M das Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft - Darmstadt No. 01 2024

MENSCHEN. MACHER. MÄRKTE.
Unter dem Konzernradar
Lokale Märkte brauchen lokale Verleger
Von Jörg Riebartsch
Geht es um unabhängigen Journalismus,
erwartet der Konsument
Medienvielfalt, Unabhängigkeit
und graut sich vor
meinungsbildenden Monopolen.
Die werbetreibende Wirtschaft
hat die gleiche Erwartungshaltung,
allerdings eine andere Motivation.
Anbieter von Waren und Dienstleistungen
in Südhessen suchen
nach den besten Wegen, ihre
Kundschaft zu erreichen und bestenfalls
von ihren Angeboten zu
überzeugen. Das wirft für den
Werbenden gleich mehrere Fragen
auf, beispielsweise wie nah
das eingesetzte Medium am Publikum
dran ist, wie zuverlässig es
zugestellt wird und wie hoch seine
Streuverluste sind. Dabei ist die
gute alte Zeitung, dieses klassische
Printprodukt, gerade in einem geografisch
begrenzten Wirtschaftsraum
wie Südhessen, nicht durch
multinationale Konzerne, die das
Internet monopolisieren, komplett
ersetzbar. Der US-Technologiekonzern
Alphabet erzielte mit Google
weltweit im Internet im Jahr 2023
einen Werbeumsatz von etwas
mehr als 305 Milliarden US-Dollar.
Bequem schaltet der Kunde über
die Google-Suchmaschine seine
Anzeige. Kenntnisse über Besonderheiten
des Marktes am Ort hat
Google indes nicht. Und die Bedürfnisse
des Handels dürften am
Sitz von Google in Kalifornien auch
eher unbekannt sein. Die Macher
von Printprodukten für die Region
haben dieses Wissen, auch wenn
sich der lokale Markt da immer
mehr wandelt.
Die regionale Tageszeitung verliert,
kostenlose Printprodukte gewinnen
an Bedeutung. Der Zentralverband
der deutschen Werbewirtschaft
rechnet das penibel vor und
versucht sich an einer Erklärung
des Erfolgs kostenloser Printprodukte:
„Anzeigenblätter haben mit
einer wöchentlichen Gesamtauflage
von 54,3 Millionen Exemplaren
eine große Verbreitung und intensive
Nutzung. Die in Anzeigenblättern
enthaltene Werbung bietet
eine wichtige Orientierungshilfe,
wird von den Lesern geschätzt und
gezielt vor Anschaffungen und
Einkäufen genutzt. Ein Faktor, der
angesichts der stark gedämpften
Konsumlaune offenbar Gewicht im
Werbemarkt hat. Über 70 Prozent
der Leser verbinden positive Eigenschaften
mit Werbung im Anzeigenblatt.“
Der Konzentrationsprozess bei
den deutschen Tageszeitungen
entfremdet die Konzernzentrale
vom ortsansässigen Publikum, die
sublokale Wirtschaft ist weit weg
und die Marktbearbeitung dort
wird zum Kostenfaktor, der die
Erlös-Chancen überwiegt. Wenn
das hessische Tagesblatt in Wahrheit
aus Rheinland-Pfalz kommt,
dann gewinnt der ortsansässige
Verleger mit seinen Standort-Mitarbeitern
im geografischen Umfeld
Südhessens mehr und mehr an
Bedeutung. Die Werbeerlöse bei
den Tageszeitungen werden weiter
rückläufig sein. Dieser Mangel an
Präsenz wird von den Anzeigenblättern
kompensiert – solange es
den Verleger vor Ort noch gibt.
Der Autor Jörg Riebartsch ist
seit 2005 Chefredakteur bei verschiedenen
Tageszeitungen, Internet-Nachrichtenportalen
und
war Mitherausgeber des Darmstädter
Tagblatts als Wochenzeitung.
Heute lebt und arbeitet er in
der Nähe von München.
Lions Club Darmstadt-Castrum nimmt
Abschied von Klaus Wiedenroth
NACHRUF
Klaus Wiedenroth verstarb am 14. Januar
2024 im Alter von 85 Jahren. Das
Gründungsmitglied des Lions Club Darmstadt-Castrum
bleibt mit seinem sozialen
Engagement, seiner Eloquenz, seiner
Hilfsbereitschaft, seinem Humor und seiner
Liebenswürdigkeit unvergessen.
Wie keine anderer prägte er die Gründungsjahre
des Clubs. In besonderer Erinnerung
bleibt sein Einsatz als Präsident
für die Städteverschwisterung mit Troyes
in der Champagne. Vor einem halben Jahrhundert
hat er die Freundschaftsbeziehungen
angekurbelt und zusammen mit
den damaligen IHK-Wirtschaftsjunioren
und den Darmstädter Geschäftsleuten Ekkehard
Wiest, Werner Kade, Horst Bach,
Klaus Nitzsche, Hans-Werner Hölzel, Rudolf
Lacher und Wolfgang Köhler angekurbelt
und fortgesetzt. Am 22. Mai 1988
wurde dann die offizielle Städteverschwisterung
zwischen Darmstadt und Troyes
offiziell verkündet.
Da die erste »Activity« des Clubs war die
Denkmalpflege an der »Römischen Villa
Haselburg« in Hummetroth im Odenwald,
haben die Gründungsmitglieder den Zusatz
„Schloss“, lateinisch „Castrum“ beschlossen.
Der Lions-Club Darmstadt-Castrum
ist bis heute eine »non profit«-Organisation,
die durch eine Vielzahl von Aktivitäten
Menschen oder Organisationen hilft,
die gesundheitliche, soziale und kulturelle
Probleme zu lösen haben.
Klaus Wiedenroth
† 14. Januar 2024
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