UMWELT JOURNAL 2023-2
UMWELT JOURNAL Nr. 2/2023 mit den Themen: COVER: Abluftreinigung - Themen: Kunststoff-Recycling, EPS-Kreislaufwirtschaft, E-XPO5020, Renexpo Interhydro, E-World energy & water, Earth Overshoot Days 2023, EPS- vs. Impact Investing; Buch: Climate Change and the Future of Democracy; Ausbildungen, Seminare, Kongresse
UMWELT JOURNAL Nr. 2/2023 mit den Themen:
COVER: Abluftreinigung - Themen: Kunststoff-Recycling, EPS-Kreislaufwirtschaft, E-XPO5020, Renexpo Interhydro, E-World energy & water, Earth Overshoot Days 2023, EPS- vs. Impact Investing; Buch: Climate Change and the Future of Democracy; Ausbildungen, Seminare, Kongresse
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hen, haben diese Akteure keinen direkten Einfluss<br />
auf die von den Verbrauchern erzeugte bzw. für<br />
die Sammlung bereitgestellte Abfallmenge. Insofern<br />
liefert die „Recycling-Branche“ im Wesentlichen<br />
folgende zwei Beiträge zur Reduzierung des<br />
Plastik-Abfalls: a) sie stellt qualitativ hochwertige<br />
Rezyklate her. Dadurch erweitern sich die Einsatzmöglichkeiten<br />
für das Material. Zudem reduziert<br />
sich der Bedarf an „virgin plastics“ und somit<br />
dessen Abfallvolumen. b) Die Branche bemüht<br />
sich um die Reduzierung der Verluste in den Sortierungs-<br />
und Recycling-Prozessen. Denn diese<br />
Verluste sind ja wiederum „Plastik-Abfall“. Aktuell<br />
werden in der EU aus den 30 MT gesammelten<br />
Plastik-Abfall nur 7 MT Rezyklate gewonnen, das<br />
heißt es besteht ein Verlust von 77 Prozent.<br />
In beiden Fällen greifen die neuen Sortier- und<br />
Recyclingtechnologien, da diese die Qualität von<br />
Sortierung (und Rezyklaten) steigern und Prozessverluste<br />
reduzieren.<br />
Peter Nestler: Sind das mechanische und das chemische<br />
Recycling konkurrierende Verfahren?<br />
Oliver Herweg: Nein, die Verfahren ergänzen<br />
sich. Das mechanische Recycling ist sehr umweltfreundlich,<br />
aber primär auf „rigid plastics“, also<br />
Hartplastik, beschränkt. Beim chemischen Recycling<br />
entstehen verfahrensbedingt zwar wiederum<br />
Treibhausgase, allerdings können bestimmte<br />
Typen von Plastik, wie Folien und Schäume nur<br />
chemisch recycled werden. Daher verbessert<br />
auch dieses Verfahren insgesamt die Umweltbilanz<br />
von Plastik.<br />
Peter Nestler: Was sind die größten Herausforderungen<br />
des Kunstoffrecyclingsektors in Europa?<br />
Oliver Herweg: Das immer noch eher gering ausgeprägte<br />
Umweltbewusstsein der Verbraucher,<br />
verbunden mit eingeschränkten Anreizen zur ordnungsgemäßen<br />
Abfallentsorgung. Dies führt zu<br />
signifikanten Mengen an grundsätzlich rezyklierbaren<br />
Plastik-Abfällen, die im Rest-/MSW-Strom<br />
entsorgt werden – in der EU gehen so z.B. bis zu<br />
9 Mio. Tonnen Plastikverpackungen aus Haushalten<br />
für das Recycling verloren. Zudem bestehen<br />
aktuell eher begrenzte Möglichkeiten und Anreize<br />
zur Herstellung hochwertiger Rezyklate. Denn die<br />
Sammelmengen für hochwertige, sprich quellensortierte<br />
Materialien sind noch zu gering.<br />
Peter Nestler: Was sind die wesentlichen Hebel,<br />
um diese Herausforderung anzugehen?<br />
Oliver Herweg: Das ist zum einen möglich über<br />
Regulierungen seitens der EU, aber auch nationaler<br />
Behörden durch anspruchsvollere und<br />
detailliertere Ziele. Denn eine getrennte Sammlung<br />
der Abfälle in der gesamten EU, z.B. nach<br />
dem Vorbild von Belgien, Deutschland oder<br />
Österreich, hätte eine große positive Auswirkung.<br />
Zum anderen würde die durchgehende<br />
Digitalisierung der Abfall-Wertschöpfungskette,<br />
die Transparenz über Mengenentwicklung und<br />
-struktur auf lokaler Ebene erhöhen. Das würde<br />
eine Datenbasis zur optimalen Steuerung der lokalen<br />
Infrastruktur schaffen.<br />
Danke für das Gespräch!