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Das Magazin für Herisau und Umgebung <strong>Ausgabe</strong> <strong>09</strong> ⋅ 6. September <strong>2023</strong><br />
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<strong>09</strong>/<strong>2023</strong> Herischau · 3<br />
ERFOLGREICHER START MIT 4000 GÄSTEN<br />
AN DER NEUERÖFFNUNG DES SEDELS<br />
Erst vor wenigen Monaten wurde bekannt,<br />
dass Elivs Bischof, Bruno Schläpfer und Steven<br />
Köck die Pacht des Sedel übernehmen<br />
werden. Am ersten September-Wochenende<br />
konnte das Herisauer Ausflugsziel nun<br />
endlich eröffnen. Und das mit achtbarem<br />
Erfolg. Laut Bischof haben an den ersten<br />
beiden Tagen über 4000 Gäste den Weg<br />
zum Kinderparadies gefunden – ein Start,<br />
den sich die neuen Pächter gewünscht,<br />
aber nicht erwartet hatten.<br />
In den vergangenen zwei Monaten hat<br />
sich im Sedel einiges getan. Alte Klassiker<br />
wie der Zwerg, die Banane, die Rollenbahnen<br />
oder das Zügli wurden rausgeputzt und<br />
auf den neusten Stand gebracht, betriebsuntaugliche<br />
Bahnen wurden durch generationenübergreifende<br />
Attraktionen ersetzt.<br />
So wurde das ehemalige Sedel-Kino in ein<br />
kleines Theater umfunktioniert, welches<br />
für die jüngeren Besucherinnen und Besucher<br />
verschiedenste Vorstellungen anbietet.<br />
Zudem wurde ein neuer Sitzplatz mit<br />
Grillstand gebaut und für die ältere Gäste<br />
eine Boccia-Bahn aufgestellt. Und damit<br />
nicht genug: Bereits kommenden Frühling<br />
sollen weitere – bisher noch geheime – Attraktionen<br />
folgen. Auch in preislicher Hinsicht<br />
gab es Veränderungen. Jetons für die<br />
selbstbetriebenen Attraktionen kosten wieder<br />
einen statt zwei Franken. Für die Shows<br />
im ehemaligen Sedel-Kino wird ein separater<br />
Eintritt verrechnet. Ebenfalls neu angeboten<br />
wird der Aussenbereich mit Biergarten<br />
und einer Lounge mit über 200 Plätzen.<br />
Künftig sollen unter anderem Silent Partys<br />
– eine Tanzveranstaltung, bei der die Musik<br />
über Kopfhörer statt Lautsprecherboxen<br />
gehört wird – sowie ein Winterzauber im<br />
Sedel stattfinden, weitere Veranstaltungen<br />
seien in Planung. Für den kleinen und<br />
grossen Hunger ist ebenfalls gesorgt. Den<br />
Gästen steht künftig ein Grillcontainer<br />
mit Würsten, Burgern oder Pommes Frites<br />
sowie das Restaurant zur Verfügung. Letzteres<br />
sieht am Mittag eine bodenständige<br />
und am Abend eine etwas gehobenere<br />
Speisekarte vor.<br />
<br />
Helena Städler<br />
Weitere Informationen zum Ausflugziel<br />
sowie weiteren Events hier:<br />
http://bit.ly/3XgKimN<br />
Im Herbstmonet<br />
8. SEPTEMBER<br />
Internationaler Tag der Vergebung<br />
15. SEPTEMBER<br />
Internationaler Tag des Punktes<br />
Der Punkt gilt als einfachste Zeichenform,<br />
die problemlos von allen hergestellt<br />
und reproduziert werden kann.<br />
Dies dachte sich auch der Amerikaner<br />
Peter H. Reynolds der 2004 das inzwischen<br />
weltweit populäre Kinderbuch<br />
«Der Punkt» publizierte. Und wer hätte<br />
es nicht geahnt: Die Geschichte beginnt<br />
mit einem einfach Punkt auf einem weissen<br />
Blatt Papier. Hintergrundgedanke,<br />
ist die Ermutigung zu mehr Kreativität<br />
im Leben.<br />
21. SEPTEMBER<br />
Welttag der Dankbarkeit<br />
27. SEPTEMBER<br />
Tag der kalten Schokoladenmilch<br />
hesch gwösst?<br />
Das grösste Lebewesen der Schweiz<br />
wird bis zu 50 Fussballfelder gross und<br />
keiner merkts. Und ohne zu wissen, haben<br />
Sie es vermutlich schon mal gesehen.<br />
Die Sprache ist vom Hallimasch<br />
- ein Pilz, der durch seine im Boden<br />
liegenden Pilzfäden grosse Flächen an<br />
gesunder Bäume absterben lässt.<br />
Bruno Schläpfer, Elvis Bischof und Steven Köck sind das Pächter-Trio des Sedel Herisau.<br />
(Bild: hst)<br />
Titelbild: Stefan Kull betreibt unter anderem die<br />
Amadeus Bar. (Bild: ma)
4 · Porträt <strong>09</strong>/<strong>2023</strong><br />
«ICH HABE DEN DRANG, ETWAS<br />
AUF DIE BEINE ZU STELLEN»<br />
Stefan Kull ist einer der bekanntesten Beizer in Herisau und Inhaber der Amadeus Bar.<br />
Er spricht über den Brand in der George’s Bar, die Veränderung der Ausgehkultur und<br />
seine persönlichen Energiequellen.<br />
Ob Kinderfest, Dorffest, Fasnacht, Christchindlimarkt,<br />
«Xtreme Run» – Herisau weist<br />
jährlich einen abwechslungsreichen und<br />
breiten Kalender an kulturellen Ereignissen<br />
auf. In diesem Jahr wird das bestehende<br />
Angebot mit einem Street Food Festival<br />
vom 22. bis 24. September auf dem Ebnet<br />
ergänzt. Bei dieser Neuheit hat Stefan Kull<br />
auch seine Hände im Spiel. Der Herisauer<br />
hat längst einen gewissen Promistatus in<br />
seinem Heimatdorf erlangt. Bekannt ist der<br />
Beizer nicht ausschliesslich aufgrund seiner<br />
Amadeus Bar. Kaum ein Fest geht in diesem<br />
Dorf ohne sein Mitwirken über die Bühne.<br />
«Initiative ergreifen und die Menschen zusammenbringen»,<br />
diese Eigenschaften begleiten<br />
den Herisauer schon sein ganzes<br />
Leben. «Bereits in der Berufsschule habe ich<br />
mich freiwillig gemeldet, um ein Klassentreffen<br />
zu organisieren», bekundet er.<br />
Bei seinem Vater Marcel Kull habe er<br />
schon in seiner Kindheit gesehen, wie ein<br />
grosser Anlass zu Stande kommt. Aufgrund<br />
der Eishockeykarriere des Vaters verschlug<br />
es die Familie Kull in den späten 70er-Jahren<br />
von Uzwil nach Herisau. Kurz darauf wurde<br />
Stefan Kull in der Amadeus Bar.<br />
Stefan Kull geboren und wuchs in der Blütezeit<br />
des SC Herisaus im Sonnenbühl in der<br />
Nähe eines Bauernhofs als ältester von drei<br />
Söhnen auf. Wenn sich die drei Kulls nicht<br />
gerade auf dem Bauernhof austobten, begleiteten<br />
sie ihren Vater ins Sportzentrum.<br />
«Wir kannten die Eishalle besser als der<br />
Eismeister», sagt Stefan Kull. Die eigene<br />
«Herisauer<br />
bedanken sich<br />
lieber fünfmal als<br />
keinmal.»<br />
Eishockeykarriere nahm bei ihm ein frühes<br />
Ende, während sein Jahrgänger Jonas Hiller<br />
später den Weg zur Weltspitze ging. Vielmehr<br />
engagierte sich Kull mit seinem Vater<br />
bei zahlreichen internationalen Spielen, Allstar<br />
Games oder anderen Grossanlässen auf<br />
dem Eis. «Ob beim SC Herisau oder beim<br />
HC Davos – ich durfte meinen Vater stets<br />
begleiten und wertvolle Erfahrungen sammeln.»<br />
Bis zum heutigen Tag unterstützt<br />
Stefan Kull den Schlittschuhclub, beispielsweise<br />
beim Hockey-Grümpelturnier und wo<br />
immer seine Kompetenzen gefragt sind.<br />
Jung zum Geschäftsführer<br />
Schon während seiner Lehre zum Dachdecker<br />
machte sich Kull diese Erfahrungen bei<br />
der Disco-Kette Halli Galli zunutze. «Rein<br />
zufällig rutschte ich in diese Branche.»<br />
Nachdem der Herisauer kurzzeitig den Beruf<br />
des Dachdeckers ausübte, zog ihn die<br />
Partyszene ganz in ihren Bann. Vom Bodensee<br />
über Chur bis ins Zürcherische organisierte<br />
er Pub-Festivals. Bald stieg der damals<br />
19-Jährige zum Geschäftsführer im Halli<br />
Galli Appenzell auf. Die Partybranche habe<br />
ihn fasziniert und später dazu beflügelt, die<br />
Wirtenprüfung zu absolvieren. Nach über 13<br />
Jahren an diversen Standorten wie Winterthur<br />
oder Islikon, wo an einem Abend bis zu<br />
1500 Partygäste feierten, habe er die «intensive<br />
Discozeit» gesehen und entschied<br />
sich für einen Wechsel. Mit der George’s<br />
Bar fand er ein neues Projekt. Von der Kaserne<br />
in Genf aus telefonierte der damalige<br />
Wachmeister aus dem WK fleissig herum<br />
und bewahrte die geschichtsträchtige Heriauer<br />
Bar in wenigen Wochen vor der «Ustrinkete».<br />
Nach knapp drei Jahren nahm die<br />
Zeit im «George’s» ein abruptes Ende. Am<br />
17. Dezember 2014 brach im Lokal ein Brand<br />
aus. Dem uralten Gebäude konnte selbst<br />
die Feuerwehr nicht mehr helfen. Nachdem<br />
der Wirt beim Mittagessen zahlreiche Anrufe<br />
ignorierte, gab er schliesslich nach und<br />
die Hiobsbotschaft erreichte ihn. «Das war<br />
der schlimmste Tag meines Lebens», erinnert<br />
sich Kull. In der George’s Bar habe er<br />
sich nie alleine gefühlt. «Der Laden hatte<br />
eine einzigartige Aura. Vom Obdachlosen<br />
bis zum Anwalt hat dort jeder sein Bier getrunken.»<br />
Während 30 Jahren vermochte die<br />
George’s Bar die Herisauer Geschichte mitzuschreiben.<br />
Stefan Kull versuchte anhand<br />
verschiedenster Ideen ein Stück dieser Tradition<br />
aufrechtzuerhalten. Nach diversen<br />
Einsprüchen und organisatorischen Schwierigkeiten<br />
sah sich Kull gezwungen, dieses<br />
Kapitel und somit auch ein Unterkapitel der<br />
Historie Herisaus zu schliessen.<br />
Prominente Namen<br />
Zu Kulls Glück setzte er schon lange Zeit vor<br />
dem Brand auf ein zweites Standbein. An<br />
der Kasernenstrasse eröffnete er sein Herzstück:<br />
die Amadeus Bar. «Wegen der guten<br />
Lage besuchen uns unter der Woche zahlreiche<br />
Rekruten», bekundet der 41-Jährige.<br />
Ausserdem diene das Amadeus als Stammlokal<br />
verschiedener Herisauer Vereine. An<br />
den Wochenenden versuche er, seine Gäste<br />
aller Art mit abwechslungsreichen Partys<br />
zu unterhalten. «Ich möchte bei meinem<br />
Programm auf eine gute Mischung achten,<br />
meine Bar soll eine für alle sein.»<br />
Mit dem Schweizer Rapper Bligg oder dem<br />
Deutschen Layla-Sänger Schürze besang beachtliche<br />
Musikprominenz die Amadeus<br />
Bar. Auch im Laufe der Pandemie zeigte sich<br />
Kull von seiner initiativen Seite. Er organisierte<br />
einen intensiven Austausch zwischen<br />
Gastronomen, errichtete ein Testcenter und<br />
suchte nach Schlupflöchern in den Covidgesetzen,<br />
um kurze Zeit später legal im Freien<br />
Bier auszuschenken. «Langweilig wurde es<br />
mir in dieser Zeit nicht», lacht er. Die Pandemie<br />
hat sich auf jeden Lebensbereich der<br />
Menschen ausgewirkt. Das «Beizentum»<br />
und die Art und Weise des Ausgehens haben<br />
sich laut Kull nachhaltig gewandelt. Ein<br />
Trend sei bereits schon Jahre vor der Pandemie<br />
ersichtlich gewesen. «Bevor das Zeitalter<br />
der Handys eintrat, traf man sich um<br />
19 Uhr im Stammlokal, schaute wer alles da<br />
ist und zog nach zwei bis drei Gläsern wei-
<strong>09</strong>/<strong>2023</strong> Porträt · 5<br />
Stefan Kull prägt seit über zwei Jahrzehnten die Herisauer Ausgehkultur.<br />
(Bilder: ma/zVg.)<br />
ter», erklärt Kull. Ein Smartphone biete die<br />
Möglichkeit, den Schritt in die Bar zu umgehen<br />
und sich direkt im Club oder bei jemandem<br />
zu Hause zu treffen. «Die Bar hat ihre<br />
Rolle als Ausgangspunkt des Ausgehens<br />
verloren.»<br />
«Ich wünsche<br />
mir im Dorf<br />
zwei, drei Lokale<br />
mehr.»<br />
Mit seinem breiten Angebot im Amadeus<br />
versuche er, diesem Trend entgegenzuwirken<br />
und die Ausgängerschaft zu ermuntern,<br />
in Herisau zu bleiben. Als Kull damals gerade<br />
erst in die Gastronomie eingestiegen war,<br />
seien viele Flawiler, Gossauer oder Uzwiler<br />
auf Beizentour durch Herisau gezogen.<br />
Doch über die Jahre seien die meisten Bars<br />
verschwunden. «Ich würde mir wünschen,<br />
dass es zwei oder drei Lokale mehr geben<br />
würde, um genau diese Kundschaft wieder<br />
anzulocken.» Der 41-Jährige gibt sich jedoch<br />
nicht sonderlich optimistisch. Um eine Bar<br />
aus dem Boden zu stampfen, brauche es unglaublich<br />
viel. Insbesondere sei es heutzutage<br />
schwierig, Personal zu finden. Auch beim<br />
Konsumverhalten würden sich laut Kull Veränderungen<br />
bemerkbar machen. Früher sei<br />
man teilweise sogar unter der Woche bis um<br />
3 Uhr «vehocket».<br />
Dankbarkeit als Antrieb<br />
Kulls Wirken beschränkt sich jedoch nicht<br />
nur auf die Gastroszene. Im letzten Jahr wurde<br />
im Rahmen des 80-Jahre-Jubiläums des<br />
SC Herisaus zum ersten Mal der «Xtreme<br />
Run» durchgeführt. Die Veranstalter um Stefan<br />
Kull haben sich über das positive Feedback<br />
gefreut und das Projekt für dieses Jahr<br />
erneut lanciert. Aufgrund von Engpässen in<br />
Sachen Helfer und Teilnehmer musste der<br />
«Xtreme Run» dieses Jahr aussetzen.<br />
Der Terminkalender der Herisauer erweitert<br />
sich in diesem Jahr um eine Neuheit.<br />
Zum ersten Mal wird zwischen dem 22.<br />
und 24. September ein Street Food Festival<br />
durchgeführt. Die Besuchenden dürfen sich<br />
auf Speisen und Getränke aus aller Welt,<br />
Livemusik und andere Unterhaltungen freuen.<br />
Die Brauerei Locher wird an diesem Anlass<br />
eine neue Linie präsentieren. Kull hofft,<br />
dass dieser Event einen fixen Platz im Herisauer<br />
Jahresprogramm findet.<br />
Zum Schluss stellt sich noch die Frage,<br />
was Stefan Kull antreibt, bei all dem mitzuwirken.<br />
Er sieht seinen Drang, für die Leute<br />
etwas auf die Beine zu stellen, wie einen roten<br />
Faden durch sein Leben. «Ich habe ein<br />
Umfeld, das mir meinen Rücken stärkt. Ich<br />
sehe die Unterstützung der Gemeinde, Behörden<br />
und Bevölkerung. Sie bedanken sich<br />
lieber fünfmal als keinmal.» Nichts erfreue<br />
und erfülle ihn mehr als das Zusammenkommen<br />
von Menschen. Für dieses Beisammensein<br />
sei er bereit, sich ins Zeug zu legen.<br />
Denn genau diese Feste nähren seine Reserven.<br />
Doch auch der Energiebündel findet ab<br />
und an Zeit für sich. Am liebsten verbringe<br />
er diese beim Wandern oder beim Skifahren,<br />
Hauptsache in der Natur. Ausserdem wirkt<br />
er in der Guggemusig Sauknapp mit. Seine<br />
Wohnung dient dem Fasnächtler primär als<br />
Schlafplatz, ansonsten ist Stefan Kull auf<br />
den Beinen und organisiert möglicherweise<br />
den nächsten Event für die Herisauer Bevölkerung.<br />
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Manuel Alder<br />
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<strong>09</strong>/<strong>2023</strong> Gesellschaft / Glosse · 7<br />
DIE BRAUEREI BOFO FEIERT<br />
IHR 20-JÄHRIGES BESTEHEN<br />
d’Föörbete<br />
Was 2003 als kleines Experiment und mit<br />
einem einfachen Bierbrauset startete, ist<br />
heute aus dem Dorf kaum mehr wegzudenken.<br />
Seit 20 Jahren brauen Jeremias Bolt,<br />
Marco Forrer und Florian Erny das dorfeigene<br />
Bier «BoFo» und brachten so die Braukultur<br />
wieder nach Herisau (de Herisauer<br />
berichtete im Juni 2022). Obwohl die Brauerei<br />
von Bolt, Forrer und Erny unverändert<br />
als Freizeitbeschäftigung betrieben wird,<br />
hat sich in dieser Zeit doch einiges verändert.<br />
«Wir entwickelten uns über die Jahre<br />
zu einer gut funktionierenden Kleinbrauerei.<br />
Es freut uns, dass wir die Braukultur in<br />
unserem Dorf so weiterleben lassen», sagt<br />
Marco Forrer. Mittlerweile ist die Brauerei<br />
von Flaschen auf den Offenausschank<br />
umgestiegen und der Brauprozess ist laut<br />
Florian Erny effizienter und entspannter geworden.<br />
Nach Möglichkeiten wird an den<br />
Freitagabenden gebraut, um ihren Gästen<br />
eine Art Erlebnisgastronomie anzubieten.<br />
Auch anderweitige Feste müssen nicht auf<br />
das BoFo-Bier verzichten – mit ihrem Piaggio<br />
Ape und diversen Ausschankanlagen<br />
ist der Bierausschank seit Jahren mobil. Diverse<br />
Höhenpunkte durfte das Trio in den<br />
vergangenen 20 Jahren mit ihrem BoFo erleben.<br />
Ein Beispiel nennt Jeremias Bolt mit<br />
der kurzfristigen Lancierung des «Hans-<br />
Rudolf-Merz-Bier», als dieser 2003 in den<br />
Bundesrat gewählt wurde. Und auch der<br />
Austausch mit ihren Gästen und Kunden<br />
bereite den Brauern grosse Freude.<br />
Was plant die Brauerei für die kommenden<br />
20 Jahren? «Das ist offen. In erster Linie<br />
stehen die Freude und unsere Freundschaft<br />
im Zentrum», sagen sie. Sie wollten keinen<br />
Zwang, keinen benötigten Absatz und hätten<br />
keine Wachstumsziele. «So müssen wir<br />
nicht, sondern dürfen weiterhin, weil wir<br />
wollen – so wie es bei einem Hobby sein<br />
sollte.» Aktuell stehe jetzt die geplante<br />
Jubiläumsfeier vom Samstag, 9. September<br />
im Fokus. Mit dem Fass-Anstich um 14 Uhr<br />
eröffnet der Biergarten bei der Chälblihalle.<br />
Für die musikalische Unterhaltung sorgen<br />
der Musikverein Herisau, die Blasmusik der<br />
Spatzen und die Band «The Lyrics». Eine<br />
Hüpfburg und Kinderschminken laden zudem<br />
auch die jüngeren Gäste zum Verweilen<br />
ein. Um 20 Uhr verschiebt sich das Fest<br />
mit Barbetrieb und Musik ins Innere der<br />
Chälblihalle. Der Eintritt ist frei. (hst)<br />
PINK IST DAS ALTE<br />
NEUE BLAU<br />
Vielleicht fühlen Sie sich in letzter Zeit<br />
besonders ausgeglichen und positiv?<br />
Gut möglich. Weshalb, erkläre ich Ihnen<br />
später. Unsere Welt wurde in den vergangenen<br />
Wochen von einer nicht übersehbaren<br />
pinken Welle überflutet – und<br />
ja, auch Herisau blieb nicht davon verschont.<br />
Schuld ist Barbie. Ihr Film hat<br />
nicht nur einen weltweiten Hype ausgelöst,<br />
sondern bricht auch diverse Rekorde.<br />
Unter anderem hat «Barbie» nur<br />
wenige Wochen nach dem Start in den<br />
Kinos als erster Film einer Regisseurin<br />
weltweit mehr als 870 Millionen Franken<br />
eingespielt. Kein Wunder: Seit Monaten<br />
ist die pinke Farbe überall anzutreffen:<br />
In Supermärkten, im Internet, in der<br />
Mode. Auch diverse Marken haben vorübergehend<br />
auf Pink gewechselt und werben<br />
mit ihren Produkten für die Kult-Puppe<br />
und deren Film. Und diese Farbe hat<br />
es in sich! Wussten Sie, dass keine andere<br />
Farbe stärker auf die menschliche Psyche<br />
wirkt? Und dies im positiven Sinne. Pink<br />
soll alle positiven Gefühle verstärken und<br />
Aggression sowie Gewalt besänftigen.<br />
Darauf setzten auch einige Schweizer<br />
Gefängnisse und strichen ausgewählte<br />
Zellen pink. Tatsächlich kam dies laut<br />
mehreren Berichten vor allem bei den<br />
männlichen Insassen nicht so gut an – sie<br />
fühlten sich in ihrem Männlichkeitsbild<br />
beleidigt und wurden sogar noch aggressiver.<br />
Unsere Vorfahren wären da ganz<br />
anderer Meinung gewesen. In der Renaissance<br />
galt Rosa als das kleine Rot und<br />
stand für alles Männliche, während Blau<br />
als Farbe der Jungfrau Maria galt. Auch die<br />
ersten Trikots des Fussballvereins Juventus<br />
Turin waren rosa und im Orient gilt die<br />
Farbe noch heute als Farbe der Männlichkeit.<br />
Jetzt fragt man sich natürlich, an wen<br />
sich der Film «Barbie» wirklich richtet.<br />
Ich verrate nur so viel: Entgegen dem Klischee<br />
finde ich ihn vor allem für Männer<br />
empfehlenswert. Weshalb? Finden Sie es<br />
selber heraus (hst)<br />
Jeremias Bolt, Florian Erny und Marco Forrer feiern ihr 20-jähriges BoFo.<br />
(Bild: hst)
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<strong>09</strong>/<strong>2023</strong> Gemeinde · 9<br />
LANCIERUNG VOLKSINITIATIVE UND MOTION<br />
«JA ZUM FINANZREFERENDUM»<br />
Das Initiativkomitee «Ja zum Finanzreferendum»<br />
will die Demokratierechte der<br />
Herisauer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger<br />
stärken. Gemäss einer Mitteilung<br />
sieht das Komitee in der aktuellen Situation<br />
ein Vakuum, das durch die Ablehnung der<br />
Totalrevision der Gemeindeordnung vom<br />
18. Juni und dem Zuwarten auf die Abstimmung<br />
über die Totalrevision der Kantonsverfassung<br />
entsteht. «Es ist davon auszugehen,<br />
dass noch mehrere Jahre vergehen,<br />
bis der gesamte Prozess endgültig abgeschlossen<br />
ist», heisst es in dem Schreiben<br />
weiter. «Dass ein grundsätzliches Bedürfnis<br />
über eine Teilhabe zur Möglichkeit eines<br />
Finanzreferendums in der Bevölkerung besteht,<br />
haben die vergangenen Jahre und<br />
auch die Detailberatungen zur Gemeindeordnung<br />
im Einwohnerrat gezeigt. Die im<br />
Eventualantrag vorgeschlagene Variante<br />
von 500 Unterschriften innert 30 Tage für<br />
ein fakultatives Finanzreferendum fand allerdings<br />
keine Mehrheit, da die Hürden zu<br />
hoch lagen.» Das Komitee empfinde es als<br />
wünschenswert, dass die Bevölkerung bei<br />
Angelegenheiten über die Verteilung der<br />
Gemeindeausgaben und der Festsetzung<br />
des Steuerfusses das letzte Wort haben soll.<br />
Dadurch werde weder der Einwohnerrat in<br />
seiner Kompetenz beschnitten werden noch<br />
sei anzunehmen, dass das Budget durch das<br />
Mitspracherecht jedes Jahr an einer Urnenabstimmung<br />
versenkt werde. Aufgrund dieser<br />
Umstände lancierte das Initiativkomitee<br />
eine kommunale Volksinitiative mit Sammelstart<br />
am 1. September, welche zum Ziel<br />
hat, die aktuell geltende Gemeindeordnung<br />
in einer Teilrevision so zu ändern, dass die<br />
Herisauer Stimmbevölkerung künftig ein<br />
fakultatives Referendum bei Voranschlag<br />
der Jahresrechnung und Festsetzung des<br />
Steuerfusses ergreifen kann, wenn mindestens<br />
200 Stimmberechtigte dies innert 30<br />
Tagen schriftlich verlangen. «Um unserer<br />
Forderung Nachdruck zu verleihen, reichen<br />
im Initiativkomitee beteiligte und weitere<br />
Einwohnerräte am 1. September eine gleichlautende<br />
Motion im Einwohnerrat ein.» (pd)<br />
HANDÄNDERUNGEN IM AUGUST<br />
Lacorcia Sandro, Herisau (Erwerb: 14.03.<strong>2023</strong>),<br />
an Andolfatto Josef, Wallisellen 149 m2 ab GB-<br />
Nr. 2831, Hinterhof; an GB-Nr. 3956<br />
Zborowski Samuel, Herisau (Erwerb:<br />
28.05.20<strong>09</strong>), an Brem Markus und Tatjana,<br />
Andwil GB-Nr. 4485, Obermoosbergstrasse 37;<br />
Wohnhaus Vers. Nr. 5164, mit 328 m² Grundstücksfläche<br />
Miteigentums-GB-Nr. M10572,<br />
Obermoosbergstrasse; 1/19 Miteigentum<br />
an Grundstück Nr. 4482, (Benützungsrecht<br />
an Autoeinstellplatz) Miteigentums-GB-Nr.<br />
M10573, Obermoosbergstrasse; 1/19 Miteigentum<br />
an Grundstück Nr. 4482, (Benützungsrecht<br />
an Autoeinstellplatz)<br />
Rhyner Braun Anna, Herisau (Erwerb:<br />
04.05.2006), an Dudli Stefan und Irene, Dickbuch<br />
GB-Nr. 2182, Huebstrasse 31; Wohnhaus<br />
mit Arztpraxis Vers. Nr. 3054, mit 4'<strong>09</strong>9 m²<br />
Grundstücksfläche<br />
Fecker Markus, Herisau (Erwerb: 01.07.2019),<br />
an Corporate AG, Herisau AR Stockwerk-GB-<br />
Nr. S11159, Toracker Park 11; 54/1000 Miteigentum<br />
an Grundstück Nr. 4814, mit Sonderrecht<br />
an der 2 ½-Zimmer-Wohnung mit Keller Miteigentums-GB-Nr.<br />
M11219, Toracker Park; 1/97<br />
Miteigentum an Grundstück Nr. 4815, (Benützungsrecht<br />
an Parkplatz)<br />
Noth Peter und Noth Jeannette, Herisau (Erwerb:<br />
16.05.2003), an Fliri Bruno und Daniela,<br />
Herisau GB-Nr. 4483, Obermoosbergstrasse<br />
35; Wohnhaus Vers. Nr. 5163, mit 325 m² Grundstücksfläche<br />
Miteigentums-GB-Nr. M10571,<br />
Obermoosbergstrasse; 1/19 Miteigentum an<br />
Grundstück Nr. 4482, (Benützungsrecht an<br />
Autoeinstellplatz)<br />
Hohl Hermann und Heidi, Herisau (Erwerb:<br />
21.02.1973, 27.11.1978), an Müller Robert, Herisau<br />
GB-Nr. 2132, Sonnhaldenweg 6a; Wohnhaus<br />
Vers. Nr. 2983, mit 360 m² Grundstücksfläche<br />
Bernegger Max und Elisabeth, Herisau (Erwerb:<br />
10.11.2003), an Forster Daniela, Andwil<br />
Stockwerk-GB-Nr. S9761, Gibelhalde 8;<br />
67/1000 Miteigentum an Grundstück Nr. 2270,<br />
mit Sonderrecht an 4 1/2-Zimmerwohnung<br />
(Maisonnette) mit 2 Nebenräumen Stockwerk-GB-Nr.<br />
S9769, Gibelhalde; 4/1000 Miteigentum<br />
an Grundstück Nr. 2270, mit Sonderrecht<br />
an Garage<br />
Plattner Walter, Herisau (Erwerb: 25.02.1980),<br />
an Grob Michael und Sarah, Herisau GB-Nr.<br />
3523, Rütistrasse 41; Wohnhaus Vers. Nr. 3929<br />
und Gartenhaus Vers. Nr. 6538, mit 522 m²<br />
Grundstücksfläche GB-Nr. 3524, Rüti; Garage<br />
Vers. Nr. 3930, mit 41 m² Grundstücksfläche<br />
Zivilstandsnachrichten<br />
Geburten<br />
Imece Zerê, geboren am 27. Juli <strong>2023</strong>, Tochter<br />
des Imece Çetin und der Imece Birgül,<br />
wohnhaft in Herisau AR<br />
Signer Noelia, geboren am 15. August <strong>2023</strong>,<br />
Tochter des Signer Renato und der Signer<br />
Katrin, wohnhaft in Herisau AR<br />
Todesfälle<br />
Signer, Hermann, gestorben am 4. August<br />
<strong>2023</strong> in Herisau AR, geboren 1933, wohnhaft<br />
gewesen in Herisau AR<br />
Baumann, Walter, gestorben am 12. August<br />
<strong>2023</strong> in St. Gallen SG, geboren 1947, wohnhaft<br />
gewesen in Herisau AR<br />
Zuberbühler geb. Rolli, Martha, gestorben<br />
am 13. August <strong>2023</strong> in Herisau AR, geboren<br />
1933, wohnhaft gewesen in Herisau AR<br />
Frehner, Irene Judith, gestorben am 13.<br />
August <strong>2023</strong> in Waldstatt AR, geboren<br />
1942, wohnhaft gewesen in Herisau AR mit<br />
Aufenthalt in Waldstatt AR<br />
Signer geb. Moser, Marie, gestorben am 16.<br />
August <strong>2023</strong> in Herisau AR, geboren 1923,<br />
wohnhaft gewesen in Herisau AR<br />
Frehner geb. Signer, Alice, gestorben am 17.<br />
August <strong>2023</strong> in St. Gallen, geboren 1934,<br />
wohnhaft gewesen in Herisau AR<br />
Tödtli, Hansruedi, gestorben am 18. August<br />
<strong>2023</strong> in Herisau AR, geboren 1938, wohnhaft<br />
gewesen in Herisau AR<br />
Stojnic geb. Pancika, Brankica, gestorben am<br />
16. August <strong>2023</strong> in St. Gallen SG, geboren<br />
1953, wohnhaft gewesen in Herisau AR<br />
Lüthi geb Utz, Patricia Gisela, gestorben am<br />
22. August <strong>2023</strong> in St. Gallen SG, geboren<br />
1965, wohnhaft gewesen in Herisau AR<br />
Schnider geb. Schweizer, Ursula, gestorben<br />
am 23. August <strong>2023</strong> in Dussnang TG, geboren<br />
1947, wohnhaft gewesen in Herisau AR<br />
Schoch, Konrad, gestorben am 25. August<br />
<strong>2023</strong> in Herisau AR, geboren 1932, wohnhaft<br />
gewesen in Herisau AR<br />
Eheschliessungen<br />
Grujic Sasa und Grujic geb. Obradovic Irena,<br />
wohnhaft in Herisau AR
10 · Interview <strong>09</strong>/<strong>2023</strong><br />
«ICH MÄHE AUS FREUDE<br />
UND FÜR UNSER LAND»<br />
Vom 28. Juli bis 1. August fand in Slowenien die Europameisterschaft im Handmähen statt.<br />
Aufs Podest mähte sich auch der Herisauer Ruedi Roth. Im Gespräch blickt er auf eine<br />
20-jährige Wettkampf-Erfahrung zurück und freut sich, dass Handmähen Familiensache ist.<br />
Ruedi Roth, Sie dürfen sich Vize-Europameister<br />
im Handmähen nennen. Was ist das<br />
für ein Gefühl?<br />
Es ist speziell und nicht alltäglich. Und für mich<br />
auch etwas überraschend.<br />
Weshalb?<br />
Mein Ziel war, mich unter den ersten zehn zu<br />
platzieren. Doch ich erwartete nicht, es aufs<br />
Treppchen zu schaffen, zumal ich keine Zeit<br />
hatte, zu trainieren.<br />
Waren Sie nervös?<br />
Nein, dafür blieb ebenfalls keine Zeit. Da es<br />
meine achte Europameisterschaft war, wusste<br />
ich mehr oder weniger, was mich erwartete.<br />
Zudem sind für einen Sieg nebst der eigenen<br />
Leistung weitere Faktoren ausschlaggebend.<br />
Nicht nur die Gegner und das Feld müssen<br />
stimmen, auch etwas Glück darf nie fehlen.<br />
Wenn Sie Zeit für ein Training finden, wie<br />
sieht ein solches aus?<br />
Das ist relativ simpel: Wenn das Wetter und die<br />
Graslänge stimmt, mähe ich solange von Hand,<br />
wie meine Kräfte reichen.<br />
Geht es beim Training dann «nur» um das Mähen<br />
oder auch um verschiedenen Techniken?<br />
Natürlich gibt es verschiedene Mähstile und<br />
Techniken. Da sich mein Mähstil für mich über<br />
mehrere Jahre bewährt hat, handelt es sich<br />
beim Training in erster Linie um ein Ausdauertraining.<br />
Früher verbrachte ich meine Sommer<br />
so: Zuerst wurde gemäht, dann ging es in den<br />
Ausgang. Heute sieht es etwas anders aus. Mit<br />
meiner Arbeit als Forstwart, dem eigenen Landwirtschaftsbetrieb<br />
und meiner Familie bleibt<br />
kaum Zeit für das Training – es wird dann irgendwo<br />
dazwischen geschoben.<br />
Wann hatten Sie erstmals eine Sense in der<br />
Hand?<br />
Ich wuchs auf einem landwirtschaftlichen Betrieb<br />
auf und musste während meiner Kindheit<br />
mithelfen. Eine meiner Aufgaben war es, mit<br />
der Sense diverse Pfähle und Bäume vom Gras<br />
frei zu mähen. Das ist natürlich nicht das gleiche,<br />
wie das freie Mähen auf einer Wiese und<br />
hat mir dementsprechend auch nicht sehr viel<br />
Spass gemacht. Rückblickend bin ich trotzdem<br />
froh, denn wenn man so mähen kann, kann<br />
man alles mähen.<br />
Wann entschieden Sie sich, an einem Handmäh-Wettkampf<br />
teilzunehmen?<br />
Als ich 14 Jahre alt war, besuchte ich als Gast<br />
in Herisau erstmals eine Ostschweizer Handmähmeisterschaft.<br />
Für mich war klar, dass ich<br />
im kommenden Jahr ebenfalls daran teilnehmen<br />
wollte. In Gossau gab es damals einen<br />
Sensenhändler, bei dem ich mit meinem Sackgeld<br />
meine erste eigene Wettkampfsense kaufte.<br />
1997 war es dann so weit, und ich nahm an<br />
meinem ersten Wettkampf teil.<br />
Wie war das für Sie?<br />
Es war ein guter Anlass und hat mir gefallen.<br />
Erstmals konnte ich mich mit anderen messen<br />
und vergleichen. Auch hinsichtlich der Sense.<br />
Es kam schon vor, dass man Konkurrenten eine<br />
Sense abkaufte in der Hoffnung, noch besser<br />
zu werden, da diese Sensen gut gerichtet waren<br />
und man sich davon etwas mehr Erfolg versprach.<br />
Mit Erfolg?<br />
Meistens nicht. Heute weiss ich, dass eine Sense<br />
auf ihren Mäher abgestimmt sein muss. Ich<br />
benutze seit 2005 für meine Sense immer das<br />
gleiche Blatt. Wenn ich sie im Frühling herausnehme<br />
und entrostet habe, mache ich ein, zwei<br />
Züge und bin sofort wieder drin. Es dauerte<br />
aber seine Zeit, bis ich so weit war. Eine grosse<br />
Hilfe war mir und meinen Kollegen der erfolgreicher<br />
Mäher Sepp Mayer aus Bayern.<br />
Eine bekannte Persönlichkeit unter den<br />
Handmähern?<br />
Ja. Mayer holte etliche Weltmeistertitel und<br />
schaffte auch einige Weltrekorde – 2006 mähte<br />
er 49 Quadratmeter in nur 49.33 Sekunden.<br />
Und obwohl er heute über 70 Jahre alt ist,<br />
nimmt er noch immer an Europameisterschaften<br />
teil. Er gab uns Tipps und brachte uns verschiedene<br />
Tricks im Umgang mit der Sense bei.<br />
Beispielsweise das effektive Dengeln, bei dem<br />
die Schneide mit einem Hammer verdünnt und<br />
geschärft wird. Zudem benutzten wir nur noch<br />
ein Sensenblatt mit einer Länge von 1.35 Metern<br />
– das ist das längste Blatt. Anfangs wurden wir<br />
von der Konkurrenz dafür belächelt.<br />
Aus welchem Grund?<br />
Wir waren jung und einige hielten es für naiv,<br />
mit dem längsten Sensenblatt an einem Wettkampf<br />
teilnehmen zu wollen. Das wirkte für<br />
die anderen völlig übertrieben. Zu Unrecht.<br />
Mein Kollege platzierte sich bei seiner ersten<br />
Europameisterschaft unter den ersten fünf.<br />
Wie viele Sensen haben Sie heute?<br />
Zu viele. Für die Wettkämpfe aber nutze ich<br />
seit zwanzig Jahren dieselbe. Zwischendurch<br />
nehme ich mal wieder eine von den anderen<br />
in die Hand und probiere sie aus, um nachher<br />
wieder zu meiner zurückzukehren. Meine erste<br />
Sense habe ich leider nicht mehr.<br />
Wann nahmen Sie erstmals an einer Europameisterschaft<br />
teil?<br />
Vor zwanzig Jahren qualifizierte ich mich erstmals<br />
für eine Europameisterschaft. Dafür muss<br />
man bei den Schweizer Wettkämpfen – es gibt<br />
die Ostschweizer, die Innerschweizer und die<br />
Berner Meisterschaft – zu den zehn besten<br />
Männern und bei den Frauen zu den besten<br />
fünf gehören. Zudem dürfen nur eine Teilnehmerin<br />
und drei Teilnehmer pro Land über 30<br />
Jahre alt sein. Eine Ausnahme wird für die Titelverteidiger<br />
gemacht, sie dürfen unabhängig<br />
ihres Alters antreten und werden nicht zu den<br />
anderen Teilnehmenden gezählt.<br />
Wo finden die Europameisterschaften jeweils<br />
statt?<br />
Es gibt insgesamt sechs Austragungsländer:<br />
Spanien, Italien, Deutschland, Österreich, Slowenien<br />
und die Schweiz. Meine erste Europameisterschaft<br />
bestritt ich im Baskenland in<br />
Spanien. Von da an wollte ich in jedem Durchführungsland<br />
mindestens einmal teilnehmen.<br />
Das habe ich unterdessen geschafft.<br />
Wie läuft der Wettbewerb ab?<br />
Alle Teilnehmenden bekommen ein Feld zugewiesen,<br />
welches am Abend davor ausgelost<br />
wurde. Jedes Feld ist anders, und so wird niemand<br />
bewusst benachteiligt. Vor allem dieses<br />
Jahr unterschieden sich die Felder teilweise sehr<br />
stark. In den Wochen vor der Europameisterschaft<br />
wurden die Felder stark verregnet. Auch<br />
in der Nacht davor gab es heftige Niederschläge.<br />
Dementsprechend sahen die Felder aus: Auf<br />
dem Gelände hatte es teilweise grosse Pfützen,<br />
das Gras war runtergeschlagen. Eine halbe<br />
Stunde vor dem Wettkampf durften wir unseren<br />
Platz begutachten und präparieren. Dann ging<br />
es los. Rund 110 Personen aus acht Nationen<br />
waren am Start. Mein Mähfeld durfte ich erst<br />
betreten, als der Durchgang vor mir startete.<br />
Wie gross sind diese Felder?<br />
Eine Aare, also 100 Quadratmeter. Man mäht<br />
rund zweieinhalb Meter Breite auf vierzig Meter<br />
Länge. Und diese Meter ziehen sich! Es ist<br />
wie bei anderen Sportarten: Schiesst man zu<br />
Beginn zu stark rein, fehlt es zum Schluss an<br />
Kondition und Kraft.
<strong>09</strong>/<strong>2023</strong> Interview · 11<br />
Von der Arbeit zum Hobby: Ruedi Roth hat sich auf den zweiten Platz der Europameisterschaft gemäht.<br />
(Bild: hst)<br />
Was wird beim Handmähen bewertet?<br />
Nachdem die Fläche gemäht ist, wird das Gras<br />
rausgetragen. Jedes Land stellt zwei Kampfrichter,<br />
welche die Sauberkeit des Feldes bewerten.<br />
Stufen im Schnitt oder ausgelassene<br />
Grashalme sind suboptimal. Es ist egal, wie<br />
scharf oder hoch gemäht wird. Es muss einfach<br />
gleichmässig sein – als hätte man einen<br />
Rasenmäher benutzt. Unebenheiten geben<br />
Strafpunkte. Entscheidend ist natürlich auch<br />
die Geschwindigkeit und dass das Feld vollständig<br />
gemäht wird. Es darf am Rand nichts<br />
stehen bleiben.<br />
Wie schnell waren Sie?<br />
Ich brauchte zwei Minuten und 57 Sekunden.<br />
Eine gute Zeit.<br />
Ja, das ist schnell. Nachträglich muss ich jedoch<br />
sagen, ich hätte noch schneller sein können.<br />
Dennoch bin ich mit meiner Leistung zufrieden.<br />
Gab es bezüglich der Sense auch technische<br />
Voraussetzungen, welche erfüllt sein mussten?<br />
Es spielt keine Rolle, welche Sense man nutzt.<br />
Am Ende des Tages muss das Feld gemäht sein,<br />
ohne dass es Verletzte gibt.<br />
Wo liegen Ihre Stärken?<br />
Ohne angeben zu wollen, meine Ausdauer war<br />
schon immer gut. Würde ich etwas mehr trainieren,<br />
wäre diese bestimmt noch besser. Zudem<br />
arbeite ich sehr konzentriert. Beim Mähen<br />
blende ich alles andere aus.<br />
Was sind die grössten Herausforderungen?<br />
Wichtig ist, dass man sich seine Kondition und<br />
Kraft gut einteilt. Wenn möglich, sollte man<br />
von Anfang an sauber mähen. Verbesserungen<br />
fressen nicht nur Zeit, sondern sind sehr kräftezehrend.<br />
Nicht selten beginnt man sich dann<br />
aufzurichten und das «Födle» vom Blatt anzuheben,<br />
sodass beim Schnitt weitere Unebenheiten<br />
entstehen und erneut nachgebessert<br />
werden muss. Auch schon mussten sich Teilnehmende<br />
nach ihrem Durchgang aus Erschöpfung<br />
übergeben.<br />
Was haben Sie nebst dem ehrwürdigen Titel<br />
gewonnen?<br />
Es ist nicht wie beim Tennis oder im Fussball,<br />
wo man Unsummen von Geld gewinnt. Nebst<br />
dem Pokal gibt es einen Gabentempel mit verschiedenen<br />
Preisen. Wenn man aber reich werden<br />
will, ist man bei Handmäh-Wettkämpfen<br />
– national und international – am falschen Ort.<br />
Man geht aus Freude und für das eigene Land<br />
an diese Wettkämpfe.<br />
Welches war der beste Preis, den Sie vom Gabentisch<br />
nehmen konnten?<br />
Das waren diverse Holzmöbel. Darunter mein<br />
Kranzkasten, der in meinem Wohnzimmer<br />
steht.<br />
Wie viele Auszeichnungen stehen dort?<br />
Schätzungsweise sind es 60 bis 70 Kränze und<br />
einige Pokale. Kränze habe ich soviele, dass<br />
ich aus Platzgründen nur noch die Schleifen<br />
behalte.<br />
Wie haben Sie Ihren Erfolg gefeiert?<br />
Es gab ein Bier und etwas Kuchen, und dann<br />
ging ich relativ früh ins Bett. Nach diesen intensiven<br />
Tagen war ich wirklich sehr müde.<br />
Ist Handmähen Hobby oder Arbeit?<br />
Mittlerweile ist es eher ein Hobby. Ein Hobby,<br />
dass ich mit meinen Kindern teilen darf. Am 20.<br />
August etwa fand die bernisch kantonale Handmähmeisterschaft<br />
statt, bei der ich den ersten<br />
Platz belegen konnte. Bereits zum dritten Mal<br />
dabei war mein ältester Sohn Janick. Auch meine<br />
beiden Töchter mähen unterdessen bei nationalen<br />
Wettkämpfen mit. Es ist eine Freude zu<br />
sehen, wie sich die Leistungen meiner Kinder<br />
jährlich steigern.<br />
Dann besteht bei Ihnen die Hoffnung, dass<br />
alle fünf Kinder dem Handmähen früher<br />
oder später nachgehen werden?<br />
Auf jeden Fall. Da bin ich guter Dinge. Aktuell<br />
nehmen nebst meiner Frau auch meine ältesten<br />
drei Kinder an Schweizer Handmäh-Meisterschaften<br />
teil. Für die mittlere Tochter, welche<br />
fünf Jahre alt ist, war dies die erste Saison.<br />
Der Name «Roth» wird also bei den kommenden<br />
Meisterschaften nicht fehlen.<br />
Bestimmt nicht. Ich werde noch an einigen<br />
Wettkämpfen teilnehmen. Mit dem zweiten<br />
Platz bei der Europameisterschaft habe ich<br />
Blut geleckt. Ich möchte es ganz zuoberst aufs<br />
Podest schaffen.<br />
Helena Städler
12 · Gesellschaft <strong>09</strong>/<strong>2023</strong><br />
DIE STIFTUNG BEST HOPE<br />
FEIERT IHR 50-JÄHRIGES BESTEHEN<br />
Wer in Herisau zuhause ist, kennt die altehrwürdige<br />
Fabrikantenvilla auf dem Nieschberg.<br />
Seit 1973 wird das geschichtsträchtige<br />
Gebäude von der Stiftung «Best Hope» betrieben<br />
und bietet Menschen mit psychischen<br />
oder suchtbedingten Beeinträchtigungen<br />
ein Zuhause. «Die naturnahe Lage im<br />
schönen Herisau macht diese Villa einzigartig.<br />
Hier finden unsere Bewohnerinnen und<br />
Bewohner einen Ort der Ruhe, Erholung und<br />
Neuorientierung», sagt Geschäftsleiter Thomas<br />
Ammann. Pünktlich zum 50-jährigen Bestehen<br />
soll nun gemeinsam mit der Bevölkerung<br />
gefeiert werden – und zwar am Samstag,<br />
16. September zwischen 15 und 22 Uhr. Tags<br />
darauf findet um 10 Uhr ein Festgottesdienst<br />
mit Apéro statt. «Wenn ich auf diese Jahre zurückblicke,<br />
mache ich das dankbar, staunend<br />
und mit Hochachtung gegenüber all den<br />
Menschen, welche sich für die Stiftung eingesetzt<br />
und Gutes bewirkt haben», erklärt Ammann.<br />
«Meine Höhepunkte sind vor allem die<br />
vielen Erfolgsgeschichten von Menschen, die<br />
sich aus schwierigen Situationen zurück ins<br />
Leben gekämpft, wertvolle Entscheidungen<br />
getroffen und sich eine neue, sinnvolle und<br />
Fabrikant Ernst Ulrich Buff liess die Villa 1907/08 errichten. <br />
erstrebenswerte Zukunft geschaffen haben.»<br />
Am Tag des Jubiläums wartet eine Reihe an<br />
Überraschungen und Aktivitäten auf die Gäste<br />
– von Artisten über Alphornklänge bis zur<br />
Hüpfburg. Die Bewohnerinnen und Bewohner<br />
waren in die Vorbereitungen miteinbezogen.<br />
«Sie haben Flyer im Quartier verteilt,<br />
einzelne helfen bei den praktischen Vorbereitungen<br />
im Rahmen der Tagesstruktur. Und sicherlich<br />
werden einige von ihnen auch an den<br />
Feierlichkeiten dabei sein und ihre Familienangehörigen<br />
und Freunde dazu einladen», so<br />
Ammann. Für die Zukunft wünscht sich der<br />
Geschäftsleiter wieder etwas mehr Ruhe, gerade<br />
nach den umfassenden und fordernden<br />
Sanierungsarbeiten. «Für die Bewohnerinnen<br />
und Bewohner hoffe ich, dass sie auch in Zukunft<br />
bei uns einen sicheren Wohn- und Beschäftigungsplatz<br />
finden.» (sd)<br />
(Bild: zVg.)<br />
HÄNSELER AG RÜSTET SICH<br />
FÜR DEN INTERNATIONALEN MARKT<br />
Die Verantwortlichen der Hänseler AG mit CEO Dominik Hauser (5.v.r.) beim Spatenstich.<br />
(Bild: zVg.)<br />
«Ich habe einen Schutzengel mit einem roten<br />
Bauhelm», sagte Dominik Hauser und zeigte<br />
auf einen Bauarbeiter, als er sich in den Bagger<br />
setzte. Kurz darauf vollführte der CEO<br />
der Hänseler AG mit der Baggerschaufel den<br />
Spatenstich für den Neubau des Produktionsgebäudes,<br />
das im Frühjahr/Sommer 2025 in<br />
Betrieb genommen werden soll. Am Dienstag,<br />
22. August, fiel der Startschuss für die Zukunft<br />
des Herisauer Unternehmens, das pharmazeutische<br />
Produkte für Apotheken und Drogerien<br />
herstellt. «Vor vielen Jahren stand hier eine<br />
Schreinerei», berichtete Hauser zuvor in seiner<br />
Rede. «Jetzt klebt uns wieder Staub an den<br />
Füssen, weil wir das Fundament für eine erfolgreiche<br />
Zukunft legen. Damit stärken wir unsere<br />
Position im heimischen Markt und ermöglichen<br />
eine Expansion ins Ausland.» In den kommenden<br />
Monaten wird eine Lagerhalle abgerissen<br />
und ein fünfstöckiger Neubau zwischen bestehenden<br />
Gebäuden errichtet. Die zukünftige<br />
Produktionsstätte bezeichnete Hauser<br />
als «state of the art» – alle Anlagen befinden<br />
sich nach der Fertigstellung auf dem neuesten<br />
Stand der Technik. Die Fläche zum Abfüllen<br />
von spezifischen Kundenprodukten werde verdoppelt,<br />
die Logistik optimiert und die gesamte<br />
Produktion effizienter. «Zudem installieren<br />
wir 25 Erdsonden und eine Photovoltaikanlage,<br />
die einen Grossteil der benötigten Energie<br />
produzieren», sagte Hauser. Verwaltungsratspräsident<br />
Silvio Inderbitzin warf in seiner Ansprache<br />
die Frage auf, ob eine Phase mit Krieg,<br />
Inflation und Fachkräftemangel der richtige<br />
Zeitpunkt für eine solche Investition sei. «Ein<br />
Freund aus Deutschland hat zu mir gesagt: Der<br />
richtige Zeitpunkt, um ein Bier zu bestellen,<br />
ist dann, wenn du durstig bist. Und wir brauchen<br />
dieses Gebäude jetzt!» Der Hänseler AG<br />
durstet es dabei nicht nur nach Erfolg innerhalb<br />
der Landesgrenzen, denn die Anfragen aus<br />
dem Ausland nehmen zu. «Mit unseren neuen<br />
Möglichkeiten führen wir Produktideen zum<br />
Markerfolg – und das auch international», so<br />
Dominik Hauser. «Wir sehen den Neubau aber<br />
als klares Bekenntnis zum Standort in Herisau.<br />
Wir wollen hier weiterwachsen und die Zahl<br />
von 135 Mitarbeitenden erhöhen.» Gemeindepräsident<br />
Max Eugster unterstrich derweil die<br />
Wichtigkeit grosser Unternehmen für Herisau.<br />
«Wir sind aufeinander angewiesen, weil sowohl<br />
Verwaltung als auch Unternehmen gemeinsam<br />
dazu beitragen, attraktive Arbeitsplätze zu<br />
schaffen. Deshalb geht ein grosser Dank von<br />
mir an die Hänseler AG, die zum Wirtschaftsstandort<br />
Herisau beitragen.» (sd)
<strong>09</strong>/<strong>2023</strong> Gesellschaft / Rezept · 13<br />
ERNST HAGMANN IST NEUER PRÄSIDENT<br />
DES KIWANIS CLUB SÄNTIS<br />
Jeweils im Jahresrhythmus wechselt die<br />
Präsidentschaft des Kiwanis Club Säntis.<br />
Nach Peter Bleisch übernimmt nach<br />
23 Jahren Mitgliedschaft im Verein nun<br />
Ernst Hagmann das Amt. «Obwohl es eine<br />
neue Verantwortung ist, freute und ehrte<br />
mich die Anfrage sehr. Ich möchte, dass der<br />
Club weiterlebt und werde mich dafür nach<br />
bestem Wissen und Gewissen einsetzen.»<br />
Dabei orientiere er sich an seinen Vorgängern.<br />
«Sie haben es alle sehr gut gemacht<br />
und ich will es mindestens so gut machen.»<br />
Dennoch habe er sich auch eigene<br />
Ziele gesetzt. So möchte Ernst Hagmann<br />
den Verein nicht nur bekannter machen,<br />
sondern auch ein bis zwei neue Mitglieder<br />
gewinnen. Dabei seien natürlich auch<br />
Frauen willlkommen. Dem war nicht immer<br />
so, bis vor einem Jahr galt der Kiwanis Club<br />
Säntis als reiner Männerverein. Das soll<br />
sich nun ändern. Während Ernst Hagmann<br />
dem Verein ursprünglich aufgrund des Engagements<br />
für Kinder beitrat, schätze er<br />
bis heute auch den Austausch unter den<br />
Mitgliedern. «Es war und ist für mich eine<br />
willkommene Abwechslung zum Geschäft.<br />
Durch den Kiwanis Club Säntis habe ich<br />
mit Menschen und Vereinen aus anderen<br />
Lebensbereichen zu tun – das finde ich<br />
sehr spannend.» Besonders stolz sei er vor<br />
allem auf die Weihnachtsaktion. Diese sei<br />
nicht nur kinderorientiert, sondern auch<br />
sehr nachhaltig – zwei Faktoren, welche<br />
Hagmann besonders am Herzen liegen<br />
würden. Jährlich erhält der Club eine Liste<br />
vom Sozialamt mit Weihnachtswünschen.<br />
Realistische Geschenke würden von den<br />
Mitgliedern gekauft, eingepackt und dann<br />
wieder dem Sozialamt übergeben. Kiwanis<br />
ist eine weltweite und internationale<br />
Serviceorganisation, welche allein in der<br />
Schweiz rund 200 Clubs zählt. Dem Kiwanis<br />
Club Säntis gehören aktuell 35 Mitglieder<br />
an. Ziel der Freiwilligen ist der aktive<br />
Einsatz für das Kinds- und Gesellschaftswohl.<br />
(hst)<br />
Rezept<br />
des Monats<br />
MARINIERTE ERD-<br />
BEEREN MIT SÜSSEM<br />
BASILIKUM-PESTO<br />
Zutaten:<br />
– 1 Bund Basilikum<br />
– ½ dl Olivenöl<br />
– 1 Esslöffel Pistazien<br />
– 1 Esslöffel Birnel<br />
– 500g Erdbeeren<br />
– 1 Teelöffel Zitronensaft<br />
– 500g griechischer Joghurt<br />
– Honig<br />
Zubereitung:<br />
1. Basilikumblätter von Zweigen zupfen,<br />
Blättchen für die Garnitur beiseitelegen.<br />
Basilikum grob schneiden und Pistazien grob<br />
hacken.<br />
WANDERUNGEN IM SEPTEMBER<br />
Sonntag, 17. September<br />
Ufs Zürcher Hörnli<br />
Der Start erfolgt in Mühlrüti und führt durch<br />
Wiesen und Waldstücke in Richtung Allenwinden.<br />
Nach einem gemütlichen Stundenhalt<br />
geht es weiter zum Hörnligubel, wo die<br />
Wanderung zwischenzeitlich für ein kleines<br />
Teilstück anspruchsvoller wird. Auf dem<br />
Hörnli gibt es eine einmalige Aussicht – vom<br />
Säntis über die Glarner Alpen bis zu den Innerschweizer<br />
Alpen. Nach der Mittagsrast<br />
und der Umrundung des Gipfels folgt der<br />
Rückweg über den Regelsberg und die Hulftegg<br />
nach Mühlrüti.<br />
Route: Mühlrüti – Allenwinden – Chlihörnli<br />
– Gübelegg – Hörnli – Regelsberg – Hulftegg<br />
– Mühlrüti<br />
Distanz: 13,7 km, Zeit: 41/2 Std.<br />
Anforderungen: mittel<br />
Treffpunkt: 9.33 Uhr, 9613 Mühlrüti,<br />
Postautohaltestelle Dorf<br />
Rückreise: 16.24 Uhr, 9613 Mühlrüti,<br />
Postautohaltestelle Dorf<br />
Anmeldung bis Freitag, 15. September <strong>2023</strong><br />
19.00 Uhr über appenzellerwanderwege.ch,<br />
per E-Mail an margrit.geel@appenzeller-wanderwege.ch<br />
oder per Tel: 079 749 36 55<br />
2. Zutaten zusammen mit dem Olivenöl und<br />
dem Birnel in ein hohes Gefäss geben. Mit<br />
dem Stabmixer alles zu einer feinen Paste<br />
pürieren.<br />
3. Erdbeeren rüsten und je nach Grösse der<br />
Länge nach vierteln oder sechsteln. Beeren<br />
mit etwas Zitronensaft marinieren und leicht<br />
ziehen lassen.<br />
4. Joghurt glattrühren, Honig untermischen<br />
und auf vier Dessertteller verteilen. Erdbeeren<br />
dekorativ darauf anrichten, Basilikumpesto<br />
darüber verteilen und mit Basilikum<br />
garnieren.<br />
Mittwoch, 20. September<br />
Bröggliweg Hondwil<br />
Die diesjährige Zubi-Wanderung startet mit<br />
Kaffee und Gipfeli. Frisch gestärkt geht es zur<br />
alten Tobelbrücke und hinauf nach Hundwil.<br />
Nach dem Mittagessen und weiteren 200 Höhenmetern<br />
folgt die Wandergruppe von der<br />
Schlumpfenegg auf dem «7 Brüggliweg» dem<br />
Mühlebach entlang bis zur Mühle. Diese wurde<br />
1780 erbaut und mehrmals renoviert. Nach der<br />
Besichtigung führt das letzte Streckenstück<br />
über das Auenlochsteg-Töbeli zurück nach<br />
Waldstatt.<br />
Route: Obere Säge – Rohren – Alte Tobelbrücke<br />
– Hundwil – Schlumpfenegg – Mühle<br />
– Auenlochsteg – Waldstatt<br />
Distanz: 13,9 km, Zeit: 41/2 Std.<br />
Anforderungen: mittel<br />
Treffpunkt: 9.00 Uhr, 9100 Herisau,<br />
Alpsteinstrasse 83, zubi<br />
Rückreise: 17.00 Uhr, 9104 Waldstatt, Banhof<br />
Anmeldung bis Montag, 18. September <strong>2023</strong><br />
19.00 Uhr über appenzellerwanderwege.ch,<br />
per E-Mail an margrit.geel@appenzeller-wanderwege.ch<br />
oder per Tel: 079 749 36 55
14 · Thema des Monats <strong>09</strong>/<strong>2023</strong><br />
«DER PREISKAMPF HOLT UNS<br />
FRÜHER ODER SPÄTER EIN»<br />
Die Cilander AG zählt zu den führenden Anbieterinnen von hochwertigen Veredelungen von<br />
Textilien – und beschreitet mit einem Vitaminshirt neue Wege. Produktmanager Daniel Bechter<br />
erklärt, weshalb der Spagat zwischen Innovation und Preisdruck herausfordernd ist.<br />
Vitamine unkompliziert über das T-Shirt<br />
aufnehmen – was wie ein verspäteter Aprilscherz<br />
klingt, macht die Cilander AG möglich.<br />
«Wir haben ein Unterhemd entwickelt,<br />
das unter anderem Vitamin C und E enthält.<br />
Der Körper nimmt diese über die Haut auf»,<br />
erklärt Produktmanager Daniel Bechter. Die<br />
Nährstoffe sind in flüssiger Form in mikroskopisch<br />
kleine Kapseln eingeschlossen, die<br />
durch Reibung aufplatzen. «Natürlich ersetzt<br />
dieses Shirt keine gesunde Ernährung, zumal<br />
der Körper höchstens zwei Prozent seines<br />
täglichen Vitaminbedarfs über die Haut aufnehmen<br />
kann», so Bechter. «Aber die Shirts<br />
sollen unterstützend wirken und ein Wohlgefühl<br />
vermitteln. Nach 20 Waschgängen sind<br />
die Vitamine fast aufgebraucht und es bleibt<br />
ein Unterhemd mit unserem gewohnten Tragekomfort,<br />
das komplett in der Schweiz produziert<br />
wurde.» Gerade im Hinblick auf die<br />
kälteren Jahreszeiten biete sich das Shirt an,<br />
um das Immunsystem zu unterstützen.<br />
Vitamin-Shirt und Sport-BH<br />
Das Unterhemd mit angereicherten Vitaminen<br />
ist eines der wenigen Produkte, welches<br />
das Herisauer Unternehmen von A bis<br />
Z selbst herstellt. Normalerweise nimmt die<br />
Cilander AG als führende Anbieterin für die<br />
Textilveredlung eine wichtige Rolle in der<br />
Herstellungskette ein. «Da liegt unsere Kernkompetenz,<br />
dafür sind wir weltweit bekannt.<br />
Deshalb kaufen Produzenten unsere Stoffe<br />
Das Vitaminshirt wird von A bis Z in der Schweiz hergestellt.<br />
ein und verarbeiten sie weiter», sagt Bechter.<br />
Man habe zwar während der Corona-Pandemie<br />
mit selbst hergestellten Masken erste<br />
Erfahrungen im Endkundensegment gesammelt.<br />
«Allerdings zeigt gerade das Vitamin<br />
shirt auf, mit welchen Herausforderungen<br />
unsere innovativen Produkte auf dem Textilmarkt<br />
konfrontiert werden. Wenn die Cilander<br />
AG als Textilveredlerin plötzlich ein<br />
fertiges Unterhemd lanciert, braucht es seine<br />
Zeit, bis es Beachtung findet. Schliesslich<br />
treten wir in dieser Rolle neu in den Markt.»<br />
«Die Haut<br />
kann Vitamine<br />
aus dem Stoff<br />
aufnehmen.»<br />
Eine Möglichkeit, um dem Vitaminshirt zum<br />
Erfolg zu verhelfen und in der gewohnten<br />
Rolle als Zulieferin zu bleiben, wäre eine Zusammenarbeit<br />
mit einer bekannten Marke.<br />
Die Cilander AG kann bereits ein erfolgreiches<br />
Beispiel aufzeigen. «Gemeinsam mit<br />
Reebok haben wir einen neuartigen Sport-<br />
BH entwickelt, der sich den Bewegungen der<br />
Trägerin anpasst», erklärt Daniel Bechter.<br />
«Dazu haben wir Stoffe mit einem Gel behandelt,<br />
der sich unter Krafteinwirkungen<br />
beim Sport zusammenzieht und dadurch<br />
mehr Halt bietet.» Diese Innovation fand<br />
den Weg in den Markt. «Der Impuls zur Zusammenarbeit<br />
ging damals von Reebok aus.<br />
Wenn wir unser Vitaminshirt bei bekannten<br />
Labels vorstellen, müssen wir ihnen einen<br />
klaren Mehrwert bieten und uns im Markt<br />
abheben können, sonst holt uns der Preiskampf<br />
früher oder später ein.»<br />
Innovativ und preiswert<br />
Das Vitaminshirt wird derzeit komplett in<br />
der Schweiz hergestellt. «Made in Switzerland<br />
hat Wert, gerade auch wenn man die<br />
Qualität berücksichtigt», sagt Bechter. «Wir<br />
haben teilweise 25 Arbeitsschritte, bis wir<br />
ein Produkt veredelt haben.» Die Modebranche<br />
habe sich in den vergangenen Jahren<br />
aber in eine andere Richtung entwickelt. Die<br />
Preise sinken, produziert werden die Textilien<br />
in Asien. «Das ist ein hausgemachtes<br />
Problem, weil viele europäische Firmen ihre<br />
Produktion dorthin verlegt haben. Dadurch<br />
entstand beispielsweise in China eine riesige<br />
Textilindustrie, die viel grössere Mengen zu<br />
viel tieferen Preisen herstellen kann.» Trotzdem<br />
schaffe es die Cilander AG, ihre Abnehmerinnen<br />
und Abnehmer mit hochwertiger<br />
Qualität, langlebigen Produkten und Innovationen<br />
zu überzeugen. «Mittlerweile sehen<br />
wir in vielen Ländern in Europa das Bestreben,<br />
die Produktion wieder ins eigene Land<br />
zu holen. Bis es so weit ist, stehen wir vor der<br />
Herausforderung, innovativ und gleichzeitig<br />
preiswert zu sein. Momentan ist aufgrund<br />
der schwierigen wirtschaftlichen Lage die Risikobereitschaft<br />
aber tief, Innovationen auf<br />
den Markt zu bringen.»<br />
Was dem Vitaminshirt zugutekommt,<br />
sind Trends wie Wohlbefinden und Gesundheit.<br />
Es zielt auf eine Sparte ab, in der immer<br />
mehr Menschen bereit sind, für gute Qualität<br />
zu bezahlen. «Mit dem Produkt werden wir<br />
aber kaum jemanden erreichen, der einfach<br />
möglichst preiswerte Waren kaufen möchte»,<br />
meint Daniel Bechter. «Doch das Feedback<br />
vieler unserer Kundinnen und Kunden<br />
ist, dass sie gegenüber Neuerungen positiv<br />
eingestellt sind.» Ihnen müsse das Unternehmen<br />
vermitteln, was das Vitaminshirt kann<br />
– und was nicht. «Es ersetzt keine gesunde<br />
Ernährung, kann aber ohne Aufwand in den<br />
Alltag integriert werden und bietet neben<br />
dem Tragekomfort dank der Vitamine einen<br />
willkommenen Nebeneffekt.»<br />
Neben dem eigenen körperlichen Wohlbefinden<br />
und der eigenen Gesundheit gewinnen<br />
auch Themen wie Ökologie oder<br />
Wiederverwertbarkeit an Wichtigkeit. «Das<br />
beschäftigt uns sehr», bestätigt Bechter.
<strong>09</strong>/<strong>2023</strong> Thema des Monats · 15<br />
Produktmanager Daniel Bechter stammt aus Österreich und pendelt jeden Tag nach Herisau.<br />
(Bilder: sd/zVg.)<br />
«Hier bewegen wir uns in einem Spannungsfeld,<br />
weil wir sowohl Textilien für die Industrie<br />
als auch den Modebereich herstellen.»<br />
Industrielle Stoffe seien aufgrund ihrer verarbeiteten<br />
Kunststofffasern zwar nicht recyclebar,<br />
dafür aber langlebig. «Wenn wir für<br />
die Schweizer Armee eine wasserabweisende<br />
Zeltplane produzieren, hält die gefühlt<br />
ewig.» In der klassischen Bekleidung sehe<br />
das anders aus. Da seien die Materialen zwar<br />
wiederverwertbar, «aber dafür haben viele<br />
Labels aus dem Fashionbereich kein wirkliches<br />
Interesse an Langlebigkeit. Schliesslich<br />
wollen sie in der nächsten Saison wieder<br />
neue Produkte verkaufen.»<br />
Anpassungsfähigkeit als Stärke<br />
Das Beispiel der Nachhaltigkeit zeigt, dass<br />
die Zeiten vorbei sind, in denen sich die Cilander<br />
AG als reine Zulieferin verstand. Die<br />
Zusammenarbeit mit Partnern sei intensiver<br />
geworden, um die gestiegenen Anforderungen<br />
an die Textilien zu erfüllen. «Es ist sinnlos,<br />
wenn unsere Stoffe recyclebar sind, die<br />
Knöpfe und Reissverschlüsse aber nicht. Wir<br />
müssen über unseren Tellerrand schauen,<br />
weil der Herstellungsprozess mittlerweile<br />
komplex und vielschichtig ist.» Das erschwere<br />
es wiederum, Ideen und Innovationen<br />
umzusetzen. «Es müssen alle Glieder der<br />
Produktionskette ineinandergreifen, sonst<br />
geht es nicht.» Umso wichtiger sei die strategische<br />
Ausrichtung des Unternehmens. «Wir<br />
müssen uns gezielt fragen: Wie und mit wem<br />
können wir erfolgreich Textilien produzieren<br />
und verkaufen?»<br />
«Wir müssen<br />
über unseren<br />
Tellerrand<br />
schauen.»<br />
Bei der Cilander AG rückt der Fokus vermehrt<br />
auf die technischen Textilien und die<br />
Belieferung der Industrie. «Dort sind die<br />
Preise gesund und die Langlebigkeit der<br />
Produkte spielt eine zentrale Rolle. Im klassischen<br />
Modebereich sind wir aber ebenfalls<br />
etabliert, vor allem in spezifischen Bereichen<br />
wie den bügelfreien Hemdenstoffen.» Die<br />
Cilander AG gibt es mittlerweile seit über<br />
200 Jahren. Wer so lange in einem umkämpften<br />
Markt bestehen will, muss nahe am Puls<br />
der Zeit sein. «Diese Branche entwickelt sich<br />
ständig weiter. Stoffe, Chemikalien, Technologien<br />
– wenn du mit einem guten Produkt<br />
ein paar Jahre Geld verdienst, musst du im<br />
Hintergrund bereits die nächste Generation<br />
vorantreiben. Wir können das dank eigener<br />
Forschung und Entwicklung.» Denn gegenüber<br />
den Kunden bestehe der Druck, sie<br />
zeitnah mit neuesten Trends zu bedienen.<br />
«Dazu kommen wechselnde Standards,<br />
Richtlinien und Zertifizierungen.» Es sei eine<br />
der grössten Stärken des Unternehmens,<br />
sich schnell auf neue Gegebenheiten einzustellen.<br />
Dazu werden Maschinen umgebaut,<br />
Produktionsschritte angepasst und Abläufe<br />
neu geplant. «Es kann schon vorkommen,<br />
dass wir innerhalb von ein paar Monaten<br />
eine Maschine so hinbringen, dass sie ein<br />
ganz anderes Produkt herstellt als zuvor.»<br />
Dies sei ein Grund, weshalb sich die Cilander<br />
AG seit über zwei Jahrhunderten in der<br />
Textilwelt behaupten konnte. «Wir verfügen<br />
über viel Erfahrung, können unsere Kunden<br />
gut beraten und haben als regionales Unternehmen<br />
eine gewisse Nähe. Darauf müssen<br />
wir auch in Zukunft setzen.»<br />
<br />
Sergio Dudli
16 · Gesellschaft / I wohne do <strong>09</strong>/<strong>2023</strong><br />
I wohne do!<br />
FRAUENCHOR FROHSINN HERISAU<br />
FEIERT 150-JÄHRIGES JUBILÄUM<br />
1873 kam Lehrer und Amtsmann Rotach mit<br />
der Idee, einen Frauenchor zu gründen – damals<br />
noch unter dem Namen Frauen- und<br />
Töchterchor Dorf. In diesen 150 Jahre hat sich<br />
einiges getan. So wurde der Frauenchor 1955<br />
zum Partnerchor des Männerchors Frohsinn<br />
und änderte seinen Namen zum Frauenchor<br />
Frohsinn Herisau. Unter dem Motto «Eine<br />
Reise durch die Zeit» blickt der Verein nicht<br />
nur auf die vergangenen 150 Jahre zurück,<br />
sondern lässt sich mit seinem Jubiläumskonzert<br />
ordentlich feiern. Nebst einer eigenen<br />
musikalischen Zeitreise, treten auch diverse<br />
musikalische Gäste, wie das Kinderchörli Herisau,<br />
die Harmonix und Jugendband der Musikschule<br />
Herisau sowie der Acapella-Chor<br />
VoxBox aus Stein am Konzert auf. Die Feier<br />
wird von Helena Städler moderiert und findet<br />
am 10. September um 17 Uhr im katholischen<br />
Pfarreiheim statt. Der Eintritt ist frei. (pd)<br />
Juliette Natascha Müller, 14.04.1997, ledig,<br />
Kosmetikerin<br />
Wo ist Ihr Lieblingsort in Herisau?<br />
Lutzenland.<br />
Was würden Sie an Herisau verändern<br />
wollen?<br />
Momentan? Weniger Baustellen!<br />
Welches Restaurant in Herisau würden<br />
Sie auswärtigen Freunden empfehlen und<br />
weshalb?<br />
Den Marktplatz, weil das Essen perfekt ist<br />
und die Mitarbeitenden einfach super sind.<br />
Leserbrief<br />
GOTT UND POLITIK<br />
In der <strong>Ausgabe</strong> «Schweiz am Wochenende»<br />
vom Samstag, 29. Juli <strong>2023</strong>, haben sich die<br />
beiden Journalisten Benjamin Rosch und Patrik<br />
Müller unter dem Titel «Wie Gott aus der<br />
Schweizer Politik verschwunden ist» wohl bewusst<br />
aufs Glatteis begeben. Zur Begründung<br />
ihrer provokativen Aussage orientieren sie<br />
sich an den Namensgebungen der Parteien<br />
sowie an der Zahl der Angehörigen der einzelnen<br />
Glaubensgemeinschaften. Zum Glück<br />
sind weder die Parteien noch die Glaubensgemeinschaften<br />
befugt, darüber zu befinden, ob<br />
überhaupt und wenn ja, welche Rolle Gott in<br />
der Schweizer Politik zukommt. Massgebend<br />
ist die geltende Bundesverfassung, die in ihrer<br />
Präambel bewusst und ausdrücklich auf «Gott,<br />
der Allmächtige» Bezug nimmt. Und diese<br />
Hinwendung zu Gott gilt für alle gewählten<br />
Vertreterinnen und Vertreter im Bundeshaus.<br />
Und in der Eidesformel – die Grundlage für die<br />
Vereidigung – wird bewusst nochmals auf Gott<br />
Bezug genommen. Ich zitiere: «Ich schwöre<br />
vor Gott dem Allmächtigen, die Verfassung<br />
und die Gesetze zu beachten und die Pflichten<br />
meines Amtes gewissenhaft zu erfüllen». Damit<br />
ist auch klargestellt, welche Grundhaltung<br />
alle Kandidatinnen und Kandidaten, die sich<br />
am 22. Oktober für ein Amt im National- oder<br />
Ständerat bewerben, mitbringen müssen und<br />
in wessen Verantwortung sie ab ihrem Amtsantritt<br />
stehen.<br />
<br />
Armin Stoffel<br />
Was war Ihr Traumberuf als Kind?<br />
Ich wollte Tierärztin werden.<br />
Was möchten Sie in ihrem Leben noch<br />
erreichen?<br />
Eines meiner grössten Ziele habe Ich mir<br />
dieses Jahr erfüllt – mit meinem Studio<br />
«Lezzhair Lounge» für Haarentferungen.<br />
Dieser Person möchte ich folgendes<br />
Kompliment machen:<br />
Meine Freundin Lea ist ein Energiebombe<br />
mit vielen Aufgaben, die sie jeden Tag wieder<br />
meistert.<br />
Welches Tier wären Sie gerne und weshalb?<br />
Ein Panda – verspielt, tollpatschig und süss.<br />
Was bringt Sie zum Lachen?<br />
Meine Familie und Freunde.<br />
Welche*n Herisauer*in würden Sie gerne<br />
in der nächsten <strong>Ausgabe</strong> sehen?<br />
Christian Lampart<br />
Leserbrief<br />
MIT ARROGANZ<br />
MACHT MAN KEINE POLITIK<br />
Die negativen Schlagzeilen durch Nationalratskandidat<br />
Tischhauser sind eine Anmassung<br />
gegenüber David Zuberbühler. Mit seiner<br />
unfairen, respektlosen und arroganten Aussage<br />
«David Zuberbühler muss weg, egal was es<br />
kostet», hat er sich selber disqualifiziert. Mit<br />
seiner seriösen und authentischen Politik blieb<br />
Zubi stets kompetent und verlässlich. Matthias<br />
Tischhauser verkauft sich bei der Herisauer<br />
Bevölkerung mit einem Karten-Flyer als «engagiertes<br />
Kompetenzbündel für Wirkung in<br />
Bern». Als Stimmbürgerin interessiert es mich<br />
nicht, wo es ihm in Herisau gefällt und wo er<br />
gerne wandert. Viel mehr interessiert mich,<br />
was er in Bern für unseren Kanton machen<br />
will. Er behauptet, dass er und weite Teile der<br />
Bevölkerung sich durch Zuberbühler nicht vertreten<br />
fühlen. Es gibt auf der ganzen Welt keinen<br />
Politiker, der es allen recht machen kann.<br />
Ich wünsche mir, dass er für seine überhebliche<br />
Aussage, er sei der einzige fähige Kandidat,<br />
von der Bevölkerung abgestraft wird.<br />
Genauso wie Ständerat Andrea Caroni vertritt<br />
Zubi den ganzen Kanton. Warum soll ein zweiter<br />
FDP-Mann nach Bern gewählt werden, wo<br />
bleiben da die Konkordanz und das politische<br />
Verständnis? Beim jetzigen Nationalrat weiss<br />
ich, wen ich wähle, bei seinem Herausforderer<br />
Tischhauser nicht. Deshalb wünsche ich mir,<br />
dass David Zuberbühler unseren Kanton weiterhin<br />
in Bern vertritt und somit Garant sein<br />
kann für Kontinuität und respektvollen Umgang<br />
im Bundeshaus.<br />
<br />
Emmy Zürcher
UNSERE GEMEINDE<br />
Zu Diensten<br />
Das unsichtbare Netz unter unseren Füssen<br />
Den meisten rückt die Kanalisation nur dann ins Bewusstsein,<br />
wenn sie repariert werden muss. Dabei leistet das weitverzweigte<br />
Rohrgeflecht einen unschätzbaren Dienst – und misst<br />
mehr Kilometer als das Gemeindestrassennetz.<br />
Der Blick auf die Karte zeigt ein feines Netz von roten, violetten<br />
und blauen Linien, das das Herisauer Gemeindegebiet durchwebt.<br />
Beim Hereinzoomen werden im online abrufbaren Abwasserkataster<br />
unzählige Verästelungen sichtbar. Von diesen Linien<br />
ist im Alltag wenig zu sehen: Sie zeigen das unterirdische Kanalisationsnetz<br />
der Gemeinde Herisau. Neben den privaten Leitungen<br />
umfasst der gemeindeeigene Anteil rund 68 Kilometer und<br />
ist damit 19 Kilometer länger als das Gemeindestrassennetz. Den<br />
Überblick darüber hat Roger Schläpfer, Fachbereichsleiter Siedlungsentwässerung<br />
bei der Gemeinde Herisau: «Die Abwasserrohre<br />
unter unseren Füssen haben Durchmesser zwischen zehn<br />
Zentimetern und zwei Metern.»<br />
Mit Retentionsstaukanälen, hier in der Nordhalde, kann Regenwasser verzögert<br />
abgeleitet werden.<br />
Kleine Anlagen stillgelegt<br />
Die Rohre leiten die Abwässer von fast allen Herisauer Liegenschaften<br />
in die gemeindeeigene Abwasserreinigungsanlage<br />
(ARA) Herisau. «Sie ist topografisch günstig in der Örtlichkeit<br />
Tüfi/Bachwis gelegen», sagt Roger Schläpfer. Trotzdem braucht<br />
es zehn Pumpstationen, um Niveauunterschiede auszugleichen,<br />
beispielsweise vom Saum und vom Schwänberg, wo bis vor wenigen<br />
Jahren noch kleinere ARAs betrieben wurden.<br />
Alle vier Jahre eine Kanalbegehung<br />
Beim Einbau neuer Leitungen rechnet man laut Roger Schläpfer<br />
mit einer Lebensdauer von 80 Jahren. Damit diese erreicht wird,<br />
müssen die Rohre unterhalten werden. Alle fünf Jahre werden<br />
die Leitungen mit Hochdruck durchgespült. Auf Schäden geprüft<br />
werden sie alle zehn Jahre unter Zuhilfenahme von Kameras. Die<br />
grossen Kanäle, die gut 1,8 Kilometer ausmachen, werden sogar<br />
alle vier Jahre begangen – wobei «gehen» bei Kanaldurchmessern<br />
ab 1,20 Metern ein grosses Wort ist. Werden Schäden entdeckt,<br />
gibt es zunächst verschiedene Möglichkeiten, ein Rohr zu<br />
reparieren, ohne es auszugraben.<br />
Kleinere Reparaturen können heute beispielsweise Roboter ausführen.<br />
Eine andere Möglichkeit ist das Einziehen und Aushärten<br />
eines harzgetränkten Kunststoffschlauches, wobei ein Rohr im<br />
Rohr entsteht, ein sogenannter Inliner. Der Ersatz von Leitungen<br />
ist das letzte Mittel, da das Ausgraben nicht nur Kosten, sondern<br />
auch Verkehrsbehinderungen verursacht – es sei denn, dass angesichts<br />
eines Strassenbauprojekts ein Leitungsersatz vorzuziehen<br />
ist.<br />
Regenwasser soll nicht mehr in die ARA<br />
Eine Daueraufgabe des Fachbereichs Siedlungsentwässerung<br />
ist die stetig fortschreitende Umstellung der Mischwasserkanalisation<br />
auf ein Trennsystem. Das bedeutet, dass zwei Kanalisationen<br />
parallel gebaut werden, damit Regenwasser nicht mit dem<br />
Schmutzwasser vermischt in die ARA gelangt. Die Abwasserreinigung<br />
wird durch die Verdünnung nämlich aufwendiger und bei<br />
stärkeren Regenfällen entlasten die Mischwasserkanäle öfter in<br />
angrenzende Gewässer. Dieses eingeleitete verdünnte Abwasser<br />
soll künftig massgeblich reduziert werden. «Auch wenn zwei<br />
parallele Kanalisationen im Bau kurzfristig teurer sind, lohnt<br />
sich die weitgehende Umstellung gewässerschutztechnisch wie<br />
auch wirtschaftlich», hält Roger Schläpfer fest.<br />
Der Richtplan für die Kanalisation<br />
Während die Umstellung auf das Trennsystem bereits eine<br />
Daueraufgabe für Jahrzehnte ist, soll der aktualisierte Generelle<br />
Entwässerungsplan (GEP) nächstens genehmigt werden.<br />
Dabei handelt es sich gewissermassen um den Richtplan für<br />
das Kanalisationsnetz. Neben der Erschliessung der Haushalte<br />
und Betriebe werden darin eine Reihe weiterer Fragen beantwortet.<br />
So lautet eines der Hauptziele des GEP, den Anteil von<br />
Fremdwasser, das in die ARA geleitet wird, zu reduzieren. «Das<br />
ist unverschmutztes Wasser, welches stetig fliesst, etwa aus Sickerleitungen,<br />
Quellen und Brunnen, und von Gesetzes wegen eigentlich<br />
gar nicht in die ARA geleitet werden dürfte», sagt Roger<br />
Schläpfer. Sein Anteil an der Gesamtabwassermenge konnte in<br />
den vergangenen 30 Jahren mit der bisherigen GEP-Umsetzung<br />
von 46 Prozent auf 30 Prozent gesenkt werden. Ein anderes Thema,<br />
welches auch medial unter dem Namen «Schwammstadt»<br />
an Bedeutung gewinnt, ist die Frage, wie Regenwasser gleich vor<br />
Ort versickern kann, um damit das Grundwasser anzureichern.<br />
Mit einer zusätzlichen verzögerten Ableitung durch entsiegelte<br />
Flächen, Einstauflächen oder -mulden, begrünten Dächern und<br />
Retentionsanlagen kann so bei Regen die Kanalisation entlastet<br />
und während Hitzewellen etwas für das lokale Klima gemacht<br />
werden. «Hierzu kann jeder Grundeigentümer bereits heute einen<br />
wertvollen Beitrag leisten.»<br />
Zum Abwasserkataster:<br />
Eine Publikation der Gemeinde Herisau
UNSERE GEMEINDE<br />
Velo<br />
Jetzt mit Cyclomania für Herisau in die Pedale treten<br />
Im September findet wieder Cyclomania, die schweizweite Velo-<br />
Challenge für Gemeinden, statt. Mit dabei ist auch die Gemeinde<br />
Herisau. Noch bis zum 30. September kann die Bevölkerung fleissig<br />
in die Pedale treten und Preise gewinnen.<br />
Wer auf zwei Räder setzt, ist nachhaltig unterwegs, fördert die<br />
Gesundheit und kommt rasch ans Ziel. Deshalb führt die Region<br />
St. Gallen mit den Gemeinden und Städten Gossau, Herisau,<br />
St. Gallen und Wittenbach eine der insgesamt 22 schweizweiten<br />
regionalen Cyclomania-Challenges durch. Die Aktion dauert noch<br />
bis zum 30. September. Alle Einwohnerinnen und Einwohner der<br />
Gemeinde Herisau sind eingeladen, in die Pedale zu treten.<br />
Über Cyclomania<br />
Cyclomania ist eine schweizweite Mitmachaktion für Gemeinden<br />
von Pro Velo in Zusammenarbeit mit der Panter AG<br />
und mit der Unterstützung von EnergieSchweiz. Die Challenge<br />
von Gossau, Herisau, St. Gallen und Wittenbach wird<br />
unterstützt von clevermobil.<br />
Informationen/Anmeldung: www.cyclomania.ch<br />
Mitradeln und gewinnen<br />
Teilnehmen ist einfach: Laden Sie die kostenlose Cyclomania-App<br />
herunter, melden Sie sich bei der Challenge «Region St.Gallen»<br />
an, steigen Sie aufs Velo und sammeln Sie Punkte. Dabei winken<br />
Sofortpreise und als Hauptpreis wird ein elegantes E-Bike der<br />
Marke Riese & Müller verlost. Zusätzlich werden unter allen teilnehmenden<br />
Gemeinden und Regionen die drei mit den meisten<br />
und aktivsten Teilnehmenden ausgezeichnet.<br />
Die Veloinfrastruktur verbessern<br />
Mit den über die App getrackten Velostrecken liefern die Teilnehmenden<br />
wichtige Informationen zugunsten einer velofreundlichen<br />
Infrastruktur. Die Daten werden anonymisiert und auf einer<br />
Karte aufbereitet. Daraus lassen sich Erkenntnisse über den Veloverkehr<br />
ableiten. Diese Informationen können die Planung und<br />
den Ausbau des Velonetzes unterstützen, so dass Velofahrende in<br />
Zukunft sicherer und bequemer durch den Alltag kommen.<br />
Die teilnehmenden Gemeinden wollen mit ihrem Engagement bei<br />
Cyclomania dazu beitragen, dass noch mehr Pendlerinnen, Schüler<br />
und Familien das Velofahren für sich entdecken und auf das<br />
gesunde und umweltfreundliche Fortbewegungsmittel umsatteln.<br />
Die gefahrenen Kilometer können in der App getrackt werden.<br />
Projektticker<br />
Sanierung und Ausbau Sturzeneggstrasse<br />
Die Bauarbeiten <strong>2023</strong> nähern sich dem Ende. Anfang September<br />
wird in Absprache mit dem ansässigen Gewerbe der Strassenbelag<br />
eingebracht. Die Bauarbeiten finden unter Verkehr statt, es ist<br />
mit Behinderungen und Wartezeiten zu rechnen.<br />
Instandsetzung Obermoosbergstrasse<br />
Ab Ende August werden an der Obermoosbergstrasse Strassenrandabschlüsse<br />
und Kanalisationsschächte instand gestellt.<br />
Bushaltestellen Obermoosberg und Saum<br />
Derzeit laufen die Sanierungsarbeiten an den Haltekanten der<br />
Bushaltestelle Obermoosberg. Im Anschluss erfolgt die Sanierung<br />
der Bushaltestelle Saum. Es ist mit leichten Behinderungen im<br />
Strassenverkehr zu rechnen und es wird um erhöhte Achtsamkeit<br />
gegenüber Fussgängerinnen und Fussgängern gebeten.<br />
Info<br />
Viehschau am 19. September <strong>2023</strong><br />
Am Dienstag, 19. September, findet auf dem Ebnet die Herisauer<br />
Viehschau statt. Die Tiere treffen ab circa 8.30 Uhr ein. Viele der<br />
Betriebe fahren sennisch auf und geben so auch für Zaungäste<br />
ein prächtiges Bild ab, wenn sie den Torbogen passieren, der<br />
traditionellerweise von den Landfrauen üppig mit Blumen geschmückt<br />
wird. Ein Höhepunkt für die Kinder ist der Streichelzoo<br />
in der Chälblihalle.<br />
Im Zuge der Viehschau ist auf folgenden Strassen von circa<br />
8.15 bis 9.30 Uhr und von circa 15.30 bis 17 Uhr mit Wartezeiten<br />
zu rechnen: Mühlestrasse / Bahnhofstrasse / Obstmarkt-Kreisel<br />
/ Kasernenstrasse / Migros-Kreisel / Buchenstrasse / Schützenstrasse<br />
/ Huebstrasse. Die Gemeinde dankt allen Verkehrsteilnehmenden<br />
für ihr Verständnis und ihre Geduld.<br />
Eine Publikation der Gemeinde Herisau
UNSERE GEMEINDE<br />
Museum Herisau<br />
Pioniere des Brückenbaus: Einblick in die Entwicklung der Mobilität<br />
Noch bis am 29. Dezember lädt das Museum Herisau zu einer<br />
Sonderausstellung zum Thema «Strassen und Brücken – Quer<br />
durchs Land» ein. Kurator Thomas Fuchs erzählt, wie Napoleon<br />
die Mobilität in der Region geprägt hat.<br />
Wer an das Appenzellerland und seine Strassen denkt, hat wahrscheinlich<br />
die kurvenreichen Serpentinen auf die Schwägalp im<br />
Kopf. Oder den fehlenden Autobahnanschluss. «Der Mensch ist mobil;<br />
ohne Wege, Strassen und Brücken geht nichts», sagt Thomas<br />
Fuchs. «Dabei gab es bis um 1800 keine befahrbaren Strassen in<br />
der Region.» Um der Bevölkerung einen Einblick in die Entwicklung<br />
des Strassennetzes zu ermöglichen, hat der Kurator des Museums<br />
Herisau eine Sonderausstellung realisiert. «Gerade der Kanton Appenzell<br />
Ausserrhoden ist spannend, weil er mit vielen Hügeln, Steilhängen<br />
und Tobeln eine anspruchsvolle Topografie aufweist.»<br />
Gastarbeiter aus Italien<br />
Eine wichtige Rolle im modernen Strassenbau nahm Frankreich ein.<br />
«Nach dem Prinzip des dort entwickelten Baus von Chausseen wurden<br />
von 1740 bis 1780 die wichtigen Transitachsen durchs schweizerische<br />
Mittelland erstellt», sagt Fuchs. «In der Zeit der Helvetik<br />
befahl Napoleon den Bau von Fahrstrassen im Appenzellerland.»<br />
Dieses Ziel verfolgte ab 1803 auch die wiedereingesetzte Regierung<br />
von Appenzell Ausserrhoden. Das Augenmerk lag zunächst auf<br />
den Haupttransitachsen St. Gallen – Gais – Altstätten sowie St.Gallen<br />
– Herisau – Lichtensteig. «Die nicht erschlossenen Gemeinden<br />
hatten natürlich ein Interesse, sich in dieses Netz einzuklinken.»<br />
Dadurch entstand entlang dieser Hauptachsen ein chaotisches<br />
Wegsystem, das durch Strassenzölle und Privatspenden finanziert<br />
wurde. «Für Ordnung sorgte erst das Strassengesetz, das 1851 an<br />
der Landsgemeinde angenommen wurde. Ziel war es, jede Gemeinde<br />
mit einer Fahrstrasse zu erschliessen. In dieser Phase kamen<br />
auch erste italienische Gastarbeiter in die Schweiz.»<br />
Die Brücke im Gmündertobel<br />
Ein besonderes Augenmerk galt seit jeher den Brücken. «Im Gebiet<br />
konnten nicht einfach Strassen gebaut werden, sondern es<br />
mussten tiefe Tobel überwunden werden.» Schon früh wurden<br />
Holzbrücken gebaut. Als eine grosse Herausforderung stellte sich<br />
das Gmündertobel zwischen Stein und Teufen heraus. Dort entstand<br />
1907 die damals längste Eisenbetonbrücke Europas. «Auch<br />
später realisierte man in Ausserrhoden wegweisende Bautechniken.»<br />
Die Strassenlandschaft veränderte sich mit den motorisierten<br />
Fahrzeugen nochmals. «1910 schaffte die AG Cilander den<br />
ersten Lastwagen an. Mit der einsetzenden Entwicklung mussten<br />
Brücken verstärkt und die Kiesstrassen staubfrei, das heisst geteert,<br />
werden.» Auch bei der Asphaltierung nahm Ausserrhoden<br />
eine Vorreiterrolle ein.<br />
Im Museum finden sich Ausstellungsstücke rund um die Geschichte<br />
des Strassennetzes – wie Fotografien, Nummernschilder<br />
oder Brückenmodelle. «Ich hatte schon lange im Hinterkopf,<br />
einen Schwerpunkt dazu zu machen», sagt Fuchs. «Über Jahre<br />
habe ich Objekte gesammelt, nach Leihgaben angefragt und Hinweise<br />
aus der Bevölkerung geprüft. So kam Stück für Stück zusammen.»<br />
Das Museum lagert rund 11‘000 Objekte, wobei nur ein<br />
Bruchteil ausgestellt wird. «Zu unserer Verantwortung gehört es,<br />
die Gegenstände mit ihren Geschichten zu bewahren und zu katalogisieren.»<br />
Im nächsten Jahr könnte Thomas Fuchs in Pension<br />
gehen, aber er hängt zwei Jahre an. «Ich bin seit 1989 in Herisau<br />
und beschäftigte mich im weitesten Sinne mit Regionalgeschichte.<br />
Ich entdecke immer wieder Neues und kann es der Nachwelt<br />
zugänglich machen.»<br />
Die Sonderausstellung «Strassen und Brücken – Quer durchs<br />
Land» ist noch bis am 29. Dezember zu sehen. Das Museum<br />
Herisau hat jeweils Mittwoch bis Samstag zwischen 13 und 17<br />
Uhr geöffnet. An den beiden Sonntagen vom 29. Oktober und<br />
19. November findet um 10.45 Uhr eine öffentliche Führung<br />
mit Kurator Thomas Fuchs statt.<br />
Thomas Fuchs vor einem Modell der ehemaligen Holzbrücke im Hundwilertobel.<br />
Eine Publikation der Gemeinde Herisau
UNSERE GEMEINDE<br />
Schule<br />
Eine App anstelle der Zettelflut<br />
Die Schule Herisau führt das Kommunikationstool Klapp flächendeckend<br />
ein. Die Erfahrungen in zwei Pilotklassen sind positiv.<br />
Der Austausch von Informationen und Dokumenten sowie<br />
die Meldung von Absenzen werden erleichtert.<br />
Zettelchaos an der Kühlschranktür? Eine Pinnwand voller Elternbriefe?<br />
Nachrichten in Klassen-Chats auf Whatsapp? Absenzenmeldungen<br />
per SMS? Der Versand von Dokumenten per Mail?<br />
Jahrelang gab es auch in Herisau eine Vielfalt an Mitteln, die dem<br />
Austausch zwischen Schule und Erziehungsberechtigten dienten.<br />
Mit Blick auf den Datenschutz und den Schutz der Privatsphäre<br />
der Lehrpersonen wird vor allem das vielerorts angewendete Vorgehen<br />
via Whatsapp als ungünstig angeschaut. «Es gibt verschiedene<br />
Anbieter von Kommunikationsplattformen für die Schulen»,<br />
sagt Alex Porta, Abteilungsleiter der Schule Herisau. «Weil wir von<br />
Klapp überzeugt sind, haben wir uns flächendeckend für dieses<br />
System entschieden.» Zudem funktioniere die Datensynchronisation<br />
mit der in Herisau schon vor längerem eingeführten Software<br />
«Lehreroffice» einfach.<br />
Informationen im Blick<br />
Die Erfahrungen im Frühling mit den zwei Pilotklassen (5. Klasse<br />
Landhaus von Xavier Scherrer sowie eine Coachinggruppe von<br />
Désirée Stöckli an der Oberstufe) waren sehr positiv. «Ich bin kein<br />
Fan der Whatsapp-Gruppen; und bei drei Kindern, verschiedenen<br />
Klassen und Hobbys gibt es doch einige», erzählt Maria Kobler.<br />
Einer ihrer Söhne gehört zur Pilotklasse im Landhaus. Für die Registrierung<br />
habe sie eine Anleitung erhalten, sie sei kein Problem<br />
gewesen. «Ich habe Absenzen via Klapp dem Lehrer gemeldet.<br />
Das war viel einfacher als ihm zu schreiben oder ihn anzurufen.»<br />
Als grossen Vorteil der App nennt sie, alle Informationen im Blick<br />
zu haben. «Als berufstätige Mutter bin ich froh, wenn ich die Infos<br />
der Schule auf dem Smartphone dabei habe und die Infos nicht auf<br />
einem Zettel in der Küche hängen.»<br />
Der Aargauer Elias Schibli ist der Erfinder von Klapp.<br />
An über 900 Schulen<br />
Entwickelt worden ist Klapp vom Aargauer Familienvater<br />
Elias Schibli, seinem Schwager und einem Kollegen. Erste<br />
Schulen testeten Klapp 2019. «Es war uns damals nicht klar,<br />
wie gross die Nachfrage nach einer solchen Lösung sein<br />
würde. Aber wir haben einen wunden Punkt in der Bildungsbranche<br />
adressiert, das hat sich rasch herumgesprochen»,<br />
sagt Schibli. Aktuell sind über 900 Schulen und rund 30‘000<br />
Lehrpersonen mit Klapp unterwegs. «Die Corona-Pandemie<br />
hat den Fokus vieler Schulen auf die Notwendigkeit einer effektiven<br />
digitalen Kommunikation gelenkt.» Dies habe dazu<br />
beigetragen, dass Budgetdiskussionen in den Hintergrund<br />
traten und die Entscheidung für Klapp beschleunigt wurde.<br />
«Klapp» sei ursprünglich für «KlassenApp» gestanden. Mit<br />
der Zeit habe sich Klapp als eigenständiger Begriff etabliert;<br />
er spiele auch damit, dass Dinge mit Klapp «klappen». Man<br />
lege grossen Wert auf Feedbacks und orientiere sich bei<br />
Weiterentwicklungen an Verbesserungsvorschlägen. «So<br />
stellen wir sicher, dass Klapp stets den aktuellen Bedürfnissen<br />
und Anforderungen der Schulgemeinschaft entspricht.<br />
Es ist wichtig, die Bereiche Kundenservice und Weiterentwicklung<br />
zu trennen.» Die Belastung der Mitarbeitenden im<br />
Zusammenhang mit dem Schuljahreswechsel sei aktuell<br />
hoch, das Entwicklungsteam davon aber nicht betroffen.<br />
Eingeführt bis zu den Herbstferien<br />
Ziel ist es, dass auch die Schulleitung Eltern-Informationen über<br />
Klapp verschickt. In den ersten Tagen des neuen Schuljahres<br />
haben zwei Einführungsveranstaltungen für jene Lehrpersonen<br />
stattgefunden, die als «Multiplikatoren» in den Herisauer Schulhäusern<br />
wirken. Sie haben die wichtigsten Informationen in ihre<br />
Schuleinheiten getragen und erste Hilfestellungen für ihre Kolleginnen<br />
und Kollegen geleistet. Im ersten Quartal werden die Eltern<br />
von den Lehrpersonen informiert und instruiert. «An den Elternabenden,<br />
die in den ersten Wochen des Schuljahrs angesetzt<br />
sind, können noch Fragen geklärt werden», sagt Lehrer Xavier<br />
Scherrer. Bis zu den Herbstferien stellen alle Schulklassen des<br />
Kindergartens und der Primarschule wie auch die Lernlandschaften<br />
der Sekundarstufe auf Klapp um. Der bisherige Absenzenkalender<br />
der Oberstufe wird dann durch die Absenzeneinträge bei<br />
Klapp abgelöst.<br />
«Ferienpost weiter möglich»<br />
Rückmeldungen aus anderen Schulen zeigen, dass die Eltern<br />
praktisch lückenlos bereit und fähig sind, für dieses Kommunikationsmittel<br />
eine App auf ihrem Handy zu installieren und sich<br />
zu registrieren. Grundsätzlich setzt die Schule Herisau ganz auf<br />
Klapp. Die Lehrpersonen sind verpflichtet, es einzusetzen. «Aber<br />
selbstverständlich ist es immer noch möglich, dass eine Kindergärtnerin<br />
in den Ferien ihren Kindern eine Ferienpost mit einem<br />
Briefumschlag zukommen lässt», sagt Alex Porta.<br />
Eine Publikation der Gemeinde Herisau
UNSERE GEMEINDE<br />
Sportzentrum<br />
Mit Erinnerungen verbunden: eine Herzensangelegenheit<br />
Seit dem 1. April ist Markus Rosenberger der neue Abteilungsleiter<br />
Sport. Er spricht über seine ersten Monate im Amt und<br />
erzählt, was ihn seit seiner Kindheit mit Herisau verbindet. Er<br />
nennt auch seine Ziele.<br />
Markus Rosenberger ist Gossauer, sitzt seit vielen Jahren im<br />
Stadtparlament, ist Finanzchef eines Kulturvereins. Aber wenn<br />
er über das Sportzentrum spricht, weiss er mehr zu erzählen<br />
als mancher Ur-Herisauer. «Ich war schon als Kind Mitglied des<br />
Schwimmclubs. Und später stand ich an den Heimspielen des<br />
SC Herisau in der Fankurve – in den guten Zeiten, als der Verein<br />
noch in der NLB und sogar eine Saison in der höchsten Liga<br />
gespielt hat.» Auch an das Restaurant erinnert er sich, bezeichnet<br />
es als «Treffpunkt für alle Sportlerinnen und Sportler – vom<br />
Handballer über die Schwimmer bis zu den Eishockeyspielern».<br />
Es verwundert nicht, dass Rosenberger nach Stationen in Arbon,<br />
dem Gründenmoos oder dem Säntispark seinen Weg zurück<br />
nach Herisau und ins Sportzentrum gefunden hat. «Diese<br />
Stelle ist für mich mit vielen Emotionen verbunden. Es ist eine<br />
Herzensangelegenheit!»<br />
Ideen gibt es viele<br />
Doch nur weil man mit Herz bei der Sache ist, macht das die tägliche<br />
Arbeit nicht weniger anstrengend. Seit fünf Monaten ist<br />
Markus Rosenberger der neue Abteilungsleiter Sport in Herisau.<br />
«Seit meiner Wahl durch den Gemeinderat Ende des letzten<br />
Jahres war ich schon vor meinem Antritt jeden Monat ein paar<br />
Tage hier, um mir einen Überblick zu verschaffen und die Menschen<br />
kennenzulernen.» Seinen Einstieg bezeichnet er trotzdem<br />
als Wurf ins kalte Wasser. «Wir waren mit den personellen<br />
Ressourcen am Anschlag, dazu kam das Sommergeschäft mit<br />
den vielen Vereinen und Schulen, die unsere Anlagen beansprucht<br />
haben», erklärt Rosenberger. «Aber das hatte den Vorteil,<br />
dass ich von Anfang an direkt sehr nahe am Tagesgeschäft<br />
war und einen fundierten Einblick in die unterschiedlichen Bereiche<br />
bekommen habe.»<br />
Engere Zusammenarbeit<br />
In den letzten Monaten konnte Rosenberger seine ersten Eindrücke<br />
sammeln und Probleme ausmachen. «Dass das Sportzentrum<br />
keine schwarzen Zahlen schreibt und sich die Situation<br />
verbessern muss, ist ein offenes Geheimnis. Aber ich sehe auch<br />
viel Potenzial, das ich nach dieser ersten Phase herauskitzeln<br />
möchte.» An Ideen mangelt es dem Abteilungsleiter nicht. Eine<br />
thematische Kinderwelt soll aufgebaut, das Restaurant wieder<br />
selbst betrieben und das Angebot für Unternehmen ausgebaut<br />
werden. «Nehmen wir als Beispiel die Kooperation mit den Firmen»,<br />
sagt er. «Da streben wir eine engere Zusammenarbeit<br />
an. Das kann in Form von Firmenabos geschehen. Es besteht<br />
aber auch die Möglichkeit, dass wir unser Fachpersonal in die<br />
Unternehmen schicken – beispielsweise um Yogastunden über<br />
den Mittag anzubieten. Es kann nicht jedes KMU ein eigenes<br />
Gesundheitsmanagement führen. Aber wir haben Personal mit<br />
entsprechendem Know-how, das in diesem Bereich Unterstützung<br />
leisten kann.»<br />
Der Brückenbauer<br />
Markus Rosenberger sieht sich trotz seiner Nähe zum Gemeinderat<br />
nicht als Politiker. «Ich habe verschiedene Hüte auf, weil<br />
ich mich zwischen Verwaltung und Bevölkerung bewege. Letztlich<br />
sehe ich es als meine Aufgabe an, Brücken zu schlagen.<br />
Aber natürlich ist mir klar, dass sich die Finanzlage des Sportzentrums<br />
als politisches Ziel verbessern muss.» Sich selbst<br />
bezeichnet Rosenberger in erster Linie als Gastgeber. «Ich<br />
möchte einen Ort schaffen, an dem sich alle Anspruchsgruppen<br />
wohl fühlen. Dafür muss man vielleicht zuerst nochmals<br />
Mittel investieren, um später dafür eine ertragreichere Ernte<br />
einzufahren.»<br />
Markus Rosenberger hat klare Visionen für das Sportzentrum.<br />
Ein Ort, den man gerne besucht<br />
Für die kommenden Jahre hat Herisau mit dem Gemeindesportanlagenkonzept<br />
(Gesak) die Basis für Entwicklung im Sportbereich<br />
geschaffen. Das Konzept führt unter anderem die Bedürfnisse<br />
und Erwartungen aus der Bevölkerung auf. Mittelfristig<br />
soll ein noch attraktiveres Angebot für Schulen, Vereine sowie<br />
Privatpersonen geschaffen werden. «Dieses Konzept ist breit<br />
abgestützt. Es basiert nicht auf einer personenabhängigen Planung,<br />
sondern wurde miteinander auch aus der Bevölkerung<br />
und den Vereinen heraus entwickelt», sagt Rosenberger. «Mit<br />
diesen Massnahmen haben wir einen klaren Überblick, was es<br />
wann, wie und in welchem Rahmen anzupacken gilt.» Damit will<br />
der Abteilungsleiter auch ein Ziel erreichen, das ihm persönlich<br />
am Herzen liegt: «Das Sportzentrum soll weiterhin ein Ort sein,<br />
den man gerne besucht.»<br />
Eine Publikation der Gemeinde Herisau
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Zuwarten bei Gemeindeordnung<br />
Am 18. Juni haben die Herisauer Stimmbürgerinnen<br />
und Stimmbürger den Entwurf<br />
für eine neue Gemeindeordnung deutlich<br />
abgelehnt. Der Gemeinderat hat nun<br />
entschieden, die Revision der Gemeindeordnung<br />
zu sistieren, bis die Volksabstimmung<br />
über die neue Kantonsverfassung<br />
erfolgt ist. Diese ist nach heutigem<br />
Stand für September 2024 vorgesehen.<br />
Bis zur Annahme eines neuen Revisionsentwurfs<br />
bleibt die geltende Gemeindeordnung<br />
aus dem Jahr 2000 in Kraft. (gk)<br />
Der Sport- und Turnverein Herisau kann auf eine 100-jährige Geschichte zurückblicken.<br />
(Bild: zVg.)<br />
Anpassung der Urlaubsformen<br />
Der Gemeinderat unterbreitet dem Einwohnerrat<br />
an der Sitzung vom 20. September<br />
eine Änderung des Personalreglements. Damit<br />
sollen Urlaubsformen umgesetzt werden,<br />
welche in der Bundesgesetzgebung bereits<br />
eingeführt wurden. Es handelt sich um<br />
die Verlängerung des Mutterschaftsurlaubs<br />
im Falle eines längeren Spitalaufenthaltes<br />
des Kindes, den Betreuungsurlaub für Eltern<br />
und den Adoptionsurlaub für Eltern. Analog<br />
zum zehntägigen Vaterschaftsurlaub schlägt<br />
der Gemeinderat ausserdem vor, einen Elternschaftsurlaub<br />
für die nichtgebärende<br />
Ehefrau in gleichgeschlechtlichen Ehen einzuführen.<br />
(gk)<br />
Gemeinderat befürwortet Motion<br />
Die Geschäftsprüfungskommission des Einwohnerrates<br />
hat am 17. Mai <strong>2023</strong> die Motion<br />
«Ergänzung des Verwaltungsorganisationsreglement»<br />
eingereicht. Diese verlangt, dass<br />
die Mitglieder des Gemeinderates inklusive<br />
Gemeindepräsidium – analog zu den Mitgliedern<br />
des Einwohnerrates – ihre Erwerbstätigkeiten<br />
und Interessenbindungen offenlegen.<br />
Die Motion wird an der kommenden Einwohnerratssitzung<br />
beraten. Der Gemeinderat<br />
erklärt sich mit dem Anliegen der Motion<br />
grundsätzlich einverstanden. (gk)<br />
Regierung gegen kantonalen Mindestlohn<br />
Die Regierung von Appenzell Ausserrhoden<br />
spricht gemeinsam mit St. Gallen und Thurgau<br />
gegen die Einführung von kantonalen<br />
Mindestlöhnen aus. Damit wäre die sozialpartnerschaftliche<br />
Tradition der Schweiz gefährdet.<br />
Die Regierungen antworten in der<br />
Stellungnahme auf die Petition «Ein Mindestlohn<br />
für die Ostschweiz», die einen Stundenlohn<br />
von mindestens 23 Franken fordert. (kd)<br />
STV HERISAU FEIERTE SEINEN<br />
GEBURTSTAG IN DER STUHLFABRIK<br />
Am Sonntag, 13. August, lud der Sport- und<br />
Turnverein Herisau (STV Herisau) Mitglieder<br />
und ihre Familien sowie Ehrenmitglieder<br />
zum Jubiläums-Brunch ein. Rund 140<br />
Personen folgten der Einladung in die alte<br />
Stuhlfabrik. Gegründet wurde der damalige<br />
SATUS Herisau 1923. Nach 94 Jahren wechselte<br />
der Verein zum Appenzellischen Turnverband<br />
und bekam dadurch einen neuen<br />
Namen. Seit 2017 nennt sich der in Herisau<br />
fest verankerte Verein STV Herisau. Am<br />
Brunch nicht fehlen durfte zudem eine kleine<br />
Ausstellung. Fotos, Plakate und Zeitungsberichte<br />
in den alten Kassabüchern und<br />
GEMEINSAMES NÄHEN<br />
FÜR DAS BIGNIK-TUCH<br />
Jahresberichten führten durch die vergangenen<br />
Turnerjahre. Pokale, Lorbeerkränze und<br />
weitere Auszeichnungen erinnerten an die<br />
turnerischen Leistungen. Auch die beiden<br />
alten Vereinsfahnen und die neue durften<br />
nicht fehlen. Im Anschluss an das Frühstück<br />
ging es mit einem kleinen Unterhaltungsteil<br />
weiter. Für die Kinder standen verschiedene<br />
Spiele, Bücher und ein Maltisch zur Verfügung.<br />
Höhepunkt des Anlasses war unter<br />
anderem eine Modeschau mit Vereinsbekleidungen<br />
der vergangenen Jahrzehnte,<br />
was der älteren Generation ein «weisch no»<br />
entlockte. (mitg.)<br />
Wenn das Wetter mitspielt, findet am Sonntag,<br />
10. September, im Dorfzentrum von Herisau<br />
die Auslegung des BIGNIK-Tuchs statt. Als Vorbereitung<br />
darauf wurden die in den vergangenen<br />
Wochen zusammengetragenen Tücher zu<br />
Modulen verarbeitet. Vor elf Jahren von den<br />
Konzeptkünstlern Frank und Patrik Riklin vom<br />
St. Galler Atelier für Sonderaufgaben ins Leben<br />
gerufen, hat sich die künstlerische Langzeit-<br />
Intervention BIGNIK stetig weiterentwickelt<br />
– und ist mit jeder Auslegung gewachsen. Als<br />
die Riklin-Brüder Mitte Juni auf ihrem Traktörli<br />
in den Herisauer Quartieren unterwegs waren,<br />
kam ein beachtlicher Haufen an rötlichen und<br />
weissen Tüchern zusammen. Und die Sammelstellen<br />
in der Eingangshalle des Gemeindehauses<br />
und beim Restaurant Treffpunkt wurden<br />
ebenfalls gut genutzt. Die Anzahl Tücher verspricht<br />
ein Wachstum von rund 200 Tuchmodulen,<br />
wodurch die Marke von 3000 überschritten<br />
werden könnte. Am 23. August trafen sich daher<br />
Freiwillige im Treffpunkt, um die Tücher in der<br />
Nähwerkstatt zusammenzufügen. Unter den<br />
helfenden Händen fanden sich auch Schülerinnen<br />
und Schüler sowie namhafte Gäste aus<br />
der Politik wie Gemeindepräsident Max Eugster<br />
oder Landammann Yves Balmer. Damit ist nun<br />
alles bereit für den 10. September. Bei schlechter<br />
Witterung wird das Ereignis um eine oder<br />
zwei Wochen verschoben. Als Organisatorin<br />
steht die Stiftung Dorfbild Herisau hinter der<br />
Austragung der künstlerischen Intervention, die<br />
den Dorfkern rund um die evangelische Kirche<br />
mit Windegg und Obstmarkt in einen rot-weissen<br />
Picknickplatz verwandeln soll. Die Stiftung<br />
verspricht sich mit dem «Tuchmanöver» eine<br />
neue Wahrnehmung des Zentrums mit den historischen<br />
Herrschaftshäusern. (pd)
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<strong>09</strong>/<strong>2023</strong> Gemeinde / Gesellschaft · 25<br />
STEFANIE DANNER TRITT<br />
AUS DEM GEMEINDERAT AUS<br />
Nur wenige Monate nach ihrer Wiederwahl<br />
im April hat Stefanie Danner ihren Rücktritt<br />
aus dem Herisauer Gemeinderat kommuniziert.<br />
«Mit Bedauern muss ich meinen<br />
vorzeitigen Rücktritt per 31. Dezember <strong>2023</strong><br />
bekannt geben», schriebt sie in einer Mitteilung.<br />
«Seit den Wahlen im April haben sich<br />
meine beruflichen Aufgabenfelder enorm<br />
verändert. Anstehende Grossprojekte lassen<br />
sich in meiner Leitungsfunktion im Konzern<br />
nicht mehr in einem reduzierten Pensum<br />
bewerkstelligen.» Danner politisierte in Herisau<br />
als Parteiunabhänige und stand dem<br />
Ressort Technische Dienste vor. «Auch wenn<br />
die Zeit in diesem Amt kurz war, so konnte<br />
ich doch viele Einblicke in die vielfältigen<br />
und verantwortungsvollen Aufgaben im Gemeinderat<br />
erhalten», liess sie verlauten. «An<br />
dieser Stelle gilt auch ein besonderer Dank<br />
den Herisauerinnen und Herisauern für die<br />
Unterstützung und das in mich gesetzte Vertrauen.»<br />
Wann die Ersatzwahl für den freien<br />
Platz im Gemeinderat stattfindet, ist noch<br />
nicht bekannt. (pd) Stefanie Danner. (Bild: Archiv)<br />
EIN EINBLICK IN<br />
KIRCHLICHE SOZIALARBEIT<br />
Nach der Fusion ist die Kirchgemeinde Appenzeller<br />
Hinterland im Begriff sich neu<br />
aufzustellen und zukünftige Schwerpunkte<br />
zu definieren. Hierzu gehört auch die Stärkung<br />
der kirchlichen Sozialarbeit vor Ort.<br />
Freiwillige aus der Kirchgemeinde konnten<br />
sich davon persönlich überzeugen. Fünfzehn<br />
Personen besuchten die Sozialwerkstätten<br />
VIAS und «läbeplus» in Winkeln.<br />
Hierbei handelt es sich um ein als Verein<br />
eingetragenes soziales Unternehmen, finanziert<br />
von der dafür im Jahre 2010 von<br />
der gleichnamigen Kirchgemeinde gegründeten<br />
«Stiftung Bild». Ein Team von 16 Mitarbeitenden<br />
investiert in Menschen mit<br />
dem Ziel, sie in den Arbeitsmarkt und die<br />
Gesellschaft einzugliedern. Wer in unserer<br />
leistungs- und gewinnorientierten Arbeitswelt<br />
aus unterschiedlichsten Gründen<br />
kaum Chancen hat, soll durch individuell<br />
geeignete Arbeitsplätze und Bewerbungstrainings<br />
qualifiziert werden. Insgesamt 56<br />
Personen arbeiteten 2022 in den Bereichen<br />
Reinigung, Umzug, Räumung und Entsorgung,<br />
Bau oder Gartenbau und Personal.<br />
Achtzehn von ihnen konnte gar eine Festanstellung<br />
vermittelt werden. «Wir orientieren<br />
uns, wie Jesus den Menschen begegnet<br />
ist: mit Wertschätzung und über soziale,<br />
religiöse und kulturelle Grenzen hinweg»,<br />
so die Verantwortlichen. «Jeder Mensch ist<br />
in der Lage, wertvolle Arbeit gemäss seiner<br />
spezifischen Begabung zu leisten», so<br />
Personalleiterin Yvonne Scherrer von der<br />
Sozialwerkstatt VIAS, was für Vernetzung,<br />
Integration, Arbeit und Soziales steht. Mitarbeitende<br />
seien häufig vom Sozialamt zugeteilte<br />
Flüchtlinge oder Langzeitarbeitslose<br />
und Sozialhilfebeziehende. In Absprache<br />
mit den Behörden werden individuelle<br />
Leistungsvereinbarungen getroffen und die<br />
Bezüge festgelegt. Ein innovatives ökologisches<br />
Vorzeigeprojekt ist im Entstehen,<br />
das derzeit 20 Dauerarbeitsplätze bietet.<br />
Schwerpunktmässig wird Schweizer Schafwolle<br />
zu Dämmmaterial, Gartenvlies und<br />
Düngerpellets verarbeitet. (zVg.)<br />
In der Sozialwerkstatt VIAS wird Schafwolle verarbeitet.<br />
<br />
(Bild: zVg.)<br />
EIN NAMHAFTER NEUZUGANG<br />
FÜR DAS TRAINERTEAM DES SC HERISAU<br />
Konstantin Kurashev (rechts) kommt aus Russland<br />
nach Herisau.<br />
(Bild: pd)<br />
Dem SC Herisau ist in der Vorbereitungsphase<br />
ein Transfercoup gelungen: Vom russischen<br />
KHL-Verein Avangard Omsk stösst<br />
Konstantin Kurashev zu den Appenzellern.<br />
Der 61-jährige Vater des Schweizer NHL-<br />
Spielers Philipp Kurashev von den Chicago<br />
Blackhaws kann ein umfangreiches Palmares<br />
vorweisen. Er spielte viele Jahre in der<br />
sowjetischen Liga und diversen Juniorennationalmannschaften,<br />
bevor er nach Österreich<br />
und später nach Davos wechselte.<br />
Dort startete er im Staff von Arno del Curto<br />
seine Trainerlaufbahn, die ihn im Profi- und<br />
Nachwuchsbereich zum SC Bern, den SCL<br />
Tigers sowie zu KHL-Vereinen führte. Kurashev<br />
kann also auf eine langjährige und<br />
erfolgreiche Laufbahn zurückblicken. Er<br />
befindet sich seit Kurzem im Trainingsbetrieb<br />
und ergänzt sich perfekt mit dem bisherigen<br />
Trainerstaff um René Stüssi, Beni<br />
Schmalbach und Stefan Allenspach. Seine<br />
analytischen Fähigkeiten, sein grosses Hockeywissen<br />
und seine motivierende Art<br />
sind eine Bereicherung für das ganze Team.<br />
Der SC Herisau startet dann am Samstag,<br />
29. September in die neue Meisterschaft. In<br />
der ersten Partie trifft die Mannschaft auswärts<br />
um 17.30 Uhr im Bergholz auf den EC<br />
Wil. (pd)
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<strong>09</strong>/<strong>2023</strong> Gemeinde / Gesellschaft · 27<br />
BEVÖLKERUNGSBEFRAGUNG ZUR<br />
KOMMUNIKATION DER GEMEINDE<br />
Kommende Woche startet die Umfrage<br />
zur Kommunikation der Gemeinde Herisau.<br />
Für die Umfrage arbeitet die Gemeinde<br />
mit dem OZG Zentrum für Gemeinden<br />
der Fachhochschule OST zusammen. Um<br />
ein aussagekräftiges Bild über die Bedürfnisse<br />
der Herisauer Bevölkerung zu gewinnen,<br />
wurden 1000 Herisauerinnen und<br />
Herisauer repräsentativ nach statistischen<br />
Kriterien ausgewählt. Sie erhalten eine persönliche<br />
Einladung zur Teilnahme. Gleichzeitig<br />
steht die Umfrage auch allen anderen<br />
Herisauerinnen und Herisauern offen. Die<br />
Beantwortung dauert rund 15 Minuten und<br />
kann unter folgendem Link erfolgen: www.<br />
ost.ch/befragung-herisau. Die Teilnahme<br />
ist vom Dienstag, 12. September, bis am<br />
Dienstag, 3. Oktober, möglich. Auf Wunsch<br />
kann auch ein gedruckter Umfragebogen<br />
bei den Zentralen Diensten der Gemeinde<br />
unter 071 354 54 54 angefordert oder<br />
am Empfangsschalter im Gemeindehaus<br />
bezogen werden. Ergänzend zur Umfrage<br />
wird im November ein Workshop mit Vertreterinnen<br />
und Vertretern verschiedener<br />
Zielgruppen stattfinden. Weitere Informationen<br />
dazu folgen. Die Resultate aus der<br />
Bedürfnisabklärung fliessen in die Überarbeitung<br />
des Kommunikationskonzepts der<br />
Gemeinde Herisau ein. (gk)<br />
Direkt zur Umfrage:<br />
https://bit.ly/3Ko9xhf<br />
NEUE ENTFEUCHTUNGSANLAGE<br />
FÜR DAS SPORTZENTRUM<br />
Die neue Anlage für das Sportzentrum kostet rund 2100'000 Franken.<br />
Die Entfeuchtungsanlage in der Eishalle im<br />
Sportzentrum Herisau muss ersetzt werden,<br />
wie die Gemeinde in einer Mitteilung<br />
schreibt. Die im Jahre 2006 installierte<br />
Anlage sei am Ende ihrer Lebensdauer angelangt.<br />
In letzter Zeit waren vermehrt<br />
Reparaturen notwendig. Der Gemeinderat<br />
hat daher für den Kauf und die Installation<br />
einen Kredit von 210 000 Franken bewilligt.<br />
Dank kontinuierlicher Entfeuchtung der mit<br />
hoher Luftfeuchtigkeit angereicherten Hallenluft<br />
sorgt die Entfeuchtungsanlage für<br />
eine konstante und angenehme Luftfeuchtigkeit<br />
in der Eishalle. Damit wird eine Korrosion<br />
der Bauteile in der Halle vermieden.<br />
Die bestehende Anlage ist reparaturanfällig<br />
und kann nur durch hohe Unterhaltskosten<br />
überhaupt in Betrieb gehalten werden. Bei<br />
einer grösseren Reparatur müsste die Eishalle<br />
mehrere Wochen geschlossen werden.<br />
«Die neue Entfeuchtungsanlage ist<br />
energetisch auf dem neuesten Stand und<br />
zeichnet sich durch einen hohen Wirkungsgrad<br />
aus. Die bei der Entfeuchtung anfallende<br />
Abwärme wird für die Vorwärmung<br />
der Brennerzuluft genutzt», so die Gemeinde.<br />
Mit dem Wärmerückgewinnungsmodul<br />
kann ein Viertel der Anschlussleistung des<br />
Geräts eingespart werden. Beim derzeitigen<br />
Gaspreis entspricht dies einer Einsparung<br />
von jährlich rund 14 000 Franken.<br />
Die Investition von 210 000 Franken für<br />
den Kauf und die Installation der Entfeuchtungsanlage<br />
ist als gebundene <strong>Ausgabe</strong> im<br />
Voranschlag <strong>2023</strong> bereits berücksichtigt.<br />
Die neue Anlage wird anfangs Dezember<br />
geliefert. Nach der Montage und der Installation<br />
soll die Inbetriebnahmebereits Mitte<br />
Dezember erfolgen. (gk)<br />
(Bild: Archiv)<br />
ÖFFENTLICHER VORTRAG<br />
ZUM «TABU SUIZID»<br />
Zur Kulturgeschichte der Menschheit gehörte<br />
stets auch der Wunsch, sich das Leben<br />
selbst zu nehmen. Die Frage, ob ein<br />
Mensch selbst seinen Tod wählen darf,<br />
führt häufig zu Debatten. Die Frage betrifft<br />
das grundsätzliche Lebensverständnis<br />
und lässt deshalb kaum jemanden unberührt.<br />
Man muss geradezu Stellung beziehen<br />
– und zwar schon in der Wortwahl. Im<br />
Mittelalter sprach man unter anderem von<br />
«Selbst-Entleibung», so als könnte sich das<br />
«Selbst» von seinem Leib trennen. Der Begriff<br />
Selbstmord stammt wahrscheinlich<br />
aus dem 16. Jahrhundert und geht auf eine<br />
Wendung Martin Luthers zurück. Dabei<br />
wird die Tat bereits im Begriff als Mord gewertet<br />
und damit als schwere Straftat. Freitod<br />
hingegen ist ein Ausdruck, der auf das<br />
philosophische Werk «Also sprach Zarathustra»<br />
(1884) von Friedrich Nietzsche zurückgeht.<br />
Darin heisst es: «Den freien Tod<br />
predige ich Euch, der nicht heranschleicht<br />
wie Euer grinsender Tod, sondern der da<br />
kommt, weil ich es will.» Dr. Vidakovic<br />
geht am 6. September um 19 Uhr in ihrem<br />
Referat vertieft auf das Tabuthema Suizid<br />
ein und beantwortet im Anschluss an ihre<br />
Ausführungen Fragen. Der Vortrag findet<br />
im Krombachsaal des Psychiatrischen Zentrums<br />
AR statt, der Eintritt ist frei. (pd)
28 · Unsere Gärten <strong>09</strong>/<strong>2023</strong><br />
«ICH LERNE UND BEGREIFE AUS<br />
DEM KREISLAUF DER NATUR»<br />
Kathrin Klüssmann Bozoglu ist in Herisau neu für die Pilzkontrolle verantwortlich. Ihre Naturverbundenheit<br />
spiegelt sich sowohl in der Leidenschaft für diese komplexen Arten als<br />
auch in ihrer Freude an Pflanzen, Tieren und Menschen.<br />
Die eingesessene Herisauerin wurde ursprünglich<br />
in Zürich geboren. Bald darauf<br />
zog die Familie auf den Hof im Stuehl 2537.<br />
«Hier aufzuwachsen, war der Hammer»,<br />
strahlt Kathrin Klüssmann Bozoglu. Ihre<br />
eigene Primarschulzeit verbrachte sie im<br />
Schulhaus Müli. Der Ältere ihrer beiden Söhne<br />
hat soeben in die Oberstufe gewechselt<br />
und sie fühlt sich an die eigene Jungendzeit<br />
erinnert: «Die ersten zwei Wochen sind<br />
schon heftig und der Schulweg ist nun um<br />
einiges länger. Im Moment fährt er noch mit<br />
dem Velo, aber die Töffliprüfung wurde zum<br />
Ziel erklärt», lacht sie.<br />
Übernahme der amtlichen Pilzkontrollstelle<br />
Beim Eingang zum Haus trifft der Besuch<br />
nicht nur auf die stürmische Begrüssung<br />
durch Hofhund Pancho, sondern auch auf<br />
das Schild «Amtliche Pilzkontrolleurin».<br />
Selbst begeisterte Pilzsammlerin, übernahm<br />
die 43-jährige Klüssmann Bozoglu dieses<br />
Amt von Bernadeth Rechsteiner. «Ich ging<br />
früher zu Bernadeth in die Pilzkontrolle und<br />
habe sie mit meinen vielen Fragen wohl beinahe<br />
in den Wahnsinn getrieben», sagt die<br />
frisch erkorene Pilzkontrolleurin. «Wenn<br />
mich etwas interessiert, dann muss ich das<br />
sehr detailliert wissen. Ich will alles einordnen<br />
und verstehen können», beschreibt sie<br />
«Der Pilz ist<br />
weder Tier<br />
noch Pflanze.»<br />
sich selbst. Von ihrer Mutter hat sie die Liebe<br />
zur Natur, von «Pilzzügen» während ihrer<br />
Kindheit kannte sie einige essbare Pilze. Als<br />
Erwachsene realisierte sie, dass es darüber<br />
hinaus eine enorme Vielfalt gibt. Das stimulierte<br />
ihre Neugier und sie eignete sich viel<br />
Wissen im Selbststudium und im Austausch<br />
mit anderen Pilzbegeisterten an.<br />
Die Prüfung zur Pilzkontrolleurin war ihr<br />
lange ein Dorn im Auge: «Meine Prüfungsangst<br />
war immer schon eine enorme Herausforderung<br />
und auswendig lernen ohne<br />
Praxisbezug funktioniert bei mir nicht»,<br />
beurteilt sie ihre Vorbehalte rückblickend.<br />
Ganz anders erlebte sie dieses «schwierige<br />
Lernen» aber bei der Erforschung der Pilze.<br />
Eine nicht endende Faszination für diese verborgene<br />
Welt und die Unterstützung aus ihrem<br />
Umfeld motivierten sie letztes Jahr, alle<br />
fünf mündlichen und schriftlichen Einzelprüfungen<br />
zu absolvieren. Entsprechend stolz<br />
ist sie darauf. Abgenommen wurden diese<br />
durch die VAPKO, die Vereinigung Amtlicher<br />
Pilzkontrollorgane der Schweiz. Für die<br />
Deutschschweiz finden Kurse und Prüfungen<br />
in den Fächern Giftpilze, Gesetzgebung, Mykologie<br />
und Toxikologie, Pilzartenerkennung<br />
und Kontrolltechnik in Landquart statt.<br />
Ein wertvoller Wissensschatz<br />
«Für die Kurse bringen alle Teilnehmenden<br />
möglichst viele verschiedene Pilzexemplare<br />
mit», erzählt die Kontrolleurin. Die Stimmung<br />
sei vom Sammlerglück beseelt, leicht<br />
euphorisch und freudig ansteckend. Sie gerät<br />
ins Schwärmen: «Dort trifft man regelrechte<br />
Pilzwahnsinnige und es ist einfach<br />
nur schön – wie im Pilzlihimmel!» Besonders<br />
schätzt sie bei diesen Zusammentreffen,<br />
dass Gleichgesinnte ihr Wissen bereitwillig<br />
teilen und sich so gegenseitig fördern.<br />
«Letztlich geht es bei dieser Aufgabe auch<br />
um Leben und Tod. Als Kontrollstellen tragen<br />
wir grosse Verantwortung», wird Klüssmann<br />
Bozoglu ernst. Deshalb sei es das<br />
erklärte Ziel von allen, dass eine möglichst<br />
grosse Auswahl an Pilzen zur Bestimmung<br />
vorhanden sei. Im Vorfeld mobilisieren dazu<br />
alle ihr eigenes Netzwerk, um auch speziellere<br />
Exemplare beizusteuern. «Wir müssen<br />
möglichst alles sehen, den frischen Pilz, den<br />
intakten aber auch den kaputten Pilz. Dann<br />
wird gerochen, durch die Lupe geschaut, zerschnitten,<br />
mikroskopiert und alles im Wettlauf<br />
gegen die Frische analysiert.»<br />
Als Vorgabe wird ein regionales Wissensspektrum<br />
von etwa 200 Pilzsorten erwartet.<br />
Schweizweit existieren aber rund 6500 Pilzexemplare:<br />
«Man kann sich innerhalb einer<br />
Sorte wie den Cortinarien jahrelang spezialisieren.<br />
Weil die Bestimmung aufgrund der<br />
äusserlichen Merkmale so schwierig ist, hilft<br />
nur noch der Blick durchs Mikroskop oder der<br />
Griff zum Chemiekästli für die Detailuntersuchung<br />
der Sporen», erklärt Klüssmann. Sie<br />
freut sich bereits auf die Generalversammlung,<br />
wo auch kurze Wiederholungskurse angeboten<br />
werden. «Es ist schon so, dass man<br />
aus der Region eben oftmals die gleichen<br />
Pilze sieht, daher sind solche Kurse für die<br />
Erweiterung des Wissensschatzes enorm<br />
wertvoll.» In Herisau besteht kein eigener<br />
Pilzverein, der nächstgelegene befindet sich<br />
in Schönengrund Wald. Umso mehr schätzt<br />
die hiesige Gemeinschaft, dass die Gemeinde<br />
Herisau weiterhin eine eigene Kontrollstelle<br />
anbietet. Der Auftrag der Pilzkontrolleurin<br />
umfasst die Erreichbarkeit während<br />
der Saison. Unter der Telefonnummer 078<br />
687 73 62 können Nachrichten auf dem Anrufbeantworter<br />
hinterlegt werden, dann ruft<br />
sie umgehend zurück. Meist muss es schnell<br />
gehen, denn die Bestimmung muss im Frischestadium<br />
geschehen. Für ausgefallenere<br />
Pilzbestimmungen bietet sich der Montag<br />
an, wo sie jeweils auf der Kontrollstelle in<br />
St. Peterzell anzutreffen ist: «Dort haben wir<br />
mehr Zeit für die Sammler und können deren<br />
Kompetenzen gezielter fördern.»<br />
Diese kontinuierliche Vergrösserung des<br />
Wissensschatzes sei es, was die Faszination<br />
letztlich ausmache. Wichtig für die exakte<br />
Bestimmung ist, dass man den ganzen Pilz<br />
mitbringt. Vor Kurzem brachte jemand einen<br />
vermeintlichen Champignon mit weissen<br />
Lamellen unter dem Pilzhut: «Knapp daneben!<br />
Champignons haben rosa bis dunkle<br />
Lamellen, das weiss dieser Pilzsammler jetzt<br />
auch», erzählt Klüssmann Bozoglu. Wenn<br />
keine Bestimmung erfolgen kann oder ein<br />
giftiges Exemplar identifiziert wird, muss<br />
sie den Pilz aus Sicherheitsgründen entsorgen.<br />
«Die meisten Pilzvergiftungen geschehen<br />
aber nicht mit giftigen Pilzen, sondern<br />
mit verdorbenen», erklärt sie. «Hier gilt wie<br />
Die Schmetterlingstramete.
<strong>09</strong>/<strong>2023</strong> Unsere Gärten · 29<br />
es macht Spass herauszufinden, was einem<br />
schmeckt.» Der Erhalt des magischen Kreislaufs<br />
der Natur liegt ihr am Herzen. «In meinem<br />
wilden Garten blüht’s und summt’s, alles<br />
regeneriert sich mehrfach selbst und kommuniziert<br />
untereinander. Ich brauche keine<br />
Insektizide. Diesen Sommer habe ich erstmals<br />
wieder riesige Heuschrecken entdeckt<br />
und mich sehr darüber gefreut, dass alles<br />
zurückkommt, wenn man es nur zulässt.» Der<br />
wilde Fenchel für die Ansiedlung des Schwalbenschwanz-Schmetterlings<br />
zeigt Wirkung,<br />
die prächtigen Raupen brachte sie aber in<br />
die Sicherheit eines kleinen Terrariums, weil<br />
gierige Amseln lauerten. «Die haben genug<br />
Futter in meinem Garten, da musste ich einschreiten!».<br />
Für die Familie erntet sie Früchte<br />
und Gemüse für den täglichen Gebrauch. Im<br />
Garten bestaunt man Baumspinat, Topinambur,<br />
wilde Möhren, exotische Tomatensorten<br />
oder Eibisch. Für den Hofladen fabriziert sie<br />
Chilipulver und getrocknete Kräuter. Je nach<br />
Saison stellt sie auch Honigessig her, dabei<br />
respektiert sie die natürlichen Zyklen: «Es<br />
hat nicht immer von allem, die Natur ist keine<br />
Dauerproduzentin.»<br />
Die Pilzkontrolleurin Kathrin Klüssmann in ihrem wilden Naturgarten.<br />
bei jedem frischen Lebensmittel: Genau ansehen,<br />
daran riechen und auf den Instinkt<br />
vertrauen!»<br />
Pilze im eigenen Garten<br />
Insgesamt wachse die Sammlergemeinschaft:<br />
«Teilweise sind meine Plätzchen im Wald<br />
schon abgeräumt, wenn ich komme.» Das ist<br />
Pech für die Sammlerin, aber viel wichtiger<br />
ist ihr die Rücksichtnahme im Wald. Sinnlose<br />
Zerstörung ist ihr ein Dorn im Auge, dafür<br />
gelte es, Kinder wie Erwachsene zu sensibilisieren.<br />
Biker sollten bitte auf ihren Wegen<br />
bleiben und Pilze sinnlos zu zertrampeln, sei<br />
ein Zeichen von mangelndem Respekt gegenüber<br />
der Natur. Inzwischen züchtet sie in ihrem<br />
Garten selbst Pilze. Dazu verwendet sie<br />
sogenannte Impfdübel, das sind Holzdübel,<br />
die mit Pilzmyzel (Pilzsporen) geimpft sind.<br />
Eingeschlagen in Holzstämme, durchdringt<br />
das Myzel während Monaten das Holz. Wenn<br />
es gelingt, wachsen schliesslich aussen am<br />
Stamm die Pilze. Die Gruppe dieser züchtbaren<br />
Pilze werden Saprobionten genannt.<br />
(Bilder: nr/zVg.)<br />
Edelpilze wie der Steinpilze hingegen sind<br />
Symbiosepilze, sie brauchen einen spezifischen<br />
Baumpartner oder eine bestimmte<br />
Pflanze und können nicht gezüchtet werden.<br />
«Gerade heute Morgen habe ich die ersten<br />
Stockschwämmli in meinem Garten entdeckt»,<br />
freut sich die Züchterin. Das sei ein<br />
Ereignis und ein Geschenk der Natur. «Das<br />
Spriessen der Pilze ist von vielen Faktoren<br />
abhängig. Die Trockenheit ist ihr Feind, sie<br />
bevorzugen Feuchtigkeit und Wärme und sie<br />
reifen in Schüben.»<br />
Aktuell hat die Saison bereits gestartet,<br />
aber in den letzten paar Tagen vor unserem<br />
Besuch war es zu trocken. Das sieht man<br />
auch an den Spalten in den Pilzhüten. Wenn<br />
die Sammlerin genug Pilze findet, werden sie<br />
auch im eigenen Hoflädeli angeboten. Pilze<br />
kann man einlegen, trocknen, gefrieren oder<br />
zu Pulver verarbeiten für Saucen, Suppen<br />
oder Pilzbutter. Für Interessierte gibt sie aktuell<br />
ein Gratiskochbuch ab. «Der Pilz ist weder<br />
Tier noch Pflanze, sondern eine dritte eigene<br />
Spezies. Es gibt viele essbare Sorten und<br />
Heilsames aus dem Hofladen<br />
Heilpflanzen sind eine Passion der Gärtnerin.<br />
Das reiche Pflanzenangebot verarbeitet<br />
sie zu Salben und Tinkturen. Um die Honigbienen<br />
sorgt sich ihr Mann Hüseyin, sie<br />
achtet darauf, dass über die ganze Saison<br />
etwas blüht. Das wertvolle Wachs und das<br />
Kittharz Propolis aus dem Bienenstock entfaltet<br />
seine Wirkung in Heilmitteln. Schon<br />
die Ägypter nutzten das Harz für die Mumifizierung.<br />
Seine antibakterielle Wirkung ist<br />
ein wertvoller Helfer für das menschliche<br />
Immunsystem.<br />
Die Verarbeitung ist aufwendig und erfolgt<br />
in mehreren Schritten, aber die Hofladenbetreiber<br />
legen hohen Wert auf Authentizität<br />
ihrer Produkte. Auch giftige Pflanzen<br />
halten sie in ihrem Garten, worauf sie als<br />
Mutter angesprochen wurde: «Kinder sollte<br />
man befähigen und aufklären, anstatt Angst<br />
zu schüren. Unsere Söhne haben von klein<br />
auf gelernt, was rund ums Haus wächst und<br />
sie durften früh einen respektvollen Umgang<br />
mit Gefahren lernen.» Die beiden erleben<br />
eine Mutter, die ihre Do-It-Yourself-Philosophie<br />
mit Fachliteratur ergänzt und mit<br />
stets neuen Erfahrungen bereichert. Ihren<br />
Hofladen haben die Klüssmanns selbst ausgebaut,<br />
ihre Produkte verkaufen sie unter<br />
dem Namen Stockwerk am Christkindlimarkt<br />
in Herisau. Der Name stammt von<br />
den Honigbienen und alle Produkte werden<br />
auch online vertrieben.<br />
<br />
Nadja Rechsteiner
30 · Kalender <strong>09</strong>/<strong>2023</strong><br />
Kalender<br />
September<br />
6. Öffentlicher Arztvortrag «Tabu Suizid»,<br />
Psychiatrisches Zentrum AR<br />
6. Lollipop - mehr als nur ein Chrabbeltreff,<br />
14-17 Uhr, evangelisch reformiertes<br />
Kirchgemeindehaus<br />
7. Trauercafé - Begegnungsort, 17 - 18.30<br />
Uhr, Kasernenstrasse 39a<br />
8. «My Shadow and Me» Schattenspiel<br />
Drew Colby, 20 Uhr, Figurentheater<br />
Herisau<br />
8. Last Avenue, Support: A Place Left To<br />
Hide, 19 Uhr, dä3.Stock<br />
9. 20 Jahre Brauerei BoFo, 14-2 Uhr,<br />
Chälblihalle<br />
9. Toni Vescoli Solo mit seinem «Wunschkonzert»,<br />
20 Uhr, alte Stuhlfabrik<br />
Herisau<br />
10. BIGNIK, 9-17 Uhr, Dorfzentrum Herisau<br />
10. Jubiläumskonzert Frauenchor Frohsinn<br />
Herisau, 17 Uhr, katholisches Pfarreiheim<br />
12. Schötze-Chörli, Club60plus, 14 Uhr,<br />
katholisches Pfarreiheim<br />
13. Kinderkleiderbörse, 9-11 und 13.30-14.30<br />
Uhr, Evang.-ref. Kirchgemeindehaus<br />
13. Öffentlicher Arztvortrag: «Feminismus<br />
und die neue Rolle des Mannes in der<br />
partnerlichen Beziehungsgestaltung»,<br />
19-20.30 Uhr, Krombachsaal, Psychiatrisches<br />
Zentrum AR<br />
14. Hulftegg-Meiersalp-Libingen, Wanderung<br />
mit Vitaswiss Herisau,<br />
Anmeldung bei Margrit Frehner unter<br />
071 393 10 24<br />
14. Mittagstreff, 11.30 Uhr, Casino Herisau<br />
15. Tag der offenen Tür der Infanterie<br />
Rekrutenschule 11, 9-17 Uhr, Ramsen<br />
15. Lotta, 19 Uhr, dä3.Stock<br />
16. Tag der offenen Tür der Infanterie<br />
Rekrutenschule 11, 9-17 Uhr, Ramsen<br />
16. 50 Jahre Stiftung Best Hope, 15-22 Uhr,<br />
Nieschbergstrasse 2346<br />
16. E-Bike-Tour «Tössbergland», Club-<br />
60plus, 9.20 Uhr, Bahnhof Gossau, Gleis<br />
4<br />
17. Grafik-Sammlung von Johann Ulrich<br />
Fitzi (1798-1855) aus der Hochblüte der<br />
Molkenkuren, Gemälde und Ortsansichten,<br />
historische Objekte, 14.00<br />
Uhr,Museum, Dorfplatz 2<br />
17. 50 Jahre Stiftung Best Hope, 10-12 Uhr,<br />
Nieschbergstrasse 2346<br />
19. Viehschau, 8.30 Uhr, Chälblihalle auf<br />
dem Kiesplatz<br />
19. Besichtigung «Chrüterei Stein», Club-<br />
60plus, 11.45 Uhr, Post Herisau<br />
20. Besichtigung der REGA Basis in St.<br />
Gallen Winkeln, Senioren Katholische<br />
Pfarrei Herisau Waldstatt Schwellbrunn,<br />
Anmeldung bis am 15., 13.45 Uhr,<br />
Bahnhof Herisau<br />
20. Einwohnerratssitzung, 17 Uhr, Gemeindehaus<br />
Herisau<br />
20. FC Herisau vs. FC Buchs, 20 Uhr, Ebnet<br />
21. Feuertage, 15-19 Uhr, im Naturhuus<br />
Herisau<br />
22. Feuertage, 9-19 Uhr, im Naturhuus<br />
Herisau<br />
22. Genuss Welt - Das Streetfood Festival<br />
Herisau, Ebnet<br />
22. Wiibli ond Mandli, 20 Uhr, alte Stuhlfabrik<br />
Herisau<br />
23. Feuertage, 9-17 Uhr, im Naturhuus<br />
Herisau<br />
23. Genuss Welt - Das Streetfood Festival<br />
Herisau<br />
23. Band X Ost-Reunion Party mit Kisani,<br />
Cossmo & Adenite, 19-2 Uhr, dä3.Stock<br />
23. Goofetheater 31, 9.30-12.30 Uhr, alte<br />
Stuhlfabrik Herisau<br />
23. SC Herisau vs. EC Wil, 17.30 Uhr,<br />
Bergholz Wil<br />
24. Sonntagscafé, 13.30-17 Uhr,<br />
Haus Wiesental<br />
24. Feuertage, 9-17 Uhr, im Naturhuus<br />
Herisau<br />
Regelmässig<br />
Wochenmarkt, jeden Samstag von<br />
8.30–12.30 Uhr, Obstmarkt<br />
Museum Herisau, Mittwoch<br />
bis Sonntag, 13–17 Uhr<br />
Figurentheater-Museum, jeweils am<br />
Mittwoch um 14–17 Uhr und Sonntag<br />
11–16 Uhr<br />
24. Genuss Welt - Das Streetfood Festival<br />
Herisau, Ebnet<br />
24. Goofetheater 31, 9.30-12.30 Uhr, alte<br />
Stuhlfabrik Herisau<br />
26. Psyche im Fokus - Für Angehörige: Offene<br />
Fragerunde - Fragen von Angehörigen<br />
an die Psychiatrie, 18.15-19.45 Uhr,<br />
Psychiatrisches Zentrum AR, Krombachsaal<br />
26. Wanderung «Variationen entlang der<br />
Thur», Club60plus, 11.50 Uhr, Bahnhof<br />
Herisau<br />
27. Öffentlicher Arztvortrag: «Palliative<br />
Care: Lebensqualität ist trotz schwerer<br />
Krankheit möglich», 19-20.30 Uhr, Spital<br />
Herisau<br />
27. Ostschweizer Jazz Kollektiv, 20 Uhr,<br />
alte Stuhlfabrik Herisau<br />
28. Mittagstreff, 11.30 Uhr, Casino<br />
29. N.I.C.K: Red Tape Redemption, 19-2 Uhr,<br />
dä3.Stock<br />
Oktober<br />
1. Freie Besichtigung, 14-16 Uhr, Altes<br />
Rathaus im Schwänberg<br />
1. Nomal! Gschichtä, Versli und meeh... 10<br />
Uhr, alte Stuhlfabrik Herisau<br />
1. FC Herisau vs. FC Vaduz 2, 15 Uhr, Ebnet<br />
1. FC Herisau 2 vs. FC Abtwil-Engelburg 2,<br />
16.30 Uhr, Kreckel Platz 1<br />
2. Erzählcafé zum Thema Bücher, 14-16<br />
Uhr, Haus Wiesenthal, Anmeldung unter<br />
071 353 50 30/ 071 890 06 63
<strong>09</strong>/<strong>2023</strong> Sternefööf · 31<br />
Sternefööfi<br />
DATENSCHUTZGESETZ AUF ASTROLOGISCH<br />
Ab dem 1. September <strong>2023</strong> gilt das neue Datenschutzgesetz.<br />
Vor allem im Berufsleben hat<br />
wohl der eine oder andere davon gehört, wurde<br />
geschult und sensibilisiert. Mit dem Ziel, zweckentfremdete<br />
Datensammlungen von natürlichen<br />
Personen einzudämmen, auch Profiling<br />
genannt, müssen die öffentliche Hand, privatrechtliche<br />
Unternehmungen aber auch Vereine<br />
und Privatpersonen mehr Transparenz in die Erhebung,<br />
Aufbewahrung und Löschung von erhobenen<br />
Daten gewähren. Dass bis zum 1. September<br />
<strong>2023</strong> schon eine monströse Menge an Daten<br />
gesammelt wurde, deren Zweckmässigkeit wohl<br />
kaum in allen Fällen belegt werden könnte, behandeln<br />
wir an dieser Stelle nicht. Darüber hinaus<br />
erklärt dieses Gesetz neu auch genetische<br />
und biometrische Daten als schützenswert.<br />
M<br />
F<br />
Daten sind ein Erdthema<br />
Als Astrologin suche ich die Übersetzung von<br />
Begrifflichkeiten aus dem Alltag in die Symbolsprache<br />
der Astrologie. Dadurch eröffnen sich<br />
neue Perspektiven und Zusammenhänge. Daten<br />
sind festgehaltenes Wissen. Indem sie erfasst,<br />
niedergeschrieben und abgespeichert werden,<br />
mutieren sie zu Marksteinen in unseren Leben.<br />
Daten können deshalb veralten, weil wir ständig<br />
im Prozess sind und uns verändern. Das verhält<br />
sich bei einer Adressänderung genauso wie bei<br />
der Gesundung nach einer Krankheit. Daten<br />
dokumentieren unser Leben und machen es<br />
sichtbar für andere. Gerade der Umstand, dass<br />
wir uns verändern, macht Daten aber auch zum<br />
Problem. Wenn meine gesundheitlichen Dispositionen<br />
abgespeichert sind, hat dies mitunter<br />
Auswirkungen auf künftige Versicherungsleistungen.<br />
Wenn mein Einkaufsverhalten erfasst<br />
wird, kann ich bei der weiteren Auswahl manipuliert<br />
werden. Wenn meine Vorgeschichte Fallhöhen<br />
hat, können meine Entwicklungschancen<br />
schwinden. Daten in verantwortungslosen Händen<br />
sind eine Gefahr. Jeder Missbrauch von Daten<br />
ist ein Eingriff in die Privatsphäre und damit<br />
in einen intimen Raum. In der schweizerischen<br />
Bundeverfassung steht, dass die Menschenwürde<br />
zu achten und zu schützen sei. Doch diese<br />
moralische Präambel versagt oftmals in der Realität<br />
der Schwächsten in unserer Gesellschaft.<br />
Die Analyse von Daten ist ein Thema des Erdzeichens<br />
Jungfrau. Im Ursprung enthält dieses<br />
Tierkreiszeichen die fast schon heilig anmutende<br />
Aufgabe, Physe und Psyche des Menschen in<br />
Einklang zu bringen. Durch die Auslegeordnung<br />
der körperlichen und seelischen Bedürfnisse<br />
und Fähigkeiten soll der Mensch seinen Platz<br />
auf dieser Welt erkennen. So gestärkt und verankert<br />
kann er sich sodann im Folgezeichen<br />
Waage durch Beziehungen im Aussen auch eine<br />
geistige Balance erarbeiten.<br />
Pluto in Jungfrau<br />
Diese modernen Auswüchse der Datenanalyse<br />
sind demnach ein Eingriff von aussen in einem<br />
Bereich, wo wir enorm verletzlich und sehr<br />
beschäftigt mit uns selbst sind. Aus astrologischer<br />
Perspektive ist es auch der Angriff unter<br />
der Gürtellinie, da das Zeichen Jungfrau genau<br />
unter dem Horizont liegt. Ist es da verwunderlich,<br />
dass unsere Alarmsysteme da abgehen?<br />
Stichwort Alarm: Wieso ist die Thematik des<br />
Datenschutzes bei den älteren Generationen<br />
viel angstbehafteter als bei den Jüngeren? Hier<br />
offenbart sich mit Pluto in Jungfrau eine spannende<br />
Thematik. Die Jahrgänge 1957 bis 1972<br />
haben diese Konstellation in ihren Horoskopen,<br />
da Pluto der Planet ist, der aus Erdperspektive<br />
am längsten für einen Umlauf benötigt. Dort wo<br />
Pluto steht, sind wir anfällig für Machtübergriffe,<br />
können also in allen Formen von Bindungen<br />
auch zu Opfern werden. Und wenn wir das Thema<br />
der missbräuchlichen Datenerhebung unter<br />
diesem Aspekt betrachten, besteht das Interesse<br />
unserer Konsumgesellschaft hauptsächlich<br />
an jenen Daten, die sichtbar machen, wo wir<br />
etwas wollen oder brauchen. Ob wir aber zu Opfern<br />
werden, ist nicht in Stein gemeisselt. Dazu<br />
hilft nicht nur ein Datenschutzgesetz sondern<br />
auch ein kritischer Blick auf die eigenen Vorstellungen.<br />
Denn diese führen dazu, dass wir uns<br />
binden. Was wir aus diesen Bindungen erhalten,<br />
kann auch ernüchtern. Und so ist Pluto eben<br />
auch der Meilenstein zwischen Erwartung und<br />
Realität. Denn er steht für jene regenerative Urkraft,<br />
sich von falschen (Konsum)Vorstellungen<br />
zu befreien und einen anderen, eigenen Weg zu<br />
gehen, natürlich mit den dazugehörigen Konsequenzen.<br />
Sind es diese Ausstiegsmöglichkeiten,<br />
die nun dieses Gesetz auch bietet? Wenn jede<br />
Privatperson verlangen kann, dass Daten, die<br />
keine Zweckmässigkeit mehr haben, auch wieder<br />
gelöscht werden, mutet es zumindest so an.<br />
Zarte Revolutionsgedanken<br />
Spielen wir das als Beispiel durch: Könnten wir<br />
nun künftig zum Beispiel unsere Social Media<br />
Konten löschen und vom Betreiber verlangen,<br />
dass unsere Daten gelöscht werden? Oder kann<br />
aufgrund der Einwilligung in deren Geschäftsbedingungen<br />
mit unseren Daten geschehen,<br />
was der Betreiber will? Das sind alles noch<br />
ungeklärte rechtliche Konsequenzen, die aus<br />
diesem neuen Datenschutzgesetz folgen dürften.<br />
Auf der persönlichen Ebene müssten wir<br />
dann allerdings wieder zu Brieffreundschaften<br />
und zu Telefonkontakt übergehen und unsere<br />
«Freunde» in der realen Welt pflegen. Schöner<br />
kann man Pluto nicht darstellen, er ist der<br />
Preis, den wir zahlen, für die Entscheidungen,<br />
die wir treffen. Diese gesetzliche Hilfestellung<br />
kommt zwar knochentrocken daher, gleicht für<br />
mich bei näherer Betrachtung aber einer noch<br />
stillen Revolution. Erneut erleben wir mit dem<br />
Epochenwandel einen Paradigmenwechsel,<br />
nun also auch im Bereich des Persönlichkeitsschutzes.<br />
Jedes Gesetz untersteht der Symbolik<br />
von Saturn. Dieser steht aktuell im Zeichen Fische,<br />
womit angezeigt ist, dass er grosse Visionen<br />
hat, die viel Kraft abfordern. Sieht man das<br />
Zeichen Fische als ein Ozean, dann peitschen<br />
die Wogen gerade um den Leuchtturm Saturn.<br />
Manch eine Sturmlampe mag dabei zu Bruch<br />
gehen und ob das Fundament halten wird,<br />
muss sich erst zeigen. Aber, um mit diesen starken<br />
Bildern zu schliessen, wer nicht wagt, der<br />
nicht gewinnt. (nr)<br />
Impressum<br />
Herausgeber / Druck<br />
Appenzeller Druckerei AG<br />
Kasernenstrasse 64<br />
9100 Herisau<br />
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Nadja Rechsteiner (nr)<br />
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T +41 71 354 64 64<br />
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