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Henning Wrogemann: Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie (Leseprobe)

Das Leben in einer pluralistischen Gesellschaft fordert uns dazu heraus, mit Menschen verschiedenster Herkunft und Prägung zu interagieren, wobei Religion und Kultur eine bedeutende Rolle spielen. Dieses Lehrbuch sucht diesen Anforderungen gerecht zu werden. Zunächst werden eine Bandbreite religionswissenschaftlicher Forschungsansätze vorgestellt sowie Grundinformationen zu Judentum, Hinduismus, Buddhismus und Islam geboten. Missionstheologische Übersichten tragen zum Verständnis christlicher Präsenzen in anderen Erdteilen bei. Geltungsansprüche verschiedener Religionen werden beleuchtet und dialogische Interaktionsmuster hinterfragt, um schließlich einen Neuansatz einer Theologie Interreligiöser Beziehungen vorzustellen. Durch die Vermittlung umfassender Kenntnisse über verschiedene Religionen und Kulturen fördert das Lehrbuch unser Verständnis füreinander.

Das Leben in einer pluralistischen Gesellschaft fordert uns dazu heraus, mit Menschen verschiedenster Herkunft und Prägung zu interagieren, wobei Religion und Kultur eine bedeutende Rolle spielen. Dieses Lehrbuch sucht diesen Anforderungen gerecht zu werden. Zunächst werden eine Bandbreite religionswissenschaftlicher Forschungsansätze vorgestellt sowie Grundinformationen zu Judentum, Hinduismus, Buddhismus und Islam geboten. Missionstheologische Übersichten tragen zum Verständnis christlicher Präsenzen in anderen Erdteilen bei. Geltungsansprüche verschiedener Religionen werden beleuchtet und dialogische Interaktionsmuster hinterfragt, um schließlich einen Neuansatz einer Theologie Interreligiöser Beziehungen vorzustellen. Durch die Vermittlung umfassender Kenntnisse über verschiedene Religionen und Kulturen fördert das Lehrbuch unser Verständnis füreinander.

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98<br />

A I – 3. Religionssoziologie <strong>und</strong> Religionsökonomie<br />

Was sich in anderen Ländern zukünftig entwickeln wird, so die Implikation,<br />

das kann schon jetzt anhand von westlichen Gesellschaften untersucht<br />

werden. Aus heutiger Sicht wird nicht zu Unrecht kritisiert, dass<br />

diese Theorie innerhalb der Religionssoziologie einen bleibenden Eurozentrismus<br />

befördert habe. Gleichzeitig wurde von einigen Autoren im<br />

Blick auf die universitär-fakultäre Aufteilung zwischen einer auf westliche<br />

Gesellschaften fokussierenden Soziologie <strong>und</strong> einer auf ethnische<br />

Kleingesellschaften anderer Kontinente fokussierenden Ethnologie/An -<br />

thropologie kritisiert, dass diese wissenschaftsorganisatorische Aufteilung<br />

sich einer evolutionären Metathorie (Stichwort: fortschrittlicher<br />

Westen) verdanke <strong>und</strong> als diskursive Konstellation Machtinteressen<br />

bediene. Auf diese Frage wird an späterer Stelle zurückzukommen sein. 173<br />

3.1.3 Religion als System – Niklas Luhmann<br />

Der deutsche Soziologe Niklas Luhmann (1927–1998) teilt mit Parsons<br />

das Interesse an gesellschaftlichen Strukturen. Er legt mit seiner Systemtheorie<br />

jedoch einen Ansatz vor, der zentral auf der Idee der Kommunikation<br />

basiert. Kommunikation bestehe aus Information, Mitteilung <strong>und</strong><br />

Verstehen. Die These lautet, dass Systeme durch Kommunikation entstehen<br />

<strong>und</strong> sich durch sie aufrechterhalten, wobei ein Gesamtsystem<br />

aus verschiedenen Teil-Systemen besteht. Jedes Teilsystem bildet eine<br />

besondere Art von Kommunikation aus, die erstens in einem Me dium<br />

<strong>und</strong> zweitens damit zusammenhängend einem binären Code besteht.<br />

Im Wirtschaftssystem etwa geht es um das Medium Geld <strong>und</strong> den Code<br />

Haben/Nichthaben, im Rechtssystem um das Medium Ge rechtigkeit<br />

<strong>und</strong> den Code Recht/Unrecht oder im Wissenschaftssystem um Wahrheit<br />

<strong>und</strong> den Code Wahrheit/Unwahrheit. Verschiedene Medien, Codes<br />

<strong>und</strong> Formen der Kommunikation machen das aus, was als Ausdifferenzierung<br />

der Gesellschaft bezeichnet wird. Luhmann folgt demnach<br />

Parsons’ Theorie der Moderne, die Gesellschaften durch die zunehmende<br />

Ausdifferenzierung in Teilsysteme charakterisiert sieht. Auf die<br />

Theorie der Differenzierung wird später im Zusam menhang verschiedener<br />

Säkularisierungstheorien ausführlich zurückzukommen sein. 174<br />

Worin besteht nach Luhmann das Besondere des Teilsystems Reli-<br />

173 Vgl. 4.2.2–4.2.3.<br />

174 Vgl. 5.1.

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