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SMZ Liebenau Info Jul_2009

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Welche sozialen Lebenslagen<br />

gefährden Leben und Gesundheit<br />

in Österreich?<br />

Ernüchternde Erkenntnisse aus dem Sozialbericht 07/08 des Sozialministeriums<br />

Gerade jetzt, in Zeiten der Finanzkrise, sollten<br />

wir uns vor Augen führen, wer von den<br />

bisher sozial ausgegrenzten und gefährdeten<br />

Menschen jetzt noch mehr unter die Räder<br />

kommen könnte.<br />

Ein Griff zu dem wenig beachteten Papier<br />

des Sozialministers, das heuer veröffentlicht<br />

wurde, kann dabei Hilfe leisten. Und gerade<br />

deshalb müssten auch Gesundheitsförderungsprojekte<br />

folgende Fakten berücksichtigen:<br />

Der Bericht ist 288 Seiten lang, Zahlen, Tabellen<br />

und nüchterne Begriffe dominieren<br />

auf den ersten Blick. Beim näheren Lesen<br />

schimmert immer deutlicher die Lebensrealität<br />

100.000er Menschen und deren soziale<br />

Risiken und Ausgrenzungen durch - eine<br />

Situation, die mit dem Begriff „Armut“ nur<br />

sehr oberfl ächlich und missverständlich umschrieben<br />

wird.<br />

Lakonisch hält der Bericht fest: „Armutsgefährdung<br />

ist ein Anzeichen sozialer Spaltung<br />

und verweist auf Lücken in der durch<br />

Arbeitsmarkt, Familie und Sozialstaat gewährleisteten<br />

fi nanziellen Absicherung…“<br />

Fast abstrakt - die so genannte „Armutsgefährdungsgrenze“:<br />

€ 893.- im Monat für<br />

einen Einpersonenhaushalt, mit einer 2.Person<br />

- plus € 447.-, mit einem Kind - plus €<br />

268.-. 12,6 % der ÖsterreicherInnen fallen<br />

unter diese Grenze.<br />

Das größte - nämlich ein 5fach höheres Risiko<br />

- haben allein lebende Frauen und<br />

Ein-Eltern-Haushalte. 250.000 Kinder sind<br />

gefährdet, 90.000 Kinder leben in manifester<br />

Armut.<br />

Arbeitslosigkeit verdreifacht das Armutsrisiko.<br />

Frauen in Pension, Familien mit mehr<br />

als drei Kindern ohne weitergehende Schulbildung<br />

und MigrantInnen haben ein doppelt<br />

so hohes Risiko.<br />

Wie wichtig staatliche Transferleistungen<br />

sind (meist Versicherungsleistungen<br />

wie Ausgleichszulage, Pfl egegeld, Familienbeihilfe,<br />

Sozialhilfe, Wohnbeihilfe, Kinderbetreuungsgeld<br />

...) kommt dadurch zum<br />

Ausdruck, dass ohne sie die Armutsgefährdung<br />

doppelt so hoch wäre, fast ein Viertel<br />

der ÖsterreicherInnen dürfte dann betroffen<br />

sein.<br />

Welche realen und konkreten Lebensumstände,<br />

die wir alle beobachten könn(t)en,<br />

haben jetzt für die körperliche und psychosoziale<br />

Gesundheit große Bedeutung?<br />

Eigentlich sollten sich alle ÖsterreicherInnen<br />

folgendes leisten können:<br />

• Die Wohnung warm halten<br />

• Regelmäßige Zahlungen begleichen<br />

• Notwendige Arzt-/Zahnarztbesuche<br />

• Unerwartete Ausgaben (Reparaturen<br />

etc.) fi nanzieren<br />

• Neue Kleidung kaufen<br />

• Jeden zweiten Tag Fisch-Gefl ügel-Fleisch<br />

essen<br />

• Freunde und Verwandte zum Essen einladen<br />

können<br />

5% der ÖsterreicherInnen, das sind rund<br />

400.000 Personen, schaffen es nicht mehr,<br />

mindestens zwei dieser Aufwendungen zu<br />

fi nanzieren.<br />

WOHNEN<br />

Neben Arbeitsplatzsicherung, Einkommen,<br />

Bildung und Kinderbetreuung ist Wohnen<br />

ein Grundbedürfnis der Menschen, Wohnqualität<br />

spielt daher eine große Rolle:<br />

• Gibt es ein WC in der Wohnung?<br />

• Ist sie feucht u/o schimmlig?<br />

• Ist sie besonders dunkel?<br />

• Gibt es eine Waschküche oder eigene<br />

Waschmaschine?<br />

02 <strong>SMZ</strong> INFO JULI <strong>2009</strong>

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