fng MAGAZIN 1 2024

RÜGENWALDER MÜHLE
Rügenwalder Mühle hat pf
„Am besten
schmeckt´s, wenn´s
allen schmeckt“, lautet
die Devise der Rügenwalder
Mühle. Alle an
einen Tisch bringen
möchte das Familienunternehmen
aus dem
niedersächsischen Bad
Zwischenahn, Fleischesser
ebenso wie Vegetarier
und Veganer.
Diese Philosophie hat
die Firma auf einen
erstaunlichen Erfolgskurs
geführt.
Die Idee zur Abkehr von fleischlichen Produkten
entstand in der Chefetage des Betriebs mit
dem markanten roten Mühlen-Logo irgendwann in der
Zeit nach 2010. Dann wurde intensiv an fleischlosen
Alternativen getüftelt, bis schließlich Ende 2014 die
ersten Kreationen in den Handel kamen. Bei gerade
mal 0,3 Prozent der Gesamtproduktion von Rügenwalder
Mühle lag das vegetarische Programm damals.
Belächelt wurden sie seinerzeit in der Branche, die Produktentwickler
im Ammerland, oft als abgedriftete Exoten
in die Ecke gestellt. Doch ihre verblüffend genaue
Vorausschau auf die Marktentwicklung späterer Jahre
ließ die einstigen Kritiker schon bald verstummen.
„In weniger als zehn Jahren haben wir vegetarische
und vegane Fleischalternativen aus der Nische geholt
und in die Mitte der Gesellschaft gebracht“, heißt es in
der Firmenzentrale, „das erfüllt uns mit Stolz.“ Die jüngsten
jährlichen Umsatzzahlen der Rügenwalder Mühle
mit ihren um die 1.000 Beschäftigten betragen mehr
als 260 Millionen Euro. Etwa 60 Prozent davon werden
inzwischen schon mit Fleischersatzkompositionen erwirtschaftet.
Heute ist Rügenwalder Mühle in Deutschland
klarer Marktführer auf dem Feld der Veggieprodukte.
Ganz aktuell haben die Ammerländer die Herstellung
ihres klassischen Schinken Spicker eingestellt und stattdessen
fleischfreie Alternativen in den Handel gebracht.
„Für alle Anhänger unseres Schinken Spicker gibt es ihn
nun in fleischfreien Varianten wie Mortadella, Grillgemüse,
Schnittlauch, Bunte Paprika und Bunter Pfeffer“,
erklären die Marketingexperten in Bad Zwischenahn.
Den Schinken Spicker gibt´s
jetzt auf pflanzlicher Basis
„Diese Verschiebung im Sortiment ist kein Effekt,
den wir zum Beispiel in der erfolgreichen Kampagne
Veganuary sehen, sondern eine kontinuierliche Entwicklung.
Diesen Kurs wollen wir fortsetzen. Allein
im letzten Jahr haben wir knapp 20 neue Veggieprodukte
im Markt etabliert. Deshalb haben wir uns auch
nicht gescheut, einen erfolgreichen Klassiker wie den
Schinken Spicker auf pflanzliche Basis umzustellen. So
schaffen wir übrigens Platz für die Vorbereitung neuer
pflanzlicher Kreationen.“
Die Zukunftsplanungen scheinen den Entscheidern
bei Rügenwalder Mühle offenbar Recht zu geben.
Im Jahr 2022 wurden in Deutschland nach Zahlen
des Statistischen Bundesamts 104.300 Tonnen Fleischersatzprodukte
wie Tofuwurst, Sojabratlinge oder
Veggieburger produziert, um nur einige zu nennen.
Der Wert all solcher Kompositionen erhöhte sich gegenüber
dem Vorjahr um 17 Prozent auf 537 Millionen
Euro. Schätzungen zufolge könnte schon in diesem
Jahr die Umsatzmarke bei Fleisch- und Fischalternativen
von einer Milliarde Euro geknackt werden.
Denn der Markt wächst weiter. Immer mehr Menschen
in Deutschland sowie den vielen anderen Industrienationen
und Schwellenländern sind sensibilisiert
auf Themen wie Klimawandel, schadstofffreien Pflanzenanbau,
gutes Tierwohl oder menschenwürdige Ar-
24 MAGAZIN 1 2024