SCHÖNES LEBEN – Ausgabe 83
Land Kultur & Lebensart zwischen Elbestrand und Heidesand
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Im Rieck Haus haben drei Generationen Bauern, Mägde<br />
und Knechte sowie Rinder, Pferde und Hühner unter einem<br />
Dach gelebt. Wie das war, erfahren große und kleine<br />
Besucher in der Dauerausstellung im Museum. Gezeigt<br />
wird auch ein Alkoven, in dem Knechte und Mägde damals<br />
geschlafen haben. <br />
Foto: Carsten Weede<br />
Unter der Sitzfläche der „Hühnerbank“ wurden frisch<br />
geschlüpfte Küken warm gehalten. Im Haus konnten die<br />
Stubenküken die Kälte im Winter überleben. Anhand der<br />
Hühnerbank und anderer Gegenstände erklärt Arno<br />
Becker bei seinen Führungen im Rieck Haus den Ursprung<br />
einiger vertrauter Redensarten. Foto: Frank Drynda<br />
´nen Zahn zu, du Tranfunzel“, „ins Fettnäpfchen treten“ oder<br />
„die Tafel aufheben“ haben die meisten sicherlich schon einmal<br />
gehört. Bei den Führungen im Rieck Haus erklärt Arno<br />
Becker anhand der Hühnerbank und anderer Gegenstände den<br />
Ursprung einiger dieser vertrauten Redensarten. „Lachen ,<br />
Staunen und Entdecken sollten doch bei keinem Ausflug<br />
fehlen“, meint seine Gästeführer-Kollegin Christel Dobslaff,<br />
die auf Wunsch auch Führungen auf Plattdeutsch anbietet. So<br />
haben die Gäste auf dem Gelände des Freilichtmuseums z.B.<br />
auch Gelegenheit, Bekanntschaft mit einem ganz besonderen<br />
„stillen Örtchen“ zu machen, nämlich Hamburgs einzigem<br />
reetgedeckten „Tante Meier“.<br />
Über Generationen lebte Familie Rieck auf und von ihrem<br />
Hof. Ab 1900 verfiel die Hofanlage aber immens. Familie<br />
Rieck bewirtschaftete sie noch bis zum Beginn des Zweiten<br />
Weltkrieges und verkaufte 1940 das Haus an die Hansestadt<br />
Hamburg. Nach einer ersten notdürftigen Sicherung wurde<br />
der gesamte Hof ab 1949 unter der Regie des Denkmalschutzamtes<br />
von Grund auf restauriert. 1954 übernahm ihn<br />
schließlich das Altonaer Museum als Außenstelle und eröffnete<br />
auf dem Gelände ein Freilichtmuseum, das nun seit<br />
2012 zur Museumslandschaft Bergedorf gehört. „Wir hatten<br />
das große Glück, Elfriede Rieck und deren Tochter Christel<br />
Eggers <strong>–</strong> ehemalige Besitzerinnen des Rieck Hauses <strong>–</strong> kennenzulernen.<br />
Beide waren bis zu ihrem Tode mit Leib und<br />
Seele Museumswartinnen im Rieck Haus. Von ihnen haben<br />
wir vieles über Entwicklung und Veränderung der Lebensumstände,<br />
Traditionen und Gewohnheiten der Menschen auf<br />
dem Hof im Laufe der Jahrhunderte erfahren“, erzählt Christel<br />
Dobslaff. Aus diesem wertvollen Fundus schöpfen die<br />
beiden Gästeführer bis heute. Wohl auch deshalb zeichnen<br />
sich ihre Führungen durch besondere Authentizität und<br />
Lebendigkeit aus.<br />
Wie in früheren Jahrhunderten setzt sich die Hofanlage<br />
heute wieder aus verschiedenen Gebäuden zusammen. Zum<br />
denkmalgeschützten Gebäude-Ensemble gehören neben der<br />
historischen Feldentwässerungsmühle auch das Backhaus<br />
und die gebohlte, reetgedeckte Scheune aus dem 17. Jahrhundert.<br />
<br />
Foto: Carsten Weede<br />
Auf der Diele des Rieck Hauses werden Transportgeräte wie<br />
Leiterwagen, Schottsche Karre und hölzerne Schubkarren<br />
sowie zahlreiche verschiedene landwirtschaftliche Arbeitsgeräte<br />
gezeigt. Foto: Carsten Weede<br />
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Winter 2023