Ausgabe 08/2023
Das Magazin für Herisau und Umgebung. Erscheinungsdatum: 9.8.2023
Das Magazin für Herisau und Umgebung. Erscheinungsdatum: 9.8.2023
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Das Magazin für Herisau und Umgebung <strong>Ausgabe</strong> <strong>08</strong> ⋅ 9. August <strong>2023</strong><br />
DORIS GANTENBEIN BRINGT<br />
«ELTERNKUNST» NÄHER ⋅ 04<br />
OFFIZIERIN NATHALIE GRATZER<br />
ÜBER FRAUEN IM MILITÄR ⋅ 10<br />
IN DER KULTURWERKSTATT<br />
TRADITIONEN HAUTNAH ERLEBEN ⋅ 14<br />
MAURO IMPELLIZZERI SCHAFFT<br />
PERFEKTE NATURGÄRTEN ⋅ 28
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Herisau, Schönengrund, Teufen, Urnäsch<br />
Die Gemeinde Herisau gratuliert ihren Lernenden Vesa Shkoza,<br />
Alfa Djana Casado und Lea Koller zur abgeschlossenen Lehre und<br />
wünscht ihnen für die Zukunft alles Gute.<br />
Appenzell<br />
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078 781 60 60<br />
info@willi-reinigungen.ch<br />
Region St. Gallen - Appenzell<br />
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<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Herischau · 3<br />
HERISAU FESTET DOPPELT<br />
ZUM FERIENABSCHLUSS<br />
Das Ende der Ferienzeit ist meistens mit<br />
Wehmut verbunden. Strand wird gegen Büro<br />
getauscht, Drinks mit Schirmchen weichen<br />
Kaffeetassen und Kinder müssen wieder zeitig<br />
zu Bett. Um am letzten Wochenende vor<br />
der Rückkehr in den Alltag noch einmal Ferienstimmung<br />
zu verbreiten, finden im Dorf<br />
gleich zwei Feste statt. Freitag und Samstag,<br />
11. und 12. August, lädt der Treffpunkt gemeinsam<br />
mit dem Verein Appenzeller Kulturevent<br />
zum «Fest am Chreisel». Zusammen bieten sie<br />
eine Mischung aus Speisen, Getränken und<br />
Rahmenprogramm. «Wir wurden angefragt,<br />
das Teffpunkt-Fest wiederzubeleben und gemeinsam<br />
zu organisieren», erklärt Christoph<br />
Widmer von der Dock-Gruppe. «Am Freitag ab<br />
17 Uhr und am Samstag ab 11 Uhr treten unter<br />
anderem der Musikverein, der Jodlerclub Alpeblueme<br />
und verschiedene DJs auf. Für die<br />
kleinen Gäste bieten wir kostenlose Filme und<br />
ein Figurentheater, für Speisen und Getränke<br />
sorgen die Metzgerei Scheiwiller, die Wyburg<br />
und Appenzeller Bier.» Mit dem Fest zum Ferienabschluss<br />
soll der Herisauer Bevölkerung<br />
ein entspannter Ferienausklang geboten werden.<br />
«Wir wollen, dass der Treffpunkt wieder<br />
ein Ort wird, der seinem Namen gerecht wird.<br />
Und da wir nicht alles selbst machen können,<br />
sind wir auf Partner und Vereine aus der Region<br />
angewiesen», erklärt Widmer. «Die Organisation<br />
dieses Festes hat gezeigt: Gemeinsam<br />
können wir Herisau und den Menschen hier<br />
etwas Tolles bieten. Genau deshalb haben wir<br />
jeweils am ersten Montag und dritten Mittwoch<br />
des Monats einen runden Tisch, an dem<br />
alle eingeladen sind, ihre Ideen einzubringen.»<br />
Seit der Neueröffnung des Treffpunkts<br />
Ende April seien die Rückmeldungen zum<br />
neuen Konzept mit Mitarbeitenden aus dem<br />
zweiten Arbeitsmarkt positiv. «Die Akzeptanz<br />
der Gäste ist hoch, wenn Fehler passieren»,<br />
so Widmer. «Es ist schön zu sehen, wie das<br />
unseren Mitarbeitenden Mut macht. Das Fest<br />
bietet eine weitere Möglichkeit, wertvolle Erfahrungen<br />
zu sammeln.» Der Kritikpunkt, dass<br />
im Treffpunkt bislang nur mit Bargeld bezahlt<br />
werden kann, soll bald behoben werden.<br />
Nicht nur am Kreisel beim Obstmarkt<br />
wird am letzten Wochenende der Sommerferien<br />
gefestet, sondern auch nur wenige<br />
Schritte entfernt. Der Gassenverein Oberdorfstrasse<br />
lädt am Samstag, 12. August,<br />
bei der neuen Holz-Lounge hinter dem Regierungsgebäude<br />
zum Gassen-Treff. Von 11<br />
bis 13 Uhr wird bei schönem Wetter gegrillt.<br />
«Die Idee ist, dass sich die Anwohnerinnen<br />
und Anwohner der Oberdorfstrasse bei<br />
Wurst und Getränken besser kennenlernen.<br />
Es sind aber auch alle anderen herzlich willkommen»,<br />
sagt Präsidentin Livia Götz. «Es<br />
soll ein gemütliches Beisammensein mit bekannten<br />
und neuen Gesichtern sowie spannenden<br />
Gesprächen sein.»<br />
<br />
Sergio Dudli<br />
Im Augschte<br />
10. AUGUST<br />
Welt-Löwen-Tag<br />
13. AUGUST<br />
Internationaler Linkshändertag<br />
Dieser Tag wurde 1976 vom Amerikaner<br />
Dean Campbell ins Leben gerufen, nachdem<br />
er im Jahr zuvor bereits die weltweit<br />
erste Vereinigung für Linkshänder gegründet<br />
hatte. Campbell selbst wurde in<br />
seiner Schulzeit zum Schreiben mit der<br />
rechten Hand gezwungen. Mit diesem<br />
Aktionstag wollte er unter anderem auf<br />
negativen Folgeerscheinungen wie motorische<br />
Probleme hinweisen, die durch<br />
diese Umerziehung entstehen können.<br />
25. AUGUST<br />
Tag der Konservendose<br />
28. AUGUST<br />
Tag des Rotweins<br />
hesch gwösst?<br />
Der August hiess im altrömischen Kalender<br />
Sextilis und war damals noch der<br />
sechste Monat. Erst durch den Wechsel<br />
zum julianischen Kalender kam der August<br />
zu seinem heutigen Namen.<br />
Die neuen Betreiberinnen und Betreiber des Treffpunkts laden zum «Fest am Chreisel».<br />
(Bild: sd)<br />
Titelbild: Doris Gantenbein bringt Elternkunst<br />
näher. (Bild: hst)
4 · Porträt <strong>08</strong>/<strong>2023</strong><br />
EINFÜHLSAMKEIT STATT<br />
ERHOBENER ZEIGEFINGER<br />
Die ausgebildete Primarlehrerin Doris Gantenbein hat ihre Kinder weder erzogen noch zur<br />
Schule geschickt. Ihre Familie und vor allem ihre Kinder hätten von diesem Lebensmodell<br />
profitiert. Die Lebenshaltung dahinter nennt sie «Elternkunst».<br />
Beziehung statt Erziehung: Nach diesem<br />
Motto haben Doris und Bruno Gantenbein<br />
ihre drei Kinder aufwachsen lassen. Auch die<br />
Schule mussten sie nie besuchen, sondern<br />
lernten, was sie wollten und wann immer sie<br />
bereit dazu waren. Die Lebenshaltung dahinter<br />
nennt Doris Gantenbein «Elternkunst».<br />
Diese sei jedoch unabhängig davon, welchen<br />
Bildungsweg die Eltern für ihre Kinder wählen<br />
würden. Darüber berichtet sie seit mehreren<br />
Jahren in ihrem Blog, bietet Coaching-Kurse<br />
und eine Ausbildung an. Auch zwei Bücher<br />
hat Doris Gantenbein bereits veröffentlicht.<br />
2015 beschreiben sie und ihr Mann im Buch<br />
«Das Wahren der Einzigartigkeit» ihr Leben<br />
ohne Schule, 2022 publiziert Doris Gantenbein<br />
das Buch «Elternkunst», welche die innere<br />
Haltung beschreibt, um «tiefe Herzverbindung<br />
mit dem Kind erleben zu dürfen».<br />
Sie ist überzeugt, «Elternkunst» sei nicht nur<br />
lernbar, sondern auch salonfähig. Ihre Familie<br />
sei das beste Beispiel.<br />
Darum geht’s: Kinder sollen ohne Machtspiele<br />
und Leistungsdruck, mit viel Verbundenheit,<br />
Liebe und gegenseitiger Kooperation<br />
bedürfnisorientiert aufwachsen. So kann das<br />
familiäre Zusammensein entspannt und mit<br />
Leichtigkeit genossen werden. Das Konzept<br />
klingt beinahe zu schön, um wahr zu sein.<br />
Und ich muss zugeben, ich bin skeptisch –<br />
zumal ich selbst zwar sehr liebevoll, aber dennoch<br />
mit klaren Grenzen erzogen wurde. Um<br />
mir ein Bild von dieser Lebensweise zu machen,<br />
besuche ich die Familie Gantenbein.<br />
In einem modernen Einfamilienhaus-<br />
Quartier werde ich bereits kurz vor der Haustür<br />
von Familienhund Roger vom Garten<br />
aus begrüsst. An der Tür geklingelt, öffnet<br />
Doris Gantenbein: Eine rund fünfzigjährige<br />
Frau mit braunen, langen Haaren, lockerem<br />
Kleidungsstil und mit einem sympathischen<br />
Lächeln. Der Australian Shepherd ist mittlerweile<br />
im Gang und beschnüffelt den Gast. Es<br />
riecht nach frischem Brot. «Meine Töchter<br />
Sara und Olivia backen», erklärt sie. In der<br />
Küche angekommen, begrüssen mich beide.<br />
Wir gehen in den Wintergarten. Orangegelbe<br />
Tücher schützen vor der Sonne, eine<br />
Hängematte lädt zum Schaukeln ein – der<br />
Raum wirkt entspannend und gemütlich.<br />
«Hier fühlen wir uns wohl.» Sie hätten sich<br />
ihr eigenes Paradies schaffen können. Was<br />
besonders wertvoll war, als die Kinder noch<br />
klein waren. Heute sind die Töchter Sara und<br />
Olivia 22 und 19 Jahre alt, Sohn Nalin steht<br />
kurz vor seinem 18. Geburtstag. Auf deren<br />
Kindheit blickt Doris Gantenbein glücklich<br />
zurück. «Das Mutterdasein hat mich erfüllt,<br />
ich konnte meine Kinder ‹richtig› geniessen.»<br />
«Lerninteresse<br />
kommt<br />
bei Kindern<br />
von alleine.»<br />
Kinder lernen spielerisch<br />
Doris Gantenbein ist gelernte Primarschullehrerin.<br />
Während ihrer fünfjährigen Berufszeit<br />
stellt sie das Schulsystem erstmals in<br />
Frage. «Ich konnte auf die Schülerinnen und<br />
Schüler nicht so eingehen, wie ich dies gerne<br />
getan hätte. Das System war mir zu eng.» Um<br />
sich umzuorientieren, kündet Doris Gantenbein<br />
ihre Stelle. Eine Woche später bemerkt<br />
sie ihre Schwangerschaft. «Für mich war klar,<br />
dass die Mutterschaft meine neue Aufgabe<br />
sein wird. Ich wollte zu hundert Prozent<br />
Mama sein.» Bruno und Doris Gantenbein<br />
entscheiden sich für ein klassisches Familienmodell<br />
– er geht weiterhin dem Beruf nach,<br />
sie widmet sich den Kindern und dem Haushalt.<br />
Und ebenfalls klar ist für beide: Ihre Kinder<br />
sollen keine öffentliche Schule besuchen.<br />
Sie suchen nach alternativen Schulen,<br />
welche den Fokus auf das Lernbegleiten,<br />
statt auf Schulfächer, Hausaufgaben und<br />
Prüfungen legen. Obwohl ihnen mehrere<br />
Schulen gefallen, erfüllt keine Gantenbeins<br />
Vision vollständig. Schnell beschliessen sie,<br />
den Weg ohne Schule gehen zu wollen. Als<br />
Sara fünf Jahre alt ist, kommen sie erstmals<br />
mit dem Begriff «Unschooling» in Berührung.<br />
Es bezeichnet das vom Kind geleitete Lernen<br />
im eigenen Wohn- und Lebensumfeld. «Wir<br />
waren von der Idee begeistert, dass wir unsere<br />
Kinder zu Hause aufwachsen lassen und<br />
sie in ihrem Tempo spielerisch lernen dürfen.<br />
Eigentlich beschrieb es genau das, was wir<br />
bereits seit drei Jahren umsetzten und lebten<br />
– wir wussten nur nicht, dass es dafür<br />
ein Wort gibt.» Und so sei es auch gewesen.<br />
Doris und Bruno Gantenbein haben zu Hause<br />
nie unterrichtet, eine Lektion organisiert,<br />
ihre Kinder zum Lesen, Schreiben oder Rechnen<br />
animiert. «Unsere Kinder haben wirklich<br />
alles nebenbei beim Spielen gelernt. Sie<br />
konnten zudem in viele Themen eintauchen,<br />
welche in der Schule nicht behandelt worden<br />
wären.»<br />
Vorleben statt unterrichten<br />
Dass Bildung auch so funktionieren kann, ist<br />
für die Mutter eine logische Schlussfolgerung.<br />
«Wird in einem Haus gelesen und geschrieben,<br />
werden es die Kinder früher oder<br />
später auch wollen.» Ein Beispiel: Als Sara<br />
etwa vier Jahre alt ist, fragt sie ihre Mutter,<br />
weshalb sie auf die Briefcouverts ein Tipi<br />
male. Gantenbein erklärt ihr den Grund, und<br />
dass dies der Buchstabe A sei. Von da an<br />
steigt das Interesse an weiteren Buchstaben,<br />
weshalb ihre Eltern zur Unterstützung eine<br />
Buchstabentabelle aufhängen. «Wann immer<br />
wir merkten, dass sich bei den Kindern ein<br />
Lernfenster öffnete, stellten wir entsprechendes<br />
Material zur Verfügung – jedoch ohne<br />
jegliche Erwartungen.» Auch hätten sie die<br />
Kinder nicht zum Lernen motiviert. Gantenbein<br />
ist überzeugt, das Lerninteresse komme<br />
bei Kindern von alleine. Und wenn nicht jetzt,<br />
dann zu einem späteren Zeitpunkt.<br />
Doris Gantenbeins ursprünglicher Beruf<br />
scheint von Vorteil zu sein. «Nicht unbedingt»,<br />
sagt sie. «Klar konnte ich beispielsweise<br />
von einem Wissen über Lesemethoden<br />
profitieren. Doch oft sehen sich<br />
ehemalige Lehrpersonen mit dem Problem<br />
konfrontiert, dass sie nur schwer vom klassischen<br />
Schuldenken wegkommen.» Sie sei<br />
überzeugt, dass dieses Lebensmodell weder<br />
eine Lehrperson, noch eine pädagogische<br />
Ausbildung benötige. Wichtig sei lediglich,<br />
dass man dem Lernrhythmus und den Interessen<br />
der Kinder gegenüber offen sei. Das<br />
Internet und die Vernetzung mit gleichgesinnten<br />
Familien würden alle Informationen<br />
zugänglich machen.<br />
Das klingt mir zu einfach. Vor allem wenn<br />
ich an Kinder mit Migrationshintergrund denke,<br />
deren Eltern allenfalls fehlende Deutschkenntnisse<br />
haben. Auch die Finanzierung<br />
stelle ich mir nicht immer einfach vor – die<br />
Kosten für Schulmaterialen müssen selber<br />
getragen werden und mindestens ein Elternteil<br />
muss stetig bei den Kindern sein. Gantenbein<br />
sieht bei beiden Szenarien keine<br />
Probleme. Das Lebensmodell sei für alle Familien<br />
umsetzbar – egal ob in einer kleinen<br />
oder grossen Wohnung, in der Stadt oder auf<br />
dem Land, bei Familien mit oder ohne Migrationshintergrund.<br />
«Wir kennen Familien,<br />
welche an anderen Orten gespart haben, um
<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Porträt · 5<br />
Doris Gantenbein hat bei ihren Kindern auf Beziehung statt Erziehung gesetzt. Die Lebenshaltung dahinter nennt sie Elternkunst.<br />
(Bild: hst)<br />
sich diese Lebensweise zu erlauben. Wichtig<br />
ist die Präsenz der Eltern und eine ganzheitliche<br />
Lernumgebung, in der sich die Kinder frei<br />
entfalten können.» Dafür orientierte sich das<br />
Paar an den Komponenten Spirit, Hand, Herz<br />
und Kopf. Der Spirit sorge dafür, dass Kinder<br />
ihrem inneren evolutionären Impuls entsprechend<br />
wirken können. Eine ganzheitliche Umgebung<br />
dürfe nicht steril sein, damit die Welt<br />
mit den Händen entdeckt und erkundet werden<br />
könne. Das Herz stehe für die Beziehung<br />
zwischen Eltern und Kind und der Kopf für das<br />
Wissen, respektive für den natürlichen Wissensdurst,<br />
den es bestmöglich zu stillen gelte.<br />
Unschooling aktuell unzulässig<br />
Heute ist das Lernmodell in der Schweiz nicht<br />
mehr zulässig. Zwar würden laut Christoph<br />
Zimmermann, Amtsleiter ad interim des Amts<br />
für Volksschule und Sport, in Herisau aktuell<br />
sieben Kinder zu Hause unterrichtet. Hierbei<br />
handle es sich aber um Hausunterricht und<br />
nicht um Unschooling. «Alle Kinder haben<br />
das Recht und die Pflicht auf eine Beschulung<br />
in einer Volksschule. Der Lehrplan der<br />
Volksschule Appenzell Ausserrhoden muss in<br />
jedem Fall eingehalten werden.» Zudem würden<br />
ab einem gewissen Alter Leistungstests<br />
durchgeführt, um die Lernfortschritte zu messen.<br />
Privatschulung und Unterricht in einer<br />
Privatschule im Kanton böten grundsätzlich<br />
Platz für verschiedene Formen von Unterrichtsgestaltung,<br />
sagt Zimmermann weiter.<br />
Eine Beschulung im Sinne des Unschoolings<br />
würde aber aus behördlicher Sicht dem verfassungsrechtlichen<br />
Anspruch auf ausreichende<br />
Beschulung widersprechen.<br />
Doris Gantenbein ist anderer Meinung.<br />
Bereits ihre Kinder hätten einmal jährlich<br />
standardisierte Leistungstests absolvieren<br />
müssen, hätten diese jedoch mit Bestleistungen<br />
bestanden. Gegenüber den Behörden<br />
hätten sie ihr Lernmodell immer offen<br />
kommuniziert und auch jetzt, wo es bei ihren<br />
Kindern um die Berufswahl ginge, habe<br />
keines der dreien Schwierigkeiten mit dem<br />
Wechsel ins öffentliche Schulsystem gehabt.<br />
Im Gegenteil: Sara hat vergangenes Jahr die<br />
Schweizer Matura als Klassenbeste abgeschlossen.<br />
Im Herbst startet sie ihr Jura-Studium.<br />
Ihre jüngere Schwester Olivia befindet<br />
sich zurzeit in einem Onlineschulprogramm,<br />
dessen Abschluss den Stellenwert der Fachmittelschule<br />
hat. Und Nalin arbeitet aktuell<br />
nach einem Jahr mit diversen Praktika und<br />
einem daraus resultierenden Jobangebot<br />
bei einem Bauunternehmen. Auch an sozialen<br />
Kontakten habe es den Kindern nie gefehlt.<br />
Statt in der Schule, hätten diese nur<br />
eben im Quartier oder in verschiedenen Vereinen<br />
stattgefunden. Auch innerhalb ihres<br />
Unschooling-Netzwerks hätten die Kinder<br />
spannende und internationale Kontakte geknüpft.<br />
Rückblickend würde sie ihre Kinder wieder<br />
gleich aufwachsen lassen – auch wenn diese<br />
Lebensweise für die breite Gesellschaft unkonventionell<br />
sei. Und dies nicht nur im Hinblick<br />
auf deren Bildung. «Die breite Meinung<br />
ist, dass nicht erzogene Kinder machen und<br />
lassen können, was sie wollen. Das stimmt so<br />
nicht.» Kinder benötigten Struktur, Routinen<br />
und Grenzen, auch wenn sie bedürfnisorientiert<br />
begleitet würden. Das gebe ihnen Stabilität<br />
und emotionale Sicherheit. Dass Kinder so<br />
aufwachsen dürften, sei in ihren Augen eine<br />
«Elternkunst». Und diese bringt sie in Form<br />
von Coachings anderen Eltern näher – unabhängig<br />
davon, ob die Kinder in einer öffentlichen<br />
oder privaten Schule oder zu Hause unterrichtet<br />
werden würden. Sie ist überzeugt:<br />
«Elternkunst» sei für alle lernbar.<br />
<br />
Helena Städler<br />
Weitere Informationen und zum Blog<br />
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Mundtrockenheit<br />
«Seit Längerem habe ich ein trockenes und unangenehmes<br />
Gefühl im Mund. Manchmal erschwert es mir sogar das<br />
Schlucken, Kauen oder Sprechen. Woran liegt das und was<br />
kann ich dagegen tun?»<br />
Ein trockener Mund tritt häufig auf, wenn über den Tag zu<br />
wenig Flüssigkeit aufgenommen wird, also weit unter den<br />
empfohlenen 1.5 Litern. Trinken Sie jedoch regelmässig und<br />
ernähren Sie sich ausgewogen, kann ein Trockenheitsgefühl<br />
verschiedene Ursachen haben. Von Mundtrockenheit spricht<br />
man, wenn die Speichelproduktion über längere Zeit unterdurchschnittlich<br />
funktioniert und das Fehlen von Mundflüssigkeit<br />
zum Leiden wird.<br />
Eine Frage des Alters – aber nicht nur<br />
Das Speichern von Feuchtigkeit in den Schleimhäuten nimmt<br />
im Alter allgemein ab. So hat das weibliche Hormon Östrogen<br />
einen direkten Einfluss auf den Feuchtigkeitsgehalt der<br />
Mundschleimhaut. Während der Wechseljahre produzieren<br />
die Eierstöcke weniger Östrogen, was sich unter anderem<br />
auch auf den Feuchtigkeitsspeicher in den Schleimhäuten<br />
auswirken kann. Ein trockener Mund ist aber nicht nur eine<br />
Frage des Alters oder des Geschlechts. Auch Stress oder<br />
Angst können Auslöser sein. Bei Gefahr setzt unser Nervensystem<br />
den Körper in Alarmbereitschaft, sodass der erhöhte<br />
Ausstoss an Adrenalin und Kortisol für einen verminderten<br />
Speichelfluss sorgt. Rauchen oder Schnarchen und gewisse<br />
Medikamente begünstigen Mundtrockenheit ebenso.<br />
Die Mundflora ins Gleichgewicht bringen<br />
Speichel schützt nicht nur unsere Zähne vor Karies, sondern<br />
reduziert auch die Verletzungsgefahr im Mund. Eine trockene<br />
Schleimhaut ist anfällig für Risse oder Aphten und mindert<br />
den Geschmackssinn. Daneben klagen Personen mit Zahnprothesen<br />
über schmerzhafte Druckstellen, da die Prothese<br />
nur mit ausreichend Flüssigkeit richtig haften kann. Eine<br />
genaue Abklärung ist wichtig, um Gegensteuer zu geben. Je<br />
nach Ausgangslage können unterschiedliche Präparate<br />
die Mundschleimhaut gesund halten oder die Speichelproduktion<br />
aktivieren. Feuchtigkeitsspendende Lutschtabletten,<br />
Leinölkapseln, Probiotika speziell für die Mundhöhle,<br />
Schüssler Salze sowie Mundspülungen mit natürlichen Wirkstoffen<br />
helfen. Fragen Sie bei uns in der Drogerie Walhalla<br />
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<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Gesellschaft / Glosse · 7<br />
d’Föörbete<br />
TOTAL<br />
BANANE?<br />
Der Volleyballclub Herisau hat heute rund 30 Aktivmitglieder. <br />
DER VBC HERISAU FEIERT<br />
SEIN 50-JÄHRIGES BESTEHEN<br />
Im Jahr 1973 gründete eine Gruppe aus Lehrern<br />
den Volleyballclub Herisau. Fünf Jahrzehnte<br />
später erzählt Sabrina Schläpfer vom<br />
Damenteam, welche Erfolge der Club in dieser<br />
Zeit feiern durfte, welche Herausforderungen<br />
das Vereinsleben in der Gegenwart<br />
erschweren und was sich die Mitglieder für<br />
die kommenden Jahre wünschen.<br />
Der VBC Herisau wird 50 Jahre alt. Wie feiert<br />
ihr dieses Jubiläum?<br />
Wir feiern das Jubiläum zusammen mit unseren<br />
Aktivmitgliedern und langjährigen ehemaligen<br />
Mitgliedern. Am 12. August stossen<br />
wir auf ein halbes Jahrhundert Volleyballclub<br />
Herisau an. Es wird ein Überraschungsprogramm<br />
und ein feines Nachtessen geben.<br />
Wir freuen uns auf ein gemütliches Beisammensein.<br />
Wer hat den Club damals gegründet und<br />
weshalb?<br />
Eine Gruppe von Lehrpersonen hat den Club<br />
im Oktober 1973 gegründet. Volleyball war<br />
damals noch nicht so bekannt. Mit dem VBC<br />
Herisau wurde als Ergänzung zu den Turnvereinen<br />
ein Club gegründet, in dem ausschliesslich<br />
Volleyball gespielt wurde.<br />
Was waren die Höhepunkte in diesen fünf<br />
Jahrzehnten?<br />
Einer der Höhepunkte war sicherlich der Aufstieg<br />
der Herren in die 2. Liga im Jahr 1986. Im<br />
Schweizer Cup überstand der Club oft mehrere<br />
Runden und wurde mehrfacher Lehrer-<br />
Schweizer-Meister. Ebenfalls sind wir stolz,<br />
dass Frieder Strohm, Geschäftsführer der<br />
Volleyball Academy und Headcoach im U19/<br />
U20-Nationalteam, seine Volleyball-Anfänge<br />
bei uns hatte. Vergangenen Herbst kamen<br />
wir in den Genuss eines exklusiven Trainings<br />
des Profis.<br />
(Bild: zVg.)<br />
Wie veränderte sich der Verein über die<br />
Jahre?<br />
Früher nahmen bis zu fünf Teams an den<br />
Meisterschaften teil. Heute gibt es noch ein<br />
Damenteam, das im Ligabetrieb mitspielt, sowie<br />
das Plauschteam «Lizone» und die Juniorinnen<br />
und Junioren. Der Verein zählt aktuell<br />
etwa 30 aktive Mitglieder.<br />
Was zeichnet das Vereinsleben aus?<br />
Definitiv unsere tollen Events! Dazu gehört<br />
das Trainingswochenende, an dem wir uns auf<br />
die Meisterschaft vorbereiten. Nicht fehlen<br />
darf auch das traditionelle Skiweekend in den<br />
Flumserbergen. Da erleben wir Geschichten,<br />
von denen wir noch Jahre später erzählen.<br />
Welches sind heute die grössten Herausforderungen?<br />
Die Trainersuche gestaltet sich schwierig. Ein<br />
Verein braucht Mitglieder, die nicht nur Trainings<br />
besuchen, sondern auch bereit sind,<br />
aktiv etwas beizutragen. Zudem verfügt Herisau<br />
zwar über ein grosses Sportangebot, aber<br />
es stehen zu wenig Hallen zur Verfügung.<br />
Für wen ist der VBC die richtige Anlaufstelle?<br />
Für alle, die Freude am Volleyball haben und<br />
gerne in einem aufgeschlossenen Club mitmachen.<br />
Wir freuen uns über neue Gesichter, sei<br />
es in unserem Damenteam, im Plauschteam<br />
oder bei den Juniorinnen und Junioren. Es besteht<br />
ein guter Zusammenhalt im Verein, der<br />
nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch an<br />
verschiedenen Anlässen gerne gelebt wird.<br />
Was wünscht ihr euch für die kommenden<br />
50 Jahre?<br />
Wir wünschen uns, dass wir noch mindestens<br />
50 weitere Jahre tollen Sport erleben können<br />
und dass noch viele Volleyballbegeisterte den<br />
Weg in unseren Verein finden. (sd)<br />
Eigentlich mag ich Bananen. Aber ich esse<br />
keine, weil sie irgendwie meinen Gaumen<br />
reizen. Weshalb ich diese unnütze Information<br />
preisgebe? Weil mir in der vergangenen<br />
Stunde kein besserer Einstieg eingefallen<br />
ist und ich irgendwann auch mal<br />
Feierabend machen möchte. Mit dieser<br />
galanten Überleitung kommen wir zum<br />
eigentlichen Thema dieser Kolumne: die<br />
menschliche DNA. Und da möchte ich Sie<br />
zunächst einmal beglückwünschen, denn<br />
Sie sind nämlich eine halbe Banane – zumindest<br />
genetisch betrachtet. Kaum zu<br />
glauben, aber das Genom des Menschen<br />
und das einer Banane sind zu 50 Prozent<br />
identisch. Übersetzt bedeutet das in meinem<br />
Fall: Ich mag theoretisch Bananen,<br />
esse praktisch keine und bin genetisch<br />
eine halbe. Total Banane! Übrigens sind<br />
wir Katzen, Schweinen und Mäusen ähnlicher<br />
als Hunden. Und lustigerweise sind<br />
wir mehr Fadenwurm oder Zebrafisch als<br />
Pferd. Dass Menschen und Schimpansen<br />
genetisch nicht viel unterscheidet, ist<br />
bekannt. Und Hand aufs Herz: Wir alle<br />
kennen jemanden, bei dem diese Verwandtschaft<br />
nicht von der Hand zu weisen<br />
ist. Diesen Personen muss allerdings<br />
an dieser Stelle zugutegehalten werden,<br />
dass unsere Ähnlichkeit mit Affen, Banane<br />
und Co. ins Verhältnis gesetzt werden<br />
muss. Bei Milliarden von Erbinformationen<br />
machen selbst kleinste Abweichungen<br />
einen erheblichen Unterschied. Wenn<br />
meine Nachbarn und ich in baugleichen<br />
Häusern wohnen, sind sie trotzdem völlig<br />
individuell eingerichtet. Dennoch wollte<br />
ich wissen, was genau uns Menschen<br />
denn nun von unseren nächsten Verwandten<br />
unterscheidet. Dabei bin ich auf eine<br />
Fülle von wissenschaftlichen Erklärungen<br />
gestossen, von denen ich kaum die Hälfte<br />
verstanden habe (bin ja halb Banane).<br />
Aber etwas hat mich angesprungen: Menschen<br />
sind die einzigen Lebewesen, die<br />
ihre Toten beerdigen. Affen oder Elefanten<br />
halten zwar eine Art Totenwache, errichten<br />
jedoch keine Grabstätten. Sollten Sie<br />
also demnächst beobachten, wie jemand<br />
eine Banane verbuddelt, können Sie beruhigt<br />
sein: Diese Person ist nicht verrückt,<br />
sondern beerdigt gerade eine Art weit entfernte<br />
Cousine. (sd)
8 · Gemeinde <strong>08</strong>/<strong>2023</strong><br />
100 JAHRE EINSATZ<br />
FÜR DIE GEMEINDE HERISAU<br />
Am 1. August sind es 20 Jahre, in denen<br />
Andreas Koller, Leiter der Musikschule Herisau/Appenzeller<br />
Hinterland, und Thomas<br />
Schmid, Betriebsleiter Werkhof, für die Gemeinde<br />
Herisau tätig sind. Thomas Schmid<br />
stiess 2003 als stellvertretener Leiter zum<br />
Werkhof-Team. Seit mittlerweile acht Jahren<br />
leitet er den Betrieb. Die Vielseitigkeit<br />
und die Verantwortung dieser Aufgabe<br />
reizen ihn bis heute. «Mich fasziniert der<br />
technologische Wandel, beispielsweise bei<br />
der Elektromobilität im Unterhaltsdienst<br />
oder bei der Strassenbeleuchtung, wo ich<br />
in der Planung und Umsetzung der neuen<br />
LED-Beleuchtung tätig sein kann. Es ist<br />
hochspannend, diese Neuerungen voranzutreiben.»<br />
Das Werkhofteam vergleicht<br />
er mit einem Bienenvolk: «Wir schwärmen<br />
morgens aus, verrichten unsere sehr<br />
vielfältige Arbeit und kehren am Abend<br />
zurück.» Die Wertschätzung der Bevölkerung<br />
sei dabei ein grosser Ansporn. In<br />
besonderer Erinnerung ist ihm der Rekordschneefall<br />
von 2006, als das gesamte<br />
Thomas Schmid, Leiter Werkhof, und Andreas Koller, Leiter Musikschule (von links) sind seit 20 Jahren für die<br />
Gemeinde Herisau tätig. (Bild: gk)<br />
Werkhofteam ab circa 3 Uhr morgens im<br />
Einsatz stand, um die Strassen von den rund<br />
80 Zentimetern Neuschnee zu befreien.<br />
Doch eigentlich sei jeder Winter besonders.<br />
Andreas Koller hat mit der Position als<br />
Musikschulleiter für sich «den besten Job<br />
überhaupt» gefunden und sah deswegen in<br />
den vergangenen 20 Jahren nie einen Grund<br />
für eine berufliche Veränderung. Die Musikschule<br />
habe sich in diesen Jahren in kleinen<br />
aber stetigen Schritten weiterentwickelt.<br />
«Die Zusammenarbeit mit der Volksschule<br />
wurde enger. Heute gehören wir stärker zur<br />
Schule und sind Teil des öffentlichen Bildungssystems.»<br />
Dies drücke sich beispielsweise<br />
in der neuen Schulverordnung auf<br />
Kantonsebene oder in der Rolle des Musizierens<br />
im Zyklus 2 aus. «Mir ist wichtig, dass<br />
die Musikschülerinnen und Musikschüler<br />
schon so früh wie möglich gemeinsam üben<br />
und spielen.» Ein Herzensanliegen sind dem<br />
ausgebildeten Primarlehrer und Trompeter<br />
zudem Projekte, welche die Arbeit der Musikschule<br />
nach aussen sichtbar machen, seien<br />
es der musikalische Online-Adventskalender<br />
oder die Vorstellung von Instrumenten in<br />
den Schulhäusern.<br />
Weitere Dienstjubiläen im Monat August<br />
feiern Jon Schadegg (Gärtner, 30 Jahre), Cornelia<br />
Schmucki-Winteler (Raumpflegerin),<br />
Noelle Schneeberger (Beraterin Sozialhilfe)<br />
und Andreas Dörig (Mitarbeiter Feuerschutz,<br />
je zehn Jahre). Insgesamt bedeuten diese Arbeitsjubiläen<br />
damit 100 Jahre Einsatz für die<br />
Gemeinde Herisau. Für diese Treue bedankt<br />
sich die Gemeinde bei allen Jubilarinnen und<br />
Jubilaren. (gk)<br />
BERATUNGSSTELLE FÜR FLÜCHTLINGE<br />
FEIERT 14 LEHRABSCHLÜSSE<br />
Am 5. Juli fand auf der Beratungsstelle für<br />
Flüchtlinge (BfF) die Lehrabschlussfeier für<br />
14 Flüchtlinge statt. Sie alle haben ihre Abschlüsse<br />
in unterschiedlichen Berufen gemacht:<br />
als Logistiker, Montage-Elektriker,<br />
Assistentin Gesundheit und Soziales, Schreinerpraktiker,<br />
Polymechaniker, Fachfrau Textilpflege,<br />
Anlageführer, Elektroinstallateur,<br />
Malerpraktiker, Automobil-Assistent, Küchenangestellter,<br />
Automobil-Diagnostiker<br />
und Hauswirtschaftspraktikerin. Der Abschluss<br />
einer Berufslehre ist nicht nur ein<br />
Schritt in Richtung wirtschaftliche Unabhängigkeit,<br />
sondern auch hin zur Teilnahme<br />
am gesellschaftlichen Leben überhaupt. Um<br />
dieses Ziel zu erreichen, mussten die Flüchtlinge<br />
diverse Herausforderungen meistern.<br />
Zum einen galt es, sich an zum Teil unbekannten<br />
Werten der hiesigen Arbeitskultur<br />
zu orientieren, zum anderen hat die Klientel<br />
der BfF oft keine klare Vorstellung der<br />
beruflichen Entwicklung. Ein erster Einstieg<br />
in die Schweizer Arbeitswelt bringt nicht<br />
nur Ideen, sondern auch Orientierung und<br />
manchmal Desillusionierung. Dass all dies<br />
mit zahlreichen Rückschlägen verbunden<br />
ist, die den Lernenden viel abverlangen, versteht<br />
sich von selbst. Der Beitrag, den engagierte<br />
Mitarbeitende und Arbeitgebende zu<br />
einer gelungenen beruflichen Integration<br />
leisten, ist deshalb nicht hoch genug einzuschätzen.<br />
(gk)<br />
Die Lehrabschlussfeier fand in den Räumen der Beratungsstelle für Flüchtlinge statt. <br />
(Bild: gk)
<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Gesellschaft / Gemeinde · 9<br />
DAS 14. SOMMERNACHTSFEST IST GESCHICHTE,<br />
AUF DAS NÄCHSTE DARF MAN SICH FREUEN<br />
Am Freitag, 31. Juli, fand auf dem Postplatz<br />
das traditionelle Sommernachtsfest statt.<br />
Bei herrlichem Wetter, mit verschiedenen<br />
Bands auf der Bühne, einem Kinderparadies,<br />
einem Lampionumzug und einer breiten Auswahl<br />
an Verpflegungsständen bot das Fest<br />
den Daheimgebliebenen ein sommerliches<br />
Programm. «In diesem Jahr dürfen wir uns<br />
speziell beim guten Wetter bedanken», sagte<br />
das OK-Team bestehend aus Stefan Huber,<br />
Adi Scheiwiller und Beat Müller im Nachgang<br />
zum Event. «Da wir keinen Eintritt verlangen,<br />
ist es schwierig zu sagen, wie viele Personen<br />
auf dem Gelände waren. Wir schätzen<br />
die Zahl auf 2 500 bis 3 000 Gäste, also im<br />
Vergleich zu den vergangenen Jahren deutlich<br />
mehr.» Neben des guten Wetters sehen<br />
die Verantwortlichen die Gründe dafür auch<br />
beim neuen Angebot für Kinder. «Und da dies<br />
bereits die 14. <strong>Ausgabe</strong> des Sommernachtsfests<br />
war, durften wir auf ein eingespieltes<br />
Team zählen – von Helfern über Sponsoren<br />
und die Gemeinde bis zu all unseren involvierten<br />
Partnern.» Bereits jetzt steht fest,<br />
dass der Anlass auch im kommenden Jahr<br />
wieder am 31. Juli stattfinden soll. «Die Herisauerinnen<br />
und Herisauer schätzen es, dass<br />
es dieses Fest gibt. Aber wie üblich gibt es immer<br />
das eine oder andere, was wir verbessern<br />
wollen.» (red)<br />
Zwischen 2 500 und 3 000 Personen waren am Fest.<br />
<br />
(Bild: zVg.)<br />
HANDÄNDERUNGEN IM JULI<br />
28.06.<strong>2023</strong> Kunz Regula, Herisau (Erwerb:<br />
27.04.2005), an Lindenau AG, Herisau AR,<br />
GB-Nr. 1829, Krombach; mit 2 635 m² Grundstücksfläche<br />
29.06.<strong>2023</strong> Rutz Sarah, Arbon (Erwerb:<br />
22.04.2022), an Steiger Moreno, Niederteufen,<br />
GB-Nr. 87, Oberdorfstrasse 28; Wohnhaus<br />
mit Garagenanbau Vers. Nr. 190, mit<br />
110 m² Grundstücksfläche<br />
29.06.<strong>2023</strong> Hanselmann Alexander und Erika,<br />
Herisau (Erwerb: 17.05.1989, 30.05.1989), an<br />
Belviso Immobilien AG, Speicher AR, GB-Nr.<br />
1269, Schmiedgasse 29; Wohnhaus mit Laden<br />
Vers. Nr. 817, mit 228 m² Grundstücksfläche<br />
30.06.<strong>2023</strong> Tahiri Berat, Opfikon und Ciger<br />
Juraj, Au (Erwerb: 23.07.2014), an Radovancevic<br />
Željko und Dragana, Waldkirch, GB-Nr.<br />
1174, Mühlehof 8; Wohnhaus Vers. Nr. 978, mit<br />
170 m² Grundstücksfläche<br />
05.07.<strong>2023</strong> Andereggen René und Chiang Yu-<br />
Shuang, Naters (Erwerb: 15.12.2015), an Hirsch<br />
Oliver und Silvia, Sirnach, Stockwerk-GB-Nr.<br />
S11710, Sonnenbergstrasse 10; 97/1000 Miteigentum<br />
an Grundstück Nr. 4848, mit Sonderrecht<br />
an 3 ½-Zimmerwohnung mit Keller<br />
Miteigentums-GB-Nr. M11724, Sonnenbergstrasse;<br />
1/15 Miteigentum an Grundstück Nr.<br />
S11705, (Benützungsrecht an Autoabstellplatz)<br />
11.07.<strong>2023</strong> Thali Urs, Frauenfeld (Erwerb:<br />
21.01.2005, 03.01.2012), an Frischknecht Reto,<br />
Herisau, Stockwerk-GB-Nr. S10<strong>08</strong>7, Föhrenstrasse<br />
4; 44/1000 Miteigentum an Grundstück<br />
Nr. 4294, mit Sonderrecht an 1 1/2-Zimmerwohnung<br />
mit Kellerabteil Stockwerk-GB-Nr.<br />
S10<strong>08</strong>2, Föhrenstrasse 2; 4/1000 Miteigentum<br />
an Grundstück Nr. 4294, mit Sonderrecht an<br />
Disponibelraum Miteigentums-GB-Nr. M10062,<br />
Föhrenstrasse; 1/10 Miteigentum an Grundstück<br />
Nr. 4323, (Benützungsrecht an Parkplatz)<br />
14.07.<strong>2023</strong> Heinrich Theiler AG, Wiesendangen<br />
ZH (Erwerb: 23.03.<strong>2023</strong>), an Rohner Ruth,<br />
Uzwil, Stockwerk-GB-Nr. S11298, Gibelhalde<br />
17a; 181/1000 Miteigentum an Grundstück Nr.<br />
4735, mit Sonderrecht an 4 ½-Zimmer-Wohnung<br />
mit Keller<br />
Zivilstandsnachrichten<br />
Geburten<br />
Bänziger Leilani-Gianna, geboren am<br />
20. Juni <strong>2023</strong>, Tochter des Bänziger Damian<br />
und der Bänziger Sabrina, wohnhaft in<br />
Herisau<br />
Huber Sina, geboren am 1. Juli <strong>2023</strong>, Tochter<br />
des Huber Tobias und der Huber Carla,<br />
wohnhaft in Herisau<br />
Brunner Aron, geboren am 1. Juli <strong>2023</strong>,<br />
Sohn des Brunner Sandro und der Brunner<br />
Nadja, wohnhaft in Herisau<br />
Todesfälle<br />
Oertle Erwin, gestorben am 4. Juli <strong>2023</strong><br />
in St. Gallen, geboren 1945, wohnhaft<br />
gewesen in Herisau<br />
Hitz geb. Liebewein Gertrud Sophie,<br />
gestorben am 6. Juli <strong>2023</strong> in Herisau,<br />
geboren 1933, wohnhaft gewesen in<br />
Herisau<br />
Studer Albert Anton, gestorben am 9. Juli<br />
<strong>2023</strong> in Herisau, geboren 1951, wohnhaft<br />
gewesen in Herisau<br />
Nisic geb. Todorovic Dragica, gestorben am<br />
9. Juli in St. Gallen, geboren 1967, wohnhaft<br />
gewesen in Herisau<br />
Koller geb. Wessin Ingrid Elisabeth, gestorben<br />
am 10. Juli <strong>2023</strong> in Herisau, geboren 1933,<br />
wohnhaft gewesen in Herisau<br />
Lienhard Paul, gestorben am 16. Juli <strong>2023</strong><br />
in St. Gallen, geboren 1944, wohnhaft<br />
gewesen in Herisau AR<br />
Näf Marcel, gestorben am 18. Juli <strong>2023</strong> in<br />
Herisau, geboren 1933, wohnhaft gewesen<br />
in Herisau<br />
Küng Anton (genannt Toni), gestorben<br />
am 18. Juli <strong>2023</strong> in Herisau, geboren 1952,<br />
wohnhaft gewesen in Herisau<br />
Sierra geb. Winiker Stephanie Erika, gestorben<br />
am 7. Juli <strong>2023</strong> in St. Gallen, geboren<br />
1945, wohnhaft gewesen in Herisau<br />
Fürst geb. Fraefel Claudia, gestorben am<br />
19. Juli <strong>2023</strong> in St. Gallen, geboren 1957,<br />
wohnhaft gewesen in Herisau<br />
Diem Ernst, gestorben am 24. Juli <strong>2023</strong> in<br />
Herisau, geboren 1944, wohnhaft gewesen<br />
in Herisau<br />
Heeb Bruno Jakob, gestorben am 26. Juli<br />
<strong>2023</strong> in Herisau, geboren 1938, wohnhaft<br />
gewesen in Herisau<br />
Nef geb. Schluchter Heidi, gestorben am<br />
28. Juli <strong>2023</strong> in Herisau, geboren 1933,<br />
wohnhaft gewesen in Herisau<br />
Eheschliessungen<br />
Demasi Andrea und Demasi geb Ünal Bengü,<br />
wohnhaft in Herisau
10 · Interview <strong>08</strong>/<strong>2023</strong><br />
«IN DER UNIFORM SPIELT<br />
DAS GESCHLECHT KEINE ROLLE»<br />
Die Herisauerin Nathalie Gratzer ist Offizierin und Projektleiterin «Nationale Strategie<br />
zum Schutz der Schweiz vor Cyberrisiken» für das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung.<br />
Sie erzählt, wie die Menschen auf eine Frau in Uniform reagieren.<br />
Nathalie Gratzer, Sie sind Offizierin und<br />
beschäftigen sich mit Cyberrisiken. Suchen<br />
Sie Herausforderungen?<br />
Ich versuche immer wieder, mich in unbekannte<br />
Situationen zu bringen. Dadurch<br />
fördere ich mich und meine persönliche Entwicklung.<br />
Dieser Drang zeigt sich nicht nur<br />
in meinem Beruf beim Bundesamt für wirtschaftliche<br />
Landesversorgung in Bern, kurz<br />
BWL, oder im Militär, sondern auch in meiner<br />
Freizeit beim Bergsport oder bei anderen Entscheidungen<br />
in meinem Leben.<br />
Woher kommt dieser Drang, sich beweisen<br />
zu wollen?<br />
Das Leben bietet uns unendliche viele Möglichkeiten,<br />
an denen wir wachsen können.<br />
Ich bin zufrieden mit meinem jetzigen Alltag,<br />
aber ich finde es unheimlich spannend, wie<br />
einfach wir in der heutigen Welt etwas Neues<br />
wagen können. Viele denken noch immer,<br />
dass solche lebensbereichernden Erfahrungen<br />
rar seien. Sich für die Rekrutenschule anzumelden,<br />
war jedoch ziemlich leicht (lacht).<br />
«Die Armee<br />
entwickelt sich<br />
positiv.»<br />
Woher kam der Wunsch, in die Armee zu<br />
gehen?<br />
Der auslösende Funke war ein Vorbild, nämlich<br />
eine Frau, die ich kennengelernt habe.<br />
Sie war ebenfalls im Militär, hat mir davon<br />
erzählt und mir meine Vorurteile genommen.<br />
Vor einem Jahr habe ich dann beschlossen,<br />
dieses Abenteuer zu wagen. Ich sah im Militär<br />
die Gelegenheit, mich weiterzubilden.<br />
Da hat es für mich auch keine Rolle gespielt,<br />
dass die Armee eher ein männerspezifischer<br />
Bereich ist.<br />
Wie hat Ihr Umfeld reagiert?<br />
Freunde und Familie unterstützen mich und<br />
tragen meine Entscheidung mit. Aber natürlich<br />
sagen auch viele: «Super, dass du das<br />
machst. Aber ich könnte das nicht.» Was mich<br />
mehr überrascht, sind die positiven Rückmeldungen<br />
aus der Zivilbevölkerung. Ich werde<br />
öfters auf offener Strasse angesprochen. Die<br />
Menschen finden es toll, auch mal eine Frau<br />
in Uniform zu sehen.<br />
Wie wurden Sie von den Kameraden aufgenommen?<br />
Dass ich als Frau anders wahrgenommen<br />
werde, liegt in der Natur der Sache. Aber in<br />
der Armee bist du in erster Linie ein Soldat.<br />
Weder deine Herkunft noch das Geschlecht<br />
spielen eine Rolle. Wir tragen alle dieselbe<br />
Uniform, jeder bekommt dieselbe Chance.<br />
Dadurch liegt es letztlich an deiner Einstellung<br />
und Persönlichkeit, wie du behandelt<br />
wirst. Da ist es nicht entscheidend, ob du<br />
eine Frau oder ein Mann bist.<br />
Das Militär als Vorreiter der Gleichstellung?<br />
Die Armee entwickelt sich meiner Meinung<br />
nach in eine sehr positive Richtung. Gerade<br />
im Berufsmilitär wird stark für die Gleichstellung<br />
sensibilisiert. Natürlich gibt es immer<br />
wieder Soldaten, die aus einem Umfeld<br />
mit anderen Rollenbildern kommen. Aber da<br />
stehe ich drüber, nehme es mit Humor und<br />
gebe auch mal einen dummen Spruch zurück.<br />
Mit meinen Kameraden war immer Platz für<br />
Humor, trotz Militär. Generell entspricht es<br />
in vielen Punkten nicht den Vorurteilen, die<br />
ich im Vorfeld hatte. Zu Beginn der Rekrutenschule<br />
hiess es, wir sollen Probleme und<br />
Anliegen jederzeit vorbringen. Es herrscht<br />
eine offene Gesprächskultur, zudem wird viel<br />
Wert auf Sinnvermittlung und Hausverstand<br />
gelegt.<br />
Sinnvermittlung und Hausverstand?<br />
Es werden keine Arbeiten und Aufträge mehr<br />
rein aus Prinzip durchgeführt. Eine Waffe soll<br />
geputzt werden, um den Vorgang zu erlernen<br />
oder wenn sie benutzt wurde – und nicht<br />
einfach, damit etwas geputzt wird. Es sollen<br />
Sachen gemacht werden, die Sinn und Zweck<br />
haben.<br />
Mittlerweile sind Sie Leutnant und scheinen<br />
Ihre Entscheidung nicht bereut zu haben.<br />
Zuerst habe ich gedacht, dass ich die Rekrutenschule<br />
absolviere und anschliessend wieder<br />
in meinen zivilen Berufsalltag zurückkehre.<br />
Mit der Zeit habe ich bemerkt, dass meine<br />
Stärken im Militär zum Tragen kommen. Es<br />
liegt mir am Herzen, einen Beitrag zu leisten.<br />
Für meine Einstellung und meine Persönlichkeit<br />
habe ich Zuspruch erhalten. Deshalb<br />
habe ich entschlossen, die Offiziersschule zu<br />
absolvieren und auch diese Erfahrung mitzunehmen.<br />
Was fasziniert Sie am Militär?<br />
Neben der Möglichkeit Führungserfahrung<br />
direkt in der Praxis zu üben und sich für die<br />
Schweiz einzusetzen, erfahre ich Dinge, die<br />
in einem normalen Beruf unvorstellbar sind.<br />
Wenn ich gefragt werde, wie meine Woche<br />
war, habe ich fast immer über ein besonderes<br />
Erlebnis zu berichten. Nicht alle schlafen<br />
in einer Schneehöhle in den Bergen, kochen<br />
sich morgens um drei Uhr aus Schnee einen<br />
Tee und werden dabei von einem Schneefuchs<br />
beobachtet. Zudem erlebt man die<br />
Menschen um sich herum in allen erdenklichen<br />
Situationen, man verlässt gemeinsam<br />
die Komfortzone. Die sich dabei bildende Kameradschaft<br />
ist sehr bereichernd.<br />
Ihr Berufsalltag heisst aber nicht Militär,<br />
sondern Cybersicherheit. Was genau<br />
macht das Bundesamt für wirtschaftliche<br />
Landesversorgung?<br />
Das Bundesamt ist dafür zuständig, in Krisensituationen<br />
die Versorgung des Landes<br />
mit lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen<br />
sicherzustellen, wenn die Wirtschaft<br />
dies nicht mehr selbst tun kann. Dazu treffen<br />
wir auch vorsorgliche Massnahmen wir z.B.<br />
Pflichtlager von lebenswichtigen Gütern wie<br />
Lebensmittel oder Cybersicherheitsempfehlungen<br />
für kritische Infrastrukturen. Gemeinsam<br />
mit Expertinnen und Experten aus der<br />
Privatwirtschaft erarbeiten wir Schutzmassnahmen,<br />
um diese Versorgung zu sichern.<br />
Unser Ziel ist es, auch im Fall einer Krisensituation,<br />
eine stabile Infrastruktur zu haben.<br />
Und was ist Ihre Funktion als Projektleiterin?<br />
Ich beschäftige mich mit der Sicherstellung<br />
von Informations- und Kommunikationstechnologien.<br />
Die meisten kritischen Infrastrukturen<br />
sind massgeblich davon abhängig.<br />
Eine grosse Gefahr sind hierbei Cyberangriffe.<br />
Deshalb verstärken wir die Widerstandsfähigkeit<br />
von kritischer Infrastruktur mit<br />
Sicherheitsmassnahmen. Dazu analysieren<br />
wir Verwundbarkeiten mit Expertinnen und<br />
Experten und erarbeiten z. B. minimale Standards,<br />
die das Bundesamt als Empfehlung an<br />
Unternehmen weitergibt.<br />
Woher kommt dieses Interesse für Cybersicherheit?<br />
Während meines Masters in Business Information<br />
Systems kam ich erstmals in Kontakt<br />
mit diesem Thema. Seither ist mein Interesse
<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Interview · 11<br />
Die Herisauerin Nathalie Gratzer absolviert derzeit einen Einsatz, um den Leutnant abzuverdienen. (Bild: sd)<br />
kontinuierlich gewachsen. Dieser Motivation<br />
bin ich gefolgt und schliesslich beim BWL gelandet.<br />
Auch hier kam nie das Gefühl auf, dass<br />
ich mich aufgrund meines Geschlechts mehr<br />
beweisen muss, obwohl Cybersicherheit auf<br />
den ersten Blick eine Männerdomäne zu sein<br />
scheint.<br />
Über Cybersicherheit wird aktuell viel diskutiert,<br />
sie ist in den Medien omnipräsent.<br />
Weshalb ist das so?<br />
Das Bewusstsein dafür steigt derzeit sicherlich.<br />
Aus meiner Sicht ist die Cybersicherheit<br />
so präsent, weil Technologie in unserem Leben<br />
immer wichtiger wird. Lange haben wir<br />
uns nur die Frage nach ihrem Nutzen gestellt:<br />
Was bringt sie uns? Was können wir damit<br />
anstellen? Wo erleichtert sie unseren Alltag?<br />
Dabei ging teilweise vergessen, wie wir uns<br />
vor Angriffen darauf schützen können. Das<br />
holen wir jetzt nach.<br />
Was macht den Schutz vor Cyberangriffen<br />
herausfordernd?<br />
Technologien und mit ihnen die digitale Welt<br />
entwickeln sich unglaublich schnell weiter.<br />
Es geschieht jeden Tag etwas Neues, ständig<br />
gelangen neue Möglichkeiten an die Oberfläche<br />
– sei es zum Schutz oder zum Durchbrechen<br />
der bisher bekannten Massnahmen.<br />
Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel: Jemand findet<br />
ein Schlupfloch in einem System, die Unternehmen<br />
bemerken es und entwickeln die<br />
Software weiter, um die Sicherheitslücke zu<br />
schliessen.<br />
«Im digitalen<br />
Raum herrscht<br />
ein Katz-und-<br />
Maus-Spiel.»<br />
Gibt es Parallelen zwischen Ihren Aufgaben<br />
im Militär und Ihrem Berufsalltag beim<br />
Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung?<br />
Eine Motivation, in die Armee zu gehen, war<br />
mein Interesse für Krisenmanagement. Ich<br />
setze mich gerne mit verschiedenen Notfallszenarien<br />
und der Notfallversorgung auseinander.<br />
Die Armee hat den Grundsatzauftrag<br />
der Verteidigung und sieht sich als die<br />
letzte Reserve. Dies gilt allerdings auch für<br />
das BWL, das dafür sorgen muss, dass die<br />
Schweiz auch in einer Krise funktioniert. Das<br />
Militär und das Bundesamt für wirtschaftliche<br />
Landesversorgung unterstützen sich im<br />
Ernstfall, um das Land zu schützen und Infrastrukturen<br />
zu erhalten. Deshalb finde ich es<br />
aufschlussreich, einen Einblick in beide Bereiche<br />
zu haben.<br />
Verändern diese Einblicke Ihre Sicht auf<br />
unsere Zukunft?<br />
Grundsätzlich bin ich positiv eingestellt,<br />
weil wir es meiner Meninung nach noch immer<br />
selbst in der Hand haben, unsere Welt<br />
zu gestalten. Natürlich frage ich mich, wie<br />
alles in einigen Jahren aussehen wird. Aber<br />
letztlich funktioniert es immer irgendwie.<br />
Die Menschheit findet stets Antworten und<br />
Lösungen.<br />
Was machen Sie, wenn Sie abschalten wollen?<br />
Am liebsten verbringe ich Zeit auf dem See,<br />
beim Rudern zum Sonnenaufgang.<br />
Und welche Rolle spielt Ihre Heimat Herisau?<br />
Mit Herisau verbinde ich genau das – Heimat.<br />
Hier sind meine Familie und Freunde,<br />
in der schönen Natur des Appenzellerlands<br />
kann ich mich erholen. Ich geniesse die Zeit<br />
hier nach wie vor sehr. Es ist mein Ausgleich<br />
zum Alltag zwischen Cybersicherheit und<br />
Uniform.<br />
<br />
Sergio Dudli
12 · Gesellschaft / Gewerbe <strong>08</strong>/<strong>2023</strong><br />
DER NÄCHSTE TIMO MEIER<br />
NIMMT DIE ERSTE HÜRDE<br />
«Ich bin meinem Traum einen Schritt näher.»<br />
Der 19-jährige Rodwin Dionicio aus Herisau<br />
sagt es, nachdem er als einziger Schweizer im<br />
Draft der NHL gezogen worden ist. Die Anaheim<br />
Ducks wählten den Verteidiger in der<br />
fünften Runde, an 129. Stelle. Dionicio debütierte<br />
in der Saison 2021/22 bei den Niagara<br />
Icedogs in der Ontario Hockey League, einer<br />
der wichtigsten Juniorenligen in Übersee.<br />
Der amerikanisch-schweizerische Doppelbürger<br />
machte auch an den WM-Spielen der<br />
Schweizer U20-Auswahl auf sich aufmerksam.<br />
Im vergangenen Winter wurde er nach<br />
17 Partien zu den Windsor Spitfires transferiert,<br />
einem Spitzenteam der Liga. Wegen<br />
der Verletzung einiger Spieler kam er dort<br />
auch als Stürmer zum Einsatz. In 35 Partien<br />
mit den Spitfires erzielte er 44 Skorerpunkte.<br />
Einige Zeit verbrachte der ehemalige Angehörige<br />
der Sportschule Appenzellerland in diesem<br />
Sommer in der Heimat, absolvierte wie<br />
die arrivierten NHL-Spieler Timo Meier und<br />
Philipp Kuraschev Eistrainings mit dem SC<br />
Herisau. Und ein Personaltrainer leitete sein<br />
Programm neben dem Eis. Anfang Juni hielt<br />
sich Dionicio mit 30 Talenten aus Europa und<br />
Übersee für ein Sichtungscamp der LA Kings<br />
in Berlin auf. «Wir hatten zudem Kontakte zu<br />
Tampa Bay», berichtet sein Vater. Gedraftet<br />
wurde er nun aber von den Anaheim Ducks.<br />
Während der Ziehung weilte der 94 kg schwere<br />
und 187 cm grosse Dionicio in Cham: Er war<br />
dort als Schütze in einem Goalie-Camp der<br />
Rodwin Dionicio trainierte im Sommer im Sportzentrum. <br />
Schweizer Nachwuchs-Nationalmannschaften<br />
engagiert. Anfangs Juli ist er für eine Woche<br />
an ein Development Camp der von den<br />
Ducks gedrafteten Spieler nach Übersee gereist.<br />
Zwischen dem 16. und 25. Juli ist er mit<br />
dem U20-Nationalteam für Trainings und ein<br />
Turnier in Finnland unterwegs. Die nächste<br />
Saison wird er voraussichtlich noch bei den<br />
Windsor Spitfires verbringen. «Dies ist der aktuelle<br />
Stand. Es kann aber sein, dass er wieder<br />
Teil eines Trades wird», erzählt sein Vater. (pd)<br />
(Bild: pd)<br />
GEWERBEVEREIN GRATULIERT<br />
DEN GEWINNERN DES RÄTSEL-ABENTEUERS<br />
Das erste Herisauer Rätsel-Abenteuer hat<br />
mit einer Schnitzeljagd durch das Dorf stattgefunden.<br />
Getreu dem Motto «Wir leben<br />
hier – wir shoppen hier!» beteiligten sich 20<br />
Detaillisten an der Aktion. Alle Scheine mit<br />
dem richtigen Lösungswort nahmen an der<br />
Verlosung teil. Den 50 glücklichen Gewinnerinnen<br />
und Gewinnern wurde jeweils eine<br />
Überraschungskiste im Wert von 350 Franken<br />
übergeben. Darin befanden sich Geschenke<br />
und Gutscheine von allen teilnehmenden Detaillisten<br />
im Gesamtwert von 17 500 Franken.<br />
Der Gewerbeverein bezeichnete die Rückmeldung<br />
seitens der Kundschaft zu dieser Aktion<br />
als «ausgezeichnet» und zeigte sich sehr erfreut<br />
über den positiven Anklang des Rätsel-<br />
Abenteuers. Den Teilnehmenden sei durch<br />
die Aktion nicht nur die Vielfalt des Herisauer<br />
Gewerbes gezeigt worden, sondern sie hätten<br />
bei jedem Posten auch Interessantes zum jeweiligen<br />
Detaillisten erfahren. (pd)<br />
Jürg Mohler und Saskia Nufer (im Vordergrund links und rechts) mit den Gewinnerinnen und Gewinnern. <br />
(Bild: pd)
<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Gesellschaft / Rezept · 13<br />
VITASWISS HERISAU LUD<br />
ZUR WANDERUNG INS BÜNDNERLAND<br />
Trotz der unsicheren regnerischen Wetterlage<br />
trafen sich 19 Wanderinnen und Wanderer<br />
am Bahnhof Herisau für den Tagesausflug<br />
von Muldain nach Scharans. Ihre Zuversicht<br />
wurde im Bündnerland mit strahlendem<br />
Sommerwetter belohnt. Nach einem Halt mit<br />
Kaffee und Gipfeli in der Lenzerheide ging es<br />
mit dem Postauto zum Startpunkt in Muldain.<br />
Der angepeilte Wanderweg über dem Albulatal<br />
diente früher als Handelsstrasse von<br />
Tiefenkastel ins Domleschg. Auf dem ersten<br />
Abschnitt gab es die Solisbrücke tief unten im<br />
Tal zu bestaunen. Das Pfeifen der Rhätischen<br />
Bahn erwies sich entlang des Weges als treuer<br />
Begleiter der Wandergruppe. Besonders<br />
beeindruckend waren die Felswände sowie<br />
die steilen Abgründe hinunter zur Albula. Auf<br />
der anderen Talseite zogen Muttnerhorn und<br />
Obermutten die Blicke der Wanderinnen und<br />
Wanderer auf sich. Nach dem Mittagshalt<br />
ging es weiter nach Scharans mit Ausblick auf<br />
den gegenüberliegenden Heinzenberg und<br />
schliesslich mit dem Postauto zurück Richtung<br />
Herisau. (zVg.)<br />
Rezept<br />
des Monats<br />
KOHLRABI-<br />
CARPACCIO<br />
Zutaten:<br />
– 400 g Kohlrabi<br />
– Salz<br />
– Zucker<br />
– 1 Esslöffel Balsamicoessig weiss<br />
– 1 Zitrone<br />
– 4 Esslöffel Rapsöl<br />
– ½ dl Gemüsebouillon<br />
– 1 Esslöffel Senf grobkörnig<br />
– 2 Zweige Petersilie glattblättrig<br />
– 2 Zweige Basilikum<br />
– 2 Zweige Kerbel<br />
– ¼ Bund Schnittlauch<br />
– schwarzer Pfeffer aus der Mühle<br />
– 20 g Kresse<br />
– 50 g Sonnenblumenkerne<br />
– ½ Apfel klein<br />
Mitglieder von Vitaswiss Herisau wanderten von Muldain nach Scharans. <br />
(Bild: zVg.)<br />
Zubereitung:<br />
1. Kohlrabi schälen und auf Hobel in sehr<br />
feine Scheiben schneiden. In Schüssel geben<br />
und leicht salzen. 1 Prise Zucker und Balsamicoessig<br />
beifügen, gut mischen. 10 Minuten<br />
ziehen lassen.<br />
WANDERUNGEN IM SOMMER<br />
Samstag, 19. August<br />
Zur Hammerschmiede<br />
Die Wanderung startet beim Bahnhof Rüthi<br />
und führt Richtung Sennwald. Bei Bachfeld gilt<br />
es, ein steiles Waldstück bis auf den Rheintaler<br />
Höhenweg zu überwinden. Der Weg führt weiter<br />
über Lögert nach Sennwald Dorf. Unterhalb<br />
davon liegt das Ziel bei der Hammerschmiede.<br />
In der historischen Werkstatt wurden seit<br />
jeher Werkzeuge mit Hilfe von Wasserkraft<br />
hergestellt. Mittlerweile ist die Anlage seit<br />
200 Jahren in Betrieb. Nach der Führung erfolgt<br />
die Rückfahrt mit dem Bus.<br />
Route: Rüthi, Bahnhof – Oberloo – Schwendi<br />
– Lögert – Hammerschmiede – Sennwald,<br />
Bushaltestelle Post<br />
Distanz: 9,1 km, Zeit: 3 Std.<br />
Anforderungen: mittel<br />
Treffpunkt: 9.40 Uhr, 9464 Rüthi, Bahnhof<br />
Rückreise: 16.19 Uhr, 9466 Sennwald,<br />
Bushaltestelle Post<br />
Anmeldung bis Donnerstag, 17. August <strong>2023</strong>,<br />
19.00 Uhr über appenzellerwanderwege.ch,<br />
per E-Mail an urs.manser@appenzeller-wanderwege.ch<br />
oder per Telefon 079 247 81 90<br />
2. Zitronenschale fein abreiben und beiseitestellen.<br />
Saft von ½ Zitrone auspressen und<br />
mit Öl, Bouillon und Senf in einen hohen<br />
Becher geben. Alle Kräuter bis auf den<br />
Schnittlauch grob schneiden und dazu geben.<br />
Zutaten mit Stabmixer zu grüner Sauce<br />
pürieren.<br />
3. Schnittlauch in feine Röllchen schneiden<br />
und zur Sauce geben. Mit Salz, Pfeffer und<br />
1 Prise Zucker würzen.<br />
4. Kresse waschen und abtropfen lassen.<br />
Sonnenblumenkerne in einer Pfanne ohne<br />
Fett rösten. Apfel in kleinste Würfelchen<br />
schneiden und in Kräutersauce geben.<br />
Entstandenen Saft der eingelegten Kohlrabi<br />
ebenfalls dazugeben.<br />
Sonntag, 3. September<br />
Auf dem Appenzeller Alpenweg<br />
Die Wanderung führt durch die Hochmoore am<br />
Chräzerenpass. Es folgt der etwas steilere Aufstieg<br />
hinauf zum Spicher mit seiner Aussicht<br />
über die Nagelfluhfelsen, den Bodensee und<br />
die Churfirsten. Der Höhepunkt der Wanderung<br />
folgt auf der Hochalp – eine fantastische<br />
Rundsicht auf den Alpstein, die Glarner Alpen<br />
und über das St. Gallische und Thurgau bis ans<br />
deutsche Ufer des Bodensees. Das Schlussstück<br />
führt über Alpwiesen hinunter nach Färenstetten<br />
und schliesslich nach Urnäsch.<br />
Route: Schwägalp, Passhöhe – Spicher –<br />
Hochalp – Rossmoos – Färenstetten –<br />
Urnäsch<br />
Distanz: 14,6 km, Zeit: 5 Std.<br />
Anforderungen: mittel<br />
Treffpunkt: 8.30 Uhr, 9107 Schwägalp,<br />
Posthaltestelle Passhöhe<br />
Rückreise: 16.30 Uhr, 9107 Urnäsch, Bahnhof<br />
Anmeldung bis Freitag, 1. September <strong>2023</strong>,<br />
19.00 Uhr über appenzellerwanderwege.ch,<br />
per E-Mail an marieluise.rusch@appenzellerwanderwege.ch<br />
oder per Telefon 079 615 65 12<br />
5. Die Kohlrabischeiben auf Teller anrichten.<br />
Sauce darüber verteilen und Carpaccio mit<br />
Zitronenabrieb, Kresse und Sonnenblumenkernen<br />
bestreuen.
14 · Thema des Monats <strong>08</strong>/<strong>2023</strong><br />
«WIR ZEIGEN, WAS UNS FREUT<br />
UND DAS HERZ BERÜHRT»<br />
Eintauchen und entdecken, zuhören oder selber zauren, erfahren wie ein Hackbrett entsteht<br />
oder Appenzeller Musik geniessen: Werner Alder und Maya Stieger zeigen in der Kulturwerkstatt<br />
Appenzellerland hiesige Traditionen.<br />
Ein Car erschwert die Autofahrt vom Heinrichsbad<br />
dorfeinwärts. Er steht an der Kasernenstrasse<br />
vor der Einfahrt zur Alten Stuhlfabrik.<br />
Scheinbar gut gelaunte Menschen<br />
steigen ein. Gemütlich schwatzend, auch mal<br />
kurz stehen bleibend. Es eilt ja nicht. Ich aber<br />
sitze im Auto, würde gerne passieren und frage<br />
mich: «Was wollen all die Leute hier, noch<br />
dazu an einem heiter-hellen Arbeitstag?» Ein<br />
Anlass im Kleintheater dürfte es um diese<br />
Zeit wohl keiner sein. Gerne würde ich mein<br />
Auto telquel auf der Strasse stehen lassen<br />
und mich erkundigen. Doch so spontan und<br />
unverfroren bin ich nicht. Die Frage indes<br />
bleibt still in meinem Hinterkopf.<br />
Wiedererweckt und zumindest teilweise beantwortet<br />
wird sie bei einer kurzen Begegnung<br />
mit Maya Stieger auf dem Obstmarkt<br />
und ihrer schlicht hingeworfenen Bemerkung<br />
«schreib doch mal über die Kulturwerkstatt».<br />
Einige Wochen später passiere ich die Einfahrt<br />
zur Alten Stuhlfabrik, nehme jedoch<br />
nicht den Theater-Eingang, sondern klingle<br />
an der Türe zur Kasernenstrasse 39a.<br />
Maya Stieger empfängt mich freudestrahlend<br />
und führt sichtbar stolz in einen grossen<br />
hellen Raum. Schwere Holzbalken stützen die<br />
Decke, an deren Querstreben Senntumsschellen<br />
baumeln. Antike Sofas laden zum Verweilen,<br />
an den Wänden hängen Schellenriemen,<br />
Bilder mit Menschen in Appenzeller Trachten,<br />
zahlreiche Sackuhren in einem Schaukasten.<br />
Majestätisch steht gleich neben dem<br />
Eingang eine alte Standuhr. Maya Stieger bittet<br />
mich an einen kleinen runden Tisch, auch<br />
er ist gepflegt antik mit vier passenden Stühlen<br />
und vermittelt ein Wohnzimmergefühl in<br />
diesem gut 130 Quadratmeter grossen Raum.<br />
Appenzeller Musik macht glücklich<br />
Die Kultur – die appenzellische Tradition –<br />
habe ich nun rund um mich herum. Aber bitte,<br />
wo ist die Werkstatt? Maya Stieger lacht:<br />
Diese befände sich im oberen Stockwerk. Es<br />
Maya Stieger und Werner Alder wissen in Ton, Bild und Wort Menschen aus nah und fern für unsere Traditionen<br />
zu begeistern.<br />
(BIld: zVg.)<br />
ein Stück appenzellische (Musik-)Kultur. Damit<br />
hätten wir die Worte Kultur und Werkstatt<br />
zusammen. Wie nun kommt Maya Stieger in<br />
diese Welt? «Die Appenzeller Musik ist mein<br />
Leben. Sie gibt mir Identität und macht mich<br />
glücklich.» Dies sei schon seit Kindheitstagen<br />
so, habe sich im Teenageralter verstärkt und<br />
seither kontinuierlich gefestigt. Maya Stieger<br />
lernt – wie es der Zufall so will, in eben<br />
diesem Haus an der Kasernenstrasse – Geige<br />
und Hackbrett bei Matthias Weidmann. Später<br />
dann autodidaktisch und unterstützt von<br />
ihrem Lebens- und Duettpartner Peter Looser<br />
den Naturjodel. «Dieser ist ehrlich und<br />
bodenständig, kommt aus dem Herzen, aus<br />
dem Gemüt. Das entspricht mir, muss man<br />
sich doch dabei nicht auf Noten versteifen.»<br />
Sie musiziere gerne frei, lerne lieber über das<br />
Gehör als mit Noten.<br />
Ihre Leidenschaft für die Kulturwerkstatt<br />
Appenzellerland beginnt vor 15 Jahren. Mit<br />
einer Gruppe besucht sie einen Vortrag von<br />
Werner Alder. Spontan habe er sie aufgefordert,<br />
mit zu musizieren. Damit habe er ihr<br />
Feuer für die appenzellische Kultur vollends<br />
entfacht. «Werner Alder hat mich gefördert,<br />
bot mir Plattformen, sodass in mir die Motivation<br />
zum Proben und Auswendiglernen –<br />
wie üblich in der Volksmusik – erweckt und<br />
gestärkt wurde. Dank ihm, aber auch dank<br />
meinem Willen und Tatendrang ging für mich<br />
eine neue Welt auf.» Eine Welt, in der und für<br />
die sie sich seither engagiert. «Werner spürte<br />
meine Leidenschaft und ermöglichte mir,<br />
mich in der Kulturwerkstatt einzubringen.»<br />
Maya Stieger erweitert seither nicht nur stetig<br />
ihr musikalisches Können, sondern auch<br />
ihr Wissen über das Brauchtum im Appenzellerland<br />
und rund um den Säntis. «Zu Beginn<br />
stand ich noch scheu vor den Leuten. Heute<br />
freue ich mich, von unseren Traditionen zu<br />
erzählen.» Seit 2010 unterstützt sie den Betrieb<br />
in den verschiedensten Bereichen. Sie<br />
verfasst Texte für die Homepage und Flyer,<br />
schreibt potentielle Interessierte an, bearbeitet<br />
schriftliche Anfragen, hilft Vorträge mitzugestalten<br />
und zu organisieren.<br />
ist der Wirkungsbereich von Hackbrettbauer<br />
Werner Alder. Womit wir bei den Wurzeln der<br />
Kulturwerkstatt sind. 2004 konnte Alder die<br />
Liegenschaft, die einst eine Steindruckerei<br />
und später eine Stuhl- und Tischfabrikation<br />
beherbergte, erwerben. Alder gehört in vierter<br />
Generation zur Streichmusik-Alder-Dynastie,<br />
ist gelernter Antik- und Möbelschreiner<br />
und seit über 40 Jahren passionierter Hackbrettbauer.<br />
Dies jedoch nicht nur im stillen<br />
(Werkstatt-)Kämmerchen. Seit über 20 Jahren<br />
erzählt er Interessierten, wie ein Hackbrett<br />
vom Baum bis zum Instrument entsteht und<br />
zeigt ihnen seine Werkstatt. So vermittelt er<br />
Brauchtum, Musik und Älplerleben<br />
Vor gut zehn Jahren erfuhr die Kulturwerkstatt<br />
eine umfassende Renovierung. «Ich<br />
habe damals Sponsoren gesucht, damit wir<br />
die Vorträge in einem schönen Raum anbieten<br />
können», so Stieger. Heute verfügt die<br />
Kulturwerkstatt neben Beamer, Leinwand<br />
und Tonanlage auch über eine Küche und bietet<br />
Platz für Anlässe bis zu achtzig Personen<br />
– und ist damit gerüstet für das eigene Programm.<br />
Indes nicht nur für dieses, der Raum<br />
kann auch privat gemietet werden und «wir<br />
sind offen für Neues». Was nicht bedeutet,<br />
dass Werner Alder und ihr die Ideen ausge-
<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Thema des Monats · 15<br />
Ein Ort mit speziellem Charme: Die Kulturwerkstatt Appenzellerland in der Alten Stuhlfabrik an der Kasernenstrasse.<br />
(Bild: mst)<br />
hen würden. In den letzten Jahren haben sie<br />
ihr Angebot kontinuierlich erweitert.<br />
«Rund ums Hackbrett» sei nach wie vor die<br />
beliebteste Führung. Auf diesem Angebot<br />
baut der Vortrag «Hackbrett, Brauchtum, Musik»<br />
auf. Hier wirkt auch Maya Stieger mit. Ihr<br />
Part sind etwa die Erklärung der Trachten, der<br />
Musik oder des «Hierig», dem traditionellen<br />
Appenzeller Pantomimentanz, der an festlichen<br />
Anlässen oder an den Stobeten gezeigt<br />
wird. Ergänzt wird das Referat mit musikalischen<br />
Kostproben. Noch mehr Appenzeller<br />
Musik bietet das kommentierte Konzert. «Wir<br />
zeigen, wie unsere Musik klingt.» Vom schläzigen<br />
Walzer über einen löpfigen Schottisch<br />
bis hin zu einem andächten Zäuerli mit Talerschwingen<br />
– garniert mit verschiedenen Anekdoten<br />
aus der Geschichte der Appenzeller<br />
Musik. Einen Abstecher auf die Alp und in die<br />
Geschichte des Alpsegens bietet «Älplerleben<br />
und Alpsegen». Wer nicht nur zuhörend<br />
geniessen möchte, für den sei der Kurs «Jodel<br />
und Talerschwingen» das Richtige. Gemäss<br />
Maya Stieger «ein ganz besonderes Gruppenerlebnis,<br />
nicht zuletzt, weil es auch darum<br />
geht, aufeinander zu hören». Nach einer<br />
kurzen theoretischen Einführung zum Zauren<br />
werde die richtige Atemtechnik und schliesslich<br />
ein einfaches Zäuerli und auch das Talerschwingen<br />
gelernt.<br />
Ein Stück reale heile Welt<br />
Wie Maya Stieger erzählt, mit strahlenden Augen,<br />
mit so viel Herzblut, und wer Werner Alder<br />
kennt, wie er mitreissend, humorvoll und<br />
mit Charme Menschen mit seinen Geschichten<br />
zu fesseln vermag, der kann sich vorstellen,<br />
wie diese beiden ihr Publikum begeistern<br />
können. Und genau darum gehe es ihnen: Die<br />
Appenzeller Traditionen Interessierten näherbringen.<br />
Maya Stieger ist sich bewusst, dass<br />
sie ein Stück heile Welt vermitteln würden,<br />
welches nur ein kleiner Teil dessen sei, was es<br />
über das Appenzellerland zu berichten gäbe.<br />
«Wir zeigen, was auch uns freut und unser<br />
Herz berührt. Damit bereiten wir Freude und<br />
ermöglichen unseren Besuchenden vielleicht<br />
auch für die Zeit bei uns, ihrem Alltag zu entfliehen.»<br />
Wichtig sei ihr, dass sie bei dem, was<br />
sie tue, authentisch sei und «die Appenzeller<br />
Musik ist mein Leben, genauso wie es das von<br />
Werner Alder ist».<br />
«Ich freue mich,<br />
von Traditionen<br />
zu erzählen.»<br />
Neben der Arbeit in seiner Hackbrettwerkstatt<br />
spielt er in verschiedenen Formationen,<br />
etwa im Echo vom Säntis. Während die Grenzen<br />
zwischen Passion und Beruf beim Hackbrettbauer<br />
und -spieler eher fliessend sind,<br />
lebt Maya Stieger quasi in zwei Welten. Als<br />
Musikerin singt und spielt sie im Trio «Rond<br />
om de Säntis» gemeinsam mit Werner Alder<br />
und Peter Looser sowie im gleichnamigen Duo<br />
mit Peter Looser. Als Mitglied der Dänu Wisler<br />
Band bewegt sie sich musikalisch auch in<br />
nicht appenzellischen Sphären. «Das Repertoire<br />
in dieser Formation ist breit, reicht von<br />
keltischen und irischen Melodien über Mundartpop<br />
und Rock bis hin zu traditionellen Alphornklängen<br />
mit Jodelgesang.» Ihr zweites<br />
Standbein sind die Füsse. Als ausgebildete Podologin<br />
hat sie erst kürzlich ihre eigene Praxis<br />
in Herisau eröffnet. Heute würde sie vielleicht<br />
einen Beruf im Bereich Musik oder Tourismus<br />
erlernen, als Teenager vor der Berufswahl indes<br />
sei ihr Faible für die Musik noch nicht so<br />
ausgeprägt gewesen. Interessiert hätten sie<br />
damals auch alle Themen rund um die Gesundheit.<br />
«Ich habe eine fürsorgliche Art und<br />
möchte, dass es den Menschen gut geht.» Mit<br />
ihrer Arbeit als Podologin könne sie dies erreichen.<br />
«Die Füsse tragen uns ein Leben lang<br />
und haben unsere Aufmerksamkeit verdient.»<br />
Und Tatsache sei, dass sie, ob mit Vorträgen,<br />
als Musikerin oder als Podologin, Menschen<br />
erreiche und ihnen Gutes tun könne.<br />
Nach einer Stunde weiss ich nun, aus welchem<br />
Grund die Reisebusse an der Kasernenstrasse<br />
stehen. Weshalb die Menschen<br />
aus fernen Kantonen und dem angrenzenden<br />
Ausland gwundrig aus- und beseelt wieder<br />
einsteigen. Unweigerlich kommt mir Goethes<br />
Frage «Warum denn in die Ferne schweifen?»<br />
in den Sinn. Das Gute scheint ja wirklich nahe<br />
zu liegen. Auch Maya Stieger würde sich freuen,<br />
wenn sich Einheimische interessieren<br />
würden, was in der Kulturwerkstatt geschehe.<br />
Ein entsprechendes öffentliches Angebot sei<br />
leider auf wenig Resonanz gestossen. Was ihr<br />
aber nicht den Mumm und die Hoffnung nehme.<br />
Sie ist überzeugt vom Informations- und<br />
Begegnungsort Kulturwerkstatt – ein Pflänzchen,<br />
das noch wachsen werde. Ganz gewiss.<br />
Werner Alder und Maya Stieger hegen es mit<br />
der dafür nötigen Liebe und Leidenschaft.<br />
<br />
Eva Schläpfer<br />
Weitere Infos unter kulturwerkstatt-appenzellerland.ch
16 · Gesellschaft / I wohne do <strong>08</strong>/<strong>2023</strong><br />
I wohne do!<br />
Rick Wassenaar, 21.06.1982, ledig,<br />
eine Tochter 8 Jahre alt, Geschäftsführer<br />
Gasthaus Marktplatz<br />
AM 26. AUGUST WIRD IM DORF<br />
WIEDER «USEGSTUEHLET»<br />
Am Samstag, 26. August <strong>2023</strong>, wird ab 14 Uhr<br />
auf Strassen und Plätzen im Zentrum von<br />
Herisau «usegstuehlet». Laut einer Mitteilung<br />
des OK-Teams haben sich mehr als 40<br />
Gewerbetreibende, Private und Organisationen<br />
fürs Mitmachen angemeldet. Wie immer<br />
gibt es auch dieses Mal kein Verschiebedatum<br />
für den Anlass. «Wir sind Optimisten<br />
und hoffen auf einen warmen und trockenen<br />
Tag», sagt Raphael Froidevaux vom Organisationsteam.<br />
Das Konzept von «Usegstuehlet»<br />
bleibt gleich wie in den Vorjahren: Musikalisches<br />
wird ebenso geboten wie Kulinarisches,<br />
Spiele für Kinder und Erwachsene laden zum<br />
gemeinsamen Verweilen ein. «Bekannte tref -<br />
fen und neue Menschen in einer guten Atmosphäre<br />
kennenlernen sind das Ziel des<br />
Anlasses», heisst es in der Mitteilung. Das<br />
Interesse an «Usegstuehlet» sei erfreulicherweise<br />
wieder gross, um zu einem Tag unter<br />
dem Motto «Vom Dorf fürs Dorf» mit interessanten<br />
Begegnungen beizutragen. Die unterschiedlichen<br />
Ideen der Mitmachenden sollen<br />
dafür sorgen, dass eine unscheinbare Ecke<br />
oder ein kleines Plätzchen im Zentrum zum<br />
Treffpunkt in südländischem Ambiente wird.<br />
«Usegstueh let»-Gebiet ist das engere Dorfzentrum:<br />
Kasernenstrasse, Obstmarkt, Oberdorfstrasse,<br />
oberer Teil der Gossauerstrasse<br />
bis zum Platz sowie in der Windegg. (pd)<br />
Was ist Ihr Lieblingsort in Herisau?<br />
Mein Weinkeller.<br />
Was würden Sie an Herisau verändern<br />
wollen?<br />
Mehr Veranstaltungen! Damit Herisau wieder<br />
so lebendig wird wie vor 20 bis 30 Jahren.<br />
Welches Restaurant in Herisau würden<br />
Sie auswärtigen Freunden empfehlen und<br />
weshalb?<br />
Selbstverständlich unser Gasthaus Marktplatz,<br />
unser Koch Alfons ist grossartig!<br />
Was war Ihr Traumberuf als Kind?<br />
Ich wollte Schauspieler werden.<br />
Was möchten Sie in ihrem Leben noch<br />
erreichen?<br />
Ein schönes Segelschiff kaufen und meine<br />
Rente auf dem Meer verbringen.<br />
Dieser Person möchte ich folgendes<br />
Kompliment machen:<br />
Meine Freundin Lea ist ein Energiebombe<br />
mit vielen Aufgaben, die sie jeden Tag wieder<br />
meistert.<br />
Welches Tier wären Sie gerne und weshalb?<br />
Der Weisskopfseeadler. Dann könnte ich<br />
fliegen und hätte keine Feinde.<br />
Was bringt Sie zum Lachen?<br />
Ziemlich vieles, ich sehe mich als ein fröhlicher<br />
und positiver eingestellter Mensch.<br />
Welche*n Herisauer*in würden Sie gerne<br />
in der nächsten <strong>Ausgabe</strong> sehen?<br />
Juliette Müller.<br />
Es gibt wieder südländische Atmosphäre im Dorfzentrum. <br />
DER NEUE CILANDER SHOP<br />
FEIERT SEINE ERÖFFNUNG<br />
(Bild: Erich Brassel)<br />
Nach einjähriger Umbau-Pause wurde der<br />
Cilander Shop am 2. August wiedereröffnet.<br />
Seit über 50 Jahren findet man an der Cilanderstrasse<br />
20 in Herisau alles, was das Näh-<br />
Herz begehrt. Neu zeigt sich der Shop in modernem<br />
Industrie-Charakter, der zum Stöbern<br />
einlädt. Mit der Neueröffnung des Ladens im<br />
August wird ein noch breiteres Sortiment<br />
an Stoffen und Nähzubehör angeboten: von<br />
einer bunten Auswahl an modischen Kleiderstoffen<br />
wie Wolle, Leinen und Viskose über<br />
Vorhangstoffe bis hin zu Knöpfen, Fäden oder<br />
Verschlüssen. Der Shop bietet darüber hinaus<br />
bügelfreie Hemden- und Blusenstoffe sowie<br />
eine kleine, aber feine Auswahl an Produkten<br />
aus dem Online-Verkauf. Um den neuen Laden<br />
mit erweitertem Angebot einzuweihen,<br />
findet Freitag und Samstag, 11. und 12. August,<br />
eine Eröffnungsfeier statt. Neben einem Apéro<br />
und einer Rabattaktion von 10 Prozent<br />
auf alle Stoffe kann sich die Kundschaft auf<br />
weitere spannende Aktionen freuen. Der Cilander<br />
Shop ist neu auch jeden Samstag von<br />
9 bis 13 Uhr geöffnet, dazu von Mittwoch bis<br />
Freitag zwischen 13.30 und 18 Uhr. (pd)<br />
Der Cilander Shop hat neu auch am Samstag<br />
geöffnet. (Bild: pd)
UNSERE GEMEINDE<br />
Begegnungsort<br />
Viel Besuch im Sommer<br />
Für die Mobile Sozialarbeit bedeuten die Sommermonate Hochsaison.<br />
Ihr Aufgabenfeld reicht vom Sommerferienprogramm<br />
mit Ausflügen bis hin zu Interventionen gegen Littering und<br />
Lärm.<br />
Es ist kurz vor 14 Uhr an einem Sommernachmittag. Das Haus<br />
Wiesental an der Bahnhofstrasse öffnet heute eigentlich um<br />
15 Uhr. Trotzdem trifft bereits jetzt eine junge Frau im Gemeinschaftszentrum<br />
ein. «Du kannst trotzdem reinkommen», sagt<br />
Sabrina Jaggi, Leiterin der Mobilen Sozialarbeit Herisau. Die Frau<br />
setzt sich auf den Balkon und beginnt zu stricken. Kurz darauf setzen<br />
sich zwei Männer in den Garten und unterhalten sich.<br />
Sabrina Jaggi und Elena Grob (von links) führen die Mobile Sozialarbeit.<br />
«Sommer ist für uns Hochsaison», sagt Sabrina Jaggi. Sie und ihre<br />
Mitarbeiterin Elena Grob empfangen jeweils um die 80 Besucherinnen<br />
und Besucher pro Woche. Die meisten von ihnen haben einen<br />
Migrationshintergrund, aber auch Schweizerinnen und Schweizer<br />
nutzen das Haus Wiesental als Treffpunkt und um Anschluss in der<br />
Gesellschaft zu finden. Bei Problemen verweisen Sabrina Jaggi<br />
und Elena Grob die Hilfesuchenden an entsprechende Fachstellen<br />
und bieten Begleitung für den ersten Schritt an.<br />
Im Winter oder bei schlechtem Wetter ist das Haus hingegen –<br />
anders als man es hierzulande erwarten würde – weniger gut besucht.<br />
«In vielen Kulturen kennt man die Kälte und den Schnee<br />
nicht und geht darum gar nicht erst aus dem Haus.»<br />
Gemeinsam ans Sommernachtsfest<br />
Während der Sommerferien hatte das Gemeinschaftszentrum<br />
geschlossen. Aber nicht etwa, weil das Team der Mobilen Sozialarbeit<br />
in den Ferien gewesen wäre, im Gegenteil: In den Ferien soll<br />
den Besucherinnen und Besuchern etwas geboten werden, dieses<br />
Jahr beispielsweise Ausflüge an ein kleines Musikfestival, in die<br />
Schaukäserei und die Badi oder eine Flusswanderung. «Viele unserer<br />
Besucher könnten sich einen solchen Ausflug nicht leisten.<br />
Zudem fällt es in der Gruppe leichter, sich auf eine neue Erfahrung<br />
einzulassen», sagt Sabrina Jaggi. So besucht die Mobile Sozialarbeit<br />
mit ihren Besucherinnen und Besuchern auch die öffentlichen<br />
Anlässe in Herisau, von Sommernachtsfest bis Viehschau.<br />
«Unser Ziel ist, dass sie sich beim nächsten Mal auch ohne uns<br />
trauen und so am sozialen Leben im Dorf teilhaben können.»<br />
Präsenz zeigen<br />
Auch im zweiten Tätigkeitsbereich, der den Namen der Mobilen<br />
Sozialarbeit prägt, bedeutet der Sommer Hochsaison: Im Rahmen<br />
der aufsuchenden Sozialarbeit stattet das Team unter anderem<br />
den Schauplätzen von Littering und Lärmbeschwerden Besuche<br />
ab. «Wir sprechen die Leute an, die wir an diesen Orten antreffen,<br />
und zeigen Präsenz. Das hilft oft, um eine Situation zu verbessern<br />
und auch den Ärger oder die Verunsicherung in der Nachbarschaft<br />
zu lindern», erklärt Sabrina Jaggi.<br />
Aufsuchende Sozialarbeit bedeutet aber auch, auf dem Generationenspielplatz<br />
Kreckel Sirup auszuschenken und offen auf die<br />
Leute zuzugehen. Damit ergänzen sich die Arbeit im Gemeinschaftszentrum<br />
Wiesental und auf der Strasse bestens, auch<br />
wenn sie sehr unterschiedlich sind. «Draussen können wir eine<br />
Beziehung zu den Leuten aufbauen und ihnen sagen, wo sie uns<br />
finden.» Ein solcher «Türöffner» sind auch die Börsen, wo einkommensschwache<br />
Familien und Einzelpersonen kostenlose<br />
Kleider oder Spielsachen erhalten. Dieses Angebot bringt nicht<br />
nur neue Kundschaft, sondern auch die breite Dorfbevölkerung<br />
in Kontakt mit dem Gemeinschaftszentrum Wiesental. «Viele<br />
der Spenderinnen und Spender sind sehr interessiert und bleiben<br />
gerne noch auf einen Kaffee», sagt Sabrina Jaggi. Sie hofft, über<br />
solche Kontakte bald auch wieder einen kleinen Stamm an Freiwilligen<br />
zu gewinnen, die gerne an einzelnen Tagen in die Gastgeberrolle<br />
schlüpfen. «Vor der Pandemie hatten wir ein solches<br />
Team, da gab es Koch oder Spielabende, das war eine grosse Bereicherung.»<br />
Personen, die sich für ein solches Engagement interessieren,<br />
können sich jederzeit unverbindlich bei Sabrina Jaggi<br />
melden (Sabrina.Jaggi@herisau.ar.ch, 079 347 54 03).<br />
Bei gutem Wetter spielt sich das Geschehen im Gemeinschaftszentrum<br />
Wiesental vorwiegend im Garten ab.<br />
Mobile Sozialarbeit Herisau<br />
Die Mobile Sozialarbeit wurde 2018 in die Gemeindeverwaltung<br />
Herisau eingegliedert. Vorläufer war das private Quartierarbeitsprojekt<br />
«Selewie» aus dem Sägequartier, das seit<br />
Beginn von Sabrina Jaggi geleitet wurde. 2019 wurde das<br />
Haus Wiesental als Gemeinschaftszentrum bezogen. Der<br />
Auftrag der Mobilen Sozialarbeit umfasst das Führen des<br />
Gemeinschaftszentrums sowie die aufsuchende Sozialarbeit.<br />
Der Stellenetat für Sabrina Jaggi und Elena Grob beträgt<br />
130 Prozent.<br />
Eine Publikation der Gemeinde Herisau
UNSERE GEMEINDE<br />
Projekt<br />
Strom von der ARA, für die ARA<br />
Bei der Abwasserreinigungsanlage (ARA) in Herisau wird bis Ende<br />
August ein Solarfaltdach installiert. Betriebsleiter Patrick Holderegger<br />
erklärt, welche Vorteile dieses mit sich bringt.<br />
Über den Reinigungsbecken erheben sich stählerne Träger. Ein<br />
Kran hebt die nächsten Teile hoch, Mitarbeitende in orangen<br />
Leuchtwesten behalten die Last im Auge. Vorsichtig werden die<br />
Träger in die Betonbecken eingelassen. Mit dem neuen Solarfaltdach,<br />
das hier installiert wird, macht die ARA Herisau einen weiteren<br />
Schritt in die Zukunft. «Wenn die Anlage auf Hochtouren läuft,<br />
produzieren wir tagsüber etwas mehr Strom, als wir verbrauchen»,<br />
sagt Betriebsleiter Patrick Holderegger. «Da wir an 365<br />
Tagen im Jahr während 24 Stunden in Betrieb sind, werden wir<br />
zwar nachts nach wie vor Strom beziehen müssen. Aber mit der<br />
Anlage decken wir etwa 40 Prozent unseres Verbrauchs, was eine<br />
massive Verbesserung zur jetzigen Situation ist.» Der zweitgrösste<br />
Stromverbraucher der Gemeinde wird ab Ende August jährlich<br />
rund 294 000 Kilowattstunden Solarstrom produzieren. «Seit 2018<br />
haben wir auf dem Betriebsgebäude bereits eine Photovoltaikanlage.<br />
Und jetzt nutzen wir auch die Flächen unserer Becken doppelt,<br />
nämlich zur Abwasserreinigung und zur Stromgewinnung.»<br />
Wasser, Stahl und Seil<br />
Das Solarfaltdach stammt von der dhp technology AG aus Landquart.<br />
Ziel des Unternehmens ist ebendiese Doppelnutzung industrieller<br />
Produktionsflächen. «Die Panels entsprechen der<br />
modernsten Technologie», so Holderegger. «Mit einer Art Seilzug<br />
werden sie über den Klärbecken aus und bei ungünstigen<br />
Witterungsbedingungen wieder eingefahren. Das geschieht alles<br />
vollautomatisch.» Installiert werden die Stahlträger auf den bestehenden<br />
Grundmauern der Becken. «Dafür mussten Kernbohrungen<br />
im Beton gemacht werden. Danach wird der Seilzug für die<br />
Panels angebracht und schliesslich alles verkabelt und getestet.»<br />
Am 28. Oktober feiert die ARA Herisau ihr 50jähriges Bestehen<br />
mit einem Tag der offenen Tür. «Wir feiern das Jubiläum<br />
und auch ein wenig das neue Solarfaltdach», so Betriebsleiter<br />
Patrick Holderegger. Durch Führungen erhalten die<br />
Besucherinnen und Besucher einen Blick hinter die Kulissen<br />
der Kläranlage. «Die ganze Technik ist unter dem Boden. Da<br />
wollen wir den Menschen mal zeigen, was wir überhaupt machen<br />
– und wie das alles funktioniert.» Die Details werden zu<br />
gegebener Zeit kommuniziert.<br />
Die Idee zur Umsetzung einer solchen Anlage stammt von Holderegger.<br />
«Ich habe das Solarfaltdach vor drei Jahren meinen<br />
Vorgesetzen vorgeschlagen und bin damit auf offene Ohren gestossen.<br />
Als erstes wurde eine Vorstudie in Auftrag gegeben. Basierend<br />
auf dem Abschlussbericht haben Gemeinderat und Einwohnerrat<br />
einen Verpflichtungskredit von 1.05 Millionen Franken<br />
zu Lasten der Spezialfinanzierung Abwasser für die Ausführung<br />
gesprochen. Im Anschluss wurde ein Baubewilligungsverfahren<br />
durchgeführt und die Baubewilligung erteilt.» Im Vorfeld der Realisation<br />
hat sich Holderegger Anlagen in Davos und Steinach angesehen.<br />
«Der Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen<br />
war lehrreich, weil sie schon auf erste Erfahrungen zurückgreifen<br />
konnten. Das konnten wir in Herisau einfliessen lassen.»<br />
Sparsamer Umgang mit Strom<br />
Patrick Holderegger bezeichnet den ARABetrieb als sehr energiebewusst.<br />
Er erinnert sich an den vergangenen Herbst, als<br />
das Thema einer möglichen Strommangellage aufkam. «Als uns<br />
die Aufgabe gestellt wurde, zehn Prozent des Verbrauchs einzusparen,<br />
musste ich das verneinen. Wenn dies jetzt noch möglich<br />
wäre, hätte ich in der Vergangenheit meinen Job nicht richtig ge-<br />
Patrick Holderegger ist Betriebsleiter der ARA.<br />
Eine Publikation der Gemeinde Herisau
UNSERE GEMEINDE<br />
Die Installation des Solarfaltdachs dauert rund sechs Wochen.<br />
macht.» Holderegger und seine Mitarbeitenden bewegen sich in<br />
einem Umfeld, in dem sich die Technologien ständig weiterentwickeln.<br />
«Deshalb beschäftigen wir uns täglich mit der Frage, wo<br />
und wie wir unsere Anlagen optimieren können.» Die einzige Option<br />
wäre das Abschalten von Anlagen gewesen, «aber dann hätten<br />
wir die Wasserqualität nicht mehr garantieren können. Das kam<br />
nicht in Frage.» Die ARA sei eben ein systemrelevanter Betrieb,<br />
der zu einer funktionierenden Infrastruktur beitrage. «Da sind uns<br />
irgendwann schlichtweg die Hände gebunden.» Als Beispiel für<br />
die fortlaufenden Veränderungen nennt Holderegger die Aktivkohle.<br />
«Wir waren damals im Jahr 2015 die erste Abwasserreinigungsanlage,<br />
die damit Rückstände von Hormonen, Medikamenten<br />
und verschiedene schwerabbaubare Stoffe der Industrie aus<br />
dem Wasser filterte. Es gehört zu den spannenden Seiten meines<br />
Berufs, dass die Entwicklung niemals stillsteht.» Als Herausforderung<br />
für den Standort in Herisau sieht Patrick Holderegger die<br />
Industriebetriebe in der Gemeinde. «Das sorgt für grosse Mengen<br />
an belastetem Abwasser, mit dem wir klarkommen müssen. Eine<br />
weitere Besonderheit ist, dass wir auch für die Anlagen von Waldstatt,<br />
Hundwil und Urnäsch verantwortlich sind.» Die Gemeinden<br />
verfügten zwar über eigene Anlagen, diese werden aber von der<br />
ARA Herisau betrieben.<br />
Bevölkerungsbefragung zur Kommunikation der Gemeinde<br />
Die Gemeinde Herisau startet eine Umfrage, um herauszufinden,<br />
welches Verbesserungspotenzial sie in ihrer Kommunikation hat.<br />
Die Resultate werden in die Überarbeitung des Kommunikationskonzepts<br />
einfliessen.<br />
Das Kommunikationskonzept der Gemeinde Herisau wird überarbeitet.<br />
Um dabei die Erwartungen der Herisauer Bevölkerung<br />
soweit wie möglich zu berücksichtigen, führt die Gemeinde in<br />
Zusammenarbeit mit dem OZG Zentrum für Gemeinden der Fachhochschule<br />
OST eine Bedürfnisabklärung durch. Diese soll eine<br />
Grundlage für das neue Kommunikationskonzept bilden.<br />
Repräsentative Umfrage und Workshop<br />
In einem ersten Schritt werden in einer repräsentativen Umfrage<br />
Einwohnerinnen und Einwohner, die zuvor nach statistischen Kriterien<br />
ausgewählt worden sind, zu ihren Kommunikationsbedürfnissen<br />
befragt. Die Umfrage startet im September <strong>2023</strong> und steht auch<br />
allen anderen Herisauerinnen und Herisauern offen. Auf welchem<br />
Weg an der Umfrage teilgenommen kann, wird rechtzeitig zum Start<br />
bekanntgegeben. In einem zweiten Schritt werden Vertreterinnen<br />
und Vertreter verschiedener Anspruchsgruppen zu einem Workshop<br />
Ende November eingeladen. Auch dieser wird nach einer Anmeldung<br />
allen Herisauerinnen und Herisauern offenstehen. Die Resultate der<br />
Bedürfnisabklärung werden Anfang 2024 bekannt sein.<br />
Geeignete Kanäle ermitteln<br />
Der Gemeinderat ist überzeugt, dass der Schlüssel zu einer bedarfsgerechten<br />
Behördenarbeit in der gelungenen Kommunikation<br />
zwischen Bevölkerung und Gemeindebehörden liegt. Der<br />
Gemeinderat und die Verwaltung können nur auf Anliegen von<br />
Einwohnerinnen und Einwohnern eingehen, wenn diese zuvor<br />
über einen geeigneten Kanal geäussert werden konnten. Genauso<br />
kann die Bevölkerung die Behördenarbeit nur mitgestalten,<br />
wenn sie über das Geschehen im Gemeindehaus informiert ist.<br />
Deswegen möchte der Gemeinderat mit dem geschilderten Vorgehen<br />
Erkenntnisse darüber gewinnen, ob die Bevölkerung mit<br />
der Kommunikation der Gemeinde Herisau zufrieden ist, wo Verbesserungspotenzial<br />
liegt und auf welchen Kanälen die Kommunikation<br />
zwischen Behörden und Bevölkerung idealerweise erfolgt.<br />
Der Gemeinderat bedankt sich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />
an der Umfrage für ihren Beitrag zur Optimierung des<br />
Kommunikationsangebotes der Gemeinde Herisau.<br />
Eine Publikation der Gemeinde Herisau
UNSERE GEMEINDE<br />
Schule<br />
«Wir freuen uns, dass du der Schule erhalten bleibst»<br />
Michael Häberli ist vor den Sommerferien als Abteilungsleiter<br />
der Schule verabschiedet worden. Er hat sein Amt an Alex Porta<br />
übergeben und wird wieder Lehrperson.<br />
«Die Schule Herisau ist gut unterwegs. Darum bleibe ich ja als<br />
Lehrperson hier.» Michael Häberli kehrt nach sieben Jahren als<br />
Abteilungsleiter ins Schulzimmer zurück und beginnt mit dem<br />
neuen Schuljahr in der Sekundarschule Ebnet Ost als Lerncoach.<br />
«Ich möchte wieder verstärkt mit den Jugendlichen in Kontakt<br />
sein.»<br />
Hilfsbereit und zuverlässig<br />
Am Schlussessen der Schule (siehe Kasten) wurde er aus seinem<br />
bisherigen Amt verabschiedet. «Du warst hilfsbereit und zuverlässig.<br />
Du hast die Teams der Lehrpersonen, der Schulverwaltung<br />
und der Schulleitung kompetent geführt», meinte Schulpräsidentin<br />
Irene Hagmann zu Michael Häberli. Er habe sich nicht vorgedrängt,<br />
aber konsequent gehandelt, wenn es nötig gewesen sei.<br />
Irene Hagmann dankte ihm im Namen des Gemeinderates. «Wir<br />
lassen dich nicht gerne gehen, das weisst du. Aber wir freuen uns,<br />
dass du der Schule Herisau erhalten bleibst.» Mit Alex Porta habe<br />
man einen würdigen Nachfolger gefunden, ergänzte die Schulpräsidentin.<br />
Dieser gehört seit 2019 der Herisauer Schulleitung an<br />
und übernimmt nun die Abteilungsleitung. Als neuer Schulleiter<br />
stösst diesen Sommer Pascal Schmuckli zum Schulleitungsteam<br />
mit Alex Porta, Markus Stäheli und Carol van Willigen.<br />
Michael Häberli bedankt sich bei der Schulpräsidentin Irene Hagmann.<br />
Markus Stäheli und Carol van Willigen beim Überlegen während eines Spiels.<br />
Sie treten nach ihrem Comeback wieder die Pension an: Vreni Küchlin, Barbara<br />
Berger, Ruth Schefer, Nelly Mühlemann und Hans-Ulrich Sturzenegger (von links).<br />
Alex Porta (links) erhält von Michael Häberli einen symbolischen Schlüssel aus<br />
Teig.<br />
Einen riesigen Schlüssel übergeben<br />
Michael Häberli überreichte Alex Porta einen symbolischen (gebackenen)<br />
Schlüssel und blickte in Form eines optischen Spiels auf<br />
seine Zeit als Abteilungsleiter zurück. «Dabei ist mir wichtig festzuhalten,<br />
dass zahlreiche Leute bei diesen Themen eingebunden<br />
waren. Eine Abteilungsleitung kann nie als OneManShow funktionieren.»<br />
Die verpixelten Bilder, die mit jeder Sekunde mehr preis<br />
gaben, erinnerten zum Beispiel an Corona, die Veränderungen<br />
durch digitale Wandtafeln und Datenablage, die flächendeckende<br />
Abgabe von iPads und Laptops, die Einführung des Lehrplans<br />
21, die Rückkehr zu den Wintersportlagern, die Überarbeitung der<br />
SchulWebsite oder bauliche Veränderungen in den Schuleinheiten.<br />
Michael Häberli dankte allen für die Unterstützung.<br />
«Sie alle tragen dazu bei»<br />
Traditionellerweise lädt die Schule Herisau am Montagabend<br />
vor den Sommerferien zum Schlussessen ins Casino ein.<br />
Dazu sind alle Mitarbeitenden eingeladen: nebst den aktuellen<br />
und pensionierten Lehrpersonen, der Schulleitung und<br />
den Mitarbeiterinnen der Schulverwaltung auch die Klassenassistenzen,<br />
Zivildienstleistenden und das Hauswartspersonal.<br />
Schulpräsidentin Irene Hagmann dankte allen für ihre<br />
Arbeit und den Einsatz zugunsten der Schule Herisau. «Sie<br />
alle tragen dazu bei, dass wir für unsere Kinder und Jugendlichen<br />
eine gute Atmosphäre im Unterrichtsalltag bieten<br />
können.» Die Lehrpersonen, die ein Dienstjubiläum feiern,<br />
wurden geehrt und die austretenden verabschiedet. «Einen<br />
speziell grossen Applaus verdienen jene pensionierten Kolleginnen<br />
und Kollegen, die uns im vergangenen Schuljahr in<br />
der Zeit des Mangels an Lehrpersonen mit ihrer Rückkehr ins<br />
Schulzimmer enorm geholfen haben», sagte der abtretende<br />
Abteilungsleiter Michael Häberli.<br />
Eine Publikation der Gemeinde Herisau
UNSERE GEMEINDE<br />
Sportzentrum<br />
Zwischen Skihütte und Badi-Bistro<br />
Seit drei Jahren wird das Bistro im Freibad Sonnenberg von<br />
Jana und Peter Polak betrieben. Das junge Ehepaar sieht seine<br />
Zukunft auch in den kommenden Jahren in Herisau.<br />
Das Jahr 2021 war aufgrund des Coronavirus ein schwieriges für<br />
das Gastrogewerbe und viele andere Branchen. Genau in jener<br />
Phase bekam das Bistro im Freibad Sonnenberg neue Pächter.<br />
Jana und Peter Polak brachten jede Menge Erfahrung und Knowhow<br />
nach Herisau. Seit über zwölf Jahren betreiben sie eine Skihütte<br />
im voralbergischen Schwarzenberg. Vor allem in der Wintersaison<br />
freuen sich die beiden über die zahlreichen Gäste. Die<br />
Hütte liegt direkt an der Skipiste und überzeugt mit einer hervorragenden<br />
Lage. Mit einer Dauer von drei bis vier Monaten ist die<br />
Skisaison allerdings zu kurz, um genügend Einnahmen für ein ganzes<br />
Jahr zu generieren. Deshalb hatten sich Jana und Peter Polak<br />
damals nach einem zweiten Standbein im Sommer umgeschaut.<br />
90 Minuten Anfahrt<br />
Das österreichische Ehepaar wurde auf die offene Stelle in Herisau<br />
aufmerksam, reichte eine Bewerbung ein – und bekam den<br />
Zuschlag. Seit drei Jahren nimmt der Arbeitsweg vom Voralberg<br />
nach Herisau täglich fast 90 Minuten in Anspruch. Abgesehen von<br />
bürokratischen Anfangsschwierigkeiten sei die Übernahme einwandfrei<br />
über die Bühne gegangen. Das Angebot im Bistro wurde<br />
nicht grundlegend geändert. Das Ehepaar probierte zwar zu Beginn<br />
neue Speisen aus, darunter Salate, Pizzas oder Spaghetti.<br />
«Doch die Kundschaft einer Badi möchte letztlich Pommes, Hot<br />
Dog und Burger. Hauptsache es schmeckt und geht schnell», erklärt<br />
Jana Polak. Die Einnahmen des Bistros hängen stark vom<br />
Wetter ab. Trotz der verregneten Tage gegen Mitte der Sommerferien<br />
zieht Jana Polak eine positive Bilanz – auch wenn die Besucherzahlen<br />
im ersten Jahr nach der Übernahme höher gewesen<br />
seien. «Gezwungenermassen blieben damals im Zuge der Pandemie<br />
viele Menschen zuhause und strömten in die Badi.» Für die<br />
verbleibende Sommerzeit hoffen die Polaks auf Sonne und wenig<br />
Niederschlag.<br />
Jana und Peter Polak sind überzeugt, dass eine Mehrheit der Gäste<br />
mit ihrer Arbeit zufrieden ist. «Konstruktives Feedback ist uns<br />
wichtig, ob positiv oder negativ», führt die Österreicherin aus. Sie<br />
stehen daher in engem Kontakt mit ihrer Kundschaft. Den beiden<br />
Gastronomen gefällt es im Freibad Sonnenberg. «Wir sind glücklich<br />
hier und planen, für einige Jahre zu bleiben». An Konstanz hat<br />
es in den vorherigen Jahren oft gefehlt, die Besitzer des Bistros<br />
wechselten mehrmals. Mit Jana und Peter Polak soll nun eine gewisse<br />
Beständigkeit in den Sonnenberg kommen.<br />
Zwischenbilanz der Badisaison<br />
Auf einen regnerischen Mai zu Beginn der Saison folgte ein überaus<br />
warmer und trockener Juni. Auch die Anfangsphase der<br />
diesjährigen Sommerferien verlief äusserst positiv für das Freibad<br />
am Sonnenberg. Erst gegen Ende des Monats Juli und in den<br />
ersten Tagen des Augusts kamen unerwartet viele Regentage auf<br />
und sorgten für tiefe Besucherzahlen während der Hochsaison.<br />
«Damit die Besucherzahlen wirklich hoch sind, braucht es zwei<br />
bis drei Sonnentage ohne jeglichen Niederschlag», erklärt der<br />
Bademeister vor Ort. An einem Wochenende mit idealen Verhältnissen<br />
könne die Besucherzahl sogar die Marke von 1000 Gästen<br />
knacken. Solche Phasen habe es dieses Jahr vergleichsweise<br />
selten gegeben. Bis am 17. September hat das Freibad noch geöffnet.<br />
Somit bleiben noch gut fünf Wochen, für einen guten Abschluss<br />
der Badisaison <strong>2023</strong>.<br />
Peter Polak bedient seit drei Jahren die Besucher im Freibad Sonnenberg.<br />
Eine Publikation der Gemeinde Herisau
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<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Gesellschaft / Chorzfuetter · 23<br />
Chorzfuetter<br />
Baustart für Doppelkindergarten Müli<br />
Die Kindergartenprovisorien «Müli A» und<br />
«Müli B» werden durch einen neuen Doppelkindergarten<br />
ersetzt. Die Arbeiten starteten<br />
in den Sommerferien. Der Neubau<br />
besteht aus einem Sockelgeschloss und<br />
einem in gleicher Grösse um 90 Grad gedrehten<br />
Obergeschoss. Er wird südöstlich<br />
an das bestehende Schulhaus Müli gebaut<br />
und so in die Schulanlage integriert. Der Betrieb<br />
in den Kindergärten und im Schulhaus<br />
wird während der rund zehnmonatigen Bauzeit<br />
aufrechterhalten. Für die Bauarbeiten<br />
wurde ein Verkehrs- und Sicherheitskonzept<br />
erstellt. Der Baustellenbereich ist auf<br />
allen Seiten abgegrenzt und gesichert. (gk)<br />
Schulhausfassade wird erneuert<br />
Die Fenster und Fassaden des Schulhauses<br />
Poststrasse, das heute als Zentrum Werken<br />
dient, weisen Sanierungsbedarf auf. Der Gemeinderat<br />
hat einen Verpflichtungskredit<br />
in der Höhe von einer Million Franken genehmigt.<br />
Im Zuge der Sanierung werden das<br />
Schulhaus neu verputzt, die Holzbauteile neu<br />
gestrichen sowie die Fensterläden und Jalousien<br />
erneuert. Die Fenster werden energetisch<br />
aufgerüstet; diese Erneuerung ist nicht nur<br />
aus ökonomischen und ökologischen Gründen,<br />
sondern an diesem Schutzobjekt auch<br />
aus denkmalpflegerischen Überlegungen<br />
sinnvoll. Die Sanierung erfolgt ab Herbst. (gk)<br />
Neuer Kommunikationsverantwortlicher<br />
Johannes Wey, Kommunikationsverantwortlicher<br />
der Gemeinde Herisau, verlässt die<br />
Gemeindeverwaltung per Ende August. Zu<br />
seinem Nachfolger hat der Gemeinderat Thomas<br />
Walliser Keel gewählt. Damit kehrt ein<br />
bekanntes Gesicht nach Herisau zurück: Thomas<br />
Walliser Keel war bereits von 2009 bis<br />
Ende 2020 Kommunikationsverantwortlicher<br />
der Gemeinde und ist heute im Kommunikationsdienst<br />
des Kantons Thurgau tätig. Er wird<br />
die Stelle per 1. Dezember <strong>2023</strong> antreten. (gk)<br />
Neue Pilzkontrolleurin<br />
Ab dem 14. August wird die Pilzkontrollstelle<br />
neu durch Kathrin Klüssmann geführt. Die<br />
Pilzkontrolleurin ist unter der Telefonnummer<br />
078 687 73 62 zu erreichen. Adresse: Kathrin<br />
Klüssmann, Stuel 2537, 9112 Schachen<br />
b. Herisau. Gesammelte Pilze werden nach<br />
telefonischer Vereinbarung kostenlosen kontrolliert.<br />
(gk)<br />
Am 26. August gilt es wieder, allein oder im Team, das Ziel zu erreichen. (Bild: pd)<br />
«XTREME RUN HERISAU»<br />
GEHT IN DIE NÄCHSTE RUNDE<br />
Nach der erfolgreichen Durchführung des<br />
ersten «Xtreme Run Herisau» im vergangenen<br />
Jahr hat sich das OK zur Weiterführung<br />
entschieden. Am 26. August <strong>2023</strong> werden sich<br />
den Teilnehmenden wieder bis zu 20 Hindernisse<br />
in den Weg stellen – auf einer Strecke<br />
von drei bis zehn Kilometern. «Die Premiere<br />
war ein voller Erfolg. Die über 300 Teilnehmenden<br />
hatten trotz sehr garstigem Wetter<br />
durchwegs ein Lächeln im Gesicht», sagt Stefan<br />
Kull. Er war schon beim ersten «Xtreme<br />
Run Herisau» vor einem Jahr Teil des OKs.<br />
Der Lauf war anlässlich des 80-Jahr-Jubiläums<br />
des Eishockey-Clubs SC Herisau ins Leben<br />
gerufen worden. «Die Begeisterung der Teilnehmenden<br />
hat uns gezeigt: Diesen Anlass<br />
müssen wir wiederholen.» Der Hindernislauf<br />
kann in der Einzel- oder Teamwertung absolviert<br />
werden. Die Standard-Distanz beträgt<br />
OSTSCHWEIZER SVP-POLITIKER<br />
LUDEN ZUM SESSIONSRÜCKBLICK<br />
fünf, die grössere Runde zehn Kilometer. Für<br />
die jüngeren Teilnehmenden ab Jahrgang<br />
2015/16 wurden vier Junior-Kategorien mit<br />
angepassten Lauf-Distanzen und Hindernissen<br />
geschaffen. «Gerade bei den Jüngeren<br />
kam der Anlass richtig gut an. Sie und die<br />
Eltern haben uns mit Begeisterung und Dank<br />
überhäuft. Deshalb war klar: Auch das gibt<br />
es wieder», so Kull. Wie die bis zu 20 Hindernisse<br />
auf der Strecke in diesem Jahr aussehen<br />
werden, bleibt geheim. Es wird aber im Vergleich<br />
zum ersten «Xtreme Run» einige Verbesserungen<br />
und neue Hindernisse geben.<br />
Klar ist auch: «Wer beim letzten Mal dabei<br />
war, weiss: Einfach wird es nicht!» Die Anmeldung<br />
für den Lauf erfolgt online auf www.<br />
xtreme-run.ch. Das Startgeld für die Kids-Kategorie<br />
beträgt 18, für die Erwachsenen-Kategorie<br />
48 Franken. (pd)<br />
Politikinteressierte trafen sich im Restaurant<br />
Kantonsgrenze zwischen Herisau und Degersheim<br />
zum Sessionsrückblick mit den Nationalräten<br />
Lukas Reimann, Mike Egger und<br />
dem Herisauer David Zuberbühler. Letzterer<br />
begann den Abend mit einem Resümee des<br />
Abstimmungswochenendes. Zuberbühler be -<br />
dauerte die Annahme des Klimaschutzgesetzes,<br />
das von der Partei als «Stromfressergesetz»<br />
bezeichnet wurde. Froh zeigte er sich<br />
darüber, dass im Kanton Appenzell Ausserrhoden<br />
nur «ein Zufallsmehr» von 50,9 Prozent<br />
zustande kam. Zuberbühler kündigte<br />
an, sich auch in Zukunft für bezahlbare<br />
Energiepreise einzusetzen. Zusätzlich ging<br />
er auf die ausserordentliche Session zum<br />
Thema Migration ein. Die SVP hatte mehrere<br />
Vorstösse eingereicht, um die Probleme<br />
im Asylwesen «mit echten Lösungen zu bekämpfen»,<br />
wie es in der Mitteilung heisst.<br />
Dazu gehörte unter anderem die Aussetzung<br />
des Resettlement-Programms (das Einfliegen<br />
von Asylmigranten) oder eine Rückführungsoffensive<br />
für Straftäter. Sämtliche<br />
Vorstösse der SVP seien «unter Mithilfe der<br />
anderen sogenannt bürgerlichen Parteien»<br />
abgelehnt worden. Ebenfalls thematisiert<br />
wurden die Neutralität der Schweiz, das<br />
Strassenbauprogramm oder die Nachhaltigkeitsinitiative,<br />
die kürzlich von der SVP lanciert<br />
wurde. Diese wolle sicherstellen, dass<br />
die Zahl von 10 Millionen bei der ständigen<br />
Wohnbevölkerung bis 2050 nicht überschritten<br />
werde. (pd)
24 · Herisauer Persönlichkeiten <strong>08</strong>/<strong>2023</strong><br />
BÄRENFLEISCH, LEHRER UND<br />
TELLERWÄSCHER-KARRIERE<br />
Im letzten Teil der Serie «Herisauer Persönlichkeiten» offerieren wir Ihnen einen bunten Mix<br />
von Menschen, die in der Geschichte unserer Gemeinde ihre Spuren hinterlassen haben oder<br />
exemplarisch für die Entwicklung von Herisau stehen.<br />
Haben Sie schon einmal an einem Flussufer<br />
die schönsten Steine gesucht? Ein schwieriges<br />
Unterfangen. Die Auswahl ist riesig, die<br />
Entscheidung subjektiv und die Liegengebliebenen<br />
hätten es auch verdient, mitgenommen<br />
zu werden. Bei der Serie über Herisauer<br />
Persönlichkeiten der Vergangenheit ging es<br />
mir ebenso. Einige habe ich bewusst ruhen<br />
lassen; die berühmten Familien Schiess,<br />
Schläpfer, Signer, Suhner, Wetter, Tanner oder<br />
Zuberbühler etwa. Ihnen wird auch ohne<br />
mein Dazutun grosse Wertschätzung zuteil.<br />
Gesucht habe ich die eher Vergessenen. Gefunden<br />
habe ich viele. Zu viele für diese Serie,<br />
die mit diesem Text zu Ende geht. Was ist nun<br />
mit all jenen Menschen, deren Namen sich<br />
auf meiner Liste angesammelt haben? Einige<br />
werden das Nachsehen haben, einige möchte<br />
ich Ihnen hier – kurz nur – noch vorstellen.<br />
Louise Büchi zuerst. Sie nämlich ist Bestsellerautorin<br />
und salopp ausgedrückt die<br />
«Betty Bossi» aus Herisau. 28 Jahre lang war<br />
sie Leiterin des Kurhauses Heinrichsbad. Im<br />
Winterhalbjahr 1882/1883 führte sie ihren<br />
ersten dreimonatigen Kochkurs für «Töchter<br />
aus mittelständischen Familien» durch. Diesem<br />
folgten zahlreiche weitere und daraus<br />
entstand das Heinrichsbader Kochbuch. Zwischen<br />
1896 und 1930 – also weit über ihren<br />
Tod 1923 hinaus – ist es in zwanzig Auflagen<br />
erschienen. Im Vorwort zur vierten Auflage<br />
schreibt Büchi: «Ich habe gesucht, das<br />
Verständnis für den Einkauf und für die verschiedenen<br />
Arbeiten bei der Ausführung der<br />
Rezepte durch die in der Einleitung und am<br />
Anfang der verschiedenen Abschnitte erhaltenen<br />
Ratschläge zu erleichtern. Ebenso habe<br />
ich grossen Wert daraufgelegt, genügend<br />
Anleitungen zur Aufbewahrung der Lebensmittel<br />
sowie zur Verwendung der Resten von<br />
Speisen zu geben, um zu zeigen, wie bei wenigen<br />
Mitteln eine gute, nahrhafte Küche geführt<br />
werden kann, wenn alles zweckentsprechend<br />
verwendet wird.» Man rufe sich hierbei<br />
in Erinnerung, dass Kochen damals eine zeitaufwändige<br />
Arbeit am Holzherd war und das<br />
Wissen im Bereich Ernährungstheorie und<br />
«gesunde Ernährung» nicht Teil des Allgemeinwissens<br />
war. Mit ihrem Kochbuch schuf<br />
Büchi ein Grundlagenwerk mit Nährwerttabellen,<br />
der Auflistung der Verdaulichkeit einiger<br />
Lebensmittel, Allgemeines zur Ernährung,<br />
mit hunderten von Rezepten mit hiesigen Lebensmitteln<br />
aber auch Ausgefallenerem wie<br />
etwa Austern, Kaviar, Artischocken oder Trüffel.<br />
Bemerkenswert: Es scheint – gerade beim<br />
Fleisch – nichts zu geben, was keine Verwendung<br />
findet – etwa in «Hirnpastetchen» oder<br />
«Hahnenkamm-Ragout». Etwas seltsam mutet<br />
das Rezept für «Bärentatzen» an, welches<br />
mit dem Satz «Das Bärenfleisch wird in der<br />
Küche oft verwendet. (…) Als besonders fein<br />
gelten die Filets und die Tatzen» eingeleitet<br />
wird. Mit Menuplanung, Anweisungen für das<br />
Falten von Servietten, dem Anrichten und<br />
schliesslich «einigen nützliche Belehrungen<br />
für den Haushalt» schliesst das gut 500 Seiten<br />
umfassende Werk. 1898 erschien übrigens<br />
auch das «Buch der einfachen Hausfrau».<br />
Dieses richtete sich an Frauen mit kleinem<br />
Haushaltsbudget. Herausgegeben wurde es<br />
von Heinrich und Anna Volkart-Schlatter.<br />
Auch sie aus Herisau. Heinrich Volkart war<br />
Reallehrer. Lehrer war auch Melchior Steiner<br />
(1802 bis 1873). Auf ihn bin ich auf einer Fotografie<br />
eines bemalten Glückwunschtellers<br />
gestossen. Diese waren in der ersten Hälfte<br />
des 19. Jahrhunderts eine kunsthandwerkliche<br />
Spezialität des Appenzellerlandes. Gesehen<br />
habe ich das Bild im Buch «Zeitzeugnisse –<br />
Appenzeller Geschichten in Wort und Bild».<br />
Hier zeigt Historiker Thomas Fuchs anhand<br />
Melchior Steiners Lebensweg exemplarisch<br />
die Modernisierung der Volksschule.<br />
Von Privatunternehmern<br />
zu Gemeindeangestellten<br />
Steiner stammte aus bescheidenen Verhältnissen,<br />
«hatte jedoch das Glück, dass er ab<br />
1811 die relativ teure Schule des initiativen<br />
Junglehrers Johann Jakob Signer (1790–1859)<br />
besuchen konnte. Mit zwölf Jahren begann<br />
Steiner, wie die meisten jungen Leute in seinem<br />
Alter, eine Arbeit, und zwar als unbezahlter<br />
Gehilfe und Student bei Signer». Noch<br />
keine 17 Jahre alt wurde Steiner als selbständiger<br />
Unternehmer Schulmeister in Herisau. Er<br />
mietete eine «unheizbare, niedere schwarze<br />
Wanzenkammer und schaffte sich mit einem<br />
Kredit der Mutter Unterrichtsmaterial und Tische<br />
an». Die Zahl der Schulkinder bestimmte<br />
seinen Lohn. Ab 1825 entwickelte sich in Herisau<br />
die «moderne» Volksschule. Zwischen<br />
1829 und 1833 liess die Gemeinde vier Schul-<br />
Hochzeitsteller von Lehrer Melchior Steiner und seiner Frau Anna Katharina Steiner, geborene Mock, 1826.<br />
<br />
(Kulturmuseum St. Gallen).
<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Herisauer Persönlichkeiten · 25<br />
häuser errichten. Fuchs: «An Ostern 1834<br />
hiessen die Stimmbürger dann die kostenlose<br />
Primarschule gut. Die Besoldung der Lehrer<br />
ging von den Eltern an die Gemeinde über.<br />
Melchior Steiner gehörte zu den ersten neun<br />
Nutzniessern dieser Modernisierung. Er konnte<br />
das neue Schulhaus im Ifang beziehen, das<br />
ihm für vierzig Jahre zum Wohn- und Arbeitsort<br />
wurde. Aus dem selbständigen Kleinunternehmer<br />
wurde ein Gemeindebeamter.»<br />
Einen anderen Lehrer möchte ich an dieser<br />
Stelle ebenfalls erwähnen: Johann Jakob Fitze<br />
(1793 bis 1865) aus Bühler. Albert Kläger nennt<br />
ihn in «Herisau – weder Dorf noch Stadt»<br />
«Wegbereiter unserer Realschule». In der<br />
Gemeindechronik von 1870 ist zu lesen: «In<br />
der Schule leistete der junge Fitzi, namentlich<br />
im Schönschreiben, so Überraschendes,<br />
dass er der Stolz seines Lehrers wurde. Als<br />
ihn sein Vater in den Webkeller steckte, so<br />
riss er im Jahr 1809 aus und kam nach Herisau,<br />
wo er durch sein Geschick im Schneiden<br />
von Papierfiguren bei Ratschreiber Tanner<br />
freundliche Aufnahme fand. Hier durfte er<br />
die Privatschule von Käser besuchen.» Zwanzigjährig<br />
trat er dann als Junglehrer an dessen<br />
Stelle, doch «trieb es ihn zu Vater Pestalozzi,<br />
um sich weiter auszubilden». Fitzi blieb drei<br />
Jahre in Yverdon, zuerst als Diener, dann als<br />
Lehrer im Dienst des berühmten Pädagogen.<br />
1819 kehrte er nach Herisau zurück – zuerst<br />
wie Steiner als Privatlehrer, ab 1938 als Angestellter<br />
der eigens dafür gegründeten Stiftung.<br />
Die Realschule wurde erst 1861 Angelegenheit<br />
der Gemeinde. Fitzi unterrichtete 50<br />
Jahre bis 1864. «Das zunehmende Alter und<br />
Erschöpfung zwangen ihn schliesslich, die<br />
ihm so am Herzen liegende Lehrtätigkeit aufzugeben.»<br />
Zuckerbäcker, Artilleriechef, Schriftsteller<br />
Ein weiterer Name auf meiner Liste ist Adrian<br />
David Grob. Seine Vorfahren stammten aus<br />
dem heutigen Flawil. Sein Urgrossvater Johannes<br />
Grob (1643 bis 1697), einst Musketier<br />
in der Leibgarde des sächsischen Kurfürsten<br />
Johann Georg II. in Dresden, griff auf Seiten<br />
der evangelischen Toggenburger in die Auseinandersetzungen<br />
mit dem Fürstabt von<br />
St. Gallen ein. Nach diesen Konflikten lebte<br />
er ab 1674 mit seiner Familie in Herisau. Hier<br />
war er als Diplomat tätig und bis zu seinem<br />
Tod Mitglied des Grossen Rats. In die Geschichte<br />
eingegangen ist er aber vor allem<br />
als Verfasser der Epigrammsammlungen<br />
«Dichterische Versuchgabe» und «Reinholds<br />
von Freyenthals Poetisches Spazierwäldlein»<br />
sowie der politischen Schrift «Treugemeinter<br />
Eydgenössischer Aufwecker».<br />
Adrian David Grob, geboren 1771 in Herisau,<br />
arbeitete zuerst als Zuckerbäcker in Zürich,<br />
Strassburg und Offenbach. Dann schlug er<br />
Illustration aus der vierten Auflage des Heinrichsbader Kochbuchs.<br />
eine militärische Laufbahn ein: 1792 trat er in<br />
ein französisches Regiment ein, 1798 war er<br />
Zeughausverwalter und Artilleriechef in Herisau,<br />
1799 verteidigte er die Bodenseeküste,<br />
musste dann aber vor den französischen<br />
Truppen nach Turin fliehen. 1802 kam er nach<br />
St. Gallen. Von 1807 bis 1832 war er dort Zeughausverwalter,<br />
1833 Bezirkskommandant von<br />
St. Gallen und 1834 Militärinspektor. Auch er<br />
ging – wie sein Urgrossvater – als Schriftsteller<br />
in die Geschichte ein. Etwa als Verfasser<br />
des patriotischen Dramas «Abt Cuno von<br />
Staufen und die Appenzeller», von Gedichten<br />
«Lieder zu Ehren und Freude für Schweizer<br />
Wehrmänner» sowie des scherzhaften, halb<br />
autobiografischen Werks «Sigmunds Vorlesungen<br />
im Kreise gemütlicher Freunde und<br />
Familien» in drei Bänden.<br />
Eine «Tellerwäscher-Karriere»<br />
Abschliessend nun noch Gottlieb Büchler.<br />
Seinem Namen begegnete ich bei meinen Recherchen<br />
zu den Lesegesellschafen in Appenzell<br />
Ausserrhoden und ebenfalls anlässlich<br />
des Jubiläums zu 1200 Jahre Schwänberg. Der<br />
1783 in Schwellbrunn geborene Büchler hat<br />
nämlich 1830 mit der Lesegesellschaft des Bezirks<br />
Schwänberg die erste Lesegesellschaft<br />
in Herisau mitbegründet. Und dies ist nicht<br />
selbstverständlich, stammte Büchler doch<br />
aus armen Verhältnissen, die heute wohl als<br />
bildungsfern bezeichnet würden. Sein Vater<br />
Bartholome war Kleinbauer und Taglöhner.<br />
Gottlieb besuchte neben dem Viehhüten<br />
gerademal drei Sommersemester den Schulunterricht.<br />
In der Appenzeller Zeitung ist anlässlich<br />
seines Todes 1863 nachzulesen: «Als<br />
geweckter, wissbegieriger Knabe zeigte er<br />
schon früh grosse Neigung zur Lektüre, besonders<br />
für die historische. Stets war er ein<br />
aufmerksamer Beobachter der Zeitereignisse<br />
im engeren und weiteren Vaterlande.<br />
Büchler hat sich als ungebildeter, armer Weber<br />
zu einem der ersten Geschichtskundigen<br />
unseres Landes emporgearbeitet. Zu einem<br />
umfassenden, gründlichen Quellenstudium<br />
fehlten ihm leider Bildung, Zeit und Mittel,<br />
aber das Material, das er sich zu verschaffen<br />
gewusst, verarbeitete er mit unermüdlichem<br />
Fleisse, mit historischem Scharfblick,<br />
wobei ihm sein gutes Gedächtnis zu statten<br />
kam. […] Zur Weckung für das historische<br />
Interesse trug er im Schwänberg Bezirk sehr<br />
viel bei.» Thomas Fuchs schreibt: «Von 1807<br />
bis 1810 war Büchler Instruktor der kantonalen<br />
Rekrutenkompanien, ökonomische<br />
Umstände verhinderten die Annahme der<br />
Hauptmannsstelle. Später war er führender<br />
Historiker und Genealoge Ausserrhodens,<br />
(…). Seine fünf gedruckten sowie die grosse<br />
Zahl nicht publizierter Werke bilden wertvolle<br />
Materialsammlungen.» Büchler engagierte<br />
sich zudem anfangs der 1830er-Jahre<br />
für die Verfassungsrevision und verfasste zu<br />
diesem Thema die Broschüre «Die Appenzell<br />
Ausserrhodische Landbuchsache». Sein Engagement<br />
und seine Forschungen brachten<br />
ihm zwar ein gewisses Ansehen, lohnten sich<br />
aber finanziell nicht. Gottlieb Büchler, den<br />
Fuchs als «Vorkämpfer für das Gedankengut<br />
der Aufklärung» bezeichnet, lebte stets in<br />
ärmlichen Verhältnissen. Rotach meint in der<br />
Gemeindegeschichte von 1929: «Schade, dass<br />
zu seinen Lebzeiten nichts geschah, um den<br />
‹Aufstieg des Begabten› zu erleichtern.»<br />
<br />
Eva Schläpfer<br />
*Ein ausführlicher Text zum Leben und Wirken<br />
von Gottlieb Büchler mit dem Titel «Gottlieb<br />
Büchler – der arme Mann vom Schwänberg»,<br />
verfasst von Thomas Fuchs, ist im Appenzeller<br />
Kalender 2006 erschienen und kann unter<br />
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<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Vereinssteckbrief · 27<br />
KIBE HERISAU<br />
Gründung: 1. August 2006<br />
Anzahl Mitglieder: 30 Mitgliederfirmen (Arbeitgeber in und um<br />
Herisau und Bühler)<br />
Präsidentin: Daniela Merz (CEO Dock Gruppe)<br />
Vorstand: Markus Stäheli, Jürg Engler, Claudia Burkhard,<br />
Anjan Sartory, Monika Knechtle<br />
Wichtigster Anläss im Jahr: Intern: Jahresanlässe wie Projektwochen,<br />
Thematisierung von Jahreszeiten, Bräuchen und Festtagen. Extern:<br />
Elternveranstaltungen mit Erziehungsthemen<br />
Vereinszweck: Betreuung von Kindern ab drei Monaten bis Ende<br />
Primarschule<br />
Spezielles Mitglied: Viele! Die Gemeinden Herisau und Bühler als<br />
unsere wichtigsten Partner und natürlich unsere Gönner sowie die<br />
Herisauer Stiftungen<br />
Vereinserfolge: Seit 14 Jahren ein ganzjähriges Betreuungsangebot<br />
für aktuell rund 440 Kinder aus Herisau und Bühler sowie Umgebung<br />
Das macht uns aus: Unsere Bedürfnisorientierung am Kind und<br />
seinem Umfeld (Eltern, Arbeitgeber) sowie unsere einmalige<br />
Flexibilität in der Branche<br />
Homepage: www.kibe-herisau.ch<br />
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28 · Unsere Gärten <strong>08</strong>/<strong>2023</strong><br />
«EIN NATURGARTEN IST<br />
EIN ORT DER VERBUNDENHEIT»<br />
Mauro Impellizzeri lebt mit seiner Familie an der Huebstrasse. Vor und hinter dem Haus erstreckt<br />
sich ein blühendes, summendes und kommunizierendes Stück Natur. Die ganzheitliche<br />
Gestaltung eines derartigen Lebensraums besteht aus Beobachten, Lernen und Ausprobieren.<br />
Die Sonne versteckt sich an diesem Mittwochmorgen<br />
hinter den Wolken, als ich<br />
die kleine Auffahrt zum alten Haus an der<br />
Huebstrasse hinauffahre. Davor steht ein<br />
grosser Nussbaum, es blühen Nachtkerzen,<br />
Wildblumen und wilder Fenchel. Der sechsjährige<br />
Leano platziert eine Raupe darauf,<br />
weil «die dort hingehört» und später mal ein<br />
Schwalbenschwanz wird. Er und sein kleinerer<br />
Bruder Ayun sind sehr aufgeweckt und<br />
verkünden der Besucherin ihr Wissen über<br />
die Natur. Auch Vater Mauro beschreibt sich<br />
als naturverbunden seit Kindesbeinen: «Mir<br />
ist und war es am wohlsten in der Natur und<br />
in Verbindung mit Pflanzen und Tieren.» So<br />
war seine erste Berufswahl Gärtner, wo er<br />
sich die biologischen und wissenschaftlichen<br />
Grundlagen über die Pflanzenkunde und Bodenbeschaffenheit<br />
aneignete. Ebenso lernte<br />
er klassische Methoden kennen, um das<br />
Pflanzenwachstum mit künstlichen Düngern<br />
zu forcieren. Inzwischen hat sich der 39-Jährige<br />
auch die Fähigkeiten angeeignet, einen<br />
Garten so zu gestalten, dass er sich über die<br />
natürlichen Verbindungen selbst erhält.<br />
Ein funktionierendes Ökosystem mit Hilfe<br />
von Pflanzengemeinschaften zu erschaffen,<br />
erlebt er nicht als einen abgeschlossenen<br />
Kreis, er anerkennt immer auch die Abhängigkeiten<br />
im Aussen. So spielt im Gemüsegarten<br />
neben der Artenvielfalt – Impellizzeris<br />
bauen rund 40 Gemüsesorten für den Eigengebrauch<br />
an – auch der Ertrag eine Rolle. Er<br />
steht dazu, dass das Regenwasser in ihrem<br />
Gemüsegarten nicht immer reicht und dann<br />
eben nachgegossen werden muss: «Der Wasserverbrauch<br />
im Vergleich zu eingekauftem<br />
Gemüse ist aber immer noch massiv tiefer.<br />
Durchschnittlich schlägt selbst eine vegane<br />
Ernährung mit gekauftem Gemüse mit rund<br />
1000 Liter Wasser pro Person und Tag zu Buche!»,<br />
erklärt Impellizzeri. Wenn dann noch<br />
tierische Produkte dazu kämen, steige die<br />
Zahl massiv an.<br />
Theorie als Ergänzung für die Erfahrung<br />
«Die Aussicht, den Kontakt mit der Natur zu<br />
verlieren, bereitet mir schon als Gedanken<br />
Unbehagen», gesteht der Herisauer. Auch<br />
deshalb bietet er Naturgartenberatungen an,<br />
will für Kundschaft und Natur das Beste erreichen.<br />
Mit dem Fokus auf das Verbindende<br />
analysiert er sowohl die Bedürfnisse der<br />
Gartenbesitzer wie auch das Terrain, das deren<br />
Gärten umgibt. Er sieht dies als Einheit,<br />
die zusammengebracht werden kann. Daher<br />
ist jede Beratung eine sehr individuelle Angelegenheit.<br />
Bei manchen Kunden bestehe<br />
vielleicht schon der gefühlsmässige Zugang,<br />
aber es fehle noch die Vorstellung für eine<br />
gelingende Umsetzung eines Naturgartens.<br />
Bei anderen wiederum erkenne er das Bestreben<br />
einen Beitrag zu leisten: «Wenn<br />
nur die Hälfte der Privatgärten der Schweiz<br />
naturnah gestaltet wären, würde dies einen<br />
enormen Beitrag für unser Ökosystem beitragen.»<br />
Aber manchen Kunden fehle zuweilen<br />
die konkrete Erfahrung mit einem Naturgarten<br />
und damit auch das gefühlsmässige<br />
Erleben.<br />
«Legen wir den<br />
Fokus auf das<br />
Positive!»<br />
Impellizzeri versteht sich in beiden Fällen<br />
als Brückenbauer. Was sich gegenseitig im<br />
Naturgarten und im Lebensraum unterstützt,<br />
sieht er aus einer dreidimensionalen<br />
Perspektive. Dazu gehört das angrenzende<br />
Gelände, Bäume und Pflanzen im Garten sowie<br />
die Bodenbeschaffenheit. Neue wissenschaftliche<br />
Beweise, wie die Kommunikation<br />
zwischen Bäumen über das Mycel (Pilzfäden)<br />
von Pilzen, findet er spannend und hilfreich,<br />
um seinen Kunden die Theorie zu erklären.<br />
Zusätzlich bringt er viele eigene Erfahrungen<br />
aus der Zeit mit einem «Demeter»-Bauernbetrieb<br />
mit und hat sich mit verschiedenen<br />
Anbaumethoden beschäftigt. Seine Erlebnisse<br />
mit dem Aussaatkalender von Maria Thun<br />
überzeugen ihn, auch als Symbol der Verbundenheit<br />
aller Dinge. Thuns Methode hat<br />
ihre Wurzeln in der Anthroposophie Rudolf<br />
Steiners. Bei allem Interesse für diese Themen;<br />
für die konkrete Umsetzung vertraut<br />
der Naturgärtner immer auf seine persönliche<br />
Erfahrung und das Gespür, über das er<br />
die Verbundenheit und die stimmige Umgebung<br />
für Pflanzen, Tiere und die Gartenbesitzer<br />
wahrnimmt.<br />
Der klassische Gärtnerberuf war für ihn stark<br />
geprägt von der Realisation von konventionell<br />
geprägten Kundenwünschen. Ein englischer<br />
Rasen oder eine Thuja-Hecke mögen<br />
für manche schön anzusehen sein, böten aber<br />
keinen Raum für Entwicklung von anderen<br />
Arten. Gerade die Thuja sei praktisch für den<br />
Sichtschutz, aber nutzlos für das Ökosystem.<br />
Denn was in ländlicher Umgebung aufgrund<br />
der Vielfalt an anderen Bäumen weniger problematisch<br />
ist, gerät in der Stadt zur Todesfalle.<br />
Weil den Vögeln alternative Nistplätze<br />
fehlen, verenden die Jungvögel am Nervengift<br />
Thujon, welches die Pflanze produziert.<br />
Deshalb gilt im Naturgarten die Regel: «Eine<br />
einheimische Pflanze ist der Grundpfeiler».<br />
Welche Insekten und Pflanzen passen in<br />
unser Ökosystem? Die Raupe des Schwalbenschwanzes<br />
gedeiht nur auf der Möhre<br />
oder dem Fenchel. Die wilde Möhre anzusiedeln,<br />
sei nicht so einfach, denn diese müsse<br />
wandern können. Dabei spiele wiederum die<br />
Ruderalfläche, also die Bodenbeschaffenheit<br />
eine Rolle, welche eher karg und steinig sein<br />
müsse. «Und so ergibt sich eins ums andere<br />
eine Verkettung und Verbindung im Naturgarten»,<br />
sagt Mauro Impellizzeri.<br />
Der Blick fällt auf die Nachtkerzen vor<br />
dem Haus, die ursprünglich aus Amerika<br />
stammen. Sie gelten als Neophyten, also keine<br />
einheimische Sorte, verhalten sich aber<br />
nicht invasiv. Das bedeutet, sie verdrängen<br />
keine anderen Pflanzen, sondern unterstützen<br />
das Überleben von Falter und Insekten,<br />
wozu sonst eine Blumenwiese notwendig<br />
wäre. Eine Wiese zum Blühen zu bringen, sei<br />
bei weitem nicht so einfach, wie sich das viele<br />
vorstellen. Der Standort müsse passen und<br />
es brauche viel Geduld. Das wiederum kann<br />
die Nachtkerze überbrücken, da sie eine vernetzende<br />
Funktion in unserem Ökosystem<br />
eingenommen hat und mit einer Vielzahl<br />
von Lebewesen in symbiotischer Beziehung<br />
steht. Grundsätzlich sind einheimische Pflanzengemeinschaften<br />
die Basis für ein stabiles<br />
Ökosystem, manche eingewanderte Pflanzen<br />
unterstützen solche Gemeinschaften nachhaltig.<br />
Die Bedürfnisse von Mensch und Natur<br />
Ebenso wichtig bei der Anlage eines Naturgartens<br />
sind die Bedürfnisse des Kunden:<br />
Will er eher im Garten entspannen? Dann<br />
ist es wichtig, eine gute Grundlage zu setzen<br />
mit mehrjährigen Pflanzen, die vorerst<br />
mal gedeihen und die man wachsen lassen<br />
kann. Will man eher aktiv sein? Dann eignet<br />
sich ein grösserer Anteil an ein- oder<br />
zweijährigen Pflanzen besser, da hier mehr<br />
Arbeit anfällt. Dann gilt es, die Umgebung<br />
zu eruieren: Wohnt man beispielsweise am<br />
Waldrand, dann braucht es nicht unbedingt
<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Unsere Gärten · 29<br />
mehrere Projekte: Der Verkauf von handgemachten<br />
Arven-Dinkel-Kissen mit Energieperlen,<br />
welche tiefe Erholung fördern, das<br />
Olivenöl aus familieneigener Produktion in<br />
Sizilien oder die mit der Motorsäge geschaffenen<br />
Holzskulpturen, die zugleich als Totholz<br />
im Garten einen wertvollen Beitrag für<br />
das Ökosystem leisten. Ebenso gibt das Ehepaar<br />
Kurse in Wildkräuterkunde und Kochen<br />
auf dem Feuer.<br />
Suche nach einem neuen Gleichgewicht<br />
Dass das natürliche Gleichgewicht aus den<br />
Fugen ist, sieht der Naturgärtner auch als<br />
Chance: «Krisen erzeugen Veränderungen im<br />
System, die Potenzial für eine Stärkung beinhalten.»<br />
Die Frage und die vielen Vergleiche,<br />
wer denn nun Schuld am Klimawandel ist und<br />
wer den grössten ökologischen Fussabdruck<br />
hat, findet er obsolet: «Das bringt uns nicht<br />
weiter. Viel wertvoller wäre es, die Menschen<br />
«Ich möchte<br />
die Menschen<br />
befähigen.»<br />
Die Familie Impellizzeri in ihrem Naturgarten.<br />
Bäume im eigenen Garten. Lebt man jedoch<br />
in der Stadt, schafft ein Baum erst einen umfassenden<br />
Lebensraum mit Verbindungen<br />
unter und über der Erde. Lebt man in der<br />
Nähe eines Baches, sind Feuchtflächen nicht<br />
so elementar, sonst aber kann ein Teich oder<br />
ein Sumpf im eigenen Garten enorm wertvoll<br />
für Amphibien, Tiere und Insekten sein.<br />
Bei der Pflanzenwahl berücksichtigt Impellizzeri<br />
dann Schatten- oder Sonnenstandorte<br />
sowie die Bodenfeuchtigkeit, die auch<br />
über die Geländegestaltung beeinflusst werden<br />
kann.<br />
In seinem eigenen Garten besteht viel<br />
Platz für Mensch und Tier, der alte Baumbestand<br />
spendet Schatten und Schutz. Der<br />
Blumenrasen wird bewusst kurz geschnitten<br />
wegen der Kinder und mit dem Rasenschnitt<br />
werden jeweils die Gemüsebeete gemulcht.<br />
«In Verbindung mit der Natur zu sein, kann<br />
sehr sinnstiftend sein. Aber jemanden zu<br />
Gartenarbeit oder einem Naturgarten zu<br />
zwingen, ist sinnlos», findet Impellizzeri.<br />
Akut würde das der Natur vielleicht nützen,<br />
aber ob eine nachhaltige Entwicklung<br />
dadurch stimuliert würde, bezweifelt er. In<br />
seiner Arbeit setzt er auf Anreize und Befähigung<br />
und versucht, die Menschen zu motivieren,<br />
einfach auszuprobieren. Das ist auch<br />
der Grund für seine kürzlich absolvierte Ausbildung<br />
als Sozialpädagoge. «Mit den Pflanzen<br />
konnte ich es ja schon immer. Aber ich<br />
«Mit der Natur<br />
bin ich seit jeher<br />
verbunden.»<br />
(Bild: nr)<br />
möchte meinen Ansatz von Vielfalt auch mit<br />
den Menschen ausleben», lacht Impellizzeri.<br />
Den Menschen den Weg zu einem gesunden<br />
Naturverhältnis zu verschönern, ist ihm<br />
und seiner Frau Jeanine als gelernte Naturpädagogin<br />
ein Herzensanliegen. Unter dem<br />
Namen «Baumfründ» haben sie seit 2018<br />
für die Natur zu sensibilisieren und ihr Gefühl<br />
für die Verbundenheit zu stärken.» Dabei findet<br />
er die Vorstellung kontraproduktiv, dass<br />
alles nur noch selbstgemacht und selbstversorgend<br />
sein muss. «Es mag ja gut sein,<br />
wenn man ohne das Zukaufen von Kompost<br />
oder Zuführen von Wasser gärtnern kann.<br />
Aber viel wichtiger als die Ablehnung von<br />
allem, was von aussen kommt, ist das selbstbestimmte<br />
Machen und Lernen aus der Erfahrung<br />
in Beziehung mit der Natur.» Es gebe<br />
viele wertvolle Ressourcen von aussen, die<br />
noch gar nicht genutzt würden.<br />
In der Zusammenarbeit mit anderen Gärtnern<br />
ist der Herisauer selbst eine Ressource.<br />
Er übernimmt den Beratungsteil und bringt<br />
neue Ansätze ein, die seinen Berufskollegen<br />
vielleicht im ersten Moment noch fremd sind.<br />
Am liebsten setzt er die Veränderungsimpulse<br />
zusammen um: «Mein Ziel ist, dass meine<br />
Kunden eine Beziehung zu ihrem Garten<br />
aufbauen. Dadurch entsteht das Gefühl der<br />
Verbundenheit mit der Natur.» Beim Gang<br />
an Ringelblumen, Kapuzinerkresse, Oregano,<br />
Salbei und Co. vorbei fasst Impellizzeri seine<br />
Motivation zusammen: «Das Ausprobieren<br />
ist mir sehr wichtig, sowohl für mich als auch<br />
für andere. Den Fokus auf das Positive zu legen,<br />
bringt uns in dieser Zeit weiter, als uns<br />
gegenseitig zu beschuldigen.»<br />
<br />
Nadja Rechsteiner
30 · Kalender <strong>08</strong>/<strong>2023</strong><br />
Kalender<br />
August<br />
10. Gartensommer, 14–20 Uhr,<br />
evang.-ref. Kirchgemeindehaus<br />
11. Café unter den Bäumen, 14–21 Uhr,<br />
ChupferTrocke neben der Kirche<br />
11. Fest am Chreisel, ab 17 Uhr, Treffpunkt<br />
12. Fest am Chreisel, ab 11 Uhr, Treffpunkt<br />
12. Gasse-Treff, ab 11 Uhr, Oberdorfstrasse<br />
beim Regierungsgebäude<br />
12. SC Herisau vs. EHC Dübendorf,<br />
Testspiel, 17.15 Uhr, Sportzentrum<br />
15. Spaziergang «Schönheiten an der<br />
Thur», Club 60plus, 11.55 Uhr, Bahnhof<br />
16. Öffentlicher Arztvortrag «Manisch /<br />
Depressive Erkrankungen und<br />
Therapiemöglichkeiten», 19 Uhr,<br />
Psychiatrisches Zentrum AR<br />
17. Halbtageswanderung «e chli chürzer<br />
trete», Anmeldung bei Margrit Frehner<br />
unter 071 393 10 24<br />
17. Gartensommer, 14–20 Uhr,<br />
evang.-ref. Kirchgemeindehaus<br />
17. Minigolf und Grillplausch, Senioren<br />
der kath. Pfarrei, 14 Uhr, Minigolfanlage<br />
Krombach<br />
17. Mittagstreff, Club 60plus, 11.30 Uhr,<br />
Casino<br />
18. «Wollen Sie wippen?» – Satirisches<br />
Schauspiel mit Elisabeth Hart und Rhaban<br />
Straumann, 20.30 Uhr, Altes Zeughaus<br />
18. Café unter den Bäumen, 14–21 Uhr,<br />
ChupferTrocke neben der Kirche<br />
18. Workshop «Handlettering»,<br />
18–20.30 Uhr, Coworking am Platz 6<br />
19. SC Herisau vs. SC Rheintal, Testspiel,<br />
17.30 Uhr, Sportzentrum<br />
21. Besichtigung Remote Vision,<br />
Gewerbeverein Herisau, 17.45–21 Uhr,<br />
St. Gallerstrasse 49<br />
22. Plätz-Staldengarten (Klöntalersee),<br />
Wanderung mit Vitaswiss, Anmeldung bei<br />
Margrit Frehner unter 071 393 10 24<br />
22. Kursbeginn «Geburtsvorbereitung»,<br />
19–21 Uhr, Anmeldung: deborah.lehmann@<br />
svar.ch, Personalhaus Spital<br />
23. SC Herisau vs. PIKES Oberthurgau,<br />
Testspiel, 20 Uhr, Sportzentrum<br />
25. Rapperswil-Jona Lakers vs. Augsburger<br />
Panther, Eishockey-Testspiel, 19.45 Uhr,<br />
Sportzentrum<br />
25. Café unter den Bäumen, 14–21 Uhr,<br />
ChupferTrocke neben der Kirche<br />
26. «Usegstuehlet», 14–22 Uhr, Herisau<br />
Dorfzentrum<br />
26. «Xtreme Run Herisau», ab 10.30 Uhr,<br />
Start bei der Chälblihalle<br />
27. Sonntagscafé, 13.30–17 Uhr,<br />
Haus Wiesental<br />
28. Öffentlicher Ärztevortrag «Demenz –<br />
Was tun, wenn ich als Angehörige/r<br />
nicht mehr weiter weiss?», 18.15 Uhr,<br />
Psychiatrisches Zentrum AR<br />
29. Wanderung «Aufwärts von Aussicht zu<br />
Aussicht», Club 60plus, 7.30 Uhr,<br />
Bahnhof<br />
Regelmässig<br />
Wochenmarkt, jeden Samstag von<br />
8.30–12.30 Uhr, Obstmarkt<br />
Museum Herisau, Mittwoch<br />
bis Sonntag, 13–17 Uhr<br />
Figurentheater-Museum, jeweils am<br />
Mittwoch um 14–17 Uhr und Sonntag<br />
11–16 Uhr<br />
Kunstausstellung Otto Forster, 9. Juni -<br />
13. August, 8-20 Uhr, Spital Herisau<br />
31. Mittagstreff, Club 60plus, 11.30 Uhr,<br />
Casino<br />
September<br />
1. Saisonstart «JAMfreeday», 19 Uhr,<br />
Dä 3. Stock, Industriestrasse 28<br />
2. Kostenlose Reparaturen, pc-reparieren.ch,<br />
10–14 Uhr, Win Win Markt<br />
2. SC Herisau vs. EHC Wallisellen,<br />
Testspiel, 19.15 Uhr, Sportzentrum<br />
3. Freie Besichtigung, 14–16 Uhr,<br />
Altes Rathaus im Schwänberg<br />
3. FC Herisau vs. FC Montlingen, 15 Uhr,<br />
Ebnet<br />
4. Erzählcafé zum Thema «Was wäre<br />
wenn…», Anmeldung unter 071 353 50 30 /<br />
071 890 06 63, 14–16 Uhr,<br />
Haus Wiesenthal<br />
4. Gespräch mit dem Gemeindepräsidenten,<br />
16–18 Uhr, Gemeindehaus<br />
DEUTSCH-SCHWEIZERISCHE<br />
SATIRE IM ALTEN ZEUGHAUS<br />
Am Freitag, 18. August, gastiert das «Duo Hart<br />
auf Hart» um 20.30 Uhr im Alten Zeughaus.<br />
Elisabeth Hart und Rhaban Straumann präsentieren<br />
im Rahmen von «Kultur is Dorf» ein<br />
wortgewandtes Spiel mit subtilem Humor. Die<br />
Leipzigerin Hart und der Oltner Straumann<br />
haben kurz vor der Pandemie künstlerisch zusammengefunden,<br />
entwickelten und schrieben<br />
gemeinsam während den Lockdowns.<br />
Entstanden ist mit «Wollen Sie wippen?» ein<br />
Satirestück ohne erzieherische Inhalte. Es<br />
handelt von einer Schauspielerin und einem<br />
Schauspieler, die ein selbstgeschriebenes<br />
Stück lesen. Darin begegnen sich eine Frau<br />
und ein Mann auf einem Spielplatz. Sie Deutsche.<br />
Er Schweizer. Er ergötzt sich am Leiden<br />
der Eltern, sie findet Gefallen an der Manipulation<br />
der Spielgeräte. Mit jedem Tag wird die<br />
Verbindung zwischen den beiden Menschen<br />
auf dem Spielplatz intensiver. Er spricht über<br />
seinen Nachbarn, den netten Nazi, sie erzählt,<br />
sie verfasse eine Studie über das Grosse im<br />
Kleinen. Gemeinsam beobachten sie kleine<br />
Diktatoren im Sand und haben die Grossen<br />
der Welt vor Augen. Die Grenzen zwischen<br />
Draufsicht, Einsicht und Zuversicht schwinden,<br />
es entsteht ein Wechselspiel zwischen<br />
Beobachtenden und Beobachteten. (pd) Elisabeth Hart und Rhaban Straumann. (Bild: pd)
<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Sternefööf · 31<br />
Sternefööfi<br />
EIN SOMMER VOLLER BEZIEHUNGEN<br />
Die Luftepoche fordert von uns Vernetzung,<br />
dafür braucht es Beziehung. Was wir so attraktiv<br />
finden, dass wir es in unser Leben<br />
ziehen möchten, und was wir so sehr lieben,<br />
dass wir es behalten möchten, wird über die<br />
Horoskopstellung der Venus symbolisiert.<br />
Nicht nur zwischenmenschliche Beziehungen<br />
ergänzen uns in unserer Persönlichkeitsentwicklung,<br />
die Definition umfasst alles, womit<br />
wir uns verbinden wollen. Hier ein kleiner<br />
Einblick über die astrologische Deutung der<br />
verschiedenen Venuskonstellationen: Venus<br />
im Widder oder im ersten Haus: Die Amazone<br />
im Horoskop, die ihr kämpferisches und<br />
durchsetzungsorientiertes Wesen in alle Arten<br />
von Beziehungen trägt. Geliebt wird das<br />
Spontane, Ursprüngliche und Risikobehaftete.<br />
Die Stimulierung des Eroberungsdrangs<br />
ist elementar in allen Beziehungsfragen. Diese<br />
Menschen können andere wortwörtlich<br />
mitreissen. Venus im Stier oder im zweiten<br />
Haus: Alles, was die Sinne stimuliert, vom<br />
Schmecken bis zur Berührung, vom Hören bis<br />
zum Sehen: Diese Menschen leitet ihr sinnliches<br />
Gespür und sie erleben Beziehungen<br />
wortwörtlich hautnah. Dabei setzen sie alles<br />
daran, die gemeinsame Substanz zu hegen<br />
und zu pflegen, auf dass die gemeinsamen<br />
Stunden zur Blühe gedeihen. Venus im Zwilling<br />
oder im dritten Haus: Beziehungen sind<br />
bewegungsfördernde Orte, Flexibilität ist die<br />
Grundlage für die Veränderung von Bestehendem.<br />
Diese Venus turnt gerne in Gedanken,<br />
philosophiert über den Beziehungszweck und<br />
wägt Optionen ab. Die Kommunikation ist ihr<br />
Ding, manchmal mit der Tendenz zur Unverbindlichkeit<br />
im Tun. Mimik, Gestik oder Schrift<br />
sind immer Teil ihrer Beziehungen, mit ihrem<br />
Ausdruck bezirzt sie. Venus im Krebs oder im<br />
vierten Haus: Die fürsorgliche Liebe für alles<br />
Lebendige orientiert sich an den Bedürfnissen<br />
im direkten Umfeld. Das Gefühl, gebraucht zu<br />
M<br />
F<br />
werden, stimuliert die Beziehungsabsicht.<br />
Das Zuhause ist dementsprechend einladend<br />
gestaltet, ein wahrer Wohlfühlort für sich<br />
und seine Lieben. Hier findet man immer ein<br />
offenes Ohr. Venus im Löwen oder im fünften<br />
Haus: Die Konstellation des Sommers<br />
<strong>2023</strong>: Die strahlende Venus, die das Leben in<br />
all ihren Facetten feiert. Viva la Vida – auch<br />
wenn es nicht allen so geht. Gerade in diesen<br />
Beziehungen kann sie zur grossen Inspiration<br />
werden, trägt sie doch aktiv zur Verbesserung<br />
der Laune und der Freude an der Lebendigkeit<br />
bei. Diese Menschen lieben das konkrete Machen<br />
und erzählen gerne von ihren Taten. Damit<br />
wissen sie zu unterhalten und ziehen die<br />
Aufmerksamkeit des Partners auf sich. Venus<br />
in Jungfrau oder im sechsten Haus: Nach der<br />
extrovertierten Sommerzeit folgt eine Rückzugsphase.<br />
Die Analyse der eigenen Gefühle<br />
und der Rolle in Beziehungen ergeben Rückschlüsse<br />
für die Zukunft. Das Beziehungsleben<br />
wird gerne geplant, denn Organisation<br />
und Voraussicht sind die Steckenpferde. Wer<br />
darüber nicht vergisst, auch den Mut für<br />
neue Taten und Beziehungserfahrungen aufzubringen,<br />
bleibt im Gleichgewicht. Venus<br />
in Waage oder im siebten Haus: Die Ergänzung<br />
und Entwicklung unserer Persönlichkeit<br />
basieren auf Vorstellungen. In Beziehungen<br />
erleben wir uns im Dauerspiegel und geraten<br />
in eine Wahrnehmung von jenem Teil von uns,<br />
der zu selbstverständlich ist, als dass wir ihn<br />
fassen könnten. Dieser Spiegel wird genauso<br />
gebraucht wie geschmacksvolle Outfits, die<br />
vor dem physischen Exemplar ausprobiert<br />
werden. Wie man wirkt und was man bei anderen<br />
auslöst, ist ein Dauerthema im Leben.<br />
Solange man nicht in die Anpassung verfällt,<br />
bleibt man in der Balance. Venus in Skorpion<br />
oder im achten Haus: Die Leidenschaft für<br />
ein Thema und die grenzenlose Symbiose<br />
mit anderen Lebewesen sind Sehnsucht und<br />
grösstes Risiko zugleich. Denn wo das Ich zu<br />
einem Wir verschmilzt, ist nicht nur maximale<br />
Gefühlstiefe angesagt, es lauern auch die Abhängigkeiten.<br />
Werden diese gespürt, bäumt<br />
sich der Skorpionstachel blitzschnell auf. Das<br />
emotionale Sensorium ist Fluch und Segen<br />
zugleich, die Krise der anderen darf nicht zum<br />
eigenen Absturz führen. Intensive Lernprozesse,<br />
immer auch begleitet von leidenschaftlichen<br />
Momenten, sind garantiert. Venus in<br />
Schütze oder im neunten Haus: Bin ich auf<br />
dem richtigen Weg? Die Beziehungsfähigkeit<br />
im Schützen führt immer zum nächsten Horizont.<br />
Der hoffnungsvolle Blick nach vorne<br />
schafft Optimismus, aber manchmal auch<br />
Zweifel. Wachstum ist Credo, in Beziehungen<br />
werden Herausforderungen und Entwicklungschancen<br />
gesucht. Dazu gehört auch die<br />
Liebe zu fremden Kulturen und Menschen,<br />
denn das maximal Fremde ist gleichzeitig die<br />
grösste Chance zur persönlichen Expansion.<br />
Venus im Steinbock oder im zehnten Haus:<br />
Der Status und das gesellschaftliche Ansehen<br />
sind Teil der Beziehungen. Verantwortung in<br />
Beziehungsfragen ist selbstverständlich, auf<br />
diese Venus ist Verlass! Wer aktiv besorgt ist,<br />
dass der eigene Ehrgeiz nicht für Verhärtungen<br />
in Beziehungsthemen sorgt, steht hier<br />
mit seinem individuellen Werde-Prozess auf<br />
soliden Füssen. Venus in Wassermann oder<br />
im elften Haus: Beziehungen sind Netzwerke<br />
und damit stehen die gemeinsamen<br />
Interessen über der Romantik. Als Freigeist<br />
ist man unkompliziert in Beziehungen und<br />
etwas Kumpelhaftes, Humorvolles ist immer<br />
dabei. Diese Venus nimmt jeder Beziehung<br />
die Schwere, aber zeitweise auch das Gefühl<br />
der emotionalen Verbundenheit. Das Ausgefallene<br />
wird geliebt, sowohl in der Partnerschaft<br />
als auch beim Styling. Venus in Fische<br />
oder im zwölften Haus: Das höchste Ideal<br />
der Liebe verweist auf die Gleichwertigkeit<br />
der Menschen. Fernab von irgendwelchen<br />
Massstäben zählen hier Gefühle der wahren<br />
Verbundenheit. Alles, was schillert und<br />
glänzt, übt eine Faszination aus, denn diese<br />
Menschen können in Sehnsucht verfliessen.<br />
Ihre Verführungskunst und ihre Solidarität<br />
sind wahrhaft herausragend, aber ob nach<br />
dem Schwärmen auch Taten folgen, ist nicht<br />
garantiert. (nr)<br />
Impressum<br />
Herausgeber / Druck<br />
Appenzeller Druckerei AG<br />
Kasernenstrasse 64<br />
9100 Herisau<br />
www.adag.ch<br />
Redaktion<br />
Helena Städler, Leitung (hst)<br />
Sergio Dudli, Leitung (sd)<br />
Eva Schläpfer (es)<br />
Nadja Rechsteiner (nr)<br />
Manuel Alder (ma)<br />
T +41 71 354 64 64<br />
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Am 18. Juli verstarb der Herisauer Fotograf Toni Küng im Alter von 71 Jahren. Noch in der April ausgabe<br />
des Herisauers durften wir ihn porträtieren und die ungebrochene Leidenschaft für sein Schaffen<br />
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seine Bilder für Toni Küng sprechen zu lassen.<br />
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