Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ideen und Investitionen<br />
Verkehr. Christoph Peer, Geschäftsführer der Communalp, über den Status<br />
und den Ausbau des öffentlichen Verkehr in Tirol.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie ist der Status quo<br />
beim öffentlichen Verkehr in Tirol?<br />
Christoph Peer: Die Verbindungen<br />
zwischen den Verkehrsknotenpunkten<br />
wie Bahnhöfen oder<br />
größeren Haltestellen sind sehr gut.<br />
Auch die Verbindungen in Innsbruck<br />
sind auf einem guten Niveau.<br />
Am Land ist die Situation noch<br />
durchaus ausbaufähig.<br />
Foto: Florian Lechner<br />
<strong>ECHO</strong>: Warum?<br />
Peer: Es geht vor allem um den<br />
orts inneren Verkehr und dabei vor<br />
allem um die „first and last mile“. Das<br />
ist aber auch das herausforderndste<br />
Problem beim öffentlichen Verkehr.<br />
<strong>ECHO</strong>: Gibt es Lösungen?<br />
Peer: Ja, es gibt diverse Ideen: Carsharing,<br />
Fahrräder, E-Fahrräder, E-<br />
Scooter, Sammeltaxis, Mitfahrbörsen<br />
usw. Aber es gibt keine Patentlösung.<br />
Zum einen, weil die Lage in<br />
den Gemeinden sehr unterschiedlich<br />
ist, zum anderen, weil es kaum<br />
Institutionen oder Personen gibt,<br />
die die Lage sondieren und überregional<br />
bearbeiten oder koordinieren.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wer könnte das sein?<br />
Peer: Eigentlich müssten die Vorgaben<br />
und Förderrahmenbedingungen<br />
vom Bund kommen. Dann<br />
bräuchte es im Land z. B. eine Stelle,<br />
die alles koordiniert und mit<br />
den Gemeinden in die Umsetzung<br />
bringt. Natürlich braucht es in den<br />
Gemeinden engagierte Leute, die<br />
das Thema vorantreiben. Selbstverständlich<br />
haben auch der VVT<br />
und die ÖBB Interesse an der Stärkung<br />
des öffentlichen Verkehrs. Es<br />
gibt aber noch weitere Player, die<br />
relevant sind, z. B. der Tourismus.<br />
Touristische Lösungen können in<br />
der Folge einen Mehrwert für die<br />
Einheimischen haben.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wann braucht man am<br />
Land kein Auto mehr bzw. kann<br />
zumindest auf das Zweitauto verzichten?<br />
Peer: Ich brauche kein Auto mehr,<br />
wenn die Verkehrsknotenpunkte,<br />
wie z. B. der Bahnhof, leicht erreichbar<br />
sind. Eine Möglichkeit ist hier,<br />
den ortsinneren Verkehr zu stärken,<br />
eine andere aber auch, den Bahnhof<br />
so interessant zu machen, dass sich<br />
viele Möglichkeiten ergeben, ihn zu<br />
erreichen. Damit das gelingt, muss<br />
kräftig investiert werden. Ähnlich<br />
wie bei der Kinderbetreuung muss<br />
nämlich zuerst das Angebot geschaffen<br />
werden, damit der Bedarf entsteht<br />
und die Nachfrage steigt. Diese<br />
Investitionen werden sich aber am<br />
Christoph Peer<br />
Ende rechnen, weil der Verkehr der<br />
wichtigste Hebel zur Erreichung der<br />
Klimaziele ist.<br />
<strong>ECHO</strong>: Haben Sie mit Ihrem Unternehmen<br />
Gemeinden bei Mobilitätsverbesserungen<br />
begleitet?<br />
Peer: Ja, mehrere. Zum Beispiel die<br />
Bezirksstadt Perg in Oberösterreich.<br />
Das war ein typisches Beispiel: gute<br />
Verbindungen zwischen Perg und<br />
Linz, Probleme beim innerörtlichen<br />
Verkehr. Nachdem wir gemeinsam<br />
mit allen Beteiligten und einem<br />
breiten Bürgerbeteiligungsprozess<br />
ein Mobilitätskonzept erstellt hatten,<br />
wurde die Idee des Perg-Shuttles<br />
umgesetzt. Unter Einbeziehung<br />
eines lokalen Taxiunternehmens<br />
entstand ein Shuttle-Dienst, der im<br />
Ringsystem verschiedene Stationen<br />
in der Stadt abfährt und die Leute<br />
für einen Euro transportiert. Das<br />
ist ein Beispiel für ein Modell, das<br />
vor allem für die „first and last mile“<br />
geeignet ist. Für alle Gesellschaftsschichten,<br />
auch für ältere Bürger.