Rock And Roll Chronicles: Die Geburt der Music

Alexander Gresbek
Alexander Gresbek
Der junge Jerry Lee beabsichtigte,
Prediger zu werden, und besuchte
für kurze Zeit das Southwestern Bible
School in der Nähe von Dallas.
Stattdessen entschied er sich, ein
weltlicher Musiker zu werden - eine
Entscheidung, die Lewis in einen inneren
Konflikt zwischen Rechtschaffenheit
und Satans Musik stürzte.
Nach seiner Rückkehr von der Bibelschule
- wo seine lauten Versionen
der heiligen Musik die Verwaltung
beleidigten und er einige
"Frauenprobleme" hatte - verkaufte
Jerry Lee Nähmaschinen, leitete
Gebetsversammlungen und baute
sich einen Ruf als Performer auf.
Manchmal spielte Lewis mit seinen
Cousins Jimmy Swaggart und Mickey
Gilley eine Mischung aus Country-Musik
und klavierorientiertem
Blues bei lokalen Veranstaltungen.
Er arbeitete in Clubs im nahegelegenen
Natchez, Mississippi, und
reiste sogar nach Nashville, um sein
Glück im großen Stil zu versuchen.
Wie die meisten weißen Südstaatler
wurde Jerry Lee mit einer großen
Dosis Country-Musik aufgezogen.
Seine erste Platte war ein Country-Song,
und er nahm anschließend
eine Reihe von Hank-Williams-
Songs für Sun auf. Lewis verehrte
Williams und betrachtete alle anderen
nur als Nachahmer.
Inzwischen wurde der Sun Rockabilly-Sound
im gesamten Süden
populär. Lewis machte sich auf den
Weg nach Memphis, wurde aber
angewiesen, mit einem lebhafteren
Repertoire zurückzukehren. Jerry
Lees erste Aufnahme bei Sun war
eine rockige Version von Ray Prices
Country-Hit "Crazy Arms". Für
seine nächste Veröffentlichung verpfändete
sich Sun bis über beide
Ohren und setzte alles auf eine
Karte, in der Hoffnung, dass Lewis'
Auftritt in der Fernsehshow von
Steve Allen landesweites Interesse an
der Single mit dem Titel "Whole Lot
of Shakin' Going On" (#3, Juli 1957)
wecken würde. Die Show rockte und
die Single erreichte Platz 3 und verkaufte
letztendlich 3 Millionen Exemplare.
Sun glaubte, dass Lewis bereit
war, Elvis seinen Thron streitig
zu machen.
Im November 1957 veröffentlichte
Lewis "Great Balls of Fire", das von
Otis Blackwell mitgeschrieben
wurde.
Der Song erreichte Platz 2 und die
von Blackwell geschriebene Nachfolgesingle
"Breathless" erreichte
Platz 7. Im Mai 1958 brach Lewis
mit seiner Band und seiner neuen
Ehefrau Myra, die auch die Tochter
seines Bassisten J.W. Brown war, zu
einer Tournee nach England auf. Die
britische Presse, eine konservative,
aber sensationslüsterne Institution
im Gegensatz zu ihrer amerikanischen
Gegenstück, verurteilte Jerry
Lee aufs Schärfste.
Myra war seine dritte Cousine und
zu der Zeit erst vierzehn Jahre alt,
außerdem hatte Lewis versäumt,
sich rechtlich von seiner zweiten
Ehefrau scheiden zu lassen. Keine
dieser Angelegenheiten hätte in
seinem ländlichen Süden viel Aufsehen
erregt, aber sie empörten die
britische Gesellschaft. Eine Zeitung
spottete: "Wir sagen, dass die Kinder-Entführungsaktionen
dieses Bigamisten
sehr wohl die Angelegenheit
britischer Teenager und ihrer Eltern
sind."
Lewis zeigte keinerlei Reue. Er
führte Myra auf der Bühne vor und
beteuerte vor dem Publikum seine
Liebe zu ihr. Der Rest der Tournee
wurde abgesagt und Jerry Lee kehrte
mit einer beendeten Karriere in die
USA zurück. Der Killer hatte nicht
die Fähigkeiten in der Öffentlichkeitsarbeit,
die aufschlussreiche Unterstützung
eines Managers oder den
Einfluss eines großen Labels, um einen
umfassenden Angriff seitens der
Kirche und der Presse abzuwehren.
Er stürzte aus den obersten Rängen
der Rockwelt und spielte bald nur
noch Ein-Nacht-Auftritte in Clubs
und Gasthäusern im ganzen Süden.
Nach "High School Confidential"
(#21, Juni 1958) hatte er nie wieder
einen großen Rock-Hit.
In den frühen 1960er Jahren, als seine
Karriere am Tiefpunkt angelangt
war, unterzeichnete Lewis einen Vertrag
bei Smash Records und begann,
Country-Musik aufzunehmen. Er
hatte eine Reihe von Hits und ist seit
den letzten fünfundvierzig Jahren
sowohl ein Country- als auch ein
Rockstar, der seine Live-Auftritte
mit Rock'n'Roll-Hits aus der Vergangenheit
würzt.
Lewis verkörpert einen häufigen
Kampf unter den frühen Südstaaten-Rockern,
nämlich den Kampf der
Rockmusiker mit tief verwurzelten
ambivalenten Gefühlen gegenüber
ihrer eigenen Rockmusik aufgrund
einer fundamentalistischen
religiösen Erziehung. Viele Kirchgänger,
insbesondere in den fundamentalistischen
Sekten im Süden,
betrachteten Rock'n'Roll, Blues
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