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Henning Wrogemann: Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie (Leseprobe)

Das Leben in einer pluralistischen Gesellschaft fordert uns dazu heraus, mit Menschen verschiedenster Herkunft und Prägung zu interagieren, wobei Religion und Kultur eine bedeutende Rolle spielen. Dieses Lehrbuch sucht diesen Anforderungen gerecht zu werden. Zunächst werden eine Bandbreite religionswissenschaftlicher Forschungsansätze vorgestellt sowie Grundinformationen zu Judentum, Hinduismus, Buddhismus und Islam geboten. Missionstheologische Übersichten tragen zum Verständnis christlicher Präsenzen in anderen Erdteilen bei. Geltungsansprüche verschiedener Religionen werden beleuchtet und dialogische Interaktionsmuster hinterfragt, um schließlich einen Neuansatz einer Theologie Interreligiöser Beziehungen vorzustellen. Durch die Vermittlung umfassender Kenntnisse über verschiedene Religionen und Kulturen fördert das Lehrbuch unser Verständnis füreinander.

Das Leben in einer pluralistischen Gesellschaft fordert uns dazu heraus, mit Menschen verschiedenster Herkunft und Prägung zu interagieren, wobei Religion und Kultur eine bedeutende Rolle spielen. Dieses Lehrbuch sucht diesen Anforderungen gerecht zu werden. Zunächst werden eine Bandbreite religionswissenschaftlicher Forschungsansätze vorgestellt sowie Grundinformationen zu Judentum, Hinduismus, Buddhismus und Islam geboten. Missionstheologische Übersichten tragen zum Verständnis christlicher Präsenzen in anderen Erdteilen bei. Geltungsansprüche verschiedener Religionen werden beleuchtet und dialogische Interaktionsmuster hinterfragt, um schließlich einen Neuansatz einer Theologie Interreligiöser Beziehungen vorzustellen. Durch die Vermittlung umfassender Kenntnisse über verschiedene Religionen und Kulturen fördert das Lehrbuch unser Verständnis füreinander.

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102<br />

A I – 3. Religionssoziologie <strong>und</strong> Religionsökonomie<br />

toren wirken. Manche Beobachter sahen in den Terroranschlägen des<br />

11. September 2001 auf die New Yorker Twin Towers <strong>und</strong> den darauffolgenden<br />

globalen Krieg der USA gegen den Terror ein Indiz für die Richtigkeit<br />

von Huntingtons These.<br />

Casanova hatte indes seine Thesen zum Thema Public Religion be -<br />

reits Ende der 1970er Jahre vertreten. Schon damals legte sich eine solche<br />

Sicht nahe, wenn man an zeitgeschichtliche Ereignisse wie die Machtübernahme<br />

des Ayatollah Khomenei im Iran im Jahr 1979 <strong>und</strong> die<br />

Errichtung einer Islamischen Republik Iran oder an das Aufkommen der<br />

New Christian Right in den USA denkt. Religionen treten im öffentlichen<br />

Raum (engl. public sphere) auf, so Casanova, »um an genau den<br />

Auseinandersetzungen (struggles) teilzunehmen, die modernen Grenzen<br />

zwischen der privaten <strong>und</strong> der öffentlichen Spähre zu definieren<br />

<strong>und</strong> zu setzen, zwischen System <strong>und</strong> Lebenswelt, zwischen Legalität<br />

<strong>und</strong> Moralität, zwischen individuell <strong>und</strong> sozial, zwischen Familien,<br />

Zivilgesellschaft <strong>und</strong> Staat, zwischen Nationen, Zivilisationen <strong>und</strong> dem<br />

globalen System« 181 . Er sieht diese Tendenz durch soziale Bewegungen<br />

religiöser Art belegt oder solche, die sich auf Religion berufen, Bewegungen<br />

also, die säkulare Sphären wie etwa die Sphäre des Staates oder der<br />

Wirtschaft herausfordern <strong>und</strong> in ihrer gegenwärtigen Gestalt in Frage<br />

stellen. Es lasse sich dabei sowohl eine Repolitisierung (engl. repolitization)<br />

als auch eine Renormatisierung (engl. renormativization) beobachten.<br />

3.1.5 Deprivatisierung von Religion –<br />

eine These in der Diskussion<br />

Indes sieht Casanova seine Thesen zu Public Religion nicht als unvereinbar<br />

mit Thomas Luckmanns These einer privatisierten Invisible<br />

Religion an, 182 da beide Trends in verschiedenen Gesellschaften gleichzeitig,<br />

aber in unterschiedlichen Gewichtungen zu beobachten seien.<br />

Zudem seien die Grenzen zwischen dem Privaten <strong>und</strong> dem Öffentlichen<br />

nicht festgelegt, sondern sozial konstruiert <strong>und</strong> werden daher immer<br />

wieder neu zwischen verschiedenen Akteuren ausgehandelt. Religionen<br />

drängen einerseits in die öffentliche Sphäre, so Casanova, andererseits<br />

181 A. a. O., 6.<br />

182 Vgl. 3.2.1.

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