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tassilo - das Magazin rund um Weilheim und die See - Ausgabe Januar/Februar 2024

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sich Erhard noch heute gut: über<br />

den Unterschied zwischen „Altert<strong>um</strong>“<br />

<strong>und</strong> „altem Tr<strong>um</strong>“. Wie man<br />

also unterscheidet zwischen wertvollen<br />

<strong>und</strong> wenig wertvollen alten<br />

Dingen. Wer einmal den Weg hinauf<br />

<strong>und</strong> dann <strong>die</strong> Ausstrahlung der<br />

sechs Meter hohen Kreuzigungsgruppe<br />

selbst erlebt hat, wird am<br />

Wert des Possenhofener Kalvarienbergs<br />

ka<strong>um</strong> zweifeln. Doch auch<br />

viele geschichtliche Details, <strong>die</strong><br />

Martin Erhard recherchierte, sprechen<br />

dafür, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> Anlage nicht<br />

z<strong>um</strong> alten Eisen gehört. So <strong>die</strong><br />

Tatsache, <strong>das</strong>s „Sisi“, Prinzessin in<br />

Bayern <strong>und</strong> spätere Kaiserin von<br />

Österreich <strong>und</strong> Königin von Ungarn,<br />

von Schloss Possenhofen, in<br />

dem sie ihre Kinder- <strong>und</strong> Jugendjahre<br />

verbrachte, z<strong>um</strong> Kalvarienberg<br />

hinaufsah <strong>und</strong> selbst gerne<br />

mit dem Pferd hinaufritt. Und <strong>das</strong>s<br />

<strong>die</strong> Possenhofener früher viel z<strong>um</strong><br />

Erhalt der Anlage beitrugen: So im<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>ert, als viele Spenden<br />

für eine Verschönerung des Kalvarienbergs<br />

im Opferstock landeten.<br />

Und 1936, als 14 Bürger jeweils ein<br />

Stationsbild für den damals neu<br />

errichteten Kreuzweg aus eigener<br />

Tasche zahlten.<br />

Die Stadt München<br />

sei zu weit weg<br />

Für <strong>die</strong> Zukunft wünschen würde<br />

sich Martin Erhard eine ausführliche<br />

Dok<strong>um</strong>entation über den<br />

Kalvarienberg, am besten als Film.<br />

Selbst hat er viele Informationen<br />

zusammengetragen, doch als<br />

Rentner fehlen ihm <strong>die</strong> Mittel, so<br />

ein Projekt auf <strong>die</strong> Beine zu stellen.<br />

Ein Wunsch wäre auch, <strong>das</strong>s<br />

eine Kulturstiftung entsteht <strong>und</strong><br />

den Kalvarienberg von München<br />

übernimmt. Die Landeshauptstadt<br />

erwarb <strong>das</strong> Areal in den 1960er<br />

Jahren als eine von vielen Naherholungsstätten<br />

im Münchner<br />

Umland. Doch <strong>die</strong> Stadt liegt <strong>r<strong>und</strong></strong><br />

30 Kilometer entfernt <strong>und</strong> trägt<br />

Verantwortung für unzählige Kulturgüter.<br />

Wäre der Kalvarienberg<br />

in heimischem Besitz, würde man<br />

sich unmittelbarer <strong>und</strong> regelmäßiger<br />

<strong>um</strong> <strong>die</strong> Anlage kümmern,<br />

davon ist Erhard überzeugt. Bis<br />

es vielleicht eines Tages soweit<br />

ist, werden sich er <strong>und</strong> ein paar<br />

weitere Possenhofener Bürger, so<br />

gut es geht, weiter <strong>um</strong> den Kalvarienberg<br />

kümmern: Z<strong>um</strong> Beispiel<br />

beim Bl<strong>um</strong>enschmuck, beim<br />

Müllsammeln <strong>und</strong> Freischneiden<br />

der Wege. Dringend geboten wäre<br />

es, <strong>die</strong> Kreuzigungsgruppe in den<br />

Wintermonaten einzuhausen, damit<br />

Frost <strong>und</strong> Schnee nicht an den<br />

wertvollen barocken Figuren nagt.<br />

Obwohl ihre letzte Restaurierung<br />

erst kurz zurückliegt, sind <strong>die</strong> ersten<br />

kleinen Schäden schon wieder<br />

zu erkennen. Martin Erhard<br />

will auch dafür weiterkämpfen.<br />

Denn „Denkmal“ komme ja auch<br />

von „Denk mal nach“. Und z<strong>um</strong><br />

Nachdenken geben<br />

<strong>die</strong> Krisen der heutigen<br />

Zeit ja genügend<br />

Anlass – leider.<br />

Welche Plätze<br />

könnten sich dafür<br />

besser eignen, als<br />

geschichtsträchtige<br />

christliche Orte in<br />

freier Natur. Orte<br />

wie der 375 Jahre<br />

alte Kalvarienberg<br />

in Possenhofen. cr<br />

Die Possenhofener<br />

Ölbergkapelle.<br />

januar / februar <strong>2024</strong> | 15

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