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immobilia 2024/01 - SVIT

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IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />

SPEZIALIMMOBILIEN<br />

PFLEGEIMMOBILIEN<br />

– NISCHENMARKT<br />

MIT PERSPEKTIVE?<br />

Insbesondere Pflegeeinrichtungen<br />

sind durch den Staat in vielerlei<br />

Hinsicht reguliert. Dies lässt Leistungserbringer<br />

zum Spielball der Politik<br />

werden. Lohnt sich unter diesen Vorzeichen<br />

ein Investment in Pflegeimmobilien?<br />

TEXT — JULIAN SLICKERS & SÖNKE THIEDEMANN*<br />

ABBILDUNG 1: PFLEGETARIFE ZÜRICH, BERN, AARGAU<br />

2022–<strong>2024</strong><br />

Quelle: Kantonale Daten<br />

ABBILDUNG 2: TARIFVERÄNDERUNG ZÜRICH, BERN,<br />

AARGAU 2022–<strong>2024</strong><br />

Quelle: Kantonale Daten<br />

PFLEGENORMKOSTEN<br />

TARIFVERÄNDERUNGEN STATIONÄRE PFLEGE<br />

250<br />

6,0%<br />

Durchschnitt Pflegetarife 1–12<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Veränderung p. a.<br />

5,0%<br />

4,0%<br />

3,0%<br />

2,0%<br />

1,0%<br />

0,0%<br />

–1,0%<br />

–2,0%<br />

–3,0%<br />

0<br />

–4,0%<br />

Zürich Bern Aargau<br />

Zürich Bern Aargau<br />

2022 2023 <strong>2024</strong><br />

2022–2023 2023–<strong>2024</strong><br />

AUSGANGSLAGE<br />

Der Markt für Pflegeimmobilien erlebt durch eine<br />

erhöhte Nachfrage von institutionellen Investoren<br />

einen Aufschwung. Die «Baby-Boomer-Generation»<br />

steuert auf das Rentenalter zu und entsprechend ist<br />

der Bedarf angesichts der statistischen Lebenserwartung<br />

im engeren Sinne keine Prognose, sondern vielmehr<br />

Gewissheit. Vorrangig sind die Gemeinden für<br />

die Bedarfsplanung verantwortlich. Dies führt teilweise<br />

zu Fehlanreizen, da kleine überregionale Zentren<br />

unter gemeinsamer Planung und Kostenbeteiligung<br />

effizienter wären. Für Investoren stellt dies jedoch<br />

eine Chance dar. Häufig fehlt Gemeinden das Kapital,<br />

Alters immobilien selbst bereitzustellen.<br />

Am Ende ist die Gemeinde an der «erbrachten<br />

Leistung» und am Betrieb, weniger jedoch am Immobilienmanagement<br />

interessiert. Hier zeigen sich<br />

Gelegenheiten für Investoren. Dies resultiert im Verhandlungsspielraum<br />

bei Bauprojekten im Zuge von<br />

Landabtretungen oder bei relativ günstiger Landmiete<br />

auf Zeit (Baurechtslösung). Das Investment ist durch<br />

die langen Vertragslaufzeiten (15 bis 25 Jahre) mit den<br />

Betreibern als risikoarm zu klassifizieren. Essenziell<br />

ist dabei die ehrliche und detaillierte Analyse der Betreiberstruktur.<br />

Falls der Betrieb nicht klar ersichtlich<br />

nachhaltig funktioniert, wird aus dem risikoarmen<br />

Investment schnell ein risikobehaftetes Investment.<br />

Dies erfordert ein spezifisches Know-how bei der Ankaufsprüfung<br />

und Immobilienbewertung.<br />

BEI EINER GE­<br />

WISSENHAFTEN<br />

DUE-DILIGENCE<br />

KANN EIN IN­<br />

VESTMENT IN<br />

GESUNDHEITS­<br />

IMMOBILIEN ZU<br />

RISIKOARMEN<br />

UND SICHEREN<br />

CASHFLOWS<br />

FÜHREN.<br />

JULIAN SLICKERS<br />

PFLEGEFINANZIERUNG<br />

Die Kostenstruktur in der Langzeitpflege ist dreigeteilt.<br />

Seit 2<strong>01</strong>1 gilt die folgende Regel: Die OKP (obligatorische<br />

Krankenpflegeversicherung) leistet einen<br />

festen Beitrag an die Pflegeleistungen. Dabei beteiligen<br />

sich die Versicherten bis max. 20 % des höchsten<br />

Beitrags der OKP an den Pflegeleistungen. Das Delta<br />

wird durch die Kantone und/oder die Gemeinden<br />

ausgeglichen. Die Pflegeleistung wird nach einem<br />

Abrechnungssystem berechnet, welches die Pflegebedürftigkeit<br />

in ein Pflegeminutenmodell überführt<br />

(zumeist BESA).<br />

Für andere Leistungen müssen die Versicherten<br />

grundsätzlich selber aufkommen (Betreuungspauschalen,<br />

Hotellerietaxen, Services etc.) Diese Tarife<br />

sind nicht normiert und Sache der Pflegeeinrichtung<br />

bzw. des Leistungserbringers. Hier gilt analog zum<br />

Hotel: Höherer Standard und besserer Service führen<br />

im Markt zu höheren Pensionstaxen und Betreuungspauschalen.<br />

Die Betreuungspauschalen bewegen sich<br />

meist im Bereich von 30 bis 70 CHF pro Tag. Dabei haben<br />

Versicherte unter Umständen Anrecht auf Ergänzungsleistungen<br />

und/oder Hilflosenentschädigung,<br />

welche kantonal fixiert sind.<br />

Massgeblich sind für den Leistungserbringer folglich<br />

die jährlich festgelegten Tarife oder Normkosten<br />

bzw. -defizite der Kantone. Die Pflegefinanzierung ist<br />

dabei ein politischer Prozess. Darüber muss man sich<br />

auch als Investor und zukünftiger Vermieter im Klaren<br />

16<br />

IMMOBILIA / Januar <strong>2024</strong>

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