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ECHO Top50 Landeck 2023

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Wie heißt die Hagebutte wo?<br />

Interview. Yvonne Kathrein arbeitet an einem digitalen<br />

Sprachatlas zu den Tiroler Dialekten.<br />

Yvonne Kathrein<br />

erforscht Dialekte.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was machen<br />

Sie beruflich?<br />

Yvonne Kathrein:<br />

Ich bin<br />

Germanistin, mein<br />

Schwerpunkt ist die<br />

Linguistik. Mich<br />

interessieren die<br />

deutsche Sprache<br />

und im Speziellen<br />

Dialekte, ich leite<br />

das Tiroler Dialektarchiv.<br />

Hier bereiten wir die uns vorliegenden<br />

Daten zu einem digitalen Sprachatlas auf, in<br />

dem dargestellt ist, wie verschiedene Wörter<br />

in verschiedenen Orten heißen, und auch<br />

lautliche Unterschiede. Die Daten wurden<br />

in 120 Gemeinden Nord- und Osttirols seit<br />

den 1970er Jahren erhoben. Es sollte der<br />

möglichst ursprüngliche Dialekt festgehalten<br />

werden, mithilfe eines 2.200-seitigen Fragebuchs<br />

befragten die Exploratoren Menschen,<br />

die so selten wie möglich ihre Heimat verlassen<br />

hatten, z. B. betagte Bauern. Je weiter in die<br />

Gegenwart diese Erhebungen reichen, desto<br />

schwieriger wird das Vorhaben. Wir sind<br />

mobiler geworden. Die Untersuchung dieser<br />

Veränderungen interessiert mich ebenfalls.<br />

Zudem unterrichte ich Studierende.<br />

<strong>ECHO</strong>: Wie sind Sie Forscherin geworden?<br />

Kathrein: Eins führte zum anderen, mir war<br />

das keineswegs immer klar, dass ich Forscherin<br />

werden möchte. Ein gewisses Interesse an<br />

Sprache war in der Kindheit schon vorangelegt.<br />

Ich erinnere mich daran, dass mich die<br />

alten Schulhefte meiner Mutter, die etwas von<br />

Kentum- und Satemsprachen erzählten, faszinierten.<br />

Und ich erinnere mich z. B. daran,<br />

dass ich mit meiner Cousine einen Nachmittag<br />

lang Schule gespielt und so, jedenfalls<br />

der Erinnerung nach, das ABC gelernt habe.<br />

Ich hatte damals verstanden, dass der Wortschwall<br />

in Laute segmentiert werden kann. In<br />

der HBLA hatte ich eine gute Deutschlehrerin,<br />

die den Fokus auf die Sprache legte. Nach<br />

der Matura beschloss ich, mir das Fach genauer<br />

anzusehen und bin nicht mehr davon<br />

losgekommen. Immer wieder im Leben gab<br />

es Begegnungen, die mich in meinem Interesse<br />

und meiner Neugier beflügelt bzw. gepusht<br />

haben. Z. B. Professoren wie Max Siller, Peter<br />

Anreiter oder Lorelies Ortner. Über Projekte<br />

schlitterte ich in die universitäre Laufbahn.<br />

Meine Diplomarbeit schrieb ich zu Ischgler<br />

Flurnamen, dann forschte ich im Zuge eines<br />

großen Projekts zu Flurnamen in der Bergbauregion<br />

Tirol, meine Dissertation schrieb<br />

ich über Familiennamen im Raum Schwaz.<br />

Danach war ich Senior Lecturer, unterrichtete<br />

viel. Seit 2016 bin ich Senior Scientist und<br />

leite das Dialektarchiv. Wenn mich etwas interessiert,<br />

sehe ich es mir genauer an, öffnet<br />

sich eine Tür, gut, wenn nicht, auch gut, das<br />

ist meine Lebenseinstellung. Zu diesem Werdegang<br />

gehört auch Glück und manchmal<br />

vielleicht sogar eine gewisse Art von Naivität.<br />

<strong>ECHO</strong>: Was hat <strong>Landeck</strong> mit Ihrem Werdegang<br />

zu tun?<br />

Yvonne Kathrein: Ein Bezirk ist ein administratives<br />

Konstrukt, das natürlich Auswirkungen<br />

auf das Denken hat: Das sind wir,<br />

das sind die anderen. Aber ich weiß nicht, inwiefern<br />

mich dieses administrative Konstrukt<br />

in meinem Werdegang geprägt hat. <strong>Landeck</strong><br />

hat meinen Werdegang womöglich indirekt<br />

geprägt, indem mir die Unterschiedlichkeit<br />

sprachlicher Varietäten, der Unterschied<br />

zwischen meinem Dialekt und dem anderer<br />

Schüler:innen, sehr bewusst geworden ist.<br />

<strong>ECHO</strong>: Welchen Rat haben Sie für junge<br />

<strong>Landeck</strong>er, die Forscher werden möchten?<br />

Kathrein: Generell ist es wichtig, mutig<br />

zu sich zu stehen: Ich bin so, das interessiert<br />

mich, das versuche ich. Unvoreingenommen<br />

und offen an die Dinge heranzugehen. Ich<br />

kann niemandem raten, interessiere dich für<br />

etwas. Interview: Amata Steinlechner<br />

Josef<br />

Stapf<br />

wurde<br />

am 23.<br />

Jänner<br />

1762 in Perjen geboren.<br />

Das jüngste von<br />

acht KIndern einer<br />

<strong>Landeck</strong>er Bauernfamilie<br />

zeigte schon in<br />

der Volksschule eine<br />

erstaunliche mathematische<br />

Begabung. Unter<br />

Förderung des Kuraten<br />

Georg Lechleitner<br />

konnte er anschließend<br />

das Franziskanergymnasium<br />

in Hall besuchen.<br />

In Folge studierte er<br />

an der Universität<br />

Innsbruck zunächst<br />

Philosophie, anschließend<br />

Rechtswissenschaften<br />

und schließlich<br />

Mathematik und Physik.<br />

Zusammen mit seinem<br />

älteren Bruder Anton<br />

Isidor (1757–1787)<br />

unterstützte er Franz<br />

von Zallinger bei astronomischen<br />

Beobachtungen.<br />

Selbst in den<br />

Ferien befassten sich<br />

die Brüder mit physikalischen<br />

Versuchen,<br />

insbesondere zu Elektrizität,<br />

Magnetismus<br />

und Aerostatik. U. a.<br />

nahm er an der Steuervermessung<br />

in Böhmen<br />

und Grundvermessung<br />

in Ungarn teil. Er<br />

wurde Hofbauamtskontrollor<br />

in Innsbruck,<br />

ordentlicher Lehrer der<br />

praktischen Mathematik<br />

und Technologie an der<br />

Philosophischen Fakul-<br />

<strong>ECHO</strong> TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK <strong>2023</strong><br />

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