SMZ Liebenau Info Juli_2007
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<strong>SMZ</strong><br />
INFO<br />
WUNSCH UND WIRKLICHKEIT<br />
: THEMEN<br />
* Die Wirtschaft mit der Pflege *<br />
* Zwischen Wunsch und Wirklichkeit<br />
Die allgemeinmedizinische Ausbildung *<br />
* Gesundheitsziele Steiermark *<br />
* Tipps für ihre Reiseapotheke *<br />
* Wo und wie die e-card im Ausland schützt *<br />
Sozialmedizinisches<br />
Zentrum<br />
S M Z I N F O J U L I 2 0 0 7<br />
<strong>Liebenau</strong>
INHALT<br />
EDITORIAL 01<br />
DIE WIRTSCHAFT MIT DER PFLEGE 02<br />
„GESUNDHEITSZIELE STEIERMARK <strong>2007</strong>“<br />
ERSTMALS ORIENTIERT AUF DIE VERRINGERUNG SOZIALER UNGLEICHHEIT? 04<br />
ZWISCHEN WUNSCH UND WIRKLICHKEIT<br />
DIE ALLGEMEIN-MEDIZINISCHE AUSBILDUNG 06<br />
WO UND WIE DIE E-CARD IM AUSLAND SCHÜTZT 08<br />
TIPPS FÜR IHRE REISEAPOTHEKE 09<br />
AUFGESCHNAPPT 10<br />
TIPPS RUND UM DAS PFLEGEGELD 11<br />
KINDER, DIE SICH INS KOMA TRINKEN 12<br />
MASSNAHMEN FÜR EIN GESUNDES LEBEN IM BEZIRK 13<br />
DAS KAPITAL UND DIE „SCHLAGWORTMEDIZIN“ 14<br />
ANGEBOTE DES <strong>SMZ</strong> LIEBENAU 17<br />
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBERiN<br />
<strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
<strong>Liebenau</strong>er Hauptstraße 102-104 a, 8041 Graz T (0316) 471766-13 F (0316) 462340-19 E smz@smz.at<br />
VEREINSREGISTER ZVR: 433702025 REDAKTION Dr. Rainer Possert, Mag. a Sonja Pichler,<br />
Mag. a Dr. in Inge Zelinka-Roitner MITARBEITERINNEN DIESER AUSGABE Dr. Gustav Mittelbach,<br />
Mag. a Sonja Pichler, Dr. Rainer Possert, Heilwig Possert – Lachnit MSc, Dr. Martin Sprenger,<br />
Mag. a Dr. in Inge Zelinka-Roitner<br />
FOTOS Cover © Dr. Rainer Possert, S.3, S.13 © Heilwig Possert – Lachnit, S.5 © <strong>SMZ</strong><br />
S. 8, S. 15 li © pixelio.de, S.15. re © Astrid Lind<br />
LAYOUT + SATZ CUBA, graz www.cubaliebtdich.at DRUCK Dorrong, Graz AUFLAGE 1.300 Stk.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2007</strong>
EDITORIAL<br />
Jedes <strong>SMZ</strong>–<strong>Info</strong> stellt den Versuch dar, praktische<br />
<strong>Info</strong>rmationen für PatientInnen des <strong>SMZ</strong>,<br />
Berichte über unsere Veranstaltungen und gesundheitspolitisch<br />
relevante Themen unter einen<br />
Hut zu bringen und dabei noch aktuell zu<br />
bleiben. Eine – zumindest für Nicht-Journalisten<br />
– schwierige Aufgabe, die zu erfüllen uns<br />
jedoch wichtig ist, da das <strong>SMZ</strong> aus unserer<br />
Sicht eine so genannte „Leuchtturmfunktion“<br />
hat: Die Umsetzung des viel beschworenen<br />
„bio-psycho-sozialen“ Gesundheitsparadigmas<br />
in die PatientInnenversorgung ist möglich,<br />
vorausgesetzt - so genannte „Akteure“ im Gesundheitswesen<br />
wollen dies tatsächlich.<br />
Ein Vorhaben, an dem durchaus gezweifelt<br />
werden kann, betrachtet man die Einengung<br />
der meisten Gesundheitsdiskussionen auf<br />
ökonomische Kategorien oder die Tatsache,<br />
wie sehr Aus- und Fortbildung der MedizinnerInnen<br />
oder die Forschung „am Tropf“ der<br />
Pharma- und Medizinindustrie hängen.<br />
Was bei allen „Reformdiskussionen“ – auch<br />
in der Pflegedebatte konsequent unter den<br />
Tisch fallen gelassen wird: die Tatsache, dass<br />
die Unterschiede in der Lebenserwartung<br />
zwischen Angehörigen der Ober- und Unterschicht<br />
nach wie bis zu 10 Jahre betragen!<br />
Meine Vermutung: Diskussionen werden von<br />
einer Oberschicht (PolitikerInnen, JournalistInnen,<br />
MedizinerInnen, ÖkonomInnen...) geführt,<br />
die gar nicht gerne hinsehen will, dass<br />
sie (auf Kosten??) im Gegensatz zu - Angehörigen<br />
der Unterschicht - ein komfortables,<br />
abwechslungreiches und in der Regel langes<br />
Leben genießen können.<br />
Um vor Drucklegung noch aktuell zu bleiben:<br />
Die Hersteller des HPV-Impfstoffs (Impfung<br />
gegen Gebärmutterhalskrebs) versuchen auch<br />
in Österreich, die bereits international ins Leere<br />
gelaufene Werbekampagne durch neuerliche<br />
Medienpräsenz für ihr teures Produkt flott zu<br />
bekommen. Zuletzt sollte Gesundheitslandesrat<br />
Hirt in der „Kleinen Zeitung“ „aufgeweckt“<br />
werden, seine abwartende Haltung zu ändern,<br />
und öffentliche Mittel über die Subventionierung<br />
des Impfstoffes an die Hersteller zu<br />
verschenken.<br />
Dazu Univ. Prof. Rolf Rosenbrock, Leiter der<br />
Forschungsgruppe Public Health im Wissenschaftszentrum<br />
Berlin: „Von einem Durchbruch<br />
in der Krebstherapie kann schon deshalb<br />
keine Rede sein, weil das Zervix-Karzinom<br />
ein relativ seltener Krebs ist......der nur<br />
1,76% der Krebssterblichkeit bei Frauen erklärt.<br />
Durchbruch stimmt auch deshalb nicht,<br />
weil die Impfstrategie nicht weit trägt. Von den<br />
häufigsten Karzinomen weist wohl keines eine<br />
Virusinfektion als notwendige Bedingungen<br />
auf.“ Rosenbrock tritt auch dafür ein, die Teilnahmemöglichkeiten<br />
von Frauen aus unteren<br />
sozialen Schichten an den Früherkennungsprogrammen<br />
zu verbessern, da bei diesen das<br />
Zervix - Karzinom 3 x häufiger auftritt. (zitiert<br />
aus: Zeitschrift für Allgemeinmedizin 5/<strong>2007</strong>;<br />
S. 183-184).<br />
Rainer Possert<br />
MitarbeiterInnen<br />
des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> und<br />
der Sozialen Dienste / SMP<br />
<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2007</strong><br />
01
DIE WIRTSCHAFT<br />
MIT DER PFLEGE<br />
Die Pflege älterer Menschen wird in Politik und Gesellschaft meist als Kostenfrage debattiert.<br />
Die Ironie dabei: Trotz Fokus auf ökonomische Aspekte werden die kostengünstigeren<br />
Lösungen nicht honoriert. So werden etwa pflegende Angehörige von der öffentlichen<br />
Hand zu wenig subventioniert.<br />
Bis zum Jahr 2010 wird in Österreich ein<br />
Mehrbedarf von insgesamt 6.000 Pflegekräften<br />
herrschen, 1 bis 2020 werden etwa 80%<br />
mehr Pflegebetten benötigt werden und die<br />
Zahl der pflegebedürftigen Menschen wird<br />
sich bis 2030 verdoppeln. 2 Des einen Leid,<br />
des anderen Freud: Während auf Bund,<br />
Länder und Gemeinden vermehrte Kosten<br />
zukommen, profitieren private Pflegeheimbetreiber<br />
und Anbieter ambulanter Pflegedienste<br />
von dieser Entwicklung. Auffallend<br />
ist, dass die Pflegedebatte - wie die meisten<br />
Gesundheitsdiskussionen der letzten Jahre<br />
– viel mehr um das Thema Geld und weit<br />
weniger um das Thema Qualität kreist.<br />
Wenn man schon das Kostenargument in<br />
den Vordergrund rückt, ist es zumindest<br />
fragwürdig, die Betreuung von Pflegebedürftigen<br />
in Heimen öffentlich viel stärker<br />
zu subventionieren als deren Betreuung zu<br />
Hause. Sozialwissenschaftler Bernd Marin<br />
analysiert in diesem Zusammenhang,<br />
dass nur rund 20% der Pflegebedürftigen in<br />
Österreich in Heimen untergebracht seien,<br />
dagegen aber 96% der öffentlichen Mittel<br />
(abgesehen vom Pflegegeld) für diese ausgegeben<br />
würden. Marin meint dazu, dass<br />
jede Person in Heimpflege für den Staat im<br />
Schnitt 100mal so teuer sei wie ein zu Hause<br />
betreuter Mensch. 3 Da also ein Mensch,<br />
der zu Hause gepflegt wird, für die öffentliche<br />
Hand vergleichsweise „billig“ ist, sollte<br />
der Staat diese Art der Pflege so gut wie<br />
möglich unterstützen. Land und Gemeinde<br />
zahlen für jede(n) HeimbewohnerIn durchschnittlich<br />
€ 750 monatlich dazu, während<br />
Menschen, die ihre Angehörigen zu Hause<br />
pflegen, nur bei der 24-Stunden-Pflege ab<br />
Pflegestufe drei Unterstützung bekommen.<br />
Hier müsste sich die Politik vermehrt dafür<br />
einsetzen, dass es finanzielle Erleichterungen<br />
für pflegende Angehörige gibt: z.B.<br />
massive Steuererleichterungen, Gebührenbefreiungen<br />
(etwa bei Betriebskosten,<br />
Kanal- und Abfallgebühren) und Zuschüsse<br />
(etwa bei Heizkosten, Strom etc.).<br />
Sozialwirtschafter Stephan Schulmeister<br />
präsentiert eine andere Rechnung, um<br />
Pflege für die Betroffenen kostengünstiger<br />
gestalten zu können. Er schlägt vor, dass<br />
jene Menschen in Österreich, die über ein<br />
Vermögen von mehr als 300.000 Euro verfügen,<br />
jährlich 0,5% Steuern zahlen sollten.<br />
Damit würde eine zweckgebundene, zusätzliche<br />
Finanzierung der Pflege über die<br />
Vermögenssteuer geschaffen, die jährlich<br />
2,7 Milliarden Euro mehr bringe. Sozialminister<br />
Erwin Buchinger könnte sich durchaus<br />
für die Idee begeistern, rechnet aber<br />
mit dem Widerstand des Koalitionspartners.<br />
Buchinger plädiert auch entschieden dafür,<br />
dass die Pflege Aufgabe eines solidarischen<br />
Sozialstaates bleiben müsse. 4 Schulmeister<br />
kritisiert, dass die Politik sich vor dieser<br />
Verantwortung drücke, da christlich-soziale<br />
Positionen immer mehr in den Hintergrund<br />
rückten und auch das „offensiv Soziale in<br />
der Sozialdemokratie“ an Bedeutung verloren<br />
habe. 5<br />
Interessant ist in diesem Zusammenhang,<br />
dass sich alle Beteiligten der verschiedenen<br />
politischen Lager darüber einig sind,<br />
eine Diskussion über die Finanzierbarkeit<br />
der Pflege in den Vordergrund zu stellen.<br />
Über eine Verbesserung der Qualität der<br />
Pflege und eine gesamtgesellschaftliche<br />
Diskussion, was uns alte Menschen wert<br />
02 <strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2007</strong>
sein sollten, wird kaum gesprochen. Neue<br />
Formen der Betreuung wie etwa Tagesbetreuungseinrichtungen,<br />
Senioren-Wohngemeinschaften<br />
oder der verstärkte Einsatz<br />
der mobilen Dienste werden von den Ländern<br />
nicht unbedingt gefördert. Sozialwissenschaftler<br />
Bernd Marin meint in diesem<br />
Zusammenhang, dass die Länder bereits<br />
im Jahre 1993 den Ausbau von Betreuungseinrichtungen<br />
versprochen hätten, in dieser<br />
Frage bis heute jedoch „schwer säumig“ geblieben<br />
seien. 6<br />
Die Länder verweigerten zunächst auch ihre<br />
Mitwirkung bei der geplanten Neuregelung<br />
der illegalen 24-Stunden-Pflege. Nun hat<br />
sich die Koalitionsregierung nach endlosen<br />
Streitereien endlich auf ein „Reförmchen“ im<br />
Pflegebereich geeinigt, das von Kanzler Gusenbauer<br />
als „Meilenstein“, von Vizekanzler<br />
Molterer als „Durchbruch“ bezeichnet wurde:<br />
Zum Ersten wird die Amnestie für illegale<br />
Pflege bis zum Jahresende verlängert.<br />
Zweitens werden nun sowohl für legal angestellte,<br />
als auch für selbständige PflegerInnen<br />
staatliche Zuschüsse bezahlt. Die neue<br />
Regelung gilt nun für alle Personen, die zu<br />
Hause eine 24-Stunden-Pflege benötigen<br />
und mindestens Pflegestufe drei beanspruchen.<br />
7 Für angestellte PflegerInnen zahlt<br />
der Staat monatlich bis zu € 800 dazu, für<br />
selbständige € 225. Bis dato gibt es allerdings<br />
noch keine Normen, wer den Bedarf<br />
einer 24-Stunden-Pflege feststellt. 8 Pflegende<br />
Angehörige fühlen sich jedoch durch<br />
diese Maßnahme kaum unterstützt: So<br />
glaubt etwa der Sozialminister selbst, dass<br />
nur jeder Zehnte der betroffenen 140.000<br />
Pflegefälle die maximale Unterstützung von<br />
€ 800 faktisch auch erhalten wird. Außerdem<br />
werden Demenzkranke in der Neuregelung<br />
überhaupt nicht berücksichtigt. 9<br />
Die Pflegediskussion bedarf einer gründlichen<br />
Neuorientierung, welche der momentan<br />
vorherrschenden Zerstückelung von<br />
Aufgaben und Zuständigkeiten Einhalt gebietet.<br />
Wünschenswert wäre ein gesamt-österreichisches<br />
Modell, das zunächst einmal<br />
Qualitätsstandards vorgibt und eine größere<br />
Vision von „lebenswertem Alter“ unter Berücksichtigung<br />
sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse<br />
verfolgt.<br />
Inge Zelinka-Roitner<br />
1<br />
Vgl. Österreichischer Pflegebericht, ÖBIG 2006.<br />
2<br />
Vgl. Rümmele, Martin, Kranke Geschäfte mit unserer Gesundheit, Wien 2005, S. 101.<br />
3<br />
Vgl. Kleine Zeitung, „Pflege zu Hause Geschäft für den Staat, 18. 05. <strong>2007</strong>.<br />
4<br />
Vgl. DER STANDARD, 18.04.<strong>2007</strong>.<br />
5<br />
Vgl. Andrea Heigl, DER STANDARD, 19.04.<strong>2007</strong>.<br />
6<br />
Vgl. Kleine Zeitung, 18.05.<strong>2007</strong>.<br />
7<br />
Pflegestufe drei gilt für einen monatlichen Pflegebedarf von 120 bis 160 Stunden.<br />
8<br />
Vgl. Kleine Zeitung, 14. 06. <strong>2007</strong>.<br />
9<br />
Vgl. Kleine Zeitung, 15. 06. <strong>2007</strong>.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2007</strong><br />
03
„GESUNDHEITSZIELE<br />
STEIERMARK <strong>2007</strong>“<br />
ERSTMALS ORIENTIERT AUF DIE VERRINGERUNG SOZIALER UNGLEICHHEIT?<br />
An der 2.steirischen Gesundheitskonferenz Ende März diesen Jahres in Graz/<br />
Thalerhof nahmen praktisch alle relevanten Personen und Institutionen der steirischen<br />
Gesundheitspolitik und viele ExpertInnen von public health teil.<br />
Veranstaltet wurde sie von der Gesundheitsplattform<br />
Steiermark (der gesetzlich<br />
verantwortlichen Organisation für alle ambulanten<br />
und stationären Gesundheits-Finanzströme),<br />
dem Gesundheitsressort des<br />
Landes Steiermark unter Landesrat Helmut<br />
Hirt und der FH Joaneum/ Gesundheitsmanagement<br />
im Tourismus.<br />
Die TeilnehmerInnen mussten sich auf Landesebene<br />
bisher Ungewohntes anhören:<br />
Schon Siegfried Marchel, einer der beiden<br />
Geschäftsführer der Gesundheitsplattform<br />
- früher prominentes Führungsmitglied des<br />
Managements der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse<br />
- wies darauf hin, dass<br />
Gesundheit in der Steiermark ungleich verteilt<br />
ist: Bezeichneten insgesamt 7% der steirischen<br />
Frauen ihren Gesundheitszustand<br />
als schlecht bis sehr schlecht, so macht der<br />
Unterschied zwischen den Bildungsschichten<br />
noch deutlicher die ungleiche Verteilung<br />
der Gesundheitschancen sichtbar: Fühlten<br />
sich insgesamt 84% der Universitätsabsolventen<br />
gesund, so waren dies bei den Menschen<br />
mit Pflichtschulabschluss nur noch<br />
50%.<br />
Folgerichtig wiesen Mag. Gerlinde Grasser/<br />
FH und Dr. Ursula Püringer/HealthCare-P.<br />
in ihren Empfehlungen zu den steirischen<br />
Gesundheitszielen darauf hin, dass die Ungleichverteilung<br />
von Gesundheit das wichtigste<br />
Problem der Gesundheitspolitik darstelle.<br />
Mitbeteiligung, Mitentscheidung und<br />
Kontrolle der Menschen über ihre Lebensund<br />
Arbeitsbedingungen tragen wesentlich<br />
zur Verbesserung der Gesundheit bei. Sek-<br />
torenübergreifende Zusammenarbeit wird<br />
als Grundsatz eingefordert.<br />
Die Ressorts für Arbeit, Bildung, Soziales,<br />
Wohnen, Frauen, die Migration- und Familienpolitik<br />
sind bei der Armutsbekämpfung<br />
gemeinsam gefordert. Die Richtung der zukünftigen<br />
Gesundheitspolitik in drei ausgewählten<br />
Bereichen (Arbeit, Leben, Lernen)<br />
ist vorgezeichnet. Eine konkrete Ausformulierung<br />
und finanzielle Umsetzung bleibt<br />
aber noch offen.<br />
Für uns Basisversorger im <strong>SMZ</strong> -als einem<br />
integrativen Pilotprojekt - klingen auf dieser<br />
Konferenz ausgesprochene Ziele wie: Stärkung<br />
der Primärversorgung, PatientInnen-<br />
Beteiligung, Empowerment, Integration,<br />
Kooperation und interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
natürlich so, als wären sie direkt<br />
aus unseren Projektberichten übernommen<br />
worden.<br />
Die tägliche Praxis gibt aber keinen Anlass<br />
zur Euphorie: Erst vor kurzem ist eine qualitativ<br />
hochwertige ambulante Versorgung<br />
Drogenkranker durch bürokratische Maßnahmen<br />
erschwert worden. Von konkreter<br />
Stärkung der Allgemeinmedizin als Angelpunkt<br />
der ambulanten ärztlichen Versorgung<br />
ist noch nichts zu sehen.<br />
Und offen ist ebenso, ob die übrigen Politikbereiche<br />
die Zielsetzung der Beseitigung<br />
sozialer Ungleichheit durch entsprechende<br />
Beschlüsse zur eigenen Priorität erheben.<br />
Ist übrigens schon den Plänen der vorigen<br />
Regierung endgültig die Absage erteilt worden,<br />
die allgemeine Pflicht-Krankenversicherung<br />
abzuschaffen?<br />
04 <strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2007</strong>
Vielleicht kann es helfen, einen Blick über<br />
die Grenzen zu werfen, um die Hauptrichtung<br />
einer sozialen Gesundheitspolitik im<br />
Interesse der Bevölkerung nicht aus den<br />
Augen zu verlieren:<br />
Im Mai 2006 fand in Bielefeld eine internationale<br />
Tagung von Gesundheitsexperten<br />
zum Thema sozial bedingter gesundheitlicher<br />
Ungleichheit statt.<br />
Ich möchte abschließend aus dem „Bielefelder<br />
Memorandum zur Verringerung gesundheitlicher<br />
Ungleichheiten“, das auf dieser<br />
Tagung verfasst wurde, zitieren:<br />
„ …Die Wahrscheinlichkeit zu erkranken<br />
oder frühzeitig zu sterben ist in den unteren<br />
Sozialschichten überdurchschnittlich<br />
hoch. Ungleichheiten in der Lebenserwartung<br />
zeigen noch immer, dass sich auch in<br />
modernen westlichen Gesellschaften die<br />
Lebensdauer von Angehörigen der Ober-<br />
und Unterschicht um bis zu 10 Jahre unterscheidet…Nationale<br />
wie internationale<br />
Gesundheitspolitiken müssen künftig auf<br />
Aktionsplänen basieren, die die Verringerung<br />
gesundheitlicher Ungleichheiten als<br />
Bestandteil einer umfassenden Gesellschafts-<br />
und Sozialpolitik definieren. Allen<br />
Bevölkerungsschichten muss der Zugang<br />
zur Gesundheitsversorgung offen stehen,<br />
ohne dass herkunftsbezogene, finanzielle<br />
und/oder bildungsmäßige Barrieren gleiche<br />
Zugangschancen vermindern. Reformen,<br />
die dieses offenkundige Ziel verfehlen, sind<br />
keine Reformen. Sie sind dann lediglich ein<br />
Instrument, das zur Aufrechterhaltung sozialer<br />
und gesundheitlicher Ungleichheiten<br />
beiträgt. Sie sind Bestandteil einer Politik<br />
der gesellschaftlichen Polarisierung, die mit<br />
demokratischen Grundsätzen nicht vereinbar<br />
ist…“ (www.uni-bielefeld.de – aus kontraste<br />
4/07)<br />
Gustav Mittelbach<br />
(www.uni-bielefeld.de – aus kontraste 4/07)<br />
Nähere <strong>Info</strong>rmationen zur Veranstaltung: www.fh-joanneum.at/gesundheitskonferenz<br />
<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2007</strong><br />
05
ZWISCHEN WUNSCH UND<br />
WIRKLICHKEIT<br />
DIE ALLGEMEIN-MEDIZINISCHE AUSBILDUNG<br />
• WIE STEHT ES UM DIE AUSBILDUNG ZUKÜNFTIGER ALLGEMEINMEDIZINERINNEN?<br />
• WIE WIRKT/E SICH DIE AUSBILDUNG AUF SICHT- UND DENKWEISEN AUS?<br />
• WORIN BESTEHEN DIE STÄRKEN UND SCHWÄCHEN DER AUSBILDUNG?<br />
Dem aktuellen Stand der allgemeinmedizinischen Ausbildung in der Steiermark widmetete<br />
sich eine Veranstaltung im Rahmen des Forums für Sozialmedizinische Praxis im <strong>SMZ</strong><br />
<strong>Liebenau</strong>.<br />
Mit cand. in med. Kris Huber, Medizinstudentin<br />
und o.Univ.-Prof. Dr. Mag. Gilbert<br />
Reibnegger, Vizerektor für Studium und<br />
Lehre an der Medizinischen Universität<br />
Graz, Dr. in med. Kathryn Hoffmann, Ärztin<br />
für Allgemeinmedizin und Dr. med. Eiko<br />
Meister, Referent für Ausbildung, Fortbildung,<br />
Qualitätssicherung und Lehrpraxen<br />
der Ärztekammer Steiermark und dem<br />
Allgemeinmediziner Dr. med. Gustav Mittelbach<br />
von der Praxisgemeinschaft/ <strong>SMZ</strong><br />
<strong>Liebenau</strong> waren die wesentlichen Stationen<br />
der allgemeinmedizinischen Ausbildung auf<br />
dem Podium vertreten.<br />
Moderator Dr. med. Martin Sprenger stellte<br />
bei seinen Einführungen fest, dass die allgemeinmedizinische<br />
Ausbildung sehr fragmentiert<br />
ist: Höherbildende Schule / Medizinstudium<br />
/ Wartezeit / Turnusausbildung<br />
/ Wartezeit / Stationsarzttätigkeit / Niederlassung<br />
als Wahl- oder KassenärztIn. Dadurch<br />
entstehen viele Schnittstellen und<br />
es wäre zu diskutieren, wie die Erwartungen<br />
vor einer Schnittstelle mit der Realität<br />
danach übereinstimmen, z.B. die Vorstellungen<br />
einer Maturantin an das Medizinstudium,<br />
eines Studenten an den Turnus und<br />
einer Turnusärztin an die Anforderungen einer<br />
allgemeinmedizinischen Praxis. Weiters<br />
gilt es zu diskutieren, wie gut der jeweilige<br />
Ausbildungsabschnitt auf den nächsten vorbereitet<br />
und die vielen Jahre der Ausbildung<br />
Ärztinnen und Ärzte sozialisieren.<br />
Kris Huber stellte fest, dass allgemeinmedizinische<br />
Inhalte zwar verstärkt im Curriculum<br />
vertreten seien, aber „oft sehr zerfledert“<br />
gelehrt werden. Insgesamt habe die<br />
Studienreform viele Verbesserungen ge-<br />
bracht, obwohl sie als Teilnehmerin der Pioniergeneration<br />
noch einige organisatorische<br />
Mängel erlebt habe.<br />
Gilbert Reibnegger schilderte die großen<br />
Herausforderungen der letzten Jahre: Studienreform,<br />
Universitätsreform und Urteil des<br />
Europäischen Gerichtshofs, auf die in sehr<br />
kurzen Zeiträumen reagiert werden musste.<br />
Mittlerweilen seien die Anfangsschwierigkeiten<br />
überwunden, es sei damit zu rechnen,<br />
dass nach dem Durchlauf von einigen Jahrgängen<br />
die Qualität der Ausbildung weiter<br />
steigen werde. Die allgemeinmedizinische<br />
Ausbildung sei zwar nicht Kernaufgabe der<br />
Medizinischen Universität, Reibnegger unterstützte<br />
aber alle Bemühungen einer verstärkten<br />
Integration allgemeinmedizinischer<br />
Inhalte in das Curriculum.<br />
Das Statement von Kathryn Hoffmann war<br />
eine Reise in den Alltag einer Turnusärztin,<br />
der v.a. aus der Erfüllung von Routinetätigkeiten<br />
(z.B. Blutabnahmen, Legen von<br />
intravenösen Zugängen, Infusionsverabreichung)<br />
und nichtmedizinischen Aufgaben<br />
(z.B. Terminvereinbarungen, Dokumentation)<br />
besteht. Es gäbe zwar Unterschiede<br />
zwischen einzelnen Kliniken und Abteilungen,<br />
generell liege im Bereich der Turnusausbildung<br />
aber vieles im Argen. Am meisten<br />
gelernt habe Hoffmann in der Lehrpraxis<br />
und während ihrer Tätigkeiten an einer Internen<br />
Abteilung im ersten Turnusdrittel. Anschließend<br />
folgten Abteilungen, wo sie sich<br />
als Lernende oft unerwünscht bzw. als Systemerhalterin<br />
missbraucht fühlte, so dass<br />
ihre Kenntnisse und Fähigkeiten am Ende<br />
des Turnus auf einem Tiefpunkt angekommen<br />
waren.<br />
06 <strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2007</strong>
Aus Sicht der Ärztekammer, vertreten durch<br />
Eiko Meister ist die Ausbildungssituation<br />
für AllgemeinmedizinerInnen derzeit keine<br />
sehr erfreuliche. Die Ausbildung erfolgt in<br />
den Kliniken, obwohl die Allgemeinmedizin<br />
nur in Lehrpraxen vermittelt werden kann.<br />
Seitens der Standesvertretung wurde deshalb<br />
„ein Ausbildungsnotstand medial ausgerufen“.<br />
Krankenanstaltengesellschaft und<br />
Ärztekammer überlegen nun gemeinsam,<br />
wie die Ausbildung besser gestaltet werden<br />
könne. Viele Gründe für die Ausbildungsmisere<br />
liegen außerhalb des Einflussbereiches<br />
der Standesvertretung. Als Beispiel<br />
nannte er die Finanzierung der Lehrpraxis<br />
für die alleinig der Bund verantwortlich ist.<br />
Die Bestrebungen in Richtung eines Facharztes<br />
für Allgemeinmedizin könne er nicht<br />
unterstützen. Als wesentliche Gründe dafür<br />
gab er die Verlängerung der Ausbildungszeit<br />
und das unausgereifte Konzept an.<br />
Gustav Mittelbach verglich das neue Curriculum<br />
mit dem alten und betonte, dass sich<br />
sehr viel zum Positiven verändert habe. So<br />
seien Begegnungen mit PatientInnen viel<br />
früher möglich und psychosoziale Inhalte,<br />
sowie die Vermittlung von sozialen Kompetenzen<br />
sind inzwischen Fixbestandteile geworden.<br />
Den Vergleich der einstigen Turnusausbildung<br />
mit den heutigen Verhältnissen<br />
könne man durchaus kritisch sehen. Zwar<br />
habe man damals diverse klinische Tätigkeiten<br />
selbstständig durchgeführt, doch waren<br />
dies oft Grenzfälle nahe an der Fahrlässigkeit.<br />
Als notwendig erachtete Mittelbach<br />
die Aufwertung von allgemeinmedizinischen<br />
Inhalten in Theorie und Praxis. Erfreulich sei<br />
es, dass sich aufbauend auf der Arbeit der<br />
Allgemeinmediziner Gottfried Heller und<br />
Michael Hasiba ein sehenswerter Pool an<br />
allgemeinmedizinischen Lehrkräften an der<br />
Universität etabliert hat.<br />
In der anschließenden Diskussion waren<br />
viele anwesende AllgemeinmedizinerInnen<br />
der Meinung, dass sich die Art und Weise<br />
der Ausbildung sehr wohl auf die Sicht- und<br />
Denkweisen von zukünftigen MedizinerInnen<br />
auswirke. Der Sozialisationsprozess zur<br />
Ärztin/zum Arzt könne v.a. durch Lernphasen<br />
in der Praxis positiv beeinflusst werden.<br />
Theoretische Kenntnisse seien notwendig,<br />
aber ebenso wichtig sind das möglichst<br />
frühzeitige Erleben, Begreifen und Handeln<br />
in der Lehrpraxis. Kritisch angemerkt wurde,<br />
dass aufgrund der straffen Organisation<br />
des Medizinstudiums wenig Zeit und Raum<br />
für soziale Aktivitäten bleibt. Anwesende<br />
StudentInnen waren gegenteiliger Meinung<br />
und sahen im neuen Curriculum auch Anreize<br />
zur Gruppenbildung.<br />
Auf universitärer Ebene wurden bereits<br />
wichtige Akzente zur Implementierung der<br />
Allgemeinmedizin gesetzt. So hat die Arbeitsgruppe<br />
Allgemeinmedizin im Sommersemester<br />
<strong>2007</strong> ein sehr erfolgreiches Modul<br />
„Allgemeinmedizin“ gestaltet, die Medizinische<br />
Universität Graz hat die Steirische<br />
Akademie für Allgemeinmedizin beauftragt<br />
ein Pflichtpraktikum Allgemeinmedizin für<br />
StudentInnen des letzten Studienjahres zu<br />
konzipieren, Diplomarbeiten im Fach „Allgemeinmedizin“<br />
werden möglich und eine<br />
Professur für Allgemeinmedizin ist in greifbare<br />
Nähe gerückt.<br />
Bei der Turnusausbildung waren die Wortmeldungen<br />
bei Weitem nicht so optimistisch.<br />
Von einem jahrzehntelangen Versagen der<br />
Verantwortlichen war die Rede, von vergebenen<br />
Chancen (Stichwort: Lehrpraxis)<br />
und möglichen Konsequenzen für die Qualität<br />
der Versorgung. Die allgemeinmedizinische<br />
Ausbildung sei derzeit durch eine Ausbildung<br />
zur/zum StationsärztIn ersetzt worden.<br />
Konsens bestand darüber, dass eine gute<br />
Ausbildung nur durch eine konstruktive Zusammenarbeit<br />
aller beteiligten Akteure, d.h.<br />
StudentInnen, Medizinische Universität,<br />
TurnusärztInnen, Krankenanstaltengesellschaft,<br />
Ärztekammer, Kolleginnen und Kollegen,<br />
aber auch andere Gesundheitsberufe,<br />
erhalten und verbessert werden kann.<br />
Martin Sprenger<br />
Dr. med. Martin Sprenger MPH, ist stellvertretender wissenschaftlicher<br />
Leiter des Universitätslehrganges Public Health an der Medizinischen Universität<br />
Graz, ehrenamtlicher Allgemeinmediziner in der Caritas Marienambulanz,<br />
Referent an diversen Fachhochschul- und Universitätslehrgängen<br />
und hat in verschiedenen Gesundheitsprojekten mitgearbeitet.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2007</strong><br />
07
WO UND WIE DIE E-CARD<br />
IM AUSLAND SCHÜTZT<br />
Seit einem Jahr bietet die Europäische<br />
Krankenversicherungskarte (auf der Rückseite<br />
der e-card) Versicherungsschutz in allen<br />
27 EU-Mitgliedsstaaten.<br />
Versichert sind: ausländische, ambulante<br />
oder stationäre Behandlungen bei Vertragsärzten<br />
und Vertragsspitälern des jeweiligen<br />
Krankenversicherungsträgers oder staatlichen<br />
Gesundheitsdienstes.<br />
Sollten Sie einen Wahl,- Privatarzt oder<br />
auch eine Privatklinik in Anspruch nehmen,<br />
ersetzt die österreichische Krankenkasse<br />
80 % der Kosten, die die Behandlung h i e r<br />
z u l a n d e ausmachen würde.<br />
Wie soll man im Krankheitsfall vorgehen:<br />
Wie Erfahrungen gezeigt haben, wird auch<br />
in e-card Ländern häufig auf Barzahlung bestanden,<br />
um dem bürokratischen Aufwand<br />
zu entgehen.<br />
Tipps vom Konsumentenschutz:<br />
• Erkundigen Sie sich schon im Vorfeld im<br />
Hotel nach Vertragsärzten und –spitälern.<br />
• Fragen Sie vor einer notwendigen Behandlung<br />
nach den Kosten und suchen<br />
Sie bei unangemessen hohen Kosten<br />
(wenn Sie nicht dringend Hilfe brauchen )<br />
eventuell einen anderen Arzt oder ein anderes<br />
Spital auf.<br />
• Bei der Honoraraufstellung achten Sie auf<br />
detaillierte Kostenaufschlüsselung und<br />
lassen Sie sich die genauen Daten von<br />
Krankenhaus, Arzt, Art der Behandlung<br />
und Ihre persönlichen Daten bestätigen.<br />
• Nach der Rückkehr nach Österreich reichen<br />
Sie diese Honorarrechnung beim<br />
zuständigen Krankenversicherungsträger<br />
ein. Der Kostenersatz erfolgt nach den in<br />
Österreich gültigen Tarifen. Liegen Ihre<br />
ausländischen Behandlungskosten darüber,<br />
müssen Sie die Differenz selber übernehmen<br />
oder, wenn vorhanden, über Ihre<br />
private Reiseversicherung abrechnen.<br />
• Nicht über die e-card versichert ist der<br />
Rücktransport im Krankheitsfall vom Urlaubsort<br />
an den Wohnort oder in ein Spital<br />
in der Heimat!<br />
Krankenversicherungsschutz mit der e-card<br />
besteht in allen 27 EU- Mitgliedsstaaten:<br />
Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland,<br />
Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland,<br />
Großbritannien, Irland, Italien,<br />
Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande,<br />
Österreich, Polen, Portugal, Rumänien,<br />
Schweden, Slowakei, Slowenien,<br />
Spanien, Tschechische Republik, Ungarn<br />
und der Griechische Teil von Zypern, in den<br />
EWR-Staaten Island, Liechtenstein, Norwegen<br />
sowie in der Schweiz.<br />
Rainer Possert<br />
08 <strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2007</strong>
TIPPS FÜR IHRE<br />
REISEAPOTHEKE<br />
1. Packen Sie Ihre persönlichen Medikamente,<br />
die Sie regelmäßig einnehmen<br />
müssen, ins Handgepäck! Verlassen Sie<br />
sich nicht darauf, dass Sie im Urlaubsland<br />
die gleichen Medikamente bekommen,<br />
achten Sie also auf ausreichende<br />
Mengen von Arzneimitteln wie z. B. Insulin,<br />
Mittel gegen Bluthochdruck, Schilddrüsenerkrankungen,<br />
Medikamente bei<br />
Angina Pectoris oder Bluthochdruck,<br />
Epileptische Anfälle, Allergien, etc. Auf<br />
Schutz vor Feuchtigkeit und starker<br />
Hitze achten. Lebenswichtige Medikamente<br />
gehören auch bei Flugreisen ins<br />
Handgepäck, ein Koffer kann immer verloren<br />
gehen oder fehl verschickt werden.<br />
Von Dauermedikamenten abgesehen,<br />
nehmen Sie noch Mittel mit, mit denen<br />
Sie bereits gute Erfahrungen gemacht<br />
haben: Schmerz- und entzündungshemmende<br />
Mittel, Nasentropfen, Allergiesprays,<br />
etc.<br />
2. Die Abgabe bestimmter Medikamente,<br />
z.B. Morphinhältige Schmerz- oder Substitutionsmittel<br />
unterliegen in Österreich<br />
besonderen gesetzlichen Vorschriften,<br />
über die Mitnahmemöglichkeit und die<br />
entsprechenden Vorschriften im Ausland<br />
weiß die Sanitätsdirektion in der Grazer<br />
Paulustorgasse Bescheid.<br />
3. Zur Mitnahme von Spritzen (Insulin, Interferon,<br />
Allergiepen,) holen Sie sich<br />
bei Ihrem Hausarzt eine eigene Bestätigung,<br />
damit Sie beim Zoll keine Problem<br />
bekommen.<br />
4. Vergessen Sie auch nicht auf Ihren Impfpass,<br />
Allergieausweis und legen Sie sich<br />
eine Liste Ihrer Dauermedikamente und<br />
deren Dosierung zu den Reisedokumenten.<br />
5. Brillenträger: Zweitbrille mitnehmen<br />
Mittel in Ihrer Reiseapotheke<br />
Insektenschutz<br />
Sonnenschutz: hoher Schutzfaktor - in<br />
den Tropen oder auf den Bergen -Faktor<br />
30 und mehr<br />
Schmerz- und Fiebermittel: z.B. Proxen,<br />
Mexalen<br />
Übelkeit: z.B. Paspertin (Achtung: nicht<br />
bei Kindern anwenden!!)<br />
Durchfall: 1. Nahrungszufuhr einstellen,<br />
2. Flüssigkeit ersetzen, bei Kindern:<br />
Normolyt, wenn Massnahmen 1. und 2.<br />
nicht helfen, suchen Sie bitte einen Arzt<br />
auf.<br />
Verstopfung: z.B. Laevolac, Magnosolv,<br />
Insektenstich oder Sonnenbrand:<br />
z.B. Decoderm<br />
Bindehautentzündung: z.B: Halomycetin-Salbe,<br />
Okuzell Tropfen<br />
Wunden: z.B. Beta-Isadona (Vorsicht:<br />
Jod-allergie), Pflaster, etc.<br />
Fieberthermometer<br />
Schutz vor sexuell übertragbaren Erkrankungen:<br />
Kondome<br />
Bei Empfindlichkeit: Gehörschutz,<br />
Augenbinde<br />
Allergien: Antihistamintabletten,<br />
z.B. Aerius<br />
Reisekrankheit: z.B. Travelgum, Zintona<br />
(Ingwer)<br />
Frauen: Pilzmittel (Scheideninfektionen),<br />
z.B. Diflucan<br />
Verletzungen: Heftpflaster, Mullbinden,<br />
Desinfektionsmittel, Pinzette, Schere<br />
Hilfreiche Links:<br />
http://www.reisemed.at/reiseapo.html<br />
http://www.traveldoc.at/35.0.html<br />
http://www.aua.com/at/deu/About_Flight/<br />
medical/pharmacy/<br />
Rainer Possert<br />
<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2007</strong><br />
09
AUFGESCHNAPPT<br />
Aktuell für Sie zusammengefasst von Gustav Mittelbach und Rainer Possert<br />
Neues zu Tamiflu<br />
Tamiflu wird seit neuem wieder intensiv als Mittel zur Verbeugung bei Grippe oder<br />
als Grippemittel selbst beworben. Was verschwiegen wird: in Japan darf Tamiflu nur<br />
mehr in Ausnahmefällen an Kinder oder Jugendliche ab 10 Jahren gegeben werden.<br />
Unter Tamiflu wurden Kinder und Jugendliche verhaltensauffällig oder sind zu Tode<br />
gekommen. Im Arznei-Telegramm vom März <strong>2007</strong> heißt es: „Die Behandlung mit<br />
Tamiflu birgt unkalkulierbare Risiken einschließlich selbtgefährdender Verhaltensstörungen.<br />
Angesichts des marginalen Nutzens bei gesunden Kindern und des fehlendes<br />
Nachweises einer Wirksamkeit bei Patienten mit chronischen Herz-und/oder<br />
Lungenerkrankungen raten wir von Tamiflu bei Virusgrippe ab.<br />
Psychosozialer Stress als Ursache für Herzerkrankungen<br />
ist sozial ungleich verteilt<br />
Anstrengende Arbeit mit geringer Kontrolle über die Arbeitsbedingungen und hohe<br />
berufliche Verausgabung bei niedriger Belohnung (Geld, Anerkennung, Aufstiegschancen,<br />
Arbeitsplatzsicherheit verdoppeln das Risiko für die koronare Herzerkrankung.<br />
Diese Bedingungen- aber auch familiäre Konflikte und soziale Isolation sind bei erwerbstätigen<br />
mit niedrigem Sozialstatus häufiger und können weniger gut kompensiert<br />
werden (Prof. Johannes Siegrist, Uni Mainz- medmix 5/07)<br />
Mehr Bewegung senkt das Brustkrebsrisiko<br />
100.000 Frauen zwischen 20 und 79 Jahren wurden 6 und 8 Jahre lang beobachtet.<br />
In der Gruppe die mehr als 5 Stunden Bewegung pro Woche machte, gab es signifikant<br />
weniger invasiven Brustkrebs, als in der Gruppe, die eine halbe Stunde und<br />
weniger Bewegung machte. Frauen, die erst nach 45 mit der Bewegung begannen,<br />
hatten keinen Effekt. (Arch Intern Med <strong>2007</strong>; 167:408-415 –Ärztemagazin 13/07).<br />
Kommentar: Regelmäßige Bewegung (d.h. nicht unbedingt Sport!) hat vielfältige positive<br />
Effekte für Gesunde und Kranke (Verbesserung des Stoffwechsels, Senkung<br />
des Blutdrucks z.B).Wie hoch der tatsächliche Stellenwert für das Brustkrebsrisiko<br />
einzuschätzen ist, wer im einzelnen tatsächlich davon profitiert und wer nicht, kann<br />
diese Studie sicher nicht klären. Positiv daran ist, dass jetzt auch nichttechnische<br />
und nichtmedikamentöse Faktoren der Krankheitsentstehung untersucht werden.<br />
Passivrauchen macht krank<br />
2 Gruppen lebenslanger Nichtraucher aus den USA und Neuseeland zwischen 45<br />
und 77 Jahren wurden untersucht: solche die mit Rauchern zusammenlebten und<br />
solche mit Nichtrauchern. Die Sterblichkeitsrate an Herz-Kreislauferkrankungen<br />
(korrigiert um Unterschiede in Alter, ethnischer Herkunft, Familienstand und sozioökonomischer<br />
Status) war bei den Passivrauchern um bis zu 35% signifikant<br />
erhöht. (Am J Epidemiol <strong>2007</strong>; 165(5):530-534- ärztemagazin 17/07)<br />
10 <strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2007</strong>
TIPPS RUND UM DAS<br />
PFLEGEGELD<br />
Warum gibt es das Pflegegeld?<br />
Kosten, die durch die Betreuung pflegebedürftiger<br />
Menschen entstehen, sollen durch<br />
das Pflegegeld abgegolten werden.<br />
Wer kann Pflegegeld beantragen?<br />
Anspruch auf Pflegegeld haben Personen<br />
mit einer körperlichen, geistigen oder psychischen<br />
Beeinträchtigung bzw. einer Sinnesbehinderung,<br />
deretwegen man auf ständige<br />
Betreuung und Hilfe angewiesen ist. Der Pflegebedarf<br />
muss voraussichtlich sechs Monate<br />
andauern, der Hauptwohnsitz des/der Betroffenen<br />
in Österreich liegen. Die Berechnung<br />
des Pflegegelds ist einkommensunabhängig.<br />
Tipp: Stellen Sie auf jeden Fall einen Antrag!<br />
Wo stelle ich einen Antrag?<br />
Das Pflegegeld wird beim zuständigen Pensionsversicherungsträger<br />
beantragt.<br />
Antragsformulare erhalten Sie im <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
oder übers Internet: http://www.pensionsversicherungsanstalt.at.<br />
Tipp: Auch pflegebedürftige Personen, die<br />
keine Pension beziehen, haben Anspruch<br />
auf Pflegegeld. Sie bekommen Landespflegegeld<br />
und können dieses beim jeweiligen<br />
Bezirksamt beantragen.<br />
Wann erhalte ich das Pflegegeld?<br />
Der Anspruch auf Pflegegeld gilt ab Monatsersten<br />
nach Antragsstellung. Das Pflegegeld<br />
wird12 mal im Jahr mit der Pension ausbezahlt.<br />
Wie wird der Pflegebedarf beurteilt?<br />
Die Höhe des Pflegegeldes richtet sich nach<br />
dem Bedarf. Die Einstufung erfolgt durch ein<br />
ärztliches Gutachten.<br />
Tipp: Nützen sie das Recht auf Anwesenheit<br />
einer Person Ihres Vertrauens während der<br />
Untersuchung.<br />
Wie viele Pflegestufen gibt es und wie hoch<br />
muss der Betreuungsaufwand sein, um Pflegegeld<br />
zu erhalten?<br />
Es gibt insgesamt sieben Pflegestufen.<br />
Pflegestufe 1: € 148,30<br />
Betreuungsaufwand: mehr als 50 Stunden<br />
Pflegestufe 2: € 273,40<br />
Betreuungsaufwand: mehr als 75 Stunden<br />
Pflegestufe 3: € 421,80<br />
Betreuungsaufwand: mehr als 120 Stunden<br />
Pflegestufe 4: € 632,70<br />
Betreuungsaufwand: mehr als 160 Stunden<br />
Pflegestufe 5: € 859,30<br />
Betreuungsaufwand: mehr als 180 Stunden<br />
Pflegestufe 6: € 1171,70<br />
Betreuungsaufwand: mehr als 180 Stunden<br />
Pflegestufe 7: € 1562,10<br />
Betreuungsaufwand: mehr als 180 Stunden<br />
Aus welchen Tätigkeiten setzt sich der Betreuungsaufwand<br />
zusammen?<br />
Regelmäßig zu verrichtende Tätigkeiten, die<br />
den persönlichen Lebensbereich betreffen.<br />
Zum Beispiel: Hilfe beim An- und Auskleiden,<br />
bei der Körperpflege, beim Zubereiten und<br />
Einnehmen von Mahlzeiten und Medikamenten,<br />
etc.<br />
Tätigkeiten, die dem sachlichen Lebensbereich<br />
dienen, z. B.: Einkauf von Lebensmitteln<br />
und Medikamenten, Reinigung der Wohnung,<br />
Beheizung des Wohnraums, etc.<br />
Was geschieht mit dem Pflegegeld bei einem<br />
Krankenhausaufenthalt?<br />
Ab dem zweiten Tag eines stationären Krankenhaus-,<br />
Rehabilitations- oder Kuraufenthaltes<br />
ruht das Pflegegeld.<br />
Was gilt weiters zu beachten?<br />
Sollten sich die Voraussetzungen für den Erhalt<br />
des Pflegegeldes verändern, z. B. wenn<br />
sich der Gesundheitszustand verschlechtert,<br />
stellen Sie einen neuerlichen Antrag, um eine<br />
Erhöhung der Pflegestufe. Vom Pflegegeld<br />
werden keine Lohnsteuer- und Krankenversicherungsbeiträge<br />
abgezogen. BezieherInnen<br />
des Pflegegeldes können einen Antrag<br />
auf Befreiung der Rundfunk- und Telefongrundgebühr<br />
stellen. Formulare erhalten Sie<br />
in allen Postfilialen und im Internet unter:<br />
www.orf-gis.at.<br />
Tipps für pflegende Angehörige:<br />
Für Personen, die einen nahestehenden Angehörigen<br />
pflegen und deshalb nicht mehr<br />
sozial- und krankenversichert sind, gilt ein<br />
begünstigter Beitragssatz für die freiwillige<br />
Weiterversicherung. Die zu betreuende<br />
Person muss Pflegestufe drei bis sieben<br />
erhalten. Für pflegende Angehörige, die<br />
wegen Krankheit oder Urlaub verhindert<br />
sind, gibt es auf Antrag beim Bundessozialamt<br />
eine Zuwendung aus dem Unterstützungsfonds<br />
für Menschen mit Behinderung.<br />
Sonja Pichler, Astrid Lind<br />
Vereinbaren Sie ein <strong>Info</strong>rmationsgespräch mit DSA Astrid Lind im <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> unter Tel.:<br />
0316/ 42 81 61 oder e-Mail: lind@smz.at<br />
<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2007</strong><br />
11
KINDER, DIE SICH INS<br />
KOMA TRINKEN<br />
Durchschnittlich werden wöchentlich drei Jugendliche mit 2 Promille Alkohol im Blut ins<br />
LKH Graz eingeliefert. In den vergangenen Wochen war das Thema Alkoholmissbrauch<br />
unter Jugendlichen an der Tagesordnung der medialen Berichterstattung. PolitikerInnen<br />
aller Couleurs haben darauf reagiert und Ideen gegen das Komatrinken zusammengetragen:<br />
Jugendausweise mit bunten Farben. Eine Sondereinheit der Polizei zur Bekämpfung<br />
des Alkohols bei Jugendlichen. Verstärkte Kontrollen und höhere Strafen in der Gastronomie.<br />
Vereinheitlichung der Jugendschutzbestimmungen der Länder.<br />
Aber wie steht es um die Fakten, in einem<br />
Land, in der eine „Kultur des Weins“ vorherrscht?<br />
Rund drei Viertel (77%) der 11- bis 19-jährigen<br />
Jugendlichen trinken laut einer aktuellen<br />
Studie des Fonds Gesundes Österreich<br />
Alkohol. Der erste Kontakt erfolgt meist<br />
zwischen dem zwölften und vierzehnten Lebensjahr.<br />
Während 9% der 11- bis 13- Jährigen<br />
wöchentlich Alkohol konsumieren, steigt<br />
die Trinkhäufigkeit mit dem Alter kontinuierlich<br />
an (69% bei den 17- bis 19 Jährigen).<br />
Interessantes Detail der Studie: 85% der<br />
Jugendlichen trinken am liebsten Alkopops,<br />
Bacardi Breezer, Cola Rum und Cocktails,<br />
gefolgt von Wein (71%), erst an dritter Stelle<br />
Bier (69%). Die meisten Jugendlichen<br />
(83%) greifen bei Familienfesten, wie Weihnachten<br />
oder Geburtstage zur Flasche. Erschreckend<br />
dabei: Schon zwei Drittel der<br />
11- bis 13-Jährigen konsumieren im Beisein<br />
Erwachsener Alkohol.<br />
Und wie steht es nun um das vielzitierte<br />
Komatrinken?<br />
27% der befragten Burschen und 10% der<br />
Mädchen gaben an, manchmal innerhalb<br />
kürzester Zeit so viel zu trinken, dass sie<br />
fast umfallen. Soweit so schlecht.<br />
Welche Gründe bewegen Jugendliche, zur<br />
Flasche zu greifen?<br />
„Weil die anderen auch trinken“, aus Langeweile,<br />
um Probleme in der Schule, in der<br />
Familie und am Arbeitsplatz zu vergessen,<br />
waren die am häufigsten genannten Antworten<br />
der befragten Jugendlichen.<br />
Kommt Ihnen das bekannt vor?<br />
Es ist unter ExpertInnen unumstritten, dass<br />
farbige Ausweise und verstärkte Kontrollen<br />
das Problem nicht lösen werden.<br />
Eine Gesellschaft, die nicht Sorge dafür<br />
trägt, dass sich junge Menschen ihren Stärken<br />
und Schwächen entsprechend, engagieren<br />
können 1 , darf nicht geschockt reagieren,<br />
wenn Jugendliche aus der Rolle fallen.<br />
Interessant in diesem Zusammenhang ist<br />
jedenfalls die Frage wer denn alles von<br />
kampf- und komatrinkenden Jugendlichen<br />
profitiert?<br />
Die Kassen scheinen zu klingeln. In Deutschland<br />
ist der Umsatz von Alkopops 2 von 2002<br />
bis 2003 um 700 Prozent gestiegen. Laut<br />
Arbeiterkammer können für Österreich ähnliche<br />
Zahlen angenommen werden.<br />
Es mutet ja beinahe zynisch an, wenn in<br />
einer Zeit, in der Wogen der Empörung<br />
hochgehen, Wein „als Antidepressivum gegen<br />
den üblichen Montagmorgen-Frust“ beworben<br />
wird, wie der Standard am 21. Mai<br />
<strong>2007</strong> berichtete. Erwachsene dürfen sich<br />
jedenfalls ihrer Vorbildwirkung und Verantwortung<br />
nicht entziehen. Angesichts rund<br />
einer Million ÖsterreicherInnen 3 , die zu oft<br />
und zu tief ins Glas schauen, wäre es viel zu<br />
einfach das gesellschaftspolitische „Alkohol<br />
Problem“ den Jugendlichen in die Schuhe<br />
zu schieben.<br />
Stellen Sie sich vor: Ein Geburtstagsfest,<br />
eine Hochzeit, eine Weihnachtsfeier, Grillen<br />
im Sommer ganz ohne Konsum von Alkohol.<br />
Utopisch?<br />
Sonja Pichler<br />
1<br />
Im April <strong>2007</strong> sind beim AMS 329 offene Lehrstellen in der Steiermark und 552 Lehrstellensuchende gemeldet.<br />
2<br />
Ein durchschnittliches Alkopop Getränk liefert soviel Alkohol wie zwei Schnäpse, große Mengen von Zucker und<br />
Aromastoffen überdecken den Alkoholgeschmack und sorgen dafür, dass der Alkohol schneller ins Blut gelangt.<br />
Der Rausch schleicht sich dadurch plötzlich und oftmals unbemerkt ein.<br />
3<br />
Laut der Alkohol Koordinations- und <strong>Info</strong>rmationsstelle des Anton Proksch Instituts in Zusammenarbeit mit<br />
dem Ludwig–Boltzmann–Institut für Suchtforschung gibt es in Österreich 1.055.000 alkoholmissbrauchende und<br />
alkoholkranke Männer und Frauen.<br />
12 <strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2007</strong>
MASSNAHMEN FÜR EIN<br />
GESUNDES LEBEN IM BEZIRK<br />
Was benötigen <strong>Liebenau</strong>erInnen, um gesund leben zu können? Dieser Frage gingen in<br />
über 50 Sitzungen der Gesundheitsplattform engagierte BürgerInnen des Bezirks nach.<br />
Mit dem Leitbild „Gesundes <strong>Liebenau</strong>“ entstand eine Sammlung von Ideen, Maßnahmen<br />
und Zielen, die ein konkretes Bild entwerfen, wie <strong>Liebenau</strong> in Zukunft aussehen soll. Am<br />
3. <strong>Juli</strong> 2006 wurde diese Sammlung den zuständigen PolitikerInnen des Stadt-, Gemeindeund<br />
Bezirksrats übergeben. 1 Jahr später fragten wir nach: Welche Maßnahmen der<br />
Umsetzung können kurz-, mittel- und langfristig gesetzt werden? Wir luden VertreterInnen<br />
aller Parteien zu einer Gesundheitsplattform.<br />
Spielplatz am Grünanger<br />
Festgehalten wurde zu Beginn, dass die<br />
Forderungen im Leitbild parteiübergreifend<br />
getragen werden können. Man müsse lediglich<br />
zwischen Zielen und Maßnahmen unterscheiden.<br />
„Bei den Zielen sind sich alle<br />
einig. Nur bei den Maßnahmen der Umsetzung<br />
wird es schwierig“, erklärte der Landtagsabgeordnete<br />
der Grünen, Peter Hagenauer.<br />
Gemeinderat Klaus Eichberger (SPÖ) plädierte<br />
für eine Reihung der Forderungen. „In<br />
kleinen Schritten könne die eine oder andere<br />
Maßnahme, wie Mosaiksteinchen eins<br />
nach dem anderen, umgesetzt werden“. Er<br />
schlug vor, drei kurzfristig realisierbare Projekte<br />
herauszufiltern, Verantwortliche dafür<br />
festzulegen und einen Zeitplan für die Umsetzung<br />
zu erstellen.<br />
Gemeinderat Rudolf Trummer (ÖVP) wies<br />
auf die Notwendigkeit des Baus des Südgürtels<br />
hin, der zur Entlastung des Murfeldes<br />
führen würde. „Ich sehe keine Möglichkeit,<br />
den Verkehr in <strong>Liebenau</strong> in den Griff zu<br />
bekommen, wenn der Südgürtel UND der<br />
Ostknoten nicht kommen“.<br />
Auch für Bezirksvorsteherin Karin Katholnig<br />
(SPÖ) ist der Südgürtel ein wichtiges<br />
Bezirksthema. „Er wird allerdings schon seit<br />
30 Jahren versprochen“. Sie spricht von der<br />
Notwendigkeit kleiner Schritte in der Umsetzung,<br />
wie z.B. der Rückführung der Buslinie<br />
74 in die <strong>Liebenau</strong>er Hauptstraße.<br />
Der erste Bezirksvorsteher Stellvertreter<br />
Max Korp (KPÖ) hält nichts von einer Prioritätenliste,<br />
da er hinter allen Vorhaben stehen<br />
kann. Nach einem zweiten Anlauf wurde<br />
das Leitbild „Gesundes <strong>Liebenau</strong>“ vom<br />
Bezirksrat anerkannt und dient nun als Arbeitsgrundlage.<br />
„Wir unterstützen das Leitbild,<br />
weil BürgerInnen und Mitglieder des<br />
Bezirksrat daran mitgearbeitet haben“, so<br />
Korp.<br />
Gemeinderat Johann Slamanig (KPÖ)<br />
spricht sich für eine Prioritätenliste aus und<br />
wünscht sich, eine überregionale Lösung<br />
für den Verkehr.<br />
Dem stimmt GR DI Georg Topf (ÖVP) zu.<br />
„Über eine Novelle des Raumordnungskonzeptes<br />
könne man Möglichkeiten, über Gemeindegrenzen<br />
hinaus zu planen, finden“.<br />
Bei allen Unterschieden ist man sich über<br />
Parteigrenzen hinweg einig, dass das Leitbild<br />
„Gesundes <strong>Liebenau</strong>“, gerade weil es<br />
durch das ehrenamtliche Engagement zahlreicher<br />
BürgerInnen entstanden ist, eine<br />
wichtige Arbeitsgrundlage zur Bezirksentwicklung<br />
darstellt.<br />
Bis zum Herbst lädt das <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> die<br />
anwesenden PolitikerInnen ein, eine Prioritätenliste,<br />
welche Maßnahmen kurz-, mittel-<br />
oder langfristig umgesetzt werden können,<br />
zu erstellen. Eine Diskussion darüber<br />
soll bei der nächsten Gesundheitsplattform<br />
stattfinden.<br />
Fortsetzung folgt…<br />
Sonja Pichler<br />
<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2007</strong><br />
13
DAS KAPITAL UND DIE<br />
„SCHLAGWORTMEDIZIN“<br />
Diskutiert man im 21. Jahrhundert über das Gesundheitswesen, stolpert man über drei<br />
Schlagworte, die ständig Widerhall finden: „Kostenexplosion“, „demographisches Problem“<br />
und „medizinisch-technischer Fortschritt“. Nadja Rakowitz, Politologin in der Tradition<br />
der Frankfurter Schule, meint dazu: „Die Debatte ist verquer und ideologisch“.<br />
Wie Rakowitz am 11. Juni im <strong>SMZ</strong> erläuterte,<br />
dauere die Debatte um die Kostenexplosion<br />
ironischer Weise nun bereits<br />
30 Jahre. Das Argument dahinter sei simpel:<br />
Man werfe einfach eine Tabelle mit den<br />
absoluten Gesundheitsausgaben an die<br />
Wand und beeindrucke die Menschen dabei<br />
mit steil nach oben zeigenden Kurven.<br />
Die wirtschaftspolitische Ideologie dahinter<br />
werde kaum noch in Frage gestellt. Man<br />
wolle die Menschen glauben machen, dass<br />
man die Kosten für die Arbeitgeber (also<br />
die Lohnnebenkosten) senken müsse, um<br />
die Investitionen anzukurbeln und mehr<br />
Arbeitsplätze zu schaffen. Dies sei natürlich<br />
kein gesundheitspolitisches, sondern<br />
ein rein wirtschaftspolitisches Ziel. Wenn<br />
schon so argumentiert wird, ist es jedoch<br />
nicht schlüssig, warum man nicht auch die<br />
Kosten für die ArbeitnehmerInnen senkt,<br />
damit diese mehr konsumieren und die<br />
Wirtschaft weiter vorantreiben können. Eine<br />
allgemeine Kostensenkung hat diese neoliberal<br />
inspirierte Reformpolitik jedoch nicht<br />
zu Folge; schließlich wollen viele Bereiche<br />
mit dem Gesundheitswesen ihre Geschäfte<br />
machen.<br />
Nadja Rakowitz: „Es gibt keine Kostenexplosion<br />
im deutschen Gesundheitswesen!“<br />
Die absoluten Zahlen würden nämlich<br />
nichts aussagen. Vergleiche man aber den<br />
Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt<br />
(BIP) im Laufe der Jahre, so<br />
könne man erkennen, dass dieser seit den<br />
1980er Jahren nicht gestiegen sei; der Anteil<br />
betrage stets ca. 10-11% des BIP. Zum<br />
Vergleich: die USA gäben ca. 15% des BIP<br />
für das Gesundheitssystem aus, obwohl die<br />
Versorgung dort für viele Bevölkerungsgruppen<br />
weit schlechter sei. Womit Deutschland<br />
allerdings zu kämpfen habe, sei kein Ausgaben-<br />
sondern ein Einnahmenproblem. Die<br />
Steuerbelastung für Unternehmen sei dramatisch<br />
niedrig und liege derzeit bei 28%.<br />
Auf der anderen Seite werde immer weniger<br />
Geld des Volkseinkommens über Löhne erwirtschaftet.<br />
Wenn die Beitragssätze nun an<br />
den Löhnen hängen, bedeutet dies Einnahmeverluste<br />
für die Sozialversicherung. Das<br />
in Deutschland betriebene „Lohndumping<br />
nach unten“, so Rakowitz, führe dazu, dass<br />
die Beitragssteigerungen der Krankenversicherung<br />
für die Betroffenen, also die Arbeitnehmer,<br />
schmerzlich spürbar würden, während<br />
sie die Arbeitgeber nicht belasteten.<br />
Der medizinisch-technische Fortschritt<br />
verlange, so ein weiteres Scheinargument,<br />
den vermehrten Einsatz von Geräten. Eine<br />
Großgeräteplanung, wonach nur bestimmte<br />
Ärzte oder Gesundheitszentren über bestimmte<br />
Apparate verfügen, wurde im Jahr<br />
1997 abgeschafft. Demnach habe nun fast<br />
jede Praxis ihre eigenen Geräte und diese<br />
müssten natürlich auch benützt werden,<br />
damit sich deren Anschaffung rechne. In<br />
Deutschland etwa sei die Zahl der Magnetresonanztomographen<br />
(MRT’s) in den<br />
letzten 10 Jahren um 300% gestiegen. Auch<br />
würden in Deutschland prozentuell doppelt<br />
so viele Röntgenuntersuchungen durchgeführt<br />
wie in den Niederlanden und doppelt<br />
so viele Herzkathederuntersuchungen wie<br />
im EU-Durchschnitt. Vor allem Privatpatienten<br />
seien zum Teil deutlich überversorgt:<br />
Sie müssten etliche Mehruntersuchungen, -<br />
operationen und -medikamenteneinnahmen<br />
über sich ergehen lassen, da man damit<br />
sowohl in den Krankenhäusern als auch im<br />
niedergelassenen Sektor gute Geschäfte<br />
machen könne.<br />
14<br />
<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2007</strong>
Das dritte Schlagwort, das international in<br />
aller Munde sei, bezeichne das demographische<br />
„Problem“. Gemeint sei damit,<br />
dass immer weniger Erwerbsfähige für immer<br />
mehr Rentner aufkommen müssten.<br />
Nadja Rakowitz stellt in diesem Zusammenhang<br />
fest, dass Deutschland zwischen den<br />
50-er und 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts<br />
schon einen dramatischen demographischen<br />
Wandel durchlaufen hätte, in<br />
dieser Zeit aber der Sozialstaat ausgebaut<br />
statt beschnitten worden wäre. Rakowitz<br />
dazu: „Die Relation von Alten und Erwerbsfähigen<br />
ist nicht ausschlaggebend für die<br />
Notwendigkeit einer Reform“. Ausschlaggebend<br />
hingegen seien soziale und politökonomische<br />
Bedingungen wie Vollbeschäftigung<br />
und Wirtschaftwachstum. Rakowitz<br />
warnt auch davor, sozialwissenschaftliche<br />
Prognosen unkritisch als Grundlage für<br />
sozialpolitische Reformen zu verwenden.<br />
Betrachte man nämlich Prognosen aus den<br />
1970er Jahren für das Jahr 2000, so zeige<br />
sich, dass sich die Wissenschaftler für den<br />
westlichen Teil der heutigen BRD um 15<br />
Millionen Menschen verschätzt hätten. 1 All<br />
diese statistischen Scheindebatten würden<br />
nur dazu führen, den Generationenkonflikt<br />
zu verstärken.<br />
Studien belegen immerhin, dass nicht das<br />
Alter allein über die Pflegebedürftigkeit entscheidet:<br />
Die letzten zwei Lebensjahre sind<br />
die kostenintensivsten, egal, ob man nun 70<br />
oder 80 Jahre alt wird. Hagen Kühn fügt der<br />
Debatte noch einen weiteren wichtigen Gesichtspunkt<br />
hinzu: Krankheit im Alter, so Kühn,<br />
ist auch eine Klassenfrage. Menschen aus unteren<br />
sozialen Schichten sind im Alter kränker<br />
als andere. Man müsse also vor allem über<br />
diese sozialen Zusammenhänge diskutieren<br />
„und nicht nur Köpfe zählen“, so Rakowitz.<br />
Die Schlagwortmedizin verlangt seit den<br />
1980er Jahren ständig nach Gesundheitsreformen.<br />
Die Reform der rot-grünen Regierung<br />
zu Beginn des 21. Jahrhunderts war<br />
besonders rigide und führte eine Umverteilung<br />
der Kosten von den Arbeitgebern auf<br />
die Versicherten und Kranken durch, die<br />
bisher noch nie da gewesen war. So wurden<br />
die Selbstbehalte in allen Bereichen erhöht,<br />
Kranke müssen nun bei allen Arzneimitteln<br />
10%, mindestens aber fünf Euro und höchstens<br />
zehn Euro dazu zahlen. Wenn man<br />
einen Arzt zum ersten Mal beansprucht,<br />
zahlt man seit dem 01.01.2004 zehn Euro<br />
pro Quartal. Noch einmal zehn Euro werden<br />
verlangt, wenn man in diesem Quartal<br />
einen Zahnarzt oder einen Notarzt benötigt.<br />
Die Arztbesuche sind daraufhin um 10% zurückgegangen.<br />
Diese Selbstbeteiligungen<br />
allerdings, so Rakowitz, „bedeuten einen<br />
Selektionsmechanismus, der vor allem ärmere<br />
und ältere Menschen vom Arztbesuch<br />
1<br />
Statt prognostizierten 45 Millionen Menschen lebten im Jahr 2000 60 Millionen Menschen in der Bundesrepublik West.<br />
<strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2007</strong><br />
15
Fortsetzung<br />
Das Kapital und die „Schlagwortmedizin“<br />
abhält“. Es trifft also gerade jene Gruppen,<br />
die es nicht treffen soll. Denkt man langfristig,<br />
so ist es nicht einmal ökonomisch sinnvoll,<br />
dort zu sparen, wo ein frühzeitiges ärztliches<br />
Eingreifen späteren (teuren!) Pflegebedarf<br />
verhindern könnte.<br />
Die rot-grüne Reform hat die zum Teil mangelhaften<br />
Strukturen überhaupt nicht berührt,<br />
sondern noch weitere private Momente<br />
in die gesetzliche Krankenversicherung<br />
eingeführt. Die Gewerkschaften hatten zu<br />
dieser Reform im Sommer 2003 ein Stillhalteabkommen<br />
vereinbart, um der SPD-Regierung<br />
nicht in den Rücken zu fallen! Erst<br />
als die Reform bereits verabschiedet war,<br />
kritisierten die Gewerkschaften, wie unsozial<br />
diese wäre.<br />
Die jetzige Reform der großen Koalitionsregierung<br />
scheint bei weitem nicht so verheerend<br />
zu werden wie die letzte. Bisher<br />
gibt es im Reformprogramm keinerlei Leistungskürzungen<br />
und keine Erhöhungen von<br />
Zuzahlungen. Die Reform besteht aus drei<br />
wichtigen Komponenten:<br />
1. Einführung des Gesundheitsfonds<br />
2. Umstrukturierung der privaten<br />
Krankenversicherung<br />
3. Einführung privater Momente in die<br />
gesetzliche Krankenversicherung<br />
Die Einführung des Gesundheitsfonds bedeutet,<br />
dass nunmehr der Staat die Beitragssätze<br />
für alle gesetzlichen Versicherungen<br />
einheitlich festlegt. Aus diesem Topf<br />
werden dann auch morbiditätsbedingte<br />
Ausgleichszahlungen an die Kassen getätigt.<br />
Das heißt, dass jene Kassen, die viele<br />
chronisch Kranke versichern, mehr Geld<br />
aus dem Gesundheitsfonds bekommen.<br />
Außerdem wurde im Reformentwurf eine<br />
Kompromisslösung der Koalitionspartner<br />
erzielt, wodurch es einerseits zu einer Privatisierung<br />
der gesetzlichen Krankenversicherung,<br />
andererseits aber auch zu einer<br />
Sozialisierung der privaten Versicherungen<br />
kommt. So muss die private Krankenversicherung<br />
z.B. einen Basistarif ohne Gesundheitsprüfung<br />
einführen.<br />
Rakowitz meint in diesem Zusammenhang:<br />
„Die große Koalition hat sich bestimmte Türen<br />
aufgemacht, man weiß aber im Moment<br />
noch nicht, wo es durchgeht.“ Dennoch<br />
sei der Charakter dieser aktuellen Reform<br />
ein anderer als jener der rot-grünen Streichungsorgie.<br />
Die private Krankenversicherung aber ganz<br />
abzuschaffen und sich etwa am österreichischen<br />
Modell der Pflichtversicherung zu<br />
orientieren, stehe in Deutschland nicht zur<br />
Debatte.<br />
In der Diskussion verwies Nadja Rakowitz<br />
darauf, dass das Prinzip der ehemaligen<br />
Polikliniken der DDR wieder langsam auferstehe,<br />
indem man Medizinische Versorgungszentren<br />
installiere. Diese MVZ’s<br />
würden versuchen, mit Hilfe einer Reihe<br />
von Fach- und Allgemeinärzten eine integrierte<br />
Versorgung zu erreichen – allerdings<br />
ohne den spezifisch sozialmedizinischen<br />
Hintergrund, den etwa das <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />
biete. Es bestehe allerdings die Befürchtung,<br />
dass große medizinische Konzerne<br />
sich diese MVZ’s zu Eigen machen könnten<br />
und die medizinische Versorgung damit<br />
zweigeteilt wäre: die großen „Haie“ in den<br />
gut ausgestatteten urbanen medizinischen<br />
Versorgungszentren auf der einen und der<br />
schlecht bezahlte Landarzt auf der anderen<br />
Seite.<br />
Insgesamt stehe aber hinter allen Reformen<br />
die Tendenz, das Gesundheitssystem dem<br />
Markt zu öffnen. Man könne hier auch von<br />
einer „inneren Landnahme des Kapitals“<br />
sprechen: Es gäbe Bereiche, in denen das<br />
Kapital noch nicht wirklich Fuß gefasst habe<br />
und daher versuche, an die jeweiligen Geldtöpfe<br />
zu gelangen. Die innere Landnahme<br />
bezeichnet also in diesem Zusammenhang<br />
die Privatisierung vormals nicht-ökonomischer<br />
gesellschaftlicher Sektoren wie öffentliche<br />
Dienste, soziale Sicherungssysteme,<br />
Wasser, Bildung, Kultur und eben auch<br />
Gesundheit.<br />
Inge Zelinka-Roitner<br />
16 <strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2007</strong>
ANGEBOTE DES <strong>SMZ</strong> LIEBENAU<br />
ALLGEMEIN-MEDIZINISCHE PRAXISGEMEINSCHAFT<br />
Dr. Gustav Mittelbach, Dr. Rainer Possert (alle Kassen)<br />
Hausbesuche, Gesundenuntersuchungen, ärztliche Psychotherapie und Beratung,<br />
Behandlung von Suchterkrankungen, Akupunktur, Sozial-, Arbeits- und Umweltmedizin<br />
Terminvereinbarung unter 46 23 40<br />
SOZIALE DIENSTE / SOZIALMEDIZINISCHER<br />
PFLEGEDIENST IN KOOPERATION MIT DEM <strong>SMZ</strong><br />
Hilfestellung für kranke, alte und pflegebedürftige Menschen in deren gewohntem<br />
Umfeld durch diplomierte Gesundheits- und Krankenschwestern, Alten- Pflege- und<br />
Heimhelferinnen. TEL 47 17 66 / e-mail: el.liebenau@smp-hkp.at<br />
PHYSIOTHERAPIE<br />
Akutschmerzbehandlung, Bewegungstherapie, Entspannungstechniken, Heilgymnastik<br />
durch eine diplomierte Physiotherapeutin. Therapieschwerpunkte: Neurologie und<br />
Orthopädie. Hausbesuche im Bezirk möglich. Tel. Anmeldung unter 46 23 40-15<br />
FAMILIENBERATUNG & RECHTSBERATUNG<br />
Anonyme und kostenlose Beratung durch Ärzte, PsychotherapeutInnen, SozialarbeiterInnen<br />
und JuristInnen. Donnerstag von 19 – 21 Uhr, Anm. unter 46 23 40<br />
PSYCHOTHERAPIE<br />
Gestalt- und Familientherapie, NLP, Systemische Therapie, Einzel- und Gruppentherapie<br />
sowie Kinderpsychotherapie. Teilkostenersatz durch die Krankenkassen. Anmeldung<br />
unter 46 23 40<br />
SOZIALE ARBEIT<br />
Beratung in sozialrechtlichen Fragen, Hilfen bei Kontakten zu Behörden, Hilfestellung<br />
bei Wohnungsproblemen, Arbeitslosigkeit,... Telefonische Kontaktaufnahme unter<br />
42 81 61 oder 0664/34 38 381 / e-mail: lind@smz.at<br />
GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
Sozialmedizinische und gesundheitsförderliche Veranstaltungen; Durchführung von<br />
Projekten im Bereich Gesundheitsförderung. Kooperationen im Bezirk und mit anderen<br />
Organisationen. Kontakt unter 47 17 66-13 / e-mail: pichler@smz.at<br />
SEXUALBERATUNG<br />
<strong>Info</strong>rmation, Beratung, Psychotherapie zu folgenden Bereichen: Beziehungskonflikte,<br />
Sexualprobleme, Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Homosexualität,<br />
Verhütungsfragen, Sexualaufklärung, Schwangerschaftskonflikten usw. Anmeldung<br />
(auch anonym) unter 46 23 40<br />
MEDIATION<br />
Hilfe bei familiären Auseinandersetzungen, Scheidung und Trennung; Entschärfung<br />
von Konflikten; Klärung von Streitpunkten; Unterstützung bei der Entwicklung eigener<br />
Lösungen. Auskunft und Anmeldung unter 0699/11 22 80 11<br />
LOGOPÄDIE<br />
Beratung und Vorbeugung sowie Therapie von Auffälligkeiten und Störungen der<br />
Stimme, des Sprechens und der Sprache. Terminvereinbarung unter 46 23 40<br />
WIP – WALKEN IM PARK<br />
Nordic Walking Gruppe jeden Donnertag von 17 bis 18. Uhr, Treffpunkt im Hof des <strong>SMZ</strong>.<br />
<strong>Info</strong>rmation unter 47 17 66-13<br />
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P.b.b. Zulassungsnummer: GZ 02Z034445M; Verlagspostamt 8041 Graz