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Henning Wrogemann: Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie (Leseprobe)

Das Leben in einer pluralistischen Gesellschaft fordert uns dazu heraus, mit Menschen verschiedenster Herkunft und Prägung zu interagieren, wobei Religion und Kultur eine bedeutende Rolle spielen. Dieses Lehrbuch sucht diesen Anforderungen gerecht zu werden. Zunächst werden eine Bandbreite religionswissenschaftlicher Forschungsansätze vorgestellt sowie Grundinformationen zu Judentum, Hinduismus, Buddhismus und Islam geboten. Missionstheologische Übersichten tragen zum Verständnis christlicher Präsenzen in anderen Erdteilen bei. Geltungsansprüche verschiedener Religionen werden beleuchtet und dialogische Interaktionsmuster hinterfragt, um schließlich einen Neuansatz einer Theologie Interreligiöser Beziehungen vorzustellen. Durch die Vermittlung umfassender Kenntnisse über verschiedene Religionen und Kulturen fördert das Lehrbuch unser Verständnis füreinander.

Das Leben in einer pluralistischen Gesellschaft fordert uns dazu heraus, mit Menschen verschiedenster Herkunft und Prägung zu interagieren, wobei Religion und Kultur eine bedeutende Rolle spielen. Dieses Lehrbuch sucht diesen Anforderungen gerecht zu werden. Zunächst werden eine Bandbreite religionswissenschaftlicher Forschungsansätze vorgestellt sowie Grundinformationen zu Judentum, Hinduismus, Buddhismus und Islam geboten. Missionstheologische Übersichten tragen zum Verständnis christlicher Präsenzen in anderen Erdteilen bei. Geltungsansprüche verschiedener Religionen werden beleuchtet und dialogische Interaktionsmuster hinterfragt, um schließlich einen Neuansatz einer Theologie Interreligiöser Beziehungen vorzustellen. Durch die Vermittlung umfassender Kenntnisse über verschiedene Religionen und Kulturen fördert das Lehrbuch unser Verständnis füreinander.

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1.1 Von der Religionsphilosophie zur <strong>Religionswissenschaft</strong> 11<br />

Ebene der geoffenbarten Religion, die der natürlichen Religion entsprechen<br />

kann, was jedoch nicht zwangsläufig der Fall sein muss.<br />

Anders als Kant versteht der Philosoph Georg Friedrich Wilhelm<br />

Hegel (1770–1831) Religionen als individuelle Größen in einem<br />

universalgeschichtlichen Prozess der Entwicklung der Menschheit,<br />

einem Prozess, in dem der göttliche Geist wirke <strong>und</strong> mehr <strong>und</strong> mehr<br />

zum Be wusstsein seiner selbst gelange. Geschichte sei eine Abfolge von<br />

Kämpfen um das Gute <strong>und</strong> Wahre, die von These über Antithese zu einer<br />

Synthese voranschreitet, welche dann als neue These dem weiteren<br />

Gang zugr<strong>und</strong>e liegt, eine Antithese findet, der wiederum eine Synthese<br />

folgt <strong>und</strong> so fort. Die Weltgeschichte ist für Hegel der Ort, an dem sich<br />

Ideen, Weltanschauungen <strong>und</strong> Gesellschaftsordnungen durchsetzen.<br />

Jedes Volk zeichne sich durch einen je individuellen Volksgeist aus, der<br />

sich etwa in der Sittlichkeit, im Recht, der Religion oder der Kunst eines<br />

Volkes manifestiere. Im Neben-, Mit- <strong>und</strong> Gegeneinander der Völker<br />

manifestiere sich der Weltgeist, der in diesem Geschehen eine immer<br />

höhere <strong>und</strong> das heißt höherwertige Form finde.<br />

In seiner Philosophie der Weltgeschichte sucht Hegel nachzuweisen,<br />

dass in der Weltgeschichte eine Tendenz zu immer größerer Freiheit<br />

erkennbar sei, die in einer umfassenden Bewegung von Ost nach<br />

West verlaufe <strong>und</strong> von Hegel analog der menschlichen Entwicklung<br />

gedeutet wird. Das Kindesalter der Menschheit stellen für ihn die Kulturen<br />

der orientalischen Welt dar. Der Weg führt von den Kulturen Chinas,<br />

Indiens, Persiens, Westasiens <strong>und</strong> Ägyptens hin zur griechischen<br />

Welt. Die Kultur des antiken Griechenland versteht er als das Jünglingsalter<br />

der Menschheit, die Kultur der römischen Welt als deren Mannesalter,<br />

die Welt der Germanen als das gereifte <strong>und</strong> ehrwürdige Greisenalter.<br />

Hier kommt sie ihrem Ziel immer näher, dem für Hegel leitenden<br />

Wertmaßstab der Menschheitsgeschichte, nämlich der Idee der Freiheit<br />

des Menschen. In seiner Philosophie der Religion beschreibt er die Religionen<br />

in der Abfolge von Naturreligionen über das Judentum als Religion<br />

der Erhabenheit, das Griechentum als Religion der Schönheit, das<br />

Römertum als Religion der Zweckmäßigkeit zum mit dem Germanentum<br />

verb<strong>und</strong>enen Christentum als der absoluten Religion, in der sich<br />

die Idee der menschlichen Freiheit in reinster Gestalt finde.<br />

Die Geschichte selbst wird damit zum Interpretationsrahmen der<br />

Religionen, die als individuelle Größen betrachtet werden, worin Hegel<br />

romantischem Denken folgt. Durch die These vom Weltgeist, der sich

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