Glossar - Goerls
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und Schwachsinn. Doch die Weltbevölkerung und<br />
damit unser Kundenwachstum steigt trotzdem unaufhaltsam.<br />
(Applaus!)<br />
In den letzten 2000 Jahren ist unsere Firma stetig<br />
gewachsen. Besonders die Zeitalter des Kapitalismus<br />
und Neo-Liberalismus waren bahnbrechend für<br />
unsere Firmengeschichte. Aber erst durch die neueren<br />
Entwicklungen, wie Kreditkarte und Internet,<br />
haben wir eine nahezu durchgängige globale Marktpenetranz<br />
erreicht. Durch unseren geschickten<br />
Schachzug, die Mitarbeiter der kleinen DM-Abteilung<br />
und anderer Währungen in Frührente zu entlassen,<br />
konnten wir uns in diesem Bereich effizienter<br />
formieren. Der Fortschritt mit Ihnen als Euro-Vertreter<br />
ist enorm! (Applaus!)<br />
Schon zu Beginn dieses Jahres hat unsere Euro-<br />
Kommission weiteren Zuwachs bekommen und die<br />
abhängigen Menschen sind bereits in der kurzen<br />
Umstellungsphase. Unsere Tochterfirma Dolly arbeitet<br />
schon seit Jahren erfolgreich nach diesem Prinzip.<br />
(Applaus!)<br />
Unsere Weltherrschaft ist bald gesichert! (Applaus!)<br />
Auch unsere Schwesterfirmen HIV und Krebs haben<br />
sich schon gut etablieren können, doch sie hinken<br />
uns, z.B. in der Verbreitung, noch erheblich hinterher.<br />
In manchen Bereichen funktioniert eine Kooperation<br />
bereits sehr gut und weitere Verbesserungen sind in<br />
Aussicht. (Applaus!)<br />
An dieser Stelle möchte ich mich herzlich für die<br />
flüssige Zusammenarbeit bedanken. Ich zähle auch<br />
zukünftig auf Ihre zuverlässige Präsenz. Liebe Mitarbeiter,<br />
König Midas´ Zeitalter ist längst angebrochen<br />
und ich verspreche Ihnen: Unser Siegeszug steht vor<br />
seiner Vollendung!“<br />
Berenike Eimler<br />
Clownsmaske<br />
Ich trage eine Clownsmaske, die Lippen jederzeit zu<br />
einem Lächeln verzogen und vor Glück strotzend, die<br />
Augen leer. Die Hand auf mein volles Portemonnaie<br />
gelegt, wandere ich vorbei an den unzähligen Schaufenstern.<br />
Lauter Schaufensterpuppen mit schillernder<br />
Kleidung, Kleidung zum Verkleiden, zum Clownsein,<br />
lächeln mir entgegen. Ein Moment Glück ist in den<br />
Gesichtern der Puppen, ein Moment Glück ist auf<br />
den Werbeplakaten eingefroren. Mit meinem Portemonnaie<br />
kann ich jederzeit und immerzu soviel<br />
Glück kaufen, wie ich es brauche. Ich kann Kleidung<br />
kaufen, Schminke, alles, was ich für meine Maske benötige.<br />
Ich laufe weiter, das Glück unverkennbar an<br />
meinen Lippen ablesbar.<br />
Ein Mann auf der Straße, blind, er bettelt: Ich<br />
habe Mitleid und nähere mich ihm, bereit, Geld in<br />
seine alten Hände zu legen. Plötzlich lächelt er, sieht<br />
mich an, seine Augen lebendiger als all die Clown -<br />
maskenaugen um mich herum. Er wehrt mein Geld<br />
ab: „Ich bettle nicht um Geld. Ich bettle, dass ihr<br />
eure Masken fallen lasst, dass ihr eure geblendeten<br />
Augen öffnet. König Midas’ Zeitalter ist angebrochen<br />
– doch es ist ein Fluch. Ein Fluch des Geldes. Seht ihr<br />
nicht, dass Geld und Glück nicht aneinander gekettet<br />
sind? Das Geld liebt verzweifelt das Glück und wird<br />
es dennoch nie besitzen. Das Glück braucht das Geld<br />
nicht und kann sich doch nie davon losreißen. Es ist<br />
eine hoffnungslose Romanze ohne Happyend.“<br />
Sara Ceyhan<br />
Fluch des Geldes<br />
Kapitalismus. Wirtschaft. Erfolg. Liberalismus. Effizienz.<br />
Entlassungen. Umsatzsteigerung. Vorstandsgehälter.<br />
Ellebogen. Egoismus. Eile. Überleben. Der<br />
Fluch des Geldes scheint sich wie ein Schleier auf die<br />
westliche Gesellschaft herabzusenken. Der Mensch<br />
handelt aus wirtschaftlicher Motivation, nicht aus<br />
sozialer, wird zum Einzelkämpfer, nicht zum Teil eines<br />
Kollektivs. König Midas’ Zeitalter ist angebrochen.<br />
Sarah Kirschmann<br />
König Midas<br />
Es war einmal ein kleines Königreich, in dem ein<br />
alter, strenger, furchteinflößender König herrschte.<br />
Sein Volk hatte nicht viel zum Leben, es verdiente<br />
sein täglich Brot mit Ackerbau. Aber von dem, was<br />
die Bürger damit einnahmen, mussten sie dem strengen<br />
König jeden Abend 3/5 abgeben. Der König<br />
konnte sich damit ein verschwenderisches Leben<br />
leisten. Er badete jeden Morgen in einem Schokoladenbad,<br />
weil das gut für die Haut sein sollte. Und er<br />
konnte jeden Tag soviel Braten mit Klößen, seine<br />
Lieblingsspeise, essen, wie er wollte. Abends badete<br />
er statt in Schokolade in Geldscheinen. Auch die<br />
pflegten angeblich des Königs’ Haut ganz besonders<br />
gut. Währenddessen wurde das Volk immer ärmer<br />
und ärmer, weil zu ihrem Unglück auch noch eine<br />
Dürre einsetzte. Trotzdem mussten sie fast ihr ganzes<br />
Geld auf das Schloss bringen, damit der König weiterhin<br />
Braten mit Klößen essen konnte.<br />
Midas, der Sohn des ärmsten Bauern in der Stadt,<br />
streifte eines Nachts über die Felder, um vielleicht<br />
doch noch etwas Essbares aufzutreiben. Nur ein paar<br />
vertrocknete Maiskörner konnte er aufsammeln, um<br />
sie seinen Eltern und Geschwistern zu bringen.<br />
Plötzlich, als er gerade am Boden hockte, um die<br />
Körner aufzulesen, fegte ein heftiger Windstoß über<br />
ihn hinweg. Dann wurde es still. Der Wind setzte sich<br />
neben ihn und flüsterte Midas zu: „Ich sehe mit großen<br />
Bedenken, was in dieser Stadt vor sich geht. Ich<br />
sehe, dass die Kinder immer dünner und dünner werden,<br />
so großen Hunger haben sie. Und dass auch die<br />
Eltern immer dünner und dünner werden. Dabei war<br />
die Ernte vor der Dürre so gut, dass niemand Hunger<br />
leiden müsste. Woran liegt das, mein Junge?“<br />
Midas löste sich langsam aus dem Schrecken,<br />
den der Wind ihm eingejagt hatte. Er schien eigentlich<br />
ganz sympathisch zu sein. Er überlegte hin und<br />
her, ob er dem Wind vom alten König erzählen<br />
könnte. Schließlich war es sein König, dem er zu gehorchen<br />
hatte! So meinte er nur zum Wind: „Auch<br />
wenn die Ernte gut ist, verkaufen wir sie. Wir bekommen<br />
Geld dafür, und Geld kann man nicht essen.<br />
„Aber kann man mit Geld nicht Nahrung kaufen?“,<br />
fragte der Wind verblüfft. „Ja, also...“, zögerte<br />
Midas. Dann fasste er sich ein Herz. „Wir müssen 3/5<br />
des Geldes abgeben. Aber an wen, das darf ich nicht<br />
sagen!“<br />
Der Wind pfiff aufgebracht einmal um Midas<br />
herum. „Aber es ist doch euer Geld, wie könnt ihr<br />
das abgeben? Ihr müsst um euer Geld kämpfen!!“<br />
Midas schluckte und flüsterte: „Aber wir sind ein<br />
friedliches Volk. Wir kämpfen nicht gerne. Wir wollen<br />
Frieden zwischen den Menschen.“ Da verstand der<br />
Wind, dass die Bürger selbst niemals etwas gegen<br />
ihr Unglück tun würden, wenn sie damit jemand an-<br />
derem etwas zuleide tun müssten. Er dachte sich sogleich,<br />
dass in dem großen Schloss oberhalb der<br />
Stadt derjenige sitzen musste, der die 3/5 des Geldes<br />
vom Volk bekam.<br />
Der Wind kreiste noch einmal um Midas herum,<br />
winkte ihm zum Abschied und wirbelte den Schlossberg<br />
hinauf. Immer schneller, immer größer wurde er.<br />
Als er an der Spitze angekommen war, stürmte er so<br />
stark, dass das Schloss, mit all der Schokolade, all<br />
den Geldscheinen und vielen Klößen auf der anderen<br />
Seite des Berges hinunterpurzelte. Als allerletztes<br />
rollte der alte, jetzt gar nicht mehr furchtein -<br />
flößende König den Berg hinab. Nichts stand mehr,<br />
an dem er sich hätte festhalten können. Der Fluch<br />
des Geldes war über ihn gekommen.<br />
Am nächsten Morgen waren die Menschen verwundert<br />
das Schloss nicht mehr zu sehen. Abends<br />
suchten sie den König, um ihm sein Geld zu geben,<br />
aber auch der war nicht mehr da. Da rief der kleine<br />
Midas seinen Freunden und Nachbarn zu: „Es war<br />
das Geld, was ihm zum Fluch geworden ist. Ab sofort<br />
werden wir ohne Geld leben! „ Alle jubelten ihm zu<br />
und beschlossen, ihn nun zum König zu machen.<br />
Aber nicht zu einem strengen König, sondern zu<br />
einem, der im Dorf wohnen bleibt und mit dem Volk<br />
gemeinsam jeden Morgen auf die Felder ging. König<br />
Midas Zeitalter war angebrochen.<br />
Tine Sudbrock<br />
Der Fluch des Geldes – König Midas`<br />
Zeitalter ist angebrochen<br />
Was er angreift wird zu Gold. Das ist König Midas.<br />
Seine Gier macht ihn einsam. Midas hat nichts mehr,<br />
nur sein Geld. Keine Liebe, keine Freundschaft. Etliche<br />
Mythen berichten darüber, dennoch lernt der<br />
Mensch aus dem heutigen Zeitalter nichts dazu.<br />
Viele Menschen würden alles für Geld machen, ihr<br />
Leben besteht aus Gier und diesem nie aufhörenden<br />
Drang genug zu besitzen. Sie alle wollen die mächtigste<br />
und reichste Person der Welt sein.<br />
Aber eigentlich sollte man doch meinen, dass<br />
wir alle aus der Vergangenheit lernen. Dem ist leider<br />
nicht so, wie wir sehen. Midas, ein Mythos, der für<br />
Dummheit, Ehrgeiz und Geld steht. Aber ist es nicht<br />
so, dass jeder Mensch, egal in welchem Zeitalter er<br />
lebt, genau diese Eigenschaften auch besitzt?<br />
Möchte nicht jeder der Beste sein? Ja, man könnte<br />
es wieder auf König Midas schieben… Auf ihn und<br />
seinen Fluch. Dieser Fluch, durch den die Menschheit<br />
Geiz und Gier entdeckt hat. Der Fluch des Geldes…<br />
Vivien Costanzo<br />
Für alle unsere Leserinnen und Leser die<br />
Neue Schuldada Aufgabe:<br />
IM LUFTZUG<br />
DER GEFÜHLE<br />
VERPASSTE SIE<br />
DEN ANSCHLUSS...<br />
Bitte seid fleißig und schickt uns Eure Ergebnisse.<br />
Wir werden sie in der nächsten GÖRLS abdrucken.<br />
Görls<br />
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