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PuK - Prozesstechnik & Komponenten 2024

Eine seit mehr als 60 Jahren bestehende Fachzeitschrift mit Themen rund um Einsatz von Pumpen, Kompressoren und Komponenten.

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Leitartikel<br />

Schwingungen und Druckstöße aber<br />

auch Kavitation sind die Karies für<br />

Pumpen und auch andere Anlagenelemente.<br />

Die richtige Auswahl einer<br />

Pumpe hinsichtlich Nachhaltigkeit<br />

und Lebensdauer ist also eine Schlüsselaufgabe.<br />

Ein Druckstoß durchläuft eine Anlage<br />

mit Schallgeschwindigkeit (bei<br />

Wasser 1480 m/s) und wirkt in Rohren<br />

in alle Richtungen. Er hat eine große<br />

Kraft und greift nicht selten Sensoren<br />

an, dehnt Rohrleitungen oder deformiert<br />

Flächen. Dies führt oft zu kleinen<br />

Relativbewegungen zwischen<br />

Bauteilen, die an der Struktur nagen<br />

können. Auch alle anderen Pumpen,<br />

einschließlich Kreiselpumpen, pulsieren,<br />

dies kann durchaus unter manchen<br />

Bedingungen heftig ausfallen,<br />

wird aber meist toleriert. Wollen wir<br />

die Haltbarkeit von Pumpen verbessern,<br />

müssen wir Schwingungen und<br />

Stöße optimal dämpfen und natürlich<br />

Kavitation vermeiden. Solche Dämpfer<br />

gibt es leider noch nicht, daher ist<br />

dies eine ingenieurstechnische Herausforderung.<br />

Bei Kompressoren hängt der<br />

Wirkungsgrad stark von der Kühlung<br />

während des gesamten Verdichtungsprozesses<br />

ab. Wenn zusätzlich<br />

Reibung durch Dichtungen vorhanden<br />

ist, entsteht eine polytrope Verdichtung,<br />

bei der das Gas über die<br />

Kompressionserwärmung hinaus zusätzlich<br />

erhitzt wird. Je heißer das<br />

Gas, desto mehr Energie wird für die<br />

Förderung benötigt. Auch die Erwärmung<br />

des Gases beim Ansaugen in<br />

den Arbeitsraum mit heißen Wänden<br />

ist störend, da dadurch weniger<br />

angesaugt wird. Im Vergleich zur isothermen<br />

Kompression, bei der im Arbeitsraum,<br />

am besten mit Flüssigkeit<br />

gekühlt werden muss, benötigt die<br />

polytrope Kompression mindestens<br />

doppelt so viel Energie. Die Auswahl<br />

der richtigen Kühlung oder eine perfekte<br />

Abtrennung von Kühlmitteltröpfchen<br />

aus dem internen Kühlmittel,<br />

sind daher die wichtigsten<br />

ingenieurstechnischen Herausforderungen<br />

bei Kompressoren. Je nach<br />

Gastyp können auch große Leckagen<br />

auftreten. Je kleinmolekularer ein<br />

Gas ist, desto mehr. Beispielsweise<br />

ist der Wasserstoff heute viel diskutiert,<br />

schmiert aber extrem schlecht<br />

und wird bei der Entspannung am<br />

Saughubbeginn wärmer, statt kälter.<br />

Besonders hier empfiehlt sich<br />

eine Flüssigkeitsdichtung, erfordert<br />

aber natürlich eine Gasreinigung auf<br />

der Druckseite. Angesichts des Energieverlusts<br />

durch Wärme und Leckage<br />

im Bereich von Faktor zwei dürfte<br />

sich eine Gasreinigung auf der Druckseite<br />

schnell amortisieren.<br />

Hinzu kommt, dass der Energiebedarf<br />

für einen Zieldruck steigt, je<br />

niedriger der reale Saugdruck ist. Der<br />

Druckverlust sollte auf der Saugseite<br />

daher extrem minimiert werden. Dasselbe<br />

gilt für die Reibung der Dichtungen.<br />

Die Fläche unter den Kurven<br />

und Linien in Abb. 2 ist die notwendige<br />

Kompresssionsenergie.<br />

Abb. 2: Kompressionsarten bei Kompressoren: d1 isotherm; d2 polytrop, adiabat mit<br />

effizienter Kühlung; d3 adiabat oder isentrop; d4 polytrop mit zusätzlichem Wärmeeintrag<br />

z. B. von der Dichtungsreibung.<br />

Bei Kompressoren hängt der Wirkungsgrad<br />

von den folgenden Faktoren<br />

ab:<br />

1) Ohne wirksamen Kühleffekt entsteht<br />

eine adiabate Verdichtung.<br />

Falls dann noch eine relativ große<br />

Dichtungsreibung am Kolben hinzukommt,<br />

haben wir eine polytrope<br />

Kompression. Im Vergleich zur<br />

isothermen Verdichtung ist der<br />

Energieverbrauch 150 % höher. Je<br />

heißer das Gas am Ende der Förderung,<br />

desto mehr Förderenergie.<br />

2) Ebenfalls störend ist die Gaserwärmung<br />

beim Ansaugen, durch die<br />

Kompressionserwärmung entstehen<br />

heiße Wände im Arbeitsraum.<br />

Das angesaugte Gas wird beim<br />

Einsaugen erwärmt und dehnt sich<br />

aus. Dadurch wird deutlich weniger<br />

angesaugt.<br />

3) Jeder Kolbenkompressor klassischer<br />

Bauart hat einen Schadraum.<br />

Dies ist der beim oberen Totpunkt<br />

verbleibende Raum, der beim Ansaughub<br />

erst entspannt werden<br />

muss, bevor das eigentliche Ansaugen<br />

beginnen kann. Beim Fördern<br />

von Wasserstoff wird dieser<br />

beim Entspannen zusätzlich warm.<br />

4) Das Ansaugen mit Druckverlust bewirkt,<br />

dass der Ansaugdruck niedriger<br />

ist als der statische Ansaugdruck.<br />

Das ist in der Regel nicht<br />

viel, aber es wirkt sich trotzdem<br />

negativ aus, da die Kompression<br />

beginnend bei niedrigerem Druck<br />

die meiste Energie pro Druckstufe<br />

verbraucht.<br />

5) Auch auf der Druckseite entsteht<br />

ein Druckverlust, dieser findet<br />

aber im oberen Druckbereich statt<br />

und ist daher der kleinste Verlust<br />

in dieser Liste.<br />

6) Leckage am Kolben: Je nach Gastyp<br />

und dessen Schmiereigenschaften<br />

erleidet die Dichtung merklichen<br />

Verschleiß und damit auch merklichen<br />

Leckstrom. Bei Wasserstoff<br />

sind beide besonders hoch, da<br />

dieser nicht schmiert. Daher ist<br />

hier auch viel Forschungsarbeit im<br />

Gange.<br />

7) Bei Kompressorventilen ist bei<br />

schlecht schmierenden Gasen (z. B.<br />

Wasserstoff) zu erwarten, dass<br />

beim Schließen der Ventile bis zur<br />

finalen Endlage bereits im Kontakt<br />

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PROZESSTECHNIK & KOMPONENTEN <strong>2024</strong>

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