21.02.2024 Aufrufe

Seltene Erkankungen

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

12<br />

Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de<br />

„Die besten Informationen bekommen<br />

Morbus Fabry-Patienten von anderen Betroffenen.“<br />

FOTO: PRIVAT<br />

Morbus Fabry ist eine erblich bedingte Stoffwechselstörung, die das Leben Betroffener stark beeinträchtigen kann.<br />

Natascha Sippel-Schönborn ist selbst betroffen von der Erkrankung und Geschäftsführerin der Morbus Fabry Selbsthilfegruppe<br />

(MFSH) e. V. Warum anhaltende Forschung im Sinne der Patienten so wichtig ist und welche Rolle die Selbsthilfe hier einnimmt,<br />

erzählt sie uns im Interview.<br />

Text Hanna Sinnecker<br />

Frau Sippel-Schönborn, Sie sind selbst betroffen<br />

von Morbus Fabry. Wie gehen Sie persönlich<br />

mit Ihrer Erkrankung um?<br />

Nachdem ich mit Verdacht auf Herzinfarkt ins Uniklinikum<br />

Mainz eingeliefert wurde, war ein Arzt direkt<br />

hellhörig, da ich keinen Gefäßverschluss hatte, der<br />

für einen Infarkt typisch wäre. Als er hörte, dass mein<br />

verstorbener Vater mehrere Herzinfarkte, Nierenprobleme<br />

und Schlaganfälle hatte, riet er mir zu weiteren<br />

Untersuchungen und einer genetischen Analyse. Es war<br />

großes Glück, dass der Arzt schon einmal von Morbus<br />

Fabry gehört hatte, die Puzzleteile richtig kombinierte<br />

und so die Diagnose gestellt werden konnte. Meinen<br />

ersten Behandlungstermin im Zentrum für seltene Erkrankungen<br />

Mainz hatte ich dann sechs Monate später:<br />

die Wartezeit war schrecklich und ich hatte große Angst,<br />

dass zwischenzeitlich wieder etwas passiert. Ich leide<br />

zum Glück nicht unter Schmerzen, aber habe Einlagerungen<br />

im Herzen, eine Herzwandverdickung<br />

und Herz-Rhythmus-Störungen. Die medikamentöse<br />

Behandlung hält das Fortschreiten meiner Erkrankung<br />

auf und bringt mir die Sicherheit, nicht von Krankheitsschüben<br />

überrollt zu werden. Ich habe außerdem einen<br />

Herzschrittmacher. Mir geht es dadurch recht gut und<br />

ich lebe nicht mehr in ständiger Angst.<br />

Sie sind Geschäftsführerin der MFSH e. V. Warum ist<br />

die Vernetzung unter Patienten so wichtig?<br />

Nach meiner Diagnose musste ich feststellen, dass sehr<br />

wenige Ärzte Morbus Fabry kennen. Ich war vergeblich<br />

auf der Suche nach Informationen für mich und<br />

meine vier Kinder, die alle von Morbus Fabry betroffen<br />

sind. Leider hatte ich das damals jährliche Treffen der<br />

Selbsthilfegruppe gerade verpasst. Als die damalige<br />

Vorsitzende der Selbsthilfegruppe zurücktrat, rückten<br />

Herr Dr. Wilden als Vorsitzender und Herr Landgraf als<br />

stellvertretender Vorsitzender nach. Sie fragten mich, ob<br />

ich den nächsten Fabry-Frauenworkshop besuchen und<br />

dabei die MFSH vorstellen könne: mein erster Schritt in<br />

die Selbsthilfearbeit. Ich bekam von den Teilnehmenden<br />

sehr positives Feedback und besuchte weitere Workshops,<br />

in denen ich kleine Vorträge hielt. Mir wurde bald<br />

klar, dass ich eine Teilzeitarbeit nicht mehr mit der Arbeit<br />

in der Selbsthilfe unter einen Hut bekomme.<br />

Also habe ich erst einen Minijob in der Selbsthilfegruppe<br />

übernommen und arbeite inzwischen halbtags als Geschäftsführerin<br />

der MFSH e. V. Meine Ambition war von<br />

Anfang an, mehr Informationen verfügbar zu machen und<br />

engmaschigere Austauschmöglichkeiten für Betroffene<br />

zu schaffen. Im Alltag sind Betroffene meist auf sich<br />

gestellt. Die besten Tipps bekommen sie von anderen<br />

Patienten, die ihre Beschwerden nachvollziehen können.<br />

Meine Ambition war von Anfang<br />

an, mehr Informationen<br />

verfügbar zu machen und engmaschigere<br />

Austauschmöglichkeiten<br />

für Betroffene zu schaffen.<br />

Dieser Austausch ist extrem wichtig, insbesondere für<br />

Kinder: wie geht man z. B. im Sportunterricht damit um,<br />

wenn man Schmerzen hat, ohne als Drückeberger abgestempelt<br />

zu werden? Wie erkläre ich anderen meine Erkrankung?<br />

Unsere Jugendtreffen geben Raum für diesen<br />

Austausch. Erwachsene Betroffene haben wieder andere<br />

Hürden: Viele können z. B. nicht in Vollzeit arbeiten und<br />

brauchen Unterstützung bei sozialrechtlichen Fragen. Bei<br />

unseren Online-Treffen, die zweimal monatlich stattfinden,<br />

bekommen sie schnell Antworten auf ihre Fragen.<br />

Sie vernetzen auch die Forschung mit Betroffenen.<br />

Wie können Betroffene sich hier aktiv beteiligen<br />

und welche Rolle übernimmt dabei die MFSH e. V.?<br />

Patienten sind sehr interessiert daran, was sich in der<br />

Forschung tut, da sie wissen, dass sie davon profitieren,<br />

wenn Therapien weiter verbessert werden. Wir sehen<br />

es als unsere Aufgabe, mit medizinischen Zentren und<br />

der Pharmaindustrie in Kontakt zu treten, um Patienten<br />

z. B. zu Studien zu informieren, an denen sie<br />

teilnehmen können. Den Betroffenen ist sehr bewusst,<br />

welche wichtige Rolle sie in der Forschung spielen,<br />

gerade weil die Patientenzahl klein ist.<br />

Natascha Sippel-Schönborn<br />

Geschäftsführerin der Morbus Fabry Selbsthilfegruppe<br />

(MFSH) e. V. und selbst Morbus Fabry-Patientin<br />

Die große Hoffnung der Patienten ist, dass es irgendwann<br />

eine Möglichkeit gibt, die Erkrankung ursächlich<br />

zu bekämpfen. Zudem werden wir zunehmend gefragt,<br />

was wir Patienten brauchen, um den Alltag mit der<br />

Erkrankung zu bestreiten und zu welchen Themen wir<br />

Informationen benötigen. Diese Themen bringen wir<br />

dann bei Ärzten und Pharmaunternehmen zur Sprache,<br />

die dann z. B. Workshops und Vorträge für Betroffene<br />

organisieren. Auch beim Erstellen von Infomaterial<br />

werden wir intensiv mit einbezogen, da uns hierfür<br />

oftmals die Ressourcen fehlen. Wir stellen dann gern<br />

die gesammelten Infos der Pharmaunternehmen zur<br />

Verfügung und freuen uns, dass unser Patienteninput<br />

wertgeschätzt wird. Trotzdem bleiben wir dabei immer<br />

eine unabhängige Anlaufstelle.<br />

Eines Ihrer Ziele ist es, über die Erkrankung aufzuklären.<br />

Sie haben eine tolle Lichterkettenaktion<br />

gestartet: können Sie uns dazu etwas mehr erzählen?<br />

Bei Morbus Fabry geht man von einer hohen Dunkelziffer<br />

Betroffener aus. D. h. es gibt vermutlich viele<br />

nicht- oder falschdiagnostizierte Patienten. Daher ist<br />

es sehr wichtig, die Erkrankung bekannter zu machen,<br />

und Aktionen zum Rare Disease Day tragen dazu bei.<br />

Wir haben von einer Patientin inspiriert begonnen,<br />

Ampullen der Fabry-Medikamente zu sammeln und<br />

daraus Lichterketten in den Farben des Rare Disease<br />

Days zu basteln, die in Apotheken zusammen mit Infoflyern<br />

ausliegen. So konnten wir zudem noch Spendengelder<br />

z. B. für unsere Jugendtreffen sammeln. Wir<br />

haben hunderte Ampullen verarbeitet! Das schafft<br />

nicht nur Aufmerksamkeit, sondern bringt auch Patienten<br />

in dieser gemeinsamen Mission zusammen.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.fabry-shg.org<br />

ANZEIGE<br />

Leben mit<br />

Morbus Fabry –<br />

Die Patient:innen<br />

im Fokus<br />

Die ungedeckten Bedürfnisse von Menschen mit<br />

seltenen Erkrankungen besser zu verstehen und zu<br />

erfüllen: Das geht nur im engen Austausch mit den<br />

Betroffenen selbst. Das forschende Pharmaunternehmen<br />

Chiesi, das stets an der Entwicklung neuer<br />

Behandlungsoptionen und der Bereitstellung von<br />

Unterstützungsangeboten für Menschen mit seltenen<br />

Erkrankungen arbeitet, hat sich genau das zum Ziel<br />

gesetzt. Derzeit liegt der Schwerpunkt des Unternehmens<br />

unter anderem auf lysosomalen<br />

Speicherkrankheiten, wie Morbus Fabry.<br />

Unterstützung für Morbus Fabry-Patient:innen<br />

Das Leben mit seltenen Erkrankungen kann herausfordernd<br />

sein. Deshalb tritt Chiesi in den Dialog mit Betroffenen, um<br />

herauszufinden, welche Hindernisse Morbus Fabry birgt,<br />

und welche durch gemeinsame Projekte Stück-für-Stück<br />

bewältigt werden können. So ist beispielsweise nicht nur<br />

ein Bereich für Fachpersonal auf der neuen Website des<br />

Unternehmens zu finden, sondern auch ein Patient:innenbereich,<br />

der in Zusammenarbeit mit Betroffenen<br />

entstanden ist.<br />

Unter morbus-fabry.chiesirarediseases.de wird sowohl<br />

Patient:innen als auch ihren Angehörigen Hilfestellung<br />

dabei angeboten, die Erkrankung zu verstehen und<br />

mit ihr umzugehen. Denn sowohl für den Patient oder<br />

die Patientin selbst als auch für die Angehörigen kann<br />

es zunächst schwer sein, mit einer solche Diagnose<br />

zurecht zu kommen. Auf der Website finden sie nicht<br />

nur grundlegende Informationen zu Symptomen sowie<br />

Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten, sondern<br />

vor allem Berichte von Betroffenen und ihre konkreten<br />

Erfahrungen mit der Erkrankung, die besonders neu<br />

diagnostizierten Patient:innen eine große Hilfe sein<br />

können. Zudem sind unter anderem Anlaufstellen für die<br />

spezialärztliche Versorgung in der Nähe zu finden, und<br />

auch zu sozialrechtlichen Themen wie der Beantragung<br />

eines Schwerbehindertenausweises oder einer Erwerbsminderungsrente<br />

finden Betroffene und ihre Angehörigen<br />

hier wertvolle Tipps. Patient:innen sind<br />

Expert:innen ihrer Erkrankung und wissen selbst am<br />

besten, welche Unterstützung sie benötigen. Chiesi<br />

möchte ihnen deshalb mehr Gehör verschaffen.<br />

Aktive Forschung im Sinne der Betroffenen<br />

Und diese Arbeit im Sinne der Patient:innen bleibt<br />

nicht stehen: Derzeit werden von Chiesi u.a. verschiedene<br />

Studienprojekte gefördert, mit dem Ziel,<br />

unter anderem die Diagnostik der Erkrankung zu<br />

verbessern. Dabei bleibt immer eines im Fokus: Die<br />

Bedürfnisse der Betroffenen und ihrer Angehörigen<br />

und die weitere Verbesserung ihrer Lebensqualität.<br />

Nur, wenn ihre Stimmen gehört werden, können<br />

Betroffene aktiv mit einbezogen werden: bei der<br />

Forschung und Entwicklung, bei der so wichtigen<br />

Aufklärungsarbeit rund um<br />

ihre Erkrankung und bei<br />

allen Fragen zu einer<br />

passgenauen Versorgung<br />

und Unterstützung<br />

von Patient:innen<br />

und den ihnen<br />

Nahestehenden.<br />

Weitere Informationen finden Sie unter<br />

morbus-fabry.chiesirarediseases.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!