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Ausgabe 08/2023

Das Magazin für Herisau und Umgebung. Erscheinungsdatum: 9.8.2023

Das Magazin für Herisau und Umgebung. Erscheinungsdatum: 9.8.2023

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Das Magazin für Herisau und Umgebung <strong>Ausgabe</strong> <strong>08</strong> ⋅ 9. August <strong>2023</strong><br />

DORIS GANTENBEIN BRINGT<br />

«ELTERNKUNST» NÄHER ⋅ 04<br />

OFFIZIERIN NATHALIE GRATZER<br />

ÜBER FRAUEN IM MILITÄR ⋅ 10<br />

IN DER KULTURWERKSTATT<br />

TRADITIONEN HAUTNAH ERLEBEN ⋅ 14<br />

MAURO IMPELLIZZERI SCHAFFT<br />

PERFEKTE NATURGÄRTEN ⋅ 28


Alles für das sommerliche<br />

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An den Standorten:<br />

Herisau, Schönengrund, Teufen, Urnäsch<br />

Die Gemeinde Herisau gratuliert ihren Lernenden Vesa Shkoza,<br />

Alfa Djana Casado und Lea Koller zur abgeschlossenen Lehre und<br />

wünscht ihnen für die Zukunft alles Gute.<br />

Appenzell<br />

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Region St. Gallen - Appenzell<br />

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Samstag,<br />

9. Sept. <strong>2023</strong><br />

19 Uhr<br />

Infos: www.kulturkreisgossau.ch<br />

Tickets : www.ticketino.ch oder Gutenberg Buchhandlung Gossau<br />

Kulturpatronat:<br />

Auch unterstützt durch:<br />

Tickets unter<br />

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<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Herischau · 3<br />

HERISAU FESTET DOPPELT<br />

ZUM FERIENABSCHLUSS<br />

Das Ende der Ferienzeit ist meistens mit<br />

Wehmut verbunden. Strand wird gegen Büro<br />

getauscht, Drinks mit Schirmchen weichen<br />

Kaffeetassen und Kinder müssen wieder zeitig<br />

zu Bett. Um am letzten Wochenende vor<br />

der Rückkehr in den Alltag noch einmal Ferienstimmung<br />

zu verbreiten, finden im Dorf<br />

gleich zwei Feste statt. Freitag und Samstag,<br />

11. und 12. August, lädt der Treffpunkt gemeinsam<br />

mit dem Verein Appenzeller Kulturevent<br />

zum «Fest am Chreisel». Zusammen bieten sie<br />

eine Mischung aus Speisen, Getränken und<br />

Rahmenprogramm. «Wir wurden angefragt,<br />

das Teffpunkt-Fest wiederzubeleben und gemeinsam<br />

zu organisieren», erklärt Christoph<br />

Widmer von der Dock-Gruppe. «Am Freitag ab<br />

17 Uhr und am Samstag ab 11 Uhr treten unter<br />

anderem der Musikverein, der Jodlerclub Alpeblueme<br />

und verschiedene DJs auf. Für die<br />

kleinen Gäste bieten wir kostenlose Filme und<br />

ein Figurentheater, für Speisen und Getränke<br />

sorgen die Metzgerei Scheiwiller, die Wyburg<br />

und Appenzeller Bier.» Mit dem Fest zum Ferienabschluss<br />

soll der Herisauer Bevölkerung<br />

ein entspannter Ferienausklang geboten werden.<br />

«Wir wollen, dass der Treffpunkt wieder<br />

ein Ort wird, der seinem Namen gerecht wird.<br />

Und da wir nicht alles selbst machen können,<br />

sind wir auf Partner und Vereine aus der Region<br />

angewiesen», erklärt Widmer. «Die Organisation<br />

dieses Festes hat gezeigt: Gemeinsam<br />

können wir Herisau und den Menschen hier<br />

etwas Tolles bieten. Genau deshalb haben wir<br />

jeweils am ersten Montag und dritten Mittwoch<br />

des Monats einen runden Tisch, an dem<br />

alle eingeladen sind, ihre Ideen einzubringen.»<br />

Seit der Neueröffnung des Treffpunkts<br />

Ende April seien die Rückmeldungen zum<br />

neuen Konzept mit Mitarbeitenden aus dem<br />

zweiten Arbeitsmarkt positiv. «Die Akzeptanz<br />

der Gäste ist hoch, wenn Fehler passieren»,<br />

so Widmer. «Es ist schön zu sehen, wie das<br />

unseren Mitarbeitenden Mut macht. Das Fest<br />

bietet eine weitere Möglichkeit, wertvolle Erfahrungen<br />

zu sammeln.» Der Kritikpunkt, dass<br />

im Treffpunkt bislang nur mit Bargeld bezahlt<br />

werden kann, soll bald behoben werden.<br />

Nicht nur am Kreisel beim Obstmarkt<br />

wird am letzten Wochenende der Sommerferien<br />

gefestet, sondern auch nur wenige<br />

Schritte entfernt. Der Gassenverein Oberdorfstrasse<br />

lädt am Samstag, 12. August,<br />

bei der neuen Holz-Lounge hinter dem Regierungsgebäude<br />

zum Gassen-Treff. Von 11<br />

bis 13 Uhr wird bei schönem Wetter gegrillt.<br />

«Die Idee ist, dass sich die Anwohnerinnen<br />

und Anwohner der Oberdorfstrasse bei<br />

Wurst und Getränken besser kennenlernen.<br />

Es sind aber auch alle anderen herzlich willkommen»,<br />

sagt Präsidentin Livia Götz. «Es<br />

soll ein gemütliches Beisammensein mit bekannten<br />

und neuen Gesichtern sowie spannenden<br />

Gesprächen sein.»<br />

<br />

Sergio Dudli<br />

Im Augschte<br />

10. AUGUST<br />

Welt-Löwen-Tag<br />

13. AUGUST<br />

Internationaler Linkshändertag<br />

Dieser Tag wurde 1976 vom Amerikaner<br />

Dean Campbell ins Leben gerufen, nachdem<br />

er im Jahr zuvor bereits die weltweit<br />

erste Vereinigung für Linkshänder gegründet<br />

hatte. Campbell selbst wurde in<br />

seiner Schulzeit zum Schreiben mit der<br />

rechten Hand gezwungen. Mit diesem<br />

Aktionstag wollte er unter anderem auf<br />

negativen Folgeerscheinungen wie motorische<br />

Probleme hinweisen, die durch<br />

diese Umerziehung entstehen können.<br />

25. AUGUST<br />

Tag der Konservendose<br />

28. AUGUST<br />

Tag des Rotweins<br />

hesch gwösst?<br />

Der August hiess im altrömischen Kalender<br />

Sextilis und war damals noch der<br />

sechste Monat. Erst durch den Wechsel<br />

zum julianischen Kalender kam der August<br />

zu seinem heutigen Namen.<br />

Die neuen Betreiberinnen und Betreiber des Treffpunkts laden zum «Fest am Chreisel».<br />

(Bild: sd)<br />

Titelbild: Doris Gantenbein bringt Elternkunst<br />

näher. (Bild: hst)


4 · Porträt <strong>08</strong>/<strong>2023</strong><br />

EINFÜHLSAMKEIT STATT<br />

ERHOBENER ZEIGEFINGER<br />

Die ausgebildete Primarlehrerin Doris Gantenbein hat ihre Kinder weder erzogen noch zur<br />

Schule geschickt. Ihre Familie und vor allem ihre Kinder hätten von diesem Lebensmodell<br />

profitiert. Die Lebenshaltung dahinter nennt sie «Elternkunst».<br />

Beziehung statt Erziehung: Nach diesem<br />

Motto haben Doris und Bruno Gantenbein<br />

ihre drei Kinder aufwachsen lassen. Auch die<br />

Schule mussten sie nie besuchen, sondern<br />

lernten, was sie wollten und wann immer sie<br />

bereit dazu waren. Die Lebenshaltung dahinter<br />

nennt Doris Gantenbein «Elternkunst».<br />

Diese sei jedoch unabhängig davon, welchen<br />

Bildungsweg die Eltern für ihre Kinder wählen<br />

würden. Darüber berichtet sie seit mehreren<br />

Jahren in ihrem Blog, bietet Coaching-Kurse<br />

und eine Ausbildung an. Auch zwei Bücher<br />

hat Doris Gantenbein bereits veröffentlicht.<br />

2015 beschreiben sie und ihr Mann im Buch<br />

«Das Wahren der Einzigartigkeit» ihr Leben<br />

ohne Schule, 2022 publiziert Doris Gantenbein<br />

das Buch «Elternkunst», welche die innere<br />

Haltung beschreibt, um «tiefe Herzverbindung<br />

mit dem Kind erleben zu dürfen».<br />

Sie ist überzeugt, «Elternkunst» sei nicht nur<br />

lernbar, sondern auch salonfähig. Ihre Familie<br />

sei das beste Beispiel.<br />

Darum geht’s: Kinder sollen ohne Machtspiele<br />

und Leistungsdruck, mit viel Verbundenheit,<br />

Liebe und gegenseitiger Kooperation<br />

bedürfnisorientiert aufwachsen. So kann das<br />

familiäre Zusammensein entspannt und mit<br />

Leichtigkeit genossen werden. Das Konzept<br />

klingt beinahe zu schön, um wahr zu sein.<br />

Und ich muss zugeben, ich bin skeptisch –<br />

zumal ich selbst zwar sehr liebevoll, aber dennoch<br />

mit klaren Grenzen erzogen wurde. Um<br />

mir ein Bild von dieser Lebensweise zu machen,<br />

besuche ich die Familie Gantenbein.<br />

In einem modernen Einfamilienhaus-<br />

Quartier werde ich bereits kurz vor der Haustür<br />

von Familienhund Roger vom Garten<br />

aus begrüsst. An der Tür geklingelt, öffnet<br />

Doris Gantenbein: Eine rund fünfzigjährige<br />

Frau mit braunen, langen Haaren, lockerem<br />

Kleidungsstil und mit einem sympathischen<br />

Lächeln. Der Australian Shepherd ist mittlerweile<br />

im Gang und beschnüffelt den Gast. Es<br />

riecht nach frischem Brot. «Meine Töchter<br />

Sara und Olivia backen», erklärt sie. In der<br />

Küche angekommen, begrüssen mich beide.<br />

Wir gehen in den Wintergarten. Orangegelbe<br />

Tücher schützen vor der Sonne, eine<br />

Hängematte lädt zum Schaukeln ein – der<br />

Raum wirkt entspannend und gemütlich.<br />

«Hier fühlen wir uns wohl.» Sie hätten sich<br />

ihr eigenes Paradies schaffen können. Was<br />

besonders wertvoll war, als die Kinder noch<br />

klein waren. Heute sind die Töchter Sara und<br />

Olivia 22 und 19 Jahre alt, Sohn Nalin steht<br />

kurz vor seinem 18. Geburtstag. Auf deren<br />

Kindheit blickt Doris Gantenbein glücklich<br />

zurück. «Das Mutterdasein hat mich erfüllt,<br />

ich konnte meine Kinder ‹richtig› geniessen.»<br />

«Lerninteresse<br />

kommt<br />

bei Kindern<br />

von alleine.»<br />

Kinder lernen spielerisch<br />

Doris Gantenbein ist gelernte Primarschullehrerin.<br />

Während ihrer fünfjährigen Berufszeit<br />

stellt sie das Schulsystem erstmals in<br />

Frage. «Ich konnte auf die Schülerinnen und<br />

Schüler nicht so eingehen, wie ich dies gerne<br />

getan hätte. Das System war mir zu eng.» Um<br />

sich umzuorientieren, kündet Doris Gantenbein<br />

ihre Stelle. Eine Woche später bemerkt<br />

sie ihre Schwangerschaft. «Für mich war klar,<br />

dass die Mutterschaft meine neue Aufgabe<br />

sein wird. Ich wollte zu hundert Prozent<br />

Mama sein.» Bruno und Doris Gantenbein<br />

entscheiden sich für ein klassisches Familienmodell<br />

– er geht weiterhin dem Beruf nach,<br />

sie widmet sich den Kindern und dem Haushalt.<br />

Und ebenfalls klar ist für beide: Ihre Kinder<br />

sollen keine öffentliche Schule besuchen.<br />

Sie suchen nach alternativen Schulen,<br />

welche den Fokus auf das Lernbegleiten,<br />

statt auf Schulfächer, Hausaufgaben und<br />

Prüfungen legen. Obwohl ihnen mehrere<br />

Schulen gefallen, erfüllt keine Gantenbeins<br />

Vision vollständig. Schnell beschliessen sie,<br />

den Weg ohne Schule gehen zu wollen. Als<br />

Sara fünf Jahre alt ist, kommen sie erstmals<br />

mit dem Begriff «Unschooling» in Berührung.<br />

Es bezeichnet das vom Kind geleitete Lernen<br />

im eigenen Wohn- und Lebensumfeld. «Wir<br />

waren von der Idee begeistert, dass wir unsere<br />

Kinder zu Hause aufwachsen lassen und<br />

sie in ihrem Tempo spielerisch lernen dürfen.<br />

Eigentlich beschrieb es genau das, was wir<br />

bereits seit drei Jahren umsetzten und lebten<br />

– wir wussten nur nicht, dass es dafür<br />

ein Wort gibt.» Und so sei es auch gewesen.<br />

Doris und Bruno Gantenbein haben zu Hause<br />

nie unterrichtet, eine Lektion organisiert,<br />

ihre Kinder zum Lesen, Schreiben oder Rechnen<br />

animiert. «Unsere Kinder haben wirklich<br />

alles nebenbei beim Spielen gelernt. Sie<br />

konnten zudem in viele Themen eintauchen,<br />

welche in der Schule nicht behandelt worden<br />

wären.»<br />

Vorleben statt unterrichten<br />

Dass Bildung auch so funktionieren kann, ist<br />

für die Mutter eine logische Schlussfolgerung.<br />

«Wird in einem Haus gelesen und geschrieben,<br />

werden es die Kinder früher oder<br />

später auch wollen.» Ein Beispiel: Als Sara<br />

etwa vier Jahre alt ist, fragt sie ihre Mutter,<br />

weshalb sie auf die Briefcouverts ein Tipi<br />

male. Gantenbein erklärt ihr den Grund, und<br />

dass dies der Buchstabe A sei. Von da an<br />

steigt das Interesse an weiteren Buchstaben,<br />

weshalb ihre Eltern zur Unterstützung eine<br />

Buchstabentabelle aufhängen. «Wann immer<br />

wir merkten, dass sich bei den Kindern ein<br />

Lernfenster öffnete, stellten wir entsprechendes<br />

Material zur Verfügung – jedoch ohne<br />

jegliche Erwartungen.» Auch hätten sie die<br />

Kinder nicht zum Lernen motiviert. Gantenbein<br />

ist überzeugt, das Lerninteresse komme<br />

bei Kindern von alleine. Und wenn nicht jetzt,<br />

dann zu einem späteren Zeitpunkt.<br />

Doris Gantenbeins ursprünglicher Beruf<br />

scheint von Vorteil zu sein. «Nicht unbedingt»,<br />

sagt sie. «Klar konnte ich beispielsweise<br />

von einem Wissen über Lesemethoden<br />

profitieren. Doch oft sehen sich<br />

ehemalige Lehrpersonen mit dem Problem<br />

konfrontiert, dass sie nur schwer vom klassischen<br />

Schuldenken wegkommen.» Sie sei<br />

überzeugt, dass dieses Lebensmodell weder<br />

eine Lehrperson, noch eine pädagogische<br />

Ausbildung benötige. Wichtig sei lediglich,<br />

dass man dem Lernrhythmus und den Interessen<br />

der Kinder gegenüber offen sei. Das<br />

Internet und die Vernetzung mit gleichgesinnten<br />

Familien würden alle Informationen<br />

zugänglich machen.<br />

Das klingt mir zu einfach. Vor allem wenn<br />

ich an Kinder mit Migrationshintergrund denke,<br />

deren Eltern allenfalls fehlende Deutschkenntnisse<br />

haben. Auch die Finanzierung<br />

stelle ich mir nicht immer einfach vor – die<br />

Kosten für Schulmaterialen müssen selber<br />

getragen werden und mindestens ein Elternteil<br />

muss stetig bei den Kindern sein. Gantenbein<br />

sieht bei beiden Szenarien keine<br />

Probleme. Das Lebensmodell sei für alle Familien<br />

umsetzbar – egal ob in einer kleinen<br />

oder grossen Wohnung, in der Stadt oder auf<br />

dem Land, bei Familien mit oder ohne Migrationshintergrund.<br />

«Wir kennen Familien,<br />

welche an anderen Orten gespart haben, um


<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Porträt · 5<br />

Doris Gantenbein hat bei ihren Kindern auf Beziehung statt Erziehung gesetzt. Die Lebenshaltung dahinter nennt sie Elternkunst.<br />

(Bild: hst)<br />

sich diese Lebensweise zu erlauben. Wichtig<br />

ist die Präsenz der Eltern und eine ganzheitliche<br />

Lernumgebung, in der sich die Kinder frei<br />

entfalten können.» Dafür orientierte sich das<br />

Paar an den Komponenten Spirit, Hand, Herz<br />

und Kopf. Der Spirit sorge dafür, dass Kinder<br />

ihrem inneren evolutionären Impuls entsprechend<br />

wirken können. Eine ganzheitliche Umgebung<br />

dürfe nicht steril sein, damit die Welt<br />

mit den Händen entdeckt und erkundet werden<br />

könne. Das Herz stehe für die Beziehung<br />

zwischen Eltern und Kind und der Kopf für das<br />

Wissen, respektive für den natürlichen Wissensdurst,<br />

den es bestmöglich zu stillen gelte.<br />

Unschooling aktuell unzulässig<br />

Heute ist das Lernmodell in der Schweiz nicht<br />

mehr zulässig. Zwar würden laut Christoph<br />

Zimmermann, Amtsleiter ad interim des Amts<br />

für Volksschule und Sport, in Herisau aktuell<br />

sieben Kinder zu Hause unterrichtet. Hierbei<br />

handle es sich aber um Hausunterricht und<br />

nicht um Unschooling. «Alle Kinder haben<br />

das Recht und die Pflicht auf eine Beschulung<br />

in einer Volksschule. Der Lehrplan der<br />

Volksschule Appenzell Ausserrhoden muss in<br />

jedem Fall eingehalten werden.» Zudem würden<br />

ab einem gewissen Alter Leistungstests<br />

durchgeführt, um die Lernfortschritte zu messen.<br />

Privatschulung und Unterricht in einer<br />

Privatschule im Kanton böten grundsätzlich<br />

Platz für verschiedene Formen von Unterrichtsgestaltung,<br />

sagt Zimmermann weiter.<br />

Eine Beschulung im Sinne des Unschoolings<br />

würde aber aus behördlicher Sicht dem verfassungsrechtlichen<br />

Anspruch auf ausreichende<br />

Beschulung widersprechen.<br />

Doris Gantenbein ist anderer Meinung.<br />

Bereits ihre Kinder hätten einmal jährlich<br />

standardisierte Leistungstests absolvieren<br />

müssen, hätten diese jedoch mit Bestleistungen<br />

bestanden. Gegenüber den Behörden<br />

hätten sie ihr Lernmodell immer offen<br />

kommuniziert und auch jetzt, wo es bei ihren<br />

Kindern um die Berufswahl ginge, habe<br />

keines der dreien Schwierigkeiten mit dem<br />

Wechsel ins öffentliche Schulsystem gehabt.<br />

Im Gegenteil: Sara hat vergangenes Jahr die<br />

Schweizer Matura als Klassenbeste abgeschlossen.<br />

Im Herbst startet sie ihr Jura-Studium.<br />

Ihre jüngere Schwester Olivia befindet<br />

sich zurzeit in einem Onlineschulprogramm,<br />

dessen Abschluss den Stellenwert der Fachmittelschule<br />

hat. Und Nalin arbeitet aktuell<br />

nach einem Jahr mit diversen Praktika und<br />

einem daraus resultierenden Jobangebot<br />

bei einem Bauunternehmen. Auch an sozialen<br />

Kontakten habe es den Kindern nie gefehlt.<br />

Statt in der Schule, hätten diese nur<br />

eben im Quartier oder in verschiedenen Vereinen<br />

stattgefunden. Auch innerhalb ihres<br />

Unschooling-Netzwerks hätten die Kinder<br />

spannende und internationale Kontakte geknüpft.<br />

Rückblickend würde sie ihre Kinder wieder<br />

gleich aufwachsen lassen – auch wenn diese<br />

Lebensweise für die breite Gesellschaft unkonventionell<br />

sei. Und dies nicht nur im Hinblick<br />

auf deren Bildung. «Die breite Meinung<br />

ist, dass nicht erzogene Kinder machen und<br />

lassen können, was sie wollen. Das stimmt so<br />

nicht.» Kinder benötigten Struktur, Routinen<br />

und Grenzen, auch wenn sie bedürfnisorientiert<br />

begleitet würden. Das gebe ihnen Stabilität<br />

und emotionale Sicherheit. Dass Kinder so<br />

aufwachsen dürften, sei in ihren Augen eine<br />

«Elternkunst». Und diese bringt sie in Form<br />

von Coachings anderen Eltern näher – unabhängig<br />

davon, ob die Kinder in einer öffentlichen<br />

oder privaten Schule oder zu Hause unterrichtet<br />

werden würden. Sie ist überzeugt:<br />

«Elternkunst» sei für alle lernbar.<br />

<br />

Helena Städler<br />

Weitere Informationen und zum Blog<br />

https://bit.ly/3Ko9xhf


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Mundtrockenheit<br />

«Seit Längerem habe ich ein trockenes und unangenehmes<br />

Gefühl im Mund. Manchmal erschwert es mir sogar das<br />

Schlucken, Kauen oder Sprechen. Woran liegt das und was<br />

kann ich dagegen tun?»<br />

Ein trockener Mund tritt häufig auf, wenn über den Tag zu<br />

wenig Flüssigkeit aufgenommen wird, also weit unter den<br />

empfohlenen 1.5 Litern. Trinken Sie jedoch regelmässig und<br />

ernähren Sie sich ausgewogen, kann ein Trockenheitsgefühl<br />

verschiedene Ursachen haben. Von Mundtrockenheit spricht<br />

man, wenn die Speichelproduktion über längere Zeit unterdurchschnittlich<br />

funktioniert und das Fehlen von Mundflüssigkeit<br />

zum Leiden wird.<br />

Eine Frage des Alters – aber nicht nur<br />

Das Speichern von Feuchtigkeit in den Schleimhäuten nimmt<br />

im Alter allgemein ab. So hat das weibliche Hormon Östrogen<br />

einen direkten Einfluss auf den Feuchtigkeitsgehalt der<br />

Mundschleimhaut. Während der Wechseljahre produzieren<br />

die Eierstöcke weniger Östrogen, was sich unter anderem<br />

auch auf den Feuchtigkeitsspeicher in den Schleimhäuten<br />

auswirken kann. Ein trockener Mund ist aber nicht nur eine<br />

Frage des Alters oder des Geschlechts. Auch Stress oder<br />

Angst können Auslöser sein. Bei Gefahr setzt unser Nervensystem<br />

den Körper in Alarmbereitschaft, sodass der erhöhte<br />

Ausstoss an Adrenalin und Kortisol für einen verminderten<br />

Speichelfluss sorgt. Rauchen oder Schnarchen und gewisse<br />

Medikamente begünstigen Mundtrockenheit ebenso.<br />

Die Mundflora ins Gleichgewicht bringen<br />

Speichel schützt nicht nur unsere Zähne vor Karies, sondern<br />

reduziert auch die Verletzungsgefahr im Mund. Eine trockene<br />

Schleimhaut ist anfällig für Risse oder Aphten und mindert<br />

den Geschmackssinn. Daneben klagen Personen mit Zahnprothesen<br />

über schmerzhafte Druckstellen, da die Prothese<br />

nur mit ausreichend Flüssigkeit richtig haften kann. Eine<br />

genaue Abklärung ist wichtig, um Gegensteuer zu geben. Je<br />

nach Ausgangslage können unterschiedliche Präparate<br />

die Mundschleimhaut gesund halten oder die Speichelproduktion<br />

aktivieren. Feuchtigkeitsspendende Lutschtabletten,<br />

Leinölkapseln, Probiotika speziell für die Mundhöhle,<br />

Schüssler Salze sowie Mundspülungen mit natürlichen Wirkstoffen<br />

helfen. Fragen Sie bei uns in der Drogerie Walhalla<br />

nach. Saskia Nufer und das ganze Team berät Sie sehr gerne<br />

zu diesem und weiteren Gesundheitsthemen.<br />

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<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Gesellschaft / Glosse · 7<br />

d’Föörbete<br />

TOTAL<br />

BANANE?<br />

Der Volleyballclub Herisau hat heute rund 30 Aktivmitglieder. <br />

DER VBC HERISAU FEIERT<br />

SEIN 50-JÄHRIGES BESTEHEN<br />

Im Jahr 1973 gründete eine Gruppe aus Lehrern<br />

den Volleyballclub Herisau. Fünf Jahrzehnte<br />

später erzählt Sabrina Schläpfer vom<br />

Damenteam, welche Erfolge der Club in dieser<br />

Zeit feiern durfte, welche Herausforderungen<br />

das Vereinsleben in der Gegenwart<br />

erschweren und was sich die Mitglieder für<br />

die kommenden Jahre wünschen.<br />

Der VBC Herisau wird 50 Jahre alt. Wie feiert<br />

ihr dieses Jubiläum?<br />

Wir feiern das Jubiläum zusammen mit unseren<br />

Aktivmitgliedern und langjährigen ehemaligen<br />

Mitgliedern. Am 12. August stossen<br />

wir auf ein halbes Jahrhundert Volleyballclub<br />

Herisau an. Es wird ein Überraschungsprogramm<br />

und ein feines Nachtessen geben.<br />

Wir freuen uns auf ein gemütliches Beisammensein.<br />

Wer hat den Club damals gegründet und<br />

weshalb?<br />

Eine Gruppe von Lehrpersonen hat den Club<br />

im Oktober 1973 gegründet. Volleyball war<br />

damals noch nicht so bekannt. Mit dem VBC<br />

Herisau wurde als Ergänzung zu den Turnvereinen<br />

ein Club gegründet, in dem ausschliesslich<br />

Volleyball gespielt wurde.<br />

Was waren die Höhepunkte in diesen fünf<br />

Jahrzehnten?<br />

Einer der Höhepunkte war sicherlich der Aufstieg<br />

der Herren in die 2. Liga im Jahr 1986. Im<br />

Schweizer Cup überstand der Club oft mehrere<br />

Runden und wurde mehrfacher Lehrer-<br />

Schweizer-Meister. Ebenfalls sind wir stolz,<br />

dass Frieder Strohm, Geschäftsführer der<br />

Volleyball Academy und Headcoach im U19/<br />

U20-Nationalteam, seine Volleyball-Anfänge<br />

bei uns hatte. Vergangenen Herbst kamen<br />

wir in den Genuss eines exklusiven Trainings<br />

des Profis.<br />

(Bild: zVg.)<br />

Wie veränderte sich der Verein über die<br />

Jahre?<br />

Früher nahmen bis zu fünf Teams an den<br />

Meisterschaften teil. Heute gibt es noch ein<br />

Damenteam, das im Ligabetrieb mitspielt, sowie<br />

das Plauschteam «Lizone» und die Juniorinnen<br />

und Junioren. Der Verein zählt aktuell<br />

etwa 30 aktive Mitglieder.<br />

Was zeichnet das Vereinsleben aus?<br />

Definitiv unsere tollen Events! Dazu gehört<br />

das Trainingswochenende, an dem wir uns auf<br />

die Meisterschaft vorbereiten. Nicht fehlen<br />

darf auch das traditionelle Skiweekend in den<br />

Flumserbergen. Da erleben wir Geschichten,<br />

von denen wir noch Jahre später erzählen.<br />

Welches sind heute die grössten Herausforderungen?<br />

Die Trainersuche gestaltet sich schwierig. Ein<br />

Verein braucht Mitglieder, die nicht nur Trainings<br />

besuchen, sondern auch bereit sind,<br />

aktiv etwas beizutragen. Zudem verfügt Herisau<br />

zwar über ein grosses Sportangebot, aber<br />

es stehen zu wenig Hallen zur Verfügung.<br />

Für wen ist der VBC die richtige Anlaufstelle?<br />

Für alle, die Freude am Volleyball haben und<br />

gerne in einem aufgeschlossenen Club mitmachen.<br />

Wir freuen uns über neue Gesichter, sei<br />

es in unserem Damenteam, im Plauschteam<br />

oder bei den Juniorinnen und Junioren. Es besteht<br />

ein guter Zusammenhalt im Verein, der<br />

nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch an<br />

verschiedenen Anlässen gerne gelebt wird.<br />

Was wünscht ihr euch für die kommenden<br />

50 Jahre?<br />

Wir wünschen uns, dass wir noch mindestens<br />

50 weitere Jahre tollen Sport erleben können<br />

und dass noch viele Volleyballbegeisterte den<br />

Weg in unseren Verein finden. (sd)<br />

Eigentlich mag ich Bananen. Aber ich esse<br />

keine, weil sie irgendwie meinen Gaumen<br />

reizen. Weshalb ich diese unnütze Information<br />

preisgebe? Weil mir in der vergangenen<br />

Stunde kein besserer Einstieg eingefallen<br />

ist und ich irgendwann auch mal<br />

Feierabend machen möchte. Mit dieser<br />

galanten Überleitung kommen wir zum<br />

eigentlichen Thema dieser Kolumne: die<br />

menschliche DNA. Und da möchte ich Sie<br />

zunächst einmal beglückwünschen, denn<br />

Sie sind nämlich eine halbe Banane – zumindest<br />

genetisch betrachtet. Kaum zu<br />

glauben, aber das Genom des Menschen<br />

und das einer Banane sind zu 50 Prozent<br />

identisch. Übersetzt bedeutet das in meinem<br />

Fall: Ich mag theoretisch Bananen,<br />

esse praktisch keine und bin genetisch<br />

eine halbe. Total Banane! Übrigens sind<br />

wir Katzen, Schweinen und Mäusen ähnlicher<br />

als Hunden. Und lustigerweise sind<br />

wir mehr Fadenwurm oder Zebrafisch als<br />

Pferd. Dass Menschen und Schimpansen<br />

genetisch nicht viel unterscheidet, ist<br />

bekannt. Und Hand aufs Herz: Wir alle<br />

kennen jemanden, bei dem diese Verwandtschaft<br />

nicht von der Hand zu weisen<br />

ist. Diesen Personen muss allerdings<br />

an dieser Stelle zugutegehalten werden,<br />

dass unsere Ähnlichkeit mit Affen, Banane<br />

und Co. ins Verhältnis gesetzt werden<br />

muss. Bei Milliarden von Erbinformationen<br />

machen selbst kleinste Abweichungen<br />

einen erheblichen Unterschied. Wenn<br />

meine Nachbarn und ich in baugleichen<br />

Häusern wohnen, sind sie trotzdem völlig<br />

individuell eingerichtet. Dennoch wollte<br />

ich wissen, was genau uns Menschen<br />

denn nun von unseren nächsten Verwandten<br />

unterscheidet. Dabei bin ich auf eine<br />

Fülle von wissenschaftlichen Erklärungen<br />

gestossen, von denen ich kaum die Hälfte<br />

verstanden habe (bin ja halb Banane).<br />

Aber etwas hat mich angesprungen: Menschen<br />

sind die einzigen Lebewesen, die<br />

ihre Toten beerdigen. Affen oder Elefanten<br />

halten zwar eine Art Totenwache, errichten<br />

jedoch keine Grabstätten. Sollten Sie<br />

also demnächst beobachten, wie jemand<br />

eine Banane verbuddelt, können Sie beruhigt<br />

sein: Diese Person ist nicht verrückt,<br />

sondern beerdigt gerade eine Art weit entfernte<br />

Cousine. (sd)


8 · Gemeinde <strong>08</strong>/<strong>2023</strong><br />

100 JAHRE EINSATZ<br />

FÜR DIE GEMEINDE HERISAU<br />

Am 1. August sind es 20 Jahre, in denen<br />

Andreas Koller, Leiter der Musikschule Herisau/Appenzeller<br />

Hinterland, und Thomas<br />

Schmid, Betriebsleiter Werkhof, für die Gemeinde<br />

Herisau tätig sind. Thomas Schmid<br />

stiess 2003 als stellvertretener Leiter zum<br />

Werkhof-Team. Seit mittlerweile acht Jahren<br />

leitet er den Betrieb. Die Vielseitigkeit<br />

und die Verantwortung dieser Aufgabe<br />

reizen ihn bis heute. «Mich fasziniert der<br />

technologische Wandel, beispielsweise bei<br />

der Elektromobilität im Unterhaltsdienst<br />

oder bei der Strassenbeleuchtung, wo ich<br />

in der Planung und Umsetzung der neuen<br />

LED-Beleuchtung tätig sein kann. Es ist<br />

hochspannend, diese Neuerungen voranzutreiben.»<br />

Das Werkhofteam vergleicht<br />

er mit einem Bienenvolk: «Wir schwärmen<br />

morgens aus, verrichten unsere sehr<br />

vielfältige Arbeit und kehren am Abend<br />

zurück.» Die Wertschätzung der Bevölkerung<br />

sei dabei ein grosser Ansporn. In<br />

besonderer Erinnerung ist ihm der Rekordschneefall<br />

von 2006, als das gesamte<br />

Thomas Schmid, Leiter Werkhof, und Andreas Koller, Leiter Musikschule (von links) sind seit 20 Jahren für die<br />

Gemeinde Herisau tätig. (Bild: gk)<br />

Werkhofteam ab circa 3 Uhr morgens im<br />

Einsatz stand, um die Strassen von den rund<br />

80 Zentimetern Neuschnee zu befreien.<br />

Doch eigentlich sei jeder Winter besonders.<br />

Andreas Koller hat mit der Position als<br />

Musikschulleiter für sich «den besten Job<br />

überhaupt» gefunden und sah deswegen in<br />

den vergangenen 20 Jahren nie einen Grund<br />

für eine berufliche Veränderung. Die Musikschule<br />

habe sich in diesen Jahren in kleinen<br />

aber stetigen Schritten weiterentwickelt.<br />

«Die Zusammenarbeit mit der Volksschule<br />

wurde enger. Heute gehören wir stärker zur<br />

Schule und sind Teil des öffentlichen Bildungssystems.»<br />

Dies drücke sich beispielsweise<br />

in der neuen Schulverordnung auf<br />

Kantonsebene oder in der Rolle des Musizierens<br />

im Zyklus 2 aus. «Mir ist wichtig, dass<br />

die Musikschülerinnen und Musikschüler<br />

schon so früh wie möglich gemeinsam üben<br />

und spielen.» Ein Herzensanliegen sind dem<br />

ausgebildeten Primarlehrer und Trompeter<br />

zudem Projekte, welche die Arbeit der Musikschule<br />

nach aussen sichtbar machen, seien<br />

es der musikalische Online-Adventskalender<br />

oder die Vorstellung von Instrumenten in<br />

den Schulhäusern.<br />

Weitere Dienstjubiläen im Monat August<br />

feiern Jon Schadegg (Gärtner, 30 Jahre), Cornelia<br />

Schmucki-Winteler (Raumpflegerin),<br />

Noelle Schneeberger (Beraterin Sozialhilfe)<br />

und Andreas Dörig (Mitarbeiter Feuerschutz,<br />

je zehn Jahre). Insgesamt bedeuten diese Arbeitsjubiläen<br />

damit 100 Jahre Einsatz für die<br />

Gemeinde Herisau. Für diese Treue bedankt<br />

sich die Gemeinde bei allen Jubilarinnen und<br />

Jubilaren. (gk)<br />

BERATUNGSSTELLE FÜR FLÜCHTLINGE<br />

FEIERT 14 LEHRABSCHLÜSSE<br />

Am 5. Juli fand auf der Beratungsstelle für<br />

Flüchtlinge (BfF) die Lehrabschlussfeier für<br />

14 Flüchtlinge statt. Sie alle haben ihre Abschlüsse<br />

in unterschiedlichen Berufen gemacht:<br />

als Logistiker, Montage-Elektriker,<br />

Assistentin Gesundheit und Soziales, Schreinerpraktiker,<br />

Polymechaniker, Fachfrau Textilpflege,<br />

Anlageführer, Elektroinstallateur,<br />

Malerpraktiker, Automobil-Assistent, Küchenangestellter,<br />

Automobil-Diagnostiker<br />

und Hauswirtschaftspraktikerin. Der Abschluss<br />

einer Berufslehre ist nicht nur ein<br />

Schritt in Richtung wirtschaftliche Unabhängigkeit,<br />

sondern auch hin zur Teilnahme<br />

am gesellschaftlichen Leben überhaupt. Um<br />

dieses Ziel zu erreichen, mussten die Flüchtlinge<br />

diverse Herausforderungen meistern.<br />

Zum einen galt es, sich an zum Teil unbekannten<br />

Werten der hiesigen Arbeitskultur<br />

zu orientieren, zum anderen hat die Klientel<br />

der BfF oft keine klare Vorstellung der<br />

beruflichen Entwicklung. Ein erster Einstieg<br />

in die Schweizer Arbeitswelt bringt nicht<br />

nur Ideen, sondern auch Orientierung und<br />

manchmal Desillusionierung. Dass all dies<br />

mit zahlreichen Rückschlägen verbunden<br />

ist, die den Lernenden viel abverlangen, versteht<br />

sich von selbst. Der Beitrag, den engagierte<br />

Mitarbeitende und Arbeitgebende zu<br />

einer gelungenen beruflichen Integration<br />

leisten, ist deshalb nicht hoch genug einzuschätzen.<br />

(gk)<br />

Die Lehrabschlussfeier fand in den Räumen der Beratungsstelle für Flüchtlinge statt. <br />

(Bild: gk)


<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Gesellschaft / Gemeinde · 9<br />

DAS 14. SOMMERNACHTSFEST IST GESCHICHTE,<br />

AUF DAS NÄCHSTE DARF MAN SICH FREUEN<br />

Am Freitag, 31. Juli, fand auf dem Postplatz<br />

das traditionelle Sommernachtsfest statt.<br />

Bei herrlichem Wetter, mit verschiedenen<br />

Bands auf der Bühne, einem Kinderparadies,<br />

einem Lampionumzug und einer breiten Auswahl<br />

an Verpflegungsständen bot das Fest<br />

den Daheimgebliebenen ein sommerliches<br />

Programm. «In diesem Jahr dürfen wir uns<br />

speziell beim guten Wetter bedanken», sagte<br />

das OK-Team bestehend aus Stefan Huber,<br />

Adi Scheiwiller und Beat Müller im Nachgang<br />

zum Event. «Da wir keinen Eintritt verlangen,<br />

ist es schwierig zu sagen, wie viele Personen<br />

auf dem Gelände waren. Wir schätzen<br />

die Zahl auf 2 500 bis 3 000 Gäste, also im<br />

Vergleich zu den vergangenen Jahren deutlich<br />

mehr.» Neben des guten Wetters sehen<br />

die Verantwortlichen die Gründe dafür auch<br />

beim neuen Angebot für Kinder. «Und da dies<br />

bereits die 14. <strong>Ausgabe</strong> des Sommernachtsfests<br />

war, durften wir auf ein eingespieltes<br />

Team zählen – von Helfern über Sponsoren<br />

und die Gemeinde bis zu all unseren involvierten<br />

Partnern.» Bereits jetzt steht fest,<br />

dass der Anlass auch im kommenden Jahr<br />

wieder am 31. Juli stattfinden soll. «Die Herisauerinnen<br />

und Herisauer schätzen es, dass<br />

es dieses Fest gibt. Aber wie üblich gibt es immer<br />

das eine oder andere, was wir verbessern<br />

wollen.» (red)<br />

Zwischen 2 500 und 3 000 Personen waren am Fest.<br />

<br />

(Bild: zVg.)<br />

HANDÄNDERUNGEN IM JULI<br />

28.06.<strong>2023</strong> Kunz Regula, Herisau (Erwerb:<br />

27.04.2005), an Lindenau AG, Herisau AR,<br />

GB-Nr. 1829, Krombach; mit 2 635 m² Grundstücksfläche<br />

29.06.<strong>2023</strong> Rutz Sarah, Arbon (Erwerb:<br />

22.04.2022), an Steiger Moreno, Niederteufen,<br />

GB-Nr. 87, Oberdorfstrasse 28; Wohnhaus<br />

mit Garagenanbau Vers. Nr. 190, mit<br />

110 m² Grundstücksfläche<br />

29.06.<strong>2023</strong> Hanselmann Alexander und Erika,<br />

Herisau (Erwerb: 17.05.1989, 30.05.1989), an<br />

Belviso Immobilien AG, Speicher AR, GB-Nr.<br />

1269, Schmiedgasse 29; Wohnhaus mit Laden<br />

Vers. Nr. 817, mit 228 m² Grundstücksfläche<br />

30.06.<strong>2023</strong> Tahiri Berat, Opfikon und Ciger<br />

Juraj, Au (Erwerb: 23.07.2014), an Radovancevic<br />

Željko und Dragana, Waldkirch, GB-Nr.<br />

1174, Mühlehof 8; Wohnhaus Vers. Nr. 978, mit<br />

170 m² Grundstücksfläche<br />

05.07.<strong>2023</strong> Andereggen René und Chiang Yu-<br />

Shuang, Naters (Erwerb: 15.12.2015), an Hirsch<br />

Oliver und Silvia, Sirnach, Stockwerk-GB-Nr.<br />

S11710, Sonnenbergstrasse 10; 97/1000 Miteigentum<br />

an Grundstück Nr. 4848, mit Sonderrecht<br />

an 3 ½-Zimmerwohnung mit Keller<br />

Miteigentums-GB-Nr. M11724, Sonnenbergstrasse;<br />

1/15 Miteigentum an Grundstück Nr.<br />

S11705, (Benützungsrecht an Autoabstellplatz)<br />

11.07.<strong>2023</strong> Thali Urs, Frauenfeld (Erwerb:<br />

21.01.2005, 03.01.2012), an Frischknecht Reto,<br />

Herisau, Stockwerk-GB-Nr. S10<strong>08</strong>7, Föhrenstrasse<br />

4; 44/1000 Miteigentum an Grundstück<br />

Nr. 4294, mit Sonderrecht an 1 1/2-Zimmerwohnung<br />

mit Kellerabteil Stockwerk-GB-Nr.<br />

S10<strong>08</strong>2, Föhrenstrasse 2; 4/1000 Miteigentum<br />

an Grundstück Nr. 4294, mit Sonderrecht an<br />

Disponibelraum Miteigentums-GB-Nr. M10062,<br />

Föhrenstrasse; 1/10 Miteigentum an Grundstück<br />

Nr. 4323, (Benützungsrecht an Parkplatz)<br />

14.07.<strong>2023</strong> Heinrich Theiler AG, Wiesendangen<br />

ZH (Erwerb: 23.03.<strong>2023</strong>), an Rohner Ruth,<br />

Uzwil, Stockwerk-GB-Nr. S11298, Gibelhalde<br />

17a; 181/1000 Miteigentum an Grundstück Nr.<br />

4735, mit Sonderrecht an 4 ½-Zimmer-Wohnung<br />

mit Keller<br />

Zivilstandsnachrichten<br />

Geburten<br />

Bänziger Leilani-Gianna, geboren am<br />

20. Juni <strong>2023</strong>, Tochter des Bänziger Damian<br />

und der Bänziger Sabrina, wohnhaft in<br />

Herisau<br />

Huber Sina, geboren am 1. Juli <strong>2023</strong>, Tochter<br />

des Huber Tobias und der Huber Carla,<br />

wohnhaft in Herisau<br />

Brunner Aron, geboren am 1. Juli <strong>2023</strong>,<br />

Sohn des Brunner Sandro und der Brunner<br />

Nadja, wohnhaft in Herisau<br />

Todesfälle<br />

Oertle Erwin, gestorben am 4. Juli <strong>2023</strong><br />

in St. Gallen, geboren 1945, wohnhaft<br />

gewesen in Herisau<br />

Hitz geb. Liebewein Gertrud Sophie,<br />

gestorben am 6. Juli <strong>2023</strong> in Herisau,<br />

geboren 1933, wohnhaft gewesen in<br />

Herisau<br />

Studer Albert Anton, gestorben am 9. Juli<br />

<strong>2023</strong> in Herisau, geboren 1951, wohnhaft<br />

gewesen in Herisau<br />

Nisic geb. Todorovic Dragica, gestorben am<br />

9. Juli in St. Gallen, geboren 1967, wohnhaft<br />

gewesen in Herisau<br />

Koller geb. Wessin Ingrid Elisabeth, gestorben<br />

am 10. Juli <strong>2023</strong> in Herisau, geboren 1933,<br />

wohnhaft gewesen in Herisau<br />

Lienhard Paul, gestorben am 16. Juli <strong>2023</strong><br />

in St. Gallen, geboren 1944, wohnhaft<br />

gewesen in Herisau AR<br />

Näf Marcel, gestorben am 18. Juli <strong>2023</strong> in<br />

Herisau, geboren 1933, wohnhaft gewesen<br />

in Herisau<br />

Küng Anton (genannt Toni), gestorben<br />

am 18. Juli <strong>2023</strong> in Herisau, geboren 1952,<br />

wohnhaft gewesen in Herisau<br />

Sierra geb. Winiker Stephanie Erika, gestorben<br />

am 7. Juli <strong>2023</strong> in St. Gallen, geboren<br />

1945, wohnhaft gewesen in Herisau<br />

Fürst geb. Fraefel Claudia, gestorben am<br />

19. Juli <strong>2023</strong> in St. Gallen, geboren 1957,<br />

wohnhaft gewesen in Herisau<br />

Diem Ernst, gestorben am 24. Juli <strong>2023</strong> in<br />

Herisau, geboren 1944, wohnhaft gewesen<br />

in Herisau<br />

Heeb Bruno Jakob, gestorben am 26. Juli<br />

<strong>2023</strong> in Herisau, geboren 1938, wohnhaft<br />

gewesen in Herisau<br />

Nef geb. Schluchter Heidi, gestorben am<br />

28. Juli <strong>2023</strong> in Herisau, geboren 1933,<br />

wohnhaft gewesen in Herisau<br />

Eheschliessungen<br />

Demasi Andrea und Demasi geb Ünal Bengü,<br />

wohnhaft in Herisau


10 · Interview <strong>08</strong>/<strong>2023</strong><br />

«IN DER UNIFORM SPIELT<br />

DAS GESCHLECHT KEINE ROLLE»<br />

Die Herisauerin Nathalie Gratzer ist Offizierin und Projektleiterin «Nationale Strategie<br />

zum Schutz der Schweiz vor Cyberrisiken» für das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung.<br />

Sie erzählt, wie die Menschen auf eine Frau in Uniform reagieren.<br />

Nathalie Gratzer, Sie sind Offizierin und<br />

beschäftigen sich mit Cyberrisiken. Suchen<br />

Sie Herausforderungen?<br />

Ich versuche immer wieder, mich in unbekannte<br />

Situationen zu bringen. Dadurch<br />

fördere ich mich und meine persönliche Entwicklung.<br />

Dieser Drang zeigt sich nicht nur<br />

in meinem Beruf beim Bundesamt für wirtschaftliche<br />

Landesversorgung in Bern, kurz<br />

BWL, oder im Militär, sondern auch in meiner<br />

Freizeit beim Bergsport oder bei anderen Entscheidungen<br />

in meinem Leben.<br />

Woher kommt dieser Drang, sich beweisen<br />

zu wollen?<br />

Das Leben bietet uns unendliche viele Möglichkeiten,<br />

an denen wir wachsen können.<br />

Ich bin zufrieden mit meinem jetzigen Alltag,<br />

aber ich finde es unheimlich spannend, wie<br />

einfach wir in der heutigen Welt etwas Neues<br />

wagen können. Viele denken noch immer,<br />

dass solche lebensbereichernden Erfahrungen<br />

rar seien. Sich für die Rekrutenschule anzumelden,<br />

war jedoch ziemlich leicht (lacht).<br />

«Die Armee<br />

entwickelt sich<br />

positiv.»<br />

Woher kam der Wunsch, in die Armee zu<br />

gehen?<br />

Der auslösende Funke war ein Vorbild, nämlich<br />

eine Frau, die ich kennengelernt habe.<br />

Sie war ebenfalls im Militär, hat mir davon<br />

erzählt und mir meine Vorurteile genommen.<br />

Vor einem Jahr habe ich dann beschlossen,<br />

dieses Abenteuer zu wagen. Ich sah im Militär<br />

die Gelegenheit, mich weiterzubilden.<br />

Da hat es für mich auch keine Rolle gespielt,<br />

dass die Armee eher ein männerspezifischer<br />

Bereich ist.<br />

Wie hat Ihr Umfeld reagiert?<br />

Freunde und Familie unterstützen mich und<br />

tragen meine Entscheidung mit. Aber natürlich<br />

sagen auch viele: «Super, dass du das<br />

machst. Aber ich könnte das nicht.» Was mich<br />

mehr überrascht, sind die positiven Rückmeldungen<br />

aus der Zivilbevölkerung. Ich werde<br />

öfters auf offener Strasse angesprochen. Die<br />

Menschen finden es toll, auch mal eine Frau<br />

in Uniform zu sehen.<br />

Wie wurden Sie von den Kameraden aufgenommen?<br />

Dass ich als Frau anders wahrgenommen<br />

werde, liegt in der Natur der Sache. Aber in<br />

der Armee bist du in erster Linie ein Soldat.<br />

Weder deine Herkunft noch das Geschlecht<br />

spielen eine Rolle. Wir tragen alle dieselbe<br />

Uniform, jeder bekommt dieselbe Chance.<br />

Dadurch liegt es letztlich an deiner Einstellung<br />

und Persönlichkeit, wie du behandelt<br />

wirst. Da ist es nicht entscheidend, ob du<br />

eine Frau oder ein Mann bist.<br />

Das Militär als Vorreiter der Gleichstellung?<br />

Die Armee entwickelt sich meiner Meinung<br />

nach in eine sehr positive Richtung. Gerade<br />

im Berufsmilitär wird stark für die Gleichstellung<br />

sensibilisiert. Natürlich gibt es immer<br />

wieder Soldaten, die aus einem Umfeld<br />

mit anderen Rollenbildern kommen. Aber da<br />

stehe ich drüber, nehme es mit Humor und<br />

gebe auch mal einen dummen Spruch zurück.<br />

Mit meinen Kameraden war immer Platz für<br />

Humor, trotz Militär. Generell entspricht es<br />

in vielen Punkten nicht den Vorurteilen, die<br />

ich im Vorfeld hatte. Zu Beginn der Rekrutenschule<br />

hiess es, wir sollen Probleme und<br />

Anliegen jederzeit vorbringen. Es herrscht<br />

eine offene Gesprächskultur, zudem wird viel<br />

Wert auf Sinnvermittlung und Hausverstand<br />

gelegt.<br />

Sinnvermittlung und Hausverstand?<br />

Es werden keine Arbeiten und Aufträge mehr<br />

rein aus Prinzip durchgeführt. Eine Waffe soll<br />

geputzt werden, um den Vorgang zu erlernen<br />

oder wenn sie benutzt wurde – und nicht<br />

einfach, damit etwas geputzt wird. Es sollen<br />

Sachen gemacht werden, die Sinn und Zweck<br />

haben.<br />

Mittlerweile sind Sie Leutnant und scheinen<br />

Ihre Entscheidung nicht bereut zu haben.<br />

Zuerst habe ich gedacht, dass ich die Rekrutenschule<br />

absolviere und anschliessend wieder<br />

in meinen zivilen Berufsalltag zurückkehre.<br />

Mit der Zeit habe ich bemerkt, dass meine<br />

Stärken im Militär zum Tragen kommen. Es<br />

liegt mir am Herzen, einen Beitrag zu leisten.<br />

Für meine Einstellung und meine Persönlichkeit<br />

habe ich Zuspruch erhalten. Deshalb<br />

habe ich entschlossen, die Offiziersschule zu<br />

absolvieren und auch diese Erfahrung mitzunehmen.<br />

Was fasziniert Sie am Militär?<br />

Neben der Möglichkeit Führungserfahrung<br />

direkt in der Praxis zu üben und sich für die<br />

Schweiz einzusetzen, erfahre ich Dinge, die<br />

in einem normalen Beruf unvorstellbar sind.<br />

Wenn ich gefragt werde, wie meine Woche<br />

war, habe ich fast immer über ein besonderes<br />

Erlebnis zu berichten. Nicht alle schlafen<br />

in einer Schneehöhle in den Bergen, kochen<br />

sich morgens um drei Uhr aus Schnee einen<br />

Tee und werden dabei von einem Schneefuchs<br />

beobachtet. Zudem erlebt man die<br />

Menschen um sich herum in allen erdenklichen<br />

Situationen, man verlässt gemeinsam<br />

die Komfortzone. Die sich dabei bildende Kameradschaft<br />

ist sehr bereichernd.<br />

Ihr Berufsalltag heisst aber nicht Militär,<br />

sondern Cybersicherheit. Was genau<br />

macht das Bundesamt für wirtschaftliche<br />

Landesversorgung?<br />

Das Bundesamt ist dafür zuständig, in Krisensituationen<br />

die Versorgung des Landes<br />

mit lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen<br />

sicherzustellen, wenn die Wirtschaft<br />

dies nicht mehr selbst tun kann. Dazu treffen<br />

wir auch vorsorgliche Massnahmen wir z.B.<br />

Pflichtlager von lebenswichtigen Gütern wie<br />

Lebensmittel oder Cybersicherheitsempfehlungen<br />

für kritische Infrastrukturen. Gemeinsam<br />

mit Expertinnen und Experten aus der<br />

Privatwirtschaft erarbeiten wir Schutzmassnahmen,<br />

um diese Versorgung zu sichern.<br />

Unser Ziel ist es, auch im Fall einer Krisensituation,<br />

eine stabile Infrastruktur zu haben.<br />

Und was ist Ihre Funktion als Projektleiterin?<br />

Ich beschäftige mich mit der Sicherstellung<br />

von Informations- und Kommunikationstechnologien.<br />

Die meisten kritischen Infrastrukturen<br />

sind massgeblich davon abhängig.<br />

Eine grosse Gefahr sind hierbei Cyberangriffe.<br />

Deshalb verstärken wir die Widerstandsfähigkeit<br />

von kritischer Infrastruktur mit<br />

Sicherheitsmassnahmen. Dazu analysieren<br />

wir Verwundbarkeiten mit Expertinnen und<br />

Experten und erarbeiten z. B. minimale Standards,<br />

die das Bundesamt als Empfehlung an<br />

Unternehmen weitergibt.<br />

Woher kommt dieses Interesse für Cybersicherheit?<br />

Während meines Masters in Business Information<br />

Systems kam ich erstmals in Kontakt<br />

mit diesem Thema. Seither ist mein Interesse


<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Interview · 11<br />

Die Herisauerin Nathalie Gratzer absolviert derzeit einen Einsatz, um den Leutnant abzuverdienen. (Bild: sd)<br />

kontinuierlich gewachsen. Dieser Motivation<br />

bin ich gefolgt und schliesslich beim BWL gelandet.<br />

Auch hier kam nie das Gefühl auf, dass<br />

ich mich aufgrund meines Geschlechts mehr<br />

beweisen muss, obwohl Cybersicherheit auf<br />

den ersten Blick eine Männerdomäne zu sein<br />

scheint.<br />

Über Cybersicherheit wird aktuell viel diskutiert,<br />

sie ist in den Medien omnipräsent.<br />

Weshalb ist das so?<br />

Das Bewusstsein dafür steigt derzeit sicherlich.<br />

Aus meiner Sicht ist die Cybersicherheit<br />

so präsent, weil Technologie in unserem Leben<br />

immer wichtiger wird. Lange haben wir<br />

uns nur die Frage nach ihrem Nutzen gestellt:<br />

Was bringt sie uns? Was können wir damit<br />

anstellen? Wo erleichtert sie unseren Alltag?<br />

Dabei ging teilweise vergessen, wie wir uns<br />

vor Angriffen darauf schützen können. Das<br />

holen wir jetzt nach.<br />

Was macht den Schutz vor Cyberangriffen<br />

herausfordernd?<br />

Technologien und mit ihnen die digitale Welt<br />

entwickeln sich unglaublich schnell weiter.<br />

Es geschieht jeden Tag etwas Neues, ständig<br />

gelangen neue Möglichkeiten an die Oberfläche<br />

– sei es zum Schutz oder zum Durchbrechen<br />

der bisher bekannten Massnahmen.<br />

Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel: Jemand findet<br />

ein Schlupfloch in einem System, die Unternehmen<br />

bemerken es und entwickeln die<br />

Software weiter, um die Sicherheitslücke zu<br />

schliessen.<br />

«Im digitalen<br />

Raum herrscht<br />

ein Katz-und-<br />

Maus-Spiel.»<br />

Gibt es Parallelen zwischen Ihren Aufgaben<br />

im Militär und Ihrem Berufsalltag beim<br />

Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung?<br />

Eine Motivation, in die Armee zu gehen, war<br />

mein Interesse für Krisenmanagement. Ich<br />

setze mich gerne mit verschiedenen Notfallszenarien<br />

und der Notfallversorgung auseinander.<br />

Die Armee hat den Grundsatzauftrag<br />

der Verteidigung und sieht sich als die<br />

letzte Reserve. Dies gilt allerdings auch für<br />

das BWL, das dafür sorgen muss, dass die<br />

Schweiz auch in einer Krise funktioniert. Das<br />

Militär und das Bundesamt für wirtschaftliche<br />

Landesversorgung unterstützen sich im<br />

Ernstfall, um das Land zu schützen und Infrastrukturen<br />

zu erhalten. Deshalb finde ich es<br />

aufschlussreich, einen Einblick in beide Bereiche<br />

zu haben.<br />

Verändern diese Einblicke Ihre Sicht auf<br />

unsere Zukunft?<br />

Grundsätzlich bin ich positiv eingestellt,<br />

weil wir es meiner Meninung nach noch immer<br />

selbst in der Hand haben, unsere Welt<br />

zu gestalten. Natürlich frage ich mich, wie<br />

alles in einigen Jahren aussehen wird. Aber<br />

letztlich funktioniert es immer irgendwie.<br />

Die Menschheit findet stets Antworten und<br />

Lösungen.<br />

Was machen Sie, wenn Sie abschalten wollen?<br />

Am liebsten verbringe ich Zeit auf dem See,<br />

beim Rudern zum Sonnenaufgang.<br />

Und welche Rolle spielt Ihre Heimat Herisau?<br />

Mit Herisau verbinde ich genau das – Heimat.<br />

Hier sind meine Familie und Freunde,<br />

in der schönen Natur des Appenzellerlands<br />

kann ich mich erholen. Ich geniesse die Zeit<br />

hier nach wie vor sehr. Es ist mein Ausgleich<br />

zum Alltag zwischen Cybersicherheit und<br />

Uniform.<br />

<br />

Sergio Dudli


12 · Gesellschaft / Gewerbe <strong>08</strong>/<strong>2023</strong><br />

DER NÄCHSTE TIMO MEIER<br />

NIMMT DIE ERSTE HÜRDE<br />

«Ich bin meinem Traum einen Schritt näher.»<br />

Der 19-jährige Rodwin Dionicio aus Herisau<br />

sagt es, nachdem er als einziger Schweizer im<br />

Draft der NHL gezogen worden ist. Die Anaheim<br />

Ducks wählten den Verteidiger in der<br />

fünften Runde, an 129. Stelle. Dionicio debütierte<br />

in der Saison 2021/22 bei den Niagara<br />

Icedogs in der Ontario Hockey League, einer<br />

der wichtigsten Juniorenligen in Übersee.<br />

Der amerikanisch-schweizerische Doppelbürger<br />

machte auch an den WM-Spielen der<br />

Schweizer U20-Auswahl auf sich aufmerksam.<br />

Im vergangenen Winter wurde er nach<br />

17 Partien zu den Windsor Spitfires transferiert,<br />

einem Spitzenteam der Liga. Wegen<br />

der Verletzung einiger Spieler kam er dort<br />

auch als Stürmer zum Einsatz. In 35 Partien<br />

mit den Spitfires erzielte er 44 Skorerpunkte.<br />

Einige Zeit verbrachte der ehemalige Angehörige<br />

der Sportschule Appenzellerland in diesem<br />

Sommer in der Heimat, absolvierte wie<br />

die arrivierten NHL-Spieler Timo Meier und<br />

Philipp Kuraschev Eistrainings mit dem SC<br />

Herisau. Und ein Personaltrainer leitete sein<br />

Programm neben dem Eis. Anfang Juni hielt<br />

sich Dionicio mit 30 Talenten aus Europa und<br />

Übersee für ein Sichtungscamp der LA Kings<br />

in Berlin auf. «Wir hatten zudem Kontakte zu<br />

Tampa Bay», berichtet sein Vater. Gedraftet<br />

wurde er nun aber von den Anaheim Ducks.<br />

Während der Ziehung weilte der 94 kg schwere<br />

und 187 cm grosse Dionicio in Cham: Er war<br />

dort als Schütze in einem Goalie-Camp der<br />

Rodwin Dionicio trainierte im Sommer im Sportzentrum. <br />

Schweizer Nachwuchs-Nationalmannschaften<br />

engagiert. Anfangs Juli ist er für eine Woche<br />

an ein Development Camp der von den<br />

Ducks gedrafteten Spieler nach Übersee gereist.<br />

Zwischen dem 16. und 25. Juli ist er mit<br />

dem U20-Nationalteam für Trainings und ein<br />

Turnier in Finnland unterwegs. Die nächste<br />

Saison wird er voraussichtlich noch bei den<br />

Windsor Spitfires verbringen. «Dies ist der aktuelle<br />

Stand. Es kann aber sein, dass er wieder<br />

Teil eines Trades wird», erzählt sein Vater. (pd)<br />

(Bild: pd)<br />

GEWERBEVEREIN GRATULIERT<br />

DEN GEWINNERN DES RÄTSEL-ABENTEUERS<br />

Das erste Herisauer Rätsel-Abenteuer hat<br />

mit einer Schnitzeljagd durch das Dorf stattgefunden.<br />

Getreu dem Motto «Wir leben<br />

hier – wir shoppen hier!» beteiligten sich 20<br />

Detaillisten an der Aktion. Alle Scheine mit<br />

dem richtigen Lösungswort nahmen an der<br />

Verlosung teil. Den 50 glücklichen Gewinnerinnen<br />

und Gewinnern wurde jeweils eine<br />

Überraschungskiste im Wert von 350 Franken<br />

übergeben. Darin befanden sich Geschenke<br />

und Gutscheine von allen teilnehmenden Detaillisten<br />

im Gesamtwert von 17 500 Franken.<br />

Der Gewerbeverein bezeichnete die Rückmeldung<br />

seitens der Kundschaft zu dieser Aktion<br />

als «ausgezeichnet» und zeigte sich sehr erfreut<br />

über den positiven Anklang des Rätsel-<br />

Abenteuers. Den Teilnehmenden sei durch<br />

die Aktion nicht nur die Vielfalt des Herisauer<br />

Gewerbes gezeigt worden, sondern sie hätten<br />

bei jedem Posten auch Interessantes zum jeweiligen<br />

Detaillisten erfahren. (pd)<br />

Jürg Mohler und Saskia Nufer (im Vordergrund links und rechts) mit den Gewinnerinnen und Gewinnern. <br />

(Bild: pd)


<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Gesellschaft / Rezept · 13<br />

VITASWISS HERISAU LUD<br />

ZUR WANDERUNG INS BÜNDNERLAND<br />

Trotz der unsicheren regnerischen Wetterlage<br />

trafen sich 19 Wanderinnen und Wanderer<br />

am Bahnhof Herisau für den Tagesausflug<br />

von Muldain nach Scharans. Ihre Zuversicht<br />

wurde im Bündnerland mit strahlendem<br />

Sommerwetter belohnt. Nach einem Halt mit<br />

Kaffee und Gipfeli in der Lenzerheide ging es<br />

mit dem Postauto zum Startpunkt in Muldain.<br />

Der angepeilte Wanderweg über dem Albulatal<br />

diente früher als Handelsstrasse von<br />

Tiefenkastel ins Domleschg. Auf dem ersten<br />

Abschnitt gab es die Solisbrücke tief unten im<br />

Tal zu bestaunen. Das Pfeifen der Rhätischen<br />

Bahn erwies sich entlang des Weges als treuer<br />

Begleiter der Wandergruppe. Besonders<br />

beeindruckend waren die Felswände sowie<br />

die steilen Abgründe hinunter zur Albula. Auf<br />

der anderen Talseite zogen Muttnerhorn und<br />

Obermutten die Blicke der Wanderinnen und<br />

Wanderer auf sich. Nach dem Mittagshalt<br />

ging es weiter nach Scharans mit Ausblick auf<br />

den gegenüberliegenden Heinzenberg und<br />

schliesslich mit dem Postauto zurück Richtung<br />

Herisau. (zVg.)<br />

Rezept<br />

des Monats<br />

KOHLRABI-<br />

CARPACCIO<br />

Zutaten:<br />

– 400 g Kohlrabi<br />

– Salz<br />

– Zucker<br />

– 1 Esslöffel Balsamicoessig weiss<br />

– 1 Zitrone<br />

– 4 Esslöffel Rapsöl<br />

– ½ dl Gemüsebouillon<br />

– 1 Esslöffel Senf grobkörnig<br />

– 2 Zweige Petersilie glattblättrig<br />

– 2 Zweige Basilikum<br />

– 2 Zweige Kerbel<br />

– ¼ Bund Schnittlauch<br />

– schwarzer Pfeffer aus der Mühle<br />

– 20 g Kresse<br />

– 50 g Sonnenblumenkerne<br />

– ½ Apfel klein<br />

Mitglieder von Vitaswiss Herisau wanderten von Muldain nach Scharans. <br />

(Bild: zVg.)<br />

Zubereitung:<br />

1. Kohlrabi schälen und auf Hobel in sehr<br />

feine Scheiben schneiden. In Schüssel geben<br />

und leicht salzen. 1 Prise Zucker und Balsamicoessig<br />

beifügen, gut mischen. 10 Minuten<br />

ziehen lassen.<br />

WANDERUNGEN IM SOMMER<br />

Samstag, 19. August<br />

Zur Hammerschmiede<br />

Die Wanderung startet beim Bahnhof Rüthi<br />

und führt Richtung Sennwald. Bei Bachfeld gilt<br />

es, ein steiles Waldstück bis auf den Rheintaler<br />

Höhenweg zu überwinden. Der Weg führt weiter<br />

über Lögert nach Sennwald Dorf. Unterhalb<br />

davon liegt das Ziel bei der Hammerschmiede.<br />

In der historischen Werkstatt wurden seit<br />

jeher Werkzeuge mit Hilfe von Wasserkraft<br />

hergestellt. Mittlerweile ist die Anlage seit<br />

200 Jahren in Betrieb. Nach der Führung erfolgt<br />

die Rückfahrt mit dem Bus.<br />

Route: Rüthi, Bahnhof – Oberloo – Schwendi<br />

– Lögert – Hammerschmiede – Sennwald,<br />

Bushaltestelle Post<br />

Distanz: 9,1 km, Zeit: 3 Std.<br />

Anforderungen: mittel<br />

Treffpunkt: 9.40 Uhr, 9464 Rüthi, Bahnhof<br />

Rückreise: 16.19 Uhr, 9466 Sennwald,<br />

Bushaltestelle Post<br />

Anmeldung bis Donnerstag, 17. August <strong>2023</strong>,<br />

19.00 Uhr über appenzellerwanderwege.ch,<br />

per E-Mail an urs.manser@appenzeller-wanderwege.ch<br />

oder per Telefon 079 247 81 90<br />

2. Zitronenschale fein abreiben und beiseitestellen.<br />

Saft von ½ Zitrone auspressen und<br />

mit Öl, Bouillon und Senf in einen hohen<br />

Becher geben. Alle Kräuter bis auf den<br />

Schnittlauch grob schneiden und dazu geben.<br />

Zutaten mit Stabmixer zu grüner Sauce<br />

pürieren.<br />

3. Schnittlauch in feine Röllchen schneiden<br />

und zur Sauce geben. Mit Salz, Pfeffer und<br />

1 Prise Zucker würzen.<br />

4. Kresse waschen und abtropfen lassen.<br />

Sonnenblumenkerne in einer Pfanne ohne<br />

Fett rösten. Apfel in kleinste Würfelchen<br />

schneiden und in Kräutersauce geben.<br />

Entstandenen Saft der eingelegten Kohlrabi<br />

ebenfalls dazugeben.<br />

Sonntag, 3. September<br />

Auf dem Appenzeller Alpenweg<br />

Die Wanderung führt durch die Hochmoore am<br />

Chräzerenpass. Es folgt der etwas steilere Aufstieg<br />

hinauf zum Spicher mit seiner Aussicht<br />

über die Nagelfluhfelsen, den Bodensee und<br />

die Churfirsten. Der Höhepunkt der Wanderung<br />

folgt auf der Hochalp – eine fantastische<br />

Rundsicht auf den Alpstein, die Glarner Alpen<br />

und über das St. Gallische und Thurgau bis ans<br />

deutsche Ufer des Bodensees. Das Schlussstück<br />

führt über Alpwiesen hinunter nach Färenstetten<br />

und schliesslich nach Urnäsch.<br />

Route: Schwägalp, Passhöhe – Spicher –<br />

Hochalp – Rossmoos – Färenstetten –<br />

Urnäsch<br />

Distanz: 14,6 km, Zeit: 5 Std.<br />

Anforderungen: mittel<br />

Treffpunkt: 8.30 Uhr, 9107 Schwägalp,<br />

Posthaltestelle Passhöhe<br />

Rückreise: 16.30 Uhr, 9107 Urnäsch, Bahnhof<br />

Anmeldung bis Freitag, 1. September <strong>2023</strong>,<br />

19.00 Uhr über appenzellerwanderwege.ch,<br />

per E-Mail an marieluise.rusch@appenzellerwanderwege.ch<br />

oder per Telefon 079 615 65 12<br />

5. Die Kohlrabischeiben auf Teller anrichten.<br />

Sauce darüber verteilen und Carpaccio mit<br />

Zitronenabrieb, Kresse und Sonnenblumenkernen<br />

bestreuen.


14 · Thema des Monats <strong>08</strong>/<strong>2023</strong><br />

«WIR ZEIGEN, WAS UNS FREUT<br />

UND DAS HERZ BERÜHRT»<br />

Eintauchen und entdecken, zuhören oder selber zauren, erfahren wie ein Hackbrett entsteht<br />

oder Appenzeller Musik geniessen: Werner Alder und Maya Stieger zeigen in der Kulturwerkstatt<br />

Appenzellerland hiesige Traditionen.<br />

Ein Car erschwert die Autofahrt vom Heinrichsbad<br />

dorfeinwärts. Er steht an der Kasernenstrasse<br />

vor der Einfahrt zur Alten Stuhlfabrik.<br />

Scheinbar gut gelaunte Menschen<br />

steigen ein. Gemütlich schwatzend, auch mal<br />

kurz stehen bleibend. Es eilt ja nicht. Ich aber<br />

sitze im Auto, würde gerne passieren und frage<br />

mich: «Was wollen all die Leute hier, noch<br />

dazu an einem heiter-hellen Arbeitstag?» Ein<br />

Anlass im Kleintheater dürfte es um diese<br />

Zeit wohl keiner sein. Gerne würde ich mein<br />

Auto telquel auf der Strasse stehen lassen<br />

und mich erkundigen. Doch so spontan und<br />

unverfroren bin ich nicht. Die Frage indes<br />

bleibt still in meinem Hinterkopf.<br />

Wiedererweckt und zumindest teilweise beantwortet<br />

wird sie bei einer kurzen Begegnung<br />

mit Maya Stieger auf dem Obstmarkt<br />

und ihrer schlicht hingeworfenen Bemerkung<br />

«schreib doch mal über die Kulturwerkstatt».<br />

Einige Wochen später passiere ich die Einfahrt<br />

zur Alten Stuhlfabrik, nehme jedoch<br />

nicht den Theater-Eingang, sondern klingle<br />

an der Türe zur Kasernenstrasse 39a.<br />

Maya Stieger empfängt mich freudestrahlend<br />

und führt sichtbar stolz in einen grossen<br />

hellen Raum. Schwere Holzbalken stützen die<br />

Decke, an deren Querstreben Senntumsschellen<br />

baumeln. Antike Sofas laden zum Verweilen,<br />

an den Wänden hängen Schellenriemen,<br />

Bilder mit Menschen in Appenzeller Trachten,<br />

zahlreiche Sackuhren in einem Schaukasten.<br />

Majestätisch steht gleich neben dem<br />

Eingang eine alte Standuhr. Maya Stieger bittet<br />

mich an einen kleinen runden Tisch, auch<br />

er ist gepflegt antik mit vier passenden Stühlen<br />

und vermittelt ein Wohnzimmergefühl in<br />

diesem gut 130 Quadratmeter grossen Raum.<br />

Appenzeller Musik macht glücklich<br />

Die Kultur – die appenzellische Tradition –<br />

habe ich nun rund um mich herum. Aber bitte,<br />

wo ist die Werkstatt? Maya Stieger lacht:<br />

Diese befände sich im oberen Stockwerk. Es<br />

Maya Stieger und Werner Alder wissen in Ton, Bild und Wort Menschen aus nah und fern für unsere Traditionen<br />

zu begeistern.<br />

(BIld: zVg.)<br />

ein Stück appenzellische (Musik-)Kultur. Damit<br />

hätten wir die Worte Kultur und Werkstatt<br />

zusammen. Wie nun kommt Maya Stieger in<br />

diese Welt? «Die Appenzeller Musik ist mein<br />

Leben. Sie gibt mir Identität und macht mich<br />

glücklich.» Dies sei schon seit Kindheitstagen<br />

so, habe sich im Teenageralter verstärkt und<br />

seither kontinuierlich gefestigt. Maya Stieger<br />

lernt – wie es der Zufall so will, in eben<br />

diesem Haus an der Kasernenstrasse – Geige<br />

und Hackbrett bei Matthias Weidmann. Später<br />

dann autodidaktisch und unterstützt von<br />

ihrem Lebens- und Duettpartner Peter Looser<br />

den Naturjodel. «Dieser ist ehrlich und<br />

bodenständig, kommt aus dem Herzen, aus<br />

dem Gemüt. Das entspricht mir, muss man<br />

sich doch dabei nicht auf Noten versteifen.»<br />

Sie musiziere gerne frei, lerne lieber über das<br />

Gehör als mit Noten.<br />

Ihre Leidenschaft für die Kulturwerkstatt<br />

Appenzellerland beginnt vor 15 Jahren. Mit<br />

einer Gruppe besucht sie einen Vortrag von<br />

Werner Alder. Spontan habe er sie aufgefordert,<br />

mit zu musizieren. Damit habe er ihr<br />

Feuer für die appenzellische Kultur vollends<br />

entfacht. «Werner Alder hat mich gefördert,<br />

bot mir Plattformen, sodass in mir die Motivation<br />

zum Proben und Auswendiglernen –<br />

wie üblich in der Volksmusik – erweckt und<br />

gestärkt wurde. Dank ihm, aber auch dank<br />

meinem Willen und Tatendrang ging für mich<br />

eine neue Welt auf.» Eine Welt, in der und für<br />

die sie sich seither engagiert. «Werner spürte<br />

meine Leidenschaft und ermöglichte mir,<br />

mich in der Kulturwerkstatt einzubringen.»<br />

Maya Stieger erweitert seither nicht nur stetig<br />

ihr musikalisches Können, sondern auch<br />

ihr Wissen über das Brauchtum im Appenzellerland<br />

und rund um den Säntis. «Zu Beginn<br />

stand ich noch scheu vor den Leuten. Heute<br />

freue ich mich, von unseren Traditionen zu<br />

erzählen.» Seit 2010 unterstützt sie den Betrieb<br />

in den verschiedensten Bereichen. Sie<br />

verfasst Texte für die Homepage und Flyer,<br />

schreibt potentielle Interessierte an, bearbeitet<br />

schriftliche Anfragen, hilft Vorträge mitzugestalten<br />

und zu organisieren.<br />

ist der Wirkungsbereich von Hackbrettbauer<br />

Werner Alder. Womit wir bei den Wurzeln der<br />

Kulturwerkstatt sind. 2004 konnte Alder die<br />

Liegenschaft, die einst eine Steindruckerei<br />

und später eine Stuhl- und Tischfabrikation<br />

beherbergte, erwerben. Alder gehört in vierter<br />

Generation zur Streichmusik-Alder-Dynastie,<br />

ist gelernter Antik- und Möbelschreiner<br />

und seit über 40 Jahren passionierter Hackbrettbauer.<br />

Dies jedoch nicht nur im stillen<br />

(Werkstatt-)Kämmerchen. Seit über 20 Jahren<br />

erzählt er Interessierten, wie ein Hackbrett<br />

vom Baum bis zum Instrument entsteht und<br />

zeigt ihnen seine Werkstatt. So vermittelt er<br />

Brauchtum, Musik und Älplerleben<br />

Vor gut zehn Jahren erfuhr die Kulturwerkstatt<br />

eine umfassende Renovierung. «Ich<br />

habe damals Sponsoren gesucht, damit wir<br />

die Vorträge in einem schönen Raum anbieten<br />

können», so Stieger. Heute verfügt die<br />

Kulturwerkstatt neben Beamer, Leinwand<br />

und Tonanlage auch über eine Küche und bietet<br />

Platz für Anlässe bis zu achtzig Personen<br />

– und ist damit gerüstet für das eigene Programm.<br />

Indes nicht nur für dieses, der Raum<br />

kann auch privat gemietet werden und «wir<br />

sind offen für Neues». Was nicht bedeutet,<br />

dass Werner Alder und ihr die Ideen ausge-


<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Thema des Monats · 15<br />

Ein Ort mit speziellem Charme: Die Kulturwerkstatt Appenzellerland in der Alten Stuhlfabrik an der Kasernenstrasse.<br />

(Bild: mst)<br />

hen würden. In den letzten Jahren haben sie<br />

ihr Angebot kontinuierlich erweitert.<br />

«Rund ums Hackbrett» sei nach wie vor die<br />

beliebteste Führung. Auf diesem Angebot<br />

baut der Vortrag «Hackbrett, Brauchtum, Musik»<br />

auf. Hier wirkt auch Maya Stieger mit. Ihr<br />

Part sind etwa die Erklärung der Trachten, der<br />

Musik oder des «Hierig», dem traditionellen<br />

Appenzeller Pantomimentanz, der an festlichen<br />

Anlässen oder an den Stobeten gezeigt<br />

wird. Ergänzt wird das Referat mit musikalischen<br />

Kostproben. Noch mehr Appenzeller<br />

Musik bietet das kommentierte Konzert. «Wir<br />

zeigen, wie unsere Musik klingt.» Vom schläzigen<br />

Walzer über einen löpfigen Schottisch<br />

bis hin zu einem andächten Zäuerli mit Talerschwingen<br />

– garniert mit verschiedenen Anekdoten<br />

aus der Geschichte der Appenzeller<br />

Musik. Einen Abstecher auf die Alp und in die<br />

Geschichte des Alpsegens bietet «Älplerleben<br />

und Alpsegen». Wer nicht nur zuhörend<br />

geniessen möchte, für den sei der Kurs «Jodel<br />

und Talerschwingen» das Richtige. Gemäss<br />

Maya Stieger «ein ganz besonderes Gruppenerlebnis,<br />

nicht zuletzt, weil es auch darum<br />

geht, aufeinander zu hören». Nach einer<br />

kurzen theoretischen Einführung zum Zauren<br />

werde die richtige Atemtechnik und schliesslich<br />

ein einfaches Zäuerli und auch das Talerschwingen<br />

gelernt.<br />

Ein Stück reale heile Welt<br />

Wie Maya Stieger erzählt, mit strahlenden Augen,<br />

mit so viel Herzblut, und wer Werner Alder<br />

kennt, wie er mitreissend, humorvoll und<br />

mit Charme Menschen mit seinen Geschichten<br />

zu fesseln vermag, der kann sich vorstellen,<br />

wie diese beiden ihr Publikum begeistern<br />

können. Und genau darum gehe es ihnen: Die<br />

Appenzeller Traditionen Interessierten näherbringen.<br />

Maya Stieger ist sich bewusst, dass<br />

sie ein Stück heile Welt vermitteln würden,<br />

welches nur ein kleiner Teil dessen sei, was es<br />

über das Appenzellerland zu berichten gäbe.<br />

«Wir zeigen, was auch uns freut und unser<br />

Herz berührt. Damit bereiten wir Freude und<br />

ermöglichen unseren Besuchenden vielleicht<br />

auch für die Zeit bei uns, ihrem Alltag zu entfliehen.»<br />

Wichtig sei ihr, dass sie bei dem, was<br />

sie tue, authentisch sei und «die Appenzeller<br />

Musik ist mein Leben, genauso wie es das von<br />

Werner Alder ist».<br />

«Ich freue mich,<br />

von Traditionen<br />

zu erzählen.»<br />

Neben der Arbeit in seiner Hackbrettwerkstatt<br />

spielt er in verschiedenen Formationen,<br />

etwa im Echo vom Säntis. Während die Grenzen<br />

zwischen Passion und Beruf beim Hackbrettbauer<br />

und -spieler eher fliessend sind,<br />

lebt Maya Stieger quasi in zwei Welten. Als<br />

Musikerin singt und spielt sie im Trio «Rond<br />

om de Säntis» gemeinsam mit Werner Alder<br />

und Peter Looser sowie im gleichnamigen Duo<br />

mit Peter Looser. Als Mitglied der Dänu Wisler<br />

Band bewegt sie sich musikalisch auch in<br />

nicht appenzellischen Sphären. «Das Repertoire<br />

in dieser Formation ist breit, reicht von<br />

keltischen und irischen Melodien über Mundartpop<br />

und Rock bis hin zu traditionellen Alphornklängen<br />

mit Jodelgesang.» Ihr zweites<br />

Standbein sind die Füsse. Als ausgebildete Podologin<br />

hat sie erst kürzlich ihre eigene Praxis<br />

in Herisau eröffnet. Heute würde sie vielleicht<br />

einen Beruf im Bereich Musik oder Tourismus<br />

erlernen, als Teenager vor der Berufswahl indes<br />

sei ihr Faible für die Musik noch nicht so<br />

ausgeprägt gewesen. Interessiert hätten sie<br />

damals auch alle Themen rund um die Gesundheit.<br />

«Ich habe eine fürsorgliche Art und<br />

möchte, dass es den Menschen gut geht.» Mit<br />

ihrer Arbeit als Podologin könne sie dies erreichen.<br />

«Die Füsse tragen uns ein Leben lang<br />

und haben unsere Aufmerksamkeit verdient.»<br />

Und Tatsache sei, dass sie, ob mit Vorträgen,<br />

als Musikerin oder als Podologin, Menschen<br />

erreiche und ihnen Gutes tun könne.<br />

Nach einer Stunde weiss ich nun, aus welchem<br />

Grund die Reisebusse an der Kasernenstrasse<br />

stehen. Weshalb die Menschen<br />

aus fernen Kantonen und dem angrenzenden<br />

Ausland gwundrig aus- und beseelt wieder<br />

einsteigen. Unweigerlich kommt mir Goethes<br />

Frage «Warum denn in die Ferne schweifen?»<br />

in den Sinn. Das Gute scheint ja wirklich nahe<br />

zu liegen. Auch Maya Stieger würde sich freuen,<br />

wenn sich Einheimische interessieren<br />

würden, was in der Kulturwerkstatt geschehe.<br />

Ein entsprechendes öffentliches Angebot sei<br />

leider auf wenig Resonanz gestossen. Was ihr<br />

aber nicht den Mumm und die Hoffnung nehme.<br />

Sie ist überzeugt vom Informations- und<br />

Begegnungsort Kulturwerkstatt – ein Pflänzchen,<br />

das noch wachsen werde. Ganz gewiss.<br />

Werner Alder und Maya Stieger hegen es mit<br />

der dafür nötigen Liebe und Leidenschaft.<br />

<br />

Eva Schläpfer<br />

Weitere Infos unter kulturwerkstatt-appenzellerland.ch


16 · Gesellschaft / I wohne do <strong>08</strong>/<strong>2023</strong><br />

I wohne do!<br />

Rick Wassenaar, 21.06.1982, ledig,<br />

eine Tochter 8 Jahre alt, Geschäftsführer<br />

Gasthaus Marktplatz<br />

AM 26. AUGUST WIRD IM DORF<br />

WIEDER «USEGSTUEHLET»<br />

Am Samstag, 26. August <strong>2023</strong>, wird ab 14 Uhr<br />

auf Strassen und Plätzen im Zentrum von<br />

Herisau «usegstuehlet». Laut einer Mitteilung<br />

des OK-Teams haben sich mehr als 40<br />

Gewerbetreibende, Private und Organisationen<br />

fürs Mitmachen angemeldet. Wie immer<br />

gibt es auch dieses Mal kein Verschiebedatum<br />

für den Anlass. «Wir sind Optimisten<br />

und hoffen auf einen warmen und trockenen<br />

Tag», sagt Raphael Froidevaux vom Organisationsteam.<br />

Das Konzept von «Usegstuehlet»<br />

bleibt gleich wie in den Vorjahren: Musikalisches<br />

wird ebenso geboten wie Kulinarisches,<br />

Spiele für Kinder und Erwachsene laden zum<br />

gemeinsamen Verweilen ein. «Bekannte tref -<br />

fen und neue Menschen in einer guten Atmosphäre<br />

kennenlernen sind das Ziel des<br />

Anlasses», heisst es in der Mitteilung. Das<br />

Interesse an «Usegstuehlet» sei erfreulicherweise<br />

wieder gross, um zu einem Tag unter<br />

dem Motto «Vom Dorf fürs Dorf» mit interessanten<br />

Begegnungen beizutragen. Die unterschiedlichen<br />

Ideen der Mitmachenden sollen<br />

dafür sorgen, dass eine unscheinbare Ecke<br />

oder ein kleines Plätzchen im Zentrum zum<br />

Treffpunkt in südländischem Ambiente wird.<br />

«Usegstueh let»-Gebiet ist das engere Dorfzentrum:<br />

Kasernenstrasse, Obstmarkt, Oberdorfstrasse,<br />

oberer Teil der Gossauerstrasse<br />

bis zum Platz sowie in der Windegg. (pd)<br />

Was ist Ihr Lieblingsort in Herisau?<br />

Mein Weinkeller.<br />

Was würden Sie an Herisau verändern<br />

wollen?<br />

Mehr Veranstaltungen! Damit Herisau wieder<br />

so lebendig wird wie vor 20 bis 30 Jahren.<br />

Welches Restaurant in Herisau würden<br />

Sie auswärtigen Freunden empfehlen und<br />

weshalb?<br />

Selbstverständlich unser Gasthaus Marktplatz,<br />

unser Koch Alfons ist grossartig!<br />

Was war Ihr Traumberuf als Kind?<br />

Ich wollte Schauspieler werden.<br />

Was möchten Sie in ihrem Leben noch<br />

erreichen?<br />

Ein schönes Segelschiff kaufen und meine<br />

Rente auf dem Meer verbringen.<br />

Dieser Person möchte ich folgendes<br />

Kompliment machen:<br />

Meine Freundin Lea ist ein Energiebombe<br />

mit vielen Aufgaben, die sie jeden Tag wieder<br />

meistert.<br />

Welches Tier wären Sie gerne und weshalb?<br />

Der Weisskopfseeadler. Dann könnte ich<br />

fliegen und hätte keine Feinde.<br />

Was bringt Sie zum Lachen?<br />

Ziemlich vieles, ich sehe mich als ein fröhlicher<br />

und positiver eingestellter Mensch.<br />

Welche*n Herisauer*in würden Sie gerne<br />

in der nächsten <strong>Ausgabe</strong> sehen?<br />

Juliette Müller.<br />

Es gibt wieder südländische Atmosphäre im Dorfzentrum. <br />

DER NEUE CILANDER SHOP<br />

FEIERT SEINE ERÖFFNUNG<br />

(Bild: Erich Brassel)<br />

Nach einjähriger Umbau-Pause wurde der<br />

Cilander Shop am 2. August wiedereröffnet.<br />

Seit über 50 Jahren findet man an der Cilanderstrasse<br />

20 in Herisau alles, was das Näh-<br />

Herz begehrt. Neu zeigt sich der Shop in modernem<br />

Industrie-Charakter, der zum Stöbern<br />

einlädt. Mit der Neueröffnung des Ladens im<br />

August wird ein noch breiteres Sortiment<br />

an Stoffen und Nähzubehör angeboten: von<br />

einer bunten Auswahl an modischen Kleiderstoffen<br />

wie Wolle, Leinen und Viskose über<br />

Vorhangstoffe bis hin zu Knöpfen, Fäden oder<br />

Verschlüssen. Der Shop bietet darüber hinaus<br />

bügelfreie Hemden- und Blusenstoffe sowie<br />

eine kleine, aber feine Auswahl an Produkten<br />

aus dem Online-Verkauf. Um den neuen Laden<br />

mit erweitertem Angebot einzuweihen,<br />

findet Freitag und Samstag, 11. und 12. August,<br />

eine Eröffnungsfeier statt. Neben einem Apéro<br />

und einer Rabattaktion von 10 Prozent<br />

auf alle Stoffe kann sich die Kundschaft auf<br />

weitere spannende Aktionen freuen. Der Cilander<br />

Shop ist neu auch jeden Samstag von<br />

9 bis 13 Uhr geöffnet, dazu von Mittwoch bis<br />

Freitag zwischen 13.30 und 18 Uhr. (pd)<br />

Der Cilander Shop hat neu auch am Samstag<br />

geöffnet. (Bild: pd)


UNSERE GEMEINDE<br />

Begegnungsort<br />

Viel Besuch im Sommer<br />

Für die Mobile Sozialarbeit bedeuten die Sommermonate Hochsaison.<br />

Ihr Aufgabenfeld reicht vom Sommerferienprogramm<br />

mit Ausflügen bis hin zu Interventionen gegen Littering und<br />

Lärm.<br />

Es ist kurz vor 14 Uhr an einem Sommernachmittag. Das Haus<br />

Wiesental an der Bahnhofstrasse öffnet heute eigentlich um<br />

15 Uhr. Trotzdem trifft bereits jetzt eine junge Frau im Gemeinschaftszentrum<br />

ein. «Du kannst trotzdem reinkommen», sagt<br />

Sabrina Jaggi, Leiterin der Mobilen Sozialarbeit Herisau. Die Frau<br />

setzt sich auf den Balkon und beginnt zu stricken. Kurz darauf setzen<br />

sich zwei Männer in den Garten und unterhalten sich.<br />

Sabrina Jaggi und Elena Grob (von links) führen die Mobile Sozialarbeit.<br />

«Sommer ist für uns Hochsaison», sagt Sabrina Jaggi. Sie und ihre<br />

Mitarbeiterin Elena Grob empfangen jeweils um die 80 Besucherinnen<br />

und Besucher pro Woche. Die meisten von ihnen haben einen<br />

Migrationshintergrund, aber auch Schweizerinnen und Schweizer<br />

nutzen das Haus Wiesental als Treffpunkt und um Anschluss in der<br />

Gesellschaft zu finden. Bei Problemen verweisen Sabrina Jaggi<br />

und Elena Grob die Hilfesuchenden an entsprechende Fachstellen<br />

und bieten Begleitung für den ersten Schritt an.<br />

Im Winter oder bei schlechtem Wetter ist das Haus hingegen –<br />

anders als man es hierzulande erwarten würde – weniger gut besucht.<br />

«In vielen Kulturen kennt man die Kälte und den Schnee<br />

nicht und geht darum gar nicht erst aus dem Haus.»<br />

Gemeinsam ans Sommernachtsfest<br />

Während der Sommerferien hatte das Gemeinschaftszentrum<br />

geschlossen. Aber nicht etwa, weil das Team der Mobilen Sozialarbeit<br />

in den Ferien gewesen wäre, im Gegenteil: In den Ferien soll<br />

den Besucherinnen und Besuchern etwas geboten werden, dieses<br />

Jahr beispielsweise Ausflüge an ein kleines Musikfestival, in die<br />

Schaukäserei und die Badi oder eine Flusswanderung. «Viele unserer<br />

Besucher könnten sich einen solchen Ausflug nicht leisten.<br />

Zudem fällt es in der Gruppe leichter, sich auf eine neue Erfahrung<br />

einzulassen», sagt Sabrina Jaggi. So besucht die Mobile Sozialarbeit<br />

mit ihren Besucherinnen und Besuchern auch die öffentlichen<br />

Anlässe in Herisau, von Sommernachtsfest bis Viehschau.<br />

«Unser Ziel ist, dass sie sich beim nächsten Mal auch ohne uns<br />

trauen und so am sozialen Leben im Dorf teilhaben können.»<br />

Präsenz zeigen<br />

Auch im zweiten Tätigkeitsbereich, der den Namen der Mobilen<br />

Sozialarbeit prägt, bedeutet der Sommer Hochsaison: Im Rahmen<br />

der aufsuchenden Sozialarbeit stattet das Team unter anderem<br />

den Schauplätzen von Littering und Lärmbeschwerden Besuche<br />

ab. «Wir sprechen die Leute an, die wir an diesen Orten antreffen,<br />

und zeigen Präsenz. Das hilft oft, um eine Situation zu verbessern<br />

und auch den Ärger oder die Verunsicherung in der Nachbarschaft<br />

zu lindern», erklärt Sabrina Jaggi.<br />

Aufsuchende Sozialarbeit bedeutet aber auch, auf dem Generationenspielplatz<br />

Kreckel Sirup auszuschenken und offen auf die<br />

Leute zuzugehen. Damit ergänzen sich die Arbeit im Gemeinschaftszentrum<br />

Wiesental und auf der Strasse bestens, auch<br />

wenn sie sehr unterschiedlich sind. «Draussen können wir eine<br />

Beziehung zu den Leuten aufbauen und ihnen sagen, wo sie uns<br />

finden.» Ein solcher «Türöffner» sind auch die Börsen, wo einkommensschwache<br />

Familien und Einzelpersonen kostenlose<br />

Kleider oder Spielsachen erhalten. Dieses Angebot bringt nicht<br />

nur neue Kundschaft, sondern auch die breite Dorfbevölkerung<br />

in Kontakt mit dem Gemeinschaftszentrum Wiesental. «Viele<br />

der Spenderinnen und Spender sind sehr interessiert und bleiben<br />

gerne noch auf einen Kaffee», sagt Sabrina Jaggi. Sie hofft, über<br />

solche Kontakte bald auch wieder einen kleinen Stamm an Freiwilligen<br />

zu gewinnen, die gerne an einzelnen Tagen in die Gastgeberrolle<br />

schlüpfen. «Vor der Pandemie hatten wir ein solches<br />

Team, da gab es Koch­ oder Spielabende, das war eine grosse Bereicherung.»<br />

Personen, die sich für ein solches Engagement interessieren,<br />

können sich jederzeit unverbindlich bei Sabrina Jaggi<br />

melden (Sabrina.Jaggi@herisau.ar.ch, 079 347 54 03).<br />

Bei gutem Wetter spielt sich das Geschehen im Gemeinschaftszentrum<br />

Wiesental vorwiegend im Garten ab.<br />

Mobile Sozialarbeit Herisau<br />

Die Mobile Sozialarbeit wurde 2018 in die Gemeindeverwaltung<br />

Herisau eingegliedert. Vorläufer war das private Quartierarbeitsprojekt<br />

«Selewie» aus dem Sägequartier, das seit<br />

Beginn von Sabrina Jaggi geleitet wurde. 2019 wurde das<br />

Haus Wiesental als Gemeinschaftszentrum bezogen. Der<br />

Auftrag der Mobilen Sozialarbeit umfasst das Führen des<br />

Gemeinschaftszentrums sowie die aufsuchende Sozialarbeit.<br />

Der Stellenetat für Sabrina Jaggi und Elena Grob beträgt<br />

130 Prozent.<br />

Eine Publikation der Gemeinde Herisau


UNSERE GEMEINDE<br />

Projekt<br />

Strom von der ARA, für die ARA<br />

Bei der Abwasserreinigungsanlage (ARA) in Herisau wird bis Ende<br />

August ein Solarfaltdach installiert. Betriebsleiter Patrick Holderegger<br />

erklärt, welche Vorteile dieses mit sich bringt.<br />

Über den Reinigungsbecken erheben sich stählerne Träger. Ein<br />

Kran hebt die nächsten Teile hoch, Mitarbeitende in orangen<br />

Leuchtwesten behalten die Last im Auge. Vorsichtig werden die<br />

Träger in die Betonbecken eingelassen. Mit dem neuen Solarfaltdach,<br />

das hier installiert wird, macht die ARA Herisau einen weiteren<br />

Schritt in die Zukunft. «Wenn die Anlage auf Hochtouren läuft,<br />

produzieren wir tagsüber etwas mehr Strom, als wir verbrauchen»,<br />

sagt Betriebsleiter Patrick Holderegger. «Da wir an 365<br />

Tagen im Jahr während 24 Stunden in Betrieb sind, werden wir<br />

zwar nachts nach wie vor Strom beziehen müssen. Aber mit der<br />

Anlage decken wir etwa 40 Prozent unseres Verbrauchs, was eine<br />

massive Verbesserung zur jetzigen Situation ist.» Der zweitgrösste<br />

Stromverbraucher der Gemeinde wird ab Ende August jährlich<br />

rund 294 000 Kilowattstunden Solarstrom produzieren. «Seit 2018<br />

haben wir auf dem Betriebsgebäude bereits eine Photovoltaikanlage.<br />

Und jetzt nutzen wir auch die Flächen unserer Becken doppelt,<br />

nämlich zur Abwasserreinigung und zur Stromgewinnung.»<br />

Wasser, Stahl und Seil<br />

Das Solarfaltdach stammt von der dhp technology AG aus Landquart.<br />

Ziel des Unternehmens ist ebendiese Doppelnutzung industrieller<br />

Produktionsflächen. «Die Panels entsprechen der<br />

modernsten Technologie», so Holderegger. «Mit einer Art Seilzug<br />

werden sie über den Klärbecken aus­ und bei ungünstigen<br />

Witterungsbedingungen wieder eingefahren. Das geschieht alles<br />

vollautomatisch.» Installiert werden die Stahlträger auf den bestehenden<br />

Grundmauern der Becken. «Dafür mussten Kernbohrungen<br />

im Beton gemacht werden. Danach wird der Seilzug für die<br />

Panels angebracht und schliesslich alles verkabelt und getestet.»<br />

Am 28. Oktober feiert die ARA Herisau ihr 50­jähriges Bestehen<br />

mit einem Tag der offenen Tür. «Wir feiern das Jubiläum<br />

und auch ein wenig das neue Solarfaltdach», so Betriebsleiter<br />

Patrick Holderegger. Durch Führungen erhalten die<br />

Besucherinnen und Besucher einen Blick hinter die Kulissen<br />

der Kläranlage. «Die ganze Technik ist unter dem Boden. Da<br />

wollen wir den Menschen mal zeigen, was wir überhaupt machen<br />

– und wie das alles funktioniert.» Die Details werden zu<br />

gegebener Zeit kommuniziert.<br />

Die Idee zur Umsetzung einer solchen Anlage stammt von Holderegger.<br />

«Ich habe das Solarfaltdach vor drei Jahren meinen<br />

Vorgesetzen vorgeschlagen und bin damit auf offene Ohren gestossen.<br />

Als erstes wurde eine Vorstudie in Auftrag gegeben. Basierend<br />

auf dem Abschlussbericht haben Gemeinderat und Einwohnerrat<br />

einen Verpflichtungskredit von 1.05 Millionen Franken<br />

zu Lasten der Spezialfinanzierung Abwasser für die Ausführung<br />

gesprochen. Im Anschluss wurde ein Baubewilligungsverfahren<br />

durchgeführt und die Baubewilligung erteilt.» Im Vorfeld der Realisation<br />

hat sich Holderegger Anlagen in Davos und Steinach angesehen.<br />

«Der Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen<br />

war lehrreich, weil sie schon auf erste Erfahrungen zurückgreifen<br />

konnten. Das konnten wir in Herisau einfliessen lassen.»<br />

Sparsamer Umgang mit Strom<br />

Patrick Holderegger bezeichnet den ARA­Betrieb als sehr energiebewusst.<br />

Er erinnert sich an den vergangenen Herbst, als<br />

das Thema einer möglichen Strommangellage aufkam. «Als uns<br />

die Aufgabe gestellt wurde, zehn Prozent des Verbrauchs einzusparen,<br />

musste ich das verneinen. Wenn dies jetzt noch möglich<br />

wäre, hätte ich in der Vergangenheit meinen Job nicht richtig ge-<br />

Patrick Holderegger ist Betriebsleiter der ARA.<br />

Eine Publikation der Gemeinde Herisau


UNSERE GEMEINDE<br />

Die Installation des Solarfaltdachs dauert rund sechs Wochen.<br />

macht.» Holderegger und seine Mitarbeitenden bewegen sich in<br />

einem Umfeld, in dem sich die Technologien ständig weiterentwickeln.<br />

«Deshalb beschäftigen wir uns täglich mit der Frage, wo<br />

und wie wir unsere Anlagen optimieren können.» Die einzige Option<br />

wäre das Abschalten von Anlagen gewesen, «aber dann hätten<br />

wir die Wasserqualität nicht mehr garantieren können. Das kam<br />

nicht in Frage.» Die ARA sei eben ein systemrelevanter Betrieb,<br />

der zu einer funktionierenden Infrastruktur beitrage. «Da sind uns<br />

irgendwann schlichtweg die Hände gebunden.» Als Beispiel für<br />

die fortlaufenden Veränderungen nennt Holderegger die Aktivkohle.<br />

«Wir waren damals im Jahr 2015 die erste Abwasserreinigungsanlage,<br />

die damit Rückstände von Hormonen, Medikamenten<br />

und verschiedene schwerabbaubare Stoffe der Industrie aus<br />

dem Wasser filterte. Es gehört zu den spannenden Seiten meines<br />

Berufs, dass die Entwicklung niemals stillsteht.» Als Herausforderung<br />

für den Standort in Herisau sieht Patrick Holderegger die<br />

Industriebetriebe in der Gemeinde. «Das sorgt für grosse Mengen<br />

an belastetem Abwasser, mit dem wir klarkommen müssen. Eine<br />

weitere Besonderheit ist, dass wir auch für die Anlagen von Waldstatt,<br />

Hundwil und Urnäsch verantwortlich sind.» Die Gemeinden<br />

verfügten zwar über eigene Anlagen, diese werden aber von der<br />

ARA Herisau betrieben.<br />

Bevölkerungsbefragung zur Kommunikation der Gemeinde<br />

Die Gemeinde Herisau startet eine Umfrage, um herauszufinden,<br />

welches Verbesserungspotenzial sie in ihrer Kommunikation hat.<br />

Die Resultate werden in die Überarbeitung des Kommunikationskonzepts<br />

einfliessen.<br />

Das Kommunikationskonzept der Gemeinde Herisau wird überarbeitet.<br />

Um dabei die Erwartungen der Herisauer Bevölkerung<br />

soweit wie möglich zu berücksichtigen, führt die Gemeinde in<br />

Zusammenarbeit mit dem OZG Zentrum für Gemeinden der Fachhochschule<br />

OST eine Bedürfnisabklärung durch. Diese soll eine<br />

Grundlage für das neue Kommunikationskonzept bilden.<br />

Repräsentative Umfrage und Workshop<br />

In einem ersten Schritt werden in einer repräsentativen Umfrage<br />

Einwohnerinnen und Einwohner, die zuvor nach statistischen Kriterien<br />

ausgewählt worden sind, zu ihren Kommunikationsbedürfnissen<br />

befragt. Die Umfrage startet im September <strong>2023</strong> und steht auch<br />

allen anderen Herisauerinnen und Herisauern offen. Auf welchem<br />

Weg an der Umfrage teilgenommen kann, wird rechtzeitig zum Start<br />

bekanntgegeben. In einem zweiten Schritt werden Vertreterinnen<br />

und Vertreter verschiedener Anspruchsgruppen zu einem Workshop<br />

Ende November eingeladen. Auch dieser wird nach einer Anmeldung<br />

allen Herisauerinnen und Herisauern offenstehen. Die Resultate der<br />

Bedürfnisabklärung werden Anfang 2024 bekannt sein.<br />

Geeignete Kanäle ermitteln<br />

Der Gemeinderat ist überzeugt, dass der Schlüssel zu einer bedarfsgerechten<br />

Behördenarbeit in der gelungenen Kommunikation<br />

zwischen Bevölkerung und Gemeindebehörden liegt. Der<br />

Gemeinderat und die Verwaltung können nur auf Anliegen von<br />

Einwohnerinnen und Einwohnern eingehen, wenn diese zuvor<br />

über einen geeigneten Kanal geäussert werden konnten. Genauso<br />

kann die Bevölkerung die Behördenarbeit nur mitgestalten,<br />

wenn sie über das Geschehen im Gemeindehaus informiert ist.<br />

Deswegen möchte der Gemeinderat mit dem geschilderten Vorgehen<br />

Erkenntnisse darüber gewinnen, ob die Bevölkerung mit<br />

der Kommunikation der Gemeinde Herisau zufrieden ist, wo Verbesserungspotenzial<br />

liegt und auf welchen Kanälen die Kommunikation<br />

zwischen Behörden und Bevölkerung idealerweise erfolgt.<br />

Der Gemeinderat bedankt sich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />

an der Umfrage für ihren Beitrag zur Optimierung des<br />

Kommunikationsangebotes der Gemeinde Herisau.<br />

Eine Publikation der Gemeinde Herisau


UNSERE GEMEINDE<br />

Schule<br />

«Wir freuen uns, dass du der Schule erhalten bleibst»<br />

Michael Häberli ist vor den Sommerferien als Abteilungsleiter<br />

der Schule verabschiedet worden. Er hat sein Amt an Alex Porta<br />

übergeben und wird wieder Lehrperson.<br />

«Die Schule Herisau ist gut unterwegs. Darum bleibe ich ja als<br />

Lehrperson hier.» Michael Häberli kehrt nach sieben Jahren als<br />

Abteilungsleiter ins Schulzimmer zurück und beginnt mit dem<br />

neuen Schuljahr in der Sekundarschule Ebnet Ost als Lerncoach.<br />

«Ich möchte wieder verstärkt mit den Jugendlichen in Kontakt<br />

sein.»<br />

Hilfsbereit und zuverlässig<br />

Am Schlussessen der Schule (siehe Kasten) wurde er aus seinem<br />

bisherigen Amt verabschiedet. «Du warst hilfsbereit und zuverlässig.<br />

Du hast die Teams der Lehrpersonen, der Schulverwaltung<br />

und der Schulleitung kompetent geführt», meinte Schulpräsidentin<br />

Irene Hagmann zu Michael Häberli. Er habe sich nicht vorgedrängt,<br />

aber konsequent gehandelt, wenn es nötig gewesen sei.<br />

Irene Hagmann dankte ihm im Namen des Gemeinderates. «Wir<br />

lassen dich nicht gerne gehen, das weisst du. Aber wir freuen uns,<br />

dass du der Schule Herisau erhalten bleibst.» Mit Alex Porta habe<br />

man einen würdigen Nachfolger gefunden, ergänzte die Schulpräsidentin.<br />

Dieser gehört seit 2019 der Herisauer Schulleitung an<br />

und übernimmt nun die Abteilungsleitung. Als neuer Schulleiter<br />

stösst diesen Sommer Pascal Schmuckli zum Schulleitungsteam<br />

mit Alex Porta, Markus Stäheli und Carol van Willigen.<br />

Michael Häberli bedankt sich bei der Schulpräsidentin Irene Hagmann.<br />

Markus Stäheli und Carol van Willigen beim Überlegen während eines Spiels.<br />

Sie treten nach ihrem Comeback wieder die Pension an: Vreni Küchlin, Barbara<br />

Berger, Ruth Schefer, Nelly Mühlemann und Hans-Ulrich Sturzenegger (von links).<br />

Alex Porta (links) erhält von Michael Häberli einen symbolischen Schlüssel aus<br />

Teig.<br />

Einen riesigen Schlüssel übergeben<br />

Michael Häberli überreichte Alex Porta einen symbolischen (gebackenen)<br />

Schlüssel und blickte in Form eines optischen Spiels auf<br />

seine Zeit als Abteilungsleiter zurück. «Dabei ist mir wichtig festzuhalten,<br />

dass zahlreiche Leute bei diesen Themen eingebunden<br />

waren. Eine Abteilungsleitung kann nie als One­Man­Show funktionieren.»<br />

Die verpixelten Bilder, die mit jeder Sekunde mehr preis<br />

gaben, erinnerten zum Beispiel an Corona, die Veränderungen<br />

durch digitale Wandtafeln und Datenablage, die flächendeckende<br />

Abgabe von iPads und Laptops, die Einführung des Lehrplans<br />

21, die Rückkehr zu den Wintersportlagern, die Überarbeitung der<br />

Schul­Website oder bauliche Veränderungen in den Schuleinheiten.<br />

Michael Häberli dankte allen für die Unterstützung.<br />

«Sie alle tragen dazu bei»<br />

Traditionellerweise lädt die Schule Herisau am Montagabend<br />

vor den Sommerferien zum Schlussessen ins Casino ein.<br />

Dazu sind alle Mitarbeitenden eingeladen: nebst den aktuellen<br />

und pensionierten Lehrpersonen, der Schulleitung und<br />

den Mitarbeiterinnen der Schulverwaltung auch die Klassenassistenzen,<br />

Zivildienstleistenden und das Hauswartspersonal.<br />

Schulpräsidentin Irene Hagmann dankte allen für ihre<br />

Arbeit und den Einsatz zugunsten der Schule Herisau. «Sie<br />

alle tragen dazu bei, dass wir für unsere Kinder und Jugendlichen<br />

eine gute Atmosphäre im Unterrichtsalltag bieten<br />

können.» Die Lehrpersonen, die ein Dienstjubiläum feiern,<br />

wurden geehrt und die austretenden verabschiedet. «Einen<br />

speziell grossen Applaus verdienen jene pensionierten Kolleginnen<br />

und Kollegen, die uns im vergangenen Schuljahr in<br />

der Zeit des Mangels an Lehrpersonen mit ihrer Rückkehr ins<br />

Schulzimmer enorm geholfen haben», sagte der abtretende<br />

Abteilungsleiter Michael Häberli.<br />

Eine Publikation der Gemeinde Herisau


UNSERE GEMEINDE<br />

Sportzentrum<br />

Zwischen Skihütte und Badi-Bistro<br />

Seit drei Jahren wird das Bistro im Freibad Sonnenberg von<br />

Jana und Peter Polak betrieben. Das junge Ehepaar sieht seine<br />

Zukunft auch in den kommenden Jahren in Herisau.<br />

Das Jahr 2021 war aufgrund des Coronavirus ein schwieriges für<br />

das Gastrogewerbe und viele andere Branchen. Genau in jener<br />

Phase bekam das Bistro im Freibad Sonnenberg neue Pächter.<br />

Jana und Peter Polak brachten jede Menge Erfahrung und Knowhow<br />

nach Herisau. Seit über zwölf Jahren betreiben sie eine Skihütte<br />

im voralbergischen Schwarzenberg. Vor allem in der Wintersaison<br />

freuen sich die beiden über die zahlreichen Gäste. Die<br />

Hütte liegt direkt an der Skipiste und überzeugt mit einer hervorragenden<br />

Lage. Mit einer Dauer von drei bis vier Monaten ist die<br />

Skisaison allerdings zu kurz, um genügend Einnahmen für ein ganzes<br />

Jahr zu generieren. Deshalb hatten sich Jana und Peter Polak<br />

damals nach einem zweiten Standbein im Sommer umgeschaut.<br />

90 Minuten Anfahrt<br />

Das österreichische Ehepaar wurde auf die offene Stelle in Herisau<br />

aufmerksam, reichte eine Bewerbung ein – und bekam den<br />

Zuschlag. Seit drei Jahren nimmt der Arbeitsweg vom Voralberg<br />

nach Herisau täglich fast 90 Minuten in Anspruch. Abgesehen von<br />

bürokratischen Anfangsschwierigkeiten sei die Übernahme einwandfrei<br />

über die Bühne gegangen. Das Angebot im Bistro wurde<br />

nicht grundlegend geändert. Das Ehepaar probierte zwar zu Beginn<br />

neue Speisen aus, darunter Salate, Pizzas oder Spaghetti.<br />

«Doch die Kundschaft einer Badi möchte letztlich Pommes, Hot<br />

Dog und Burger. Hauptsache es schmeckt und geht schnell», erklärt<br />

Jana Polak. Die Einnahmen des Bistros hängen stark vom<br />

Wetter ab. Trotz der verregneten Tage gegen Mitte der Sommerferien<br />

zieht Jana Polak eine positive Bilanz – auch wenn die Besucherzahlen<br />

im ersten Jahr nach der Übernahme höher gewesen<br />

seien. «Gezwungenermassen blieben damals im Zuge der Pandemie<br />

viele Menschen zuhause und strömten in die Badi.» Für die<br />

verbleibende Sommerzeit hoffen die Polaks auf Sonne und wenig<br />

Niederschlag.<br />

Jana und Peter Polak sind überzeugt, dass eine Mehrheit der Gäste<br />

mit ihrer Arbeit zufrieden ist. «Konstruktives Feedback ist uns<br />

wichtig, ob positiv oder negativ», führt die Österreicherin aus. Sie<br />

stehen daher in engem Kontakt mit ihrer Kundschaft. Den beiden<br />

Gastronomen gefällt es im Freibad Sonnenberg. «Wir sind glücklich<br />

hier und planen, für einige Jahre zu bleiben». An Konstanz hat<br />

es in den vorherigen Jahren oft gefehlt, die Besitzer des Bistros<br />

wechselten mehrmals. Mit Jana und Peter Polak soll nun eine gewisse<br />

Beständigkeit in den Sonnenberg kommen.<br />

Zwischenbilanz der Badisaison<br />

Auf einen regnerischen Mai zu Beginn der Saison folgte ein überaus<br />

warmer und trockener Juni. Auch die Anfangsphase der<br />

diesjährigen Sommerferien verlief äusserst positiv für das Freibad<br />

am Sonnenberg. Erst gegen Ende des Monats Juli und in den<br />

ersten Tagen des Augusts kamen unerwartet viele Regentage auf<br />

und sorgten für tiefe Besucherzahlen während der Hochsaison.<br />

«Damit die Besucherzahlen wirklich hoch sind, braucht es zwei<br />

bis drei Sonnentage ohne jeglichen Niederschlag», erklärt der<br />

Bademeister vor Ort. An einem Wochenende mit idealen Verhältnissen<br />

könne die Besucherzahl sogar die Marke von 1000 Gästen<br />

knacken. Solche Phasen habe es dieses Jahr vergleichsweise<br />

selten gegeben. Bis am 17. September hat das Freibad noch geöffnet.<br />

Somit bleiben noch gut fünf Wochen, für einen guten Abschluss<br />

der Badisaison <strong>2023</strong>.<br />

Peter Polak bedient seit drei Jahren die Besucher im Freibad Sonnenberg.<br />

Eine Publikation der Gemeinde Herisau


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<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Gesellschaft / Chorzfuetter · 23<br />

Chorzfuetter<br />

Baustart für Doppelkindergarten Müli<br />

Die Kindergartenprovisorien «Müli A» und<br />

«Müli B» werden durch einen neuen Doppelkindergarten<br />

ersetzt. Die Arbeiten starteten<br />

in den Sommerferien. Der Neubau<br />

besteht aus einem Sockelgeschloss und<br />

einem in gleicher Grösse um 90 Grad gedrehten<br />

Obergeschoss. Er wird südöstlich<br />

an das bestehende Schulhaus Müli gebaut<br />

und so in die Schulanlage integriert. Der Betrieb<br />

in den Kindergärten und im Schulhaus<br />

wird während der rund zehnmonatigen Bauzeit<br />

aufrechterhalten. Für die Bauarbeiten<br />

wurde ein Verkehrs- und Sicherheitskonzept<br />

erstellt. Der Baustellenbereich ist auf<br />

allen Seiten abgegrenzt und gesichert. (gk)<br />

Schulhausfassade wird erneuert<br />

Die Fenster und Fassaden des Schulhauses<br />

Poststrasse, das heute als Zentrum Werken<br />

dient, weisen Sanierungsbedarf auf. Der Gemeinderat<br />

hat einen Verpflichtungskredit<br />

in der Höhe von einer Million Franken genehmigt.<br />

Im Zuge der Sanierung werden das<br />

Schulhaus neu verputzt, die Holzbauteile neu<br />

gestrichen sowie die Fensterläden und Jalousien<br />

erneuert. Die Fenster werden energetisch<br />

aufgerüstet; diese Erneuerung ist nicht nur<br />

aus ökonomischen und ökologischen Gründen,<br />

sondern an diesem Schutzobjekt auch<br />

aus denkmalpflegerischen Überlegungen<br />

sinnvoll. Die Sanierung erfolgt ab Herbst. (gk)<br />

Neuer Kommunikationsverantwortlicher<br />

Johannes Wey, Kommunikationsverantwortlicher<br />

der Gemeinde Herisau, verlässt die<br />

Gemeindeverwaltung per Ende August. Zu<br />

seinem Nachfolger hat der Gemeinderat Thomas<br />

Walliser Keel gewählt. Damit kehrt ein<br />

bekanntes Gesicht nach Herisau zurück: Thomas<br />

Walliser Keel war bereits von 2009 bis<br />

Ende 2020 Kommunikationsverantwortlicher<br />

der Gemeinde und ist heute im Kommunikationsdienst<br />

des Kantons Thurgau tätig. Er wird<br />

die Stelle per 1. Dezember <strong>2023</strong> antreten. (gk)<br />

Neue Pilzkontrolleurin<br />

Ab dem 14. August wird die Pilzkontrollstelle<br />

neu durch Kathrin Klüssmann geführt. Die<br />

Pilzkontrolleurin ist unter der Telefonnummer<br />

078 687 73 62 zu erreichen. Adresse: Kathrin<br />

Klüssmann, Stuel 2537, 9112 Schachen<br />

b. Herisau. Gesammelte Pilze werden nach<br />

telefonischer Vereinbarung kostenlosen kontrolliert.<br />

(gk)<br />

Am 26. August gilt es wieder, allein oder im Team, das Ziel zu erreichen. (Bild: pd)<br />

«XTREME RUN HERISAU»<br />

GEHT IN DIE NÄCHSTE RUNDE<br />

Nach der erfolgreichen Durchführung des<br />

ersten «Xtreme Run Herisau» im vergangenen<br />

Jahr hat sich das OK zur Weiterführung<br />

entschieden. Am 26. August <strong>2023</strong> werden sich<br />

den Teilnehmenden wieder bis zu 20 Hindernisse<br />

in den Weg stellen – auf einer Strecke<br />

von drei bis zehn Kilometern. «Die Premiere<br />

war ein voller Erfolg. Die über 300 Teilnehmenden<br />

hatten trotz sehr garstigem Wetter<br />

durchwegs ein Lächeln im Gesicht», sagt Stefan<br />

Kull. Er war schon beim ersten «Xtreme<br />

Run Herisau» vor einem Jahr Teil des OKs.<br />

Der Lauf war anlässlich des 80-Jahr-Jubiläums<br />

des Eishockey-Clubs SC Herisau ins Leben<br />

gerufen worden. «Die Begeisterung der Teilnehmenden<br />

hat uns gezeigt: Diesen Anlass<br />

müssen wir wiederholen.» Der Hindernislauf<br />

kann in der Einzel- oder Teamwertung absolviert<br />

werden. Die Standard-Distanz beträgt<br />

OSTSCHWEIZER SVP-POLITIKER<br />

LUDEN ZUM SESSIONSRÜCKBLICK<br />

fünf, die grössere Runde zehn Kilometer. Für<br />

die jüngeren Teilnehmenden ab Jahrgang<br />

2015/16 wurden vier Junior-Kategorien mit<br />

angepassten Lauf-Distanzen und Hindernissen<br />

geschaffen. «Gerade bei den Jüngeren<br />

kam der Anlass richtig gut an. Sie und die<br />

Eltern haben uns mit Begeisterung und Dank<br />

überhäuft. Deshalb war klar: Auch das gibt<br />

es wieder», so Kull. Wie die bis zu 20 Hindernisse<br />

auf der Strecke in diesem Jahr aussehen<br />

werden, bleibt geheim. Es wird aber im Vergleich<br />

zum ersten «Xtreme Run» einige Verbesserungen<br />

und neue Hindernisse geben.<br />

Klar ist auch: «Wer beim letzten Mal dabei<br />

war, weiss: Einfach wird es nicht!» Die Anmeldung<br />

für den Lauf erfolgt online auf www.<br />

xtreme-run.ch. Das Startgeld für die Kids-Kategorie<br />

beträgt 18, für die Erwachsenen-Kategorie<br />

48 Franken. (pd)<br />

Politikinteressierte trafen sich im Restaurant<br />

Kantonsgrenze zwischen Herisau und Degersheim<br />

zum Sessionsrückblick mit den Nationalräten<br />

Lukas Reimann, Mike Egger und<br />

dem Herisauer David Zuberbühler. Letzterer<br />

begann den Abend mit einem Resümee des<br />

Abstimmungswochenendes. Zuberbühler be -<br />

dauerte die Annahme des Klimaschutzgesetzes,<br />

das von der Partei als «Stromfressergesetz»<br />

bezeichnet wurde. Froh zeigte er sich<br />

darüber, dass im Kanton Appenzell Ausserrhoden<br />

nur «ein Zufallsmehr» von 50,9 Prozent<br />

zustande kam. Zuberbühler kündigte<br />

an, sich auch in Zukunft für bezahlbare<br />

Energiepreise einzusetzen. Zusätzlich ging<br />

er auf die ausserordentliche Session zum<br />

Thema Migration ein. Die SVP hatte mehrere<br />

Vorstösse eingereicht, um die Probleme<br />

im Asylwesen «mit echten Lösungen zu bekämpfen»,<br />

wie es in der Mitteilung heisst.<br />

Dazu gehörte unter anderem die Aussetzung<br />

des Resettlement-Programms (das Einfliegen<br />

von Asylmigranten) oder eine Rückführungsoffensive<br />

für Straftäter. Sämtliche<br />

Vorstösse der SVP seien «unter Mithilfe der<br />

anderen sogenannt bürgerlichen Parteien»<br />

abgelehnt worden. Ebenfalls thematisiert<br />

wurden die Neutralität der Schweiz, das<br />

Strassenbauprogramm oder die Nachhaltigkeitsinitiative,<br />

die kürzlich von der SVP lanciert<br />

wurde. Diese wolle sicherstellen, dass<br />

die Zahl von 10 Millionen bei der ständigen<br />

Wohnbevölkerung bis 2050 nicht überschritten<br />

werde. (pd)


24 · Herisauer Persönlichkeiten <strong>08</strong>/<strong>2023</strong><br />

BÄRENFLEISCH, LEHRER UND<br />

TELLERWÄSCHER-KARRIERE<br />

Im letzten Teil der Serie «Herisauer Persönlichkeiten» offerieren wir Ihnen einen bunten Mix<br />

von Menschen, die in der Geschichte unserer Gemeinde ihre Spuren hinterlassen haben oder<br />

exemplarisch für die Entwicklung von Herisau stehen.<br />

Haben Sie schon einmal an einem Flussufer<br />

die schönsten Steine gesucht? Ein schwieriges<br />

Unterfangen. Die Auswahl ist riesig, die<br />

Entscheidung subjektiv und die Liegengebliebenen<br />

hätten es auch verdient, mitgenommen<br />

zu werden. Bei der Serie über Herisauer<br />

Persönlichkeiten der Vergangenheit ging es<br />

mir ebenso. Einige habe ich bewusst ruhen<br />

lassen; die berühmten Familien Schiess,<br />

Schläpfer, Signer, Suhner, Wetter, Tanner oder<br />

Zuberbühler etwa. Ihnen wird auch ohne<br />

mein Dazutun grosse Wertschätzung zuteil.<br />

Gesucht habe ich die eher Vergessenen. Gefunden<br />

habe ich viele. Zu viele für diese Serie,<br />

die mit diesem Text zu Ende geht. Was ist nun<br />

mit all jenen Menschen, deren Namen sich<br />

auf meiner Liste angesammelt haben? Einige<br />

werden das Nachsehen haben, einige möchte<br />

ich Ihnen hier – kurz nur – noch vorstellen.<br />

Louise Büchi zuerst. Sie nämlich ist Bestsellerautorin<br />

und salopp ausgedrückt die<br />

«Betty Bossi» aus Herisau. 28 Jahre lang war<br />

sie Leiterin des Kurhauses Heinrichsbad. Im<br />

Winterhalbjahr 1882/1883 führte sie ihren<br />

ersten dreimonatigen Kochkurs für «Töchter<br />

aus mittelständischen Familien» durch. Diesem<br />

folgten zahlreiche weitere und daraus<br />

entstand das Heinrichsbader Kochbuch. Zwischen<br />

1896 und 1930 – also weit über ihren<br />

Tod 1923 hinaus – ist es in zwanzig Auflagen<br />

erschienen. Im Vorwort zur vierten Auflage<br />

schreibt Büchi: «Ich habe gesucht, das<br />

Verständnis für den Einkauf und für die verschiedenen<br />

Arbeiten bei der Ausführung der<br />

Rezepte durch die in der Einleitung und am<br />

Anfang der verschiedenen Abschnitte erhaltenen<br />

Ratschläge zu erleichtern. Ebenso habe<br />

ich grossen Wert daraufgelegt, genügend<br />

Anleitungen zur Aufbewahrung der Lebensmittel<br />

sowie zur Verwendung der Resten von<br />

Speisen zu geben, um zu zeigen, wie bei wenigen<br />

Mitteln eine gute, nahrhafte Küche geführt<br />

werden kann, wenn alles zweckentsprechend<br />

verwendet wird.» Man rufe sich hierbei<br />

in Erinnerung, dass Kochen damals eine zeitaufwändige<br />

Arbeit am Holzherd war und das<br />

Wissen im Bereich Ernährungstheorie und<br />

«gesunde Ernährung» nicht Teil des Allgemeinwissens<br />

war. Mit ihrem Kochbuch schuf<br />

Büchi ein Grundlagenwerk mit Nährwerttabellen,<br />

der Auflistung der Verdaulichkeit einiger<br />

Lebensmittel, Allgemeines zur Ernährung,<br />

mit hunderten von Rezepten mit hiesigen Lebensmitteln<br />

aber auch Ausgefallenerem wie<br />

etwa Austern, Kaviar, Artischocken oder Trüffel.<br />

Bemerkenswert: Es scheint – gerade beim<br />

Fleisch – nichts zu geben, was keine Verwendung<br />

findet – etwa in «Hirnpastetchen» oder<br />

«Hahnenkamm-Ragout». Etwas seltsam mutet<br />

das Rezept für «Bärentatzen» an, welches<br />

mit dem Satz «Das Bärenfleisch wird in der<br />

Küche oft verwendet. (…) Als besonders fein<br />

gelten die Filets und die Tatzen» eingeleitet<br />

wird. Mit Menuplanung, Anweisungen für das<br />

Falten von Servietten, dem Anrichten und<br />

schliesslich «einigen nützliche Belehrungen<br />

für den Haushalt» schliesst das gut 500 Seiten<br />

umfassende Werk. 1898 erschien übrigens<br />

auch das «Buch der einfachen Hausfrau».<br />

Dieses richtete sich an Frauen mit kleinem<br />

Haushaltsbudget. Herausgegeben wurde es<br />

von Heinrich und Anna Volkart-Schlatter.<br />

Auch sie aus Herisau. Heinrich Volkart war<br />

Reallehrer. Lehrer war auch Melchior Steiner<br />

(1802 bis 1873). Auf ihn bin ich auf einer Fotografie<br />

eines bemalten Glückwunschtellers<br />

gestossen. Diese waren in der ersten Hälfte<br />

des 19. Jahrhunderts eine kunsthandwerkliche<br />

Spezialität des Appenzellerlandes. Gesehen<br />

habe ich das Bild im Buch «Zeitzeugnisse –<br />

Appenzeller Geschichten in Wort und Bild».<br />

Hier zeigt Historiker Thomas Fuchs anhand<br />

Melchior Steiners Lebensweg exemplarisch<br />

die Modernisierung der Volksschule.<br />

Von Privatunternehmern<br />

zu Gemeindeangestellten<br />

Steiner stammte aus bescheidenen Verhältnissen,<br />

«hatte jedoch das Glück, dass er ab<br />

1811 die relativ teure Schule des initiativen<br />

Junglehrers Johann Jakob Signer (1790–1859)<br />

besuchen konnte. Mit zwölf Jahren begann<br />

Steiner, wie die meisten jungen Leute in seinem<br />

Alter, eine Arbeit, und zwar als unbezahlter<br />

Gehilfe und Student bei Signer». Noch<br />

keine 17 Jahre alt wurde Steiner als selbständiger<br />

Unternehmer Schulmeister in Herisau. Er<br />

mietete eine «unheizbare, niedere schwarze<br />

Wanzenkammer und schaffte sich mit einem<br />

Kredit der Mutter Unterrichtsmaterial und Tische<br />

an». Die Zahl der Schulkinder bestimmte<br />

seinen Lohn. Ab 1825 entwickelte sich in Herisau<br />

die «moderne» Volksschule. Zwischen<br />

1829 und 1833 liess die Gemeinde vier Schul-<br />

Hochzeitsteller von Lehrer Melchior Steiner und seiner Frau Anna Katharina Steiner, geborene Mock, 1826.<br />

<br />

(Kulturmuseum St. Gallen).


<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Herisauer Persönlichkeiten · 25<br />

häuser errichten. Fuchs: «An Ostern 1834<br />

hiessen die Stimmbürger dann die kostenlose<br />

Primarschule gut. Die Besoldung der Lehrer<br />

ging von den Eltern an die Gemeinde über.<br />

Melchior Steiner gehörte zu den ersten neun<br />

Nutzniessern dieser Modernisierung. Er konnte<br />

das neue Schulhaus im Ifang beziehen, das<br />

ihm für vierzig Jahre zum Wohn- und Arbeitsort<br />

wurde. Aus dem selbständigen Kleinunternehmer<br />

wurde ein Gemeindebeamter.»<br />

Einen anderen Lehrer möchte ich an dieser<br />

Stelle ebenfalls erwähnen: Johann Jakob Fitze<br />

(1793 bis 1865) aus Bühler. Albert Kläger nennt<br />

ihn in «Herisau – weder Dorf noch Stadt»<br />

«Wegbereiter unserer Realschule». In der<br />

Gemeindechronik von 1870 ist zu lesen: «In<br />

der Schule leistete der junge Fitzi, namentlich<br />

im Schönschreiben, so Überraschendes,<br />

dass er der Stolz seines Lehrers wurde. Als<br />

ihn sein Vater in den Webkeller steckte, so<br />

riss er im Jahr 1809 aus und kam nach Herisau,<br />

wo er durch sein Geschick im Schneiden<br />

von Papierfiguren bei Ratschreiber Tanner<br />

freundliche Aufnahme fand. Hier durfte er<br />

die Privatschule von Käser besuchen.» Zwanzigjährig<br />

trat er dann als Junglehrer an dessen<br />

Stelle, doch «trieb es ihn zu Vater Pestalozzi,<br />

um sich weiter auszubilden». Fitzi blieb drei<br />

Jahre in Yverdon, zuerst als Diener, dann als<br />

Lehrer im Dienst des berühmten Pädagogen.<br />

1819 kehrte er nach Herisau zurück – zuerst<br />

wie Steiner als Privatlehrer, ab 1938 als Angestellter<br />

der eigens dafür gegründeten Stiftung.<br />

Die Realschule wurde erst 1861 Angelegenheit<br />

der Gemeinde. Fitzi unterrichtete 50<br />

Jahre bis 1864. «Das zunehmende Alter und<br />

Erschöpfung zwangen ihn schliesslich, die<br />

ihm so am Herzen liegende Lehrtätigkeit aufzugeben.»<br />

Zuckerbäcker, Artilleriechef, Schriftsteller<br />

Ein weiterer Name auf meiner Liste ist Adrian<br />

David Grob. Seine Vorfahren stammten aus<br />

dem heutigen Flawil. Sein Urgrossvater Johannes<br />

Grob (1643 bis 1697), einst Musketier<br />

in der Leibgarde des sächsischen Kurfürsten<br />

Johann Georg II. in Dresden, griff auf Seiten<br />

der evangelischen Toggenburger in die Auseinandersetzungen<br />

mit dem Fürstabt von<br />

St. Gallen ein. Nach diesen Konflikten lebte<br />

er ab 1674 mit seiner Familie in Herisau. Hier<br />

war er als Diplomat tätig und bis zu seinem<br />

Tod Mitglied des Grossen Rats. In die Geschichte<br />

eingegangen ist er aber vor allem<br />

als Verfasser der Epigrammsammlungen<br />

«Dichterische Versuchgabe» und «Reinholds<br />

von Freyenthals Poetisches Spazierwäldlein»<br />

sowie der politischen Schrift «Treugemeinter<br />

Eydgenössischer Aufwecker».<br />

Adrian David Grob, geboren 1771 in Herisau,<br />

arbeitete zuerst als Zuckerbäcker in Zürich,<br />

Strassburg und Offenbach. Dann schlug er<br />

Illustration aus der vierten Auflage des Heinrichsbader Kochbuchs.<br />

eine militärische Laufbahn ein: 1792 trat er in<br />

ein französisches Regiment ein, 1798 war er<br />

Zeughausverwalter und Artilleriechef in Herisau,<br />

1799 verteidigte er die Bodenseeküste,<br />

musste dann aber vor den französischen<br />

Truppen nach Turin fliehen. 1802 kam er nach<br />

St. Gallen. Von 1807 bis 1832 war er dort Zeughausverwalter,<br />

1833 Bezirkskommandant von<br />

St. Gallen und 1834 Militärinspektor. Auch er<br />

ging – wie sein Urgrossvater – als Schriftsteller<br />

in die Geschichte ein. Etwa als Verfasser<br />

des patriotischen Dramas «Abt Cuno von<br />

Staufen und die Appenzeller», von Gedichten<br />

«Lieder zu Ehren und Freude für Schweizer<br />

Wehrmänner» sowie des scherzhaften, halb<br />

autobiografischen Werks «Sigmunds Vorlesungen<br />

im Kreise gemütlicher Freunde und<br />

Familien» in drei Bänden.<br />

Eine «Tellerwäscher-Karriere»<br />

Abschliessend nun noch Gottlieb Büchler.<br />

Seinem Namen begegnete ich bei meinen Recherchen<br />

zu den Lesegesellschafen in Appenzell<br />

Ausserrhoden und ebenfalls anlässlich<br />

des Jubiläums zu 1200 Jahre Schwänberg. Der<br />

1783 in Schwellbrunn geborene Büchler hat<br />

nämlich 1830 mit der Lesegesellschaft des Bezirks<br />

Schwänberg die erste Lesegesellschaft<br />

in Herisau mitbegründet. Und dies ist nicht<br />

selbstverständlich, stammte Büchler doch<br />

aus armen Verhältnissen, die heute wohl als<br />

bildungsfern bezeichnet würden. Sein Vater<br />

Bartholome war Kleinbauer und Taglöhner.<br />

Gottlieb besuchte neben dem Viehhüten<br />

gerademal drei Sommersemester den Schulunterricht.<br />

In der Appenzeller Zeitung ist anlässlich<br />

seines Todes 1863 nachzulesen: «Als<br />

geweckter, wissbegieriger Knabe zeigte er<br />

schon früh grosse Neigung zur Lektüre, besonders<br />

für die historische. Stets war er ein<br />

aufmerksamer Beobachter der Zeitereignisse<br />

im engeren und weiteren Vaterlande.<br />

Büchler hat sich als ungebildeter, armer Weber<br />

zu einem der ersten Geschichtskundigen<br />

unseres Landes emporgearbeitet. Zu einem<br />

umfassenden, gründlichen Quellenstudium<br />

fehlten ihm leider Bildung, Zeit und Mittel,<br />

aber das Material, das er sich zu verschaffen<br />

gewusst, verarbeitete er mit unermüdlichem<br />

Fleisse, mit historischem Scharfblick,<br />

wobei ihm sein gutes Gedächtnis zu statten<br />

kam. […] Zur Weckung für das historische<br />

Interesse trug er im Schwänberg Bezirk sehr<br />

viel bei.» Thomas Fuchs schreibt: «Von 1807<br />

bis 1810 war Büchler Instruktor der kantonalen<br />

Rekrutenkompanien, ökonomische<br />

Umstände verhinderten die Annahme der<br />

Hauptmannsstelle. Später war er führender<br />

Historiker und Genealoge Ausserrhodens,<br />

(…). Seine fünf gedruckten sowie die grosse<br />

Zahl nicht publizierter Werke bilden wertvolle<br />

Materialsammlungen.» Büchler engagierte<br />

sich zudem anfangs der 1830er-Jahre<br />

für die Verfassungsrevision und verfasste zu<br />

diesem Thema die Broschüre «Die Appenzell<br />

Ausserrhodische Landbuchsache». Sein Engagement<br />

und seine Forschungen brachten<br />

ihm zwar ein gewisses Ansehen, lohnten sich<br />

aber finanziell nicht. Gottlieb Büchler, den<br />

Fuchs als «Vorkämpfer für das Gedankengut<br />

der Aufklärung» bezeichnet, lebte stets in<br />

ärmlichen Verhältnissen. Rotach meint in der<br />

Gemeindegeschichte von 1929: «Schade, dass<br />

zu seinen Lebzeiten nichts geschah, um den<br />

‹Aufstieg des Begabten› zu erleichtern.»<br />

<br />

Eva Schläpfer<br />

*Ein ausführlicher Text zum Leben und Wirken<br />

von Gottlieb Büchler mit dem Titel «Gottlieb<br />

Büchler – der arme Mann vom Schwänberg»,<br />

verfasst von Thomas Fuchs, ist im Appenzeller<br />

Kalender 2006 erschienen und kann unter<br />

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<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Vereinssteckbrief · 27<br />

KIBE HERISAU<br />

Gründung: 1. August 2006<br />

Anzahl Mitglieder: 30 Mitgliederfirmen (Arbeitgeber in und um<br />

Herisau und Bühler)<br />

Präsidentin: Daniela Merz (CEO Dock Gruppe)<br />

Vorstand: Markus Stäheli, Jürg Engler, Claudia Burkhard,<br />

Anjan Sartory, Monika Knechtle<br />

Wichtigster Anläss im Jahr: Intern: Jahresanlässe wie Projektwochen,<br />

Thematisierung von Jahreszeiten, Bräuchen und Festtagen. Extern:<br />

Elternveranstaltungen mit Erziehungsthemen<br />

Vereinszweck: Betreuung von Kindern ab drei Monaten bis Ende<br />

Primarschule<br />

Spezielles Mitglied: Viele! Die Gemeinden Herisau und Bühler als<br />

unsere wichtigsten Partner und natürlich unsere Gönner sowie die<br />

Herisauer Stiftungen<br />

Vereinserfolge: Seit 14 Jahren ein ganzjähriges Betreuungsangebot<br />

für aktuell rund 440 Kinder aus Herisau und Bühler sowie Umgebung<br />

Das macht uns aus: Unsere Bedürfnisorientierung am Kind und<br />

seinem Umfeld (Eltern, Arbeitgeber) sowie unsere einmalige<br />

Flexibilität in der Branche<br />

Homepage: www.kibe-herisau.ch<br />

Monatlich stellt Ihnen «de Herisauer» einen Herisauer Verein vor. Die Auswahl erfolgt nach dem Zufallsprinzip.<br />

Wollen Sie Ihren Verein kostenlos der Herisauer Bevölkerung zeigen? Melden Sie sich bei redaktion@deherisauer.ch


28 · Unsere Gärten <strong>08</strong>/<strong>2023</strong><br />

«EIN NATURGARTEN IST<br />

EIN ORT DER VERBUNDENHEIT»<br />

Mauro Impellizzeri lebt mit seiner Familie an der Huebstrasse. Vor und hinter dem Haus erstreckt<br />

sich ein blühendes, summendes und kommunizierendes Stück Natur. Die ganzheitliche<br />

Gestaltung eines derartigen Lebensraums besteht aus Beobachten, Lernen und Ausprobieren.<br />

Die Sonne versteckt sich an diesem Mittwochmorgen<br />

hinter den Wolken, als ich<br />

die kleine Auffahrt zum alten Haus an der<br />

Huebstrasse hinauffahre. Davor steht ein<br />

grosser Nussbaum, es blühen Nachtkerzen,<br />

Wildblumen und wilder Fenchel. Der sechsjährige<br />

Leano platziert eine Raupe darauf,<br />

weil «die dort hingehört» und später mal ein<br />

Schwalbenschwanz wird. Er und sein kleinerer<br />

Bruder Ayun sind sehr aufgeweckt und<br />

verkünden der Besucherin ihr Wissen über<br />

die Natur. Auch Vater Mauro beschreibt sich<br />

als naturverbunden seit Kindesbeinen: «Mir<br />

ist und war es am wohlsten in der Natur und<br />

in Verbindung mit Pflanzen und Tieren.» So<br />

war seine erste Berufswahl Gärtner, wo er<br />

sich die biologischen und wissenschaftlichen<br />

Grundlagen über die Pflanzenkunde und Bodenbeschaffenheit<br />

aneignete. Ebenso lernte<br />

er klassische Methoden kennen, um das<br />

Pflanzenwachstum mit künstlichen Düngern<br />

zu forcieren. Inzwischen hat sich der 39-Jährige<br />

auch die Fähigkeiten angeeignet, einen<br />

Garten so zu gestalten, dass er sich über die<br />

natürlichen Verbindungen selbst erhält.<br />

Ein funktionierendes Ökosystem mit Hilfe<br />

von Pflanzengemeinschaften zu erschaffen,<br />

erlebt er nicht als einen abgeschlossenen<br />

Kreis, er anerkennt immer auch die Abhängigkeiten<br />

im Aussen. So spielt im Gemüsegarten<br />

neben der Artenvielfalt – Impellizzeris<br />

bauen rund 40 Gemüsesorten für den Eigengebrauch<br />

an – auch der Ertrag eine Rolle. Er<br />

steht dazu, dass das Regenwasser in ihrem<br />

Gemüsegarten nicht immer reicht und dann<br />

eben nachgegossen werden muss: «Der Wasserverbrauch<br />

im Vergleich zu eingekauftem<br />

Gemüse ist aber immer noch massiv tiefer.<br />

Durchschnittlich schlägt selbst eine vegane<br />

Ernährung mit gekauftem Gemüse mit rund<br />

1000 Liter Wasser pro Person und Tag zu Buche!»,<br />

erklärt Impellizzeri. Wenn dann noch<br />

tierische Produkte dazu kämen, steige die<br />

Zahl massiv an.<br />

Theorie als Ergänzung für die Erfahrung<br />

«Die Aussicht, den Kontakt mit der Natur zu<br />

verlieren, bereitet mir schon als Gedanken<br />

Unbehagen», gesteht der Herisauer. Auch<br />

deshalb bietet er Naturgartenberatungen an,<br />

will für Kundschaft und Natur das Beste erreichen.<br />

Mit dem Fokus auf das Verbindende<br />

analysiert er sowohl die Bedürfnisse der<br />

Gartenbesitzer wie auch das Terrain, das deren<br />

Gärten umgibt. Er sieht dies als Einheit,<br />

die zusammengebracht werden kann. Daher<br />

ist jede Beratung eine sehr individuelle Angelegenheit.<br />

Bei manchen Kunden bestehe<br />

vielleicht schon der gefühlsmässige Zugang,<br />

aber es fehle noch die Vorstellung für eine<br />

gelingende Umsetzung eines Naturgartens.<br />

Bei anderen wiederum erkenne er das Bestreben<br />

einen Beitrag zu leisten: «Wenn<br />

nur die Hälfte der Privatgärten der Schweiz<br />

naturnah gestaltet wären, würde dies einen<br />

enormen Beitrag für unser Ökosystem beitragen.»<br />

Aber manchen Kunden fehle zuweilen<br />

die konkrete Erfahrung mit einem Naturgarten<br />

und damit auch das gefühlsmässige<br />

Erleben.<br />

«Legen wir den<br />

Fokus auf das<br />

Positive!»<br />

Impellizzeri versteht sich in beiden Fällen<br />

als Brückenbauer. Was sich gegenseitig im<br />

Naturgarten und im Lebensraum unterstützt,<br />

sieht er aus einer dreidimensionalen<br />

Perspektive. Dazu gehört das angrenzende<br />

Gelände, Bäume und Pflanzen im Garten sowie<br />

die Bodenbeschaffenheit. Neue wissenschaftliche<br />

Beweise, wie die Kommunikation<br />

zwischen Bäumen über das Mycel (Pilzfäden)<br />

von Pilzen, findet er spannend und hilfreich,<br />

um seinen Kunden die Theorie zu erklären.<br />

Zusätzlich bringt er viele eigene Erfahrungen<br />

aus der Zeit mit einem «Demeter»-Bauernbetrieb<br />

mit und hat sich mit verschiedenen<br />

Anbaumethoden beschäftigt. Seine Erlebnisse<br />

mit dem Aussaatkalender von Maria Thun<br />

überzeugen ihn, auch als Symbol der Verbundenheit<br />

aller Dinge. Thuns Methode hat<br />

ihre Wurzeln in der Anthroposophie Rudolf<br />

Steiners. Bei allem Interesse für diese Themen;<br />

für die konkrete Umsetzung vertraut<br />

der Naturgärtner immer auf seine persönliche<br />

Erfahrung und das Gespür, über das er<br />

die Verbundenheit und die stimmige Umgebung<br />

für Pflanzen, Tiere und die Gartenbesitzer<br />

wahrnimmt.<br />

Der klassische Gärtnerberuf war für ihn stark<br />

geprägt von der Realisation von konventionell<br />

geprägten Kundenwünschen. Ein englischer<br />

Rasen oder eine Thuja-Hecke mögen<br />

für manche schön anzusehen sein, böten aber<br />

keinen Raum für Entwicklung von anderen<br />

Arten. Gerade die Thuja sei praktisch für den<br />

Sichtschutz, aber nutzlos für das Ökosystem.<br />

Denn was in ländlicher Umgebung aufgrund<br />

der Vielfalt an anderen Bäumen weniger problematisch<br />

ist, gerät in der Stadt zur Todesfalle.<br />

Weil den Vögeln alternative Nistplätze<br />

fehlen, verenden die Jungvögel am Nervengift<br />

Thujon, welches die Pflanze produziert.<br />

Deshalb gilt im Naturgarten die Regel: «Eine<br />

einheimische Pflanze ist der Grundpfeiler».<br />

Welche Insekten und Pflanzen passen in<br />

unser Ökosystem? Die Raupe des Schwalbenschwanzes<br />

gedeiht nur auf der Möhre<br />

oder dem Fenchel. Die wilde Möhre anzusiedeln,<br />

sei nicht so einfach, denn diese müsse<br />

wandern können. Dabei spiele wiederum die<br />

Ruderalfläche, also die Bodenbeschaffenheit<br />

eine Rolle, welche eher karg und steinig sein<br />

müsse. «Und so ergibt sich eins ums andere<br />

eine Verkettung und Verbindung im Naturgarten»,<br />

sagt Mauro Impellizzeri.<br />

Der Blick fällt auf die Nachtkerzen vor<br />

dem Haus, die ursprünglich aus Amerika<br />

stammen. Sie gelten als Neophyten, also keine<br />

einheimische Sorte, verhalten sich aber<br />

nicht invasiv. Das bedeutet, sie verdrängen<br />

keine anderen Pflanzen, sondern unterstützen<br />

das Überleben von Falter und Insekten,<br />

wozu sonst eine Blumenwiese notwendig<br />

wäre. Eine Wiese zum Blühen zu bringen, sei<br />

bei weitem nicht so einfach, wie sich das viele<br />

vorstellen. Der Standort müsse passen und<br />

es brauche viel Geduld. Das wiederum kann<br />

die Nachtkerze überbrücken, da sie eine vernetzende<br />

Funktion in unserem Ökosystem<br />

eingenommen hat und mit einer Vielzahl<br />

von Lebewesen in symbiotischer Beziehung<br />

steht. Grundsätzlich sind einheimische Pflanzengemeinschaften<br />

die Basis für ein stabiles<br />

Ökosystem, manche eingewanderte Pflanzen<br />

unterstützen solche Gemeinschaften nachhaltig.<br />

Die Bedürfnisse von Mensch und Natur<br />

Ebenso wichtig bei der Anlage eines Naturgartens<br />

sind die Bedürfnisse des Kunden:<br />

Will er eher im Garten entspannen? Dann<br />

ist es wichtig, eine gute Grundlage zu setzen<br />

mit mehrjährigen Pflanzen, die vorerst<br />

mal gedeihen und die man wachsen lassen<br />

kann. Will man eher aktiv sein? Dann eignet<br />

sich ein grösserer Anteil an ein- oder<br />

zweijährigen Pflanzen besser, da hier mehr<br />

Arbeit anfällt. Dann gilt es, die Umgebung<br />

zu eruieren: Wohnt man beispielsweise am<br />

Waldrand, dann braucht es nicht unbedingt


<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Unsere Gärten · 29<br />

mehrere Projekte: Der Verkauf von handgemachten<br />

Arven-Dinkel-Kissen mit Energieperlen,<br />

welche tiefe Erholung fördern, das<br />

Olivenöl aus familieneigener Produktion in<br />

Sizilien oder die mit der Motorsäge geschaffenen<br />

Holzskulpturen, die zugleich als Totholz<br />

im Garten einen wertvollen Beitrag für<br />

das Ökosystem leisten. Ebenso gibt das Ehepaar<br />

Kurse in Wildkräuterkunde und Kochen<br />

auf dem Feuer.<br />

Suche nach einem neuen Gleichgewicht<br />

Dass das natürliche Gleichgewicht aus den<br />

Fugen ist, sieht der Naturgärtner auch als<br />

Chance: «Krisen erzeugen Veränderungen im<br />

System, die Potenzial für eine Stärkung beinhalten.»<br />

Die Frage und die vielen Vergleiche,<br />

wer denn nun Schuld am Klimawandel ist und<br />

wer den grössten ökologischen Fussabdruck<br />

hat, findet er obsolet: «Das bringt uns nicht<br />

weiter. Viel wertvoller wäre es, die Menschen<br />

«Ich möchte<br />

die Menschen<br />

befähigen.»<br />

Die Familie Impellizzeri in ihrem Naturgarten.<br />

Bäume im eigenen Garten. Lebt man jedoch<br />

in der Stadt, schafft ein Baum erst einen umfassenden<br />

Lebensraum mit Verbindungen<br />

unter und über der Erde. Lebt man in der<br />

Nähe eines Baches, sind Feuchtflächen nicht<br />

so elementar, sonst aber kann ein Teich oder<br />

ein Sumpf im eigenen Garten enorm wertvoll<br />

für Amphibien, Tiere und Insekten sein.<br />

Bei der Pflanzenwahl berücksichtigt Impellizzeri<br />

dann Schatten- oder Sonnenstandorte<br />

sowie die Bodenfeuchtigkeit, die auch<br />

über die Geländegestaltung beeinflusst werden<br />

kann.<br />

In seinem eigenen Garten besteht viel<br />

Platz für Mensch und Tier, der alte Baumbestand<br />

spendet Schatten und Schutz. Der<br />

Blumenrasen wird bewusst kurz geschnitten<br />

wegen der Kinder und mit dem Rasenschnitt<br />

werden jeweils die Gemüsebeete gemulcht.<br />

«In Verbindung mit der Natur zu sein, kann<br />

sehr sinnstiftend sein. Aber jemanden zu<br />

Gartenarbeit oder einem Naturgarten zu<br />

zwingen, ist sinnlos», findet Impellizzeri.<br />

Akut würde das der Natur vielleicht nützen,<br />

aber ob eine nachhaltige Entwicklung<br />

dadurch stimuliert würde, bezweifelt er. In<br />

seiner Arbeit setzt er auf Anreize und Befähigung<br />

und versucht, die Menschen zu motivieren,<br />

einfach auszuprobieren. Das ist auch<br />

der Grund für seine kürzlich absolvierte Ausbildung<br />

als Sozialpädagoge. «Mit den Pflanzen<br />

konnte ich es ja schon immer. Aber ich<br />

«Mit der Natur<br />

bin ich seit jeher<br />

verbunden.»<br />

(Bild: nr)<br />

möchte meinen Ansatz von Vielfalt auch mit<br />

den Menschen ausleben», lacht Impellizzeri.<br />

Den Menschen den Weg zu einem gesunden<br />

Naturverhältnis zu verschönern, ist ihm<br />

und seiner Frau Jeanine als gelernte Naturpädagogin<br />

ein Herzensanliegen. Unter dem<br />

Namen «Baumfründ» haben sie seit 2018<br />

für die Natur zu sensibilisieren und ihr Gefühl<br />

für die Verbundenheit zu stärken.» Dabei findet<br />

er die Vorstellung kontraproduktiv, dass<br />

alles nur noch selbstgemacht und selbstversorgend<br />

sein muss. «Es mag ja gut sein,<br />

wenn man ohne das Zukaufen von Kompost<br />

oder Zuführen von Wasser gärtnern kann.<br />

Aber viel wichtiger als die Ablehnung von<br />

allem, was von aussen kommt, ist das selbstbestimmte<br />

Machen und Lernen aus der Erfahrung<br />

in Beziehung mit der Natur.» Es gebe<br />

viele wertvolle Ressourcen von aussen, die<br />

noch gar nicht genutzt würden.<br />

In der Zusammenarbeit mit anderen Gärtnern<br />

ist der Herisauer selbst eine Ressource.<br />

Er übernimmt den Beratungsteil und bringt<br />

neue Ansätze ein, die seinen Berufskollegen<br />

vielleicht im ersten Moment noch fremd sind.<br />

Am liebsten setzt er die Veränderungsimpulse<br />

zusammen um: «Mein Ziel ist, dass meine<br />

Kunden eine Beziehung zu ihrem Garten<br />

aufbauen. Dadurch entsteht das Gefühl der<br />

Verbundenheit mit der Natur.» Beim Gang<br />

an Ringelblumen, Kapuzinerkresse, Oregano,<br />

Salbei und Co. vorbei fasst Impellizzeri seine<br />

Motivation zusammen: «Das Ausprobieren<br />

ist mir sehr wichtig, sowohl für mich als auch<br />

für andere. Den Fokus auf das Positive zu legen,<br />

bringt uns in dieser Zeit weiter, als uns<br />

gegenseitig zu beschuldigen.»<br />

<br />

Nadja Rechsteiner


30 · Kalender <strong>08</strong>/<strong>2023</strong><br />

Kalender<br />

August<br />

10. Gartensommer, 14–20 Uhr,<br />

evang.-ref. Kirchgemeindehaus<br />

11. Café unter den Bäumen, 14–21 Uhr,<br />

ChupferTrocke neben der Kirche<br />

11. Fest am Chreisel, ab 17 Uhr, Treffpunkt<br />

12. Fest am Chreisel, ab 11 Uhr, Treffpunkt<br />

12. Gasse-Treff, ab 11 Uhr, Oberdorfstrasse<br />

beim Regierungsgebäude<br />

12. SC Herisau vs. EHC Dübendorf,<br />

Testspiel, 17.15 Uhr, Sportzentrum<br />

15. Spaziergang «Schönheiten an der<br />

Thur», Club 60plus, 11.55 Uhr, Bahnhof<br />

16. Öffentlicher Arztvortrag «Manisch /<br />

Depressive Erkrankungen und<br />

Therapiemöglichkeiten», 19 Uhr,<br />

Psychiatrisches Zentrum AR<br />

17. Halbtageswanderung «e chli chürzer<br />

trete», Anmeldung bei Margrit Frehner<br />

unter 071 393 10 24<br />

17. Gartensommer, 14–20 Uhr,<br />

evang.-ref. Kirchgemeindehaus<br />

17. Minigolf und Grillplausch, Senioren<br />

der kath. Pfarrei, 14 Uhr, Minigolfanlage<br />

Krombach<br />

17. Mittagstreff, Club 60plus, 11.30 Uhr,<br />

Casino<br />

18. «Wollen Sie wippen?» – Satirisches<br />

Schauspiel mit Elisabeth Hart und Rhaban<br />

Straumann, 20.30 Uhr, Altes Zeughaus<br />

18. Café unter den Bäumen, 14–21 Uhr,<br />

ChupferTrocke neben der Kirche<br />

18. Workshop «Handlettering»,<br />

18–20.30 Uhr, Coworking am Platz 6<br />

19. SC Herisau vs. SC Rheintal, Testspiel,<br />

17.30 Uhr, Sportzentrum<br />

21. Besichtigung Remote Vision,<br />

Gewerbeverein Herisau, 17.45–21 Uhr,<br />

St. Gallerstrasse 49<br />

22. Plätz-Staldengarten (Klöntalersee),<br />

Wanderung mit Vitaswiss, Anmeldung bei<br />

Margrit Frehner unter 071 393 10 24<br />

22. Kursbeginn «Geburtsvorbereitung»,<br />

19–21 Uhr, Anmeldung: deborah.lehmann@<br />

svar.ch, Personalhaus Spital<br />

23. SC Herisau vs. PIKES Oberthurgau,<br />

Testspiel, 20 Uhr, Sportzentrum<br />

25. Rapperswil-Jona Lakers vs. Augsburger<br />

Panther, Eishockey-Testspiel, 19.45 Uhr,<br />

Sportzentrum<br />

25. Café unter den Bäumen, 14–21 Uhr,<br />

ChupferTrocke neben der Kirche<br />

26. «Usegstuehlet», 14–22 Uhr, Herisau<br />

Dorfzentrum<br />

26. «Xtreme Run Herisau», ab 10.30 Uhr,<br />

Start bei der Chälblihalle<br />

27. Sonntagscafé, 13.30–17 Uhr,<br />

Haus Wiesental<br />

28. Öffentlicher Ärztevortrag «Demenz –<br />

Was tun, wenn ich als Angehörige/r<br />

nicht mehr weiter weiss?», 18.15 Uhr,<br />

Psychiatrisches Zentrum AR<br />

29. Wanderung «Aufwärts von Aussicht zu<br />

Aussicht», Club 60plus, 7.30 Uhr,<br />

Bahnhof<br />

Regelmässig<br />

Wochenmarkt, jeden Samstag von<br />

8.30–12.30 Uhr, Obstmarkt<br />

Museum Herisau, Mittwoch<br />

bis Sonntag, 13–17 Uhr<br />

Figurentheater-Museum, jeweils am<br />

Mittwoch um 14–17 Uhr und Sonntag<br />

11–16 Uhr<br />

Kunstausstellung Otto Forster, 9. Juni -<br />

13. August, 8-20 Uhr, Spital Herisau<br />

31. Mittagstreff, Club 60plus, 11.30 Uhr,<br />

Casino<br />

September<br />

1. Saisonstart «JAMfreeday», 19 Uhr,<br />

Dä 3. Stock, Industriestrasse 28<br />

2. Kostenlose Reparaturen, pc-reparieren.ch,<br />

10–14 Uhr, Win Win Markt<br />

2. SC Herisau vs. EHC Wallisellen,<br />

Testspiel, 19.15 Uhr, Sportzentrum<br />

3. Freie Besichtigung, 14–16 Uhr,<br />

Altes Rathaus im Schwänberg<br />

3. FC Herisau vs. FC Montlingen, 15 Uhr,<br />

Ebnet<br />

4. Erzählcafé zum Thema «Was wäre<br />

wenn…», Anmeldung unter 071 353 50 30 /<br />

071 890 06 63, 14–16 Uhr,<br />

Haus Wiesenthal<br />

4. Gespräch mit dem Gemeindepräsidenten,<br />

16–18 Uhr, Gemeindehaus<br />

DEUTSCH-SCHWEIZERISCHE<br />

SATIRE IM ALTEN ZEUGHAUS<br />

Am Freitag, 18. August, gastiert das «Duo Hart<br />

auf Hart» um 20.30 Uhr im Alten Zeughaus.<br />

Elisabeth Hart und Rhaban Straumann präsentieren<br />

im Rahmen von «Kultur is Dorf» ein<br />

wortgewandtes Spiel mit subtilem Humor. Die<br />

Leipzigerin Hart und der Oltner Straumann<br />

haben kurz vor der Pandemie künstlerisch zusammengefunden,<br />

entwickelten und schrieben<br />

gemeinsam während den Lockdowns.<br />

Entstanden ist mit «Wollen Sie wippen?» ein<br />

Satirestück ohne erzieherische Inhalte. Es<br />

handelt von einer Schauspielerin und einem<br />

Schauspieler, die ein selbstgeschriebenes<br />

Stück lesen. Darin begegnen sich eine Frau<br />

und ein Mann auf einem Spielplatz. Sie Deutsche.<br />

Er Schweizer. Er ergötzt sich am Leiden<br />

der Eltern, sie findet Gefallen an der Manipulation<br />

der Spielgeräte. Mit jedem Tag wird die<br />

Verbindung zwischen den beiden Menschen<br />

auf dem Spielplatz intensiver. Er spricht über<br />

seinen Nachbarn, den netten Nazi, sie erzählt,<br />

sie verfasse eine Studie über das Grosse im<br />

Kleinen. Gemeinsam beobachten sie kleine<br />

Diktatoren im Sand und haben die Grossen<br />

der Welt vor Augen. Die Grenzen zwischen<br />

Draufsicht, Einsicht und Zuversicht schwinden,<br />

es entsteht ein Wechselspiel zwischen<br />

Beobachtenden und Beobachteten. (pd) Elisabeth Hart und Rhaban Straumann. (Bild: pd)


<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Sternefööf · 31<br />

Sternefööfi<br />

EIN SOMMER VOLLER BEZIEHUNGEN<br />

Die Luftepoche fordert von uns Vernetzung,<br />

dafür braucht es Beziehung. Was wir so attraktiv<br />

finden, dass wir es in unser Leben<br />

ziehen möchten, und was wir so sehr lieben,<br />

dass wir es behalten möchten, wird über die<br />

Horoskopstellung der Venus symbolisiert.<br />

Nicht nur zwischenmenschliche Beziehungen<br />

ergänzen uns in unserer Persönlichkeitsentwicklung,<br />

die Definition umfasst alles, womit<br />

wir uns verbinden wollen. Hier ein kleiner<br />

Einblick über die astrologische Deutung der<br />

verschiedenen Venuskonstellationen: Venus<br />

im Widder oder im ersten Haus: Die Amazone<br />

im Horoskop, die ihr kämpferisches und<br />

durchsetzungsorientiertes Wesen in alle Arten<br />

von Beziehungen trägt. Geliebt wird das<br />

Spontane, Ursprüngliche und Risikobehaftete.<br />

Die Stimulierung des Eroberungsdrangs<br />

ist elementar in allen Beziehungsfragen. Diese<br />

Menschen können andere wortwörtlich<br />

mitreissen. Venus im Stier oder im zweiten<br />

Haus: Alles, was die Sinne stimuliert, vom<br />

Schmecken bis zur Berührung, vom Hören bis<br />

zum Sehen: Diese Menschen leitet ihr sinnliches<br />

Gespür und sie erleben Beziehungen<br />

wortwörtlich hautnah. Dabei setzen sie alles<br />

daran, die gemeinsame Substanz zu hegen<br />

und zu pflegen, auf dass die gemeinsamen<br />

Stunden zur Blühe gedeihen. Venus im Zwilling<br />

oder im dritten Haus: Beziehungen sind<br />

bewegungsfördernde Orte, Flexibilität ist die<br />

Grundlage für die Veränderung von Bestehendem.<br />

Diese Venus turnt gerne in Gedanken,<br />

philosophiert über den Beziehungszweck und<br />

wägt Optionen ab. Die Kommunikation ist ihr<br />

Ding, manchmal mit der Tendenz zur Unverbindlichkeit<br />

im Tun. Mimik, Gestik oder Schrift<br />

sind immer Teil ihrer Beziehungen, mit ihrem<br />

Ausdruck bezirzt sie. Venus im Krebs oder im<br />

vierten Haus: Die fürsorgliche Liebe für alles<br />

Lebendige orientiert sich an den Bedürfnissen<br />

im direkten Umfeld. Das Gefühl, gebraucht zu<br />

M<br />

F<br />

werden, stimuliert die Beziehungsabsicht.<br />

Das Zuhause ist dementsprechend einladend<br />

gestaltet, ein wahrer Wohlfühlort für sich<br />

und seine Lieben. Hier findet man immer ein<br />

offenes Ohr. Venus im Löwen oder im fünften<br />

Haus: Die Konstellation des Sommers<br />

<strong>2023</strong>: Die strahlende Venus, die das Leben in<br />

all ihren Facetten feiert. Viva la Vida – auch<br />

wenn es nicht allen so geht. Gerade in diesen<br />

Beziehungen kann sie zur grossen Inspiration<br />

werden, trägt sie doch aktiv zur Verbesserung<br />

der Laune und der Freude an der Lebendigkeit<br />

bei. Diese Menschen lieben das konkrete Machen<br />

und erzählen gerne von ihren Taten. Damit<br />

wissen sie zu unterhalten und ziehen die<br />

Aufmerksamkeit des Partners auf sich. Venus<br />

in Jungfrau oder im sechsten Haus: Nach der<br />

extrovertierten Sommerzeit folgt eine Rückzugsphase.<br />

Die Analyse der eigenen Gefühle<br />

und der Rolle in Beziehungen ergeben Rückschlüsse<br />

für die Zukunft. Das Beziehungsleben<br />

wird gerne geplant, denn Organisation<br />

und Voraussicht sind die Steckenpferde. Wer<br />

darüber nicht vergisst, auch den Mut für<br />

neue Taten und Beziehungserfahrungen aufzubringen,<br />

bleibt im Gleichgewicht. Venus<br />

in Waage oder im siebten Haus: Die Ergänzung<br />

und Entwicklung unserer Persönlichkeit<br />

basieren auf Vorstellungen. In Beziehungen<br />

erleben wir uns im Dauerspiegel und geraten<br />

in eine Wahrnehmung von jenem Teil von uns,<br />

der zu selbstverständlich ist, als dass wir ihn<br />

fassen könnten. Dieser Spiegel wird genauso<br />

gebraucht wie geschmacksvolle Outfits, die<br />

vor dem physischen Exemplar ausprobiert<br />

werden. Wie man wirkt und was man bei anderen<br />

auslöst, ist ein Dauerthema im Leben.<br />

Solange man nicht in die Anpassung verfällt,<br />

bleibt man in der Balance. Venus in Skorpion<br />

oder im achten Haus: Die Leidenschaft für<br />

ein Thema und die grenzenlose Symbiose<br />

mit anderen Lebewesen sind Sehnsucht und<br />

grösstes Risiko zugleich. Denn wo das Ich zu<br />

einem Wir verschmilzt, ist nicht nur maximale<br />

Gefühlstiefe angesagt, es lauern auch die Abhängigkeiten.<br />

Werden diese gespürt, bäumt<br />

sich der Skorpionstachel blitzschnell auf. Das<br />

emotionale Sensorium ist Fluch und Segen<br />

zugleich, die Krise der anderen darf nicht zum<br />

eigenen Absturz führen. Intensive Lernprozesse,<br />

immer auch begleitet von leidenschaftlichen<br />

Momenten, sind garantiert. Venus in<br />

Schütze oder im neunten Haus: Bin ich auf<br />

dem richtigen Weg? Die Beziehungsfähigkeit<br />

im Schützen führt immer zum nächsten Horizont.<br />

Der hoffnungsvolle Blick nach vorne<br />

schafft Optimismus, aber manchmal auch<br />

Zweifel. Wachstum ist Credo, in Beziehungen<br />

werden Herausforderungen und Entwicklungschancen<br />

gesucht. Dazu gehört auch die<br />

Liebe zu fremden Kulturen und Menschen,<br />

denn das maximal Fremde ist gleichzeitig die<br />

grösste Chance zur persönlichen Expansion.<br />

Venus im Steinbock oder im zehnten Haus:<br />

Der Status und das gesellschaftliche Ansehen<br />

sind Teil der Beziehungen. Verantwortung in<br />

Beziehungsfragen ist selbstverständlich, auf<br />

diese Venus ist Verlass! Wer aktiv besorgt ist,<br />

dass der eigene Ehrgeiz nicht für Verhärtungen<br />

in Beziehungsthemen sorgt, steht hier<br />

mit seinem individuellen Werde-Prozess auf<br />

soliden Füssen. Venus in Wassermann oder<br />

im elften Haus: Beziehungen sind Netzwerke<br />

und damit stehen die gemeinsamen<br />

Interessen über der Romantik. Als Freigeist<br />

ist man unkompliziert in Beziehungen und<br />

etwas Kumpelhaftes, Humorvolles ist immer<br />

dabei. Diese Venus nimmt jeder Beziehung<br />

die Schwere, aber zeitweise auch das Gefühl<br />

der emotionalen Verbundenheit. Das Ausgefallene<br />

wird geliebt, sowohl in der Partnerschaft<br />

als auch beim Styling. Venus in Fische<br />

oder im zwölften Haus: Das höchste Ideal<br />

der Liebe verweist auf die Gleichwertigkeit<br />

der Menschen. Fernab von irgendwelchen<br />

Massstäben zählen hier Gefühle der wahren<br />

Verbundenheit. Alles, was schillert und<br />

glänzt, übt eine Faszination aus, denn diese<br />

Menschen können in Sehnsucht verfliessen.<br />

Ihre Verführungskunst und ihre Solidarität<br />

sind wahrhaft herausragend, aber ob nach<br />

dem Schwärmen auch Taten folgen, ist nicht<br />

garantiert. (nr)<br />

Impressum<br />

Herausgeber / Druck<br />

Appenzeller Druckerei AG<br />

Kasernenstrasse 64<br />

9100 Herisau<br />

www.adag.ch<br />

Redaktion<br />

Helena Städler, Leitung (hst)<br />

Sergio Dudli, Leitung (sd)<br />

Eva Schläpfer (es)<br />

Nadja Rechsteiner (nr)<br />

Manuel Alder (ma)<br />

T +41 71 354 64 64<br />

redaktion@deherisauer.ch<br />

Abo auswärts<br />

Zustellung «de Herisauer»<br />

ausserhalb der Gemeinde<br />

CHF 48.– pro Jahr<br />

Bestellung an:<br />

inserate@deherisauer.ch<br />

Redaktions- und<br />

Inserateschluss<br />

7 Arbeitstage vor<br />

Erscheinung, 12.00 Uhr<br />

5. Jahrgang<br />

Erscheint monatlich<br />

Inserate<br />

T +41 71 354 64 64<br />

inserate@deherisauer.ch


32 · Rätsel <strong>08</strong>/<strong>2023</strong><br />

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Das Lösungswort der letzten<br />

<strong>Ausgabe</strong> war: LUFTLINIE


<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Kino · 33<br />

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<strong>08</strong>/<strong>2023</strong> Nachruf · 35<br />

IN GEDENKEN AN TONI KÜNG<br />

Am 18. Juli verstarb der Herisauer Fotograf Toni Küng im Alter von 71 Jahren. Noch in der April ausgabe<br />

des Herisauers durften wir ihn porträtieren und die ungebrochene Leidenschaft für sein Schaffen<br />

spüren, die ihn sein Leben lang begleitet hat. Anstelle eines schriftlichen Nachrufs haben wir uns entschieden,<br />

seine Bilder für Toni Küng sprechen zu lassen.<br />

<br />

(Bilder: Toni Küng)


Herisau 071 351 37 37<br />

Uzwil 071 951 48 48<br />

Flawil 071 393 37 37<br />

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von aussen fast unsichtbar.<br />

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Strasse gehen oder in einem Restaurant sitzen. So hören Sie, was für Sie<br />

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9240 Uzwil, Bahnhofstrasse 73 | 9100 Herisau, Bahnhofstrasse 21 | 9230 Flawil, Wilerstrasse 26

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