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BAU & HAUS<br />
WASSERSTOFFENERGIE<br />
AN DER SCHWELLE<br />
ZUR REVOLUTION<br />
Wasserstoff als Energiespeicher in der<br />
integrierten Gebäudetechnik: Ein Pilotprojekt<br />
tritt den Beweis an, wie die<br />
Speicherung von eigenproduzierter<br />
Solarenergie im Sommer, den Winterbedarf<br />
eines EFH deckt und damit das<br />
emissionsfreie Heizen ermöglicht.<br />
TEXT — MARC MEYER*<br />
Inbetriebnahme des Proof-of-Concept-Containers mit dem<br />
Partner GKN Hydrogen. Dirk Bolz, Director Marketing GKN<br />
Hydrogen; Gregor Zust, CEO Erevo; Matthias Zeier, Business<br />
Development Hydrogen Projects GKN Hydrogen<br />
(v. l. n. r.). BILD: EREVO<br />
Die gebäudeintegrierte saisonale Wasserstoffspeicher-Lösung auf kleinstem Raum<br />
passt in praktisch jede bestehende oder auch neue Heizzentrale. BILD: EREVO<br />
SPEICHERUNG STÖSST AN IHRE<br />
GRENZEN<br />
Wer hätte gedacht, dass Wasserstoff H2 in H2O eines<br />
Tages unseren Hunger nach nachhaltiger Energie<br />
stillen könnte? Im sommerlichen Überfluss unserer erneuerbaren<br />
Energiequellen aus Sonne und Wind liegt<br />
ein Paradoxon verborgen, das eher an eine Ironie der<br />
Natur erinnert: Wir exportieren Elektrizität, wenn sie<br />
am meisten sprudelt, und importieren sie zurück, wenn<br />
der Winter seine kalten Finger nach unserer Wärme<br />
ausstreckt. Ein energiewirtschaftliches Pingpong-<br />
Spiel, das Ressourcen und Nerven kostet.<br />
Die gute Nachricht: Wir stehen an der Schwelle einer<br />
Revolution, die das saisonale Energiedilemma lösen<br />
kann. Die Lösung kommt nicht in Form einer geheimnisvollen<br />
Innovation aus einem Science-Fiction-Film,<br />
sondern als bekanntes Element aus dem Chemieunterricht:<br />
Wasserstoff H2. Die breite Masse assoziiert<br />
mit Speichertechnologien meist Lithium-Batterien –<br />
die Stars unter den Energiespeichern –, die in unseren<br />
Smartphones, Laptops und Elektroautos ihren Dienst<br />
verrichten. Doch diese Technologie stösst bei der saisonalen<br />
Speicherung an ihre Grenzen.<br />
WASSERSTOFF KANN ENERGIE<br />
KONSERVIEREN<br />
Hier kommt Wasserstoff ins Spiel. Eine Sub stanz, die<br />
so leicht ist, dass sie in die Atmosphäre entschwindet,<br />
wenn man sie nicht festhält, bietet eine eindrückliche<br />
Speicherdichte. Die Rede ist von einer Speicherkapazität,<br />
die 15-fach höher ist als die von Lithium-Batterien.<br />
Mit anderen Worten, Wasserstoff kann Energie<br />
SOLARENERGIE<br />
Der Schweizerische Fachverband<br />
für Sonnenenergie Swissolar teilt<br />
mit, dass auf den Dächern und an<br />
den Fassaden der Schweiz pro<br />
Jahr mehr Strom produziert werden<br />
könnte, als zurzeit verbraucht<br />
wird. Auf Schweizer Hausdächer<br />
und -fassaden könnten jährlich 67<br />
Terawattstunden (TWh) Solarstrom<br />
produziert werden, wie eine Untersuchung<br />
des Bundesamtes für<br />
Energie BFE von 2<strong>01</strong>9 zeigt. Dieser<br />
Wert liegt rund 10% über dem heutigen<br />
Verbrauch. Auch eine aktuelle<br />
Studie der ZHAW weist ein Solarpotenzial<br />
auf Dächern von knapp<br />
54 TWh Jahresproduktion aus und<br />
bestätigt damit die BFE-Berechnung.<br />
Leider waren die Anreize für<br />
Hausbesitzer zur solaren Nutzung<br />
von Dächern und Fassaden lange<br />
Zeit ungenügend und sind es teilweise<br />
noch immer. Dadurch ging<br />
wertvolle Zeit für den Ausbau von<br />
Solaranlagen verloren. Umso wichtiger<br />
sei es, die aktuell installierte<br />
Photovoltaik-Leistung bis 2050 um<br />
etwa den Faktor 10 zu steigern, damit<br />
die klimapolitischen Ziele der<br />
Solarwirtschaft erreicht werden.<br />
Dies könne nur gelingen, wenn auch<br />
die Solarpotenziale auf Infrastrukturen<br />
und Freiflächen, inklusive alpinen<br />
Solarkraftwerken, nutzbar<br />
gemacht werden. Swissolar zeigt in<br />
einem Positionspapier auf, das unter<br />
swissolar.ch heruntergeladen<br />
werden kann, welche Faktoren dabei<br />
eine wichtige Rolle spielen.<br />
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IMMOBILIA / Januar <strong>2024</strong>