SMZ Liebenau Info Dez_2008
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ROUNDTABLE GRÜNANGER<br />
10 JAHRE<br />
ROUND TABLE<br />
GRÜNANGER<br />
10 JAHRE ZUR UNTERSTÜTZUNG<br />
DER BEWOHNERINNEN<br />
FORTSETZUNG<br />
Es war eine sehr schlechte Nachricht, die ich vor zirka 10 Jahren als damaliger Grazer Wohnungsstadtrat<br />
erhielt: Die Grünangersiedlung sollte abgerissen werden, um Platz für neue<br />
Wohnsilos zu schaffen. Damit wäre ein besonderes Wohnangebot der Stadt für Menschen<br />
mit etwas anderen Bedürfnissen wohl für immer verschwunden. Bei 8:1 im Stadtsenat für<br />
einen Abriss, standen die Karten denkbar schlecht. Erst die Proteste der BewohnerInnen<br />
selbst, kräftig unterstützt vom <strong>SMZ</strong> und anderen sozial Engagierten bis hin zur evangelischen<br />
und katholischen Pfarre, konnten den Umschwung herbeiführen. Schließlich willigten<br />
alle Rathausparteien in den Erhalt der Holzhäuser ein. Damit wurde respektiert, dass<br />
es keine genormten Wohnbedürfnisse gibt. Eine Stadt wie Graz sollte sich deshalb auch<br />
stets ein breiteres Angebot leisten.<br />
Ernest Kaltenegger<br />
Der Grünanger, eine andere Welt in unserer<br />
Alltagswelt, eine anderes Dasein, neben<br />
Hektik und Geschäftswelt, ein Zuhause zwischen<br />
Wohlstand und Armut. Mit all dem assoziiere<br />
ich den Grünanger. Ich meine, dass<br />
sich Menschen im Grünanger zusammenfi<br />
nden, um sich in der Gemeinschaft „neben<br />
dem Geschehen des Alltäglichen“ wohl zu<br />
fühlen.<br />
Ich erinnere mich noch sehr gut an mein<br />
Gespräch vor zehn Jahren mit dem damaligen<br />
Bürgermeister Alfred Stingl, wo ich meine<br />
Bitte zum Erhalt der bestehenden „Baracken“<br />
für Sozialwohnungen am Grünanger<br />
vortrug. Herr BGM Stingl bestand damals<br />
darauf, dass der Grünanger völlig abgesiedelt<br />
und abgetragen wird, um danach neue<br />
Wohnsiedlungen zu bauen!<br />
Der Bürgermeister meinte damals, die Menschen<br />
vom Grünanger werden in Wohnsiedlungen<br />
untergebracht, wo sie sich an die<br />
„Normgesellschaft“ anpassen müssen! Ich<br />
fragte ihn, wie das gehen sollte, wenn man<br />
so gewachsene Strukturen, wie sie eben im<br />
Grünanger vorherrschen, plötzlich versucht<br />
auszuradieren. Wo die Menschen Hasen<br />
und Hühner halten, wo sich Sammler und<br />
Kranke gegenseitig helfen und wo innerhalb<br />
einer großen Gruppe von anders leben wollenden<br />
Menschen eine eigene „heile Welt“<br />
entstand, die diesen Leuten ein Zuhause<br />
gibt und sie wieder „normal sein“ lässt?<br />
Dann kamen viele andere gute Menschen,<br />
die das Vorhaben der Stadt ebenso wie ich<br />
anzweifelten und dies mit starker Initiative<br />
doch noch verhindern konnten. Allen voran<br />
war dies das <strong>SMZ</strong> und auch Frau Schwester<br />
Novak aus der Evangelischen Tochtergemeinde.<br />
Aber auch der stets tolerante<br />
Betreuer Otmar Pfeifer war mit mir sehr<br />
oft vor Ort und er führte mich in diese „Anderswelt“<br />
hinein, wo man sehen und lernen<br />
kann, dass jeder Mensch in seiner Individualität<br />
einfach zu akzeptieren ist. Und damit<br />
ist der Grünanger eben eine eigene kleine<br />
Welt mit großer Daseinsberechtigung. Und<br />
das wertet unseren Bezirk <strong>Liebenau</strong> um ein<br />
Vielfaches auf!<br />
So sehe ich als Mensch und auch als Bezirksvorsteherin<br />
den Grünanger.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Ingrid Heuberger,<br />
Bezirksvorsteherin <strong>Liebenau</strong><br />
12 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong>