hinnerk Dezember 2023 / Januar 2024
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16 gesundheit<br />
STI<br />
Geschlechtskrankheiten<br />
sofort behandeln<br />
Seit es die vorsorgliche Einnahme<br />
von HIV-Medikamenten gegen eine<br />
Ansteckung mit dem Aids auslösenden<br />
Virus gibt, wird sowohl über die ebenfalls<br />
vorsorgliche Antibiotika-PreP als auch<br />
eine anlassbezogene Nachbehandlung<br />
(PEP) mit Antibiotika zur Vermeidung<br />
von bakteriell übertragenen Geschlechtskrankheiten<br />
(STI) nicht nur orakelt<br />
und risikofreudig in Selbstversuchen<br />
herumprobiert, sondern auch streng<br />
wissenschaftlich geforscht. Eine im März<br />
im „New England Journal Of Medicine“<br />
veröffentlichte internationale Studie<br />
mit Beteiligung deutscher Forscher<br />
hat bestätigt, was auch schon kleinere<br />
Studien andeuteten.<br />
Überraschung: Antibiotika<br />
gegen STI helfen gegen STI<br />
Die Ergebnisse der Studie: Ein Antibiotikum,<br />
das einmalig als „Pille danach“<br />
eingenommen wird, kann die Ansteckung<br />
mit bakteriellen sexuell übertragbaren<br />
Krankheiten wie Syphilis, Tripper oder<br />
Chlamydien deutlich verringern. Wenn<br />
die Pille binnen 72 Stunden nach dem<br />
ungeschützten Sex eingenommen wurde,<br />
konnten rund zwei Drittel der Infektionen<br />
verhindert werden. Nicht ganz unlogisch,<br />
dass Medikamente, die zur Heilung der<br />
bereits symptomatischen Krankheit<br />
eingesetzt werden und deren Wirkmechanismus<br />
dabei auf die Abtötung der<br />
auslösenden Bakterien abzielen, auf die<br />
gleichen Bakterien auch schon vor deren<br />
exponentiellen Vermehrung im infizierten<br />
Organismus mehrheitlich tödlich wirken.<br />
Also ab sofort neben der HIV-PrEP auch<br />
das in der Studie erforschte Doxycyclin<br />
in der Hausapotheke und dem Cruising-<br />
Package vorrätig halten? Kurze Antwort:<br />
Nein.<br />
Sehr spezifische Zielgruppe<br />
erforscht<br />
Da Menschen, die ihren Sex ohne die lähmende<br />
Angst vor HIV ausleben können,<br />
oftmals mehr davon praktizieren und dies<br />
gerne auch ohne den meist eh nur geringfügigen<br />
Schutz eines Kondoms gegen STI,<br />
stecken sie sich statistisch häufiger mit<br />
Eingangs genannten Plagegeistern an.<br />
Um solche Probanden zu finden, wurde<br />
das Studiendesign daher auf Männer, die<br />
Sex mit Männern haben (MSM), sowie<br />
trans Frauen, die eine Prophylaxe gegen<br />
das HI-Virus einnehmen oder bereits mit<br />
einer HIV-Infektion leben, fokussiert.<br />
Damit die Forscher auch wirklich sicher<br />
sein konnten, keine Hypochonder oder<br />
Vollkasko-Pillenschlucker ohne tatsächliche<br />
Ansteckungswahrscheinlichkeit zu<br />
erwischen, mussten die Teilnehmenden<br />
im Jahr vor Studienbeginn mindestens<br />
eine Infektion mit einer sexuell<br />
übertragbaren Krankheit durchgemacht<br />
haben. Die Auswahl scheint geglückt: Alle<br />
Probanden nahmen im Schnitt während<br />
der Studie das Antibiotikum Doxycyclin<br />
vier Mal pro Monat ein, hatten also wohl<br />
so oft auch eine Begegnung, die eine<br />
Übertragung möglich machte. Georg<br />
Stary vom Institut für Dermatologie an<br />
der Universität Wien erklärt, warum diese<br />
spezifische Zielgruppe auch für eine<br />
größere gesellschaftliche Betrachtung<br />
der STI-Infektionen taugt: Steckten sich<br />
in dieser Gruppe aufgrund der Einnahme<br />
von Doxycyclin weniger Menschen<br />
mit Syphilis, Tripper oder Chlamydien<br />
an, seien insgesamt weniger sexuell<br />
übertragbare Krankheiten im Umlauf.<br />
„Dementsprechend werden unter