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SMZ Liebenau Info Jun_2008

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<strong>SMZ</strong><br />

INFO<br />

SYSTEM GESUND ?<br />

Sozialmedizinisches<br />

Zentrum<br />

: THEMEN<br />

* Gesundheitsreform *<br />

* Tabak *<br />

* Pflege *<br />

S M Z I N F O J U N I 2 0 0 8<br />

<strong>Liebenau</strong>


INHALT<br />

LEITARTIKEL : IST VON SPAREN UND „WIRTSCHAFTLICHKEIT“ IM GESUND-<br />

HEITSWESEN DIE REDE, KÖNNEN DIE PATIENTINNEN NUR DRAUFZAHLEN 01<br />

VOM „WOHNZIMMER“ ZUM „KOMPETENZZENTRUM“ 05<br />

SCHWERPUNKT : TABAK<br />

WENN DIE LUFT ZUM ATMEN FEHLT 06<br />

TABAKENTWÖHNUNG IM <strong>SMZ</strong> LIEBENAU 08<br />

YOGA IM <strong>SMZ</strong> LIEBENAU 08<br />

ALLGEMEINMEDIZIN IM BULGARISCHEN GESUNDHEITSWESEN 09<br />

KOMMENTAR VON GUSTAV MITTELBACH 11<br />

WENN DER BERG NICHT ZUM PROPHETEN KOMMT 12<br />

DAS SOZIALMEDIZINISCHE ZENTRUM (<strong>SMZ</strong>) LIEBENAU IM JAHR 2007 13<br />

STURZ UND FALL 17<br />

SCHWERPUNKT : PFLEGE<br />

ICH SCHAFF´ ES NICHT MEHR ALLEINE – INFORMATIONEN ZUR PFLEGE 18<br />

DSB, FSB, HH – BRINGEN DIE NEUEN SOZIALBETREUUNGSBERUFE<br />

MEHR KLARHEIT? 20<br />

NEUES GESETZ: 24 H-PERSONENBETREUUNG OHNE JEGLICHE AUSBILDUNG! 21<br />

MEDIZIN AUF AUGENHÖHE 22<br />

AUFGESCHNAPPT 24<br />

ANGEBOTE DES <strong>SMZ</strong> LIEBENAU 25<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER<br />

<strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

<strong>Liebenau</strong>er Hauptstraße 102-104 a, 8041 Graz T (0316) 471766-13 F (0316) 462340-19<br />

Email smz@smz.at Homepage www.smz.at VEREINSREGISTER ZVR: 433702025<br />

REDAKTION Dr. Rainer Possert, Mag. a Dr. in Inge Zelinka-Roitner, Mag. a Barbara Gruber<br />

MITARBEITERiNNEN DIESER AUSGABE Das Team des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

FOTOS <strong>SMZ</strong> (S.5, S.8, S.17), Stefan Possert (S.7 re, S.12 re, S.14, S.23), Rainer Possert (Cover, S.7 li,<br />

S.10), pixelio.de (S.15, S.19)<br />

LAYOUT + SATZ CUBA, graz www.cubaliebtdich.at DRUCK Dorrong, Graz AUFLAGE 1.300 Stk.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong>


LEITARTIKEL<br />

IST VON SPAREN UND „WIRTSCHAFTLICHKEIT“<br />

IM GESUNDHEITSWESEN DIE REDE, KÖNNEN<br />

DIE PATIENTiNNEN NUR DRAUFZAHLEN<br />

EIN BEITRAG ZUR „REFORM“DISKUSSION VON RAINER POSSERT<br />

Spätestens seit Beginn der ersten schwarzblauen<br />

Koalition werden wir in mehr oder<br />

weniger regelmäßigen Abständen mit Diskussionsbeiträgen<br />

zur „Reform“ des Gesundheitswesens<br />

überhäuft. Nicht zufällig.<br />

Denn die Regierung Schüssel-Haider sowie<br />

alle nachfolgenden Regierungen sind<br />

dazu angetreten, das von der EU geforderte<br />

neoliberale Konzept, also die Einführung<br />

von Wettbewerb, Marktwirtschaft und Privatisierung<br />

im Gesundheitswesen voran zu<br />

treiben.<br />

In einer Zeit, in der die Schere zwischen Arm<br />

und Reich größer wird und in der die hohen<br />

Selbstbehalte wie für Medikamente, Brillen,<br />

Hörgeräte, Psychotherapie, Heilgymnastik,<br />

orthopädische Hilfen, Krankenpflege,<br />

Heimaufenthalte für Menschen mit niedrigem<br />

Einkommen kaum mehr finanzierbar<br />

sind, wäre eine Reform, die den Ausbau des<br />

solidarischen Versicherungswesens zum<br />

Ziel hätte, dringend notwendig.<br />

Die Diskussion bestimmen Phrasen<br />

aus der Wirtschaft<br />

Statt einer Verbesserung des Gesundheitswesens<br />

werden wir mit Begriffen aus der<br />

Wirtschaft traktiert. Da geht es um:<br />

• „Kostenbewusstsein“ bei PatientInnen und<br />

ÄrztInnen,<br />

• „ÄrztInnen werden zu „ökonomischer Verschreibweise“<br />

angehalten,<br />

• es vergeht kaum ein Tag, an dem sich nicht<br />

ein „Gesundheitsökonom“ zu Wort meldet,<br />

um sich PolitikerInnen anzudienen,<br />

• von „Kostenexplosionen“, die niemals<br />

stattgefunden haben, ist die Rede.<br />

• Angeblich machen Krankenkassen „Defizite“,<br />

als ob sie als selbst verwaltete Versicherungen<br />

jemals „Gewinn“ gemacht hätten.<br />

• Spitäler seien nicht „wirtschaftlich geführt“,<br />

• das Gesundheitswesen sei in der bisherigen<br />

Form „nicht finanzierbar“, „Ressourcen“<br />

würden „vergeudet“.<br />

• „Pflegenotstände“ werden ausgerufen,<br />

• einmal sind die Raucher „die Bösen“, die<br />

„hohen Kosten“ verursachen,<br />

• einmal die hoch betagten MitbürgerInnen,<br />

dann wieder die Übergewichtigen ...<br />

Nichts davon ist wahr, außer der Tatsache,<br />

dass die Absicht hinter diesen Formulierungen<br />

die „Liberalisierung“ des Gesundheitswesens<br />

ist, an deren Ende die Zerschlagung<br />

der Sozialversicherung und die weitgehende<br />

Privatisierung der Krankhäuser steht.<br />

Beispiel Deutschland<br />

Deutschland wurde 2006 durch einen wochenlangen<br />

Ärztestreik in den Spitälern erschüttert,<br />

niedergelassene ÄrztInnen müssen<br />

an die Kassen Strafe zahlen, wenn sie<br />

zu „teure“ Medikamente verordnen. Krankenkassen<br />

stehen untereinander in Wettbewerb,<br />

mit dem Resultat, dass „gute“ und „lukrative“<br />

Risiken, sprich potentielle PatientInnen,<br />

zunehmend vom privaten Sektor des<br />

Gesundheitswesens übernommen werden,<br />

während die „schlechten und unprofitablen“<br />

MitarbeiterInnen des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

und der Sozialen Dienste / SMP<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong><br />

01


LEITARTIKEL<br />

»<br />

At any time, anywhere on the globe,<br />

people will whine about their health care system.<br />

The Great Chinese Philosopher, Yu Wei’s Universal Laws of Health Care, first law<br />

(Princeton University, Professor Uwe Reinhardt)<br />

»<br />

Risiken – also multimorbide und schwerkranke<br />

PatientInnen, ebenso wie die Aus- und<br />

Weiterbildung von ÄrztInnen und Pflegekräften,<br />

in den öffentlichen Sektor verschoben<br />

werden. Private Gesundheitskonzerne übernehmen<br />

immer häufiger öffentliche Spitäler.<br />

Der Verband demokratischer Ärztinnen und<br />

Ärzte aus Deutschland meint in einer Presseerklärung<br />

vom 17.Mai <strong>2008</strong>: „Die von der<br />

Politik gewollte und geförderte Ökonomisierung<br />

stellt das Hauptproblem des Gesundheitswesens<br />

dar. Markt und Wettbewerb<br />

können eine solidarisch getragene, gleichmäßige<br />

und ausreichende medizinische<br />

Versorgung nicht garantieren. Das haben<br />

die Erfahrungen in anderen Ländern klar<br />

gezeigt. Unter den heutigen Bedingungen<br />

ist Wettbewerb immer ökonomischer Wettbewerb.<br />

Und auch, wenn er sich als Qualitätswettbewerb<br />

ausgibt – es geht ums<br />

Geld.“<br />

EU: „mehr privat – weniger Staat“<br />

– auch in Österreich<br />

„Die ‚Europäische Akademie der Wissenschaften<br />

und Künste’ mit Sitz in Salzburg,<br />

wurde von der EU-Kommssion beauftragt,<br />

„die Gesundheitspolitik auf ‚neue Beine’ zu<br />

stellen,“ schreibt die „Medical Tribune“ vom<br />

30.5.08. Unter Einbeziehung von privaten<br />

Versicherungen, von Pharmafirmen und der<br />

Mitarbeit von 17 medizinischen Fachgesellschaften<br />

wurde ein Strategiepapier erstellt.<br />

Univ. Prof. Unger, Präsident der Akademie<br />

der Wissenschaften in dieser Zeitschrift:<br />

„Unser Credo war von Beginn an: Medizin<br />

können Sie nur über eine gescheite Finanzierung<br />

reformieren. Das heißt, Medizin<br />

wird als ein ganz normaler Markt gesehen<br />

... Deshalb unser Vorschlag: Die ganzen<br />

Versicherungen gehören auf Privatbasis<br />

umgestellt, und um die Versicherungen aufzufüttern,<br />

brauche ich das Steuergeld ...<br />

Sie können das System nicht von heute auf<br />

morgen ändern ... Wir brauchen eine Idee,<br />

wo es hingeht, ein großes Konzept. Dafür<br />

braucht es aber natürlich auch genügend<br />

Zeit. Wir rechnen mit rund 15 Jahren.“<br />

Die gegenwärtige „Reform“diskussion:<br />

Seit Mitte April treten Industriellenvereinigung<br />

und Gewerkschaftsführung als „Gesundheitsexperten“<br />

an die Öffentlichkeit<br />

und präsentieren ein brisantes „Reformpapier“<br />

– die Gesundheitsministerin, der Bundeskanzler,<br />

die Regierung wochenlang auf<br />

Tauchstation, nur nicht anpatzen. Weder<br />

wurden die Gewerkschaftsmitglieder zu diesen<br />

Vorschlägen befragt, noch Selbsthilfegruppen<br />

oder gar die Bevölkerung selbst.<br />

Demokratie hört sich bei der Industriellenvereinigung<br />

ohnehin immer dann auf, wenn<br />

es um ihre Interessen geht. Und dass es mit<br />

der Basisdemokratie in der Gewerkschaft<br />

nicht weit her ist, wissen alle ÖsterreicherInnen<br />

spätestens seit dem BAWAG-Debakel,<br />

in dem die Gewerkschaftsführung die über<br />

Jahrzehnte angesparten Streikgelder ihrer<br />

Mitglieder verjuxt hat.<br />

Das „Kassendefizit“ wurde<br />

bewusst herbeigeführt<br />

Mit zwei Milliarden Euro bis 2012 sollen die<br />

Krankenkassen von der Regierung „gerettet“<br />

werden. Dabei wird wie immer vergessen,<br />

wie es überhaupt zu diesem „Defizit“<br />

der Kassen gekommen ist. Die Rechnung<br />

ist einfach: Erhöhten Kosten, wie in allen<br />

anderen Dienstleistungssektoren (Medikamente,<br />

Arzthonorare) stehen zu geringe<br />

Einnahmen (Sozialversicherungsbeiträge)<br />

gegenüber.<br />

Einfaches Gegenmittel: Anpassung, d.h. Erhöhung<br />

der Sozialversicherungsbeiträge<br />

oder der Höchstbeitragsgrundlagen würde<br />

die Kassen „retten“, jeder leistet seinen solidarischen<br />

Beitrag und alle haben etwas davon:<br />

kein Kassendefizit, geringere Selbstbehalte,<br />

Ende der „Reformdiskussion.“<br />

Der Sozialversicherungsbeitrag<br />

ist Teil des Lohnes<br />

Der Sozialversicherungsbeitrag setzt sich<br />

aus dem „Unternehmeranteil“ und dem „Arbeitnehmeranteil“<br />

zusammen und ist somit<br />

Teil des Lohnes. Wenn nun der Sozialversicherungsbeitrag<br />

z.B. um 14 Euro/Monat<br />

angehoben werden würde, entfielen auf<br />

02 <strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong>


LEITARTIKEL<br />

»<br />

The decibel level of whining is only weakly related<br />

to how much a country spends on health care.<br />

The Great Chinese Philosopher, Yu Wei’s Universal Laws of Health Care, second law<br />

(Princeton University, Professor Uwe Reinhardt)<br />

»<br />

den Arbeitnehmer 7 Euro, die er nicht mehr<br />

im Geldbörsl hat. Der Unternehmer jedoch<br />

müsste 7 Euro mehr als bisher für den Arbeitnehmer<br />

ausgeben. Die sogenannten<br />

„Lohn(neben)kosten“ würden steigen und<br />

damit der „Wettbewerb“ um den „Wirtschaftsstandort<br />

Österreich“ gefährdet sein,<br />

wie immer wieder behauptet wird. Und da<br />

auch die Gewerkschaftsspitze für „Konkurrenzfähigkeit<br />

des Wirtschaftsstandorts“ eintritt,<br />

entledigt sie sich ihrer ureigensten Aufgabe,<br />

nämlich der: für Lohnerhöhungen zu<br />

kämpfen!! Denn siehe oben: Eine Erhöhung<br />

des Sozialversicherungsbeitrages seitens<br />

der Unternehmer ist eine Lohnerhöhung.<br />

Zerschlagung der Selbstverwaltung<br />

Statt über eine (indirekte) Lohnerhöhung<br />

mehr Geld in die Krankenkassen zu bringen,<br />

gibt es nun zwei Milliarden aus der Staatskasse<br />

– die ja auch im wesentlichen von den<br />

niederen bis mittleren Einkommen finanziert<br />

wird – die Wirtschaft hat sich viel erspart. Als<br />

Zuckerl erhält sie eine Sperrminorität, das<br />

heißt: alle nicht genehmen Entscheidungen<br />

können in Zukunft in der neuen Holding<br />

blockiert werden, die VertreterInnen der ArbeitnehmerInnen<br />

haben die Macht über die<br />

Gestaltung der von ihnen selbst finanzierten<br />

Versicherung verloren.<br />

Die neuen Vertragsregelungen<br />

mit der Ärzteschaft<br />

Im Falle eines vertragslosen Zustandes, d.h.,<br />

wenn die PatientInnen ihre Arzthonorare<br />

selbst bezahlen müssen, sollen die Kassen<br />

in Zukunft mit einzelnen ÄrztInnen Verträge<br />

abschließen können. ÄrztInnen, die einen<br />

solchen Vertrag akzeptieren, wird bei in<br />

Krafttreten eines neuen Gesamtvertrages<br />

eine Kassenstelle garantiert. Dadurch soll<br />

die Ärztekammer als Verhandlungspartner<br />

geschwächt werden.<br />

Neue Verträge sollen alle fünf Jahre „rezertifiziert“<br />

werden, d.h., die Kassen können nach<br />

fünf Jahren z.B. wegen mangelnder „Effizienz“,<br />

was immer diese bedeuten mag, kündigen.<br />

Damit wird unterstellt, dass ein großer<br />

Teil der derzeit niedergelassenen Kassenärzte<br />

uneffizient arbeiten würde, ein Vorwurf,<br />

der bis dato noch nie erhoben wurde.<br />

Tatsächlich geht es darum, die Kontrolle<br />

über ärztliche Tätigkeiten zu verstärken und<br />

selbstverständlich auch wirtschaftlichen<br />

Druck auszuüben.<br />

Ein Abschluss jeweils eigener Gesamtverträge<br />

mit den Facharztgruppen bzw. Allgemeinmedizinern<br />

soll möglich sein. Diese<br />

Maßnahmen laufen ebenso auf eine<br />

Schwächung der Verhandlungsposition der<br />

Ärztekammer hinaus.<br />

Patientenquittung<br />

Unter dem Vorwand der Transparenz sollen<br />

ÄrztInnen in Zukunft „Quittungen“ ausstellen.<br />

Abgesehen davon, dass die Frage<br />

nach der Bezahlung des Ausstellens von 80<br />

bis zu 120 Quittungen täglich – wahrscheinlich<br />

eine Arbeitskraft – ungeklärt ist bzw. die<br />

Bezahlung eines entsprechendes EDV-Programms<br />

und der damit notwendigen EDV-<br />

Umstellungen, werden die Abrechnungen<br />

von den Kassen bereits jetzt jedes Quartal<br />

penibel kontrolliert und auch PatientInnen<br />

stichprobenartig über erbrachte Leistungen<br />

befragt. PatientInnen erhalten darüber hinaus<br />

bereits jetzt Aufstellungen über die von<br />

den Kassen erbrachten Leistungen.<br />

Über den Zweck dieser neuen Maßnahme<br />

können nur Vermutungen angestellt werden:<br />

Sollen PatientInnen die ÄrztInnen kontrollieren?<br />

Soll das Kostenbewusstsein der PatientInnen<br />

geschärft werden? Oder sollen sich<br />

PatientInnen über die Honorare der ÄrztInnen<br />

lustig machen dürfen? Beispiele: Verbandswechsel:<br />

3,63 €, Katheterwechsel: 3,63 €,<br />

pro Hausbesuch: 21,80 €, intravenöse Injektion:<br />

1,35 €, Ordination: 15,75 €, Infusion:<br />

4,72 €. Oder sollen PatientInnen dazu animiert<br />

werden, sich darüber aufzuregen, dass<br />

die Ausstellung eines Rezeptes (= Ordination)<br />

auch 15,75 € kostet. (was, das bisschen<br />

Schreiben kostet so viel, ....).<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong><br />

03


LEITARTIKEL<br />

»<br />

At any time, anywhere on the globe,<br />

the last health reform will be said to have failed.<br />

The Great Chinese Philosopher, Yu Wei’s Universal Laws of Health Care, fourth law<br />

(Princeton University, Professor Uwe Reinhardt)<br />

»<br />

Wirkstoffverordnung („aut idem“)<br />

Um das Thema verständlich zu machen: Jedes<br />

Medikament besitzt einen chemischen<br />

Namen, z.B. Diclofenac. Dieser Wirkstoff<br />

wird von unterschiedlichen Herstellern erzeugt<br />

und hat deshalb von den Herstellern<br />

erfundene Namen, im Fall der obigen Substanz<br />

z.B. Voltaren, Diclofenac-Genericon.<br />

Bisher werden Ärzte von den Kassen zu<br />

ökonomischer „Verschreibweise“ veranlasst,<br />

d.h. sie sollten das kostengünstigste<br />

Medikament aussuchen. Dies führt in der<br />

Praxis dazu, dass der Computer bis zu 30<br />

im Preis unterschiedliche, mit verschiedenen<br />

Firmennamen versehene Medikamente<br />

ausspuckt. Das Ziel dieser Maßnahmen ist<br />

angeblich die Reduktion der Medikamentenkosten.<br />

Die einfachste und aus der Industrie abgeleitete<br />

Maßnahme der Kostenreduktion bei<br />

Medikamenten wäre die europaweite Ausschreibung<br />

eines Wirkstoffes seitens des<br />

Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger,<br />

mit der Zulassung dieser einen Substanz<br />

für z.B. zwei Jahre, danach neue Ausschreibung.<br />

So macht es die Automobilindustrie<br />

bei ihren Zulieferern. Jedoch: In den<br />

Krankenkassen und auch im Hauptverband<br />

sitzen Vertreter der Wirtschaft, d.h. auch<br />

der Pharmaindustrie. Und hat man einmal<br />

ein Monopol, sinkt das Interesse am so genannten<br />

freien Markt oder Wettbewerb.<br />

Ob die Verlagerung der Auswahl des kostengünstigeren<br />

Medikaments vom Arzt zum<br />

Apotheker eine Verbesserung für die PatientInnen<br />

bringt, auch wenn das in vielen<br />

Staaten Europas der Fall ist, bleibt fraglich.<br />

Die Dominanz der Pharmaindustrie im Gesundheitswesen<br />

als Teil des medizinisch-industriellen<br />

Komplexes ist auch in anderen<br />

Ländern ungebrochen. Ärztefortbildung bei<br />

Kongressen, direkte Finanzierung der Forschung<br />

in den Kliniken, Manipulation von<br />

Forschungsergebnissen, um Medikamente<br />

auf den Markt zu bringen, all diese Einflussnahmen<br />

auf ärztliche Tätigkeiten werden<br />

durch diese „Reform“ nicht eingeschränkt.<br />

Wo aber bleiben Patienteninteressen? Ihre<br />

gesundheitliche Versorgung wird nicht verbessert,<br />

eine Qualitätssteigerung ist nicht<br />

zu erwarten. Völlig unberücksichtigt bleibt<br />

in der Diskussion die Tatsache, dass Menschen<br />

mit niedrigem Einkommen häufiger<br />

krank sind und auch früher sterben als Menschen<br />

mit höheren Einkommen.<br />

So hat ein ca. 40-jähriger Mann mit sehr<br />

niedrigem Einkommen den gleichen Gesundheitszustand<br />

wie ein 70-jähriger Universitätslehrer.<br />

Soziale Ungleichheit und<br />

Gesundheit – ein Kernthema jeder ernst zu<br />

nehmenden Reformdebatte – ist aus dem<br />

öffentlichen Bewusstsein entschwunden.<br />

Auch dazu leistet diese „Reform“ keinen<br />

Beitrag.<br />

Und die Ärztekammer?<br />

Obwohl ÄrztInnen völlig unterschiedliche<br />

Arbeitsfelder und auch Einkommen haben,<br />

besteht Pflichtmitgliedschaft in der Ärztekammer,<br />

sie ist die gesetzlich verordnete<br />

Vertretung aller ÄrztInnen und schließt die<br />

Verträge mit den Krankenkassen ab. Diese<br />

Verträge können gekündigt oder nicht mehr<br />

verlängert werden, sodass im Falle von Uneinigkeit<br />

der „vertraglose Zustand“ droht.<br />

Das heißt, jedes Arzthonorar muss vom<br />

Patienten selbst bezahlt werden. Welchen<br />

Betrag jedoch die Kassen den PatientInnen<br />

ersetzen, ist unklar. Tatsache ist, dass freie<br />

Honorarvereinbarungen für viele ÄrztInnen<br />

eine realistische Alternative zu den Kassenverträgen<br />

sind. Statt eines vergleichsweise<br />

„harmlosen“ Streiks – Notdienste würde es ja<br />

ohnehin geben – ist die Auflösung der Kassenverträge<br />

die für die PatientInnen schlechteste<br />

Wahl. Dann kostet z.B. der Hausbesuch<br />

nicht mehr 21,80 € sondern 70 €,<br />

die Infusion nicht mehr 4,62 € sondern das<br />

Zehnfache.<br />

Sollten die Verhandlungen zwischen der<br />

Ärztekammer und den Gesundheitsministerin<br />

bzw. dem Sozialminister scheitern – dann<br />

könnte es zum Crash in der Gesundheitsversorgung<br />

kommen – freier Markt.<br />

Rainer Possert<br />

04 <strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong>


VOM „WOHNZIMMER“<br />

ZUM „KOMPETENZZENTRUM“<br />

Das <strong>SMZ</strong> hat die Aufnahmezone der Praxisgemeinschaft<br />

<strong>Liebenau</strong> umgestaltet und<br />

renoviert. Endlich! An sich keine große Sache,<br />

nach 24 Jahren Betrieb auch höchst<br />

notwendig. Dennoch gingen mir beim Umbau<br />

folgende Gedanken durch den Kopf:<br />

Als wir 1983/84 den Umbau des Hauses,<br />

in dem vorher das Postamt für zwei Jahre<br />

untergebracht war, planten, war eines klar:<br />

schon beim Eintreten sollen die Menschen<br />

merken, dass hier ein anderes Medizinkonzept<br />

vertreten wird. So wurde mit Farbe<br />

nicht gespart, rot wurden die Türrahmen<br />

gestrichen und rot waren auch die Wartezimmersessel.<br />

Sogar der Verbindungssteg<br />

zwischen den Häusern war viele Jahre lang<br />

leuchtend rot. Die Möbel waren aus freundlichem<br />

Kiefernholz und der Anmeldebereich<br />

wurde offen gestaltet, damit die PatientInnen<br />

sich gleich beim Hereinkommen wohl<br />

fühlen. Das war damals ganz und gar nicht<br />

üblich, rundherum gab es nur sterile oder<br />

sehr konventionell eingerichtete Arztpraxen.<br />

Wir wollten mit diesem bunten, offenen Einrichtungskonzept<br />

ausdrücken, dass wir eine<br />

andere Medizin machen, näher am Patienten<br />

sind, keine weißen Mäntel tragen, eine<br />

„nicht hierarchische, gleichberechtigtere“<br />

Arbeitsatmosphäre wollen. Das war damals<br />

neu und wir wollten es auch deutlich machen.<br />

Inzwischen ist ein Vierteljahrhundert vergangen,<br />

es haben sich in dieser Zeit nicht nur<br />

unsere Möbel abgenutzt, auch in der Gesellschaft<br />

ist eine Veränderung der PatientInnen<br />

gegenüber dem medizinischen System<br />

eingetreten. Die Menschen sind seither<br />

mündiger geworden und fordern Aufklärung<br />

und Gespräche. Sie möchten ihre Proble-<br />

me verstehen und mitentscheiden, welcher<br />

Weg in der Behandlung eingeschlagen wird.<br />

Diese Veränderung in den Einstellungen ist<br />

allmählich geschehen. Es waren die vielen<br />

kritischen Bewegungen wie etwa die Patientenanwaltschaften,<br />

Selbsthilfegruppen,<br />

sozialen Initiativen und natürlich auch eine<br />

innovative Praxisgemeinschaft wie die unsere,<br />

die dazu beigetragen haben, diese<br />

Entwicklung in Gang zu setzen. Heute ist es<br />

nicht mehr in diesem Maß notwendig, den<br />

Menschen die Angst vor dem Arzt zu nehmen<br />

und ihn aufzufordern, sich selbst zu<br />

vertreten.<br />

Dies drückt sich auch in unserem neuen Umbaukonzept<br />

aus. Etwas anderes wurde uns<br />

jetzt wichtig: Wir betreuen ein großes PatientInnenspektrum<br />

mit ganz unterschiedlichen<br />

Anliegen. Täglich befinden sich zur selben<br />

Zeit z.B. Menschen mit akuten Bandscheibenvorfällen,<br />

Angehörige von pflegedürftigen<br />

alten Menschen, PsychotherapiepatientInnen,<br />

Mütter mit fiebernden Kleinkindern<br />

und suchtkranke Menschen, die sich in<br />

einem Drogenersatzprogramm befinden, im<br />

Bereich unserer Anmeldungszone. Sie alle<br />

haben nicht nur ein Anrecht auf eine bestmögliche<br />

rasche Behandlung, sondern auch<br />

auf Daten- und <strong>Info</strong>rmationsschutz. Daher<br />

wurden auch der Anmeldungsvorgang von<br />

der Warteschlange akustisch abgeschirmt<br />

und die internen Arbeitsabläufe verbessert.<br />

Die Fülle der Aufgabengebiete machte eine<br />

Neuorganisierung notwendig.<br />

Auf jeden Fall: der Umbau ist gelungen und<br />

wir freuen uns über die moderne, praxisgerechte<br />

Lösung.<br />

Heilwig Possert-Lachnit<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong><br />

05


SCHWERPUNKT : TABAK<br />

WENN DIE LUFT ZUM ATMEN FEHLT<br />

TABAKPRÄVENTION<br />

Der steirische Gesundheitslandesrat Mag. Helmut Hirt hat uns<br />

einige Fragen zum Thema Tabakprävention beantwortet.<br />

<strong>SMZ</strong>: Herr Landesrat, wie ist Ihr persönlicher<br />

Zugang zum Thema Rauchen und<br />

Nichtraucherschutz?<br />

LR Hirt: Mein Ziel war und ist, dass es künftig<br />

normal sein soll, dass Raucher auf Nichtraucher<br />

Rücksicht nehmen und dort rauchen,<br />

wo kein Nichtraucher die Schadstoffe<br />

einatmen muss.<br />

<strong>SMZ</strong>: 2,3 Millionen Österreicher rauchen.<br />

Im Oktober 2007 wurden auf einer Expertenkonferenz<br />

in Basel die Ergebnisse einer<br />

wissenschaftlichen Studie vorgestellt, die<br />

die Effizienz der Tabakpolitik von 30 Staaten<br />

bewertete. Österreich erlangte darin<br />

den traurigen letzten Platz. Österreich setze<br />

in Europa am wenigsten Maßnahmen, um<br />

den Tabakkonsum zu reduzieren und Nichtraucher<br />

zu schützen.<br />

Wie stehen Sie als Gesundheitslandesrat<br />

zu diesem Vorwurf?<br />

LR Hirt: Das werfe ich ja Gesundheitsministerin<br />

Kdolsky vor, dass sie diesbezüglich ihrer<br />

Verantwortung nicht gerecht wird.<br />

<strong>SMZ</strong>: Jene Länder, die laut Kriterien der<br />

Fachzeitschrift Tobacco Control die erfolgreichste<br />

Tabakpolitik betreiben, haben u. a.<br />

sehr hohe Zigarettenpreise, ein vollständiges<br />

bzw. weitgehendes Rauchverbot in der<br />

Gastronomie, umfassende <strong>Info</strong>rmationskampagnen<br />

und Therapieangebote, sowie<br />

ein gesondertes Budget für Tabakprävention.<br />

Was halten Sie von diesen Maßnahmen in<br />

Bezug auf Österreich und die Steiermark?<br />

LR Hirt: Wir haben in der Steiermark als<br />

erstes Bundesland eine wissenschaftsbasierte<br />

Anti-Tabakstrategie erarbeitet und<br />

in Umsetzung gebracht, in deren Rahmen<br />

wir neue Therapieangebote geschaffen und<br />

groß angelegte <strong>Info</strong>rmationskampagnen gemacht<br />

haben und machen. Zigarettenpreise<br />

und Rauchverbote fallen aber leider in die<br />

Bundeskompetenz, und damit sind wir wieder<br />

bei der Frau Gesundheitsministerin.<br />

<strong>SMZ</strong>: Ist es nicht paradox, dass der Staat<br />

Österreich Millionen für die Behandlung von<br />

nikotinbedingten Gesundheitsschäden ausgibt<br />

und in die Tabakprävention investiert,<br />

um auf der anderen Seite an jeder gerauchten<br />

Zigarette zu verdienen?<br />

LR Hirt: Ein Staatswesen finanziert sich über<br />

Steuern und Abgaben und es kann natürlich<br />

nicht der Weisheit letzter Schluss sein, gerade<br />

Dinge, die schlussendlich auch der Gesundheit<br />

schaden können, wie etwa Alkohol,<br />

Tabak oder weniger gesunde Lebensmittel<br />

nicht zu besteuern. Und ich bin auch nicht dafür,<br />

den Menschen durch Verbote von allem<br />

Ungesunden die persönliche Verantwortung<br />

zu nehmen. Ich kann aber sehr wohl durch<br />

Gesetze regeln, dass sie zumindest mit ihrem<br />

Tun nicht andere schädigen dürfen.<br />

<strong>SMZ</strong>: Welche Maßnahmen wollen Sie im<br />

Jahr <strong>2008</strong> setzen, um Passivraucher, und<br />

hier vor allem Kinder und Jugendliche, vor<br />

dem gesundheitsschädlichen Kontakt mit<br />

Zigaretten zu schützen?<br />

06 <strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong>


LR Hirt: Wir gehen hartnäckig unseren steirischen<br />

Weg weiter, durch Aufklärungsarbeit<br />

möglichst viele, vor allem junge Menschen<br />

davon abhalten zu wollen, sich dieser Sucht<br />

überhaupt auszusetzen und den aufhörwilligen<br />

Rauchern Unterstützung in Form von<br />

Therapieangeboten zu machen.<br />

<strong>SMZ</strong>: Der Sozialmmediziner Michael Kunze<br />

(Österreichisches Nikotin-Institut) meint,<br />

es sei überholt, Jugendliche durch Panikmache<br />

vom Rauchen abhalten zu wollen.<br />

Diese Taktik spreche vielmehr die Risikobereitschaft<br />

der Jugendlichen an und erhöhe<br />

diese noch. Viel zweckmäßiger sei es, die<br />

Zigarettenpreise zu erhöhen. Dies bringe<br />

eine tatsächliche Verringerung des Tabakkonsums.<br />

Stimmen Sie mit dieser Ansicht überein?<br />

LR Hirt: Ich glaube auch, dass sich nur wenig<br />

Jugendliche dadurch vom Rauchen abhalten<br />

lassen, dass sie vielleicht 40 Jahre später früher<br />

sterben könnten, diesen Horizont haben<br />

in der Jugend wohl auch die wenigsten von<br />

uns heute Erwachsenen als Entscheidungsgrundlage<br />

definiert. Und dass höhere Preise<br />

tatsächlich ein Hemmnis darstellen, haben<br />

Untersuchungen der WHO (World Health<br />

Organisation) eindeutig belegt.<br />

<strong>SMZ</strong>: Was halten Sie vom neuen Gesetz<br />

zum Nichtraucherschutz in der Gastronomie<br />

in Österreich? Kann eine Gesundheitsgefährdung<br />

von NichtraucherInnen dadurch<br />

verhindert werden?<br />

LR Hirt: Ich habe diesen Gesetzesentwurf<br />

bereits als „Nichtlösung“ öffentlich kritisert<br />

und stehe dazu. Er bringt keine Verbesserung<br />

des Nichtraucherschutzes, ihn als österreichische<br />

Lösung zu propagieren, lasse<br />

ich mir als Österreicher nur ungern gefallen.<br />

<strong>SMZ</strong>: Wir danken herzlich für Ihre Bereitschaft,<br />

unsere Fragen zu beantworten!<br />

Tabak – wer profitiert?<br />

Indien: Sechs Millionen Kinder zwischen 4 und 14 Jahren arbeiten ganztägig in der Tabakindustrie.<br />

So ist die Philip Morris Group z.B. der weltweit größte Tabakkonzern. Die wirtschaftlichen<br />

Zahlen sprechen für sich: 2007 – 12 Milliarden US-Dollar Gewinn. Die ökologischen<br />

Auswirkungen des Tabakanbaus sind jedoch Bodenverarmung, Abholzung, Erosion,...<br />

Und die Anreize der Konzerne, noch mehr Anbau auf Tabak umzustellen, führen naturgemäß<br />

zu einem Überangebot. Die Folgen: Preisverfall, Abhängigkeit der Bauern von<br />

multinationalen Konzernen (Preisabsprachen vermutet); es fehlen Anbauflächen für Nahrungsmittel,<br />

Nikotin- und Pestizid-Vergiftungen der Arbeiter sind an der Tagesordnung, die<br />

notwendige Schutzkleidung ist unerschwinglich.<br />

Wer profitiert?<br />

Quellen: The tobacco atlas, WHO 2002; www.unfairtobacco.org<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong><br />

07


SCHWERPUNKT : TABAK<br />

TABAKENTWÖHNUNG<br />

IM <strong>SMZ</strong> LIEBENAU<br />

Wenn die Beziehung zur Belastung wird und einem die Luft zum Atmen nimmt, ist es<br />

Zeit, sich zu trennen. Das <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> unterstützt Sie bei diesem Vorhaben durch<br />

Gruppenkurse oder Einzelgesprächen zur Tabakentwöhnung.<br />

Kürzlich wurde unsere Dipl. Sozialarbeiterin<br />

Heike Gremsl zur Tabakentwöhnungsexpertin<br />

ausgebildet. Die Kurse „Rauchfrei in 6<br />

Wochen“ nach dem Tübinger Modell finden<br />

seit Anfang Mai im Veranstaltungsraum des<br />

<strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> statt.<br />

Das Angebot richtet sich an alle RaucherInnen,<br />

die gerne mit verhaltenstherapeutischer<br />

Unterstützung und dem Halt in der Gruppe<br />

einen Rauchstop durchführen wollen.<br />

Wichtiges Element zu Beginn des Kurses ist<br />

die Selbstbeobachtung rund um die persönlichen<br />

Rauchgewohnheiten, um dann in Folge<br />

die Alternativen aufzuzeigen. Einfache<br />

Entspannungstechniken (progressive Muskelentspannung),<br />

wie sie im Verlauf des<br />

Seminars erlernt werden, sorgen selbst in<br />

stressigen Situationen dafür, der Versuchung<br />

zu widerstehen und rauchfrei zu bleiben.<br />

Kohlenmonoxidmessungen zu Beginn jedes<br />

der 1 ½ stündigen Treffen belegen schwarz<br />

auf weiß die Fortschritte auf dem Weg zum/<br />

zur NichtraucherIn, fördern die Motivation<br />

und bestärken beim Weitermachen.<br />

Mit dem wissenschaftlich fundierten Konzept<br />

„Rauchfrei in 6 Wochen“ stehen die<br />

Chancen gut, den Glimmstängel ein für alle<br />

Mal auszudämpfen.<br />

Die Seminarteilnahme kostet 30 Euro<br />

Selbstbehalt pro Person, den Rest übernimmt<br />

das Land Steiermark im Zuge der Tabakpräventionsstrategie.<br />

Fahrtkosten und<br />

Kosten für Nikotinersatzpräparate werden<br />

nicht übernommen.<br />

Schwangeren und Menschen, die eine<br />

bestehende tabakassoziierte Erkrankung<br />

haben oder schon erfolglos an einer Gruppenentwöhnung<br />

teilgenommen haben, wird<br />

die Möglichkeit von Einzelberatungen angeboten.<br />

Bei Interesse setzen Sie sich bitte mit<br />

DSA Heike Gremsl unter 0316/428161<br />

oder 0664/5066904 in Verbindung.<br />

Gerne helfen wir Ihnen, die passende<br />

Möglichkeit für eine Tabakentwöhnung<br />

zu finden.<br />

YOGA IM <strong>SMZ</strong> LIEBENAU<br />

YOGA – EIN WEG ZUR ENTSPANNUNG, KÖRPERWAHRNEHMUNG UND INNERER RUHE.<br />

Seit einem Jahr bietet das <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

einen Yogakurs an. Bei diesem Kurs wird<br />

das Hauptaugenmerk auf leichte körperliche<br />

Dehnungsübungen, Kreislauftraining<br />

sowie Entspannung und das richtige Atmen<br />

gelegt. Yoga ist heute in aller Munde als eine<br />

Möglichkeit, seinen Körper besser kennen<br />

zu lernen, sich sportlich zu betätigen und<br />

seinen Alltagsstress zu dezimieren. Dabei<br />

bietet Yoga mehr als die bei uns im Westen<br />

so beliebten Körperübungen (Hatha-Yoga),<br />

es beschäftigt sich mit richtiger Ernährung,<br />

richtiger Atmung und vermittelt Wege, sich<br />

selber näher zu kommen.<br />

Gerade in unserer gestressten Gesellschaft<br />

ist es eine gute Möglichkeit sich eine gesunde<br />

Auszeit zu gönnen und seine Gesundheit<br />

zu fördern. Bei Interesse wenden Sie sich<br />

bitte an DSA Astrid Lind unter der Nummer<br />

0699/108 664 80<br />

08 <strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong>


ALLGEMEINMEDIZIN<br />

IM BULGARISCHEN GESUNDHEITSWESEN<br />

Das sehr gute und aufwändige bulgarische Gesundheitssystem während der<br />

kommunistischen Ära konnte nach der Wende nicht aufrechterhalten werden.<br />

Bis zum Jahr 1990 war die Gesundheitsversorgung in Bulgarien kostenlos. Die<br />

neu eingeführte Krankenversicherung, die von Arbeitnehmern und Arbeitgebern<br />

finanziert wird, deckt längst nicht alle medizinischen Leistungen, was zu einer<br />

Zwei-Klassen-Medizin führt: Nur diejenigen, die es sich leisten können, erhalten<br />

eine medizinisch angemessene Behandlung. 1 Die Notfallversorgung in den Krankenhäusern<br />

ist noch immer sehr gut, was zahlreiche Patienten dazu veranlasst,<br />

einen Notfall vorzutäuschen, um in den „Genuss“ einer angemessenen Behandlung<br />

zu gelangen.<br />

Bisher zeichneten sich die bulgarischen Mediziner durch einen hohen Grad an<br />

Spezialisierung aus. Erst kürzlich wurden an einigen Universitäten Studiengänge<br />

für Allgemeinmedizin eingerichtet. Die bulgarische Ärztin Dr. Lyubima Despotova-<br />

Toleva hat im August 2007 das <strong>SMZ</strong> in Graz besucht und fasst nun für unsere<br />

LeserInnen die aktuelle Situation über die allgemeinmedizinische Ausbildung in<br />

Bulgarien zusammen.<br />

Im Zuge einer Neustrukturierung des bulgarischen<br />

Gesundheitssystems wurde 1997<br />

der Schwerpunkt „Allgemeinmedizin“ neu<br />

entdeckt. Bis dahin hatte die „Institution des<br />

Allgemeinmediziners“ überhaupt nicht existiert.<br />

Nun wollte man die primäre Gesundheitsversorgung<br />

modernisieren und einen<br />

Facharzt neuen Typs schaffen, nämlich den<br />

„Familiendoktor“ oder Allgemeinmediziner.<br />

Dessen Aufgabengebiet sollte breit angelegt<br />

sein und ein großes Paket an Leistungen<br />

umfassen: Prävention, Diagnostik, Therapie,<br />

Rehabilitation und sozialmedizinische<br />

Gesundheitsförderung. Um die Ausbildung<br />

dieser Allgemeinmediziner zu sichern, wurden<br />

– unter gemeinsamer Finanzierung der<br />

Ministerien für Wissenschaft, Bildung und<br />

Gesundheit – an den Universitäten von<br />

Sofia, Plovdiv, Varna, Pleven und Stara<br />

Zagora neue Abteilungen eingerichtet. Die<br />

mangelnde Erfahrung mit der allgemeinmedizinischen<br />

Ausbildung führte jedoch zu<br />

Problemen:<br />

1. Die Einführung der Institution des<br />

Allgemeinmediziners in das bulgarische<br />

Gesundheitssystem begann ohne ein<br />

geschultes Kontingent an Ärzten, die auf<br />

diesem Gebiet bereits Erfahrung hatten.<br />

2. Es wurden nur kurze, achtmonatige<br />

Kurse an den Universitäten abgehalten,<br />

welche die Ärzte aus anderen Fachbereichen<br />

(vor allem Innere Medizin und<br />

Pädiatrie) zum Allgemeinmediziner qualifizieren<br />

sollten.<br />

3. Einige Ärzte wollten noch eine zusätzliche,<br />

fundierte Fachausbildung zum<br />

„Allgemeinmediziner“ absolvieren.<br />

Durch diese Um- und Re-Qualifizierungen<br />

arbeiten nun immerhin 5030 Ärzte in Bulgarien<br />

als Allgemeinmediziner.<br />

Die untenstehende Tabelle zeigt am Beispiel<br />

Plovdiv die generelle Tendenz in Bulgarien,<br />

dass die meisten praktizierenden<br />

Allgemeinmediziner keine spezielle Ausbildung<br />

in diesem Bereich haben.<br />

Allgemeinmediziner in Plovdiv, zum Zeitpunkt<br />

August 2007:<br />

Altersstruktur<br />

Bis 35 Jahre<br />

36 – 45 Jahre<br />

46 – 55 Jahre<br />

Über 55 Jahre<br />

Gesamt<br />

Allgemeinmediziner<br />

mit Fachausbildung<br />

AG<br />

Allgemeinmediziner, die<br />

auf der Liste zur Fachausbildung<br />

AG stehen<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong><br />

Allgemeinmediziner<br />

ohne Fachausbildung<br />

in AG<br />

Gesamt<br />

10 18<br />

28<br />

56<br />

62 105<br />

142<br />

309<br />

45 75<br />

146<br />

266<br />

6 20<br />

127<br />

153<br />

123 218 443<br />

784<br />

09


Fortsetzung<br />

ALLGEMEINMEDIZIN IM BULGARISCHEN GESUNDHEITSWESEN<br />

Die meisten Ärzte, die sich im regionalen<br />

Gesundheitszentrum in Plovdiv zum Allgemeinmediziner<br />

„umschulen“ lassen, sind<br />

über 46 Jahre alt und kommen von den<br />

Fachdisziplinen Innere Medizin und Pädiatrie.<br />

Die große Vielfalt der früheren Einsatzbereiche<br />

und fachlichen Ausbildungen der<br />

„neuen“ Allgemeinmediziner macht es in der<br />

Ausbildung schwierig, einen einheitlichen<br />

Standard zu entwickeln: Die Ärzte unterscheiden<br />

sich zu stark in ihrem Vorwissen in<br />

Bezug auf bestimmte Bereiche.<br />

Eine weitere Schwierigkeit in der Ausbildung<br />

ist die Tatsache, dass viele Ärzte in Städten<br />

und Dörfern praktizieren, die weit entfernt<br />

von den universitären Trainingszentren liegen.<br />

Viele Allgemeinmediziner arbeiten also nach<br />

einer Kurzausbildung von acht Monaten.<br />

Andere jedoch wollen das intensivere Trainingsprogramm<br />

absolvieren, was zu weiteren<br />

Schwierigkeiten führt: Die praktischen<br />

Trainingsprogramme zum Allgemeinmediziner<br />

müssen nämlich während der gesamten<br />

Dauer von drei Jahren selbst finanziert werden.<br />

Dies können sich natürlich nur wenige<br />

Studenten und angehende Allgemeinmediziner<br />

leisten.<br />

Ein weiteres großes Problem in der allgemeinmedizinischen<br />

Ausbildung ist die fehlende<br />

einschlägige Literatur in bulgarischer<br />

Sprache: Bereits existierende Lehrbücher<br />

wurden von Spitalsärzten geschrieben, die<br />

einen spezifisch klinischen Zugang zur Medizin<br />

haben, und die allgemeinmedizinische<br />

Fragen kaum berücksichtigen. Das Team<br />

der Universität Plovdiv, allen voran Dr. Lyubima<br />

Despotova, versucht nun, unter großen<br />

finanziellen Schwierigkeiten ein Grundlagewerk<br />

für Allgemeinmedizin zu verfassen.<br />

Dabei ist man aber auf unbezahlte Arbeit<br />

in der Freizeit angewiesen, sowie auf das<br />

Sponsoring von Pharmaunternehmen. Ausländische<br />

Lehrbücher und Fachzeitschriften<br />

können ebenfalls nur unter großen finanziellen<br />

Schwierigkeiten erworben werden.<br />

Auch die medizin-technologische Ausrüstung<br />

für das Training von Allgemeinmedizinern<br />

an der Universität, vor über 10 Jahren<br />

eingerichtet, bedürfte einer Erneuerung:<br />

man bräuchte moderne technische Geräte,<br />

gut ausgestattete Lehrräume, sowie eine<br />

geeignete multi-mediale Ausrüstung.<br />

Insgesamt versuchen aber die ForscherInnen<br />

der Medizinischen Universität Plodiv<br />

mit großem Ehrgeiz und Elan, die allgemeinmedizinische<br />

Ausbildung in Bulgarien<br />

zu verbessern und dem europäischen Standard<br />

anzugleichen.<br />

Lyubima Despotova-Toleva, Professorin an der<br />

Medizinischen Universität in Plovdiv, übersetzt<br />

und gekürzt von Inge Zelinka-Roitner<br />

10<br />

1<br />

Vgl.: Website zur Europäischen Union: „Ein Tag im Leben - Szenarien zu Europa 2015“ ist ein Projekt des deutschen Familienministeriums<br />

in Zusammenarbeit mit dem Centrum für angewandte Politikforschung, http://szenarien.fgje.de/laender/bg.htm, Stand<br />

20. März <strong>2008</strong>.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong>


ALLGEMEINMEDIZIN<br />

IM BULGARISCHEN GESUNDHEITSWESEN<br />

KOMMENTAR VON GUSTAV MITTELBACH<br />

Nur zwischen den Zeilen wird in diesem<br />

Artikel klar, welchen hohen Preis die bulgarische<br />

Bevölkerung für diese sogenannte<br />

„Systemumstellung“ des Gesundheitswesens<br />

bezahlen musste.<br />

Erst zehn Jahre nach Abschaffung der früheren<br />

ambulanten Versorgungsstrukturen<br />

wird eine Einführung von Allgemeinmedizin<br />

geplant, aber ohne unser flächendeckendes<br />

Versicherungssystem. Wie wir von Kollegin<br />

Despotova-Toleva bei ihrem Besuch im<br />

<strong>SMZ</strong> erfuhren, deckt die auch in Bulgarien<br />

eingeführte e-card praktisch keine relevanten<br />

Kosten ab. Die jetzt laufende universitäre<br />

Allgemeinmedizin-Fortbildung ist finanziell<br />

gering und nur sehr kurzfristig gesichert,<br />

der Staat verfügt offensichtlich über kein<br />

finanzielles Volumen zur Investition in ein<br />

solidarisches Gesundheitswesen.<br />

Innovationen sind vorwiegend auf EU-Gelder<br />

und das Spiel der privaten Marktkräfte<br />

beschränkt. Selbst die Finanzierung des<br />

Arbeitsbereiches von Dr. Despotova an der<br />

Universität ist nur – soweit mir bekannt – auf<br />

3 Jahre begrenzt.<br />

Die Allgemeinmedizin in Österreich hat dagegen<br />

noch einen anderen Stellenwert: Die<br />

dreijährige Turnusausbildung nach der Promotion<br />

im Spital, oder wie unsere Praxispatientinnen<br />

täglich erfahren können – eine<br />

teilweise Turnusausbildung in unserer Lehrpraxis<br />

– berechtigt zur Niederlassung als<br />

praktischer Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin.<br />

Die österreichische ambulante Medizin beruht<br />

noch immer auf den Kassenpraxen der<br />

AllgemeinmedizinerInnen und der Fachärzte,<br />

ohne dass es zur ewig beschworenen<br />

Aufwertung der ambulanten ärztlichen Tätigkeit<br />

gekommen wäre.<br />

Im Gegenteil: das e-card-System erleichtert<br />

es PatientInnen, die erste Stufe unseres<br />

Versorgungssystems zu überspringen und<br />

gleich Fachärzte oder Ambulanzen aufzusuchen.<br />

Die wichtige Screening-, Beratungsund<br />

Koordinationsfunktion der Allgemeinmedizin<br />

wird aufgeweicht. Die wohnortnahe<br />

und auch für psychosoziale Fragen wichtige<br />

Position der praktischen Ärzte wird weder<br />

finanziell gewürdigt, noch durch zukunfts-<br />

trächtige Modelle aufgewertet: die Einzelpraxis<br />

wird außer in exponierten Gegenden<br />

langfristig nicht überleben können.<br />

Wir erleben derzeit vor allem eine Umstrukturierung<br />

des stationären Bereichs und einen<br />

vor allem auch für die PatientInnen<br />

schmerzhaften Abbau stationärer Angebote<br />

(Verkürzung der stationären Aufenthaltsdauer,<br />

erschwerter Zugang zu Spezialambulanzen,<br />

Fehlen von Notfalls- und stationären<br />

Behandlungsmöglichkeiten für Suchtkranke,<br />

geplante Zerschlagung von stationären<br />

Schlaganfalltherapieeinrichtungen...) und<br />

hören von Einsparplänen von angeblich bis<br />

zu 3 Milliarden Euro und nur noch Fünf-Jahresverträgen<br />

mit niedergelassenen Ärzten,<br />

mit Kontrollen nicht nach medizinischen,<br />

sondern nach ökonomischen Kriterien!<br />

Gleichzeitig versuchen die Medizin-Unis die<br />

Ausbildung für Ärzte erstmalig seit mehr als<br />

100 Jahren mit einem völlig neuen Curriculum<br />

zu verbessern:<br />

Mehr Praxis schon im ersten Studienjahr,<br />

viel Kommunikations- und Reflexionstraining<br />

und Gruppenarbeiten, erstmals auch<br />

Allgemeinmedizin durch niedergelassene<br />

Ärzte in den Vorlesungen/Übungen, Entrümpelung<br />

der Lehrpläne, neue Fächer, etc.<br />

Ob es gelingen wird, neue Ärztinnen und<br />

Ärzte heranzubilden, wird sich an einigen<br />

Fragen erst in Zukunft zeigen:<br />

• Werden sie auch ethisch-reflektiert<br />

mit den neuen Herausforderungen und<br />

Grenzfragen der Medizin umgehen können?<br />

• Können sie auch in Zukunft ohne ökonomische<br />

Schere im Kopf an ihre Arbeit<br />

gehen?<br />

• Werden sie sich kreativ und kritisch in<br />

die Gesundheitspolitik einmischen können<br />

und<br />

• Wird für sie ein solidarisch finanziertes<br />

Gesundheitssystem, das die gesamte<br />

Bevölkerung mit dem besten verfügbaren<br />

Standard versorgt, auch weiterhin ein<br />

sinnvolles und erhaltenswertes Ziel darstellen?<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong><br />

11


WENN DER BERG NICHT<br />

ZUM PROPHETEN KOMMT<br />

WIE BRINGT MAN INFORMATIONEN ZU DEN SENIORiNNEN?<br />

In den vielen Jahren, in denen wir vom <strong>SMZ</strong><br />

<strong>Liebenau</strong> Vorträge organisiert haben, waren<br />

die Veranstaltungen für SeniorInnen die<br />

größte Herausforderung.<br />

Wie erreicht man diese Zielgruppe? Wie<br />

bereitet man die <strong>Info</strong>rmationen richtig auf?<br />

Und wie stellt man sicher, dass sich die SeniorInnen<br />

mit ihren Anliegen und Bedürfnissen<br />

auch einbringen können?<br />

Seit einiger Zeit gehen wir einen neuen<br />

Weg: wir bringen die <strong>Info</strong>rmationen zu den<br />

SeniorInnen!<br />

Die SozialarbeiterInnen des <strong>SMZ</strong> und<br />

MitarbeiterInnen der Hauskrankenpflege<br />

des Sozialmedizinischen Pflegedienstes<br />

SMP kommen auf Einladung zu Seniorenrunden,<br />

Pfarrtreffen oder Ähnlichem. In diesem<br />

bekannten Rahmen fällt es vielen TeilnehmerInnen<br />

leichter, Fragen zu stellen.<br />

Das <strong>SMZ</strong> in den Pfarren<br />

St. Paul und St. Christoph<br />

So wurden in den letzten Monaten in den<br />

Pfarren St. Paul und St. Christoph kurze<br />

Vorträge über die Leistungen und Angebote<br />

des <strong>SMZ</strong> und des SMP gehalten, Fragen<br />

beantwortet und <strong>Info</strong>rmationsmaterial ausgeteilt.<br />

Beide Veranstaltungen waren mit jeweils<br />

rund 20 SeniorInnen gut besucht, das große<br />

Interesse der TeilnehmerInnen war spürbar.<br />

Der Schwerpunkt lag vor allem auf der<br />

heiklen Frage der 24-Stundenbetreuung<br />

– viele Senioren/innen wiesen darauf hin,<br />

dass Bekannte oder Angehörige Bedarf an<br />

24-Stunden-Pflege haben, sich diese aber<br />

nicht leisten könnten.<br />

Ein weiteres Thema waren finanzielle Anliegen<br />

wie Rezeptgebührenbefreiungen und<br />

das Pflegegeld.<br />

Wir freuen uns über das Interesse an unserem<br />

neuen Angebot und bieten dieses<br />

kostenlose Service auch gerne für andere<br />

Gruppen an. Neben <strong>Info</strong>rmationen zu<br />

Pflege, Betreuung und Entlastungsmöglichkeiten<br />

geben wir auch gerne unser<br />

Wissen über „Gesundes Altern“, spezifische<br />

<strong>Info</strong>rmationen zu Krankheiten, Therapien,<br />

etc. weiter.<br />

Nähere <strong>Info</strong>rmationen bekommen Sie<br />

bei unseren Sozialarbeitern: DSA Heike<br />

Gremsl oder Mag. Franz Hammer im<br />

<strong>SMZ</strong> unter der Telefonnummer<br />

0316/ 42 81 61.<br />

Franz Hammer/Barbara Gruber<br />

12 <strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong>


DAS SOZIALMEDIZINISCHE ZENTRUM<br />

(<strong>SMZ</strong>) LIEBENAU IM JAHR 2007<br />

ARBEITSFELD GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

Bereich: ÖFFENTLICHKEITSARBEIT<br />

Zeitschrift <strong>SMZ</strong>-<strong>Info</strong><br />

Das <strong>SMZ</strong>-<strong>Info</strong> berichtet über medizinkritische<br />

und gesundheitspolitische Fragen und<br />

soll Interessierten einen Einblick in die Angebote<br />

und die Arbeit des <strong>SMZ</strong> ermöglichen.<br />

Das <strong>SMZ</strong>-<strong>Info</strong> erschien im Jahr 2007 viermal<br />

mit einer Auflage von 1.300 Stück<br />

Veranstaltungsreihe Forum für<br />

Sozialmedizinische Praxis<br />

Im Rahmen des „Forums für Sozialmedizinische<br />

Praxis“ finden Vorträge und Diskussionen<br />

zu aktuellen gesundheitswissenschaftlichen<br />

und gesundheitspolitischen<br />

Fragen statt. Im Jahr 2007 konnten wir 221<br />

TeilnehmerInnen begrüßen – im Vergleich<br />

zum Vorjahr eine Steigerung um 14 %.<br />

Die Themen der Veranstaltungen 2007 waren<br />

breit gestreut, um möglichst viele verschiedene<br />

Personengruppen ansprechen<br />

zu können:<br />

- Mai 2007: "Die allgemeinmedizinische Ausbildung<br />

zwischen Wunsch und Wirklichkeit"<br />

- <strong>Jun</strong>i 2007: "Politische Ökonomie des Gesundheitswesens",<br />

Vortrag von Dr. Nadja<br />

Rakowitz<br />

- <strong>Jun</strong>i 2007: "Hepatitis C", Vortrag von Prim.<br />

Dr. Bernd Bauer<br />

- September 2007: Tagung "60 Jahre Nürnberger<br />

Ärzteprozess", in Kooperation mit<br />

Clio<br />

- Oktober 2007: "Impfen gegen Gebärmutterhalskrebs<br />

– eine Entscheidungshilfe", Vortrag<br />

von Mag. Sylvia Groth<br />

- November 2007: "»Erbkranke« und »Ostarbeiterinnen«<br />

zwischen nationalsozialistischer<br />

Politik und gynäkologischer Forschung",<br />

Vortrag und Podiumsdiskussion<br />

mit Dr. Gabriele Czarnowski<br />

www.smz.at – die Website des <strong>SMZ</strong><br />

Besonders erfreulich ist für uns die Tatsache,<br />

dass die Website des <strong>SMZ</strong> immer<br />

stärker genutzt wird. Im Berichtszeitraum<br />

gab es 49.135 Zugriffe, was einer Verdoppelung<br />

im Vergleich zum Jahr 2006 entspricht.<br />

Medienecho<br />

Die Zahl der Medienberichte stieg im<br />

Jahr 2007 um 20 %, hier ein Auszug aus<br />

den Berichten:<br />

• Medical Tribune (Mai 2007): Substitutionspatienten leben<br />

„ganz normal eben“<br />

• Kleine Zeitung (11.Mai 2007): Kolumne von Dr. Gustav Mittelbach<br />

„Tobias Moretti hat Recht“<br />

• Grazer Stadtblatt (<strong>Jun</strong>i 2007): "Je weniger Einkommen, desto<br />

kränker", Bericht über das <strong>SMZ</strong><br />

• Ö1-Radiokolleg (02.-05. Juli.2007): "Teure Gesundheit", Beitrag<br />

über den Vortrag von Dr. Nadja Rakowitz im <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

vom 11. <strong>Jun</strong>i 2007<br />

• Ärztewoche (August 2007): "Tötende Heiler", Bericht über die<br />

bevorstehende Tagung "60 Jahre Nürnberger Ärzteprozess"<br />

• Korso (September 2007): "Grazer Widerstandskämpfer als<br />

Zeuge", Bericht über die bevorstehende Tagung "60 Jahre<br />

Nürnberger Ärzteprozess"<br />

• Fernsehbeitrag in Steiermark heute (11. September 2007):<br />

"60 Jahre Nürnberger Ärzteprozess", Bericht über die Tagung<br />

von <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> und Clio im Stadtmuseum<br />

• ORF-Radio Steiermark (12. September 2007): Bericht über<br />

die Veranstaltung "60 Jahre Nürnberger Ärzteprozess", Interview<br />

geführt von Peter Rudlof<br />

• Radio Helsinki (12. September 2007): Mitschnitt und Sendung<br />

der gesamten Tagung "60 Jahre Nürnberger Ärzteprozess"<br />

• Korso (Oktober 2007): "Kontinuität und Bruch in der Medizingeschichte<br />

in Österreich", Zusammenfassender Bericht<br />

über die Tagung im Stadtmuseum<br />

• Ö1-Dimensionen (18. Oktober .2007): Beitrag mit Interviews<br />

über die Tagung 60 Jahre Nürnberger Ärzteprozess<br />

• Rundbrief des vdää (Verband demokratischer Ärztinnen und<br />

Ärzte), Deutschland (3/2007): "Enklave der kritischen Medizin.<br />

Ein Besuch im Sozialmedizinischen Zentrum in Graz/<strong>Liebenau</strong>."<br />

• Ärztewoche (11. Oktober 2007): "Gemeinsam statt einsam.<br />

Die Einzelpraxis für Allgemeinmedizin - Modell für die Zukunft<br />

oder Auslaufmodell?", Bericht über Gruppenpraxis <strong>SMZ</strong><br />

• ORF-Radio Steiermark (12. Oktober 2007): Interview von Dr.<br />

Possert zum Thema Versorgungszentren und Ärztestreik<br />

• Fernsehbeitrag in Steiermark heute (12. Oktober 2007): Die<br />

Praxis und das <strong>SMZ</strong> werden als Beispiel für ein Versorgungszentrum<br />

gefilmt<br />

• Kleine Zeitung (13. Oktober 2007): "Streikende Ärzte rufen<br />

ihre Patienten zu Hilfe", <strong>SMZ</strong> nimmt öffentlich Stellung zu AVZ<br />

• ORF-Steiermark online (18. Oktober 2007): "<strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

- Ein mögliches Vorbild für Versorgungszentren"<br />

• Presseerklärung des vdää (Verein demokratischer Ärztinnen<br />

und Ärzte) vom 21. November 2007: "Es soll Medizin nach dem<br />

Grazer Modell (<strong>SMZ</strong>) gemacht werden"<br />

• Rundbrief des vdää (Verband demokratischer Ärztinnen und<br />

Ärzte), Deutschland (4/2007): "Warenhaus Gesundheitswesen",<br />

Bericht über die Rpäsentation des <strong>SMZ</strong> bei der Jahrestagung<br />

des vdää in Gelnhausen<br />

• Ärzte Krone (12/07): Preisverleihung im Rahmen der von<br />

ÖGAM (Österreichische Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin)<br />

ausgezeichneten Projekte: Das <strong>SMZ</strong> liegt auf<br />

dem 7. Platz für Innovationen in der allgemeinmedizinischen<br />

Versorgung<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong><br />

13


Fortsetzung<br />

Das Sozialmedizinische Zentrum (<strong>SMZ</strong>) <strong>Liebenau</strong> im Jahr 2007<br />

Bereich: EMPOWERMENT IM BEZIRK<br />

Gesundheitsplattform <strong>Liebenau</strong><br />

Die Gesundheitsplattform ist ein regelmäßiges<br />

Treffen engagierter <strong>Liebenau</strong>erInnen zu<br />

bezirksbezogenen gesundheitsrelevanten<br />

Anliegen.<br />

2007 wurde versucht, kurzfristig umsetzbare<br />

Ziele aus dem „Leitbild Gesundes <strong>Liebenau</strong>“,<br />

das in den Vorjahren entstand, zu erarbeiten<br />

und die Ziele zu forcieren. 52 TeilnehmerInnen<br />

beteiligten sich an den<br />

sechs Sitzungen, das entspricht einer<br />

Steigerung von 25 %.<br />

Round Table Grünanger<br />

Die Round-Table-Gespräche Grünanger<br />

stellen die Vernetzung und den laufenden<br />

<strong>Info</strong>rmationsaustauschs aller im Grünanger<br />

Tätigen sicher. Im November 2007 wurde<br />

bei der Tagung des Fonds Gesundes Österreich<br />

(FGÖ) in Wien die Arbeit und der<br />

Erfolg des Roundtables präsentiert: AnrainerInnen<br />

und BewohnerInnen am Grünanger<br />

stimmen überein, dass es kaum Probleme<br />

im "Miteinander-Wohnen" gibt und dass<br />

sich der soziale Brennpunkt Grünanger<br />

entschärft hat.<br />

Bereich: PRÄVENTION, BERATUNG<br />

UND THERAPEUTISCHE ANGEBOTE<br />

Beratungsstelle<br />

Graz-Süd/Sexualberatung<br />

Seit 20 Jahren gibt es im <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> das<br />

Angebot der kostenlosen (und auf Wunsch<br />

auch anonymen) Beratung zu verschiedenen<br />

Fragestellungen und Problemlagen.<br />

Wir bieten:<br />

• ärztliche Beratung<br />

• psychotherapeutische Beratung<br />

• Rechtsberatung<br />

• sozialarbeiterische Beratung<br />

• Suchtberatung<br />

• Mediation<br />

• Sexualberatung<br />

Im Jahr 2007 fanden 1586 Beratungen<br />

statt, zusätzlich konnten 50 Personen im<br />

Bereich der Sexualberatung beraten bzw.<br />

langfristig betreut werden.<br />

14 <strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong>


Walken im Park (WIP)<br />

Walken im Park ist ein Bewegungsangebot,<br />

das durch ärztliche und physiotherapeutische<br />

Begleitung besonders für Menschen<br />

mit gesundheitlichen Risikofaktoren geeignet<br />

ist. Auch aufgrund des niederschwelligen<br />

Zugangs (keine Anmeldung, Stöcke vorhanden,..)<br />

nützten 322 TeilnehmerInnen das<br />

wöchentlich stattfindende Angebot.<br />

Bereich: BETRIEBLICHE GESUNDHEITS-<br />

FÖRDERUNG/QUALITÄTSSICHERUNG<br />

Fallkonferenz<br />

Die Fallkonferenzen sind ein Kernpunkt<br />

der interdisziplinären Zusammenarbeit des<br />

<strong>SMZ</strong>, in dem mehr als 15 Berufsgruppen<br />

kooperieren. Die 11 Treffen stellten im Jahr<br />

2007 die Vernetzung, Fortbildung und Reflexion<br />

sicher.<br />

Abschlussgespräche nach Todesfällen<br />

Die Gespräche dienen als Abschluss einer<br />

oft mehrere Jahre dauernden Beziehung<br />

zu einem Patienten/Klienten. Sie sind eine<br />

wichtige Möglichkeit der Trauerarbeit und<br />

dienen damit der Burn-out-Prophylaxe.<br />

Helferkonferenzen<br />

Helferkonferenzen werden einberufen,<br />

wenn<br />

• Die Versorgung eines Patienten/einer Patientin<br />

mit hoher Problematik optimiert werden<br />

soll<br />

• HelferInnen durch besondere Bedingungen<br />

besonders belastet sind<br />

• verschiedene HelferInnen, die nicht aus<br />

einem Team kommen, zusammenarbeiten<br />

Bereich: SENIORiNNENARBEIT<br />

In der Seniorenarbeit wurde im Jahr 2007<br />

der erfolgreiche Weg weitergeführt, Seniorenverbände<br />

zu vernetzen und <strong>Info</strong>rmationen<br />

und Beratung für SeniorInnen<br />

zur Verfügung zu stellen. Der Seniorenfolder,<br />

eine Zusammenstellung aller seniorenrelevanten<br />

Aktivitäten in <strong>Liebenau</strong>, erschien<br />

auch im Jahr 2007 zwei Mal.<br />

Gemeinsam statt einsam - Jugendliche<br />

besuchen SeniorInnen im Bezirk<br />

Beim Projekt "Gemeinsam statt einsam"<br />

geht es um das Kennenlernen und Erschließen<br />

unterschiedlicher Lebenswelten: Die<br />

Besuche ermöglichen Einblicke in andere<br />

Lebensalter und eröffnen neue Erfahrungen.<br />

Bereich: JUGEND<br />

Sturz und Fall<br />

Schülerinnen der Hauptschulen im Bezirk<br />

<strong>Liebenau</strong> nahmen im Rahmen des Turnunterrichts<br />

an Hapkido-Einheiten teil. Sie<br />

lernten dabei, Gefahrensituationen richtig<br />

einzuschätzen und adäquat darauf zu reagieren,<br />

verbesserten ihre Körperwahrnehmung<br />

und erhöhten ihr Selbstbewusstsein<br />

und ihre Selbstsicherheit.<br />

Nach Abschluss des Projektes gaben 61%<br />

der Mädchen an, dass ihnen das Projekt<br />

sehr gut gefallen hat. 89% der Mädchen<br />

fühlen sich nach Projektende fitter oder<br />

eher fitter. Rückmeldungen der Mädchen:<br />

„Danke, es war sehr lustig!“, „Es sollte so<br />

weitergehen mit Sturz und Fall!“, und „Ich<br />

bin dankbar!“.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong><br />

15


Fortsetzung<br />

Das Sozialmedizinische Zentrum (<strong>SMZ</strong>) <strong>Liebenau</strong> im Jahr 2007<br />

ARBEITSFELD SOZIALARBEIT / NACHBETREUUNG PSYCHISCH<br />

KRANKER/SUCHTBERATUNG/SUCHTTHERAPIE<br />

Im Bereich Sozialarbeit/Suchtberatung/<br />

Suchttherapie findet neben der zielgruppenorientierten<br />

Gemeinwesenarbeit (einige<br />

Aktivitäten dazu auch siehe Bereich<br />

Gesundheitsförderung) vor allem Einzelfallarbeit<br />

statt. Ziel der Beratungen, Betreuungen<br />

und Begleitungen ist es, Menschen<br />

dabei zu unterstützen, Probleme im Leben<br />

und Zusammenleben zu bewältigen.<br />

Projektziele wie z. B. Verringerung stationärer<br />

Aufenthalte von psychisch Kranken<br />

konnten durch intensive Betreuung, auch in<br />

Form von Hausbesuchen und nachgehender<br />

Sozialarbeit erreicht werden. Dadurch<br />

werden die Personen in ihrer persönlichen<br />

Lebenswelt erreicht und neben allgemeinen<br />

Beratungen bei konkreten Anliegen unterstützt.<br />

Bei der Beratung von Personen in Substitutionsbehandlung<br />

bzw. Beratung, Behandlung<br />

und Betreuung in Bezug auf Opiatabhängigkeit<br />

und Polytoxikomanie kam es<br />

zu einer Steigerung um 18 %: 38 Frauen<br />

und 80 Männer wurden zum Teil sehr intensiv<br />

betreut, die zwei jüngsten PatientInnen<br />

waren 17, die älteste 60 Jahre alt.<br />

17 Personen mit allgemeinen Suchtproblemen<br />

sowie 3 Angehörige dieser Zielgruppe<br />

nahmen das Angebot der psychosozialen<br />

Begleitung an, die jüngste betreute Person<br />

war 18 Jahre, die älteste 40 Jahre alt.<br />

5 Frauen und 4 Männern mit psychischen<br />

Problemlagen und/oder mit psychiatrischen<br />

Erkrankungen wurden von unseren<br />

SozialarbeiterInnen längerfristig – zum Teil<br />

schon mehrere Jahre lang – begleitet<br />

Bei der Gruppe von Menschen mit gerontopsychiatrischen<br />

Problemlagen bzw.<br />

SeniorInnen und chronisch Kranken kam es<br />

vor allem bei der Angehörigenberatung zu<br />

einer Steigerung von 25 %.<br />

Kreativworkshop "Feuer, Wasser, Erde,<br />

Luft - Malen mit den 4 Elementen" für<br />

Menschen in Substitutionsbehandlung<br />

Ziel des Kreativworkshops war es, alternative<br />

Handlungsmuster und kreative Ausdrucksmöglichkeiten<br />

von Menschen mit<br />

Suchtproblemen zu fördern. Diese Ziele<br />

wurden voll erreicht – eine Vernissage und<br />

die Ausstellung der im Workshop entstan-<br />

denen Stücke im Auschlössl trug außerdem<br />

dazu bei, das Selbstbewusstsein der TeilnehmerInnen<br />

zu stärken.<br />

Yoga für Menschen mit psychischen<br />

Problemen und SuchtpatientInnen<br />

Die Vermittlung von Entspannungstechniken<br />

und körperliche Mobilisierung stand im<br />

Mittelpunkt des Projekts – PatientInnen und<br />

KlientInnen nahmen das Angebot unserer<br />

Sozialarbeiterin (und Yogalehrerin) sehr<br />

gerne in Anspruch, der Nachfolgekurs läuft<br />

bereits.<br />

Gruppe für Angehörige von<br />

SubstitutionspatientInnen<br />

In den 8 Treffen tauschten durchschnittlich<br />

3 Angehörige unter Anleitung der Ärzte und<br />

SozialarbeiterInnen des <strong>SMZ</strong> <strong>Info</strong>rmation<br />

und Erfahrungen aus und suchten nach Unterstützungs-<br />

und Lösungsstrategien.<br />

Qualitatives Interview mit einer Klientin<br />

in Substitutionsbehandlung<br />

Durch ein ausführliches qualitatives Interview<br />

mit einer Klientin erfolgte eine intensive<br />

Auseinandersetzung mit den individuellen<br />

Gründen einer Suchtentwicklung. Das<br />

Interview wurde auszugsweise im <strong>SMZ</strong>-<strong>Info</strong><br />

veröffentlicht.<br />

Veranstaltung am 25. <strong>Jun</strong>i 2007: Hepatitis C<br />

Prim. Dr. med. Bernd Bauer, Internist und<br />

Leiter des LKH Hörgas, gab Basisinformationen<br />

zu Hepatitis C, Ausbreitung und Therapiemöglichkeiten<br />

Vernetzung mit anderen sozialen und<br />

suchtspezifischen Einrichtungen<br />

Das <strong>SMZ</strong> organisierte im Jahr 2007 ein Treffen<br />

mit ApothekerInnen sowie zwei Treffen<br />

mit den Sozialarbeiterinnen des Gesundheitsamtes<br />

Graz, an denen Austausch zum<br />

Bereich Sucht und Substitution stattfand.<br />

Weiters nimmt das <strong>SMZ</strong> u. a. an folgenden<br />

Treffen teil:<br />

• Teilnahme im Suchtbeirat<br />

• Mitglied im Drogenfachgremium Steiermark<br />

• Teilnahme an der ÖAKDA<br />

• Teilnahme Arbeitskreis Sozialarbeit u. Sucht<br />

16 <strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong>


STURZ UND FALL<br />

„Danke, es war sehr lustig!“ lautete die<br />

Rückmeldung einer Teilnehmerin des Schulprojekts<br />

Sturz und Fall. Andere Wortmeldungen<br />

waren: „Es soll so weitergehen mit<br />

Sturz und Fall!“, und „Ich bin dankbar!“.<br />

Das Projekt wird bereits seit acht Jahren<br />

vom <strong>SMZ</strong> organisiert und betreut. Unsere<br />

Kooperationspartner dabei sind zwei Hauptschulen<br />

im Bezirk <strong>Liebenau</strong>, die HS Dr.<br />

Renner und die IBHS Engelsdorf. Wichtig<br />

war uns von Anfang an, kostenlose Bewegungsangebote<br />

für Mädchen zur Verfügung<br />

zu stellen, um deren koordinative Fähigkeiten<br />

zu stärken und ihr Selbstbewusstsein zu<br />

fördern.<br />

Jeweils zwei Hapkido-TrainerInnen vermitteln<br />

den Mädchen im Rahmen des Turnunterrichts,<br />

wie man Gefahrensituationen<br />

richtig einschätzt, darauf reagiert, und wie<br />

man seine Körperwahrnehmung verbessern<br />

kann. Dadurch wird auch das Vertrauen in<br />

den eigenen Körper und somit das Selbstbewusstsein<br />

gestärkt.<br />

Durch Einzelgespräche mit der Lehrerin,<br />

den Trainern und den Schülerinnen erhalten<br />

wir vom <strong>SMZ</strong> ein gutes Bild über den Verlauf<br />

der Einheiten, über eventuelle Grüppchenbildung,<br />

Veränderungen in der sozialen<br />

Dynamik, Trainingsfortschritte, Defizite etc.<br />

Außerdem werden jeweils zu Projektbeginn<br />

und Projektende Fragebögen ausgeteilt, die<br />

es uns ermöglichen, die subjektiven Eindrücke<br />

der einzelnen Mädchen besser kennenzulernen.<br />

Jene Mädchen, die im Wintersemester<br />

2007/<strong>2008</strong> am Projekt teilnahmen, waren<br />

zwischen 13 und 15 Jahre alt, ihre sportlichen<br />

„Vorkenntnisse“ sehr unterschiedlich.<br />

Dennoch gaben nach Abschluss des Projektes<br />

62% der Mädchen an, ihnen habe<br />

das Projekt sehr gut gefallen. Besonders<br />

begeistert waren die Mädchen eindeutig<br />

von den Übungen zur Selbstverteidigung<br />

und der „Fallschule“ (richtiges Fallen durch<br />

Rolle vorwärts/rückwärts). Einige Mädchen<br />

gaben an, sogar zu Hause für das Projekt<br />

zu üben und 89% der Teilnehmerinnen fühlten<br />

sich nach Projektende fitter. 67% der<br />

Mädchen meinten, sie könnten sich nun<br />

nach Kursende besser selbst verteidigen<br />

als zuvor.<br />

Im Februar präsentierten die teilnehmenden<br />

Schülerinnen der HS Dr. Renner ihr Können<br />

im Rahmen einer Abschlussveranstaltung<br />

den anwesenden LehrerInnen, SchülerInnen,<br />

MitarbeiterInnen des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>,<br />

sowie dem Subventionsgeber Dipl.-Ing. Robert<br />

Annabith von der AUVA.<br />

Im Anschluss an die Präsentation fand die<br />

Urkundenverleihung durch die Direktorin,<br />

die Lehrerin und die Projektleiterin des <strong>SMZ</strong><br />

statt. Einige Mädchen waren besonders<br />

motiviert: sie baten die Trainer, nach der<br />

Abschlusspräsentation noch eine Stunde<br />

weitertrainieren zu dürfen. Dieselben Mädchen<br />

hatten auch in den vorherigen Einheiten<br />

nach dem Turnunterricht noch mit den<br />

Trainern geübt. So wurde auf Initiative des<br />

<strong>SMZ</strong> beschlossen, das Projekt für diese<br />

Mädchen noch um vier weitere Einheiten zu<br />

ergänzen.<br />

Inge Zelinka-Roitner<br />

Was lernt man bei „Sturz und Fall“?<br />

▪ Die eigene Körperwahrnehmung und körperliche Flexibilität zu verbessern<br />

▪ Ein Gemeinschaftsgefühl durch ein soziales Netzwerk für Mädchen zu entwickeln<br />

▪ Die eigenen gesundheitsförderlichen Ressourcen und Bedürfnisse zu erkennen<br />

▪ Selbstverteidigungstechniken ▪ Selbstbewusst aufzutreten<br />

▪ Fallschule (wie stürze ich richtig?) ▪ Gefahrensituationen zu erkennen und vermeiden<br />

▪ In Gefahrensituationen richtig zu reagieren<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong><br />

17


SCHWERPUNKT : PFLEGE<br />

ICH SCHAFF´ ES NICHT MEHR ALLEINE –<br />

INFORMATIONEN ZUR PFLEGE<br />

Mehr als 80 % aller pflegebedürftigen Menschen werden in Österreich von ihren<br />

Angehörigen betreut. In der Veranstaltung „Ich schaffe es nicht mehr alleine –<br />

<strong>Info</strong>rmationen zur Pflege“, die am 28. April im <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> stattfand, wurden<br />

Unterstützungsmöglichkeiten präsentiert und alternative Pflege- und Betreuungsmodelle<br />

vorgestellt.<br />

„Auszeiten sind wichtig“ –<br />

Unterstützung für pflegende Angehörige<br />

Die Pflege eines Familienmitglieds in der<br />

häuslichen Umgebung bringt oft große Belastungen<br />

mit sich. DSA Heike Gremsl, Sozialarbeiterin<br />

im <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>, betonte,<br />

wie wichtig es sei, sich Unterstützung und<br />

Beratung von Fachleuten zu holen: „Die Situation<br />

der Pflege kann durch die Zusammenarbeit<br />

mit mobilen Pflegediensten oft<br />

sehr erleichtert werden. Für pflegende Angehörige<br />

ist es wichtig, sich auch Auszeiten<br />

zu schaffen. Tageszentren und Kurzzeitpflegeplätze<br />

sind gute Möglichkeiten, die<br />

Angehörigen untertags oder während eines<br />

Urlaubs professionell betreut zu wissen.“<br />

Gremsl weist auch darauf hin, wie wichtig<br />

der Austausch mit Menschen ist, die sich<br />

in der gleichen Situation befinden: „Gruppen<br />

für pflegende Angehörige und Pflegestammtische<br />

sind in dieser Situation oft hilfreich,<br />

um zu sehen: „Es geht auch anderen<br />

so wie mir.´“<br />

Kleinigkeiten ermöglichen den Verbleib<br />

in den eigenen vier Wänden<br />

Häufig fehlt das Wissen über finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten.<br />

Hier helfen z.B.<br />

SozialarbeiterInnen des Magistrats, der<br />

Krankenhäuser oder Beratungseinrichtungen<br />

wie das <strong>SMZ</strong>. Sie beraten über Pflegegeldanspruch,<br />

Befreiungen von Rundfunkund<br />

Rezeptgebühren und geben <strong>Info</strong>rmationen<br />

über weniger bekannte Unterstützungsangebote<br />

weiter. „ Vergünstigungen wie das<br />

Behindertaxi der Stadt Graz, Mobilitätscard<br />

und Zuzahlungen für Hilfsmittel aus verschiedenen<br />

Unterstützungsfonds können<br />

die oft angespannte finanzielle Lage häufig<br />

entschärfen.“<br />

„Es sind oft nur Kleinigkeiten, die verändert<br />

werden müssen, damit SeniorInnen im eigenen<br />

Heim verbleiben können - Essenszustelldienste<br />

und Notrufknöpfe sind Beispiele<br />

dafür, wie einfache Maßnahmen den Verbleib<br />

in der vertrauten Umgebung ermöglichen“,<br />

stellte Sozialarbeiterin Heike Gremsl<br />

anschaulich dar.<br />

Nicht nur Studenten wohnen in WG´s –<br />

Alternativen zu Pflegeheimen<br />

Kann die Pflege zuhause nicht mehr von<br />

den Angehörigen bewältigt werden, unterstützen<br />

mobile Pflegedienste. „Diplomierte<br />

Gesundheits- und KrankenpflegerInnen,<br />

PflegehelferInnen und Heimhilfen sind im<br />

Rahmen der mobilen Pflegedienste je nach<br />

Pflegebedarf dafür zuständig, dass qualitätvolles<br />

Leben trotz Einschränkungen möglich<br />

ist“, so die Pflegedienstleiterin des Sozialmedizinischen<br />

Pflegedienstes SMP,<br />

DGKS Doris Koini.<br />

Sie wies auf die hohen Qualitätsstandards<br />

hin, denen die Pflegekräfte unterliegen. Gottfried<br />

Lautner, Geschäftsführer des Sozialmedizinischen<br />

Pflegedienstes SMP,<br />

stellte anschließend Alternativen zu den Seniorenheimen<br />

vor. „Betreutes Wohnen und<br />

betreute Wohngemeinschaften schließen<br />

die Versorgungslücke zwischen dem Leben<br />

zuhause und der Betreuung im Heim“, so<br />

Lautner.<br />

„Aber nicht alle SeniorInnen, die<br />

zuhause nicht mehr alleine leben<br />

können oder wollen, brauchen eine<br />

24-Stunden-Betreuung!“<br />

Hier setzen, so Lautner, die neuen Konzepte<br />

an: Betreutes Wohnen bietet barrierefreie<br />

Wohnungen, die mit Dienstleistungen wie<br />

häuslicher und sozialer Unterstützung gekoppelt<br />

sind. Pflege wird über die örtlichen<br />

mobilen Dienste zur Verfügung gestellt. Relativ<br />

neu ist auch das Konzept der Senioren-Wohngemeinschaften,<br />

die vor allem im<br />

städtischen Umfeld zu finden sind.<br />

18 <strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong>


SeniorInnen wohnen in eigenen Zimmern,<br />

die zu Wohneinheiten von 5 – 6 Personen<br />

zusammengefasst sind und über Gemeinschaftsräume<br />

verfügen. Die Vorteile sieht<br />

Lautner vor allem in der Möglichkeit, zwischen<br />

Privatsphäre und Gemeinschaft zu<br />

wählen. Auch ist als Grundleistungspaket<br />

die Unterstützung bei organisatorischen Angelegenheiten,<br />

Haushaltsführung und Alltagshilfen<br />

beinhaltet. „Durch die Förderung<br />

der Miete sowie die einkommensabhängige<br />

Staffelung des Grundleistungspakets ist diese<br />

Form des Wohnens auch für alle leistbar“<br />

wie der Geschäftsführer des Sozialmedizinischen<br />

Pflegedienstes hervorhob.<br />

Wie muss legale 24-Stunden-<br />

Betreuung organisiert sein?<br />

Mag. Dr. Maria Moik von der Wirtschaftskammer<br />

Steiermark präsentierte die Rahmenbedingungen<br />

der 24-Stunden-Betreuung<br />

und wies gleich eingangs auf Unterschiede<br />

hin: „Bei den PersonenbetreuerInnen<br />

geht es nicht um Pflege – Betreuung<br />

bedeutet lediglich Hilfestellung bei Haushalts-<br />

und Lebensführung“.<br />

Seit Mitte des letzten Jahres gibt es die Möglichkeit<br />

einer legalen 24-Stunden-Betreuung<br />

in drei Varianten: im Angestelltenverhältnis,<br />

über gemeinnützige Anbieter oder – was<br />

meist der Fall ist – über die Ausübung eines<br />

freien Gewerbes.<br />

„Freies Gewerbe bedeutet, dass es jeder<br />

ausüben darf, es gibt hier keine Qualifizierungsrichtlinien“,<br />

wie Moik schon auf mögliche<br />

Probleme hinwies.<br />

Neu ist, dass diese gewerblichen PersonenbetreuerInnen<br />

unter anderem Unterstützung<br />

bei Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme,<br />

bei Arzneimittelaufnahme und Körperpflege<br />

geben dürfen. Moik verwies auch auf die Förderungsmöglichkeiten<br />

für PersonenbetreuerInnen,<br />

die bei nachgewiesenem Bedarf<br />

an 24-Stunden-Betreuung, Anspruch auf<br />

Pflegegeld ab Stufe 3 und unter bestimmten<br />

Einkommensgrenzen gewährt wird.<br />

Die Wirtschaftskammern helfen bei der Legalisierung<br />

der selbständigen Betreuung, die<br />

Voraussetzung für diese Förderung ist. <strong>Info</strong>rmation<br />

gibt es unter www.gruenderservice.at.<br />

„Das hat mit Pflege nichts zu tun“<br />

– Qualität der Betreuung<br />

In der anschließenden Diskussion wurden<br />

vor allem die fehlenden Qualitätskriterien<br />

bei den PersonenbetreuerInnen kritisch<br />

bewertet: „HeimhelferInnen, die eine Ausbildung<br />

von mindestens 400 Stunden absolvieren<br />

müssen, dürfen dieses patientenbezogenen<br />

Tätigkeiten nicht machen – unqualifizierten<br />

PersonenbetreuerInnen ist dies<br />

jedoch erlaubt!“ Dr. Maria Moik verwies auf<br />

die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die<br />

die PersonenbetreuerInnen eher im Bereich<br />

von GesellschafterInnen ansiedelt – „das<br />

hat mit Pflege nichts zu tun“. Dass diese in<br />

der Praxis aber auch Pflegetätigkeiten verrichten,<br />

könne der Gesetzgeber nicht verhindern.<br />

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für<br />

die 24-Stunden-Betreuung sind geschaffen,<br />

der Erlass dazu ist noch ausständig – es<br />

kann nur gehofft werden, dass dieser etwas<br />

Klarheit bringen wird. Im Moment ist sowohl<br />

unter den Betroffenen, als auch unter den<br />

im Sozialbereich Tätigen noch sehr viel Verunsicherung<br />

zu spüren.<br />

Barbara Gruber<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong><br />

19


SCHWERPUNKT : PFLEGE : PFLEGE<br />

DSB, FSB, HH – BRINGEN DIE NEUEN<br />

SOZIALBETREUUNGSBERUFE MEHR KLARHEIT?<br />

Seit Jänner <strong>2008</strong> sind Sozialbetreuungsberufe gesetzlich neu geregelt.<br />

Mag. Alexander Gratzer von der Arbeiterkammer Steiermark versuchte<br />

bei einer Veranstaltung im <strong>SMZ</strong>, Licht in die Komplexität der „druckfrischen“<br />

Verordnung zu bringen.<br />

Warum Neudefinition<br />

der Sozialbetreuungsberufe?<br />

Bisher gab es in diesem Bereich keine einheitlichen<br />

Ausbildungen und Berufsbilder<br />

– die steirische Ausbildung zur Altenhelferin<br />

wurde unter Umständen in einem anderen<br />

Bundesland nicht anerkannt. Weitere<br />

Ziele waren u. a. die Schaffung eines modularen<br />

Ausbildungssystems, Qualitätsverbesserung<br />

sowie die Durchlässigkeit<br />

zwischen den einzelnen Berufsgruppen<br />

(mit Zusatzausbildungen sind Auf- und Umstieg<br />

in alle anderen Bereiche möglich).<br />

Neue Sozialbetreuungsberufe:<br />

Diplom-SozialbetreuerInnen<br />

(DSB, Ausbildungsumfang 3.600 Stunden)<br />

können sich in folgenden Fachbereichen<br />

spezialisieren:<br />

- Altenarbeit<br />

- Familienarbeit<br />

- Behindertenarbeit<br />

- Behindertenbegleitung<br />

Fach-SozialbetreuerInnen<br />

(FSB, Ausbildungsumfang 2.400 Stunden)<br />

Fachbereiche:<br />

- Altenarbeit<br />

- Behindertenarbeit<br />

- Behindertenbegleitung<br />

Das Berufsbild der HeimhelferInnen (HH)<br />

bleibt weiterhin bestehen, der Ausbildungsumfang<br />

wird jedoch auf 400 Stunden erweitert.<br />

Die neuen Berufsfelder ersetzen zum Teil<br />

bisher bestehende Berufe (AltenfachbetreuerInnen,<br />

diplomierte BehindertenpädagogInnen,..),<br />

Berufe wie PflegehelferInnen und<br />

Diplomgesundheits- und Krankenschwestern/pfleger<br />

bleiben weiterhin bestehen.<br />

Zwischen Sozialbetreuung und Pflege<br />

Die neuen Sozialbetreuungsberufe sind an<br />

der Schnittstelle zwischen Pflege und Betreuung<br />

angesiedelt. Neu ist, dass Pflegeinhalte<br />

Teil der Ausbildung bei allen Sozialbetreuungsberufen<br />

(SBB) sind.<br />

Umsetzung der neuen Richtlinien<br />

Um die gesetzlichen Regelungen erfüllen<br />

zu können, sind einige Änderungen nötig:<br />

Ausbildungsgänge und -module werden<br />

den neuen Gegebenheiten angepasst, Aufschulungsmöglichkeiten<br />

für bereits in den<br />

Berufsfeldern Tätige (Heimhilfen,..) müssen<br />

geschaffen werden - das Gesetz räumt hier<br />

aber eine 3-Jahres-Frist für Aufschulungen<br />

ein.<br />

Was bringt die Neuordnung<br />

dieses Bereichs?<br />

Die Neudefinierung der Berufe soll vor allem<br />

zwei große Vorteile bringen:<br />

- Bundesweit gleiche Betreuungsqualität<br />

und Transparenz der Zuständigkeitsbereiche<br />

- Steigerung der Attraktivität der Berufe<br />

durch österreichweite Berufsausübung<br />

und verbesserte Karriereplanung<br />

Brisant wird die neue Verordnung vor allem<br />

durch die neuen Regelungen zur 24-<br />

Stunden-Betreuung: die Ausbildung zur<br />

Heimhilfe wurde beispielsweise durch das<br />

Pflege-Modul „Unterstützung bei der Basisversorgung“<br />

aufgestockt – ausländische<br />

PersonenbetreuerInnen, die zum Teil unqualifiziert<br />

sind, sollen aber durch einen<br />

neuen Gesetzesentwurf Tätigkeiten durchführen<br />

dürfen, die HeimhelferInnen nicht<br />

erlaubt sind. (siehe auch S.18 und S.21)<br />

Barbara Gruber<br />

Wir bitten um Verständnis, dass wir hier nur einen Teil der <strong>Info</strong>rmationen zu den<br />

neuen Sozialbetreuungsberufen darstellen können. Die vollständige Präsentation<br />

von Mag. Alexander Gratzer kann unter gruber@smz.at im <strong>SMZ</strong> bestellt werden.<br />

20 <strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong>


SCHWERPUNKT : PFLEGE<br />

NEUES GESETZ: 24 H-PERSONENBETREUUNG<br />

OHNE JEGLICHE AUSBILDUNG!<br />

Will man sich in Österreich in einem sozialen oder medizinischen Beruf freiberuflich<br />

niederlassen, so muss man nicht nur eine entsprechende Ausbildung, sondern<br />

auch eine Vielzahl von Praxisstunden im Arbeitsfeld nachweisen. Und das ist<br />

gut so: man behandelt oder betreut nach der Niederlassung - nahezu unkontrolliert<br />

von jeder Institution – hilfsbedürftige Menschen. Allein die Selbstverantwortung,<br />

gestützt durch Ausbildung und Erfahrung bildet hier Schutz für die Betreuten und<br />

PatientInnen.<br />

Seit diesem Jahr ist alles anders:<br />

Ausgerechnet bei den Bedürftigsten und Abhängigsten<br />

in der Bevölkerung, nämlich bei<br />

alten, kranken und immobilen Menschen,<br />

die deswegen eine 24 h-Betreuung brauchen,<br />

ist ab nun nichts mehr geregelt. Jeder<br />

Mensch aus dem EWR- und EU-Raum, der<br />

eine Aufenthaltsgenehmigung hat und nicht<br />

straffällig geworden ist, kann jetzt ein Gewerbe<br />

anmelden, das „gewerblicher Personenbetreuer“<br />

heißt. Unglaublich, aber leider<br />

wahr: dieses neue Gewerbe erfordert keinerlei<br />

fachliche Voraussetzungen.<br />

Wie das im Alltag ausschaut?<br />

Alle pflegerischen Tätigkeiten dürfen ab nun<br />

von Menschen ohne Ausbildung gemacht<br />

werden, inklusive Körper- und Intimhygiene,<br />

Inkontinenzversorgung, Mobilisation (z.B.<br />

von Schlaganfallpatienten), Essensverabreichung<br />

(bei Schluckstörungen). Auf Anordnung<br />

von Angehörigen und Fachkräften<br />

können auch Wundverbände angelegt und<br />

Medikamente, subkutane Insulininjektionen<br />

und blutgerinnende Spritzen verabreicht<br />

werden. Kontrollen irgendwelcher Art sind<br />

nicht vorgesehen, eine „Gewerbeaufsicht“<br />

gibt es nicht. Es kann also theoretisch z.B.<br />

ein Gasthausbetreiber nach seinem Konkurs<br />

ein solches Gewerbe für Personenbetreuung<br />

anmelden und eine 80jährige<br />

verwirrte inkontinente Schlaganfallpatienten<br />

mit Schluckstörungen 24 Stunden lang betreuen.<br />

Der Umgang mit solchen Menschen ist<br />

schwierig und belastend: pflegende Angehörige<br />

und professionelle Pflege- und<br />

Betreuungskräfte wissen das. Die PatientInnen<br />

sind unruhig, manchmal aggressiv,<br />

leiden bisweilen unter Verfolgungsvorstellungen,<br />

oder sie sind depressiv und verwirrt.<br />

Das Handling von immobilen Menschen<br />

ist Schwerarbeit und muss gelernt<br />

werden, auch, um den PatientInnen nicht<br />

zu schaden. Das wissen Angehörige sehr<br />

wohl, deshalb bestellt man ja eine 24 h-Betreuung<br />

zur eigenen Entlastung. Oft sind<br />

die zu Betreuenden auch allein, Kinder sind<br />

keine vorhanden oder weit weg. In diesem<br />

Fall sind die PatientInnen ab nun einem<br />

unbekannten Menschen ohne jeden qualifizierten<br />

Hintergrund ausgeliefert. Körperliche<br />

Übergriffe, sei es aus Überlastung oder<br />

Nichtwissen, aber auch Erbschleichereien<br />

können da nicht ausgeschlossen werden.<br />

Die „slowakischen Schwestern“ arbeiteten<br />

bisher zwar halb-illegal, hatten aber doch<br />

eine gewisse Ausbildung. Jedenfalls wurde<br />

dies von den Vermittlungsinstitutionen versichert.<br />

Mit dem langfristigen Plan, diese<br />

halb-legale Lösung durch das neue Gesetz<br />

für die 24 h-Betreuung zu ersetzen, ist die<br />

Qualität in der Tag-und-Nacht-Betreuung<br />

unkontrollierbar geworden, also ab jetzt ein<br />

reiner Glücksfall - und das bei Menschen,<br />

die den Schutz unserer Gesetzgebung ganz<br />

besonders bedürfen.<br />

Hier sind dringend Korrekturen notwendig,<br />

Herr Sozialminister!<br />

Heilwig Possert-Lachnit, MSc<br />

Physiotherapeutin in freier Praxis mit<br />

Schwerpunkt Neurologie<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong><br />

21


MEDIZIN AUF AUGENHÖHE<br />

70 Personen füllten am Montag, den 3. März<br />

den Veranstaltungsraum des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>,<br />

um über „Up and Down – seelische<br />

Gesundheit im Spannungsfeld Arzt – Betroffene<br />

– Angehörige“ zu diskutieren.<br />

Gustav Mittelbach, Arzt und Psychotherapeut<br />

im <strong>SMZ</strong>, begann mit einem historischen<br />

Exkurs:<br />

„Früher hat es keine ambulante Medizin<br />

für psychisch Kranke gegeben, nur eine<br />

Wegsperr-Medizin“.<br />

Als Beispiel führte er Johanna die Wahnsinnige,<br />

Königin von Kastilien an, die aus<br />

streng katholischem Hause an einer der<br />

sieben Todsünden gelitten haben soll, nämlich<br />

der Trägheit (= geistige Trägheit, also<br />

Melancholie).<br />

Nicht nur weggesperrt, sondern umgebracht<br />

wurden 70.000 psychiatrische Patienten<br />

während der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft;<br />

die intellektuelle Elite auf<br />

dem Gebiet der Psychoanalyse emigrierte<br />

in die USA.<br />

Heute, so Mittelbach, finde eine zum Teil<br />

übertriebene und willkürliche Diagnostizierung<br />

von psychischer Erkrankung statt.<br />

Der Moderator der Veranstaltung, Rainer<br />

Possert (Arzt und Obmann des <strong>SMZ</strong>), gab<br />

zu bedenken, dass die ständig zunehmende<br />

Zahl an diagnostizierten Depressionen<br />

auch riesige Profite für die Pharmaindustrie<br />

abwerfen würde, ohne dass für viele Medikamente<br />

die Wirksamkeit erwiesen sei.<br />

Was bedeute die Diagnose<br />

„psychisch krank“ eigentlich?<br />

Ist das eine normale Trauerreaktion? Eine<br />

Krise? Ein Burn-Out Syndrom? Eine Begleitreaktion<br />

einer organischen Erkrankung?<br />

Und gibt es jetzt wirklich so viel mehr<br />

psychische Erkrankungen?<br />

Mittelbach: „Diagnostik ist ein scharfes<br />

Instrument. Wir Ärzte sollten damit vorsichtig<br />

umgehen.“<br />

Auch der Psychiater Gerald Ressi (Verein<br />

Omega) meinte:<br />

„Es ist fast vernünftig, wenn man sich<br />

in Anbetracht der Geschichte nicht als<br />

psychisch krank diagnostizieren lassen<br />

will.“<br />

Ressi berichtete sowohl über seine sozialpsychiatrische<br />

Tätigkeit mit Immigranten<br />

und Nicht-Versicherten, als auch über seine<br />

persönlichen biographischen Erfahrungen<br />

mit psychischer Krankheit.<br />

„Für Kinder“, so Ressi, „ist es sehr<br />

schwer zu ertragen, wenn die normalen<br />

Funktionen, die Eltern übernehmen, zerbröseln.“<br />

Zur Depression meinte Ressi: „Kleinigkeiten<br />

führen dazu, dass man sich selbst in Zweifel<br />

zieht, sich minderwertig fühlt. Man verharrt<br />

in Untätigkeit.“ Die Manie sei sowohl für die<br />

Behandelnden als auch für die Betroffenen<br />

noch schwerwiegender:<br />

„Menschen in Manie sind für die Medizin<br />

unerreichbar, sie fühlen sich so gut wie<br />

nie zuvor.“<br />

Auch wirke eine Manie im Bewusstsein der<br />

Gesellschaft, der Nachbarn, der Bekannten<br />

und Freunde weit länger nach als eine Depression.<br />

Es bleibe das Stigma, dass man<br />

sich in der Öffentlichkeit lächerlich gemacht<br />

habe.<br />

Persönlicher Leidensweg<br />

Wolfgang Gollinger, Betroffener und Vertreter<br />

des Vereins pro humanis, schilderte seinen<br />

Leidensweg: „Ich war selbst Jahre lang<br />

manisch-depressiv. Ich habe immer vermieden,<br />

darüber zu reden und habe stets<br />

versucht, die Krankheit zu verstecken. Auch<br />

bin ich nie in Krankenstand gegangen.“<br />

Die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes<br />

führt bei vielen Betroffenen dazu, dass<br />

sie sich und der Umgebung nicht eingestehen,<br />

krank zu sein und die Krankheit auch<br />

nicht behandeln lassen. Wie aber kann das<br />

Verheimlichen einer Depression am Arbeitsplatz<br />

gelingen? Gollinger dazu:<br />

„In den depressiven Phasen musste ich<br />

mich zu allem zwingen, war zu keiner<br />

zielgerichteten Handlung fähig. Aber dafür<br />

zeigte ich in den guten, vielleicht manischen<br />

Phasen erhöhten Einsatz.“<br />

22 <strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong>


Selbsthilfeverein<br />

Adelinde Gugerbauer vom Selbsthilfeverein<br />

hpe (Hilfe für Angehörige psychisch Erkrankter)<br />

berichtete kurz über den Verein hpe,<br />

der bereits 1978 in Wien gegründet worden<br />

war. Angehörige hatten sich damals vor<br />

dem psychiatrischen Krankenhaus Steinhof<br />

aufgebaut, um gegen die menschenunwürdige<br />

Behandlung psychisch Kranker zu protestieren.<br />

Gugerbauer kann als Angehörige<br />

eine lange Geschichte über den Umgang<br />

mit psychisch Kranken erzählen: Ihr Bruder<br />

ist während des Zweiten Weltkrieges am<br />

Steinhof gelandet:<br />

„Er ist am Steinhof gestorben (also euthanasiert)<br />

worden.“<br />

Bei der Schwester Gugerbauers war eine<br />

Schizophrenie diagnostiziert worden und<br />

man bot der Familie an, eine Lobotomie<br />

(Durchtrennung von Nervenbahnen im Gehirn)<br />

durchzuführen. Da die Erziehungsberechtigte<br />

diese Methode verweigerte,<br />

wurde sie schließlich mit Elektroschocks<br />

behandelt. Die Ursache für die psychische<br />

Krankheit dürfte jedoch hormonell bedingt<br />

gewesen sein, da die Krankheitssymptome<br />

mit den Schwangerschaften verschwanden<br />

und nach einer späteren Gebärmutterentfernung<br />

wieder auftraten.<br />

Aus dem Publikum meldete sich in diesem<br />

Zusammenhang eine Vertreterin von femica<br />

(Selbsthilfegruppe für Frauen nach gynäkologischen<br />

Operationen): „Bei schweren<br />

Depressionen in Folge gynäkologischer<br />

Operationen kann hormonell geholfen werden,<br />

die Hormone ersetzen jedoch nicht das<br />

Organ.“<br />

Sowohl das Publikum, als auch die Podiumsteilnehmer<br />

waren sich einig, dass starke<br />

soziale Netze für Betroffene und Angehörige<br />

unerlässlich wären, auch sei die Arbeitssituation<br />

von entscheidender Bedeutung für die<br />

Bewältigung einer psychischen Erkrankung:<br />

„Arbeit ist ein ganz wichtiger Faktor, um wieder<br />

zurückzufinden!“<br />

Von Seiten des Publikums wurde die Ärzteschaft<br />

gefordert, „endlich eine Medizin auf<br />

Augenhöhe“ zu betreiben. Ein Betroffener<br />

meinte dazu:<br />

„Man erwartet sich vom Arzt eine Auseinandersetzung<br />

mit dem Patienten.<br />

Stattdessen bekommt man eine Menge<br />

an Medikamenten verschrieben, mit dem<br />

Kommentar »Wenn es Ihnen schlecht<br />

wird, kommen Sie wieder!“.<br />

Inge Zelinka-Roitner<br />

<strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong><br />

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AUFGESCHNAPPT<br />

von Gustav Mittelbach und Inge Zelinka-Roitner<br />

Impfen schützt<br />

Das Center for Disease Control and Prevention in Atlanta, USA hat in einer systematischen<br />

Analyse nationaler Daten festgestellt, dass nach Einführung von Impfungen gegen<br />

12 Kinderkrankheiten ein 99-100%iger Rückgang der Fälle von Diphtherie, Masern,<br />

Polio und Röteln festzustellen ist. Mumps, Tetanus und Keuchhusten fielen um 92-96%<br />

seit Einführung der Impfungen um 1980. 2006 traten keine Todesfälle von Diphtherie,<br />

Masern, Mumps, Polio oder Röteln auf. Die Forscher nehmen an, dass durch die Routineimpfungen<br />

pro Geburtskohorte 33.000 Leben in den USA gerettet wurden.<br />

(JAMA 2007; 298:2155-63 aus: bmj 2007; 335:1070)<br />

Feinstaub und Herz-Kreislauferkrankungen<br />

Aus Daten der Women´s Health Initiative, einer Großstudie an Frauen in der Menopause<br />

in den USA (aus der auch die bekannten negativen Wirkungen von Hormonpräparaten<br />

publiziert wurden) geht hervor, dass Feinstaub mit Partikeln unter 2,5 Mikrometer<br />

eng mit Herz/Kreislauftodesfällen (Herzinfarkt, Schlaganfall, koronare Herzerkrankung)<br />

zusammenhängt: steigt die Feinstaubkonzentration um jeweils 10 Mikrogramm pro Kubikmeter,<br />

steigt das Risiko der Frauen für diese Kreislauferkrankungen um jeweils 24%.<br />

Diese Zusammenhänge betreffen nur die Langzeitexposition durch Feinstaub, nicht<br />

durch Schwefeldioxid, NO2, Kohlenmonoxid und Ozon.<br />

Die Analysen betrafen 65.893 Frauen aus Städten in der gesamten USA. Am Beginn<br />

der Studie hatte niemand ein Herz-Kreislaufereignis, 4 Jahre später 2000 Frauen. Nicht<br />

erklären ließ sich dieser Zusammenhang durch Armut, Ausbildungsstand, Rauchen oder<br />

andere konventionellen Risiken. (NEnglJMed 2007;356:447-58 – aus bmj 2007;334:283)<br />

Übergewicht weltweit<br />

Die globale Übergewichtsepidemie ist weltweit ungleich verteilt: während in Ländern mit<br />

niedrigem Pro-Kopf-Einkommen (Entwicklungsländern) vorwiegend die reicheren Bevölkerungsschichten<br />

zu Übergewicht neigen, ist es in den reichen Ländern v.a. des Westens<br />

umgekehrt: Übergewicht findet sich überproportional häufig in den ärmeren Bevölkerungsschichten.<br />

Landesweit undifferenziert gesunde (aber natürlich teure) Nahrung<br />

gegen Übergewicht zu propagieren, wie es in Österreich geschieht, ist falsch: Eine der<br />

wenigen nationalen europäischen Strategien, die die sozialen Fakten berücksichtigt, ist<br />

die „healthy food for all“-Strategie in Irland, die sich vor allem auf Personengruppen mit<br />

niedrigem Einkommen konzentriert. (BMJ 2007;335:1241-43)<br />

Von Explosion keine Spur<br />

Rümmele stellt fest, dass die Gesundheitsausgaben – anteilsmäßig an der Entwicklung<br />

des Bruttoinlandsproduktes in Österreich – in den letzten Jahren kaum gestiegen sind. Es<br />

sei wohl zutreffend, dass mit zunehmendem Reichtum einer Gesellschaft absolut mehr für<br />

Gesundheit ausgegeben werde. Der Hauptkostentreiber in diesem Zusammenhang sei<br />

aber der medizinisch-technische Fortschritt, d.h. es gäbe viel eher eine Leistungsexplosion<br />

als eine Kostenexplosion. Die Finanzierungsprobleme der Krankenkassen rührten<br />

vielmehr von den relativ sinkenden Einnahmen als von den steigenden Ausgaben: die<br />

Basis für die Kassenbeiträge bilden schließlich Löhne und Gehälter. Diese machen aber<br />

nur mehr ca. 70% des Volkseinkommens aus, der Rest des Volkseinkommens besteht<br />

aus Gewinnen und Vermögen und wird für die Kassenbeiträge nicht mit berechnet. Auch<br />

eine Steigerung der Arbeitslosenquote führt zu einer Verminderung der Einnahmen,<br />

da für Arbeitslose nur verminderte Kassenbeiträge gezahlt werden. Verstärkt wird das<br />

Einnahmenproblem durch den demographischen Wandel: die Zahl der Arbeitnehmer,<br />

die in die Kassen einzahlen, wird auch in Zukunft immer mehr abnehmen.<br />

(Martin Rümmele, Ärztewoche, 20.03.<strong>2008</strong>, sowie Dr. Uwe Köster, Niedersächsisches Ärzteblatt, Aug. 2002)<br />

24 <strong>SMZ</strong> INFO JUNI <strong>2008</strong>


ANGEBOTE DES <strong>SMZ</strong> LIEBENAU<br />

ALLGEMEIN-MEDIZINISCHE PRAXISGEMEINSCHAFT<br />

Dr. Gustav Mittelbach, Dr. Rainer Possert (alle Kassen)<br />

Hausbesuche, Gesundenuntersuchungen, ärztliche Psychotherapie und Beratung,<br />

Behandlung von Suchterkrankungen, Akupunktur, Sozial-, Arbeits- und Umweltmedizin<br />

Terminvereinbarung unter 46 23 40<br />

SOZIALE DIENSTE / SOZIALMEDIZINISCHER<br />

PFLEGEDIENST IN KOOPERATION MIT DEM <strong>SMZ</strong><br />

Hilfestellung für kranke, alte und pflegebedürftige Menschen in deren gewohntem<br />

Umfeld durch diplomierte Gesundheits- und Krankenschwestern, Alten- Pflege- und<br />

Heimhelferinnen. TEL 47 17 66 / e-mail: el.liebenau@smp-hkp.at<br />

PHYSIOTHERAPIE<br />

Akutschmerzbehandlung, Bewegungstherapie, Entspannungstechniken, Heilgymnastik<br />

durch eine diplomierte Physiotherapeutin. Therapieschwerpunkte: Neurologie und<br />

Orthopädie. Hausbesuche im Bezirk möglich. Tel. Anmeldung unter 46 23 40-15<br />

FAMILIENBERATUNG & RECHTSBERATUNG<br />

Anonyme und kostenlose Beratung durch Ärzte, PsychotherapeutInnen, SozialarbeiterInnen<br />

und JuristInnen. Donnerstag von 19 – 21 Uhr, Anm. unter 46 23 40<br />

PSYCHOTHERAPIE<br />

Gestalt- und Familientherapie, NLP, Systemische Therapie, Einzel- und Gruppentherapie<br />

sowie Kinderpsychotherapie. Teilkostenersatz durch die Krankenkassen. Anmeldung<br />

unter 46 23 40<br />

SOZIALE ARBEIT<br />

Beratung in sozialrechtlichen Fragen, Hilfen bei Kontakten zu Behörden, Hilfestellung<br />

bei Wohnungsproblemen, Arbeitslosigkeit,... Telefonische Kontaktaufnahme unter<br />

42 81 61 oder 0664/34 38 381 / e-mail: lind@smz.at<br />

GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

Sozialmedizinische und gesundheitsförderliche Veranstaltungen; Durchführung von<br />

Projekten im Bereich Gesundheitsförderung. Kooperationen im Bezirk und mit anderen<br />

Organisationen. Kontakt unter 47 17 66-13 / e-mail: smz@smz.at<br />

SEXUALBERATUNG<br />

<strong>Info</strong>rmation, Beratung, Psychotherapie zu folgenden Bereichen: Beziehungskonflikte,<br />

Sexualprobleme, Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Homosexualität, Verhütungsfragen,<br />

Sexualaufklärung, Schwangerschaftskonflikten usw. Anmeldung (auch<br />

anonym) unter 46 23 40<br />

MEDIATION<br />

Hilfe bei familiären Auseinandersetzungen, Scheidung und Trennung; Entschärfung<br />

von Konflikten; Klärung von Streitpunkten; Unterstützung bei der Entwicklung eigener<br />

Lösungen. Auskunft und Anmeldung unter 0699/11 22 80 11<br />

WALKEN IM PARK – WIP<br />

Nordic Walking Gruppe jeden Donnerstag von 17 bis 18 Uhr, Treffpunkt im Hof des<br />

<strong>SMZ</strong>. Stöcke zum Probieren können ausgeborgt werden! <strong>Info</strong>rmation unter 47 17 66 -13<br />

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P.b.b. Zulassungsnummer: GZ 02Z034445M; Verlagspostamt 8041 Graz

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