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SMZ Liebenau Info Dez_2008

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ROUNDTABLE GRÜNANGER<br />

10 JAHRE<br />

ROUND TABLE<br />

GRÜNANGER<br />

10 JAHRE ZUR UNTERSTÜTZUNG<br />

DER BEWOHNERINNEN<br />

FORTSETZUNG<br />

Es war eine sehr schlechte Nachricht, die ich vor zirka 10 Jahren als damaliger Grazer Wohnungsstadtrat<br />

erhielt: Die Grünangersiedlung sollte abgerissen werden, um Platz für neue<br />

Wohnsilos zu schaffen. Damit wäre ein besonderes Wohnangebot der Stadt für Menschen<br />

mit etwas anderen Bedürfnissen wohl für immer verschwunden. Bei 8:1 im Stadtsenat für<br />

einen Abriss, standen die Karten denkbar schlecht. Erst die Proteste der BewohnerInnen<br />

selbst, kräftig unterstützt vom <strong>SMZ</strong> und anderen sozial Engagierten bis hin zur evangelischen<br />

und katholischen Pfarre, konnten den Umschwung herbeiführen. Schließlich willigten<br />

alle Rathausparteien in den Erhalt der Holzhäuser ein. Damit wurde respektiert, dass<br />

es keine genormten Wohnbedürfnisse gibt. Eine Stadt wie Graz sollte sich deshalb auch<br />

stets ein breiteres Angebot leisten.<br />

Ernest Kaltenegger<br />

Der Grünanger, eine andere Welt in unserer<br />

Alltagswelt, eine anderes Dasein, neben<br />

Hektik und Geschäftswelt, ein Zuhause zwischen<br />

Wohlstand und Armut. Mit all dem assoziiere<br />

ich den Grünanger. Ich meine, dass<br />

sich Menschen im Grünanger zusammenfi<br />

nden, um sich in der Gemeinschaft „neben<br />

dem Geschehen des Alltäglichen“ wohl zu<br />

fühlen.<br />

Ich erinnere mich noch sehr gut an mein<br />

Gespräch vor zehn Jahren mit dem damaligen<br />

Bürgermeister Alfred Stingl, wo ich meine<br />

Bitte zum Erhalt der bestehenden „Baracken“<br />

für Sozialwohnungen am Grünanger<br />

vortrug. Herr BGM Stingl bestand damals<br />

darauf, dass der Grünanger völlig abgesiedelt<br />

und abgetragen wird, um danach neue<br />

Wohnsiedlungen zu bauen!<br />

Der Bürgermeister meinte damals, die Menschen<br />

vom Grünanger werden in Wohnsiedlungen<br />

untergebracht, wo sie sich an die<br />

„Normgesellschaft“ anpassen müssen! Ich<br />

fragte ihn, wie das gehen sollte, wenn man<br />

so gewachsene Strukturen, wie sie eben im<br />

Grünanger vorherrschen, plötzlich versucht<br />

auszuradieren. Wo die Menschen Hasen<br />

und Hühner halten, wo sich Sammler und<br />

Kranke gegenseitig helfen und wo innerhalb<br />

einer großen Gruppe von anders leben wollenden<br />

Menschen eine eigene „heile Welt“<br />

entstand, die diesen Leuten ein Zuhause<br />

gibt und sie wieder „normal sein“ lässt?<br />

Dann kamen viele andere gute Menschen,<br />

die das Vorhaben der Stadt ebenso wie ich<br />

anzweifelten und dies mit starker Initiative<br />

doch noch verhindern konnten. Allen voran<br />

war dies das <strong>SMZ</strong> und auch Frau Schwester<br />

Novak aus der Evangelischen Tochtergemeinde.<br />

Aber auch der stets tolerante<br />

Betreuer Otmar Pfeifer war mit mir sehr<br />

oft vor Ort und er führte mich in diese „Anderswelt“<br />

hinein, wo man sehen und lernen<br />

kann, dass jeder Mensch in seiner Individualität<br />

einfach zu akzeptieren ist. Und damit<br />

ist der Grünanger eben eine eigene kleine<br />

Welt mit großer Daseinsberechtigung. Und<br />

das wertet unseren Bezirk <strong>Liebenau</strong> um ein<br />

Vielfaches auf!<br />

So sehe ich als Mensch und auch als Bezirksvorsteherin<br />

den Grünanger.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Ingrid Heuberger,<br />

Bezirksvorsteherin <strong>Liebenau</strong><br />

12 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2008</strong>

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