Christkatholisch_2023-19
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8 Hintergrund<br />
<strong>Christkatholisch</strong> <strong>19</strong>/<strong>2023</strong><br />
Prof. Dr. Nicola<br />
Ottiger leitet das<br />
Institut seit gut<br />
zwei Jahren. Es ist<br />
eine «kleines, aber<br />
feines» Institut,<br />
das <strong>19</strong>98 von<br />
der evangelischreformierten<br />
und<br />
der römischkatholischen<br />
Landeskirche,<br />
von der<br />
<strong>Christkatholisch</strong>en<br />
Kirchgemeinde<br />
sowie vom Kanton<br />
Luzern gegründet<br />
wurde.<br />
Foto: Jakob Ineichen<br />
Interview mit Prof. Dr. Nicola Ottiger<br />
Ökumene ist kein Einheitsbrei<br />
Für die neue Leiterin des Ökumenischen Instituts Luzern,<br />
Prof. Dr. Nicola Ottiger, hatte Ökumene schon immer eine grosse<br />
Selbstverständlichkeit.<br />
Niklas Raggenbass: Wie sind Sie zur<br />
Ökumene gekommen?<br />
Nicola Ottiger: Meine Familie kommt<br />
aus der römisch-katholisch geprägten<br />
Zentralschweiz, aus Obwalden. Meine<br />
Eltern sind aber nach Romanshorn in<br />
den Kanton Thurgau gezogen, der konfessionell<br />
paritätisch ist. Hier erlebte ich<br />
nicht nur einen offenen Katholizismus,<br />
sondern eine selbstverständliche Nähe<br />
zu den Reformierten. In der Schule waren<br />
die Hälfte der Schülerinnen und<br />
Schüler reformiert, die andere Hälfte römisch-katholisch.<br />
Auch arbeiteten die<br />
römisch-katholische und die reformierte<br />
Gemeinde gut zusammen.<br />
Die Ökumene habe ich aber auch in der<br />
Verwandtschaft. Ein Teil der Familie ist<br />
christkatholisch. Mein Onkel Urs Niggli<br />
war viele Jahre im Kirchgemeinderat<br />
Solothurn und Kirchgemeindepräsident.<br />
In den Ferien bei meinen Cousinen ging<br />
ich immer mit zum christkatholischen<br />
Gottesdienst in der schönen Solothurner<br />
Franziskanerkirche.<br />
Wieso haben sie Theologie studiert?<br />
In meiner Heimatpfarrei habe ich mich<br />
sehr in der Kinder- und Jugendarbeit engagiert<br />
und wurde so durch und durch<br />
kirchlich sozialisiert. Beruflich habe ich<br />
zuerst eine Lehre als kaufmännische Angestellte<br />
gemacht und anschliessend mehrere<br />
Jahre das Sekretariat der Bundesleitung<br />
der «Jungen Gemeinde» in Zürich<br />
geleitet, dem damals grössten katholischen<br />
Jugendverband der Schweiz. Da<br />
habe ich u. a. mit dem heute bekannten<br />
spirituelle Autor Pierre Stutz zusammengearbeitet.<br />
Dieses Umfeld hat mein Interesse<br />
für lebensphilosophische und theologische<br />
Fragen weiter genährt. Ab <strong>19</strong>94<br />
habe ich in Luzern römisch-katholische<br />
Theologie studiert. Ohne Matura waren<br />
die Anforderungen strenger, die alten<br />
Sprachen Latein, Althebräisch und Altgriechisch<br />
mussten nachgeholt und viele<br />
zusätzliche Vorlesungen, zum Beispiel in<br />
Philosophie, besucht werden. Aber es war<br />
toll! In Luzern lernte ich eine moderne<br />
und spannende Theologie kennen, die<br />
sich nicht scheute, auch heisse Eisen anzupacken.<br />
Nach meiner Doktorarbeit im<br />
Fachbereich Dogmatik habe ich 2005 als<br />
Dozentin am Religionspädagogischen<br />
Institut (RPI) der Theologischen Fakultät<br />
Luzern angefangen.<br />
Wie sind Sie von der Religionspädagogik<br />
zur Ökumene gelangt?<br />
Das berufsbegleitende Studium am<br />
RPI ist eine Besonderheit der römischkatholischen<br />
Ausbildungswege. Die<br />
Studierenden schliessen mit einem Diplom<br />
oder Bachelor in Religionspädagogik<br />
ab und arbeiten damit in Religi-