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Henning Wrogemann: Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie (Leseprobe)

Das Leben in einer pluralistischen Gesellschaft fordert uns dazu heraus, mit Menschen verschiedenster Herkunft und Prägung zu interagieren, wobei Religion und Kultur eine bedeutende Rolle spielen. Dieses Lehrbuch sucht diesen Anforderungen gerecht zu werden. Zunächst werden eine Bandbreite religionswissenschaftlicher Forschungsansätze vorgestellt sowie Grundinformationen zu Judentum, Hinduismus, Buddhismus und Islam geboten. Missionstheologische Übersichten tragen zum Verständnis christlicher Präsenzen in anderen Erdteilen bei. Geltungsansprüche verschiedener Religionen werden beleuchtet und dialogische Interaktionsmuster hinterfragt, um schließlich einen Neuansatz einer Theologie Interreligiöser Beziehungen vorzustellen. Durch die Vermittlung umfassender Kenntnisse über verschiedene Religionen und Kulturen fördert das Lehrbuch unser Verständnis füreinander.

Das Leben in einer pluralistischen Gesellschaft fordert uns dazu heraus, mit Menschen verschiedenster Herkunft und Prägung zu interagieren, wobei Religion und Kultur eine bedeutende Rolle spielen. Dieses Lehrbuch sucht diesen Anforderungen gerecht zu werden. Zunächst werden eine Bandbreite religionswissenschaftlicher Forschungsansätze vorgestellt sowie Grundinformationen zu Judentum, Hinduismus, Buddhismus und Islam geboten. Missionstheologische Übersichten tragen zum Verständnis christlicher Präsenzen in anderen Erdteilen bei. Geltungsansprüche verschiedener Religionen werden beleuchtet und dialogische Interaktionsmuster hinterfragt, um schließlich einen Neuansatz einer Theologie Interreligiöser Beziehungen vorzustellen. Durch die Vermittlung umfassender Kenntnisse über verschiedene Religionen und Kulturen fördert das Lehrbuch unser Verständnis füreinander.

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134<br />

A I – 4. Diskurstheorie, postkoloniale <strong>und</strong> kognitive Theorie<br />

2005 von Tomoko Masuzawa mit The Invention of World Religions<br />

vorgelegt. 234<br />

4.1.1 Imagining Religion – Jonathan Z. Smith<br />

In seinem Werk Imagining Religion hebt der US-amerikanische <strong>Religionswissenschaft</strong>ler<br />

Jonathan Z. Smith (1938–2017) auf die Frage ab,<br />

anhand welcher Kriterien man Phänomene als solche beschreibe. Ge -<br />

setzt, Phänomene kommen durch Vergleiche zustande, wie ist dann der<br />

Vorgang des Vergleichens zu verstehen? Smith meint, der Vergleich sei<br />

bisher vor allem eine Rückbesinnung auf Ähnlichkeit gewesen. 235 Oft<br />

aber seien Ähnlichkeiten nicht gef<strong>und</strong>en, sondern erf<strong>und</strong>en worden.<br />

Da in der Forschungsliteratur dieser Frage keine Aufmerksamkeit ge -<br />

schenkt werde, sucht Smith die Regeln zu erheben, durch die ein Vergleich<br />

quasi produziert werde. Er meint, dass Wissenschaftler zunächst<br />

Erfahrungen machen, indem sie in einem Akt des Wiedererkennens auf<br />

be stimmte Dinge aufmerksam werden. Was aber geschieht dann?<br />

Smith:<br />

»Dieser Erfahrung, dieser unabsichtlichen Konsequenz von Forschung, muss<br />

dann Bedeutung verliehen <strong>und</strong> sie muss mit einer Erklärung versehen werden.<br />

Bei der großen Mehrheit der Fälle in der Geschichte des Vergleichs ist<br />

diese subjektive Erfahrung durch eine Theorie des Einflusses, der Diffusion,<br />

der Entlehnung and ähnliche als objektive Verbindung entworfen. Es ist ein<br />

Prozess, in dem von einer psychologischen Zuordnung in Richtung auf eine<br />

historische gearbeitet wird.« 236<br />

Es müssen sich also die Gründe rechtfertigen lassen, warum gerade diese<br />

Phänomene <strong>und</strong> keine anderen zum Vergleich ausgewählt wurden. Es<br />

muss verdeutlicht werden können, worin der Vergleichspunkt bestehen<br />

soll. Wenn es sich herausstellen sollte, dass die Vergleiche relativ willkürlich<br />

zustande kommen, stellt dies das Phänomen insgesamt in Frage.<br />

Das Plausibilisieren der Behauptung, dass es da etwas Vergleichbares<br />

gebe, ist demnach Teil des wissenschaftlichen Geschäfts. Daher vertritt<br />

Smith die radikale These, dass Religion konstruiert sei:<br />

234 McCutcheon, Manufactoring Religion; Fitzgerald, Ideology; Masuzawa, Invention.<br />

235 Smith, Imagining Religion, 21.<br />

236 A. a. O., 22.

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