Glossar - Goerls
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Karin Kirschmann<br />
1. Ich war 11 Jahre alt.<br />
2. Nein, ich war nur ein bisschen motzig in der Schule.<br />
3.4.Zu der Zeit noch nicht so viel, später aber schon.<br />
Damals hatte ich dazu noch keine Meinung. Später<br />
war mir die Studentenbewegung ganz sympathisch,<br />
hochschulpolitisch war ich aktiv, weswegen ich auch<br />
8 statt 6 Semester studierte, da ich so viel mit der<br />
Gremienarbeit zu tun hatte.<br />
5. Ich denke, dass das einiges in Gang gesetzt und<br />
verändert hat. Ich fand das ziemlich sinnvoll und<br />
glaube, dass man solche Sachen auch probieren und<br />
mal daneben hauen darf, um rauszufinden, was<br />
wirklich etwas bringt.<br />
6. Meine Schwester hat damals die Beatles gehört,<br />
ich hatte eigentlich noch keinen eigenen Musikgeschmack.<br />
7. Ich habe mit meiner Mutter und meiner großen<br />
Schwester in Bad Hersfeld gewohnt.<br />
Ich habe zu der Zeit Flöte gespielt und geturnt, bin in<br />
die Schule gegangen, habe viel gelesen und war ansonsten<br />
eigentlich ziemlich isoliert.<br />
Norbert Stoll<br />
1. Ich war 16 Jahre alt.<br />
2. Ein bisschen. Ich habe an Schülerdemonstrationen<br />
teilgenommen. Von denen gab es damals ja eine<br />
ganze Menge.<br />
3. Ich habe die Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg<br />
mitbekommen, in der Schule wurde viel<br />
darüber diskutiert. In Köln wurden die Fahrpreise erhöht,<br />
Studenten waren gegen Konsumsucht, die<br />
„bürgerliche Sattheit“ der Erwachsenen und kämpften<br />
für Frieden. Es war ein Generationskonflikt zwischen<br />
den Generationen, die Krieg miterlebt und<br />
nicht miterlebt hatten. Es gab viele Diskussionen<br />
über Mitschuld an der Regierung Hitlers und jahrhundertealte<br />
Verhaltensnormen wurden infrage gestellt.<br />
4. Rein gefühlsmäßig war mein Streben nach Frieden,<br />
nach sozialer Gerechtigkeit und mehr Ehrlichkeit.<br />
Ich fand die Bewegungen grundsätzlich gut,<br />
obwohl ich mich keiner bestimmten Gruppe zugeordnet<br />
habe, um meine Meinung zu bewahren.<br />
5. Die Studentenbewegung war sehr wichtig für<br />
die Weiterentwicklung der Gesellschaft, hat zu vielen<br />
■ 20.01.68 — Heidelberger Studenten des SDS<br />
protestieren bei einem Tanzabend der Universi-<br />
tät gegen den Vietnamkrieg. Zur Gerichtsvorladung<br />
wegen Störung der Veranstaltung er -<br />
scheinen sie nicht. Daraufhin dringt die Heidelberger<br />
Polizei mit Beilen und Stemmeisen in das<br />
Asta-Büro ein, um die Studenten festzunehmen.<br />
■ 30.01.68 — Die „Tet-Offensive“ in Vietnam<br />
beginnt. 80.000 Kämpfer aus Vietcong und<br />
Anregungen und Veränderungen im ökologischen<br />
Denken geführt. Keine neuen Werte und Regeln wie<br />
Menschen gut miteinander leben können wurden<br />
definiert. Alte Normen wurden gebrochen, aber keine<br />
neuen traten ein.<br />
6. Ich war nie Fan von einer bestimmten Musik.<br />
Teilweise habe ich die Beatles und die Rolling Stones<br />
gehört, hatte aber kein besonderes Musikinteresse<br />
und besaß nicht einmal einen Plattenspieler oder<br />
Kassettenrekorder.<br />
7. Ich habe bei meinen Eltern in Köln gelebt.<br />
Ich bin zur Schule gegangen, habe viel Sport gemacht,<br />
Fußball im Verein gespielt, bin am Wochenende<br />
fast immer zum 1. FC Köln ins Stadion ge gangen<br />
und war gerne zum Flippern in Kneipen. Ab und<br />
zu habe ich auch politische Informationsveranstaltungen<br />
besucht, um mich zu informieren.<br />
Wilhelm Sudbrock<br />
1. 29 Jahre alt, Mathematiker in Frankfurt am Main<br />
und Konstanz.<br />
2. Ja, ich war politisch interessiert. Man hat ja von<br />
den Demonstrationen, von den Namen der Demonstranten<br />
gehört, erst in Paris, dann in Frankfurt.<br />
Ich habe aber die Uni schon drei Jahre vorher verlassen,<br />
kannte also keine, die mitdemonstriert haben.<br />
Damals waren die Linken die Psychologiestudenten<br />
in der naturwissenschaftlichen Fakultät. In Konstanz<br />
war gar nichts, da gab es auch noch keine Uni.<br />
4. Ich fand es etwas übertrieben. Ich hab nicht richtig<br />
begriffen, was sie überhaupt wollten. Als ich noch<br />
studiert habe, da gab es ja auch den AstA und der<br />
war ja auch links, aber meine Kommilitonen, die ich<br />
kannte, da hat keiner mitgemischt.<br />
5. Es war eine Episode, ein Konflikt der Studenten<br />
mit ihren Eltern. Wenn die Stimmung zu Hause passend<br />
war, dann kann man sich schon vorstellen, dass<br />
man da mitgemischt hätte, wenn man z.B. einen<br />
rechtsorientierten Vater gehabt hätte. Aber bei mir<br />
war das anders. Ich habe auch Politik- und Philosophievorlesungen<br />
gehört von Adorno und Horkheimer,<br />
aber da war die Stimmung noch nicht so, von Hausbesetzungen<br />
war damals noch nicht die Rede. Der<br />
Asta wurde natürlich immer linker. Als ich angefangen<br />
habe zu studieren, da hatten auch die Rechten<br />
noch was zu sagen, aber gegen Ende meiner Studi-<br />
nordvietnamesischer Armee verüben erfolgreich<br />
einen Überraschungsangriff auf die US-<br />
Armee.<br />
■ 01.02.68 — Eine Woche lang protestieren<br />
Freiburger Schüler und Studenten gegen die<br />
vom Gemeinderat beschlossene Fahrpreiserhöhung<br />
für Bus und Bahn. Es entwickeln sich Straßenschlachten.<br />
■ 01.02.68 — Vietnamkrieg: Saigons Polizei-<br />
enzeit war er dann nur noch links. Soviel hat sich<br />
dadurch nicht geändert, sie haben politisch selbst<br />
nicht viel bewirkt. Vielleicht ist deshalb 1972 Brandt<br />
an die Macht gekommen und hat ein bisschen was<br />
davon aufgenommen.<br />
6. Ich habe Joan Baez gehört und sonst nichts<br />
Modernes.<br />
Hildegard Sudbrock<br />
1. 22 Jahre alt, Medizinstudentin in Bonn<br />
2. Schon. Ich habe halt Zeitung gelesen usw., habe<br />
aber nicht demonstriert.<br />
3. Die Mediziner in Bonn waren total angepasst,<br />
die sind nur auf die Straße gegangen, um für eigene<br />
Sachen zu demonstrieren. Die Theologen und Philosophen<br />
haben demonstriert. Es wurde sehr viel<br />
demonstriert in Bonn.<br />
4. Die Demonstrationen waren nötig! Die Demonstration<br />
während des Schah-Besuchs, das war die<br />
erste, die ich mitbekommen habe: Das fand ich wichtig,<br />
dass man da was gegen gemacht hat. Das war<br />
ein ganz reicher Mann, das hat man immer mitbekommen,<br />
seine Familie war immer in der Regenbogenpresse.<br />
Aber das Land ist ganz, ganz arm, und die<br />
Presse hat nie gesagt, dass er was für sein Land<br />
macht, z.B. für die Bildung. Bis dahin waren Staatsbesuche<br />
in Bonn immer unbemerkt geblieben. Das<br />
war das erste Mal, dass die Studenten in Bonn etwas<br />
aktiv gemacht haben. Ansonsten gab es auch nie Berührungspunkte<br />
zwischen Regierungs- und Universitätsviertel.<br />
Die Mediziner und Naturwissenschaftler<br />
waren in einem Vorort von Bonn, die Philosophen<br />
und Theologen mitten in der Stadt, die haben viel<br />
aktiver Opposition betrieben als wir anderen.<br />
In Frankfurt, das habe ich immer gelesen, wurden<br />
die Villen besetzt. Das hat mich da nie betroffen,<br />
weil es weit weg war, aber jetzt weiß ich, dass das<br />
nötig war, wenn auch vergeblich. Die wunderschönsten<br />
Villen hätten erhalten bleiben müssen.<br />
Ich kannte damals ein paar evangelische Theologiestudenten.<br />
Bis dahin bin ich nie in die Kirche gegangen,<br />
das hat mich nicht interessiert, diese Predigten.<br />
Dann hat es mich erstaunt, dass es so viele politische<br />
Predigten waren, wo der Pfarrer sich ganz engagiert<br />
auf die Seite der Demonstranten gestellt hat<br />
und sie moralisch unterstützt wurden.<br />
chef erschießt vor laufenden Kameras westli-<br />
cher Reporter Vietcong-Kämpfer.<br />
■ 06.02.68 — Beginn der Olympischen Win-<br />
terspiele in Grenoble. Zum ersten Mal treten<br />
zwei getrennte deutsche Mannschaften an.<br />
■ 18.02.69 — Große Demonstration gegen<br />
den Viet-nam-Krieg in Berlin.<br />
■ 16.03.68 — Vietnamkrieg: US-amerikanische<br />
Soldaten töteten beim Massaker von My Lai<br />
Görls<br />
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