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Henning Wrogemann: Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie (Leseprobe)

Das Leben in einer pluralistischen Gesellschaft fordert uns dazu heraus, mit Menschen verschiedenster Herkunft und Prägung zu interagieren, wobei Religion und Kultur eine bedeutende Rolle spielen. Dieses Lehrbuch sucht diesen Anforderungen gerecht zu werden. Zunächst werden eine Bandbreite religionswissenschaftlicher Forschungsansätze vorgestellt sowie Grundinformationen zu Judentum, Hinduismus, Buddhismus und Islam geboten. Missionstheologische Übersichten tragen zum Verständnis christlicher Präsenzen in anderen Erdteilen bei. Geltungsansprüche verschiedener Religionen werden beleuchtet und dialogische Interaktionsmuster hinterfragt, um schließlich einen Neuansatz einer Theologie Interreligiöser Beziehungen vorzustellen. Durch die Vermittlung umfassender Kenntnisse über verschiedene Religionen und Kulturen fördert das Lehrbuch unser Verständnis füreinander.

Das Leben in einer pluralistischen Gesellschaft fordert uns dazu heraus, mit Menschen verschiedenster Herkunft und Prägung zu interagieren, wobei Religion und Kultur eine bedeutende Rolle spielen. Dieses Lehrbuch sucht diesen Anforderungen gerecht zu werden. Zunächst werden eine Bandbreite religionswissenschaftlicher Forschungsansätze vorgestellt sowie Grundinformationen zu Judentum, Hinduismus, Buddhismus und Islam geboten. Missionstheologische Übersichten tragen zum Verständnis christlicher Präsenzen in anderen Erdteilen bei. Geltungsansprüche verschiedener Religionen werden beleuchtet und dialogische Interaktionsmuster hinterfragt, um schließlich einen Neuansatz einer Theologie Interreligiöser Beziehungen vorzustellen. Durch die Vermittlung umfassender Kenntnisse über verschiedene Religionen und Kulturen fördert das Lehrbuch unser Verständnis füreinander.

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1.1 Von der Religionsphilosophie zur <strong>Religionswissenschaft</strong> 7<br />

ein. Die verschiedenen Ausprägungen des Deismus zeichnen sich durch<br />

Skepsis gegenüber dem christlichen Offenbarungsdenken aus, etwa in<br />

der These, die christliche Offenbarung sei historisch nicht sicher <strong>und</strong><br />

christliche Gottesvorstellungen widersprächen mitunter der rationalen<br />

Moralität. Demgegenüber wird die Vernunft als einziger Maßstab zur<br />

Bewertung religiöser Wahrheit postuliert. Den Menschen aller Zeiten<br />

eigne eine natürliche Religion, die rational zugänglich sei <strong>und</strong> eine<br />

gerechte Ordnung ermögliche. Mit einem Eingreifen Gottes wird nicht<br />

gerechnet, da er innerhalb der Ordnung der Dinge wirke.<br />

Der englische Deist Herbert von Cherbury stellt fünf dem<br />

Menschen angeborene religiöse Überzeugungen heraus (lat. communes<br />

notitiae), nämlich erstens die Überzeugung vom Dasein eines höchsten<br />

Gottes; zweitens die Pflicht der Gottesverehrung; drittens Tugend <strong>und</strong><br />

Frömmigkeit als die wichtigsten Bestandteile des Gottesdienstes; viertens<br />

die Verpflichtung, böse Taten zu bereuen, sowie fünftens den Jenseitsglauben<br />

mit der Idee einer zukünftigen Belohnung des Guten <strong>und</strong><br />

einer Bestrafung des Bösen. Für Cherbury gilt als ausgemacht, dass<br />

Menschen aufgr<strong>und</strong> rationaler Erkenntnis zur Auffassung gekommen<br />

seien, dass Gott existiere.<br />

Für das 17. Jahrh<strong>und</strong>ert als dem Zeitalter der Gegenreformation<br />

<strong>und</strong> der Glaubenskriege lässt sich festhalten, dass einerseits die Masse<br />

der Bevölkerung dem Bekenntnis ihres Landesherrn folgt, was zur Bildung<br />

von homogen katholischen, lutherischen oder reformierten Ge -<br />

bieten führt. Andererseits entwickeln intellektuelle Eliten die Vorstellung<br />

einer jenseits der kirchlichen Konfessionen gegebenen natürlichen<br />

Religion <strong>und</strong> versuchen auf diese Weise, Religion nicht über deren<br />

(christlichen) Offenbarungsanspruch, sondern allein von den Anlagen<br />

der menschlichen Vernunft her zu begründen. Diskursiv bedeutet dies<br />

für den Religionsbegriff, dass Religion erstens als etwas gedacht wird, das<br />

allen Menschen im gleichen Maße zukommt (natürliche Religion). Zweitens<br />

wird Religion als etwas verstanden, das deutlich von anderen Bereichen<br />

des Lebens (etwa dem politischen Gemeinwesen) geschieden ist. Der<br />

zugleich flächige <strong>und</strong> abgrenzende Religionsbegriff soll dem seit der<br />

Reformation konfessionell gespaltenen Europa eine neue religiöse Gr<strong>und</strong>lage<br />

geben (flächig) <strong>und</strong> zugleich im Kontext politischer Veränderungen<br />

den Bereich von Religion definieren (begrenzen).<br />

Das 18. Jahrh<strong>und</strong>ert ist in Europa das Zeitalter von Aufklärung,<br />

Absolutismus <strong>und</strong> großer Revolutionen <strong>und</strong> global gesehen die Ära der

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