Glossar - Goerls
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<strong>Glossar</strong><br />
S c h a h b e s u c h i n B e r l i n 1 9 6 7<br />
Im Jahre 1967 wurde der persische Schah von der deutschen<br />
Regenbogenpresse als „Märchenprinz“ eines<br />
glanzvollen Kaiserreichs dargestellt und von Millionen<br />
Deutschen angehimmelt. Kritische Studenten versuchten<br />
hinter die geschickt gemalte Kulisse aus Öl, Rendite und<br />
Kitsch zu blicken. Sie entdeckten Armut, Folter und volle<br />
Gefängnisse und sahen den Beitrag der deutschen Regierung<br />
zu diesem System. Dagegen demonstrierten sie.<br />
Quelle:http://www.berlinonline.de/berlinerzeitung/archiv/.<br />
bin/dump.fcgi/2000/0711/lokales/0086/index.html<br />
E r s c h i e ß u n g B e n n o O h n e s o r g s<br />
Benno Ohnesorg studierte Romanistik und Germanistik<br />
in West-Berlin. Er war Pazifist und Mitglied einer evangelischen<br />
Studentengemeinde.<br />
Am 2. Juni 1967 wurde der damals als 26-jähriger bei<br />
einer Demonstration gegen den persischen Schah unter<br />
ungeklärten Umständen vom Kriminalobermeister Karl-<br />
Heinz Kurras (Abteilung für Staatsschutz) erschossen.<br />
Im Mai 2009 wurde in den Medien darüber berichtet,<br />
dass Kurras seit 1955 als informeller Mitarbeiter (IM)<br />
für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR (MfS)<br />
in Westdeutschland arbeitete. Gleichzeitig war er bei<br />
der westdeutschen Polizei dafür zuständig, Spitzel aus<br />
dem Osten aufzuspüren.<br />
Quelle:http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,151<br />
8,626527,00.html<br />
A t t e n t a t a u f R u d i D u t s c h k e<br />
Rudi Dutschke, geboren am 7. März 1940 bei Luckenwalde<br />
in der ehemaligen DDR, war der Chefideologe<br />
im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS). Er<br />
wurde am 11.04.1968 auf dem Weg zur Apotheke von<br />
Josef Erwin Bachmann mit 3 Schüssen angeschossen.<br />
Eine Kugel traf ihn in den Kopf. Die Ärzte konnten<br />
Dutschke zwar nach einer mehrstündigen Notoperation<br />
retten, er war aber so stark verletzt, dass er neu sprechen<br />
lernen musste. SDS-Leute sahen Axel Springer<br />
und die Bildzeitung als hauptschuldig für das Attentat<br />
mit ihrer diffamierenden Kampagne. Am Tag des Attentats<br />
titelte die Bildzeitung „Dutschke-Staatsfeind Nr.1“.<br />
11 Jahre später, am 24.12.79, ertrank Rudi Dutschke in<br />
der heimischen Badewanne aufgrund eines epileptischen<br />
Anfalls, einer Spätfolge der Schussverletzungen.<br />
Mehr dazu auf:http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/95811.html<br />
J o s e f E r w i n B a c h m a n n<br />
Der 23 jährige Arbeiter Josef Bachmann aus Sachsen<br />
(ehemalige DDR), feuerte drei Schüsse auf Rudi<br />
Dutsch ke und beschimpfte ihn als „dreckiges Kommunistenschwein“.<br />
Nachdem er zu sieben Jahren Haft<br />
wegen versuchten Mordes verurteilt wurde, äußerte er:<br />
„Ich möchte zu meinem Bedauern feststellen, dass<br />
Dutschke noch lebt...“. Er begann am 24. Februar<br />
1977 im Gefängnis Suizid, indem er sich mit einer Plastiktüte<br />
erstickte.<br />
Quelle:http://www.berlinonline.de/berlinerzeitung/archiv/.<br />
bin/dump.fcgi/2000/0711/lokales/0086/index.html<br />
22 | Görls<br />
Over 21<br />
Fragen an die Eltern >>><br />
5. Es hat immerhin was gebracht. Das denke ich nach<br />
wie vor. Aber es wurde zuviel Gewalt angewendet.<br />
6. Ich hab’ die Beatles gehört. Nein, eigentlich hab<br />
ich mich gar nicht so sehr für Musik interessiert. Da<br />
kamen ja auch die ganzen Aufklärungsfilme von Oswald<br />
Kolle, wo plötzlich ganz offen über die Formen<br />
der Sexualität geredet wurde.<br />
Gerhard Steinhilber<br />
1. 19 Jahre alt.<br />
2. Ja.<br />
3. Die Diskussionen über Notstandsgesetzgebung.<br />
Die FDP als einzige Oppositionspartei zur großen Koalition<br />
aus SPD und Union sah in der Notstandsgesetzgebung<br />
eine Außerkraftsetzung des Grundge-<br />
setzes. Die FDP beruft sich noch heute darauf, dass<br />
die Endfassung der Notstandsgesetzgebung nur<br />
durch ihr massives Eingreifen entstand, ohne ihr Einschreiten<br />
würden die Notstandgesetze heute mit<br />
Einschränkungen der Grundrechte einhergehen.<br />
Die studentische Linke hat die westdeutsche Gesellschaft,<br />
wie sie sich präsentiert hat, nicht akzeptiert.<br />
Folglich stand man auch dem Grundgesetz kritisch<br />
gegenüber; sah aber auch „garantierte“ Grundrechte<br />
des Grundgesetzes durch die Notstandsgesetzgebung<br />
in Frage gestellt. Daraus wurde das<br />
Anrecht abgeleitet, gegen die Notstandsgesetze zu<br />
protestieren und man hat sich aus den Protestaktionen<br />
eine breite Zustimmung der Bevölkerung erhofft.<br />
4. Ich habe mich nicht ernsthaft engagiert –<br />
beschränkt auf Diskussionsteilnahme mit Gymnasiasten<br />
und Studenten. Diskussionsthemen waren, ob<br />
Deutschland eventuell aus der NATO austreten solle,<br />
um mit der DDR eine blockfreie Wiedervereinigung<br />
zu ermöglichen und eine sozialistische Gesellschaftsordnung<br />
zu formen. Es wurden Möglichkeiten diskutiert:<br />
Wie könnte sich die BRD von Amerika distan zieren,<br />
da die USA nicht vom Vietnamkrieg ablassen<br />
wollte. Wie die Überwindung des kapitalistischen<br />
Wirtschaftssystems möglich wäre. Die Entmilitarisierung<br />
der beiden deutschen Staaten: „Schwerter zu<br />
Pflugscharen“, Verlassen der Militärblöcke, die Schaffung<br />
atomfreier Zonen. Ich war genervt von:<br />
Der Ernennung von Nazi-Funktionären zu Fachmännern.<br />
Die CDU hatte in den Führungsgremien Personen,<br />
die schon zu Nazi-Zeiten Führungspositionen<br />
mehr als 500 Zivilisten.<br />
■ 27.03.68 — Deutsche Universitäten führen<br />
den Numerus Clausus ein.<br />
■ 27.03.68 — Juri Gagarin, der erste Mensch<br />
im Weltraum, verunglückt bei einem Übungs-<br />
flug in einem Kampfflugzeug tödlich.<br />
■ 03.04.68 — Bei Brandanschlägen auf zwei<br />
Frankfurter Kaufhäuser, die an die Bomben in<br />
Vietnam erinnern sollen, entsteht ein Sach-<br />
inne hatten (Kiesinger, der baden-württembergische<br />
Ministerpräsident; im Bundesjustizministerium<br />
waren viele, die schon Juristen im Nazi-Regime<br />
waren…)*<br />
Der Politik Adenauers, da diese geringe Verhandlungsbereitschaft<br />
mit dem Ostblock aufwies; der<br />
Westen war nur bereit, aus der Position der Stärke<br />
heraus zu verhandeln. Beispielsweise wurde von der<br />
alten Adenauer-Politik die faktische Existenz der DDR<br />
bestritten und es herrschte der unrealistische Anspruch<br />
der BRD, für die DDR mitzureden (Alleinvertretungsanspruch)**.<br />
So gesehen unrealistisch, weil<br />
bereits eine Vielzahl westlicher Staaten die DDR völkerrechtlich<br />
anerkannt hatten.<br />
Ich wünschte eine Verabschiedung neuer Gesetzgebungen<br />
bezüglich:<br />
Der Lohnfortzahlung und Sozialgesetzgebung. Es<br />
wurden mit großer Zustimmung der werktätigen Bevölkerung<br />
soziale Gesetze verabschiedet. Heute<br />
muss man diese außer Kraft setzen, weil sie durch<br />
die heutigen Etats ohne Schuldenaufnahme nicht finanziert<br />
werden können. Die Errungenschaft dieser<br />
Sozialgesetze erweist sich heute als Belastung der<br />
Staatshaushalte.<br />
Bildungsurlaub. Ich hatte – retrospektiv betrachtet –<br />
die irrtümliche Annahme, dass das Bildungsniveau<br />
auf diese Weise angehoben würde, finanziert durch<br />
öffentliche und betriebliche Gelder.<br />
5. Im Nachhinein kommt man zu der Einsicht, dass<br />
dies unrealistische Ansichten waren. Grundlegende<br />
volkswirtschaftliche Gegebenheiten wurden ignoriert<br />
und sollten durch Sozialgesetzgebungen umgangen<br />
werden. Allerdings war gut, dass Tabus gebrochen<br />
wurden und es endlich Offenheit in Film und Literatur<br />
gab sowie die Aufklärung über die Nazivergangenheit.<br />
6. AFN, also das American Forces Network, es war<br />
ein europaweiter Radiosender für amerikanische<br />
Streitkräfte.<br />
7. Zuhause bei meinen Eltern in Darmstadt.<br />
*Ndr. z.B. Walter Hallstein<br />
**Ndr. auf der Basis der Hallstein-Doktrin in Zusammenarbeit<br />
mit Wilhelm Grewe; mehr zum Thema:<br />
Das Personenlexikon zum Dritten Reich: „Wer war<br />
was vor und nach 1945 „von Ernst Klee.<br />
schaden in Höhe von 2 Mio. DM. Andreas Baa-<br />
der, Gudrun Ensslin, Horst Söhnlein und Astrid<br />
Proll werden der Tat beschuldigt und zu je drei<br />
Jahren Haft verurteilt. Die Aktion gilt als zeitli-<br />
cher Beginn des RAF-Terrorismus.<br />
■ 04.04.68 — Ermordung des Bürgerrechtlers<br />
Martin Luther King in Memphis, Tennessee, USA.<br />
■ 11.04.68 — Der „Civil Rights Act“ (Verbot<br />
von Diskriminierung) wird von US-Präsident