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Ahoi Leipzig Oktober 2023

Das Stadtmagazin für Leipzig und Region

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Abschied nehmen<br />

Eine kleine Geschichte über die Möglichkeiten<br />

Egal, ob Hund, Pferd, Vogel<br />

oder Katze – der Verlust eines<br />

geliebten Haustiers ist immer<br />

schmerzhaft<br />

Die Enkel spielen im Sandkasten und toben durch den Garten. Mama kocht Kaffee,<br />

der Duft zieht durch die Räume nach draußen. Alle sitzen beieinander, zwischen<br />

Bäumen und Blumen, trinken Limonade, Tee oder frischen Kaffee. Oma hat ihren<br />

selbstgebackenen Kuchen mitgebracht. Ein letztes Mal sind alle zusammengekommen,<br />

um sich von Opa zu verabschieden. Die Große liegt traurig auf einer Decke<br />

im Gras und beobachtet die Bienen. Letzte Woche ging Opa mit ihr noch<br />

die sperrigen Mathehausaufgaben durch. Der schlaue Opa hatte immer eine Idee …<br />

Auch für ein verstorbenes<br />

Haustier kann man einen<br />

Grabstein aufstellen<br />

Wichtig ist, dass man in der ersten<br />

Phase der Trauer nicht allein ist<br />

und sich Unterstützung für die anstehenden<br />

Tätigkeiten holt. Helfen<br />

können hier Freunde, die bereits Ähnliches<br />

erlebt haben, oder auch ein<br />

Tierbestatter aus der Nähe. In der<br />

zweiten Phase der Trauer brechen Gefühle<br />

wie Wut, Schmerz und Zorn<br />

auf. Viele Trauernde werden auch<br />

von Schuldgefühlen oder der Frage<br />

geplagt, ob sie wirklich alles Mögliche<br />

für ihren Liebling getan haben.<br />

Wichtig ist, diese Gefühle zuzulassen.<br />

Schließlich helfen sie bei der Trauerbewältigung.<br />

Gespräche mit Personen,<br />

die Ähnliches erlebt haben, können<br />

hilfreich sein.<br />

BEWUSSTES RITUAL<br />

ZUM ABSCHIED<br />

C<br />

M<br />

Y<br />

CM<br />

MY<br />

CY<br />

CMY<br />

K<br />

Es ist eine lebendige Stille an diesem Nachmittag im Haus Apfelbaum.<br />

Zeit spielt keine Rolle. Die Familie erzählt sich Geschichten von Opa, singt sein<br />

Lieblingslied, legt ein gebasteltes Fotoalbum in seine Hände. Als sich der Tag neigt,<br />

haben manche ein paar frische Blumen gepflückt. Ein letzter Kuss, „Tschüss Opa“,<br />

„Machs gut!“ Oma bleibt noch eine Nacht. In einem liebevoll eingerichteten Zimmer<br />

schläft sie zum ersten Mal ohne ihn ein – aber ganz in seiner Nähe …<br />

Auch wenn der Tod die Zeit nicht wirklich anhalten kann, versuchen wir<br />

sie gemeinsam zu dehnen. Wir können Pause vom schnellen Leben machen,<br />

zusammen nach Liebe in allen Handgriffen und Kleinigkeiten suchen, bewusst und in<br />

Ruhe unsere Schritte setzen und abwägen – welches Tempo hilfreich ist und zu uns<br />

gehört. Wie viel Zeit und welche Möglichkeiten haben wir, um uns zu verabschieden?<br />

Was können wir selbst tun und welche Menschen brauchen wir in diesen<br />

Tagen besonders? Was passiert mit unseren Verstorbenen während dieser Zeit<br />

und wie viel davon möchten wir selbst mit gestalten? Wo und wie können wir<br />

den Abschied uns entsprechend feiern? Brauchen wir einen Ort zum trauern,<br />

wie kann so ein Ort heute aussehen und wie wird das wohl in zehn oder<br />

zwanzig Jahren für uns sein? Die Verabschiedung von Opa im Garten ist einer<br />

von vielen verschiedenen Wegen, der möglich ist und passend sein kann.<br />

Zeit kann auf diesem Weg ein großer Gewinn sein. Unsere Mitarbeiter*innen<br />

begleiten Sie in dieser Zeit. Sie schätzen ab, was wichtig ist und was liegen<br />

bleiben kann und unterstützen Sie dabei Ihr Tempo zu finden.<br />

Zum ersten Todestag stehen alle an Opas Grab. Die Stelle neben ihm ist schon für<br />

Oma frei gehalten. Die Enkel finden das komisch, Oma findet das beruhigend.<br />

Zusammen stoßen sie mit ihren alten Sammeltassen auf Opa an, ungefähr so wie vor<br />

einem Jahr.<br />

Und Mama sagt: „Das machen wir jetzt jedes Jahr.“<br />

Wir verlieren das Wesen, das<br />

uns bedingungslos Liebe geschenkt<br />

hat. Wir verlieren unseren<br />

Freund, unseren Schmuse- und<br />

Spielpartner. Nur, wer selbst schon ein<br />

Haustier verloren hat, kann verstehen,<br />

wie sich dieser Moment anfühlt.<br />

DIE VIER PHASEN<br />

DES TRAUERNS<br />

Die Trauer um ein Tier unterscheidet<br />

sich nicht viel von der Trauer um einen<br />

Menschen. In den 60er-Jahren wurde<br />

Trauer wissenschaftlich untersucht.<br />

Unter anderem hat die Schweizer<br />

Psychoanalytikerin Verena Kast vier<br />

Trauerphasen identifiziert – das Nichtwahrhaben-wollen,<br />

die Phase der aufbrechenden<br />

Emotionen, das Suchen<br />

und Sich-trennen und die Phase des<br />

neuen Selbst- und Weltbezugs.<br />

DER UMGANG MIT DER TRAUER<br />

Wenn ein<br />

geliebtes<br />

Tier stirbt<br />

„Den eigenen Tod, den stirbt man nur, doch<br />

mit dem Tod der anderen muss man leben“,<br />

hat die deutsche Dichterin Mascha Kaléko<br />

einmal gesagt. Genau wie der Tod eines<br />

Menschen ist auch der Verlust eines Tieres<br />

ein schwerer Einschnitt.<br />

In der dritten Trauerphase findet eine<br />

innere Auseinandersetzung mit dem<br />

verstorbenen Tier und seinem Tod<br />

statt. Dafür sollte man sich so viel<br />

Zeit lassen wie nötig und entscheiden,<br />

was einem guttut. Manche Menschen<br />

brauchen in dieser Phase Ruhe, für<br />

andere Menschen ist Ablenkung das<br />

bessere Mittel. Hilfreich kann in dieser<br />

Phase ein bewusstes Abschiedsritual<br />

sein. Dadurch kann der Verlust<br />

besser ver arbeitet werden.<br />

In der letzten Phase der Trauer<br />

stellt sich allmählich innerer Frieden<br />

ein. Der Schmerz tritt in den Hintergrund.<br />

Der Trauernde hat den Tod des<br />

Haustiers akzeptiert und kann nun<br />

beginnen, neue Pläne zu schmieden<br />

und sein Leben ohne das verstorbene<br />

Tier zu gestalten. Die Erinnerung<br />

bleibt jedoch ein wichtiger Teil. [ane]<br />

Mehr Infos: lebewohl-fellnase.de<br />

Fotos: ana/stock.adobe.com, Ivy son/Pexels, Gail Rubin/Pixabay<br />

Haus Apfelbaum<br />

Zweinaundorfer Str. 80 · 04318 <strong>Leipzig</strong><br />

Tel. 0341 65236360<br />

www.bestattungen-dunker.de<br />

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