Die Weinstraße - August 2023
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FERN DER HEIMAT<br />
906 km<br />
bis Zuhause<br />
4525 Tage<br />
fern der Heimat<br />
Europa ist mein Beruf,<br />
Südtirol meine Heimat<br />
Peter Matzneller (39) aus Aldein liebt die warmen Monate<br />
des Jahres. Schon als Junge war er in seinem Heimatdorf<br />
fast ausschließlich in der milden Jahreszeit sportlich aktiv,<br />
beim Fußball, Tennis oder Tischtennis. <strong>Die</strong> kalten<br />
Wintermonate verbrachte er lieber gemütlich im warmen<br />
Zuhause. Schon früh interessierte er sich für die Welt außerhalb<br />
der Grenzen Südtirols. Nach seinem Jurastudium<br />
in Innsbruck plante Peter eigentlich als Rechtsanwalt<br />
nach Südtirol zurückzukehren. Eine Begegnung an der Uni<br />
änderte seine Pläne.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Weinstraße</strong>: Erzählen Sie uns von dieser schicksalhaften<br />
Begegnung…<br />
Peter Matzneller: Mein Europarechtprofessor und Mentor an<br />
der Uni Innsbruck, Prof. Dr. Peter Hilpold, machte mich auf<br />
das Europainstitut der Universität Saarbrücken aufmerksam. Da<br />
mich das Europarecht und die EU schon damals faszinierten,<br />
nahm ich den Hinweis dankbar auf und absolvierte dort einen<br />
Masterstudiengang im Europarecht – immer noch mit dem Plan<br />
im Gepäck, danach aber wirklich nach Südtirol zurückzukehren.<br />
Daraus ist dann offensichtlich nichts geworden?<br />
Das stimmt. Nach nur zwei Monaten in der Heimat wurde ich<br />
auf eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem kleinen<br />
Forschungsinstitut für Europäisches Medienrecht in Saarbrücken<br />
aufmerksam, die ich zum Glück auch bekommen habe. Knapp<br />
sechs Jahre war ich an diesem Institut, die letzten zweieinhalb<br />
Jahre als Geschäftsführer.<br />
Wir können wir uns die Arbeit an diesem europäischen Forschungsinstitut<br />
vorstellen?<br />
So ein Institut bekommt Aufträge von verschiedenen Stellen,<br />
zum Beispiel dem europäischen Parlament, der europäischen<br />
Kommission oder auch der deutschen Regierung, um gewisse<br />
Problemstellungen im Zusammenhang mit dem europäischen<br />
Medienrecht zu untersuchen. Beispielsweise haben wir untersucht,<br />
ob und wie die EU-Mitgliedstaaten ein bestimmtes europäisches<br />
Mediengesetz umgesetzt haben und wie die Regulierungsbehörden<br />
diese Vorgaben durchsetzen. <strong>Die</strong> EU-Kommission hat dann anhand<br />
unserer Berichte entschieden, ob sie bei den Mitgliedstaaten<br />
intervenieren muss.<br />
Heute leben und arbeiten Sie in Berlin. Wie kam es dazu?<br />
Meine Frau bekam damals ein hervorragendes Jobangebot in<br />
Berlin, sodass ich mich in der deutschen Hauptstadt auch nach<br />
einem neuen Tätigkeitsfeld umgesehen habe. Ich arbeitete dann für<br />
sieben Jahre bei der deutschen Aufsichtsbehörde für Medien, die<br />
dafür sorgt, dass sich Medienunternehmen an das Gesetz halten.<br />
Dort war ich für den Europabereich verantwortlich und habe bei<br />
der EU dafür gekämpft, dass die europäische Mediengesetzgebung<br />
mit der Realität im Internet Schritt hält.<br />
Seit diesem Jahr hat sich beruflich aber wieder etwas bei Ihnen<br />
geändert!<br />
Seit März arbeite ich inzwischen bei Netflix und bin dort<br />
ebenfalls für Themen rund um die europäische Medienpolitik<br />
zuständig. Anfang 2024 werde ich Berlin zusammen mit meiner<br />
26 // AUGUST <strong>2023</strong>