Die Weinstraße - August 2023
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GAUMEN & GENUSS<br />
gezogen hat“, habe ich Martina gefragt.<br />
Ihre Antwort war überlegt, sachlich und<br />
nachvollziehbar. Sie schickte voraus, dass<br />
sie Tiere liebe, auch mit ihnen eine Beziehung<br />
aufbaue, beim Melken auch mit<br />
ihnen spreche. Wenn aber die Zeit gekommen<br />
ist, wo das Tier geschlachtet werden<br />
muss, „schalte ich ab, baue ich eine Distanz<br />
auf, wie wenn es ein fremdes Tier wäre,<br />
da machst du einfach deine Arbeit. Das<br />
gelingt mir, das muss man können, sonst<br />
kann man diesen Beruf nicht ausüben.“<br />
Allerdings wird bei der Schlachtung großer<br />
Wert daraufgelegt, dass das Tier möglichst<br />
stressfrei geschlachtet wird: es bekommt<br />
in der Koppel etwas zum Fressen, durch<br />
den Bolzenschuss wird es auf der Stelle<br />
betäubt und fällt zu Boden – alle Arbeiten<br />
der Fleischverwertung sind für Martina<br />
dann Routine, die sie sich im Laufe ihrer<br />
mehrjährigen Erfahrung angeeignet hat.<br />
WAS EINE GUTE METZGERIN<br />
AUSMACHT<br />
Eine gute Metzgerin muss vor allem<br />
ihren Beruf lieben, mit Fleisch umzugehen<br />
verstehen und die Kunden bezüglich der<br />
Fleischzubereitung fachgerecht beraten<br />
können. Regionale Produkte anzubieten<br />
und auf die Herkunftsangabe Wert zu legen,<br />
zeichnet eine gute Metzgerei aus. Man<br />
sollte sich auch weiterbilden, um auf dem<br />
neuesten beruflichen Stand zu bleiben.<br />
Martina betont, dass die Metzgerei Ebner<br />
aus St. Pauls sie oft an Weiterbildungskursen<br />
teilnehmen lässt, sodass sie fachlich<br />
gut ausgebildet wird.<br />
AUF CARABINIERI GROSSEN<br />
EINDRUCK HINTERLASSEN<br />
Auf ein Ereignis vor zwei Jahren kann<br />
sich Martina sehr gut erinnern. Auf dem<br />
Heimweg von St. Pauls traf sie auf der Straße<br />
nach Jenesien auf eine Carabinieristreife<br />
mit Blaulicht. Es stellte sich heraus, dass ein<br />
Reh angefahren worden war und jämmerlich<br />
schrie. Zufällig hatte die Metzgerin ein<br />
ganzes Arsenal von Messern bei sich, das<br />
sie zum Schleifen in die Metzgerei nach St.<br />
Pauls mitgenommen hatte. Das Tier musste<br />
von seinen Leiden erlöst werden. Sie wählte<br />
das passende Messer aus und tötete das<br />
schwerverletzte Tier. Nicht ohne ungläubige<br />
Bewunderung über dieses entschlossene<br />
Vorgehen einer jungen Frau standen die<br />
beiden Beamten da. Monate später wurde<br />
Martina von einer Carabinieristreife auf<br />
dem Weg zum Recyclinghof angehalten.<br />
Wie sie Martina erblickten und wiedererkannten,<br />
verzichteten sie auf eine Kontrolle<br />
und mit einem leichten Schmunzeln „La<br />
ragazza dei coltelli“ verabschiedeten sie<br />
sich von ihr.<br />
So ist sie, die Martina: eine feinfühlende<br />
Tierliebhaberin, aber auch entschlossen<br />
und fachlich qualifiziert, wenn es um ihren<br />
Beruf geht.<br />
Alfred Donà<br />
alfred.dona@dieweinstrasse.bz<br />
C 20 Jahre<br />
archeoParc<br />
SCH N A LSTA L V A L S E N A LES<br />
—<br />
bis bald<br />
im archeoParc<br />
:Ötzis Lebensraum entdecken<br />
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