Ahoi Leipzig Oktober 2023
Das Stadtmagazin für Leipzig und Region
Das Stadtmagazin für Leipzig und Region
- Keine Tags gefunden...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Abschied nehmen<br />
Eine kleine Geschichte über die Möglichkeiten<br />
Egal, ob Hund, Pferd, Vogel<br />
oder Katze – der Verlust eines<br />
geliebten Haustiers ist immer<br />
schmerzhaft<br />
Die Enkel spielen im Sandkasten und toben durch den Garten. Mama kocht Kaffee,<br />
der Duft zieht durch die Räume nach draußen. Alle sitzen beieinander, zwischen<br />
Bäumen und Blumen, trinken Limonade, Tee oder frischen Kaffee. Oma hat ihren<br />
selbstgebackenen Kuchen mitgebracht. Ein letztes Mal sind alle zusammengekommen,<br />
um sich von Opa zu verabschieden. Die Große liegt traurig auf einer Decke<br />
im Gras und beobachtet die Bienen. Letzte Woche ging Opa mit ihr noch<br />
die sperrigen Mathehausaufgaben durch. Der schlaue Opa hatte immer eine Idee …<br />
Auch für ein verstorbenes<br />
Haustier kann man einen<br />
Grabstein aufstellen<br />
Wichtig ist, dass man in der ersten<br />
Phase der Trauer nicht allein ist<br />
und sich Unterstützung für die anstehenden<br />
Tätigkeiten holt. Helfen<br />
können hier Freunde, die bereits Ähnliches<br />
erlebt haben, oder auch ein<br />
Tierbestatter aus der Nähe. In der<br />
zweiten Phase der Trauer brechen Gefühle<br />
wie Wut, Schmerz und Zorn<br />
auf. Viele Trauernde werden auch<br />
von Schuldgefühlen oder der Frage<br />
geplagt, ob sie wirklich alles Mögliche<br />
für ihren Liebling getan haben.<br />
Wichtig ist, diese Gefühle zuzulassen.<br />
Schließlich helfen sie bei der Trauerbewältigung.<br />
Gespräche mit Personen,<br />
die Ähnliches erlebt haben, können<br />
hilfreich sein.<br />
BEWUSSTES RITUAL<br />
ZUM ABSCHIED<br />
C<br />
M<br />
Y<br />
CM<br />
MY<br />
CY<br />
CMY<br />
K<br />
Es ist eine lebendige Stille an diesem Nachmittag im Haus Apfelbaum.<br />
Zeit spielt keine Rolle. Die Familie erzählt sich Geschichten von Opa, singt sein<br />
Lieblingslied, legt ein gebasteltes Fotoalbum in seine Hände. Als sich der Tag neigt,<br />
haben manche ein paar frische Blumen gepflückt. Ein letzter Kuss, „Tschüss Opa“,<br />
„Machs gut!“ Oma bleibt noch eine Nacht. In einem liebevoll eingerichteten Zimmer<br />
schläft sie zum ersten Mal ohne ihn ein – aber ganz in seiner Nähe …<br />
Auch wenn der Tod die Zeit nicht wirklich anhalten kann, versuchen wir<br />
sie gemeinsam zu dehnen. Wir können Pause vom schnellen Leben machen,<br />
zusammen nach Liebe in allen Handgriffen und Kleinigkeiten suchen, bewusst und in<br />
Ruhe unsere Schritte setzen und abwägen – welches Tempo hilfreich ist und zu uns<br />
gehört. Wie viel Zeit und welche Möglichkeiten haben wir, um uns zu verabschieden?<br />
Was können wir selbst tun und welche Menschen brauchen wir in diesen<br />
Tagen besonders? Was passiert mit unseren Verstorbenen während dieser Zeit<br />
und wie viel davon möchten wir selbst mit gestalten? Wo und wie können wir<br />
den Abschied uns entsprechend feiern? Brauchen wir einen Ort zum trauern,<br />
wie kann so ein Ort heute aussehen und wie wird das wohl in zehn oder<br />
zwanzig Jahren für uns sein? Die Verabschiedung von Opa im Garten ist einer<br />
von vielen verschiedenen Wegen, der möglich ist und passend sein kann.<br />
Zeit kann auf diesem Weg ein großer Gewinn sein. Unsere Mitarbeiter*innen<br />
begleiten Sie in dieser Zeit. Sie schätzen ab, was wichtig ist und was liegen<br />
bleiben kann und unterstützen Sie dabei Ihr Tempo zu finden.<br />
Zum ersten Todestag stehen alle an Opas Grab. Die Stelle neben ihm ist schon für<br />
Oma frei gehalten. Die Enkel finden das komisch, Oma findet das beruhigend.<br />
Zusammen stoßen sie mit ihren alten Sammeltassen auf Opa an, ungefähr so wie vor<br />
einem Jahr.<br />
Und Mama sagt: „Das machen wir jetzt jedes Jahr.“<br />
Wir verlieren das Wesen, das<br />
uns bedingungslos Liebe geschenkt<br />
hat. Wir verlieren unseren<br />
Freund, unseren Schmuse- und<br />
Spielpartner. Nur, wer selbst schon ein<br />
Haustier verloren hat, kann verstehen,<br />
wie sich dieser Moment anfühlt.<br />
DIE VIER PHASEN<br />
DES TRAUERNS<br />
Die Trauer um ein Tier unterscheidet<br />
sich nicht viel von der Trauer um einen<br />
Menschen. In den 60er-Jahren wurde<br />
Trauer wissenschaftlich untersucht.<br />
Unter anderem hat die Schweizer<br />
Psychoanalytikerin Verena Kast vier<br />
Trauerphasen identifiziert – das Nichtwahrhaben-wollen,<br />
die Phase der aufbrechenden<br />
Emotionen, das Suchen<br />
und Sich-trennen und die Phase des<br />
neuen Selbst- und Weltbezugs.<br />
DER UMGANG MIT DER TRAUER<br />
Wenn ein<br />
geliebtes<br />
Tier stirbt<br />
„Den eigenen Tod, den stirbt man nur, doch<br />
mit dem Tod der anderen muss man leben“,<br />
hat die deutsche Dichterin Mascha Kaléko<br />
einmal gesagt. Genau wie der Tod eines<br />
Menschen ist auch der Verlust eines Tieres<br />
ein schwerer Einschnitt.<br />
In der dritten Trauerphase findet eine<br />
innere Auseinandersetzung mit dem<br />
verstorbenen Tier und seinem Tod<br />
statt. Dafür sollte man sich so viel<br />
Zeit lassen wie nötig und entscheiden,<br />
was einem guttut. Manche Menschen<br />
brauchen in dieser Phase Ruhe, für<br />
andere Menschen ist Ablenkung das<br />
bessere Mittel. Hilfreich kann in dieser<br />
Phase ein bewusstes Abschiedsritual<br />
sein. Dadurch kann der Verlust<br />
besser ver arbeitet werden.<br />
In der letzten Phase der Trauer<br />
stellt sich allmählich innerer Frieden<br />
ein. Der Schmerz tritt in den Hintergrund.<br />
Der Trauernde hat den Tod des<br />
Haustiers akzeptiert und kann nun<br />
beginnen, neue Pläne zu schmieden<br />
und sein Leben ohne das verstorbene<br />
Tier zu gestalten. Die Erinnerung<br />
bleibt jedoch ein wichtiger Teil. [ane]<br />
Mehr Infos: lebewohl-fellnase.de<br />
Fotos: ana/stock.adobe.com, Ivy son/Pexels, Gail Rubin/Pixabay<br />
Haus Apfelbaum<br />
Zweinaundorfer Str. 80 · 04318 <strong>Leipzig</strong><br />
Tel. 0341 65236360<br />
www.bestattungen-dunker.de<br />
26