürgermeister Alfred Stingl, der zum<br />
Ausdruck brachte, dass er den Abriss der<br />
Hütten nicht ablehnt, hieß es:<br />
„Wir wissen, dass viele der derzeitigen<br />
Grünanger BewohnerInnen nicht einfach<br />
„woanders eingliederbar“ sind. Auf Grund ihrer<br />
Persönlichkeiten, ihrer sozialen Verwurzelung<br />
und ihrer fi nanziellen Verhältnisse<br />
ist es kaum vorstellbar, dass sie in irgendwelchen<br />
Gemeindewohnungen problemlos<br />
leben können. ... Wir sind uns leider sicher,<br />
dass selbst bei vorhandenen Alternativen<br />
für die Mehrheit der BewohnerInnen, die<br />
ohnehin am Rande ihrer sozialen Belastbarkeit<br />
und Integrationsfähigkeit leben, jede<br />
Veränderung eine neuerliche Entwurzelung<br />
und eine schwere, möglicherweise nicht<br />
tragbare Belastung bedeutet“.<br />
Aus dem Kreis der AktivistInnen für die Erhaltung<br />
des Wohngebietes entstand der<br />
„Round-Table Grünanger“, der sich die Unterstützung<br />
der Bewohnerinnen, vor allem in<br />
Bezug auf die Erhaltung und Verbesserung<br />
des Wohnraums zum Ziel setzte. Die Ärzte<br />
und SozialarbeiterInnen des <strong>SMZ</strong> organisierten<br />
die regelmäßigen Treffen, zu denen<br />
VertreterInnen der katholischen und evangelischen<br />
Pfarren, des Team-on der Caritas,<br />
Beamte des Sozial- und Wohnungsamtes<br />
sowie Ernest Kaltenegger, seit 1998 Wohnungsstadtrat,<br />
hinzukamen.<br />
Mit den Ergebnissen der Gemeinderatswahl<br />
1998 (Wohnungsstadtrat Kaltenegger/KPÖ)<br />
waren die Abrisspläne vom Tisch, Wohnungen<br />
wurden weiter saniert, neue Sozialwohnungen<br />
errichtet und ein Forschungsprojekt<br />
der Soziologin des <strong>SMZ</strong> – Mag. Saskia Dyk<br />
– begründete die Notwendigkeit des Erhalts<br />
des Grünangers auf sozialwissenschaftlicher<br />
Grundlage:<br />
10 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong>