21.10.2023 Lindauer Bürgerzeitung
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30 21. Oktober 2023 · BZ Nr. 42/23<br />
GESUND LEBEN<br />
Ein gefährlicher Mangel, der sich oft versteckt<br />
Asklepios Klinik Lindau Eisenmangel auszugleichen reicht nicht, man muss auch die Ursache dafür suchen<br />
Eisen ist ein Mineral, das in unserem<br />
Körper wichtige Funktionen<br />
erfüllt. Es ist an mehr als 100<br />
Stoffwechselprozessen beteiligt.<br />
Seine Hauptaufgabe: Es ist das<br />
zentrale Element des roten Blutfarbstoffs<br />
und wichtig für die Bildung<br />
der roten Blutkörperchen.<br />
Allerdings leidet jeder Zehnte unter<br />
einem versteckten Eisenmangel.<br />
Liegt im Körper zu wenig Eisen<br />
vor, kann es zu einer Eisenmangelanämie<br />
kommen. Weltweit<br />
ist das die häufigste Form der<br />
Anämie, also von Blutarmut. Die<br />
BZ hat Dr. Heinz Linhart, Chefarzt<br />
der Abteilung Innere Medizin<br />
der Asklepios Klinik Lindau, zu<br />
Ursachen, Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten<br />
befragt.<br />
BZ: Dr. Linhart, was versteht man<br />
unter Blutarmut?<br />
Dr. Linhart: Als Blutarmut wird<br />
ein Zustand bezeichnet, bei dem<br />
der Körper zu wenig Hämoglobin<br />
besitzt. Hämoglobin ist der<br />
sogenannte rote Blutfarbstoff,<br />
der sich in den roten Blutkörperchen<br />
befindet und der den<br />
Sauerstoff in unserem Körper<br />
transportiert.<br />
BZ: Wie mach sich eine Blutarmut<br />
bemerkbar?<br />
Dr. Linhart: Eine Blutarmut<br />
kann sich durch Symptome wie<br />
Priv. Doz. Dr. Heinz Linhart<br />
Chefarzt, Innere Medizin<br />
Müdigkeit, Abgeschlagenheit<br />
und Luftnot bei Belastung bemerkbar<br />
machen. Eine Blutarmut<br />
verursacht allerdings keine<br />
Schmerzen, sodass sie oft erst<br />
spät bemerkt wird.<br />
BZ: Warum kann Eisenmangel<br />
eine Blutarmut verursachen?<br />
Dr. Linhart: Der wichtigste<br />
Bestandteil unserer roten Blutkörperchen<br />
ist der rote Blutfarbstoff,<br />
das sogenannte Hämoglobin.<br />
Für die Herstellung von<br />
Hämoglobin wird Eisen benötigt.<br />
Wenn Eisen fehlt, kann nicht<br />
ausreichend Hämoglobin gebildet<br />
werden. In der Folge werden<br />
weniger rote Blutkörperchen<br />
produziert, die sehr klein<br />
sind, da sie wenig Hämoglobin<br />
enthalten. Das Resultat eines<br />
Eisenmangels sind somit weniger<br />
rote Blutkörperchen, die auffallend<br />
klein sind.<br />
BZ: Wie kommt es zu einem<br />
Eisenmangel?<br />
Dr. Linhart: Ein Eisenmangel<br />
kann entstehen, wenn vom<br />
Körper zu wenig Eisen aufgenommen<br />
wird. Hierzu können<br />
Erkrankung des Magens (z.B.<br />
eine Helicobacterinfektion) oder<br />
auch Erkrankungen des Dünndarms<br />
(z.B. eine Zöliakie) beitragen.<br />
Sehr viel häufiger als eine verminderte<br />
Aufnahme des Eisens<br />
ist jedoch ein vermehrter Eisenverlust<br />
durch Blutungen. Eine<br />
natürliche Ursache stellen Menstruationsblutungen<br />
dar. Sehr<br />
häufig wird Eisen jedoch auch<br />
durch krankhafte Blutungen<br />
im Magen-Darm-Trakt verloren.<br />
Wenn solche Blutungen unbemerkt<br />
längere Zeit anhalten, entleeren<br />
sich die Eisenspeicher<br />
und es entsteht ein Eisenmangel.<br />
BZ: Wie stellt man eine Blutarmut<br />
und einen Eisenmangel fest?<br />
Dr. Linhart: Eine Blutarmut<br />
stellt man durch eine Messung<br />
des Hämoglobins im Blut fest.<br />
Diese Messung wird von allen<br />
Hausärzten sehr häufig eingesetzt.<br />
Der Eisenspeicher kann<br />
ebenfalls durch eine Blutmessung<br />
kontrolliert werden.<br />
BZ: Kann man einen Eisenmangel<br />
wieder ausgleichen?<br />
Dr. Linhart: Ja, das kann man<br />
sehr einfach tun: entweder<br />
durch Eisentabletten oder bei<br />
Bedarf auch durch Eiseninfusionen.<br />
Aber es reicht nicht,<br />
einfach nur den Eisenmangel<br />
auszugleichen.<br />
BZ: Warum ist es nicht ausreichend,<br />
wenn man seinen Eisenmangel<br />
wieder ausgleicht?<br />
Dr. Linhart: Sehr viel bedrohlicher<br />
als der Eisenmangel selbst<br />
sind oft die Ursachen, die zu dem<br />
Eisenmangel geführt haben.<br />
Als Beispiele seien hier Magenund<br />
Darmkrebs genannt.<br />
Magen- und Darmkrebs verursachen<br />
oft keine Schmerzen,<br />
sie machen sich aber oft aufgrund<br />
eines anhaltenden Blutverlustes<br />
durch Eisenmangel<br />
und Blutarmut bemerkbar. Die<br />
meisten Magen- und Darmkrebsfälle<br />
in unserer Klinik<br />
stellen wir bei der Klärung von<br />
Eisenmangel und Blutarmut fest.<br />
Hierbei macht sich bemerkbar,<br />
dass heutzutage sehr viele Patienten<br />
Blutverdünner einnehmen.<br />
Solche Blutverdünner beschleunigen<br />
den Blutverlust bei<br />
Magen- und Darmkrebs und<br />
beschleunigen damit auch die<br />
Entstehung von Eisenmangel<br />
und Blutarmut. In so einem<br />
Fall demaskiert der Eisenmangel<br />
mit Blutarmut den Tumor,<br />
den man ansonsten nicht bemerkt<br />
hätte.<br />
BZ: Was raten Sie also Patienten,<br />
bei denen Eisenmangel mit<br />
Blutarmut festgestellt wurde?<br />
Dr. Linhart: Ich rate den Patienten,<br />
sich dringend bei ihrem<br />
Hausarzt oder ihrer Hausärztin<br />
vorzustellen, um mit deren<br />
Hilfe die Ursache für den<br />
Eisenmangel und die Blutarmut<br />
zu klären. In vielen Fällen<br />
wird es hierbei nötig sein, eine<br />
Magen- und Darmspiegelung<br />
durchzuführen und gegebenenfalls<br />
weitere Untersuchungen<br />
zu veranlassen, um eine Tumorerkrankung<br />
auszuschließen. Bei<br />
schwerkranken Patienten werden<br />
die Untersuchungen häufig<br />
in der Klinik durchgeführt.<br />
Auch hier gilt, dass der Hausarzt<br />
der entscheidende Ratgeber<br />
für die Patienten ist. BZ<br />
Anlaufstelle für Einsame und Hilfebedürftige<br />
Wärmestube Neue Räumlichkeiten am Paradiesplatz – Eröffnung am 2. November<br />
Am Dienstag, 2. November 2023,<br />
öffnet die Wärmestube wieder.<br />
Sie hat am Paradiesplatz 1 auf der<br />
<strong>Lindauer</strong> Insel ein neues Zuhause<br />
gefunden und kann nun anstatt an<br />
nur drei Nachmittagen täglich von<br />
14 bis 18 Uhr Gäste empfangen.<br />
Nur montags ist Ruhetag.<br />
Für Elke Brög ist damit ein Herzenswunsch<br />
in Erfüllung gegangen.<br />
Die 79-jährige Seniorin<br />
hatte im Dezember vergangenen<br />
Jahres auf eigene Faust<br />
eine Wärmestube eröffnet. Sie<br />
sah den Bedarf und hatte das<br />
Glück, dass ihr damals die Kolpingsfamilie<br />
am Stiftsplatz 3<br />
Räume zur Verfügung stellen<br />
konnte. Allerdings war diese<br />
Lösung bis zum 31. März 2023<br />
befristet und Elke Brög ging<br />
auf die Suche nach neuen<br />
Räumlichkeiten. Denn es hatte<br />
sich gezeigt, dass es großen<br />
Bedarf für ein solches Angebot<br />
gibt und die Wärmestube gern<br />
angenommen wurde.<br />
Für viele Menschen ist das<br />
tägliche „Überleben“ in finanzieller<br />
und sozialer Hinsicht<br />
eine Herausforderung. Depression,<br />
Aggression, Verteilungskämpfe<br />
und Obdachlosigkeit<br />
nehmen zu. Das staatliche System<br />
kommt immer mehr an<br />
die Grenzen der Belastbarkeit<br />
- sowohl finanziell als auch<br />
personell.<br />
Der Grundgedanke sei gewesen,<br />
einen warmen Raum für<br />
Menschen, die auf der Straße<br />
leben, zu bieten. In der Wärmestube<br />
ist laut Elke Brög aber<br />
jeder willkommen. „Die Wärmestube<br />
soll ein Platz zum Aufwärmen<br />
im eigentlichen Sinne,<br />
aber auch für gute Gespräche<br />
und Gesellschaft sein“, sagt<br />
sie, eine Anlaufstelle für ansässige,<br />
einsame und hilfebedürftige<br />
Menschen, wo jeder Gast ein<br />
Essen bekommen kann auch<br />
und soziale Wärme spüren darf.<br />
Wie gesagt, in ihrer Wärmestube<br />
bietet Elke Brög auch Verpflegung<br />
an. Wer kann, darf<br />
dafür etwas zahlen. Für alle anderen<br />
sind Essen und Getränke<br />
kostenlos. Unterstützung für die<br />
Wärmestube bekommt die<br />
Rentnerin von Fidelisbäck (Brot<br />
und Backwaren), vom Obsthof<br />
Aichele (frisches Gemüse und<br />
Salat), vom Obsthof Dieter Willhalm<br />
in Streitelsfingen (Obst<br />
und Obstsäfte) und vom Obsthof<br />
Ganal in Schwatzen (Obst<br />
und Obstsäfte).<br />
„Wir bekamen viele Anfragen<br />
von <strong>Lindauer</strong>innen und <strong>Lindauer</strong>n,<br />
die helfen oder spenden<br />
wollten“, erzählt die 78-Jährige.<br />
Unter anderem, um Geldspenden<br />
annehmen zu können,<br />
hat Elke Brög den Förderverein<br />
Wärmestube Lindau gegründet.<br />
„Wenn es Leuten schlecht geht,<br />
geht es ihnen an 365 Tagen im<br />
Jahr schlecht und nicht nur an<br />
Elke Brög hatte im Dezember 2022 eine Wärmestube eröffnet. Die ist<br />
in neue Räume umgezogen und eröffnet am 2. November.<br />
drei Nachmittagen in der Woche“,<br />
so die Rentnerin. Deshalb<br />
war es ihr ein Anliegen, mit<br />
ihrer Wärmestube nicht nur in<br />
der kalten Jahreszeit, sondern<br />
das ganze Jahr hindurch eine<br />
Anlaufstelle für Obdachlose, aber<br />
auch für einsame Menschen,<br />
die sich einfach nur unterhalten<br />
oder ihrer sozialen Isoliertheit<br />
entfliehen wollen, zu bieten.<br />
Übrigens: Helfer oder Bedürftiger<br />
- da macht in der Wärmestube<br />
keiner einen Unterschied. Wer<br />
kann und mag, packt mit an -<br />
ob in der Küche oder beim Aufräumen<br />
am Abend. „Sie kommen,<br />
damit ihnen warm ist, aber eben<br />
auch, um menschliche Wärme<br />
zu erfahren“, haben die Helfer<br />
in der Wärmestube festgestellt.<br />
Elke Brög hatte das Glück,<br />
neue Räume zu finden. Ab<br />
Donnerstag, 2. November, lädt<br />
sie ins Gebäude am Paradiesplatz<br />
1 (Seiteneingang) auf der<br />
<strong>Lindauer</strong> Insel ein. Bei der Ausstattung<br />
des neuen Vereinsheimes<br />
haben sie das Unternehmen<br />
Chance, die Löwenbrauerei<br />
Meckatz, Elektro Götze, Farben<br />
Kaiser, Hausmeisterdienst Willhalm,<br />
das Sanitätshaus Broghammer,<br />
die ASL Arbeitslosenselbsthilfe<br />
und mehrere private<br />
Sponsoren unterstützt. Geöffnet<br />
wird täglich (außer montags)<br />
von 14 bis 18 Uhr. HGF<br />
Social Dining<br />
Am Mittwoch, 25. Oktober,<br />
findet ab 18.30 Uhr eine<br />
weitere Ausgabe des Social<br />
Dining statt. Dafür öffnet<br />
der Bauernhof für Jung & Alt<br />
- Haug am Brückele e.V. in<br />
Lindau-Reutin wieder seine<br />
Türen. Für die Teilnahme ist<br />
eine Anmeldung erforderlich.<br />
Das Konzept ist einfach: ein<br />
langer Tisch, ein einfaches<br />
Essen, ein Abend in Gemeinschaft.<br />
Das Besondere daran<br />
ist, man trifft Menschen, die<br />
einem zunächst fremd sind.<br />
Einheimische, Zugereiste<br />
und Touristen finden für<br />
einen Abend zusammen.<br />
Der Oktober-Termin wird<br />
zusammen mit Natasha Rose<br />
Douglas veranstaltet. Natasha<br />
ist Singer Songwriter und<br />
bietet in Lindau regelmäßig<br />
offene Gesangsgruppen an.<br />
An diesem Abend wird sie mit<br />
einigen Shanties etwas vom<br />
Lebensgefühl ihrer Heimatstadt<br />
Deal an der Südostküste<br />
Englands nach Lindau bringen.<br />
Dabei kann das Publikum<br />
leicht einstimmen.<br />
Für den Ausgleich wird es<br />
eine Spendenempfehlung<br />
geben.<br />
Informationen und Reservierungen<br />
sowie die Anmeldung<br />
zum Newsletter gibt es<br />
per Mail an:<br />
socialdining.li@gmail.com<br />
oder unter der Telefonnummer:<br />
01 76/55 01 20 78. BZ