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Wie heißt die Hagebutte wo?<br />
Interview. Yvonne Kathrein arbeitet an einem digitalen<br />
Sprachatlas zu den Tiroler Dialekten.<br />
Yvonne Kathrein<br />
erforscht Dialekte.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was machen<br />
Sie beruflich?<br />
Yvonne Kathrein:<br />
Ich bin<br />
Germanistin, mein<br />
Schwerpunkt ist die<br />
Linguistik. Mich<br />
interessieren die<br />
deutsche Sprache<br />
und im Speziellen<br />
Dialekte, ich leite<br />
das Tiroler Dialektarchiv.<br />
Hier bereiten wir die uns vorliegenden<br />
Daten zu einem digitalen Sprachatlas auf, in<br />
dem dargestellt ist, wie verschiedene Wörter<br />
in verschiedenen Orten heißen, und auch<br />
lautliche Unterschiede. Die Daten wurden<br />
in 120 Gemeinden Nord- und Osttirols seit<br />
den 1970er Jahren erhoben. Es sollte der<br />
möglichst ursprüngliche Dialekt festgehalten<br />
werden, mithilfe eines 2.200-seitigen Fragebuchs<br />
befragten die Exploratoren Menschen,<br />
die so selten wie möglich ihre Heimat verlassen<br />
hatten, z. B. betagte Bauern. Je weiter in die<br />
Gegenwart diese Erhebungen reichen, desto<br />
schwieriger wird das Vorhaben. Wir sind<br />
mobiler geworden. Die Untersuchung dieser<br />
Veränderungen interessiert mich ebenfalls.<br />
Zudem unterrichte ich Studierende.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie sind Sie Forscherin geworden?<br />
Kathrein: Eins führte zum anderen, mir war<br />
das keineswegs immer klar, dass ich Forscherin<br />
werden möchte. Ein gewisses Interesse an<br />
Sprache war in der Kindheit schon vorangelegt.<br />
Ich erinnere mich daran, dass mich die<br />
alten Schulhefte meiner Mutter, die etwas von<br />
Kentum- und Satemsprachen erzählten, faszinierten.<br />
Und ich erinnere mich z. B. daran,<br />
dass ich mit meiner Cousine einen Nachmittag<br />
lang Schule gespielt und so, jedenfalls<br />
der Erinnerung nach, das ABC gelernt habe.<br />
Ich hatte damals verstanden, dass der Wortschwall<br />
in Laute segmentiert werden kann. In<br />
der HBLA hatte ich eine gute Deutschlehrerin,<br />
die den Fokus auf die Sprache legte. Nach<br />
der Matura beschloss ich, mir das Fach genauer<br />
anzusehen und bin nicht mehr davon<br />
losgekommen. Immer wieder im Leben gab<br />
es Begegnungen, die mich in meinem Interesse<br />
und meiner Neugier beflügelt bzw. gepusht<br />
haben. Z. B. Professoren wie Max Siller, Peter<br />
Anreiter oder Lorelies Ortner. Über Projekte<br />
schlitterte ich in die universitäre Laufbahn.<br />
Meine Diplomarbeit schrieb ich zu Ischgler<br />
Flurnamen, dann forschte ich im Zuge eines<br />
großen Projekts zu Flurnamen in der Bergbauregion<br />
Tirol, meine Dissertation schrieb<br />
ich über Familiennamen im Raum Schwaz.<br />
Danach war ich Senior Lecturer, unterrichtete<br />
viel. Seit 2016 bin ich Senior Scientist und<br />
leite das Dialektarchiv. Wenn mich etwas interessiert,<br />
sehe ich es mir genauer an, öffnet<br />
sich eine Tür, gut, wenn nicht, auch gut, das<br />
ist meine Lebenseinstellung. Zu diesem Werdegang<br />
gehört auch Glück und manchmal<br />
vielleicht sogar eine gewisse Art von Naivität.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was hat <strong>Landeck</strong> mit Ihrem Werdegang<br />
zu tun?<br />
Yvonne Kathrein: Ein Bezirk ist ein administratives<br />
Konstrukt, das natürlich Auswirkungen<br />
auf das Denken hat: Das sind wir,<br />
das sind die anderen. Aber ich weiß nicht, inwiefern<br />
mich dieses administrative Konstrukt<br />
in meinem Werdegang geprägt hat. <strong>Landeck</strong><br />
hat meinen Werdegang womöglich indirekt<br />
geprägt, indem mir die Unterschiedlichkeit<br />
sprachlicher Varietäten, der Unterschied<br />
zwischen meinem Dialekt und dem anderer<br />
Schüler:innen, sehr bewusst geworden ist.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welchen Rat haben Sie für junge<br />
<strong>Landeck</strong>er, die Forscher werden möchten?<br />
Kathrein: Generell ist es wichtig, mutig<br />
zu sich zu stehen: Ich bin so, das interessiert<br />
mich, das versuche ich. Unvoreingenommen<br />
und offen an die Dinge heranzugehen. Ich<br />
kann niemandem raten, interessiere dich für<br />
etwas. Interview: Amata Steinlechner<br />
Josef<br />
Stapf<br />
wurde<br />
am 23.<br />
Jänner<br />
1762 in Perjen geboren.<br />
Das jüngste von<br />
acht KIndern einer<br />
<strong>Landeck</strong>er Bauernfamilie<br />
zeigte schon in<br />
der Volksschule eine<br />
erstaunliche mathematische<br />
Begabung. Unter<br />
Förderung des Kuraten<br />
Georg Lechleitner<br />
konnte er anschließend<br />
das Franziskanergymnasium<br />
in Hall besuchen.<br />
In Folge studierte er<br />
an der Universität<br />
Innsbruck zunächst<br />
Philosophie, anschließend<br />
Rechtswissenschaften<br />
und schließlich<br />
Mathematik und Physik.<br />
Zusammen mit seinem<br />
älteren Bruder Anton<br />
Isidor (1757–1787)<br />
unterstützte er Franz<br />
von Zallinger bei astronomischen<br />
Beobachtungen.<br />
Selbst in den<br />
Ferien befassten sich<br />
die Brüder mit physikalischen<br />
Versuchen,<br />
insbesondere zu Elektrizität,<br />
Magnetismus<br />
und Aerostatik. U. a.<br />
nahm er an der Steuervermessung<br />
in Böhmen<br />
und Grundvermessung<br />
in Ungarn teil. Er<br />
wurde Hofbauamtskontrollor<br />
in Innsbruck,<br />
ordentlicher Lehrer der<br />
praktischen Mathematik<br />
und Technologie an der<br />
Philosophischen Fakul-<br />
<strong>ECHO</strong> TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2023</strong><br />
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