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Soziale Verantwortung

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EINE UNABHÄNGIGE KAMPAGNE VON MEDIAPLANET<br />

Lesen Sie mehr auf www.sozialeverantwortung.info<br />

SOZIALE<br />

VERANTWORTUNG<br />

Beruf: Lebensretter!<br />

Feuerwehrmann Kay von Chamier<br />

und Rettungssanitäter Luis<br />

Teichmann im Interview<br />

Seite 08–09<br />

Held:innen des Alltags<br />

Zwei Ehrenamtliche sprechen mit<br />

uns über ihr Engagement<br />

Seite 14–15<br />

Aktivistin für die Umwelt<br />

Louisa Schneider über Klimakipppunkte<br />

und was wir tun können<br />

Seite 20<br />

„Mit einem guten Herzen und<br />

Respekt für sein Umfeld kann<br />

man eine Menge bewegen.“<br />

Galileo-Extremreporter und Menschenfreund<br />

Harro Füllgrabe spricht mit uns über die Wichtigkeit<br />

von gegenseitigem Respekt und sozialem Miteinander.<br />

Seite 10–11<br />

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Sozialverband Deutschland<br />

Gemeinsam<br />

gegen einsam<br />

www.sovd-gemeinsam.de<br />

Wir setzen uns u. a. ein für:<br />

• Pflegende Angehörige, die sich<br />

erschöpft und allein fühlen.<br />

• Kinder mit Behinderung,<br />

sowie deren Recht auf Bildung<br />

und Teilhabe<br />

• Menschen mit einer chronischen<br />

Erkrankung, die aufgrund derer<br />

erwerbsgemindert sind.<br />

• Mobilitätseingeschränkte<br />

Menschen, denen gesellschaftliche<br />

Teilhabe erschwert wird.<br />

Jetzt Mitglied<br />

werden!


2 facebook.com/MediaplanetStories<br />

@Mediaplanet_germany<br />

Please recycle<br />

Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info<br />

DEZEMBER 2023<br />

VERANTWORTLICH<br />

FÜR DEN INHALT IN<br />

DIESER AUSGABE<br />

SARRA GLÄSING<br />

FOTO:<br />

PAUL BRASO<br />

..<br />

<strong>Soziale</strong> <strong>Verantwortung</strong> ist eine Investition<br />

in eine gemeinsame, lebenswerte Zukunft<br />

fur alle<br />

IN DIESER AUSGABE<br />

06<br />

-07<br />

Internationaler Tag für<br />

Menschen mit Behinderung<br />

Für mehr Inklusion und Teilhabe<br />

17<br />

Ehrenamt im Hospiz<br />

Sterbebegleiterin Petra H. im Interview<br />

Strategic Account Manager: Sarra Gläsing,<br />

Geschäftsführung: Richard Båge (CEO), Henriette<br />

Schröder (Managing Director), Philipp Colaço (Director<br />

Business Development), Alexandra Lassas (Content<br />

and Production Manager), Lea Hartmann (Design),<br />

Cover: Harro Füllgrabe, Tino Wichmann<br />

Mediaplanet-Kontakt: de.redaktion@mediaplanet.com<br />

Alle Artikel, die mit “In Zusammenarbeit mit“<br />

gekennzeichnet sind, sind keine neutrale Redaktion<br />

der Mediaplanet Verlag Deutschland GmbH. Sofern<br />

in manchen Beiträgen zur besseren Lesbarkeit auf die<br />

gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich,<br />

weiblich und divers (m/w/d) verzichtet wurde, möchten<br />

wir betonen, dass alle Personenbezeichnungen<br />

gleichermaßen für alle Geschlechter gelten.<br />

Text<br />

Sarra Gläsing<br />

Liebe Leser:innen,<br />

in einer Welt, die voller Herausforderungen,<br />

Krisen, aber auch von Vielfalt geprägt ist,<br />

ist es unsere Aufgabe, die Stimmen der<br />

Unterdrückten zu verstärken und für Gerechtigkeit<br />

einzutreten. <strong>Soziale</strong> <strong>Verantwortung</strong> geht weit über<br />

Wohltätigkeit hinaus; sie ist ein aktives Engagement<br />

für die Lösung sozialer Probleme. Jede:r Einzelne<br />

von uns hat die Macht, Veränderungen anzustoßen,<br />

egal wie groß diese auch sind.<br />

Mit dieser Ausgabe möchten wir diese zahlreichen<br />

Möglichkeiten veranschaulichen und unseren<br />

Held:innen des Alltags eine besondere Plattform<br />

geben, um ihr Engagement in den Vordergrund<br />

zu rücken. Durch ihre inspirierenden Geschichten<br />

möchten wir das breite Spektrum von sozialer <strong>Verantwortung</strong>,<br />

Engagement und Ehrenamt aufzeigen.<br />

Von lokalen Initiativen, der Berufswahl, bis hin<br />

zu globalen Projekten, zeigen wir, wie jede:r aktiv<br />

werden kann.<br />

Die wahren Held:innen des Alltags sind oft<br />

„unscheinbare“ Menschen, die mit Selbstlosigkeit<br />

und Hingabe Großes vollbringen. Es sind die Erzieher:innen,<br />

die Tag für Tag unsere Kinder betreuen<br />

und unterstützen, die Lehrer:innen, die ihr<br />

Wissen teilen und junge Köpfe formen, die Pflegekräfte,<br />

die sich liebevoll um Kranke und ältere<br />

Menschen kümmern. Alltagsheld:innen zeichnen<br />

sich durch Mitgefühl und Opferbereitschaft aus.<br />

Es sind die Feuerwehrleute, die ohne zu zögern<br />

Leben retten, der Rettungsdienst, der bei jeder<br />

Gefahr sofort zur Stelle ist, die Müllarbeiter:innen,<br />

die unsere Städte sauber halten, und all die zahlreichen<br />

Ehrenamtler:innen, die Bedürftigen helfen.<br />

Das Ehrenamt ist ein unverzichtbarer Bestandteil<br />

unserer Gesellschaft, da es nicht nur konkrete Hilfe<br />

in verschiedensten Bereichen bietet, sondern auch<br />

das Gemeinschaftsgefühl stärkt und soziale Bindungen<br />

festigt. Heldenhaft sind auch jene, die im Stillen<br />

Gutes tun durch kleine Gesten der Freundlichkeit.<br />

Wir nehmen all diese Menschen oft nicht wahr und<br />

nicht selten ist es einfach selbstverständlich für uns,<br />

dass diese Dinge um uns herum passieren – doch<br />

gehen Sie, liebe Leser:innen, einmal in sich, würden<br />

Sie all diese Arbeiten ohne Wenn und Aber tun?<br />

Diese Held:innen tun ihre Arbeit ohne großes<br />

Aufsehen, aber ihr Beitrag ist unverzichtbar für das<br />

Funktionieren unserer Gesellschaft. Sie verkörpern<br />

die Werte von Gemeinschaft, Solidarität und Menschlichkeit,<br />

und ihre Taten sind der Kitt, der unsere<br />

Gesellschaft zusammenhält. Sie alle verdienen<br />

unsere Anerkennung, unseren Respekt aber allem<br />

voran: unsere Dankbarkeit!<br />

Die wahren Held:innen<br />

des Alltags sind oft<br />

„unscheinbare“ Menschen,<br />

die mit Selbstlosig keit<br />

und Hingabe Großes<br />

vollbringen.<br />

In der Essenz bedeutet soziale <strong>Verantwortung</strong> also,<br />

Brücken zu bauen, wo Mauern stehen, und einen<br />

Beitrag zu leisten, der größer ist als das Selbst. Somit<br />

ist soziale <strong>Verantwortung</strong> nicht nur eine Verpflichtung,<br />

sondern vielmehr eine Investition in eine<br />

gemeinsame, lebenswerte Zukunft für alle.<br />

In diesem Sinne, liebe Leser:innen, wünsche ich<br />

Ihnen viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe, die in<br />

Zusammenarbeit mit vielen tollen Organisationen,<br />

Verbänden, Projekten, Initiativen und Menschen<br />

entstanden ist. Lassen Sie sich inspirieren, selbst<br />

aktiv zu werden oder spenden Sie vielleicht dieses<br />

Jahr anstelle zu Schenken und denken Sie dran: In<br />

jedem Lächeln, in jeder ausgestreckten Hand, liegt<br />

die Kraft, das Unmögliche möglich zu machen.<br />

FOTO: B. OTIENO/DSW<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der<br />

Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) entstanden.<br />

Aufklärung rettet Leben!<br />

Sexualität und Verhütung sind in Äthiopien trotz fortschrittlicher Gesetze noch ein Tabuthema, was angesichts der<br />

durchschnittlich sehr jungen Bevölkerung ein großes Problem ist. Viele Jugendliche finden keine Ansprechpartner*in,<br />

es mangelt an jugendgerechter Aufklärung und am Zugang zu Verhütungsmitteln.<br />

Text Angela Bähr<br />

Genet (19 Jahre) ist eine von der DSW ausgebildete Jugendberaterin.<br />

Sie gibt ihr Wissen über Sexualität und Verhütung<br />

an andere Jugendliche weiter.<br />

Bei meinem letzten Besuch in Äthiopien erzählte mir<br />

unsere Jugendberaterin Genet von einem 16-jährigen<br />

Mädchen. Sie war ungewollt schwanger und dermaßen<br />

verzweifelt, dass sie sich mit Selbstmordgedanken trug.<br />

Teenagerschwangerschaften sind in vielen Regionen südlich<br />

der Sahara an der Tagesordnung. Sie führen meist zum<br />

Schulabbruch der Mädchen, womit diese keine Chance auf<br />

weitere Bildung und eigene Erwerbstätigkeit haben und<br />

der Weg in Abhängigkeit und Armut vorprogrammiert ist.<br />

In diesem konkreten Fall konnte Genet helfen. Sie arbeitet<br />

in einem von der DSW unterstützten Jugendförderzentrum.<br />

Dort finden junge Menschen einen geschützten<br />

Raum, indem sie sich Gleichaltrigen anvertrauen und von<br />

ihnen beraten lassen können. Sie sprechen auf Augenhöhe<br />

mit Beraterinnen wie Genet, die selbst 19 Jahre alt<br />

ist und von der DSW ausgebildet wurde, um Jugendlichen<br />

den Zugang zu Sexualaufklärung, Verhütungsmitteln und<br />

Gesundheitsdienstleistungen zu vermitteln. Der 16-Jährigen<br />

hörte sie zu und versorgte sie mit allen notwendigen<br />

Informationen, um ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.<br />

Dank Genet schöpfte das Mädchen wieder Hoffnung. Darüber<br />

hinaus setzen sich die Berater*innen in ihren Gemeinden<br />

gegen Frühverheiratungen, schädliche traditionelle<br />

Praktiken und geschlechtsspezifische Gewalt<br />

ein und dies alles nicht nur in Äthiopien, sondern auch<br />

in Kenia, Tansania und Uganda.<br />

In Äthiopien hat die DSW zudem begonnen, Gesundheitsräume<br />

direkt in den Jugendzentren einzurichten. So entstehen<br />

gut erreichbare Anlaufstellen, in denen sich Jugendliche<br />

sicher fühlen können und durch geschultes Gesundheitspersonal<br />

kompetente Beratung sowie Zugang zu<br />

modernen Verhütungsmitteln erhalten.<br />

Unser Ziel ist es, den jungen Menschen, insbesondere den<br />

jungen Frauen, die Chance auf<br />

eine selbstbestimmte Zukunft zu<br />

eröffnen – dafür sind wir auf<br />

Spenden angewiesen. Denn in<br />

Afrika wächst gerade die größte<br />

Jugendgeneration aller Zeiten heran.<br />

Deren Zukunft geht uns alle an.<br />

Angela Bähr, stellvertretende Geschäftsführerin der<br />

Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW)<br />

Spenden Sie gerne an:<br />

Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)<br />

IBAN: DE56 2504 0066 0383 8380 00<br />

Kennwort: <strong>Verantwortung</strong> übernehmen<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.dsw.org<br />

FOTO:<br />

S. BEDNAREK/DSW


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Wir bitten um Ihre<br />

Aufmerksamkeit.<br />

Bringen wir #mehrAchtung auf die Straße – und Schiene.<br />

Für ein besseres Miteinander im Verkehr: Die Initiative<br />

#mehrAchtung will zusammen mit einer großen Partner-<br />

Allianz für mehr Aufmerksamkeit und gegenseitigen<br />

Respekt sorgen – und so das Verkehrsklima verbessern<br />

sowie die Sicherheit für alle erhöhen.


4<br />

Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Deutscher Caritasverband e. V. entstanden.<br />

Bild rechts: Orge Guyo ist eine der Frauen, deren<br />

Familie von dem Tanklaster mit Trinkwasser<br />

versorgt wird. Bild links: Mamo Jaba Gonjoba füllt<br />

am Wasserkiosk ihren Kanister auf Knopfdruck.<br />

© Sebastian Haury/Caritas international<br />

JEDER TROPFEN ZÄHLT<br />

Wege aus dem Wassernotstand<br />

Im dürregeplagten Norden Kenias leistet eine Caritas-Partnerorganisation Hilfe zum Überleben.<br />

Amina Isako ist Wasseringenieurin und damit eine Schlüsselfigur im Norden Kenias.<br />

Seit fast drei Jahren hat es dort in der Region Marsabit nicht mehr geregnet, eine Folge der<br />

globalen Klimakrise. Mit ihrer Organisation PACIDA sucht Isako Wege aus dem Wassernotstand –<br />

und stärkt damit zugleich die Rechte von Mädchen und Frauen.<br />

Text Laura Scherer<br />

Die Sonne brennt unbarmherzig vom Himmel,<br />

die Luft flirrt vor Hitze. Soweit das Auge<br />

reicht, nichts als Wüste. Vereinzelt ragen<br />

vertrocknete Bäume und Sträucher aus dem<br />

staubtrockenen Boden – stumme Zeugen einer Dürre,<br />

die den Norden Kenias seit fast drei Jahren im Würgegriff<br />

hält. Inmitten dieser unwirtlichen Umgebung<br />

wirkt das kleine gelbe Häuschen mit blauen Fensterläden<br />

fast unwirklich. Frauen in bunten Gewändern<br />

warten vor dem Wasserkiosk mit Kanistern, ihre<br />

kleinen Kinder auf den Rücken gebunden. Sie lachen<br />

und unterhalten sich. Die gelöste Stimmung lässt fast<br />

vergessen, unter welchem Druck die Menschen hier<br />

stehen. Fast alle Wasserstellen und Brunnen in<br />

Marsabit sind ausgetrocknet. Es fehlt an Trinkwasser,<br />

aber auch an Wasser zum Kochen, zum Wäschewaschen<br />

und zur Körperhygiene. Die Menschen hier kämpfen<br />

jeden Tag ums Überleben.<br />

Eine Oase in blau-gelb<br />

Dass überhaupt noch Zuversicht und Fröhlichkeit<br />

möglich sind, hat mit Amina Isako und ihrer Organisation<br />

PACIDA zu tun, mit der Caritas international seit<br />

zehn Jahren eng zusammenarbeitet. Isako ist Wasseringenieurin,<br />

sie hat den Wasserkiosk geplant und den<br />

Bau begleitet. „Die Gemeinde El-Boru hatte uns gebeten,<br />

den Zugang zu Wasser zu verbessern“, erzählt sie.<br />

Nun sprudelt es aus dem Hahn, ein kleines Wunder in<br />

dieser Wüstenlandschaft. Und ganz sicher eine große<br />

Ingenieurinnenleistung.<br />

„Das Bohrloch ist eines der ertragreichsten in der<br />

ganzen Gegend, mit einer Leistung von 41.000 Litern<br />

pro Stunde. Es hat eine Tiefe von 173 Metern und ist mit<br />

einer Tauchpumpe und einer 16-Kilowatt-Solaranlage<br />

ausgestattet“, referiert Amina Isako. Sie zeigt auf eine<br />

Stahlkonstruktion in ein paar Metern Entfernung:<br />

„Das Wasser wird in einen großen Plastiktank gepumpt,<br />

der auf einem Stahlturm steht. Vom Tank aus fließt das<br />

Wasser durch die Schwerkraft zu diesem Kiosk. Das<br />

Bohrloch versorgt 550 Haushalte und 9.000 Nutztiere<br />

mit Wasser.“<br />

Es geht um mehr als Wasser<br />

Als Ingenieurin kämpft Amina Isako aber nicht nur um<br />

jeden Tropfen Wasser, sondern auch um die Rechte von<br />

Frauen und Mädchen. Denn sie sind in Marsabit für das<br />

Wasserholen zuständig. „Frauen und Mädchen verwenden<br />

hier viel ihrer kostbaren Zeit mit der Suche<br />

nach Wasser. Sie legen dabei Strecken von 30 bis 40 Kilometern<br />

zurück und haben eine große Last zu tragen“,<br />

berichtet Isako. Dabei geht es ihr nicht nur um die<br />

körperliche Belastung. Die langen Wege zur nächsten<br />

Wasserquelle führen auch dazu, dass Mädchen immer<br />

wieder Unterrichtsstunden versäumen, bis sie schließlich<br />

die Schule ganz abbrechen.<br />

„Ohne Schulbildung erhöht sich die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass die Mädchen viel zu früh verheiratet werden“,<br />

erklärt Isako, selbst Mutter zweier Töchter. Es sei genau<br />

dieser Umstand, der sie motiviert habe, Wasseringenieurwesen<br />

zu studieren. „Alle Frauen und<br />

Mädchen brauchen Zugang zu Wasser in ihrer Nähe,<br />

und zwar zu einem erschwinglichen Preis.“ Wie gut der<br />

Wasserkiosk funktioniert, zeigt sich, als Jaba Gonjoba,<br />

eine der wartenden Frauen, ihren Wasserkanister<br />

befüllt. Sorgfältig rückt sie ihn unter den Wasserhahn<br />

und hält einen Chip gegen die Sensorplatte. Ein leises<br />

Piepen ertönt, das Wasser schießt aus dem Hahn.<br />

Es fehlt an Trinkwasser,<br />

an Wasser zum Kochen,<br />

zum Waschen und für<br />

die Körperhygiene.<br />

Wasser to go<br />

Das Motorengeräusch des Tanklastwagens ist ohrenbetäubend.<br />

„Clean water“, sauberes Wasser, steht an<br />

seiner von Wüstensand bedeckten Flanke. Mit dem<br />

LKW bringen Amina Isako und ihr Team Wasser in<br />

entlegene Gebiete, dorthin, wo weit und breit kein<br />

Brunnen und keine Wasserstelle mehr zu finden sind.<br />

In Dambala, einem Dorf im Nordosten von Marsabit,<br />

werden sie schon sehnsüchtig erwartet.<br />

Eine der Frauen, die vor dem Tanklastwagen Schlange<br />

stehen, ist Orge Guyo. Mit ihrer Familie ist sie nach<br />

Dambala gezogen, denn dieses Dorf liegt an einer<br />

breiten Teerstraße und kann von den Tanklastern<br />

angesteuert werden. Dort, wo sie vorher lebte, gibt es<br />

kein Wasser mehr, keine Hilfe und damit auch keine<br />

Chance zu überleben. Als Orge Guyo an der Reihe<br />

ist, steckt sie den Trichter in ihren Kanister und hält<br />

den Wasserschlauch darüber. Aufmerksam achtet sie<br />

darauf, dass kein Tropfen verloren geht. Der restliche<br />

Teil der Wasserlieferung wird in einen Tank am Rande<br />

des Dorfes geleitet. In den folgenden Tagen können die<br />

Frauen aus Dambala daraus Wasser schöpfen.<br />

Nah an den Menschen<br />

Amina Isako kennt die Menschen hier gut, auch mit<br />

Orge Guyo hat sie schon öfter gesprochen. Sie erklärt<br />

ihr, wie sie die Wasserreinigungstabletten einsetzen<br />

muss, um sicher zu gehen, dass das Wasser keimfrei<br />

ist und weder den Kindern noch ihr selbst gesundheitliche<br />

Probleme bereitet.<br />

Und sie ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte. „Orge<br />

Guyo und ihr Mann hatten 450 Ziegen. Jetzt sind ihnen<br />

noch fünf geblieben. Ohne Unterstützung könnten sie<br />

es sich nicht leisten, ihre Kinder weiter zur Schule zu<br />

schicken“, berichtet Isako.<br />

Das Viehsterben ist ein weiterer Bestandteil der<br />

Tragödie im Norden Kenias. 80 Prozent der Bevölkerung<br />

sind Hirtennomaden. Das Fleisch, die Milch und<br />

der Verkauf ihrer Ziegen, Schafe und Kühe bildeten<br />

ihre Lebensgrundlage. Nach drei Jahren Dürre ist von<br />

den Herden nicht mehr viel übrig. Obwohl die Hirten<br />

immer weitere Wege auf sich genommen hatten,<br />

um Weideland und Wasser zu finden, sind die meisten<br />

Tiere mittlerweile verdurstet und verhungert.<br />

Die Tierskelette im Wüstensand erinnern die<br />

Menschen täglich an ihren schrecklichen Verlust.<br />

Raus aus der Ausweglosigkeit<br />

Amina Isako spürt die Verzweiflung der Menschen<br />

jeden Tag. Manchmal scheint die Lage aussichtslos.<br />

Doch die junge Frau hat einen unbändigen<br />

Willen, das Leben der Menschen in Marsabit<br />

zum Guten zu wenden. Und wir bei<br />

Caritas international werden<br />

alles tun, um Amina Isako<br />

und PACIDA bei dieser<br />

Aufgabe zu unterstützen.<br />

Mit Ihrer<br />

Spende für<br />

Menschen<br />

in Not helfen<br />

Sie dort,<br />

wo es am<br />

nötigsten<br />

ist.<br />

Unsere lokalen Helferinnen und Helfer sichern<br />

das Überleben in Krisen und Katastrophen<br />

und schaffen Perspektiven für Menschen, die<br />

besonders schutzbedürftig sind. Ihre Spende wirkt<br />

schnell und gezielt. Caritas international setzt Ihre<br />

Spende für die Menschen ein, die sie aktuell am<br />

dringendsten benötigen - zum Beispiel in aktuellen<br />

Krisensituationen oder auch bei “vergessenen<br />

Katastrophen“, für die leider oft zu wenig Geld zur<br />

Verfügung steht.<br />

Spendenkonto / Caritas international<br />

IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02<br />

BIC: BFSWDE33KRL<br />

Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.caritas-international.de


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WIR SIND DA,<br />

WO GESUNDHEIT<br />

UNBEZAHLBAR IST.<br />

Die German Doctors sind ehrenamtlich weltweit<br />

im Einsatz und bilden vor Ort Gesundheitskräfte aus.<br />

DEINE<br />

SPENDE<br />

ZÄHLT.<br />

german-doctors.de


6<br />

Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info<br />

Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen:<br />

Ein Aufruf zur Stärkung der Prävention und<br />

Text Georg Sandmann<br />

Der Internationale Tag der Menschen mit<br />

Behinderungen, jährlich am 3. Dezember, ist<br />

eine bedeutende Gelegenheit, die Aufmerksamkeit<br />

auf die Rechte und die Würde von<br />

Menschen mit Behinderungen zu lenken. Dieser Tag<br />

wurde von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen,<br />

um das Bewusstsein für die Herausforderungen zu<br />

schärfen, denen Menschen mit Behinderungen gegenüberstehen,<br />

und um ihre Teilnahme an allen Aspekten<br />

des gesellschaftlichen Lebens zu fördern.<br />

Der Tag dient nicht nur dazu, auf die Notwendigkeit von<br />

Inklusion hinzuweisen, sondern auch, um auf Erfolge<br />

und Fortschritte im Bereich der behindertengerechten<br />

Infrastruktur, Bildung und Beschäftigung aufmerksam<br />

zu machen. Er soll die Vielfalt und die einzigartigen<br />

Fähigkeiten der Menschen mit Behinderungen hervorheben,<br />

anstatt sich ausschließlich auf ihre Einschränkungen<br />

zu konzentrieren.<br />

In vielen Ländern werden an diesem Tag Veranstaltungen,<br />

Konferenzen und kulturelle Aktivitäten organisiert,<br />

um das Bewusstsein zu stärken und den Dialog<br />

zwischen Regierungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen<br />

und der breiten Öffentlichkeit zu fördern. Es ist<br />

eine Gelegenheit, innovative Ansätze für die Integration<br />

von Menschen mit Behinderungen zu diskutieren und<br />

Best Practices zu teilen. In vielen Entwicklungsländern<br />

stehen Menschen mit Behinderungen vor besonderen<br />

Herausforderungen, wenn es um Inklusion und den<br />

Umgang mit vermeidbaren Behinderungen geht.<br />

Inklusion ist ein Schlüsselaspekt bei der Schaffung einer<br />

gerechten und integrativen Gesellschaft. Jedoch sind<br />

infrastrukturelle Barrieren und ein Mangel an Ressourcen<br />

oft Hindernisse für eine effektive Inklusion von Menschen<br />

mit Behinderungen in Entwicklungsländern.<br />

Der Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und<br />

Beschäftigung ist für viele von ihnen eingeschränkt.<br />

Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen<br />

erinnert uns daran, dass Inklusion nicht nur ein<br />

Ziel ist, sondern ein grundlegendes Menschenrecht.<br />

Der Tag soll die Vielfalt und<br />

Einzigartigkeit der Menschen<br />

mit Behinderungen hervorheben<br />

und dazu beitragen,<br />

alle Menschen als gleichberechtigte<br />

Mitglieder der<br />

Gesellschaft zu sehen.<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt in Entwicklungsländern<br />

ist der Umgang mit vermeidbaren Behinderungen. Oft<br />

resultieren Behinderungen aus Faktoren wie unzureichender<br />

Gesundheitsversorgung, mangelnder Prävention<br />

und unzureichenden sanitären Bedingungen. Durch den<br />

Fokus auf Gesundheitsaufklärung, Präventionsmaßnahmen<br />

und den Ausbau des Gesundheitssystems könnten<br />

viele Behinderungen vermieden werden. Kulturelle<br />

Vorurteile und fehlende Sensibilisierung sind auch ein<br />

Problem.<br />

Inklusion<br />

weltweit<br />

Menschen mit<br />

Behinderungen stoßen<br />

oft auf Vorurteile und Stigmatisierung, die ihre soziale Teilhabe<br />

erschweren. Hier ist Aufklärung von entscheidender<br />

Bedeutung, um das Bewusstsein für die Fähigkeiten und<br />

Potenziale von Menschen mit Behinderungen zu schärfen.<br />

Die Gemeinschaft weltweit spielt eine wichtige Rolle<br />

bei der Unterstützung von Entwicklungsländern bei der<br />

Schaffung inklusiver Gesellschaften und der Vermeidung<br />

von Behinderungen. Dies kann durch die Bereitstellung<br />

von finanziellen Mitteln, technischer Unterstützung und<br />

dem Austausch bewährter Praktiken erreicht werden. Es<br />

ist entscheidend, dass Entwicklungsländer in ihren Bemühungen<br />

um Inklusion und Prävention von vermeidbaren<br />

Behinderungen unterstützt werden, um sicherzustellen,<br />

dass alle Menschen die gleichen Chancen haben,<br />

ein erfülltes Leben zu führen.<br />

Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen<br />

sollte nicht nur eine Erinnerung an die Herausforderungen<br />

sein, sondern auch als Ansporn dienen,<br />

weltweit Maßnahmen zu ergreifen, die sicherstellen,<br />

dass Menschen mit Behinderungen in allen Teilen der<br />

Welt als gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft<br />

anerkannt und unterstützt werden.<br />

FOTO:UNSPLASH<br />

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Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info 7<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen e. V. entstanden.<br />

Gemeinsam für eine<br />

inklusive Arbeitswelt<br />

FOTO: ISTOCK<br />

Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Werkstätten für behinderte Menschen<br />

müssen zusammen daran arbeiten, Menschen mit Behinderungen auf dem<br />

allgemeinen Arbeitsmarkt zu inkludieren.<br />

Text Hannah Klotz<br />

So vielfältig Menschen sind, so vielfältig sind<br />

auch ihre Perspektiven. Und Perspektiven eröffnen<br />

bekanntlich Chancen. Das gilt auch<br />

beim Thema Arbeit für Menschen mit Behinderungen.<br />

Darum ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe,<br />

die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen<br />

am Arbeitsleben voranzubringen. Jede*r Einzelne von<br />

uns, ob Unternehmer*in, Politiker*in oder Arbeitnehmer*in,<br />

hat es in der Hand, die inklusive Arbeitswelt<br />

von morgen zu gestalten.<br />

Dabei können Werkstätten für behinderte Menschen<br />

mit ihrer Expertise einen wichtigen Beitrag leisten:<br />

Sie bieten Menschen mit Behinderungen Arbeit, berufliche<br />

Bildung und Persönlichkeitsentwicklung. Ihre<br />

besondere Stärke liegt in der Rehabilitation durch<br />

wertschöpfende Arbeit. Mit arbeitsmarktnahen, vielfältigen<br />

Arbeitsplätzen in Produktion und Dienstleistung<br />

schaffen sie zugleich die Voraussetzungen<br />

für Übergänge auf den allgemeinen Arbeitsmarkt.<br />

Wichtig ist aber auch: In Werkstätten steht der<br />

Mensch im Fokus und nicht die Gewinnerzielung<br />

des Sozialunternehmens.<br />

Die Arbeitsprozesse werden an den Menschen angepasst<br />

– nicht umgekehrt. Die Werkstatt ist ein<br />

lebendiger Arbeitsort, an dem Menschen mit und ohne<br />

Behinderungen gemeinsam Teilhabe am Arbeitsleben<br />

aktiv gestalten.<br />

Eine inklusive Arbeitswelt<br />

kann gelingen<br />

– wenn wir sie<br />

gemeinsam angehen!<br />

Diese Offenheit ist auch in Wirtschaft und<br />

Gesellschaft notwendig. Der Arbeitsmarkt braucht<br />

mehr Erfahrungen im Umgang mit Menschen mit<br />

Behinderungen und eine neue Art der Leistungsbewertung.<br />

Zu diesem Zweck wurde der jährliche, bundesweite<br />

Aktionstag Schichtwechsel ins Leben gerufen. An<br />

diesem Tag tauschen Menschen mit und ohne Behinderungen<br />

für einen Tag ihren Arbeitsplatz – und<br />

erleben so neue Perspektiven auf das Thema Teilhabe<br />

am Arbeitsleben. Eine Rekordbeteiligung in diesem<br />

Jahr hat deutlich gemacht: Menschen mit Behinderungen<br />

sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft.<br />

Und Werkstätten können nur gemeinsam mit anderen<br />

Unternehmen Inklusion vorantreiben.<br />

Dafür braucht es aber auch die richtigen Rahmenbedingungen:<br />

Neben Werkstätten und Unternehmen<br />

ist die Politik gefordert, mehr Teilhabe in allen Lebensbereichen<br />

für Menschen mit Behinderungen zu<br />

ermöglichen.<br />

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte<br />

Menschen setzt sich dafür ein, dass die Werkstattleistung<br />

im Sinne der Menschen mit Behinderungen<br />

weiterentwickelt wird. Werkstätten gestalten den Wandel<br />

zu einer inklusiven Arbeitswelt mit und sprechen sich<br />

für Veränderungen aus. Eine inklusive Arbeitswelt kann<br />

gelingen – wenn wir sie gemeinsam angehen!<br />

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8<br />

Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info<br />

„Das Ehrenamt in der Feuerwehr und auch<br />

im Rettungsdienst ist von großer Bedeutung<br />

für die Sicherheit der Gemeinschaft“<br />

Text Georg Sandmann<br />

Das eigene Leben riskieren, um Menschen<br />

in der Not zu retten. Was hat dich dazu<br />

inspiriert, Feuerwehrmann zu werden?<br />

Meine Inspiration war mein Schwiegervater. Er war zur<br />

Zeit, als ich mit der Ausbildung begonnen habe, selbst<br />

noch bei der Feuerwehr und hatte mich zweimal auf<br />

die Wache mitgenommen. Von da an kann man sagen,<br />

dass das Feuer in mir entfacht war. Dieses familiäre<br />

Verhältnis auf der Wache war für mich so inspirierend.<br />

Inwiefern glaubst du, dass die Berufswahl eine<br />

bedeutende Rolle bei der Gestaltung einer besseren<br />

Gesellschaft spielt?<br />

Ich glaube, dass die Berufswahl eine bedeutende Rolle<br />

bei der Gestaltung einer besseren Gesellschaft spielt.<br />

Sie hat direkten Einfluss auf verschiedene Aspekte des<br />

gesellschaftlichen Lebens. Menschen, die Berufe wählen,<br />

die soziale <strong>Verantwortung</strong> und das Gemeinwohl fördern,<br />

können dazu beitragen, soziale Probleme zu lösen und<br />

die Lebensqualität für alle zu verbessern. Berufe im<br />

Gesundheitswesen, Bildung, Umweltschutz und sozialer<br />

Arbeit können einen erheblichen Beitrag zur Gesellschaft<br />

leisten. Die Wahl ethischer und verantwortungsbewusster<br />

Berufe kann dazu beitragen, soziale Ungleichheiten zu<br />

reduzieren, Umweltauswirkungen zu minimieren und<br />

das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Ich glaube<br />

daher, dass es wichtig ist, dass Menschen bei ihrer Berufswahl<br />

nicht nur ihre eigenen Interessen, sondern auch<br />

möglicherweise unterbewusst die Auswirkungen auf die<br />

Gesellschaft berücksichtigen.<br />

Wie wichtig ist das Ehrenamt für die Feuerwehr?<br />

Das Ehrenamt spielt eine ganz entscheidende Rolle<br />

für die Feuerwehr, nicht nur auf dem Land sondern<br />

auch in den Städten. Aber dabei darf man nicht nur die<br />

Feuerwehrleute sehen, die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich<br />

engagieren, auch der freiwillige Dienst, wie er<br />

in ländlichen Gegenden oder dem Umland durchgeführt<br />

wird, ist eine ganz wichtige Stütze.<br />

Ohne das Ehrenamt im Bereich Feuerwehr und<br />

Rettungsdienst, wäre es schwer, die flächendeckende<br />

Versorgung in vielen Regionen aufrechtzuerhalten und<br />

unseren Aufgaben dem Retten, Löschen, Bergen und<br />

Schützen nachzukommen. Das Ehrenamt in der<br />

Feuerwehr und auch im Rettungsdienst ist also von<br />

großer Bedeutung für die Sicherheit der Gemeinschaft.<br />

Welches Gefühl wird bei dir ausgelöst, wenn<br />

dein Pieper losgeht?<br />

Am Anfang, also bestimmt das erste Jahr, und natürlich<br />

in der Ausbildung war es verrückt, Adrenalin<br />

wurde ausgestoßen, die Aufregung hat eingesetzt und<br />

dann wurde funktioniert. PBI (so ist der umgangssprachliche<br />

Name für unserer Schutzkleidung) an,<br />

und im Fahrzeug nichts vergessen, Atemschutzgerät,<br />

Atemschutzmaske, Funkgerät, Helm, Handschuhe<br />

und auf der Einsatzstelle, Axt, Strahlrohr, usw. Mittlerweile<br />

ist auch das in eine Routine übergegangen.<br />

Der Pieper ist für mich wie ein Telefon für einen<br />

Servicemitarbeiter geworden. Auch bei Rettungsdiensteinsätzen<br />

mit Kollegen der HiOs wird eng<br />

zusammengearbeitet, da wir dort oft mit dem Löschfahrzeug<br />

z. B. für eine Türöffnung oder bei notärztlicher<br />

Versorgung den Notarzt zur Einsatzstelle<br />

bringen.<br />

instagram<br />

@kay.vonchamier<br />

Menschen, die Berufe wählen, die soziale<br />

<strong>Verantwortung</strong> und das Gemeinwohl<br />

fördern, können dazu beitragen, soziale<br />

Probleme zu lösen und die Lebensqualität<br />

für alle zu verbessern.<br />

Kay von Chamier, Berliner Feuerwehrmann<br />

WWW.KAYVONCHAMIER.DE<br />

Wie eng arbeitest du mit anderen Rettungsdiensten<br />

und Organisationen zusammen, z. B. der Polizei<br />

oder dem Rettungsdienst?<br />

Wir arbeiten sehr eng mit den Kollegen der Polizei oder<br />

den HiOs (Abk. für Hilfsorganisationen) zusammen. Sie<br />

sind fester Bestandteil der meisten Einsätze, sei es bei<br />

einem Brand, wo die Kollegen der Polizei die Einsatzstelle<br />

freihalten, oder wenn wir bei einem Verkehrsunfall die<br />

Einsatzstelle für die Kollegen vorbereiten. Alles geschieht<br />

ineinandergreifend.<br />

Lesen Sie das gesamte Interview auf unserer Webseite:<br />

www.sozialeverantwortung.info<br />

FOTO: PRIVAT<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der<br />

Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e. V. entstanden.<br />

Tierische Helfer<br />

für die Lebensretter<br />

In diesem Jahr sind in Deutschland erneut über 300 Menschen<br />

ertrunken. Es wären weit mehr, wenn nicht in vielen Fällen<br />

Retter zur Stelle gewesen wären.<br />

So bewahrten zum Beispiel 2022 allein die ehrenamtlichen<br />

Rettungsschwimmer der Deutschen<br />

Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) 836<br />

Menschen vor dem Tod im Wasser. Weitere<br />

500 Menschen retteten die Freiwilligen außerhalb von<br />

Gewässern. In diesen Fällen erhalten die Einsatzkräfte<br />

immer wieder Unterstützung von ihren Helfern auf<br />

vier Pfoten.<br />

Die wenigsten Menschen wissen jedoch, dass auch<br />

Vierbeiner als Lebensretter im Einsatz sind. Die<br />

Rettungshunde sind darauf trainiert, Menschen zu<br />

finden. „Unsere Hunde suchen vermisste Personen,<br />

den Rentner, der nicht vom Spaziergang zurückkam,<br />

den Jogger oder kleine Kinder, die verschwunden<br />

sind“, nennt Rettungshundeführerin Sabine Christmann<br />

Beispiele. Mit Hilfe der Tiere können Vermisste<br />

gefunden und versorgt werden, bevor es für sie<br />

lebensbedrohlich wird.<br />

Vom Underdog zum Lebensretter<br />

Im niedersächsischen Rehburg-Loccum absolviert<br />

Chico derzeit seine Ausbildung zum Rettungshund.<br />

Frauchen Mailin brachte ihm bereits davor schon viele<br />

Dinge bei. „Doch die beste Idee war es, zur Rettungshundestaffel<br />

der DLRG zu gehen“, findet die mit erst<br />

19 Jahren noch junge Rettungshundeführerin. Gemeinsam<br />

machen sie große Fortschritte, was jedoch nicht<br />

selbstverständlich ist. Denn eine der Voraussetzungen<br />

für die Ausbildung ist, dass der Hund ein sicheres<br />

Wesen hat. Chico jedoch plagen bis heute Ängste.<br />

Text Martin Holzhause<br />

Bevor er nach Deutschland kam, verbrachte er die<br />

ersten zwei Jahre seines Lebens als Straßenhund in<br />

der Slowakei. Wie es ihm dort erging, lässt sich nur<br />

erahnen.<br />

„Es ist super zu sehen, wie sich Chico entwickelt, wie<br />

er seine Ängste immer weiter loswird und Vertrauen<br />

zu den Menschen fasst, die ihm nichts Böses wollen“,<br />

sagt Mailin. Sie will mit ihrem Underdog noch viele<br />

Abenteuer bestreiten. Nach der Ausbildung wird das<br />

Duo die Rettungshundestaffel der DLRG Ortsgruppe<br />

Rehburg-Loccum verstärken. Als sogenannter Mantrailer<br />

wird Chico im Einsatz seinen hervorragenden<br />

Geruchssinn nutzen, um – aller möglichen Ablenkungen<br />

zum Trotz – zielsicher nach einer<br />

bestimmten Person zu suchen.<br />

Für die Suche nach Personen unersetzlich<br />

Die Arbeit der DLRG Rettungshundestaffeln ist<br />

von großer Bedeutung. Ob Wasserortung, Uferrandund<br />

Flächensuche, Mantrailing oder die Suche in<br />

von Hochwasser zerstörten Gebäuden und Trümmern:<br />

Dank ihrer Spürnasen können die vierbeinigen<br />

Retter Menschen auf einer Fläche von bis zu 100.000<br />

Quadratmetern auffinden. Das entspricht etwa 14 Fußballfeldern.<br />

Für die Suche nach vermissten Personen<br />

sind die Rettungshundestaffeln daher unersetzlich.<br />

Doch Ausbildung und Ausrüstung der Mensch-Hund-<br />

Teams sind zeit- und kostenintensiv. Die engagierten<br />

Hundeführer investieren viel, um die Tiere zu trainieren<br />

und sie auf Rettungseinsätze vorzubereiten.<br />

Für Ausbildung und Einsatz benötigen sie zudem einiges<br />

an Ausrüstung. Mailin wünscht sich beispielsweise ein<br />

GPS-Gerät mit Halsband für Chico, womit sich Einsätze<br />

besser bewerkstelligen lassen. Ausstattung wie diese<br />

beschaffen die Ehrenamtlichen meist selbst. Deshalb<br />

freuen sich die Retter über jede Unterstützung,<br />

die sie bekommen.<br />

So helfen Spenden<br />

dabei, Equipment<br />

für die lebensrettende<br />

Arbeit<br />

zu beschaffen.<br />

Die beste Idee war es,<br />

zur Rettungshundestaffel<br />

zu gehen.<br />

Mailin, Rettungshundeführerin<br />

WWW.DLRG.DE


Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info 9<br />

Die Retter im Alltag.<br />

Text Georg Sandmann<br />

Wann hast du dich entschieden,<br />

Rettungssanitäter zu werden und<br />

aus welchen Gründen?<br />

Im Jahr 2014, direkt nach meinem Abitur,<br />

entschied ich mich zunächst für ein <strong>Soziale</strong>s Jahr, um<br />

die Medizinbranche kennenzulernen, obwohl ich bereits<br />

einen Studienplatz in Medizin sicher hatte.<br />

Während dieses Jahres im Rettungsdienst und Krankentransport<br />

qualifizierte ich mich zum Rettungssanitäter.<br />

Schnell wurde mir jedoch klar, dass dies nicht mein<br />

dauerhafter Beruf sein sollte, aufgrund der körperlichen<br />

Belastung. 2016 begann ich daher mein Studium im<br />

Rettungsingenieurwesen, schloss es mit einem Master<br />

ab und bin aktuell Doktorand an der Uniklinik der<br />

RWTH Aachen. Ich merke immer wieder erleichtert<br />

zu sein aus dem Krankenhausumfeld zu kommen und<br />

arbeite doch gerne als Rettungssanitäter, da es mir<br />

ermöglicht, schnell <strong>Verantwortung</strong> zu übernehmen,<br />

Menschen direkt zu helfen und einen positiven Unterschied<br />

zu machen – auch wenn nicht in jedem Dienst<br />

Leben gerettet wird, wird doch in jedem Dienst geholfen.<br />

Was sind deiner Meinung nach die größten<br />

Herausforderungen im Rettungsdienst?<br />

Die steigenden Einsatzzahlen aufgrund des demografischen<br />

Wandels stellen uns vor große Herausforderungen.<br />

Die wachsende Bevölkerung und die<br />

Überalterung bedeuten, dass mehr Menschen krank<br />

werden oder aufgrund medizinischer Fortschritte länger<br />

mit schweren Krankheiten leben aber auch dauerhaft<br />

betreut werden müssen, was z. B. durch häufige<br />

Krankenhausfahrten eines Patienten sichtbar wird.<br />

Wir müssen Patienten mit chronischen Erkrankungen<br />

wie beispielsweise COPD regelmäßig transportieren<br />

– manche ein- bis zweimal im Monat. Dies stellt den<br />

Rettungsdienst vor langfristige Herausforderungen.<br />

Hinzu kommt, dass es damals oft ein stabiles soziales<br />

Umfeld um die Patienten gab, das sich um die Menschen<br />

kümmerte – heute sehen wir eine alternde und<br />

häufig vereinsamte Gesellschaft. Dadurch werden wir<br />

immer häufiger zu Problemlösern und müssen Menschen<br />

aus schwierigen Lebenssituationen evakuieren,<br />

die kein akutes Leiden haben, sondern altersbedingt<br />

nicht mehr allein leben können. Dies stellt eine Herausforderung<br />

dar, die nicht immer den Einsatz eines<br />

teuren Rettungswagens mit modernster Technik,<br />

sondern vielmehr eine Begleitung durch soziales<br />

Fachpersonal erfordert.<br />

Zusätzlich leiden wir unter akutem Fachkräftemangel,<br />

da die Anzahl qualifizierter Kräfte nicht ausreicht<br />

und immer mehr an ihre Grenzen stößt. Wir müssen<br />

das System umstrukturieren, um ein vielschichtiges<br />

Versorgungsangebot zu schaffen und gleichzeitig echte<br />

Notfälle angemessen zu versorgen. Dies erfordert die<br />

Einführung mehrerer Versorgungsstufen, wie von der<br />

Regierungskommission zur Reform der Notfallversorgung<br />

vorgeschlagen, um an möglichst vielen<br />

Stellen geeignete Angebote bereitzustellen.<br />

Im Notfall handeln – doch wie geht das? Hast du<br />

Tipps wie man sich als Laie in Notfallsituationen<br />

richtig verhalten sollte?<br />

Wenn ich auf einer Party erzähle, dass ich im Rettungsdienst<br />

arbeite, bekomme ich oft Reaktionen wie “Das<br />

könnte ich nicht“ oder “Ich kann kein Blut sehen“. Hier<br />

ist meine Überzeugung, dass jeder dazu in der Lage ist,<br />

und die vermeintlichen Grenzen, die man sich selbst<br />

setzt, überwinden zu können. Sobald man die Rettungsdienstuniform<br />

trägt, vor einem Patienten steht und weiß,<br />

dass man die einzige Hilfe vor Ort ist, ist man automatisch<br />

in der Lage, zu funktionieren und zu helfen.<br />

Das ist ein wichtiger Punkt, den ich betonen möchte:<br />

Wenn du sagst, “ich könnte das nicht“, glaube ich das<br />

nicht, denn du kannst es definitiv. Dies gilt auch für Notfallsituationen,<br />

in die Laien geraten. Es ist entscheidend,<br />

Ruhe zu bewahren und sich zu orientieren, auch wenn<br />

es schwerfällt. In Deutschland lautet die erste Frage, die<br />

man beim Rettungsdienstanruf erhält, immer: “Notruf<br />

– Feuerwehr und Rettungsdienst, in welcher Stadt ist<br />

der Notfallort?“ Das bedeutet, dass ein Ersthelfer wissen<br />

muss, wo er sich mit dem Verletzten befindet. Nachdem<br />

man den Ort genannt hat, wird der Rettungsdienst aus<br />

der zuständigen Leitstelle entsandt, und gleichzeitig<br />

erhält man telefonische Anweisungen zur Ersten Hilfe.<br />

Als Anrufer muss man sich also keine Sorgen machen,<br />

denn selbst in stressigen Situationen hat man stets telefonische<br />

Unterstützung und in der Regel dauert es nicht<br />

lange, bis die ersten Rettungskräfte eintreffen und die<br />

Versorgung übernehmen. Als Ersthelfer ist es wichtig,<br />

Ruhe zu bewahren, den telefonischen Anweisungen<br />

zu folgen und im Wesentlichen dasselbe zu tun wie<br />

professionelle Rettungskräfte: zu handeln. Jeder kann<br />

das, jeder ist in der Lage zu helfen und Menschenleben<br />

zu retten.<br />

Lesen Sie das gesamte<br />

Interview mit Luis<br />

auf unserer<br />

Kampagnenwebseite!<br />

instagram<br />

@5_sprechwunsch<br />

Jeder kann helfen und ist in der<br />

Lage, Menschenleben zu retten.<br />

FOTO: PRIVAT<br />

Luis Teichmann, Rettungssanitäter<br />

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Helfen Sie mit Leben zu retten<br />

dlrg.de/spenden


10<br />

Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info<br />

FOTO: TINO WICHMANN<br />

„Wenn ich sehe, wie jemand sich<br />

engagiert und sich selbstlos in Hilfsprojekte<br />

stürzt, kann man mich<br />

sehr leicht auf seine Seite ziehen.“<br />

Wer die Sendung „Galileo“ kennt – kennt ihn: Extremreporter<br />

Harro Füllgrabe. Harro ist bekannt für seine Abenteuerlust und seine<br />

Neugierde, die er in zahlreichen außergewöhnlichen Experimenten<br />

zur Schau gestellt hat. Er bereist die ganze Welt, sammelt Erfahrungen<br />

und Geschichten von den abgelegensten Orten und begeistert<br />

durch seine Liebe zu Menschen. Im Interview sprechen wir<br />

mit ihm über die Wichtigkeit des sozialen Miteinanders.<br />

Text Georg Sandmann


Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info 11<br />

Lieber Harro, was bedeutet soziale<br />

<strong>Verantwortung</strong> für Dich?<br />

<strong>Soziale</strong> <strong>Verantwortung</strong> heißt für mich<br />

einen respektvollen Umgang mit seinem<br />

Umfeld zu pflegen und nicht nur die<br />

persönlichen Vorstellungen in den Vordergrund zu<br />

stellen. Gerade wenn man in der Öffentlichkeit steht,<br />

steigt meiner Meinung nach die soziale <strong>Verantwortung</strong>,<br />

da man andere Menschen, Follower oder Fans, mit der<br />

eigenen Sicht der Dinge beeinflussen kann. Dies sollte<br />

man immer im Auge behalten und diese „Macht“ nicht<br />

für Populismus missbrauchen. Mit einem guten Herzen<br />

und Respekt für sein Umfeld kann man eine Menge<br />

bewegen, egal ob als Person des öffentlichen Lebens,<br />

als Nachbar:in, Freund:in, Arbeitskollege:in oder<br />

Vereinsmitglied.<br />

Gibt es bestimmte Botschaften oder Werte, die<br />

dich antreiben und die du mit deiner Arbeit fördern<br />

möchtest?<br />

Ich wünsche mir immer ein friedliches und respektvolles<br />

Miteinander. Egal ob privat oder bei der Arbeit.<br />

Ich finde es wichtig sich auch andere Meinungen oder<br />

Haltungen anzuhören und sich damit auseinanderzusetzen.<br />

Das heißt nicht, dass man alles gutheißen muss,<br />

aber zumindest sollte man zeigen, dass man bereit ist<br />

zuzuhören. Ich habe bei meinen privaten aber auch<br />

vielen Dienstreisen immer wieder erfahren dürfen,<br />

dass diese Einstellung Türen öffnet und auch kulturelle<br />

Gräben überwindbar machen kann. Voraussetzung<br />

dafür ist natürlich auch der gegenseitige Respekt,<br />

ohne den es nicht möglich ist.<br />

Durch deinen Beruf als Reporter bist du bereits<br />

viel in der Welt unterwegs gewesen. Inwiefern<br />

hat sich dadurch deine eigene Sicht auf die Welt<br />

verändert? Gibt es besondere Erlebnisse, die dich<br />

nachhaltig beeinflusst haben?<br />

Ich bin schon als Kind sehr viel in der Welt herumgereist.<br />

Meine Eltern haben mir das sozusagen in die<br />

Wiege gelegt. Sie sind wahre Globetrotter und ich war<br />

natürlich immer mit dabei. So bin ich z. B. von 1977<br />

bis 1983 in Argentinien aufgewachsen, da mein Papa<br />

in Buenos Aires an der deutschen Hölters Schule als<br />

Lehrer gearbeitet hat. Durch dieses Leben habe ich<br />

schon sehr früh Kontakt zu verschiedenen Kulturen<br />

und Bräuchen gehabt, die ich zu respektieren gelernt<br />

habe. Sie waren und sind Teil eines großen Ganzen, zu<br />

dem auch wir gehören.<br />

Man darf sich nicht über andere stellen, auch wenn es<br />

uns vermeintlich besser geht. Es gibt immer auch in<br />

sogenannten „primitiven“ Umfeldern wertvolle Aspekte<br />

und Ansichten, die uns „Fortschrittlichen“ die Augen<br />

öffnen können und sollten. Gerade was das zwischenmenschliche<br />

oder familiäre Leben angeht. Dort haben<br />

wir in unserer modernen Welt mit Sicherheit Nachholbedarf.<br />

Besonders in Erinnerung geblieben sind mir<br />

Situationen, in denen ich Menschen treffen durfte, die<br />

so gut wie nichts besitzen, aber alles mit einem Teilen.<br />

Eine solche Selbstlosigkeit und Gastfreundschaft ist<br />

bewundernswert. Das habe ich zuletzt bei einem Dreh<br />

für Galileo in der Mongolei erleben dürfen. Mit ganz<br />

einfachen Halbnomaden, die mit mir zusammen in<br />

ihrer Jurte gelebt haben und mich wie einen Sohn<br />

behandelt haben. Das hat mich zu Tränen gerührt.<br />

Ich wünsche<br />

mir immer ein<br />

friedliches und<br />

respektvolles<br />

Miteinander.<br />

Könntest du uns etwas über dein persönliches<br />

Interesse an sozialem Engagement erzählen und<br />

wie du dazu gekommen bist?<br />

<strong>Soziale</strong>s Engagement ist sehr wichtig für die Gesellschaft.<br />

Es lässt uns zusammenstehen und sollte die<br />

Schwächeren mit Hilfe der Stärkeren unterstützen,<br />

um gemeinsam besser dazustehen. Wenn es möglich<br />

ist, möchte ich zusammenführen, Gräben überwinden,<br />

einfach Menschen zusammenbringen und<br />

damit eine bessere, stärkere Gemeinschaft schaffen.<br />

Ich selbst mache viel zu wenig, aber zumindest<br />

ein bisschen was.<br />

Kannst du uns von einem speziellen Projekt oder<br />

einer Aktion erzählen, die dir besonders wichtig war<br />

und die du aktiv unterstützt hast?<br />

Ich unterstütze den von Rüdiger Nehberg gegründeten<br />

TARGET e. V. (für indigene Völker und Urwaldschutz /<br />

für ein Ende der weiblichen Genitalverstümmelung),<br />

bin Botschafter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft<br />

für sicheres Schwimmen, Schirmherr des DLRG<br />

Ortsverbandes Gummersbach e. V. und spende noch<br />

für ein paar andere Institutionen. Die Arbeit des leider<br />

viel zu früh verstorbenen Rüdiger Nehberg und seiner<br />

Frau Annette hat mich fasziniert und ich wollte meinen<br />

Beitrag dazu leisten, sie ein bisschen darin zu unterstützen.<br />

Mir ist menschliche Nähe und Wärme dabei sehr<br />

wichtig. Wenn ich sehe, wie jemand sich engagiert und<br />

sich selbstlos in Hilfsprojekte stürzt, kann man mich<br />

sehr leicht auf seine Seite ziehen. Bei der DLRG kam es<br />

durch persönliche Gespräche zu einer tollen Zusammenarbeit<br />

und ich wollte mich einfach für diese vorbildliche<br />

ehrenamtliche Arbeit einsetzen, die heutzutage leider<br />

viel zu wenig wertgeschätzt wird. Das gilt im Übrigen für<br />

alle ehrenamtlichen Posten!<br />

Welche Ratschläge würdest du jungen Menschen<br />

geben, die sich für soziales Engagement interessieren,<br />

aber nicht wissen, wie sie anfangen sollen?<br />

Ihr solltet die Augen und Ohren offenhalten und bei den<br />

Themen, die Euch berühren, zugreifen. Es beginnt meist<br />

mit den ganz einfachen Dingen wie anderen die Tür<br />

aufhalten oder fragen, ob man bei etwas spontan helfen<br />

kann.Ihr glaubt gar nicht, wieviel positive Energie solche<br />

Momente auslösen können. Dankbarkeit in den Gesichtern<br />

der anderen und die Freude darüber bei einem<br />

selbst. Ihr solltet auch keine Angst davor haben, Euch zu<br />

engagieren und dadurch vielleicht zu viel Zeit für andere<br />

Sachen zu verlieren. Denn selbst ein kleiner Einsatz ist<br />

sehr viel Wert!<br />

Was denkst du, brauchen wir für eine bessere Welt<br />

und was kann jeder dazu beitragen?<br />

Im Prinzip brauchen wir „nur“ einen Leitfaden:<br />

RESPEKT füreinander! Und zwar gegenseitigen Respekt!<br />

Das ist leicht gesagt oder geschrieben, aber manchmal<br />

sehr schwer umzusetzen. Wenn wir das aber beherzigen,<br />

können wir gemeinsam sehr stark sein. Dazu gehört aber<br />

auch, das eigene Ego ein bisschen hintenan zu stellen.<br />

FOTO:<br />

TINO WICHMANN<br />

instagram<br />

@harro_fuellgrabe_official<br />

FOTO: PRIVAT<br />

Wenn es möglich ist,<br />

möchte ich zusammenführen,<br />

Gräben überwinden,<br />

einfach Menschen<br />

zusammenbringen und<br />

damit eine bessere, stärkere<br />

Gemeinschaft schaffen.<br />

Harro Füllgrabe<br />

Extremreporter


12<br />

Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk entstanden.<br />

Wie ein Elektrotechnik-Meister aus Aurich seine<br />

Expertise ins Ehrenamt einbringt, um Gutes zu tun<br />

Die THW-Helfer sind nicht nur Retter in Not, sondern auch Technologie-Enthusiasten.<br />

Ihr Wissen und ihre Fähigkeiten setzen sie für die Gemeinschaft ein - und das ehrenamtlich.<br />

Text Larissa Xander<br />

Seit rund 70 Jahren engagieren sich Helfer des<br />

THW ehrenamtlich im Zivil- und Katastrophenschutz.<br />

Bei Stromausfällen bringen sie mithilfe<br />

von Netzersatzanlagen Licht ins Dunkle, bei Sturmschäden<br />

beseitigen sie entwurzelte Bäume und<br />

Trümmerteile. Dabei arbeiten sie eng mit anderen<br />

Organisationen wie der Feuerwehr oder der Polizei<br />

zusammen, um die Bevölkerung zu schützen.<br />

Lieber Herr Folkers, wie sind Sie zum THW<br />

gekommen?<br />

Nachdem ich mein Meisterstudium in Elektrotechnik<br />

am Berufsbildungszentrum (BBZ) der Handwerkskammer<br />

für Ostfriesland in Aurich erfolgreich abgeschlossen<br />

hatte, spürte ich den inneren Wunsch, mein<br />

erworbenes Wissen ehrenamtlich einzusetzen.<br />

Besonders beeindruckt und angesprochen haben mich<br />

die vielfältigen Fachrichtungen im Elektrobereich des<br />

THW. Diese Vielfalt hat mich dazu motiviert, mich hier<br />

zu engagieren und mein Fachwissen für die Gemeinschaft<br />

einzubringen.<br />

Wie können Sie Ihre beruflichen Kenntnisse<br />

einbringen?<br />

Es gibt verschiedene Fachgruppen, die spezielle Aufgaben<br />

und Verantwortlichkeiten innerhalb der Organisation<br />

übernehmen. Zum Beispiel gibt es die Fachgruppe<br />

Wassergefahren, die bei der Rettung von Menschen und<br />

Tieren im und am Wasser zum Einsatz kommt. Als Fachkraft<br />

für Elektrotechnik kann ich im THW mein Wissen<br />

einbringen. Im Ortsverband Aurich umfasst dies die Ausund<br />

Fortbildung in der Elektrotechnik sowie die Vermittlung<br />

von Best Practices und Sicherheitsprotokollen<br />

im Umgang mit Strom und Infrastruktur aufgaben. Eine<br />

der Kernkompetenzen der Organisation ist die schnelle<br />

Reaktionsfähigkeit in Notsituationen. Zu Beginn eines<br />

Einsatzes helfen wir z. B. oft mit mobilen Stromversorgungen<br />

aus und befähigen so andere Organisationen.<br />

Haben Sie durch das Ehrenamt Vorteile in<br />

Ihrem Beruf?<br />

In der Tat, das Ehrenamt bietet vielfältige Möglichkeiten<br />

zur persönlichen Weiterentwicklung. Wir<br />

haben die Gelegenheit, an verschiedenen Schulungen<br />

teilzunehmen und von den im Ehrenamt verpflichtenden<br />

Gesundheitschecks auch beruflich zu profitieren.<br />

Ein gutes Beispiel dafür ist der Hubarbeitsbühnenführerschein,<br />

den wir erwerben können. Dieser Schein<br />

ist nicht nur für unser Ehrenamt, sondern auch für<br />

unsere berufliche Tätigkeit von Nutzen.<br />

Ehrenamtliche Engagements sind in jeder Branche bewundernswerte<br />

Initiativen, da Menschen aus persönlicher<br />

Motivation heraus Aufgaben in ihrer Freizeit<br />

übernehmen. Im Fall des THW fasziniert mich<br />

besonders der ausgeprägte technische Aspekt. Strom<br />

erzeugen, temporäre Telekommunikationssysteme<br />

einrichten, Trinkwasser aufbereiten - all das leisten<br />

Ehrenamtliche beim THW. Hier können Ehrenamtliche<br />

ihre Begeisterung für Technologie in die Tat umsetzen<br />

und aktiv dazu beitragen, technische Herausforderungen<br />

zu bewältigen.<br />

Wie ist das, wenn ein Einsatz in die Arbeitszeit<br />

fällt? Wird der Verdienstausfall erstattet?<br />

Bevor das Ehrenamt tatsächlich ausgeübt werden kann,<br />

ist es erforderlich, ein Gespräch mit dem Arbeitgeber zu<br />

führen, um ihn über die geplante Ausübung zu informieren.<br />

Dies gewährleistet, dass der Arbeitgeber die<br />

Situation kennt und die ehrenamtliche Tätigkeit unterstützen<br />

kann. Insbesondere wenn ein Einsatz während<br />

der regulären Arbeitszeit ansteht, wurde bereits im<br />

Vorfeld mit meinem Arbeitgeber besprochen, dass ich<br />

mich von meiner Arbeitsstelle entfernen kann, um am<br />

Einsatz teilzunehmen. Als Ausgleich dafür erhält der<br />

Arbeitgeber im Anschluss eine entsprechende Kompensation<br />

für entgangenen Verdienst.<br />

Beim THW<br />

kann ich meine<br />

Expertise in der<br />

Elektrotechnik<br />

einbringen, um<br />

Menschen in<br />

Not zu helfen.<br />

Djure Folkers<br />

Schirrmeister beim<br />

Technischen Hilfswerk (THW) in Aurich<br />

Was war der herausforderndste Einsatz für Sie?<br />

Der Einsatz, der mich bislang am stärksten geprägt hat,<br />

war im Ahrtal. Die verheerende Jahrhundertflut im<br />

Juli 2021 wurde durch heftige Sommerregen innerhalb<br />

kürzester Zeit ausgelöst und führte zu einem Hochwasser,<br />

das zahlreiche Gebäude – darunter Wohnhäuser,<br />

Geschäfte, Fabriken und Werkstätten – zerstörte<br />

und tragischerweise 135 Menschenleben forderte.<br />

Dieser Einsatz stellte uns vor immense Herausforderungen,<br />

sowohl auf persönlicher als auch zwischenmenschlicher<br />

Ebene. Die vermissten Menschen und die<br />

Unübersichtlichkeit durch die Flut erforderten schnelle<br />

Absprachen, das stärkte unseren Zusammenhalt und<br />

verdeutlichte, wie sehr wir uns in solchen Momenten<br />

aufeinander verlassen können. Diese Erfahrungen<br />

bleiben fest in unseren Köpfen verankert.<br />

Durch die Weitergabe meines Wissens und meiner<br />

Fähigkeiten trage ich dazu bei, dass die Einsatzkräfte<br />

gut ausgebildet und vorbereitet sind, um in kritischen<br />

Momenten effektiv handeln zu können. Diese Kenntnisee<br />

stärken meine pflichtbewusste Arbeit in der<br />

ehrenamtlichen Tätigkeit und in meinem Beruf.<br />

FOTOS: THW<br />

Dies zeigt das beiderseitige Interesse an der Förderung<br />

ehrenamtlicher Aktivitäten seitens des Arbeitgebers<br />

und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Oft sind<br />

die Einsätze nicht voraussehbar, daher ist eine gute<br />

Regelung wichtig.<br />

WEITERE INFORMATIONEN:<br />

www.jetzt.thw.de


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14<br />

Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info<br />

Ich möchte etwas für .. die Gesellschaft<br />

tun und etwas zuruckgeben<br />

FOTO:<br />

PRIVAT<br />

Hela G. spricht mit uns im Interview über ihr Ehrenamt in der Flüchtlingsintegration<br />

und ihre Arbeit als Freiwilligenkoordinatorin bei der Allgemeinen <strong>Soziale</strong>n Beratung<br />

Rüdersdorf des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin e.V. / Region Brandenburg.<br />

Welche Motivation treibt dich an, dich ehrenamtlich<br />

in der Flüchtlingsintegration zu<br />

engagieren?<br />

Ich habe das Helfer-Syndrom geerbt. Ich wurde in meinem<br />

Elternhaus dazu erzogen, anderen Menschen stets<br />

zu helfen. Ich möchte etwas für die Gesellschaft tun und<br />

etwas zurückgeben. Es macht mich sehr glücklich, wenn<br />

ich anderen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern<br />

kann. Ich engagiere mich nicht nur in der Flüchtlingsintegration,<br />

sondern stehe auch allen zur Seite, die Hilfe<br />

benötigen. Ich unterstütze Menschen in unterschiedlichen<br />

Lebenssituationen. Nachdem meine bereits<br />

erwachsenen Kinder ausgezogen sind, habe ich mehr<br />

Zeit für neue Aufgaben. Das ehrenamtliche Engagement<br />

ist mittlerweile ein fester Bestandteil meiner täglichen<br />

Aktivitäten geworden. Egal, ob lokal, bei Informationsveranstaltungen<br />

im Ort oder spontan bei Aktivitäten für<br />

geflüchtete Menschen, oder virtuell, sei es durch Onlineübersetzungen<br />

oder das Schreiben von Briefen – ich<br />

führe alles parallel aus.<br />

Wie sieht die Arbeit bei der Flüchtlingsintegration<br />

aus? Was sind deine Hauptaufgaben und wie sieht es<br />

Arbeitstag bei dir aus?<br />

Das freiwillige Engagement ist nicht mein Hauptberuf.<br />

Engagiert bin ich für 2–3 Stunden pro Woche, aber wie es<br />

Text Georg Sandmann<br />

heißt, freiwillig, also höre ich auf, wenn alles erledigt ist.<br />

Der Schwerpunkt meiner Tätigkeit liegt im Dolmetschen,<br />

sowohl von Arabisch und Französisch zu Deutsch als<br />

auch von Deutsch zu Arabisch und Französisch. Ich<br />

begleite Menschen zu Behörden, Schulen, Kitas, Ärzten,<br />

Krankenhäusern, Banken und Versicherungen. Meine<br />

Aufgaben umfassen die administrative Ablage, das Ordnen<br />

von Unterlagen bei Geflüchteten, das Vermitteln von<br />

Ordnung in Unterlagen und alles rund um die Wohnung.<br />

Das ehrenamtliche Engagement<br />

ist mittlerweile ein fester<br />

Bestandteil meiner täglichen<br />

Aktivitäten geworden.<br />

Darüber hinaus kläre ich über Miet- und Rechtspflichten<br />

auf, berate Geflüchtete, nehme an Informationsveranstaltungen<br />

teil und führe nach Bedarf Hausbesuche<br />

bei Klient:innen durch. Des Weiteren kümmere ich<br />

mich um das Ausfüllen von Anträgen bei Behörden wie<br />

dem Jobcenter, der Familienkasse, der Krankenkasse,<br />

dem Sozialamt, Schulen und Kindertagesstätten. Ich<br />

koordiniere zwischen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen,<br />

sowie zwischen Hauptamtlichen und Klient:innen.<br />

Sowohl Hauptamtliche als auch Ehrenamtliche haben<br />

konkrete Aufgaben. Da die Entscheidungskompetenz<br />

bei den Hauptamtlichen liegt, arbeiten wir eng zusammen,<br />

um schnelle Entscheidungen zu treffen und<br />

zügige Ergebnisse zu erzielen. Es gibt jedoch auch<br />

Situationen, in denen spontane Entscheidungen ohne<br />

Absprache mit den Hauptamtlichen getroffen werden,<br />

jedoch erfolgt im Nachhinein eine Abstimmung.<br />

Welche Herausforderungen siehst du bei der Flüchtlingsarbeit<br />

und was könnte verbessert werden?<br />

Meiner Meinung nach engagieren sich Hauptamtliche<br />

und Ehrenamtliche stark für die Integration von Geflüchteten<br />

und setzen alles daran, um dies zu ermöglichen.<br />

Die Flüchtlingspolitik der Bundesrepublik scheint jedoch<br />

nicht gezielt auf die soziale Integration der Geflüchteten<br />

in die Gesellschaft ausgerichtet zu sein. Es kommt<br />

mir vor, als ob Politiker denken, es bestehe kein Bedarf,<br />

da die Geflüchteten sowieso irgendwann in ihre Heimatländer<br />

zurückkehren würden. Ich bin der Überzeugung,<br />

dass es an der Zeit ist, eine Politik zu entwickeln, die sich<br />

ernsthaft mit der sozialen Integration auseinandersetzt.<br />

Welche Situation ist dir besonders in<br />

Erinnerung geblieben<br />

Die Situation, die mir besonders in Erinnerung geblieben<br />

ist, umfasste zwei Einzelbegleitungen von Frauen<br />

im OP-Saal während Geburten per Kaiserschnitt.<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Start with a Friend e.V. entstanden.<br />

Mit Start with a Friend<br />

durch den Winter<br />

Wir sagen: Winterschlaf war gestern. Unsere Begegnungen<br />

halten warm und tragen durch die kalten Tage.<br />

Text Shirley Inafa<br />

Mit 1:1 Tandem durch die kalte Jahreszeit<br />

Start with Friend hat sich 2014 gegründet. Damals war<br />

der Gedanke: jeder Mensch, der neu in Deutschland ist,<br />

bekommt ein Tandem. In einer 1:1 Begegnung werden<br />

sie beim Ankommen durch Locals begleitet. Was sie<br />

miteinander erleben, ist so vielfältig wie die Menschen,<br />

die bei uns mitmachen. Sie stärken sich gegenseitig<br />

und manchmal entwickelt sich daraus eine Freund*innenschaft.<br />

Diese Idee ist heute noch genauso gültig<br />

wie damals. Mit Haupt- und Ehrenamtlichen arbeiten<br />

wir das ganze Jahr daran, dass Menschen zusammenkommen.<br />

Allein in diesem Jahr haben wir über 1.200<br />

Menschen in Tandems zusammengebracht. Unsere<br />

Erfahrung zeigt: Auch Begegnungen im Kleinen haben<br />

Wirkmacht, auch sie verändern. Zum Beispiel wie wir<br />

miteinander im Einwanderungsland Deutschland<br />

leben. So sieht das auch eins unser Tandems aus<br />

Bremen: „Niemand sollte sich einsam fühlen.“.<br />

Zu keiner Zeit, insbesondere nicht im Winter.<br />

Finde jetzt deine Wintercommunity<br />

An über 25 Standorten in ganz Deutschland finden sich<br />

nicht nur Tandems. In lokalen, vielfältigen Communities<br />

bringen wir viele Menschen vor Ort zusammen.<br />

Sie alle haben unterschiedliche Geschichten, Hintergründe,<br />

Perspektiven und Lebensrealitäten. Gemeinsam<br />

treffen sie sich regelmäßig in Austauschräumen<br />

und Bildungsformaten. Was hier erlebt wird ist jede<br />

Menge Spaß, konstruktive Aushandlung und gegenseitige<br />

Wertschätzung. Die Communities beschäftigen sich<br />

mit großen Themen, z. B. gesellschaftliche Teilhabe<br />

& Gerechtigkeit, oder qualifiziertes ehrenamtliches<br />

Engagement von Menschen mit und ohne Flucht- oder<br />

Einwanderungsgeschichte. Diese Auseinandersetzung<br />

beginnt im Kleinen – mit einer Begegnung. Genau hier<br />

leben wir das, was wir uns für Deutschland wünschen:<br />

eine aktive Einwanderungsgesellschaft, die ihre Vielfalt<br />

lebt und in dem Engagement die Demokratie stärkt.<br />

Werde jetzt Teil deiner lokalen Start with a Friend<br />

Community und komme mit uns gut durch den Winter.<br />

Jetzt eine Begegnung ermöglichen<br />

Als gemeinnütziger Verein sind wir auf die finanzielle<br />

Unterstützung von öffentlichen Stellen, Unternehmen<br />

und Privatpersonen angewiesen. Nur so können wir<br />

unsere Arbeit fortführen. Mit deiner Spende unterstützt<br />

du uns dabei, die Arbeit an den Standorten<br />

fortzuführen. Du ermöglichst Begegnungen und<br />

Freund*innenschaften, die Gefühle von Verbundenheit<br />

und Menschlichkeit schenken.<br />

JEDER BEITRAG<br />

ZÄHLT! UNTER-<br />

STÜTZEN SIE MIT<br />

IHRER SPENDE.<br />

Start with a Friend e.V.<br />

IBAN: DE26 4306 0967 1183 1627 00<br />

BIC: GENODEM1GLS<br />

Bank: GLS Gemeinschaftsbank<br />

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DANKE AN UNSERE<br />

HAUPTFÖRDER-<br />

PARTNER*INNEN!


Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info 15<br />

„Ich bin als Rentner nicht zu alt,<br />

um Teil der Gesellschaft zu sein.“<br />

Im Interview spricht Hans-Jürgen Schröder über sein ehrenamtliches<br />

Engagement bei der Tafel Cottbus des Albert Schweitzer Familienwerkes<br />

Brandenburg e. V.<br />

FOTO:<br />

PRIVAT<br />

Text Katharina Lassmann<br />

Wie bist du zu deinem Ehrenamt gekommen?<br />

Nach 45 Berufsjahren bin ich im Sommer<br />

2019 in Rente gegangen. Nach den ersten drei,<br />

vier Wochen zu Hause wurde mir klar, dass ich meine<br />

Zeit weiter sinnvoll nutzen und einer Beschäftigung<br />

nachgehen möchte. Seit jenem Sommer arbeite ich<br />

ehrenamtlich für die Tafel Cottbus des Albert Schweitzer<br />

Familienwerkes Brandenburg e. V. als Kraftfahrer.<br />

Was sind deine Aufgaben und was motiviert dich?<br />

Meine Hauptaufgabe ist es, zu den Supermärkten zu<br />

fahren, die Lebensmittel abzuholen und wieder zur<br />

Tafel zu bringen. Manchmal nicht nur Supermärkte,<br />

sondern auch Bäckereien, Krankenhäuser und<br />

Drogerien. Besonders freut mich, dass ich nicht nur<br />

als kostenlose Arbeitskraft gesehen werde, sondern<br />

dass ich gebraucht werde und meine Arbeit somit auch.<br />

Das zeigt mir, dass ich als Rentner nicht zu alt bin, um<br />

Teil der Gesellschaft zu sein. In meinen früheren Berufsjahren<br />

war ich immer im Außendienst unterwegs.<br />

Diese Möglichkeit habe ich nun auch im Ehrenamt,<br />

was meinen Alltag abwechslungsreich gestaltet, was<br />

für mich besonders wichtig ist. Außerdem gibt es für<br />

die Ehrenamtler von Zeit zu Zeit organisierte Ausflüge<br />

und auch Events, wie die jährliche Weihnachtsfeier.<br />

Welchen Menschen begegnest du im Alltag?<br />

Vor allem vielen weiteren Ehrenamtlern: Kraftfahrern,<br />

denjenigen, die die Lebensmittel sortieren<br />

und dann auch für die Essens- und Lebensmittelausgabe<br />

zuständig sind. Als Kraftfahrer komme ich<br />

mit den Menschen, die auf die Unterstützung der<br />

Tafel angewiesen sind, zwar nicht direkt in Kontakt,<br />

aber zu unterschiedlichen Tagen und Öffnungszeiten<br />

können Rentner, Geflüchtete, Bedürftige und<br />

Studierende die Hilfe der Tafel annehmen, wenn<br />

sie berechtigt sind.<br />

Gab es einen Moment in deinem Ehrenamt, der<br />

dir besonders in Erinnerung geblieben ist?<br />

Ja, das war kurz nachdem ich angefangen hatte<br />

ehrenamtlich zu arbeiten. In einer Nacht wurde ein<br />

Kühltransporter gestohlen, der erst kürzlich durch<br />

Spendengelder angeschafft wurde. Das hat mich<br />

ehrlich gesagt fassungslos gemacht, weil wir ohne<br />

einen Kühltransporter nicht alle Supermärkte anfahren<br />

konnten, um die Lebensmittel für Bedürftige<br />

abzuholen. Gemeinnützige Organisation im Allgemeinen<br />

sind auf Spendengelder angewiesen und das durch<br />

Taten wie Diebstahl damit so rücksichtslos umgegangen<br />

wird, kann ich nicht nachvollziehen.<br />

Als Ehrenamtler<br />

trägt man einen wichtigen<br />

Teil zur Gesellschaft bei –<br />

und das kann jeder<br />

von uns tun.<br />

Hans-Jürgen Schröder<br />

Ehrenamtler<br />

Was sind aktuelle Herausforderungen in<br />

deinem Ehrenamt?<br />

Ich habe in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht,<br />

dass es viel mehr Ehrenamtler braucht – überall.<br />

Und hier fehlt es auch an Beständigkeit: Zum Beispiel<br />

bei Menschen, die zwei, drei Mal ehrenamtlich arbeiten<br />

und danach nie wieder. Ich könnte mir vorstellen, sie<br />

denken, ein Ehrenamt sei körperlich nicht anspruchsvoll<br />

und dient als Zeitvertreib. Dem ist nicht so.<br />

Als Ehrenamtler trägt man einen wichtigen Teil<br />

zur Gesellschaft bei – und das kann jeder von uns tun.<br />

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Denn mit jeder gekauften OTC Generika-Packung unterstützen wir gemeinsam die Gesundheitsversorgung Bedürftiger.* Helfen liegt schließlich in unserer DNA:<br />

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16<br />

Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit dem Sozialverband Deutschland e. V. entstanden.<br />

Gemeinsam<br />

mehr bewegen<br />

In diesen Zeiten gilt dies mehr denn je!<br />

Text Anja Fuchs<br />

FOTO: UNSPLASH<br />

Nicht nur die Pandemie, sondern auch die<br />

aktuelle weltpolitische Lage macht es vielen<br />

Menschen schwer, positiv in die Zukunft zu<br />

schauen. Viele von uns haben mit sozialen<br />

Benachteiligungen zu kämpfen, sind von Armut und<br />

Arbeitslosigkeit betroffen oder können aufgrund von<br />

körperlichen Einschränkungen nicht an unserem<br />

gesellschaftlichen und sozialen Leben teilhaben und<br />

vereinsamen. Vereinsamung betrifft aber nicht nur<br />

Senior*innen, Pflegebedürftige oder Menschen mit<br />

Behinderung, sondern immer öfter auch Jugendliche.<br />

Sie alle brauchen unsere Unterstützung. Sie brauchen<br />

unsere Hilfe, denn Einsamkeit isoliert Menschen.<br />

Die Folgen daraus können sowohl körperlich als auch<br />

psychisch sein.<br />

Aus unserer täglichen Arbeit in der Beratung und im<br />

Ehrenamt wissen wir nur zu gut, was Einsamkeit mit<br />

Betroffenen machen kann – sie fühlen sich abgehängt<br />

und nicht mehr dazugehörig. Unser Mittel dagegen ist<br />

Gemeinsamkeit: Wir reichen den Menschen die Hand,<br />

machen ihnen Mut und helfen, wo immer es nötig ist.<br />

Wir im SoVD sind eine solidarische Gemeinschaft, das<br />

ehrenamtliche Engagement und das füreinander Einstehen<br />

ist eine Kernaufgabe, die wir im Verband in allen<br />

Gliederungen aktiv leben. Deutschlandweit gibt<br />

es immer mehrere Angebote, um einsame Menschen<br />

zu betreuen, überlastete Familien oder Alleinerziehende<br />

zu unterstützen sowie gemeinsam einen Weg durch<br />

Krisen zu finden. Einige Beispiele:<br />

• Pflegende Angehörige sind zum Beispiel ein<br />

wesentlicher Stützpfeiler unseres Pflegesystems.<br />

Gerade Pflegende und Pflegebedürftige machen<br />

durch ihre veränderte Lebenssituation individuelle<br />

Erfahrungen mit Vereinsamung: Sie kommen<br />

nur noch selten raus und oft reduziert sich ihr<br />

Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis.<br />

Pflegen macht einsam, denn Betroffene sind aufgrund<br />

der Pflege- und Betreuungsaufgaben zeitlich<br />

und körperlich sehr häufig überfordert.<br />

• Viele Kinder mit einer Behinderung sind einsam.<br />

Sie kommen auf Spielplätzen nicht gut zurecht,<br />

weil diese nicht angepasst sind und soziale Aktivitäten<br />

in der Nachbarschaft gestalten sich schwierig.<br />

• Kinder mit einer Behinderung bekommen oft<br />

spezialisierte Pflege und besuchen spezielle Sportvereine.<br />

Dadurch haben sie aber auch weniger<br />

Kontakte zu ihren Altersgenoss*innen ohne Behinderung.<br />

Fehlende Inklusion ist hauptverantwortlich<br />

für die Vereinsamung von Kindern und<br />

Jugendlichen mit Behinderung.<br />

• Das Leben in Armut geht häufig mit einer<br />

schlechten Wohnsituation einher, die wiederum<br />

eine geringere Ausstattung mit Freizeit oder<br />

Kulturangeboten in der näheren Umgebung<br />

aufweist. Es fehlt oft an Geld, um mal ins Kino<br />

oder Schwimmbad zu gehen und einem Sportverein<br />

beizutreten. In Deutschland arm zu sein,<br />

bedeutet, weitgehend von sozialer Teilhabe ausgeschlossen<br />

zu sein. Wenn man Armut bekämpft,<br />

bekämpft man damit auch Einsamkeit und eine<br />

weitere Spaltung der Gesellschaft.<br />

Einsamkeit isoliert Menschen.<br />

Die Folgen daraus können sowohl<br />

körperlich als auch psychisch sein.<br />

Die Ursachen von Einsamkeit müssen reduziert<br />

werden und das mahnen wir in vielen Gesprächen<br />

auf den verschiedensten politischen Ebenen an, da<br />

es dringend Veränderungen bedarf. Nur, wenn Verbände<br />

und Ehrenamtler*innen gemeinsam mit der<br />

Politik einen Weg auf Augenhöhe finden, wird<br />

unsere Zukunft gerechter und solidarischer.<br />

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Gemeinsam Helfende Hände mehr bewegen<br />

© Hannah Busing / unsplash.com<br />

www.sovd.de<br />

www.soziale-kaelte.de<br />

www.sovd-gemeinsam.de<br />

Sozialverband Deutschland


Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info 17<br />

Ehrenamt im Hospiz<br />

Leben bis zum Schluss–<br />

eine Begleitung der besonderen Art<br />

Text Georg Sandmann<br />

Was hat dich motiviert, dich ehrenamtlich als<br />

Sterbebegleiterin zu engagieren?<br />

Meine eigene Krebserkrankung führte dazu, dass ich<br />

einige Rehaeinrichtungen besuchte und Menschen<br />

kennlernte, die leider nicht wieder gesund geworden<br />

sind und die ich als Freundin in den Tod begleitete.<br />

Somit musste ich mich mit dem Thema Sterben und<br />

Tod zwangsläufig auseinandersetzen. In dem Park,<br />

bei dem ich wohne, befindet sich ein Hospiz, in dem<br />

ich gern ehrenamtlich arbeiten wollte, weil ich die Erfahrung<br />

gemacht habe, dass Angehörige von Sterbenden<br />

häufig überfordert sind und selbst auch Achtsamkeit<br />

und Fürsorge brauchen. Häufig sind die Sterbenden<br />

auch ganz allein. Ein Ehrenamt im Hospiz setzte eine<br />

Ausbildung zur Sterbebegleiterin voraus, somit<br />

machte ich dann diese Ausbildung.<br />

Wie sieht die Arbeit der Sterbebegleitung aus?<br />

Sehr vielfältig. Von Spaziergängen, Vorlesen, Gesprächen,<br />

letzte Wünsche erfüllen, Schweigen, Musizieren bis zu<br />

Sitzwachen, wenn die sterbende Person sehr ängstlich<br />

und unruhig ist. Aber auch Gespräche mit Angehörigen<br />

gehören dazu. Ich übernahm keine pflegerischen oder<br />

medizinischen Tätigkeiten, dafür ist das zauberhafte<br />

Pflegepersonal zuständig.<br />

Hat das Ehrenamt dein Leben verändert?<br />

Ja, ich bin achtsamer und dankbarer geworden, aber<br />

vielleicht kommt das auch im Alter von selbst. Mir<br />

selbst hat die Auseinandersetzung mit dem Thema<br />

Sterben den Schrecken genommen und gezeigt,<br />

dass der Tod zum Leben dazu gehört.<br />

Ich bin dankbar,<br />

wenn ich Menschen<br />

helfen konnte.<br />

Petra H., Ehrenamtliche Sterbebegleiterin<br />

Woher nimmst du die Kraft für deine Arbeit?<br />

Die Freude und Dankbarkeit der Gäste im Hospiz<br />

sind mein Antrieb. Ich bin dankbar, wenn ich<br />

Menschen helfen konnte. Und wenn es mal ganz<br />

schwierig war, dann hatte ich die beste Supervisorin.<br />

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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Amnesty International entstanden.<br />

„Großes Glück, wenn<br />

alle zufrieden sind“<br />

Annette Thewes kümmert sich seit mehr als 20 Jahren<br />

um die Abwicklung von Nachlässen für gemeinnützige<br />

Organisationen, seit zwei Jahren auch für Amnesty<br />

Deutschland. Die zertifizierte Testamentsvollstreckerin<br />

erzählt, was bei der Nachlassgestaltung zu bedenken ist. Im<br />

Gespräch: Annette Thewes (links) und Sandra Lüderitz-Korte.<br />

Text Amnesty International<br />

Was hat Amnesty International mit Nachlässen<br />

zu tun?<br />

Eine gemeinnützige Organisation wie Amnesty International<br />

kann im Testament als Erbin oder Miterbin<br />

eingesetzt werden. Amnesty kann dann auch Aufgaben<br />

übernehmen, die mit der Abwicklung im Zusammenhang<br />

stehen. Ähnlich wie Personen hat auch die Organisation<br />

die Verpflichtung und moralische Aufgabe, den<br />

letzten Wunsch der verstorbenen Person respektvoll<br />

umzusetzen.<br />

Wie läuft das ab, wenn eine Organisation erbt?<br />

Zunächst werden wir informiert, zum Beispiel vom<br />

Amtsgericht. Dann nehme ich Kontakt zu den Hinterbliebenen<br />

auf und leite die üblichen Schritte im Fall<br />

einer Erbschaft ein. Das kann auch die Organisation der<br />

Beisetzung beinhalten oder administrative Aufgaben,<br />

wie das Bezahlen offener Rechnungen. Mir liegt es<br />

sehr am Herzen, den Beteiligten zuzuhören, auf ihre<br />

Wünsche einzugehen und Vertrauen zu schaffen.<br />

Wann sollte Amnesty ins Testament?<br />

Wer sich mit den Werten von Amnesty identifiziert,<br />

kann mit dem Testament dazu beitragen, dass die<br />

Menschenrechte auch in Zukunft geschützt werden. So<br />

lassen sich auch nach dem Tod noch die eigenen Werte<br />

vermitteln. Aber es gibt auch praktische Gründe. Für<br />

die Angehörigen kann es hilfreich sein, dass Amnesty<br />

als Erbin organisatorische Dinge übernimmt, denn der<br />

Tod eines nahestehenden Menschen ist belastend, und<br />

Angehörige sind oft überfordert von allem, was dann<br />

ansteht. Außerdem ist Amnesty als gemeinnütziger<br />

Verein von der Erbschaftssteuer befreit, das heißt, alles<br />

kommt ohne steuerlichen Abzug dem Einsatz für die<br />

Menschenrechte zugute.<br />

Was raten Sie Menschen, die ihr Testament<br />

machen möchten?<br />

Man sollte das Testament sehr spezifisch formulieren.<br />

Das erleichtert die Abwicklung des Nachlasses für die<br />

Hinterbliebenen immens. Was persönliche Gegenstände<br />

wie Schmuck betrifft, würde ich eher dazu raten, sie<br />

an Verwandte oder Freunde als Vermächtnisse weiterzugeben.<br />

So werden diese oft als persönliches Erinnerungsstück<br />

empfunden.<br />

Gibt es einen Fall, der Ihnen besonders in<br />

Erinnerung geblieben ist?<br />

Es gab eine Nachlassabwicklung, bei der Mutter und<br />

Bruder des Verstorbenen noch lebten. Ich sollte keine<br />

Traueranzeige schalten, denn sie wollten nicht, dass<br />

das Umfeld erfährt, dass im Testament eine gemeinnützige<br />

Organisation als Erbin eingesetzt wurde. Doch<br />

nach einem Jahr sind sie auf mich zugekommen und<br />

wollten gemeinsam mit der Organisation eine Anzeige<br />

veröffentlichen. Der Bruder schickt mir bis heute zu<br />

Weihnachten einen Kalender und erwägt jetzt, ebenfalls<br />

diese Organisation im Testament zu begünstigen.<br />

Nachlassfälle sind geprägt von Leid und Verlust. Es ist<br />

deshalb ein großes Glück, wenn die Hinterbliebenen am<br />

Ende ebenfalls zufrieden sind, dass eine Organisation,<br />

die sich für Gutes einsetzt, im Testament mitbedacht<br />

wurde.<br />

Bei Amnesty Deutschland ist Sandra Lüderitz-Korte<br />

Ansprechpartnerin für Testamentsspenden.<br />

Sie erreichen sie unter 0170 - 889 89 65 oder<br />

per E-Mail: sluederitz@amnesty.de.<br />

Einnahmen aus Nachlässen unterstützen den Einsatz<br />

von Amnesty sehr: Allein im Jahr 2022 halfen uns<br />

rund 3,9 Millionen Euro aus verschiedenen Nachlässen.<br />

Mehr erfahren Sie auf unserer Webseite:<br />

www.amnesty.de/testament<br />

FOTO:<br />

RALF REBMANN<br />

FREIHEIT IST<br />

EIN WERT,<br />

DER BLEIBT.<br />

Gestalten Sie eine Zukunft, in<br />

der jeder Mensch in Würde, Recht<br />

und Freiheit leben kann und<br />

bedenken Sie Amnesty International<br />

in Ihrem Testament.<br />

Unseren Ratgeber zur Nachlassgestaltung<br />

können Sie kostenfrei bestellen unter<br />

www.amnesty.de/inzukunft


18<br />

Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Save the Children entstanden.<br />

Die eigenen Werte<br />

weiterleben lassen<br />

Wer zu Rania von der Ropp kommt, schaut voraus. Es sind Menschen, die sich eine lebenswerte Zukunft wünschen –<br />

vor allem für Kinder. Deshalb haben wir mit Frau von der Ropp über das Thema Testamentsspenden gesprochen,<br />

denn sie kümmert sich bei der Kinderrechtsorganisation Save the Children um diesen Fachbereich.<br />

Text Ramona Löschen<br />

Frau von der Ropp, was genau versteht man<br />

unter einer „Testamentsspende“?<br />

Jeder Mensch, der ein Testament schreibt, kann eine<br />

oder mehrere gemeinnützige Organisationen darin<br />

bedenken. Entweder man setzt die Organisation als<br />

Erbin ein und überträgt ihr damit alle Rechte und<br />

Pflichten bei der Aufteilung des eigenen Nachlasses.<br />

Oder man bedenkt sie mit einem Vermächtnis, einem<br />

aus dem Gesamtnachlass herausgelösten Teil, das wäre<br />

dann die Testamentsspende. Das kann ein Geldbetrag,<br />

eine Immobilie, eine Lebensversicherung oder auch<br />

ein prozentualer Anteil des Gesamtnachlasses sein.<br />

Was muss ich tun, um das in die Wege zu leiten?<br />

Am besten macht man sich erst einmal einen Überblick<br />

über alles, was man besitzt. Auch Schulden oder<br />

Kredite werden vererbt, man sollte sie in der Auflistung<br />

deshalb mit aufnehmen. Und danach erst widmet man<br />

sich der Frage, wer erben und wer ein Vermächtnis bzw.<br />

eine Testamentsspende erhalten soll. Erst mit einem<br />

Testament kann man neben der eigenen Familie auch<br />

Freund*innen oder Hilfsorganisationen bedenken.<br />

Wenn man einige Formalia beachtet, kann das Testament<br />

handschriftlich verfasst und beim Nachlassgericht<br />

hinterlegt werden. Ich empfehle aber, zusätzlich<br />

professionellen Rat einzuholen. Erste Informationen<br />

findet man zumeist auf den Internetseiten der jeweiligen<br />

gemeinnützigen Organisationen. Viele bieten sogar<br />

kostenlose Beratungen durch Erbrechtsanwält*innen<br />

an. Das hilft auch, um sich sicher sein zu können,<br />

dass das Geld auf jeden Fall entsprechend dem<br />

eigenen „Letzten Willen” eingesetzt wird.<br />

Eine Testamentsspende<br />

an eine<br />

gemeinnützige<br />

Organisation macht es<br />

– in unserem Fall –<br />

möglich, dass für<br />

Kinder in Not auch in<br />

Zukunft jemand<br />

da sein wird.<br />

Ich könnte doch auch einfach jetzt spenden, wenn<br />

ich etwas geben möchte.<br />

Das ist natürlich jederzeit möglich und sehr hilfreich.<br />

Viele Menschen möchten aber zunächst sichergehen,<br />

dass sie selbst zeitlebens versorgt sind, und erst das,<br />

was übrig bleibt, weitergeben. Eine Testamentsspende<br />

an eine gemeinnützige Organisation macht<br />

es – in unserem Fall – möglich, dass für Kinder in Not<br />

auch in Zukunft jemand da sein wird. Denn das wird<br />

leider nötig bleiben: Laut einem Bericht von Save the<br />

Children wächst derzeit jedes sechste Kind in einem<br />

Konfliktgebiet auf. Hinzu kommen zukünftig noch<br />

vermehrt die Auswirkungen der Klimakrise, die in<br />

vielen Regionen zu Hunger und Leid führen. Mit einer<br />

Testamentsspende kann man sichergehen, dass diesen<br />

Kindern weiterhin Hilfe zugutekommt und somit die<br />

eigenen Werte weiterleben. Und es gibt noch einen<br />

ganz praktischen Grund: Viele gemeinnützige Organisationen<br />

sind erfahren in der Abwicklung von Nachlässen.<br />

So weiß man das, was man hinterlässt, in guten<br />

und profession.<br />

Mehr Informationen, auch zu Spenden-<br />

Möglichkeiten, finden Sie unter:<br />

WWW.SAVETHECHILDREN.DE<br />

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Erfahren Sie mehr und<br />

bestellen Sie telefonisch<br />

oder online unseren neuen<br />

Testaments-Ratgeber –<br />

kostenlos und unverbindlich.<br />

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FÜR KINDER WELTWEIT.<br />

© Conor Ashleigh / Save the Children<br />

Sprechen Sie mich an!<br />

Bei individuellen Fragen<br />

unterstütze ich Sie gerne<br />

oder stelle Kontakt zu unserem<br />

juristischen Erbrechts-Netzwerk her.<br />

Seit mehr als 100 Jahren ist Save the Children für Kinder wie Josephine<br />

und Lucy da und stärkt sie. Unser Ziel ist eine Welt, in der alle Kinder<br />

gesund und sicher leben, selbstbestimmt aufwachsen und lernen können.<br />

Save the Children ist die größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt.<br />

Rania von der Ropp<br />

Ansprechpartnerin Erben und Vererben<br />

030 27595979 - 820<br />

rania.ropp@savethechildren.de


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© Paul Wu / Save the Children<br />

WIR SCHÜTZEN KINDER.<br />

AUCH NACH DER FLUCHT.<br />

OHNE WENN<br />

UND ABER.<br />

Notunterkunft für Geflüchtete,<br />

Ukraine 2022<br />

Save the Children Deutschland e. V.<br />

IBAN: DE96 3702 0500 0003 2929 12<br />

Stichwort: Ohne Wenn und Aber<br />

www.savethechildren.de<br />

HELFEN SIE UNS DABEI!


20<br />

Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info<br />

Ich könnte niemals aufhören mit meiner<br />

Arbeit als Klimajournalistin.<br />

Aufgeben ist keine Option, denn wir wissen, dass es möglich ist.<br />

Text Louisa Schneider<br />

Und Aktivistin.<br />

Ich bin Louisa Schneider und startete erst spät mit<br />

meiner Klima-Arbeit. Zu oft stellte ich mir die<br />

Frage, ob ich denn grün genug lebe, ob ich denn<br />

nachhaltig genug lebe und ob ich sowieso genug<br />

von dieser komplexen Krise verstanden habe. Aber<br />

nach der Flut im Ahrtal wurde mir endgültig bewusst:<br />

Die Klimakrise klopft nicht zögerlich an; sie tritt Türen<br />

ein! Es wird nie der richtige Zeitpunkt kommen, um<br />

anzufangen. Es braucht uns jetzt. Und alle zusammen.<br />

Und wenn wir verhindern wollen, dass sie auch unsere<br />

Türen vollends aus den Angeln hebt, müssen wir<br />

„Kipppunkte“ verstehen. Und wir müssen die Systeme<br />

erkennen, die uns dazu bringen, diese gefährlichen<br />

Punkte zu überschreiten.<br />

Im September 2022 startete ich zusammen mit einer<br />

großen, internationalen Naturschutzorganisation in<br />

unser Projekt „grad° jetzt“. Für das Projekt reisen wir<br />

zu fünf ökologischen Kipppunkten auf unserem Planeten.<br />

Es ging für uns nach Brasilien, Senegal, Kanada,<br />

Grönland und Australien. Wir erklären die globalen<br />

Zusammenhänge. Kipppunkte sind kritische Punkte in<br />

unserem Klimasystem, die, wenn wir sie einmal überschritten<br />

haben, dramatische und unveränderbare<br />

Auswirkungen auf unser aller Leben haben. Ein<br />

Beispiel eines solchen Kipppunktes ist der brasilianische<br />

Regenwald. Hier waren wir im September letzten<br />

Jahres und dokumentierten die enormen Waldbrände:<br />

Auf einer Strecke von Berlin nach Hamburg stand der<br />

Rauch so dicht, dass mir der Rauch die Lunge zuschnürte.<br />

Vor uns lief eine Wildschweinfamilie hilfesuchend<br />

aus den Flammen, hinter mir fiel ein<br />

weiterer Baum um. Über mir kreischte es – es flogen<br />

brennende Vögel. Weiten sich die Brände zu stark aus,<br />

dann verliert der Regenwald irgendwann die Fähigkeit<br />

sich zu regenerieren. Er verwandelt sich unwiederbringlich<br />

in eine Savanne. Wir verlieren „die grüne<br />

Lunge unseres Planeten“. Und wenn wir einen Kipppunkt<br />

überschreiten, dann ist es umso wahrscheinlicher,<br />

dass wir noch mehr überschreiten werden.<br />

Insgesamt haben wir 16 solcher Punkte weltweit, neun<br />

davon könnten bereits überschritten sein. Aber das<br />

ist kein Grund aufzugeben, sondern loszulegen. Es<br />

gibt kein „zu spät“. Es kommt auf jedes Zehntelgrad,<br />

auf jede eingesparte Emission, auf jedes geschützte<br />

Menschenleben an. Wir können eine so viel gerechtere,<br />

sichere, nachhaltigere Welt gewinnen.<br />

Doch diese Welt kommt nicht einfach so. Sie wird<br />

erstritten und erkämpft. Wenn Menschen zusammenkommen.<br />

Wenn wir uns nicht auseinanderbringen<br />

lassen. Wenn wir unsere eigene Macht in Gemeinschaft<br />

erkennen, beginnt echte Veränderung. Manchmal fühlt<br />

sich die Klimakrise schwer an, wie ein großer Berg. Doch<br />

während unseres internationalen Projektes fiel mir auf,<br />

dass die Klimakrise eher ein großes Puzzle ist. Weltweit<br />

arbeiten so unglaublich viele Menschen an der Lösung<br />

und fügen ihre Stücke zusammen. Legst auch du deinen<br />

Teil, dann kann wieder jemand anderes ansetzen. Vielleicht<br />

ist dein Part aber auch das Stück, was noch fehlt,<br />

um das Muster klar zu erkennen. Und irgendwann entsteht<br />

eine Einheit, ein Bild einer Zukunft, die so schön,<br />

so aufregend, so gerecht und sicher ist, dass wir gar nicht<br />

anders können, als gemeinsam auf sie hinzuarbeiten.<br />

instagram<br />

@Louisaschneider.de<br />

FOTO:<br />

PASCAL BÜNNING<br />

Wenn Menschen zusammenkommen.<br />

Wenn wir uns<br />

nicht auseinanderbringen<br />

lassen. Wenn wir unsere<br />

eigene Macht in Gemeinschaft<br />

erkennen, beginnt<br />

echte Veränderung.<br />

Louisa Schneider, Journalistin & Aktivistin<br />

Lesen Sie mehr über Louisa unter: bio.site/louisaschneider<br />

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Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info 21<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit dem DEUTSCHEN TIERSCHUTZBUND E.V. entstanden.<br />

TIERHEIME AM LIMIT:<br />

Helfen Sie den Helfern!<br />

Rund 350.000 in Not geratene Tiere nehmen die dem Deutschen Tierschutzbund<br />

e.V. angeschlossenen Tierheime und Auffangstationen jedes<br />

Jahr neu auf. Als Dachverband vereint der Deutsche Tierschutzbund<br />

über 740 örtliche Tierschutzvereine mit<br />

rund 550 vereinseigenen Heimen. Nach der Pandemie,<br />

die eine Flut von „Corona-Tieren“ in die Hände des<br />

Tierschutzes spülte, mitten in der Energie- und<br />

Wirtschaftskrise, die eine nie zuvor dagewesene<br />

Inflation mit sich bringt, und kurz vor Winterbeginn<br />

ist der Tierschutz in Deutschland am<br />

Limit und ruft im Namen der Tiere um Hilfe.<br />

Text Georg Sandmann<br />

Volle Tierheime, leere Kassen, zu wenig Personal<br />

Die Situation im deutschen Tierschutz ist alarmierend –<br />

finanziell und personell. Die Corona-Pandemie führte<br />

zu einer Zunahme von Haustieranschaffungen, doch<br />

viele landeten schnell im Tierheim, da ihre Besitzer<br />

nach der Normalisierung des Arbeitsalltags keine Zeit<br />

oder keine Lust mehr für ein Haustier hatten, weil sie<br />

überfordert waren oder das Interesse verloren hatten.<br />

Seit dem Ende der Corona-Pandemie stagniert die<br />

Vermittlung vielerorts. Hinzu kommen die immens<br />

gestiegenen Kosten für Energie, tierärztliche Behandlungen<br />

und Tierfutter - und die generelle Inflation.<br />

Das trifft die Tierheime ganz unmittelbar, aber auch<br />

viele Tierhalter können sich ihre Tiere nicht mehr<br />

leisten. In der Folge sind die Tierheime überfüllt, es<br />

gibt oft Aufnahmestopps. Die Erhöhung des Mindestlohns<br />

hat zu höheren Personalkosten in den ohnehin<br />

unterbesetzten Tierheimen geführt. Tierschutzorganisationen<br />

und Tierheime kämpfen mit leeren Kassen,<br />

einige stehen kurz vor dem Aus. Die Zukunft ohne<br />

Unterstützung ist ungewiss.<br />

Durch die Überfüllung der<br />

Tierheime und daraus<br />

resultierende Aufnahmestopps,<br />

kann derzeit vielerorts<br />

nicht mehr sichergestellt<br />

werden, dass es genug<br />

Anlaufstellen für Tiere und<br />

Tierhalter in Not gibt – die<br />

Entwicklung ist wirklich<br />

dramatisch.<br />

Tiere und Tierheime brauchen rasche Hilfe<br />

In Europa gilt Deutschland mit rund 35 Millionen Haustieren<br />

1 als das Haustierland Nr. 1 – die Tierliebe scheint<br />

hierzulande besonders groß zu sein. Das bundesweite<br />

Netz von Tierschutzvereinen mit Tierheimen und tierheimähnlichen<br />

Einrichtungen füllt das im Grundgesetz<br />

festgehaltene Staatsziel Tierschutz mit Leben. Obwohl<br />

sie Leistungen im Auftrag der öffentlichen Hand wie die<br />

Betreuung von Fundtieren oder beschlagnahmten Tieren<br />

übernehmen, haben die politisch Verantwortlichen die<br />

Tierheime über Jahrzehnte im Stich gelassen.<br />

Finanzielle Hilfe<br />

Die Kommunen<br />

müssen die Fundtierverträge<br />

mit den örtlichen Tierheimen<br />

dringend anpassen. Auch angesichts zunehmend<br />

steigender Einnahmen durch die Hundesteuer<br />

dürfen sich die Kommunen nicht länger aus<br />

ihrer finanziellen <strong>Verantwortung</strong> entziehen. Mehr<br />

Hunde bedeuten mehr Einnahmen durch die Hundesteuer,<br />

die in den großen kommunalen Topf fließen.<br />

Gleichzeitig landen aber auch immer mehr Tiere in<br />

den Tierheimen. Der Deutsche Tierschutzbund fordert<br />

deshalb, dass die Kommunen einmalig mindestens die<br />

Hälfte der bundesweiten Hundesteuereinnahmen einen<br />

Tierheim-Fördertopf bereitstellen, damit der Tierschutz<br />

vor Ort nicht zusammenbricht.<br />

35<br />

LAND<br />

HAUSTIERE LEBEN IN UNSEREN<br />

HAUSHALTEN. SOMIT IST<br />

DEUTSCHLAND HAUSTIER-<br />

NR.1 IN EUROPA!<br />

Millionen<br />

Nachbesserungen im Ordnungsrecht<br />

Die Politik hat durch Versäumnisse auf ordnungsrechtlicher<br />

Ebene die Lage der Tierheime verschärft. Der<br />

Deutsche Tierschutzbund fordert nicht nur finanzielle<br />

Hilfe, sondern auch Maßnahmen zur Reduzierung<br />

der Tierheimbelastung. Dazu gehören ein Verbot oder<br />

Regulierung des Onlinehandels mit Tieren, um spontane<br />

Käufe und illegalen Tierhandel einzudämmen. Ein<br />

Sachkundenachweis vor der Tieranschaffung und eine<br />

Positivliste, die vorgibt, welche Tierarten privat gehalten<br />

werden dürfen, könnten ebenfalls die Zahl abgegebener<br />

Tiere verringern. Eine bundesweite Kastrationspflicht<br />

für Katzen könnte die unkontrollierte Vermehrung der<br />

Tiere einschränken, was die Anzahl ungewollter Kitten<br />

im Tierheim reduzieren und die Tierheime auch bei der<br />

Versorgung von Straßenkatzen entlasten würde.<br />

Die Katze – ist sie wirklich des Deutschen<br />

liebstes Haustier?<br />

Immer mehr Katzen landen im Tierheim und mehr<br />

als zwei Drittel der Tierschutzvereine mussten in<br />

den letzten 12 Monaten mehr Katzen als früher aufnehmen.<br />

Diese Tierheimtiere warten auf ihr neues<br />

Zuhause – einige viel länger als andere. Oft<br />

spielen Alter, Größe und sogar die Fellfarbe<br />

eine Rolle. Auch die Anzahl der Straßenkatzen<br />

ist in den in den letzten 12 Monaten um mehr<br />

als die Hälfte angestiegen.<br />

1<br />

https://www.ivh-online.de/der-verband/daten-fakten/anzahl-der-heimtiere-in-deutschland.html<br />

2<br />

https://www.jetzt-katzen-helfen.de/fileadmin/Seiten/Kampagne_Katzenschutz/Downloads/Der_grosse_Katzenschutzreport.pdf<br />

Die Gründe für die Zunahme<br />

der Straßenkatzen liegen<br />

zu Teilen in der Corona-<br />

Pandemie, denn in dieser Zeit<br />

haben sich mehr Menschen eine<br />

Katze zugelegt und es teilweise<br />

versäumt, die Tiere kastrieren zu lassen<br />

bzw. gab es personelle Engpässe in Tierarztpraxen und<br />

es konnten weniger Kastrationen durchgeführt werden.<br />

Personelle und finanzielle Ressourcen zur Eindämmung<br />

des Tierleids fehlen an allen Ecken! Dies begünstigte<br />

ebenfalls einen Anstieg der Population.<br />

Im November 2022 wurde die Gebührenordnung für<br />

Tierärzte (GOT) novelliert, was die finanziell angespannte<br />

Situation der Tierheime und Tierschutzvereine<br />

zusätzlich verschärft.<br />

FOTO:<br />

DEUTSCHER TIERSCHTZBUND E.V.<br />

Insgesamt sind die Kosten für die Kastration<br />

einer Katze um 20 bis 30 % gestiegen<br />

(Matzner, 2023) 1 .<br />

2022 wurden 15,2 Millionen Katzen in<br />

Privathaushalten gehalten und damit bleibt<br />

die Katze das meistgehaltene Haustier in<br />

Deutschland (IVH & ZZF, 2023) 1 . Auch wenn<br />

sich der Corona-Boom gelegt hat haben die<br />

Zahlen das Niveau von vor Corona nicht wieder<br />

erreicht. Je mehr Katzen in Deutschland ge-<br />

halten werden, desto mehr Katzen können entlaufen,<br />

ausgesetzt werden oder sich mit Straßenkatzen<br />

weiter fortpflanzen und damit wird das<br />

Katzenleid weiter angekurbelt. 2<br />

20<br />

..<br />

KOSTENANSTIEG FÜR DIE<br />

KASTRATION EINER KATZE.<br />

-30%<br />

Tierheime helfen. Helft Tierheimen!<br />

Tierheime leisten Großartiges und sind ein wichtiger<br />

Bestandteil unserer Gesellschaft. Ihre vielfältigen<br />

Aufgaben finanzieren die Tierschutzvereine vor allem<br />

über Spenden und Mitgliedsbeiträge, welche immer<br />

häufiger ausbleiben. Erschwerend kommt hinzu, dass<br />

Kommunen anfallende Kosten für die Fundtierbetreuung<br />

– eigentlich eine kommunale Pflichtaufgabe –<br />

nicht kostendeckend erstatten. In der Folge wirtschaften<br />

viele Tierheime am Existenzminimum. Trotz der<br />

schwierigen Umstände stehen Tierheime für alle Tiere<br />

in Not ein. Um diese Standards auch weiterhin halten<br />

zu können, brauchen sie aber mehr finanzielle Unterstützung<br />

der Kommunen, der Veterinärverwaltung<br />

und der Länder.<br />

In der Solidargemeinschaft ist die <strong>Verantwortung</strong><br />

jedes Mitglieds gefragt<br />

Der Deutsche Tierschutzbund greift seinen Tierheimen<br />

in Not selbst finanziell unter die Arme. Und dies, obwohl<br />

er kaum öffentliche Gelder erhält, sondern sich<br />

nahezu ausschließlich aus Spenden, Nachlässen,<br />

Beiträgen seiner Fördermitglieder und Paten sowie<br />

Unternehmenspartnerschaften finanziert. Daher bittet<br />

der Deutsche Tierschutzbund Privatpersonen wie<br />

Unternehmen, den Tierheimen solidarisch zur Seite zu<br />

stehen. Der Tierschutz ist aktuell dringender denn je<br />

auf Spenden, Paten oder Fördermitglieder angewiesen.<br />

Nur so können die Tierheime den unzähligen Hunden,<br />

Katzen, kleinen Heimtieren, Vögeln und Reptilien auch<br />

in Zukunft eine sichere Zuflucht bieten, bis diese im<br />

besten Fall in ein „Für-immer-Zuhause“ umziehen<br />

dürfen. „Bis die Politik reagiert, können wir nicht<br />

warten. Daher gilt es jetzt zu handeln“, sagt Thomas<br />

Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.<br />

Mit einer Fördermitgliedschaft<br />

oder einmaligen Spende helfen<br />

Sie der Tierschutzarbeit!<br />

Deutscher Tierschutzbund e.V.<br />

Sparkasse KölnBonn<br />

IBAN: DE88 3705 0198 0000 0404 44<br />

BIC: COLSDE33<br />

WWW.TIERSCHUTZBUND.DE


22<br />

Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info<br />

Die Macht des Geldes<br />

Wie sozial verantwortliche Investitionen<br />

Die Finanzwelt besitzt das Potenzial als treibende Kraft für gesellschaftliche Transformation zu wirken<br />

und Anleger haben die Möglichkeit, einen nachhaltigen Beitrag zur globalen Gemeinschaft zu leisten.<br />

Text Katharina Lassmann<br />

.. ..<br />

die Welt verandern konnen<br />

In unserer heutigen Gesellschaft gewinnt die soziale<br />

<strong>Verantwortung</strong> bei Geldanlagen zunehmend an<br />

Bedeutung. Abseits der herkömmlichen Formen<br />

der Unterstützung, wie ehrenamtlicher Arbeit und<br />

Spenden, eröffnet die gezielte Geldanlage die Möglichkeit,<br />

nicht nur finanzielle Mittel bereitzustellen, sondern<br />

aktiv an Projekten teilzuhaben, die nachhaltige<br />

soziale und ökologische Wirkungen entfalten.<br />

Sozial verantwortliche<br />

Investitionen ermöglichen<br />

Anlegern, sich aktiv an<br />

Projekten zu beteiligen, die<br />

einen positiven Einfluss<br />

auf die Gesellschaft haben.<br />

Sozial verantwortliche Investitionen gehen über das<br />

bloße Bereitstellen von finanziellen Ressourcen hinaus.<br />

Sie ermöglichen Anlegern, sich aktiv an Projekten zu<br />

beteiligen, die einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft<br />

haben. Diese Form der Investition bietet nicht<br />

nur die Aussicht auf Renditen, sondern trägt auch dazu<br />

bei, eine gerechtere Weltwirtschaft zu fördern.<br />

Im Gegensatz zu rein ehrenamtlichen Tätigkeiten oder<br />

Spenden bieten sozial verantwortliche Geldanlagen<br />

eine langfristige und nachhaltige Möglichkeit, positive<br />

Veränderungen zu bewirken. Die gezielte Finanzierung<br />

von Projekten mit Fokus auf Bildung, Gesundheit und<br />

Armutsbekämpfung ermöglicht einen direkten Beitrag<br />

zur Verbesserung der Lebensbedingungen weltweit.<br />

Es ist von essenzieller Bedeutung, dass Anleger bei der<br />

Geldanlage ihre eigenen Werte und Überzeugungen<br />

berücksichtigen. Die Integration sozialer <strong>Verantwortung</strong><br />

in die Anlagestrategie spielt eine Schlüsselrolle<br />

dabei, die finanziellen Entscheidungen mit persönlichen<br />

ethischen Grundsätzen in Einklang zu bringen.<br />

In der Gesamtbetrachtung wird deutlich, dass soziale<br />

<strong>Verantwortung</strong> nicht ausschließlich durch persönliches<br />

Engagement, ehrenamtliche Arbeit und Spenden zum<br />

Ausdruck kommt, sondern auch durch bewusste Geldanlagen<br />

unterstützt werden kann. Die Finanzwelt birgt<br />

das Potenzial, als treibende Kraft für positive Veränderungen<br />

zu wirken, und Anleger haben die Möglichkeit,<br />

durch ihre Entscheidungen einen nachhaltigen und<br />

gerechten Beitrag zur Welt zu leisten. Damit wird die<br />

Geldanlage zu einem Instrument, das über finanzielle<br />

Renditen hinaus eine gesellschaftliche Transformation<br />

fördert und einen bedeutenden Einfluss auf das Wohl<br />

der globalen Gemeinschaft ausübt.<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK_2220839471<br />

FOTOS: OPMEER REPORTS<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Oikocredit Deutschland entstanden.<br />

Gutes Geld, das<br />

Früchte trägt–<br />

Sozial verantwortlich anlegen mit Oikocredit<br />

Text Hanna Gebhard<br />

Ramón Monges schätzt die technische Unterstützung und den<br />

Marktzugang der Genossenschaft La Norteña.<br />

Ramón Monges steht inmitten seiner Obstbäume.<br />

Es duftet nach Zitronen, Pampelmusen,<br />

Limetten und Orangen, die er auf seinem<br />

Land in San Pedro del Ycuamandiyu anbaut.<br />

Heute steht für Monges und seine Mitarbeiter*innen<br />

das Schälen und Trocknen der Orangen auf dem<br />

Arbeitsplan. Seine Ernte verkauft der Bio-Landwirt<br />

an die Genossenschaft La Norteña. Diese verarbeitet<br />

die Fruchtschalen und Kräuter von 1.800 Erzeugerbetrieben<br />

weiter und bereitet sie für den Export – auch<br />

nach Europa – vor. Bäuer*innen wie Monges bietet die<br />

Genossenschaft so einen besseren Marktzugang.<br />

San Pedro del Ycuamandiyu in Zentral-Paraguay ist<br />

eine der ärmsten Regionen des Landes. La Norteña<br />

kauft und vermarktet nicht nur landwirtschaftliche<br />

Erzeugnisse, sondern bietet ihren 6.300 Mitgliedern<br />

auch Darlehen und technische Hilfe. So erhöhen sich<br />

die Erträge für kleinbäuerliche Betriebe, die Landflucht<br />

nimmt ab, und die Menschen blicken mit mehr Zuversicht<br />

in die Zukunft.<br />

La Norteña ist seit 2011 Partnerorganisation von<br />

Oikocredit und damit eins von 519 sozial orientierten<br />

Unternehmen im Globalen Süden, die Oikocredit als<br />

Impact Investorin unterstützt. Das Ziel: mit nachhaltigen<br />

Investments wirtschaftlich benachteiligten<br />

Menschen und Gemeinschaften die Möglichkeit geben,<br />

ihre Lebenssituation zu verbessern. Zudem möchte<br />

Oikocredit die Umwelt schützen und gleichzeitig faire<br />

Renditen für ihre Anleger*innen erwirtschaften. Die<br />

vor 48 Jahren gegründete Genossenschaft ist damit<br />

Pionierin für sozial verantwortliche Geldanlagen.<br />

Mit dem Kapital ihrer Anleger*innen vergibt Oikocredit<br />

Kredite und Kapitalbeteiligungen an Partnerorganisationen,<br />

die die sozialen Ziele von Oikocredit teilen.<br />

Investitionsschwerpunkte sind das inklusive Finanzwesen,<br />

Landwirtschaft und erneuerbare Energien.<br />

Oikocredit finanziert zum Beispiel Mikrofinanzinstitutionen,<br />

die wirtschaftlich benachteiligten Menschen<br />

Kredite und Sparmöglichkeiten bieten. Der Bedarf<br />

nach verantwortungsvoller Mikrofinanz ist groß: Weltweit<br />

haben 1,4 Milliarden Erwachsene keinen oder nur<br />

unzureichenden Zugang zum formalen Finanzwesen.<br />

Einheimische Fachkräfte in den Oikocredit-Länderbüros<br />

wählen die Partnerorganisationen sorgfältig aus<br />

und betreuen und beraten sie vor Ort. Mit einem Investitionsvolumen<br />

von 1.007,2 Millionen Euro konnten<br />

Oikocredit und ihre Partner im vergangenen Jahr<br />

42,2 Millionen Menschen erreichen – 87 Prozent davon<br />

sind Frauen. Ermöglicht wird das durch Anleger*innen<br />

die möchten, dass ihr Geld Früchte trägt. Schon ab 200<br />

Euro ist ein Investment bei Oikocredit möglich.<br />

Mit seiner Mitarbeiterin hängt Ramón Monges die<br />

Orangenschalen zum Trocknen auf.<br />

WOLLEN AUCH SIE GELD<br />

NACHHALTIG INVESTIEREN?<br />

Einfach den QR-Code<br />

scannen oder auf unserer<br />

Webseite mehr erfahren.<br />

WWW.OIKOCREDIT.DE/GELDANLAGE


Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info 23<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Cybermobbing-Hilfe e. V. entstanden.<br />

FOTO: STEPHAN SCHÜTZE<br />

Im Rahmen des Programms „WIR gegen Cybermobbing!<br />

Unsere Schule macht mit.“ finden speziell konzipierte<br />

Workshops zum Umgang mit Cybermobbing statt.<br />

Cybermobbing ist bei Weitem keine Randerscheinung<br />

mehr, sondern ein gesellschaftliches Problem. Aktuelle<br />

Studien gehen von über 1,8 Millionen betroffenen<br />

Schülerinnen und Schülern aus, die mit Bloßstellungen,<br />

Beleidigungen und Bedrohungen über die sozialen<br />

Medien bereits Erfahrung gemacht haben. „Wir haben<br />

es uns zur Aufgabe gemacht, über Cybermobbing<br />

aufzuklären und auf die Gefahren von Hass und Hetze<br />

im Netz aufmerksam zu machen. Sich auf Kosten von<br />

vermeintlich Schwächeren lustig zu machen und sie zu<br />

diffamieren, ist keine Bagatelle“, betont Lukas Pohland,<br />

Gründer und 1. Vorsitzender des Cybermobbing-Hilfe<br />

e.V. Der 19-Jährige weiß aus eigener Erfahrung, wie es<br />

ist, Cybermobbing ausgesetzt zu sein. Mit 14 Jahren<br />

rief er daher seinen Verein ins Leben. Seitdem war er<br />

Für mehr Respekt im digitalen Raum<br />

Innovatives Schulprogramm setzt Zeichen gegen Hass im Netz und befähigt Jugendliche,<br />

sich und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler aktiv zu schützen.<br />

Text Daniela Jagust<br />

in unzähligen Schulklassen zu Gast und hat Präventions-<br />

Workshops durchgeführt. Er begegnet den Jugendlichen<br />

auf Augenhöhe, erzählt seine Geschichte und<br />

erklärt, warum Cybermobbing so gefährlich ist. Nun<br />

hat er ein neues, ganzheitliches Programm mit dem Titel<br />

„WIR gegen Cybermobbing! Unsere Schule macht mit.“<br />

ins Leben gerufen. Es soll Schulen dazu bewegen, aktiv<br />

gegen Cybermobbing vorzugehen und so eine sichere<br />

Umgebung für Schülerinnen und Schüler zu schaffen.<br />

Das Schulprogramm umfasst einen Workshop, der im<br />

Rahmen von Projekttagen stattfindet. Er basiert auf<br />

einem klaren pädagogischen Konzept. Schülerinnen<br />

und Schüler haben die Möglichkeit, theoretisches<br />

Wissen über Cybermobbing zu erwerben und gleichzeitig<br />

in aktiver Medienarbeit kreativ umzusetzen. Dadurch<br />

werden nicht nur die erlernten Inhalte gefestigt,<br />

sondern es wird auch der positive Umgang mit digitalen<br />

Endgeräten vermittelt. Nach der erfolgreichen Teilnahme<br />

unterzeichnen alle am Schulleben Beteiligten<br />

eine Selbstverpflichtungserklärung, in der sie die ernste<br />

Bedrohung durch Cybermobbing in der digital vernetzten<br />

Gesellschaft anerkennen und versichern, aktiv und<br />

nachhaltig dagegen vorzugehen. Die Schulen werden<br />

anschließend auf der Website des Cybermobbing-Hilfe<br />

e.V. aufgelistet und erhalten einen Zugang zum Online-<br />

Portal, auf dem sie weiteres Informationsmaterial,<br />

Videos, neue Module und Neuigkeiten bekommen.<br />

„Uns ist es ein besonderes Anliegen, den Jugendlichen<br />

die Werkzeuge an die Hand zu geben, um sich selbst<br />

und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler vor den<br />

schädlichen Auswirkungen von Cybermobbing zu<br />

schützen. Gleichzeitig fördern wir einen verantwortungsbewussten<br />

und respektvollen Umgang<br />

im digitalen Raum", so Pohland.<br />

AKTIV GEGEN CYBERMOBBING WERDEN UND<br />

DIE SCHULE ZU EINEM SICHEREN ORT MACHEN?<br />

MEHR INFOS FINDEN SIE UNTER<br />

WWW.CYBERMOBBING-HILFE.DE<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Reporter ohne Grenzen e. V. entstanden.<br />

Journalisten brauchen sichere Orte<br />

Reporter ohne Grenzen kämpft weltweit für Pressefreiheit<br />

Text Christopher Resch, RSF-Pressereferent<br />

Informationen sind der erste Schritt zu Veränderungen<br />

– und wo nicht unabhängig berichtet werden kann,<br />

werden auch andere Menschenrechte verletzt. Deshalb<br />

schaut Reporter ohne Grenzen (RSF) mit großer Sorge<br />

in den Nahen Osten, vor allem in den Gazastreifen. Bis<br />

heute wurden in dem Krieg in Nahost 46 Medienschaffende<br />

getötet, mindestens 15 von ihnen bei ihrer Arbeit.<br />

Kein anderer Krieg im 21. Jahrhundert hat für Journalisten<br />

so gefährlich begonnen wie der zwischen Israel<br />

und der Hamas. Einer der in Israel getöteten Medienschaffenden<br />

war der Fotograf Roee Idan. Er wurde am<br />

7. Oktober von Hamas-Terroristen ermordet. Issam<br />

Abdallah, ein libanesischer Reuters-Journalist, wurde<br />

am 13. Oktober durch einen mutmaßlich gezielten israelischen<br />

Luftschlag an der libanesisch-israelischen Grenze<br />

getötet. Und in Gaza-Stadt tötete am 19. November<br />

eine israelische Rakete den Journalisten Bilal Jadallah.<br />

Er war Leiter des Gaza Press House, einer Organisation,<br />

die Reportern den Berufseinstieg erleichterte.<br />

Was können wir tun, um Journalisten besser zu schützen?<br />

In der Vergangenheit hat RSF unter anderem Schutzwesten<br />

und -helme in Kriegsgebiete gebracht. Im Gazastreifen<br />

ist das derzeit nicht möglich. Uns bleibt vor<br />

allem, immer wieder darauf hinzuweisen, dass Medienschaffende<br />

Zivilisten sind. Das Humanitäre Völkerrecht<br />

verbietet Angriffe auf sie. Schon am 31. Oktober hat RSF<br />

deshalb beim Internationalen Strafgerichtshof Strafanzeige<br />

eingereicht, damit dieser mögliche Kriegsverbrechen<br />

gegen Medienschaffende im Gazastreifen und<br />

in Israel untersucht. Um für die Rechte unabhängiger<br />

Journalisten einzutreten – in Gaza, Israel und weltweit<br />

– brauchen wir auch Sie. Mit Ihrer Spende oder einer<br />

Mitgliedschaft helfen Sie uns im Kampf für die<br />

Pressefreiheit.<br />

Reporter ohne Grenzen e. V.<br />

(RSF) ist eine unabhängige,<br />

gemeinnützige Nichtregierungsorganisation.<br />

Sie setzt sich seit 1994 für Pressefreiheit<br />

weltweit ein. Die Arbeit von RSF wird maßgeblich aus<br />

Spenden und Mitgliedsbeiträgen finanziert und garantiert<br />

somit die politische Unabhängigkeit der Organisation.<br />

RSF trägt das DZI-Spendensiegel und ist Unterzeichnerin<br />

der Selbstverpflichtung zur Transparenz der<br />

Initiative Transparente Zivilgesellschaft (ITZ).<br />

Spendenkonto:<br />

Reporter ohne Grenzen,<br />

IBAN: DE26 1009 0000 5667 7770 80,<br />

BIC: BEVODEBB<br />

service@reporter-ohne-grenzen.de<br />

WWW.REPORTER-OHNE-GRENZEN.DE<br />

FOTO:<br />

SHUTTERSTOCK / PRESSLAB<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der SOS Humanity e. V. entstanden.<br />

Leben retten ist Pflicht!<br />

Text Petra Krischok<br />

Den 53-jährigen Rami* aus Syrien rettete die Crew der<br />

Humanity 1 mit seinen beiden minderjährigen Neffen<br />

aus einem überbesetzten, seeuntauglichen Holzboot.<br />

Vier lange Tage und drei dunkle Nächte waren sie damit<br />

im Mittelmeer unterwegs gewesen. Rami hatte bereits<br />

jede Hoffnung aufgegeben, die Flucht von Libyen nach<br />

Italien zu überleben. An Bord des Rettungsschiffes<br />

Humanity 1 war er vor allem dankbar, dass seine beiden<br />

Neffen, deren Väter in Syrien getötet wurden, nun in<br />

Sicherheit waren.<br />

Das Mittelmeer ist die tödlichste Fluchtroute der Welt.<br />

Schutzsuchende Menschen, die in Libyen vor Gewalt,<br />

Versklavung oder brutaler Inhaftierung fliehen, haben<br />

keinen anderen Ausweg als die Flucht über das Meer.<br />

Viele sterben dabei – seit 2014 mehr als 28.000 Kinder,<br />

Frauen und Männer. Einige der Flüchtenden können<br />

zivile Seenotrettungsorganisationen auf hoher See<br />

retten. Seit dem Einsatzstart unseres Rettungsschiffs<br />

im August 2022 hat SOS Humanity über 1.750 Männer,<br />

Frauen und Kinder aus Seenot gerettet.<br />

Retten ist Pflicht – und Auftrag der Zivilgesellschaft<br />

Das Jahr 2023 war mit bislang über 2.000 Ertrunkenen<br />

das tödlichste Jahr auf dem Mittelmeer seit 2017.<br />

Rassismus und Unmenschlichkeit in Deutschland und<br />

ganz Europa richten sich gegen die Schwächsten, die<br />

eigentlich unseren Schutz brauchen: Geflüchtete. Wie<br />

Rami aus Syrien haben sie diese gefährliche Fluchtroute<br />

auf sich genommen, um bewaffneten Konflikten<br />

und Gewalt, Verfolgung oder Hunger zu entkommen.<br />

Es ist unsere humanitäre und rechtliche Pflicht, sie vor<br />

dem Ertrinken zu retten und an einen sicheren Ort zu<br />

bringen.<br />

Rettungseinsätze nach Seevölkerrecht<br />

Die zivile Rettungsarbeit auf See basiert auf geltendem<br />

Recht, vor allem auf dem Völkerrecht und dem internationalen<br />

Seerecht. Jeder Schritt einer Rettung wird<br />

von der Brücke der Humanity 1 den relevanten Behörden<br />

mitgeteilt. Der Hafen zur Anlandung und<br />

Ausschiffung der Geretteten wird uns von den<br />

zuständigen Behörden zugewiesen.<br />

Europa ist stolz auf seine Werte, sie bilden den Zusammenhalt<br />

unserer Gesellschaft. Dazu gehört<br />

auch die Menschlichkeit. Hierfür steht SOS Humanity.<br />

Kein Mensch soll im Mittelmeer ertrinken müssen.<br />

Helfen Sie mit, diese Humanität<br />

auch an den EU-Außengrenzen<br />

hochzuhalten.<br />

DIREKT ZUR SPENDENSEITE<br />

Weitere Informationen:<br />

www.sos-humanity.org<br />

FOTO: MAX CAVALLARI<br />

SOS HUMANITY<br />

Spenden Sie jetzt für unseren lebensrettenden Einsatz, der im Winter besonders hart ist!<br />

SOS Humanity e. V. / IBAN: DE04 1005 0000 0190 4184 51 / Verwendungszweck: Zeit zu retten


SÜDSUDAN: Erleichtert hält Apuk Yak ihr Baby<br />

im Arm. Auf unserer Geburtsstation in Aweil<br />

begleiten wir monatlich mehr als 600 Geburten.<br />

© Oliver Barth / MSF<br />

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Mit ihrer spende<br />

WIRD GESUNDHEIT ZUM<br />

GRÖSSTEN GESCHENK<br />

Verschenken Sie zu Weihnachten eine Spende, die<br />

Leben rettet. Mit 58 Euro kann Ärzte ohne Grenzen<br />

z. B. das sterile Material für 29 Geburten finanzieren.<br />

Für die beschenkte Person erhalten Sie von uns eine<br />

personalisierte Spendenurkunde.<br />

www.aerzte-ohne-grenzen.de/weihnachtsgeschenk<br />

Jetzt Spende verschenken<br />

Telefon: 030 700 130 - 130<br />

geschenk@aerzte-ohne-grenzen.de

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