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Seltene Erkankungen

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Lesen Sie mehr auf seltenekrankheiten.de<br />

Leben mit Phosphatdiabetes -<br />

“Gestalten statt hinnehmen“<br />

Die x-chromosomale Hypophosphatämie (kurz XLH) ist eine seltene Störung des Knochenstoffwechsels.<br />

Die Mutation, die XLH hervorruft, kann vererbt werden oder als spontane Mutation auftreten, was die Diagnose<br />

erschweren kann. XLH führt zu einem Phosphatmangel, weshalb die Erkrankung auch die Bezeichnung Phosphatdiabetes<br />

trägt. Auch wenn die Erkrankung entdeckt und behandelt wird, leiden Betroffene an ihren Folgen:<br />

dazu zählen u. A. starke Schmerzen, enorme Bewegungseinschränkungen und schlecht verheilende Knochenbrüche.<br />

Wir sprachen mit Sara Franke über ihr Leben mit der Erkrankung.<br />

Text Alexandra Lassas<br />

Frau Franke, Sie haben die Erkrankung XLH.<br />

Wann und wie hat sich die Erkrankung bei<br />

Ihnen geäußert und gibt es in Ihrer Familie<br />

weitere Betroffene?<br />

Bei mir wurde XLH bereits im Kleinkindalter sichtbar.<br />

Mit dem Beginn des Laufens zeigten sich deutliche Verformungen<br />

meiner Beine. Meine Mutter bemerkte das<br />

und zog sofort Parallelen zu ihrer eigenen Kindheit, in<br />

der sie ähnliche Verformungen hatte. Die Krankheit,<br />

die auch meine Mutter und meine beiden Geschwister<br />

betrifft, wurde bei meiner Mutter damals fälschlicherweise<br />

als Knochenfehlbildung diagnostiziert. Damals<br />

versuchte man durch verschiedene OPs, ihre Beine zu<br />

korrigieren, was zu starken Verformungen und irreversiblen<br />

Schäden bei ihr führte. Glücklicherweise wurde<br />

durch die Hartnäckigkeit meiner Eltern bei meinen<br />

Schwestern und mir die korrekte Diagnose gestellt,<br />

als ich drei Jahre alt war.<br />

Was waren und sind für Sie die größten Herausforderungen<br />

aufgrund Ihrer Erkrankung?<br />

In meiner Kindheit kämpfte ich mit Zahnabszessen<br />

und den Einschränkungen durch O-Beine, besonders<br />

beim Laufen und Springen. Aber unsere Familie lebte<br />

nach dem Motto: Jeder gestaltet sein Leben so gut wie<br />

möglich. In meiner Jugend führten Operationen zur<br />

Korrektur der Beine und weitere Eingriffe zu vielen Fehlzeiten<br />

in der Schule. Es war sehr schwer, als "behindert"<br />

abgestempelt und von Mitschülern und Lehrern in<br />

meinen Fähigkeiten unterschätzt zu werden. Doch<br />

dank der Unterstützung meiner Familie und Freunde<br />

konnte ich mein Selbstbewusstsein stärken.<br />

Mein gesamtes Skelett ist deformiert, was zu zahlreichen<br />

Begleiterkrankungen führte. Ärzte behandeln diese<br />

meist nur symptomatisch: ein zeitaufwendiger und<br />

kraftraubender Prozess. Die wirksame Behandlung<br />

begann erst, als ich gute Beziehungen zu den Ärzten aufbaute.<br />

Es gibt nicht viele Patienten mit dieser Krankheit,<br />

und es dauert oft zu lang, bis man als erwachsener Patient<br />

einen Spezialisten findet. Bis dahin versuchte ich,<br />

meine Schmerzen mit Schmerzmitteln zu lindern.<br />

Als lebensfroher Mensch stieß ich oft auf<br />

Schwierigkeiten, die Intensität meiner Schmerzen den<br />

Ärzten zu vermitteln und die Dringlichkeit meiner<br />

Situation zu betonen. Aber nicht nur erkrankte Kinder,<br />

sondern auch erwachsene Patienten benötigen<br />

weiterhin eine adäquate Betreuung, um Beschwerden<br />

zu lindern!<br />

XLH ist zwar noch nicht heilbar, aber behandelbar:<br />

wie geht es Ihnen unter Therapie?<br />

Mir geht es ganz gut. Natürlich begleiten mich ständig<br />

Schmerzen, die wohl auch bleiben werden. Das Bücken<br />

und Knien wird mir immer verwehrt bleiben. Trotz dieser<br />

Herausforderungen empfinde ich mein Leben als<br />

wunderbar. Seit einem Jahr spritze ich mir ein Medikament,<br />

das auch für Erwachsene zugelassen ist und<br />

mir Tage mit erträglichen Schmerzen schenkt.<br />

Sie sind 2022 Mutter geworden: Hatten Sie Sorge,<br />

dass ihr Kind auch von XLH betroffen sein könnte<br />

und wie verlief Ihre Schwangerschaft?<br />

Mein Mann und ich haben ausführlich darüber gesprochen<br />

und uns entschlossen, unsere Lebensfreude<br />

und unsere Träume nicht von einer Erkrankung beeinträchtigen<br />

zu lassen. Als das neue Medikament zugelassen<br />

wurde und die Erfolge bei Kindern vielversprechend<br />

waren, wurde unser Wunsch nach einer<br />

Familie nur stärker. Meine Frauenärztin war hervorragend<br />

über meine Krankheit informiert und hat mich<br />

jederzeit einfühlsam unterstützt. Nun sind wir stolze<br />

Eltern eines kerngesunden Sohnes.<br />

Wie geht es Ihnen heute und was möchten Sie<br />

anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?<br />

In jedem von uns schlummert etwas, für das es sich<br />

zu kämpfen lohnt. Jeder, der betroffen ist, sollte die<br />

Kraft und Geduld aufbringen, Ärzte aufzusuchen,<br />

bei denen er sich wohl fühlt. Unterstützung ist von<br />

entscheidender Bedeutung. Zudem sollte man sich<br />

bemühen, sich von der Erkrankung nicht übermäßig<br />

einschränken zu lassen. Es ist von grundlegender<br />

Bedeutung, fest an sich selbst zu glauben. Wir verdienen<br />

es, wertgeschätzt zu werden. Wir sind so viel<br />

mehr als die Erkrankung!<br />

Sara Franke<br />

XLH-Patientin<br />

Symptome der XLH im Überblick<br />

Mögliche Symptome bei Kindern:<br />

• Fehlstellungen der Beine (O- oder X-Beine)<br />

• Deformierungen der Knochen und Achsenfehlstellungen<br />

• Weiche Knochen (Rachitis)<br />

• Verspäteter Laufbeginn, Gangbildveränderungen,<br />

„Watschelgang“<br />

• Verzögertes/Vermindertes Wachstum (Kleinwuchs)<br />

• Dysproportionen<br />

• Knochen- und Gelenkschmerzen<br />

• Muskelschmerzen und -schwäche<br />

• Schädeldeformationen: Craniosynostose<br />

(verfrühter Verschluss der Schädelnähte),<br />

Chiari Malformation (Fehlbildung des Übergangs<br />

zwischen Hinterhaupt und Wirbelsäule)<br />

• Spätes Sekundärgebiss und Zahnprobleme<br />

(z. B. Abszesse und Fisteln)<br />

Zusätzliche mögliche Symptome bei Erwachsenen:<br />

• Veränderungen des Gehörs: Schwerhörigkeit<br />

bis hin zum Hörverlust, Tinitus, Schwindel<br />

• Frakturen und Pseudofrakturen durch unzureichende<br />

Knochenmineralisation<br />

• Osteomalazie (Knochenerweichung)<br />

• Spinalkanalstenosen (Verengungen des<br />

Wirbelkanals)<br />

• Früh einsetzende Arthrose oder Knochen- und<br />

Gelenkentzündungen<br />

• Bewegungseinschränkungen und Steifigkeit<br />

• Mineralisierung (Verkalkung) von Sehnen und<br />

Bändern<br />

• Dauerhafte Verkürzung von Sehnen, Muskeln und<br />

Bändern<br />

• Reduzierte Belastbarkeit, Erschöpfung<br />

Phosphatdiabetes e. V.<br />

Die Patientenorganisation Phosphatdiabetes e. V. ist<br />

eine Gemeinschaft von Betroffenen und Angehörigen,<br />

die Informationen bereitstellt, Hilfestellung anbietet<br />

und durch persönlichen Erfahrungsaustausch im<br />

Umgang mit der Erkrankung unterstützt. Die Belange<br />

aller Altersstufen – von Kindern, Jugendlichen und<br />

Erwachsenen – finden Beachtung.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.phosphatdiabetes.de<br />

FOTO: PRIVAT<br />

FOTO: GPOINTSTUDIO<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Kyowa Kirin GmbH entstanden.<br />

Einsatz für Menschen<br />

mit seltenen Erkrankungen<br />

Text Katharina Lassmann<br />

„Meine Hautprobleme begannen 2004“, berichtet eine<br />

Patientin. Sie litt zu dieser Zeit unter wiederkehrenden<br />

Hautausschlägen und Schmerzen. Erst Jahre später<br />

wurde bei ihr eine Mycosis fungoides diagnostiziert,<br />

eine Krebserkrankung, die in Europa weniger als einen<br />

von 110.000 Menschen betrifft. 1<br />

„Ich befand mich fast zehn Jahre lang in einer Grauzone“,<br />

erinnert sie sich. Ihre anfänglichen Symptome<br />

wurden zunächst als Ekzem erkannt. Erst ein Zufallsbefund<br />

führte zur richtigen Diagnose. Diese Geschichte ist<br />

kein Einzelfall: Der Weg bis zum Befund dauert bei diesem<br />

Krankheitsbild durchschnittlich zwei bis sieben<br />

Jahre. 2<br />

Kyowa Kirin ist ein global tätiges biopharmazeutisches<br />

Unternehmen, das die Versorgung von Menschen mit<br />

seltenen Erkrankungen verbessern möchte. Es wurde<br />

1949 in Japan gegründet und entwickelt seit dieser Zeit<br />

innovative Therapien in den Bereichen Nephrologie,<br />

Neurologie, Onkologie und Immunologie. Die Forschung,<br />

Entwicklung und Wirkstoffproduktion stützen<br />

sich auf Verfahren der Spitzenbiotechnologie<br />

aus eigenem Hause.<br />

Kyowa Kirin ist ein global<br />

tätiges Unternehemen, das<br />

die Versorgung von Menschen<br />

mit seltenen Erkrankungen<br />

verbessern möchte.<br />

So gilt das Unternehmen als Pionier in der Behandlung<br />

des nur selten auftretenden Phosphatdiabetes.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Behandlung seltener<br />

Krebserkrankungen wie der Mycosis fungoides und des<br />

Sézary-Syndroms – beides Unterformen des kutanen<br />

T-Zell-Lymphoms (CTCL).<br />

Kyowa Kirin möchte sämtlichen Menschen, mit denen<br />

es sich im Austausch befindet, ein Lächeln schenken<br />

– nicht nur durch die Bereitstellung neuer Wirkstoffe,<br />

sondern auch durch gelebte Partnerschaften. Das Unternehmen<br />

sucht weltweit den Austausch mit Betroffenen<br />

und Beteiligten, um gemeinsam bessere Antworten<br />

auf Patientenbedürfnisse zu finden, getrieben von dem<br />

Ansporn „Making people smile“.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.kyowakirin.com<br />

Quellen: 1 – Orphanet https://tinyurl.com/4vr9ar9v 2 – CL Foundation https://tinyurl.com/mvk67utw

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