30 ZOOM Ein Interview mit Soho Song Slam-Host Jan König Der Drachen-Dompteur Fotos: © Max Saufler Der in Königsbrunn aufgewachsene Wortakrobat Jan König dürfte dem <strong>Augsburg</strong>er Publikum nicht nur als Sänger verschiedener Musikprojekte bekannt sein, sondern auch als Gastgeber des legendären Song Slams in der Soho Stage. Dort zeigen jeweils sechs talentierte Musiker:innen aus der Region, was sie drauf haben. Der Sieger-Act des Abends wird von den Zuschauer:innen gekürt und bekommt von Jan den heißbegehrten Goldenen Drachen überreicht. Im Interview erzählt er uns, was die Veranstaltungsreihe für ihn zum Herzensprojekt macht und wie er seinen Weg auf die Bühne gefunden hat. Von Lina Frijus-Plessen
ZOOM 31 Jan, du hast einen Doktortitel in lateinischer Literatur. Das ist ja schon eine ziemlich nerdige Nische, oder? Ja, das kann ich jetzt nicht bestreiten (lacht). Ich hatte einfach schon immer Freude an Sprachen und Texten. Ich habe zuerst Lehramt studiert, aber im Laufe der Zeit gemerkt, dass das auf lange Sicht nichts für mich ist. Ich war damals studentische Hilfskraft an der LMU und habe dann angefangen, im Bereich lateinische Literatur zu forschen. Der Doktortitel war dabei eigentlich nie mein Ziel, aber für mich hat diese Doktorandenstelle einfach gut gepasst, auch weil ich die Freiheit und Zeit hatte, nebenbei noch Musik zu machen und Veranstaltungen zu moderieren. Inzwischen hast deine akademische Karriere aber auf Eis gelegt und bist jetzt hauptberuflich Veranstaltungsmoderator und Musiker? Genau. Nachdem ich meine Doktorarbeit abgegeben hatte, war das Kapitel „Uni“ für mich fertig geschrieben und ich hatte einfach Bock, meine ganze Energie in die Musik und Moderation zu stecken. Ich würde sagen, von der Zeit her bin ich hauptberuflich Musiker, finanziell gesehen hauptberuflich Moderator (lacht). Das mache ich jetzt seit ungefähr anderthalb Jahren und bin super glücklich damit. Du bist Teil des Electro-Pop- Duos Fliegende Haie und der Hop-Rock-Band Dein Ernst – zwei Musikprojekte mit ganz unterschiedlichem Sound. Das war ursprünglich keine gezielte Entscheidung, aber ich muss sagen, dass es mir unglaublich guttut, diese zwei sehr unterschiedlichen Projekte parallel zu haben. Beide Bands ermöglichen mir sowohl musikalisch als auch in Sachen Bühnenperformance und kreative Herangehensweise ganz verschiedene Dinge. Ich genieße es total, mich in beiden Projekten austoben zu können. Was ist mehr dein Ding, Musik oder Moderation? Das ist ein bisschen gemein, das gegeneinander auszuspielen, weil ich beides total gerne mache. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, dann für die Musik. So schön es ist, beim Moderieren in immer andere Themenbereiche einzutauchen, letztlich ist es in gewisser Weise eine Auftragsarbeit. Das Musikmachen ist aber komplett meins und deshalb einfach näher an mir dran. Der Soho Song Slam ist für mich aber nochmal eine ganz eigene Kategorie. Da gehen Musik und Moderation Hand in Hand, ich habe also das Beste aus beiden Welten. Deshalb liegt mir das Format persönlich sehr am Herzen. Wie kam es dazu, dass du den Soho Song Slam 2022 als Host übernommen hast? Die Veranstaltungsreihe hat ja eine langjährige Tradition, Girisha Fernando hat sie 2008 ins Leben gerufen. Damit dürfte das tatsächlich Deutschlands ältester Song Slam sein. Während der Coronapandemie musste das Format natürlich erst mal pausieren. Als das Kulturleben dann wieder zurückkehrte, ist der damalige Host Alex Ratschinskij, den ich schon länger kenne, aus beruflichen Gründen nach Hamburg gezogen. Er hatte Sorge, dass der Soho Song Slam mit seinem Wegzug vielleicht nicht mehr aus dem Corona- Winterschlaf erwachen würde. Also hat er mich gefragt, ob ich das Ding moderieren möchte und ich war direkt an Bord. In den Jahren zuvor bin ich auch selbst schon als Musiker beim Song Slam angetreten und wusste deshalb, was für eine coole Veranstaltung das ist. Was genau macht das Format für dich so besonders? Ich bin extrem glücklich darüber, dass ich beim Soho Song Slam meine beiden Leidenschaften Musik und Moderation verbinden kann. Wenn ich zu Beginn des Abends die Bühne betrete und unser Musikintro singe, fühle ich mich immer wie ein Fisch im Wasser. Der Fokus des Soho Song Slams liegt für mich überhaupt nicht auf dem Wettbewerbsaspekt. Es geht letztlich nicht darum, wer der beste Act ist, das lässt sich ja auch gar nicht objektiv messen. Worauf kommt es stattdessen an? Der Abend soll vielmehr eine Art Showcase sein, bei dem man in kurzer Zeit viele kleine Einblicke in die wahnsinnig reiche Musikszene unserer Region bekommt. Das ist sozusagen musikalisches Speeddating zwischen Publikum und Künstler:innen. Mir macht es total Spaß, diese tollen regionalen Acts zu buchen und ich freue mich immer voll, zu sehen, wie Musiker:innen aus den verschiedensten Ecken und Genres im Backstage aufeinandertreffen und ins Gespräch kommen. Daraus sind dann zum Teil auch schon neue Kollaborationen erwachsen. So bietet der Song Slam der <strong>Szene</strong> auch eine schöne Gelegenheit, sich untereinander zu vernetzen. Am 28.12. steht die allererste Ausgabe der Soho Song Slam- Special Edition „Drachenhöhle“ an. Was hat es denn damit auf sich? Die Drachenhöhle ist eine neue musikalische Gameshow, bei der das Publikum selbst mitspielen und Preise abstauben kann, aber auch zwei fantastische Musik-Acts mit <strong>Augsburg</strong>er Wurzeln gefeatured werden. Für den Premierenabend konnten wir die Band Loamsiada und den Singer-Songwriter Moritz Kochs gewinnen, die man in verschiedenen Spielen, Challenges und Talkrunden nochmal von einer ganz anderen Seite kennenlernen kann. Darauf freue ich mich schon extrem! Die nächste reguläre Ausgabe des Soho Song Slams findet dann übrigens am 19. Januar statt. (lina)