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Ausbildung und Beruf 2024-03_red

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BERUFSINFO: HOLZBEARBEITUNGSMECHANIKER<br />

Was macht eigentlich ein Holzbearbeitungsmechaniker?<br />

Aus r<strong>und</strong> wird eckig: Damit der Rohstoff<br />

Holz etwa in der Möbel- Bauoder<br />

Verpackungsindustrie zum Einsatz<br />

kommen kann, müssen Baumstämme<br />

entrindet, geschält <strong>und</strong> gesägt werden.<br />

Holzbearbeitungsmechaniker bedienen<br />

dafür allerlei Maschinen <strong>und</strong> Anlagen,<br />

halten sie in Stand <strong>und</strong> kontrollieren die<br />

Ergebnisse - je nach Arbeitsplatz beispielsweise<br />

Bretter, Balken oder auch<br />

Hackschnitzel.<br />

Im Job-Protokoll erklärt Wolfram Dzwoniarek,<br />

warum für den Job manchmal<br />

Muskelkraft gefragt ist, heute vor<br />

allem aber technisches Verständnis.<br />

SO BIN ICH ZU MEINEM BERUF<br />

GEKOMMEN:<br />

Ursprünglich wollte ich Radio- <strong>und</strong> Fernsehtechniker<br />

werden. Dafür brauchte<br />

man aber einen Realschulabschluss. Ich<br />

habe einen qualifizierten Hauptschulabschluss.<br />

Außerdem gab es damals,<br />

1978, Lehrstellenmangel. Also habe<br />

ich mir in einem einwöchigen Praktikum<br />

das Sägewerk in der Nähe meiner<br />

Eltern <strong>und</strong> die Arbeit dort angeguckt -<br />

<strong>und</strong> habe mich sofort dafür begeistert.<br />

Erstmal hatte das etwas mit Holz zu<br />

tun. Mein Vater ist gelernter Tischler,<br />

der hat zu Hause immer gebastelt. Und<br />

zweitens gab es da viele Maschinen:<br />

Kreissägen, R<strong>und</strong>holzanlagen, Säumeranlagen,<br />

die dazugehörigen Schärfanlagen.<br />

Für mich alles höchstinteressant.<br />

Das war damals eines der größten Sägewerke<br />

im Kreis <strong>und</strong> alles sehr modern.Ich<br />

habe dort eine dreijährige<br />

<strong>Ausbildung</strong> gemacht. Die <strong>Beruf</strong>sschule<br />

fand im Blockunterricht statt: Anfang<br />

Januar bis Ende März ist man immer<br />

zur Schule nach Bad Wildungen gefahren.<br />

Schwerpunkte der <strong>Ausbildung</strong><br />

sind: Welche Holzarten gibt es, wie<br />

kann ich sie einschneiden, wie kann ich<br />

das R<strong>und</strong>holz dementsprechend ablängen<br />

<strong>und</strong> einteilen? Wie kann ich meine<br />

Werkzeuge schärfen? Was muss ich bedenken,<br />

wenn ich eine Maschine bediene?<br />

Das ist sehr, sehr vielseitig.<br />

Nach meiner <strong>Ausbildung</strong> bin ich im<br />

Sägewerk geblieben - bis auf meine<br />

B<strong>und</strong>eswehrzeit. Und dann hatte ich<br />

das Pech, dass 1989 das Sägewerk abgebrannt<br />

ist. Danach habe ich in der<br />

Möbelindustrie gearbeitet. Als die Firma<br />

insolvent gegangen ist, habe ich ein<br />

Jahr gar nichts mehr mit Holz gemacht,<br />

sondern im Sanitärdienst bei einer Heizungsfirma<br />

gearbeitet. In meiner jetzigen<br />

Firma bin ich seit fast 30 Jahren.<br />

Zwischenzeitlich habe ich auch die Ausbildereignungsprüfung<br />

abgelegt, darf<br />

also selbst ausbilden.<br />

SO SIEHT MEIN<br />

ARBEITSALLTAG AUS:<br />

Das kann ich am Morgen noch nicht<br />

wissen. Ich bin quasi der Facility Manager<br />

hier. Wo es klemmt, rücke ich es<br />

wieder gerade. Ich bin hier sehr vielseitig<br />

aufgestellt, mache auch die Sanitäranlagen,<br />

die Heizung. Und wir haben<br />

in der Palettenfertigung natürlich viele<br />

verschiedene Maschinen wie Deckelnagler<br />

oder Schablonen-Nagelmaschinen.<br />

Im Sägewerk haben wir beispielsweise<br />

Bandsägen <strong>und</strong> Säumeranlagen.<br />

Ich kann die Maschinen alle bedienen,<br />

aber ich kann sie auch reparieren.Wenn<br />

irgendwo etwas nicht richtig läuft, werde<br />

ich dazu geholt <strong>und</strong> sehe zu, dass ich<br />

es wieder ans Laufen kriege. Manchmal<br />

sehe ich schon im Vorbeigehen, was<br />

verkehrt ist, manchmal muss man auch<br />

tiefer eingreifen, nachsehen welche Parameter<br />

verstellt wurden oder ob eine<br />

Lichtschranke nicht sauber läuft.<br />

Gerade haben wir zwei Auszubildende.<br />

Einen Maschinenanlagenführer <strong>und</strong><br />

einen Holzmechaniker, die bei uns an<br />

den Maschinen eingesetzt werden. Einmal<br />

am Tag gucke ich, was sie machen<br />

müssen <strong>und</strong> ob alles wirklich läuft. Und<br />

wenn irgendwo ein Problem auftreten<br />

sollte, kommen sie zu mir. Handwerklich<br />

habe ich selbst aber eigentlich<br />

nichts mehr mit dem Holz zu tun.<br />

DAS SOLLTE MAN FÜR DEN<br />

BERUF MITBRINGEN:<br />

Früher musste man große Arme mitbringen,<br />

Muskeln. Und heutzutage auf<br />

jeden Fall Interesse an Maschinen <strong>und</strong><br />

an Neuem. Technisches Verständnis<br />

wäre klasse. Heute läuft ja alles technisch<br />

<strong>und</strong> wenn man an einer Maschine<br />

ist, bei der ein Roboter zur Hand geht,<br />

<strong>und</strong> eine Fehlermeldung kommt, dann<br />

muss man die auch auslesen können.<br />

Das Körperliche ist im Sägewerk dagegen<br />

komplett raus. Nur wenn man jetzt<br />

bei der Herstellung von Holzpaletten an<br />

den Nagelmaschinen arbeitet, geht das<br />

auf die Arme, weil die Brettmagazine<br />

von Hand bestückt werden müssen.<br />

Und man sollte nicht geräuschempfindlich<br />

sein. Wenn man etwa mit Kreissägen<br />

arbeitet, ist das tierisch laut. Es gibt<br />

natürlich immer Gehörschutz. Aber das<br />

Geräusch kriegt man damit nicht weg.<br />

WAS ICH AN MEINEM BERUF<br />

MAG - UND WAS WENIGER:<br />

Für mich war es immer angenehm, mit<br />

Holz zu arbeiten. Zu 99 Prozent kann<br />

ich erkennen, welche Holzart das ist,<br />

zumindest was bei uns hier eingeschnitten<br />

wird. Und der Geruch von<br />

Holz ist auch angenehm. Wir arbeiten<br />

mit Nadelholz - <strong>und</strong> da haben Kiefer<br />

<strong>und</strong> Douglasie einen besonders schönen<br />

Geruch. Leider wird man mit der<br />

Zeit geruchsblind: Wenn man lange dabei<br />

ist, riecht man es nicht mehr so gut.<br />

Heute mag ich vor allem die Vielseitigkeit,<br />

wie unterschiedlich ich mich einbringen<br />

kann. Was mich aber mittlerweile<br />

sehr stört, ist die Lautstärke. Das<br />

merke ich schon, obwohl ich Kopfhörer<br />

aufsetze.<br />

INFOKASTEN: AUSBILDUNG UND<br />

VERDIENSTMÖGLICHKEITEN:<br />

Die <strong>Ausbildung</strong> zum Holzbearbeitungsmechaniker<br />

dauert drei Jahre. Je nach<br />

<strong>Ausbildung</strong>sbetrieb erfolgt sie in einer<br />

von vier Fachrichtungen: Sägeindustrie,<br />

Hobelindustrie, Holzwerkstoffindustrie<br />

oder Holzleimbauindustrie.<br />

Rechtlich ist für die <strong>Ausbildung</strong> keine<br />

bestimmte Schulbildung vorgeschrieben.<br />

In der Praxis stellen Betriebe der<br />

B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit zufolge<br />

aber überwiegend Auszubildende mit<br />

Hauptschulabschluss oder mittlerem<br />

Bildungsabschluss ein.<br />

In ihrem Entgeltatlas gibt die B<strong>und</strong>esagentur<br />

für Arbeit für Holzbearbeitungsmechaniker<br />

(Fachkraft) ein mittleres<br />

monatliches Bruttoentgelt von r<strong>und</strong><br />

2953 Euro an. dpa<br />

24 <strong>03</strong> | <strong>2024</strong>

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