Verfahrenstechnik 9/2023
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BETRIEBSTECHNIK<br />
01 02<br />
30 PROZENT MEHR WÄRMEREFLEXION<br />
Die mörtelartige Ceracoat-Masse wurde ursprünglich in den USA<br />
für die Porzellan- sowie Steingutindustrie entwickelt und besteht<br />
aus natürlich vorkommenden Stoffen wie Mulliten, Kaoliniten<br />
und Oxiden verschiedener Übergangsmetalle. Das Besondere an<br />
dieser Mischung ist ihre starke Wärmereflexion bei Temperaturen<br />
ab etwa 660 °C, wodurch Aufheizzeiten verkürzt oder Durchlaufzeiten<br />
reduziert werden können.<br />
Herkömmliche Schamott- oder Faseroberflächen nehmen aufgrund<br />
ihrer geringeren Reflexionsfähigkeit viel Wärme auf, die<br />
dann nur zum Teil wieder emittiert wird. Bei Ceracoat ergab ein<br />
Gutachten der Universität Duisburg-Essen zu den Auswirkungen<br />
der Beschichtung auf die Strahlungseigenschaften von Feuerfestmaterial<br />
eine um bis zu 30 Prozent höhere Wärmereflexion gegenüber<br />
unbeschichteten Oberflächen. In der Praxis heißt das:<br />
Durch die stärkere Reflexion kann die eingesetzte Gesamtenergie<br />
unter bestimmten Voraussetzungen deutlich besser genutzt werden.<br />
Die Werkstücke im Ofen können dann wesentlich früher die<br />
notwendige Kerntemperatur erreichen.<br />
VERKÜRZTE AUFHEIZZEIT UM 25 PROZENT<br />
In einem aktuellen, von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt<br />
(DBU) geförderten Forschungsprojekt des VDEh-Betriebsforschungsinstituts<br />
(BFI) in Kooperation mit der Avion Europa<br />
konnte in Technikumsversuchen nun erstmals die Wirkung des<br />
Coatings auf das zu erwärmende Material nachgewiesen werden.<br />
Insgesamt wurden jeweils drei Testläufe ohne Beschichtung sowie<br />
drei Testläufe mit keramischer Beschichtung durchgeführt<br />
und dadurch vergleichbare Ergebnisse erzielt.<br />
Für sämtliche Versuche wurde ein 2 m × 2 m × 6 m großer<br />
Kammerofen mit einem offenen 800-kW-Brenner und einer Faserzustellung<br />
verwendet, die eine Hitzebeständigkeit bis 1.600 °C<br />
aufweist. Im Inneren platzierten die Ofenbediener zwei Stahlblöcke<br />
und versahen diese mit Thermoelementen, die in unterschiedlichen<br />
Tiefen angeordnet wurden. Auf diese Weise sollte<br />
im Ofenraum eine Prozesstemperatur von 1.300 °C und als<br />
niedrigste Kerntemperatur in den Versuchsblöcken 1.250 °C<br />
nachgewiesen werden.<br />
Bei den Versuchen für den unbeschichteten Zustand dauerte<br />
es 4 h, bis die 1.250 °C Blocktemperatur erzielt wurden. Im Anschluss<br />
wurde die Ceracoat-Beschichtung auf die Faserzustellung<br />
der Brennkammer aufgetragen. In den Testläufen mit Ceracoat<br />
konnten die 1.300 °C Ofen- und die 1.250 °C Kerntemperatur<br />
bereits nach 3 h erreicht werden. „Ein Einfluss des Coatings auf<br />
die Wärmeübertragung zeigt sich ab 800 °C Ofenraumtemperatur.<br />
01 Die Beschichtung lässt sich<br />
auf die Ofenwände sprühen<br />
02 Die Versuche wurden in<br />
einem Boxofen mit Faserzustellung<br />
durchgeführt<br />
03 Im Inneren wurden zwei<br />
Stahlblöcke platziert und mit<br />
Thermoelementen versehen, die<br />
in unterschiedlichen Tiefen<br />
angeordnet sind<br />
03